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Agrar<br />

forschung<br />

schweiz<br />

S e p t e m b e r 2 0 1 0 | H e f t 9<br />

Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich<br />

Nutztiere Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009 Seite 308<br />

Agrarwirtschaft Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie Seite 326<br />

Pflanzenbau Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau Seite 340


Die Qualität von Silagen spielt bei der Fütterung von Kühen<br />

eine wichtige Rolle. Die Forschungsanstalt Agroscope<br />

Liebefeld-Posieux ALP testet auf Anfrage die neuen Siliermittel<br />

zur Verbesserung der Milchsäuregärung oder der<br />

aeroben Stabilität von Gras- und Maissilagen.<br />

(Foto: Olivier Bloch, ALP)<br />

Impressum<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique Suisse ist die<br />

Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope<br />

und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und<br />

Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung,<br />

Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und<br />

eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.<br />

Herausgeberin<br />

Agroscope<br />

Partner<br />

b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil<br />

ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und <strong>Schweiz</strong>erisches<br />

Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)<br />

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern<br />

b <strong>Schweiz</strong>erische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen<br />

b Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne<br />

b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,<br />

Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften<br />

Redaktion<br />

Andrea Leuenberger-Minger, <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique<br />

Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP,<br />

Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,<br />

Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Judith Auer, <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique<br />

Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach<br />

1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Redaktionsteam<br />

Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Eliane Rohrer (ACW), Gerhard<br />

Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART),<br />

Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL),<br />

Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).<br />

Abonnement<br />

Preise<br />

Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),<br />

inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–*<br />

*reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder<br />

info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Adresse<br />

Nicole Boschung, <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique<br />

Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP,<br />

Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,<br />

Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Internet<br />

www.agrarforschungschweiz.ch<br />

www.rechercheagronomiquesuisse.ch<br />

ISSN infos<br />

ISSN 1663-7852 (Print)<br />

ISSN 1663-7909 (Internet)<br />

Schlüsseltitel: <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. <strong>Schweiz</strong><br />

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet,<br />

bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an<br />

die Redaktion.<br />

Inhalt<br />

September 2010 | Heft 9<br />

307 Editorial<br />

Nutztiere<br />

308 Siliermittel und aerobe Stabilität –<br />

Testergebnisse 2009<br />

Ueli Wyss<br />

Nutztiere<br />

314 Stabilität von Silagen für Pferde bei<br />

der Verfütterung<br />

Ueli Wyss, Regina Klein, Kathrin Mund, Ruedi<br />

von Niederhäusern, Brigitte Strickler und<br />

Brigitta Wichert<br />

Umwelt<br />

320 Agrarmeteorologische Bedingungen im<br />

<strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050<br />

Pierluigi Calanca und Annelie Holzkämper<br />

Agrarwirtschaft<br />

326 Einstellungen zu Hochleistungs- und<br />

Vollweidestrategie<br />

Ivo Baur, Martin Dobricki und Markus Lips<br />

Pflanzenbau<br />

334 Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz:<br />

Sortenversuche 2007 bis 2009<br />

Rainer Frick, Eric Mosimann, Daniel Suter und<br />

Hans-Ueli Hirschi<br />

Pflanzenbau<br />

340 Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er<br />

Gemüsebau<br />

Reinhard Eder, Irma Roth, Catherine Terrettaz<br />

und Sebastian Kiewnick<br />

Kurzbericht<br />

346 Phoma der Sonnenblume: Kann nach<br />

Temperaturschwellen behandelt werden?<br />

Peter Frei<br />

350 Porträt<br />

351 Aktuell<br />

355 Veranstaltungen<br />

Berner Fachhochschule<br />

Haute école spécialisée bernoise<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Hochschule<br />

für Landwirtschaft SHL<br />

Haute école suisse d’agronomie HESA


Editorial<br />

Agrarwissenschaften, wichtiger<br />

denn je an der ETH<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Bernard Lehmann,<br />

Vorsteher des Departements Agrarund<br />

Lebensmittelwissenschaften,<br />

ETH Zürich<br />

Die Überraschung war gross, <strong>als</strong> die Schulleitung der ETH im Frühjahr bekannt<br />

gab, dass es das Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften in dieser<br />

Form ab 2012 nicht mehr geben und ein Departement «Gesundheitswissenschaften<br />

und Technologie» geschaffen wird. In der eigentlichen<br />

Agrarszene war man teilweise auch empört. Die Situation war für die Professorenschaft<br />

alles andere <strong>als</strong> einfach. Auch wenn die Trennung mitten in der<br />

Wertschöpfungskette für Nahrungsmittel aus der Innensicht kaum Sinn<br />

macht, muss man zugestehen, dass aus übergeordneten Motiven die neue<br />

Konstellation durchaus Sinn machen kann, beziehungsweise Sinn macht.<br />

Das World Food System, das wir <strong>als</strong> strategische Stossrichtung und Systembezug<br />

für unser Departement ins Leben gerufen haben, wurde durch die<br />

Schulleitung <strong>als</strong> einer der Prioritäten der ETH Zürich anerkannt und soll in<br />

Zukunft in der Form eines Kompetenzzentrums vor allem die Agrarwissenschaften<br />

und die Lebensmittelwissenschaften verbinden. Das Kompetenzzentrum<br />

wird sich mit aktuellen und zukünftigen Herausforderungen befassen<br />

und zusammen mit der Forschung der neuen Departemente innovative Lösungen<br />

– in Verbindung mit der Lehre und der Mitarbeit der Studierenden – ausarbeiten.<br />

Das neu zu bildende Departement «Gesundheitswissenschaften und Technologie»<br />

wird die Lebensmittelwissenschaften und andere Disziplinen beheimaten,<br />

wie die Bewegungswissenschaften oder die Neurowissenschaften.<br />

Damit wird auch ersichtlich, wie wichtig die adäquate Versorgung des Menschen<br />

mit Nahrungsmitteln für die Gesundheit ist.<br />

Im neuen Departement, das das bisherige Department Umweltwissenschaften<br />

und die Agrarwissenschaften zusammenführt, wird die nachhaltige<br />

Nutzung der natürlichen Ressourcen für die Nahrungsmittelproduktion eine<br />

Schlüsselrolle spielen. Die Agrarwissenschaftsprofessuren werden dabei durch<br />

mehrere Professuren ergänzt, die sich mit der langfristigen Nachhaltigkeit<br />

der Nutzung der Agrar-Ökosysteme befassen. In diesem Sinne ist es eine wirkliche<br />

Stärkung der Agrarwissenschaften, indem eine intensivere Zusammenarbeit<br />

in Forschung und Lehre – ohne Departementsgrenzen – ermöglicht<br />

wird. Langfristig kann eine produzierende Landwirtschaft nur eine ökologische<br />

Landwirtschaft sein, der es gelingt, gleichzeitig eine Intensivierung und<br />

eine bessere Schonung der Ressourcen umzusetzen.<br />

Diese Erkenntnisse zur Frage «how to achieve a sustainable intensification»<br />

werden in den Studiengang Agrarwissenschaften auf Bachelor- wie auf<br />

Masterstufe einfliessen und damit die künftigen Agronominnen und Agronomen<br />

auf die Herausforderungen einer massiv steigenden Nahrungsmittelnachfrage<br />

und dem Bedürfnis, die genutzten Ressourcen für die künftigen<br />

Generationen zu bewahren, vorbereiten. In diesem Sinne, ist der Entscheid<br />

der Schulleitung der ETH zu begrüssen.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 307, 2010<br />

307


N u t z t i e r e<br />

Siliermittel und aerobe Stabilität –<br />

Testergebnisse 2009<br />

Ueli Wyss, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux<br />

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: ueli.wyss@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 72 14<br />

Foto: ALP<br />

Silomais gilt <strong>als</strong> leicht silierbar. Probleme treten bei den Maissilagen vor allem durch Nachgärungen bei der Entnahme auf.<br />

E i n l e i t u n g<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n<br />

Silomais gilt <strong>als</strong> leicht silierbar. Probleme treten bei den<br />

Maissilagen vor allem bei der Entnahme durch die starke<br />

Anfälligkeit für Nachgärungen auf. Eine ungenügende<br />

Verdichtung und vor allem zu geringe Entnahmemengen<br />

bei der Verfütterung sind die Hauptgründe für das<br />

Auftreten von Nachgärungen. Durch den gezielten Einsatz<br />

von Siliermitteln kann die aerobe Stabilität der Silagen<br />

verbessert werden. Inwieweit die beiden Produkte<br />

Fireguard und Sil-EM für diesen Anwendungsbereich<br />

wirksam sind, wurde in Versuchen mit Silomais im Herbst<br />

2009 untersucht.<br />

Silomais der Sorte Amadeo wurde am 8. (1. Erntetermin)<br />

und am 25. September 2009 (2. Erntetermin) mit einem<br />

durchschnittlichen TS-Gehalt von 31,9 und 40,3 % einsiliert.<br />

Die Maispflanzen wurden auf dem Feld von Hand<br />

geschnitten und anschliessend mit einem Probenhäcksler<br />

zerkleinert (theoretische Häcksellänge 5 mm). Pro Erntetermin<br />

und Variante wurden jeweils fünf Laborsilos zu<br />

1,5 l Inhalt gefüllt.<br />

Die Gehaltswerte der Maispflanzen beim Einsilieren<br />

sind aus Tabelle 1 ersichtlich. Die anhand des TS-Gehaltes<br />

und des Verhältnisses Zucker/Pufferkapazität berech-<br />

308 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 308–313, 2010


Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009 | Nutztiere<br />

neten Vergärbarkeitskoeffizienten ergaben Werte von<br />

55 und 69. Bei Werten über 45 gilt das Siliergut <strong>als</strong> leicht<br />

silierbar (Kaiser und Weiss 2007).<br />

Als Negativkontrolle diente eine Variante «Ohne<br />

Zusatz» und <strong>als</strong> Positivkontrolle eine Variante mit Luprosil.<br />

Geprüft wurden die beiden Produkte Fireguard und<br />

Sil-EM. Das Produkt Fireguard wurde bereits 2005 und<br />

2008 geprüft (Wyss 2006; Wyss 2009). Die genauen Dosierungen<br />

der eingesetzten Siliermittel sind in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Beim 2. Erntetermin wurden beim Produkt<br />

Fireguard zusätzlich noch die beiden Dosierungen von<br />

30 und 60 g pro 100 kg Futter getestet. Beim Produkt<br />

Fireguard handelt es sich um ein Kombiprodukt. Neben<br />

Kaliumsorbat und Natriumbenzoat sind in diesem Produkt<br />

auch homofermentative Milchsäurebakterien enthalten.<br />

Das Produkt Sil-EM besteht aus effektiven Mikroorganismen.<br />

Gemäss der Deklaration beträgt der<br />

Keimbesatz an Milchsäurebakterien beim Produkt Fireguard<br />

2,5 × 10 8 koloniebildende Einheiten (KBE) pro g<br />

Siliermittel. Eine Überprüfung der Keimzahl bei beiden<br />

Ernteterminen ergab Werte von 3,9 × 10 6 und 5,5 × 10 5<br />

KBE/g. Im Produkt Sil-EM sind laut Deklaration 1,4 × 10 8<br />

KBE/g enthalten. Hier ergab die Überprüfung Werte von<br />

1,9 × 10 8 und 2,0 × 10 8 KBE/g. <br />

Zusammenfassung<br />

Die Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-<br />

Posieux ALP hat die beiden Siliermittel<br />

Fireguard und Sil-EM zur Verbesserung der<br />

aeroben Stabilität bei Maissilagen geprüft.<br />

Zusätzlich wurde neben einer Negativkontrolle<br />

ohne Zusatz auch eine Positivkontrolle<br />

mit Luprosil mitberücksichtigt. Die Versuche<br />

wurden mit Silomais der Sorte Amadeo mit<br />

Trockensubstanz(TS)-Gehalten von 32 und<br />

40 % in Laborsilos zu 1,5 Liter Inhalt durchgeführt.<br />

Die Silierdauer betrug 56 Tage.<br />

Mit Ausnahme der mit Sil-EM behandelten<br />

Silagen zeigten alle Silagen eine sehr gute<br />

Gärqualität und dementsprechend hohe<br />

DLG-Punktzahlen. Der Einsatz von Sil-EM<br />

führte zu erhöhten Essigsäuregehalten und<br />

höheren Verlusten, jedoch zu einer Verbesserung<br />

der aeroben Stabilität. Beim Siliermittel<br />

Fireguard ist die Dosierung für die Wirksamkeit<br />

zur Verbesserung der aeroben Stabilität<br />

entscheidend. Die beiden Produkte Fireguard<br />

und Sil-EM wurden nun definitiv für die<br />

Verbesserung der aeroben Stabilität bewilligt.<br />

Tab. 1 | Gehaltswerte des Silomaises beim Einsilieren<br />

1. Erntetermin 2. Erntetermin<br />

Trockensubstanz % 31,9 40,3<br />

Rohasche g/kg TS 44 32<br />

Rohprotein g/kg TS 74 74<br />

Rohfaser g/kg TS 195 158<br />

ADF g/kg TS 216 190<br />

NDF g/kg TS 421 338<br />

Zucker g/kg TS 86 84<br />

Nitrat g/kg TS 0,7 0,1<br />

Pufferkapazität g/kg TS 28 23<br />

Vergärbarkeitskoeffizient 55 69<br />

NEL MJ/kg TS 6,3 6,6<br />

APDE g/kg TS 68 71<br />

APDN g/kg TS 47 47<br />

Tab. 2 | Die Prüfverfahren und die Dosierungen der eingesetzten Siliermittel<br />

(Dosierung für 100 kg Futter)<br />

1. Erntetermin 2. Erntetermin<br />

Ohne Zusatz (Negativkontrolle) – –<br />

Luprosil (Positivkontrolle) 500 g 600 g<br />

Fireguard 15 g (200 g) 15 g (200 g)<br />

Sil-EM 250 g (250 g) 250 g (250 g)<br />

ADF: Lignozellulose<br />

NDF: Zellwände<br />

NEL: Netto-Energie Laktation<br />

APDE: Absorbierbares Protein im Darm, das auf Grund der verfügbaren Energiemenge<br />

aufgebaut werden kann.<br />

APDN: Absorbierbares Protein im Darm, das auf Grund des abgebauten Rohproteins<br />

aufgebaut werden kann.<br />

Angaben in Klammern = Wasserzusatz<br />

Foto: ALP<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 308–313, 2010<br />

309


Nutztiere | Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009<br />

Zur Bestimmung der Säuerungsgeschwindigkeit wurde<br />

bereits drei Tage nach dem Einsilieren ein Silo pro Variante<br />

geöffnet und der pH-Wert analysiert. Die restlichen<br />

Silos wurden nach acht Wochen Silierdauer geöffnet.<br />

Eine Woche vor der Entnahme wurden die Silagen während<br />

24 Stunden einem Luftstress unterzogen, dabei<br />

wurden die Löcher (oben und unten im Glas) geöffnet.<br />

Für die Analysen wurden drei Silos pro Variante berücksichtigt.<br />

Die aerobe Stabilität wurde anhand von Temperaturmessungen<br />

ermittelt. Alle 30 Minuten wurde die Temperatur<br />

gemessen und registriert. Diese Erhebung dauerte<br />

mindestens acht Tage. Als aerob stabil wurden die Silagen<br />

angesehen, solange die Temperatur in der Silage die<br />

Lokaltemperatur nicht um mehr <strong>als</strong> 1°C übertraf.<br />

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n<br />

Gehaltswerte der Silagen<br />

Die Gehaltswerte der Silagen, aufgeteilt nach Erntetermin<br />

und Variante, sind aus Tabelle 3 ersichtlich. Die<br />

grössten Unterschiede wies der Zuckergehalt auf, der je<br />

nach Variante mehr oder weniger stark abgebaut wurde.<br />

Weitere Unterschiede konnten bei den Faserbestandteilen<br />

festgestellt werden, was wiederum auf den unterschiedlichen<br />

Zuckerabbau zurückzuführen ist. Die unterschiedlichen<br />

Faserbestandteile wirkten sich entsprechend<br />

auf die NEL-Gehalte aus. Hier wies die Positivkontrolle<br />

bei beiden Ernteterminen die höchsten Werte auf.<br />

Tab. 3 | Gehaltswerte und Nährwerte der Maissilagen<br />

Variante Erntetermin Rohasche Rohprotein Rohfaser ADF NDF Zucker NEL APDE APDN<br />

g/kg TS g/kg TS g/kg TS g/kg TS g/kg TS g/kg TS MJ/kg TS g/kg TS g/kg TS<br />

Ohne Zusatz 1 47 75 198 225 370 51 6,2 63 47<br />

Luprosil 1 41 74 169 196 327 57 6,5 65 46<br />

Fireguard 1 43 77 178 211 359 15 6,4 65 48<br />

Sil-EM 1 45 78 178 210 360 7 6,4 65 48<br />

Ohne Zusatz 2 35 77 180 201 390 14 6,5 67 48<br />

Luprosil 2 31 74 158 180 347 48 6,6 68 46<br />

Fireguard 2 33 75 163 191 336 25 6,6 67 47<br />

Sil-EM 2 37 75 190 222 386 6 6,4 65 47<br />

Tab.4 | Gärparameter der Maissilagen<br />

Variante<br />

TS<br />

Erntetermin<br />

pH-<br />

Wert<br />

Tag 3<br />

pH-<br />

Wert<br />

Ethanol<br />

fl. S./<br />

Ges.<br />

S.<br />

NH 3<br />

-N<br />

/Ges.<br />

N<br />

% g/kg TS g/kg TS g/kg TS g/kg TS g/kg TS % % %<br />

Milchsäure<br />

Essigsäure<br />

Propionsäure<br />

Buttersäure<br />

Gärgasverlust<br />

Ohne Zusatz 1 30,6 4,7 4,2 48 7 0 0 7 14 5,0 1,5 100<br />

Luprosil 1 32,1 4,8 3,9 49 5 17 0 2 31 2,6 0,8 100<br />

Fireguard 1 31,5 4,7 4,0 51 24 0 1 7 32 4,3 2,4 100<br />

Sil-EM 1 30,4 4,5 4,4 10 52 9 1 11 87 5,8 4,3 63<br />

Ohne Zusatz 2 38,4 4,7 4 56 8 0 1 15 14 4,5 2,7 100<br />

Luprosil 2 39,8 4,8 3,9 49 6 15 0 1 29 2,7 0,7 100<br />

Fireguard 2 37,6 4,6 3,9 60 8 0 0 8 12 4,4 1,8 100<br />

Sil-EM 2 36,3 4,6 4,5 7 41 2 0 33 86 6,5 5,5 81<br />

DLG<br />

Punkte<br />

fl. S./Ges. S.: Anteil der flüchtigen Säuren an den Gesamtsäuren<br />

NH 3<br />

-N/Ges. N: Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff<br />

310 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 308–313, 2010


Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009 | Nutztiere<br />

Gärparameter der Silagen<br />

Die verschiedenen Gärparameter sind aus Tabelle 4 ersichtlich.<br />

Bei allen Silagen sank der pH-Wert innerhalb der ersten<br />

drei Tage nicht tief ab. Nach einer zweimonatigen<br />

Silierdauer wiesen die meisten Silagen hingegen tiefe pH-<br />

Werte auf. Die Ausnahme bildeten die Silagen, die mit<br />

dem Siliermittel Sil-EM behandelt wurden. Verantwortlich<br />

dafür war die geringe Milchsäure- und starke Essigsäurebildung.<br />

Zudem zeigte sich, dass bei diesem Produkt bei<br />

der feuchteren Silage mehr Essigsäure gebildet wurde. Da<br />

sich hohe Essigsäuregehalte negativ auf den Futterverzehr<br />

auswirken, sollte dieses Siliermittel nicht bei Futter mit TS-<br />

Gehalten unter 30 % TS eingesetzt werden.<br />

In allen Silagen konnten keine beziehungsweise nur<br />

geringe Spuren von Buttersäure nachgewiesen werden.<br />

Propionsäure wies vor allem die Variante auf, die mit<br />

Luprosil behandelt wurde. Die höchsten Ethanolgehalte<br />

wiesen die beiden mit Sil-EM behandelten Silagen auf.<br />

Der Ammoniakstickstoffanteil am Gesamtstickstoff war<br />

bei allen Silagen tiefer <strong>als</strong> 10 %. Die tiefsten Werte wies<br />

jeweils die Positivkontrolle auf. Die Gärgasverluste<br />

waren bei den meisten Varianten relativ gering. Die Ausnahme<br />

bildete die mit Sil-EM behandelte Silage. Die<br />

starke Essigsäurebildung führte zu einer Verdoppelung<br />

der Verluste. Beurteilt nach dem DLG-Bewertungsschlüssel<br />

(DLG 2006) erreichten die Silagen ohne Zusatz, die<br />

mit Luprosil und die mit Fireguard behandelten Silagen<br />

bei beiden Ernteterminen die Maximalpunktzahl auf.<br />

Mit 63 und 81 DLG-Punkten wurden die mit Sil-EM<br />

behandelten Silagen <strong>als</strong> verbesserungsbedürftig beziehungsweise<br />

gut eingestuft.<br />

Tab. 5 | Aerobe Stabilität der Maissilagen<br />

Variante<br />

Erntetermin<br />

Aerobe<br />

Stabilität<br />

Anzahl<br />

Stunden<br />

Max.<br />

Temperaturdifferenz<br />

°C<br />

pH-Wert<br />

Ende<br />

Nachgärtest<br />

Ohne Zusatz 1 33 7,2 7,3<br />

Luprosil 1 60 5,5 4,3<br />

Fireguard 1 203 1,8 4,6<br />

Sil-EM 1 216* 0,2 4,4<br />

Ohne Zusatz 2 22 14,1 7,9<br />

Luprosil 2 192* 0,6 5,2<br />

Fireguard 2 21 10,8 7,7<br />

Sil-EM 2 192* 0,3 4,5<br />

* Test nach 216 bzw. 192 Stunden abgebrochen<br />

Foto: ALP<br />

Abb. 1 | Hefepilze sind hauptverantwortlich für die Nachgärungen in Silagen.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 308–313, 2010<br />

311


Nutztiere | Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009<br />

Aerobe Stabilität<br />

Bei den Silagen des ersten Erntetermins erwärmte sich<br />

die Negativkontrolle sehr schnell und der pH-Wert stieg<br />

stark an (Tab. 5). Die Positivkontrolle vermochte die<br />

Erwärmung um einen Tag zu verbessern. Der Verderb<br />

war hier nicht so stark, das Futter war nicht verschimmelt<br />

und der pH-Wert war noch tief. Eine gute Wirkung<br />

zeigten bei diesem Futter die beiden Siliermittel Fireguard<br />

und Sil-EM.<br />

Bei den Silagen des zweiten Erntetermins zeigten die<br />

beiden Produkte Luprosil und Sil-EM eine sehr gute<br />

Wirksamkeit. Die Silagen erwärmten sich nicht während<br />

den 192 Stunden, wo die Temperatur verfolgt wurde.<br />

Hingegen erwärmten sich hier die Negativkontrolle<br />

sowie die mit Fireguard behandelte Silage sehr rasch<br />

und der pH-Wert stieg stark an. Dies ist vor allem auf die<br />

Aktivität der Hefen zurückzuführen (Abb. 1). Die zusätzlichen<br />

Untersuchungen bezüglich der höheren Dosierungen<br />

mit dem Siliermittel Fireguard zeigten, dass die<br />

Dosierung bei der Vorbeugung der Nachgärungen eine<br />

wichtige Rolle spielt. Erst die Dosierung von 60 g vermochte<br />

die aerobe Stabilität von 21 auf 61 Stunden zu<br />

verbessern, wobei die Temperatur bei der höchsten<br />

Dosierung weniger stark anstieg (Abb. 2).<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n<br />

••<br />

Die Gärqualität war bei den meisten Silagen sehr gut.<br />

••<br />

Der Einsatz des Siliermittels Sil-EM führte zu erhöhten<br />

Essigsäuregehalten, höheren Verlusten und tieferen<br />

DLG-Punktzahlen.<br />

••<br />

Mit dem Siliermittel Sil-EM konnte die aerobe Stabilität<br />

der Silagen verbessert werden.<br />

••<br />

Das Siliermittel Fireguard zeigte beim Silomais mit<br />

32 % TS eine gute Wirksamkeit. Beim Silomais mit<br />

40 % TS reichte die vorgeschlagene Dosierung nicht<br />

aus. Erst mit einer Erhöhung der Dosierung konnte<br />

die aerobe Stabilität der Silagen verbessert werden.<br />

••<br />

Die beiden Siliermittel Fireguard (Anpassung der Dosierung)<br />

und Sil-EM (nicht unter TS-Gehalt von 30 %<br />

einsetzen) wurden mit Auflagen bewilligt.<br />

n<br />

12,0<br />

10,0<br />

Temperaturdifferenz ºC<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

Temperaturdifferenz,<br />

0,0<br />

°C<br />

-2,0<br />

0 24 48 72 96 120 144 168 192<br />

Dauer, Stunden<br />

Dosierung 15 g Dosierung 30 g Dosierung 60 g<br />

Abb. 2 | Einfluss der Dosierung des Siliermittels Fireguard auf die Temperaturentwicklung<br />

nach der Silagenentnahme.<br />

312<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 308–313, 2010


Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse 2009 | Nutztiere<br />

Coadiuvanti per insilati e stabilità<br />

Silage additives and aerobic stability:<br />

Riassunto<br />

aerobica - risultati dei test 2009<br />

La Stazione di ricerca Liebefeld-Posieux<br />

ALP ha testato l'efficacia dei coadiuvanti<br />

per l'insilamento Fireguard e<br />

Sil-EM per il miglioramento della<br />

Summary<br />

test results 2009<br />

Agroscope Liebefeld-Posieux Research<br />

Station ALP investigated the efficacy<br />

of the silage additives Fireguard and<br />

Sil-EM for the improvement of aerobic<br />

stabilità aerobica in insilati di mais.<br />

stability in maize silages. Beside a<br />

Oltre a un controllo negativo senza<br />

negative control without additives, a<br />

additivi è stato preso in considerazione<br />

positive control with Luprosil was <strong>als</strong>o<br />

un controllo positivo con Luprosil. I<br />

tested. The tri<strong>als</strong> were conducted with<br />

test sono stati eseguiti su insilato di<br />

maize of the variety Amadeo, har-<br />

mais della varietà Amadeo con tenori<br />

vested at 32 % and 40 % dry matter<br />

in sostanza secca compresi tra il 32 e<br />

content and ensiled in 1.5-litre labora-<br />

il 40 per cento in silos di laboratorio<br />

tory scale silos. The storage period<br />

da 1,5 litri. L'insilamento è durato<br />

lasted 56 days.<br />

56 giorni.<br />

Except for the silages treated with<br />

Fatti salvi quelli trattati con Sil-EM,<br />

Sil-EM, all the others showed good<br />

tutti gli insilati hanno dimostrato<br />

fermentation quality and therefore<br />

un'ottima qualità fermentativa,<br />

high DLG points. The application of<br />

ottenendo un elevato punteggio DLG.<br />

Sil-EM increased the acetic acid<br />

L'impiego di Sil-EM ha determinato un<br />

contents and the losses, but improved<br />

aumento dei tenori in acido acetico e<br />

the aerobic stability. For the silage<br />

delle perdite, ma anche un migliora-<br />

additive Fireguard, the right dosage<br />

mento della stabilità aerobica. Per<br />

is important to improve the aerobic<br />

quanto riguarda il coadiuvante per<br />

stability. Based on these results, both<br />

l'insilamento Fireguard, il giusto<br />

products Fireguard and Sil-EM are<br />

dosaggio riveste un importante ruolo<br />

definitively authorized for the<br />

per il miglioramento della stabilità<br />

improvement of aerobic stability.<br />

aerobica. I due prodotti Fireguard e<br />

Sil-EM sono stati autorizzati in via<br />

Key words: aerobic stability, fermen-<br />

definitiva per il miglioramento della<br />

tation quality, maize silage, silage<br />

stabilità aerobica.<br />

additives.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

DLG 2006. Grobfutterbewertung. Teil B – DLG-Schlüssel zur Beurteilung<br />

der Gärqualität von Grünfuttersilagen auf Basis der chemischen Untersuchung.<br />

DLG-Information (2).<br />

▪▪<br />

Kaiser E. & Weiss K., 2007. Nitratgehalt im Grünfutter – Bedeutung für<br />

Gärqualität und Siliertechnische Massnahmen. Übersichten zur Tierernährung<br />

35 (1), 13 – 30.<br />

▪▪<br />

Wyss U., 2006. Siliermittel und aerobe Stabilität - Testergebnisse 2005.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> 13 (8), 348 – 352.<br />

▪▪<br />

Wyss U., 2009. Siliermittel und aerobe Stabilität: Testergebnisse 2008.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> 16 (8), 320 – 324.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 308–313, 2010<br />

313


N u t z t i e r e<br />

Stabilität von Silagen für Pferde<br />

bei der Verfütterung<br />

Ueli Wyss 1 , Regina Klein 2 , Kathrin Mund 2 , Ruedi von Niederhäusern 3 , Brigitte Strickler 3 und Brigitta Wichert 4<br />

