40 Jahre Landkreis Fürth
40 Jahre Landkreis Fürth
40 Jahre Landkreis Fürth
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Liebe Mitbürgerinnen und Mit-<br />
bürger des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>,<br />
der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> in seiner heutigen Form, mit 14<br />
Gemeinden, besteht seit nunmehr <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n. Kommunen<br />
wie Großgründlach, Stadeln und Boxdorf<br />
wurden 1972 ausgegliedert. Neue Gemeinden des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> wurden Kirchfembach, der Markt<br />
Wilhermsdorf und das Gebiet der heutigen Stadt<br />
Stein. Unser <strong>Landkreis</strong> ist damit zwar zum flächenkleinsten<br />
in ganz Bayern geworden. Dennoch<br />
wurde mit dieser Reform der Grundstein für eine<br />
äußerst attraktive Wohn- und Arbeitsregion gelegt.<br />
War die Reform anfangs nicht ganz unumstritten,<br />
so steht heute fest: Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zählt in<br />
Nordbayern zu den wenigen Kreisen, die nach wie<br />
vor einen starken Zuzug verzeichnen. Aus 72.000<br />
Einwohnern im Jahr 1972 sind heute 115.000 geworden.<br />
Alle Generationen fühlen sich in unseren<br />
14 Gemeinden wohl. So feiern wir aktuell nicht nur<br />
den <strong>40</strong>. Geburtstag des <strong>Landkreis</strong>es: Vor 150 <strong>Jahre</strong>n<br />
wurde auch das Bezirksamt <strong>Fürth</strong> als Vorläufer des<br />
heutigen Landratsamtes gegründet.<br />
Die Ähre und das silberne Zahnrad in unserem<br />
Wappen weisen auf die Bedeutung der Landwirtschaft<br />
und der Industrie hin. Zu diesen beiden<br />
wichtigen Standortfaktoren sind im Laufe der<br />
letzten vier Jahrzehnte weitere dazugekommen:<br />
Der Dienstleistungssektor spielt bei uns heute eine<br />
große Rolle, aber auch viele mittelständische Firmen,<br />
die in ihrem Segment Marktführer sind, haben<br />
sich im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> angesiedelt. Darüber hinaus<br />
haben wir uns als familienfreundlicher <strong>Landkreis</strong><br />
Grußwort Landrat Matthias Dießl<br />
etabliert. Allen Bürgerinnen und Bürgern sowie<br />
Bundestags- und Landtagsabgeordneten, Bezirksräten,<br />
Landräten, Bürgermeistern, Kreis-, Stadt-<br />
und Gemeinderäten, die in an diesem erfolgreichen<br />
Wandel beteiligt waren, ihn mitgestaltet haben,<br />
danke ich sehr herzlich. Unsere Region hat dadurch<br />
eine starke Identität erhalten.<br />
Identität hat viel mit Tradition und Traditionsbewahrung<br />
zu tun, aber sie erschöpft sich nicht darin.<br />
Damit bin ich bei dem, was jede Region eine eigene<br />
Unverwechselbarkeit gibt: Die Menschen vor Ort.<br />
Vieles, was unsere Orte lebens- und liebenswert<br />
macht, haben die Bürgerinnen und Bürger in gemeinsamen<br />
Anstrengungen erreicht. Ich selbst bin<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> groß geworden. Nach meiner<br />
Grundschulzeit bin ich auf das damals noch in Aufbau<br />
befindliche Gymnasium Langenzenn gewechselt.<br />
Ich erinnere mich noch gut an die erste Abiturklasse<br />
und den damit verbundenen Abischerz. Der<br />
<strong>Landkreis</strong> hat mit seinen drei Gymnasien, zwei Realschulen<br />
und dem Förderzentren gerade für junge<br />
Menschen heute beste Voraussetzungen. Ich lebe<br />
hier sehr gerne, weil der <strong>Landkreis</strong> besonders für<br />
junge Familien viel zu bieten hat.<br />
Trotz des starken Wachstums ist ein ausgeprägter<br />
Gemeinschaftssinn nach wie vor lebendig. Er<br />
kommt heute in Vereinen und Organisationen zum<br />
Tragen, in Nachbarschaftshilfe, den Hilfsorganisationen,<br />
in spontaner Spendenbereitschaft. Er kommt<br />
darin zum Tragen, dass sich die Bürgerinnen und<br />
Bürger mit ihren Anliegen einbringen, dass sie sich<br />
für ihre Ziele und das Gemeinwohl engagieren. Sie<br />
alle machen unseren <strong>Landkreis</strong> “Leistungsfähig.<br />
Lebensfroh” - ganz im Sinne unseres <strong>Landkreis</strong>-<br />
Slogans.<br />
Und deshalb können wir heute mit Zuversicht in<br />
die Zukunft blicken. Ich freue mich mit Ihnen die<br />
Zukunft des <strong>Landkreis</strong>es zu gestalten!<br />
Ihr<br />
Matthias Dießl,<br />
Landrat des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />
1
Liebe Bürgerinnen und Bürger<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>,<br />
der 1. Juli 1972 ist für Ihren <strong>Landkreis</strong> wie auch für<br />
alle anderen und für die kreisfreien Städte Bayerns<br />
ein denkwürdiges Datum. An diesem Tag wurde die<br />
Kreisgebietsreform wirksam. Seitdem bestehen anstelle<br />
der ehemals 143 <strong>Landkreis</strong>e nur noch 71 und<br />
anstelle der ehemals 48 kreisfreien Städte nur noch<br />
25. Viele <strong>Landkreis</strong>e nehmen ihren runden Geburtstag<br />
zum Anlass, ihre Entwicklung in den letzten vier<br />
Jahrzehnten zu feiern. Damit bestätigen sie auch<br />
den Erfolg der Reform.<br />
Auch Ihr <strong>Landkreis</strong> hat allen Grund, sein <strong>40</strong>-jähriges<br />
Bestehen zu feiern. Dabei waren die Startbedingungen<br />
für den neuen <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> nicht<br />
einfach. Er musste damals die Gemeinden Boxdorf,<br />
Grossgründlach, Neunhof, Sack, Stadeln und Vach<br />
an die kreisfreien Städte <strong>Fürth</strong> und Nürnberg abgeben.<br />
Dafür hat er mit den Gemeinden Stein b.<br />
Nürnberg vom <strong>Landkreis</strong> Nürnberg sowie Altkatterbach,<br />
Kirchfembach und Wilhermsdorf vom <strong>Landkreis</strong><br />
Neustadt a. d. Aisch auch einen nicht unerheblichen<br />
Gebietszuwachs erhalten.<br />
In dem neugebildeten <strong>Landkreis</strong> haben nun alle<br />
Bürgerinnen und Bürger bessere Lebensbedingungen.<br />
Vereint konnten in den vergangenen <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
alle wichtige Aufgaben erfüllt und die Effizienz der<br />
Verwaltung deutlich verbessert werden. Als einzi-<br />
Grußwort Innenminister Joachim Herrmann<br />
ger <strong>Landkreis</strong> hat <strong>Fürth</strong> den Sitz seiner Verwaltung<br />
verlegt. Mit dem neuen Landratsamt in der historisch<br />
bedeutsamen Kreisstadt Zirndorf haben die<br />
Bürger seit 2003 ein modernes und bürgerfreundliches<br />
Dienstleistungszentrum.<br />
Als „Wohlfühl-<strong>Landkreis</strong>“ der Europäischen Metropolregion<br />
Nürnberg ist der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ein<br />
attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort. Neben<br />
großen internationalen Unternehmen finden<br />
sich hier viele innovative Kleinbetriebe und mittelständische<br />
Firmen. Die Vorteile des Ballungsraums<br />
werden ideal mit der Lebensqualität eines ländlichen<br />
Gebiets kombiniert. Die Repräsentanten des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> und die Bürgerinnen und Bürger<br />
beglückwünsche ich zu Ihrem nun <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> alten<br />
<strong>Landkreis</strong>. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles<br />
Gute und Gottes Segen!<br />
Joachim Herrmann<br />
Bayerischer Staatsminister des Innern<br />
Mitglied des Bayerischen Landtags<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort des Landrates Matthias Dießl ............................................................ 1<br />
Grußwort des Innenministers Joachim Herrmann ........................................... 3<br />
Inhalt, Impressum, Bildrechte ............................................................................... 5<br />
Dank an beteiligte Firmen ..................................................................................... 9<br />
Interview mit Landrat Matthias Dießl ............................................................... 11<br />
Die Gebietsreform im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> .............................................................. 15<br />
Zu Gast bei Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh ......................................... 17<br />
Die Frau an der Spitze - Dr. Gabriele Pauli ...................................................... 19<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
- 150 <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong>verwaltung ............................................................................ 20<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1972-1998 ................................................................ 22<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1998 bis heute .......................................................... 24<br />
Die Entwicklung des Kreistags ............................................................................ 27<br />
Vom Amtsblatt zum <strong>Landkreis</strong>magazin ............................................................ 29<br />
Strukturwandel in der Landwirtschaft ............................................................. 31<br />
Tourismus im <strong>Landkreis</strong> ........................................................................................ 34<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> ............................... 37<br />
Helene Metz: Das lächelnde Gesicht der Metz-Werke .................................. <strong>40</strong><br />
Ein Landratsamt zieht um .................................................................................... 43<br />
Das zentrale Ausgleichsamt ................................................................................ 45<br />
Atemschutzzentrale und Feuerwehr .................................................................. 46<br />
Vom <strong>Landkreis</strong>bauhof zur Straßenmeisterei .................................................... 49<br />
Kommunale Abfallwirtschaft und Müllverbrennung .................................... 50<br />
- Deponien des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> ........................................................................... 53<br />
Die wichtigsten Investitionsentscheidungen des Kreistages ....................... 55<br />
Interview mit Graf von Faber-Castell ............................................................... 56<br />
Die Schulgeschichte .............................................................................................. 59<br />
Meilensteine in der Familienpolitik ................................................................... 63<br />
Interview mit Horst Brandstätter ....................................................................... 66<br />
Das Familienspiel ................................................................................................... 68<br />
Sicherster <strong>Landkreis</strong> in Mittelfranken .............................................................. 69<br />
Senioren im <strong>Landkreis</strong> .......................................................................................... 71<br />
Der Nahverkehr im Wandel der Zeit ................................................................. 72<br />
Wandel durch Wandel .......................................................................................... 76<br />
Wohnen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ................................................................................ 77<br />
Die Geschichte des Hainbergs ............................................................................. 78<br />
Die Entwicklung des Gesundheitswesens ........................................................ 81<br />
Von der Fürsorge zur Sozialpädagogik ............................................................. 85<br />
Fünf Stimmen zum Jubiläum .............................................................................. 86<br />
Die Aufgaben des Denkmalschutzes ................................................................. 87<br />
Ein Beispiel aus dem Vereinsleben ..................................................................... 89<br />
Die Stunde der Heimatvereine ............................................................................ 91<br />
Die <strong>Landkreis</strong>stiftung ............................................................................................ 93<br />
Der <strong>Landkreis</strong> heute – <strong>Landkreis</strong>karte .............................................................. 94<br />
Inhaltsverzeichnis 5
Gemeindeporträts<br />
Ammerndorf – Im Herzen des Bibertgrundes ..................................................... 97<br />
Cadolzburg – Fränkisches Kleinod mit historischem Kern ................................ 101<br />
Großhabersdorf – „Ganz großes Kino“ ............................................................. 105<br />
Langenzenn – Schul- und Kulturstadt .............................................................. 109<br />
Oberasbach – Das älteste Siedlungsgebiet im <strong>Landkreis</strong> .................................. 113<br />
Obermichelbach – Gewachsen, um zu bleiben ................................................. 117<br />
Puschendorf – Heimat der lieblichsten Madonna Frankens ........................... 121<br />
Roßtal – 1050 <strong>Jahre</strong> Heimat – offen und lebendig .......................................... 125<br />
Seukendorf – Erst „Hin zu <strong>Fürth</strong>“, dann zurück zum <strong>Landkreis</strong> ...................... 129<br />
Stein – Die Faberstadt im Grünen ...................................................................... 133<br />
Tuchenbach – Wohlstand im Grünen ................................................................ 137<br />
Veitsbronn – Meistermacher im Herzen des <strong>Landkreis</strong>es ................................ 141<br />
Wilhermsdorf – Offen für Neues ....................................................................... 145<br />
Zirndorf – Die heimliche Königin des <strong>Landkreis</strong>es ............................................ 149<br />
Der <strong>Landkreis</strong> vor 1972 – <strong>Landkreis</strong>karte ...................................................... 153<br />
Impressum<br />
Gesamtherstellung: SPM Verlag e.K. – Geschäftsführer Raimond Heinzl<br />
Liebigstraße 9, 91126 Schwabach, Tel. 09122 8888-30, Fax 09122 8888-31<br />
Internet www.spm-verlag.de<br />
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>.<br />
Änderungswünsche, Anregungen und Verbesserungen für kommende Auflagen<br />
nimmt die zuständige Verwaltung entgegen.<br />
Titel, Umschlaggestaltung sowie Art der Anordnung des Inhaltes sind zugunsten<br />
des jeweiligen Inhabers dieser Rechte urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und<br />
Übersetzungen sind – auch auszugsweise – nicht gestattet. Nachdruck oder jede<br />
Art der Reproduktion, gleich ob Fotokopie, Mikrofilme, Datenerfassung, Datenträger<br />
oder Internet nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!<br />
Nutzungsrechte von Fotos, Darstellungen und Kartographien:<br />
Landratsamt <strong>Fürth</strong>, SPM Verlag e.K., fotolia, Munck Immobilien, Hans Riegelein<br />
& Sohn GmbH & Co. KG, Manfred Bräunlein + Dr. Heinrich Dillmann (Archiv der<br />
Freunde der Nürnberg-<strong>Fürth</strong>er Straßenbahn e.V.), Christian Beutler, Herbert Reinl,<br />
Faber-Castell AG, Werner Schieche, Hans Werner Kress, Helmut Krämer, Satz-<br />
studio Schuh, Metz Werke GmbH & Co. KG, geobra Brandstätter GmbH & Co. KG,<br />
Helmut Krämer, Automobilclub Stein e.V.<br />
Historische <strong>Landkreis</strong>karte: Bernhard Spachmüller, Schwabach<br />
Graphik und Gestaltung: Landratsamt <strong>Fürth</strong>, SPM Verlag e.K. (Heike Pöhlmann)<br />
Redaktion: Landratsamt <strong>Fürth</strong>, SPM Verlag e.K. (Katja Kölbl)<br />
Anzeigen: SPM Verlag e.K.<br />
Druck: Druckerei Herrmann, Zirndorf<br />
Inhaltsverzeichnis • Impressum<br />
7
Ein Dankeschön an alle Unterstützer<br />
Erst durch die nachstehenden Unternehmen konnte die Erstellung dieser<br />
Festschrift ermöglicht werden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.<br />
3D-Technik Zehmeister GmbH 124<br />
ALDI GmbH & Co. KG 64<br />
AMM GmbH 8, 110<br />
Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin<br />
<strong>Fürth</strong> e.V. 92<br />
Armin Teichmann GmbH 14<br />
August PESE OHG 1<strong>40</strong><br />
Auto Graf GmbH & Co. KG 28, 48<br />
Auto Heine GmbH 134<br />
Autohaus Besenbeck GmbH 18<br />
Autohaus Grüner GmbH 112<br />
Autohaus Staudt 112<br />
Autolackiererei Zumpe 18<br />
Baier & Schwarzott Ingenieurges. mbH 138<br />
Bassalig Catering GmbH 116<br />
Baugeschäft Norbert Manteuffel 138<br />
Bayerisches Rotes Kreuz 82<br />
Beates Pflegeservice 70<br />
Buchhandlung Friedrich Höfler 114<br />
Cadolzburger Burgfestspiele e.V. 146<br />
CarPerform 118<br />
CrossLink Faserverbundtechnik<br />
GmbH & Co. KG 128<br />
dataform Gesellschaft mbH 96<br />
DB Media & Buch - DB Regio 74<br />
Diakonie-Gemeinschaft<br />
Puschendorf e.V. 120<br />
Diakonisches Werk <strong>Fürth</strong> 84<br />
die fotografin 130<br />
Eberlein Apparatebau GmbH 16<br />
ElringKlinger AG 32, 108<br />
Emil Müller GmbH (CeramTec) 26<br />
Eugen Ultsch Bauunternehmung 138<br />
Evang. Gemeinde- u. Wohltätigkeitsverein<br />
Cadolzburg 84<br />
Evangelischer Diakonieverein Stein e.V. 92<br />
Faber-Castell AG 58<br />
Fachklinik Weihersmühle 104<br />
Fahrschule Drive Zone GmbH 42<br />
fmf Familienbüro gGmbH 114<br />
FrauenWerk Stein e.V. 92<br />
G.M. Schaudi 130<br />
Gebrüder Lohnert GmbH 116, 142<br />
Gemeinde Veitsbronn (Veitsbad) 142<br />
Gemeindewerke Cadolzburg 98<br />
geobra Brandstätter GmbH & Co. KG 4<br />
Georg Hacker e.K. - Büromöbel 134<br />
GLM Chirurgische Gemeinschaftspraxis 82<br />
Golfanlage Puschendorf 88, 122<br />
GOOSportiv 126<br />
Graphite Materials GmbH 36, 150<br />
Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co. KG 10<br />
HOB GmbH & Co. KG 2, 102<br />
J.J. Weiler 44<br />
Jäger Erodiertechnik 98<br />
Jakob Gebäudesystem GmbH 44, 120<br />
Jörg Bäuerlein GmbH 118<br />
K&S Seniorenresidenz Zirndorf 70<br />
KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation<br />
e.V. 30<br />
Klosterhofspiele Langenzenn e.V. 90<br />
Konrad Schmidt GmbH 100<br />
Kristall Palm Beach 132<br />
Kühhorn GmbH 106<br />
Lennert Papeterie & mehr 114<br />
MAMMUT Werkzeugmaschinenfabrik<br />
GmbH 106<br />
Maxfeld Stanzbiegetechnik GmbH 54<br />
Motorrad Welling 126<br />
N-Ergie AG 12, 38<br />
NORMA Lebensmittelfilialbetrieb<br />
Stiftung & Co. KG 64<br />
ORGAPLUS Systemhaus GmbH 106<br />
Ottmar Buchberger Mech.-Werkst.<br />
GmbH 136<br />
Pflanzenhaus Schöner 84<br />
Pflege Direkt GmbH 104<br />
PHÖNIX Alten-Pflegeheim Veitsbronn<br />
GmbH 84<br />
Pillowfino 36<br />
Danksagung an beteiligte Firmen<br />
PRÜFREX Innovative Power Products<br />
GmbH 18<br />
PVL GmbH 128<br />
RA Mona Abdel Hamid u. Franz Fau 146<br />
Raiffeisen-Volksbank <strong>Fürth</strong> eG U2<br />
Rangau-Reisen Matthias Steinmetz<br />
GmbH 114<br />
ReifenMobil UG & Co. KG 126<br />
Rosa GmbH 134<br />
Sanitär-Team GmbH 138<br />
Scheiderer GmbH 44<br />
Schöner Rund um‘s Haus u. Steinmetz<br />
GmbH 146<br />
Schramm GmbH 130<br />
Schramm Küchengalerie 130<br />
Semper-Plastic B. Pomian GmbH 26<br />
Seniorenpflegehaus Sonnenbogen 70<br />
SIEGERT electronic GmbH 98<br />
sms engineering GmbH 80, 100<br />
Sozialpsychiatrischer Dienst 82<br />
Sparkasse <strong>Fürth</strong> 92, 152, U3<br />
Stadt Zirndorf (Bibert Bad Zirndorf) 62<br />
Städtisches Museum Zirndorf 62<br />
Stadtwerke Zirndorf GmbH 148<br />
Stechert Stahlrohrmöbel GmbH 144<br />
Ströbel GmbH 16<br />
SUS Elektro GmbH 142<br />
SWIETELSKY-FABER GmbH 98<br />
Swin Golf Horbach 62<br />
TSP Telecommunication Services & Products<br />
GmbH 1<strong>40</strong><br />
TucherBräu GmbH & Co. KG 90<br />
TÜV Süd 126<br />
VGN Verkehrsverbund Großraum Nbg.<br />
GmbH 74<br />
VIERA Wurm GmbH 138<br />
Warmuth Garten- u. Landschaftsbau 146<br />
Wertstoffzentrum Veitsbronn GmbH 64<br />
Wohlrab Aufdampftechnik GmbH 138<br />
Zettner Brillenfabrikation GmbH 120<br />
9
LeistungsFähig. LebensFroh.<br />
Landrat Matthias Dießl im Interview<br />
Wie würden Sie den <strong>Landkreis</strong> und seine Entwicklung<br />
seit 1972 in zwei Sätzen beschreiben?<br />
Unser <strong>Landkreis</strong>motto “Leistungsfähig. Lebensfroh”<br />
beschreibt den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> und vor allem die<br />
Menschen, die hier leben und sich auf unterschiedliche<br />
Weise engagieren, sogar mit nur zwei Worten<br />
sehr treffend. Die Entwicklung von 72.000 Einwohnern<br />
zu einer nach wie vor gefragten Zuzugsregion<br />
mit guten Infrastruktureinrichtungen und soliden<br />
Finanzen finde ich äußerst beachtlich.<br />
Wie beurteilen Sie die „Einigkeit“ im <strong>Landkreis</strong>?<br />
Sind die Gemeinden zusammengewachsen?<br />
Die Strukturreform wurde in den Anfangsjahren<br />
gerade von den Kommunen, die dem <strong>Landkreis</strong> neu<br />
zugeordnet worden sind, skeptisch bewertet. Veränderungen<br />
brauchen immer Zeit, bis sie in den<br />
Köpfen ankommen. Es waren viele kleine Schritte<br />
in den vergangenen <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n, die den <strong>Landkreis</strong><br />
aber insgesamt einen riesigen Schritt nach vorne<br />
gebracht haben. Dafür danke ich allen 14 Kommunen<br />
mit ihren Mandatsträgern aber auch den<br />
ehrenamtlich Engagierten. Ein Zeichen dieser Einigkeit<br />
ist beispielsweise das von allen Kommunen<br />
unterzeichnete familienpolitische Leitbild. Viele<br />
positive Entwicklungen waren und sind nur möglich,<br />
weil innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es insgesamt eine<br />
große Einigkeit besteht.<br />
Was empfehlen Sie Besuchern im <strong>Landkreis</strong><br />
unbedingt zu sehen oder zu besuchen?<br />
Wir haben für Besucher eine Menge zu bieten, z. B.<br />
Führungen durch die Cadolzburg oder das Schloss<br />
Faber-Castell und Action im Playmobil Fun-Park<br />
oder dem Kletterwald in Weiherhof. Im Sommer<br />
lohnt auch ein Besuch unserer Freibäder – zum<br />
Beispiel des Naturbads in Großhabersdorf, des Bibertbads<br />
oder des Veitsbads. Das Palm Beach bietet<br />
etwas für jedes Wetter und jeden Geschmack, ob<br />
Action oder Wellness. Für die kalte <strong>Jahre</strong>szeit bie-<br />
Interview mit Landrat Matthias Dießl 11<br />
tet sich der Besuch eines der zahlreichen Museen<br />
an, in denen Heimat-, Spielzeug- und Industriegeschichte<br />
erlebt werden kann. Besonders stolz sind<br />
wir auf unser gut ausgebautes Radwegenetz mit<br />
unterschiedlich langen Touren durch die schöne<br />
Landschaft des <strong>Landkreis</strong>es. Einen Überblick aller<br />
200 Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebote gibt<br />
es in unserer Freizeitbroschüre „LebensFroh“ oder<br />
auf unserer Homepage www.landkreis-fuerth.de.<br />
Worin sehen Sie die Besonderheiten des <strong>Landkreis</strong>es<br />
als Wohnstandort und Lebensraum?<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> bietet alle Vorzüge des Lebens<br />
auf dem Land, wie grüne Landschaften, viel Natur<br />
und einen starken Zusammenhalt in den örtlichen<br />
Gemeinschaften – ohne dabei aber auf die Vorteile<br />
einer Großstadt verzichten zu müssen. So verfügt<br />
der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> über eine hervorragende Anbindung<br />
an den gesamten Großraum per Auto, Bus,<br />
Bahn oder auch Fahrrad. Die kurzen Wege sind eine<br />
ganz große Stärke des <strong>Landkreis</strong>es. Hinzu kommt,<br />
dass der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zusammen mit den Kommunen<br />
sehr viel für ein familienfreundliches Umfeld<br />
tut – und das seit vielen <strong>Jahre</strong>n. Wir haben<br />
alle weiterführenden Schularten vor Ort und ein<br />
starkes Betreuungsangebot im Kindergarten- und<br />
Schulbereich. Der Ausbau der Betreuung für unter<br />
Dreijährige schreitet gut voran. Heute gibt es schon<br />
für 30% der Kleinen Plätze in Kindertageseinrichtungen<br />
und bei Tagespflegemüttern. Im nächsten<br />
Jahr soll am <strong>Jahre</strong>sende mit 48% ein bedarfsgerechtes<br />
Angebot erreicht werden. Darüber hinaus<br />
haben die Arbeitgeber bei uns erkannt, wie wichtig<br />
familienfreundliche Angebote sind, um Fachkräfte<br />
gewinnen oder halten zu können. Doch auch für<br />
unsere Seniorinnen und Senioren haben wir viel zu<br />
bieten. Mit unserem seniorenpolitischen Gesamtkonzept<br />
sorgen wir dafür, dass dies in der Zukunft<br />
so bleibt.
