Nr. 21 · Januar 2010 · www.stattblatt-neuss.de ... - Der Neusser

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Immobilienspecial
Neusser Innenstadt contra ECE-Center:
Flair oder Konsumtempel?
Das Schreckgespenst für Neusser Einzelhändler
hat einen Namen: ECE-Center. 40.000
Quadratmeter Verkaufsfläche, 1.500 kostenlose
Parkplätze, 30 Shops mit Öffnungszeiten
bis mindestens 20 Uhr abends, Fertigstellung
Frühjahr 2011. Mit einem Investitionsvolumen
von 140 Millionen Euro soll aus dem ehemaligen
Huma-Center ein Einkaufstempel à
la Schadow-Arkaden in Düsseldorf entstehen.
Halleluja! Wofür eigentlich? Gut, Schule
schwänzende Kids brauchen einen Ort, wo sie
ihre Zeit totschlagen können. Aber Spaß beiseite.
Fest steht: Das Center wird Kaufkraft aus dem
Umland anziehen (Hallo Rommerskirchen!)
und aus der Innenstadt abziehen (Tschüs,
Flair!). Für eine der ältesten und historischsten
Stadtkerne Deutschlands nicht die beste Aus-
sicht – und für die Einzelhändler der Innen-
stadt schon gar nicht. Und nicht nur für die,
auch die Immobilien der Innenstadt könnten
wirtschaftlich unter einem ECE-Center in die
Knie gehen. Ohne Käufer keine Händler, ohne
Händler keine Mieter, ohne Mieter Leerstand.
Doof.
„Der Einzelhandel macht momentan eine
schwere Zeit durch, die nicht nur durch die
Titelthema | StattBlatt 01.2010
konjunkturellen Probleme begründet ist. Si-
cherlich sind gerade die auf der grünen Wiese
entstandenen und noch entstehenden Ein-
kaufszentren nicht umsatzfördernd für den
Handel in der Innenstadt“, so Alexander Busch
von Peter-Busch-Immobilien. Dabei erfreut
sich Neuss als Immobilienstandort insgesamt
an konstanter Nachfrage und Beliebtheit. „Die
Attraktivität der Innenstadt liegt unter an-
derem an der sehr guten Erreichbarkeit aller
Dienstleister, Ärzte, Einzelhandelsgeschäfte in
Kombination mit dem Angebot an Kultur und
Gastronomie. Hierbei unterscheidet sich die
historisch gewachsene Innenstadt immer posi-
tiv von einem am Reißbrett entstandenen Ein-
kaufcenter, welches beliebig und austauschbar
ist“, bringt es Busch auf den Punkt.
Dabei ist der Geschäftsführer des traditio-
nellen Immobilienbüros stets darauf Bedacht,
bei der Vermietung auf einen abwechslungs-
reichen Handel hinzuwirken. Nicht aus Unei-
gennutz. „Die Entscheidung, wer mietet und
wer nicht, hat immer der Eigentümer und
nicht der Makler. Der Makler kann aber den
Eigentümer beraten und Empfehlungen ge-
ben, bei der Mieterauswahl möglichst auch
auf einen vernünftigen Branchenmix in der
Innenstadt zu achten, was sich spätestens
mittelfristig auch wieder für den Eigentü-
mer bezahlt macht.“ Hans-Willi Dicken vom
gleichnamigen Immobilien-Büro ergänzt: „Wir
Makler verwenden einen großen Teil unserer
Arbeitskraft für Beratungsgespräche und
versuchen Eigentümer zu überzeugen, dass
ein erheblicher Anteil der Mieteinnahmen für
die Erhaltung und Wertsteigerung investiert
werden muss.“ Das steigert die Attraktivität
der Innenstadt. Trotz ECE-Center im Nacken
sehen ansässige Händler der Zukunft optimi-
stisch entgegen.