1<br />

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux<br />

2<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen, 3052 Zollikofen<br />

3<br />

<strong>Schweiz</strong>erisches Nationalgestüt SNG, Avenches, 1580 Avenches<br />

4<br />

Institut für Tierernährung, Vetsuisse Fakultät, Universität Zürich, 8092 Zürich<br />

Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: ueli.wyss@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 72 14<br />

Auch Silagen eignen sich für die Pferdefütterung.<br />

E i n l e i t u n g<br />

In der Pferdefütterung werden <strong>als</strong> Alternative zu Heu<br />

seit einigen Jahren vermehrt Silagen eingesetzt. Vor<br />

allem für Pferde, die an einer Stauballergie oder anderen<br />

chronischen Atemwegserkrankungen leiden, sind<br />

Silagen ein geeignetes Futtermittel (Müller 2007). Die<br />

Pferdhaltenden bevorzugen vor allem trockene Silagen,<br />

die über 60 % Trockensubstanz (TS) aufweisen. Solche<br />

Silagen werden auch <strong>als</strong> Haylage oder Heulage bezeichnet.<br />

Bei trockenen Silagen findet eine weniger intensive<br />

Milchsäuregärung und entsprechend eine weniger<br />

starke pH-Wert-Absenkung statt. Dadurch steigt das<br />

Risiko für Nacherwärmungen beziehungsweise Nachgärungen<br />

und Schimmelbefall bei der Entnahme (DLG<br />

2003). Eine gute Verdichtung des Futters beim Pressen<br />

sowie ein luftdichter Abschluss sind hier entscheidende<br />

Faktoren für eine gute Silagequalität.<br />

Foto: ALP<br />

Vor der Verfütterung werden die Silagen von den Pferdhaltenden<br />

oft aufgeschüttelt gelagert. Bei der Milchviehhaltung,<br />

wo in der Regel Silagen mit TS-Gehalten<br />

zwischen 30 und 50 % eingesetzt werden, wird empfohlen,<br />

die Anschnittfläche im Silo nicht aufzulockern (Thaysen<br />

2004; Pahlow 2007). Bei aufgelockerten Silagen<br />

kann die Luft weiter in die Silagen eindringen und<br />

dadurch die unerwünschten Nachgärungen verursachen.<br />

Zur Vorbeugung von Nachgärungen werden bereits<br />

beim Einsilieren Siliermittel eingesetzt.<br />

Im Rahmen von zwei Semesterarbeiten der <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Hochschule für Landwirtschaft untersuchten<br />

Klein (2009) und Mund (2009), wie sich der TS-Gehalt<br />

oder der Einsatz eines Siliermittels auf die Stabilität der<br />

Silagen bei der Verfütterung auswirken.<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n<br />

Die Versuche wurden im <strong>Schweiz</strong>erischen Nationalgestüt<br />

in Avenches durchgeführt. Dazu wurden Silagen aus<br />

Quaderballen verwendet. Futter eines Reinbestandes<br />

mit italienischem Raigras der Sorte Gemini, das anfangs<br />

Juni 2008 geschnitten wurde, diente <strong>als</strong> Ausgangsmaterial.<br />

Es wurden Ballen mit und ohne Siliermittel hergestellt.<br />

Bei den behandelten Ballen wurde das Siliermittel<br />

Lupro-Grain beim Pressen mit drei Sprühdüsen auf<br />

das Futter gesprüht. Für die Untersuchungen wurden<br />

Ballen mit 1,0 und 1,5 l Siliermittel pro Balle berücksichtigt.<br />

Pro Tonne Futter entspricht dies einer Dosierung<br />

von 2,3 und 3,5 Litern. Die Empfehlung für das Siliermittel<br />

Lupro-Grain beträgt 5 l pro Tonne. Die Quaderballen<br />

wurden mit zwölf Lagen Folien umwickelt und wiesen<br />

ein durchschnittliches Gewicht von 430 kg auf. Die Ballen<br />

wurden im Freien gelagert.<br />

Nach der Entnahme wurden in zwei Durchgängen im<br />

April und Mai 2009 einerseits der Einfluss des TS-Gehaltes<br />

und andererseits der Einfluss eines Siliermitteleinsatzes<br />

(Lupro-Grain) mit den Dosierungen 1,0 und 1,5 l pro<br />

314 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 314–319, 2010


Stabilität von Silagen für Pferde bei der Verfütterung | Nutztiere<br />

Balle auf die Haltbarkeit der Haylageballen untersucht.<br />

Dabei wurden die Ballen in einem Raum bei einer durchschnittlichen<br />

Temperatur von 16 (1. Umgang) beziehungsweise<br />

18 ° C (2. Umgang) gelagert. Jeweils ein Teil<br />

des Futters einer Balle wurde aufgeschüttelt und der<br />

Rest kompakt gelagert (Abb.1).<br />

An den Tagen 0 (Öffnung der Ballen), 3, 7 und 14<br />

wurden in den Ballen beziehungsweise im aufgeschüttelten<br />

Futter die Temperaturen gemessen sowie eine Sinnenprüfung<br />

(Kamphues et al. 2004) gemacht. Zudem<br />

wurden Proben gezogen und im Labor die TS-Gehalte,<br />

pH-Werte, Gärsäuren, Rohnährstoffe sowie die Hefen,<br />

Schimmelpilze und aeroben mesophilen Bakterien<br />

bestimmt. Beim Beproben wurde nur sichtbar unverschimmeltes<br />

Futters entnommen, da verschimmeltes Futter<br />

nicht an Pferde verfüttert werden sollte.<br />

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n<br />

Temperaturmessungen<br />

Durch die Tätigkeit der Mikroorganismen unter Lufteinfluss<br />

nimmt die Temperatur im Futter zu und es kommt<br />

zu Nachgärungen. Bei den Silagen mit den zwei unterschiedlichen<br />

TS-Gehalten (50% und 60 % TS) nahm die<br />

Temperatur kontinuierlich zu. Jedoch erst nach 7 beziehungsweise<br />

14 Tagen nach der Öffnung der Ballen konnten<br />

– im Vergleich zur Raumtemperatur – erhöhte Temperaturen<br />

gemessen werden (Abb. 2). Dabei waren die<br />

Temperaturanstiege beim trockeneren und zudem kompakt<br />

gelagerten Futter höher <strong>als</strong> beim feuchteren Futter.<br />

Beim aufgeschüttelten Futter kann einerseits die Luft<br />

besser in das Futter eindringen und so die Aktivität der<br />

Mikroorganismen begünstigen. Andererseits kann die<br />

Wärme durch die Luftzirkulation besser entweichen. <br />

Zusammenfassung<br />

In der Pferdefütterung werden <strong>als</strong> Alternative<br />

zu Heu seit einigen Jahren vermehrt<br />

Silagen mit hohen TS-Gehalten, so genannte<br />

Haylage, eingesetzt.<br />

Bei der Verfütterung gibt es jedoch noch<br />

Fragen zur Haltbarkeit und den Lagerungsbedingungen.<br />

Im Rahmen von zwei Semesterarbeiten<br />

wurde untersucht, wie sich der<br />

TS-Gehalt respektive der Einsatz eines<br />

Siliermittels auf die Haltbarkeit der Silagen<br />

bei der Verfütterung auswirken. Dazu wurde<br />

ein Teil der Quaderballensilage nach dem<br />

Öffnen aufgeschüttelt und der restliche<br />

Teil der Balle jeweils kompakt gelagert.<br />

Die Ergebnisse haben gezeigt, dass der<br />

TS-Gehalt des Futters die Intensität der<br />

Gärung und die pH-Wert-Absenkung stark<br />

beeinflusst.<br />

Ein guter Indikator zur Bestimmung des<br />

Verderbs stellt die Messung der Temperaturen<br />

dar. Silagen mit TS-Gehalten über 60 %,<br />

die nach dem Öffnen der Ballen aufgeschüttelt<br />

werden, trocknen während der Lagerung<br />

unter Lufteinfluss stärker ab <strong>als</strong> kompakt<br />

gelagerte Ballen. Dadurch entwickeln sich<br />

die Schimmelpilze weniger stark. Durch den<br />

Siliermitteleinsatz konnte der Verderb<br />

teilweise länger verhindert werden.<br />

Es wird empfohlen, die geöffneten Ballen<br />

innerhalb einer Woche zu verfüttern. Bei<br />

Futter mit TS-Gehalten über 60 % bringt das<br />

Aufschütteln des Futters eine Verbesserung.<br />

Bei feuchterem Futter ist eine kompakte<br />

Lagerung der Ballen von Vorteil.<br />

Foto: ALP<br />

Abb. 1 | Nach der Öffnung der Ballen wurde während der 14-tägigen Erhebungsperiode ein Teil des Futters aufgeschüttelt und der Rest<br />

kompakt gelagert.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 314–319, 2010<br />

315


Nutztiere | Stabilität von Silagen für Pferde bei der Verfütterung<br />

Temperatur, ˚C<br />

40<br />

35<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Temperatur, 5 °C<br />

0<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Tag nach Öffnung der Ballen<br />

aufgeschüttelt kompakt<br />

Foto: ALP<br />

Temperatur, ˚C<br />

40<br />

35<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Temperatur, 5 °C<br />

0<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Tag nach Öffnung der Ballen<br />

aufgeschüttelt kompakt<br />

Abb. 2 | Einfluss des TS-Gehaltes beziehungsweise des Einsatzes eines Siliermittels auf die Temperaturen in den Silagen.<br />

Beim Futter, welches mit dem Siliermittel behandelt und<br />

vor der Verfütterung aufgeschüttelt wurde, konnte kein<br />

Temperaturanstieg festgestellt werden. Hingegen vermochten<br />

auch die zwei unterschiedlichen Dosierungen<br />

des eingesetzten Siliermittels beim kompakt gelagerten<br />

Futter den Temperaturanstieg nicht zu verhindern<br />

(Abb. 2).<br />

Die Messungen zeigen, dass die Temperatur einen<br />

guten und einfach zu bestimmenden Indikator darstellt,<br />

der die Tätigkeit der Mikroorganismen anzeigt (Abb. 3).<br />

TS-Gehalte und Gärparameter<br />

Durch das Aufschütteln trocknet das Futter insbesondere<br />

an der Oberfläche ab. Dadurch wird den unerwünschten<br />

Mikroorganismen das Wasser, welches sie für<br />

ihre Entwicklung brauchen, entzogen. Beim Abtrocknungsprozess<br />

spielen einerseits der TS-Gehalt und andererseits<br />

die Lagerungsart eine Rolle. Wie die Ergebnisse<br />

zeigen, bleibt beim feuchteren Futter, ob kompakt oder<br />

aufgeschüttelt gelagert, der TS-Gehalt mehr oder weniger<br />

konstant (Abb. 4). Beim Futter mit über 60 % TS<br />

nahm der TS-Gehalt im aufgeschüttelten Futter kontinuierlich<br />

zu. Im Weiteren beeinflusst auch der mikrobielle<br />

Verderb den TS-Gehalt. Wenn sich die Hefen stark vermehren,<br />

werden die Nährsubstrate zu Kohlendioxyd<br />

und Wasser veratmet und der TS-Gehalt des Futters<br />

nimmt zu (Pahlow 2007).<br />

Beim feuchteren Futter wurde mehr Milch- und<br />

Essigsäure gebildet <strong>als</strong> beim trockeneren Futter (Abb. 4).<br />

Dies wirkte sich auch auf die pH-Werte aus. Diese betrugen<br />

im Futter mit 50 % TS 4,6 und mit 60 % TS 5,6.<br />

Dass die Balle mit der höheren Siliermitteldosierung<br />

(3,5 l/t) etwas mehr Milch- und Essigsäure <strong>als</strong> die übrigen<br />

Ballen aufwiesen, dürfte auch auf die Unterschiede beim<br />

TS-Gehalt zwischen den Ballen zurückzuführen sein.<br />

Diese Ergebnisse decken sich mit Untersuchungen von<br />

Wyss (2000), in denen gezeigt wurde, dass der TS-Gehalt<br />

des Futters die Intensität der Gärung beeinflusst.<br />

Während der 14-tägigen Untersuchungsperiode konnten<br />

keine systematischen Veränderungen der Gärsäuren<br />

festgestellt werden. Anders sah es beim Ethanolgehalt<br />

aus. Einerseits wiesen hier die Ballen mit den höheren<br />

TS-Gehalten höhere Werte auf. Andererseits nahm der<br />

Ethanolgehalt im aufgeschüttelten Futter während den<br />

14 Tagen stark ab, was auf die Verflüchtigung des Ethanols<br />

zurückzuführen ist (Abb. 4). Ein leichter Alkoholgeruch<br />

konnte bereits beim Öffnen der Ballen festgestellt<br />

werden. Im Weiteren führte der Einsatz des Siliermittels<br />

bei beiden Dosierungen zu einer verminderten Ethanolbildung.<br />

In allen Ballen konnten nur Spuren von Buttersäure<br />

festgestellt werden. Alle Werte betrugen weniger <strong>als</strong> 2 g<br />

pro kg TS. Bei der Sinnenprüfung konnten diese geringen<br />

Werte an Buttersäure nicht festgestellt werden.<br />

Die mit dem Siliermittel behandelten Ballen wiesen<br />

beim Öffnen der Ballen bei der Dosierung 1 1,1 g und<br />

bei der Dosierung 2 1,8 g Propionsäure pro kg TS auf.<br />

Bei den unbehandelten Ballen konnte keine Propionsäure<br />

nachgewiesen werden.<br />

Abb. 3 | Die Temperaturmessungen sind ein guter und einfach zu bestimmender<br />

Indikator zur Feststellung des Verderbs.<br />

Foto: ALP<br />

316 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 314–319, 2010


Stabilität von Silagen für Pferde bei der Verfütterung | Nutztiere<br />

Mikrobiologische Qualität<br />

Die Hefen gelten <strong>als</strong> die Hauptverursacher der Nachgärungen;<br />

sie sind vor allem für die Erwärmungen nach<br />

der Entnahme unter Lufteinfluss verantwortlich (Wagner<br />

et al. 2007). Der analysierte Hefekeimbesatz lag in<br />

den Ballen mit den unterschiedlichen TS-Gehalten sowie<br />

auch in den mit Siliermittel behandelten Ballen bei der<br />

Entnahme unter der kritischen Grenze von 100000 koloniebildenden<br />

Einheiten (KBE) pro g Futter (Abb. 5). Wird<br />

diese Grenze überschritten, setzt nach Pahlow (2007) der<br />

Verderb ein und der pH-Wert steigt an. Sowohl im kompakt<br />

wie auch im aufgeschüttelten Futter wurde teilweise<br />

bereits am Tag 7, und vor allem am Tag 14, ein<br />

höherer Hefekeimbesatz im Vergleich zum Tag 0 festgestellt.<br />

Unterschiede ergaben sich auch bei den zwei<br />

Dosierungen des Siliermittels. Die tiefere Dosierung<br />

(2,3 l/t) vermochte die Entwicklung der Hefen bei beiden<br />

Lagerungsarten nicht zu stoppen. Bei der höheren Dosierung<br />

(3,5 l/t) konnte die Vermehrung der Hefen während<br />

sieben Tagen verhindert werden. Es stellt sich die<br />

Frage, wie sich eine noch höhere Dosierung des Siliermittels<br />

ausgewirkt hätte.<br />

Unter Sauerstoffzutritt können sich auch die Schimmelpilze<br />

gut entwickeln. Insbesondere bei den kompakt<br />

gelagerten Ballen, wo die Silofolie nicht entfernt wurde,<br />

kam es unter der Folie zu einer Kondenswasserbildung<br />

und zu einer Bildung von Schimmelpilznestern. Da bei<br />

den Probenahmen jedoch nur sichtbar unverschimmeltes<br />

Material entnommen wurde, war der Keimbesatz an<br />

Schimmelpilzen recht tief. Die Orientierungswerte für<br />

<br />

TS-Gehalt, %<br />

Milchsäure, g/kg TS<br />

Essigsäure, g/kg TS<br />

Ethanol, g/kg TS<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

TS-Gehalt, 20 %<br />

10<br />

0<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Tag nach Öffnung der Ballen<br />

aufgeschüttelt kompakt<br />

Ethanol, g/kg TS<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

Ethanol, g/kg TS Essigsäure, g/kg TS<br />

Milchsäure, g/kg TS<br />

TS-Gehalt, %<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

TS-Gehalt, 20 %<br />

10<br />

0<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

Foto: ALP<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Tag nach Öffnung der Ballen<br />

aufgeschüttelt kompakt<br />

Ethanol, g/kg TS<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

Abb. 4 | TS-Gehalte, Milchsäure-, Essigsäure- und Ethanolgehalte in den Silagen mit den unterschiedlichen TS-Gehalten beziehungsweise<br />

mit oder ohne Siliermitteleinsatz.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 314–319, 2010<br />

317


Nutztiere | Stabilität von Silagen für Pferde bei der Verfütterung<br />

Hefen, KBE/g<br />

10 000 000<br />

1 000 000<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

Hefen, 10 KBE/g<br />

1<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Hefen, KBE/g<br />

10 000 000<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

1 000 000<br />

100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

Hefen, 10KBE/g<br />

1<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Schimmel, KBE/g<br />

10 000 000<br />

1 000 000<br />

100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Schimmel, KBE/g<br />

10 000 000<br />

1 000 000<br />

100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

Ohne Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Schimmel, KBE/g<br />

TS-Gehalt: 50 % TS-Gehalt: 60 %<br />

100 000 000<br />

10 000 000<br />

1 000 000<br />

100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Bakterien, KBE/g<br />

Bakterien Bakterien, in den KBE/g Silagen.<br />

Tag nach Öffnung der Ballen<br />

aufgeschüttelt kompakt<br />

Schimmel,<br />

Ohne<br />

KBE/g<br />

Zusatz Dosierung 1 Dosierung 2<br />

100 000 000<br />

10 000 000<br />

1 000 000<br />

100 000<br />

10 000<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0 3 7 14 0 3 7 14 0 3 7 14<br />

Bakterien, KBE/g<br />

Tag nach Öffnung der Ballen<br />

aufgeschüttelt kompakt<br />

Abb. 5 | Einfluss des TS-Gehaltes beziehungsweise der Einsatz eines Siliermittels auf die Hefen, Schimmelpilze und aerob mesophilen<br />

Bakterien, KBE/g<br />

eine gute Qualität von 5000 Schimmelpilzen pro g Futter<br />

(Wagner et al. 2007) wurden nur in wenigen Fällen überschritten<br />

(Abb. 5). Dass die höchsten Werte jeweils im<br />

kompakt gelagerten Futter gefunden wurden, könnte<br />

ein Hinweis sein, dass die Abtrocknung des Futters die<br />

Lebensbedingungen für die Schimmelpilze eingeschränkt<br />

hat.<br />

Die aerob mesophilen Bakterien lagen in den Silagen<br />

mit 50 beziehungsweise 60 % TS mit einer Ausnahme<br />

alle unter der Grenze von 1 Million KBE pro g, welche<br />

nach Wagner et al. (2007) <strong>als</strong> gute Qualität eingestuft<br />

wird. Zwischen den beiden Lagerungsarten konnten hier<br />

keine Unterschiede festgestellt werden (Abb. 5). Durch<br />

den Zusatz des Siliermittels nahmen die aerob mesophilen<br />

Bakterien während der 14-tägigen Lagerung nur in<br />

den zwei Proben zu, welche auch erhöhte Schimmelpilze<br />

aufwiesen.<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n<br />

••<br />

Temperaturmessungen sind ein guter Parameter für<br />

den Hinweis auf Verderb.<br />

••<br />

Die Gärung ist bei trockenerem Futter weniger intensiv<br />

und der pH-Wert wird weniger stark abgesenkt.<br />

••<br />

Bei den Ballen soll die Folie nach dem Öffnen ganz<br />

entfernt werden, da es unter der Folie zu einer Kondenswasserbildung<br />

kommen kann, was die Entwicklung<br />

der Schimmelpilze fördert.<br />

••<br />

Bei Futter mit hohen TS-Gehalten (über 60 %) ist ein<br />

Aufschütteln nach dem Öffnen der Ballen positiv zu<br />

werten. Das Futter trocknet stärker ab und ist dadurch<br />

weniger anfällig für Schimmelbildung.<br />

••<br />

Futter mit TS-Gehalten um 50 % TS ist eher kompakt<br />

zu lagern<br />

••<br />

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass der Verderb<br />

oft ab dem Tag 7 beginnt. Deshalb sollten geöffnete<br />

Ballen innerhalb einer Woche verfüttert werden.<br />

••<br />

Durch den Siliermitteleinsatz konnte der Verderb teilweise<br />

länger verhindert werden. Die empfohlene Dosierung<br />

muss jedoch eingehalten werden. <br />

n<br />

318<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 314–319, 2010


Stabilität von Silagen für Pferde bei der Verfütterung | Nutztiere<br />

Stabilità degli insilati per cavalli durante il<br />

Stability of silages for horses during<br />

Riassunto<br />

foraggiamento<br />

Da alcuni anni, per il foraggiamento dei<br />

cavalli, in alternativa al fieno viene usato<br />

sempre più di frequente insilato ad<br />

elevato tenore in SS, il cosiddetto fieno-<br />

Summary<br />

feeding<br />

Since some years, hay in horse diets has<br />

been partly replaced by silage with high<br />

dry matter contents, <strong>als</strong>o known as<br />

haylage. There remain still some<br />

silo.<br />

questions concerning the stability of<br />

Tuttavia restano ancora aperte alcune<br />

haylage as well as the conditions during<br />

domande relative alla stabilità e alle<br />

storage. In this context, the influence of<br />

condizioni di stoccaggio. Nell'ambito di<br />

dry matter (DM)-content and the<br />

due prove sono stati analizzati gli effetti<br />

addition of silage additives on the<br />

del tenore in Sostanza secca (SS) e<br />

stability during the feed-out was<br />

dell'impiego di un agente per l'insila-<br />

investigated in two tests. In this study a<br />

mento sulla stabilità degli insilati durante<br />

part of the forage of a big bale was<br />

il foraggiamento. A tal fine una parte<br />

aerated after opening the bale while the<br />

dell'insilato in balle quadrate è stata<br />

remaining part was compactly stored.<br />

aerata dopo la sua apertura e il rimanente<br />

The results showed that the DM- content<br />

della è stato conservato nella sua forma<br />

of the silages does influence the<br />

compatto.<br />

intensity of the fermentation and the<br />

Dai risultati è emerso che il tenore in<br />

reduction of the pH-value. The measure-<br />

SS del foraggio incide fortemente sull'-<br />

ment of the temperature is a good<br />

intensità di fermentazione e sulla diminu-<br />

indicator for the deterioration of the<br />

zione del valore pH.<br />

silage. Silages with DM-contents over<br />

Un valido indicatore per determinare il<br />

60 %, which are aerated after opening<br />

deterioramento dell’insilato è la misura-<br />

of the bales, dry better during the<br />

zione della temperatura. Gli insilati con<br />

feed-out period than compactly stored<br />

tenore in SS superiore al 60 per cento,<br />

forage and thereby moulds develop less.<br />

arieggiati dopo l'apertura delle balle ,<br />

The application of a silage additive<br />

essiccano meglio durante lo stoccaggio<br />

partly prevented the silages from a rapid<br />

rispetto a quelli compatti con un conse-<br />

deterioration.<br />

guente minore sviluppo di muffe. L'im-<br />

It is recommended to feed the opened<br />

piego di coadiuvanti ha permesso, in<br />

bales within one week. The aeration of<br />

parte, di ritardare il deterioramento. Si<br />

forage with DM-contents higher than<br />

raccomanda di consumare il foraggio delle<br />

60 % leads to an improvement of its<br />

balle aperte nel giro di una settimana.<br />

quality. On the other hand, it is the<br />

L’ arieggiamento del foraggio con un<br />

compact storage which improves the<br />

tenore in SS superiore al 60 per cento<br />

quality in forages with lower DM-<br />

migliore porta a un miglioramento della<br />

contents.<br />

sua qualità. D’altro canto uno stoccaggio<br />

compatto aumenta la qualità dei foraggi<br />

Key words: silage, haylage, horses,<br />

con un minore tenore in SS.<br />

feeding.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

DLG, 2003. Praxisgerechte Pferdefütterung. Eine Information des DLG-<br />

Arbeitskreises Futter und Fütterung. Arbeiten der DLG/Band 198. 95 S.<br />

▪▪<br />

Kamphues J., Coenen M., Kienzle E., Pallauf J., Simon O. & Zentek J.,<br />

2004. Supplemente zu Vorlesungen und Übungen in der Tierernährung.<br />

Verlag M. und H. Schaper, Alfeld-Hannover.<br />

▪▪<br />

Klein R., 2009. Aerobe Stabilität von Haylages mit unterschiedlichem Trockensubstandgehalt<br />

unter Pferdestallbedingungen. Semesterarbeit SHL<br />

Zollikofen. 45 S.<br />

▪▪<br />

Müller C.E. 2007. Wrapped forages for horses. Doctoral dissertation.<br />

Uppsala, 57 S.<br />

▪▪<br />

Mund K., 2009. Aerobe Stabilität von Haylages mit unterschiedlichen<br />

Dosierungen eines Säurezusatzes unter Pferdestallbedingungen,<br />

Semesterarbeit SHL Zollikofen. 56 S.<br />

▪▪<br />

Pahlow G., 2007 Grundlagen und Grundsätze der Silierung. Übersichten<br />

zur Tierernährung 35 (1), 1 – 11.<br />

▪▪<br />

Thaysen J., 2004. Die Produktion von qualitativ hochwertigen Grassilagen.<br />

Übersichten zur Tierernährung 32 (1), 57 – 102.<br />

▪▪<br />

Wagner W., Wolf H. & Losand B., 2007. Die Beurteilung des mikrobiologischen<br />

Status von Silagen. Übersichten zur Tierernährung 35 (1), 93 – 102.<br />

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Wyss U., 2000. Grassilagen: TS-Gehalt beeinflusst Gärung und aerobe<br />

Stabilität. <strong>Agrarforschung</strong> 7 (4), 170 – 175.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 314–319, 2010<br />

319


U m w e l t<br />

Agrarmeteorologische Bedingungen im<br />

<strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050<br />

Pierluigi Calanca und Annelie Holzkämper, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich<br />

Auskünfte: Pierluigi Calanca, E-Mail: pierluigi.calanca@art.admin.ch, Tel.+41 44 377 75 12<br />

Foto: Gabriela Brändle, ART<br />

Die Pflanzenproduktion wird auch in Zukunft vom Klima abhängig bleiben.<br />

E i n l e i t u n g<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft profitiert heute von relativ<br />

günstigen klimatischen Bedingungen. Nennenswerte<br />

Produktionsverluste auf nationaler Ebene, wie zum Beispiel<br />

<strong>als</strong> Folge der Dürren von 1947, 1949, 1976 (Pfister<br />

1999) und zum Teil auch 2003 (Keller und Fuhrer 2004),<br />

sind selten. Auf regionaler Ebene können witterungsbedingte<br />

Schäden jedoch relevant sein.<br />

Ob dies auch in der Zukunft der Fall sein wird, steht<br />

im Brennpunkt internationaler (Eitzinger et al. 2009) und<br />

nationaler Forschungsaktivitäten. Allgemeine Überlegungen<br />

zu möglichen Auswirkungen einer Temperaturerhöhung<br />

und einer Abnahme der Sommerniederschläge<br />

auf die <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft wurden im Bericht<br />

