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40 Jahre Landkreis Fürth

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Liebe Mitbürgerinnen und Mit-<br />

bürger des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>,<br />

der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> in seiner heutigen Form, mit 14<br />

Gemeinden, besteht seit nunmehr <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n. Kommunen<br />

wie Großgründlach, Stadeln und Boxdorf<br />

wurden 1972 ausgegliedert. Neue Gemeinden des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> wurden Kirchfembach, der Markt<br />

Wilhermsdorf und das Gebiet der heutigen Stadt<br />

Stein. Unser <strong>Landkreis</strong> ist damit zwar zum flächenkleinsten<br />

in ganz Bayern geworden. Dennoch<br />

wurde mit dieser Reform der Grundstein für eine<br />

äußerst attraktive Wohn- und Arbeitsregion gelegt.<br />

War die Reform anfangs nicht ganz unumstritten,<br />

so steht heute fest: Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zählt in<br />

Nordbayern zu den wenigen Kreisen, die nach wie<br />

vor einen starken Zuzug verzeichnen. Aus 72.000<br />

Einwohnern im Jahr 1972 sind heute 115.000 geworden.<br />

Alle Generationen fühlen sich in unseren<br />

14 Gemeinden wohl. So feiern wir aktuell nicht nur<br />

den <strong>40</strong>. Geburtstag des <strong>Landkreis</strong>es: Vor 150 <strong>Jahre</strong>n<br />

wurde auch das Bezirksamt <strong>Fürth</strong> als Vorläufer des<br />

heutigen Landratsamtes gegründet.<br />

Die Ähre und das silberne Zahnrad in unserem<br />

Wappen weisen auf die Bedeutung der Landwirtschaft<br />

und der Industrie hin. Zu diesen beiden<br />

wichtigen Standortfaktoren sind im Laufe der<br />

letzten vier Jahrzehnte weitere dazugekommen:<br />

Der Dienstleistungssektor spielt bei uns heute eine<br />

große Rolle, aber auch viele mittelständische Firmen,<br />

die in ihrem Segment Marktführer sind, haben<br />

sich im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> angesiedelt. Darüber hinaus<br />

haben wir uns als familienfreundlicher <strong>Landkreis</strong><br />

Grußwort Landrat Matthias Dießl<br />

etabliert. Allen Bürgerinnen und Bürgern sowie<br />

Bundestags- und Landtagsabgeordneten, Bezirksräten,<br />

Landräten, Bürgermeistern, Kreis-, Stadt-<br />

und Gemeinderäten, die in an diesem erfolgreichen<br />

Wandel beteiligt waren, ihn mitgestaltet haben,<br />

danke ich sehr herzlich. Unsere Region hat dadurch<br />

eine starke Identität erhalten.<br />

Identität hat viel mit Tradition und Traditionsbewahrung<br />

zu tun, aber sie erschöpft sich nicht darin.<br />

Damit bin ich bei dem, was jede Region eine eigene<br />

Unverwechselbarkeit gibt: Die Menschen vor Ort.<br />

Vieles, was unsere Orte lebens- und liebenswert<br />

macht, haben die Bürgerinnen und Bürger in gemeinsamen<br />

Anstrengungen erreicht. Ich selbst bin<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> groß geworden. Nach meiner<br />