Was sind für Sie die typischen Charakteristika<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>?<br />
Ich finde es schön, dass Traditionen im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong> intensiv gepflegt werden. Damit ist klar: Es<br />
sind die Menschen, die unserem Kreis Identität und<br />
Charakter geben. Über 50 “Kärwas” locken bei uns<br />
jedes Jahr. Ich lade alle ein, mit uns zu feiern!<br />
Was macht den <strong>Landkreis</strong> als Wirtschaftsstandort<br />
interessant?<br />
Unsere hervorragende Infrastruktur bietet eine<br />
sehr gute Anbindung in alle Himmelsrichtungen.<br />
Wir haben qualifizierte, junge Menschen und gut<br />
ausgebildete Fachkräfte. Zudem sind die Gewerbeflächen<br />
und -steuern im <strong>Landkreis</strong> häufig günstiger<br />
bzw. niedriger als in der Großstadt. Die Wirtschaftsförderung<br />
des <strong>Landkreis</strong>es unterstützt und<br />
berät Firmen sehr gerne. Es gibt ein enges Netzwerk<br />
zwischen den Kammern und Verbänden. Mit<br />
regelmäßigen Wirtschaftskreisen sowie speziellen<br />
Angeboten wird dieses weiter ausgebaut und vor<br />
allen Dingen weiterentwickelt. Zudem sind die Bürgermeister<br />
der 14 Gemeinden aktive Wirtschaftsförderer<br />
vor Ort.<br />
Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben/<br />
Projekte des <strong>Landkreis</strong>es in den kommenden<br />
zehn <strong>Jahre</strong>n? Welche besonderen Herausforderungen<br />
sehen Sie insoweit?<br />
Den Kurs, den wir gemeinsam mit den Gemeinden<br />
und Städten eingeschlagen haben, gilt es fortzusetzen.<br />
Der demographische Wandel wird uns in<br />
allen Bereichen vor große Herausforderungen stellen.<br />
Solange wir noch Wachstumsmöglichkeiten<br />
haben, müssen wir diese sinnvoll nutzen. Gleichzeitig<br />
müssen wir die hohe Lebensqualität, die unsere<br />
Region auszeichnet, erhalten. Es geht darum den<br />
<strong>Landkreis</strong> weiter zu entwickeln, ihn aber nicht zu<br />
verbauen. Denn den grünen Charakter mit kurzen<br />
Wegen schätzen nicht nur unsere Bürgerinnen und<br />
Interview mit Landrat Matthias Dießl<br />
Bürger, sondern auch viele Naherholungssuchende<br />
und Besucher. Dieses Feld gilt es ebenfalls weiter<br />
auszubauen. Mit dem Palm Beach und dem Fun-<br />
Park haben wir starke überregionale Besuchermagneten.<br />
Mit einem attraktiven Angebot auf der<br />
herrlichen Cadolzburg gilt es einen weiteren zu<br />
schaffen. Die Energiewende macht ebenso vor unserer<br />
Tür nicht halt. Wir müssen diese nutzen, um<br />
lokale Wertschöpfung zu generieren und unseren<br />
Teil zum Gelingen beitragen. Unser Vorteil ist, dass<br />
wir die Zeichen der Zeit schon frühzeitig erkannt<br />
haben und nicht bei Null anfangen müssen, um<br />
diesen Wandel gut zu überstehen. Persönlich ist es<br />
mir wichtig, dass der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> auch in Zukunft<br />
ein Ort bleibt, an dem sich alle Generationen<br />
wohl fühlen. Dies alles auf der Basis geordneter Finanzen.<br />
Generationengerechtigkeit ist mir gerade<br />
als junger Landrat äußerst wichtig.<br />
13
Die Gebietsreform<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
Neue Einheit<br />
1972 bekam der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> durch die Gebietsreform<br />
seine heutige Gestalt. Heute, <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong><br />
später, feiert der <strong>Landkreis</strong> die Entstehung eines<br />
Bündnisses, durch dessen Durchsetzung sich manche<br />
Gemeinde in ihrer Existenz bedroht sahen. Andere<br />
nutzten die Chance, sich neu zu orientieren.<br />
In den vergangenen <strong>Jahre</strong>n wurden deshalb viele<br />
Verwaltungsgemeinschaften gebildet und wieder<br />
gelöst, Bündnispartner gesucht und neue Kompetenzen<br />
entwickelt. Dass es dabei auch ab und an<br />
Unstimmigkeiten gab, versteht sich von selbst. Und<br />
die gab es nicht nur hier. Denn im Rahmen der<br />
Neugliederung Bayerns in <strong>Landkreis</strong>e und kreisfreie<br />
Städte wurde die Zahl von 143 <strong>Landkreis</strong>e auf 71<br />
neue reduziert.<br />
Die Gebietsreform in Bayern (1971 bis 1980) hatte<br />
das Ziel, leistungsfähigere Gemeinden zu schaffen.<br />
Dies sollte durch größere Verwaltungseinheiten<br />
erreicht werden, die nach Ansicht der damaligen<br />
Staatsregierung effizienter arbeiten würden. Initiator<br />
der Reform war der CSU-Politiker Bruno Merk,<br />
der von 1966 bis 1977 Staatsminister des Inneren<br />
war. Sein Amtsnachfolger Alfred Seidl schloss die<br />
Gebietsreform ab. Die Umstrukturierung gliederte<br />
sich in zwei Abschnitte: 1972 wurde die Gebietsreform<br />
zur Neugliederung Bayerns in <strong>Landkreis</strong>e<br />
und kreisfreie Städte durchgeführt. Dabei verloren<br />
23 der vorher 48 kreisfreien Städte ihre Kreisfreiheit.<br />
Parallel dazu fand die kommunale Gebietsreform<br />
statt, die ab 1972 zuerst auf freiwilliger Basis<br />
begann und 1978 mit Zwangseingemeindungen<br />
endete. Dadurch verringerte sich die Zahl der bayerischen<br />
Gemeinden von 6.962 im Jahr 1970 um<br />
über zwei Drittel auf etwas mehr als 2.000 kreisangehörige<br />
Gemeinden.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verlor durch die Gebietsreform<br />
seine nördlichen, wirtschaftsstarken Gemeinden<br />
Großgründlach, Stadeln und Boxdorf mit Vach,<br />
Sack und Neunhof an die Städte <strong>Fürth</strong> und Nürn-<br />
Die Gebietsreform im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
berg. Damit ging der Verlust von 5.000 Einwohnern<br />
einher. Da der <strong>Landkreis</strong> dadurch zum flächenmäßig<br />
kleinsten <strong>Landkreis</strong> in Bayern wurde, stand sogar<br />
die Überlegung im Raum, das restliche Gebiet<br />
auf die Nachbarlandkreise Ansbach, Neustadt a.d.<br />
Aisch-Bad Windsheim und Nürnberg zu verteilen.<br />
Stattdessen erhielt der <strong>Landkreis</strong> als Ausgleich für<br />
den Verlust der Gemeinden die Stadt Stein, die<br />
damals zum <strong>Landkreis</strong> Nürnberg gehörte, sowie<br />
die Marktgemeinde Wilhermsdorf des<br />
ehemaligen Land-<br />
kreises Neustadt Neustadt a.d. a.d Aisch.<br />
Nach 1972 bildeten sich im <strong>Landkreis</strong> zwei unterschiedliche<br />
Pole. Der westliche Teil des Kreises blieb<br />
ländlich und landwirtschaftlich orientiert, während<br />
der östliche mit den drei Städten Stein, Oberasbach<br />
und Zirndorf zu einem Ballungsraum verschmolz.<br />
Die Nähe des <strong>Landkreis</strong>es zu den Städten Nürnberg,<br />
Erlangen und <strong>Fürth</strong> zog zudem viele Pendler an, die<br />
sich im ländlichen bzw. kleinstädtischen Bereich ein<br />
Häuschen im Grünen bauten. Der Sitz der Kreisverwaltung<br />
befand sich bis 2003 in der Stadt <strong>Fürth</strong><br />
und wurde mit dem Neubau des Landratsamtes in<br />
Zirndorf ins Kreisgebiet verlegt.<br />
15<br />
15
Kein anderer hat so viel Bezug zur Gebietsreform<br />
wie Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh (1972<br />
– 1990). Der Diplomkaufmann war nicht nur der<br />
erste Landrat an der Spitze des neu geschaffenen<br />
<strong>Landkreis</strong>es. Er verdankt sogar seine Kandidatur<br />
der bayerischen <strong>Landkreis</strong>reform. Ihretwegen wurde<br />
der gesetzliche Wahltermin für Landräte vom<br />
März in den Juni verlegt – ein Monat zu spät für<br />
Amtsvorgänger Heinrich Löffler, der im April seinen<br />
65. Geburtstag feierte und damit die Altersgrenze<br />
überschritt.<br />
Wie haben Sie die Gebietsreform erlebt?<br />
Die Eingliederung der Marktgemeinde Wilhermsdorf<br />
und der Stadt Stein verlief reibungslos. Den<br />
Steinern fiel es vor allem schwer, das Autokennzeichen<br />
„N“ gegen „FÜ“ einzutauschen. Mein erstes Ziel<br />
als Landrat war es, ein neues Kreisbewusstsein zu<br />
schaffen. Darum habe ich mich bemüht, die „Neuen“<br />
möglichst gut zu integrieren und beispielsweise<br />
den ersten Kreisbrandinspektor aus Wilhermsdorf<br />
berufen. Viele Gemeinden mussten sich im Zuge<br />
der Reform in Verwaltungsgemeinschaften zusammenschließen.<br />
Ich kann mich noch daran erinnern,<br />
dass der damalige Bürgermeister von Ammerndorf<br />
dagegen wie ein Löwe gekämpft hat.<br />
Welche Aufgabe lag Ihnen sehr am Herzen?<br />
Da gab es viele, aber eine der größten Herausforderung<br />
war der Aufbau der Schulen im <strong>Landkreis</strong>. Wir<br />
hatten zu der Zeit keine Gebäude! Um Zeit gut zu<br />
machen, gab es für das Schulzentrum Oberasbach<br />
keinen Architektenwettbewerb. Die Ausschreibung<br />
beinhaltete Angebote für ein schlüsselfertiges Gebäude.<br />
Damit haben wir mehrere <strong>Jahre</strong> Planungszeit<br />
eingespart. In meiner Amtszeit wurden vier<br />
„Was die anderen können,<br />
können wir auch.“<br />
Zu Gast bei Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh<br />
Zu Gast bei Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh<br />
Schulen gebaut. Die Kreisumlage für die Gemeinden<br />
war dennoch eine der niedrigsten in Bayern.<br />
Deshalb war „Nachsparen“, das heißt, die Aufnahme<br />
langfristiger Darlehen zur Finanzierung der Investitionen,<br />
nötig. Das geschah mit Zustimmung<br />
aller Kreistagsfraktionen. Ein besonderes Anliegen<br />
war mir auch die Pflege des Brauchtums, bei der<br />
mich insbesondere Kreisheimatpfleger Helmut<br />
Mahr und Kreisarchivpfleger Dr. Michael Kroner<br />
sehr unterstützten.<br />
Worauf sind Sie stolz?<br />
Meine Arbeitsschwerpunkte waren Schulen, Straßen<br />
und die Abfallbeseitigung. In den 18 <strong>Jahre</strong>n<br />
meiner Amtszeit wurden Leistungen für eine ständig<br />
wachsende Bevölkerungszahl erbracht, wie sie<br />
noch in keiner Legislaturperiode vorher und nachher<br />
möglich waren, wie die Errichtung der drei<br />
Gymnasien. Außerdem habe ich mich für den Bau<br />
der Verbindungsstraße West von Dambach nach<br />
Altenberg und die Neuordnung der Bundesstraße<br />
8 mit der Ortsumgehung von Langenzenn stark gemacht.<br />
Für viele Erfolge hat mir mein Amtsvorgänger<br />
Heinrich Löffler den Weg geebnet.<br />
1977 habe ich die Feldgeschworenen-Versammlung<br />
ins Leben gerufen, 1985 kam der erste bayerische<br />
Sanitätszug in den <strong>Landkreis</strong>. 1989 haben wir<br />
ein Fahrzeug für die mobile Verkehrserziehung in<br />
Schulen beschafft.<br />
Wie würden Sie den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> beschreiben?<br />
Modern, dynamisch, fortschrittlich und sparsam.<br />
Wir waren und sind keine Hinterwäldler, sondern<br />
auf der Höhe der Zeit. Denn was die anderen können,<br />
können wir auch.<br />
17
Dr. Gabriele Pauli, Altlandrätin<br />
Von 1990 bis 2008 lenkte Dr. Gabriele Pauli den<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als Deutschlands jüngste Landrätin.<br />
Sie war zugleich die einzige weibliche Mandatsträgerin<br />
der CSU in einem solchen Amt. Nach 18<br />
Amtsjahren war sie 2008 nicht mehr zur Wiederwahl<br />
angetreten.<br />
Als Dr. Pauli das Amt 1990 antrat, war der <strong>Landkreis</strong><br />
einer der höchst verschuldeten in Bayern. Innerhalb<br />
von drei Wahlperioden war es gelungen, den<br />
Kreis auf einen soliden Finanzkurs zu bringen. Eines<br />
der bedeutendsten Zeichen für die wirtschaftliche<br />
Konsolidierung war die Einweihung des neuen<br />
Landratsamtes in Zirndorf im <strong>Jahre</strong> 2003. Mit dem<br />
Umzug des Verwaltungs-Hauptsitzes in den <strong>Landkreis</strong><br />
hat sie einen wichtigen Meilenstein zur Identifikationsbildung<br />
der Bürgerinnen und Bürger mit<br />
dem <strong>Landkreis</strong> umgesetzt.<br />
Kurz nach ihrer Wahl stand die Zirndorferin bereits<br />
vor einer großen Herausforderung: Die Einrichtung<br />
einer Deponie in Schwaighausen 1991 sorgte für<br />
Wirbel. Das Verfahren lief bereits, bevor Dr. Pauli<br />
Landrätin wurde. Als die Deponiepflicht Ende 1992<br />
aufgehoben und das Verfahren eingestellt wurde,<br />
war diese erste Bewährungsprobe überstanden.<br />
Dennoch blieb „Müll“ eines der wichtigsten Themen<br />
in der Amtszeit der Altlandrätin. Ein ökologischer<br />
Erfolg war die Stilllegung der Müllverbrennungsanlage<br />
1998 in Zirndorf nach 27 Betriebsjahren.<br />
Der Rückbau und die Entkontaminierung des Geländes<br />
von 2002 bis 2006 kostete dem <strong>Landkreis</strong><br />
nichts. Außerdem wurde in Dr. Paulis Amtszeit ein<br />
neues Müllkonzept für den <strong>Landkreis</strong> entwickelt,<br />
das zu einer Recyclingquote von nahezu 80 Pro-<br />
Die Frau an der Spitze<br />
des Landratsamtes<br />
Dr. Gabriele Pauli<br />
zent führte - das war bayernweiter Rekord. Dazu<br />
beigetragen haben vor allem die von 1991 bis 2001<br />
verwendeten roten Müllsäcke - ebenfalls ein Markenzeichen<br />
der Ära Pauli. 2001 musste dieses Erfolgsmodell<br />
aber aufgeben werden, nachdem neue<br />
EU-Arbeitsrichtlinien eingeführt worden waren.<br />
Vielen ist Dr. Gabriele Pauli durch ihr mobiles Büro<br />
- “ihr Handy” - in Erinnerung geblieben. Aufgrund<br />
dessen war sie während ihrer Amtsjahre immer und<br />
überall erreichbar. Da sie als alleinerziehende Mutter<br />
im Arbeitsalltag besondere Herausforderungen<br />
zu bewältigen hatte, brachte sie diese Erfahrungen<br />
auch ins Landratsamt <strong>Fürth</strong> ein. So wurde 1995 das<br />
„Hoffice“ (Homeoffice) eingeführt, wodurch Mitarbeiter<br />
teilweise von zuhause aus arbeiten konnten.<br />
Auch anderweitig übertrug die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin<br />
den Mitarbeitern eine<br />
stärkere Verantwortung, in dem sie die Budgetierung<br />
einführte. Der strikte Sparkurs weckte im<br />
<strong>Landkreis</strong> eine hohe Bereitschaft zum ehrenamtlichen<br />
Engagement, und viele soziale Projekte fanden<br />
Unterstützung durch Spenden. Vor diesem<br />
Hintergrund erfolgte die Gründung der <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />
<strong>Fürth</strong> im <strong>Jahre</strong> 2006.<br />
Grundsätzlich kann die Jugendarbeit als „Herzensangelegenheit“<br />
von Dr. Pauli gesehen werden. In<br />
die Jugendhilfe wurde fast eine Million DM investiert.<br />
Besonders erfolgreich startete der 1998 gegründete<br />
Präventionsverein 1-2-3 e.V. unter ihrem<br />
Vorsitz, mit dem der <strong>Landkreis</strong> Vorreiter in Bayern<br />
war. Auch das erste Familienpolitische Leitbild sowie<br />
das Bündnis für Familie entstanden unter ihrer<br />
Amtsführung.<br />
19
20<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
150 <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong>verwaltung<br />
1862 entstand das Königliche Bezirksamt <strong>Fürth</strong> als<br />
zentrale Verwaltungsstelle für einen Großteil des<br />
heutigen <strong>Landkreis</strong>es. Es wurde 1918 in „Bezirksamt<br />
<strong>Fürth</strong>“ und 1938 schließlich in „<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“<br />
umbenannt.<br />
Bis zum 19. April 1945 hatten Soldaten der 42.<br />
US-Division „Rainbow“ das Gebiet des <strong>Landkreis</strong>es<br />
besetzt, am 20. April nahm die US-Militärregierung<br />
in <strong>Fürth</strong> ihre Arbeit auf. Ihr waren die Gemeinden<br />
im <strong>Landkreis</strong> unterstellt. Am 1. Juni 1945 setzten<br />
die Amerikaner Friedrich Hörndlein als kommissarischen<br />
Landrat ein, der – mit einer kurzen Unterbrechung<br />
1947/48 – 13 <strong>Jahre</strong> im Amt war. Bei seinem<br />
Amtsantritt fand Hörndlein ein völliges Chaos<br />
vor. Es dauerte <strong>Jahre</strong>, bis er und die Mitglieder des<br />
Kreistages die elementarsten Grundlagen für das<br />
Leben im <strong>Landkreis</strong> schaffen konnten. Am 1. Mai<br />
1958 wurde der Landrat von Heinrich Löffler abgelöst,<br />
der bis zur Gebietsreform 1972 amtierte. Er<br />
widmete seine Amtszeit dem Aufbau der inneren<br />
Struktur.<br />
Schwierige Zeiten kamen Ende der 60er <strong>Jahre</strong> mit<br />
der beginnenden Gebietsreform auf den <strong>Landkreis</strong><br />
zu. Zum Ausgleich für die Gebietsverluste an Nürnberg<br />
und <strong>Fürth</strong> – der <strong>Landkreis</strong> verlor seine bisherigen<br />
Gemeinden Boxdorf, Großgründlach, Neunhof,<br />
Stadeln, Sack und Vach – erhielt er Kirchfembach,<br />
den Markt Wilhermsdorf und das Gebiet der heutigen<br />
Stadt Stein. Dennoch war <strong>Fürth</strong> zum flächenmäßig<br />
kleinsten <strong>Landkreis</strong> in Bayern geworden. Die<br />
gewaltigen Gebietsveränderungen traten am 1.<br />
Juli 1972 in Kraft. Dieses Datum war die Geburtsstunde<br />
des heutigen <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>. Der 1972<br />
neu gewählte Landrat Dr. Dietrich Sommerschuh<br />
löste Heinrich Löffler ab. Damals hatte der <strong>Landkreis</strong><br />
rund 78.000 Einwohner. In Dr. Sommerschuhs<br />
Amtszeit (1972-1990) fiel die Errichtung von drei<br />
Gymnasien, der Ausbau der Rothenburger Straße<br />
mit der Neukonstruktion der Fernabrücke über die<br />
Rednitz und der Bau der Verbindungsstraße West<br />
von Dambach nach Altenberg. Er setzte u. a. bei<br />
der Bundesregierung in Bonn die Neuordnung der<br />
Bundestraße 8 mit der Ortsumgehung von Langenzenn<br />
durch. Seine besondere Förderung galt der<br />
Pflege des Volkstums, des Brauchtums und des Heimatgedankens.<br />
Für seine Verdienste wurde er mit<br />
dem Ehrenring des <strong>Landkreis</strong>es ausgezeichnet.<br />
Ab dem 1. Mai 1990 stand mit Dr. Gabriele Pauli<br />
erstmals eine Frau an der Spitze des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Fürth</strong>. Ihr gelang es, die Verschuldung des <strong>Landkreis</strong>es<br />
von rund 25 Millionen Euro im Jahr 1990<br />
auf rund 12,8 Millionen Euro bis 2007 zu halbieren.<br />
<strong>Fürth</strong> wechselte damit im bayernweiten Vergleich<br />
aus der Gruppe der zehn meist verschuldeten<br />
<strong>Landkreis</strong>e (Platz 69 in 1990) in die Spitzengruppe<br />
der <strong>Landkreis</strong>e mit der niedrigsten Verschuldung<br />
(Platz 12 in 2005). Trotz der damit in Verbindung<br />
stehenden Sparmaßnahmen, konnte mit dem Neubau<br />
der Realschule Zirndorf gestartet werden. Die<br />
Gymnasien Oberasbach/Stein/Langenzenn, die<br />
Förderschule Cadolzburg und die Landwirtschaftliche<br />
Berufsschule bzw. Fachschule <strong>Fürth</strong> wurden<br />
umgebaut und auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Außerdem beschloss der Kreistag auf Vorschlag<br />
der Landrätin den Neubau von zwölf zusätzlichen<br />
Radwegeverbindungen. Ein wichtiges Projekt in<br />
der Amtszeit von Gabriele Pauli war der Neubau<br />
des Landratsamtsgebäudes im Pinderpark und die<br />
damit verbundene Verlegung des Amtes von <strong>Fürth</strong><br />
nach Zirndorf, die am 17. Dezember 2002 amtlich<br />
wurde. Seit dem 18. Februar 2003 befindet sich in
den modernen Glasbauten der neue Sitz des Landratsamtes<br />
<strong>Fürth</strong>.<br />
Landrätin Dr. Pauli verzichtete 2008 auf eine erneute<br />
Kandidatur. Landrat Matthias Dießl setzte<br />
sich bei der Kommunalwahl am 2. März 2008 mit<br />
50,3 Prozent der Stimmen gegen seine Herausforderer<br />
durch.<br />
Landrat Matthias Dießl legt seit Beginn seiner<br />
Amtszeit großen Wert auf Serviceorientierung<br />
und Kundenfreundlichkeit. So wurde der Internetauftritt<br />
komplett überarbeitet, Online-Formulare<br />
eingeführt und verschiedene Service-Portale (z. B.<br />
Familienatlas, Online-Zulassung, Veranstaltungskalender,<br />
Marktplatz) entwickelt, um den Kontakt mit<br />
dem Landratsamt so einfach wie möglich zu gestalten.<br />
Um den <strong>Landkreis</strong> noch bekannter zu machen<br />
gibt es seit 2010 einen Stand auf der CONSUMENTA<br />
in Nürnberg und seit 2011 eine Facebook-Seite zum<br />
Thema „Freizeit und Tourismus“.<br />
Aber auch im Finanzbereich begann 2010 eine neue<br />
(Zeit-) Rechnung: Das Landratsamt <strong>Fürth</strong> stellte<br />
seinen Haushalt von der sogenannten kameralen<br />
auf die kaufmännische Buchführung („Doppik“) um<br />
mehr Kostentransparenz zu schaffen. Parallel dazu<br />
wird der Bereich der Kostenrechnung komplett neu<br />
aufgebaut.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als Zuzugsregion beweist es –<br />
das Thema Familienorientierung steht im Fokus von<br />
Matthias Dießl. Die Dillenberg-Schule in Cadolzburg<br />
und das Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium<br />
in Oberasbach<br />
wurden energetisch<br />
saniert, in Langenzenn<br />
startete 2011der Neubau<br />
der Realschule. In den<br />
weiterführenden Schulen<br />
erfolgte die Einführung<br />
von Ganztagesklassen,<br />
die Kleinkinderbetreuung<br />
wurde dem steigenden<br />
Bedarf angepasst und die<br />
Kindertagespflege ausgebaut.<br />
Der Arbeitskreis „SeniorenpolitischesGesamtkonzept<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“<br />
behandelt regelmäßig relevante<br />
Themen. Die Seniorenpolitik<br />
des <strong>Landkreis</strong>es<br />
wurde 2010 vom Bayerischen<br />
Sozialministerium<br />
mit dem ersten Förderpreis<br />
ausgezeichnet.<br />
Ein wichtiges Ziel für die<br />
Zukunft ist der Ausbau<br />
der Cadolzburg sowie die<br />
Entwicklung eines entsprechendenNutzungskonzepts.<br />
Strukturdaten im Vergleich 1972 2011<br />
Gemeinden 24 14<br />
Einwohnerzahl 78.455 115.003<br />
Pro-Kopf-Verschuldung (�/Einwohner) 57 86<br />
Steuerkraft (�/Einwohner) 94,55 690,88<br />
Kreisstraßen (km) 99 123<br />
Kfz-Bestand 28.486 91.190<br />
<strong>Landkreis</strong>haushalt (Volumen in �) 11.348.123 89.994.194<br />
Kreisumlage (Umlagegrundlage in �/%) 8.537.629/35% 88.357.743/46,3%<br />
Bezirksumlage (Umlagesumme in �/%) 1.391.603/16,30% 22.266.151 / 25,20%<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
21
22<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1972 bis 1998<br />
1972<br />
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1990<br />
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1972<br />
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1990<br />
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1974<br />
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1991<br />
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1974<br />
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1993<br />
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1982<br />
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1994<br />
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1984<br />
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1994<br />
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1984<br />
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1995<br />
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Das letzte Kontingent der<br />
US Army verlässt die Kaserne<br />
in Zirndorf und<br />
macht den Weg frei für<br />
den heutigen Stadtteil<br />
Pinderpark<br />
1984<br />
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1995<br />
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1986<br />
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1997<br />
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Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1972 bis 1998<br />
1989<br />
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1998<br />
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23
24<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1998 bis heute<br />
1998<br />
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2008<br />
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2000<br />
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2009<br />