«Klimaänderung und die <strong>Schweiz</strong> 2050» (OcCC/ProClim<br />

2007) diskutiert. Calanca (2007) hat die langfristigen<br />

Folgen der Klimaänderung auf die Intensität von Sommerdürren<br />

untersucht. Hinweise auf die Relevanz der<br />

Sommertrockenheit im Zusammenhang mit der Bewässerungsbedarf<br />

von Acker- und Grasland wurden weiter von<br />

Fuhrer und Jasper (2009) formuliert.<br />

Vielen dieser Untersuchungen lagen die gleichen Klimaszenarien<br />

zu Grunde. Sie stellen eine Synthese der Resultate<br />

des Europäischen Forschungsprojektes PRUDENCE<br />

dar (Christensen und Christensen 2007).<br />

In der Zwischenzeit wurden im Rahmen des EU-Projektes<br />

ENSEMBLES (Hewitt 2005; siehe auch http://<br />

ensembleseu.metoffice.com/) neuere Klimaszenarien für<br />

Europa vorbereitet. Im Unterschied zu PRUDENCE,<br />

wurde in ENSEMBLES zum ersten Mal die Entwicklung<br />

des Klimas von 1950 bis 2050, beziehungsweise von 1950<br />

bis 2100 fortlaufend berechnet. Die Ergebnisse von<br />

ENSEMBLES werden zurzeit von einer Expertengruppe<br />

ausgewertet mit dem Ziel, die Szenarien in OcCC/Pro-<br />

Clim (2007) zu aktualisieren.<br />

Auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine präzisen Aussagen<br />

möglich sind, sollen hier ein paar Einblicke in die<br />

Welt von ENSEMBLES gegeben werden, begleitet von<br />

Überlegungen zu den möglichen Konsequenzen, welche<br />

die darin skizzierten Tendenzen für die agrarmeteorologischen<br />

Bedingungen im Acker- und Futterbau haben<br />

könnten. Um die Szenarien in eine breitere Perspektive<br />

zu setzen, wird die Entwicklung des Klimas in den ver-<br />

320 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 320–325, 2010


Agrarmeteorologische Bedingungen im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050 | Umwelt<br />

gangenen 150 Jahren betrachtet. Dafür kommen homogenisierte<br />

Datenreihen für die monatsmittlere Temperatur<br />

und die Monatssumme der Niederschläge zur<br />

Betrachtung, die auf der Internetseite des Bundesamtes<br />

für Meteorologie und Klimatologie (Meteo<strong>Schweiz</strong>) zur<br />

Verfügung gestellt werden (http://www.meteoschweiz.<br />

admin.ch/web/de/klima/klima_heute/homogene_reihen.<br />

html).<br />

Kulturpflanzen und ihre Ansprüche an das Klima<br />

Optimale Witterungsbedingungen während der gesamten<br />

Vegetationszeit sind eine Voraussetzung für eine<br />

hohe Pflanzenproduktivität. Wann die Bedingungen<br />

optimal sind und wann mit witterungsbedingten Risiken<br />

zu rechnen ist, hängt nicht allein vom Klima sondern<br />

auch von den klimatischen Ansprüchen der Ackerkulturen<br />

ab (Lang und Müller 1999). Diese ändern sich je nach<br />

Sorte und Entwicklungsstadium: vegeta tives Wachstum,<br />

Blühen, Bildung und Füllung der Körner.<br />

Für viele Kulturpflanzen liegen optimale Temperaturen<br />

im Bereich 25 bis 30 °C, während sich bei höheren<br />

Temperaturen die Ertragsbildung einschränkt (Hess<br />

1991). In unseren Breiten ist dies jedoch selten der Fall.<br />

Deshalb haben Minimaltemperaturen im Allgemeinen<br />

eine weitaus grössere Bedeutung. Zudem können Frostschäden<br />

zu erheblichen Ertragsminderungen bis hin zu<br />

totalen Ernteausfällen führen.<br />

Ein optimales Pflanzenwachstum ist im Weiteren von<br />

einer ausreichenden Wasserversorgung abhängig. Durch<br />

Transpiration geht deren Pflanzen ständig Wasser verloren<br />

und muss über das Wurzelsystem neu aufgenommen<br />

werden. Ist zu wenig Wasser im Boden verfügbar, kann<br />

es zu Trockenstress kommen. Als Reaktion werden die<br />

Spaltöffnungen geschlossen. Dies minimiert die Wasserverluste,<br />

führt aber zu einer Änderung des Metabolismus,<br />

einer Einschränkung der CO 2<br />

-Aufnahme und, bei<br />

anhaltender Trockenheit, zu Ertrags- und Qualitätseinbussen.<br />

Niederschläge können neben ihrer positiven<br />

Auswirkung auf die Wasserversorgung aber auch direkt<br />

oder indirekt negative Auswirkungen haben, zum Beispiel<br />

in Form von Hagelschäden, Erosion, Überstauung<br />

oder Begünstigung von Pilzbefall bei häufiger Blattbefeuchtung.<br />

Agrarmeteorologische Indizes<br />

Eine Möglichkeit, die Beziehungen zwischen Klima<br />

und landwirtschaftlichen Systeme zu charakterisieren,<br />

bieten agrarmeteorologische Indizes (Eitzinger et al.<br />

2008). Diese beschreiben die Effekte verschiedener klimatischer<br />

Aspekte auf das Wachstum von Kulturpflanzen.<br />

Die phänologische Entwicklung, die Auswirkungen<br />

von Trockenheit, Nässe, Hitze und Kälte, aber auch<br />

Zusammenfassung<br />

Die agrarmeteorologischen Bedingungen für<br />

Acker- und Futterbau werden sich im Zuge des<br />

Klimawandels auch in der <strong>Schweiz</strong> ändern. Das<br />

kann zu einer Verbesserung der Produktion,<br />

aber auch zur Zunahme witterungsbedingter<br />

Risiken führen. Agrar meteorologische Indizes<br />

können helfen, das Zusammenspiel zwischen<br />

Klima und Kulturpflanzen besser zu verstehen.<br />

Sie können damit die Grundlage liefern, für die<br />

Entwicklung von Anpassungsstrategien.<br />

Hier wurden zwei wichtige Aspekte der<br />

landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion<br />

untersucht, nämlich die Dauer der Vegetationszeit<br />

und das Trockenheitsrisiko. Als Basis für die<br />

Auswertung dienten homogenisierte Datenreihen<br />

von Temperatur und Niederschlag über<br />

dem Zeitraum 1864 bis 2009 einerseits, und die<br />

neusten Klimaszenarien aus dem Europäischen<br />

Forschungsprojekt ENSEMBLES anderseits.<br />

Bezüglich der Vegetationsperiode sind die<br />

Ergebnisse konsistent mit den Resultaten<br />

früherer Studien, mit einer Vegetationsperiode<br />

im Jahr 2050 rund 40 Tage länger <strong>als</strong> um 1970<br />

im Mittelland. Was das Trockenheitsrisiko<br />

anbelangt, zeigen unsere Berechnungen ein<br />

etwas weniger dramatisches Bild <strong>als</strong> bisher<br />

angenommen. Dies ist hauptsächlich darauf<br />

zurückzuführen, dass die ENSEMBLES-Szenarien<br />

für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts im<br />

Mittel nur eine geringe Tendenz zu einer<br />

Abnahme der Sommerniederschläge zeigen.<br />

Allerdings sind auch die neuen Szenarien in<br />

diesem Punkt mit grossen Unsicherheiten<br />

behaftet.<br />

das Auftreten von Krankheiten und die Ausbreitung<br />

von Schädlingen sind Beispiele von Prozessen, die auf<br />

diese Weise erfasst werden können.<br />

Die zeitliche Dimension des Wachstums wird üblicherweise<br />

auf der Basis der laufenden Temperatursumme<br />

(Engl. Growing Degree Days) dargestellt. Für<br />

viele Kulturpflanzen liegen zuverlässige Angaben vor<br />

(z. B. Lang und Müller 1999), die eine relativ genaue<br />

Datierung von Entwicklungsstadien erlauben. Bezüglich<br />

des Futterbaus werden oft die Anzahl Tage bestimmt, an<br />

denen die mittlere Tagestemperatur 5 °C überschreitet.<br />

Um Kälte-Einflüsse ebenfalls abzubilden, wird in manchen<br />

Studien zusätzlich ein Minimalwert für die Tagesminimumstemperatur<br />

von –2 °C festgelegt.<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 320–325, 2010<br />

321


Umwelt | Agrarmeteorologische Bedingungen im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050<br />

Abb. 1 | Auswirkung einer Temperaturerhöhung<br />

um 2 °C auf die Entwicklung von<br />

Kartoffeln und das Risiko von hitzebedingtem<br />

Einstellen der Knollenfüllung am<br />

Standort Reckenholz. Dabei wurde die Annahme<br />

getroffen, dass keine Anpassung<br />

des Saattermins vorgenommen wird. In<br />

der unteren Hälfte der Abbildung sind<br />

wichtige phänologische Stadien aufgetragen:<br />

Saat; Aufgang (Aufg); Knollenbildung<br />

(KnBl); Blüte(Blüh); Auffüllung (Auff); Reife.<br />

Diese wurden auf Grund von Schwellenwerten<br />

der laufenden Temperatursumme<br />

bestimmt. Die obere Hälfte ist eine graphische<br />

Darstellung der Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die tagesmaximale Temperatur 30 °C<br />

übersteigt. Schwarz: Resultate einer Auswertung<br />

der täglichen Meteorologie im<br />

Zeitraum 1981–2009. Rot: Resultate für<br />

eine Zunahme der Temperatur um 2 °C, wie<br />

sie von den Klimaszenarien des ENSEMB-<br />

LES-Projekts für 2050 skizziert wird.<br />

Für Hitze können unterschiedliche Schwellenwerte<br />

gebraucht werden. Sommertage sind zum Beispiel Tage,<br />

an denen die maximale Tagestemperatur über 25 °C<br />

steigt, während für tropische beziehungsweise Hitzetage<br />

der Schwellenwert bei 30 respektive 35 °C liegt.<br />

Frost lässt sich auf Grund der Tagesminimumtemperatur<br />

erfassen.<br />

Im Zusammenhang mit Trockenheit ist die Auswahl<br />

an agrarmeteorologischen Indizes breit. Dies lässt sich<br />

damit erklären, dass die Entstehung von Trockenheit<br />

und trockenheitsbedingtem Stress ein relativ komplexes<br />

Phänomen ist. Meteorologisch gesehen ist Trockenheit<br />

primär eine Folge des Ausbleibens von signifikanten Niederschlägen.<br />

Schwankungen im Wasserangebot werden<br />

aber vom Boden zum grossen Teil gepuffert, vor allem<br />

wenn der Wurzelraum im Kontakt mit dem Grundwasser<br />

steht. Zudem haben Pflanzen mit tiefgehenden Wurzelsystemen<br />

die Möglichkeit, Wasser aus tiefer liegenden<br />

Bodenschichten zu nutzen, und können somit niederschlagsarme<br />

Perioden besser überstehen.<br />

Demzufolge kann Trockenheit je nach Standpunkt<br />

der Betrachtung mit Hilfe von reinen Niederschlagindikatoren<br />

untersucht werden, wie zum Beispiel mit dem<br />

von McKee et al. (1993) eingeführten standardisierten<br />

Niederschlagsindex (Engl. Standardized Precipitation<br />

Index oder SPI), oder mit Hilfe von Indizes, welcher die<br />

Wasserbilanz des Bodens und den Wasserverbrauch<br />

durch die Pflanze abbilden, wie dem Dürre-Index von<br />

Palmer (1965; Engl. Palmer Drought Severity Index oder<br />

PDSI), die relative Evapotranspiration (Fuhrer und Jasper<br />

2009) oder die durchschnittliche Wasserverfügbarkeit im<br />

Wurzelraum (Milly 1993; siehe auch Keller und Fuhrer<br />

2004). Von Bedeutung ist bei vielen Anwendungen nicht<br />

nur die Intensität der Trockenheit sondern auch deren<br />

Dauer. Deswegen wird häufig auch die Länge von Trockenheitsphasen<br />

<strong>als</strong> Index verwendet.<br />

Agrarmeteorologische Indizes können sowohl für die<br />

gesamte Vegetationszeit <strong>als</strong> auch für bestimmte Entwicklungsphasen<br />

berechnet werden. Letztere Berechnung<br />

hat den Vorteil, dass beispielsweise eine durch<br />

höhere Temperaturen hervorgerufene Verschiebung der<br />

Phänologie berücksichtigt werden kann. Wie in Abbildung<br />

1 am Beispiel der Entwicklung von Kartoffeln schematisch<br />

dargestellt, ist diese Option bei der Risikobeurteilung<br />

von Vorteil, da sie zu genaueren Angaben führt.<br />

R e s u l t a t e<br />

Entwicklung der Phänologie<br />

Erste Auswertungen der ENSEMBLES-Szenarien zeigen,<br />

dass im Alpenraum die Temperatur bis 2050 um rund 2° C<br />

zunehmen könnte. Für den Sommerniederschlag sind,<br />

anders <strong>als</strong> in den Szenarien des OcCC/ProClim (2007), bis zu<br />

diesem Zeitpunkt keine klaren negativen Tendenzen auszumachen.<br />

Was bedeuten diese Zahlen für die agrarmeteorologischen<br />

Bedingungen im Acker- und Futterbau? Es sei<br />

zunächst die Phänologie betrachtet. Die Dauer der Vegetationszeit<br />

von Wiesen und Weiden und deren Entwicklung<br />

im Zeitraum 1864 bis 2050 ist in Abbildung 2 dar gestellt.<br />

In dieser Abbildung deutlich zu erkennen ist die Tendenz<br />

zu einer Verlängerung der Vegetationszeit, die vor allem<br />

nach 1960 einsetzt. Klar festzustellen sind aber auch die<br />

kurz- und mittelfristigen Schwankungen. So lagen um<br />

322 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 320–325, 2010


Agrarmeteorologische Bedingungen im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050 | Umwelt<br />

1860 die Werte in günstigen Jahren schon auf einem<br />

ähnlichen Niveau wie um 1940, während die Jahre zwischen<br />

1890 und 1910 <strong>als</strong> überdurchschnittlich kalt und<br />

für den Futterbau ungünstig erscheinen. Die jährliche<br />

Variabilität war zwischen 1900 und 1930 deutlich geringer<br />

<strong>als</strong> in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und<br />

wiederum ab 1940.<br />

Gemäss Ergebnisse des ENSEMBLES-Projekts, setzt<br />

sich die ab 1980 beobachtete Tendenz bis 2050 fort. Die<br />

Länge der Vegetationszeit wird 2050 im Durchschnitt<br />

250 Tage betragen, das heisst rund 40 Tage mehr <strong>als</strong><br />

1970. Dies würde bei produktiven Wiesen grob einem<br />

zusätzlichen Schnitt pro Jahr entsprechen.<br />

Entwicklung der Trockenheit<br />

Für die Darstellung der Trockenheit dient hier der SPI.<br />

Wie in McKee et al. (1993) erklärt, stellt das SPI eine Standardisierung<br />

des kumulierten Niederschlags über einen<br />

Zeitraum dar, der je nach Fragestellung drei bis 24 Monate<br />

betragen kann. Hier wurde eine Integrationszeit von<br />

sechs Monaten gewählt und die Niederschlagssumme für<br />

April bis September betrachtet, denn diese ist repräsentativ<br />

für lang anhaltende Trockenheitsphasen, die zu<br />

Ertragseinbussen führen können. Als Referenzperiode<br />

für die Standardisierung traf die Wahl auf die Jahre 1981<br />

bis 2009. Negative Werte des SPI deuten auf Trockenheit<br />

hin, bei Werten kleiner <strong>als</strong> –1,5 sogar auf schwere Dürre.<br />

Die Daten in Abbildung 3 zeigen deutlich, dass in der<br />

Vergangenheit die kumulierten Niederschlagsmengen in<br />

den Monaten April bis September zeitlich stark variierten.<br />

Von der Trockenheit besonders betroffen waren die<br />

1860er, die 1890er sowie die 1940er Jahre. Die schwerste<br />

Dürre traf die <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft im Jahr 1947<br />

(Pfister 1999). Grosse Verluste gab es aber auch im Sommer<br />

2003 (Keller und Fuhrer 2004). Der wesentliche<br />

Unterschied zwischen den beiden Ereignissen liegt darin,<br />

dass 1947 die Phase negativer Niederschlagsanomalien<br />

bereits im vorhergehenden Winter anfing und Ende<br />

Sommer den Höhenpunkt erreichte. Im Jahr 2003 waren<br />

vor allem die Monate April, Juni und August von Trockenheit<br />

betroffen. Integriert über die ganze Zeit zwischen<br />

April und September führte das zu einer deutlich<br />

kleineren Anomalie <strong>als</strong> 1947.<br />

Bezüglich der zukünftigen Entwicklung von Trockenheit<br />

ist bis 2050 keine signifikante negative Tendenz im<br />

Niederschlagsregime zu erkennen. Der Unsicherheitsbereich<br />

ist aber in etwa so breit wie der Bereich der jährlichen<br />

Variabilität im heutigen Klima. Das könnte so interpretiert<br />

werden, dass Ereignisse, wie zum Beispiel 2003<br />

der Trockenheit, auch in der nahen Zukunft immer wieder<br />

vorkommen können.<br />

D i s k u s s i o n<br />

Eine quantitative Erfassung der agrarmeteorologischen<br />

Bedingungen im Acker- und Futterbau ist vor dem Hintergrund<br />

eines sich stets ändernden Klimas nötig, um Risiken<br />

rechtzeitig zu erkennen und Anpassungsstra tegien zu entwickeln.<br />

Eine Analyse mit Hilfe von agrarmeteorologischen<br />

Indizes hat den Vorteil, dass sie erstens ohne komplizierte<br />

Modellrechnungen durchgeführt werden kann und zweitens<br />

leicht interpretierbare Resultate liefert. Die unterschiedliche<br />

Bedeutung klimatischer Aspekte in Abhängigkeit<br />

der phänologischen Entwicklung einer Pflanze kann<br />

berücksichtigt werden, indem man agrarmeteorologischen<br />

Indizes gezielt für kritische Entwicklungsphasen berechnet.<br />

<br />

Abb. 2 | Dauer der Vegetationszeit bei Wiesen und Weiden am Standort Bern, im Zeitraum 1864 bis 2050. Schwarz: historische Rekonstruktion<br />

auf der Basis homogenisierter Temperaturdaten von Meteo<strong>Schweiz</strong>. Die dünne Linie zeigt die Jahreswerte an, während die dicke Linie die mittelfristigen<br />

Tendenzen wiedergibt. Blau: Entwicklung bis 2050, wie sie aufgrund von 15 ENSEMBLES-Szenarien berechnet wurde. In diesem Fall<br />

stellt die dicke Linie die wahrscheinlichste Entwicklung dar, während die dünnen Linien den Unsicherheitsbereich abgrenzen.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 320–325, 2010<br />

323


Umwelt | Agrarmeteorologische Bedingungen im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050<br />

Abb. 3 | Ähnlich wie Abbildung 2, aber bezüglich der Entwicklung des SPI an der Beobachtungsstation Bern im Zeitraum 1864 bis 2050. Es<br />

handelt sich hier um die Werte des 6-monatigen SPI für September, welche die Anomalien des kumulierten Niederschlags in den Monaten<br />

April bis September wiedergeben. Wie im Text erklärt, deuten negative Werte des SPI auf Trockenheit hin. Bei Werten unter –1,5 kann von<br />

anhaltender Dürre ausgegangen werden. Die zwei Pfeile kennzeichnen die Jahre 1947 und 2003.<br />

In dieser Arbeit wurde die Entwicklung der agrarmeteorologischen<br />

Bedingungen im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland mit<br />

Hilfe zweier derartigen Indizes für die Jahre zwischen<br />

1864 und 2050 skizziert. Dabei dienten historische Wetterbeobachtungen<br />

und Klimaszenarien <strong>als</strong> Datengrundlage,<br />

wobei es sich bei Letzteren um die Ergebnisse des<br />

EU-Forschungsprojekts ENSEMBLES handelt.<br />

Bezüglich Temperatur waren unsere Aussagen konsistent<br />

mit den Schlussfolgerungen aus früheren Arbeiten.<br />

Bezüglich Sommertrockenheit gab es aber merkliche<br />

Diskrepanzen, die im Rahmen weiterer Arbeiten zu<br />

erklären sind. In diesem Kontext ist zum Beispiel zu<br />

beachten, dass in PRUDENCE explizite Simulationen mit<br />

regionalen Klimamodellen nur für den Zeitraum 2071<br />

bis 2100 durchgeführt wurden, und dass für den Bericht<br />

OcCC/ProClim (2007) diese Resultate mit einem statistischen<br />

Verfahren auf die Jahre 2030, 2050 und 2070 skaliert<br />

wurden. Es gilt nun, die dafür getroffenen Annahmen<br />

auf der Basis des heutigen Wissens zu überprüfen.<br />

Die weitere Auseinandersetzung mit den Resultaten<br />

von ENSEMBLES wird zeigen, inwiefern und ab welchem<br />

Zeitpunkt ein zunehmender Wassereinsatz zur<br />

Bewässerung nötig sein wird (Fuhrer und Jasper 2009).<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n u n d<br />

A u s b l i c k<br />

Die Beurteilung der Szenarien aus der Sicht der <strong>Schweiz</strong>er<br />

Landwirtschaft wird ART auch in den kommenden<br />

Jahren beschäftigen. Ein wichtiges Ziel wird es sein, die<br />

Analyse des Zusammenspiels zwischen Witterung und<br />

Pflanzenwachstum in Richtlinien für die Praxis umzusetzen.<br />

Konkret geht es um die Aktualisierung der Klimaeignungskarte<br />

(http://www.agri-gis.admin.ch/index.php),<br />

die aus einer Bewertung der Klimaeignung für die Landwirtschaft<br />

in der <strong>Schweiz</strong> von Jeanneret und Vautier<br />

(1977) entstand.<br />

Die bis heute verwendete Klimaeignungskarte basiert<br />

auf klimatischen Daten aus dem Zeitraum 1901 bis 1960.<br />

Abbildungen 2 und 3 zeigen jedoch, dass sich das Klima<br />

seitdem verändert hat. Eine Aktualisierung der Klimaeignungsbewertung<br />

mit neuen Daten wäre schon aus diesem<br />

Grund angezeigt.<br />

Allerdings ist die von Jeanneret und Vautier entwickelte<br />

Methode nur teilweise reproduzierbar. Deshalb soll auch<br />

die Bewertungsmethodik neu ausgelegt werden. Dies<br />

wird von ART zurzeit im Rahmen der Nationalen Forschungsschwerpunkt<br />

Klima gemacht (http://www.nccrclimate.unibe.ch).<br />

Im Kern wird die neue Methodik auf eine expertenbasierte<br />

Bewertung kulturarten-spezifischer Klimaeignungen<br />

zurückgreifen. Die Quantifizierung der<br />

Klimasensitivitäten wird dabei auf der Basis agrarmeteorologischer<br />

Indizes vorgenommen, die für kritische<br />

Phäno logiephasen berechnet werden. Die neue Methodik<br />

wird leicht nachvollziehbar und modifizierbar sein,<br />

so dass die Berechnung der Klimaeignung jederzeit<br />

aktualisiert und erweitert werden kann und den Entwicklungen<br />

in der Züchtung von neuen Sorten Rechnung<br />

trägt. Auch wird eine Bewertung der Klimaeignung<br />

für verschiedene Klimaszenarien möglich sein. n<br />

324 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 320–325, 2010


Agrarmeteorologische Bedingungen im <strong>Schweiz</strong>er Mittelland von 1864 bis 2050 | Umwelt<br />

Condizioni agrometeorologiche sull'Alti-<br />

Agrometeorological conditions on the<br />

Riassunto<br />

piano svizzero dal 1864 al 2050<br />

I cambiamenti climatici si ripercuoteranno<br />

anche in Svizzera sulle le condizioni agrometeorologiche<br />

per la campicoltura e la<br />

foraggicoltura. Ciò potrà comportare un<br />

Summary<br />

Swiss Plateau from 1864 to 2050<br />

Climate change will affect the agrometeorological<br />

conditions for crop and forage farming<br />

<strong>als</strong>o in Switzerland. This can improve agricultural<br />

production but <strong>als</strong>o increase weather-<br />

miglioramento della produzione, ma anche<br />

related risks. In this context, agrometeorological<br />

un aumento dei rischi legati alle intemperie.<br />

indices can help to better understand the<br />

L’esame degli indici agrometeorologici può<br />

interactions between crops and climate and thus<br />

aiutare a meglio comprendere l'interazione<br />

serve as a basis for the development of adapta-<br />

tra clima e colture, nonché a creare le basi<br />

tion strategies. This study investigates two<br />

per lo sviluppo di strategie di adattamento.<br />

important aspects of crop production, namely<br />

In questo ambito sono stati analizzati due<br />

the length of vegetation period and drought<br />

aspetti importanti della produzione vege-<br />

risks. Our investigation relies on homogenized<br />

tale, cioè la durata del periodo di vegeta-<br />

data series for temperature and precipitation<br />

zione e il rischio di siccità, basandosi su dati<br />

spanning the period 1864 – 2009 and the latest<br />

meteorologici per gli anni 1864-2009 e sui<br />

climate scenarios from the European research<br />

più recenti scenari climatici emersi dal<br />

project ENSEMBLES. Concerning the length of<br />

progetto europeo di ricerca ENSEMBLES.<br />

vegetation period, our results are consistent<br />

Riguardo al periodo di vegetazione sull’Alti-<br />

with the findings of earlier studies. For the<br />

piano, i risultati si sono rivelati coerenti con<br />

Plateau, they suggest by 2050 an extension of<br />

quelli di studi precedenti, indicando per il<br />

about 40 days relative to the reference in the<br />

2050 un prolungamento di circa 40 giorni<br />

1970s. Regarding drought risks the picture is less<br />

rispetto al 1970. Riguardo al rischio di siccità<br />

dramatic than previously assumed. This can be<br />

il quadro emerso è meno drammatico di<br />

explained by the fact that for the first half of<br />

quanto prospettato finora, poichè negli<br />

the 21st century the ENSEMBLES scenarios show<br />

scenari ENSEMBLES la tendenza al calo delle<br />

on average only a small tendency toward<br />

precipitazioni estiva è minima nella prima<br />

reduced summer precipitation. On this aspect,<br />

metà del XXI secolo. A questo proposito<br />

however, even the new scenarios are fraught<br />

rimangono però notevoli incertezze.<br />

with uncertainty.<br />

Key words: climate change, agrometeorological<br />

indices, growing season's length, drought risk.<br />

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<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 320–325, 2010<br />

325


A g r a r w i r t s c h a f t<br />

Einstellungen zu Hochleistungs- und<br />

Vollweidestrategie<br />

Ivo Baur 1 , Martin Dobricki 2 und Markus Lips 2<br />

1<br />

Universität Zürich, Geographisches Institut, Social and Industrial Ecology<br />

2<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, CH-8046 Zürich<br />

Auskünfte: Martin Dobricki, E-Mail: martin.dobricki@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 31 46<br />

Foto: Iris Pulfer<br />

E i n l e i t u n g<br />

Am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN)<br />

in Hohenrain im Kanton Luzern wird derzeit ein Systemvergleich<br />

zwischen Vollweide- und Hochleistungs-Strategie<br />

bei Milchvieh durchgeführt. Die vorliegende Studie<br />

ist ein Teilprojekt und verfolgt das Ziel, die Motive und<br />

Einstellungen von Milchproduzentinnen und -produzenten<br />

in Bezug auf die beiden Fütterungs strategien zu<br />

erfassen.<br />

Die Strategie «Vollweide» besteht darin, den Weideanteil<br />

zu maximieren. Kraftfutter wird allenfalls zu Beginn<br />

der Laktationsphase eingesetzt. Bei der «Hochleistungsstrategie»<br />

ist eine Beschreibung weit schwieriger,<br />

da eine grosse Heterogenität besteht. Als gemeinsamen<br />

Nenner kann das Ziel einer grossen Produktionsmenge<br />

Milch pro Kuh beziehungsweise pro Stallplatz<br />

bezeichnet werden. Die Fütterung erfolgt typischerweise<br />

mittels Mischrationen, die aus Grund- und Kraftfutter<br />

besteht.<br />

326 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010


Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie | Agrarwirtschaft<br />

M e t h o d e<br />

Fokusgruppengespräche<br />

Für beide Strategien wurde je ein Fokusgruppengespräch<br />

organisiert und nach der Transkription mit dem<br />

Methodenset der Grounded Theory ausgewertet. Die<br />

Grounded Theory ist eine Methode zur systematischen<br />

Auswertung von qualitativen Daten (z. B. Interviewtranskripten).<br />

Dabei werden die Daten, in diesem Fall die<br />

Aussagen der Fokusgruppenmitglieder, kodiert und<br />

kategorisiert. Das Kodieren und Kategorisieren der<br />

Daten dient später der Entwicklung von Kategorienetzen,<br />

wobei deren bindende Beziehungen systematisch<br />

erarbeitet und überprüft werden (Strübing 2008).<br />

Beide Fokusgruppen waren ausschliesslich mit Vertretern<br />

jeweils einer Fütterungs strategie besetzt. Einerseits<br />

die «Hochleistungsstrategie» (10 Teilnehmer am<br />

3.2.2009) und anderseits die «Vollweidestrategie» (7 Teilnehmer<br />

am 4.2.2009). Hauptinhalt der Gespräche waren<br />

die Motive und Einstellungen der Teilnehmenden zu den<br />

beiden Fütterungsstrategien.<br />

Entsprechend der obengenannten Beschreibung der<br />

Strategien schätzte sich die Hochleistungs-Gruppe <strong>als</strong><br />

heterogen ein, während bei der Vollweidegruppe eine<br />

grössere Homogenität beobachtet werden konnte.<br />

Bezogen auf die Verbreitung der beiden Strategien gibt<br />

es grosse Unterschiede. Eine repräsentative Umfrage bei<br />

Ostschweizer Verkehrsmilchbetrieben ergab, dass im Talgebiet,<br />

zu dem die Region Hohenrain zählt, nur ein Prozent<br />

die Weide <strong>als</strong> Sommerfütterungssystem anwenden<br />

(Gazzarin et al. 2008).<br />

Zusammenfassung<br />

Zwei Fokusgruppengespräche mit Milchproduzentinnen<br />

und -produzenten über<br />

ihre Motive und Einstellungen zu den beiden<br />

Fütterungsstrategien «Hochleistung» und<br />

«Vollweide» wurden mit dem qualitativen<br />

Verfahren der «Grounded Theory» ausgewertet.<br />

Die Studie soll die Faktoren bestimmen,<br />

welche Betriebsleitende bei der Wahl<br />

ihrer Fütterungsstrategie leiten. Obwohl eine<br />

Verallgemeinerung der Resultate nicht<br />

zulässig ist, gibt die Analyse Einblick in<br />

Strategien, Motive und Einstellungen der<br />

einbezogenen Betriebs leitenden. Sowohl auf<br />

Ebene der (Betriebs-)Strategien, <strong>als</strong> auch bei<br />

den Zielen und Werten zeigen sich erhebliche<br />

Unterschiede. Die beiden Fütterungsstrategien<br />

stehen stellvertretend für zwei grundsätzlich<br />

unterschiedliche Produktionsphilosophien,<br />

wobei gemäss der Auffassung der<br />

befragten Landwirte einerseits die produzierte<br />

Milchmenge (Hochleistung) und<br />

andererseits eine ökoeffiziente Produktion<br />

(Vollweide) im Zentrum stehen. Während sich<br />

die Hochleistungsgruppe <strong>als</strong> moderne<br />

Unternehmer verstehen und sich der marktorientierten<br />

Milchproduktion verpflichten,<br />

spielt für die Vollweidegruppe die Ökologie<br />

und das Gemeinwohl eine wichtigere Rolle.<br />

Entscheidungsmodell<br />

Um die genannten Einstellungen der beiden Fokusgruppengespräche<br />

zu strukturieren, werden drei Ebenen<br />

(Werte, Ziele und Strategien) unterschieden, die zusammen<br />

den Entscheidungsprozess abbilden. Werte bestimmen,<br />

welche grundlegenden Ziele individuen langfristig<br />

verfolgen und dienen <strong>als</strong> Referenz, wenn es darum geht,<br />

Handlungsoptionen zu beurteilen. Wertvorstellungen<br />

werden durch das soziale Umfeld vermittelt, wobei die<br />

Normen eine zentrale Rolle spielen. Aus den Werten leiten<br />

sich konkrete Ziele ab. Die Strategie wird schliesslich<br />

benötigt, um Ziele zu erreichen. Die gewählte Fütterungs-<br />

beziehungsweise Betriebsstrategie resultiert aus<br />

dem Resultat des Entscheidungsprozesses. In Abbildung<br />

1 ist das Entscheidungsmodell schematisch dargestellt.<br />

Die drei Ebenen werden mittels vergleichendem<br />

Kodieren kon kre tisiert.<br />

Die nachfolgende Beschreibung der drei Ebenen<br />

erfolgt in der Reihenfolge Strategie, Ziele und schliesslich<br />

Werte. Während die Strategien genau definiert wer- <br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010<br />

