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Agrar<br />

forschung<br />

schweiz<br />

O k t o b e r 2 0 1 0 | H e f t 1 0<br />

Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich<br />

Umwelt<br />

Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungshabitaten fördern eine reiche<br />

Wildbienenfauna Seite 360<br />

Nutztiere Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von konserviertem Raufutter Seite 366<br />

Pflanzenbau Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle durch Aufbereitung Seite 378


Inhalt<br />

Oktober 2010 | Heft 10<br />

Weibchen der Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca)<br />

am Pollensammeln auf Natterkopf (Echium vulgare). Wildbienen<br />

haben <strong>als</strong> unverzichtbare Bestäuber von Wild- und<br />

Kulturpflanzen einen hohen ökologischen und ökonomischen<br />

Nutzen. Rund die Hälfte der 600 Wildbienenarten<br />

der <strong>Schweiz</strong> ist jedoch gefährdet.<br />

(Foto: Albert Krebs, Winterthur)<br />

Impressum<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique Suisse ist die<br />

Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope<br />

und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und<br />

Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung,<br />

Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und<br />

eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.<br />

Herausgeberin<br />

Agroscope<br />

Partner<br />

b Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil<br />

ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und <strong>Schweiz</strong>erisches<br />

Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)<br />

b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern<br />

b <strong>Schweiz</strong>erische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen<br />

b Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne<br />

b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,<br />

Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften<br />

Redaktion<br />

Andrea Leuenberger-Minger, <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique<br />

Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP,<br />

Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,<br />

Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Judith Auer, <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique<br />

Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach<br />

1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Redaktionsteam<br />

Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Eliane Rohrer (ACW), Gerhard<br />

Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART),<br />

Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL),<br />

Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).<br />

Abonnement<br />

Preise<br />

Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),<br />

inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–*<br />

*reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder<br />

info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Adresse<br />

Nicole Boschung, <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> / Recherche Agronomique<br />

Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP,<br />

Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,<br />

Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch<br />

Internet<br />

www.agrarforschungschweiz.ch<br />

www.rechercheagronomiquesuisse.ch<br />

ISSN infos<br />

ISSN 1663-7852 (Print)<br />

ISSN 1663-7909 (Internet)<br />

Schlüsseltitel: <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. <strong>Schweiz</strong><br />

© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet,<br />

bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an<br />

die Redaktion.<br />

359 Editorial<br />

Umwelt<br />

360 Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und<br />

Nahrungshabitaten fördern eine reiche<br />

Wildbienenfauna<br />

Antonia Zurbuchen, Andreas Müller und<br />

Silvia Dorn<br />

Nutztiere<br />

366 Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung<br />

von konserviertem Raufutter<br />

Yves Arrigo<br />

Umwelt<br />

372 Aquatische Risikobewertung von<br />

Pflanzenschutzmitteln<br />

Katja Knauer, Stefanie Knauert, Olivier Felix<br />

und Eva Reinhard<br />

Pflanzenbau<br />

378 Verbesserung der Stickstoffeffizienz von<br />

Gülle durch Aufbereitung<br />

Christine Bosshard, René Flisch, Jochen Mayer,<br />

Sonja Basler, Jean-Louis Hersener, Urs Meier<br />

und Walter Richner<br />

Pflanzenbau<br />

384 Einfluss von Rinderausscheidungen auf<br />

die auswaschungsbedingten Verluste<br />

unter einem Gräserrasen<br />

Jakob Troxler, Jean-Pierre Ryser, Jean-Paul<br />

Pittet, Hélène Jaccard und Bernard Jeangros<br />

Kurzbericht<br />

392 News von den Agroscope<br />

Forschungsprogrammen<br />

Ueli Bütikofer, Anna Crole-Rees, Christian<br />

396 Porträt<br />

397 Aktuell<br />

Flury und Martin Lobsiger<br />

399 Veranstaltungen<br />

Sortenlisten<br />

Beilage Liste der empfohlenen Sorten von<br />

Futterpflanzen 2011–2012<br />

Daniel Suter, Hans-Ulrich Hirschi,<br />

Rainer Frick und Mario Bertossa<br />

Berner Fachhochschule<br />

Haute école spécialisée bernoise<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Hochschule<br />

für Landwirtschaft SHL<br />

Haute école suisse d’agronomie HESA


Editorial<br />

Brauchen wir Agrarmarketingforschung?<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Stefan Mann,<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Das Feld der Agrarmarketingforschung boomt. Das weltweit viertgrösste<br />

Detailhandelsunternehmen, Tesco, hat der Universität Manchester 25 Millionen<br />

Pfund für jüngst angelaufene Forschung im Bereich des nachhaltigen<br />

Konsums zur Verfügung gestellt. Wissenschaftliche Seminare zu «Sustainability<br />

in the Food Sector» im Juli 2010 in Italien oder zu «The Economics of<br />

Food, Food Choice and Health» im September 2010 in Deutschland geben<br />

sich die Klinke in die Hand. An diesen Anlässen findet ein reger Austausch<br />

der zahlreichen Lehrstühle für Agrarmarketing statt. Die australische Monash<br />

University vergibt gar jährlich einen «Agribusiness Award» für besonders<br />

erfolgreiche Vermarktung im Lebensmittelbereich.<br />

Auch wenn fast alle derartigen Aktivitäten ohne Beteiligung der <strong>Schweiz</strong><br />

vonstattengehen, tut sich etwas im Inland. In Frick werden durch Forschende<br />

des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FIBL Fragen des Marketings<br />

für Bio-Produkte wissenschaftlich bearbeitet. Daneben fördert das<br />

Netzwerk «Swiss Food Research» unter Beteiligung vieler Organisationen der<br />

<strong>Agrarforschung</strong> die Innovation im Ernährungssektor. Doch hier wird weitgehend<br />

naturwissenschaftliche Forschung betrieben. Marktforschung, Werbeerfolgsforschung<br />

oder der Vergleich unterschiedlicher Distributionsstrategien<br />

wird hierzulande, zumindest ausserhalb des Biobereichs, noch recht<br />

kampflos kleineren Beratungsfirmen überlassen.<br />

Nun kann mit Recht argumentiert werden, ein so kleines Land wie die<br />

<strong>Schweiz</strong> könne nicht jedes Forschungsfeld besetzen. In diesem Fall müssten<br />

besondere Gründe gefunden werden, weswegen gerade die Agrarmarketingforschung<br />

von so hoher Wichtigkeit ist. Das Argument liegt jedoch dann<br />

auf der Hand, wenn wir in den Agrarfreihandel mit der Europäischen Union<br />

einsteigen. Verschärft sich dadurch der Wettbewerb im Agribusiness massiv,<br />

wäre die hiesige Ernährungsindustrie und der Detailhandel deutlich besser<br />

aufgestellt, wenn es zumindest einen universitären Lehrstuhl oder eine Forschungsgruppe<br />

gäbe, die sich wissenschaftlich mit Agrarmarketing beschäftigt.<br />

Es reicht bekanntlich nicht, mit hochwertigen Produkten zu glänzen.<br />

Gute Leistungen müssen auch professionell kommuniziert werden. Und dies<br />

besser mit wissenschaftlicher Präzision <strong>als</strong> ohne.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 359, 2010<br />

359


U m w e l t<br />

Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungshabitaten<br />

fördern eine reiche Wildbienenfauna<br />

Antonia Zurbuchen, Andreas Müller und Silvia Dorn, ETH Zürich, Institut für Pflanzen-,<br />

Tier- und Agrarökosystem-Wissenschaften, Angewandte Entomologie, 8092 Zürich<br />

Auskünfte: Antonia Zurbuchen, E-Mail: antonia.zurbuchen@ipw.agrl.ethz.ch, Tel. +41 44 632 39 26<br />

Abb. 1 | Weibchen der Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca)<br />

am Pollensammeln auf Natterkopf (Echium vulgare). Um Brutzellen<br />

mit Pollen <strong>als</strong> Larvenproviant zu versorgen, sammelt diese spezialisierte<br />

Biene ausschliesslich Pollen auf der Pflanzengattung Echium.<br />

Als Teilsiedlerin ist sie auf ein reiches Wirtspflanzenangebot innerhalb<br />

ihres Flugradius um den Neststandort angewiesen.<br />

E i n l e i t u n g<br />

Nebst der bekannten Honigbiene gibt es in der <strong>Schweiz</strong><br />

rund 600 verschiedene Wildbienenarten. Auch sie sind<br />

sehr wichtige Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen<br />

und leisten damit einen äusserst wichtigen Beitrag zur<br />

Erhaltung und Stabilisierung verschiedener Landökosysteme<br />

und der Nahrungsmittelvielfalt. In den vergangenen<br />

fünf Jahrzehnten haben aber sowohl die Artenvielfalt<br />

<strong>als</strong> auch die Populationsgrössen der Wildbienen in<br />

Mitteleuropa stark abgenommen. In der <strong>Schweiz</strong> sind<br />

mindestens 45% der Wildbienenarten gefährdet (Amiet<br />

Foto: Albert Krebs, Winterthur<br />

1994). Die meisten Bienen sind typische Teilsiedler und<br />

nutzen häufig unterschiedliche Lebensräume für den<br />

Nestbau einerseits und für das Sammeln von Pollen und<br />

Nektar <strong>als</strong> Larvenproviant andererseits. Für den Nestbau<br />

geeignete Kleinstrukturen sind z.B. Totholz, Trockenmauern<br />

oder offene und gut besonnte Bodenstellen.<br />

Eine gute Nahrungsgrundlage sind artenreiche Blumenwiesen.<br />

Der quantitative Pollenbedarf der Bienen ist<br />

enorm gross. Um nur einen einzigen Nachkommen zu<br />

erzeugen, brauchen zahlreiche Wildbienenarten den<br />

gesamten Pollengehalt von mehreren hundert Blüten<br />

(Müller et al. 2006). Dazu müssen die Weibchen je nach<br />

Bienenart zwei- bis 50mal zwischen ihren Nestern und<br />

geeigneten Futterpflanzen hin und her fliegen (Neff<br />

2008, Zurbuchen et al. 2010a).<br />

Durch den zunehmenden Flächenverlust, die Fragmentierung<br />

der Landschaft und die Intensivierung der<br />

Landwirtschaft gehen vermehrt Kleinstrukturen und<br />

artenreiche Blumenwiesen verloren, mit negativen Auswirkungen<br />

auf den Fortpflanzungserfolg vieler Bienenarten.<br />

Das Verschwinden von geeigneten Nist- und Nahrungshabitaten<br />

hat auch zur Folge, dass sich die<br />

räumliche Anordnung der entsprechenden Ressourcen<br />

verändert und die Bienen zwingt, grössere Flugdistanzen<br />

zwischen Nest und Futterpflanzen zurückzulegen.<br />

Wachsende Flugdistanzen können dazu führen, dass Bienen<br />

mit eingeschränktem Flugradius geeignete Blütenressourcen<br />

ausserhalb dieses Radius nicht mehr nutzen<br />

können und deshalb ihren Neststandort aufgeben müssen.<br />

In vielen Fällen dürften Bienen jedoch fähig sein,<br />

sich bis zu einem gewissen Mass an grössere Sammelflugdistanzen<br />

anzupassen, was aber mit erheblichen<br />

Kosten einhergehen dürfte (Williams und Kremen 2007).<br />

Damit die Wildbienenbestände langfristig erhalten und<br />

gefördert werden können, ist es wichtig zu wissen, wie<br />

unterschiedliche Arten auf räumliche Veränderungen<br />

des Ressourcenangebotes reagieren. Eine erste Zielsetzung<br />

dieser Arbeit war es herauszufinden, wie weit pollensammelnde<br />

Weibchen der Natterkopf-Mauerbiene<br />

(Hoplitis adunca) und der Lauch-Maskenbiene (Hylaeus<br />

punctulatissimus) maximal fliegen und wie gross die Distanzen<br />

zwischen Nest und Futterquellen sein dürfen,<br />

damit die Wirtspflanzen noch von einem beträchtlichen<br />

360 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 360–365, 2010


Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungs habitaten fördern eine reiche Wildbienenfauna | Umwelt<br />

Anteil der Individuen einer Population besammelt werden<br />

können. Eine zweite Zielsetzung war es, den Einfluss<br />

von zunehmenden Sammelflugdistanzen auf die Flugzeiten<br />

und die daraus resultierenden Fortpflanzungsleistungen<br />

der Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca)<br />

und der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma<br />

rapunculi) experimentell zu quantifizieren.<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e<br />

Für die vorliegende Untersuchung wurden drei Wildbienenarten<br />

unterschiedlicher Grösse ausgewählt, die für<br />

die Versorgung ihrer Brutzellen nur auf je einer einzigen<br />

Pflanzengattung Pollen sammeln: die Natterkopf-Mauerbiene<br />

(Hoplitis adunca) (Körperlänge 11 – 13mm, Trockengewicht<br />

19,7mg) (Abb. 1), die Glockenblumen-Scherenbiene<br />

(Chelostoma rapunculi) (8– 10mm, 8,6mg) und<br />

die Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus)<br />

(6– 8mm, 5,3mg). Die Natterkopf-Mauerbiene ist auf<br />

Natterkopf (Echium) spezialisiert, die Glockenblumen-<br />

Scherenbiene sammelt Pollen ausschliesslich auf Glockenblumen<br />

(Campanula) und die Lauch-Maskenbiene<br />

ist ein Spezialist von Zwiebeln (Allium). Bei allen drei<br />

Arten handelt es sich um solitär lebende Wildbienen, die<br />

ihre Fortpflanzungsperiode im Sommer (Juni-August)<br />

haben und in Hohlräumen nisten, was ihre Ansiedlung<br />

in künstlichen Nisthilfen relativ einfach ermöglicht.<br />

Die drei Bienenarten wurden in einer intensiv<br />

genutzten Agrarlandschaft bei Selzach (SO) angesiedelt,<br />

in der die artspezifischen Wirtspflanzen fehlten. Dazu<br />

wurden verschlossene Bienennester, die im Jahr zuvor in<br />

hohlen Bambusstäben angelegt worden waren, an<br />

unterschiedlichen Niststandorten im Untersuchungsgebiet<br />

ausgebracht. Diese Niststandorte enthielten ein<br />

grosses Angebot an künstlichen Nestgängen in Form von<br />

Bohrlöchern in Hartholzblöcken (Abb. 2). Als einzige<br />

geeignete Pollenquellen für die drei Bienenarten im<br />

Umkreis von 1600m dienten blühende Pflanzen des<br />

Gemeinen Natterkopfes (Echium vulgare), der Rapunzel-<br />

Glockenblume (Campanula rapunculus) und der Küchenzwiebel<br />

(Allium cepa), welche in transportierbaren Töpfen<br />

in das Gebiet gebracht und bei Untersuchungsbeginn<br />

direkt neben den Niststandorten platziert wurden.<br />

Frischgeschlüpfte Bienenweibchen wurden individuell<br />

mit verschiedenen Farbcodes markiert, die mit Modellbaufarben<br />

auf Thorax und Abdomen aufgebracht wurden.<br />

Zusammenfassung<br />

Wildbienen haben <strong>als</strong> unverzichtbare<br />

Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen<br />

einen hohen ökologischen und ökonomischen<br />

Nutzen. Rund die Hälfte der 600<br />

Wildbienenarten der <strong>Schweiz</strong> ist jedoch<br />

gefährdet. Anhaltender Flächenverbrauch<br />

und die Intensivierung der Landwirtschaft<br />

führen zu einem reduzierten Angebot<br />

geeigneter Nist- und Nahrungshabitate. Dies<br />

wiederum zwingt die Bienen, Pollen und<br />

Nektar in zunehmenden Distanzen von ihren<br />

Nestern zu sammeln. In dieser Studie wurden<br />

maximale Sammelflugdistanzen ausgewählter<br />

Wildbienenarten untersucht und die<br />

Auswirkung von zunehmenden Flugdistanzen<br />

auf deren Fortpflanzungsleistung<br />

analysiert. Bienenarten, die auf eine einzige<br />

Pflanzengattung <strong>als</strong> Pollenquelle angewiesen<br />

sind, wurden in einem Gebiet ohne geeignete<br />

Wirtspflanzen dazu gebracht, Pollen auf<br />

Topfpflanzen in unterschiedlichen Distanzen<br />

von ihren Nestern zu sammeln. Einige<br />

wenige Individuen der Natterkopf-Mauerbiene<br />

(Hoplitis adunca) und der Lauch-<br />

Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus)<br />

erwiesen sich <strong>als</strong> Langstreckenflieger, die<br />

mehr <strong>als</strong> 1000 m zwischen Nest und Nahrungspflanzen<br />

zurücklegten. Die Mehrheit<br />

der Individuen hatte aber bereits bei einer<br />

Distanz von 100 – 300 m ihre Nistaktivität<br />

aufgegeben. Zunehmende Flugdistanzen<br />

zwischen Nest und Futterpflanzen scheinen<br />

hohe Kosten zu verursachen. Tatsächlich<br />

hatten Distanzzunahmen ab 150 m eine<br />

substantielle Reduktion der Fortpflanzungsleistung<br />

bei der Natterkopf-Mauerbiene und<br />

der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma<br />

rapunculi) zur Folge. Kurze Distanzen<br />

zwischen geeigneten Nist- und Nahrungshabitaten<br />

könnten wesentlich zur Förderung<br />

einer arten- und individuenreichen Wildbienenfauna<br />

beitragen.<br />

Maximale Sammelflugdistanzen<br />

Um die maximale Sammelflugdistanz der Natterkopf-<br />

Mauerbiene und der Lauch-Maskenbiene zu bestimmen,<br />

wurden die Töpfe mit den blühenden Wirtspflanzen an<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 360–365, 2010<br />

361


Umwelt | Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungs habitaten fördern eine reiche Wildbienenfauna<br />

Abb. 2 | Die drei untersuchten Bienenarten wurden in einer intensiv<br />

bewirtschafteten Agrarlandschaft bei Selzach (SO) in künstlichen<br />

Nisthilfen angesiedelt. Im ganzen Untersuchungsgebiet fehlten<br />

natürliche Bestände der artspezifischen Wirtspflanzen. Die einzigen<br />

nutzbaren Wirtspflanzen wurden in Töpfen ins Gebiet gebracht.<br />

Durch das Verschieben der Töpfe konnten die Bienen dazu<br />

gebracht werden, Pollen in genau bestimmten Distanzen von ihren<br />

Nistplätzen zu sammeln.<br />

Foto: Antonia Zurbuchen<br />

Verschieben des Pflanzenbestandes konnten die Sammelflugdistanzen<br />

verändert werden. Es wurden drei<br />

unterschiedliche Distanzpaare für die Natterkopf-Mauerbiene<br />

und ein Distanztriplett für die Glockenblumen-<br />

Scherenbiene getestet. An den verschiedenen Niststandorten<br />

wurden gleichzeitig durch je einen Beobachter die<br />

individuellen Sammelflugzeiten pollensammelnder<br />

Weibchen ermittelt und daraus die durchschnittliche<br />

Dauer eines Pollensammelfluges für jede Sammelflugdistanz<br />

berechnet. Da in einem vorgängigen Experiment<br />

gezeigt werden konnte, dass die transportierte Pollenmenge<br />

einer Biene unabhängig von der Flugdistanz ist,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass alle Bienen einer<br />

Art ungefähr gleich viele Pollensammelflüge brauchen,<br />

um eine Brutzelle mit einer durchschnittlichen Pollenmenge<br />

zu versorgen. Für jede Sammelflugdistanz wurde<br />

die durchschnittliche Zeit für die Verproviantierung<br />

einer einzelnen Brutzelle bestimmt, indem die durchschnittliche<br />

Sammelflugdauer mit der vorgängig ermittelten<br />

durchschnittlichen Anzahl Pollensammelflüge<br />

multipliziert wurde, die für die Verproviantierung einer<br />

Brutzelle notwendig ist.<br />

jeweils zwei verschiedenen Standorten schrittweise von<br />

den Nestern der Bienen weggerückt. Die Bienen hatten<br />

jeweils einen Tag Zeit, um sich an den neuen Pflanzenstandort<br />

zu gewöhnen. Nach dieser Gewöhnungsphase<br />

wurden auf den Wirtspflanzen und an den Nestern während<br />

jeweils zwei Stunden alle markierten Bienen registriert.<br />

Alle Individuen, die sowohl auf den Wirtspflanzen<br />

beim Pollensammeln <strong>als</strong> auch am Niststandort beim Polleneintragen<br />

beobachtet werden konnten, wurden <strong>als</strong><br />

Individuen gewertet, die bei der getesteten Sammelflugdistanz<br />

noch Brutzellen verproviantierten. Anschliessend<br />

wurden die Pflanzentöpfe erneut weiter von den<br />

Nestern weggerückt. Das Experiment wurde so lange<br />

weitergeführt, bis alle Bienen ihre Nistaktivitäten aufgegeben<br />

hatten.<br />

Einfluss von Sammelflugdistanzen auf die Fortpflanzung<br />

Um den Einfluss von zunehmenden Sammelflugdistanzen<br />

auf die Fortpflanzungsleistung zu untersuchen, wurden<br />

die Natterkopf-Mauerbiene an zwei und die Glockenblumen-Scherenbiene<br />

an drei Niststandorten<br />

angesiedelt. Für beide Arten wurde jeweils ein einzelner<br />

grosser Wirtspflanzenbestand in Form von Topfpflanzen<br />

so im Untersuchungsgebiet platziert, dass die Weibchen<br />

an den zwei beziehungsweise drei verschiedenen Niststandorten<br />

unterschiedliche Flugdistanzen zurücklegen<br />

mussten, um auf demselben Pflanzenbestand unter den<br />

gleichen Bedingungen Pollen zu sammeln. Durch das<br />

Anteil Bienen<br />

Anteil Bienen<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

2829<br />

13<br />

15 24 15<br />

12<br />

10<br />

6<br />

6<br />

14<br />

11<br />

4<br />

3 3<br />

4 4 4<br />

Lauch-Maskenbiene<br />

Natterkopf-Mauerbiene<br />

2<br />

2 2<br />

10<br />


Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungs habitaten fördern eine reiche Wildbienenfauna | Umwelt<br />

Tab. 1 | Reduktion der Fortpflanzungsleistung der Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca) und der Glockenblumen-Scherenbiene<br />

(Chelostoma rapunculi) bei unterschiedlich langen Sammelflugdistanzen unter gleichen äusseren Bedingungen. Basierend auf den durchschnittlichen<br />

Messwerten für die Dauer eines Pollensammelfluges (t Flug<br />

) und der Anzahl Pollensammelflüge, die für die Verproviantierung<br />

einer Brutzelle benötigt wird (F Brutzelle<br />

), konnte der Zeitaufwand für die Verproviantierung einer Brutzelle (t Brutzelle<br />

=t Flug<br />

×F Brutzelle<br />

) abgeschätzt<br />

werden. Die Reduktion der Fortpflanzungsleistung bezieht sich auf die Anzahl Brutzellen, die bei unterschiedlichen Sammelflugdistanzen<br />

pro Zeiteinheit mit Pollen versorgt werden können (Zurbuchen et al. 2010a). Unterschiedliche Buchstaben geben einen signifikanten<br />

Unterschied an. n=Anzahl Individuen, die getestet wurden.<br />

Bienenart<br />

n<br />

Distanzpaar/<br />

-triplett [m]<br />

t Flug<br />

[h:min:s]<br />

t Brutzelle<br />

[h:min]<br />

Brutzelle<br />

pro Stunde<br />

Reduktion der Fortpflanzungsleistung<br />

bei längerer<br />

Distanz [%]<br />

Statistik<br />

Natterkopf-Mauerbiene<br />

Natterkopf-Mauerbiene<br />

Natterkopf-Mauerbiene<br />

18 225 0:27:35a 21:09 0,047<br />

17 375 0:35:51b 27:29 0,036 23 (375 m vs. 225 m) t-Test, p


Umwelt | Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungs habitaten fördern eine reiche Wildbienenfauna<br />

