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100 Jahre DAV SSV Ulm 1846

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Zur Cordillera Blanca in Peru<br />

Zum 75-jährigen Jubiläum wollten wir den mit 6.768 m höchsten<br />

Berg Perus, den Huascaran, im Expeditionsstil bezwingen.<br />

Nach einjähriger Vorbereitungszeit hatte das Reisefieber seinen<br />

Höhe punkt erreicht, als wir endlich nach Lima abflogen.<br />

Bedrückend waren die Eindrücke von Armut, wo fünfjährige Kinder<br />

in den Schlachthausabfällen mit den Geiern um Fleischreste<br />

kämpften, wenige Kilometer vom Inka-Goldmuseum entfernt.<br />

Am nächsten Tag ging es auf der Panamericana am Atlantik<br />

entlang zu der Indiostadt Huaraz mit farbenprächtigem Markt.<br />

Von der Hazienda Colon (3.350 m) wurden Zelte, Eisausrüstung<br />

und Proviant mit Mulis zum Basislager am Talschluss in 4.200 m<br />

transportiert. Nach zwei “Eingehtouren“ auf 5.000er folgte der<br />

Toclaraju (6.030 m), die Zelte wurden zum Hochlager (5.300 m)<br />

getragen. Um 3 Uhr in der Frühe schluckten wir Tee und Kekse,<br />

stiegen dann stundenlang durch gewaltige Gletscherbrüche zur<br />

senkrechten Gipfeleiswand. Am Einstieg zum Aufstiegsriss riss<br />

ein Eissturz einen Bergkameraden aus der zweiten Gruppenhälfte<br />

50 Meter den Hang hinunter, den ich versorgen und nachführen<br />

konnte. Dann standen wir auf unserem ersten 6.000er.<br />

Bei aufziehendem Nebel folgte ein hektischer Abstieg, das Hochlager<br />

wurde abgebrochen, ins Basislager abgestiegen und nach<br />

Huaraz zurückgefahren.<br />

Zuversichtlich gingen wir nun den Huascaran an, stiegen vom<br />

kleinen Flecken Musho (3.000 m) gemütlich ins Basislager<br />

(4.200 m) mit einem herrlichen Ausblick über das Tal hinweg<br />

zur Cordillera Negra und am nächsten Tag über Hochlager I<br />

(5.300 m) weiter durch steile Eisbrüche und Seracs zum Hochlager<br />

II (6.000 m) mit einer weiten Fernsicht und feuerrotem<br />

Sonnenuntergang.<br />

Nach einer kurzen Nacht gab es um 2 Uhr Tee und Brötchen,<br />

im Dunkeln wurden die Steigeisen angeschnallt - die Bergstiefel<br />

hatten wir im Schlafsack gewärmt. Durch drohende Seracs stiegen<br />

wir zur Garganta, dem Sattel zwischen Nord- und Südgipfel,<br />

die riesige Spalte, die häufig den Weiterweg verwehrt, konnte<br />

über eine tragfähige Schneebrücke passiert werden. Steile Eishänge<br />

wechselten sich mit flachen Passagen ab. Erleichtert<br />

standen wir dann auf dem Gipfel, leider war das Wetter in den<br />

letz- ten Stunden neblig, eiskalt und so stürmisch geworden,<br />

dass mein Daunenanorak beim Anziehen weggerissen wurde.<br />

Im Schneesturm stiegen wir ab, um im Hochlager noch das<br />

“brennende Wolkenmeer“ zu genießen.<br />

Zurück in der Zivilisation schlossen Ausflüge zu kulturellen<br />

Highlights diese Ausfahrt in einen fremden Kulturkreis ab.<br />

Ulrich Scheib<br />

Impressionen aus Peru.<br />

Bilder: Ulrich Scheib<br />

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