327


Agrarwirtschaft | Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie<br />

den können, ist dies bei den Zielen und insbesondere<br />

den Werten wesentlich schwieriger, da sie <strong>als</strong> latente<br />

Grössen nur beschränkt fassbar sind.<br />

Abb. 1 | Entscheidungsmodell.<br />

Fütterungs- und Betriebsstrategie<br />

Die qualitative Analyse ergibt für beide Gruppen, dass<br />

die Betriebsstruktur, insbesondere die Flächenverfügbarkeit<br />

und die Arrondierung, zentrale Determinanten sind,<br />

an die sie ihre Fütterungsstrategie anpassen müssen. In<br />

einem zweiten Schritt erklären beide Gruppen die Fütterungsstrategie<br />

<strong>als</strong> Resultat ihrer Betriebsstrategie. Die<br />

Betriebsstrategie ist ein ökonomisches Handlungskonzept,<br />

dass nach Aussage der befragten Betriebsleiter auf<br />

ungefähr zehn Jahre ausgelegt ist. Die Betriebsstrategie<br />

wird von beiden Gruppen <strong>als</strong> Anpassung an aktuelle und<br />

antizipierte Markt- und agrarpolitische Entwicklungen<br />

verstanden.<br />

Die Fütterungsstrategie ist für die Gruppe «Hochleistung»<br />

wesentlich durch die Flächenausstattung gegeben.<br />

Bedingt durch die Knappheit und die Lage der Weideflächen<br />

ist für viele Betriebsleiter der Gruppe<br />

«Hochleistung» die Vollweide von vornherein ausgeschlossen.<br />

Neben den betriebsstrukturellen Determinanten<br />

wie Flächenverfügbarkeit und Arrondierung<br />

er klären sie ihren Futterplan <strong>als</strong> Anpassung an Bodenbeschaffenheit<br />

und Hangneigung. Die Betriebsstruktur<br />

wird <strong>als</strong> zentrale Handlungsrestriktion beschrieben.<br />

Insofern erscheint ihnen die Heterogenität der Futterpläne<br />

<strong>als</strong> logische Konsequenz der optimalen Nutzung<br />

unterschiedlicher Betriebsstrukturen. Die Fütterungsstrategie<br />

ist darauf ausgerichtet, unter gegebener Faktorausstattung,<br />

die optimale Menge Milch zu produzieren.<br />

Obwohl ein hoher betrieblicher Output wichtig ist,<br />

streben sie nicht die maximale Milchleistung an. Dem<br />

sich in ihrer Wahrnehmung zunehmend verschlechternden<br />

Markt- und Politikumfeld – mit sinkenden Milchpreisen<br />

und steigenden Gebäude- und Futterkosten –<br />

wollen die meisten mit einer Mengenausdehnung<br />

begegnen. Die Mengenausdehnung wird dabei vor<br />

allem über die Herdengrösse angestrebt, anstatt über<br />

die Milchleistung pro Kuh.<br />

Die Vollweidegruppe hingegen sieht sich in der Wahl<br />

der Fütterungsstrategie weniger von der Flächenausstattung<br />

eingeschränkt. Für sie ist eine emissionsarme und<br />

energetisch effiziente Produktion mehr eine Frage des<br />

Willens, <strong>als</strong> der Flächenausstattung. Eine umweltgerechte<br />

Produktion ist für sie das wichtigste Motiv bei der<br />

Wahl der Betriebsstrategie. Die tiefe Kostenstruktur fällt<br />

lediglich <strong>als</strong> ökonomisches Nebenprodukt der ökologischen<br />

Betriebsführung an. Trotzdem ist die Kostenminimierung<br />

eine zentrale Maxime, die im Ziel der nachhaltigen<br />

Betriebsführung gründet. Daneben ist die<br />

Kostenminimierung aber auch eine Anpassung an das<br />

polit-ökonomische Umfeld. Ähnlich wie die Hochleistungsgruppe,<br />

sieht sich die Vollweidegruppe hierbei mit<br />

ungünstigen Marktentwicklungen konfrontiert. Die sinkenden<br />

Produzentenpreise und der damit verbundene<br />

Abfluss der Wertschöpfung, betrachten sie <strong>als</strong> strukturelles<br />

Ungleichgewicht. Mit tiefen Maschinen- und Futterkosten,<br />

und der damit einhergehenden geringeren<br />

Milchleistung, entgegnet man der Marktmacht von<br />

zuliefernden und abnehmenden Firmen. Obwohl das<br />

Marktumfeld in beiden Gruppen gleich wahrgenommen<br />

wird, unterscheiden sich die Anpassungsstrategien<br />

grundsätzlich: Die Hochleistungsgruppe versucht über<br />

die Mengenausdehnung und dem gezielten Beschaffen<br />

von Inputs wie Maschinen oder Futtermittel sinkenden<br />

Erlösen entgegen zu wirken, während die Vollweide vor<br />

allem kostenseitig minimiert.<br />

R e s u l t a t e<br />

Ziele<br />

Bei den Zielen sind die Aspekte Ökonomie, Ökologie,<br />

Tierwohl und Arbeitsbelastung relevant.<br />

Ziele bezüglich Ökonomie und Ökologie<br />

Die ökonomischen Motive stehen für die Hochleistungsgruppe<br />

deutlich im Vordergrund. Der Wille zur Optimierung<br />

ist gekoppelt an die Affinität zur hohen Produktionsmenge.<br />

Die Milchmenge pro Arbeitsstunde und die<br />

Lebensleistung der Kuh sind für sie die Indikatoren einer<br />

erfolgreichen Betriebsführung. Die Maximierung der<br />

Milchmenge pro Arbeitsstunde, wird über die Automatisierung<br />

angestrebt. Die Milchleistung pro Fläche ist des-<br />

328 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010


Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie | Agrarwirtschaft<br />

halb zentral, weil die befragten Betriebsleiter eine<br />

moderne Betriebsausstattung im Bereich Futterbau<br />

anstreben, um aus der verfügbaren (Ackerbau-)Fläche<br />

den maximalen Ertrag an Futter zu generieren. Neben<br />

hoher Flächenproduktivität ermöglicht die Modernisierung<br />

der Ställe auch eine höhere Lebensleistung der<br />

Kuh. Diese ist zudem von Bedeutung, weil sie auf den<br />

verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren hinweist.<br />

Eine über die Anforderungen des ÖLN hinausgehende<br />

ökologische Effizienz der Betriebsführung scheint hingegen<br />

kaum entscheidungs relevant, zumindest wurde sie<br />

nicht explizit angesprochen.<br />

Im Gegensatz dazu erklärt die Vollweidegruppe<br />

systematische Kostenminimierung mit dem Ziel ökoeffizienter<br />

Produktion. Nährstoffaufwand pro Kilogramm<br />

Milch, die Energiekosten pro Kilogramm Milch und insgesamt<br />

eine möglichst emissionsarme Produktion sind<br />

für sie die Leistungskriterien. Das Bestreben Energieund<br />

Futterkosten einzusparen, ist in der Auffassung der<br />

Vollweidegruppe im Sinne einer verantwortungsvollen<br />

Produktion zu verstehen. Mit der Maximierung des Weideanteils<br />

soll der Nährstoffverlust minimiert werden.<br />

Die tiefe Kostenstruktur ist damit die ökonomische Folge<br />

ökologischer Motive.<br />

grössere Kontrolle über die Ressourcen. Abhängigkeiten<br />

von Wetter und von saisonalen Einflüssen werden möglichst<br />

reduziert, was eher erlaubt die Freizeit zu planen.<br />

Die moderne Infrastruktur im Stall reduziert zudem die<br />

körperliche Belastung. Standardisierung und Automatisierung<br />

des Produktionsprozesses haben weiter den Vorteil,<br />

dass die Arbeit eher einer Stellvertretung anvertraut<br />

werden kann.<br />

Im Gegensatz dazu geniesst der Weidestratege die<br />

Saisonalität seines Systems. Sein Arbeitsjahr ist an den<br />

natürlichen Reproduktionszyklus der Tiere gebunden.<br />

Das saisonale Abkalben und die damit verbundene<br />

Melkpause erlauben eine temporäre Reduktion der<br />

Arbeitsbelastung. Die Melkpausen bringen Freiraum<br />

für die Familie und Entlastung für die Betriebsleitung.<br />

Für die Familie ist die Abkalbphase eine besonders<br />

spannende Zeit und weckt bei den Kindern das Interesse<br />

an der Landwirtschaft. Gemäss den Aussagen der<br />

Vollweidegruppe bevorzugen sie entsprechend einen<br />

abwechslungsreichen Arbeitsprozess, in Harmonie mit<br />

der Umwelt und den natürlichen Ressourcen. Während<br />

die Hochleistungsgruppe gemäss eigener Auffassung,<br />

eher die Kontrolle der Umwelt und der Ressourcen<br />

anstrebt.<br />

Ziele bezüglich Tierwohl<br />

Das Tierwohl ist beiden Gruppen ein wichtiges Anliegen.<br />

Die Gruppe Hochleistung erklärt ihre Vorliebe für<br />

moderne Produktionsmittel auch mit der Verantwortung<br />

für das Tier. Kraftfuttereinsatz und moderne futterbauliche<br />

Methoden garantieren, dass die Tiere jederzeit<br />

vollkommen ausgefüttert sind. Die Fütterung gilt <strong>als</strong><br />

wichtigste Voraussetzung für die Fruchtbarkeit und<br />

Lebensdauer der Kühe. Die Tiere profitieren aber auch<br />

von moderner Infrastruktur im und um den Stall: Lüftungen,<br />

Platzverhältnisse und Bürsten dienen dem Kuhkomfort<br />

und sollen sich positiv auf die Lebensleistung auswirken.<br />

Auch der Vollweidegruppe ist das Tierwohl ein wichtiges<br />

Anliegen. Gefördert wird es jedoch nicht durch<br />

moderne Infrastruktur, sondern durch Weidehaltung.<br />

Diese umfasst kurze Stallphasen, ausreichende Bewegung,<br />

Fütterung mit maximalem Weideanteil und saisonales<br />

Abkalben. Besonders die Stallhaltung bei Sommerhitze<br />

möchten die Vollweidebauern ihren Kühen nicht<br />

zumuten. Zudem sehen sie die Stallhaltung mit dem Problem<br />

der Überfütterung und einer unnatürlichen Milchleistung<br />

der Kuh verbunden.<br />

Ziele bezüglich Arbeitsbelastung<br />

Stallhaltung ermöglicht der Hochleistungsgruppe den<br />

Arbeitsprozess präziser zu planen und damit auch eine<br />

Werte<br />

Die Wertvorstellungen können zumindest teilweise<br />

über das Selbst- und Fremdbild erschlossen werden.<br />

Was für ein Typ Betriebsleiterin oder Betriebsleiter man<br />

sein möchte, hat einen bedeutenden Einfluss auf die<br />

Wahl der Fütterungsstrategie. Das Selbstbild entsteht<br />

nicht zuletzt durch eine klare Abgrenzung von anderen<br />

(Fütterungs-)Strategien.<br />

Selbst- und Fremdbild<br />

Die Vertreter der Strategie «Hochleistung» haben das<br />

Selbstverständnis eines modernen Unternehmers. Ihre<br />

Bestimmung sehen sie in der marktorientierten Produktion<br />

und weniger im Beitrag an die multifunktionale<br />

Landwirtschaft. Einzig zugunsten des Kuhkomforts<br />

darf das Prinzip der ökonomischen Rationalität vernachlässigt<br />

werden. Von Züchtern und dem Vollweidesystem<br />

grenzt man sich deutlich ab. Bei «Züchtern» und<br />

«Liebhabern» wird die wirtschaftliche Orientierung in<br />

Frage gestellt: Ihr Ziel sei primär das erfolgreiche<br />

Abschneiden an Viehschauen. Ziele und Motive (Zuchterfolg<br />

und Prestige) sind kaum konform mit dem Rationalitätsprinzip<br />

und dem Produktionsauftrag des Milchproduzenten.<br />

Andererseits, grenzt man sich von der<br />

Vollweide ab. Obwohl man der Vollweidegruppe zugesteht,<br />

dass auch sie wirtschaftlich denkt, werden folgende<br />

Punkte kritisch betrachtet:<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010<br />

329


Agrarwirtschaft | Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie<br />

(I) Die Vollweide ist nicht auf eine hohe Milchleistung<br />

ausgerichtet, womit sie ihren eigentlichen Auftrag,<br />

die Milchproduktion halbherzig wahrnimmt.<br />

(II) Die Vollweide kann keine vollwertige Fütterung<br />

garantieren, was nicht konform ist mit einer auf<br />

das Tierwohl ausgerichteten Betriebsstrategie.<br />

(III) Die Entscheidung für die Vollweide ist motiviert<br />

durch die Aussicht auf eine geringere Arbeits-<br />

belastung.<br />

Die Vollweidepraktiker selber, verstehen sich <strong>als</strong> Gruppe<br />

nachhaltig handelnder Produzenten. Aufgrund der<br />

überschaubaren Anzahl der Vollweidebetriebe und ihrer<br />

eher zurückhaltenden Rolle bei der Beschaffung von<br />

Inputs sehen sie sich in die Aussenseiterrolle versetzt,<br />

obwohl sie in ihrer Betriebsstrategie die bestmögliche<br />

Lösung für das Gemeinwohl und für eine multifunktionale<br />

Landwirtschaft erkennen. Insofern betrachtet die<br />

Vollweidegruppe die kapitalintensive Milchproduktion<br />

entsprechend kritisch. Diese ist ihrer Meinung nach,<br />

bedingt durch Übermechanisierung und intensive Fütterung,<br />

ökologisch ineffizient. Wobei sie weiterhin der<br />

Auffassung ist, dass die ökologische Ineffizienz folgende<br />

zwei Ursachen hat: (I) Das Streben nach Prestige ist der<br />

Grund für überdimensionierte Maschinenparks; (II) von<br />

Marketing und Beratung der vorgelagerten Industrie<br />

wird die Hochleistungsstrategie <strong>als</strong> einziger Weg vermittelt.<br />

Tab. 1 | Hypothetische Werteorientierung der beiden Gruppen<br />

Strategien im<br />

Umgang mit…<br />

Eigen- und<br />

Gemeinnutzen<br />

Unsicherheiten<br />

Erwartungshaltungen<br />

Hochleistung<br />

Erfolgsorientierung<br />

Kontrolle/ Sicherheit<br />

Konformität/<br />

Anpassung<br />

Vollweide<br />

Gemeinwohl-<br />

Orientierung<br />

Vertrauen/<br />

Laissez faire<br />

Selbstbestimmung/<br />

Reflektion<br />

Hinweis: Die Zuteilung der hier aufgeführten Wertorientierungen zu den beiden<br />

Gruppen, wie auch der Zusammenhang dieser Wertorientierungen mit den<br />

jeweiligen Strategien, ist rein hypothetisch.<br />

Wertorientierung der beiden Gruppen<br />

Ausgehend von der Annahme, dass die Gruppenidentität<br />

auf verschiedenen Werten basiert, kann anhand der<br />

beiden Gespräche auf die Werte geschlossen werden.<br />

Dabei erfolgt für beide Gruppen eine Beschränkung auf<br />

jeweils drei Werte, wobei es sich nicht um quantifizierte<br />

Befunde, sondern lediglich um prüfenswerte Hypothesen<br />

handelt. Damit sollen mögliche Unterschiede im<br />

Wertgefüge zwischen der Hochleistungs- und der Vollweidegruppe<br />

dargestellt werden. Jeweils zwei der<br />

Werte bilden zusammen ein (Gegensatz-)Paar. Während<br />

bei der Voll weide strategie die Werte «Gemeinwohl-Orientierung»,<br />

«Vertrauen/ Laissez faire» und «Selbstbestimmung»<br />

im Vordergrund stehen, sind es bei der<br />

Hoch leistungsstrategie die Werte «Erfolgsorientierung»,<br />

«Kontrolle/Sicherheit» sowie «Konformität/Anpassung»<br />

(Tab. 1).<br />

Die Vollweidebauern schätzen ihren Beitrag zum<br />

Gemeinwohl deutlich höher ein. Sie reflektieren ihre<br />

Futterstrategie stark im Hinblick auf externe Effekte. Mit<br />

dem Verzicht auf intensiven Kraftfuttereinsatz, halten<br />

sie die sozialen und ökologischen Folgekosten (Emissionen<br />

durch Transport von Futtermitteln, Einsatz von<br />

Ackerflächen für die Futterproduktion und Nährstoffverluste<br />

durch Futterbau) tief. Zudem vermitteln ihre Kühe,<br />

die auf der Weide sind, im Gegensatz zu denen im Stall,<br />

der Öffentlichkeit ein positives Bild der Landwirtschaft.<br />

Die Hochleistungsgruppe hingegen betont ihren Beitrag<br />

zum Gemeinwohl kaum. Für sie steht die Marktleistung<br />

des eigenen Betriebs im Vordergrund, was auf die<br />

Erfolgsorientierung hindeutet.<br />

Aus dem Gespräch ging hervor, dass die Hochleistungsgruppe<br />

die Stallhaltung bevorzugt, weil sie eine<br />

grössere Kontrolle der Ressourcen und Umweltfaktoren<br />

erlaubt und die Planbarkeit des Arbeitsprozesses erhöht.<br />

Die Vorliebe für die Mechanisierung und strukturierte<br />

Arbeitsprozesse sind Indizien, die auf Kontrollbedürfnisse<br />

hinweisen – zumindest was die Beziehung zu den<br />

Produktionsmitteln angeht. Der Vorrat an Futtermitteln<br />

gibt ihnen zudem die Sicherheit, dass die Fütterung<br />

jederzeit gewährleistet ist.<br />

Im Gegensatz dazu stellt die Vollweide sicherlich eine<br />

Strategie dar, um weniger in die Natur zu intervenieren.<br />

Vielmehr passen diese Betriebsleiter ihre Produktion<br />

nach Möglichkeit den natürlichen Begebenheiten an.<br />

Zumindest schildern sie die Vollweide <strong>als</strong> Strategie, die<br />

im Einklang mit der Natur steht. Ihre Beziehung zur<br />

(natürlichen) Umwelt kann somit mit Vertrauen beziehungsweise<br />

«Laissez faire» umschrieben werden.<br />

Die Bereitschaft für normkonformes Verhalten<br />

(Übereinstimmung mit den gängigen Erwartungen)<br />

dürfte in der Hochleistungsgruppe stärker ausgeprägt<br />

sein. Geht man davon aus, dass das Ideal unter Milchproduzenten<br />

eine hohe produzierte Menge und eine<br />

moderne Betriebsstruktur umfasst, ist die Hochleistungsstrategie<br />

gut geeignet, um diesen Ansprüchen zu entsprechen.<br />

Umgekehrt kann die Hypothese aufgestellt<br />

werden, dass möglicherweise die Selbstbestimmung respektive<br />

Unabhängigkeit für die Vollweidegruppe wichti-<br />

330 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010


Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie | Agrarwirtschaft<br />

Foto: Iris Pulfer<br />

Stallfütterung.<br />

ger ist. Sie scheut sich nicht, eine «unkonventionelle»<br />

Betriebsstrategie zu verfolgen, die ihrer Aussage nach<br />

weniger prestige trächtig ist und zudem eine grössere<br />

Distanz zur vor- und nachgelagerten Industrie beinhaltet.<br />

Dies lässt vermuten, dass die Bereitschaft für<br />

nicht-normkonformes Verhalten bei Betriebsleiterinnen<br />

und -leitern grösser ist, welche die Vollweidestrategie<br />

verfolgen.<br />

Weitere Ergebnisse<br />

In beiden Gesprächen wurde deutlich, dass sich die<br />

Milchproduzentinnen und -produzenten mit beachtlichen<br />

Unsicherheiten konfrontiert sehen. Die bedeutendsten<br />

Unsicherheitsfaktoren sind die Milchpreisentwicklung<br />

und Veränderungen im Direktzahlungssystem.<br />

Die Strategieentscheidungen werden auch durch das<br />

Kasten 1 | Systemvergleich Milchproduktion Hohenrain<br />

Projektpartner: Berufsbildungszentrum Natur und<br />

Ernährung (BBZN) Hohenrain/Schüpfheim, Forschungsanstalt<br />

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Arbeitsgemeinschaft<br />

zur Förderung des Futterbaus (AGFF),<br />

Landwirtschaft + Wald des Kantons Luzern (lawa),<br />

Profi-Lait, <strong>Schweiz</strong>er Milchproduzenten (SMP),<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Hochschule für Landwirtschaft (SHL)<br />

Zollikofen, Zentr<strong>als</strong>chweizer Milchproduzenten (ZMP),<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Weitere Informationen:<br />

www.beruf.lu.ch/bbzn_lw_pv_milchprojekt_hohenrain.htm<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010<br />

331


Agrarwirtschaft | Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie<br />

Umfeld beeinflusst. Besonders die Vollweidegruppe hat<br />

sich zu den Normen im bäuerlichen Umfeld geäussert.<br />

Kritisch reflektiert wurde vor allem die Rolle der vorgelagerten<br />

Industrie, die stets den Eindruck vermittelt, die<br />

Hochleistungsstrategie sei der einzige richtige Weg.<br />

Zudem sieht sich die Vollweidegruppe nicht nur aufgrund<br />

ihrer geringeren Zahl <strong>als</strong> Minderheit, sondern<br />

auch weil sie weniger in moderne Produktionsmittel<br />

investiert, die in vielen Fällen auch aus Prestigegründen<br />

angeschafft würden.<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n u n d<br />

A u s b l i c k<br />

Zwei Fokusgruppengespräche zu den Einstellungen von<br />

Milchproduzentinnen und -produzenten zu den beiden<br />

Fütterungsstrategien «Hochleistung» und «Vollweide»<br />

wurden mit der Grounded Theory ausgewertet. Die Auswertung<br />

zeigt auf, dass auf allen drei Ebenen, Strategien,<br />

Ziele und Werte, erhebliche Unterschiede bestehen.<br />

Es handelt sich um zwei komplett unterschiedliche<br />

Produktions philosophien, wobei einerseits die produzierte<br />

Milchmenge (Hochleistung) und andererseits eine<br />

ökoeffiziente Produktion (Vollweide) im Zentrum stehen.<br />

Beiden Gruppen ist gemein, dass verschiedene Ziele<br />

gleichzeitig anvisiert werden: Neben ökonomischen und<br />

ökologischen Kriterien sind das Tierwohl und eine<br />

annehmbare Arbeitsbelastung von Bedeutung bei der<br />

Festlegung der Fütterungsstrategie, was die Komplexität<br />

der Betriebsführung eindrücklich widerspiegelt. Insofern<br />

kann man nur von einem beschränkten ökonomischen<br />

Maximierungsverhalten sprechen, das heisst, die<br />

Milchproduzentinnen und -produzenten entscheiden<br />

sich nicht zwingend für die wirtschaftlich interessanteste<br />

Fütterungsstrategie. Vielmehr geht es darum, die<br />

Fütterungsstrategie zu finden, die den eigenen Präferenzen<br />

für Gewinn, Milchmenge, Umwelt- und Tierschutz<br />

am besten entspricht. Entsprechend besteht eine<br />

Übereinstimmung mit der Rational Choice Theorie,<br />

gemäss derer Interessen, Präferenzen, Motive und<br />

Wünsche für die Wahl bestimmter Handlungsoptionen<br />

verantwortlich sind (Kunz 2004). Es wurde jedoch auch<br />

deutlich, dass die Entwicklung beim Milchpreis und bei<br />

den Direktzahlungen für die Betriebsleitenden bedeutende<br />

Unsicherheitsfaktoren darstellen, zumal Betriebsrespektive<br />

Fütterungsstrategien langfristig angelegt<br />

sind.<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit basieren auf<br />

lediglich zwei Gruppengesprächen. Sie sind entsprechend<br />

rein explorativer Natur und dürfen nicht verallgemeinert<br />

werden. Trotzdem vermag die Arbeit einen Einblick<br />

in die für die Entscheidungen relevanten Motive<br />

und Einstellungen der befragten Betriebsleiter vermitteln.<br />

Als nächster Schritt bietet sich die Überprüfung der<br />

gefundenen Hinweise auf Unterschiede in den Einstellungen<br />

und Motiven von Milchproduzentinnen und<br />

-produzenten mittels einer standardisierten repräsentativen<br />

Umfrage an. Ein wichtiger Aspekt dabei sind die<br />

Erwartungen aus dem sozialen Umfeld, mit denen sich<br />

die Milch pro duzenten konfrontiert sehen. Ebenso gilt es<br />

die Werthaltungen zu erfassen, was mit dem Ansatz von<br />

Schwartz (1994) möglich ist. Aufgrund der vorliegenden<br />

Resultate müsste die Hochleistungsgruppe stärkere<br />

Ausprägungen bei den Werten Tradition, Sicherheit und<br />

Macht aufweisen. In der Vollweidegruppe müssten<br />

Werte wie Wohlwollen, Selbstbestimmung und Gemeinwohlorientierung<br />

(Universalismus) eine grössere Ausprägung<br />

haben. Geht man davon aus, dass diese Werte wie<br />

Handlungsmotive wirken, könnte damit möglicherweise<br />

die unterschiedliche Vorgehensweise Milch zu produzieren<br />

und die damit einhergehenden Unterschiede in den<br />

Einstellungen und Meinungen erklärt werden. n<br />

332<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010


Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweidestrategie | Agrarwirtschaft<br />