Einfluss von Sammelflugdistanzen auf die Fortpflanzung<br />

Die Zunahme der Sammelflugdistanz um 150 m bis 600 m<br />

verlängerte die durchschnittliche Dauer für einen Pollensammelflug<br />

signifikant (Abb. 4, Tab. 1). So benötigte<br />

die Natterkopf-Mauerbiene bei einer Zunahme der Flugdistanz<br />

um 150 m, 200 m beziehungsweise 300 m rund<br />

acht bis zwölf Minuten länger für einen Pollensammelflug,<br />

und die Sammelflugdauer der Glockenblumen-<br />

Scherenbiene verlängerte sich bei einer Distanzzunahme<br />

um 400 m beziehungsweise 500 m um rund neun bis<br />

zwölf Minuten (Tab. 1). Die Natterkopf-Mauerbiene<br />

musste durchschnittlich 46 Pollensammelflüge absolvieren,<br />

um eine einzige Brutzelle mit genügend Pollen zu<br />

füllen, die Glockenblumen-Scherenbiene brauchte dazu<br />

rund 19 Pollensammelflüge (Abb. 5). Bei längeren Sammelflugdistanzen<br />

führte die zusätzlich benötigte Zeit für<br />

einen einzelnen Sammelflug deshalb zu einem deutlich<br />

grösseren Zeitaufwand für die Verproviantierung einer<br />

einzelnen Brutzelle und entsprechend zu einer geringeren<br />

Anzahl Nachkommen während einer Fortpflanzungssaison.<br />

Die Natterkopf-Mauerbiene versorgte bei<br />

einer Zunahme der Flugdistanz um 150 m, 200 m beziehungsweise<br />

300 m rund 23 %, 31 % respektive 26 %<br />

weniger Brutzellen. Bei der Glockenblumen-Scherenbiene<br />

reduzierte sich bei einer Zunahme der Flugdistanz<br />

um 500 m bzw. 600 m die Anzahl Brutzellen um 46 %<br />

respektive 36 %. Mehrere Untersuchungen zeigten, dass<br />

bei den Bienen mit erhöhter Flugaktivität der Alterungsprozess<br />

beschleunigt und die Lebensdauer reduziert<br />

wird (Torchio und Tepedino 1980, Schmid-Hempel und<br />

Wolf 1988). Diese Aspekte wurden in dieser Arbeit nicht<br />

berücksichtigt. Es ist <strong>als</strong>o bei zunehmenden Flugdistanzen<br />

in Wirklichkeit mit noch grösseren Fortpflanzungseinbussen<br />

zu rechnen. Wachsende Sammelflugdistanzen<br />

haben aber nicht nur negative Auswirkungen auf die<br />

Fortpflanzungsleistung der adulten Bienenweibchen,<br />

sondern dürften auch die Mortalität der Larven erhöhen.<br />

Je länger ein offenes Nest unbeaufsichtigt bleibt, desto<br />

höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Brutzellen<br />

durch natürliche Feinde parasitiert werden (Goodell<br />

2003, Seidelmann 2006). In einer Studie mit der Luzerne-<br />

Blattschneiderbiene (Megachile rotundata) wurde der<br />

tatsächliche Fortpflanzungserfolg bei zwei unterschiedlichen<br />

Sammelflugdistanzen unter Berücksichtigung von<br />

Alterungsprozessen und dem Einfluss von Parasiten<br />

untersucht (Peterson und Roitberg 2006). Bienenweibchen,<br />

die 150 m weit fliegen mussten, um Pollen zu sammeln,<br />

produzierten rund 74 % weniger lebensfähige<br />

Nachkommen <strong>als</strong> Weibchen, deren Nester sich direkt<br />

neben den Pollenquellen befanden.<br />

Fotos: Stephanie Cheesman, ?<br />

Abb. 5 | Geöffnete Nester der Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma<br />

rapunculi) (oben) und der Natterkopf-Mauerbiene (Hoplitis<br />

adunca) (unten). Sichtbar sind die Brutzellen, die beidseits durch<br />

Zellwände aus Erde begrenzt und mit einem Gemisch aus Pollen und<br />

Nektar <strong>als</strong> Proviant für die Larven gefüllt sind. Für die Verproviantierung<br />

einer einzigen Brutzelle benötigt die Glockenblumen-Scherenbiene<br />

im Durchschnitt rund 19, die Natterkopf-Mauerbiene rund<br />

46 Pollensammelflüge.<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n<br />

Für die Erhaltung und Förderung arten- und individuenreicher<br />

Wildbienenbestände sollten geeignete Nestund<br />

Nahrungshabitate nicht weiter <strong>als</strong> 100 m bis 300 m<br />

von einander entfernt liegen. Kurze Sammelflugdistanzen<br />

erhöhen den Fortpflanzungserfolg der Wildbienen<br />

wesentlich, indem sie es den pollensammelnden Weibchen<br />

ermöglichen, die Nahrungsressourcen effizient zu<br />

nutzen. Durch gezielte Förderungsmassnahmen auf<br />

Landschaftsebene, wie zum Beispiel der Schaffung von<br />

blütenreichen Flächen und Kleinstrukturen in enger<br />

Nachbarschaft zueinander, hat die Landwirtschaft die<br />

Chance, einen grossen Beitrag zur Erhaltung und Förderung<br />

einer reichen Wildbienenfauna zu leisten. Eine<br />

arten- und individuenreiche Wildbienenfauna ist wiederum<br />

Garant für die sichere Bestäubung von Wildund<br />

Nutzpflanzen. Die grossartige Unterstützung<br />

dieser Forschungsarbeit durch ausnahmslos alle<br />

Betriebsleiter in der Selzacher Witi zeigt das grosse<br />

Interesse der Landwirtschaft an einer reichen Bestäuberfauna<br />

deutlich auf.<br />

Diese Arbeit wurde durch das Competence Centre Environment and Sustainability<br />

(CCES) finanziell unterstützt.<br />

Foto: Stephanie Cheesman<br />

n<br />

364<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 360–365, 2010


Kurze Flugdistanzen zwischen Nist- und Nahrungs habitaten fördern eine reiche Wildbienenfauna | Umwelt<br />

Riassunto<br />

Distanze brevi tra il luogo di nidificazione e le<br />

zone di bottinatura favoriscono le api selvatiche<br />

Le api selvatiche sono impollinatori indispensabili<br />

della flora selvatica e coltivata. Esse ricoprono anche<br />

un ruolo importante sul piano ecologico ed economico.<br />

Circa metà delle 600 specie d’api selvatiche presenti in<br />

Svizzera sono minacciate. Il crescente sfruttamento<br />

delle superfici e l’intensificazione dell’agricoltura<br />

riducono gli ambienti adatti alla nidificazione e alla<br />

bottinatura. Le api devono quindi percorrere distanze<br />

sempre maggiori per raccogliere nettare e polline.<br />

Questo studio mira a determinare la distanza massima<br />

che alcune specie d’api selvatiche riescono a percorrere<br />

per la bottinatura e ad analizzare l’impatto delle crescenti<br />

distanze sulla riproduzione. Delle specie d’api<br />

selvatiche, strettamente infeudate a un genere di<br />

piante, sono state poste in un ambiente privo di<br />

appropriate piante ospite, inducendole a bottinare su<br />

specie in vaso poste a diverse distanze dagli alveari.<br />

Alcuni individui delle specie Hoplitis adunca e Hylaeus<br />

punctulatissimus hanno percorso lunghe distanze,<br />

superando i 1000 metri, tra il nido e la pianta nutritrice.<br />

La maggior parte degli individui ha abbandonato<br />

l’attività di nidificazione già quando la distanza era tra<br />

i 100 – 300 metri. L’aumentare delle distanze di<br />

bottinatura sembra quindi comportare costi elevati.<br />

A partire da una distanza di 150 metri, la capacità riproduttiva<br />

è sostanzialmente ridotta, sia per individui<br />

della specie Hoplitis adunca che per quelli della specie<br />

Chelostoma rapunculi. Distanze brevi tra il sito di<br />

nidificazione e zone di bottinatura potrebbero<br />

contribuire considerevolmente a favorire la diversità<br />

delle specie e la crescita delle popolazioni di api<br />

selvatiche.<br />

Summary<br />

Close neighbourhood of nesting sites and foraging<br />

habitats enhances a diverse fauna of native bees<br />

Native bees are essential pollinators of wild and crop<br />

plants providing high ecological and economical<br />

benefits. However, half of the 600 native bee species<br />

of Switzerland are endangered. Ongoing soil sealing<br />

and intensification of agricultural land use result in<br />

fewer suitable nesting sites and foraging habitats,<br />

which is expected to force female bees to cover<br />

longer distances between nest and flower-rich<br />

patches. In this study, maximum foraging distances<br />

of selected solitary bee species were investigated<br />

and the effect of increasing foraging distances on<br />

their reproduction was analyzed. Bee species, which<br />

restrict pollen foraging to a single plant genus, were<br />

established in an agricultural landscape lacking their<br />

specific host plants. Females were forced to collect<br />

pollen on potted host plants at different distances<br />

from their nests. Only few individu<strong>als</strong> of Hoplitis<br />

adunca and Hylaeus punctulatissimus covered long<br />

distances of more than 1000 m to collect pollen. The<br />

majority of females already discontinued foraging at<br />

a distance of 100 – 300 m, which indicates that long<br />

distances between nesting sites and flower resources<br />

impose high costs on reproduction. In fact, increased<br />

distances by 150 m and more substantially reduced<br />

the number of progeny produced by females of<br />

Hoplitis adunca and Chelostoma rapunculi. Thus, a<br />

close neighbourhood of nesting and foraging<br />

habitats clearly contributes to a diverse native bee<br />

fauna and to an increase of bee population sizes.<br />

Key words: foraging distance, bee conservation,<br />

fitness cost, habitat fragmentation.<br />

Literatur<br />

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Amiet F., 1994. Rote Liste der gefährdeten Bienen der <strong>Schweiz</strong>. In: Rote<br />

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Zurbuchen A., Landert L., Klaiber J., Müller A., Hein S. & Dorn S., 2010b.<br />

Maximum foraging ranges in solitary bees: only few individu<strong>als</strong> have the<br />

capability to cover long foraging distances. Biological Conservation 143,<br />

669 – 676.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 360–365, 2010<br />

365


N u t z t i e r e<br />

Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung<br />

von konserviertem Raufutter<br />

Yves Arrigo, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 1725 Posieux<br />

Auskünfte: Yves Arrigo, E-Mail: yves.arrigo@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 72 64<br />

vierungsmethode beeinflusst werden (Dewhurst & King<br />

1998, Nada & Delic 1976). Die Auswirkungen der Fettsäuren<br />

im Raufutter auf den Fettgehalt der Milch<br />

wurden in vielen Studien untersucht (Morel et al. 2006a<br />

& b ). Die vorliegende Studie zeigt, in welchem Maß sich<br />

der Fettgehalt und der Fettsäuregehalt des unterschiedlich<br />

konservierten Raufutters von dem des ursprünglichen<br />

Grünfutters unterscheidet. Sie schliesst das Projekt<br />

ab, in welchem bereits der Einfluss der Konservierung<br />

auf den Aminosäurengehalt (Arrigo 2006) sowie auf die<br />

Verdaulichkeit und den Miner<strong>als</strong>toffgehalt des Futters<br />

(Arrigo 2007) geprüft wurde.<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n<br />

Das Grünfutter wurde in zwei Entwicklungsstadien (früh<br />

und spät) im Abstand von 30 Tagen <strong>als</strong> erster Schnitt in<br />

den Jahren 2000 und 2002 sowie <strong>als</strong> dritter Schnitt im<br />

Jahr 2001 geerntet. Nach dem Mähen wurde das Grünfutter<br />

der gleichen Parzelle unterschiedlich konserviert:<br />

Tiefkühlen (-20°C), schonende Trocknung (Versuchsanlage,<br />

die mit Luft bei 30 °C und einer relativen Feuchtigkeit<br />

von


Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von konserviertem Raufutter | Nutztiere<br />

Grünfutters der Parzelle, wobei in den Konserven der<br />

Anteil der Leguminosen und anderen Pflanzen um bis zu<br />

10 % zugunsten der Gräser zurückging. Dies bestätigte<br />

bisherige Beobachtungen, dass die Vorbereitung des<br />

Futters für die Konservierung zu erheblichen Blattverlusten<br />

führen kann. Ihr Einfluss, auf den Nährwert des konservierten<br />

Futters ist fast ebenso gross wie das eigent liche<br />

Konservierungsverfahren (Fermentationen, Saftverlust<br />

usw.). Die Fettgehalte und die Fettsäuregehalte des<br />

untersuchten Grünfutters werden in Tabelle 1 dargestellt.<br />

Einfluss von Schnitt und Entwicklungsstadium der<br />

Pflanzen auf den Fettgehalt<br />

Der Fettgehalt der Pflanzen des dritten Schnittes lag<br />

über jenem des ersten Schnittes (26,1 g vs. 21,2 g/kg TS,<br />

P < 0,05; Tab. 2). Der Fettgehalt des im frühen Stadium<br />

geernteten Raufutters war höher <strong>als</strong> der des im späten<br />

Stadium geernteten Futters (26,1 g vs. 19,6 g/kg TS, P <<br />

0,001, Abb. 1). Diese Ergebnisse bestätigen die Schlussfolgerungen<br />

von Hawke (1963), dass je jünger und reicher<br />

das Grünfutter an Blättern und Lipiden in den Chloroplasten<br />

ist, um so höher ist der Fettgehalt.<br />

Einfluss der Konservierung auf den Fettgehalt<br />

Der Fettgehalt des untersuchten Raufutters variiert im<br />

ersten Schnitt 2000 stark. Für das auf dem Feld getrocknete,<br />

spät geschnittene Gras wurden 11,0 g/kg TS analysiert<br />

und für die spät geschnittene Silage (30% TS)<br />

40,1 g/kg TS (Tab. 3, Abb.2). Die Fettgehalte der Silagen<br />

bei 30 % TS sind höher (P < 0,001) <strong>als</strong> diejenigen des<br />

Grünfutters und der anderen Konserven. Diese lassen<br />

Zusammenfassung<br />

Das Grünfutter von ein- und derselben<br />

Parzelle wurde drei Jahre lang in zwei<br />

verschiedenen Stadien - Abstand von<br />

30 Tagen – geerntet undnach sechs verschiedenen<br />

Verfahren konserviert. Es wurden<br />

42 Proben mittels Petrolether-Extraktion auf<br />

ihren Fettgehalt und mittels Gas-Chromatographie<br />

auf den Anteil an Fettsäuren<br />

untersucht.<br />

Die Fettgehalte variieren stark (11 bis<br />

40 g/kg TS). Das Futter im frühen Wachstumsstadium<br />

weist die höchsten Fettgehalte auf<br />

(26 vs. 20 g/kg TS; P < 0,01) und der Fettgehalt<br />

der Pflanzen im dritten Schnitt lag über<br />

jenem des Futter im ersten Schnitt (26 gegenüber<br />

21 g/kg TS;P < 0,05). Die silierten<br />

Konserven haben den höchsten Fettgehalt;<br />

42 % mehr <strong>als</strong> das Grünfutter. Das auf dem<br />

Feld getrocknete Futter wies den niedrigsten<br />

Wert auf;30 % niedriger <strong>als</strong> das Grünfutter.<br />

Die Linolensäure ist die dominante Fettsäure<br />

mit einem Wert über 55 Prozent. Die Fettsäuregehalte<br />

werden durch das Vegetationsstadium<br />

beeinflusst. Die Trocknungsverfahren<br />

reduzieren den Anteil an Linolensäure. Um<br />

den Fett- und Fettsäuregehalt , welche im<br />

Grünfutter vorliegen, zu bewahren, muss<br />

das Heuen schnell und schonend durchgeführt<br />

werden.<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

g kg TS<br />

g kg TS<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1.Schnitt<br />

früh<br />

2000<br />

Fettgehalt<br />

1.Schnitt<br />

spät<br />

2000<br />

1.Schnitt<br />

früh<br />

2002<br />

Abb. 1 | Fettgehalt des Grünfutters.<br />

1.Schnitt<br />

spät<br />

2002<br />

3.Schnitt<br />

früh<br />

2001<br />

3.Schnitt<br />

spät<br />

2001<br />

sich mit dem Verlust von wasserlöslichen Nährstoffen im<br />

Silosaft oder in den Fermentationsprodukten erklären,<br />

was zu einer Konzentration des Fettgehaltes in der TS<br />

führt. Die übrigen Futterkonserven unterscheiden sich<br />

nur im früh geschnittenen Gras (P < 0,01), bei dem durch<br />

das Trocknen auf dem Feld gegenüber dem Grünfutter<br />

ein niedrigerer Fettgehalt entsteht (19,5 vs. 27,4 g/kg TS).<br />

Die niedrigeren Fettgehalte des Trockenfutters im Vergleich<br />

zu jenen des Grünfutters könnten auf der Oxidation<br />

und Polymerisation der mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren beim Heuen (Morand-Fehr & Tran 2001) oder<br />

auf dem Verlust von Blättern beruhen. Dewhurst et al.<br />

(2001) zeigten, dass ein Einfluss des Anteils an Blättern<br />

auf den Fettsäuregehalt im Verlauf des Pflanzenwachstums<br />

besteht.<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 366–371, 2010<br />

367


Nutztiere | Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von konserviertem Raufutter<br />

Tab. 1 | Fettgehalt und Fettsäuregehalt (%) im Grünfutter<br />

Fettgehalt, g/kg TS 1<br />

frisches<br />

Grünfutter<br />

tiefgefroren<br />

schonened<br />

getrocknet<br />

belüftet<br />

auf dem Feld<br />

getrocknet<br />

bei 30 % TS<br />

siliert<br />

bei 50 % TS<br />

siliert<br />

1. Schnitt früh 2000 24,9 19,6 23,7 21,1 18,0 40,1 30,2<br />

1. Schnitt spät 2000 16,8 14,9 11,4 11,4 11,0 25,6 19,3<br />

1. Schnitt früh 2002 27,4 23,7 24,2 20,9 17,8 35,1 28,1<br />

1. Schnitt spät 2002 18,9 16,4 16,2 14,8 11,9 29,3 21,7<br />

3. Schnitt früh 2001 30,0 30,0 25,2 23,6 22,8 36,2 26,4<br />

3. Schnitt spät 2001 26,0 26,3 21,6 20,2 20,5 35,4 21,2<br />

C16:0 % (∑FS) 2<br />

1. Schnitt früh 2000 14,1 16,1 19,2 20,1 20,4 14,8 14,9<br />

1. Schnitt spät 2000 19,0 20,4 21,7 25,2 29,4 17,4 19,5<br />

1. Schnitt früh 2002 12,8 14,7 17,5 18,2 20,4 15,4 16,6<br />

1. Schnitt spät 2002 16,8 19,2 21,6 23,1 27,7 18,0 20,0<br />

3. Schnitt früh 2001 13,8 15,0 17,4 16,9 18,3 15,0 16,8<br />

3. Schnitt spät 2001 15,6 16,4 18,8 19,3 20,4 15,9 18,9<br />

C18:0 % (∑FS) 3<br />

1. Schnitt früh 2000 1,4 1,8 2,5 2,3 2,4 1,3 1,5<br />

1. Schnitt spät 2000 2,1 2,2 2,4 2,4 3,2 1,6 1,8<br />

1. Schnitt früh 2002 1,4 1,7 1,9 1,9 2,0 1,5 1,6<br />

1. Schnitt spät 2002 1,7 2,4 2,3 2,4 2,8 1,7 2,0<br />

3. Schnitt früh 2001 1,1 1,4 1,6 1,5 1,5 1,2 1,5<br />

3. Schnitt spät 2001 2,0 2,2 2,1 1,9 1,9 1,5 2,2<br />

C18:1 % (∑FS) 4<br />

1. Schnitt früh 2000 2,8 3,0 3,3 3,2 3,2 3,1 2,8<br />

1. Schnitt spät 2000 4,5 5,1 5,3 5,3 7,2 4,9 4,1<br />

1. Schnitt früh 2002 2,4 2,4 2,5 2,7 2,8 2,5 2,9<br />

1. Schnitt spät 2002 3,6 4,0 4,1 4,1 5,1 3,7 3,6<br />

3. Schnitt früh 2001 2,7 2,0 2,1 2,1 2,4 2,3 2,3<br />

3. Schnitt spät 2001 4,3 4,6 4,5 3,8 3,5 3,5 3,8<br />

C18:2 % (∑FS) 5<br />

1. Schnitt früh 2000 16,7 15,7 18,1 18,1 17,7 16,8 17,2<br />

1. Schnitt spät 2000 20,5 18,0 20,5 19,7 20,8 21,1 21,5<br />

1. Schnitt früh 2002 16,0 14,1 18,2 17,8 18,2 16,9 18,7<br />

1. Schnitt spät 2002 19,0 17,1 19,3 20,7 20,3 20,2 20,4<br />

3. Schnitt früh 2001 14,2 12,6 15,8 14,7 15,6 16,0 15,4<br />

3. Schnitt spät 2001 19,9 18,8 22,2 19,8 18,4 18,5 18,8<br />

C18:3 % (∑FS) 6<br />

1. Schnitt früh 2000 64,4 60,5 52,9 53,7 54,8 63,4 61,8<br />

1. Schnitt spät 2000 54,0 52,7 50,2 47,4 39,4 53,5 51,9<br />

1. Schnitt früh 2002 65,4 65,5 58,1 57,3 55,5 61,4 57,9<br />

1. Schnitt spät 2002 57,2 57,4 51,2 48,1 41,8 53,6 51,7<br />

3. Schnitt früh 2001 67,5 67,2 61,0 63,8 61,2 64,9 62,5<br />

3. Schnitt spät 2001 58,2 56,4 51,3 54,1 54,5 52,1 46,2<br />

1<br />

TS Trockensubstanz, 2 C16 :0 Palmitinsäure in Prozent der Fettsäuren, 3 C18 :0 Stearinsäure, 4 C18 :1 Ölsäure, 5 C18 :2 Linolsäure, 6 C18 :3 Linolensäure<br />

368 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 366–371, 2010


Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von konserviertem Raufutter | Nutztiere<br />

g/kg TS<br />

45<br />

1. Schnitt 2000, früh<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

g / kg TS<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Grünfutter<br />

Tiefkühlung<br />

Versuchsanlage<br />

Belüftung<br />

Feldtrocknung<br />

Silage 30% TS<br />

Silage 50% TS<br />

Feldtrocknung<br />

Versuchsanlage<br />

Silage 30% TS Silage 50% TS<br />

Abb. 2 | Fettgehalt des Grünfutters und seiner Konserven.<br />

Einfluss der Konservierung auf die Fettsäuregehalte<br />

Nur der Gehalt der Palmitinsäuren mit 2,2 ± 0,6 g/kg TS,<br />

Stearinsäuren mit 0,2 ± 0,1 g/kg TS, Ölsäuren mit 0,4 ±<br />

0,1 g/kg TS, Linolsäuren mit 2,2 ± 0,7 g/kg und Linolensäuren<br />

mit 7,4 ± 3,4 g/kg TS lässt einen Vergleich zu. Der<br />

Anteil der übrigen Fettsäuren ist zu gering (< 0,1g/kg TS)<br />

oder liegt jeweils unter der Nachweisgrenze. Die Summe<br />

der Fettsäuren in der TS macht durchschnittlich 53,4 %<br />

des Fettgehaltes aus. Dieses Verhältnis ist beim spät<br />

geschnittenen Raufutter mit 47,6% geringer <strong>als</strong> bei früh<br />

geschnittenem (58,8%; P < 0,001). Der Fettsäuregehalt<br />

der Futterkonserven ist mit Ausnahme der feuchten<br />

Silage ( 30 % TS) geringer <strong>als</strong> der des Grünfutters (P <<br />

0,001). Auch bei stark vorgetrockneten Silagen (> 70%<br />

TS) wurden geringere Gehalte, insbesondere was die Ölund<br />

Linolensäuren betraf, im Vergleich zum Grünfutter<br />

nachgewiesen (Elgersma et al. 2003). Diese Verringerung<br />

könnte auf der Wirkung von Mikroorganismen oder<br />

Enzymen pflanzlicher Herkunft während des Fermentationsprozesses<br />

beruhen.<br />

geschnitten wurde, bis 3,2 % im auf dem Feld getrockneten<br />

Heu des ersten Schnittes 2000, welches spät<br />

geerntet wurde. Betrachtet man das früh und spät<br />

geschnittene Gras zusammen, unterscheiden sich die<br />

Konserven untereinander im Hinblick auf diese Fettsäuren<br />

nicht.<br />

Ölsäure (C18:1)<br />

Der Anteil von C18:1 an den Fettsäuren ist beim früh<br />

geschnittenem Raufutter geringer <strong>als</strong> beim spät geschnittenen<br />