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Eigenständige Realschule<br />
seit SJ 2010/2011 im<br />
Kooperationsmodell mit<br />
Mittelschule Langenzenn<br />
2003<br />
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2010<br />
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2003<br />
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2010<br />
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2003<br />
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2010<br />
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2006<br />
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2010<br />
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2006<br />
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2010<br />
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2006<br />
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2011<br />
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2008<br />
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2012<br />
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Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1998 bis heute<br />
2008<br />
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25
Große Fragen im kleinen Kreis<br />
Die Entwicklung des Kreistags<br />
1972 war die SPD die stärkste Partei im Kreistag:<br />
Mit 27 Stimmen besaßen die Sozialdemokraten<br />
die Mehrheit gegenüber der CSU mit 16 Sitzen. Die<br />
FDP kam auf drei, die Parteilose Wählergemeinschaft<br />
(PWG) auf 4 Sitze.<br />
Es waren große Themen, um die sich die Politiker<br />
damals stritten: die Müllverbrennungsanlage Zirndorf<br />
und später die geplante Schwelbrennanlage,<br />
den Straßenbau und die fehlenden Schulen. Zeitzeugen<br />
berichten, dass es im jungen <strong>Landkreis</strong> bei<br />
den Kreistagssitzungen hoch herging. „Man stritt<br />
damals mehr um die Politik als um die Sache“, erinnert<br />
sich der CSU-Politiker Günter Gabsteiger, der<br />
seit 1972 im Kreistag sitzt.<br />
Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Virgilio<br />
Röschlein bewertet die Zeit anders. Von 1962 bis<br />
1994 setzte sich der ehemalige Zirndorfer Bürgermeister<br />
für das Zusammenwachsen der Gemeinden<br />
nach der Reform und für seine Heimatstadt ein.<br />
„Ich habe das Miteinander im Kreistag als sehr harmonisch<br />
erlebt und hatte zu allen Bürgermeistern<br />
einen guten Kontakt“, erinnert er sich. Und obwohl<br />
er zuerst erbittert gegen den Verlust der nördlichen<br />
Gemeinden wie Großgründlach, Stadeln und Boxdorf<br />
an Nürnberg kämpfte, setzte er sich nach der<br />
Reform für das Zusammenwachsen der Gemeinden<br />
ein.<br />
Nach Günter Gabsteiger war eine einstimmige Verabschiedung<br />
des Haushalts, wie es heute Usus ist,<br />
damals undenkbar – genauso undenkbar wie die<br />
jetzige Zusammensetzung des Kreistags. Die CSU<br />
führt mit 26 Sitzen, gefolgt von der SPD mit 19,<br />
den Freien Wählern mit sieben, dem Bündnis 90/Die<br />
Grünen mit fünf und der FDP mit drei.<br />
Parteikollege Hans Heckel kam 1978 in das Gre-<br />
mium und blieb ebenfalls 30 <strong>Jahre</strong>, bis 2008. Er<br />
vertrat als Steiner die Stadt, die neben Wilhermsdorf<br />
im Zuge der Gebietsreform neu zum <strong>Landkreis</strong><br />
gekommen war. An seine erste Fraktionssitzung<br />
erinnert er sich noch gut. „Das Schulzentrum in<br />
Oberasbach war total überfüllt. Wir mussten eine<br />
Die Entwicklung Kolumnentitel<br />
des Kreistags<br />
Lösung finden, wie es mit den Schulen weitergehen<br />
soll.“ 1978 lag die CSU nur noch zwei Sitze hinter<br />
der SPD mit 27 Sitzen und stellte die ersten Bürgermeister<br />
in Langenzenn, Wilhermsdorf und Obermichelbach.<br />
Auch Heckel erinnert sich an harte, politische Auseinandersetzungen<br />
und Rivalitäten zwischen den<br />
Gemeinden. „In den vergangenen Zeiten hat sich<br />
das aber eingespielt, die kämpferischen Zeiten sind<br />
vorbei“, weiß er. Eine Einschätzung, die Günter<br />
Gabsteiger bestätigt. „Die Kleinkriege sind vorüber<br />
und jede Kommune ist im Kreistag vertreten.<br />
Wir können stolz auf unserem <strong>Landkreis</strong> sein. Ich<br />
möchte hier nicht mehr wegziehen.“<br />
Für Virgilio Röschlein ist besonders wichtig, „dass<br />
die Menschen über die Gemeindegrenzen hinweg<br />
zusammengewachsen sind. Das hat mich sehr gefreut.“<br />
Die Entscheidungen, die der Kreistag in den vergangenen<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n getroffen hat, haben das Leben<br />
der Bürgerinnen und Bürger maßgeblich beeinflusst.<br />
Wahlperiode 1972 bis 1978<br />
Fraktionsvorsitzende:<br />
Albert Popp (CSU)<br />
Virgilio Röschlein (SPD)<br />
Helmut Stölzel (FDP)<br />
Friedrich Wallmüller (PWG)<br />
Wahlperiode 2008 bis 2014<br />
Fraktionsvorsitzende:<br />
Maximilian Gaul (CSU)<br />
Harry Scheuenstuhl (SPD)<br />
Johann Tiefel (FDP)<br />
Norbert Schikora (Grüne),<br />
Friedrich Biegel (FW)<br />
PWG<br />
4<br />
FDP<br />
3<br />
Grüne<br />
5<br />
FW<br />
7<br />
CSU<br />
26<br />
3<br />
FDP<br />
SPD<br />
27<br />
CSU<br />
16<br />
SPD<br />
19<br />
27
Vom Amtsblatt<br />
zum <strong>Landkreis</strong>magazin<br />
Mehr Information für die Bürger<br />
Das erste Amtsblatt des <strong>Landkreis</strong>es erschien 1962<br />
und wurde der neu erschienenen Zeitschrift „Der<br />
<strong>Landkreis</strong>“ beigelegt. Bald darauf verteilte man das<br />
Blatt auch über die Gemeinden an die Bürger und<br />
schließlich mit den Ausgaben der <strong>Fürth</strong>er Nachrichten.<br />
Am 7. Januar 1994 erschien die erste Ausgabe „Der<br />
<strong>Landkreis</strong> – Das Magazin mit den amtlichen Mitteilungen<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>“ in ungebundener<br />
Form mit 16 Seiten und einer Auflage von 42.325<br />
Stück. Ziel war es, den Bürgern die öffentlichen Bekanntmachungen<br />
ihres Heimatkreises regelmäßig<br />
kostenfrei zukommen zu lassen sowie mehr Service<br />
und Informationen zu bieten. Auch die Vereine und<br />
Gemeinden bekamen in dem Magazin ein Forum.<br />
Die inhaltliche Verantwortung für das Heft übernahm<br />
das Büro von Landrätin Dr. Gabriele Pauli.<br />
Schon mit der 17. Ausgabe 1995 erhöhte sich die<br />
Seitenzahl erstmals. Das erste gebundene Heft mit<br />
farbigem Mantel kam am 31. Januar 1997 in die<br />
Haushalte. Dies war auch verbunden mit einer Umbenennung<br />
– ab jetzt hieß es „<strong>Landkreis</strong>magazin -<br />
Das Magazin mit den amtlichen Mitteilungen des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>“. Erst drei <strong>Jahre</strong> später, im Januar<br />
2000, erschien das erste Heft mit einem farbigen,<br />
redaktionellen Teil.<br />
Neun <strong>Jahre</strong> lang blieb das <strong>Landkreis</strong>magazin nahezu<br />
unverändert, bis Matthias Dießl 2008 Landrat<br />
wurde und dem Kreis auch optisch eine neue<br />
Handschrift verlieh.<br />
Es wurde ein einheitliches, neues Design für den<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> entworfen. In diesem Zug veränderte<br />
sich auch das Layout des <strong>Landkreis</strong>magazins.<br />
Das neu gestaltete Heft erschien erstmals am<br />
22. Januar 2009. Das Magazin mit den amtlichen<br />
Mitteilungen des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> wird 14-tägig<br />
in einer Auflage von mittlerweile 54.300 Stück an<br />
alle Haushalte verteilt und ist das auflagenstärkste<br />
und am weitesten verbreitete Magazin im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong><br />
Vom Amtsblatt zum <strong>Landkreis</strong>magazin<br />
29
Strukturwandel<br />
in der Landwirtschaft<br />
Haupterwerbsbetriebe sind geblieben<br />
Mit der Eingemeindung der Stadt Stein im Jahr<br />
1972 ist der städtisch-geprägte Part des <strong>Landkreis</strong>es<br />
vergrößert worden, trotz allem ist der nördliche<br />
Teil des <strong>Landkreis</strong>es sehr ländlich und landwirtschaftlich<br />
geprägt.<br />
Entwicklung und politischer Rahmen<br />
Steigende Umweltprobleme führten in den 1970<br />
<strong>Jahre</strong>n zur zunehmenden Ausbildung eines Umweltbewusstseins<br />
in der Politik sowie in breiten<br />
Schichten der Bevölkerung. Galt die Intensivierung<br />
der landwirtschaftlichen Produktion in der Nachkriegszeit<br />
als Grundlage für die Sicherung der Ernährung,<br />
war die Landwirtschaft nun zunehmender<br />
Kritik ausgesetzt. Mit ihrer einseitig ökonomischen<br />
Ausrichtung wurde sie wesentlich für Landschaftszerstörung<br />
und Artenrückgang verantwortlich gemacht.<br />
Parallel zu diesen Umweltproblemen bahnte sich<br />
eine agrarpolitische Krisensituation durch wachsende<br />
Überproduktion und steigende „Subventionspreise“<br />
an. Als Instrument der Agrarstrukturverbesserung<br />
war die Flurbereinigung wachsender Kritik<br />
ausgesetzt. Eine intensive Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema Naturschutz und Landschaftspflege in<br />
der bayerischen Flurbereinigung war notwendig<br />
geworden. Das europäische Naturschutzjahr 1970<br />
erhöhte den Druck. Als Konsequenz dieser Entwick-<br />
Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />
lungen wurde 1976 das novellierte Flurbereinigungsgesetz<br />
verabschiedet, welches drei neue Zielrichtungen<br />
aufführte und somit den Wandel von<br />
einer zu agrarisch orientierten hin zu einer mehr<br />
gesamtplanerischen Betrachtungsweise vollzog:<br />
- die Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen<br />
(womit vor allem die Verbesserung<br />
der Produktivität gemeint war),<br />
- die Förderung der allgemeinen Landeskultur,<br />
sowie<br />
- die Förderung der Landentwicklung.<br />
Die Anerkennung der Tatsache, dass der ländliche<br />
Raum über die Funktion als Produktionsraum von<br />
Land- und Forstwirtschaft hinaus auch viel mehr<br />
der Erholung oder der Sicherung der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen dienen sollte führte dazu, dass<br />
die Landeskultur unter dem Aspekt der Landespflege<br />
endlich an Bedeutung und Schwung gewann.<br />
Diese geschickte Formulierung erlaubte den Vertretern<br />
der Landwirtschaft ebenso wie denen des<br />
Naturschutzes, aufeinander zuzugehen und nach<br />
Kompromissen zu suchen.<br />
Situation im <strong>Landkreis</strong><br />
Gerade der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> mit seiner Lage vor<br />
den Toren der Städte Nürnberg, <strong>Fürth</strong> und Erlangen,<br />
profitierte von dem neuen Erholungsaspekt.<br />
Ab 1976 nahm die Zahl der land- und forstwirt-<br />
31
32<br />
ANZEIGE<br />
Mobilität erfahren – Zukunft entwickeln.<br />
Die Ursprünge der ElringKlinger AG gehen in das<br />
Jahr 1879 zurück. Damals hatte Paul Lechler in<br />
Stuttgart ein Handelshaus für technische Produkte<br />
und Dichtungen gegründet. Um die Jahrhundertwende<br />
wurden die ersten Dichtungen an die Automobilindustrie<br />
verkauft, 1924 dann die ersten Zylinderkopfdichtungen<br />
in Großserie hergestellt – für<br />
den Opel „Laubfrosch“. Damit war der Grundstein<br />
für das heutige Kerngeschäft gelegt. Inzwischen<br />
sind Millionen Fahrzeuge täglich mit ElringKlinger-Technologien<br />
unterwegs: Zylinderkopf- und<br />
Spezialdichtungen, thermische und akustische Ab-<br />
schirmteile, Kunststoff-Gehäusemodule sowie Abgasreinigungsanlagen.<br />
Primär eingesetzt in Motor,<br />
Getriebe, Abgasanlage, Unterboden und Nebenaggregaten.<br />
Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz<br />
in Dettingen/Erms zählt damit zu den weltweit füh-<br />
renden Automobilzulieferern. Auch im Bereich der<br />
alternativen Antriebstechnologien ist ElringKlinger<br />
aktiv: Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien<br />
sowie Bipolarplatten oder komplette Brennstoffzellen-Stacks<br />
entwickeln und produzieren wir bis<br />
zur Serienreife. Mit innovativen Produkten zur<br />
Kraftstoffverbrauchs- und Emissionsreduzierung<br />
sowie einer zukunftsträchtigen Technologie-Pipeline<br />
im Bereich E-Mobility ist ElringKlinger bestens<br />
aufgestellt, technologisch anspruchsvolle Komponenten<br />
für alle Antriebstechnologien der Zukunft<br />
zu fertigen – von der weiteren Optimierung des<br />
Verbrennungsmotors bis hin zu Hybrid- und reinen<br />
Elektrofahrzeugen. Zudem bieten wir dem freien<br />
Ersatzteilmarkt mit Dichtungen, Dichtungssätzen<br />
und Serviceteilen ein umfassendes und hochwertiges<br />
Produktsortiment.<br />
• 1879 Paul Lechler gründet Handelshaus in<br />
Stuttgart (später Elring GmbH)<br />
• 1994 Fusion mit dem Klinger-Unternehmensbereich<br />
Automotive.<br />
Start der Elring Klinger GmbH<br />
• 2000 Börsengang der ElringKlinger AG; seit 2009<br />
im MDAX notiert<br />
Über 6.200 Mitarbeiter an <strong>40</strong> Standorten weltweit;<br />
200 Mitarbeiter am Standort Langenzenn<br />
795,7 Mio. EUR Konzernumsatz im Geschäftsjahr<br />
2010<br />
elringklinger AG<br />
90579 Langenzenn<br />
www.elringklinger.de
schaftlichen Betriebe von 1689 auf 552 im Jahr<br />
2009 drastisch ab. Gleichzeitig wuchs die Größe der<br />
verbliebenen Betriebe, bedingt durch die Subventionspolitik<br />
der EU, an. Auch die Zahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe im Nebenerwerb stieg. Trotz<br />
der steigenden Anforderungen (insbesondere im<br />
bürokratischen Aufwand), bewirten durch die fortschreitende<br />
Mechanisierung immer weniger Menschen<br />
einen landwirtschaftlichen Betrieb. Mit etwa<br />
56 Prozent ist die Haupterwerbslandwirtschaft im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> dennoch stärker verbreitet als in<br />
den Nachbarlandkreisen. Zum Vergleich: Im Gebiet<br />
<strong>Landkreis</strong>es Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen<br />
sind es gerade einmal ein Viertel.<br />
Situation heute<br />
Mit dem Rückgang der Landwirtschaft ist ein neues<br />
Problem aufgetreten: Tag für Tag verlieren wir<br />
wertvolle Äcker und Wiesen durch Überbauung und<br />
Versiegelung, die nicht mehr landwirtschaftlich ge-<br />
Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />
nutzt werden können. In Deutschland beträgt dieser<br />
Flächenverlust täglich rund 90 Hektar, also umgerechnet<br />
120 Fußballfelder. Allein in Bayern gehen<br />
täglich 20 Hektar verloren. Seit 1970 gingen der<br />
bayerischen Landwirtschaft über 500.000 Hektar<br />
Nutzflächen verloren. Das entspricht dem heutigen<br />
Acker- und Grünland von ganz Niederbayern.<br />
Klimaschutz und artgerechte Tierhaltung sind zunehmend<br />
wichtige Kaufmotive für den Verbraucher,<br />
so dass das Thema der Direktvermarktung immer<br />
mehr in den Mittelpunkt rückt. Zurzeit erarbeitet<br />
das Landratsamt <strong>Fürth</strong> in Zusammenarbeit mit der<br />
Gruppe junger Direktvermarkter und dem Amt für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in <strong>Fürth</strong> an<br />
einer Neuauflage der Direktvermarkter-Broschüre<br />
„Gutes aus dem <strong>Fürth</strong>er Land“. Damit will man auch<br />
Interessenten außerhalb des <strong>Landkreis</strong>es über die<br />
Standorte landwirtschaftlicher Direktvermarkter,<br />
Hofläden, Bauernmärkte sowie weiterer Anbieter<br />
informieren.<br />
33
34<br />
Tourismus im <strong>Landkreis</strong><br />
Vom beschaulichen zum attraktiven Freizeit-<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
Das Freizeitverhalten hat sich in den vergangenen<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n stark geändert. So war der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong> in den 70er <strong>Jahre</strong>n für die meisten wohl<br />
ein unbekanntes Fleckchen Erde. Die Leute wollten<br />
etwas erfahren, Erlebnis und Aktivität standen<br />
im Mittelpunkt. Zwar galt auch damals schon<br />
Deutschland als beliebtes Reiseziel, jedoch standen<br />
dabei die Alpen, das Fichtelgebirge oder der Bayerische<br />
Wald im Vordergrund. Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
konnte mit seiner ländlichen Idylle und den urigen<br />
Gastwirtschaften allein nicht trumpfen. Und von<br />
Attraktionen und Ausflugszielen wie die Cadolzburg<br />
war damals noch nicht die Rede.<br />
Während dieser Zeit, weitgehend abgeschieden<br />
vom Tourismus, wurden die Vereine in den Gemeinden<br />
groß. Sie boten denn ihren Bürgern Sportlichkeit<br />
und Geselligkeit für jedes Alter. Damals hieß es,<br />
dass jeder Gemeinde-Einwohner mindestens Mitglied<br />
in drei Vereinen sei.<br />
Mit zunehmender Bevölkerungszahl stieg auch das<br />
Anspruchsdenken an die Freizeitgestaltung. Entscheidend<br />
dabei war unter anderem die Verbesserung<br />
der Infrastruktur: die Flurbereinigung mit dem<br />
Ausbau der Feldwege, der Ortsverbindungsstraßen<br />
und der Radwege. Dadurch entstand ein brauchbares<br />
Wegenetz für Radfahrer, aber dennoch kein<br />
üppiger Kfz-Verkehr auf den Nebenstraßen. So<br />
konnte man seinen Ausflug in der leicht hügeligen<br />
Landschaft oder an den Flußgründen des Zenngrunds<br />
und Biberttals stressfrei genießen. Für die<br />
Besucher wurden die Dörfer und Ortsteile verschönert.<br />
Das Bild der „Käffer als Kuhdorf mit offenem<br />
Misthaufen“ verschwand. Die Gemeinden legten<br />
Wert darauf, ihre Dörfer zu schmücken. Es wurden<br />
Fachwerkhäuser renoviert und historische Ensembles<br />
ins rechte Licht gerückt.<br />
Vor etwa 15 <strong>Jahre</strong>n erwachte der <strong>Landkreis</strong> und seine<br />
14 Gemeinden endgültig aus dem touristischen<br />
Dornröschenschlaf. Sie erkannten das Potential,<br />
das der Großraum Nürnberg und die Metropolregion<br />
Nürnberg mit ihren 3,5 Millionen Einwohner<br />
bieten. Die entscheidenden Freizeit-Entwicklungen<br />
fanden ab Mitte der 90er <strong>Jahre</strong> statt. Die Hauptattraktionen<br />
im <strong>Landkreis</strong> sind:<br />
Der Playmobil FunPark<br />
Er wurde 2000 in Zirndorf eröffnet und dann stetig<br />
erweitert. Heute besuchen etwa 700.000 Gäste,<br />
sprich Familien aus nah und fern, jährlich unterschiedliche<br />
Themenwelten auf 90.000 m² und<br />
die wetterunabhängige Spielstadt mit 1.500 m².<br />
Das Kristall Palm Beach<br />
Das von der Stadt Stein erbaute Freizeit- und<br />
Vergnügungsbad wurde 1993 privatisiert und hat<br />
seitdem ständig an Attraktionen wie Thermen,<br />
Saunen, Wellness und Rutschanlagen hinzugewonnen.<br />
Über 700.000 Gäste aus dem nordbayerischen<br />
Raum besuchen es jährlich.<br />
Kulturelle und geschichtliche Attraktionen<br />
- Die Hohenzollernburg Cadolzburg ist das Wahrzeichen<br />
des <strong>Landkreis</strong>es und der gleichnamigen<br />
Marktgemeinde (siehe Ortsporträt Cadolzburg<br />
auf S. 101)<br />
- Im Schloss Stein der Familie Faber-Castell mit<br />
dem Museum Alte Mine (siehe Ortsporträt Stein<br />
auf S. 133) kann man die fränkische Industriegeschichte<br />
eindrucksvoll nachvollziehen.<br />
- Das städtische Museum Zirndorf bietet aktuelle<br />
Sonderausstellungen und die Entwicklungsgeschichte<br />
der Spielzeugindustrie.
- Die Klosterhofspiele im Klosterhof Langenzenn<br />
(siehe Ortsporträt Langenzenn auf S. 109) haben<br />
sich zu einem kulturellen Höhepunkt über die<br />
<strong>Landkreis</strong>grenzen hinaus etabliert.<br />
- Der Verein Cadolzburger Burgfestspiele e.V. organisiert<br />
Musicals und andere Kulturevents vor der<br />
historischen Kulisse der Cadolzburg.<br />
Daneben bietet der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> modernisierte<br />
Freibäder in Zirndorf und Veitsbronn sowie das<br />
Naturbad Großhabersdorf. Nicht zu vergessen sind<br />
auch Freizeiteinrichtungen wie der Kletterwald-<br />
Weiherhof bei Zirndorf, eine Swinggolf-Anlage in<br />
Horbach bei Langenzenn und eine Golfanlage in<br />
Puschendorf. Auf einem gut angelegten und beschilderten<br />
Radwegenetz lässt sich bestens die abwechslungsreiche<br />
Landschaft und die Nähe zur Natur<br />
genießen. Die leicht hügelige Landschaft ist von<br />
jung und alt allemal gut zu meistern und macht<br />
jede Tour zu einem besonderen Erlebnis.<br />
Als besonderen Service für Gäste und Einheimische<br />
pflegen die 14 <strong>Landkreis</strong>gemeinden einen gemeinsamen<br />
Veranstaltungskalender, der auch Online<br />
und für Smartphones verfügbar ist. Tagesaktuell<br />
werden Veranstaltungen und Wissenswertes über<br />
die eigenen Facebook-Seiten gepostet. Ganz aktuell<br />
wurde ein Freizeitatlas ins Leben gerufen, der<br />
rund 200 Möglichkeiten darstellt, wie man seine<br />
Freizeit im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verbringen kann.<br />
Auch wenn vor <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n noch niemand davon zu<br />
träumen wagte, kann heute mit Stolz behauptet<br />
werden, dass sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als attraktives<br />
Ausflugsziel für Gäste und Einheimische entwickelt<br />
hat. Vor allem Naherholungssuchende aus<br />
dem Großraum Nürnberg – <strong>Fürth</strong> - Erlangen finden<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> Platz für Erholung und Erlebnis.<br />
Ganz egal ob Freizeitangebote, Kultureinrichtungen<br />
oder die natürliche Vielfalt, der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
hat für jeden etwas zu bieten.<br />
Tourismus im <strong>Landkreis</strong><br />
35
Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />
seit der Gebietsreform<br />
Im Jahr 1972 und zuvor war der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
sehr landwirtschaftlich geprägt. Der Schwerpunkt<br />
lokaler Betriebe lag auf dem Handwerksbereich zur<br />
Versorgung der örtlichen Bevölkerung. Etliche industrielle<br />
Firmen belieferten Betriebe in Nürnberg.<br />
Das größte industrielle Unternehmen war – damals<br />
wie heute – A.W. Faber-Castell in Stein. Schon damals<br />
lebten eine große Zahl Pendler im Kreis, die in<br />
den Großraum Nürnberg fuhren, um dort zu arbeiten<br />
und gleichzeitig die Vorzüge eines „ruhigen“<br />
Landlebens im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> schätzten.<br />
Die wirtschaftliche Stärke des <strong>Landkreis</strong>es liegt in<br />
seiner breiten Aufstellung ohne Monostrukturen<br />
und Großindustrien. Die meisten Betriebe sind im<br />
produzierenden Gewerbe tätig, gefolgt vom immer<br />
stärker werdenden Dienstleistungssektor und<br />
von Betrieben des Handels und Verkehrs. Neben<br />
einigen großen, internationalen Unternehmen<br />
wie Geobra Brandstätter (Playmobil), A.W. Faber-<br />
Castell (Schreibgeräte<br />
und Kosmetika), Metz<br />
(Fernseher, Formenbau<br />
und Blitzgeräte), Riege-<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung 37<br />
lein (Schokoladen), Elring Klinger (Komponenten<br />
für Antriebstechnologien) oder Cadolto (modulare<br />
Gebäude) finden sich insbesondere viele innovative<br />
kleinere und mittlere Unternehmen wie Prüfrex<br />
(digitale Zündsysteme), CrossLink (Faserverbundlösungen)<br />
und dataform (Dialogservices). Auch<br />
der Handwerksbereich mit seinen Innungen ist ein<br />
wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder im <strong>Landkreis</strong>.<br />
Die Entwicklungssprünge der Wirtschaft gründen<br />
in der allgemeinen Entwicklung in den 60er, 70er<br />
und 80er <strong>Jahre</strong>n in Deutschland. Schlechte Erweiterungsmöglichkeiten<br />
aufgrund fehlender Gewerbeflächen<br />
in den Großstädten Nürnberg und <strong>Fürth</strong><br />
führten zur Abwanderung von Betrieben in den<br />
<strong>Landkreis</strong>. Bei gleichzeitiger Neuausweisung von<br />
Gewerbegebieten war nun auch ein großes Potential<br />
an Fachkräften für Firmen am Land vorhanden.