Grundschulzeit bin ich auf das damals noch in Aufbau<br />

befindliche Gymnasium Langenzenn gewechselt.<br />

Ich erinnere mich noch gut an die erste Abiturklasse<br />

und den damit verbundenen Abischerz. Der<br />

<strong>Landkreis</strong> hat mit seinen drei Gymnasien, zwei Realschulen<br />

und dem Förderzentren gerade für junge<br />

Menschen heute beste Voraussetzungen. Ich lebe<br />

hier sehr gerne, weil der <strong>Landkreis</strong> besonders für<br />

junge Familien viel zu bieten hat.<br />

Trotz des starken Wachstums ist ein ausgeprägter<br />

Gemeinschaftssinn nach wie vor lebendig. Er<br />

kommt heute in Vereinen und Organisationen zum<br />

Tragen, in Nachbarschaftshilfe, den Hilfsorganisationen,<br />

in spontaner Spendenbereitschaft. Er kommt<br />

darin zum Tragen, dass sich die Bürgerinnen und<br />

Bürger mit ihren Anliegen einbringen, dass sie sich<br />

für ihre Ziele und das Gemeinwohl engagieren. Sie<br />

alle machen unseren <strong>Landkreis</strong> “Leistungsfähig.<br />

Lebensfroh” - ganz im Sinne unseres <strong>Landkreis</strong>-<br />

Slogans.<br />

Und deshalb können wir heute mit Zuversicht in<br />

die Zukunft blicken. Ich freue mich mit Ihnen die<br />

Zukunft des <strong>Landkreis</strong>es zu gestalten!<br />

Ihr<br />

Matthias Dießl,<br />

Landrat des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />

1


Liebe Bürgerinnen und Bürger<br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>,<br />

der 1. Juli 1972 ist für Ihren <strong>Landkreis</strong> wie auch für<br />

alle anderen und für die kreisfreien Städte Bayerns<br />

ein denkwürdiges Datum. An diesem Tag wurde die<br />

Kreisgebietsreform wirksam. Seitdem bestehen anstelle<br />

der ehemals 143 <strong>Landkreis</strong>e nur noch 71 und<br />

anstelle der ehemals 48 kreisfreien Städte nur noch<br />

25. Viele <strong>Landkreis</strong>e nehmen ihren runden Geburtstag<br />

zum Anlass, ihre Entwicklung in den letzten vier<br />

Jahrzehnten zu feiern. Damit bestätigen sie auch<br />

den Erfolg der Reform.<br />

Auch Ihr <strong>Landkreis</strong> hat allen Grund, sein <strong>40</strong>-jähriges<br />

Bestehen zu feiern. Dabei waren die Startbedingungen<br />

für den neuen <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> nicht<br />

einfach. Er musste damals die Gemeinden Boxdorf,<br />

Grossgründlach, Neunhof, Sack, Stadeln und Vach<br />

an die kreisfreien Städte <strong>Fürth</strong> und Nürnberg abgeben.<br />

Dafür hat er mit den Gemeinden Stein b.<br />

Nürnberg vom <strong>Landkreis</strong> Nürnberg sowie Altkatterbach,<br />

Kirchfembach und Wilhermsdorf vom <strong>Landkreis</strong><br />

Neustadt a. d. Aisch auch einen nicht unerheblichen<br />

Gebietszuwachs erhalten.<br />

In dem neugebildeten <strong>Landkreis</strong> haben nun alle<br />

Bürgerinnen und Bürger bessere Lebensbedingungen.<br />

Vereint konnten in den vergangenen <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

alle wichtige Aufgaben erfüllt und die Effizienz der<br />

Verwaltung deutlich verbessert werden. Als einzi-<br />

Grußwort Innenminister Joachim Herrmann<br />

ger <strong>Landkreis</strong> hat <strong>Fürth</strong> den Sitz seiner Verwaltung<br />

verlegt. Mit dem neuen Landratsamt in der historisch<br />

bedeutsamen Kreisstadt Zirndorf haben die<br />

Bürger seit 2003 ein modernes und bürgerfreundliches<br />

Dienstleistungszentrum.<br />

Als „Wohlfühl-<strong>Landkreis</strong>“ der Europäischen Metropolregion<br />

Nürnberg ist der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ein<br />

attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort. Neben<br />

großen internationalen Unternehmen finden<br />

sich hier viele innovative Kleinbetriebe und mittelständische<br />

Firmen. Die Vorteile des Ballungsraums<br />

werden ideal mit der Lebensqualität eines ländlichen<br />

Gebiets kombiniert. Die Repräsentanten des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> und die Bürgerinnen und Bürger<br />

beglückwünsche ich zu Ihrem nun <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> alten<br />

<strong>Landkreis</strong>. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles<br />

Gute und Gottes Segen!<br />

Joachim Herrmann<br />

Bayerischer Staatsminister des Innern<br />

Mitglied des Bayerischen Landtags<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort des Landrates Matthias Dießl ............................................................ 1<br />