(2,6 vs. 4,4 %; P < 0,001). Die Art der Konservierung<br />

hat keinen Einfluss auf den C18:1-Anteil.<br />

Tab. 2 | Gesamtfett- und Fettsäuregehalt in g/kg Trockensubstanz<br />

und Fettsäuregehalt in % der FS Gesamt<br />

gemäß Zyklus oder Entwicklungsstadium<br />

Palmitinsäure (C16:0)<br />

Im früh geschnittenen Gras unterscheidet sich der<br />

C16:0-Anteil des Grünfutters (13,6%) von dem der feuchten<br />

Futterkonserven tiefgefroren und siliert mit 30% TS<br />

(15,3 – 15,1%, P < 0,01), der wiederum geringer ist <strong>als</strong> der<br />

des getrockneten Futters (>18,1%; P < 0,01). Im spät<br />

geschnittenen Gras liegt nur das auf dem Feld getrocknete<br />

Heu mit einem C16:0-Wert von 25,9% über dem der<br />

Feuchtkonserven (< 19,5%; P < 0,01).<br />

Stearinsäure (C18:0)<br />

Der Anteil an C18:0 stellt den geringsten Fettsäureanteil<br />

der fünf aufgeführten Säuren dar (1,9%). Er variiert<br />

von 1,1% im Grünfutter, welches im dritten Schnitt früh<br />

1.<br />

Schnitt<br />

3.<br />

Schnitt<br />

S x<br />

p früh spät S x<br />

p<br />

n: 28 14 21 21<br />

FG 1 21,2a 26,1b 1,4 0,03 26,1a 19,6b 1,3


Nutztiere | Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von konserviertem Raufutter<br />

Tab. 3 | Gesamtfett- und Fettsäuregehalt in g/kg Trockensubstanz und Fettsäuregehalt in % des Gesamtfettfettsäuregehaltes gemäß<br />

Konserve in den ersten Schnitten, n:2<br />

Grünfutter<br />

Tiefkühlung<br />

Entfeuchtung<br />

Belüftung<br />

Feldtrocknung<br />

Silage 30 %<br />

TS<br />

Silage 50 %<br />

TS<br />

S x<br />

p<br />

TS(g/kg) 1 166 d 175 d 864 a 890 a 873 a 280 c 477 b 2,1


Fettgehalt und Fettsäurezusammensetzung von konserviertem Raufutter | Nutztiere<br />

Tenore in materia grassa e composi-<br />

Fat and fatty acids in preserved<br />

Riassunto<br />

zione in acidi grassi di foraggio<br />

conservato<br />

Il presente articolo descrive in quale<br />

misura i tenori in materia grassa (MG)<br />

e acido grasso (AG) dei foraggi<br />

Summary<br />

forages<br />

This article shows the difference in fat<br />

and fatty acid levels between preserved<br />

forages and grass. Grass was<br />

harvested from the same plot of land<br />

conservati si differenziano da quelli<br />

at two different stages (30 days apart)<br />

dell'erba d'origine. Per tre anni è stata<br />

over three years and stored using six<br />

raccolta da una stessa particella erba a<br />

different processes. 42 samples were<br />

due stadi di sviluppo diversi (30 giorni)<br />

analysed by extraction using petro-<br />

e in seguito conservata in base a sei<br />

leum ether for fat and by gas chroma-<br />

processi differenti. Sono stati analizzati<br />

tography for fatty acids.<br />

42 campioni mediante estrazione con<br />

There was considerable variation in the<br />

etere di petrolio per la MG e cromato-<br />

fat levels (11 to 40 g/kg dry matter<br />

grafia in fase gassosa per l'AG.<br />

(DM)): fodder cut early showing the<br />

I tenori in MG variano fortemente<br />

highest levels (26 versus 20 g/kg DM<br />

(11-40 g/kg MS): il foraggio precoce<br />

p < 0,01), and regrowth higher levels<br />

presenta i valori più alti (26 vs. 20 g/kg<br />

than the first cycle (26 versus 21 g/kg<br />

MS p


U m w e l t<br />

Aquatische Risikobewertung von<br />

Pflanzenschutzmitteln<br />

Katja Knauer, Stefanie Knauert, Olivier Felix und Eva Reinhard, Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern<br />

Auskünfte: Katja Knauer, E-Mail: katja.knauer@blw.admin.ch, Tel. +41 31 323 11 34<br />

Foto: Katja Knauer, Basel<br />

Mesokosmenanlage von Syngenta in Stein (AG).<br />

E i n l e i t u n g<br />

Umweltrisikobewertungen sind in den letzten Jahrzehnten<br />

Teil vieler Programme zum Schutze der Umwelt<br />

geworden. So gehören sie obligatorisch zu jeder Zulassung<br />

von Pflanzenschutzmitteln (PSM), Bioziden und seit<br />

einigen Jahren auch zur Beurteilung von pharmazeutischen<br />

Produkten sowie zur Meldung und Registrierung<br />

von Industriechemikalien.<br />

Pflanzenschutzmittel enthalten biologisch aktive<br />

Stoffe, die neben den gewünschten Schutzwirkungen<br />

gegen Schadorganismen auch Nebenwirkungen auf<br />

Nicht-Zielorganismen haben können. Deshalb muss für<br />

die Zulassung neben der Wirksamkeit mit aufwändigen<br />

Testverfahren auch die Sicherheit für Nicht-Zielorganismen<br />

nachgewiesen werden. Die rechtliche Basis legt die<br />

Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV) fest, die die<br />

Datenanforderungen und Bewertungsgrundsätze<br />

bezüglich Wirksamkeit und Schutz von Mensch und<br />

Umwelt spezifiziert. Die <strong>Schweiz</strong>er PSMV entspricht in<br />

grossen Zügen der Europäischen Pflanzenschutzmittelgesetzgebung<br />

(91/614/EC bzw. inskünftig 1107/2009/EC).<br />

Um unannehmbare Nebenwirkungen von PSM auf die<br />

Umwelt auszuschliessen, kann die Zulassung eines PSM<br />

372 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 372–377, 2010


Aquatische Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln | Umwelt<br />

mit spezifischen Risikoreduktionsmassnahmen (z. B.<br />

Abstandsauflagen zu Oberflächengewässer, zeitliche<br />

Anwendungsbeschränkungen) verknüpft werden.<br />

Die Umweltrisikobewertung gemäss PSMV bezweckt,<br />

Ökosysteme wie Gewässer, Böden und Luft zu schützen,<br />

um nichtakzeptable Schäden auf die dort lebenden<br />

Organismen zu verhindern. Bei der aquatischen Risikobewertung<br />

ist der Schutz von Wasserlebewesen, die<br />

typischerweise in Bächen und kleinen Flüssen angrenzend<br />

an das Agrarland anzutreffen sind, im Fokus. Der<br />

Schutz von Oberflächengewässern vor schädlichen Auswirkungen<br />

von PSM wird ebenfalls in anderen Rechtserlassen,<br />

wie zum Beispiel in der auf das Umweltschutzgesetz<br />

gestützten Gewässerschutzverordnung (GSchV)<br />

behandelt. Anhang 2, Ziffer 12 GSchV stellt für PSM die<br />

folgende quantitative Anforderung: «0.1 µg/L je Einzelstoff,<br />

vorbehalten bleiben andere Werte auf Grund von<br />

Einzelstoffbeurteilungen im Rahmen des Zulassungsverfahrens».<br />

M e t h o d e<br />

Ziel einer Umweltrisikobewertung ist es, nicht akzeptable<br />

Schäden und negative Effekte auf Ökosysteme zu<br />

verhindern. Dafür werden Expositionskonzentrationen<br />

abgeschätzt und ökotoxikologische Daten erhoben. In<br />

der Folge werden ökologische Risiken abgeschätzt,<br />

indem die potenzielle Exposition und die möglichen<br />

Effekte ins Verhältnis gesetzt werden (Risiko = Exposition<br />

/ Effekte). Um in der EU ein einheitliches Vorgehen<br />

bei der Risikobewertung zu gewährleisten, wurden die<br />

Datenansprüche und die Vorgehensweise in verschiedenen<br />

Wegleitungen unter anderem im aquatischen<br />

Guidance-Dokument (SANCO/3268/2001 rev.4) festgehalten.<br />

Zusammenfassung<br />

Umweltrisikobewertungen zielen darauf hin,<br />

Ökosysteme wie Gewässer, Böden und Luft<br />

zu schützen, um nichtakzeptable Schäden auf<br />

die dort lebenden Organismen ausschliessen<br />

zu können. Für die Bewertung von Pflanzenschutzmitteln<br />

(PSM) in Gewässern stehen<br />

typische Bäche und kleine Flüssen angrenzend<br />

an das Agrarland im Fokus. Risikobewertungen<br />

basieren auf der Abschätzung<br />

von Expositionskonzentrationen und der<br />

Erhebung von einer Vielzahl ökotoxikologischer<br />

Daten. Bei der Abschätzung der<br />

Toxizität eines PSM werden Wirkungen auf<br />

Individuen, Populationen und Lebensgemeinschaften<br />

erhoben, um kurz- wie auch<br />

langfristige Folgen einer Belastung ermitteln<br />

zu können. Risikobewertungen werden für<br />

Umweltmanagemententscheidungen<br />

zwingend benötigt, da die Zusammenstellung<br />

umweltrelevanter Informationen es<br />

ermöglicht, potenzielle Risiken zu erkennen<br />

und Vermeidungsstrategien zum Schutze der<br />

Umwelt zu entwickeln. Die Handlungsoptionen,<br />

um das Risiko auf einem akzeptablem<br />

Niveau zu halten, sind vielseitig. Durch das<br />

Vorschreiben konkreter Auflagen auf<br />

spezifische PSM wie zum Beispiel das<br />

Einhalten von bestimmten Abständen zu<br />

Oberflächengewässern oder der obligatorische<br />

Einsatz von abdriftmindernder Technik<br />

bei der Anwendung, können PSM weiterhin<br />

sicher in der Landwirtschaft eingesetzt<br />

werden und unannehmbare Effekte auf<br />

Lebensgemeinschaft weitgehend ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Expositionsabschätzung<br />

Für die Expositionsabschätzung werden Angaben über<br />

Aufwandmengen, Stoffeigenschaften und das Verhalten<br />

der in PSM enthaltenen aktiven Stoffe in der Umwelt<br />

benötigt. Die Expositionsabschätzung erfolgt meistens<br />

mit Computermodellen, die voraussichtliche Umweltkonzentrationen<br />

(PEC, vgl. Glossar) berechnen. Bei den<br />

Berechnungen werden sogenannte «Worst-case-Annahmen»<br />

in Bezug zum Beispiel auf Abbau der Substanzen,<br />

Klima- und Bodenbedingungen getroffen, um mögliche<br />

Spitzenkonzentrationen von PSM in Gewässern bei der<br />

Risikobewertung einzubeziehen. Zudem werden bei der<br />

Expositionsabschätzung verschiedene Eintragswege wie<br />

Abdrift, Abschwemmung und Drainage in Oberflächengewässer<br />

berücksichtigt. Bei einer Spritzapplikation<br />

kann zum Beispiel PSM-haltiger Sprühnebel in angren-<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 372–377, 2010<br />

373


Umwelt | Aquatische Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln<br />

Realistisch<br />

Konservativ<br />

1<br />

2<br />

Einfach<br />

(Wenige Daten)<br />

zende Gewässer gelangen (Abdrift). Bei Regen, besonders<br />

bei Starkregen oder Regenfall auf gefrorenem<br />

Boden, oder während der Schneeschmelze können PSM<br />

abgeschwemmt und in Oberflächengewässer eingetragen<br />

werden (Abschwemmung). Auch durch Drainagen -<br />

landwirtschaftlich genutzte Böden sind oft drainiert -<br />

können PSM schnell versickern, abfliessen und von den<br />

behandelten Flächen in angrenzende Oberflächengewässer<br />

gelangen.<br />

Toxizitätsabschätzung<br />

Bei der Abschätzung der Toxizität eines PSM werden Wirkungen<br />

auf Individuen, Populationen und Lebensgemeinschaften<br />

ermittelt. Toxizitätsdaten werden nach einem<br />

stufenförmigen Prozess generiert (Abb. 1).<br />

3<br />

Standardtests<br />

+ Sicherheitsfaktor<br />

4<br />

Zusätzliche Studien<br />

+ Speziessensitivitätsverteilungen<br />

Komplex<br />

(Viele Daten)<br />

Abb. 1 | Stufenweises Vorgehen in der Effektbewertung.<br />

Effekt-Modelle<br />

Semi-Feldstudien<br />

(Micro-Mesokosmen)<br />

Auf der ersten Stufe wird für die Bewertung eines<br />

potenziellen Risikos für Wasserorganismen ein Basisdatensatz<br />

erstellt, dem akute und chronische ökotoxikologische<br />

Labortests mit Algen, Daphnien und Fischen zu Grunde<br />

liegen. Diese Tests werden nach international harmonisierten<br />

Richtlinien durchgeführt (OECD-Testverfahren<br />

nach GLP). In Kurzeittests werden akute Effekte wie zum<br />

Beispiel Mortalität erfasst, während in Langzeittests chronische<br />

Effekte vorwiegend auf die Reproduktion untersucht<br />

werden. Aus den Ergebnissen werden ökotoxikologische<br />

Werte wie der akute EC50 (oder der chronische<br />

NOEC (vgl. Glossar) berechnet.<br />

Um unvermeidliche Ungenauigkeiten bei der Übertragung<br />

von Laborergebnissen von einzelnen wenigen Organismen<br />

auf reale Gewässerverhältnisse Rechnung zu tragen,<br />

wird das Testergebnis für die empfindlichste Art mit<br />

einem Sicherheitsfaktor (AF) versehen. Die Berücksichtigung<br />

resultiert in einem sogenannten PNEC (PNEC = EC50/<br />

AF und PNEC = NOEC/AF) (Tab. 1), einer Konzentration, bei<br />

der keine negativen Effekte auf das aquatische Ökosystem<br />

zu erwarten sind (Abb. 2). Die PNEC werden dabei so<br />

berechnet, dass selbst bei einer langfristigen Pestizidexposition<br />

keine Beeinträchtigung der aquatischen Organismen<br />

zu erwarten ist.<br />

Gefahrenbewertung von PSM in Oberflächengewässern<br />

Repräsentative sensitive<br />

Spezies von drei<br />

Akuter T<br />

trophischen Ebenen<br />

des Ökosystems<br />

Akuter Test (EC50)<br />

Sicherheitsfaktor<br />

PNEC<br />

Chronischer Test (NOEC)<br />

Abb. 2 | Gefahrenbewertung für Ökosysteme im Rahmen der<br />

PSM-Zulassung.<br />

Tab. 1 | Ökotoxikologische Kenngrössen in der Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln<br />

Kenngrössen Organismen Tests Methoden<br />

PNEC = EC50 / AF Auswertung von Speziesdaten Akute Laborstudien Dosis-Wirkungskurven<br />

PNEC = NOEC / AF Auswertung von Speziesdaten Chronische Laborstudien Dosis-Wirkungskurven<br />

HC5 * AF Spezies-Sensitivitätsverteilungen Akute und chronische Studien Probabilistische Auswertung<br />

NOEAEC * AF<br />

Auswertung der Populations- und<br />

Gemeinschaftsdaten<br />

Mikro- und Mesokosmendaten,<br />

komplexe Umweltsysteme<br />

Principle-Response-Kurven, Gemeinschaftindices,<br />

Dosis- Wirkungskurven<br />

EAC oder RAC Alle verfügbaren Daten Alle Tests Alle Methoden<br />

374 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 372–377, 2010


Aquatische Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln | Umwelt<br />

Ergibt sich aus dem Vergleich der Toxizitätsdaten der<br />

1. Stufe (PNEC) mit der Expositionskonzentration (PEC)<br />

ein potenzielles Risiko für aquatische Organismen, so<br />

geht man auf die nächst höhere Stufe in der Risikobewertung<br />

(Abb. 1, Daniel 2007). Nun müssen zusätzliche<br />

Studien herangezogen werden, um die Unsicherheit der<br />

Übertragung von Laborergebnissen auf die reale Situation<br />

zu überprüfen. Es können dafür weitere Tests mit<br />

anderen Organismen der sensitivsten Gruppe, Versuche<br />

mit realistischeren Expositionen und Multispeziestests<br />

durchgeführt werden.<br />

Für die Auswertung von Ergebnissen (EC50 und<br />

NOEC) mehrerer Organismen der sensitiven Gruppe können<br />

probabilistische Methoden angewendet werden,<br />

mit denen die Gefährdung der aquatischen Organismen<br />

abgeschätzt wird. Der ökotoxikologisch relevante Wert<br />

aus den Spezies-Sensitivitätsverteilungen ist die Gefahrenkonzentration<br />

(HC5, vgl. Glossar) (Tab.1).<br />

Bei Versuchen, die realistische Expositionsszenarien<br />

berücksichtigen, wird häufig der Einfluss des Sediments<br />

auf die Wirkung einer Substanz beurteilt oder der Abbau<br />

der Substanz in der Wasserphase simuliert, wie sie unter<br />

natürlichen Bedingungen zu erwarten wäre.<br />

Für die Multispeziestests wurden eine Reihe von<br />

Modell-Ökosystemen entwickelt, wie zum Beispiel<br />

Micro- und Mesokosmen, die es ermöglichen, Effekte<br />

von PSM auf komplexe aquatische Lebensgemeinschaften<br />

zu untersuchen. Neben den direkten Effekten wird<br />

in diesen Systemen auch die Regenerationsfähigkeit, das<br />

heisst auch das Erholungspotenzial von Populationen<br />

und Lebensgemeinschaften untersucht und in der Risikobewertung<br />

berücksichtigt. Temporäre Effekte, von<br />

denen sich Populationen in einem kurzen Zeitraum<br />

erholen können, werden <strong>als</strong> akzeptabel eingestuft. Für<br />

diese Multispeziestests werden sogenannte NOEAEC<br />

(vgl. Glossar) festgelegt.<br />

Auch auf die Ergebnisse dieser «Higher-tier»-Studien<br />

(auf höherer Stufe) können zur Abschätzung des tatsächlichen<br />

Risikos zusätzliche Sicherheitsfaktoren eingerechnet<br />

werden. Die Höhe der Faktoren ist abhängig<br />

von der Qualität und Quantität der vorhandenen ökotoxikologischen<br />

Studien. Für die Entscheidung, welche<br />

Vorgehensweise im Rahmen der Risikobewertung sinnvoll<br />

ist, sind das Wissen und die Erfahrungen von Experten<br />

unabdingbar. Guidance-Dokumente, die die Methoden<br />

der Durchführungen komplexer Tests und die<br />

Auswertung empfehlen, können herangezogen werden<br />

(HARAP 1999, CLASSIC 2001).<br />

Eine Gesamtbewertung aller ökotoxikologischen<br />

Daten ermöglicht in einem abschliessenden Schritt in der<br />

Risikobewertung, eine akzeptable Umweltkonzentration<br />

(EAC) für ein PSM festzulegen. Der EAC ist zu ver-<br />

Abb. 3 | Der Seebach im Agrarland des Kantons Bern.<br />

Glossar<br />

••<br />

PSM: Pflanzenschutzmittel<br />

••<br />

PSMV: Pflanzenschutzmittelverordnung<br />

••<br />

GSchV: Gewässerschutzverordnung<br />

••<br />

PEC: predicted environmental concentration<br />

••<br />

GLP: good laboratory practice; gute Laborpraxis<br />

••<br />

EC50: effect concentration; Konzentration, bei der<br />

50 Prozent des Effekts auftritt<br />

••<br />

NOEC: no observed effect concentration; Konzentration,<br />

bei der kein Effekt auftritt<br />

••<br />

NOEAEC: no observed ecologically adverse effect<br />

concentrations; Konzentrationen, bei denen keine<br />

für die Umwelt nachteiligen Effekte auftreten<br />

••<br />

AF: assessement factor, Sicherheitsfaktor<br />

••<br />

PNEC: EC50/AF sowie NOEC/AF<br />

••<br />

HC5: hazard concentration; Gefahrenkonzentration<br />

bei der fünf Prozent der getesteten Organismen einen<br />

50-prozentigen oder gerade noch keinen Effekt<br />

zeigen<br />

••<br />

EAC oder RAC: ecologically acceptable concentration,<br />

annehmbare Umweltkonzentration oder regulatory<br />

acceptable concentration, regulatorisch akzeptable<br />

Konzentration<br />

Foto: Katja Knauer, Basel<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 372–377, 2010<br />

375


Umwelt | Aquatische Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln<br />

Tab. 2 | Ökotoxikologische Kenngrössen (PNEC) für Pestizide in<br />

Oberflächengewässern berechnet nach den Vorgaben der Pflanzenschutzmittelverordnung<br />

Wirkstoff<br />

gleichen mit dem PNEC, der auf der ersten Stufe der Risikobewertung<br />

festgelegt wird, und wird heute auch oft<br />

<strong>als</strong> regulatorisch akzeptable Konzentration (RAC)<br />

bezeichnet. Je mehr Studien vorhanden sind, umso besser<br />

und sicherer lässt sich eine Risikobewertung durchführen.<br />

Liegen neue Erkenntnisse vor, müssen die Werte<br />

neu berechnet werden, damit die geltenden Bewilligungsvoraussetzungen<br />

erfüllt sind (Art. 21, PSMV). Die<br />

Erhebung dieser für die Risikobewertung relevanten<br />

Daten ist für jeden Wirkstoff und jedes Produkt obligatorisch.<br />

D i s k u s s i o n u n d<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n<br />