38 ANZEIGE<br />
Kein Futter mehr für Energiefresser<br />
Mit der persönlichen Energie- und Umweltberatung<br />
der N-ERGIE macht sich guter Rat schnell bezahlt.<br />
In Zeitungen, Broschüren und im Internet wimmelt es<br />
nur so von Energiespartipps. Doch wen fragt man, wenn<br />
nach der Recherche der Kopf brummt? Wenn man sich<br />
in der Fülle der Informationen und der Möglichkeiten<br />
verloren vorkommt?<br />
Einen persönlichen Ansprechpartner und Fachmann<br />
auch für knifflige Fragen finden Ratsuchende bei der<br />
Energie- und Umweltberatung der N-ERGIE.<br />
Die Energieberatung IMPULS gibt einen schnellen Überblick, bei der Energieberatung<br />
SPEZIAL geht es um eine detaillierte Analyse und Bewertung.<br />
Hilfe beim ersten Schritt<br />
Mehr als 2.200 Kunden nehmen das Angebot pro Jahr<br />
bereits in Anspruch. Viele sind entschlossen, den ersten<br />
Schritt zu tun und wollen nun wissen, wo sie am meisten<br />
bewirken. Diesen Überblick erhalten sie in der „Energieberatung<br />
IMPULS“, einem etwa 15-minütigen Gespräch,<br />
das telefonisch oder bei einem Besuch im N-ERGIE Centrum<br />
geführt werden kann. Die Beratung ist kostenlos<br />
und kann ohne Terminvereinbarung wahrgenommen<br />
werden.<br />
Fakten und Zahlen erleichtern die Entscheidung<br />
Wenn Investitionen ins Haus stehen, um der Energieeffizienz<br />
auf die Sprünge zu helfen, dann müssen Details<br />
auf den Tisch. Bei einem vorab vereinbarten Termin für<br />
die „Energieberatung SPEZIAL“ ist Zeit und Ruhe für eine<br />
eingehende Analyse der Ausgangssituation. „Im persönlichen<br />
Gespräch wird vieles klarer. Wir können Fakten<br />
und Zahlen an die Hand geben; das erleichtert den Kunden<br />
oft die Entscheidung“, fasst Harald Günzrodt, Leiter<br />
der Energie- und Umweltberatung, die Erfahrungen<br />
seines Teams zusammen. Die Energieberatung SPEZIAL<br />
kostet je nach Thema zwischen 19 und 39 Euro. Kunden<br />
der N-ERGIE kann dieser Kostenbeitrag über das CO2-<br />
Minderungsprogramm zurückerstattet werden.<br />
5 Ratschläge, die sich schnell bezahlt machen<br />
1) Alte Kühl- und Gefriergeräte ersetzen:<br />
60 % Einsparpotenzial<br />
Achten Sie beim Neukauf auf die Energie-Effizienz-Klasse<br />
A+ oder A++. Ein heutiges A-Modell braucht rund 25<br />
% mehr Strom als ein A+-Gerät und sogar 45 % mehr<br />
als ein A++-Gerät.<br />
2) Öfter Wasserkocher, Toaster oder Mikrowelle<br />
nutzen: 70 % Einsparpotenzial<br />
Wenn Sie für kleine Zubereitungen wie das Aufbacken<br />
der Brötchen den Herd auslassen, sparen Sie 70 % Energie<br />
3) Stand-by-Modus ausschalten:<br />
50 % Einsparpotenzial<br />
HiFi-Anlage, Fernseher & Co. sind im Stand-by-Modus<br />
wahre Stromfresser – auch wenn sie keinen Ton von sich<br />
geben. Daher diese Geräte immer ganz ausschalten.<br />
4) Abwasch dem Geschirrspüler überlassen:<br />
spart 75 % Wasser, 50 % Strom und viel Zeit<br />
Ein Geschirrspüler braucht für 1<strong>40</strong> Geschirrteile 10 Liter<br />
Wasser und 1,05 kWh Strom. Wenn Sie den gleichen<br />
Abwasch per Hand spülen, brauchen Sie <strong>40</strong> Liter Wasser<br />
und 2,0 kWh Strom.<br />
5) Glühlampen durch Energiesparlampen oder<br />
moderne LED-Lampen ersetzen:<br />
80 % Einsparpotenzial<br />
N-ERGIE Kunden, die Energiefressern auf der Spur sind, können für eine Woche<br />
kostenlos ein Strommessgerät leihen, um den Verbrauch ihrer Haushaltsgeräte<br />
zu messen.<br />
Nähere Informationen sowie Terminvereinbarung<br />
• im N-ERGIE Centrum,<br />
Südliche <strong>Fürth</strong>er Str. 14, 90429 Nürnberg<br />
• im Internet unter www.n-ergie.de/energieberatung,<br />
• per E-Mail unter energieberatung@n-ergie.de<br />
• oder telefonisch unter<br />
0911 802-58222, Mo. bis Fr. 8:00 bis 18:00 Uhr
Diese Entwicklungen brachten den <strong>Landkreis</strong> nach<br />
vorne. Doch es gab auch Rückschläge: 2002, in der<br />
Amtszeit von Dr. Gabriele Pauli, meldete die bayernweit<br />
bekannte Firma Möbel Krügel in Stein Insolvenz<br />
an. Ebenfalls schmerzlich war der Konkurs<br />
der Quelle AG im Jahr 2009. Über 1.500 der ehemals<br />
dort Beschäftigten kommen aus dem <strong>Landkreis</strong>.<br />
Allgemein betrachtet haben sich der <strong>Landkreis</strong> und<br />
seine Gemeinden nie zum Ziel gesetzt, ein absoluter<br />
Industriestandort zu werden. Dies ließe sich mit<br />
dem Anspruch „Wohnen im Grünen“ nicht vereinen<br />
und würde die Attraktivität der Gemeinden als<br />
Wohnort mindern. Die hohe Auspendlerquote zu<br />
den Arbeitsplätzen in den Großstädten wirkt auch<br />
nicht belastend, da sich die Arbeitsplätze quasi vor<br />
der eigenen Haustür befinden.<br />
Die einschneidenden Veränderungen der Gebietsreform,<br />
die den <strong>Landkreis</strong> zum flächenmäßig<br />
kleinsten <strong>Landkreis</strong> in Bayern machten, sieht man<br />
dort mittlerweile als Vorteil. Durch die kurzen Wege<br />
sparen sich die Bewohner Zeit und Energie. Innerhalb<br />
von maximal 25 Minuten kann man mit dem<br />
Auto jede Ecke des <strong>Landkreis</strong>es erreichen.<br />
Auch bei bundesweiten Rankings schneidet der<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> gut ab. So belegte er 2010 beim<br />
„Focus <strong>Landkreis</strong>ranking über Deutschlands erfolgreichste<br />
<strong>Landkreis</strong>e“ bundesweit Platz 15 von insgesamt<br />
393 <strong>Landkreis</strong>en. Der <strong>Landkreis</strong>test misst<br />
die Wirtschaftskraft der Regionen und Gemeinden.<br />
Beim bundesweiten Ranking des „Prognos AG Zukunftsatlas<br />
2010“ belegte der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> Platz<br />
99. Zum Vergleich: 2004 lag er auf Platz 250 und<br />
2007 noch auf Platz 195. Der Zukunftsatlas für<br />
Deutschlands 412 kreisfreie Städte und <strong>Landkreis</strong>e<br />
der Schweizer Denkfabrik Prognos AG erscheint<br />
alle drei <strong>Jahre</strong>. Er untersucht anhand verschiedener<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
sozialer und wirtschaftlicher Daten die Zukunftsperspektiven<br />
der Regionen in Deutschland. Zu<br />
der guten Platzierung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> beim<br />
„Deutschen Lernatlas 2011“ mit Platz 11 aus 144<br />
ausgewählten <strong>Landkreis</strong>en trägt die Nähe zu den<br />
Universitätsstandorten Nürnberg, <strong>Fürth</strong> und Erlangen<br />
bei.<br />
Die Spielzeugindustrie, für die der <strong>Landkreis</strong> im<br />
19. und 20. Jahrhundert berühmt war, spielt auch<br />
heute noch eine wichtige Rolle und ist nicht allein<br />
wirtschaftshistorisch bedeutsam. 18<strong>40</strong> begann die<br />
Spielzeugproduktion mit einfachen Babyrasseln aus<br />
Blech. Doch der Siegeszug des Kunststoffs brachte<br />
– neben der Konkurrenz aus Asien – für viele Zirndorfer<br />
„Blechbadscher“ nach etwa 100 <strong>Jahre</strong>n das<br />
Ende. Blechkreisel und Blechpuppenküchen „Made<br />
in Zirndorf“ sind heute nach wie vor im Spielwarenhandel<br />
rund um den Globus erhältlich. Doch<br />
die heute noch bestehenden Firmen wie Geobra<br />
Brandstätter (Playmobil) und Fuchs (spielstabil)<br />
stellten ihre Produktion ganz auf Kunststoffverarbeitung<br />
um. Heute gehört Geobra Brandstätter mit<br />
3520 Angestellten weltweit und einem Umsatz von<br />
505 Mio. zu den Schwergewichten in der Spielzeugbranche<br />
schlechthin. Andere Unternehmen,<br />
wie Schopper (Puppenküchen und -geschirr) und<br />
Rohrseitz (Kreisel), schufen sich mit der Weiterverarbeitung<br />
von Blech zu Autozubehör oder Blechverpackungen<br />
ein weiteres Standbein.<br />
Es zeigt sich, dass im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> eine gute Symbiose<br />
aus Wohn- und Wirtschaftsstandort besteht.<br />
Große und mittlere Betriebe bilden einen potenten<br />
Grundstock, der den <strong>Landkreis</strong> bei den Rankings als<br />
zukunftsorientiert und innovativ erscheinen lassen.<br />
Stadtnahes Wohnen im Grünen trägt zur Attraktivität<br />
ebenso bei, wie die Möglichkeit in einem gesunden<br />
Branchenmix seinen Arbeitsplatz zu haben.<br />
39
<strong>40</strong><br />
Das lächelnde Gesicht der Metz-Werke<br />
Seit 71 <strong>Jahre</strong>n ist Helene Metz im Unternehmen<br />
Sie gilt als Grande Dame der Unterhaltungselektronik,<br />
ist Trägerin des Verdienstkreuzes 1. Klasse der<br />
Bundesrepublik Deutschland und des Bayerischen<br />
Verdienstordens und hat zusammen mit ihrem<br />
Mann wie keine andere die Philosophie des Unternehmens<br />
geprägt: Helene Metz (87), Inhaberin<br />
und Beiratsvorsitzende der Metz-Werke in Zirndorf.<br />
Die gepflegte Dame mit dem schlohweißen<br />
Haar und den wachen, grünen Augen strahlt eine<br />
Lebensfreude und Autorität aus, die nicht nur ihren<br />
Mitarbeitern Respekt abverlangt. „Wenn ich an den<br />
Produktionshallen vorbeifahre und die Mitarbeiter<br />
Feierabend haben, muss ich beim Autofahren sehr<br />
aufpassen, weil viele stehenbleiben und mir winken“,<br />
erzählt die Unternehmerin mit einem Lächeln.<br />
Fast jeden Tag fährt die 87-Jährige in die Firma.<br />
Gleich der erste Parkplatz am Eingang vor der<br />
Hauptverwaltung ist für ihre silbergraue Limousine<br />
reserviert. Im Juli 2010 hat sich Helene Metz zwar<br />
offiziell aus der Unternehmensführung zurückgezogen,<br />
aber in wichtige Entscheidungen ist sie<br />
eingebunden und mit ihrer Erfahrung könnte man<br />
sich keinen besseren Berater vorstellen. Sie lässt es<br />
sich auch nicht nehmen beispielsweise zur IFA nach<br />
Berlin zu reisen um „ihre“ Händler dort persönlich<br />
zu begrüßen. Abschied nehmen will sie von dem<br />
Unternehmen genauso wenig wie ihre Mitarbeiter.<br />
„Frau Metz ist die gute Seele der Metz-Werke. Sie<br />
IST Metz“, sagen die Mitarbeiter. Helene Metz sagt:<br />
„Die Firma ist mein zweites Zuhause.“<br />
Durch ihre Präsenz lebt Helene Metz das, was Kunden,<br />
Lieferanten und Mitarbeiter an dem Familienbetrieb<br />
so schätzen. „Auf Metz kann man sich<br />
verlassen“, rezitiert die 87-Jährige die Firmenphilosophie.<br />
Und sie sagt es mit Nachdruck. Noch heute<br />
erzählen langjährige Mitarbeiter einander gerne<br />
die Episode, als „die Chefin“ 1995 zum Bayerischen<br />
Staatsministerium nach München fuhr, um sich für<br />
eine Bahn-Haltestelle am Firmenstandort einzusetzen.<br />
Noch im selben Jahr richtete die Deutsche<br />
Bahn die Haltestelle „Kneippallee“ ein und die Stadt<br />
Zirndorf baute die schmale Zufahrtsstraße zum<br />
Unternehmen zur „Paul-Metz-Straße“ aus. „Unsere<br />
Leute müssen ja irgendwie in die Firma kommen“,<br />
kommentiert Helene Metz ihren Einsatz entschieden.<br />
An der Seite ihres Mannes hat die gebürtige<br />
<strong>Fürth</strong>erin ein internationales Unternehmen aufgebaut<br />
und nach seinem Tod 1993 alleine weitergeführt.<br />
Doch die Komplimente über ihre „Verdienste“<br />
wischt die Fränkin mit einem Lächeln beiseite: „Das<br />
hat doch alles mein Mann gemacht.“ Die Entscheidung,<br />
dem Standort Zirndorf die Treue zu halten<br />
und das Unternehmen nicht zu verkaufen, hat<br />
jedoch sie alleine getroffen. Es folgten weitere,<br />
wegweisende Beschlüsse. In den <strong>Jahre</strong>n 2002 bis<br />
2004 veränderte sich die Unterhaltungsindustrie
adikal. Die Fernsehbildschirme wurden flach und<br />
die Sendetechnik digital. Der Maschinenpark und<br />
die Werkzeuge passten nicht mehr. Metz musste in<br />
neue Techniken investieren und klug haushalten.<br />
Und tat es – mit Erfolg. Von den über 70 Markennamen<br />
aus der Gründerzeit der Unterhaltungsindustrie,<br />
welche Produkte produziert und vertrieben<br />
haben, konnten sich nur wenige Hersteller halten<br />
wie Loewe oder Metz. Darunter ist Metz aber das<br />
einzige aus dieser Zeit stammende Familienunternehmen.<br />
Rund 90.000 Fernseher und weit über<br />
100.000 Blitzgeräte werden pro Jahr von den ca.<br />
600 Mitarbeitern entwickelt und gefertigt. Über die<br />
Hälfte der Metz Mitarbeiter stammt aus dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong>.<br />
In den deutschsprachigen Ländern stehen Metz<br />
TV-Geräte mittlerweile in vielen Fachgeschäften.<br />
Im Ausland ist die Firma jedoch vor allem für ihre<br />
Blitzgeräte bekannt, die in über 90 Länder exportiert<br />
werden. In der fränkischen Heimat Zirndorf<br />
hat das Familienunternehmen mit seiner Unterstützung<br />
für den Vestner Turm (1981) und die<br />
Paul-Metz-Halle (1984) sowie für den Bau der<br />
städtischen Bäder steinerne Spuren hinterlassen.<br />
1981 erhielt Paul Metz die Ehrenbürgerschaft der<br />
Stadt Zirndorf. Auch die Förderung sozialer Einrichtungen<br />
wie der Stadtjugendkapelle und der<br />
Altenheime lagen Herrn und Frau Metz immer am<br />
Herzen. „Wir gehen hier nicht mehr weg!“ sagt Helene<br />
Metz bekräftigend. Dabei spielte bei der Wahl<br />
des Firmenstandorts das Schicksal eine große Rolle.<br />
Denn die erste Halle in Zirndorf entstand erst 1956<br />
nach dem Brand der Tonmöbelfabrik in <strong>Fürth</strong>. „In<br />
der Not hat uns Zirndorf für den Kauf eines Grund-<br />
Helene Metz<br />
stückes die Hand ausgestreckt und<br />
wir haben gerne angenommen“,<br />
erinnert sich Helene Metz zurück.<br />
Noch heute ist sie dem damaligen<br />
Bürgermeister Virgilio Röschlein<br />
für sein Engagement dankbar. Seit<br />
dem ist in Zirndorf eine Halle nach<br />
der anderen entstanden. Heute<br />
sind es 14 Hallen auf 86.000 m²<br />
Grundfläche. Die Stadt Zirndorf<br />
und der <strong>Landkreis</strong> seien bis heute<br />
immer ein fairer Partner für Metz<br />
gewesen, erklärt die Firmeninhaberin.<br />
Doch für die Unternehmerin waren<br />
„ihre Leute“ die Motivation,<br />
am Standort festzuhalten. „Unsere<br />
Mitarbeiter haben uns in schweren<br />
Zeiten die Treue gehalten, und<br />
nach dem Tod meines Mannes<br />
konnte ich das Unternehmen doch<br />
nicht einfach verkaufen. Wer weiß<br />
schon, was mit den Mitarbeitern<br />
passiert wäre“, sagt Helene Metz.<br />
Die Inhaberin hat es darüber hinaus<br />
geschafft, weiterhin viele Händler<br />
an die Marke Metz zu binden – und<br />
auch ihre Mitarbeiter. Für diese steht<br />
die Tür ihres Büros immer weit offen. Selbst für die<br />
Zeit, in der sie nicht mehr die gute Seele der Firma<br />
verkörpern kann, hat Helene Metz vorgesorgt. Die<br />
1997 gegründete, gemeinnützige Paul und Helene<br />
Metz-Stiftung soll den Fortbestand der Firma in<br />
Zirndorf sichern.<br />
41
Von <strong>Fürth</strong> nach Zirndorf<br />
Ein Landratsamt zieht um<br />
Seit dem 18. Februar 2003 ist in dem modernen<br />
Glasbau in Zirndorf der neue Hauptsitz des Landratsamtes<br />
<strong>Fürth</strong> untergebracht. Der Neubau für<br />
die knapp 200 Mitarbeiter trägt offiziell den Namen<br />
„Landratsamt <strong>Fürth</strong> mit Sitz in Zirndorf“ und<br />
kostete knapp 14 Millionen Euro. Mit ihm entstand<br />
ein modernen Zweckbau mit 34.364 m³ umbauten<br />
Raum und einer Hauptnutzfläche von 5.561 m² auf<br />
einem 1,75 ha großen Grundstück.<br />
Die Kreisverwaltung auf dem Grundstück der ehemaligen<br />
Pinder-Barracks der Amerikaner ist Teil<br />
des Pinder Parks mit einer Realschule, dem neuen<br />
Dienstgebäude des Landratsamtes und weiteren<br />
Gebäuden. Nur der der markante Turm der Kaserne<br />
blieb erhalten. Mit seinem Namen erinnert der<br />
Komplex an den gefallenen Soldaten John Pinder,<br />
dem zu Ehren die US-Armee der ehemaligen Luftwaffenkaserne<br />
1945 den Namen Pinder-Barracks<br />
gegeben hatte. Die Kaserne in Zirndorf entstand<br />
vermutlich in den <strong>Jahre</strong>n 1936 bis 1939. Wie viele<br />
andere militärische Bauten dieser Zeit, wurde<br />
sie unter großem Zeitdruck errichtet. Die Folgen<br />
dieser schnellen Bauweise zeigten sich erst in den<br />
1990er <strong>Jahre</strong>n nach dem Abzug der US-Armee. Die<br />
Sanierung des maroden Bauwerks wäre dem <strong>Landkreis</strong><br />
teurer gekommen als ein Neubau. In der Kon-<br />
Der Umzug des Landratsamtes 43<br />
sequenz begannen im Juli<br />
2000 die Abbrucharbeiten.<br />
Vor 2003 war über 30 <strong>Jahre</strong><br />
lang der Stresemannplatz<br />
<strong>Fürth</strong> der Sitz des Landratsamtes.<br />
Das Amtsgebäude<br />
war zwischen 1964 und<br />
1966 erbaut worden. 1966<br />
wurde es bezogen und war<br />
bis 2003 Amtssitz. Doch der<br />
Platzmangel wurde mit den<br />
<strong>Jahre</strong>n und den wachsenden<br />
Aufgabenbereichen so groß,<br />
dass Nebenstellen in angemieteten<br />
Büros untergebracht<br />
werden mussten und<br />
die <strong>Landkreis</strong>verwaltung auf acht Gebäude verteilt<br />
war.<br />
Heute befinden sich in <strong>Fürth</strong> die Abteilung „Kommunale<br />
und soziale Angelegenheiten“ sowie die<br />
staatliche Rechnungsprüfung, die Abteilung „Gesundheitsbehörde“<br />
(die auch zuständig für die<br />
Stadt <strong>Fürth</strong> ist) und die Abteilung „Veterinärbehörde“.<br />
In der Dienststelle sind derzeit 125 Mitarbeiter<br />
beschäftigt.
Das zentrale Ausgleichsamt<br />
Von der Mammutbehörde zum Sachgebiet<br />
Das Zentrale Ausgleichsamt wurde am 1. Januar<br />
1996 als Ersatz für die bis dahin kommunalen<br />
Ausgleichsämter errichtet und dem Landratsamt<br />
<strong>Fürth</strong> zugeschlagen. Im Rahmen der Neuorganisation<br />
der Ausgleichsverwaltung in Bayern war es<br />
für den gesamten Regierungsbezirk Mittelfranken<br />
zuständig. Seine Aufgabe: Der Vollzug des Lastenausgleichsgesetzes,<br />
das Schäden und Verluste<br />
infolge der Vertreibungen und Zerstörungen der<br />
Kriegs- und Nachkriegszeit regulierte. Ferner waren<br />
die Ausgleichsämter für die Statusfeststellung von<br />
Spätaussiedlern zuständig. Ein Spätaussiedler, der<br />
diesen Status zugesprochen bekam, erhielt automatisch<br />
die deutsche Staatsbürgerschaft.<br />
Die damals 135 Mitarbeiter wurden jedoch nicht<br />
in <strong>Fürth</strong> untergebracht, wo sich kein passendes<br />
Gebäude fand, sondern in Nürnberg. 1998 wurde<br />
das Amt zum Zentralen Ausgleichsamt Bayern<br />
erhoben. Ihm wurden 13 bereits bestehende Ausgleichsamtsdienststellen<br />
als Außenstellen zugeordnet,<br />
die später stufenweise aufgelöst wurden.<br />
Die Zahl der insgesamt 638 Mitarbeiter (126 davon<br />
allein in Nürnberg) wurde jährlich um 30 Stellen<br />
verringert. In der Konsequenz musste das Zentrale<br />
Ausgleichsamt Bayern beim Landratsamt <strong>Fürth</strong><br />
eine Reihe von Aufgaben übernehmen.<br />
Da sich die Zahl der Anträge auf Lastenausgleich<br />
nach und nach verringerte und mittlerweile nur<br />
noch die bestehenden abgewickelt werden mussten,<br />
beschloss die Staatsregierung im November<br />
2003 die Auflösung des Amtes. 2004 wurde das<br />
Das zentrale Ausgleichsamt 45<br />
Zentrale Ausgleichsamt Bayern mit seinen zuletzt<br />
noch sieben Außenstellen aufgelöst. Da seine Zuständigkeiten<br />
im Bereich des Lastenausgleichs und<br />
des Flüchtlingswesens auf die Regierungen übertragen<br />
wurden, richtete man dementsprechend<br />
Ausgleichsamtsdienststellen in den sieben bayerischen<br />
Regierungsbezirken ein. Die Dienststelle für<br />
Mittelfranken blieb in der Marienstraße in Nürnberg,<br />
war aber nun der Regierung zugeordnet. Erst<br />
2010 wurde das Ausgleichsamt als selbstständiges<br />
Sachgebiet der Regierung von Mittelfranken aufgelöst<br />
und dem Sachgebiet 14 „Flüchtlingsbetreuung,<br />
Lastenausgleich, Oberversicherungsamt Nordbayern“<br />
zugeordnet.<br />
Übrigens: Zeitweilig (etwa 1992 bis 1994) war das<br />
Ausgleichsamt <strong>Fürth</strong> auch für die Durchführung<br />
des Lastenausgleichs im Freistaat Sachsen zuständig<br />
und unterhielt dazu Anlaufstellen in Sachsen,<br />
nämlich in Stollberg sowie in Bärenstein/Sachsen.
46<br />
„Wenn andere raus gehen,<br />
gehen wir rein.“<br />
Atemschutzzentrale und Feuerwehr<br />
Das Einsatzfeld der Feuerwehren und deren Gefahren<br />
fahren haben sich in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />
grundlegend verändert. Die<br />
neue Wohnungs- und<br />
Hausbauweise mit ihrem<br />
hohen Anteil an kunst-<br />
stoffhaltigen Materialien, ddie<br />
Lagerung von Kunst-<br />
dünger, der Transport von von gefährlichen (zum Teil<br />
giftigen) Gütern und hochtechnisierte hocht Industriean-<br />
lagen machen den Einsa Einsatz unabhängiger Atem-<br />
schutzgeräte dringend<br />
erforderlich. Dabei ist es<br />
nebensächlich, ob es<br />
sich um einen „kleinen“<br />
Wohnungsbrand oder od um einen Gefahr-<br />
guteinsa guteinsatz handelt. Atemschutzträger<br />
schu müssen bei<br />
einem eine Einsatz immer in der<br />
Lage sein, unter extremen<br />
Bedingungen Be mit einem<br />
Pressluftatmer Pr<br />
routiniert<br />
zu arbeiten.<br />
Nach mehreren vergeblichen<br />
Vorstößen im Jahr<br />
1979 19 durch Langenzenn<br />
beschloss be der Kreistag Anfang<br />
fa 1984 die Einrichtung<br />
einer ei Atemschutzzentrale<br />
in Oberasbach. Noch im<br />
selben selb Jahr wurde auf dem<br />
Grundstück Grunds des Bauhofes in<br />
Altenberg Altenb der Rohbau erstellt.<br />
Zwei <strong>Jahre</strong> Jah<br />
später, 1986, folgte
die Einweihung der 1,3 Millionen DM teuren Einrichtung.<br />
Der zweigeschossige Bau beherbergte im<br />
Erdgeschoss eine offene Garage für die landkreiseigenen<br />
Straßenbau-, Winterdienst sowie Müllfahrzeuge<br />
und zwei Katastrophenschutzfahrzeuge.<br />
Im Obergeschoss befindet sich unter anderem ein<br />
knapp 50 m² großer Schulungsraum, eine Atemschutz-werkstatt<br />
mit Lager und Kompressor-Raum<br />
sowie die Übungsanlage selbst. Deren Herzstück ist<br />
der Kommandoraum, auch Leitstand genannt. Von<br />
hier aus kann der gesamte Übungsablauf gesteuert<br />
und überwacht werden. Die Übungsstrecke selbst<br />
ist 60 Meter lang und nach einem Baukastensystem<br />
zusammengesetzt.<br />
32 Stunden dauert die Ausbildung als Atemschutzgeräteträger<br />
mit Chemieschutz, die von den<br />
ehrenamtlichen Mitgliedern der Kreisbrandinspektion<br />
durchgeführt wird. Kreisbrandrat Dieter<br />
Marx unterstehen in der Kreisbrandinspektion ein<br />
Kreisbrandinspektor als Stellvertreter und sieben<br />
Fachkreisbrandmeister. Zusammen führen sie die<br />
überörtlichen Schulungen für die 52 Freiwilligen<br />
Feuerwehren im <strong>Landkreis</strong> durch. Der Kreisbrandrat<br />
ist auch für die halbjährliche Prüfung der 600<br />
Atemschutzmasken und der 180 Atemgeräte verantwortlich.<br />
2012 soll die Atemschutzzentrale für<br />
150.000 Euro saniert werden. Dieter Marx ist erst<br />
der dritte Kreisbrandrat seit 1972. Vor der Gemeindegebietsreform<br />
gab es nur „Sprecher“ oder „Kreis-<br />
Atemschutzzentrale und Feuerwehr<br />
brandinspektoren“. 1973 bis 1983 war mit Alfred<br />
Gronau der erste Kreisbrandrat im Amt. Ihm folgte<br />
Walter Rosa, der bis 2001 blieb.<br />
Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> sind derzeit 2.158 Feuerwehrdienstleistende<br />
aktiv. Davon sind 225 männliche<br />
und 68 weibliche Feuerwehranwärter sowie 89<br />
Feuerwehrfrauen. Nachwuchssorgen gibt es bisher<br />
noch keine: Vor zehn <strong>Jahre</strong>n lag die Zahl aller<br />
Feuerwehrleute nur minimal höher bei 2.175. Im<br />
Wissen um den anstehenden demographischen<br />
Wandel beteiligt sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> dennoch<br />
an einer Werbekampagne des Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes.<br />
Die Aktion „Stell dir vor, du drückst und alle drücken<br />
sich“ will den Nachwuchs mit Busbeklebungen und<br />
Plakaten auf sich aufmerksam machen.<br />
Träger für die 116 Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge sind<br />
die Kommunen. Sie rückten im Jahr 2011 2.456 Mal<br />
aus – 2.065 Einsätze davon waren Technische Hilfeleistungen<br />
und 188 Brandeinsätze jeglicher Art.<br />
Zehn <strong>Jahre</strong> zuvor, 2001, waren die Einsatzzahlen<br />
mit 131 Brandeinsätzen und 1.122 Technischen<br />
Hilfeleistungen deutlich geringer.<br />
47
48<br />
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Im Geiste der Tradition Zukunft bewegen - Graf Automobile<br />
1947 gründete Wilhelm Graf im Alter von 27 <strong>Jahre</strong>n das Unternehmen<br />
als DKW-Vertretung in der <strong>Fürth</strong>er Herrnstraße. Seit<br />
1953 etablieren sich die „grafschen“ Betriebe entlang der <strong>Fürth</strong>er<br />
Schwabacher Straße als wahre Automeile.<br />
Mit den Marken Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi und Škoda<br />
sind die Betriebe der Graf Automobile heute ein wesentlicher<br />
wirtschaftlicher Faktor in der Metropolregion Nürnberg-<strong>Fürth</strong>.<br />
Im Jahr 2000 fusionierten die Firmen Autohaus Wilhelm Graf<br />
Volkswagen und Audi in <strong>Fürth</strong> mit den Firmen Autohaus Feser in<br />
Schwabach, sowie der Firma Autohaus Nopitschstraße in Nürnberg.<br />
Die Feser-Graf-Gruppe gehört heute zu den führenden Autohandelsgruppen<br />
in Deutschland.<br />
Die Familie Graf bleibt auch in zweiter als auch in dritter Generation<br />
dem Automobil treu, was sich in der Unternehmensweiterführung<br />
von Wilhelm Graf Junior im Mercedes-Benz-Betrieb<br />
in <strong>Fürth</strong> und Langenzenn widerspiegelt. Seine Tochter Vanessa<br />