Grußwort des Innenministers Joachim Herrmann ........................................... 3<br />

Inhalt, Impressum, Bildrechte ............................................................................... 5<br />

Dank an beteiligte Firmen ..................................................................................... 9<br />

Interview mit Landrat Matthias Dießl ............................................................... 11<br />

Die Gebietsreform im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> .............................................................. 15<br />

Zu Gast bei Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh ......................................... 17<br />

Die Frau an der Spitze - Dr. Gabriele Pauli ...................................................... 19<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

- 150 <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong>verwaltung ............................................................................ 20<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1972-1998 ................................................................ 22<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1998 bis heute .......................................................... 24<br />

Die Entwicklung des Kreistags ............................................................................ 27<br />

Vom Amtsblatt zum <strong>Landkreis</strong>magazin ............................................................ 29<br />

Strukturwandel in der Landwirtschaft ............................................................. 31<br />

Tourismus im <strong>Landkreis</strong> ........................................................................................ 34<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> ............................... 37<br />

Helene Metz: Das lächelnde Gesicht der Metz-Werke .................................. <strong>40</strong><br />

Ein Landratsamt zieht um .................................................................................... 43<br />

Das zentrale Ausgleichsamt ................................................................................ 45<br />

Atemschutzzentrale und Feuerwehr .................................................................. 46<br />

Vom <strong>Landkreis</strong>bauhof zur Straßenmeisterei .................................................... 49<br />

Kommunale Abfallwirtschaft und Müllverbrennung .................................... 50<br />

- Deponien des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> ........................................................................... 53<br />

Die wichtigsten Investitionsentscheidungen des Kreistages ....................... 55<br />

Interview mit Graf von Faber-Castell ............................................................... 56<br />

Die Schulgeschichte .............................................................................................. 59<br />

Meilensteine in der Familienpolitik ................................................................... 63<br />

Interview mit Horst Brandstätter ....................................................................... 66<br />

Das Familienspiel ................................................................................................... 68<br />

Sicherster <strong>Landkreis</strong> in Mittelfranken .............................................................. 69<br />

Senioren im <strong>Landkreis</strong> .......................................................................................... 71<br />

Der Nahverkehr im Wandel der Zeit ................................................................. 72<br />

Wandel durch Wandel .......................................................................................... 76<br />

Wohnen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ................................................................................ 77<br />

Die Geschichte des Hainbergs ............................................................................. 78<br />

Die Entwicklung des Gesundheitswesens ........................................................ 81<br />

Von der Fürsorge zur Sozialpädagogik ............................................................. 85<br />

Fünf Stimmen zum Jubiläum .............................................................................. 86<br />

Die Aufgaben des Denkmalschutzes ................................................................. 87<br />

Ein Beispiel aus dem Vereinsleben ..................................................................... 89<br />

Die Stunde der Heimatvereine ............................................................................ 91<br />

Die <strong>Landkreis</strong>stiftung ............................................................................................ 93<br />

Der <strong>Landkreis</strong> heute – <strong>Landkreis</strong>karte .............................................................. 94<br />

Inhaltsverzeichnis 5


Gemeindeporträts<br />

Ammerndorf – Im Herzen des Bibertgrundes ..................................................... 97<br />

Cadolzburg – Fränkisches Kleinod mit historischem Kern ................................ 101<br />

Großhabersdorf – „Ganz großes Kino“ ............................................................. 105<br />

Langenzenn – Schul- und Kulturstadt .............................................................. 109<br />

Oberasbach – Das älteste Siedlungsgebiet im <strong>Landkreis</strong> .................................. 113<br />

Obermichelbach – Gewachsen, um zu bleiben ................................................. 117<br />

Puschendorf – Heimat der lieblichsten Madonna Frankens ........................... 121<br />

Roßtal – 1050 <strong>Jahre</strong> Heimat – offen und lebendig .......................................... 125<br />

Seukendorf – Erst „Hin zu <strong>Fürth</strong>“, dann zurück zum <strong>Landkreis</strong> ...................... 129<br />