Kenngrössen (μg/L)<br />

Beflubutamid 0,55<br />

Benalaxyl- M 3<br />

Bifenazat 1,7<br />

Clothianidin 10<br />

Cyflufenamid 2,4<br />

Etofenprox 0,0054<br />

Flonicamid 310<br />

Fluoxastrobin 0,63<br />

Kaliumbicarbonat 7314<br />

Kaliumiodid 57<br />

Kaliumthiocyanat 27<br />

Laminarin >1000<br />

Mandipropamid 28<br />

Mepiquat-chlorid 260<br />

Metrafenone 8,2<br />

Oxardiagyl 0,09<br />

Pelargonsäure 1190<br />

Pethoxamid 0,5<br />

Picloram 55<br />

Pinoxaden 44<br />

Tembotrion 0,85<br />

Triazoxid 0,78<br />

Tritosulfuron 4,8<br />

6-Benzyladenin 205<br />

Wofür wird eine Risikobewertung verwendet?<br />

Aquatische Risikobewertungen werden für Umweltmanagemententscheidungen<br />

zwingend benötigt. Sie stellen<br />

umweltrelevante Informationen zusammen, um die<br />

grössten Risiken zu erkennen und um Wissenslücken zu<br />

identifizieren. Basierend auf diesen Informationen können<br />

Auflagen auf PSM-Produkte gesetzt werden, zum<br />

Beispiel Abstände zu Oberflächengewässern oder der<br />

obligatorische Einsatz von abdriftmindernder Technik<br />

bei der Anwendung eines spezifischen Produktes, um<br />

unannehmbare Effekte für die aquatische Lebensgemeinschaft<br />

weitgehend auszuschliessen.<br />

Was sind die Schutzziele der PSMV?<br />

Die PSMV stellt sicher, dass PSM gemäss international<br />

vereinbarten Kriterien hinreichend geeignet sind, aber<br />

auch bei vorschriftsmässigem Umgang keine unannehmbaren<br />

Nebenwirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt<br />

haben (Art. 1 PSMV).<br />

Um dieses Schutzziel für die Umwelt zu gewährleisten,<br />

muss jede Umweltrisikobewertung spezifische<br />

Bewertungskriterien festlegen. Sie muss einerseits geeignete<br />

Endpunkte definieren, deren Verwendung es<br />

ermöglicht, Umweltwerte wie zum Beispiel die aquatische<br />

Lebensgemeinschaft zu schützen. Andererseits<br />

muss das Schutzniveau definiert werden. Hierbei ist festzulegen,<br />

welche Effekte akzeptiert werden und mit welcher<br />

Unsicherheit die Vorhersage der Effekte belegt sein<br />

darf.<br />

Wie geeignet sind die Vorhersagen einer Risikobewertung?<br />

Entsprechend der PSMV dürfen ökotoxikologische Kenngrössen<br />

wie PNEC, EAC oder RAC (Tab. 2) nicht überschritten<br />

werden. Die Modellierung der Exposition<br />

berücksichtigt verschiedene Eintragswege wie Abdrift,<br />

Abschwemmung und Drainage für Oberflächengewässer.<br />

So wird garantiert, dass keine unannehmbaren<br />

Effekte für die aquatischen Lebensgemeinschaften zu<br />

erwarten sind. Erst dann ist die Zulassung eines PSM<br />

möglich. Mit Hilfe gezielter Messkampagnen zur Bestimmung<br />

von PSM-Konzentrationen in Oberflächengewässern<br />

wird die Richtigkeit der Risikobewertung und des<br />

darauf basierenden Zulassungsentscheids überprüft und<br />

gegebenenfalls eine Anpassung der Produktzulassung<br />

initiiert. Dieser Vergleich ist für jedes PSM durchführbar<br />

und macht eine Einschätzung des potenziellen Risikos<br />

für die aquatischen Lebensgemeinschaften möglich<br />

(Chèvre 2003). Massnahmen zur Reduktion der PSM-Einträge<br />

in Oberflächengewässer sind gegebenenfalls zu<br />

treffen. Dabei sind in einem ersten Schritt mögliche<br />

Emissionsquellen zu reduzieren, die Einhaltung von<br />

Anwendungsbeschränkungen zu kontrollieren und das<br />

Auflagenmanagement zu überprüfen. <br />

n<br />

376<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 372–377, 2010


Aquatische Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln | Umwelt<br />

Valutazione dei rischi rappresentati dai<br />

Pesticides risk assessment for aquatic<br />

Riassunto<br />

prodotti fitosanitari per l’ecosistema<br />

acquatico<br />

Le valutazioni dei rischi ambientali sono<br />

finalizzate a proteggere ecosistemi come<br />

le acque, il suolo e l'aria, onde poter<br />

Summary<br />

ecosystem<br />

The analyse of environmental risks aims<br />

to protect water, soils and the air so that<br />

the organisms living in these ecosystems<br />

do not suffer an unacceptable level of<br />

escludere danni inaccettabili agli organi-<br />

damage. To analyse the effects of plant<br />

smi che li abitano. Nella valutazione del<br />

protection products in rivers and streams,<br />

rischio rappresentato dai prodotti fito-<br />

the focus is typically on small waters<br />

sanitari per i corsi d'acqua si analizzano<br />

adjacent to farmland. Risk assessment is<br />

soprattutto ruscelli tipici e piccoli fiumi<br />

based on an estimation of the exposure<br />

confinanti con le superficie agricole,<br />

and on various ecotoxicological data. In<br />

stimando le concentrazioni d'esposizione<br />

order to estimate the toxicity of a plant<br />

e rilevando un gran numero di dati<br />

protection product, its effects on individu-<br />

ecotossicologici. La stima della tossicità<br />

<strong>als</strong>, populations and communities are<br />

di un prodotto fitosanitario verte sulla<br />

investigated so that both short and<br />

rilevazione degli effetti dello stesso su<br />

long-term consequences of an exposure<br />

individui, popolazioni e cenosi allo scopo<br />

can be determined. Risk analyses are<br />

di determinare le conseguenze a breve e<br />

essential for decisions concerning environ-<br />

lungo termine. Le valutazioni dei rischi<br />

mental management, since a compilation<br />

sono imprescindibili per le decisioni in<br />

of environmental relevant informations<br />

materia di gestione ambientale, poiché la<br />

can lead to the identification of potential<br />

raccolta di informazioni rilevanti per<br />

risks and to the development of strategies<br />

l'ambiente permette di individuare rischi<br />

to avoid damage to the environment.<br />

potenziali e di sviluppare strategie<br />

There are many ways of keeping risks to<br />

preventive adeguate per la sua tutela.<br />

an acceptable minimum. By introducing<br />

Vi sono varie opzioni operative per<br />

compulsory practical conditions for<br />

mantenere il rischio a un livello accetta-<br />

specific plant protection products, like the<br />

bile. Mediante l'imposizione di condizioni<br />

utilisation at an obligatory distance from<br />

concrete nei confronti di prodotti fitosani-<br />

surface waters, or the compulsory use of<br />

tari specifici, come ad esempio quella di<br />

technology to prevent spread, it will still<br />

rispettare una determinata distanza dalle<br />

be possible to use such substances in<br />

acque superficiali o l'obbligo di ricorrere a<br />

agriculture while unwanted effects on<br />

una tecnica di applicazione che riduce la<br />

aquatic organisms are largely avoided.<br />

deriva, sarà possibile continuare a impiegare<br />

tali prodotti in agricoltura in maniera<br />

Key words: plant protection products,<br />

sicura, escludendo in larga misura effetti<br />

risk assessment, surface water,<br />

inaccettabili sulla cenosi acquatica.<br />

protection go<strong>als</strong>.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

Campbell P.J., Arnold D.J.S., Brock T.C.M., Grandy N.J., Heger W.,<br />

Heimbach F., Maund S.J. & Streloke M. 1998. Guidance document on<br />

Higher tier risk assessment for pesticides (HARAP). Proceedings from the<br />

HARAP workshop. SETAC pub. ISBN 90 – 5607 – 011 – 8.<br />

▪▪<br />

Chèvre N. 2003, 2006. Pestizide in <strong>Schweiz</strong>er Oberflächengewässern,<br />

gwa 4: 297 – 307.<br />

▪▪<br />

Daniel, O. Gandolfi, M., Aldrich, A., Baumann H. & Büchi, R. 2007. Ökotoxikologische<br />

Risikobewertungen von Pflanzenschutzmitteln.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> 14 (6), 266 – 271.<br />

▪▪<br />

Europäische Pflanzenschutzmittelverordnung (1107/2009/EC)<br />

▪▪<br />

Gewässerschutzverordnung vom 28.Oktober 1998 (GSchV) (SR 814.201)<br />

▪▪<br />

Giddings J.M., Brock T.C.M., Heger, W., Heimbach F., Maund S.J., Norman<br />

S.M., Ratte H.T., Schafers C. & Steloke M (2001) Community – Level<br />

aquatic system studies – interpretation criteria. Proceedings from the<br />

CLASSIC workshop. SETAC pub. ISBN 1 – 880611 – 49-x.<br />

▪▪<br />

SANCO/3268/2001 rev.4 (final) 17 October 2002. Working document,<br />

Guidance document on aquatic ecotoxicology in the context of the directive<br />

91/414/EEC.<br />

▪▪<br />

Verordnung vom 18. Mai 2005 über das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln<br />

(Pflanzenschutzmittelverordnung, PSMV) (SR 916.161).<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 372–377, 2010<br />

377


P f l a n z e n b a u<br />

Verbesserung der Stickstoffeffizienz von<br />

Gülle durch Aufbereitung<br />

Christine Bosshard 1 , René Flisch 1 , Jochen Mayer 1 , Sonja Basler 2 , Jean-Louis Hersener 3 , Urs Meier 4 und Walter Richner 1<br />

1<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich<br />

2<br />

LZ Liebegg, 5722 Gränichen<br />

3<br />

Ingenieurbüro Hersener, 8542 Wiesendangen<br />

4<br />

Meritec GmbH, 8357 Guntershausen<br />

Auskünfte: Christine Bosshard, E-Mail: christine.bosshard@art.admin.ch, Tel. +41 44 377 71 11<br />

Gefässversuche mit Mais und Sommerweizen zur Ermittlung der<br />

Stickstoffausnutzungseffizienz von aufbereiteter Gülle.<br />

Foto: Jochen Mayer, ART<br />

Hofdünger (Gülle und Mist) spielen in der landwirtschaftlichen<br />

Praxis im Bereich der Pflanzenernährung<br />

eine zentrale Rolle. Die in Hofdüngern enthaltenen<br />

Nährstoffe sind wichtige Produktionsfaktoren im Pflanzenbau.<br />

Vor allem Stickstoff (N) ist für die Ertragsbildung<br />

von grosser Bedeutung. Ein Teil des Dünger-N<br />

dient der Erzeugung von pflanzlichen und tierischen<br />

Produkten, der Rest wird in der organischen Bodensubstanz<br />

gebunden (Immobilisierung) und/oder geht gasförmig<br />

oder durch Auswaschung unproduktiv verloren.<br />

Die Tierhaltung zur Milch- und Fleischproduktion führt<br />

zu erheblichen Mengen an Hofdüngern. Regionale<br />

N-Überschüsse aufgrund zu hoher Nutztierdichte erhöhen<br />

das Risiko von N-Emissionen. Stickstoffverluste<br />

belasten nicht nur die Umwelt (Versauerung und Überdüngung<br />

natürlicher Ökosysteme, Belastung von Oberflächengewässern<br />

und Grundwasser, Verstärkung des<br />

Treibhauseffektes), sondern verringern auch die Systemeffizienz.<br />

Während durchschnittlich nur zirka 50 %<br />

des mit Mineraldünger ausgebrachten N von den Pflanzen<br />

aufgenommen wird, ist die Ausnutzung von Hofdünger-N<br />

in der Regel tiefer und auch viel variabler<br />

(Dobermann 2005; Gutser et al. 2005). Die N-Ausnutzungseffizienz<br />

(NAE) von Hofdüngern muss deshalb<br />

gesteigert und der Verlust umweltrelevanter N-Verbindungen<br />

reduziert werden. Neue Technologien zur Aufbereitung<br />

von Hofdüngern, wie zum Beispiel anaerobe<br />

Vergärung (aV) von Gülle zur Biogasgewinnung in<br />

Kombination mit Membrantrenntechniken (Ultrafiltration,<br />

UF; Umkehrosmose, RO), versprechen die NAE von<br />

Gülle zu verbessern. Weitere Vorteile der technischen<br />

Aufbereitung von Gülle sind: Reduktion des Transportvolumens<br />

der Gülle sowie Produktion erneuerbarer<br />

Energie (Biogas).<br />

E i n l e i t u n g<br />

Anfangsprodukt Verfahren Zwischenprodukt Endprodukt<br />

Unbehandelte Gülle<br />

Anaerobe<br />

Vergärung<br />

Mechanische<br />

Separierung<br />

Ultrafiltration<br />

Umkehrosmose<br />

Vergorene Gülle<br />

Vergorene<br />

Dünngülle<br />

UF-Permeat<br />

Feststoffe<br />

UF-Retentat<br />

RO-Retentat<br />

RO-Permeat<br />

Abb. 1 | Verfahrensschritte der Gülleaufbereitung zur Erzeugung<br />

der verschiedenen Düngerprodukte. Nur die fett geschriebenen<br />

Düngerprodukte wurden in den Gefäss- und Feldversuche untersucht.<br />

378 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 378–383, 2010


Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle durch Aufbereitung | Pflanzenbau<br />

In dieser Studie wurden verschiedene Düngerpro-<br />

Stickstoffemissionen aus Agrarökosystemen<br />

dukte aus der Aufbereitung von Gülle (aV, UF, RO) in<br />

Gefäss- und Feldversuchen getestet, mit dem Ziel, den<br />

Beitrag der technischen Gülleaufbereitung zur Verbesserung<br />

der NAE und der Reduktion von N-Verlusten zu<br />

ermitteln. Zudem wurde untersucht, wie die Eigenschaften<br />

von Schweinegülle durch die Gülleaufbereitung<br />

beeinflusst werden.<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n<br />

Zusammenfassung<br />

in die Umwelt haben in den letzten Jahrzehnten<br />

aufgrund der Intensivierung der landwirtschaftlichen<br />

Produktion zugenommen.<br />

Die Landwirtschaft ist Hauptemittentin von<br />

Stickstoffverbindungen wie Ammoniak,<br />

Nitrat und Lachgas, die sich negativ auf die<br />

Umwelt auswirken können. Die effizientere<br />

Nutzung von Düngerstickstoff sowie die<br />

Reduktion umweltschädigender Stickstoffemissionen<br />

sind deshalb den meisten Indust-<br />

Gülleaufbereitung: Anaerobe Vergärung kombiniert<br />

rienationen ein dringendes Anliegen. Neue<br />

mit Membrantrennverfahren<br />

Technologien der Hofdüngeraufbereitung,<br />

Die verschiedenen Aufbereitungsschritte, aus denen die<br />

wie zum Beispiel anaerobe Vergärung von<br />

Düngerprodukte, die in der Studie untersucht wurden,<br />

Gülle kombiniert mit anschliessender<br />

hervorgingen, sind in Abbildung 1 ersichtlich. Die<br />

Ultrafiltration und Umkehrosmose, können<br />

Schweinegülle wurde in einem ersten Schritt anaerob<br />

für die Landwirtschaft deshalb attraktiv sein,<br />

vergoren und anschliessend mechanisch separiert, um<br />

da sie das Potenzial besitzen, den Nährstoff-<br />

die Feststoffe von der Flüssigphase (Dünngülle) zu tren-<br />

einsatz zu optimieren, das Transportvolumen<br />

nen. In einem zweiten Schritt fand die Weiteraufberei-<br />

von Gülle zu senken und erneuerbare<br />

tung der vergorenen Dünngülle mittels Membrantrenn-<br />

Energie zu erzeugen.<br />

verfahren (UF und RO) statt. Bei der UF wird eine<br />

In dieser Studie wurden vergorene Gülle und<br />

Flüssigkeit – in unserem Fall die Dünngülle – mit Druck<br />

Düngerprodukte aus der nachfolgenden<br />

durch eine semipermeable Membran gezwungen. Hoch-<br />

Membrantrennung (Ultrafiltration und<br />

molekulare Substanzen (z. B. Bakterien, Proteine, Mak-<br />

Umkehrosmose) auf ihre Eigenschaften<br />

romoleküle) werden an der Membran zurückgehalten<br />

untersucht sowie deren scheinbare Stickstoff-<br />

(Abb. 2). Dabei entsteht ein konzentrierter Teilstrom,<br />

ausnutzungseffizienz mittels der Differenz-<br />

das UF-Retentat. Niedermolekulare Substanzen (z. B.<br />

methode in Gefäss- und Feldversuchen<br />

Ionen) können die Membran passieren und resultieren<br />

ermittelt. Durch die Aufbereitung der Gülle<br />

in einem weniger konzentrierten Teilstrom, dem UF-Per-<br />

<br />

stieg der Ammoniumstickstoffgehalt in den<br />

aufbereiteten Düngerprodukten an, womit<br />

die Pflanzenverfügbarkeit des Güllestickstoffs<br />

verbessert wurde. Da während der<br />

Aufbereitung aber gleichzeitig auch der<br />

pH-Wert anstieg, erhöht sich das Risiko<br />

gasförmiger Stickstoffverluste während der<br />

Separation<br />

> 100 μm<br />

Ultrafiltration<br />

0,1 – 0,01 μm<br />

Umkehrosmose<br />

< 0,001 μm<br />

Lagerung und Ausbringung. Neue Aufbereitungstechnologien<br />

können, sind sie mit<br />

emissionsarmen Ausbringtechniken gekoppelt,<br />

die Stickstoffausnutzung von Gülle<br />

verbessern und die Stickstoffemissionen in<br />

die Umwelt senken.<br />

Feststoffe UF-Retentat RO-Retentat RO-Permeat<br />

Fasern<br />

& Partikel<br />

Kolloide<br />

Bakterien<br />

Viren<br />

Proteine<br />

Makromoleküle<br />

Ionen<br />

Niedermolekulare<br />

Verbindungen<br />

Wasser-<br />

Moleküle<br />

© MERITEC GmbH<br />

Abb. 2 | Stoffabtrennung mittels Separierung und Membrantrennung<br />

(Ultrafiltration, UF und Umkehrosmose, RO) bei der Aufbereitung<br />

von Gülle.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 378–383, 2010<br />

379


Pflanzenbau | Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle durch Aufbereitung<br />

Abb. 3 | Umkehrosmose-Anlage.<br />

Foto: Jean-Louis Hersener,<br />

Wiesendangen<br />

Die Düngung betrug in den Gefässversuchen beim Sommerweizen<br />

total 1 g, beim Mais 1,3 g mineralischer N pro<br />

Gefäss (0,038 m²) und in den Feldversuchen mit Winterweizen<br />

135 kg N ha –1 .<br />

Berechnungen<br />

Die scheinbare N-Ausnutzungseffizienz der verschiedenen<br />

Düngerprodukte wurde mittels der Differenzmethode<br />

(Muñoz et al. 2004) berechnet:<br />

NAE (%) = [(N-Aufnahme gedüngt<br />

–<br />

N-Aufnahme un gedüngt<br />

)/total N gedüngt<br />

] x 100<br />

meat. In einem letzten Schritt wurde das UF-Permeat<br />

mittels RO (Abb. 3) weiter aufbereitet. Durch Anlegen<br />

eines Drucks, der den osmotischen Druck übersteigt,<br />

wird die Flüssigkeit von einer Region höherer zu einer<br />

Region tieferer Konzentration (Gegenteil von Osmose)<br />

wieder durch eine semipermeable Membran gezwungen<br />

(Abb. 2). Die niedermolekularen Substanzen, die bei<br />

der UF die Membran noch passierten, werden nun <strong>als</strong><br />

RO-Retentat zurückgehalten und aufkonzentriert. Wassermoleküle<br />

hingegen können die Membran passieren<br />

und gelangen in das RO-Permeat. Ausser den Feststoffen<br />

und dem RO-Permeat wurden alle aus der Gülleaufbereitung<br />

resultierenden Zwischen- und Endprodukte<br />

(Abb. 1) charakterisiert und deren NAE in Gefäss- und<br />

Feldversuchen ermittelt.<br />

Gefäss- und Feldversuche<br />

Die Gefässversuche wurden mit Sommerweizen (Triticum<br />

aestivum L. var. Fiorina) und Mais (Zea mays var.<br />

Delitop) in der Vegetationshalle von ART, die Feldversuche<br />

an zwei Standorten (Zürich-Affoltern und Oensingen)<br />

mit Winterweizen (Triticum aestivum L. var. Zinal)<br />

durchgeführt. Bei der Versuchsanordnung handelte es<br />

sich um ein vollständig randomisiertes Blockdesign mit<br />

jeweils vier Wiederholungen für jedes Düngerprodukt.<br />

Folgende Düngerverfahren wurden untersucht:<br />

••<br />

Unbehandelte Schweinegülle (Anfangsprodukt)<br />

••<br />

Vergorene Schweinegülle<br />

••<br />

Vergorene Dünngülle<br />

••<br />

UF-Retentat<br />

••<br />

UF-Permeat<br />

••<br />

RO-Retentat<br />

••<br />

Ammoniumsulfat aus Ammoniakstrippung<br />

(nur in Gefässversuchen)<br />

••<br />

Mineraldünger (Ammoniumnitrat)<br />

••<br />

Ungedüngtes Kontrollverfahren<br />

wobei N-Aufnahme gedüngt<br />

(g pro Gefäss oder kg ha –1 ) der<br />

Aufnahme von N in die oberirdische Pflanzenmasse der<br />

mit N gedüngten Kultur und N-Aufnahme ungedüngt<br />

(g pro<br />

Gefäss oder kg ha –1 ) der Aufnahme von N in die oberirdische<br />

Pflanzenmasse der ungedüngten Kultur entspricht.<br />

Total N gedüngt<br />

(g pro Gefäss oder kg ha –1 ) ist die total ausgebrachte<br />

N-Menge. Die N-Aufnahme in die Pflanze im<br />

ungedüngten Verfahren entspricht dem totalen N-Entzug<br />

aus dem Boden. Die Differenz in der N-Aufnahme<br />

zwischen dem gedüngten und dem ungedüngten Verfahren<br />

entspricht deshalb dem N-Entzug aus dem jeweiligen<br />

Dünger.<br />

Statistische Analyse<br />

Die Varianzanalyse wurde mit dem statistischen Analyseprogramm<br />

SYSTAT 11 (Systat Software Inc., USA) durchgeführt.<br />

Der Effekt der untersuchten Düngerprodukte<br />

auf die NAE wurde mittels «General Linear Model»<br />

(GLM) entsprechend dem komplett randomisierten<br />

Blockdesign überprüft. Bei signifikantem Effekt wurde<br />

Tab. 1 | Ausgewählte Eigenschaften (Trockensubstanz [TS], pH-<br />

Wert, Gesamt-N [N tot<br />

], Ammonium-N [NH 4<br />

-N]) der verschiedenen<br />

Düngerprodukte aus der Gülleaufbereitung<br />

Düngerprodukt<br />

Unbehandelte<br />

Schweinegülle<br />

Vergorene<br />

Schweinegülle<br />

Vergorene<br />

Dünngülle<br />

TS<br />

pH<br />

(H 2<br />

O)<br />

N tot<br />

NH 4<br />

-<br />

N<br />

Anteil NH 4<br />

-N<br />

am Gesamt-N<br />

(%) (g/kg FS) (%)<br />

2,8 8,26 4,6 3,1 67,4<br />

1,9 8,30 3,9 3,4 87,2<br />

1,9 8,52 4,0 3,4 85,0<br />

UF-Retentat 4,6 8,53 6,0 3,8 63,3<br />

UF-Permeat 1,1 8,68 3,4 3,3 97,1<br />

RO-Retentat 3,7 8,81 7,8 7,6 97,4<br />

380 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 378–383, 2010


Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle durch Aufbereitung | Pflanzenbau<br />