Graf wird diese in naher Zukunft fortführen. Auch seine zweite<br />
Tochter Verena Graf ist erfolgreich als Betriebsleiterin des Audi<br />
Zentrum Nürnberg Fesers tätig.<br />
Die fünf Graf-Betriebe in <strong>Fürth</strong> und Langenzenn umfassen eine<br />
Ausstellungsfläche von 46.000 qm und beschäftigen 3<strong>40</strong> Mitarbeitern,<br />
davon 70 Auszubildende.<br />
In der heutigen globalisierten Welt steht das Unternehmen als<br />
inhabergeführte GmbH beispielhaft für Nachhaltigkeit, Kontinuität<br />
und Kompetenz. Entsprechend den Unternehmensleitlinien,<br />
in denen Kunden und Mitarbeiter als wichtigste und wertvollste<br />
Ressourcen gesehen werden, entsprechen die Dienstleistungen<br />
höchsten qualitativen Ansprüchen. Dabei stellt die Aus- und<br />
Weiterbildung der Mitarbeiter eine wichtigen Investition in die<br />
Zukunft dar.<br />
Fachkenntnis, freundliche und umfassende Beratung, erstklassige<br />
und zuverlässige Serviceleistungen, modernste Technik und<br />
Qualitätsarbeit aus der Werkstatt zeichnen die Betriebe aus.<br />
www.autohaus-fuerth.de<br />
Wilhelm Graf sen. Wilhelm Graf Vanessa Graf Verena Graf
Vom <strong>Landkreis</strong>bauhof<br />
zur Straßenmeisterei<br />
Der Kreis gibt Aufgaben ab<br />
Bis 1999 betrieb der <strong>Landkreis</strong> sowohl eine eigene<br />
Tiefbauverwaltung als auch einen eigenen <strong>Landkreis</strong>bauhof<br />
mit 15 Mitarbeitern in Altenberg und<br />
war für den Straßenunterhalt seiner Kreisstraßen<br />
verantwortlich. Die Zuständigkeit für die Kreisstraßen<br />
wurde 1999 an das Staatliche Bauamt Nürnberg<br />
übertragen. Die Mitarbeiter verblieben beim<br />
<strong>Landkreis</strong>. Hintergrund der Änderung war, dass der<br />
Freistaat Bayern eine Neuorganisation von Straßenbauamtsbezirken<br />
vermeiden wollte. Denn für<br />
einen wirtschaftlichen Betrieb von Straßenmeistereien<br />
muss eine gewisse Grundausstattung an<br />
Personal und Gerätschaften vorgehalten werden.<br />
Die Tiefbauverwaltung des <strong>Landkreis</strong>es wurde aufgelöst<br />
und durch eine Kontaktstelle ersetzt, die ein<br />
Landratsamt-Mitarbeiter besetzt und die für sämtliche<br />
mit den Straßen zusammenhängende Grundstücksangelegenheiten<br />
zuständig ist.<br />
Zwölf <strong>Jahre</strong> zuvor, 1987, hatte der Kreistag noch<br />
den Bau eines Sozialgebäudes für den Bauhof beschlossen.<br />
Die Zahl der Mitarbeiter des <strong>Landkreis</strong>es<br />
war damals mit den Männern der Müllabfuhr, des<br />
Tief- und Straßenbaues sowie des Hochbaubereiches<br />
und den damals zahlreichen AB-Maßnahmen<br />
stark angewachsen. In der Spitze waren es über 100<br />
Mitarbeiter. Dadurch war die Infrastruktur des Bauhofes<br />
nicht mehr ausreichend.<br />
Im Juni 1990 wurde der 562.000 Euro teuere Bau<br />
mit einer Grundfläche von 450 m² eingeweiht. Das<br />
Gebäude wurde vor allem in den <strong>Jahre</strong>n 1990 bis<br />
2004 intensiv genutzt. Dann wurde der Müllabfuhrbetrieb<br />
des <strong>Landkreis</strong>es Schritt für Schritt an<br />
externe Unternehmen vergeben. Der letzte Abfuhrbereich<br />
wurde 2004 an die Stadt Nürnberg über-<br />
Vom <strong>Landkreis</strong>bauhof zur Straßenmeisterei<br />
geben und mit ihm die verbliebenen Mitarbeiter.<br />
Nahezu im gleichen Zeitraum schrumpfte auch die<br />
Mitarbeiterzahl der Kfz-Werkstatt von ursprünglich<br />
fünf Mitarbeitern auf zwei im Jahr 2007.<br />
Bis zum Neubau der Straßenmeisterei Ammerndorf<br />
durch den Freistaat waren Personal und Gerät<br />
des Straßenunterhalts im Bauhof Altenberg<br />
untergebracht. Seit dem Umzug 2007 sind dort<br />
nur noch wenige, selten benötigte Gerätschaften<br />
geblieben. Die Freiflächen des Bauhofs werden<br />
jedoch weiterhin dauerhaft für die Lagerung<br />
von Schüttgut (Schotter, Splitt, Materialien für<br />
den Straßenbau) benötigt. Ein Teil der ehemaligen<br />
Verwaltungsräume im Bauhof ist zwischenzeitlich<br />
vermietet. Durch die Zusammenarbeit mit<br />
dem Staatlichen Bauamt Nürnberg, den<br />
technischen Fortschritt und den Umzug<br />
der Straßenmeisterei<br />
nach Ammerndorf<br />
wurde die Mitarbeiterzahl<br />
durch natürliche<br />
Fluktuation auf elf<br />
reduziert.<br />
49
50<br />
Kommunale Abfallwirtschaft<br />
und Müllverbrennung<br />
Die Recyclingmeister<br />
Die Geschichte der Müllabfuhr im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
begann 1965. Bis 1971 wurde der Abfall in der Deponie<br />
Wintersdorf abgelagert. Allerdings wurde der<br />
Müll nicht überall im <strong>Landkreis</strong>gebiet abgeholt. Erst<br />
mit der Gebietsreform 1972 übernahm der Kreis die<br />
Müllabfuhr im gesamten Gebiet.<br />
Das Müllheizkraftwerk<br />
1971 bis 1990 lieferte das Müllheizkraftwerk in<br />
Zirndorf Fernwärme an die benachbarten Wohn-<br />
und Gewerbegebiete. Doch nach einer negativen<br />
Rauchgasmessung im Juli 1990, musste die Müllverbrennungsanlage<br />
aufgrund überhöhten Dioxinausstoßes<br />
stillgelegt werden. 1991 schaltete man<br />
die Ofenlinie I endgültig ab, während die Linie II<br />
mit einer hochmodernen E-Filter-Anlage nachgerüstet<br />
wurde. Nach einer erneuten Überholung<br />
1995, dieses Mal mit Denox-Filtern, galt die Müll-<br />
verbrennungslange als die modernste Alt-Anlage<br />
Deutschlands. 1998 wurde das Kraftwerk nach 27<br />
<strong>Jahre</strong>n endgültig stillgelegt. Damit endete nach<br />
knapp 20 <strong>Jahre</strong>n der Eigenbetrieb der Müllverbrennungsanlage.<br />
Während der Betriebszeit wurden
Gesamtaufwendungen von 162,3 Millionen DM<br />
getätigt. In der Anlage wurden insgesamt 789.467<br />
Tonnen Müll verbrannt und 227.379 Megawattstunden<br />
Fernwärme erzeugt und abgegeben. Für<br />
den symbolischen Wert von 1 DM übernahm die<br />
Unternehmensgruppe Karl aus Innerzell die Anlage.<br />
Im Zuge der Abrissarbeiten musste auch der bisher<br />
dort angesiedelte Recyclinghof auf die Erd-Deponie<br />
bei Leichendorf verlegt werden. Der Rückbau<br />
der Müllverbrennungsanlage dauerte von 2002 bis<br />
2006. Danach wurde das Grundstück als Gewerbefläche<br />
verwertet.<br />
Recycling<br />
Parallel zur Müllverbrennung machte der <strong>Landkreis</strong><br />
frühzeitig erste Schritte in Richtung Recycling.<br />
1977 wurden Glascontainer, wenig später auch<br />
Papiercontainer und 1979 Gartenabfallcontainer<br />
landkreisweit aufgestellt. 1983 begann die mobile<br />
Problemmüllsammlung und wurde sukzessive ausgedehnt.<br />
Mittlerweile findet jährlich mindestens<br />
ein Sammeltermin in jeder Gemeinde statt.<br />
Kommunale Abfallwirtschaft und Müllverbrennung<br />
Der erste Abfallberater im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> nahm<br />
seinen Dienst 1989 auf, 1991 hatte er schon drei<br />
Kollegen. 1990 wurden die flächendeckende Papiertonnenabholung<br />
mit monatlicher Leerung<br />
eingeführt und Metallcontainer aufgestellt. 1991<br />
begann der Kreis die Biotonne und den Restmüllsack<br />
in Stein einzuführen. 1992 trat der Gelbe Sack<br />
seinen Siegeszug durch die Haushalte an und eine<br />
Großelektrogeräte-Sammlung wurde gegründet.<br />
Ein Jahr später löste der Sperrmüll auf Abruf die<br />
Straßensammlung ab. 1996 wurde eine E-Schrott-<br />
Sammlung bei den Wertstoffhöfen eingeführt und<br />
1998 bekamen die Biotonnen mit der EU-Norm<br />
eine neue Form, die alten Rundtonnen wurden abgeschafft.<br />
Durch die hohe Bereitschaft der <strong>Landkreis</strong>bürger<br />
zur Mülltrennung, mussten die beiden<br />
Wertstoffhöfe Zirndorf-Leichendorf und Langenzenn-Horbach<br />
vergrößert werden.<br />
Kennzahlen des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />
Die Recyclingquote im <strong>Landkreis</strong> hat sich konstant<br />
von 41 Prozent im Jahr 1991 auf 76 Prozent erhöht.<br />
Kurzzeitig stieg die Quote sogar auf 80 Prozent. Mit<br />
derzeit kontinuierlichen 76 Prozent liegt der <strong>Landkreis</strong><br />
bayern- und deutschlandweit deutlich über<br />
dem Durchschnitt. Durch das vorbildliche Trennverhalten<br />
ging die Restmüllmenge von 185 kg je<br />
Einwohner im Jahr 1986 auf 93 kg im Jahr 2011<br />
zurück. Da der <strong>Landkreis</strong> im Laufe der <strong>Jahre</strong> immer<br />
mehr Möglichkeiten zur Sammlung von Wertstoffen<br />
bereitgestellt hat, konnten überproportional<br />
hohe Mengen an Wertstoffen erfasst und recycelt<br />
werden. Waren dies 1986 noch 25 kg je Einwohner,<br />
so erhöhte sich die gesammelte Menge bis 2011 auf<br />
320 kg pro Bürger. Ziel des <strong>Landkreis</strong>es ist es, diese<br />
Menge nicht nur beizubehalten, sondern zukünftig<br />
noch zu steigern.<br />
51
52<br />
Restmüll-Entsorgung<br />
1987 gründeten die Kommunen im Rangau den<br />
Zweckverband zur Abfallbeseitigung Rangau, kurz<br />
ZAR. Mitglieder waren der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>, die<br />
Stadt <strong>Fürth</strong>, die Stadt Schwabach und der <strong>Landkreis</strong><br />
Neustadt/Aisch–Bad Windsheim. 1994 begann der<br />
Verband mit dem Bau einer Schwelbrennanlage.<br />
Wegen technischer Störungen im Probebetrieb<br />
ging sie aber nie ans Netz. Zum 31. Dezember 2000<br />
wurde der ZAR aufgelöst.<br />
Im Herbst 1993 wurden auch Cadolzburg, Langenzenn,<br />
Wilhermsdorf und Zirndorf an das Entsorgungssystem<br />
Biotonne angeschlossen. Auch hier<br />
wurden die Mülltonnen durch rote Restmüllsäcke<br />
ersetzt. 1994 folgten Ammerndorf, Großhabersdorf,<br />
Oberasbach, Obermichelbach, Puschendorf,<br />
Roßtal, Seukendorf, Tuchenbach und Veitsbronn.<br />
Zehn <strong>Jahre</strong> später, 2004, wurden die roten Restmüllsäcke<br />
wieder abgeschafft und durch Tonnen<br />
nach EU-Norm ersetzt.<br />
Seitdem werden die Restmüll-Behälter über ein<br />
Chipsystem erfasst. 1993 beauftragte der <strong>Landkreis</strong><br />
mittelständische Firmen mit der Müllabfuhr<br />
in Stein, Oberasbach und Zirndorf. Die übrigen Gemeinden<br />
wurden weiterhin von der landkreiseigenen<br />
Müllabfuhr bedient. 1999 schloss der <strong>Landkreis</strong><br />
eine Zweckvereinbarung mit der Stadt Nürnberg<br />
über die Entsorgung des Restmülls über die dortige<br />
Müllverbrennungsanlage. Seit 2004 erfolgt die<br />
Müllabfuhr im ländlichen <strong>Landkreis</strong> mit Oberasbach<br />
und Zirndorf durch eine beauftragte Privatfirma.<br />
Die Stadt Stein wird von der Abfall und Städterei-<br />
nigung Nürnberg (ASN) sauber gehalten. Im selben<br />
Jahr wurde die eigene Müllabfuhr endgültig aufgegeben<br />
und das <strong>Landkreis</strong>personal von der Stadt<br />
Nürnberg in der ASN übernommen.<br />
Wertstoffzentrum Veitsbronn GmbH<br />
Im August 1988 gründete der Evangelische Verein<br />
mit drei Mitarbeitern das Wertstoffzentrum Veitsbronn<br />
als gemeinnützigen Zweckbetrieb zur Förderung<br />
jugendlicher und erwachsener Arbeitsloser.<br />
Ziel des Betriebes ist unter anderem die Reduzierung<br />
des Müllaufkommens, die der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
finanziell seit 1995 mit maximal 66.000 Euro jährlich<br />
unterstützt.<br />
Im selben Jahr ergänzte man das Wertstoffzentrum<br />
um einen Gebrauchtwarenhof, in dem <strong>Landkreis</strong>bürger<br />
gebrauchsfähige Einrichtungsgegenstände<br />
kostenlos abgeben beziehungsweise von zu Hause<br />
abholen lassen können. In der Konsequenz sanken<br />
der Umfang des Sperrmülls und damit die Kosten<br />
der Müllbeseitigung. So wurden 2011 rund 627<br />
Tonnen an Einrichtungsgegenständen wiederverwendet.<br />
Zusätzlich sammelte der Gebrauchtwarenhof<br />
etwa 388 Tonnen Elektrogeräte, Bücher,<br />
Kleidung und vieles andere. Mittlerweile werden<br />
auch Kleidung, Bücher und andere Haushaltswaren<br />
entgegengenommen. Diese Dinge können sozial<br />
schwachgestellte Personen im angegliederten<br />
„Kaufhaus“ gegen einen geringen Betrag kaufen.<br />
Das Wertstoffzentrum beschäftigt derzeit 46 Mitarbeiter,<br />
davon 27 Personen in Beschäftigungsmaßnahmen.
Deponien des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />
Altdeponie Wintersdorf<br />
Betrieb von 1964 bis 1978<br />
Nach Übernahme der gesamten Müllabfuhr im<br />
<strong>Landkreis</strong> 1972 wurde jeglicher Abfall auf der landkreiseigenen<br />
Mülldeponie in Zirndorf-Wintersdorf<br />
abgelagert („Schuttberg“ Wintersdorf).<br />
1998 Teilabdichtung und Rekultivierung der Deponie<br />
Wintersdorf. Sie befindet sich nun in der Nachsorgephase<br />
(u. a. regelmäßige Grundwassermessung<br />
über mögliche Schadstoffverfrachtung).<br />
Altdeponie Leichendorf<br />
Betrieb von 1971 bis 1986<br />
Reststoff- und Schlackendeponie, insbesondere für<br />
Schlacke aus dem Müllheizkraftwerk Zirndorf.<br />
1996 Abdichtung und Rekultivierung. Danach wurde<br />
auf einer Teilfläche der Playmobil Funpark errichtet<br />
Altdeponie Wilhermsdorf<br />
Betrieb von 1978 bis 1988<br />
Ablagerung von Erde und Bauschutt.<br />
Kommunale Abfallwirtschaft und Müllverbrennung<br />
Altdeponie Siegelsdorf<br />
Betrieb von 1978 bis 1989<br />
Genehmigt zur Ablagerung von Erde und Bauschutt.<br />
Die Abschnitte 1 und 2 der Deponie wurden<br />
bereits rekultiviert und befinden sich in der Nachsorgephase.<br />
Auf einem Teil der Fläche (Abschnitt 3)<br />
wird ein Häckselplatz für Grüngut betrieben. Der<br />
Abschnitt 4 wird in 2012/2013 rekultiviert.<br />
Deponie Rangau (Zirndorf-Leichendorf)<br />
Betrieb seit 1979<br />
Bis 1994 Ablagerung von Erde und Bauschutt. Seit<br />
1994 darf nur noch unbelastete Erde dort abgelagert<br />
werden. Die Ablagerungskapazität reichen<br />
noch bis mindestens 2025<br />
Deponie Langenzenn-Horbach<br />
Betrieb seit 1989<br />
Zugelassen für Bauschutt- und Erdablagerungen.<br />
Bis 1998 Verfüllung der Kassette 1. Derzeit Verfüllung<br />
der Kassette 2. Danach steht noch eine dritte<br />
Kassette zur Verfügung. Kassette 1 wurde 2002 abgedichtet<br />
und rekultiviert.<br />
Nach momentanem Stand reichen die Ablagerungskapazitäten<br />
bis mindestens 2025<br />
53
Die wichtigsten Investitions-<br />
entscheidungen des Kreistages<br />
Eine Frage des Geldes<br />
In den vergangenen 39 <strong>Jahre</strong>n hat der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong> über 207 Mio. Euro in die Infrastruktur investiert.<br />
Davon entfielen über 134 Mio. Euro für den<br />
Hochbau, gut 60 Mio. Euro auf den Tiefbau, knapp<br />
13 Mio. Euro auf die Abfallentsorgung und rund<br />
44.000 Euro für den ÖPNV.<br />
Diese Summen schienen im Jahr der Gebietsreform<br />
1972 unerreichbar. Gerade einmal 11,3 Mio. Euro<br />
standen dem neu gestalteten <strong>Landkreis</strong> damals als<br />
Haushaltsbudget zur Verfügung. Heute kann der<br />
Kämmerer mit knapp 90 Mio. Euro haushalten.<br />
Doch auch die Zahl der <strong>Landkreis</strong>einwohner hat<br />
sich erhöht: Von 79.455 im Jahr 1972 auf 115.003<br />
(Stand: 30.6.2011) Bewohner.<br />
Am meisten Geld hat der <strong>Landkreis</strong> in den zurückliegenden<br />
Jahrzehnten – trotz rigoroser Sparmaßnahmen<br />
– in den Bau und die Sanierung der <strong>Landkreis</strong>-Schulen<br />
investiert.<br />
Ein weiteres großes Bauprojekt war der Neubau des<br />
Verwaltungsgebäudes des Landratsamtes im Pinderpark<br />
Zirndorf mit knapp 13,5 Mio. Euro.<br />
Zum Vergleich: Der Bau des alten Landratsamts am<br />
Stresemannplatz in <strong>Fürth</strong> 1967 kam auf knapp 2,6<br />
Mio. Euro. Allerdings sind nicht nur die Aufgaben,<br />
sondern auch das <strong>Landkreis</strong>personal in den vergangenen<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n kräftig gewachsen und zwar<br />
von 92 im Jahr 1972 auf 322 zum 1. Januar 2012.<br />
Zusammen mit dem Regierungspersonal arbeiten<br />
momentan <strong>40</strong>5 Personen im Amt.<br />
Investitionsschwerpunkte waren:<br />
1974-1980/2010-2012: Der Bau des Schulzen-<br />
trums (Gymnasium/Realschule) und Ausbau des<br />
Gymnasiums Oberasbach mit insgesamt 28 Mio.<br />
Euro.<br />
1980-1989: Der Neubau des Gymnasiums Stein mit<br />
13,71 Mio. Euro; zusammen mit der Zweifachturnhalle<br />
(4,36 Mio. Euro) wurden hierfür 18,07 Mio.<br />
Euro investiert.<br />
Die wichtigsten Investitionen des Kreistages 55<br />
1980-1990: Der Neubau des Gymnasiums Langenzenn<br />
mit 12,2 Mio. Euro. Für den Anbau von<br />
Fachräumen und Klassenzimmern kamen weitere<br />
3,5 Mio. Euro dazu. In den Gesamtkosten von 15,7<br />
Mio. Euro ist auch die dortige Zweifachturnhalle<br />
enthalten.<br />
1993–2000: Der Bau der Realschule Zirndorf mit<br />
Turnhalle für 18,3 Mio. Euro (Fertigstellung 1999).<br />
2010-2012: Der Neubau der Realschule Langenzenn<br />
mit 11,65 Mio. Euro.<br />
2012-2015: Generalsanierung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums<br />
Oberasbach, 12,1 Mio. Euro.<br />
Außerdem investierte der <strong>Landkreis</strong> nach der<br />
Übernahme der Landwirtschaftsschule 1988 vom<br />
Zweckverband 10,3 Mio. Euro in die Einrichtung.<br />
Für Ausbau und Sanierung des Förderzentrums<br />
Cadolzburg sind rund 7,1 Mio. vorgesehen.<br />
Das bislang größte Straßenprojekt war von 1973 bis<br />
1987, in mehreren Abschnitten, der Bau der Verbindungsstraße<br />
West FÜ6 <strong>Fürth</strong>-Zirndorf-Oberasbach<br />
mit 15,3 Mio. Euro.<br />
Beim Radwegeausbau war 2010 die Verbindung<br />
FÜ17 Langenzenn-Raindorf mit einem Investi-<br />
tionsvolumen von rund 1,4 Mio. Euro das mit Abstand<br />
größte Einzelprojekt.<br />
In Errichtung, Ausbau und Sanierung von Deponien/Wertstoffhöfen<br />
wurden seit den 80er <strong>Jahre</strong>n bis<br />
heute rund 10 Mio. Euro investiert.
56<br />
Ein Stift geht um die Welt<br />
Die Reise von Faber-Castell begann in Stein<br />
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell wurde<br />
am 7. Juni 1941 in Bamberg geboren und leitet<br />
in 8ter Generation das Bleistift-Unternehmen<br />
Faber-Castell. Der Sohn einer Dynastie, die seit<br />
1761 Bleistifte herstellt, ist seit 1978 alleiniger<br />
geschäftsführender Gesellschafter. Damit ist er<br />
für rund 7.000 Mitarbeiter in aller Welt, davon<br />
1.100 in Deutschland, verantwortlich. Der Umsatz<br />
im Geschäftsjahr 2011/12 lag bei 570 Millionen<br />
Euro. Pro Jahr werden in 15 Ländern der<br />
Welt zwei Milliarden holzgefasster Stifte produziert.<br />
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell<br />
ist Vater von vier Kindern. Mit seiner Ehefrau<br />
Mary Elizabeth, einer gebürtigen Amerikanerin,<br />
pendelt er zwischen dem Firmensitz in Stein und<br />
dem privaten Domizil in München.<br />
Herr Graf, wann waren Sie zuletzt in Stein einkaufen?<br />
Ab und an husche ich nach einem Termin in der<br />
„Alten Mine“ beim Metzger vorbei und hole mir<br />
eine Scheibe Sülze zum Mittagessen.<br />
Sprechen Sie die Menschen auf der Straße an?<br />
Nachdem ich eher selten die Hauptstraße durch<br />
Stein auf und ab schlendere, sprechen mich auch<br />
kaum Menschen an. Im Zweifelsfalle werde ich aber<br />
als der „Graf“ und Chef von Faber-Castell erkannt.<br />
Sie sind in Bamberg geboren, reisen um die<br />
ganze Welt und pendeln mit Ihrer Familie zwischen<br />
Stein und München hin und her – wo<br />
sind Sie zuhause?<br />
Mein Zuhause ist – zumindest wenn es nach der<br />
Anzahl der verbrachten Stunden geht - mein Büro<br />
in Stein.<br />
Fühlen Sie sich der Stadt gegenüber verpflichtet?<br />
Ich fühle mich der Stadt Stein gegenüber sehr verpflichtet,<br />
insbesondere was den Standort des Unternehmens<br />
und die Arbeitsplätze angeht. Ich bin<br />
dankbar, dass es mit der Stadt Stein eine enge und<br />
auch konstruktive Zusammenarbeit gibt.<br />
Sie haben das Patronat für die Kirchengemeinde<br />
Martin-Luther inne. Was bedeutet dieses<br />
Amt für Sie?<br />
Als Patron der Kirche übernehme ich wie schon<br />
mein Ur-Urgroßvater Freiherr Lothar von Faber<br />
auch heute noch die Kosten für den Unterhalt der<br />
Kirche und trage damit zur Erhaltung eines der<br />
wichtigsten Symbole der Stadt Stein bei. Das Amt<br />
bedeutet für mich auch die Fortsetzung einer sinnvollen<br />
Tradition – nämlich die Unterstützung der
Kirchengemeinde. Zudem erinnere ich mich immer<br />
wieder gerne an meine eigene Hochzeit, die 1987<br />
in der Martin-Luther Kirche stattfand und in der<br />
mein Sohn dieses Jahr im Mai geheiratet hat.<br />
Hat sich durch die Zugehörigkeit Steins zum<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> für Sie als Privatperson oder<br />
Unternehmer etwas verändert?<br />
Aus Sicht des Unternehmens haben sich keine großen<br />
Veränderungen ergeben. Wir fühlen uns im<br />
„kleinsten bayerischen <strong>Landkreis</strong>“ sehr gut aufgehoben.<br />
Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> hat sich in den vergangenen<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n einiges verändert. Gibt es etwas,<br />
an das Sie sich in diesem Zusammenhang erinnern?<br />
Wie sagt man so schön „das einzig Stetige ist der<br />
Wandel“. Ich finde es aber sehr bedauerlich, dass es<br />
die Traditionsfirma „Möbel Krügel“ in Stein nicht<br />
mehr gibt.<br />
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell<br />
57
Die Schulgeschichte<br />
Mehr Platz für Bildung<br />
Das Schulzentrum Oberasbach<br />
Dietrich- Bonhoeffer-Gymnasium<br />
Das Gymnasium ist die älteste Schule im <strong>Landkreis</strong>.<br />
Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht<br />
und Kultus genehmigte im Mai 1971 den<br />
Bau des mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Gymnasiums. Im Frühjahr 1972 folgte die Erlaubnis<br />
zum Aufbau einer staatlichen Realschule. Da der<br />
<strong>Landkreis</strong> keine geeigneten Schulgebäude besaß,<br />
wurden zwei Schulpavillons aufgestellt, mit denen<br />
die Zeit bis zur Fertigstellung der Neubauten<br />
überbrückt werden sollte. Die Errichtung der Schulgebäude<br />
erfolgte in Rekordzeit. Vom Baubeginn<br />
im August 1973 bis zur Fertigstellung im August<br />
1974 verging kaum ein Jahr. Im September 1974<br />
wurde der Schulbetrieb aufgenommen. Der zweite<br />
Bauabschnitt für das Schulzentrum Oberasbach<br />
folgte 1976. Ein Jahr später beschloss der Kreistag<br />
den Bau einer Vierfachturnhalle. Im Herbst 1977<br />
standen dem Gymnasium und der Realschule<br />
alle Klassen- und Fachräume zur Verfügung. Der<br />
Schülerzulauf war enorm. Im Schuljahr 1974/75<br />
besuchten 727 Schüler das Gymnasium und <strong>40</strong>9<br />
die Realschule; 1980/81 waren bereits 1775 Gymnasiasten<br />
und 884 Realschüler vor Ort. 2009 und<br />
2010 wurde das Gymnasium erneut um- und ausgebaut.<br />
Heute werden 1.453 Schüler in 42 Klassen<br />
Die Schulgeschichte<br />
am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium unterrichtet<br />
(Stand: 01.10.2011). Die Schüler können zwischen<br />
einem naturwissenschaftlich–technologischen und<br />
einem sprachlichen Schulzweig wählen.<br />
Staatliche Realschule Oberasbach/Zirndorf<br />
Bis 1999 war auch die Realschule im Schulzentrum<br />
Oberasbach untergebracht. Die ersten Absolventen<br />
erhielten 1976 ihr Abschlusszeugnis. 1977, als der<br />
zweite Bauabschnitt des Schulzentrums gerade<br />
beendet worden war, überschritt man bereits die<br />
für den Endausbau vorgesehenen 20 Schulklassen.<br />
Die Realschule wuchs 1982 mit 31 Klassen zu einer<br />
der größten Realschulen Bayerns an. Anfang der<br />
neunziger <strong>Jahre</strong>, als die ursprünglich als Provisorium<br />
gedachten Schulpavillons renoviert oder ab-<br />
gerissen werden sollten, handelte der Kreistag und<br />
entschied sich für eine Auslagerung der Realschule<br />
nach Zirndorf. Dadurch wurde auch die Raumnot<br />
des Gymnasiums gelöst. Der Spatenstich auf dem<br />
Pinderpark-Gelände in Zirndorf folgte im Juni 1997<br />
und Ende 1999 wurde die neue Staatliche Realschule<br />
eingeweiht. 2006 konnte die Turnhalle eingeweiht<br />
werden und 2007 folgte ein Erweiterungs-<br />
59
60<br />
bau. Derzeit befinden sich 1.144 Schüler an der<br />
Realschule Zirndorf, die in 41 Klassen unterrichtet<br />
werden (Stand: 01.10.2011). Sie können zwischen<br />
dem mathematisch-naturwissenschaftlichen, dem<br />
wirtschaftlichen, dem sprachlich-kaufmännischen<br />
(Französisch als Fremdsprache) und dem sozialkaufmännischen<br />
Zweig wählen.<br />
Gymnasium Stein<br />
Aufgrund der hohen Schülerzahlen beschloss der<br />
Kreistag 1978, in Stein eine Zweigstelle des Gymnasiums<br />
Oberasbach und in Langenzenn ein Gymna-<br />
sium zu bauen. In Stein wurde im Schuljahr 1980/81<br />
der Schulbetrieb mit 160 Schülern in Räumen der<br />
Stadt aufgenommen. Der Kreistag fasste 1979 den<br />
Beschluss zum Neubau eines Gymnasiums mit<br />
Grunderwerb in Stein. 1983 feierte man bereits die<br />
Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts. 1984<br />
und 1985 wurden die Bauarbeiten mit dem Bau<br />
einer Dreifach-Turnhalle fortgesetzt. 1989 waren<br />
alle Arbeiten an den Gebäuden beendet. Im Schuljahr<br />
1989/90 besuchten 781 Schüler die Zweigstelle.<br />
2008 konnte ein Erweiterungsbau mit Mensa<br />
eingeweiht werden. Derzeit befinden sich 1.051<br />
Schüler in 30 Klassen am Gymnasium Stein (Stand:<br />
01.10.2011). Sie besuchen den naturwissenschaftlich-technologischen<br />
oder den wirtschafts- und<br />
sozialwissenschaftlichen Zweig.<br />
Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn<br />
Gleichzeitig mit der Steiner Schule hatte der Kreistag<br />
die Errichtung eines weiteren Gymnasiums in<br />
Langenzenn beantragt. 1981 beschloss er dann, den<br />
Sachaufwand für ein neu zu errichtendes Gymnasium<br />
in Langenzenn zu übernehmen. Bis 1984<br />
firmierte das dortige Gymnasium noch als Zweigstelle<br />
des Hardenberg Gymnasiums in <strong>Fürth</strong>. 1985<br />
wurde der erste Bauabschnitt des neuen Gymnasiums<br />
(mit den Klassen fünf bis zehn) samt Turnhalle<br />
und Freisportanlage fertiggestellt. Bis 1992<br />
erweiterte man das Gebäude um zehn Klassenräume,<br />
2005 baute man Fachräume an und wegen der<br />
G8-Reform wurde 2008 nochmals erweitert, wobei<br />
auch eine Mensa eingerichtet wurde. 543 Schüler<br />
in 20 Klassen besuchten im Schuljahr 1987/88<br />
die Schule. Heute sind es 884 in 26 Klassen (Stand<br />
01.10.2011), die sich zwischen dem mathematischnaturwissenschaftlichen<br />
und dem neusprachlichen<br />
Zweig entscheiden müssen.<br />
Staatliche Realschule Langenzenn<br />
Bis 2009 mussten die Realschüler im <strong>Landkreis</strong> nach<br />
<strong>Fürth</strong> oder Zirndorf. Im Schuljahr 2009/10 wurde in<br />
Kooperation mit der Mittelschule Langenzenn die<br />
zweite Realschule des <strong>Landkreis</strong>es in Langenzenn<br />
eingerichtet. Zunächst wurde sie als Außenstelle<br />
der Zirndorfer Realschule umgesetzt, um im darauf<br />
folgenden Schuljahr eigenständig zu werden. Der<br />
Neubau wurde mit einer überdachten Pausenhalle<br />
an die bestehende Hauptschule angebunden. Die<br />
Realschule wurde dreizügig genehmigt, so dass maximal<br />
18 Schulklassen mit 576 Schülern unterrichtet<br />
werden. Im Schuljahr 2011/2012 besuchen 300<br />
Schüler die Schule in elf Klassen (Stand: 01.10.2011)<br />
auf dem mathematisch-naturwissenschaftlichen,<br />
sprachlichen, kaufmännischen oder Kunst-Zweig.<br />
Dillenberg Schule - Sonderpädagogisches<br />
Förderzentrum Cadolzburg<br />
1987 hat der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> aufgrund einer Gesetzesänderung<br />
die Trägerschaft für die damaligen
Sondervolksschulen in Cadolzburg und Zirndorf<br />
übernommen.<br />
1995 stimmte der Kreistag einem Konzept der<br />
<strong>Landkreis</strong>verwaltung zur Schaffung eines „Sonderpädagogischen<br />
Förderzentrums im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong>“ zu. Die Jahrgangsstufen eins bis vier wurden<br />
im Teilzentrum Oberasbach unter der Trägerschaft<br />
der Lebenshilfe <strong>Fürth</strong> e. V. und die Jahrgangsstufen<br />
fünf bis neun beim Teilzentrum in Cadolzburg unter<br />
der Trägerschaft des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> unterrichtet.<br />
2001 und 2002 wurde in Cadolzburg durch den<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ein Anbau an der Schule errichtet.<br />
2008 bis 2010 sanierte man das Gebäude energetisch.<br />
Momentan laufen noch Baumaßnahmen im<br />
Rahmen der Generalsanierung der Außenanlagen<br />
der Schule. Derzeit befinden sich 167 Schüler an<br />
der Dillenberg Schule in Cadolzburg, diese werden<br />
in 13 Klassen unterrichtet. (Stand: 01.10.2011).<br />
Landwirtschaftsschule <strong>Fürth</strong><br />
1960 bis 1988 betrieb der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zu-<br />
sammen mit dem <strong>Landkreis</strong> Erlangen-Höchstadt<br />
den Zweckverband „Landwirtschaftsschule“. Die-<br />
ser Zweckverband hatte die Aufgabe, das Gebäude<br />
und die Einrichtung der Landwirtschaftsschule zu<br />
unterhalten. 1983 und 1984 wurden die Decke der<br />
Schule saniert. Dazu mussten das Schulgebäude,<br />
das Amt für Landwirtschaft und Gartenbau sowie<br />
die Hausmeisterwohnung umgebaut werden.<br />
Die Schulgeschichte<br />
Die Kosten beliefen sich auf über 2,6 Mio. DM.<br />
Die Auflösung des Verbands wurde von Erlangen-<br />
Höchstadt vorangetrieben, da die Schülerzahlen<br />
aus dem Kreis stark gesunken waren. Seit 1. Januar<br />
1988 ist der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> der alleinige Träger der<br />
Landwirtschaftsschule. Sie bietet derzeit Hauswirtschaft<br />
als Studiengang zur Führung insbesondere<br />
landwirtschaftlicher Haushalte, sowie in der Fachschule<br />
für Agrarwirtschaft <strong>Fürth</strong> die Fachrichtung<br />
Gemüseanbau an.<br />
Aktuell werden bei der Landwirtschaftsschule verschiedene<br />
Räumlichkeiten und die Internatsräume<br />
umgebaut sowie die Lehrküche erneuert.<br />
Die Landwirtschaftsschule besuchen derzeit 16 Studierende<br />
im Bereich Gemüsebau und 21 Studierende<br />
im Bereich Hauswirtschaft (Stichtag 10.11.2010).<br />
Staatliche Fach- und Berufsoberschule <strong>Fürth</strong><br />
Zusammen mit der Stadt <strong>Fürth</strong> und dem <strong>Landkreis</strong><br />
Neustadt/Aisch-Bad Windsheim unterhält der<br />
<strong>Landkreis</strong> im Zweckverband Staatliche Fachober-<br />
schule und Berufsoberschule <strong>Fürth</strong> die FOS/BOS.<br />
Die Schule bietet die drei Ausbildungsrichtungen<br />
Technik, Wirtschaft und Sozialwesen an. Im Jahr<br />
der Gründung 1970/71 besuchten 1<strong>40</strong> Schüler in<br />
drei Klassen die Schule. 1972/73 wurde der Zweckverband<br />
gegründet. Beim 30-jährigen Jubiläum<br />
1999/2000 waren es bereits 600 Erwachsene in 22<br />
Klassen und 2007/08 über 1.000 Schüler in 36 Klassen,<br />
die sich auf vier Schulgebäude in der Amalien-,<br />
Fichten-, Jahn- und Kaiserstraße verteilen. Parallel<br />
dazu hat sich die Zahl der hauptamtlichen Lehrkräfte<br />
von sechs (1970/71) auf 65 Lehrkräfte (2008/09)<br />
erhöht. 2008 wurde der Schule der Name „Max-<br />
Grundig-Schule“, nach dem <strong>Fürth</strong>er Unternehmer,<br />
verliehen. Derzeit befinden sich 1.016 Schüler an<br />
der Schule, davon 859 Schüler an der Staatlichen<br />
FOS, 136 Schüler an der Staatlichen BOS<br />
sowie 21 Schüler im Vorkurs.<br />
61
Meilensteine in der Familienpolitik<br />
Mit dem Spielmobil durch den <strong>Landkreis</strong><br />
1984: Das Familienspiel im <strong>Landkreis</strong><br />
Das Familienspiel wurde erstmals im Jahr 1984<br />
veranstaltet. Es gibt eine Radrundfahrt, auf der<br />
man verschiedene Lösungen finden muss. Am Ziel<br />
winken tolle Preise, Live-Musik und Unterhaltung.<br />
Lange Zeit lief die Veranstaltung unter dem Motto<br />
„Spiel, Sport und Spaß“. Im Jahr 2010 wurde das<br />
Familienspiel durch eine zweite, kürzere Strecke<br />
und ein buntes Unterhaltungsprogramm speziell<br />
für Kinder erweitert. Die Sparkasse und die <strong>Fürth</strong>er<br />
Nachrichten waren von Beginn an Mitorganisatoren.<br />
1986: Beginn der Spielmobilarbeit<br />
Das Spielmobil fährt seit Juni 1986 zu den Kindern<br />
in den Städten und Gemeinden des <strong>Landkreis</strong>es.<br />
1996 erhielt der bunte Spielmobilbus anlässlich des<br />
zehnjährigen Bestehens seinen Namen „Ratzefatz“.<br />
Pro Jahr kommen etwa 1.300 Kinder zu den Ein-<br />
sätzen des Spielmobils.<br />
1991: Erster Kinderkulturherbst<br />
1991 hat der erste Kinderkulturherbst in Zusammenarbeit<br />
der Kommunalen Jugendarbeit mit den<br />
Städten Zirndorf und Oberasbach stattgefunden.<br />
Mittlerweile findet er jährlich in Zusammenarbeit<br />
mit einer der Kommunen des <strong>Landkreis</strong>es statt. Die<br />
Bandbreite der Themen der vergangenen 22 <strong>Jahre</strong>n<br />
reicht vom Thema Aufklärung bis hin zu Spaß in der<br />
Zirkusmanege.<br />
Meilensteine in der Familienpolitik<br />
1993: Gründung „Runder Tisch Familie“<br />
Der Runde Tisch Familie wurde als Unterausschuss<br />
des Jugendhilfeausschusses gebildet und gab die<br />
Anregung zur Erarbeitung eines familienpolitischen<br />
Leitbildes, das 2005 verabschiedet wurde. Bis heute<br />
begleitet er familienrelevante Projekte und steuert<br />
und begleitet die Präventionsarbeit zur Stärkung<br />
von Toleranz und Demokratieverständnis.<br />
1996: Veröffentlichung des ersten Sozialatlas<br />
1996 listete der Sozialatlas in knapp <strong>40</strong>0 Einträgen<br />
die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien<br />
im <strong>Landkreis</strong> auf. 2010 wurde das Printprodukt von<br />
einem Online-Atlas abgelöst, in dem derzeit über<br />
950 Beratungs-, Hilfs- und Freizeitangebote aufgeführt<br />
sind.<br />
1998: Verabschiedung des Jugendhilfeplans<br />
Unter Beteiligung der öffentlichen und der freien<br />
Träger der Jugendhilfe entstanden verschiedene<br />
Arbeitskreise zu den Themen Familie, Jugend, Prävention,<br />
Schule und Wohnen. Zu den bisher umgesetzten<br />
Projekten gehören die Gründung des<br />
Präventionsvereins 1-2-3 e.V., eine verbesserte<br />
Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit, Schulen<br />
und Polizei, die Einführung von Jugendkontaktbeamten<br />
bei der Polizei sowie die Ernennung jugendpolitischer<br />
Sprecher.<br />
63
2002: Erstes Fachsymposium der Kommunalen<br />
Jugendarbeit<br />
Das 1. Fachsymposium befasste sich mit dem Thema<br />
Gewaltprävention und feierte mit gut 100 Besuchern<br />
Premiere. Bis heute werden jedes Jahr zu<br />
einem bestimmten Thema Workshops, Projekte und<br />
Vorträge angeboten. Bisheriger Höhepunkt war der<br />
zweitägige, überregionale Kinderschutzkongress<br />
mit knapp 200 Gästen im Jahr 2012.<br />
2002: Beginn der Präventionsprojekte der<br />
Kommunalen Jugendarbeit für die Kindertagesstätten<br />
und Schulen im <strong>Landkreis</strong><br />
Dazu gehören Projekte zur Förderung der Selbstbestimmung<br />
(„Eigensinn macht Sinn“), zur Stärkung<br />
sozialer Kompetenzen („Achtsam“ für Schulen), zur<br />
gesunden Ernährung (Zucker-Fett-Detektive, Ernährungshaus,<br />
u.a.) sowie Elternabende zu aktuellen<br />
Themen.<br />
2005: Verabschiedung des Familienpolitischen<br />
Leitbildes seitens des Kreistags<br />
Die Stärkung und Förderung von Familien und die<br />
Gestaltung eines familienfreundlichen Umfeldes<br />
sind wichtige Ziele für die Zukunft.<br />
2006: Eintritt der <strong>Landkreis</strong>gemeinden und des<br />
<strong>Landkreis</strong>es in ein „Bündnis für Familie“<br />
Ziel ist es, alle Beteiligten durch eine gemeinsame<br />
Politik optimal zu vernetzen und vorhandene Kompetenzen<br />
und Ressourcen zu nutzen. Die Grundlage<br />
dafür ist das familienpolitische Leitbild.<br />
2007: Unterzeichnung des Gastkinderabkommens<br />
im Rahmen der Kindertagesbetreuung<br />
Der <strong>Landkreis</strong> hat mit seinen Gemeinden eine Vereinbarung<br />
über den Verzicht auf die gegenseitige<br />
Verrechnung der kommunalen Zuschüsse (Gastkinderbeiträge)<br />
im Kindertagesstätten-Bereich<br />
beschlossen. Dadurch wurde den Eltern die freie<br />
Auswahl eines Betreuungsplatzes erleichtert und<br />
der Planungs- und Verwaltungsaufwand wurde<br />
minimiert.<br />
2007: Erste Familienkonferenz<br />
Seit 2007 diskutieren Kommunalpolitiker, Fachleute<br />
und Interessierte jährlich über aktuelle, familien-<br />
Meilensteine in der Familienpolitik 65<br />
relevante Themen wie die „Zukunft von Familie und<br />
Familienbildung“ oder „twittern, bloggen, chatten<br />
– unsere Jugend aktiv im Netz“. Die Veranstaltung<br />
wird vom Runden Tisch Familie ausgerichtet und<br />
findet im Wechsel in einzelnen <strong>Landkreis</strong>gemeinden<br />
statt.<br />
2009: Aktionsprogramm Kindertagespflege<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ist als einer von rund 160<br />
Modellstandorten am bundesweiten Aktionsprogramm<br />
Kindertagespflege beteiligt. Dafür hat er<br />
Fördermittel in Höhe von 90.000 Euro zum Ausbau<br />
der Kindertagespflege erhalten. Mittlerweile wurden<br />
über 200 Plätze geschaffen, bis 2013 ist die<br />
Einrichtung 47 weiterer Tagespflegeplätze geplant.<br />
2009: Betreuungsangebot für U3-Kinder<br />
Der <strong>Landkreis</strong> arbeitet mit den Gemeinden daran,<br />
bis August 2013 für 47,8 Prozent der Kinder unter<br />
drei <strong>Jahre</strong>n (U3) einen Betreuungsplatz anzubieten.<br />
Anfang 2009 wurden 506 U3-Kinder betreut, zum<br />
Stichtag 31.12.2011 waren es bereits 759. Darum<br />
wurde das ursprüngliche Versorgungsziel von 35<br />
Prozent auf 47,8 Prozent erhöht. Derzeit liegt die<br />
Versorgungsquote im <strong>Landkreis</strong> bei 30,2 Prozent.<br />
2010: Beitritt des landkreisweiten lokalen<br />
„Bündnisses für Familie“ zur bundesweiten Initiative<br />
„Lokale Bündnisse für Familie“.<br />
Im Dezember 2010 beschloss der Kreistag einstimmig<br />
den Beitritt zur bundesweiten Initiative. Darin<br />
engagieren sich über 650 Bündnisse für mehr Familienfreundlichkeit.<br />
2010: Begrüßungspaket für Neugeborene und<br />
Gründung der Koordinierenden Kinderschutzstelle<br />
(KoKi)<br />
Frisch gebackene Eltern erhalten einen Ordner mit<br />
Informationen zu wohnortnahen Hilfs- und Beratungsangeboten,<br />
einer Kinder-CD und dem Hinweis<br />
auf das Netzwerk frühe Kindheit (KoKi). Die dort<br />
beschäftigten Sozialpädagoginnen beraten Familien<br />
mit Kindern von 0 bis sechs <strong>Jahre</strong>n und verbessern<br />
die Vernetzung relevanter Einrichtungen.
66<br />
Ein Mann und viele Männchen<br />
In der Welt kennt man ihn als den „Playmobil-Mann“<br />
Seinen Freunden in Zirndorf galt er lange Zeit<br />
als „bunter Hund“ und sein Spitzname in der Firma<br />
ist Hob: Horst Brandstätter hat viele Namen.<br />
Aber eine zündende Idee, die sein damaliger Entwicklungsleiter,<br />
Hans Beck, in die Tat umsetzte,<br />
machte Horst Brandstätter zu einem vermögenden<br />
Mann. Als gelernter Formenbauer trat er<br />
1952 als Gesellschafter in das Familienunterneh-<br />
men geobra Brandstätter ein, das sein Urgroß-<br />
vater 1876 gegründet hatte. Genau 20 <strong>Jahre</strong> später,<br />
1974, begann der Siegeszug der Playmobil-Männchen.<br />
Heute ist Horst Brandstätter (79) Deutschlands<br />
größter Spielzeughersteller und gratuliert<br />
dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zum <strong>40</strong>-jährigen Jubiläum, das<br />
der Kreis und Playmobil fast gemeinsam gefeiert<br />
hätten.<br />
Seit 1921 ist der Verwaltungssitz von geobra<br />
Brandstätter in Zirndorf. Warum sind Sie dem<br />
Firmenstandort treu geblieben?<br />
Ich habe nie ernsthaft überlegt, wegzugehen. Für<br />
die Verwaltung stellt sich diese Frage nicht, das<br />
macht keinen Sinn. Auch das Argument, dass eine<br />
Produktion im Ausland billiger sei, hat mich nicht<br />
überzeugt. Eine Auslagerung hat viele Nachteile:<br />
Man muss die Produktionsstätte vor Ort mit großem<br />
Aufwand etablieren, sie überwachen und dafür<br />
viele Arbeitskräfte abstellen. Dazu kommen die<br />
langen Transportwege, an deren Ende man schließlich<br />
bei der Qualitätskontrolle bemerkt, was während<br />
der Produktion schon schief gelaufen ist.<br />
2011 erwirtschaftete geobra Brandstätter<br />
weltweit einen Umsatz von 564 Millionen Euro.<br />
Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />
Mein Grundsatz war immer, Stück für Stück vorzugehen<br />
und die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter<br />
nicht für Gewinnexplosionen aufs Spiel zu setzen.<br />
Es sind viele Menschen, die dieses Unternehmen<br />
tragen und viele gute Mitarbeiter, die aus dem<br />
<strong>Landkreis</strong> kommen. Dafür bedanke ich mich sehr.<br />
Was hat Sie bewogen, den Playmobil FunPark<br />
zu gründen?<br />
Der FunPark wurde 2000 eröffnet, aber tatsächlich<br />
ist er Jahr für Jahr gewachsen. Der Anfang war ein<br />
Spieltisch in einer Halle am früheren Firmensitz in<br />
der <strong>Fürth</strong>er Straße. Nach dem Umzug in das Gewerbegebiet<br />
in Zirndorf 1990 wurden links neben der<br />
Zufahrt zum Verwaltungsgebäude weiße zeltartige<br />
Gebäude, die Pagoden, mit Shop, Ausstellung und<br />
Spielbereich gebaut. Jahr für Jahr kam etwas Neues<br />
dazu und schließlich bauten wir den FunPark. Ich<br />
bin selbst überrascht von dem Erfolg und der Begeisterung,<br />
mit der Kinder und Erwachsene hierherkommen.<br />
Der FunPark ist mein Geschenk an die<br />
Kunden, denen ich meinen Erfolg verdanke.
Was ist Ihr Playmobil-Lieblingsprodukt?<br />
Das werde ich oft gefragt (lacht). Ich mag alle Artikel,<br />
die sich gut verkaufen und damit nicht aus dem<br />
Sortiment genommen werden müssen. Das sind vor<br />
allem unsere Klassiker: das Piratenschiff, die Polizeistation<br />
und die Ritterburg.<br />
Wie hat sich die Zahl der Mitarbeiter<br />
entwickelt?<br />
Es gibt es keine Mitarbeiterstatistiken, die von 1974<br />
an geführt worden wären und auf die wir heute<br />
noch zurückgreifen können. Anfang der 70er <strong>Jahre</strong><br />
waren wir etwa 200 bis 300 Mitarbeiter insgesamt.<br />
Von 1994 bis 2011 hat sich die Zahl der Beschäftigten<br />
allein in Zirndorf von 127 auf 681 erhöht. Dabei<br />
muss man die 1999/2000 neu hinzugekommenen<br />
Mitarbeiter des FunParks sowie der Sortimentslinie<br />
Lechuza-Pflanzgefäße berücksichtigen. Weltweit<br />
beschäftigen wir heute 3.520 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter.<br />
Was bedeutet Heimat für Sie?<br />
Ich bin zu hundert Prozent ein Franke und in Zirndorf<br />
geboren. Über 50 <strong>Jahre</strong> habe ich in meinem<br />
Elternhaus an der Alten Veste gewohnt, bevor ich<br />
1998 in mein neues Haus hinter dem FunPark gezogen<br />
bin. Heimat hat für mich viel mit Gefühl zu<br />
tun, tun, den Freunden und dem Umfeld, in dem man<br />
Horst Brandstätter<br />
aufgewachsen ist. Das möchte ich nicht missen.<br />
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich aus den USA<br />
zurückkomme, auf das schöne Franken. Ich schätze<br />
die Menschen hier, die ihren Wurzeln treu bleiben,<br />
zuverlässig sind und keine Sprüche machen.<br />
Haben Sie einen Lieblingsort/-platz im<br />
<strong>Landkreis</strong>?<br />
Den Golfplatz in Puschendorf. Da bin ich bei schönem<br />
Wetter fast jeden Tag.<br />
Was wünschen Sie dem <strong>Landkreis</strong> für die Zukunft?<br />
Ich hoffe und wünsche mir, dass die wirtschaftliche<br />
Entwicklung weiter positiv vorangeht. Denn wenn<br />
es dem <strong>Landkreis</strong> gut geht, geht es Brandstätter<br />
auch gut.<br />
67
68<br />
Das Familienspiel<br />
Spaß für die ganze Familie<br />
1984 feierte das Familienspiel des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />
in Wachendorf Premiere. Seitdem findet es jährlich<br />
statt – an wechselnden Veranstaltungsorten und<br />
mit unterschiedlichen <strong>Jahre</strong>smottos und Programmen.<br />
Die Open-Air-Veranstaltung steht und fällt<br />
mit dem Wetter. Doch jedes Jahr finden zahlreiche<br />
Besucher den Weg zur Fahrradrundfahrt. Der bisherige<br />
Besucherrekord wurde 2002 in Zirndorf mit<br />
über 950 teilnehmenden Radfahrern aufgestellt.<br />
Ein Rad ist bei der Veranstaltung Pflicht, denn der<br />
Fragebogen muss auf einer vorgegebenen Strecke<br />
und an den unterschiedlichen Stationen ausgefüllt<br />
werden. Gewonnen hat, wer – unabhängig von der<br />
gefahrenen Zeit – am Ende als Sieger ausgelost<br />
wird.<br />
Die Preise werden von den Hauptsponsoren Faber-<br />
Castell, Playmobil und Greuther <strong>Fürth</strong>, den Organisatoren<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>, Sparkasse <strong>Fürth</strong> und<br />
<strong>Fürth</strong>er Nachrichten sowie lokalen Sponsoren gestiftet.<br />
Seit 2010 erwarten die Teilnehmer am Zielort<br />
viele „Mit-mach-Aktionen“, die das Programm<br />
noch attraktiver gestalten und seit 2011 gibt es<br />
neben der Hauptstrecke eine kürzere, die Familien<br />
mit kleinen Kindern bequem bewältigen können.<br />
Ein besonderes Fest war die Veranstaltung 2011,<br />
das anlässlich des 25-jährigen Bestehens des <strong>Landkreis</strong>-Spielmobiles<br />
„Ratzefatz“ unter dem Motto<br />
„Geburtstagsparty“ stand. Im Jubeljahr des <strong>Landkreis</strong>es<br />
steht das 29. Familienspiel unter dem Motto<br />
„Mittelalter“.
Sicherer <strong>Landkreis</strong><br />
Niedrigste Kriminalitätsrate in Mittelfranken<br />
Die Menschen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> leben sicher.<br />
2010 und 2011 hat man dort die niedrigsten Kriminalitätszahlen<br />
in Mittelfranken verzeichnet. Die<br />
Aufklärungsquote der Polizei liegt bei knapp 67 %<br />
und damit über den Quoten Mittelfrankens und<br />
Gesamt-Bayerns. Obwohl der <strong>Landkreis</strong> direkt an<br />
die Großstädte Nürnberg, Erlangen und <strong>Fürth</strong> angrenzt,<br />
in denen etwa 60 % der Straftaten Mittelfrankens<br />
begangen wurden, schwappte die Kriminalitätsrate<br />
nicht über die <strong>Landkreis</strong>grenze. Als<br />
Schlüssel des Erfolgs vermutet man den Schwerpunkt<br />
der Polizeiinspektionen auf die Prävention<br />
Das Familienspiel • Sicherer <strong>Landkreis</strong><br />
und Zusammenarbeit mit den Kreisbehörden und<br />
Kommunen.<br />
Zurücklehnen will man sich jedoch nicht. Denn<br />
2011 stiegen die Wohnungseinbrüche um 167 %<br />
und die Autoaufbrüche um 121 %. Im Verkehrsbereich<br />
mussten 1913 Unfälle bearbeitet werden, bei<br />
denen sieben Menschen ihr Leben verloren und 68<br />
Personen schwer verletzt wurden. Durch Verkehrserziehung<br />
an den Schulen, Überwachungsmaßnahmen<br />
an Gefahrenstellen und durch Kontrollen<br />
versuchen die Polizeibeamten die Zahl der Verkehrsunfälle<br />
möglichst gering zu halten.<br />
69
Senioren sind die Zukunft<br />
Altersgerechtes Wohnen und Leben<br />
1972 gab es im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> vier „Einrichtungen<br />
der Daseinsvorsorge“ für alte oder pflegebedürftige<br />
Menschen: je eines in Langenzenn und Puschendorf<br />
sowie zwei Altenheime in Zirndorf. Vierzig<br />
<strong>Jahre</strong> später hat sich die Anzahl auf insgesamt<br />
achtzehn Seniorenpflegeheime, Tagespflegen und<br />
ambulant betreute Wohngemeinschaften erhöht.<br />
Nachdem der <strong>Landkreis</strong> 1996 den Bamberger Forschungsverbund<br />
mit einer Bedarfsentwicklung beauftragt<br />
hatte, beschloss er 1999, von dem Institut<br />
einen Altenhilfeplan erstellen zu lassen. 2001<br />
stellt Professor Dr. Richard Pieper vom Bamberger<br />
Forschungsverband die Konzeption des Altenhilfeplans<br />
bei einer ersten Fachtagung vor. Drei weitere<br />
folgen. 2003 beauftragt der <strong>Landkreis</strong> Professor<br />
Pieper und das wissenschaftliche Institut Modus,<br />
das von Anfang an dabei war, mit der regelmäßigen<br />
Fortschreibung der Bedarfsermittlung, die bis 2012<br />
verlängert wurde.<br />
2000 wird in der Stadt Zirndorf der erste Seniorenbeirat<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> gewählt. Aktuell gibt es<br />
in elf von 14 Kommunen gewählte Seniorenvertretungen.<br />
In Seukendorf und Tuchenbach nehmen<br />
Seniorenbeauftragte und in Roßtal der „Runde<br />
Tisch älter werden“ die Interessen der älteren Menschen<br />
war.<br />
2005 erscheint der erste „Ratgeber für Senioren<br />
und deren Angehörige im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“ als Broschüre.<br />
Es folgen weitere, aktualisierte Auflagen<br />
2009 und 2011.<br />
2005 beginnt die Planung für das Altenhilfe-<br />
Informations-Systems AHIS, das 2006 unter<br />
www.ahis-fuerth.de in Betrieb geht. Damit wird die<br />
Suche nach einem Heim- oder Pflegeplatz, einer<br />
Tagespflege oder einem Kurzzeit-Pflegeplatz über<br />
Senioren sind die Zukunft 71<br />
das Internet möglich. 2007 wurde das Angebot<br />
durch die Suche nach ambulanten Pflegediensten<br />
ergänzt. Seit 2010 können über das Portal auch Seniorenberatungen,<br />
Nachbarschaftshilfen, Besuchsdienste,<br />
Begegnungsstätten und Seniorenclubs im<br />
<strong>Landkreis</strong> gefunden werden.<br />
2008 wird die „Arbeitsgemeinschaft Senioren im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“ gegründet. Diese unterstützt die<br />
Arbeit der örtlichen Seniorenbeiräte, berät bei Neugründungen<br />
und fördert die Zusammenarbeit mit<br />
der <strong>Landkreis</strong>verwaltung. Sie setzt sich aus Vertretern<br />
der örtlichen Seniorenbeiräte beziehungsweise<br />
den Seniorenbeauftragten der <strong>Landkreis</strong>-Kommunen<br />
zusammen und wird durch ihr Sprecher-Gremium<br />
nach außen vertreten.<br />
2009 beginnt die erste, repräsentative Seniorenbefragung<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>. Um die Maßnahmenempfehlungen<br />
umzusetzen, gründet man 2010 den<br />
„Arbeitskreis Seniorenpolitisches Gesamtkonzept<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“. Auf dessen Initiative hin wird u.a.<br />
im Oktober 2009 eine „Koordinierungsstelle für Seniorenangelegenheiten“<br />
im <strong>Fürth</strong>er Landratsamt<br />
am Stresemannplatz mit einer Mitarbeiterin besetzt.<br />
Außerdem wird beim Regionalmanagement<br />
des <strong>Landkreis</strong>es 2011 eine Stelle für Wohnraumberatung<br />
installiert. So will man dem Wunsch älterer<br />
Menschen nachkommen, in der/dem oft nicht<br />
seniorengerecht ausgestatteten Wohnung/Haus<br />
wohnen zu bleiben.<br />
Für die bisher geleistete, umsichtige Seniorenpolitik,<br />
erhielt der <strong>Landkreis</strong> 2010 vom Bayerischen<br />
Sozialministerium den mit 10.000 Euro dotierten<br />
ersten Förderpreis „Kommunale Seniorenpolitik“.