Due colloqui, condotti con gruppi di<br />

Attitudes to strategies of high-output<br />

Riassunto<br />

produttori lattieri sulle loro motivazioni<br />

e posizioni relative alle strategie<br />

di foraggiamento «alta prestazione» e<br />

«pascolo integrale», sono stati valutati<br />

in base alla procedura qualitativa della<br />

Summary<br />

and full-time grazing<br />

Two focus group discussions were<br />

conducted with milk producers about<br />

their motives and attitudes to both<br />

«high output» and«full-time grazing»<br />

«grounded theory». Lo studio mira a<br />

feeding strategies and analyzed<br />

determinare i fattori che dettano la<br />

through grounded theory qualitative<br />

scelta del capoazienda per quanto<br />

method. The study was designed to<br />

concerne la strategia di foraggia-<br />

determine the factors which guide<br />

mento. Sebbene non sia possibile<br />

farm managers in their choice of<br />

generalizzare i risultati, l'analisi<br />

feeding strategy. Although the analysis<br />

permette di farsi un'idea delle strate-<br />

gives an insight of the strategies,<br />

gie, motivazioni e posizioni degli<br />

motives and attitudes of the farm<br />

interessati. Emergono nette differenze<br />

managers involved, results cannot be<br />

a livello sia di strategie (aziendali) che<br />

generalized. Considerable differences<br />

di obiettivi e valori. Le due strategie di<br />

appeared at farm strategy level as well<br />

foraggiamento sono rappresentative<br />

as in aims and values. The two feeding<br />

di due filosofie di produzione fonda-<br />

strategies are representative of two<br />

mentalmente diverse, basate una (alta<br />

fundamentally different production<br />

prestazione) sul quantitativo di latte<br />

philosophies which, in the view of the<br />

prodotto e l'altra (pascolo integrale)<br />

farmers interviewed, focus on the<br />

su una produzione ecoefficiente. I<br />

quantity of milk produced (high<br />

produttori del gruppo orientato all'alta<br />

output) on the one hand, and ecologi-<br />

prestazione si vedono come imprendi-<br />

cally efficient production (full-time<br />

tori moderni e si impegnano per una<br />

grazing) on the other. Whereas the<br />

produzione lattiera indirizzata al<br />

high-output group sees itself as<br />

mercato, mentre i fautori del pascolo<br />

modern businessmen and is committed<br />

integrale danno maggior importanza<br />

to market-oriented milk production,<br />

all'ecologia e al benessere sociale.<br />

environment and common welfare are<br />

more important for the full-time<br />

grazing group.<br />

Key words: focus-group, decision<br />

making, attitudes, milk production.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

Gazzarin Ch., Bloch L., Schneitter O. & Lips M., 2008. Wie reagieren<br />

Verkehrsmilchbetriebe auf die aktuellen Herausforderungen? Eine repräsentative<br />

Umfrage in der Ostschweiz vor Aufhebung der Milchkontingentierung,<br />

ART-Bericht Nr. 698, Ettenhausen.<br />

▪▪<br />

Kunz V., 2004. Rational Choice. Campus, Frankfurt.<br />

▪▪<br />

Schwartz S. H., 1994. Are there universal aspects in the content and<br />

structure of values? Journal of Social Issues 50, 19 – 45.<br />

▪▪<br />

Strübing J., 2008. Grounded Theory: Zur sozialtheoretischen und epistemologischen<br />

Fundierung des Verfahrens der empirisch begründeten Theoriebildung.<br />

2. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 326–333, 2010<br />

333


P f l a n z e n b a u<br />

Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz:<br />

Sortenversuche 2007 bis 2009<br />

Rainer Frick 1 , Eric Mosimann 1 , Daniel Suter 2 und Hans-Ueli Hirschi 2<br />

1<br />

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon<br />

2<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich<br />

Auskünfte: Rainer Frick, E-Mail: rainer.frick@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 46 87<br />

Abb. 1 | Das Bastard-Raigras ist ein Kreuzungsprodukt und gleicht<br />

je nach Ausgangsmaterial mehr dem italienischen oder dem englischen<br />

Raigras.<br />

E i n l e i t u n g<br />

Die beiden Raigräser, Italienisches Raigras und Bastard-<br />

Raigras, sind schnellwüchsige, konkurrenzfähige und<br />

schmackhafte Futtergräser. In kurzdauernden Anlagen<br />

mit ein bis zwei Überwinterungen und bei zusagenden<br />

Standort- und Klimabedingungen liefern sie in Mischung<br />

mit geeigneten Rotkleesorten Höchsterträge zur Gewinnung<br />

von Grünfutter und Anwelksilage. Raigräser entwickeln<br />

sich im Frühjahr rasch und liefern schon Ende<br />

Foto: ACW<br />

April schnittreifes Futter. Um das Ertragsvermögen voll<br />

auszunützen, empfiehlt es sich, nicht vor Anfang Mai zu<br />

ernten. Auch der hohe Zuckergehalt der Raigräser<br />

erreicht seinen Höhepunkt erst kurz vor dem Ährenschieben.<br />

Das Bastard-Raigras (Lolium x hybridum Hausskn.) ist<br />

ein Kreuzungsprodukt zwischen dem Englischen und<br />

dem Italienischen Raigras. In der Züchtung von Futtergräsern<br />

versucht man dadurch, die positiven Eigenschaften<br />

dieser beiden Gräser zu kombinieren. Je nach Ausgangsmaterial<br />

gleichen die so erzeugten Sorten von<br />

Bastard-Raigras hinsichtlich Wuchstyp und Eigenschaften<br />

dem einen oder dem andern Elternteil. Verglichen<br />

mit dem Italienischen Raigras strebt man insbesondere<br />

eine bessere Bestockung sowie ein blattreiches, gut<br />

verdauliches Futter an.<br />

Wie das Italienische Raigras ist das Bastard-Raigras<br />

sehr empfindlich auf den Befall durch die Bakterienwelke<br />

und den Schneeschimmel, zwei Schaderreger,<br />

die an Raigräsern je nach Bedingungen grossen Schaden<br />

anrichten können. Allerdings bestehen in dieser Hinsicht,<br />

wie frühere Sortenversuche zeigen, beträchtliche Sortenunterschiede.<br />

Eine gute Resistenz gegen diese beiden<br />

Schadorganismen ist daher zur Erhaltung einer<br />

nachhaltigen Ertragskraft und Ausdauer ein wichtiges<br />

Zuchtziel. Im Temperaturbedürfnis ist das Bastard-Raigras<br />

etwas weniger anspruchsvoll <strong>als</strong> das Italienische<br />

Raigras.<br />

Der Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis L.)<br />

findet in längerdauernden Mischungen für nicht-raigrasfähige,<br />

speziell auch schattige Lagen Verwendung. Er<br />

bevorzugt gut gedüngte Böden und erträgt feuchte<br />

oder wechselfeuchte Verhältnisse und kühlfeuchte Witterung<br />

ohne Probleme. Raue Winter und lange Schneebedeckung<br />

setzen ihm kaum zu. Sein Futterwert ist in<br />

jungem Zustand sehr gut (hohe Eiweissgehalte). Da der<br />

Frühlingsaufwuchs rasch verholzt, muss die erste Nutzung<br />

früh erfolgen. Der Wiesenfuchsschwanz ist sehr<br />

frühreif und kommt, verglichen mit den meisten Gräsern,<br />

rund einen Monat früher ins Rispenschieben.<br />

334 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 334–339, 2010


Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sortenversuche 2007 bis 2009 | Pflanzenbau<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n<br />

In den Jahren 2007 bis 2009 prüften die beiden Forschungsanstalten<br />

ART und ACW in vergleichenden Sortenversuchen<br />

insgesamt 29 Sorten Bastard-Raigras und<br />

acht Sorten Wiesenfuchsschwanz auf ihre Anbaueignung<br />

unter schweizerischen Bedingungen. Dazu wurden<br />

an fünf verschiedenen Standorten Parzellenversuche mit<br />

Reinbeständen von Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz<br />

angelegt. Zur Abschätzung der Konkurrenzkraft<br />

der einzelnen Sorten säte man diese auch in einfachen<br />

Mischungen mit Rot- und Weissklee. Die<br />

Parzellengrösse betrug sowohl für die Reinsaaten <strong>als</strong><br />

auch die Gemenge 1,5 × 6 Meter. Neben der Grunddüngung<br />

erhielten die Reinsaaten zu jedem Aufwuchs 40 bis<br />

50 kg Reinstickstoff pro ha in Form von Ammonsalpeter.<br />

In den Gemengen reduzierte man die N-Düngung auf<br />

die Hälfte. Weitere Angaben zu den Standorten, zur<br />

Saat und zu den Anzahl Ernteerhebungen sind in<br />

Tabelle 1 zusammengestellt.<br />

An den Reinbeständen ermittelte man während der<br />

ganzen Versuchsdauer mittels Bonituren die Jugendentwicklung,<br />

die Güte des Bestandes (allgemeiner Eindruck,<br />

Bestandesdichte, Nachwuchs), die Resistenz gegen Blattkrankheiten<br />

und die Bakterienwelke, die Überwinterung<br />

und die Ausdauer. Beim Wiesenfuchsschwanz<br />

untersuchte man zusätzlich die Anbaueignung in höheren<br />

Lagen. Für die Bonituren verwendete man eine<br />

neunstufige Notenskala, wobei die Eins die beste und<br />

die Neun die schlechteste Note ist. Die mit dem Parzellenmähdrescher<br />

ermittelten TS-Erträge der einzelnen<br />

Schnitte wurden zu Jahreserträgen summiert, die<br />

<br />

Zusammenfassung<br />

Neunundzwanzig Sorten von Bastard-Raigras<br />

und acht Sorten von Wiesenfuchsschwanz<br />

wurden in den Jahren 2007 bis 2009 auf ihre<br />

Anbaueignung geprüft. Die Ansaaten<br />

erfolgten sowohl in Reinsaat <strong>als</strong> auch in<br />

Mischung mit Klee. Wir untersuchten<br />

folgende Eigenschaften: Ertrag, Jugendentwicklung,<br />

Bestandesgüte, Konkurrenzkraft,<br />

Ausdauer, Krankheitsresistenz, Verdaulichkeit<br />

sowie beim Wiesenfuchsschwanz die<br />

Anbaueignung für höhere Lagen. Beim<br />

Bastard-Raigras erzielten die vier Neuzüchtungen<br />

Palmata (LH 9925), Daboya (LH 9865),<br />

Ocadia (LH 0105) und LH 9905 überdurchschnittliche<br />

Ergebnisse. Vorläufig werden<br />

aber nur die ersten drei in die «Liste der<br />

empfohlenen Sorten der Futterpflanzen»<br />

aufgenommen, da LH 9905 die rechtlichen<br />

Vorgaben für die Handelbarkeit zurzeit noch<br />

nicht erfüllt. Die bereits empfohlene Sorte<br />

Delicial wird von der Liste gestrichen. Beim<br />

Wiesenfuchsschwanz ergeben sich aufgrund<br />

der Ergebnisse keine wesentlichen Aenderungen,<br />

da keine der geprüften Neuzüchtungen<br />

den für eine Empfehlung erforderlichen<br />

Indexwert erreichte. Die bekannte und seit<br />

über 20 Jahren empfohlene Sorte Vulpera<br />

wird wegen mangelnder Leistung aus der<br />

Liste der empfohlenen Sorten gestrichen.<br />

Tab. 1 | Orte und Daten der Sortenversuche mit Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz der Jahre 2007 – 2009<br />

Ort<br />

Höhe<br />

(m.ü.M)<br />

Sädatum<br />

Anzhal<br />

Wiederholungen<br />

Bastard-Raigras<br />

Anzahl gewogene<br />

Schnitte<br />

Anzahl<br />

Wiederholungen<br />

Wiesenfuchsschwanz<br />

Anzahl<br />

gewogene Schnitte<br />

Reinsaat 1) Mischung 2) 2008 2009 Reinsaat 3) Mischung 4) 2008 2009<br />

Changins (VD) 430 12.4.2007 4 * 2 4 2 1 * – – –<br />

Reckenholz (ZH) 440 12.4.2007 4 – 5 5 4 3 5 5<br />

Oensingen (SO) 460 11.4.2007 4 3 5 5 4 3 5 5<br />

Ellighausen (TG) 520 12.4.2007 4 – 5 5 4 – 5 5<br />

Goumoens (VD) 630 16.4.2007 – – – – 3 2 4 4<br />

La Frêtaz (VD) 1200 18.4.2007 3 3 – – 3 3 – –<br />

Maran (GR) 1850 23.5.2007 – – – – 3 – – –<br />

* Eine Wiederholung für die Bestimmung der Frühreife<br />

1)<br />

Reinsaat: 230 g/Are Bastard-Raigras (Sorte «Antilope» <strong>als</strong> Standard für die Saatmenge)<br />

2)<br />

Mischung: 200 g/Are Bastard-Raigras (Sorte «Antilope» <strong>als</strong> Standard für die Saatmenge) + 150 g/Are Rotklee «Temara»<br />

3)<br />

Reinsaat: 150 g/Are Wiesenfuchsschwanz (Sorte «Vulpera» <strong>als</strong> Standard für die Saatmenge)<br />

4)<br />

Mischung: 100 g/Are Wiesenfuchsschwanz (Sorte «Vulpera» <strong>als</strong> Standard für die Saatmenge)<br />

+ 10 g/Are Rotklee «Merviot» + 25 g/Are Weissklee «Seminole» + 15 g/Are Weissklee «Sonja»<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 334–339, 2010<br />

335


Pflanzenbau | Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sortenversuche 2007 bis 2009<br />

Tab. 2 | Sortenversuche mit Bastard-Raigras: Herkunft, Frühreifeeinteilung und Klassierung der geprüften Sorten<br />

Nr. Sorte Typ 1) Ploidie Antragsteller<br />

Gesamtbeurteilung miteinbeziehen zu können, wurden<br />

diese mit demselben statistischen Verfahren wie beim<br />

Ertrag in Noten von 1 bis 9 umgerechnet. Zur Ermittlung<br />

der Konkurrenzkraft wurde der prozentuale Anteil am<br />

Gesamtertrag des Gemenges geschätzt und mit einer<br />

Formel berechnet. Die Frühreife ermittelte man anhand<br />

phänologischer Beobachtungen in Changins im zweiten<br />

und dritten Versuchsjahr.<br />

Zum Vergleich der verschiedenen Sorten errechnete man<br />

für jede geprüfte Sorte einen Index. Dieser ergibt sich aus<br />

der Gesamtheit der geprüften Merkmale. Beim Bastard-<br />

Frühreife-<br />

Index 2) Kategorie 3)<br />

1 Leonis IR/ER 4n DSP/ART, CH 52b 1<br />

2 Marmota ER 4n DSP/ART, CH 52b 1<br />

3 Dorcas IR/ER 4n DSP/ART, CH 53a 1<br />

4 Redunca IR 4n DSP/ART, CH 53a 1<br />

5 Enduro ER 4n R2n, FR 52b 1<br />

6 Antilope IR/ER 4n DSP/ART, CH 52b 1<br />

7 Ibex IR 4n DSP/ART, CH 53a 1<br />

8 Rusa IR/ER 4n DSP/ART, CH 52b 1<br />

9 Tirna IR/ER 4n DLF-Trifolium, DK 53b 1<br />

10 Delicial IR/ER 4n R2n, FR 52b 2/3<br />

11 Palmata (LH 9925) ER 4n DSP/ART, CH 52a 1<br />

12 Daboya (LH 9865) IR/ER 4n DSP/ART, CH 52b 1<br />

13 LH 9905 ER 4n DSP/ART, CH 52a 1*<br />

14 Ocadia (LH 0105) IR/ER 4n DSP/ART, CH 52a 1<br />

15 TRHP 223 IR/ER 4n R2n, FR 52a 3<br />

16 AberEcho (bAB 567) ER 4n Germinal Holdings, GB 53a 3<br />

17 Novial (TRHP 176) ER 4n R2n, FR 52b 3<br />

18 ADV LH 519 IR/ER 4n DLF-Trifolium, DK 53b 3<br />

19 ADV LH 518 IR/ER 4n DLF-Trifolium, DK 53a 3<br />

20 Saracen (DP 40 – 9711) ER 4n DLF Trifolium, DK 53b 4<br />

21 DP 40 – 9407 ER 4n Životice, CZ 53a 4<br />

22 DP 40 – 4565 ER 4n DLF-Trifolium, DK 53a 4<br />

23 Pletor IR/ER 2n Eraf, FR 53a 4<br />

24 DP 40 – 9703 ER 2n DLF-Trifolium, DK 53b 4<br />

25 Cador IR/ER 2n DLF-Trifolium, DK 53b 4<br />

26 Antal ER 2n Eraf, FR 53b 4<br />

27 LHF 021072 ER 4n EURO GRASS, DE 53b 4<br />

28 Gala IR 4n IHAR Bartążek, PL 53a 4<br />

29 Mega IR 4n IHAR Bartążek, PL 53b 4<br />

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten<br />

1)<br />

Typ: IR = Multiflorum-Typ, IR/ER = intermediärer Typ, ER = Perenne-Typ<br />

2)<br />

Frühreife-Index: Zeitpunkt des Blühbeginns. Die erste Ziffer bezeichnet den Monat, die zweite die Dekade (a = erste Hälfte, b = zweite Hälfte der Dekade).<br />

3)<br />

Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:<br />

1 = in der <strong>Schweiz</strong> empfohlene Sorte.<br />

1* = kann erst nach Erfüllen der für die Handelbarkeit in der <strong>Schweiz</strong> gesetzlich notwendigen Kriterien empfohlen werden (siehe Saat- und Pflanzgutverordung des EVD, SR 916.151.1)<br />

2/3 = Sorte ab 1. Januar 2013 nicht mehr empfohlen.<br />

3 = zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus.<br />

4 = eignet sich nicht für den Anbau in der <strong>Schweiz</strong>.<br />

anschliessend mit einem statistischen Verfahren in<br />

Ertragsklassen umgerechnet wurden.<br />

Zur Ermittlung der verdaulichen organischen Substanz<br />

(VOS) wurden am Standort Reckenholz im ersten,<br />

zweiten und dritten Aufwuchs des zweiten Versuchsjahres<br />

Stichproben genommen, die nachher mittels Nahinfrarot-Reflexionsspektroskopie<br />

(NIRS, Norris et al. 1976)<br />

analysiert und in Gramm verdauliche organische Substanz<br />

pro Kilogramm Trockensubstanz angegeben wurden.<br />

Zur Eichung der NIRS diente die in-vitro-Methode<br />

nach Tilley und Terry (1963). Um die VOS-Werte in die<br />

336 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 334–339, 2010


Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sortenversuche 2007 bis 2009 | Pflanzenbau<br />

Tab. 3 | Ergebnisse der Sortenversuche 2007 – 2009 mit Bastard-Raigras<br />

Nr. Sorte Ertrag 1)* Güte * Jugendentwicklung<br />

Konkurrenzkraft<br />

Resistenz/Toleranz gegen:<br />

* Ausdauer * Wintereinflüsse * Blattkrankheiten Bakterienwelke<br />

*<br />

1 Leonis 2,8 4,6 4,2 4,7 5,0 4,7 2,8 2,2 6,0 4,06<br />

2 Marmota 3,9 4,8 4,3 4,7 4,7 5,1 3,3 1,6 5,3 4,17<br />

3 Dorcas 4,8 4,4 3,6 4,3 5,1 4,9 3,0 2,3 4,7 4,18<br />

4 Redunca 4,5 4,5 3,4 4,7 5,3 4,4 3,3 2,3 5,3 4,21<br />

5 Enduro 4,4 4,8 4,7 4,8 5,1 5,6 3,2 1,8 3,3 4,29<br />

6 Antilope 4,8 4,5 3,7 4,4 5,5 4,7 3,3 2,2 5,3 4,30<br />

7 Ibex 3,8 4,6 3,4 4,4 5,5 4,9 3,4 2,4 7,3 4,35<br />

8 Rusa 3,4 4,5 4,4 5,3 5,0 5,3 3,5 2,1 6,3 4,35<br />

9 Tirna 5,5 4,7 3,7 4,8 5,0 5,2 3,4 2,8 3,7 4,45<br />

10 Delicial 5,1 5,2 4,2 5,7 5,1 6,1 3,3 2,5 4,0 4,72<br />

Mittel (Standard) 4,3 4,7 4,0 4,8 5,1 5,1 3,2 2,2 5,1 4,31<br />

11 Palmata (LH 9925) 3,8 4,0 3,4 4,6 4,3 5,0 2,8 1,4 7,0 3,95<br />

12 Daboya (LH 9865) 2,1 4,4 3,8 5,3 5,1 4,9 3,0 2,1 4,7 3,97<br />

13 LH 9905 4,0 4,1 4,0 5,0 4,4 4,9 3,3 1,5 4,7 3,99<br />

14 Ocadia (LH 0105) 3,5 4,4 3,9 4,7 4,7 5,4 3,1 1,5 5,0 4,03<br />

15 TRHP 223 3,5 4,8 4,0 5,3 5,2 5,4 2,9 2,4 4,0 4,29<br />

16 AberEcho (bAB 567) 4,6 5,0 3,9 4,6 5,9 5,4 5,0 2,3 2,7 4,47<br />

17 Novial (TRHP 176) 4,4 5,0 4,5 4,8 5,1 5,6 3,1 2,5 5,0 4,47<br />

18 ADV LH 519 5,9 4,9 3,8 5,5 5,9 5,3 3,6 2,0 4,7 4,72<br />

19 ADV LH 518 5,4 5,1 4,3 5,7 5,9 5,4 4,0 2,2 4,0 4,76<br />

20<br />

Saracen (DP<br />

40 – 9711)<br />

6,0 5,1 4,7 5,3 5,1 5,9 3,6 2,7 3,7 4,80<br />

21 DP 40 – 9407 6,1 5,1 4,5 5,0 5,4 5,7 4,5 2,6 5,0 4,95<br />

22 DP 40 – 4565 6,8 5,3 3,8 4,7 5,7 6,1 3,4 3,2 4,7 5,02<br />

23 Pletor 6,6 5,3 3,9 5,0 6,1 5,5 3,3 4,0 5,0 5,16<br />

24 DP 40 – 9703 7,4 5,2 4,6 5,3 5,9 6,4 4,8 2,3 5,0 5,29<br />

25 Cador 6,8 5,4 3,7 4,9 6,5 6,1 3,8 4,1 5,7 5,37<br />

26 Antal 6,5 5,5 3,6 5,7 6,2 6,1 3,4 3,9 6,0 5,37<br />

27 LHF 021072 7,1 5,8 4,1 6,4 6,5 5,9 3,0 4,8 2,7 5,52<br />

28 Gala 8,3 7,0 3,8 5,1 8,4 6,4 4,2 5,7 5,0 6,32<br />

29 Mega 8,0 7,0 3,9 5,6 8,2 6,3 4,0 6,3 5,7 6,42<br />

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung<br />

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 5 = mittel; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht.<br />

1)<br />

Ertragsnoten von 4 Versuchsstandorten mit 4 bis 5 Erhebungen 2008 und 2 bis 5 Erhebungen 2009<br />

2)<br />

VOS = Verdauliche organische Substanz; Mittel von 3 Terminen im Jahre 2008 in Reckenholz<br />

VOS 2)<br />

Index<br />

Raigras werden dabei der Ertrag, die Güte, die Konkurrenzkraft,<br />

die Ausdauer, die Winterhärte und die Resistenz<br />

gegen die Bakterienwelke doppelt gewichtet. Beim<br />

Wiesenfuchsschwanz zählen der Ertrag, die Güte, die<br />

Resistenz gegen Blattkrankheiten und die Verdaulichkeit<br />

doppelt. Eine neue Sorte kann empfohlen werden, wenn<br />

ihr Index den Mittelwert der mitgeprüften Standardsorten<br />

um mindestens 0,2 Indexpunkte unterschreitet. Eine<br />

bis anhin empfohlene Sorte wird aus der Liste der empfohlenen<br />

Sorten von Futterpflanzen gestrichen, wenn ihr<br />

Gesamtindex denjenigen des Standards um mehr <strong>als</strong> 0,2<br />

Punkte übertrifft. Weiter wird eine Sorte nicht empfohlen,<br />

wenn sie in einem wichtigen Merkmal den Mittelwert<br />

des Standards um mehr <strong>als</strong> 1,5 Punkte überschreitet.<br />

R e s u l t a t e<br />

Bastard-Raigras: drei neue Sorten empfohlen<br />

In Tabelle 2 sind die 29 geprüften Sorten von Bastard-<br />

Raigras mit ihrer Kategorieneinteilung und den Angaben<br />

zu Wuchstyp, Ploidiestufe und Frühreife aufgelistet.<br />

Die Sorten 1 bis 10 sind die bereits empfohlenen, die Sorten<br />

11 bis 29 die neu geprüften Sorten. Aufgrund der<br />

Ergebnisse (Tab. 3) können drei Neuzüchtungen empfohlen<br />

werden: Palmata (LH 9925), Daboya (LH 9865)<br />

und Ocadia (LH 0105). Auch die Sorte LH 9905 genügt<br />

den agronomischen Ansprüchen für die Aufnahme in<br />

die Liste der empfohlenen Futterpflanzen. Da sie aber<br />

die rechtlichen Vorgaben der Saat- und Pflanzgutverord-<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 334–339, 2010<br />

337


Pflanzenbau | Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sortenversuche 2007 bis 2009<br />

Tab. 4 | Sortenversuche mit Wiesenfuchsschwanz: Herkunft,<br />

Frühreifeeinteilung und Klassierung der geprüften Sorten<br />

Frühreife-<br />

Nr. Sorte Antragsteller<br />

Kategorie<br />

Index 2)<br />

1)<br />

1 Alopex DSP/ART, CH 42b 1<br />

2 Alko SZ-Steinach, DE 42b 1<br />

3 Vulpera DSP, CH 42b 2/3 *<br />

4 Alpha SZ-Steinach, DE 42b 3<br />

5 Zuberska OSEVA Pro, CZ 42a 3<br />

6 Vulpina Životice, CZ 42a 3<br />

7 Gufi HBLFA, AT 43a 3<br />

8 AP 0305 DSP/ART, CH 43b 4<br />

Fettschrift bei Sortennamen = bisher empfohlene Sorten<br />

1)<br />

Frühreife-Index: Zeitpunkt des Blühbeginns. Die erste Ziffer bezeichnet den Monat,<br />

die zweite die Dekade (a = erste Hälfte, b = zweite Hälfte der Dekade).<br />

2)<br />

Kategorieeinteilung der Sorten aufgrund der Ergebnisse aus den Versuchen:<br />

1 = in der <strong>Schweiz</strong> empfohlene Sorte.<br />

2/3 * = Sorte voraussichtlich ab 1. Januar 2013 nicht mehr empfohlen; abhängig<br />

von einer Lagebeurteilung im Herbst 2011 betreffend der Saatgutverfügbarkeit<br />

von Alopecurus pratensis.<br />

3 = zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte Eigenschaften aus.<br />

4 = eignet sich nicht für den Anbau in der <strong>Schweiz</strong>.<br />

Bezug auf die Konkurrenzkraft erreichten die beiden<br />

Sorten Daboya (LH 9865) und LH 9905 nicht das Niveau<br />

der anderen Neuempfehlungen. Leider waren die VOS-<br />

Werte der Sorte Palmata (LH 9925) nur wenig besser <strong>als</strong><br />

jene der Standardsorte Ibex. Die bis anhin empfohlene<br />

Sorte Delicial, die mit Ausnahme der Verdaulichkeit in<br />

fast allen Kriterien schlechter war <strong>als</strong> der Sortendurchschnitt,<br />

wird aufgrund des erzielten Indexes in die Kategorie<br />

2/3 versetzt. Sie darf somit nur noch bis Ende 2012<br />

<strong>als</strong> empfohlene Sorte gehandelt werden.<br />

Keine neuen Sorten beim Wiesenfuchsschwanz<br />

Beim Wiesenfuchsschwanz, bei dem fünf der acht<br />

geprüften Sorten Neuzüchtungen waren, resultierte bei<br />

keiner neuen Sorten ein Index, der für eine Empfehlung<br />

notwendig wäre (Tab. 4 und 5). Auch wenn die Sorten<br />

bei einigen Kriterien ansatzweise gute Ergebnisse lieferten,<br />

konnten sie sich in der Gesamtheit der geprüften<br />

Eigenschaften gegenüber den Standardsorten nicht<br />

durchsetzen. Die seit über 20 Jahren empfohlene Sorte<br />

nung des EVD für die Inverkehrbringung noch nicht<br />

erfüllt, kann sie erst nach Abschluss der Registerprüfung<br />

dem Handel freigegeben werden.<br />

Jede der neu empfohlenen Sorten erzielte einen tieferen<br />

Index <strong>als</strong> die beste der bereits empfohlenen Sorten, was<br />

auf einen hohen Zuchtfortschritt dieser vier Neuzüchtungen<br />

schliessen lässt. Daboya (LH 9865) erreichte die<br />

deutlich höchsten Erträge aller geprüften Sorten.<br />

Palmata (LH 9925) und LH 9905 zeichneten sich durch<br />

eine sehr gute Ausdauer und Güte aus. Zusammen mit<br />

der Sorte Ocadia (LH 0105) zeigten sie ausserdem eine<br />

sehr gute Resistenz gegenüber der Bakterienwelke. In<br />

Abb. 2 | Der Wiesenfuchsschwanz ist sehr frühreif und sollte deshalb<br />

im Frühjahr zeitig genutzt werden.<br />

Foto: ART<br />

Tab. 5 | Ergebnisse der Sortenversuche 2007 – 2009 mit Wiesenfuchsschwanz<br />

Nr. Sorte Ertrag 1)* Güte * Jugendentwicklung<br />

Konkurrenzkraft<br />

Ausdauer<br />

Resistenz<br />

Anbaueignung für<br />

gegen Blattkrankheiten<br />

VOS 2)* höhere Lagen<br />

*<br />

1 Alopex 4,9 3,0 3,6 2,7 2,5 2,8 4,3 3,3 3,50<br />

2 Alko 4,6 3,4 3,8 3,2 3,1 3,1 4,7 3,4 3,75<br />

3 Vulpera 5,6 3,1 3,6 2,5 2,9 3,6 6,3 3,6 4,16<br />

Mittel (Standard) 5,0 3,1 3,6 2,8 2,8 3,2 5,1 3,4 3,80<br />

4 Alpha 5,0 3,9 4,5 3,3 3,3 2,5 4,0 3,3 3,77<br />

5 Zuberska 4,6 3,8 4,3 3,2 3,6 2,7 4,7 3,6 3,86<br />

6 Vulpina 4,1 3,4 3,5 3,1 3,1 4,2 5,0 3,3 3,87<br />

7 Gufi 6,3 3,5 3,2 3,3 2,8 3,5 4,0 4,0 3,98<br />

8 AP 0305 5,3 3,1 4,0 2,8 2,9 3,3 7,3 3,8 4,29<br />

Index<br />

Foto: G. Brändle, ART<br />

Fettschrift bei Sortenname = bisher empfohlene Sorten * Hauptmerkmal mit doppelter Gewichtung<br />

Notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 5 = mittel; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht<br />

1)<br />

Ertragsnoten von 4 Versuchsstandorten mit 4 bis 5 Erhebungen 2008 und 2009.<br />

2)<br />

VOS = Verdauliche organische Substanz; Mittel von 3 Terminen im Jahre 2008 in Reckenholz<br />

338<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 334–339, 2010


Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sortenversuche 2007 bis 2009 | Pflanzenbau<br />

Vulpera erreichte den für eine weitere Empfehlung<br />

erforderlichen Index nicht mehr und wird demzufolge in<br />

die Kategorie 2/3 versetzt. Sie kann nur noch bis Ende<br />

2012 <strong>als</strong> empfohlene Sorte verkauft werden. Allerdings<br />

ist das Sortenangebot beim Wiesenfuchsschwanz ziemlich<br />

dünn. Da sich die <strong>als</strong> Nachfolgerin von Vulpera<br />

gezüchtete Sorte Alopex noch im Aufbau befindet und<br />

deshalb noch zu wenig Saatgut dieser neuen Sorte vorhanden<br />

ist, wird Vulpera möglicherweise länger <strong>als</strong> bis<br />

Ende 2012 <strong>als</strong> empfohlene Sorte beibehalten. Ein diesbezüglicher<br />

Entscheid wird im Herbst 2011 gefällt werden.<br />

n<br />

Loglio ibrido e coda di volpe comune:<br />

Varietal tests of hybrid ryegrass and<br />

Riassunto<br />

prove varietali dal 2007 al 2009<br />

Dal 2007 al 2009 è stato esaminato il<br />

valore agronomico e colturale di<br />

ventinove varietà di loglio ibrido e otto<br />

varietà di coda di volpe comune. Le<br />

Summary<br />

meadow foxtail (2007– 2009)<br />

From 2007 through 2009 the Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART and Agroscope<br />

Changins-Wädenswil ACW research<br />

stations tested in total 29 varieties of<br />

semine sono state realizzate in colture<br />

hybrid ryegrass and 8 varieties of<br />

pura e in associazione con del trifoglio.<br />

meadow foxtail in comparative variety<br />

Sono state prese in considerazione le<br />

tri<strong>als</strong> at five locations. All varieties were<br />

seguenti caratteristiche: resa in materia<br />

grown in pure stands and in mixture<br />

secca, rapidità di copertura del suolo,<br />

with clover. The parameters assessed<br />

aspetto generale, forza di concorrenza,<br />

were forage yield, juvenile develop-<br />

persistenza, resistenza alle malattie, e<br />

ment, vigour, competitive ability,<br />

digeribilità della materia organica.<br />

persistence, resistance to diseases and<br />

Inoltre per la coda di volpe comune è<br />

digestibility of organic matter, as well<br />

stata valutata l’idoneità alla coltiva-<br />

as adaptation to higher altitudes for<br />

zione in altitudine. Per il loglio ibrido<br />

meadow foxtail. Four new breeds of<br />

le quattro nuove varietà Palmata<br />

hybrid ryegrass attained extraordinary<br />

(LH 9925), Daboya (LH 9865), Ocadia<br />

results in comparison to the standard:<br />

(LH 0105) e LH 9905 hanno ottenuto<br />

Palmata (LH 9925), Daboya (LH 9865),<br />

risultati superiori alla media. Solo le<br />

Ocadia (LH 0105) and LH 9905. For the<br />

prime tre sono iscritte nella lista delle<br />

moment, only the three former will be<br />

varietà foraggere consigliate, in<br />

added to the «List of recommended<br />

quanto LH 9905 al momento non<br />

Varieties of Forage Plants», because LH<br />

soddisfa i presupposti giuridici per la<br />

9905 is not eligible for trade in Switzer-<br />

commercializzazione. La vecchia<br />

land yet. The formerly recommended<br />

varietà Delicial, iscritta nella lista, sarà<br />

variety Delicial will be crossed off the<br />

stralciata. I risultati ottenuti dalle<br />

list. Concerning meadow foxtail, there<br />

varietà di coda di volpe non permet-<br />

was no change as none of the new<br />

tono la loro iscrizione nel catalogo<br />

varieties tested reached the index-value<br />

ufficiale. L’unica modifica riguarda la<br />

required for recommendation. The<br />

nota varietà Vulpera che ha ottenuto<br />

formerly recommended variety Vulpera<br />

risultati insufficienti e, dopo essere<br />

will be removed from the list.<br />

stata presente per 20 anni nella lista<br />

delle varietà consigliate, sarà stralciata.<br />

Key words: Lolium hybridum, Alopecurus<br />

pratensis, hybrid ryegrass, meadow<br />

foxtail, variety testing, yield, disease<br />

resistance.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

Dietl W., Lehmann J. & Jorquera M., 1998. Wiesengräser. Landwirtschaftliche<br />

Lehrmittelzentrale LmZ, Zollikofen,191 S.<br />

▪▪<br />

Suter D., Hirschi H.U., Briner H.U., Frick. R., Jeangros B. & Bertossa M.,<br />

2008a. Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen 2009 – 2010.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> 15 (10), I–VIII.<br />

▪▪<br />

Suter D., Rosenberg E., Frick R. & Mosimann E., 2008b. Standardmischungen<br />

für den Futterbau: Revision 2009–2012. <strong>Agrarforschung</strong> 15 (10), 1–12.<br />

▪▪<br />

Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality<br />

by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science 43, 889–897.<br />

▪▪<br />

Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion<br />

of forage crops. Journal of the British Grassland Society 18, 104–111.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 334–339, 2010<br />

339


P f l a n z e n b a u<br />

Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau<br />

Reinhard Eder 1 , Irma Roth 1 , Catherine Terrettaz 2 und Sebastian Kiewnick 1<br />

1<br />

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil<br />

2<br />

Département des finances, de l’agriculture et des affaires extérieures, Service de l’agriculture, 1951 Châteauneuf<br />

Auskünfte: Reinhard Eder, E-Mail:reinhard.eder@acw.admin.ch, Tel. +41 44 783 63 37<br />

Foto: ACW<br />

Salatwurzel mit Befall durch den Wurzelgallennematoden Meloidogyne fallax.<br />

E i n l e i t u n g<br />

Wurzelgallennematoden (Meloidogyne spp.) sind<br />

bedeutende Schädlinge im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau, die<br />

jährlich grosse Schäden und damit verbunden Ertragsverluste<br />

verursachen können. Am häufigsten tritt in der<br />

<strong>Schweiz</strong> der Nördliche Wurzelgallennematode Meloidogyne<br />

hapla auf. Diese Art findet man sowohl im Freiland<br />

<strong>als</strong> auch im geschützten Anbau. Dagegen kommen die<br />

ursprünglich aus den Tropen und Subtropen stammenden<br />

Arten M. incognita, M. arenaria und M. javanica nur<br />

in Gewächshäusern bzw. beheizten Tunnels vor. Bei Routineuntersuchungen<br />

im Jahr 2002 wurde erstm<strong>als</strong> der<br />

Quarantänenematode Meloidogyne chitwoodi in einer<br />

Probe aus einem Gewächshaus im Kanton Wallis nachgewiesen.<br />

Aufgrund dieses Erstfundes wurden in den Jahren<br />

2002 bis 2006 intensive Surveys im befallenen sowie<br />

in benachbarten Betrieben durchgeführt. Es zeigte sich,<br />

340 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 340–345, 2010


Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau | Pflanzenbau<br />

dass einige Betriebe Befall mit einer weiteren nah verwandten<br />

Quarantänenematodenart M. fallax aufwiesen.<br />

Das Auftreten der Quarantänenematoden beschränkte<br />

sich jedoch auf einige wenige Betriebe in der Region<br />

von Saillon. Um eine weitere Verbreitung der Nematoden<br />

zu verhindern, wurden Eindämmungsmassnahmen<br />

vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) sowie dem<br />

kantonalen Pflanzenschutzdienst angeordnet. Agroscope<br />

Changins-Wädenswil ACW führte in den Jahren<br />

2007 bis 2008 weitere Surveys durch und wies nach, dass<br />

diese Massnahmen eine weitere Ausbreitung der Quarantänenematoden<br />

verhindert haben. Während dieses<br />

Zeitraums wurde jeweils nur noch eine Art, M. fallax, in<br />

den befallenen Betrieben nachgewiesen (Eder et al.<br />

2009).<br />

Zur Klärung, ob die Art M. chitwoodi tatsächlich<br />

noch in <strong>Schweiz</strong>er Gewächshäusern vorhanden ist, wurden<br />

die in der Vergangenheit <strong>als</strong> befallen eingestuften<br />

Flächen im Herbst 2009 und Frühjahr 2010 in einem<br />

intensiven Survey noch einmal eingehend untersucht.<br />

Was sind Nematoden?<br />

Nematoden sind meist kleine, weisse bis farblose, fadenförmige<br />

Tiere. Sie bevorzugen feuchte Medien und können<br />

im Erdboden, im Süss- und Salzwasser, aber auch in<br />

Pflanzen, Tieren und im Menschen gefunden werden.<br />

Nematoden gehören zu den artenreichsten Stämmen<br />

des Tierreichs. Bisher sind über 20 000 verschiedene<br />

Nematodenarten beschrieben. Neben kleinen, kaum<br />

0,2 mm langen Fadenwurmarten gibt es auch solche, die<br />

<strong>als</strong> Parasiten von Warmblütern mehrere Meter lang werden<br />

können (Decker 1969).<br />

In 100 ml Ackerboden oder Gartenerde können<br />

einige Tausend Fadenwürmer enthalten sein. Die Zusammensetzung<br />

der Arten variiert je nach Umweltbedingungen,<br />

Klima- und Bodenfaktoren sowie Bewirtschaftung.<br />

Die Ernährungsweise der Nematoden unterscheidet<br />

sich ebenfalls: Neben Fadenwürmern, die sich von Bakterien<br />

oder Pilzen ernähren, gibt es auch solche, die sich<br />

räuberisch von anderen Fadenwürmern ernähren. Für<br />

die Landwirtschaft stellen pflanzenparasitäre Nematoden<br />

die wichtigste Gruppe dar. Sie schädigen Kulturpflanzen<br />

direkt oder indirekt und können sowohl im<br />

geschützten Anbau <strong>als</strong> auch im Freiland vorkommen.<br />

Diese Nematoden stechen mit einem Mundstachel Wurzelzellen<br />

an und ernähren sich von deren Zellinhalt.<br />

Manche Arten dringen aber auch in Stängel, Blätter oder<br />

Blütenanlagen ein und ernähren sich dort von den Pflanzensäften.<br />

Einige Nematoden übertragen auch Viren<br />

und schädigen die Pflanzen dadurch indirekt. Bei Befall<br />

reichen die verursachten Schäden von geringen Ertragsreduktionen<br />

bis zu einem Totalverlust.<br />

<br />

Zusammenfassung<br />

Wurzelgallennematoden (Meloidogyne spp.)<br />

sind die wichtigste Gruppe pflanzenparasitärer<br />

Nematoden in der <strong>Schweiz</strong>. Sie verursachen<br />

grosse Probleme im Gemüsebau. Am<br />

häufigsten tritt in der <strong>Schweiz</strong> der nördliche<br />

Wurzelgallennematode Meloidogyne hapla<br />

auf. Dagegen kommen die ursprünglich<br />

aus den Tropen und Subtropen stammenden<br />

Arten M. incognita, M. arenaria und M<br />

javanica nur im geschützten Anbau vor. Bei<br />

in den Jahren 2002 bis 2006 durchgeführten<br />

Surveys wurden die Quarantänenematoden<br />

Meloidogyne chitwoodi und M. fallax in<br />

einigen wenigen <strong>Schweiz</strong>er Gewächs häusern<br />

und Betrieben gefunden. Eine weitere<br />

Verbreitung wurde aufgrund der verordneten<br />

Eindämmungsmassnahmen erfolgreich<br />

verhindert. In den Jahren 2006 bis 2008<br />

konnte in Proben aus befallenen Gewächshäusern<br />

und beheizten Folien tunnels nur<br />

noch M. fallax nachgewiesen werden. Ein<br />

intensiver Survey 2009 und 2010 bestätigte<br />

die Abwesenheit von M. chitwoodi. Die Art<br />

M. fallax konnte wieder in Gewächshäusern<br />

und beheizten Folientunnels gefunden<br />

werden. Unbeheizte Folientunnel und<br />

Freilandflächen, die an befallene Gewächshäuser<br />

angrenzen, waren frei von Quarantänenematoden.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 340–345, 2010<br />

341


Pflanzenbau | Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau<br />

Abb. 1 | Salatwurzeln mit unterschiedlich starkem Befall durch den<br />

Wurzelgallennematoden M. fallax. Links: ohne Befall; Mitte: mässiger<br />

Befall; rechts: starker Befall.<br />

Wurzelgallennematoden – Biologie und Schaden<br />

Wurzelgallennematoden sind obligate Wurzelparasiten,<br />

die <strong>als</strong> Eier in Pflanzenresten und im Boden längere Zeit<br />

überdauern können. Die Nematodenlarven schlüpfen im<br />

Frühjahr und dringen in die Wurzeln der Wirtspflanze<br />

ein. Dort entwickeln sie sich zu adulten Weibchen, die<br />

kugelrund anschwellen und die Bildung der typischen<br />

Wurzelgallen bewirken (Abb.1). Jedes dieser Nematodenweibchen<br />

kann bis zu 500 neue Eier produzieren, aus<br />

denen erneut Larven schlüpfen. Diese dringen wiederum<br />

in die Wurzeln ein und verursachen eine weitere<br />

Schädigung. Je nach Temperatur sind drei bis sechs<br />

Generationen pro Jahr möglich. Die Quarantänenematoden<br />

M. chitwoodi und M. fallax gelten in Europa <strong>als</strong><br />

besonders gefährlich für landwirtschaftliche Kulturpflanzen,<br />

da sie sich durch ihr breites Wirtspflanzenspektrum<br />

(400 – 500 Arten) schnell ausbreiten und etablieren<br />

können und somit eine Kontrolle kaum möglich<br />

ist. Sie können bei fast allen Gemüsearten Schäden verursachen.<br />

Betroffen sind vor allem Tomaten, Gurken,<br />

Karotten, Sellerie, Schwarzwurzeln, Salat und Erbsen.<br />

Ausserdem sind Zuckerrüben, Erdbeeren, Zierpflanzen,<br />

Getreide, Mais, Kartoffeln und die Graswirtschaft<br />

gefährdet. Aus diesen Gründen ist das Auftreten dieser<br />

Nematoden in der <strong>Schweiz</strong> nach der Pflanzenschutzverordnung<br />

(SR 916.20) meldepflichtig, und es müssen<br />

Bekämpfungs- respektive Eindämmungsmassnahmen<br />

durchgeführt werden.<br />

M. chitwoodi nachgewiesen. Aufgrund dieses Erstfundes<br />

wurden in den Jahren 2002 bis 2006 intensive Surveys im<br />

befallenen sowie in benachbarten Betrieben durchgeführt.<br />

Es zeigte sich, dass einige Betriebe Befall mit einer<br />

weiteren nah verwandten Quarantänenematodenart M.<br />

fallax aufwiesen (Tab. 1). Das Auftreten der Quarantänenematoden<br />

beschränkte sich jedoch auf einige wenige<br />

Betriebe in der Region von Saillon (Abb. 2).<br />

Die Pflanzenschutzverordnung (SR 916.20) schreibt beim<br />

Auftreten von Quarantäneorganismen in Artikel 29 eine<br />

Tilgung der Primärherde vor. Dazu müssen die verantwortlichen<br />

Stellen geeignete Massnahmen zur Tilgung<br />

der Herde durchführen (siehe Kasten). Doch das ist bei<br />

einem Befall mit Wurzelgallennematoden schwierig.<br />

Alle diese Massnahmen waren jedoch nicht geeignet,<br />

um die bestehenden Herde von Quarantänenematoden<br />

in den befallenen Betrieben zu tilgen (Grunder et al.<br />

2007).<br />

Aufgrund der Ergebnisse der intensiven Surveys<br />

erfolgte die Einschleppung der beiden Nematodenarten<br />

wahrscheinlich mit verseuchtem Pflanzenmaterial und<br />

die weitere Verbreitung über Traktoren und Geräte mit<br />

anhaftender Erde. Diese Maschinen und Geräte wurden<br />

zum Teil zwischen den Betrieben ausgetauscht und so<br />

die Quarantänenematoden weiter verbreitet. Um eine<br />

weitere Verbreitung der Nematoden zu verhindern,<br />

wurden vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) sowie<br />

dem kantonalen Pflanzenschutzdienst Eindämmungsmassnahmen<br />

angeordnet (siehe Kasten).<br />

R e s u l t a t e<br />

Surveys 2002 – 2006 und Massnahmen<br />

Im Jahr 2002 wurde von ACW eine Untersuchung zur Verbreitung<br />

von Wurzelgallennematoden in der <strong>Schweiz</strong><br />

durchgeführt. Dabei wurden nicht nur die bereits<br />

bekannten Arten M. incognita, M. arenaria, M. javanica<br />

und M. hapla, sondern in einer Probe aus einem Gewächshaus<br />

im Wallis auch erstm<strong>als</strong> der Quarantänenematode<br />

Abb. 2 | Verbreitung von Wurzelgallennematoden (WGN) in der<br />

<strong>Schweiz</strong>.<br />

Nördlicher WGN: M. hapla<br />

Tropische WGN: M. incognita, M. javanica, M. arenaria<br />

Quarantäne-WGN: M. chitwoodi und M. fallax<br />

342 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 340–345, 2010


Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau | Pflanzenbau<br />

Surveys 2007 und 2008<br />

Die in den Jahren 2007 und 2008 durchgeführten Untersuchungen<br />

sollten klären, ob die verordneten Massnahmen<br />

zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung der<br />

Quarantänenematoden erfolgreich waren. Zu diesem<br />

Zweck wurden die befallenen Betriebe und die umliegenden<br />

Freilandflächen intensiv untersucht. Es zeigte<br />

sich, dass sich in Gewächshäusern und beheizten Tunnels<br />

die Quarantäneart M. fallax etabliert hatte. Die Art<br />

M. chitwoodi konnte in diesen Untersuchungen jedoch<br />

nicht mehr nachgewiesen werden. In Proben aus unbeheizten<br />

Folientunnels konnten keine Quarantänenematoden<br />

nachgewiesen werden. In keiner der untersuchten<br />

Proben aus den umliegenden Freilandflächen wurden<br />

Quarantänenematoden nachgewiesen. Diese Ergebnisse<br />

zeigen, dass die angeordneten Eindämmungsmassnahmen<br />

eine weitere Ausbreitung der Quarantänenematoden<br />

verhindert haben.<br />

Surveys 2009 und 2010<br />

Die Surveys 2007 und 2008 hatten bereits gezeigt, dass<br />

auch bei intensiver Suche die Art M. chitwoodi nicht<br />

mehr nachzuweisen war. Daher wurden im Herbst 2009<br />

und Frühjahr 2010 alle in der Vergangenheit <strong>als</strong> mit<br />

M. chitwoodi befallen eingestuften Flächen erneut intensiv<br />

untersucht. Wie auch in den Jahren zuvor zeigte sich,<br />

dass alle Freilandflächen und ungeheizten Folientunnels<br />

frei von den Quarantänenematoden M. chitwoodi und<br />

M. fallax waren. Meloidogyne fallax hat man weiterhin<br />

<br />

Tab. 1 | Ergebnisse der Surveys zum Auftreten der Quarantänenematoden<br />

Meloidogyne chitwoodi und M. fallax in der <strong>Schweiz</strong> in<br />

den Jahren 2002 bis 2010<br />

Jahr<br />

Anzahl untersuchter<br />

Gewächshäuser<br />

und beheizter<br />

Folientunnel<br />

Anzahl befallener Gewächshäuser<br />

und beheizter Folientunnel<br />

M. chitwoodi M. fallax Summe<br />

2002 57 1 0 1<br />

2003 3 1 2 3<br />

2004 56 0 15 15<br />

2005 29 5 9 9<br />

2006 2 0 2 2<br />

2007 18 0 12 12<br />

2008 18 0 9 9<br />

2009 22 0 18 18<br />

2010 4 0 4 4<br />

2003 bis 2006 wurden die Untersuchungen durch externe Labors durchgeführt.<br />

2002 und 2007 bis 2010 hat ACW die Untersuchungen gemacht.<br />

Kasten 1 | Massnahmen zur Tilgung und Eindämmung von Befallsherden<br />

Tilgung<br />

Zur Tilgung von Befallsherden durch chemische<br />

Bekämpfung steht Basamid-Granulat (Dazomet) zur<br />

Verfügung. Dieses Mittel darf allerdings nicht in<br />

biologisch wirtschaftenden Betrieben eingesetzt<br />

werden. Eine andere Möglichkeit ist das Aushungern<br />

der Nematoden durch eine Schwarzbrache, das heisst<br />

die befallene Fläche muss über einen längeren Zeitraum<br />

frei von allen Pflanzen sein (Unkrautregulierung). Eine<br />

weitere Bekämpfungs möglichkeit ist die Bodendämpfung,<br />

dabei werden die Schädlinge durch Hitze vernichtet.<br />

Dieses Verfahren ist jedoch mit hohen Kosten<br />

verbunden und wirkt wenig in die Tiefe. Zusätzlich<br />

wurden verschiedene Methoden zur biologischen<br />

Bodenentseuchung getestet.<br />

Eindämmung<br />

Um eine weitere Ausbreitung von Quarantänenematoden<br />

aus den betroffenen Betrieben zu verhindern,<br />

dürfen dort nur Personen arbeiten, die über den<br />

Nematodenbefall informiert sind. Arbeiten in Gewächshäusern<br />

mit Quarantänenematoden müssen stets zum<br />

Ende einer Arbeitsperiode durchgeführt werden. Die<br />

Arbeitsschuhe werden beim Ausgang durch Bürsten<br />

und mit einem Desinfektionsmittel gereinigt. Alle<br />

Geräte, Maschinen und Traktoren werden bereits im<br />

Gewächshaus grob von Erde und Pflanzenresten befreit<br />

und anschliessend an einem geeigneten Waschplatz<br />

gründlich gereinigt. Maschinen und Traktoren von<br />

anderen Betrieben müssen jeweils vor und nach einem<br />

Einsatz gereinigt werden.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 340–345, 2010<br />

343


Pflanzenbau | Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau<br />

nur in Gewächshäusern oder beheizten Tunnels gefunden.<br />

Des Weiteren konnte erneut bestätigt werden, dass<br />

M. chitwoodi auf keiner der untersuchten Flächen<br />

(Gewächshaus, Tunnel oder Freiland) nachweisbar war.<br />

D i s k u s s i o n<br />

Quarantänenematoden wie die Wurzelgallennematoden<br />

M. chitwoodi und M. fallax stellen Produzenten und<br />

Pflanzenschutzdienste oft vor grosse Probleme. Durch<br />

ihr breites Wirtspflanzenspektrum und ihre hohen Vermehrungsraten<br />

können grosse Schäden bei landwirtschaftlichen<br />

Kulturen entstehen. Die Tatsache, dass Wurzelgallennematoden<br />

nur durch Bodenanalysen erfasst<br />

werden können und Schäden an Wurzeln von Wirtspflanzen<br />

anfänglich oft übersehen werden, erschwert<br />

Tilgungs- und Überwachungsmassnahmen. Um einen<br />

Überblick über die Situation in der <strong>Schweiz</strong> zu erhalten,<br />

wurden seit 2002 auf mehr <strong>als</strong> hundert Betrieben rund<br />

zweihundert Flächen untersucht. In diesen Untersuchungen<br />

konnte festgestellt werden, dass sich M. fallax in<br />

den betroffenen Betrieben etabliert hat. Von den im<br />

Jahr 2009 untersuchten 22 Flächen in Gewächshäusern<br />

und beheizten Folientunnels waren 18 mit M. fallax<br />

befallen.<br />

Wie bereits in den Jahren 2007 und 2008 festgestellt<br />

wurde, konnte auch im Jahr 2009 M. chitwoodi nicht<br />

mehr nachgewiesen werden. Eine erneute Beprobung<br />

im Frühjahr 2010 bestätigte die Abwesenheit von M.<br />

chitwoodi. Die Art M. fallax konnte jedoch wie erwartet<br />

nachgewiesen werden.<br />

In sämtlichen in den Jahren 2002 bis 2008 untersuchten<br />

Freilandflächen sowie unbeheizten Folientunnels<br />

konnten M. chitwoodi oder M. fallax nie nachgewiesen<br />

werden. Die Wirksamkeit der Eindämmungsmassnahmen<br />

hat ACW bei den neuesten Untersuchungen aus<br />

den Jahren 2009 und 2010 bestätigt. Dort konnten ebenfalls<br />

keine Quarantänenematoden in Freilandflächen<br />

oder unbeheizten Folientunnels nachgewiesen werden.<br />

Es stellt sich nun die Frage, warum in den Jahren 2002 bis<br />

2006 einige wenige Flächen <strong>als</strong> mit M. chitwoodi befallen<br />

eingestuft wurden. Die Arten M. chitwoodi und<br />

M. fallax, die ursprünglich <strong>als</strong> nur eine Art beschrieben<br />

worden waren, sind sehr nahe verwandt und daher<br />

anhand von morphologischen Merkmalen nur schwer zu<br />

unterscheiden. Daher konnte es leicht zu Verwechslungen<br />

kommen, besonders wenn in manchen der untersuchten<br />

Flächen einige tausend Tiere je Probe bestimmt<br />

werden mussten. In den letzten Jahren wurden jedoch<br />

die Methoden zur Diagnostik von Nematoden weiterentwickelt.<br />

Neben den klassischen morphologischen<br />

Methoden stehen heutzutage auch molekularbiologische<br />

Methoden zur Verfügung, die eine genauere Unterscheidung<br />

der Arten ermöglichen. Moderne, molekularbiologische<br />

Methoden werden zukünftig verstärkt von<br />

ACW zur Diagnostik von pflanzenparasitären Nematoden<br />

eingesetzt. So wird weiterhin sichergestellt, dass die<br />

in der <strong>Schweiz</strong> örtlich etablierten Quarantänenematoden<br />

sich nicht weiter ausbreiten können und die Einschleppung<br />

von neuen Quarantänearten verhindert<br />

wird. Am Beispiel der Quarantänenematoden Meloidogyne<br />

chitwoodi und M. fallax zeigte sich, dass genaue<br />

Untersuchungen bei Verdacht auf Befall mit Quarantänenematoden<br />

unabdingbar sind, um Schäden für die<br />

<strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft abzuwenden. Dies gelingt<br />

jedoch nur, wenn alle beteiligten Stellen: Produzenten,<br />

kantonale Berater, das Bundesamt für Landwirtschaft<br />

und ACW auch in Zukunft weiterhin so erfolgreich<br />

zusammenarbeiten.<br />

n<br />

344<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 340–345, 2010


Quarantänenematoden im <strong>Schweiz</strong>er Gemüsebau | Pflanzenbau<br />

Nematodi di quarantena nell’orticol-<br />

Quarantine nematodes in Swiss<br />

Riassunto<br />

tura svizzera<br />

I nematodi galligeni (Meloidogyne<br />

spp.) sono il gruppo più importante di<br />

nematodi parassiti delle piante in<br />

Svizzera. Ogni anno arrecano grossi<br />

Summary<br />

vegetable growing<br />

Root-knot nematodes (Meloidogyne<br />

spp.) are the most important group of<br />

plant-parasitic nematodes in Switzerland<br />

causing significant problems in<br />

problemi nelle regioni orticole. La<br />

vegetable production areas. The most<br />

specie più frequente in Svizzera è il<br />

common root-knot nematode species is<br />

nematodo galligeno Meloidogyne<br />

Meloidogyne hapla, followed by the<br />

hapla, mentre le specie tropicali e<br />

tropical and subtropical species M.<br />

subtropicali M. incognita, M. javanica e<br />

incognita, M. arenaria and M. javanica,<br />

M. arenaria, sono state riscontrate solo<br />

which are found in greenhouses only.<br />

in serra. Durante i monitoraggi<br />

In surveys conducted in the years 2002<br />

condotti nel periodo fra il 2002 e il<br />

to 2006, the quarantine nematodes M.<br />

2006 si è evidenziata la presenza dei<br />

chitwoodi and M. fallax were found in<br />

nematodi di quarantena M. chitwoodi<br />

greenhouses in Switzerland. However,<br />

e M. fallax in alcune serre e aziende<br />

they were confined to a few green-<br />

svizzere. Le misure fitosanitarie<br />

houses only and have not yet spread<br />

prescritte hanno impedito un ulteriore<br />

further confirming that the phytosani-<br />

diffusione dei parassiti. Tra il 2006 e il<br />

tary measures were successfully<br />

2008 solo M. fallax è stato riscontrato<br />

implemented. From 2006 to 2008, only<br />

nei campioni provenienti da serre e da<br />

M. fallax could be identified in samples<br />

tunnel riscaldati nei quali i nematodi di<br />

from infested greenhouses and heated<br />

quarantena erano stati precedente-<br />

plastic tunnels. An intensive survey<br />

mente riscontrati. Il monitoraggio<br />

conducted in 2009 and 2010 confirmed<br />

intensivo condotto nel 2009 e 2010 ha<br />

the absence of M. chitwoodi. The<br />

confermato l’assenza di M. chitwoodi e<br />

species M. fallax was still present in<br />

la sola presenza di M. fallax. Tunnel<br />

greenhouses and heated tunnels, but<br />

non riscaldati e campi adiacenti alle<br />

unheated plastic tunnels or open fields<br />

serre infestate sono risultati liberi da<br />

adjacent to the infested greenhouse<br />

nematodi di quarantena.<br />

proved to be free of quarantine<br />

nematodes.<br />

Key words: nematodes, quarantine,<br />

root-knot, Meloidogyne chitwoodi,<br />

Meloidogyne fallax, survey, plant<br />

protection.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

Decker H., 1969. Phytonematologie. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag,<br />