der Tukey-HSD-Test mit einem Signifikanzniveau von<br />

P ≤ 0,05 verwendet. Prozentzahlen wurden für die Varianzanalyse<br />

arcsin-transformiert.<br />

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n<br />

Einfluss der Aufbereitung auf die Gülleeigenschaften<br />

Trockensubstanz-Gehalt:<br />

Durch die anaerobe Vergärung wurde der Trockensubstanzgehalt<br />

(TS) der Gülle reduziert (Tab. 2). Die Reduktion<br />

des TS-Gehaltes vermindert die Viskosität der Gülle<br />

und verbessert somit deren Fliessfähigkeit (Chatigny et<br />

al. 2004). Dadurch kann die Gülle schneller von den<br />

Pflanzen abfliessen und schneller in den Boden einsickern,<br />

was gasförmige N-Verluste reduzieren kann. Ultrafiltration<br />

und RO erhöht den TS-Gehalt in den Retentaten<br />

(Tab. 1).<br />

UF-Retentat der Anteil von NH 4<br />

-N am totalen N mit dem<br />

von unbehandelter Gülle vergleichbar war (Tab. 1). Dies<br />

kann damit erklärt werden, dass während der UF organische<br />

N-Verbindungen (z. B. Proteine) die semipermeable<br />

Membran nicht passieren können und so im UF-Retentat<br />

angereichert werden, während Ionen (z. B. NH 4+<br />

) die<br />

Membran passieren und ins UF-Permeat gehen. Die<br />

Umwandlung von organisch gebundenem N in NH 4<br />

-N<br />

während der Aufbereitung erhöhte den Gehalt an direkt<br />

pflanzenverfügbarem N gegenüber der unbehandelten<br />

Gülle. Die N-Freisetzung aus Düngerprodukten aus der<br />

Gülleaufbereitung wird dadurch vorhersagbarer und<br />

lässt damit einen präziseren Einsatz des Gülle-N zu. Da<br />

jedoch gleichzeitig mit der Zunahme des NH 4<br />

-N-Gehalts<br />

auch der pH-Wert der Gülle ansteigt, erhöht sich das<br />

Risiko von potenziellen NH 3<br />

-Verlusten während der<br />

Lagerung und Ausbringung.<br />

pH-Wert:<br />

Da während der anaeroben Vergärung ein Teil des<br />

or ganisch gebundenen N in Ammoniumkarbonat überführt<br />

wird, steigt der pH-Wert der Gülle in der Regel an<br />

(Kirchmann und Witter 1992). In dieser Studie war der<br />

pH-Wert der vergorenen Gülle gegenüber der unvergorenen<br />

jedoch nur geringfügig höher, was auf den schon<br />

relativ hohen pH-Wert der unbehandelten Gülle zurückzuführen<br />

sein könnte. Die weitere Aufbereitung mit UF<br />

und RO führte zu einem weiteren pH-Anstieg im Permeat<br />

und den Retentaten (Tab. 1). Ab einem pH-Wert<br />

von 7 verschiebt sich das Dissoziationsgleichgewicht zwischen<br />

Ammonium (NH 4<br />

) und Ammoniak (NH 3<br />

) in Richtung<br />

höherer NH 3<br />

-Konzentrationen. Dies erhöht das<br />

Risiko von NH 3<br />

-Verlusten während der Lagerung und<br />

Ausbringung (Pötsch et al. 2004). Düngerprodukte mit<br />

hohen NH 4<br />

-Konzentrationen müssen deshalb unmittelbar<br />

nach dem Ausbringen in den Boden eingearbeitet<br />

werden.<br />

Stickstoffgehalt:<br />

Durch den Vergärungsprozess sollte sich der absolute<br />

Gehalt an totalem N – wenn überhaupt – nur geringfügig<br />

verändern, da nur ein geringer Teil des N ins Biogas<br />

überführt werden kann. Die Abnahme des Total-<br />

N-Gehalts der Gülle um 15 % nach der Vergärung (Tab. 1)<br />

konnte nicht schlüssig erklärt werden. Während des Vergärungsprozesses<br />

wird organische Substanz abgebaut.<br />

Organisch gebundener N wird dabei durch Mikroorganismen<br />

in pflanzenverfügbaren N überführt, so dass der<br />

NH 4<br />

-N-Gehalt zu- und der Gehalt an organischem N in<br />

der Gülle gleichzeitig abnimmt (Gutser et al. 2005). Die<br />

UF und RO führten zu einem weiteren Anstieg des<br />

NH 4<br />

-N-Gehalts, vor allem im RO-Retentat, während im<br />

Massenbilanz:<br />

Die Berechnung der Massenbilanz ergab, dass durch die<br />

Aufkonzentrierung der Gülle über die gesamte Aufbereitungskette<br />

(aV, UF und RO) ein beachtlicher Anteil an<br />

Wasser aus der Gülle entfernt werden konnte. Das Volumen<br />

des RO-Retentats konnte gegenüber der unbehandelten<br />

Gülle um ungefähr 60 % reduziert werden (Daten<br />

nicht gezeigt).<br />

NAE der Düngerprodukte aus der Gülleaufbereitung<br />

Gefässversuche:<br />

Verglichen mit der unbehandelten Gülle wiesen die Düngerprodukte<br />

aus der Gülleaufbereitung in den Gefässversuchen<br />

mit Sommerweizen und Mais in der Regel eine<br />

höhere NAE auf (Tab. 2). Ausnahmen bildeten das UFund<br />

zum Teil auch das RO-Retentat. Wie schon erwähnt<br />

und wie auch aus Tabelle 2 ersichtlich, reicherten sich die<br />

organischen N-Verbindungen während der UF im Retentat<br />

an, weil sie die Membran nicht passieren konnten. Das<br />

UF-Retentat war mit einem Anteil von 63 % direkt pflanzenverfügbarem<br />

N am totalen N mit der unbehandelten<br />

Gülle vergleichbar (Tab. 1). Im Gegensatz dazu wiesen die<br />

vergorene Gülle sowie das UF-Permeat und RO-Retentat<br />

mit 87 % bzw. jeweils 97 % einen wesentlich höheren<br />

NH 4<br />

-N-Anteil am totalen N auf (Tab. 1). Die NAE war in<br />

diesen Düngerprodukten deshalb signifikant höher <strong>als</strong> im<br />

UF-Retentat oder in der unbehandelten Gülle (Tab. 2).<br />

Trotz einem Anteil von 97 % direkt pflanzenverfügbarem<br />

N war die N-Ausnutzung des RO-Retentats durch den<br />

Mais bescheiden (Tab. 2). Dies konnte im Gefässversuch<br />

mit Sommerweizen nicht festgestellt werden. Möglicherweise<br />

wurde die N-Ausnutzung durch den salzempfindlichen<br />

Mais wegen der hohen Salzkonzentration im RO-<br />

Retentat (Daten nicht gezeigt) gehemmt.<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 378–383, 2010<br />

381


Pflanzenbau | Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle durch Aufbereitung<br />

Tab. 2 | Scheinbare Stickstoffausnutzungs-Effizienz (NAE) der<br />

verschiedenen Düngerprodukte aus den Gefäss- und Feldversuchen.<br />

Standardabweichung in Klammern. n = 4<br />

Gefässversuche<br />

Feldversuch<br />

Zürich-Affoltern a<br />

Düngerprodukt<br />

Sommerweizen Mais Winterweizen<br />

NAE (%)<br />

Unbehandelte<br />

Schweinegülle<br />

30,9 (4,3) d 28,0 (3,8) ce 37,1 (8,0) b<br />

Vergorene<br />

Schweinegülle<br />

48,3 (4,3) c 52,6 (4,5) b 55,9 (11,3) ab<br />

Vergorene<br />

Dünngülle<br />

50,9 (4,2) bc 46,8 (2,3) b 56,3 (6,9) ab<br />

UF-Retentat 36,8 (7,3) d 21,7 (1,2) e 42,9 (1,3) b<br />

UF-Permeat 58,2 (3,3) b 47,7 (2,6) b 53,7 (8,4) ab<br />

RO-Retentat 50,1 (2,8) bc 36,6 (2,0) c 54,6 (7,3) ab<br />

Ammoniumsulfat b 77,0 (4,9) a 62,0 (4,7) a n.u.<br />

Mineraldünger c 67,8 (15,5) a 69,9 (4,7) a 63,3 (9,0)<br />

a<br />

Nur Standort Zürich-Affoltern, da keine signifikanten Unterschiede zwischen den<br />

beiden Standorten und keine Standort x Düngerinterkation bei beiden Standorten.<br />

b<br />

Aus Ammoniakstrippung.<br />

c<br />

Ammoniumnitrat.<br />

n.u. nicht untersucht.<br />

Innerhalb einer Spalte sind die mit verschiedenen Buchstaben gekennzeichneten<br />

Mittelwerte nach Tukey’s-multiple-range Test signifikant voneinander verschieden<br />

(P ≤ 0,05).<br />

Im Vergleich zum Mineraldünger (Ammoniumnitrat)<br />

wiesen sowohl die vergorene Gülle wie auch die Düngerprodukte<br />

aus der UF und RO eine signifikant tiefere<br />

NAE auf (Tab. 2). Einzig das Ammoniumsulfat aus der<br />

Ammoniakstrippung führte zu einer ähnlich hohen NAE<br />

wie beim Mineraldünger (Tab. 2).<br />

Feldversuche:<br />

In den Feldversuchen unterschied sich die NAE der<br />

meisten Düngerprodukte aus der anaeroben Vergärung,<br />

der UF und RO statistisch nicht von der NAE der<br />

unbehandelten Gülle und des Mineraldüngers (Tab. 2).<br />

Dies könnte auf die höhere Variabilität in den Feldgegenüber<br />

den Gefässversuchen zurückzuführen sein.<br />

Tendenziell war die N-Ausnutzung der Aufbereitungsprodukte<br />

durch den Winterweizen jedoch höher <strong>als</strong> bei<br />

der unbehandelten Gülle.<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n<br />

••<br />

Die Ergebnisse aus den Gefäss- und Feldversuchen<br />

zeigen, dass die aus der Aufbereitung gewonnenen<br />

Düngerprodukte (UF-Retentat, UF-Permeat,<br />

RO-Retentat) zur landwirtschaftlichen Düngung<br />

ge eignet sind.<br />

••<br />

Neue Technologien in der Gülleaufbereitung wie zum<br />

Beispiel anaerobe Vergärung kombiniert mit Ultrafiltration<br />

und Umkehrosmose haben das Potenzial, die<br />

Stickstoffausnutzungseffizienz von Gülle zu verbessern<br />

und Stickstoff-Emissionen in die Umwelt zu<br />

verringern, wenn die Aufbereitungsprodukte sachgemäss<br />

gelagert und emissionsarm ausgebracht (z. B.<br />

Schleppschlauchverteiler) werden.<br />

••<br />

Wegen des hohen Anteils an direkt pflanzenverfügbarem<br />

Stickstoff vor allem im Permeat aus der Ultrafiltration<br />

und im Retentat aus der Umkehrosmose<br />

könnten diese Produkte Mineraldünger zumindest<br />

teilweise ersetzen.<br />

••<br />

Durch die Reduktion des Transportvolumens der Gülle<br />

könnte das Problem von regionalen Stickstoff-Überschüssen<br />

entschärft werden (erleichterter Transport in<br />

Regionen mit N-Bedarf).<br />

n<br />

Dank<br />

Die Autoren bedanken sich beim BLW sowie bei den Kantonen Aargau, Appenzell<br />

Ausserrhoden und Schaffhausen für die finanzielle Unterstützung.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

Chatigny M. H., Rochette P., Angers D. A., Massé D. & Côté D., 2004.<br />

Ammonia volatilization and selected soil characteristics following application<br />

of anaerobically digested pig slurry. Soil Science Society of America<br />

Journal 68, 306–312.<br />

▪▪<br />

Dobermann A., 2005. Nitrogen use efficiency – state of art. Paper präsentiert<br />

am IFA International Workshop on enhanced-efficiency fertilizers,<br />

Frankfurt, Deutschland, 28.–30. Juni 2005.<br />

▪▪<br />

Gutser R., Ebertseder T., Weber A., Schraml M. & Schmidthalter U., 2005.<br />

Short-term and residual availability of nitrogen after long-term application<br />

of organic fertilizers on arable land. Journal of Plant Nutrition and<br />

Soil Science 168, 439–446.<br />

▪▪<br />

Kirchmann H. & Witter E., 1992. Treatment of solid animal manures: Identification<br />

of low NH 3<br />

emission practices. Nutrient Cycling in Agroecosystems<br />

52, 65–71.<br />

▪▪<br />

Muñoz G. R., Kelling K. A., Powell M. J. & Speth P. E., 2004. Comparison<br />

of estimates of first-year dairy manure nitrogen availability or recovery<br />

using nitrogen-15 and other techniques. Journal of Environmental Quality<br />

33, 719–727.<br />

▪▪<br />

Pötsch E. M., Pfundtner E., Resch R. & Much P., 2004. Stoffliche Zusammensetzung<br />

und Ausbringungseigenschaften von Gärrückständen aus<br />

Biogasanlagen. In: Biogasproduktion – alternative Biomassenutzung und<br />

Energiegewinnung in der Landwirtschaft, 10. Alpenländisches Expertenforum,<br />

Irdning, Österreich.<br />

382<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 378–383, 2010


Verbesserung der Stickstoffeffizienz von Gülle durch Aufbereitung | Pflanzenbau<br />

Migliorare l’efficacia dell'azoto del liquame<br />

Improving Nitrogen Efficiency via Slurry<br />

Riassunto<br />

attraverso la sua lavorazione<br />

Le emissioni atmosferiche di azoto degli<br />

ecosistemi agricoli sono aumentate nell'ultimo<br />

decennio, a seguito dell'intensificazione della<br />

produzione agricola. L'agricoltura è la princi-<br />

Summary<br />

Treatment<br />

Over the last few decades, intensified agricultural<br />

production has greatly increased fluxes<br />

of nitrogen (N) between different compartments<br />

of the biosphere, and more specifically,<br />

pale fonte di emissioni di composti azotati<br />

emissions of N compounds from agroecosys-<br />

quali ammoniaca, nitrati e protossido d'azoto<br />

tems. Agriculture is one of the main emitters<br />

che possono avere un impatto negativo<br />

of N compounds (e.g. ammonia, nitrate,<br />

sull'ambiente. Nella maggior parte dei paesi<br />

nitrous oxide) with negative impacts on the<br />

industrializzati l’utilizzo efficace dell’azoto<br />

environment like greenhouse-gas emissions<br />

contenuto nei concimi e la riduzione delle<br />

and contamination of surface and ground<br />

emissioni dannose per l'ambiente sono<br />

water. Greater efficiency in N-fertiliser use and<br />

dunque dei problemi urgenti da trattare. Le<br />

the reduction of environmentally harmful N<br />

nuove tecnologie per la lavorazione dei<br />

losses are therefore still urgent matters of<br />

concimi aziendali, quali ad esempio la fermen-<br />

concern for most industrial countries. New<br />

tazione anaerobica del liquame, in combina-<br />

technologies such as anaerobic fermentation<br />

zione con l'ultrafiltrazione e l'osmosi inversa,<br />

(AF) of slurry combined with subsequent<br />

possono rappresentare una soluzione allet-<br />

ultrafiltration (UF) and reverse osmosis (RO)<br />

tante per l'agricoltura, in quanto potenzial-<br />

can be attractive options for agriculture,<br />

mente in grado di ottimizzare l'impiego delle<br />

potentially enabling to optimise nutrient<br />

sostanze nutritive, ridurre i volumi di liquame<br />

management, reduce volumes of transported<br />

da trasportare e generare energia rinnovabile.<br />

slurry, and generate renewable energy. In this<br />

Nel presente studio sono state analizzate le<br />

study, anaerobically fermented pig slurry and<br />

proprietà di liquame fermentato e concimi<br />

fertilizer products from the subsequent<br />

ottenuti mediante membrane di ultrafiltra-<br />

mechanical separation (UF and RO) were<br />

zione e osmosi inversa nonché la rispettiva<br />

characterised and their apparent N-use<br />

efficienza apparente dell'azoto in base al<br />

efficiency determined in pot and field experi-<br />

metodo differenziale in prova in contenitori e<br />

ments by means of the difference method.<br />

sul campo. Attraverso la lavorazione del<br />

Treatment of pig slurry with AF, UF and RO<br />

liquame il tenore in azoto ammoniacale dei<br />

increased the ammonium N concentration,<br />

concimi ottenuti aumenta, così come la<br />

which improved plant N availability. Since the<br />

quantità di azoto nel liquame disponibile per<br />

pH value <strong>als</strong>o increases in parallel during<br />

le piante. Siccome vi è pure un aumento del pH<br />

treatment, the risk of gaseous losses during<br />

durante la lavorazione il rischio di perdite di<br />

storage and application <strong>als</strong>o rises. Neverthe-<br />

azoto allo stato gassoso durante lo stoccaggio<br />

less, new slurry-treatment technologies<br />

e lo spandimento segue la medesima ten-<br />

coupled with low-emission application<br />

denza. Le nuove tecnologie di lavorazione, se<br />

techniques (e. g. spreader with trailed hoses)<br />

combinate con tecniche di spandimento a<br />

can potentially both increase the N efficiency<br />

basso carico di emissioni, possono migliorare<br />

of slurry and reduce N emissions to the<br />

la gestione dell'azoto del liquame e ridurne le<br />

environment.<br />

emissioni nell'ambiente.<br />

Key words: anaerobic fermentation, nitrogen<br />

use efficiency, pig slurry, reverse osmosis,<br />

ultrafiltration.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 378–383, 2010<br />

383


P f l a n z e n b a u<br />

Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten<br />

Verluste unter einem Gräserrasen<br />

Jakob Troxler, Jean-Pierre Ryser, Jean-Paul Pittet, Hélène Jaccard und Bernard Jeangros,<br />

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 1<br />

Auskunft: Bernard Jeangros, E-Mail: bernard.jeangros@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 38<br />

Foto ACW<br />

Um die Risiken von Nährstoffverlusten unter einer Weide zu untersuchen, wurden die Einflüsse verschiedener Mengen an Kot und Harn in<br />

Lysimetern untersucht.<br />

E i n l e i t u n g<br />

Auf einer intensiv bewirtschafteten Weide können im<br />

Durchschnitt während einer Weidesaison eine oder zwei<br />

Kot- oder Harnstellen pro m² gezählt werden. Verschiedene<br />

Studien haben gezeigt, dass die Rinderausscheidungen<br />

Auswirkungen auf die Grasproduktion, aber<br />

auch auf die Verluste von Nährstoffen hatten (Decau et<br />

al. 2004; Smith et al. 2002; Stout et al. 1997; Cuttle et<br />

Bourne 1993). Um die Auswirkungen unter unseren<br />

Bedingungen näher zu erfassen, wurde in Changins ein<br />

Versuch mittels Lysimetern angesetzt. In einem ersten<br />

Artikel beschrieben Troxler et al. (2008) die Auswirkungen<br />

der Rinderauscheidungen auf das Wachstum und<br />

den Nährstoffgehalt einer aus Gräsern bestehenden<br />

Grasnarbe. Das Einbringen von Harn bewirkte eine eindeutige<br />

Zunahme der Ausbeute an Trockenmasse. Die<br />

Wirkung von Rinderkot war viel bescheidener, setzte<br />

später ein und hielt länger an <strong>als</strong> diejenige von Harn.<br />

Ziel dieses zweiten Artikels ist es, die Auswirkungen<br />

der Kot- und Harnausscheidungen auf die Nährstoffverluste<br />

durch Auswaschung zu bestimmen, und daraus<br />

praktische Empfehlungen zur Minimierung der Verlustrisiken<br />

und Umweltschäden zu formulieren.<br />

384 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010


Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen | Pflanzenbau<br />

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n<br />

Der Versuch wurde in Changins von 1997 bis 2000 mittels<br />

19 Lysimetern gefüllt mit Boden, der auf dem Betrieb<br />

von Changins entnommen wurde, durchgeführt (pH: 8.1,<br />

organische Substanz: 1.4%, Lehm: 27%; Troxler et al.<br />

2008). Die Narbe bestand zu 95 % aus Englischem Raygrass<br />

(Lolium perenne, var. Arion) und zu 5 % aus Wiesenrispengras<br />

(Poa pratensis, var. Monopoly). Der Versuch<br />

gliederte sich in zehn Verfahrensweisen (Tab. 1).<br />

Die Kontrolle ohne Ausscheidungen und die acht Verfahren<br />

mit Ausscheidungen wurden in je zwei Lysimetern<br />

wiederholt, das Verfahren «unbewachsener Boden»<br />

und ohne Einfuhr hingegen nicht. Die acht Verfahren<br />

mit Ausscheidungen wurden durch eine Kombination<br />

von zwei Ausscheidungstypen (Kot und Harn, Tab. 2),<br />

zwei Einfuhrepochen (nur im Herbst oder im Frühling<br />

und im Herbst) und einer einfachen (eine 2 kg-Kotgabe<br />

oder eine 2 l-Harngabe) oder zweifachen Gabe (zwei<br />

Kotgaben oder zwei Harngaben) erhalten. Der Kot und<br />

der Harn wurden in den Jahren 1997 und 1998 eingebracht<br />

und die Nachwirkungen bis Ende 2000 gemessen.<br />

In allen Verfahren von 1997 bis 2000, mit Ausnahme des<br />

Verfahrens «unbewachsener Boden», wurde eine identische<br />

Mineraldüngung (6 × 20 kg/ha N, 16 kg/ha P,<br />

27 kg/ha K und 20 kg/ha Mg) angewendet. Um die Weide<br />

nachzuahmen wurde der Grasbewuchs alle vier Wochen<br />

gemäht (acht Schnitte/Jahr). Die Mengen des Auswaschungswassers<br />

und dessen Gehalt an Gesamtnährstoffen<br />

(N, P, K und Mg) wurden mit den Methoden des<br />

Sol-Conseil-Labors in Nyon regelmässig gemessen. Von<br />

der Applikation der ersten Kot- und Harngaben an<br />

(15.05.97) bis Dezember 2000 (15.12.00) wurden insgesamt<br />

22 Sequenzen gemessen.<br />

R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n<br />

Zusammenfassung<br />

Rinderkot und -harn wurden während zwei<br />

Jahren, in zwei Jahreszeiten und in einfacher<br />

oder in doppelter Menge, auf einem in<br />

Lysimetern angebauten Gräserrasen ausgebracht,<br />

um Nährstoffverluste durch Auswaschung<br />

zu erfassen. Die Gesamtsticksoffverluste<br />

schwankten zwischen 18 und 226 kg/<br />

ha/Jahr: während sie in den Verfahren «ohne<br />

Ausscheidungen» oder «mit Kot» 50 kg/ha/<br />

Jahr unterschritten, gingen sie in den<br />

Verfahren mit zwei Harngaben pro m² im<br />

Herbst weit über 100 kg/ha/Jahr hinaus. Die<br />

Gesamtphosphorverluste waren unbedeutend<br />

und immer tiefer <strong>als</strong> 1 kg/ha/Jahr. Trotz<br />

einer je nach Verfahren sehr unterschiedlichen<br />

scheinbaren Bilanz (Einfuhren – Ausfuhren<br />

durch die acht Jahresernten) waren<br />

die Gesamtkaliumverluste kaum von den<br />

Ausscheidungen beeinflusst. Während sie<br />

sehr nah bei 30 kg/ha/Jahr lagen, erreichten<br />

sie 49 kg/ha/Jahr im Verfahren mit der<br />

überschüssigsten K-Bilanz (+716 kg/ha/Jahr<br />

mit vier Uringaben pro Jahr). Die Gesamtmagnesiumverluste<br />

betrugen im Durchschnitt<br />

70 kg/ha/Jahr. Sie waren immer höher <strong>als</strong> die<br />

Bilanzwerte und wurden wenig von den<br />

Ausscheidungen beeinflusst. Zur Limitierung<br />

der Nährstoffverluste auf der Weide, vor<br />

allem beim Stickstoff, sollte eine homogene<br />

Verteilung der Exkremente durch eine<br />

angepasste Koppelanordnung und -zahl, eine<br />

kurze Verweildauer pro Koppel und einen<br />

regelmäßigen Weiderhythmus über die<br />

ganze Saison begünstigt werden. Im Herbst<br />

sollte die Vollweide gemieden werden.<br />

Stickstoffverluste<br />

Die von 1997 bis 2000 gemessenen Verluste an Gesamtstickstoff<br />

durch Auswaschung schwanken zwischen<br />

den Verfahrensweisen (Abb. 1). Während sie ohne<br />

Ausscheidungen (Kontrolle) oder mit ein bis zwei Kotgaben/Jahr<br />

(Verfahren 1Kh, 2Kh und 2Kfh) eindeutig<br />

weniger <strong>als</strong> 100 kg/ ha betragen, erreichen sie ca. 500 kg/<br />

ha im Verfahren mit vier Harngaben/Jahr (4Hfh).<br />

Die mittleren Stickstoffverluste sind dreimal höher in<br />

den Verfahren mit Harngaben <strong>als</strong> in denjenigen mit Kotgaben,<br />

wobei die grössten Verluste im Verfahren mit<br />

zwei Harngaben im Herbst (2Hh und 4Hfh) festgestellt<br />

wurden. Zwei auf den Frühling und den Herbst verteilte<br />

Harngaben (2Hfh) haben weniger Verluste zur Folge <strong>als</strong><br />

zwei Harngaben im Herbst (2Hh). Dies ist zu einem guten<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010<br />

385


Pflanzenbau | Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen<br />

Tab. 1 | Jährliche Stickstoff-, Phosphor-, Kalium- und Magnesiummengen (kg/ha/Jahr), die durch Mineraldüngung und Ausscheidungen<br />

zugeführt wurden, durch Ernten exportiert wurden und durch Auswaschung verloren gingen (Durchschnittswert von 2 Lysimetern,<br />

aus genommen für das Verfahren «unbewachsener Boden»)<br />

Verfahren Kontrolle 1Kh 2Kh 2Kfh 4Kfh 1Hh 2Hh 2Hfh 4Hfh<br />

Unbew.<br />

Boden<br />

Ausscheidungstyp – Kot Kot Kot Kot Harn Harn Harn Harn –<br />

Applikation im Frühling 1 – – – 1 2 – – 1 2 –<br />

Applikation im Herbst 2 – 1 2 1 2 1 2 1 2 –<br />

Stickstoff (N)<br />

Zufuhr Mineraldüngung 120 120 120 120 120 120 120 120 120 0<br />

Zufuhr Ausscheidungen 3 0 71 142 130 260 144 288 268 536 0<br />

Atmosphärische Deposition 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25<br />

Export durch die Ernten 3 85 81 105 94 106 111 126 177 235 0<br />

Scheinbare Bilanz 4 60 135 181 181 299 178 307 236 447 25<br />

Verlust durch Auswaschung 5 18 20 26 26 46 91 144 87 226 147<br />

Phosphor (P)<br />

Zufuhr Mineraldüngung 16 16 16 16 16 16 16 16 16 0<br />

Zufuhr Ausscheidungen 3 0 25 50 42 83 0 0 1 1 0<br />

Export durch die Ernten 3 18 16 21 19 21 20 22 29 33 0<br />

Scheinbare Bilanz 4 -2 25 45 39 79 -4 -6 -13 -16 0<br />

Verlust durch Auswaschung 6 0,14 0,15 0,30 0,20 0,33 0,21 0,15 0,20 0,18 0,26<br />