72<br />
Der Nahverkehr im Wandel der Zeit<br />
Die Entwicklung von Bus und Bahn<br />
Seit der Gebietsreform 1972 haben sich die Rahmenbedingungen<br />
für den öffentlichen Personennahverkehr<br />
(ÖPNV) und damit auch das Angebot<br />
im Schienen- und Buslinienverkehr tiefgehend geändert.<br />
ÖPNV auf der Schiene und auf der Straße war in<br />
den 1970er <strong>Jahre</strong>n die alleinige Aufgabe von Verkehrsunternehmen.<br />
Die kommunale Ebene hatte<br />
keine gesetzlich verankerte Einflussmöglichkeit<br />
auf die Gestaltung des Fahrplanes, der Tarife oder<br />
Kooperationen zwischen Verkehrsunternehmen.<br />
Um dennoch ein verbessertes Verkehrsangebot<br />
zu erhalten, haben einige Städte und Gemeinden<br />
den ÖPNV bereits früh finanziell unterstützt. Heute<br />
werden vom <strong>Landkreis</strong> sowie seinen Städten und<br />
Gemeinden jährlich rund 3,4 Mio. Euro für Verbesserungen<br />
im Buslinienverkehr ausgegeben.<br />
1972 bestanden im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> neben den fünf<br />
Eisenbahnstrecken rund ein Dutzend Buslinien.<br />
Verkehrsträger waren die Deutsche Bundesbahn<br />
(DB), die VAG Verkehrsgesellschaft Nürnberg, der<br />
Geschäftsbereich Bahnbus der DB (heute Omnibusverkehr<br />
Franken (OVF)) und zwei private Verkehrsunternehmer.<br />
Mittlerweile sind im <strong>Landkreis</strong><br />
26 Buslinien unterwegs. Von 1914 bis 1986 fuhr<br />
die Bibertbahn, „Bibertbärbala“ genannt, von Nürnberg-Stein<br />
bis nach Großhabersdorf — und bis 1971<br />
sogar über Dietenhofen im <strong>Landkreis</strong> Ansbach nach<br />
Unternbibert und Rügland. 1986 wurden die Schienen<br />
aufgrund fehlender Fahrgäste stillgelegt. Noch<br />
heute gibt es im <strong>Landkreis</strong> Bestrebungen – vor allem<br />
von privaten Interessengruppen – die Strecke<br />
zwischen Zirndorf/Oberasbach und Stein zu reaktivieren.<br />
Rahmenbedingungen<br />
Einen enormen Schub erhielt der ÖPNV Im Jahr<br />
1987 durch die Gründung des Verkehrsverbundes<br />
Großraum Nürnberg (VGN). In ihm schlossen<br />
sich Verkehrsunternehmen, kreisfreie Städte und<br />
<strong>Landkreis</strong>e zusammen, um unter dem Motto „Ein<br />
Fahrschein für alle Verkehrsmittel“ für die Bewohner<br />
einen attraktiven Nahverkehr zu bieten. Damit<br />
vereinfachte sich für die Fahrgäste das Fahren mit<br />
den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die im <strong>Landkreis</strong><br />
verkehrenden Linien waren von Beginn an komplett<br />
dabei.<br />
Auf der Grundlage bundesgesetzlicher Änderungen<br />
im Jahr 1993 hat der Freistaat Bayern im Folgejahr<br />
das Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr<br />
in Bayern (BayÖPNVG) erlassen. Damit war<br />
für den <strong>Landkreis</strong> der Grundstein gelegt, den ÖPNV<br />
als eigene Aufgabe im Rahmen seiner finanziellen<br />
Leistungsfähigkeit aktiv zu gestalten.<br />
Zu <strong>Jahre</strong>sbeginn 1996 wurde das BayÖPNVG um<br />
die Aufgabe des Schienenpersonennahverkehrs
(SPNV) erweitert. Die Zuständigkeit für die Planung,<br />
Organisation und Finanzierung des SPNV in Bayern<br />
wurde der Bayerischen Eisenbahngesellschaft<br />
(BEG) übertragen. Sie bestellt nun ein verbessertes<br />
Fahrplanangebot bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />
Infrastruktur, Fahrzeuge, Liniennetz und<br />
Fahrpläne<br />
Das Schienen- und Busliniennetz im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong> ist im Wesentlichen auf die Großstädte <strong>Fürth</strong><br />
und Nürnberg ausgerichtet. Das Grundgerüst bilden<br />
vier Eisenbahnstrecken, von denen die beiden<br />
Hauptstrecken Nürnberg–Würzburg im Norden<br />
und Nürnberg–Stuttgart im Süden den <strong>Landkreis</strong><br />
in Ost-West-Richtung durchschneiden. Die beiden<br />
Nebenstrecken <strong>Fürth</strong>-Zirndorf-Cadolzburg<br />
(Rangaubahn) und <strong>Fürth</strong>-Siegelsdorf-Langenzenn-<br />
Markt Erlbach (Zengrundbahn) vervollständigen<br />
das Schienennetz.<br />
Ein wichtiger Impuls zur Förderung des Nahverkehrs<br />
war im Jahr 1996 die Einführung des „Bayern-Taktes“<br />
im Schienenverkehr, welcher die Erhöhung<br />
des Zugangebotes und die Einführung eines<br />
Taktfahrplanes bedeutete.<br />
Wichtige Schritte zu einem attraktiven Schienennahverkehr<br />
im Laufe der <strong>Jahre</strong> waren ebenso der<br />
Einsatz neuer Elektro- und Dieselfahrzeuge, der<br />
Neubau von Stationen wie Wilhermsdorf Mitte<br />
oder Zirndorf-Kneippallee, die Erneuerung der<br />
Bahnsteige entlang der 2010 neu errichteten<br />
S-Bahn-Strecke Nürnberg–Ansbach, der Bau von<br />
Der Nahverkehr im Wandel der Zeit<br />
Park & Ride-Plätzen und die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit<br />
bei den Nebenbahnen wie<br />
beispielsweise durch die Trennung der Bahntrasse<br />
vom Straßenraum westlich vom Zirndorfer Bahnhof<br />
(siehe Foto links).<br />
Das Busliniennetz im östlichen Teil des <strong>Landkreis</strong>es<br />
wird von den von Nürnberg nach Stein, Oberasbach<br />
und Zirndorf verkehrenden Buslinien der VAG<br />
Verkehrsaktiengesellschaft Nürnberg dominiert. Im<br />
nördlichen <strong>Landkreis</strong>gebiet mit den Ortschaften<br />
Obermichelbach, Tuchenbach, Puschendorf, Seukendorf<br />
und Veitsbronn bilden die Buslinien des<br />
OVF ein attraktives und mit dem SPNV abgestimmtes<br />
Nahverkehrsnetz. Buslinien im Bibertgrund, das<br />
Stadtbusnetz Oberasbach-Stein-Zirndorf sowie<br />
Buslinien privater Verkehrsunternehmer in den<br />
ländlich geprägten Gebieten vervollständigen das<br />
heutige Liniennetz.<br />
Im Buslinienverkehr beruhen die zahlreichen Änderungen<br />
in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n auf der Berücksichtigung<br />
der Siedlungsentwicklung, der Anbindung<br />
wichtiger Ziele (z.B. neue Schulstandorte,<br />
Arbeitsstätten, Freizeiteinrichtungen oder öffentliche<br />
Einrichtungen) und den Empfehlungen aus<br />
dem Nahverkehrsplan, welcher u.a. Mindeststandards<br />
definiert. Weiteren Einfluss auf die Fahrpläne<br />
hatten die geänderten Nutzergewohnheiten, die<br />
zur Ausdehnung der Bedienungszeiten in die späten<br />
Abend- und Nachstunden sowie am Wochenende<br />
geführt haben.<br />
73
Einige Beispiele für die erreichten Verbesserungen<br />
sind:<br />
- Night-Liner-Verkehre,<br />
- Neuordnung des Busliniennetzes im nördlichen<br />
<strong>Landkreis</strong>gebiet einschließlich der neuen Buslinie<br />
nach Herzogenaurach,<br />
- die Einrichtung des Stadtbusverkehres in Oberasbach-Stein-Zirndorf,<br />
- Verlängerungen von Buslinien zur Erschließung<br />
neuer Wohngebiete,<br />
- die neuen VGN-Buslinien 114 und 714,<br />
- Bürgerbus in Langenzenn sowie darüber hinausgehend<br />
- die Einrichtung einer Mitfahrzentrale zur Vermittlung<br />
von Fahrgemeinschaften.<br />
- Anruf-Sammel-Taxi (AST)<br />
Auch die Fahrzeuge entwickelten sich kontinuierlich<br />
weiter. So kommen heute in der Regel nur<br />
noch niederflurige Omnibusse zum Einsatz, die ein<br />
bequemes Ein- und Aussteigen ermöglichen. Darüber<br />
hinaus verfügen die modernen Busse über Klimaanlage,<br />
Fahrgastinformationssysteme und vieles<br />
mehr.<br />
Der Nahverkehr im Wandel der Zeit 75<br />
Planungen<br />
Aufbauend auf einer Planungsstudie aus den<br />
1970er <strong>Jahre</strong>n für den Verkehr im Großraum Nürnberg<br />
wurden im Gesamtverkehrsplan Großraum<br />
Nürnberg (GVGN) verschiedene Machbarkeitsstudien<br />
u.a. für ein Stadtbahnnetz im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong>, eine U-Bahn-Verlängerungen nach Zirndorf/<br />
Oberasbach und Stein, die Elektrifizierung der Rangaubahn,<br />
die Modernisierung der Zenngrundbahn,<br />
den S-Bahn-Verkehr Nürnberg–Ansbach sowie die<br />
Reaktivierung der Bibertbahn durchgeführt.<br />
Ausblick<br />
Seit <strong>Jahre</strong>n wird ein Anstieg der Fahrgastzahlen auf<br />
der Schiene und im Bus beobachtet. Ermöglicht<br />
wird dieser Erfolg zum einem von den Bürgern,<br />
die das attraktive Nahverkehrsangebot annehmen,<br />
aber auch von der politischen Gremien des <strong>Landkreis</strong>es<br />
und den Gemeinden, die von einem Engagement<br />
im ÖPNV überzeugt sind und die erforderlichen<br />
finanziellen Mittel bereitstellen.<br />
Der Nahverkehrsplan des <strong>Landkreis</strong>es von 2011<br />
enthält weitere Verbesserungsvorschläge, die es in<br />
den nächsten <strong>Jahre</strong>n umzusetzen gilt.
76<br />
Wandel durch Wandel<br />
Die gesetzlichen Vorgaben für die Eigenwohnraumförderung<br />
prägten den Baustil im <strong>Landkreis</strong><br />
1972:<br />
Zur Zeit der Gebietsreform wurden innerhalb der<br />
Einkommensgrenzen vor allem kinderreiche Familien<br />
gefördert, deren Wohnsituation beengt war.<br />
Eine Familie setzte sich damals aus zwei Erwach-<br />
senen, zwei Kindern und einem älteren Familienangehörigen,<br />
meist Oma oder Opa, zusammen. Gebaut<br />
wurden hautsächlich Doppelhaushälften und<br />
Reihenhäuser mit einem großzügigen Garten. Die<br />
durchschnittliche Wohnfläche entsprach 115 m²<br />
und der Kaufpreis pro Objekt belief sich auf zirka<br />
85.<strong>40</strong>0 Euro.<br />
2012:<br />
Der Baugrund ist knapp geworden. Mittlerweile<br />
profitieren vor allem junge Familien mit Kind, die<br />
sich noch ein weiteres wünschen, von der Förderung.<br />
Große Gärten sind selten. Stattdessen geht<br />
der Trend zum „Townhouse“, also einer verdichteten,<br />
innerörtlichen Bebauung mit kleinem Grundstücksanteil.<br />
Die durchschnittliche Wohnfläche<br />
beträgt zwischen 130 und 145 m². Das liegt unter<br />
anderem an den Förderungsvorgaben zur Mindest-<br />
größe der Elternschlaf- und Kinderzimmer. Denn<br />
während der Nachwuchs früher in kleinen Räumen<br />
unter acht m² aufwuchs, müssen es heute<br />
mindestens zehn m² sein. Der Kaufpreis pro Objekt<br />
hat sich seit 1972 fast verdreifacht und liegt bei<br />
durchschnittlich 260.000 Euro. Hintergrund dafür<br />
sind die erhöhten Grundstückspreise und die Mehrkosten<br />
für energetisches Sanieren und Bauen.
Wohnen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> war in der Vergangenheit von<br />
einer rasanten Einwohnerentwicklung gekennzeichnet.<br />
Seit den 70er <strong>Jahre</strong>n nahm die Bevölkerungsanzahl<br />
stetig zu. Der <strong>Landkreis</strong> verzeichnete<br />
unter den kreisfreien Städten und <strong>Landkreis</strong>en Mittelfrankens<br />
zwischen 1993 und 2003 das stärkste<br />
Bevölkerungswachstum.<br />
Die Baulandentwicklung spiegelt die Bevölkerungsentwicklung<br />
wieder. Nach einer Stagnation<br />
Anfang der 70er <strong>Jahre</strong> wuchs die Bevölkerung bis<br />
zur Jahrtausendwende rasant an. Relativ kleine Gemeinden<br />
haben sich zu gefragten Wohnstandorten<br />
entwickelt, zum Beispiel Obermichelbach, das eine<br />
Steigerung um stolze 549,4 Prozent verzeichnen<br />
konnte. Auch die Städte und Gemeinden, die an<br />
Nürnberg und <strong>Fürth</strong> angrenzen, haben viele Bewohner<br />
hinzugewonnen. Erst in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n verlangsamte sich das Wachstum. Im Gegensatz<br />
zu den naheliegenden Großstädten war im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> bisher immer genügend Baugrund<br />
vorhanden, um individuelle Wohnträume umzusetzen.<br />
Bis in die 2000er <strong>Jahre</strong> stieg der Baulandpreis<br />
aufgrund der starken Nachfrage im <strong>Landkreis</strong> stetig<br />
an, erst in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n stagnierte<br />
der Preis. 1970 kostete der m² baureifes Land im<br />
Durchschnitt noch 15,31 Euro, 1980 bereits 46,45<br />
Euro bis er 2010 bei etwa 194 Euro stehen blieb. Die<br />
starken Zuzüge haben das Gesicht des <strong>Landkreis</strong>es<br />
verändert. Vielerorts hat sich ein urbanes Wohngefühl<br />
durchgesetzt. Dennoch hat sich zwischen<br />
1996 und 2010 die Wohnfläche von 128 m² pro<br />
Einwohner auf 151 m² pro Einwohner vergrößert.<br />
Mit der Bevölkerungszunahme sind auch die Anforderungen<br />
an die Infrastruktur gestiegen. Gab es<br />
früher eine starke Abhängigkeit von den Oberzentren<br />
Nürnberg, <strong>Fürth</strong> und Erlangen im infrastrukturellen<br />
Bereich, wurde diese in vielen Bereichen<br />
abgebaut. Mit drei Gymnasien, zwei Realschulen<br />
sowie einer Förderschule bietet der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />
eine sehr gute und wohnortnahe Bildungslandschaft.<br />
Hinzu kommt ein reichhaltiges Angebot an<br />
Freizeit- und Kultureinrichtungen. Der <strong>Landkreis</strong> ist<br />
zudem mit einem umfassenden Verkehrsnetz aus-<br />
Eigenraumförderung • Wohnen im <strong>Landkreis</strong><br />
gestattet: Angefangen von einem gut ausgebauten<br />
Straßennetz, einem flächendeckenden Bus- und<br />
Bahnangebot bis hin zu einem ausgereiften Radwegenetz.<br />
Die gute verkehrstechnische Anbindung<br />
innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es, aber auch die schnelle<br />
Anbindung an den Großraum Nürnberg-Erlangen-<br />
<strong>Fürth</strong>, ist eine Voraussetzung zum Erhalt der hohen<br />
Lebens- und Wohnqualität im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>.<br />
Die Lage des <strong>Landkreis</strong>es am Rande des Großraumes<br />
Nürnberg-<strong>Fürth</strong>-Erlangen führt zu einer strukturellen<br />
Dreiteilung. Die Städte Zirndorf, Oberasbach<br />
und Stein atmen bereits Großstadtluft und haben<br />
nur noch geringes Wachstum zu verzeichnen. Einzelne<br />
kleinere Gemeinden in mittlerer Entfernung<br />
haben von der Entwicklung in den letzten zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n besonders profitiert und vergrößerten sich<br />
fast um ein Drittel. Der dritte Teil bewegt sich dazwischen,<br />
liegt in der Entwicklung etwas über dem<br />
<strong>Landkreis</strong>niveau und umfasst die kleinen Zentren<br />
des <strong>Landkreis</strong>es.<br />
In letzter Zeit gibt es landesweit eine neue Wohnentwicklung:<br />
Der Rückzug in die Großstädte.<br />
Während andere mittelfränkische <strong>Landkreis</strong>e in<br />
ihrer Einwohnerentwicklung stagnieren oder sogar<br />
abnehmen, ist für den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ein weiteres<br />
Bevölkerungswachstum bis 2030 prognostiziert.<br />
Neben dem Ausbau des Bildungsangebotes und der<br />
Kinderbetreuung spielt daher auch das Thema seniorengerechtes<br />
Wohnen eine große Rolle. Neben<br />
einem exzellenten Pflegeangebot hat der <strong>Landkreis</strong><br />
auch hier innovative Verbesserungen in Form eines<br />
seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes entwickelt.<br />
77
78<br />
Die Geschichte des Hainbergs<br />
Krieg, Panzer, Rallyes und jetzt – Ruhe.<br />
Seit 1995 ist der Hainberg Naturschutzgebiet. Abgeschirmt<br />
durch das Militär hat sich dort über ein<br />
Jahrhundert hinweg die größte zusammenhängende<br />
Sandmagerrasenfläche Nordbayerns entwickelt.<br />
Über das Gelände, das Soldatenstiefel, Reifen und<br />
Panzerketten malträtierten, wandern heute nur<br />
noch die leicht besohlten Schuhe Erholungssuchender.<br />
Daneben schlängelt sich der Kreuzbach<br />
idyllisch durch die gut 2 km² große Fläche.<br />
Seinen größten Auftritt in der Geschichte hatte der<br />
Hainberg im Sommer 1632, als Wallensteins Truppen<br />
während des dreißigjährigen Krieges dort Quartier<br />
nahmen. Nach einer längeren Erholungsphase<br />
zogen 1898 die königlich bayerischen Soldaten auf<br />
den Hainberg und 1933 bis 1945 exerzierten dort<br />
Truppen der Wehrmacht. Nach dem Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs griff zuerst die Deutsche Infanterie<br />
(1958) und schließlich die 1st Armored Division Artillery<br />
1971 auf dem Truppenübungsplatz zur Waffe.<br />
Doch das Dröhnen und Rumpeln der an- und<br />
abfahrenden Kettenfahrzeuge des amerikanischen<br />
Transportbataillons 270 war für die Oberasbacher<br />
eine viel größere Geduldsprobe. Die Panzerkonvois<br />
brachten nicht nur zweitweise den Verkehr zum<br />
Erliegen, sondern zerdrückten auch die Kanalisationsrohre<br />
der Rothenburger Straße in Oberasbach.<br />
1979 und 1983 herrschte in der Gemeinde (die<br />
Stadterhebung war erst 1994) helle Aufregung, als<br />
zwei Übungsgranaten ihr Ziel verfehlten. Verletzt<br />
wurde niemand, dennoch formierten sich gegen<br />
die Tiefflieger Proteste. Wirklich lebensgefährlich<br />
wurde es am 11. Dezember 1974, als eine Maschine<br />
der kanadischen Luftwaffe bei einem Übungsflug<br />
über Oberasbach abstürzte. Wie durch ein Wunder<br />
kam niemand zu Schaden.<br />
Sie kam auf vier Rädern und war ebenfalls laut –<br />
aber Zeitzeugen sprechen dennoch mit Begeisterung<br />
von ihr: der Metz-Rallye. Dieses internationale<br />
Rennen wurde von 1973 bis 1986 im Hainberg<br />
gefahren, davon neun Mal als Lauf zur Deutschen<br />
Rallye-Meisterschaft für Automobile. 1983 saß die<br />
berühmte Rallyefrau Michelle Mouton hinter dem<br />
Steuer. Über 100.000 Menschen verfolgten ihre<br />
Fahrt am Streckenrand. Mit Björn Waldegad (1984),<br />
Stig Blomquist (1985) und Walter Röhrl (er nahm<br />
insgesamt vier Mal teil) waren drei Weltmeister des<br />
Rallyesports in Stein am Start.<br />
Initiator dieses Spektakels war der Touringclub<br />
Stein 1955. Unter dem 1. Vorsitzenden Wilhelm<br />
Pfersdorff (seit 1970 bis heute im Amt) und Touringclub-Mitglied<br />
Manfred Glauber, der Werbeleiter<br />
des Familienunternehmens Metz war, konnte<br />
am 28. April 1973 die erste ADAC-Metz-Rallye<br />
gestartet werden. Start und Ziel war das Firmengelände<br />
der Metz Apparatewerke in Zirndorf. Doch<br />
das Wasserloch, das die Panzer in die Erde des
Hainbergs gewühlt hatten, gehörte zu den spektakulärsten<br />
Stellen der Strecke. Die „2. Metz“ startete<br />
unter der Schirmherrschaft des AC Stein, zu dem<br />
der Touringclub mit dem Motorsportclub Stein<br />
1928 fusioniert war. 14 <strong>Jahre</strong> lang war die „scharfe<br />
Metz“ die Top-Rallye-Veranstaltung in Deutschland.<br />
Doch der steigende organisatorische Aufwand<br />
und der Umweltgedanke brachten die Veranstaltung<br />
1986 zu Fall. Acht <strong>Jahre</strong> später, im März<br />
1994, wurde das Transportbataillon der US-Armee<br />
auf dem Hainberg aufgelöst. Genau ein Jahr später<br />
trat die Verfügung der Regierung von Mittelfranken<br />
in Kraft, die das Areal zum Naturschutzgebiet<br />
erklärte. Und seit 2005 erlebt die Metz-Rallye als<br />
ADAC-Metz-Rallye Classic für historische Automobile<br />
ein Revival – abseits vom Hainberg.<br />
Dort wandern nun Erholungssuchende über Dünen,<br />
Heiden, durch Wälder und parkähnliche Landschaften.<br />
In dieser besonderen Umgebung sind zahlreiche,<br />
teils stark gefährdete Pflanzen- und Tierarten<br />
beheimatet. Dazu gehören der am Boden brütende<br />
Vogel Brachpieper, die Kreuzkröte und die Sand-<br />
Strohblume. Seit 2010 ist der Hainberg Nationales<br />
Naturerbe und befindet sich in der pflegerischen<br />
Obhut der DBU Naturerbe GmbH, einer Tochter der<br />
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Damit<br />
der Magerrasen nicht verbuscht, weiden im Sommer<br />
Herden mit bis zu <strong>40</strong>0 Schafen auf dem Hainberg.<br />
Die Geschichte des Hainbergs<br />
79
80<br />
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Ein Schmetterling setzt sich durch<br />
Motorsport und Fahrzeugentwicklung aus Cadolzburg<br />
Das Unternehmensziel der Erfolgsschmiede „Schmidt Motorsport“ (heute<br />
sms engineering GmbH), die technischen Entwicklungen und Erfahrungen<br />
des Motorsports einem breiten Kundenkreis zugänglich zu<br />
machen, mündete im Oktober 1987 in der Gründung des Autohauses<br />
Konrad Schmidt. In Cadolzburg heißt die oberste Maxime seitdem,<br />
auch dem Audi- und VW-Kunden Spitzenleistungen in Service, Technik<br />
und Verkauf zu bieten. Ein Mann der ersten Stunde ist Harald Peelen,<br />
seit 1987 Geschäftsführer von sms engineering und dem Autohaus<br />
Konrad Schmidt.<br />
In den 80er und 90er <strong>Jahre</strong>n waren Motorsportfahrzeuge von sms aus<br />
Cadolzburg in vielen großen Rennserien weltweit vertreten. Fahrer wie<br />
Walter Röhrl, Harald Demuth, Hans-Joachim Stuck, Michele Mouton,<br />
Ari Vatanen und das fränkische Rallye-Talent Armin Schwarz fuhren dabei<br />
zahlreiche Erfolge für sms ein.<br />
Die Entwicklung von Fahrzeugen, wie dem Audi S2 und dem Audi quattro<br />
Spyder machten sms mehr und mehr zu einem Entwicklungszentrum<br />
und -partner der Automobilindustrie. Die langjährige Erfahrung in diesem<br />
Bereich zeigt sich heute auch vor allem auch bei der Restauration<br />
von historischen Serienfahrzeug bis hin zu wettbewerbsfähigen Motorsportfahrzeug.<br />
Eine Vielzahl der bei sms in Cadolzburg entwickelten und<br />
heute wieder restaurierten Fahrzeuge sind in den Museen deutscher<br />
Automobilhersteller zu bestaunen.<br />
Motorsporterfolge von sms:<br />
• 4x Deutscher Rallyemeister mit AUDI<br />
• Sieg in der Deutschen Tourenwagen<br />
Meisterschaft (DTM)<br />
• Markenmeister im Super-Tourenwagen<br />
Cup (STW)<br />
sms engineering GmbH • Seckendorfer Str. 4-6 • 90556 Cadolzburg • Tel. 09103 508-02 • E-Mail info@sms-engineering.de
Die Entwicklung<br />
des Gesundheitswesens<br />
Die Anforderungen an das Gesundheitsamt steigen<br />
Räumliche Entwicklung<br />
Das Staatliche Gesundheitsamt befand sich Anfang<br />
der 70er <strong>Jahre</strong> im Nebengebäude des Landratsamtsgebäudes<br />
Stresemannplatz 11 in <strong>Fürth</strong>.<br />
Anfang der 90er <strong>Jahre</strong> wurden die Räumlichkeiten<br />
von der <strong>Landkreis</strong>verwaltung selbst benötigt. In der<br />
Folge zog das Gesundheitsamt in ein neu gebautes<br />
Gebäude der Sparkasse <strong>Fürth</strong> um. Dann wurden<br />
zum 1. Januar 1996 die Staatlichen Gesundheitsverwaltungen<br />
den Landratsämtern zugeordnet.<br />
Die räumliche Zuordnung gelang erst sechs <strong>Jahre</strong><br />
später, als der Großteil der Landratsamtsmitarbeiter<br />
den neuen Dienstsitz im Pinderpark in Zirndorf<br />
bezog. Das Gesundheitsamt wurde wieder am Stresemannplatz<br />
in <strong>Fürth</strong> untergebracht.<br />
Aufgaben im Wandel<br />
In den 70er <strong>Jahre</strong>n standen im Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />
die Mütterberatung für Mütter<br />
mit Säuglingen und Kleinkindern sowie die Schuluntersuchungen<br />
– nicht nur bei der Einschulung,<br />
sondern auch in den 4. Klassen und teilweise auch<br />
in den Hauptschulklassen – im Vordergrund. Der<br />
Öffentliche Gesundheitsdienst führte den größten<br />
Teil der Kinderimpfungen durch. Zusätzlich war<br />
man vornehmlich für die Untersuchung von Beamten<br />
zuständig.<br />
Die Entwicklung des Gesundheitswesens<br />
Nach der Entdeckung von Aids in den 80er <strong>Jahre</strong>n<br />
und der Entwicklung eines gesteigerten Gesundheitsbewusstseins<br />
waren von der Gesundheitsbehörde<br />