Berlin. 526 S.<br />

▪▪<br />

Eder R., Roth I., Frey J. E., Oggenfuss M. & Kiewnick S., 2009. Quarantine<br />

nematodes in Switzerland – current situation. J. of Plant Diseases and<br />

Protection 116 (4), 189 – 191.<br />

▪▪<br />

Grunder J., Daniel O. & Kiewnick S., 2007. Neue Nematodenarten bedrohen<br />

die <strong>Schweiz</strong>er Kulturen. Der Gemüsebau / Le Maraîcher (3), 19 – 21.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 340–345, 2010<br />

345


K u r z b e r i c h t<br />

Phoma der Sonnenblume: Kann nach Temperaturschwellen<br />

behandelt werden?<br />

Peter Frei, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon<br />

Auskünfte: Peter Frei, E-Mail: peter.frei@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 43 77<br />

Abb. 1 | Phoma macdonaldii: stark befallene Sonnenblumen- Stängel<br />

im Feld.<br />

Durch die lange Infektionsperiode des Pilzes und der<br />

limitierten Zeitspanne des Fungizid-Einsatzes waren<br />

die Behandlungen gegen Phoma in der Sonnenblume<br />

bis heute selten rentabel. Ein neuer Ansatz liegt in<br />

der Anwendung von Temperaturschwellen zur Bestimmung<br />

der Periode des Erscheinens der Ascosporen.<br />

Ein Modell konnte in den letzten Jahren bestätigt<br />

werden.<br />

Foto: ACW<br />

Seit Sonnenblumen in der <strong>Schweiz</strong> angebaut wurden,<br />

konnte auch der Pilz Phoma macdonaldii (Hauptfruchtform:<br />

Leptoshaeria lindquistii) gefunden werden. Die<br />

Symptome dieser Krankheit sind dunkelbraune bis<br />

schwarze Flecken unter den Blattachseln, die nicht selten<br />

den ganzen Stängel umgeben (Abb. 1). Die befallenen<br />

Blattstiele und somit auch die Blätter sterben schnell ab,<br />

wobei die assimilierende Blattfläche drastisch reduziert<br />

und die Kerne somit schlecht gefüllt werden. Nicht selten<br />

sterben die Pflanzen infolge des Phomabefalls vorzeitig<br />

ab. Phoma kann aber auch mit Phomopsis verwechselt<br />

werden, dessen Symptome eher braune Flecken sind. Der<br />

Hauptunterschied ist aber, dass mit Phomopsis befallene<br />

Stängel sehr leicht an der Befallsstelle brechen, was Lagerung<br />

zur Folge hat. Dies ist bei Phoma nicht der Fall. Seit<br />

2003 sind auch Fungizide zur Bekämpfung dieser Krankheit<br />

bewilligt. Doch trotz des Fungizideinsatzes konnte<br />

der Pilz nicht sehr effizient bekämpft werden und erhebliche<br />

Erntezunahmen sind eher selten zu beobachten.<br />

Die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema ist sehr<br />

bescheiden und nur wenige Artikel aus den Fünfziger-<br />

Jahren stehen zur Verfügung. Bis anhin war nur bekannt,<br />

dass der Pilz auf den Ernterückständen überwintert und<br />

im Frühjahr die neuen Kulturen mit Ascosporen befällt.<br />

Wann genau dies der Fall ist, war bis anhin aber nicht<br />

bekannt. Es wurde daher angenommen, dass der Sporenflug<br />

und damit auch die Infektionen vor allem im Sternstadium<br />

(BBCH51) stattfinden. Der Fungizideinsatz ist bis<br />

heute in diesem Stadium empfohlen. Es ist auch der<br />

letzte Moment um Pestizide aus zubringen ohne dass die<br />

Kultur Schaden nimmt. Später sind die Sonnenblumen zu<br />

hoch um mit konventionellen Spritzbalken zu arbeiten.<br />

Aus diesen Gründen wurden an der Forschungsanstalt<br />

Agroscope Changins Wädenswil (ACW) Untersuchungen<br />

durchgeführt um die Biologie und Epidemiologie des<br />

Pathogen besser zu kennen.<br />

M e t h o d e n<br />

In Sonnenblumenfeldern wurden nach der Ernte befallene<br />

Stängel diverser Sorten gesammelt. Diese wurden<br />

dann im Freien unter natürlichen Bedingungen gelagert.<br />

346 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 346–349, 2010


Phoma der Sonnenblume: Kann nach Temperaturschwellen behandelt werden? | Kurzbericht<br />

Abb. 2 | Leptosphaeria lindquisti (Phoma macdonaldii) Bildung der<br />

Ascien und Ascosporen im Perithezium (April 2006).<br />

Foto: ACW<br />

Beobachtung des Sporenfluges<br />

Durch mikroskopische Beobachtungen während des<br />

Winters war es möglich die Bildung der Fruchtkörper zu<br />

verfolgen (Abb. 2). Ab Mitte Februar beginnt der Pilz<br />

mit der Bildung der Fruchtkörper und je nach Wetterbedingungen<br />

sind die Ascosporen ab Ende März bis<br />

anfangs Mai reif und werden freigesetzt. Dank der nun<br />

fünfjährigen Erfahrungen konnte eine genaue Temperatursumme<br />

für den ersten Sporenflug ermittelt werden.<br />

Schwellenwert: Summe aller mittlerer Tagestemperaturen<br />

über 9°C zwischen dem 1. Oktober des<br />

Erntejahres bis zur ersten beobachteten Ascospore<br />

(Tab. 1). Anfangs werden nur wenige, später aber massiv<br />

Sporen freigesetzt (Abb. 3). Eine weitere Temperatursumme<br />

ab dem ersten Auftreten, die dem Hauptausstoss<br />

der Sporen entspricht, konnte gefunden<br />

werden. Dieser ist aber nicht, wie bis anhin angenommen,<br />

im Sternstadium der Sonnenblume, sondern<br />

erfolgt einige Tage (Wochen) früher. Zurzeit stehen nur<br />

Resultate für das Genferseegebiet zu Verfügung. 2010<br />

wurden noch zwei weitere Regionen (Gros de Vaud und<br />

Bern) in die Studie aufgenommen um die Resultate<br />

breiter abzustützen. Die Stängel dieser Standorte wurden<br />

nur mikroskopisch untersucht, Sporenfallen konnten<br />

nicht installiert werden. Die Beobachtungen der<br />

Perithezien-Bildung zeigte, dass die für Changins (Nyon)<br />

etablierte Temperatursumme auch für Goumoens-la-<br />

Ville und Zollikofen (Rütti) gültig ist.<br />

Durch lichtmikroskopische Beobachtungen konnte die<br />

Entwicklung der Perithezien (Hauptfruchtform) während<br />

des ganzen Winters und Frühjahrs verfolgt werden. Zur<br />

mikroskopischen Beobachtung müssen Stängelstücke mit<br />

einer Rasierklinge sehr fein geschnitten und mit Baumwollblau<br />

angefärbt werden. Eine Sporenfalle wurde in<br />

der Nähe der Stängeldepots installiert. Der Ventilator<br />

dieser Sporenfalle wird durch Solarzellen mit Strom versorgt.<br />

Die Sporen bleiben durch statische Elektrizität auf<br />

dem feinen Plastikstreifen hängen, der auf einer Trommel<br />

montiert ist. Diese Trommel bewegt sich pro Woche<br />

einmal um die eigene Achse. Die so gewonnenen Tagesabschnitte<br />

werden hälftig, nach einer Färbung unter<br />

dem Mikroskop beobachtet und die anhaftenden Ascosporen<br />

ausgezählt. Gleichzeitig wurde auch eine molekulare<br />

Methode für den Nachweis des Pathogens bei ACW<br />

entwickelt und der zweite Teil wurde mit dieser Methode<br />

auf Phoma-DNA untersucht. Die erhaltenen Werte,<br />

Anzahl gefundener Sporen und positive PCR-Reaktionen<br />

werden dann mit den Wetterdaten (http://www.agrometeo.ch)<br />

verglichen. Dies erlaubt es, die optimalen Bedingungen<br />

für den Sporenflug zu finden.<br />

Nachweis des Pilzes in den Pflanzen<br />

Gleichzeitig zur Beobachtung des Sporenfluges wurde in<br />

den vergangenen Jahren die Entwicklung des Pilzes im<br />

Pflanzengewebe untersucht. Der Pilz ist in seiner latenten<br />

Phase, das heisst in der Zeit bis zum sichtbar werden<br />

der Symptome, mit traditionellen Methoden nicht zu<br />

isolieren. Aus diesem Grund wurden wöchentlich, zwischen<br />

dem Zweiblattstadium bis zum Ende der Blüte,<br />

20 bis 30 unbehandelte Pflanzen auf dem Versuchsfeld<br />

gesammelt und molekularbiologisch untersucht. Da die<br />

Infektionen von den Blattachseln ausgehen, wurden<br />

diese einzeln aufbereitet und mit spezifischen und sensiblen<br />

Primern auf P. macdonaldii getestet. Diese<br />

Methode erlaubt die Entwicklung des Pilzes in der<br />

Pflanze zu verfolgen (Tab. 2). Es konnte festgestellt werden,<br />

dass schon sehr früh, ab dem Vierblattstadium, die<br />

ersten Keimblätter (55%) und Blattachseln des ersten<br />

Blattpaares (40%) befallen waren. Im Sternstadium<br />

konnten schon folgende Infektionen der Blattachseln<br />

gefunden werden: zweites Blattpaar 75 %, drittes Blattpaar<br />

75 % und das vierte Blattpaar 70 %, die Keimblätter<br />

waren zu diesem Zeitpunkt schon abgestorben und wurden<br />

nicht mehr untersucht.<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 346–349, 2010<br />

347


Kurzbericht | Phoma der Sonnenblume: Kann nach Temperaturschwellen behandelt werden?<br />

Foto: ACW<br />

Abb. 3 | Ascosporen von Leptosphaeria lindquisti (Phoma macdonaldii)<br />

auf Plastikstreifen aus der Sporenfalle.<br />

Fungizidversuche im Freiland<br />

Während drei Jahren wurden an der Forschungsanstalt<br />

ACW-Changins auch Fungizidversuche mit der anfälligen<br />

Sorte «Sanluca» im Freiland durchgeführt. Die Befallskontrollen<br />

erfolgten immer gegen Ende der Vegetationsperiode<br />

(BBCH 83) und auch Ertragserhebungen wurden<br />

gemacht.<br />

In den Jahren 2007 wurde mit dem Fungizid «Tenor»<br />

(Difenoconazole + Carbendazim), 2008 mit «Priori Top»<br />

(Difenoconazole + Azoxystrobin) im Sternstadium der<br />

Kultur eine Behandlung durchgeführt. 2009 wurde zum<br />

ersten Mal die oben erwähnte Temperatursumme von<br />

450°C (1. Spore bis Hauptflug) für die erste Fungizidbe-<br />

handlung angewendet. Zur Kontrolle neben unbehandelt,<br />

wurde eine Variante zum herkömmlichen Zeitpunkt<br />

im Sternstadium (Temperatursumme: 700°C) gespritzt.<br />

Zu beiden Zeitpunkten wurde das Fungizid «Priori Top»<br />

1,0 l/ha verwendet. Es lagen vierzehn Tage zwischen den<br />

beiden Behandlungen.<br />

In den ersten beiden Versuchsjahren konnte kein<br />

Ertragsunterschied zur unbehandelten Kontrolle gefunden<br />

werden. Die Befallskontrollen zeigten aber eine<br />

deutliche Tendenz zu weniger starken Infektionen, vor<br />

allem waren viel weniger Pflanzen total befallen und<br />

somit frühreif. Der Effekt war dadurch eher kosmetisch<br />

<strong>als</strong> rentabel.<br />

Tab. 1 | Temperatursummen Nyon von 2006 bis 2010 und Datum der ersten beobachteten Ascosporen (Periode 1.10.Erntejahr / 1. Ascospore)<br />

Jahr<br />

Temperatur-<br />

Summe (°C)<br />

Summe °C<br />

positiv<br />

Basis<br />

8 °C<br />

(°C)<br />

Basis<br />

9 °C<br />

(°C)<br />

Basis<br />

10 °C<br />

(°C)<br />

Niederschläge<br />

Summe (mm)<br />

Datum<br />

1. Ascospore<br />

beobachtet<br />

2005 /2006 918,60 1013,10 205,20 154,40 109,80 382,30 25.4.06<br />

2006 /2007 1255,10 1279,80 223,30 157,40 101,80 514,40 30.3.07<br />

2007 /2008 1273,80 1306,30 215,00 162,10 119,50 491,10 8.5.08<br />

2008 /2009 1074,50 1124,30 225,10 161,70 116,50 383,70 26.4.09<br />

2009 /2010 1097,80 1176,60 218,30 157,50 113,00 583,40 24.4.10<br />

348 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 346–349, 2010


Phoma der Sonnenblume: Kann nach Temperaturschwellen behandelt werden? | Kurzbericht<br />

Tab. 2 | Phoma macdonaldii : Verfolgung des Infektionsverlaufes in Sonnenblumen mittels PCR-Test. Nach Datum der Muster (Nyon p.18 2009)<br />

Keimblätter<br />

% positiv<br />

% positive Blattpaare<br />

Datum N * = 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

05.05.09 30 40 33<br />

13.05. 09 20 55 40 60<br />

19.05. 09 20 35 40 35<br />

27.05. 09 20 70 85 65<br />

03.06. 09 20 75 70 55<br />

10.06. 09 20 75 70 70<br />

17.06. 09 20 100 65 65 60<br />

24.06. 09 20 35 35 40<br />

01.07. 09 20 65 50 65<br />

08.07. 09 20 50 40 15<br />

15.07. 09 20 65 90 50<br />

12.08. 09 20 60 65 45<br />

N * : Anzahl untersuchter Pflanzen<br />

Im Versuchsjahr 2009 konnten aber deutliche Unterschiede<br />

zwischen der unbehandelten Kontrolle und den<br />

beiden Behandlungen beobachtet werden (+ 9 % Ertrag<br />

gegenüber unbehandelt). Wobei aber keine Differenz<br />

zwischen den zwei Behandlungszeitpunkten gefunden<br />

wurde. Dies wurde sowohl in der Befallsstärke <strong>als</strong> auch<br />

im Ertrag beobachtet. Eine Erklärung für diese Tatsache<br />

könnte die ungewöhnliche Wetterlage im Genferseegebiet<br />

sein. Es war in der Zeit zwischen den zwei Behandlungszeitpunkten<br />

sehr trocken und somit sind auch<br />

keine Ascosporen ausgeschleudert worden. Die ersten<br />

Niederschläge konnten erst vier Tage vor der zweiten<br />

Behandlung registriert werden, was zu einem erneuten<br />

massiven Sporenflug führte. Die Persistenz des Fungizides<br />

scheint gut zu sein, denn es wirkte auch noch nach<br />

rund zwei Wochen ohne Niederschläge wie das frisch<br />

gespritzte Produkt. Dieser Versuch wird 2010 in Changins<br />

auf der gleichen Sonnenblumen-Sorte wiederholt.<br />

Der Ansatz nach Temperaturschwellen zu behandeln ist<br />

gültig, doch muss dieses Modell in den nächsten Jahren<br />

unter anderen Wetterbedingungen und Versuchen in<br />

weiteren Regionen abgestützt werden.<br />

n<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 346–349, 2010<br />

349


P o r t r ä t<br />

Steven Bacon: Arbeitsplatz Flughafen<br />

Die Fallen von Steven Bacon sind bunt, verschiedenförmig<br />

und strömen kaum wahrnehmbare Duftstoffe<br />

aus, so genannte Pheromone. Sie locken Insekten der<br />

ganzen Welt an. Steven Bacon stellt die Fallen für ein<br />

vom Bundesamt für Umwelt BAFU finanziertes Projekt<br />

auf. Denn werden im Frachtflughafen Zürich Kloten<br />

oder beim Gemüsegrossisten im Kanton Bern täglich<br />

hunderte von Kisten mit Importware geöffnet und kontrolliert,<br />

schlüpfen, kriechen und fliegen möglicherweise<br />

Insekten aller Kontinente heraus. Zu den häufigsten<br />

Arten gehören Fruchtfliegen, Miniermotten, Schildläuse<br />

und Thrispe. Nicht nur in der <strong>Schweiz</strong> sondern auf allen<br />

Warenumschlagsplätzen der Welt können mit den Frachten<br />

täglich unbemerkt fremde Pflanzen und Tiere verschleppt<br />

werden. Setzen sie sich in der Fremde fest und<br />

breiten sich aus, nennt man sie invasive Arten. Im Normalfall<br />

hindern natürliche Barrieren eine Migration von<br />

Kontinent zu Kontinent, von Klimazone zu Klimazone.<br />

In der globalisierten Welt gelten auch hier neue Gesetze.<br />

Ursache ist der globale Handel.<br />

In Zürich Kloten landen Insekten aus der ganzen Welt in den Fallen<br />

des Entomologen Steven Bacon (ART).<br />

Früherkennung könnte wirtschaftlichen Schaden begrenzen<br />

«Deshalb prüfen wir mit Insektenfallen, welche Arten<br />

hauptsächlich hier ankommen und wie man sie am besten<br />

fängt.» Diese Befunde vergleicht der Entomologe<br />

Steven Bacon mit einer Datenbank über Schadinsekten<br />

an europäischen Flughäfen. Ähnliche Fallen werden<br />

deshalb auch unter französischer und italienischer<br />

Aegide an den Flughäfen Mailand, Venedig und Paris<br />

aufgestellt. Diese werden von Alain Roques an der INRA<br />

in Orleans koordiniert.<br />

«Uns interessiert, ob in den aufgestellten Fallen auch<br />

tatsächlich jene Insektenarten gefangen werden, die bisher<br />

<strong>als</strong> bedrohlich für die hiesige Natur und die landwirtschaftlichen<br />

Kulturen ein geschätzt wurden. Es könnte<br />

sein, dass sich wegen des Klimawandels und neuer Lieferdestinationen<br />

neue Arthropoden-Arten in der<br />

<strong>Schweiz</strong> und Europa ausbreiten, meint Steven Bacon.<br />

«Ziel dieser Arbeit ist ein Monitoring System, das die Einschleppung<br />

fremder Arthropoden überwacht, denn die<br />

Konkurrenz durch exotische Arten führt manchmal zur<br />

Verdrängung von einheimischen Arten. Das bekannteste<br />

Beispiel ist der Asiatische Marienkäfer, der sich massiv<br />

ausbreitet und europäische Glückskäfer zusehends verdrängt.»<br />

Manchmal ist auch der wirtschaftliche Schaden<br />

einer invasiven Insektenart gross.<br />

Unter der Leitung von Alex Aebi untersucht Steven<br />

Bacon an ART die Risiken der Ansiedelung exotischer<br />

Insektenarten. Er will mit seiner Doktorarbeit aber auch<br />

in Erfahrung bringen, welches die Haupteintragspfade<br />

sind. «Vielleicht führen unsere Untersuchungen zu<br />

neuen Ideen, wie man invasive Arthropoden fernhalten<br />

kann. Ungünstig ist zum Beispiel, wenn in den Tropen<br />

die Frachtflugzeuge nachts im Scheinwerferlicht beladen<br />

werden. Das kommt für die Insekten einem Gratisticket<br />

nach Europa gleich. Oft schlüpfen die Tiere erst<br />

nach einigen Tagen aus den Früchten. Mit besseren<br />

Kenntnissen könnte man die Kosten für wirtschaftliche<br />

Schäden und indirekt auch für den Insektizideinsatz senken,<br />

erklärt der in Leicester aufgewachsene Brite. «Ausserdem<br />

möchte ich den Einfluss des Klimawandels auf<br />

die Ansiedelung invasiver Arten in Europa modellieren.»<br />

Doch woher die Kenntnisse für dieses Unterfangen:<br />

«Hier sind mir die beruflichen Erfahrungen im Investment<br />

Banking von Vorteil. Ich bin ursprünglich Mathematiker<br />

und arbeitete im Bereich Finanzmodellierung.<br />

Dann suchte ich einen Ausweg aus dem städtisch<br />

geprägten Umfeld und hängte noch ein Studium mit<br />

mehr Outdoor-Aspekt an, jenes der Insektenkunde.»<br />

«Für dieses Projekt passen die beiden Berufe von Steven<br />

perfekt zusammenpassen: Modellierung und Insektenkunde»,<br />

strahlt auch der Projektleiter Alex Aebi.<br />

Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-<br />

Tänikon ART, 8356 Ettenhausen<br />

350<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 350, 2010


A k t u e l l<br />

Aktuell<br />

Die europäische <strong>Agrarforschung</strong> ist nicht<br />

ausreichend<br />

Europa hat in der Vergangenheit Investitionen in die<br />

<strong>Agrarforschung</strong> sträflich vernachlässigt und damit auf<br />

Produktivitätsfortschritte verzichtet. Prof. Harald von<br />

Witzke zeigte anlässlich eines parlamentarischen Abends,<br />

dass die EU über die vergangenen Jahre hinweg durch<br />

vermehrte Importe von Grundnahrungsmitteln aus Drittländern<br />

dort beträchtliche Ackerflächen in Beschlag<br />

genommen hat. Durch Ertragssteigerungen hätte man<br />

zumindest auf einen Teil dieser «virtuellen» Landimporte<br />

verzichten können. Von Witzke plädierte für die Schaffung<br />

eines freundlicheren Forschungsumfelds in Europa.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> sei aus gesellschaftlicher Sicht so gewinnbringend<br />

wie wenige andere Investitionen. «Je mehr wir<br />

auf einem Hektar Boden produzieren können, desto besser»,<br />

mahnte von Witzke. Die Importlücke der armen Länder<br />

für Nahrungsmittel könne nur geschlossen werden,<br />

wenn die reichen Staaten ihre Produktion ausbauten und<br />

mehr exportierten. Dabei werde der Klimawandel die<br />

Herausforderungen für die Landwirtschaft insgesamt<br />

noch verschärfen. Natürlich seien gentechnisch veränderte<br />

Organismen (GVO) ein Teil der Lösung, aber man müsse<br />

auch andere Aspekte berücksichtigen.<br />

AGRA-EUROPE 20/10, 17. Mai 2010<br />

Europäische Agrar- und Ernährungsforschung<br />

soll besser koordiniert werden<br />

Die EU-Mitgliedstaaten sollen nach der EU-Forschungskommissarin<br />

Máire Geoghegan-Quinn ihre Forschung<br />

sowohl im Themenkomplex Landwirtschaft, Klimawandel<br />

und Ernährungssicherung <strong>als</strong> auch hinsichtlich der<br />

Vorbeugung ernährungsbedingter Krankheiten besser<br />

koordinieren. Die nationalen Regierungen sollen<br />

gemeinsame Konzepte entwickeln, welchen Beitrag sie<br />

mit einer engeren Forschungszusammenarbeit auf EU-<br />

Ebene zur Bewältigung der künftigen Herausforderungen<br />

leisten können. Dazu soll jeweils eine gemeinsame<br />

Strategie mit mittel- und langfristigen Zielen, Prioritäten<br />

und Zeitplänen entwickelt werden. Die Mitgliedstaaten<br />

werden aufgefordert, sowohl für den Bereich «Landwirtschaft,<br />

Ernährungssicherheit und Klimawandel» <strong>als</strong><br />

auch für das Schlagwort «Gesunde Ernährung» gemeinsame<br />

Verwaltungsstrukturen einzurichten. Darüber hinaus<br />

sollen gemeinsame Regeln und Verfahren für die<br />

Zusammenarbeit festgelegt und die Umsetzung der strategischen<br />

Forschungspläne überwacht werden. Die<br />

Durchführung der Pläne soll gemeinsam, aber auch über<br />

die nationalen Forschungsprogramme oder andere nationale<br />

Aktivitäten erfolgen. Die Kommission will die<br />

Arbeit der EU-Länder mit Initiativen unterstützen.<br />

Am 28. April 2010 veröffentlichte die Kommission eine<br />

Empfehlung, mit der die gemeinsame Programmplanungsinitiative<br />

zum Thema «Landwirtschaft, Ernährungssicherheit<br />

und Klimawandel» mit Beteiligung 20 europäischer<br />

Länder lanciert wurde. In der Empfehlung verpflichtete sich<br />

die Kommission ferner, durch die Unterstützung des Sekretariats<br />

und des wissenschaftlichen Beirats einen Finanzbeitrag<br />

von etwa 2 Millionen Euro zur Initiative zu leisten.<br />

Die gemeinsame Initiative soll die bereits bestehenden<br />

Bemühungen auf EU-Ebene ergänzen. Über ihr Forschungsrahmenprogramm<br />

hat die Europäische Kommission in den<br />

letzten fünf Jahren rund 300 Millionen Euro für gemeinsame<br />

Projekte in den unter die Initiative fallenden Be -<br />

reichen zur Verfügung gestellt. Daneben werden durch<br />

zwölf ERA-NET-Massnahmen nationale europäische Forschungsprogramme<br />

in denselben Bereichen vernetzt<br />

(s. http://netwatch.jrc.ec.europa.eu/nw/).<br />

Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen<br />

für die Landwirtschaft, die vor der Aufgabe steht, eine<br />

bis 2050 auf 9 Milliarden ansteigende Weltbevölkerung zu<br />

ernähren. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln dürfte bis<br />

2030 um 50 Prozent zunehmen, bei einer gleichzeitig stark<br />

steigenden Nachfrage nach Biomasse für andere Zwecke <strong>als</strong><br />

die Ernährung (z. B. Biokraftstoffen).<br />

Die Landwirtschaft wird nicht nur mit höheren Temperaturen,<br />

Wassermangel und unvorhersehbaren klimatischen<br />

Bedingungen fertig werden müssen, sondern auch Wege<br />

finden, die Emissionen zu verringern, die etwa 14 Prozent<br />

der globalen Treibhausgasemissionen ausmachen.<br />

Zum Thema «Gesunde Ernährung» merkt die Kommission<br />

an, dass die Gesundheit der Bürger und Bürgerinnen<br />

für das Wachstum und den Wohlstand in der Union ausschlaggebend<br />

sei. In den vergangenen drei Jahrzehnten sei<br />

das Ausmass von Übergewicht und Fettleibigkeit in der EU-<br />

Bevölkerung drastisch gestiegen, insbesondere bei Kindern.<br />

Von einer gemeinsamen Planung der Forschungsprogramme<br />

im Bereich Nahrungsmittel und Gesundheit verspricht<br />

sich die Behörde einen Beitrag zur Schaffung eines<br />

funktionstüchtigen Europäischen Forschungsraums für die<br />

Vorbeugung ernährungsbedingter Krankheiten. Gleichzeitig<br />

werde dadurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

der EU-Forschung gestärkt.<br />

Urs Gantner, Bundesamt für Landwirtschaft BLW<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 351–355, 2010<br />