Kalium (K)<br />

Zufuhr Mineraldüngung 27 27 27 27 27 27 27 27 27 0<br />

Zufuhr Ausscheidungen 3 0 21 42 48 96 252 504 495 990 0<br />

Export durch die Ernten 3 115 106 125 117 133 143 165 231 301 0<br />

Scheinbare Bilanz 4 -88 -58 -56 -42 -10 135 365 291 716 0<br />

Verlust durch Auswaschung 6 24 23 33 28 26 30 31 28 49 23<br />

Magnesium (Mg)<br />

Zufuhr Mineraldüngung 20 20 20 20 20 20 20 20 20 0<br />

Zufuhr Ausscheidungen 3 0 18 35 30 60 4 8 6 12 0<br />

Export durch die Ernten 3 10 9 11 10 11 13 13 19 22 0<br />

Scheinbare Bilanz 4 10 29 44 40 69 12 15 8 10 0<br />

Verlust durch Auswaschung 6 70 68 66 67 70 70 82 76 74 67<br />

1<br />

Applikation Mitte Mai, 1= einfache Applikation, 2= zweifache Applikation<br />

2<br />

Applikation Mitte September, 1= einfache Applikation, 2= zweifache Applikation<br />

3<br />

Durchschnittswert 1997–1998<br />

4<br />

Summe der Zufuhren – Export durch Grasernten, Durchschnittswert 1997 – 1998<br />

5<br />

(Summe der Verluste vom 15.05.97 bis 15.04.99)/2<br />

6<br />

(Summe der Verluste vom 15.05.97 bis 17.04.00)/3<br />

Teil auf ein besseres Wachstum der Narbe und auf höhere<br />

Stickstoffausfuhren im 2Hfh-Verfahren zurückzuführen<br />

(Tab. 1).<br />

Verschiedene Studien bestätigen, dass die Menge des<br />

im Boden vorhandenen Stickstoffes umso grösser ist, je<br />

später der Termin der Uringabe ist (Cuttle und Bourne<br />

1993; Stout et al. 1997). Wenn die Pflanzen diesen Stickstoff<br />

nicht aufnehmen, nehmen die Auswaschungsrisiken<br />

stark zu. Vertes et al. (1997) beobachteten eine<br />

Stickstoffauswaschung von 48 kg/ha nach einer Harngabe<br />

im Monat Mai, während sie für dieselbe Harngabe<br />

im September 127 kg/ha betrug. Eine feinere Analyse<br />

der Abbildung 1 zeigt, dass die Unterschiede zwischen<br />

den Verfahren mehrheitlich am Ende des ersten Winters<br />

(Messung 27.02.98) und vor allem des zweiten (Messung<br />

26.03.99) zustande kamen. Die hohen Verluste, die am<br />

Ende des Winters 1998/99 beobachtet wurden, erklären<br />

sich durch die starken Niederschläge im Februar und im<br />

März 1999 (200 mm, während sie im 1998 in der gleichen<br />

Periode 35 mm betrugen). Seit dem 15.04.99, d. h. sechs<br />

Monate nach der letzten Gabe von Ausscheidungen,<br />

nehmen die Stickstoffverluste durch Auswaschung<br />

erheblich ab und die Unterschiede zwischen den Verfahren<br />

gleichen sich allmählich aus. Bis 27.02.98 waren die<br />

386 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010


Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen | Pflanzenbau<br />

Tab. 2 | Durchschnittsgehalt an Nährstoffen (g/kg) von Rinderkot<br />

und -harn, die in den Verfahren mit Ausscheidungen in 1997 und<br />

1998 verabreicht wurden (Durchschnittswerte von 4 Analysen)<br />

TS OS N tot<br />

P K Mg<br />

Kot 112,1 89,5 3,25 1,04 1,21 0,75<br />

Harn 53,0 22,7 6,70 0,01 12,38 0,15<br />

TS: Trockensubstanz<br />

OS: organische Substanz<br />

festgestellten Verluste im Verfahren «unbewachsener<br />

Boden» am höchsten. Diese Verluste sind hauptsächlich<br />

durch die Mineralisation der organischen Substanz<br />

bedingt, hat doch keine Zufuhr stattgefunden, weder an<br />

mineralischen Düngern noch an Ausscheidungen.<br />

Tabelle 1 gibt die mittlere scheinbare Stickstoffbilanz<br />

(Zufuhr – Ausfuhr durch Grasernten) über die Jahre 1997<br />

und 1998 an. Diese Bilanz ist für alle Verfahren mit einer<br />

aus Gräsern bestehenden Grasnarbe positiv (von +60 bis<br />

+447 kg/ha/Jahr), zum Teil weil diese in den Lysimetern<br />

nicht sehr gut wuchs (Troxler et al. 2008). In den Jahren<br />

1997 und 1998 schwankten die jährlichen auswaschungsbedingten<br />

Stickstoffverluste zwischen 18 und 226 kg/ha/<br />

Jahr. Der Vergleich der scheinbaren Bilanzen mit den<br />

jährlichen auswaschungsbedingten Verlusten zeigt eine<br />

sehr gute Beziehung, wenn die Verfahren mit Kotgaben<br />

und diejenigen mit Harngaben einzeln genommen werden<br />

(Abb. 2). Jedes Kilogramm Stickstoff, das in den Ausscheidungen<br />

enthalten ist, von den Pflanzen nicht aufgenommen<br />

und durch die Ernten ausgeführt wird, hat<br />

bei Harngaben eine Zunahme der Stickstoffverluste von<br />

0,53 kg zur Folge, während die Zunahme bei Kotgaben<br />

nur 0,12 kg beträgt.<br />

Die bei diesem Versuch festgestellten Mengen an<br />

ausgewaschenem Stickstoff stimmen mit den Beobachtungen<br />

von Laurent et al. (2000) und von Vertes et al.<br />

(1994 und 1997) überein. Die höheren Verluste bei Harngaben<br />

gegenüber einer Mineraldüngerzufuhr oder Ausscheidungen<br />

in Form von Kot wurden bereits beschrieben<br />

(Decau et al. 2004; Stout et al. 1997). Urin enthält<br />

mehr Stickstoff <strong>als</strong> Kot (Tab. 2), wobei dieser Stickstoff<br />

vor allem <strong>als</strong> Harnstoff vorliegt. Eine Harnstoffgabe<br />

bewirkt hohe Stickstoffkonzentrationen, welche die<br />

Aufnahmefähigkeit der Pflanzendecke und das mikrobielle<br />

Reorganisationsvermögen bei weitem übersteigen<br />

(Laurent et al. 2000). Zudem versickert der Harn sofort in<br />

den Boden, wo der Harnstoff hydrolysiert und nitrifiziert<br />

wird, und damit auswaschbar wird. Demgegenüber liegt<br />

der Kot-Stickstoff grösstenteils in organischer Form vor<br />

und muss vor dem Versickern in den Boden mineralisiert<br />

werden.<br />

Bei Vollweide in tiefen Lagen können im Durchschnitt<br />

1,3 Kot- und Harnstellen pro m² und Weidesaison<br />

gezählt werden (persönliche Beobachtungen). Somit<br />

<br />

600<br />

500<br />

Stickstoffv<br />

Stickstoffverluste (kg/ha)<br />

400<br />

erluste<br />

300<br />

(kg/ha)<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Kontrolle 1Kh 2Kh 2Kfh 4Kfh 1Hh 2Hh 2Hfh 4Hfh unbew.<br />

Boden<br />

15.12.00<br />

16.11.00<br />

25.10.00<br />

06.09.00<br />

11.07.00<br />

17.04.00<br />

02.03.00<br />

14.10.99<br />

16.08.99<br />

16.06.99<br />

15.04.99<br />

26.03.99<br />

14.10.98<br />

16.09.98<br />

16.07.98<br />

15.06.98<br />

14.04.98<br />

27.02.98<br />

17.11.97<br />

11.09.97<br />

14.07.97<br />

15.05.97<br />

Abb. 1 | Gesamtstickstoffverluste durch Auswaschung vom 15.05.97 bis 15.12.00 (22 Sequenzen) bei<br />

verschiedenen Kot- und Harngaben (Legende zu den Verfahren: s. Tab. 1).<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010<br />

387


Pflanzenbau | Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen<br />

250<br />

Stickstoffverluste (kg/ha/Jahr)<br />

200<br />

Stickstoffverluste (kg/ha/Jahr)<br />

150<br />

100<br />

Stickstoffverluste (kg/ha/Jahr)<br />

50<br />

y = 0,53x - 16,4<br />

R² = 0,97<br />

Kontrolle<br />

y = 0,12x + 6,1<br />

R² = 0,88<br />

0<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500<br />

Scheinbare Stickstoffbilanz (kg/ha/Jahr)<br />

Harn<br />

Kot<br />

Linear (Harn)<br />

Linear (Kot)<br />

Abb. 2 | Zusammenhang zwischen der scheinbaren Stickstoffbilanz und den auswaschungsbedingten<br />

Stickstoffverlusten (Durchschnitt der Jahre 1997 und 1998);<br />

rotes Symbol = Kontrolle ohne Ausscheidungen, blaue Symbole = Verfahren mit<br />

Harngaben, grüne Symbole = Verfahren mit Kotgaben; durchgehender Strich =<br />

Regression über die Kontrolle ohne Ausscheidungen und die Verfahren mit Harngaben;<br />

unterbrochener Strich = Regression über die Kontrolle ohne Ausscheidungen<br />

und die Verfahren mit Kotgaben).<br />

können die durch Auswaschung verursachten Stickstoffverluste<br />

auf einer von Englischem Raygrass betonten<br />

Weide und mit einer Mineraldüngung von 120 kg/ha/<br />

Jahr auf ca. 50 kg/ha/Jahr geschätzt werden unter der<br />

Voraussetzung, dass die Ausscheidungen gleichmässig<br />

verteilt sind. In den Zonen mit einer hohen Harnstellen-<br />

Konzentration können die Verluste viel höher sein. Dieser<br />

Situation kann durch eine gute Weideführung vorgebeugt<br />

werden: gezielte Anordnung und Anzahl der<br />

Koppeln, kurze Verweildauer in den einzelnen Koppeln<br />

und regelmässiger Weidegang während der ganzen<br />

Weidesaison. Da die Verlustrisiken unter den im Herbst<br />

entstandenen Harnstellen besonders hoch sind, sollte<br />

eine Vollweide am Ende der Weidesaison vermieden<br />

werden. Schliesslich kann eine Nutzung, wo die Mahd<br />

abwechselnd mit Weidegang betrieben wird, weitgehend<br />

zur Herabsetzung der Stickstoffverluste beitragen<br />

(Laurent et al. 2000).<br />

Phosphorverluste<br />

Die im Auswaschungswasser von 1997 bis 2000 gemessenen<br />

Gesamtphosphorverluste sind sehr tief. Sie liegen<br />

zwischen 0,5 und 1,3 kg/ha (Abb. 3) und sind etwas ausgeprägter<br />

in den Verfahren mit 2 Kotgaben im Herbst<br />

(2Kh und 4Kfh). In allen Verfahren traten die P-Hauptverluste<br />

spät gegen Ende des Winters 1998/99 ein (Messung<br />

26.03.99), vor allem gegen Ende des Winters<br />

1999/00 (Messung 2.03.00), der sich durch starke Niederschläge<br />

im Februar (122 mm) auszeichnete.<br />

Die scheinbare Phosphor-Jahresbilanz ist in der<br />

Kontrolle ohne Ausscheidungen und in den Verfahren<br />

mit Harngaben leicht negativ (Tab. 1). Sie fällt in<br />

den vier Verfahren mit Kot positiv aus, wobei letzterer<br />

viel mehr Phosphor <strong>als</strong> der Harn enthält (Tab. 2).<br />

Wenn auch die P-Jahresverluste sehr schwach sind,<br />

sind sie zum Teil mit der scheinbaren Bilanz verbunden<br />

(R 2 = 0,60).<br />

Die geringen in diesem Versuch gemessenen Gesamtphosphorverluste<br />

bestätigen die Beobachtungen von<br />

Sinaj et al. (2002). Diese Autoren zeigten, dass die meisten<br />

Böden ein hohes P-Fixierungsvermögen besitzen<br />

und dass auch bei starker P-Konzentration in der Bodenlösung<br />

und trotz bevorzugter Fliesswege im Profil die<br />

Auswaschungsrisiken schwach waren.<br />

Kaliumverluste<br />

Die zwischen 1997 und 2000 gemessenen Kaliumverluste<br />

sind ziemlich ausgeprägt (Abb. 4). Von den<br />

zehn untersuchten Verfahren weisen neun Verluste<br />

von nahezu 100 kg/ha nach. Das 4Hfh-Verfahren sticht<br />

388 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010


Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen | Pflanzenbau<br />

Phosphorverluste (kg/ha)<br />

1.0<br />

Phosphorverluste (kg/ha)<br />

1.4<br />

1.2<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

Kontrolle 1Kh 2Kh 2Kfh 4Kfh 1Hh 2Hh 2Hfh 4Hfh unbew.<br />

Boden<br />

15.12.00<br />

16.11.00<br />

25.10.00<br />

06.09.00<br />

11.07.00<br />

17.04.00<br />

02.03.00<br />

14.10.99<br />

16.08.99<br />

16.06.99<br />

15.04.99<br />

26.03.99<br />

14.10.98<br />

16.09.98<br />

16.07.98<br />

15.06.98<br />

14.04.98<br />

27.02.98<br />

17.11.97<br />

11.09.97<br />

14.07.97<br />

15.05.97<br />

Abb. 3 | Gesamtphosphorverluste durch Auswaschung vom 15.05. 97 bis 15.12.00 (22 Sequenzen) für<br />

verschiedene Kot- und Harngaben (Legende zu den Verfahren: s. Tab. 1).<br />

durch höhere Verluste (174 kg/ha) hervor. Die K-Verluste<br />

verteilen sich ziemlich gleichmässig über die<br />

ganze Versuchsperiode und die Endwinter-Höchstwerte<br />

waren viel weniger ausgeprägt <strong>als</strong> für N und P.<br />

Die scheinbare K-Bilanz schneidet für die Kontrolle<br />

und für die Verfahren mit Kot negativ ab und ausgesprochen<br />

positiv in den Verfahren mit Harngaben, wo<br />

die K-Einfuhr durch die Ausscheidungen sehr hoch ist<br />

(Tab. 1). Mit Ausnahme des Verfahrens 4Hfh sind hingegen<br />

die auswaschungsbedingten Jahresverluste in<br />

den Verfahren mit Harngaben nicht höher <strong>als</strong> in der<br />

Kontrolle und in den Verfahren mit Kotgaben<br />

(ca. 30 kg/ha/Jahr). Vorausgesetzt, dass die scheinbare<br />

Bilanz nicht +400 kg/ha/Jahr überschreitet, scheinen<br />

<strong>als</strong>o in unserem Versuch die K-Verluste kaum von den<br />

Ausscheidungen beeinflusst zu werden. Die Mengen<br />

des durch Auswaschung verlorengegangen K liegen in<br />

unserem Versuch leicht unter denjenigen, die von<br />

Alfaro et al. (2004) und von Kayser et al. (2007) beobachtet<br />

wurden. Die Autoren stellten fest, dass die Verluste<br />

durch hohe und späte Gaben von K, sei es <strong>als</strong><br />

Mineraldünger oder <strong>als</strong> Harn, begünstigt werden.<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass der in unserem Versuch<br />

genutzte Boden ein gutes Kaliumretentionsvermögen<br />

besitzt.<br />

Magnesiumverluste<br />

Die ziemlich hohen von 1997 bis 2000 beobachteten Magnesiumverluste<br />

liegen in der gleichen Grössenordnung<br />

wie Stickstoffverluste. Die Verluste liegen in allen Verfahren<br />

ziemlich nahe beieinander, und zwar kaum tiefer<br />

in der Kontrolle und in den Verfahren mit Kotgaben<br />

oder bei «unbewachsenem Boden» (zwischen 237 und<br />

249 kg/ha) <strong>als</strong> in den Verfahren mit Harngaben (zwischen<br />

249 und 285 kg).<br />

Die höchsten Mg-Verluste wurden jedes Jahr Endwinter<br />

beobachtet (Messungen 27.02.98, 26.03.99 und<br />

2.03.00). Die scheinbare Mg-Bilanz ist in allen Verfahren<br />

positiv, und zwar leicht erhöht in den Verfahren mit Kotgaben<br />

gegenüber denjenigen mit Harngaben (Tab. 1).<br />

Die auswaschungsbedingten Mg-Verluste gehen immer<br />

über die Bilanz hinaus und werden von dieser kaum<br />

beeinflusst. In den Verfahren mit Harneinfuhr sind die<br />

Verluste fünf- bis zehnmal höher <strong>als</strong> die scheinbare Bilanz.<br />

Die in diesem Versuch gemessenen Mg-Verluste sind<br />

erstaunlich hoch, wenn man von der scheinbaren Bilanz<br />

sowie von den einigen in der Literatur erwähnten Werten<br />

ausgeht. Grund dafür sind wahrscheinlich die Bodeneigenschaften<br />

des in diesem Versuch verwendeten Bodens,<br />

weshalb diese Werte nur mit Vorsicht verallgemeinert<br />

werden sollen.<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010<br />

389


Pflanzenbau | Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen<br />

150<br />

Kaliumverluste (kg/ha)<br />

Kaliumverluste (kg/ha)<br />

200<br />

175<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Kontrolle 1Kh 2Kh 2Kfh 4Kfh 1Hh 2Hh 2Hfh 4Hfh unbew.<br />

Boden<br />

Abb. 4 | Gesamtkaliumverluste durch Auswaschung vom 15.05. 97 bis 15.12.00 (22 Sequenzen)<br />

für verschiedene Kot- und Harngaben (Legende zu den Verfahren: s. Tab. 1).<br />

15.12.00<br />

16.11.00<br />

25.10.00<br />

06.09.00<br />

11.07.00<br />

17.04.00<br />

02.03.00<br />

14.10.99<br />

16.08.99<br />

16.06.99<br />

15.04.99<br />

26.03.99<br />

14.10.98<br />

16.09.98<br />

16.07.98<br />

15.06.98<br />

14.04.98<br />

27.02.98<br />

17.11.97<br />

11.09.97<br />

14.07.97<br />

15.05.97<br />

S c h l u s s f o l g e r u n g e n<br />

••<br />

In den Bedingungen unseres Versuchs erreichten die<br />

auswaschungsbedingten Jahresverluste ca. 50 kg N, 30<br />

kg K und 70 kg Mg pro ha und pro Jahr. Die Phosphorverluste<br />

waren praktisch gleich Null (weniger <strong>als</strong> 1 kg/<br />

ha/Jahr).<br />

••<br />

Die Stickstoff-Auswaschungsrisiken wurden von den<br />

Harngaben erheblich erhöht. Die Verluste verhielten<br />

sich proportional zur scheinbaren Stickstoff-Bilanz<br />

(Einfuhr – Ausfuhren durch die Ernten) und in den<br />

Verfahren mit zwei Harngaben pro m² im Herbst lagen<br />

sie über 100 kg/ha/Jahr.<br />

••<br />

Die Kalium- und Magnesium-Verluste wurden wenig<br />

von den Rinderausscheidungen beeinflusst.<br />

••<br />

Die in diesem Versuch erhaltenen Ergebnisse können<br />

ohne Berücksichtigung der Vegetations-, Boden- und<br />

Klimabedingungen (Niederschläge) nicht verallgemeinert<br />

werden.<br />

••<br />

Um die auswaschungsbedingten Verluste auf der<br />

Weide zu begrenzen sind Massnahmen, welche eine<br />

gleichmässige Verteilung der Ausscheidungen auf der<br />

gesamten Weidefläche begünstigen, immer empfehlenswert:<br />

gezielte Anordnung und Anzahl der Koppeln,<br />

kurze Verweildauer in den einzelnen Koppeln<br />

und regelmässiger Weidegang während der ganzen<br />

Weidesaison. Im Herbst sollte die Vollweide vermieden<br />

werden. <br />

n<br />

390<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010


Einfluss von Rinderausscheidungen auf die auswaschungsbedingten Verluste unter einem Gräserrasen | Pflanzenbau<br />

Influenza delle deiezioni bovine sulle perdite<br />

da lisciviazione sotto un prato di graminacee<br />

Sull’arco di due anni sono state applicate<br />

delle deiezioni bovine di sterco e urina in<br />

2 periodi dell’anno e in quantità semplice<br />

e doppia, su di un prato di graminacee<br />

coltivato in lisimetri, per valutare la perdita<br />

di sostanze nutritive da lisciviazione. Le<br />

perdite di azoto totale da lisciviazione<br />

variavano tra i 18 ed i 226 kg/ha/anno. Nei<br />

processi senza deiezioni o con solo sterco,<br />

le perdite erano inferiori ai 50 kg/ha/anno,<br />

superando invece nettamente i 100 kg/ha/<br />

anno nei processi con 2 apporti d’urina / m²<br />

in autunno. Le perdite totali in fosforo sono<br />

state trascurabili, sempre inferiori a 1 kg/ha/<br />

anno. Nonostante un bilancio apparente<br />

(contributi - esportazioni dagli otto raccolti<br />

annuali) molto variabile a seconda del<br />

procedimento, le perdite totali in potassio<br />

non sono state influenzate dalle deiezioni.<br />

Molto spesso vicine ai 30 kg/ha/anno, hanno<br />

raggiunto i 49 kg/ha/anno nel processo con il<br />

K bilancio più eccedente (+ 716 kg/ha/anno<br />

con 4 apporti d’urina all'anno). Le perdite in<br />

magnesio totale sono pari ad una media di<br />

70 kg/ha/anno. Sempre superiori al bilancio<br />

sono state poco influenzate dalle deiezioni.<br />

Per contenere il rischio di perdite al pascolo,<br />

in particolare in azoto, dovrebbe essere<br />

favorita un’equa distribuzione delle deiezioni<br />

attraverso una disposizione, un numero<br />

adatto di parchi, una breve durata di sosta<br />

per parco e un ritmo di pascolo regolare<br />

durante tutta la stagione. In autunno il<br />

pascolo integrale dovrebbe essere evitato.<br />

Effect of cattle excreta on leaching losses<br />

under a grass sward<br />

Urine and dung of dairy cattle have been applied<br />

for two years at two periods of the year and in<br />

single or double quantity on a grass sward to<br />

assess nutrients losses by leaching. The total<br />

nitrogen losses varied from 18 to 226 kg/ha/year.<br />

Treatments without excreta or with dung applications<br />

led to N losses under 50 kg/ha/year, while<br />

losses exceeded clearly 100 kg/ha/year in the<br />

treatments with 2 urine applications in autumn.<br />

The total phosphorus losses were negligible,<br />

always under 1 kg/ha/year. For potassium, the<br />

apparent balance (input - export by the eight<br />

annual harvests) varied very much depending on<br />

the treatment, but K losses were hardly influenced<br />

by cattle excreta. K losses were very often<br />

close to 30 kg/ha/year and reached 49 kg/ha/year<br />

in the treatment with the largest K surplus (+716<br />

kg/ha/year with 4 urine applications per year).<br />

The total magnesium losses averaged 70 kg/ha/<br />

year. They exceeded always the apparent balance<br />

and were little influenced by cattle excreta. To<br />

limit the risk of leaching losses during grazing,<br />

particularly of nitrogen, an even distribution of<br />

cattle excreta should be promoted by an adequate<br />

design and number of paddocks, a short<br />

length of stay per paddock and a regular pace<br />

throughout the grazing season. In autumn, full<br />

grazing should be avoided.<br />

Riassunto<br />

Summary<br />

Key words: cattle excreta, grass sward, leaching<br />

losses, nitrogen, phosphorus, potassium.<br />

Literatur<br />

▪▪<br />

Alfaro M. A., Jarvis S. C. & Gregory P. J., 2004. Factors affecting potassium<br />

leaching in different soils. Soil Use and Management 20, 182 – 189.<br />

▪▪<br />

Cuttle S. P. & Bourne P. C., 1993. Uptake and leaching of nitrogen from artificial<br />

urine applied to grassland on different dates during the growing<br />

season. Plant and soil 150, 77 – 86.<br />

▪▪<br />

Decau M. L., Simon J. C. & Jacquet A., 2004. Nitrate leaching under grassland<br />

as affected by mineral nitrogen fertilisation and cattle urine. Journal<br />

of Environmental Quality 33, 637 – 644.<br />

▪▪<br />

Kayser M., Müller J. & Isselstein J., 2007. Potassium leaching from cut<br />

grassland and from urine patches. Soil Use and Management 23,<br />

384 – 392.<br />

▪▪<br />

Laurent F., Vertès F., Farruggia A. & Kerveillant P., 2000. Effets de la conduite<br />

de la prairie pâturée sur la lixiviation du nitrate. Propositions pour<br />

une maîtrise du risque à la parcelle. Fourrages 164, 397 – 420.<br />

▪▪<br />

Sinaj S., Stamm C., Toor G. S., Condron L. M., Hendry T., Di H. J. Cameron<br />

K. C. & Frossard E., 2002. Phosphorus exchangeability and leaching losses<br />

from two grassland soils. J. Environ. Qual. 31, 319 – 330.<br />

▪▪<br />

Smith K. A., Beckwith C. P., Chalmers A. G. & Jackson D. R., 2002. Nitrate<br />

leaching following autumn and winter application of animal manures to<br />

grassland. Soil Use and Management 18, 428 – 434.<br />

▪▪<br />

Stout W. L., Fales S. A., Muller L. D., Schnabel R. R. & Priddy W. E., 1997.<br />