mehr präventive Aktivitäten gefordert.<br />
In den 90er <strong>Jahre</strong>n nahm das Umweltbewusstsein<br />
zu und es wurde ein gesteigerter Wert auf umweltorientierte<br />
Stellungnahmen, insbesondere zu Altlasten<br />
und Raumluftbelastungen, gelegt. Durch den<br />
Erlass neuer DIN-Normen wurde die Überwachung<br />
im Bereich der Schwimmbäder und Hallenbäder<br />
deutlich anspruchsvoller. Regelmäßige Befundvorlagen<br />
am Gesundheitsamt wurden Standard.<br />
2000 kam es zur Neustrukturierung des Infektionsschutzes<br />
durch den Bundesgesetzgeber. Der<br />
forderte nach BSE, Influenzaerkrankungen und Todesfällen<br />
durch EHEC-Bakterien mehr seuchenhygienische<br />
Kompetenzen. Nach den Anschlägen vom<br />
11.September 2001 und Milzbrandattentaten in den<br />
USA, mussten die Gesundheitsbehörden wiederholt<br />
Pseudoanschläge mit vermeintlich biologischen<br />
Giftstoffen untersuchen. Außerdem kam es 2003<br />
durch die neu erlassene Trinkwasserverordnung zu<br />
einer deutlichen Mehrarbeit durch die systematische<br />
Überwachung öffentlicher Einrichtungen. In<br />
diesem Zeitraum wurde auch die Heimüberwachung<br />
unter Einbeziehung des Gesundheitsamtes<br />
als Fachbehörde neu geregelt. Seitdem müssen die<br />
Heime jährlich inspiziert werden.<br />
81
2010 wurden vermehrte hygienische Kontrolltätigkeiten<br />
in medizinischen Einrichtungen gefordert<br />
und es kam zum Erlass einer medizinischen<br />
Hygieneverordnung in Bayern. Seit Ende 2011 sind<br />
im Bereich der Trinkwasserüberwachung auch bestimmte<br />
gewerbliche Gebäude mit Großanlagen<br />
zur Trinkwassererwärmung einer regelmäßigen<br />
Überwachung durch das Gesundheitsamt unterworfen.<br />
Heute werden kaum noch Mütterberatungen und<br />
keine Impfungen mehr durchgeführt. Diese Tätigkeit<br />
haben niedergelassene Kinder- und Hausärzte<br />
übernommen. Geblieben sind Impfbuchkontrollen<br />
bei der Einschulung und in den 6. und 7. Klassen.<br />
Die Einschulungsuntersuchungen führen heute<br />
größtenteils sozialmedizinische Assistentinnen mit<br />
qualitativ auswertbaren Screening-Tests durch.<br />
Neu ist das Neugeborenen-Screening (2000), welches<br />
2010 um ein Hörscreening erweitert wurde.<br />
Präventionsarbeit wird häufig projektbezogen unter<br />
Nutzung lokaler Netzwerke mitarbeitend oder auch<br />
nur koordinierend vorgenommen. Es sind weiterhin<br />
Gutachten zu Altlasten und Innenluft- und Außenluftschadstoffen<br />
erforderlich. Die Schwerpunkte<br />
liegen zurzeit auf hygienischen Kontrolltätigkeiten<br />
von medizinischen Einrichtungen, Heimen, aber<br />
auch im Trinkwasserbereich.<br />
Die Entwicklung des Gesundheitswesens<br />
Kolumnentitel<br />
Über all die <strong>Jahre</strong> haben sich bei den Begutachtungen<br />
für die Bayerische Staatsverwaltung, aber<br />
auch Bundesbehörden, kommunale Behörden und<br />
Gerichte, die Schwerpunkte in einzelnen Bereichen<br />
verändert. Die wesentlichen Begutachtungsaufgaben<br />
sind aber geblieben.<br />
Nach wie vor werden Begutachtungen bei Beamten<br />
bei Einstellungen, Rehabilitationsmaßnahmen und<br />
Pensionierungen durchgeführt. Gutachten für die<br />
Führerscheinstelle haben sich auf Stellungnahmen<br />
zur Notwendigkeit medizinischer Zusatzgutachten<br />
reduziert. Gutachten für die Vormundschaftsgerichtsbarkeit<br />
wie Betreuungsverfahren haben<br />
im Laufe der <strong>Jahre</strong> und vor allem durch die neue<br />
Betreuungsgesetzgebung der 90er <strong>Jahre</strong> deutlich<br />
zugenommen. Die Gutachten für die Sozialhilfeverwaltung<br />
dagegen haben sich nicht zuletzt auf<br />
Grund gesetzlicher Neuerungen verändert.<br />
Wegen der kontinuierlichen Verminderung der Tuberkuloseerkrankungen<br />
hat sich die frühere Tuberkulosefürsorge<br />
zur Tuberkuloseberatung gewandelt.<br />
Pro Regierungsbezirk ist ein ärztlicher Fachberater<br />
für Tuberkulose tätig. Für Mittelfranken sitzt dieser<br />
am Landratsamt <strong>Fürth</strong>, da in dessen Zuständigkeitsbereich<br />
die Untersuchung der in Zirndorf ankommenden<br />
asylsuchenden Ausländer fällt.<br />
83
Von der Fürsorge<br />
zur Sozialpädagogik<br />
Veränderungen im Gesundheitsamt<br />
Die Mitarbeiterinnen im sozialen Bereich des Staatlichen<br />
Gesundheitsamtes hießen früher „Fürsorgerinnen“.<br />
Seit Anfang der 70er <strong>Jahre</strong> wurden sie nach<br />
und nach durch die neuen Ausbildungsformen von<br />
Sozialarbeiterinnen/Sozialpädagoginnen abgelöst.<br />
Ihre Aufgaben entsprachen derer der „Familienhilfe“.<br />
Später wurde daraus der Allgemeine Sozialdienst.<br />
Zur Familienhilfe gehörten Tätigkeiten für<br />
das Gesundheitsamt, Jugendamt und Sozialamt für<br />
den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>, ähnlich wie heute. Ein Teil des<br />
Personals der Familienhilfe wurde vom Gesundheitsamt<br />
der Regierung von Mittelfranken und der<br />
andere Teil vom <strong>Landkreis</strong> angestellt. Die Aufgaben<br />
waren identisch.<br />
1989 kam es auf Veranlassung der Regierung zur<br />
Einstellung der Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt<br />
und dem Landratsamt. Der Grund: Die<br />
gestiegenen Anforderungen im Jugendhilfebereich<br />
erforderten von Regierungsangestellten einen hohen<br />
Zeitaufwand, der zu Lasten der Gesundheitshilfe<br />
ging. Die wiederum bekam durch die neuen<br />
gesetzlichen Anforderungen in der Schwangerenberatung<br />
und im präventiven Bereich neue Aufgaben<br />
hinzu. In der Konsequenz arbeiteten die Sozialarbeiterinnen<br />
des Gesundheitsamtes (die bei der<br />
Regierung angestellt sind) nur noch<br />
speziali spezialisiert in der Gesundheits-<br />
hilfe<br />
im <strong>Landkreis</strong> und in der<br />
St Stadt <strong>Fürth</strong>. Die Angestellten<br />
de des Landratsamtes waren<br />
im<br />
Jugend- und Sozialamt<br />
tä tätig. In dieser Zeit konn-<br />
te<br />
es vorkommen, dass eine<br />
Famili Familie von zwei Sozialpädago-<br />
gen betreut betreu wurde: Der eine betreute<br />
beispielsweise beispielswei die kranke Mutter (Gesundheitshilfe),<br />
sundheitsh der andere kümmerte<br />
sich um die di Kinder (Jugendamt).<br />
Von der Fürsorge zur Sozialpädagogik<br />
1996 wurden die Gesundheitsämter in die Landratsämter<br />
eingegliedert und die Aufgabenbereiche<br />
verschmolzen wieder. Um die Personalressourcen<br />
für den <strong>Landkreis</strong> effizienter zu nutzen, wurde<br />
der „Allgemeine Sozialdienst“ (ASD), der bis dahin<br />
zum Jugendamt gehörte, organisatorisch dem<br />
Gesundheitsamt zugeordnet. Seitdem gibt es das<br />
Sachgebiet „Sozialpädagogische Dienste“ im Gesundheitsamt,<br />
das sich in den ASD, die Schwangerenberatung,<br />
die Prävention/Gesundheitsförderung<br />
und die Gesundheitshilfe (die allerdings nur für die<br />
Stadt <strong>Fürth</strong> zuständig ist) gliedert.<br />
Die Aufgaben der Gesundheitshilfe haben sich im<br />
Laufe der <strong>Jahre</strong> stark verändert. So hat sich u.a.<br />
die Schwangerenberatung von der ursprünglichen<br />
Schwangerschaftskonfliktberatung zu der heute<br />
staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen<br />
entwickelt. Die deutsch-deutsche<br />
Wiedervereinigung machte eine einheitliche Regelung<br />
für Schwangerschaftsabbrüche notwendig<br />
und so wurden unter anderem 1995 im Rahmen<br />
des Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetzes<br />
die Paragraphen 218 und 219 des Strafgesetzbuches<br />
sowie das Schwangerschaftskonfliktgesetz<br />
geändert. Seitdem umfassen die Aufgaben<br />
der Beratungsstelle neben der Schwangerschaftskonfliktberatung<br />
die allgemeine Schwangerenberatung,<br />
die Vermittlung von Hilfe aus der Landesstiftung<br />
„Hilfe für Mutter und Kind“, die nachgehende<br />
Betreuung und vor allem auch die Sexualpäda-<br />
gogik.<br />
Ein weiterer, neuer Aufgabenbereich der Gesundheitshilfe<br />
ist die Gesundheitsförderung. Sie begann<br />
1986 mit der Suchtprävention und hat mittlerweile<br />
den Anspruch, Kinder und Jugendliche so gut aufzuklären,<br />
dass weniger häufig Sucht oder sonstige<br />
Erkrankungen mehr entstehen.<br />
85
86<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />
Fünf Stimmen zum Jubiläum<br />
Mundartdichter Fritz Stiegler,<br />
Gunnersdorf<br />
„Dem Trubel so nah,<br />
und doch weit genug<br />
weg, um zu atmen, zu<br />
genießen, zu leben.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> ist eine<br />
Oase im Ballungsraum<br />
- meine Heimat.”<br />
Autor Werner Schwanfelder,<br />
Obermichelbach<br />
„Heimat ist dort, wo<br />
die meisten Freunde<br />
sind. Ich beteilige mich<br />
in meinem Ort in der<br />
Kirchengemeinde, in<br />
„Kultur in der Kirche“<br />
und in der Gemeinde.<br />
Ich setze mich für die<br />
Kultur im <strong>Landkreis</strong><br />
ein. Ich bin immer wieder überrascht, welche interessanten<br />
Menschen im <strong>Landkreis</strong> leben, welche<br />
Unternehmen im <strong>Landkreis</strong> ihren Sitz haben, und<br />
welche Kreativität in den einzelnen Ortschaften zu<br />
spüren ist. Mit einem Wort: Ich lebe gerne hier.“<br />
Maler Rudolf Lumm,<br />
Zirndorf<br />
„<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong>, 30 <strong>Jahre</strong> Kunst<br />
im <strong>Landkreis</strong>.“<br />
Museumsleiterin des Heimatmuseums a.D.<br />
Hedwig Helmreich, Roßtal<br />
„Durch die Arbeit im<br />
Ingenieurbüro meines<br />
Mannes, wo ich lange<br />
<strong>Jahre</strong> mit beschäftigt<br />
war, konnte ich viel<br />
Einblick in die baulichenBesonderheiten<br />
unseres schönen<br />
<strong>Landkreis</strong>es nehmen.<br />
Ich bin dankbar, dass<br />
ich als Pflegerin des Roßtaler Heimatmuseums unseren<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als ein Juwel in der Region<br />
mit seiner authentischen fränkischen Kultur erleben<br />
durfte.“<br />
Kreisbäuerin Bettina Hechtel,<br />
Stein<br />
„Als geborene Nürnbergerin<br />
bin ich der<br />
Liebe wegen vor 27<br />
<strong>Jahre</strong>n in den <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Fürth</strong> gezogen<br />
– er ist zu meiner Heimat<br />
geworden. Unser<br />
Landfrauenmotto lautet:“<br />
Wir Landfrauen!<br />
engagiert-modern-aktiv“ könnte auch das Motto<br />
des <strong>Landkreis</strong>es sein. Weiter so!!!“
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />
Die Aufgaben des Denkmalschutzes<br />
Steinernes Zeugnis<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> hat über 500 eingetragene<br />
Baudenkmäler sowie einige umfangreiche Denkmal-Ensembles<br />
wie die historischen Ortskerne von<br />
Cadolzburg, Langenzenn und Roßtal. Herausragende<br />
Bauwerke sind Schloss Faber-Castell in Stein mit<br />
etlichen Fabrikgebäuden in seinem Umfeld, Kloster<br />
Langenzenn, nahezu alle historischen Kirchen<br />
und – als Sonderfall in der Obhut der Bayerischen<br />
Schlösserverwaltung – die Cadolzburg.<br />
Wegen ihres Alters und der kunsthistorischen Neubewertung<br />
wird die Denkmalliste vom zuständigen<br />
Landesamt für Denkmalpflege seit <strong>Jahre</strong>n kontinuierlich<br />
fortgeschrieben und berichtigt: Längst<br />
verschwundene Denkmäler werden gelöscht. Heruntergekommene<br />
Objekte werden aus der Liste<br />
herausgenommen, wenn eine Instandsetzung den<br />
Rest an Denkmalsubstanz zerstören würde und neu<br />
entdeckte Denkmäler kommen hinzu beziehungsweise<br />
werden auf ihre Qualitäten geprüft. Bei der<br />
Aktualisierung rücken Gebäude aus der Nachkriegszeit<br />
zunehmend ins Blickfeld.<br />
Viele gelungene Beispiele im <strong>Landkreis</strong> beweisen,<br />
dass öffentliche und private Bauherren an dem Erhalt<br />
und der Sanierung eines Baudenkmals großes<br />
Interesse haben und den Rat der Fachbehörden gerne<br />
annehmen. Sie sind aber in der Regel bereit, von<br />
sich aus denkmalerfahrene Fachleute (Architekten,<br />
Restauratoren, Handwerker) zu beauftragen, die sie<br />
dann bei der Sanierung und im qualifizierten Dialog<br />
mit den Fachbehörden unterstützen.<br />
Besonders beispielhafte Sanierungen und Umbauten<br />
der letzten <strong>Jahre</strong> waren:<br />
- Die Umwandlung des ehemaligen Spitals in Langenzenn<br />
zum Rathaus<br />
- Die Klosterförsterei in Langenzenn<br />
- Die Neumühle in Langenzenn<br />
- Das ehemalige Schloss in Roßtal<br />
- Die zahlreichen hochqualifizierten Restaurierungen<br />
in Schloss Faber-Castell<br />
- Die Stadtbücherei in Stein<br />
- Das Ensemble der Gaststätte „Bauhof“ in Cadolzburg<br />
- Das Wohnhaus Bachstraße 14 in Oberasbach<br />
Nach dem Denkmalschutzgesetz ist alles, was von<br />
seiner Epoche Zeugnis ablegen kann, als Baudenkmal<br />
zu sehen. Die Eintragung in die Denkmalliste<br />
hat nur nachrichtlichen Charakter, stellt aber nicht<br />
eine lückenlose Aufzählung aller denkmalgeschützten<br />
oder „denkmalverdächtigen“ Bauwerke dar.<br />
Das Landratsamt ist als Baugenehmigungsbehörde<br />
gleichzeitig auch Untere Denkmalschutzbehörde.<br />
Es entscheidet bei denkmalgeschützten Bauwerken<br />
über die Baugenehmigung und über die denkmalschutzrechtliche<br />
Erlaubnis bei entsprechenden<br />
Umbauten oder Sanierungen. Es ist regelmäßig<br />
verpflichtet, sich hierfür den Rat der Fachbehörde,<br />
des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege,<br />
einzuholen.<br />
87
Entwicklung des Vereinslebens<br />
Am Beispiel des BLSV-Sportkreises <strong>Fürth</strong><br />
Die 1970er <strong>Jahre</strong> waren die Zeit, in der die Vereine<br />
im <strong>Landkreis</strong> groß wurden. Abgeschieden vom<br />
Tourismus, ohne den heutigen Freizeitstress, boten<br />
sie ihren Bürgern Sportlichkeit sowie Geselligkeit<br />
und waren sehr gut besucht.<br />
Mit der Gebietsreform 1972 hatte sich auch der<br />
Bayerische Landes-Sportverband neu strukturiert.<br />
Organisatorisch wurden die Bezirke und Kreise<br />
den politischen Grenzen angepasst. Der Sportkreis<br />
<strong>Fürth</strong> ist seither für die Stadt <strong>Fürth</strong> und den<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zuständig. Protokolle aus der damaligen<br />
Zeit gibt es leider nicht. Bekannt ist nur,<br />
dass es zum Zeitpunkt der Neustrukturierung 67<br />
Sportvereine gegeben hat, bei denen 13,4 Prozent<br />
der Bevölkerung als Mitglieder eingetragen waren.<br />
Gesicherte Daten stehen dem BLSV erst ab 1992<br />
zur Verfügung. Damals waren es 109 Vereine mit<br />
51.226 Mitgliedern. Im Mai 2012 zählte der Sportkreis<br />
<strong>Fürth</strong> 119 Vereine mit 45.059 Mitgliedern, was<br />
etwa 20 Prozent der Bevölkerung entspricht. An<br />
diesen Zahlen kann man ablesen, dass entgegen<br />
dem BLSV als Ganzes die Mitgliederzahlen in der<br />
Region stagnieren, in <strong>Fürth</strong> sogar rückläufig sind.<br />
Vor allem für die 25- bis 50-Jährigen hat Vereins-<br />
treue keine große Bedeutung mehr.<br />
Musterbeispiele für positive Entwicklungen bei den<br />
Sportstätten dagegen gibt es viele. Der SV Burggrafenhof<br />
beispielsweise hat sich mit Hilfe der Stadt<br />
Langenzenn und des BLSV zu einem Schmuckstück<br />
entwickelt. 2006 wurden hier ein neu gebautes<br />
Sportheim und 2010 eine moderne Sporthalle ein-<br />
Entwicklung des Vereinslebens 89<br />
geweiht. 22.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit<br />
haben die Vereinsmitglieder in die 1,5 Millionen<br />
Euro teuren Gebäude investiert. Der Verein war<br />
1985 mit 67 Mitgliedern gegründet worden. 1997<br />
trat das 500te Mitglied ein, 2001 stieg die Zahl auf<br />
637. Mittlerweile hat sich der Mitgliedsstand bei<br />
550 Mitgliedern eingepegelt. Der SV Burggrafenhof<br />
bietet seinen Mitgliedern Vereinsfeste und ein<br />
eigenes Vereinsheft an, das 1994 erstmals erschien.<br />
Trotzdem vermisst Albert Goos, langjähriges Vereinsmitglied<br />
und seit zehn <strong>Jahre</strong>n erster Vorsitzender<br />
des Vereins, das Engagement der Anfangsjahre.<br />
„Früher waren wir eine feste Anlaufstelle für Sport,<br />
Feiern aber auch für gegenseitige Unterstützung.<br />
Dieser Zusammenhalt ist über die <strong>Jahre</strong> verloren<br />
gegangen.“<br />
Auch wenn die Bindungskraft der Vereine in den<br />
Altersgruppen 25 bis 50 nachgelassen hat und der<br />
gefühlte Zusammenhalt unter den Vereinsmitgliedern<br />
zurückgegangen ist, so ist das Interesse<br />
an Vereinen, speziell Sportvereinen, im <strong>Landkreis</strong><br />
nach wie vor ungebrochen. Eine repräsentative<br />
Schülerumfrage des Präventionsvereins 1-2-3 aus<br />
dem Jahr 2011 hat ergeben, dass fast 60 Prozent<br />
der Schülerinnen und Schüler im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> in<br />
einem Sportverein angemeldet sind. Hier erfahren<br />
die Jugendlichen Respekt, Anerkennung und können<br />
sich selbst verwirklichen. Das Vereinsleben im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil<br />
des Gemeinde- und Gemeinschaftslebens.
Die Stunde der Heimatvereine<br />
Identitätsstiftendes Ehrenamt<br />
Seit dem Jahr 1972 haben sich die Strukturen im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> wesentlich verändert. Die Gemeinden<br />
des Knoblauchlandes im Norden von <strong>Fürth</strong> und<br />
Nürnberg haben den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verlassen.<br />
Als Ausgleich kamen die Stadt Stein und die Gemeinde<br />
Wilhermsdorf zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>. Nach<br />
Abschluss der Gebietsreform blieben von vormals<br />
etwa 30 eigenständigen Gemeinden noch 14 übrig.<br />
Alle anderen hatten ihre Selbstverwaltung und<br />
damit wichtige örtliche Strukturen verloren. So<br />
entstanden Lücken, die es wieder zu füllen galt.<br />
Im Gegensatz zu dem meist regen Vereinsleben in<br />
den größeren Gemeinden gab es in den kleinen oft<br />
nur die Freiwilligen Feuerwehren und Gesangsvereine.<br />
Der Wunsch nach einem breiteren, kulturellen<br />
Angebot wurde im <strong>Landkreis</strong> immer stärker.<br />
Kulturämter, die auf diese Bedürfnisse reagieren<br />
hätten können, gab es aber nur in den Städten.<br />
Der damalige Landrat Dr. Dietrich Sommerschuh,<br />
der ehemalige Kreisheimatpfleger Helmut Mahr<br />
und die Bürgermeister erkannten<br />
diese Problematik.<br />
Mit viel Überzeugungskraft<br />
konnten sie die<br />
Wiederbelebung und<br />
Neugründung zahlreicher<br />
Heimatvereine,<br />
Ortsvereine, Theatergruppen,<br />
Musikvereine<br />
und anderer Vereine<br />
anregen. Bis dahin gab<br />
es nur in Cadolzburg<br />
und in LangenzennHeimatvereine.<br />
Die Stunde der Heimatvereine<br />
Die Heimatvereine übernahmen an Stelle der fehlenden<br />
Kulturämter ehrenamtlich die Brauchtumspflege,<br />
kulturelle Angebote, Ortsverschönerungen<br />
und vieles weitere, was von den etablierten Vereinen<br />
nicht abgedeckt werden konnte. Oft gaben diese<br />
Vereinsgründungen aus den 1970er <strong>Jahre</strong>n der<br />
Bevölkerung einen Teil des durch die Gebietsreform<br />
verlorenen Selbstbewusstseins zurück. Man konnte<br />
sich wieder mit seiner Ortschaft, mit eigenen Themen<br />
und Bedürfnissen befassen. Zahlreiche Initiativen<br />
wurden ins Leben gerufen, neue Ideen entstanden<br />
und die Lücken im dörflichen Leben wurden<br />
geschlossen. So entstand im gesamten <strong>Landkreis</strong><br />
ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen mit<br />
unterschiedlichster Ausrichtung und Bedeutung.<br />
Die Tradition der Zelt- und Wirtshauskirchweihen<br />
blieb von den Reformen unberührt. Die Kirchweih<br />
ist auch heute noch der unbestrittene Höhepunkt<br />
im Gemeindeleben und wird in so gut wie jedem<br />
Ort im <strong>Landkreis</strong> gefeiert. Dazu gehören typische,<br />
mittelfränkische Bräuche wie der Betzentanz. Dabei<br />
tanzen Kärwabuam und Kärwamadla um den<br />
Kärwabaum. Die Tänzer geben während des Drehers<br />
oder Walzers einen Blumenstrauß von Paar<br />
zu Paar, bis abrupt die Musik abbricht. Nun hat der<br />
Kärwabua, der den Strauß hält, ein Kärwa-Liedla zu<br />
singen. Setzt die Musik wieder ein, wird der Strauß<br />
weitergegeben. Irgendwann klingelt schließlich der<br />
vorab eingestellte Wecker und derjenige, der den<br />
Strauß gerade hält, ist nun stolzer Gewinner des<br />
Betzen, eines Schafes. In einigen Orten ist es auch<br />
noch üblich, die Kärwa in einem Sarg (meist ist das<br />
eine große Holzkiste) zu beerdigen oder die Kärwasau<br />
(einen mit Ruß verschmierten Kärwabua) am<br />
Ende des Festes durchs Dorf zu treiben.<br />
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Die <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />
Förderung für Jugend und Familie<br />
Die <strong>Landkreis</strong>stiftung <strong>Fürth</strong> ist 2006 unter dem<br />
Dach der „Stiftergemeinschaft der Sparkasse <strong>Fürth</strong>“<br />
gegründet worden mit dem Förderschwerpunkte<br />
auf gemeinnützige Zwecke, insbesondere im Bereich<br />
von Jugend und Familie.<br />
Über die Verwendung der jährlichen Erträge aus<br />
dem Stiftungskapital entscheidet der Stiftungsrat.<br />
Dieser besteht aktuell aus jeweils einem Mitglied<br />
der Kreistagfraktionen unter dem Vorsitz des Landrates.<br />
Mittlerweile besitzt die Stiftung ein Kapitalstock<br />
von knapp <strong>40</strong>0.000 Euro, wofür der Sparkasse<br />
<strong>Fürth</strong> als größten finanziellen Unterstützer großer<br />
Dank gilt.<br />
Aus den Stiftungserlösen konnten bisher Projekte<br />
in einer Gesamthöhe von über 19.000 Euro unterstützt<br />
werden. Darunter waren u.a. Projekte<br />
vom Schülercoach, Präventionsverein 1-2-3, PFAD<br />
Netzwerk für Kinder, Förderverein Netzwerk Pflege,<br />
dem ADHS-Netzwerk, fmf Familienbüro Stein sowie<br />
der Kinderarche <strong>Fürth</strong> gGmbH und Verkehrswacht<br />
<strong>Fürth</strong>.<br />
Auf Anregung von Landrat Dießl wird darüber<br />
hinaus dem „Runden Tisch Familie“ seit<br />
2010 aus Mitteln der <strong>Landkreis</strong>stiftung ein<br />
sogenannter „Ermöglichungstopf“ zur Verfügung<br />
gestellt werden. Daraus sollen modellhafte<br />
Projekte der „Familienförderung“<br />
im <strong>Landkreis</strong> gezielt unterstützt werden.<br />
Unterstützen kann die <strong>Landkreis</strong>stiftung jeder<br />
–entweder in Form einer Spende oder<br />
auch durch Zustiftungen, die den Kapitalstock<br />
der Stiftung erhöhen. Spenden oder<br />
Stiftungen können steuerlich geltend gemacht<br />
werden und sind auch von der Erbschaftssteuer<br />
vollständig befreit.<br />
Die bisher unterstützten Projekte und Details<br />
zu den Zustiftungsmöglichkeiten können<br />
Sie nachlesen auf der Homepage:<br />
www.landkreisstiftung.de<br />
Spendenkonto: Stiftergemeinschaft<br />
Konto-Nr.: 9 953 563<br />
Bankleitzahl: 762 500 00<br />
(Sparkasse <strong>Fürth</strong>)<br />
Stichwort: <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />
Die <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />
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