Stein – Die Faberstadt im Grünen ...................................................................... 133<br />

Tuchenbach – Wohlstand im Grünen ................................................................ 137<br />

Veitsbronn – Meistermacher im Herzen des <strong>Landkreis</strong>es ................................ 141<br />

Wilhermsdorf – Offen für Neues ....................................................................... 145<br />

Zirndorf – Die heimliche Königin des <strong>Landkreis</strong>es ............................................ 149<br />

Der <strong>Landkreis</strong> vor 1972 – <strong>Landkreis</strong>karte ...................................................... 153<br />

Impressum<br />

Gesamtherstellung: SPM Verlag e.K. – Geschäftsführer Raimond Heinzl<br />

Liebigstraße 9, 91126 Schwabach, Tel. 09122 8888-30, Fax 09122 8888-31<br />

Internet www.spm-verlag.de<br />

Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>.<br />

Änderungswünsche, Anregungen und Verbesserungen für kommende Auflagen<br />

nimmt die zuständige Verwaltung entgegen.<br />

Titel, Umschlaggestaltung sowie Art der Anordnung des Inhaltes sind zugunsten<br />

des jeweiligen Inhabers dieser Rechte urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und<br />

Übersetzungen sind – auch auszugsweise – nicht gestattet. Nachdruck oder jede<br />

Art der Reproduktion, gleich ob Fotokopie, Mikrofilme, Datenerfassung, Datenträger<br />

oder Internet nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!<br />

Nutzungsrechte von Fotos, Darstellungen und Kartographien:<br />

Landratsamt <strong>Fürth</strong>, SPM Verlag e.K., fotolia, Munck Immobilien, Hans Riegelein<br />

& Sohn GmbH & Co. KG, Manfred Bräunlein + Dr. Heinrich Dillmann (Archiv der<br />

Freunde der Nürnberg-<strong>Fürth</strong>er Straßenbahn e.V.), Christian Beutler, Herbert Reinl,<br />

Faber-Castell AG, Werner Schieche, Hans Werner Kress, Helmut Krämer, Satz-<br />

studio Schuh, Metz Werke GmbH & Co. KG, geobra Brandstätter GmbH & Co. KG,<br />

Helmut Krämer, Automobilclub Stein e.V.<br />

Historische <strong>Landkreis</strong>karte: Bernhard Spachmüller, Schwabach<br />

Graphik und Gestaltung: Landratsamt <strong>Fürth</strong>, SPM Verlag e.K. (Heike Pöhlmann)<br />

Redaktion: Landratsamt <strong>Fürth</strong>, SPM Verlag e.K. (Katja Kölbl)<br />

Anzeigen: SPM Verlag e.K.<br />

Druck: Druckerei Herrmann, Zirndorf<br />

Inhaltsverzeichnis • Impressum<br />

7


Ein Dankeschön an alle Unterstützer<br />

Erst durch die nachstehenden Unternehmen konnte die Erstellung dieser<br />

Festschrift ermöglicht werden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.<br />