Nitrate Leaching from Cattle Urine and Feces in Northeast USA. Soil Sci.<br />

Soc. Am. J. 61, 1787 – 1794.<br />

▪▪<br />

Troxler J., Ryser J.-P. & Jeangros B., 2008. Influence des déjections bovines<br />

sur un gazon de graminées cultivé en lysimètres. Revue suisse Agric. 40<br />

(6), 259 – 265.<br />

▪▪<br />

Vertès F., Simon J. C. & Le Corre L., 1994. Nitrate leaching under pastures:<br />

study of the soil-plant system in a lysimeter experiment. Grassland and society.<br />

Proc. 15th General Meeting of the European Grassland Federation,<br />

466 – 470.<br />

▪▪<br />

Vertès F., Simon J. C., Le Corre L. & Decau M. L., 1997. Les flux d'azote au<br />

pâturage. II- Etude des flux et de leurs effets sur le lessivage. Fourrages<br />

151, 263 – 280.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 384–391, 2010<br />

391


K u r z b e r i c h t<br />

News von den Agroscope<br />

Forschungsprogrammen<br />

Ueli Bütikofer 1 , Anna Crole-Rees 2 , Christian Flury 3 und Martin Lobsiger 1<br />

1<br />

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, 3003 Bern<br />

2<br />

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil<br />

3<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen<br />

Auskünfte: AgriMontana: Christian Flury, E-Mail: christian.flury@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 32 36;<br />

NutriScope: Ueli Bütikofer, E-Mail: ueli.buetikofer@alp.admin.ch, Tel. +41 31 323 84 82;<br />

ProfiCrops: Anna Crole-Rees, E-Mail: anna.crole-rees@acw.admin.ch, Tel. +41 44 783 61 58;<br />

Profi-Lait: Martin Lobsiger, E-Mail: martin.lobsiger@alp.admin.ch, Tel. +41 26 407 73 47<br />

Foto: ART<br />

Forschung für eine ökonomisch erfolgreiche und ökologisch optimale Nahrungsmittelproduktion.<br />

In den 2008 gestarteten Agroscope Forschungsprogrammen<br />

werden nach zweieinhalb Jahren Laufzeit immer<br />

mehr Projektergebnisse sichtbar. Parallel dazu erarbeiten<br />

die in den Programmen eingebundenen Projekte<br />

gemeinsam erste Syntheseprodukte. Neben den laufenden<br />

Forschungsaktivitäten hat zudem die Weiterentwicklung<br />

der Programme im Hinblick auf das Arbeitsprogramm<br />

2012 – 2013 begonnen.<br />

Agroscope hat mit den Forschungsprogrammen Agri-<br />

Montana, NutriScope und ProfiCrops drei für die Entwicklung<br />

der <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft wichtige Forschungsschwerpunkte<br />

festgelegt. Profi-Lait ergänzt<br />

diese im Bereich Milchproduktion. Dass die Programmforschung<br />

grundsätzlich richtig ist, zeigen die bisherigen<br />

Erfahrungen ebenso wie das Interesse nationaler<br />

und internationaler Forschungsinstitutionen an die-<br />

392 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 392–395, 2010


News von den Agroscope Forschungsprogrammen | Kurzbericht<br />

sem Ansatz. Trotzdem gibt es noch Verbesserungspotenzial.<br />

Im Vordergrund stehen dabei eine bessere Vernetzung<br />

der Projekte und ein Ausbau der<br />

projektübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb<br />

von Agroscope. Gleichzeitig sollen die inhaltlichen<br />

Schwerpunkte verdichtet werden.<br />

Neben der Weiterentwicklung der Programme im Hinblick<br />

auf das Arbeitsprogramm 2012 – 2013 von Agroscope<br />

laufen die Forschungsaktivitäten im geplanten<br />

Rahmen weiter. Der vorliegende Kurzbericht gibt einen<br />

Einblick in ausgewählte Ergebnisse und Arbeiten.<br />

-63<br />

-70<br />

-178<br />

-112<br />

-200 -175 -150 -125 -100 -75 -50 -25 0 25 50 75 100<br />

-77<br />

21<br />

31<br />

56<br />

38<br />

54<br />

2007–2008<br />

2006–2007<br />

2005–2006<br />

Ausstieg aus Bio zu ÖLN Betriebsaufgabe Neuer Biobetrieb<br />

Wechsel von ÖLN zu Bio Abnahme Biobetriebe total Zunahme Biobetriebe total<br />

Quelle: Auswertung AGIS-Daten, Bundesamt für Landwirtschaft<br />

Abb. 1 | Veränderung der Zahl der Biobetriebe in der Bergregion.<br />

A g r i M o n t a n a<br />

AgriMontana greift Fragen zur künftigen Entwicklung<br />

der Berglandwirtschaft auf und sucht nach umsetzungstauglichen<br />

Lösungen. Schwerpunkte sind zum Beispiel<br />

die Offenhaltung des Kulturlandes und die Landschaftspflege<br />

oder die Frage nach der Ausrichtung der Landwirtschaftsbetriebe<br />

im Berggebiet. AgriMontana hat sich<br />

an zwei Veranstaltungen zu diesen Themen eingebracht.<br />

Minimalnutzung: (k)eine Strategie zur Offenhaltung?<br />

Die fortschreitende Aufgabe von landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen und Alpweiden wirft die Frage nach der<br />

zukünftigen Flächennutzung im Berggebiet auf. Im Rahmen<br />

der AgriMontana-Tagung «Berglandwirtschaft:<br />

Minimalnutzung <strong>als</strong> Teil der Multifunktionalität» wurden<br />

verschiedene Aspekte rund um das Thema Offenhaltung<br />

und Minimalnutzung diskutiert. Die Tagung zeigt,<br />

dass es zur Sicherung der an die Flächennutzung gebundenen<br />

multifunktionalen Leistungen einen Mix verschiedener<br />

Nutzungsverfahren braucht. Minimalverfahren<br />

wie das Mulchen sind zwar kostengünstig, weisen jedoch<br />

gewichtige ökologische Nachteile auf. Dennoch besteht<br />

ein Bedarf an kosten- und arbeitsextensiven Verfahren<br />

zur Offenhaltung und damit zur Erhaltung der kultivierbaren<br />

Flächen.<br />

Ein Fazit der Tagung ist, dass das Vordringen des Waldes<br />

im Berggebiet mit grosser Wahrscheinlichkeit weitergehen<br />

wird. Mit Blick auf den fortschreitenden Strukturwandel<br />

und den Rückgang der landwirtschaftlichen<br />

Arbeitskräfte stellt sich die Frage, wer die Offenhaltung<br />

der Flächen in Zukunft sicherstellen wird.<br />

Biolandbau: Ausstieg trotz steigender Nachfrage?<br />

Der Biolandbau hat in der <strong>Schweiz</strong> seit Anfang der neunziger<br />

Jahre stark an Bedeutung gewonnen. Seit 2005<br />

flacht die Strukturentwicklung jedoch ab und die Zahl<br />

der Biobetriebe sinkt. Die im Rahmen der 5. Bioforschungstagung<br />

«Aktuelles zum Biorind» vorgestellte<br />

Auswertung der Strukturdaten für die Bergbetriebe<br />

zeigt, dass von 2005 bis 2008 die Betriebsaufgaben und<br />

die Bioausstiege insgesamt nicht durch Neu- und Umsteiger<br />

kompensiert wurden (Abb. 1).<br />

Eine Umfrage der Forschungsanstalt Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART bei mehr <strong>als</strong> 3400 Landwirtschaftsbetrieben<br />

zeigt, dass vor allem wirtschaftliche<br />

Gründe, wechselhafte und strenge Richtlinien sowie Probleme<br />

bei der Beschaffung von geeignetem Kraftfutter den<br />

Ausstieg aus dem Biolandbau erklären. Eine wesentliche<br />

Rolle für die ursprüngliche Beteiligung spielten finanzielle<br />

Argumente wie höhere Direktzahlungen, die Möglichkeit<br />

das Einkommen zu verbessern oder die Aussicht auf<br />

höhere Preise. Diese Erwartungen scheinen sich bei den<br />

ausgestiegenen Betrieben häufig nicht erfüllt zu haben.<br />

Weitere Informationen zu den beiden Themen und zum<br />

Forschungsprogramm AgriMontana finden Sie unter<br />

www.agrimontana.admin.ch.<br />

N u t r i S c o p e<br />

NutriScope forscht entlang der ganzen Wertschöpfungskette<br />

von der landwirtschaftlichen Produktion bis zum<br />

genussfertigen Lebensmittel. Dabei stehen die Sicherheit<br />

und die Optimierung der Qualität von schweizerischen<br />

Lebensmitteln im Vordergrund. Aus den vielfältigen<br />

Forschungsarbeiten werden zwei aktuelle<br />

Dissertationen kurz vorgestellt.<br />

NutriChip<br />

Seit diesem Jahr kooperiert Agroscope mit den Eidgenössischen<br />

technischen Hochschulen in Lausanne und<br />

Zürich, der Universität Basel und dem Nestlé Research<br />

Center im Projekt Nano-Tera www.nano-tera.ch/projects/403.php<br />

<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 392–395, 2010<br />

393


Kurzbericht | News von den Agroscope Forschungsprogrammen<br />

Das Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung eines<br />

schnellen, effizienten Systems zur Untersuchung der<br />

Wirkung von Lebensmitteln und im Speziellen von<br />

Milchprodukten (Milch, Rahm, Käse, Joghurt etc.) auf<br />

das menschliche Immunsystem. Am Anfang steht ein in<br />

vitro Verdauungsprozess der Lebensmittel gekoppelt<br />

mit einem Zellkulturmodell zur Simulation der gastrointestinalen<br />

Resorption der Inhaltsstoffe. Die aus den<br />

Lebensmitteln entstandenen, bioverfügbaren Komponenten<br />

werden mit Hilfe von hochmodernen Proteomicsund<br />

Metabolomics-Techniken analysiert und auf ihre<br />

immunmodulierende Wirkung in Blutzellen von gesunden<br />

Personen und Patienten mit chronischen Entzündungen<br />

getestet. Parallel dazu wird dieses System in<br />

Form eines NutriChips miniaturisiert werden.<br />

Polyphenole in Äpfeln<br />

Pflanzliche Lebensmittel, insbesondere Früchte und<br />

Gemüse, leisten wichtige Beiträge zur Prävention von<br />

verschiedenen Zivilisations-Krankheiten. In diesem<br />

Zusammenhang sind die Sekundären Pflanzenstoffe<br />

wichtig, die Tausende von verschiedenen Verbindungen<br />

umfassen. Eine ganz wichtige Stoffgruppe sind die Polyphenole.<br />

In einer Dissertation wurden Analysenmethoden<br />

zur Quantifizierung dieser Polyphenole in Äpfeln<br />

optimiert. Mit diesen Methoden konnte der Einfluss der<br />

Vorerntefaktoren auf den Gehalt an Polyphenolen in<br />

schweizerischen Apfelsorten untersucht werden. In über<br />

80 untersuchten Tafel- und Most-Apfelsorten wurde<br />

eine sehr grosse Variabilität im Polyphenolgehalt und<br />

-muster aufgezeigt (Abb. 2). Der Einfluss der Produktionsmethode,<br />

biologisch oder integriert, war gering. In<br />

Apfelsäften konnten nur noch 25 – 50 % der Polyphenole<br />

gefunden werden. Durch geeignete Lagerbedingungen<br />

kann der Gehalt an Polyphenolen beeinflusst werden.<br />

Das bei Lagerungsbeginn in Kühllagern angewandte<br />

1-MCP (1-Methyl-Cyclopropen) hemmt die Rezeptoren,<br />

an die Ethylen bindet, ein von manchen Früchten natürlich<br />

produziertes Hormon, das deren Reifung aktiviert.<br />

Durch die 1-MCP-Behandlung lässt sich bei zahlreichen<br />

Apfelsorten die Festigkeit des Fruchtfleischs sowie der<br />

Säuregehalt auf einem Stand erhalten, der demjenigen<br />

zum Erntezeitpunkt sehr nahe kommt. Des Weiteren<br />

scheint die Anwendung von 1-MCP die Konzentration<br />

an Polyphenolen zu beeinflussen.<br />

Viele weitere interessante Publikationen und Vorträge<br />

finden sie auf der Website www.nutriscope.ch.<br />

P r o f i C r o p s<br />

Ziel von ProfiCrops ist, zur Sicherung eines zukunftsfähigen<br />

Pflanzenbaus in einem weitgehend liberalisierten<br />

wirtschaftlichen Umfeld beizutragen. Um unter den<br />

zukünftigen Rahmenbedingungen am Markt erfolgreich<br />

zu sein, muss die <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft eine innovative<br />

und effiziente Produktion anstreben und das Vertrauen<br />

der Konsumentinnen und Konsumenten in die<br />

einheimischen Produkte stärken. Innovation, Effizienz,<br />

Konsumentinnen und Konsumenten sowie Rahmenbedingungen<br />

bilden die vier Module der interdisziplinären<br />

Forschung von ProfiCrops, an der mehrere Forschungsanstalten<br />

beteiligt sind. Fünf Integrierte Projekte mit kulturbezogenen<br />

Themen vervollständigen das Programm.<br />

140<br />

400<br />

Quercetin-Rhamnosid<br />

mg/100 g<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

Gesamtphenole in mg/100 g<br />

Rutin<br />

Quercetin-<br />

Galactosid/Glucosid<br />

Phloretin-Xyloglucosid<br />

Phloridzin<br />

p-Coumaroylchinasäure<br />

Chlorogensäure<br />

Procyanidin B2<br />

40<br />

100<br />

Procyanidin B1<br />

Epicatechin<br />

20<br />

50<br />

Catechin<br />

Folin<br />

0<br />

Gala<br />

Empire<br />

Jonagold<br />

Mairac<br />

Green Star<br />

Jonagored<br />

Jonagold van der Poel<br />

Winekist<br />

Topaz<br />

Gravensteiner<br />

Maigold<br />

Diwa<br />

Katzengrindler<br />

Alter Engländer<br />

Redfield<br />

0<br />

Abb. 2 | Verteilung an Polyphenolen in verschiedenen Apfelsorten.<br />

394 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 392–395, 2010


News von den Agroscope Forschungsprogrammen | Kurzbericht<br />

Modul Konsumentinnen und Konsumenten<br />

Koordination: Anna Bozzi und Christine Brugger,<br />

Agroscope Changins-Wädenswil ACW<br />

Um den Anteil des einheimischen Pflanzenbaus an den<br />

in der <strong>Schweiz</strong> getätigten Einkäufen zu halten, muss der<br />

Sektor die Präferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten<br />

kennen und die «umfassende <strong>Schweiz</strong>er Qualität»<br />

am Markt in Wert setzen. Das sind die beiden Ziele<br />

dieses Moduls.<br />

Die Elemente der Produktdifferenzierung werden nach<br />

agronomischen, regionalen, rechtlichen, analytischen,<br />

wirtschaftlichen, ökologischen und weiteren Aspekten<br />

untersucht. Angestrebt wird eine «Mehrwertkarte» der<br />

<strong>Schweiz</strong>er Produkte. Die Forschungsergebnisse eines<br />

europäischen Projektes über Äpfel geben diesbezüglich<br />

wertvolle Hinweise 1 : 92 bis 98 % der in unserem Land<br />

konsumierten Äpfel sind <strong>Schweiz</strong>er Herkunft, die Produzentenpreise<br />

in der <strong>Schweiz</strong> sind über 50 % höher <strong>als</strong> in<br />

den benachbarten Ländern. Mehr <strong>als</strong> 90 % der Produktion<br />

erfolgen unter Einhaltung des ökologischen Leistungsausweises<br />

(integrierter oder biologischer Anbau) –<br />

ein Mehrwert im Vergleich zu anderen europäischen<br />

Ländern. Die Betriebe mit Apfelkulturen in der <strong>Schweiz</strong><br />

tragen zudem mit kleinen Flächen und diversifizierten<br />

Tätigkeiten zur Erhaltung einer vielfältigen Kulturlandschaft<br />

und zur ländlichen Entwicklung bei. So bewirtschaften<br />

in der <strong>Schweiz</strong> nur 8 % der Betriebe mehr <strong>als</strong><br />

zehn Hektaren Äpfel, während dies in Holland und<br />

Frankreich mindestens 30 % der Obstbetriebe sind. Die<br />

grosse Mehrheit der <strong>Schweiz</strong>er Betriebe mit Apfelkulturen<br />

verfügt zudem über eine diversifizierte Ausrichtung;<br />

60 % sind gleichzeitig in den Bereichen Spezialkulturen,<br />

Acker- und Futterbau und Tierproduktion tätig. Nur 30 %<br />

der Apfelproduzenten in der <strong>Schweiz</strong> sind ausschliesslich<br />

auf den Obstbau spezialisiert. Demgegenüber produzieren<br />

in Holland und Deutschland über 70 % der Obstbetriebe<br />

ausschliesslich Obst. In der <strong>Schweiz</strong> werden über<br />

80 Sorten angebaut und verkauft. Darunter sind auch<br />

alte Sorten. Hinter dem Mehrpreis in der <strong>Schweiz</strong> steht<br />

<strong>als</strong>o ein klarer Mehrwert für die Gesellschaft.<br />

P l a t t f o r m P r o f i - L a i t<br />

Kostenoptimierung der Milchproduktion<br />

Eine erfolgreiche gemeinsame Aktion war das Projekt<br />

«Kostenoptimierung der Milchproduktion». In dieser<br />

von den <strong>Schweiz</strong>er Milchproduzenten SMP, den regionalen<br />

Milchproduzentenorganisationen, AGRIDEA, dem<br />

Beratungsforum <strong>Schweiz</strong> BFS, den kantonalen Beratungsstellen<br />

und Profi-Lait getragenen Kampagne<br />

wurde einerseits ein Kostenberechnungsinstrument für<br />

das Internet entwickelt und andererseits eine breit angelegte<br />

Informations- und Beratungsoffensive für die<br />

Milchproduzenten lanciert. An Veranstaltungen, über<br />

Fachartikel in den Medien und an Beratungskursen<br />

wurde darauf hingewirkt, das Kostenbewusstsein bei<br />

den Milchproduzenten zu stärken. Die Kosten kennen<br />

und optimieren: Unter diesem Motto wurden die Landwirte<br />

ermuntert, die Selbstkosten der Milchproduktion<br />

zu berechnen, zu vergleichen und Massnahmen zur<br />

Kostenoptimierung anzupacken. Die Kampagne wurde<br />

von allen Beteiligten <strong>als</strong> beispielhaft für die Zusammenarbeit<br />

über die Institutionen hinweg bezeichnet. Über<br />

4000 Landwirte wurden an Informationsveranstaltungen<br />

erreicht und gut 420 Milchproduzenten haben sich<br />

entschlossen, die Selbstkosten in einem zweitägigen<br />

Kurs zu analysieren.<br />

Das Projekt «Kostenoptimierung der Milchproduktion»<br />

ist auf drei Jahre ausgelegt, weitergehende Informationen<br />

sind auf www.swissmilk.ch/kostenrechner einsehbar.<br />

Mit derartigen Aktivitäten will Profi-Lait die Stärken seiner<br />

Partner bündeln, Synergien erzeugen und gemeinsam<br />

die wichtigen Problemfelder in der Milchproduktion<br />

ansprechen.<br />

UFA AG neue Trägerin von Profi-Lait<br />

Die Trägerschaft von Profi-Lait wird durch ein vorerst<br />

zweijähriges Engagement der UFA AG erweitert. Somit<br />

wird Profi-Lait neu durch die Organisation <strong>Schweiz</strong>er<br />

Milchproduzenten SMP, das BLW, Swissgenetics und UFA<br />

AG finanziell getragen. Die übrigen Partner aus Forschung<br />

und Entwicklung (Agroscope, SHL, ETH), der<br />

Beratung (AGRIDEA, kt. Beratungen), und den Verbänden<br />

(<strong>Schweiz</strong>erischer Bauernverband SBV, ASR, AGFF)<br />

beteiligen sich mit Eigenleistungen am Netzwerk Profi-<br />

Lait mit.<br />

n<br />

In Profi-Lait haben sich die wesentlichen Akteure aus Forschung,<br />

Beratung und Praxis im Bereich der Milchproduktion<br />

zusammengeschlossen. Ziel dieses seit nunmehr zehn<br />

Jahren bestehenden Projekts ist die Förderung des Wissenstransfers<br />

und der Zusammenarbeit der beteiligten Partner.<br />

1<br />

Für weitere Informationen über diese Studie sowie für die Referenzen wenden Sie<br />

sich an Esther Bravin, Agroscope Changins-Wädenswil ACW.<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 392–395, 2010<br />

395


P o r t r ä t<br />

Wissenstransfer, Reiselust und Mango<br />

«Lassen sich Mangos bald in der <strong>Schweiz</strong> anbauen?» lautete<br />

eine der Fragen, die Anna Crole-Rees an den Tagen<br />

der offenen Tür von Agroscope Changins-Wädenswil dem<br />

Publikum gestellt hat. Dies passt vortrefflich zum Mango-<br />

Fan Anna Crole-Rees. Die Frage symbolisiert zudem Veränderung<br />

und Weiterentwicklung – genau das, was die<br />

<strong>Schweiz</strong>erin mit englischen Wurzeln in die Welt hinaus tragen<br />

will. Denn dies ist das Thema ihres Jugendtraums – für<br />

eine Welt ohne hungernde Kinder. Dieser Traum stand<br />

Pate, <strong>als</strong> sie an der ETH Zürich Agronomie studierte und<br />

darin auch promovierte. «Ich wollte nach Afrika, aber<br />

nicht, um Nahrungsmittel zu bringen, sondern um den<br />

Menschen zu ermöglichen, sich zu entwickeln», betont<br />

Anna Crole-Rees, die in Norddeutschland und in der<br />

Westschweiz aufgewachsen ist. Ihren Wissenstransfer<br />

passte sie sorgfältig der jeweiligen Situation an. Sie fügt<br />

überzeugend hinzu: «Wir haben uns entwickelt, weshalb<br />

sollte es den Menschen in Afrika nicht auch möglich sein,<br />

sich auf ihre Weise zu entwickeln.»<br />

Als Beraterin aktiv in vier von fünf Kontinenten<br />

Nach dem Studium bewarb sich Anna Crole-Rees gleich für<br />

eine Stelle in der Republik Niger. Doch der schwarze Kontinent,<br />

wo die aus Indien stammende Mango tatsächlich<br />

angebaut wird, wollte seine Türen nicht öffnen für die<br />

junge Agronomin voller Tatendrang. Ihr Traum wäre beinahe<br />

geplatzt, erklärt sie: «Als Frau war es schwer, Mitte<br />

der 1980er Jahre eine Arbeitserlaubnis im ländlichen Afrika<br />

zu erlangen.» Nach fast vier Jahren <strong>als</strong> Beraterin im Kanton<br />