351


Aktuell<br />

MN e ud e i ePn um bilt itk ea itl iu o ng e n<br />

www.agroscope.ch<br />

ART-Bericht 722<br />

26.04.2010 / ACW<br />

Integrierter und biologischer Anbau<br />

Wegen im Vergleich sauberer Luft Gemüse anders düngen<br />

Dank Luftreinhalte-Verordnung hat der Ausstoss von<br />

Schwefel in die Atmosphäre seit den 1980er Jahren um<br />

mehr <strong>als</strong> 80 % abgenommen. Parallel dazu ist auch die<br />

Schwefel-Menge zurückgegangen, die via Niederschläge in<br />

landwirtschaftlich Urs Zihlmann, Werner Jossi, genutzte Flächen gelangt. Experten der<br />

Hans-Rudolf Oberholzer, Gregor<br />

Forschungsanstalt Albisser Vögeli, Thomas Nemecek, Agroscope Changins-Wädenswil ACW<br />

Gunst, Jürg Hiltbrunner, Marcel<br />

fanden van der Heijden, heraus, Peter Weiss- dass viele Gemüsekulturen an Schwefel-<br />

ART<br />

Mangel leiden, wenn ihnen dieser essentielle Pflanzennährstoff<br />

Ruedi Tschachtli, nicht Berufsbildungs-<br />

gezielt bei der Düngung verabreicht wird.<br />

Andreas Nussbaumer, Landwirtschaftsbetrieb<br />

Burgrain,<br />

22.04.2010 Alberswil / ART<br />

Ziel des 1991 begonnenen praxisnahen war im Acker- und Futterbau eine Qualitätsproduktion<br />

auch bei extensivem oder<br />

Anbausystemversuchs Burgrain war es,<br />

Immer Impressum weniger Biodiversität<br />

die Auswirkungen eines reduzierten Nährstoffeinsatzes<br />

und eines extensiven Pflan-<br />

Futtergetreide gab es Jahre mit schlechter<br />

biologischem Anbau möglich; einzig beim<br />

Herausgeber:<br />

Im Rahmen<br />

Forschungsanstalt Agroscope<br />

eines grossen zenschutzes im Ackerbau Forschungsprojekts durch Quantifi-<br />

Kornausbildung. Die haben hohe Bodenqualität über<br />

Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, und auch die Wirtschaftlichkeit der drei der Bewirtschaftenden ermöglichten gute<br />

80 Wissenschaftlerinnen Redaktion: Etel Keller, ART unterschiedlich intensiven und Anbausysteme Fachexperten Extenso- und sehr gezeigt: gute Bio-Erträge. Beim Die<br />

Die ART-Berichte/Rapports ART gemischtwirtschaftlichen Betriebs Burgrain<br />

<strong>Schweiz</strong> in Alberswil LU in ist drei Streifen nach zu je wie bis zu 40 vor Prozent bedroht. in einzelnen Jahren. Das<br />

IPintensiv die grössten Ertragsein bus sen –<br />

Biodiversität erscheinen in rund 20 Nummern in der Mit<br />

erreicht.<br />

Resultate aus dem Anbausystemversuch Burgrain 1991 bis 2008<br />

März 2010<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Caroline Scherrer, Heinz Krebs,<br />

Walter Richner, Ernst Brack, Lucie<br />

kopf, David Dubois, Fritz Oehl,<br />

urs.zihlmann@art.admin.ch<br />

zentrum Natur und Ernährung<br />

BBZN, Schüpfheim<br />

Reckenholz-Tänikon ART<br />

pro Jahr. Jahresabonnement<br />

Fr. 60.–. Bestellung von Abonne-<br />

sechsjährigen Acker-Kunstwiese-Frucht-<br />

Bio und den höheren Bio-Produzenten-<br />

Ziel, bis 2010 den Verlust zu stoppen, wurde klar nicht<br />

ments und Einzelnummern:<br />

ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen<br />

T +41 (0)52 368 31 31<br />

F +41 (0)52 365 11 90<br />

doku@art.admin.ch<br />

<strong>Download</strong>s: www.agroscope.ch<br />

Abb. 1: Vergleichsversuche mit verschiedenen Anbausystemen, wie am Standort Burgrain<br />

von 1991 bis 2008 durchgeführt, eignen sich sehr gut für die Aus- und Weiterbildung von<br />

Bäuerinnen und Bauern (Foto: Urs Zihlmann, ART).<br />

zieren der Ertrags- und Umweltleistungen<br />

zu prüfen. Dazu wurden die Parzellen des<br />

0,65 ha unterteilt und innerhalb einer<br />

folge <strong>als</strong> IPintensiv (ortsübliche Bewirtschaftungsintensität,<br />

2,3 DGVE/ha, ÖLN)<br />

und IPextensiv (reduzierter Pflanzenschutz-<br />

und N-Düngereinsatz, Extenso- An -<br />

bau, ÖLN) sowie biologisch (1,7 DGVE/ha,<br />

gemäss Richtlinien des biologisch-organischen<br />

Landbaus) bewirtschaftet. Unter<br />

am Versuchsstandort und das Können<br />

Futtergetreide und Raps gab es gegenüber<br />

den gegenwärtigen Bundesbeiträgen für<br />

preisen war der Bio-Ackerbau aber dem<br />

intensiven <strong>als</strong> auch dem extensiven IP-<br />

Anbau bezüglich erzielter Deckungsbeiträge<br />

deutlich überlegen. Allerdings war<br />

der Arbeitsaufwand für Bio höher, vor<br />

allem für die Blackenbekämpfung in den<br />

Kunstwiesen. Dieser Aufwand konnte<br />

ISSN 1661-7568<br />

Beachtung pflanzenbaulicher Grundsätze durch die Ansaat der Bio-Kunstwiesen<br />

15.04.2010 / ACW<br />

Nachhaltiger Obstbau für Bulgarien<br />

Den Obstbau in Bulgarien auf eine nachhaltige Produktionsweise<br />

umstellen – dazu beigetragen haben Insektenspezialisten<br />

der Forschungsanstalt Agroscope Changins-<br />

Wädenswil Integrierter ACW. und Im biologischer Zentrum stand Anbau der Apfelwickler, der in<br />

Bulgarien im Vergleich wegen eines intensiven Insektizid-Einsatzes weitgehend<br />

Resultate gegen aus dem herkömmliche Anbausystemversuch Pflanzenschutz Burgrain mittel 1991 resistent<br />

bis 2008 geworden war. Mit innovativen, umweltfreundlichen<br />

Bekämpfungsstrategien er-zielten ACW-Fachleute und bulgarische<br />

Wissenschaftler 722 darauf gemeinsam Erfolge. So<br />

ART-Bericht<br />

Ziel konnte des die 1991 Menge begonnenen an Insektiziden praxisnahen mass geblich Anbausystemversuchs<br />

und die Entstehung Burgrain war neuer es, Resistenzen die Auswirkungen verhindert eines werden. redu-<br />

reduziert<br />

zierten Der <strong>Schweiz</strong>erische Nährstoffeinsatzes Nationalfonds und eines hat das extensiven Projekt Pflanzenschutzes<br />

im Ackerbau durch Quantifizieren der<br />

finanziert.<br />

Ertrags- und Umweltleistungen und auch die Wirtschaftlichkeit<br />

der / drei ART unterschiedlich intensiven Anbausys-<br />

12.04.2010<br />

Tiefere teme zu landwirtschaftliche prüfen. Dazu wurden Einkommen die Parzellen des 2009 gemischtwirtschaftlichen<br />

Trends für das Betriebs Jahr 2009 Burgrain zeigen in ein Alberswil tieferes LU landwirt-<br />

in drei<br />

Erste<br />

Streifen schaftliches zu Einkommen je 0,65 ha <strong>als</strong> unterteilt im Vorjahr. und Gemäss innerhalb den einer provisorischen<br />

sechsjährigen Ergebnissen Acker-Kunstwiese-Fruchtfolge beträgt das Einkommen pro <strong>als</strong> IPintensiv<br />

(ortsübliche 800 Franken Bewirtschaftungs gegenüber 64 100 intensität, im Jahr zuvor. 2,3 DGVE/ha, Tiefere<br />

Betrieb<br />

61<br />

ÖLN) Produzentenpreise und IPextensiv insbesondere reduzierter bei Pflanzenschutz- der Milch können und<br />

durch N-Düngereinsatz, höhere Direktzahlungen Extenso-Anbau, und ÖLN) gute sowie Erträge biologisch nur teilweise<br />

DGVE/ha, aufgefangen gemäss werden. Richtlinien Der Arbeitsverdienst des biologisch-organi-<br />

je Famili-<br />

(1,7<br />

enarbeitskraft schen Landbaus) und bewirtschaftet. Jahr bleibt mit Unter 42 000 Beachtung Franken auf pflanzenbaulichejahresniveau.<br />

Grundsätze war im Acker- und<br />

Vor-<br />

Futterbau<br />

eine Qualitätsproduktion auch bei extensivem oder biologischem<br />

Anbau / ACWmöglich; einzig beim Futtergetreide<br />

06.04.2010<br />

Jede gab es Masche Jahre mit zählt schlechter – Qualitätsstandards Kornausbildung. fürDie hohe<br />

Schutznetze Bodenqualität gegen am Versuchsstandort Insekten und das Können der<br />

Schutznetze Bewirtschaftenden bewahren ermöglichten landwirtschaftliche gute Extenso- Kulturen und sehr vor<br />

gefrässigen gute Bio-Erträge. Insekten, Beim aber Futtergetreide auch Menschen und Raps in Malaria- gab es<br />

Gebieten gegenüber vor IPintensiv krankheitsübertragenden die grössten Ertragseinbussen Mücken. Die – Wirkung<br />

40 dieser Prozent Netze in einzelnen kann durch Jahren. eine Mit Imprägnierung den gegenwärti-<br />

mit<br />

bis<br />

zu<br />

Insektiziden gen Bundesbeiträgen gesteigert für werden, Bio und ohne den dass höheren Rückstände Bio-Pro-<br />

auf<br />

Nahrungsmittel duzentenpreisen gelangen war der oder Bio-Ackerbau Menschen damit aber dem in Kontakt intensiven<br />

<strong>als</strong> Pflanzenschutzchemie-Experten auch dem extensiven IPAnbau der Forschungs-<br />

bezüglich<br />

kommen.<br />

anstalt erzielter Agroscope Deckungsbeiträge Changins-Wädenswil deutlich ACW überlegen. arbeiten Allerdings<br />

war der Arbeitsaufwand Organisationen für und Bio Firmen höher, an vor der allem<br />

mit<br />

internationalen Entwicklung<br />

für die Blackenbekämpfung von Qualitätsstandards in den für Kunstwiesen. solche Netze – Dieser etwa<br />

Aufwand Waschfestigkeit, konnte Insektizidgehalt durch die Ansaat und der Maschengrösse.<br />

Bio-Kunstwiesen<br />

mittels Direktsaat stark reduziert werden. Dank der<br />

30.03.2010 guten Erträge / SNG war auch die Ökobilanz des Bio- und<br />

Equigarde Extenso- Ackerbaus ® -Abgänger besser 2009 <strong>als</strong> in feiern IP intensiv. ihren Wegen ähnlicher<br />

Bearbeitungsintensitäten und Hofdüngereinsät-<br />

Abschluss<br />

zen Die Equigarde in allen Systemen ® -Schüler 2009 waren haben keine Anfang Unterschiede März 2010 in der am<br />

<strong>Schweiz</strong>erischen Bodenqualität nachzuweisen. Nationalgestüt SNG Es ist ihren anzumerken, Abschluss gefei-<br />

dass<br />

ert. die Eröffnet vorliegende wurde Betrachtung der Anlass mit einzelner einer Bilanz Anbausysteme des Kurses<br />

und nicht der die Information gesamtbetriebliche zur neuen Situation obligatorischen berücksichtigt. Ausbildung<br />

Bei einem für Pferdehalter Entscheid gemäss für oder Tierschutzverordnung. gegen ein bestimmtes Nach<br />

Anbausystem einer Vorstellung müssen des <strong>Schweiz</strong>erischen unter anderem Verbandes Faktoren der Pferdehalter<br />

Strukturkosten (SVPH) (z. erfolgte B. Fixkosten die Vergabe für Maschinen, der Diplome, Gebäude-<br />

Beschei-<br />

wie<br />

nigungen kosten), Produktionsrichtlinien und Plaketten. im Bereich Tierhaltung<br />

und Spezialkulturen, verfügbare Arbeitskräfte, individuelle<br />

Neigungen ebenfalls in Betracht gezogen werden.<br />

352 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 351–355, 2010


Aktuell<br />

ART-Bericht 723<br />

Laufflächen im Liegeboxenlaufstall: Ein Vergleich<br />

verschiedener Bodenarten im Hinblick auf<br />

die Klauengesundheit und das Tierverhalten<br />

März 2010<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Helge Christiane Haufe,<br />

Katharina Friedli, Beat Wechsler,<br />

Bundesamt für Veterinärwesen,<br />

Zentrum für tiergerechte Haltung:<br />

Wiederkäuer und Schweine, ART<br />

Beat Steiner, ART<br />

katharina.friedli@art.admin.ch<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Forschungsanstalt Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART<br />

Tänikon, CH-8356 Ettenhausen,<br />

Redaktion: Etel Keller, ART<br />

Die ART-Berichte/Rapports ART<br />

erscheinen in rund 20 Nummern<br />

pro Jahr. Jahresabonnement<br />

Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements<br />

und Einzelnummern:<br />

ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen<br />

T +41 (0)52 368 31 31<br />

F +41 (0)52 365 11 90<br />

doku@art.admin.ch<br />

<strong>Download</strong>s: www.agroscope.ch<br />

ISSN 1661-7568<br />

Abb. 1: Der Boden im Laufbereich ist ein wichtiger Bestandteil des Haltungssystems.<br />

Für Laufflächen in Liegeboxenlaufställen<br />

von Milchkühen sind harte Bodenarten<br />

wie Betonboden oder Gussasphaltboden<br />

üblich. Seit einigen Jahren werden jedoch<br />

für solche Laufflächen zunehmend Böden<br />

mit Gummibelag propagiert, um positive<br />

Effekte bezüglich Tierverhalten und Klauengesundheit<br />

zu erzielen. Ziel der vorliegenden<br />

Untersuchung war es, die Auswirkungen<br />

der drei Bodentypen Gussasphalt,<br />

Betonspaltenboden und planbefestigter<br />

Boden mit Gummibelag auf das Verhalten,<br />

die Klauengesundheit und verschiedene<br />

Klaueneigenschaften hin zu beurteilen.<br />

Ausserdem war von Interesse, inwieweit<br />

Weidegang die Klauengesundheit der<br />

Milchkühe beeinflusst. Dafür wurden Kühe<br />

auf 36 Landwirtschaftsbetrieben untersucht,<br />

wobei in je zwölf Ställen die gleiche<br />

Bodenart vorhanden war. Die Hälfte der<br />

Betriebe gewährte ihren Tieren im Sommer<br />

Weidegang. Die Klauengesundheit<br />

wurde an je 10 Tieren zu 3 Klauenpflegeterminen<br />

erhoben. Dabei wurde das Vorkommen<br />

von Blutungen im Klauensohlenhorn,<br />

Klauensohlengeschwüren, Rissen in<br />

der weissen Linie, Ballenhornfäule und<br />

Dermatitis digitalis (Mortellaro) erfasst.<br />

Auf Gummibelag machten die Milchkühe<br />

die längsten Schritte, was auf eine gute<br />

Trittsicherheit schliessen lässt. Am kürzesten<br />

waren die Schritte auf Betonspaltenboden.<br />

Das Vorkommen von Blutungen im<br />

Klauensohlenhorn, Klauensohlengeschwüren<br />

und Dermatitis digitalis unterschied<br />

sich nicht auf den untersuchten Böden.<br />

Risse in der weissen Linie und in der Wand<br />

waren bei den auf Gussasphaltboden<br />

Laufflächen im Liegeboxenlaufstall: Ein Vergleichverschiedener<br />

Bodenarten im Hinblick<br />

auf die Klauengesundheit und das Tierverhalten<br />

ART-Bericht 723<br />

Für Laufflächen in Liegeboxenlaufställen von Milchkühen<br />

sind harte Bodenarten wie Betonboden oder Gussasphaltboden<br />

üblich. Seit einigen Jahren werden jedoch<br />

für solche Laufflächen zunehmend Böden mit Gummibelag<br />

propagiert, um positive Effekte bezüglich Tierverhalten<br />

und Klauengesundheit zu erzielen. Ziel der vorliegenden<br />

Untersuchung war es, die Auswirkungen der<br />

drei Bodentypen Gussasphalt, Betonspaltenboden und<br />

planbefestigter Boden mit Gummibelag auf das Verhalten,<br />

die Klauengesundheit und verschiedene Klaueneigenschaften<br />

hin zu beurteilen. Ausserdem war von Interesse,<br />

inwieweit Weidegang die Klauengesundheit der<br />

Milchkühe beeinflusst. Dafür wurden Kühe auf 36 Landwirtschaftsbetrieben<br />

untersucht, wobei in je zwölf Ställen<br />

die gleiche Bodenart vorhanden war. Die Hälfte der<br />

Betriebe gewährte ihren Tieren im Sommer Weidegang.<br />

Die Klauengesundheit wurde an je zehn Tieren zu drei<br />

Klauenpflegeterminen erhoben. Dabei wurde das Vorkommen<br />

von Blutungen im Klauensohlenhorn, Klauensohlengeschwüren,<br />

Rissen in der weissen Linie, Ballenhornfäule<br />

und Dermatitis digitalis (Mortellaro) erfasst.<br />

Auf Gummibelag machten die Milchkühedie längsten<br />

Schritte, was auf eine gute Trittsicherheit schliessen lässt.<br />

Am kürzesten waren die Schritte auf Betonspaltenboden.<br />

Das Vorkommen von Blutungen im Klauensohlenhorn,<br />

Klauensohlengeschwüren und Dermatitis digitalis<br />

unterschied sich nicht auf den untersuchten Böden.<br />

Risse in der weissen Linie und in der Wand waren bei<br />

den auf Gussasphaltboden gehaltenen Tieren etwas<br />

weniger häufig zu finden. Ballenhornfäule trat auf<br />

Betonspaltenboden seltener auf. Bei Betrieben mit Weidegang<br />

trat Dermatitis digitalis bei weniger Tieren auf.<br />

Mit Blick auf das Tierverhalten ist planbefestigtem<br />

Boden mit Gummibelag der Vorzug zu geben. Bezüglich<br />

der Klauengesundheit zeigte sich jedoch keine der drei<br />

untersuchten Bodenarten einer anderen deutlich überlegen.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 351–355, 2010<br />

353


Aktuell<br />

M e d i e n m i t t e i l u n g e n<br />

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen<br />

30.08.2010/ACW<br />

Spinat richtig düngen – gesundheitlich wichtige<br />

Inhaltsstoffe fördern<br />

Wenn das Gemüse auf dem Feld zu wenig Schwefel<br />

erhält, sieht es blass aus. Fachleute der Forschungsanstalt<br />

Agroscope Changins-Wädenswil ACW konnten darüber<br />

hinaus für Spinat jetzt zeigen, dass bei Schwefelmangel<br />

weniger der gesundheitlich wichtigen Pflanzeninhaltsstoffe<br />

Lutein und beta-Karotin gebildet werden. Diese<br />

Stoffe helfen mit, Augenkrankheiten vorzubeugen.<br />

27.08.2010/ART<br />

Bernerin wird Miss Brache<br />

Buntbrachen und Rotationsbrachen sind speziell angesäte<br />

Felder, die voller Blumen sind. Sie fördern die Artenvielfalt<br />

von Pflanzen und Tieren. Heute ist die schönste<br />

von ihnen gekürt worden.<br />

24.08.2010/ACW<br />

Die Rebe kann uns Gutes tun, indem sie ihre Feinde<br />

ausschaltet<br />

Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil<br />

ACW hat neue Rebsorten gezüchtet, die gegenüber F<strong>als</strong>chem<br />

Mehltau, Echtem Mehltau und Traubenfäule resistent<br />

sind. Damit kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />

deutlich gesenkt werden. Diese Rebsorten verteidigen<br />

sich auf natürliche Weise, indem sie Substanzen produzieren,<br />

welche die erwähnten Schadpilze abwehren. Diese<br />

Substanzen finden sich im Wein wieder und gelten <strong>als</strong><br />

gesund für Menschen. Sie sollen Herz-Kreislauf-Krankheiten<br />

und Krebs vorbeugen helfen.<br />

06.07.2010/ACW<br />

Auf Pflanzen <strong>als</strong> Souvenir verzichten<br />

Wäre das nicht etwas für den Garten? Urlauber nehmen<br />

schnell einmal lebende Pflanzen oder Stecklinge aus den<br />

Ferien mit nach Hause, ohne weiter darüber nachzudenken.<br />

Dabei gelten für viele Arten Beschränkungen oder gar<br />

Einfuhrverbote, da so Pflanzenkrankheiten in die <strong>Schweiz</strong><br />

gelangen könnten. Daher empfehlen Fachleute des Pflanzenschutzinspektorats<br />

der Forschungsanstalt Agroscope<br />

Changins-Wädenswil ACW: Auf Pflanzen <strong>als</strong> Souvenir verzichten.<br />

05.07.2010/ ACW<br />

Ambrosia blüht bald – jetzt ausreissen!<br />

Ambrosia kann im Garten, am Strassenrand oder auf Feld<br />

und Flur wachsen. Bald wird diese nordamerikanische<br />

Pflanze in der <strong>Schweiz</strong> Pollen bilden, die Allergien auslösen<br />

können. Um Ambrosia in die Schranken zu weisen, rufen<br />

Fachleute der Forschungsanstalt Agroscope Changins-<br />

Wädenswil ACW im Rahmen ihrer Bekämpfungsstrategie<br />

dazu auf, diese gebietsfremde Pflanze auszureissen.<br />

22.07.2010/ART<br />

Solothurner Wiese liefert Daten für Studie zum Klimawandel<br />

Natürliche und landwirtschaftliche Ökosysteme können zu<br />

einer Verstärkung des Klimawandels beitragen. Denn je<br />

wärmer es wird, desto mehr CO 2<br />

stossen sie aus und verstärken<br />

so den Treibhauseffekt. Doch jetzt zeigt eine Studie,<br />

dass der CO 2<br />

Ausstoss von Wäldern und Wiesen auf der<br />

ganzen Erde eher verhalten auf steigende Temperaturen<br />

reagiert.<br />

354<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 351–355, 2010


Aktuell<br />

NI ne tue e r nI en t lei nr nk es<br />

t l i n k s<br />

V e r a n s t a l t u n g e n<br />

Agrometeo: Risikoprognosen und<br />

-verwaltung für die Landwirtschaft<br />

www.agrometeo.ch<br />

Die von Agroscope betriebene Internetplattform<br />

www.agrometeo.ch liefert Risikoprognosen für die<br />

Landwirtschaft. Sie fasst<br />

lokale meteorologische und<br />

klimatische Messungen zusammen und stellt ausserdem<br />

hilfreiche Informationen zur Handhabung von Pflanzenschutzproblemen<br />

im Acker- Obst- und Weinbau bereit.<br />

September 2010<br />

16.09.2010<br />

Agrarökonomie Informationstagung<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Tänikon, Ettenhausen<br />

16. – 19.09.2010<br />

Equus helveticus 16. – 19. September / Familientage<br />

im <strong>Schweiz</strong>erischen Nationalgestüt,<br />

17. – 19. September 2010<br />

<strong>Schweiz</strong>erisches Nationalgestüt SNG<br />

Avenches<br />

Oktober 2010<br />

V o r s c h a u<br />

Oktober 2010 / Heft 10<br />

1.10.2010<br />

ALP-Tagung 2010<br />

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP + Agridea Lindau<br />

Posieux<br />

November 2010<br />

Weibchen der Natterkopf-Mauerbiene<br />

(Hoplitis adunca) am Pollensammeln<br />

auf Natterkopf (Echium<br />

vulgare). Wildbienen haben<br />

<strong>als</strong> unverzichtbare Bestäuber von<br />

Wild- und Kulturpflanzen einen<br />

hohen ökologischen und ökonomischen<br />

Nutzen. Rund die Hälfte<br />

der 600 Wildbienenarten der<br />

<strong>Schweiz</strong> ist jedoch gefährdet.<br />

••<br />

Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungshabitaten<br />

fördern eine reiche Wildbienenfauna,<br />

A. Zurbuchen et al. ETH Zürich<br />

••<br />

Aquatische Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln,<br />

K. Knauer et al. BLW<br />

••<br />

Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle<br />

durch Aufbereitung, C. Bosshard et al. ART<br />

••<br />

Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von<br />

konserviertem Raufutter, Y. Arrigo ALP<br />

••<br />

Einfluss von Rinderausscheidungen auf die Auswaschungsbedingten<br />

Verluste unter einem Gräserrasen,<br />

J. Troxler et al. ACW<br />

••<br />

News von den Agroscope Forschungsprogrammen,<br />

U. Bütikofer und M. Lobsiger ALP; A. Crole-Rees<br />

ACW und C. Flury ART<br />

••<br />

Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen<br />

2011-2012, Suter, H. U. Hirschi ART und R. Frick,<br />

M. Bertossa ACW<br />

24.11.2010<br />

Ökobilanzen in der Landwirtschaft, ein Wegweiser<br />

zur Nachhaltigkeit - Abschlusstagung Projekt ZA-ÖB<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Reckenholz<br />

25. – 29.11.2010<br />

Agroscope an der AGRAMA<br />

Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP und ART<br />

Bern<br />

Dezember 2010<br />

2.12.2010<br />

Bioforschungs-Infotag<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Yverdon<br />

9.12.2010<br />

Bioforschungs-Infotag<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Arenenberg<br />

9.12.2010<br />

Aktuelles aus der Aromaforschung<br />

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP<br />

Liebefeld<br />

Informationen:<br />

www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (9): 351–355, 2010<br />

355


AGrAr<br />

ForSchUNG<br />

<strong>Schweiz</strong><br />

recherche<br />

AGroNomiqUe<br />

SUiSSe<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

für Beratung und Praxis:<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> publiziert 10-mal<br />

im Jahr Forschungsergebnisse über<br />

Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,<br />

Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und<br />

Gesellschaft.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> ist auch online verfügbar<br />

unter: www.agrarforschungschweiz.ch<br />

NEU<br />

Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe!<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche<br />

Agronomique Suisse ist die zeitschrift<br />

der landwirtschaft lichen Forschung von<br />

Agroscope und ihren Partnern. Partner der<br />

zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft,<br />

die <strong>Schweiz</strong>erische hochschule für<br />

Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen<br />

AGriDeA, die eidgenössische Technische<br />

hochschule eTh zürich, Departement Agrarund<br />

Lebensmittelwissenschaften und Agroscope,<br />

die gleichzeitig herausgeberin der<br />

zeitschrift ist.<br />

Name/Firma<br />

Vorname<br />

Strasse/Nr<br />

PLZ/Ort<br />

Beruf<br />

E-Mail<br />

Datum<br />

Unterschrift<br />

Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und<br />

Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen<br />

aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung<br />

und Politik, an kantonale und eidgenössische<br />

Ämter und an weitere Fachinteressierte.<br />

Talon einsenden an:<br />

Redaktion <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong>, Forschungsanstalt Agroscope<br />

Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux<br />

Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00<br />

E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch<br />

Freitag, 1. Oktober 2010<br />

ALP-Tagung 2010<br />

Erinnerung<br />

Themen:<br />

• Energieumsatz von weidenden Kühen<br />

• Streptococcus uberis – ein neuer Problemkeim in der Milchproduktion?<br />

• Einfluss von Silage oder Feuchtheu auf Futterqualität, Futteraufnahme,<br />

Milchleistung und Käsequalität<br />

• Aktuelles zur Schaf- und Ziegenmilchproduktion in der <strong>Schweiz</strong><br />

• Verabreichung von Antibiotika zur Vorbeugung von Pneumonie<br />

bei Mastkälbern beim Einstallen<br />

• Auswirkungen von Mykotoxinen auf das Rind. Eine aktuelle<br />

Literaturübersicht<br />

• Monitoring zur Zartheit von Rindfleisch in der <strong>Schweiz</strong>:<br />

Erste Erhebung<br />

• Eignung verschiedener Mutterkuhtypen für unterschiedliche<br />

Produktionssysteme der Mutterkuhhaltung<br />

Ort:<br />

ALP, Konferenzsaal, Tioleyre 4, 1725 Posieux<br />

Anmeldung:<br />

umgehend an AGRIDEA, Kurse, 8315 Lindau, www.agridea.ch<br />

www.agroscope.ch<br />

ENTWICKLUNG<br />

DER LANDWIRTSCHAFT UND<br />

DES LÄNDLICHEN RAUMS<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Eidgenossenschaft<br />

Confédération suisse<br />

Confederazione Svizzera<br />

Confederaziun svizra<br />

ALP gehört zur Einheit ALP-Haras<br />

Eidgenössisches<br />

Volkswirtschaftsdepartement EVD<br />

Forschungsanstalt<br />

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP

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