Waadt, einem Studienjahr in England und einer Doktorarbeit<br />

an der ETH Zürich wurde ihre Hartnäckigkeit belohnt:<br />

Als selbständige Agro-Ökonomie-Beraterin erhielt sie<br />

Mandate der UNO und von mehr <strong>als</strong> zwanzig anderen Institutionen<br />

im Bereich wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung. Endlich – ihre Mandate führten sie unter<br />

anderem nach Mali, Burkina Faso, Mosambik, Benin und in<br />

die Elfenbeinküste. Zentralasiatische, amerikanische und<br />

europäische Länder kamen später hinzu. Insgesamt hat sie<br />

rund vierzig Länder bereist, die Hälfte davon geschäftlich.<br />

Mit Mangos arbeitete sie auch – in Burkina Faso, Mali und<br />

Südafrika. Doch ihr Schwerpunkt lag bei anderen Früchten,<br />

bei Gemüse, Getreide sowie Baumwolle. Einer ihrer grössten<br />

Erfolge hatte sie, <strong>als</strong> das Handelsministerium eines zentralasiatischen<br />

Landes aufgrund ihrer Beratung die<br />

Exportstrategie von Früchten und Gemüse änderte.<br />

Als ProfiCrops-Leiterin hat Anna Crole-Rees die Sicherung der<br />

Zukunft des <strong>Schweiz</strong>er Pflanzenbaus zum Ziel.<br />

Eine Zukunft für den <strong>Schweiz</strong>er Pflanzenbau<br />

«Jeder Tag muss anders sein <strong>als</strong> der vorhergehende.<br />

Darum reise ich so gerne», betont Anna Crole-Rees.<br />

Schliesslich suchte sie eine neue Herausforderung und<br />

fand sie beinahe vor der Haustür – bei Agroscope. Im<br />

fachübergreifenden Agroscope-Forschungsprogramm<br />

ProfiCrops ist ihre Aufgabe die Sicherung der Zukunft<br />

des <strong>Schweiz</strong>er Pflanzenbaus unter weitgehend liberalisierten<br />

Marktbedingungen – perfekt für die Frau, die<br />

sich Veränderung und Weiterentwicklung auf die Fahne<br />

geschrieben hat, gerne reist und mit Menschen zusammenarbeitet.<br />

Als Leiterin von ProfiCrops will sie<br />

Kontakte zu Landwirten, Forschenden und Konsumenten<br />

in der ganzen <strong>Schweiz</strong> knüpfen, damit diese die<br />

Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anpacken können.<br />

Anna Crole-Rees sieht Parallelen zu ihren Auslandseinsätzen:<br />

«Der Kontakt zu den Menschen ist mir<br />

in jedem Land wichtig, denn Veränderungen lassen sich<br />

nur einleiten, wenn man die Leute überzeugt». Denn<br />

nur überzeugte Forschende diskutieren ihre Resultate<br />

im Licht einer wettbewerbsfähigen, umweltverträglichen<br />

Landwirtschaft. Und wer weiss, vielleicht werden<br />

bald Mango-Bäume für den Anbau im Tessin geprüft.<br />

Carole Enz, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW,<br />

8820 Wädenswil<br />

396<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 396, 2010


A k t u e l l<br />

N e u e P u b l i k a t i o n e n<br />

ART-Bericht 724<br />

Wiesen-Ernteprozesse<br />

und ihre Wirkung auf die Fauna<br />

April 2010<br />

Wiesen-Ernteprozesse<br />

und ihre Wirkung auf<br />

die Fauna<br />

ART-Bericht 725<br />

Moderne Agroforstwirtschaft in der <strong>Schweiz</strong><br />

Innovative Baumgärten: Produktivität und Wirtschaftlichkeit<br />

Mai 2010<br />

Moderne Agroforstwirtschaft<br />

in<br />

der <strong>Schweiz</strong><br />

Innovative Baumgärten:<br />

Produktivität und<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Jean-Yves Humbert, Nina Richner,<br />

Joachim Sauter und Thomas<br />

Walter, ART<br />

Ghazoul Jaboury, ETH Zürich<br />

Abb. 1: Wirksamkeit von ungemähten Bereichen <strong>als</strong> Refugium für Heuschrecken. Feld-<br />

Demonstration für IG Natur und Landwirtschaft Kanton AG (4.7.2009; Fotos: Jean-Yves<br />

Humbert, ART).<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Alexandra Kaeser, Firesenai<br />

Sereke, Dunja Dux, Felix Herzog,<br />

ART<br />

felix.herzog@art.admin.ch<br />

Abb. 1: Wertholzproduktion mit Vogelkirschen im Getreidefeld in Frankreich (F. Liagre,<br />

France).<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Forschungsanstalt Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART<br />

Tänikon, CH-8356 Ettenhausen,<br />

Redaktion: Etel Keller, ART<br />

Die ART-Berichte/Rapports ART<br />

erscheinen in rund 20 Nummern<br />

pro Jahr. Jahresabonnement<br />

Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements<br />

und Einzelnummern:<br />

ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen<br />

T +41 (0)52 368 31 31<br />

F +41 (0)52 365 11 90<br />

doku@art.admin.ch<br />

<strong>Download</strong>s: www.agroscope.ch<br />

ISSN 1661-7568<br />

Nach einer fundierten Literaturstudie<br />

wurde die Wirkung verschiedener Mähgeräte<br />

und der einzelnen Ernteschritte in<br />

einer Wiese auf Heuschrecken, Raupen<br />

und Attrappen aus Wachs untersucht. Die<br />

Studie dient <strong>als</strong> Grundlage für eine Fauna<br />

schonende Bewirtschaftung von «Naturschutz-»<br />

und «ökologischen Ausgleichswiesen».<br />

Die Experimente ergeben folgendeReihenfolgebezüglichdernegativen<br />

Wirkung der verschiedenen Mähgeräte:<br />

Trommelmäher mit Aufbereiter > Bucher<br />

mit Trommelmäher > Trommelmäher, Scheibenmäher<br />

oder Traktor-Balkenmäher > Hand-<br />

Motorbalkenmäher. Grossen Anteil an der<br />

negativen Wirkung haben die Traktorräder.<br />

Das folgende Zetten, Schwaden sowie<br />

das Aufladen des Heues verursachen je<br />

ebenso grosse Sterberaten wie die Mahd.<br />

Diese mit dem Traktor ausgeführten Folgeschritte<br />

können eine vergleichsweise<br />

weniger schädliche Wirkung durch eine<br />

Mahd mit dem Hand-Motorbalkenmäher<br />

beinahe aufheben. Der Einsatz des Aufbereiters<br />

führt auf den ganzen Ernteprozess<br />

bezogen zur höchsten Sterberate.<br />

Insgesamt überleben nur wenige Tiere bei<br />

den heute mehrheitlich üblichen Erntetechniken.<br />

Deshalb wurde untersucht, ob<br />

Heuschrecken während der Mahd in ungemähte<br />

Bereiche ausweichen. In ungeschnittenen<br />

Bereichen war die Heuschreckendichte<br />

am Ende der Ernte zwei bis drei<br />

Mal höher <strong>als</strong> vorher. Das Belassen von<br />

ungeschnittenen Bereichen wird empfohlen,<br />

um Wiesen bewohnenden Tieren das<br />

Überleben zu erleichtern (Abb. 1). Weitere<br />

Empfehlungen für eine Fauna schonende<br />

Grasernte werden begründet.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Forschungsanstalt Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART<br />

Tänikon, CH-8356 Ettenhausen,<br />

Redaktion: Etel Keller, ART<br />

Die ART-Berichte/Rapports ART<br />

erscheinen in rund 20 Nummern<br />

pro Jahr. Jahresabonnement<br />

Fr. 60.–. Bestellung von Abonnements<br />

und Einzelnummern:<br />

ART, Bibliothek, 8356 Ettenhausen<br />

T +41 (0)52 368 31 31<br />

F +41 (0)52 365 11 90<br />

doku@art.admin.ch<br />

<strong>Download</strong>s: www.agroscope.ch<br />

ISSN 1661-7568<br />

Bäume verschwinden zusehends aus dem<br />

<strong>Schweiz</strong>er Kulturland. Agroforstwirtschaft<br />

kann diesem Trend entgegenwirken, denn<br />

in Agroforstsystemen werden Bäume auf<br />

den gleichen Flächen gepflanzt, die auch<br />

dem Anbau einjähriger landwirtschaftlicher<br />

Nutzpflanzen für die Nahrungs- oder<br />

Tierfutterproduktion oder die Tierhaltung<br />

dienen.<br />

Was beinhaltet der Begriff Agroforstwirtschaft?<br />

Zum einen sind bekannte Systeme<br />

gemeint, wie sie traditionelle Hochstamm-<br />

Obstgärten oder Waldweiden darstellen,<br />

die zusehends Gefahr laufen, aus dem<br />

Landschaftsbild zu verschwinden. Andererseits<br />

zählen auch moderne Systeme wie<br />

die Wertholzproduktion auf Grünland<br />

oder im Acker dazu (siehe Abb. 1).<br />

Im vorliegenden Bericht werden verschiedene<br />

für die <strong>Schweiz</strong> in Frage kommende<br />

moderne Agroforstsysteme vorgestellt.<br />

Ihre Produktivität und Wirtschaftlichkeit<br />

wird mit jener von Monokulturen verglichen.<br />

Die Berechnungen zeigen, dass<br />

Agroforstsysteme produktiver <strong>als</strong> Monokulturen<br />

sind und, sofern Beiträge gesprochen<br />

werden, auch wirtschaftlich von Interesse<br />

sein können.<br />

ART-Bericht 724<br />

Nach einer fundierten Literaturstudie wurde die Wirkung<br />

verschiedener Mähgeräte und der einzelnen Ernteschritte<br />

in einer Wiese auf Heuschrecken, Raupen und Attrappen<br />

aus Wachs untersucht. Die Studie dient <strong>als</strong> Grundlage für<br />

eine Fauna schonende Bewirtschaftung von «Naturschutz-»<br />

und «ökologischen Ausgleichswiesen». Die Experimente<br />

ergeben folgende Reihenfolge bezüglich der<br />

negativen Wirkung der verschiedenen Mähgeräte: Trommelmäher<br />

mit Aufbereiter > Bucher mit Trommelmäher ><br />

Trommelmäher, Scheibenmäher oder Traktor-Balkenmäher<br />

> Hand- Motorbalkenmäher. Grossen Anteil an der<br />

negativen Wirkung haben die Traktorräder.<br />

Das folgende Zetten, Schwaden sowie das Aufladen<br />

des Heues verursachen je ebenso grosse Sterberaten wie<br />

die Mahd. Diese mit dem Traktor ausgeführten Folgeschritte<br />

können eine vergleichsweise weniger schädliche<br />

Wirkung durch eine Mahd mit dem Hand-Motorbalkenmäher<br />

beinahe aufheben. Der Einsatz des Aufbereiters<br />

führt auf den ganzen Ernteprozess bezogen zur höchsten<br />

Sterberate. Insgesamt überleben nur wenige Tiere<br />

bei den heute mehrheitlich üblichen Erntetechniken.<br />

Deshalb wurde untersucht, ob Heuschrecken während<br />

der Mahd in ungemähte Bereiche ausweichen. In<br />

ungeschnittenen Bereichen war die Heuschreckendichte<br />

am Ende der Ernte zwei bis drei Mal höher <strong>als</strong> vorher.<br />

Das Belassen von ungeschnittenen Bereichen wird empfohlen,<br />

um Wiesen bewohnenden Tieren das Überleben<br />

zu erleichtern. Weitere Empfehlungen für eine Fauna<br />

schonende Grasernte werden begründet.<br />

ART-Bericht 725<br />

<strong>Schweiz</strong>er Kulturland. Agroforstwirtschaft kann diesem<br />

Trend entgegenwirken, denn in Agroforstsystemen werden<br />

Bäume auf den gleichen Flächen gepflanzt, die auch<br />

dem Anbau einjähriger landwirtschaftlicher Nutzpflanzen<br />

für die Nahrungs- oder Tierfutterproduktion oder<br />

die Tierhaltung dienen.<br />

Was beinhaltet der Begriff Agroforstwirtschaft? Zum<br />

einen sind bekannte Systeme gemeint, wie sie traditionelle<br />

Hochstamm- Obstgärten oder Waldweiden darstellen,<br />

die zusehends Gefahr laufen, aus dem Landschaftsbild<br />

zu verschwinden. Andererseits zählen auch moderne<br />

Systeme wie die Wertholzproduktion auf Grünland oder<br />

im Acker dazu.<br />

Im vorliegenden Bericht werden verschiedene für die<br />

<strong>Schweiz</strong> in Frage kommende moderne Agroforstsysteme<br />

vorgestellt. Ihre Produktivität und Wirtschaftlichkeit<br />

wird mit jener von Monokulturen verglichen.<br />

Die Berechnungen zeigen, dass Agroforstsysteme<br />

produktiver <strong>als</strong> Monokulturen sind und, sofern Beiträge<br />

gesprochen werden, auch wirtschaftlich von Interesse<br />

sein können.<br />

Alexandra Kaeser, Firesenai Sereke, Dunja Dux und Felix Herzog,<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Jean-Yves Humbert, Nina Richner, Joachim Sauter und Thomas Walter,<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Ghazoul Jaboury, ETH Zürich<br />

<strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 397–399, 2010<br />

397


Aktuell<br />

M e d i e n m i t t e i l u n g e n<br />

www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen<br />

22.09.2010 / ART<br />

Im Netz der Pilze<br />

Zürich ist zur Pilzhauptstadt der <strong>Schweiz</strong> avanciert. Heute<br />

wurde am Stadtrand die erste nationale Sammlung<br />

unterirdischer Knäuelpilze eröffnet. Pilzfäden halten das<br />

Leben auf der Erde zusammen. Denn sie liefern Bäumen,<br />

Gräsern und Nutzpflanzen überlebenswichtige Nährstoffe.<br />

Wegen ihrer enormen Bedeutung für das Ökosystem<br />

eröffnete heute die landwirtschaftliche Forschungsanstalt<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART die erste<br />

nationale Sammlung der so genannten Knäuelpilze, eine<br />

Gruppe der Mykorrhizapilze.<br />

19.09.2010 / SNG<br />

Equus helveticus – Ein weiterer Grosserfolg für das<br />

<strong>Schweiz</strong>er Pferd<br />

Die zweite Ausführung des neuen Pferdefestiv<strong>als</strong> Equus<br />

helveticus zog während vier Tagen (16. – 19. September<br />

2010) 20 000 Personen an und war ein Grosserfolg. Familien,<br />

Reiter und Züchter aus der ganzen <strong>Schweiz</strong> und dem Ausland<br />

bewunderten über 1000 Pferde in sämtlichen existierenden<br />

Pferdesport- und Pferdezuchtdisziplinen. Das Pferdefestival<br />

Equus helveticus bescherte Avenches ein<br />

einmaliges Wochenende.<br />

16.09.2010 / ART<br />

Ammoniak aus Ställen auf der Spur<br />

Laufställe sind bedeutende Quellen von Ammoniak. Jetzt<br />

zeigen Messungen, dass Ammoniakemissionen im Sommer<br />

besonders hoch sind. Kühe produzieren eine Menge Kot<br />

und Harn, die oft mehrere Stunden auf den Laufflächen<br />

liegen. Dabei entweicht Ammoniak. Das Problem: Der<br />

Landwirtschaft geht viel wertvoller Stickstoffdünger verloren,<br />

weil er sich buchstäblich in die Luft verflüchtigt.<br />

Ammoniak in der Atmosphäre kommt schliesslich mit dem<br />

Regen auf die Erdoberfläche und belastet dort <strong>als</strong><br />

Stickstoff¬dünger empfindliche Ökosysteme.<br />

neben vielen angesprochenen aktuellen Themen auch<br />

zahlreiche Aprikosensorten vorgestellt werden. Agroscope<br />

ACW bewertet an ihrem Standort in Conthey derzeit<br />

120 Aprikosensorten, die in der Zeit von Mitte Juni bis Ende<br />

September geerntet werden können.<br />

09.09.2010 / ART<br />

Identitäts-Chip am Ohr<br />

Das Leben eines Schweins könnte in Zukunft von der<br />

Geburt bis zur Schlachtung mittels elektronischen Ohrmarken<br />

rückverfolgt werden. Die Technologie dazu muss noch<br />

entwickelt werden.<br />

31.08.2010 / ART<br />

Landwirtschaftliche Einkommen sinken 2009<br />

Die wirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe ist 2009 weniger gut <strong>als</strong> 2008. Sowohl das landwirtschaftliche<br />

Einkommen je Betrieb <strong>als</strong> auch der Arbeitsverdienst<br />

je Familienarbeitskraft gehen zurück. Dies zeigen<br />

die definitiven Ergebnisse der Zentralen Auswertung von<br />

Buchhaltungsdaten der Forschungsanstalt Agroscope<br />

Reckenholz-Tänikon ART. 2009 beträgt das landwirtschaftliche<br />

Einkommen je Betrieb 60 300 Franken gegenüber<br />

64 100 Franken im Vorjahr (-6,0%). Der durchschnittliche<br />

Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft sinkt im Vergleich<br />

zu 2008 um 1,3 % (von 41 700 Franken auf 41200 Franken).<br />

13.09.2010 / ACW<br />

Agroscope ACW bewertet 120 Aprikosensorten, die<br />

zwischen Juni und September geerntet wurden<br />

Das Aprikosenfest vom 6 bis 8. August 2010 in Saxon hat<br />

viele tausend Menschen angelockt. In diesem Rahmen hat<br />

das kantonale Amt für Obstbau im Wallis in Zusammenarbeit<br />

mit der Forschungsanstalt Agroscope Changins-<br />

Wädenswil ACW einen gemeinsamen Informationstag<br />

organisiert. Anlässlich dieser Veranstaltungen konnten<br />

398 <strong>Agrarforschung</strong> <strong>Schweiz</strong> 1 (10): 397–399, 2010


Aktuell<br />

I n t e r n e t l i n k s<br />

V e r a n s t a l t u n g e n<br />

Geoportal des Bundes<br />

www.geo.admin.ch<br />

geo.admin.ch ist die Plattform für geolokalisierte Informationen,<br />

Daten und Dienste der Bundesverwaltung.<br />

Diese werden von öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung<br />

gestellt und via Internet auf geo.admin.ch öffentlich<br />

zugänglich gemacht. Sie beschreiben die Gegebenheiten<br />

eines Landes in Form von Koordinaten, Ortsnamen,<br />

Postadressen oder anderen Kriterien. Sie sind auf dem<br />

Geoportal des Bundes frei zugänglich.<br />

November 2010<br />

24.11.2010<br />

Ökobilanzen in der Landwirtschaft, ein Wegweiser<br />

zur Nachhaltigkeit – Abschlusstagung Projekt ZA-ÖB<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Reckenholz<br />

25. – 29.11.2010<br />

Agroscope an der AGRAMA<br />

Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP und ART<br />

Bern<br />

29.11. – 03.12.2010<br />

Winterbesuchswoche<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Reckenholz<br />

Dezember 2010<br />

V o r s c h a u<br />

November – Dezember 2010 / Heft 11 – 12<br />

Das Biotechnologielabor von<br />

Agroscope Changins-Wädenswil<br />

ACW konserviert, regeneriert<br />

und vermehrt viele Kulturpflanzen<br />

in vitro. (Foto: CRAFFT Kommunikation<br />

AG)<br />

02.12.2010<br />

Bioforschungs-Infotag<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Yverdon<br />

09.12.2010<br />

Bioforschungs-Infotag<br />

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Arenenberg<br />

09.12.2010<br />

Aktuelles aus der Aromaforschung<br />

Agroscope Liebefeld-Posieux ALP<br />

Liebefeld<br />

••<br />

In vitro Produktion von Kartoffel-Mikroknollen,<br />

C. L. Lê und D. Thomas ACW<br />

••<br />

Ursachen für verwachsene Unterspälten beim Rind,<br />

P.-A. Dufey und V. Gremaud ALP<br />

••<br />

Pflanzenschutzpraxis in einem Ackerbaubetriebsnetz<br />

von 1992 bis 2004, J. Dugon et al. Agridea und ACW<br />

••<br />

Standardoutput-Koeffizienten für <strong>Schweiz</strong>er<br />

Landwirtschaft, D. Schürch und D. Schmid ART<br />

••<br />

Ableitung der Stickstoffdüngungsnormen von<br />

Ackerkulturen, W. Richner ART<br />

••<br />

Chemische Kriegsführung zwischen Pilzen: ein Arsenal<br />

an bioaktiven Molekülen, S. Schürch et al. ACW<br />

••<br />

Die Brunst des Rindes automatisch erkennen,<br />

S. Kohler et al. SHL<br />

••<br />

<strong>Schweiz</strong>erische Sortenliste für Kartoffeln 2011,<br />

R. Schwärzel et al. ACW und ART<br />

Januar 2011<br />

13. – 16.01.2011<br />

Agroscope an der Swiss'Expo 2011<br />

Forschungsanstalten Agroscope ACW, ALP und ART<br />

Lausanne<br />

Informationen:<br />

www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen<br />

399


Mittwoch, 24. November 2010<br />

Ökobilanzierung landwirtschaftlicher Betriebe<br />

Abschlusstagung des Projekts Zentrale Auswertung von Ökobilanzen<br />

landwirtschaftlicher Betriebe<br />

Worum geht es?<br />

Die <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaft unternimmt seit 15 Jahren<br />

wichtige Anstrengungen, um die Produktion besser<br />

mit der Umwelt in Einklang zu bringen. Weitere<br />

Fortschritte erfordern eine verstärkte individuelle<br />

Gestaltung der einzelbetrieblichen Massnahmen. Es ist<br />

somit zentral, dass der Landwirt eine Rückmeldung<br />

über die Umweltwirkung seines Betriebes erhält und<br />

sie im Gesamtkontext einordnen kann.<br />

Das vom BLW und ART getragene, mehrjährige Projekt<br />

«Zentrale Auswertung von Ökobilanzen landwirtschaftlicher<br />

Betriebe» (ZA-ÖB) hat die Umweltwirkung<br />

von rund 100 <strong>Schweiz</strong>er Landwirtschaftsbetrieben ermittelt<br />

und sie zusammen mit der wirtschaftlichen<br />

Leistung ausgewertet. Dabei wurde der Einfluss zahlreicher<br />

Faktoren wie Betriebstyp, Produktkategorie<br />

und -menge, Landbauform, Region, Dünger, Energieträger<br />

oder Pestizide untersucht. Die daraus gewonnenen<br />

Ergebnisse dienen sowohl den teilnehmenden<br />

Landwirten (individuelle Rückmeldung), <strong>als</strong> auch der<br />

Öffentlichkeit.<br />

Anmeldung / Detailprogramm und Auskunft<br />

Anmeldungen bis zum 31. Oktober 2010.<br />

Detailprogramm unter www.agroscope.ch ><br />

Veranstaltungen<br />

Themen<br />

• Wie erfolgt eine betriebliche Ökobilanzierung?<br />

• Was sind die ökologischen Auswirkungen der untersuchten<br />

Betriebe?<br />

• Welches sind die bestimmenden Faktoren für einzelne<br />

Produkte und Betriebstypen?<br />

• Wie kann der Landwirt die Ökobilanzergebnisse in<br />

seinem Management integrieren?<br />

• Gibt es einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher<br />

und ökologischer Leistung?<br />

• Welche Schlussfolgerungen lassen sich für die <strong>Schweiz</strong>er<br />

Landwirtschaft ziehen?<br />

Zielpublikum<br />

Entscheidungsträger aus Verwaltung und Privatwirtschaft,<br />

Akteure aus der Wissenschaft und der landwirtschaftlichen<br />

Beratung, interessierte Landwirte.<br />

Ort und Zeit<br />

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART<br />

Vortragssaal<br />

Reckenholzstrasse 191, CH-8046 Zürich<br />

Mittwoch, 24. November 2010, 9.00 bis 16.45 Uhr<br />

www.agroscope.ch<br />

ins_oekobilanz_d_A4.indd 1 31.08.2010 17:14:56

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