3D-Technik Zehmeister GmbH 124<br />

ALDI GmbH & Co. KG 64<br />

AMM GmbH 8, 110<br />

Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin<br />

<strong>Fürth</strong> e.V. 92<br />

Armin Teichmann GmbH 14<br />

August PESE OHG 1<strong>40</strong><br />

Auto Graf GmbH & Co. KG 28, 48<br />

Auto Heine GmbH 134<br />

Autohaus Besenbeck GmbH 18<br />

Autohaus Grüner GmbH 112<br />

Autohaus Staudt 112<br />

Autolackiererei Zumpe 18<br />

Baier & Schwarzott Ingenieurges. mbH 138<br />

Bassalig Catering GmbH 116<br />

Baugeschäft Norbert Manteuffel 138<br />

Bayerisches Rotes Kreuz 82<br />

Beates Pflegeservice 70<br />

Buchhandlung Friedrich Höfler 114<br />

Cadolzburger Burgfestspiele e.V. 146<br />

CarPerform 118<br />

CrossLink Faserverbundtechnik<br />

GmbH & Co. KG 128<br />

dataform Gesellschaft mbH 96<br />

DB Media & Buch - DB Regio 74<br />

Diakonie-Gemeinschaft<br />

Puschendorf e.V. 120<br />

Diakonisches Werk <strong>Fürth</strong> 84<br />

die fotografin 130<br />

Eberlein Apparatebau GmbH 16<br />

ElringKlinger AG 32, 108<br />

Emil Müller GmbH (CeramTec) 26<br />

Eugen Ultsch Bauunternehmung 138<br />

Evang. Gemeinde- u. Wohltätigkeitsverein<br />

Cadolzburg 84<br />

Evangelischer Diakonieverein Stein e.V. 92<br />

Faber-Castell AG 58<br />

Fachklinik Weihersmühle 104<br />

Fahrschule Drive Zone GmbH 42<br />

fmf Familienbüro gGmbH 114<br />

FrauenWerk Stein e.V. 92<br />

G.M. Schaudi 130<br />

Gebrüder Lohnert GmbH 116, 142<br />

Gemeinde Veitsbronn (Veitsbad) 142<br />

Gemeindewerke Cadolzburg 98<br />

geobra Brandstätter GmbH & Co. KG 4<br />

Georg Hacker e.K. - Büromöbel 134<br />

GLM Chirurgische Gemeinschaftspraxis 82<br />

Golfanlage Puschendorf 88, 122<br />

GOOSportiv 126<br />

Graphite Materials GmbH 36, 150<br />

Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co. KG 10<br />

HOB GmbH & Co. KG 2, 102<br />

J.J. Weiler 44<br />

Jäger Erodiertechnik 98<br />

Jakob Gebäudesystem GmbH 44, 120<br />

Jörg Bäuerlein GmbH 118<br />

K&S Seniorenresidenz Zirndorf 70<br />

KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation<br />

e.V. 30<br />

Klosterhofspiele Langenzenn e.V. 90<br />

Konrad Schmidt GmbH 100<br />

Kristall Palm Beach 132<br />

Kühhorn GmbH 106<br />

Lennert Papeterie & mehr 114<br />

MAMMUT Werkzeugmaschinenfabrik<br />

GmbH 106<br />

Maxfeld Stanzbiegetechnik GmbH 54<br />

Motorrad Welling 126<br />

N-Ergie AG 12, 38<br />

NORMA Lebensmittelfilialbetrieb<br />

Stiftung & Co. KG 64<br />

ORGAPLUS Systemhaus GmbH 106<br />

Ottmar Buchberger Mech.-Werkst.<br />

GmbH 136<br />

Pflanzenhaus Schöner 84<br />

Pflege Direkt GmbH 104<br />

PHÖNIX Alten-Pflegeheim Veitsbronn<br />

GmbH 84<br />

Pillowfino 36<br />

Danksagung an beteiligte Firmen<br />

PRÜFREX Innovative Power Products<br />

GmbH 18<br />

PVL GmbH 128<br />

RA Mona Abdel Hamid u. Franz Fau 146<br />

Raiffeisen-Volksbank <strong>Fürth</strong> eG U2<br />

Rangau-Reisen Matthias Steinmetz<br />

GmbH 114<br />

ReifenMobil UG & Co. KG 126<br />

Rosa GmbH 134<br />

Sanitär-Team GmbH 138<br />

Scheiderer GmbH 44<br />

Schöner Rund um‘s Haus u. Steinmetz<br />

GmbH 146<br />

Schramm GmbH 130<br />

Schramm Küchengalerie 130<br />

Semper-Plastic B. Pomian GmbH 26<br />

Seniorenpflegehaus Sonnenbogen 70<br />

SIEGERT electronic GmbH 98<br />

sms engineering GmbH 80, 100<br />

Sozialpsychiatrischer Dienst 82<br />

Sparkasse <strong>Fürth</strong> 92, 152, U3<br />

Stadt Zirndorf (Bibert Bad Zirndorf) 62<br />

Städtisches Museum Zirndorf 62<br />

Stadtwerke Zirndorf GmbH 148<br />

Stechert Stahlrohrmöbel GmbH 144<br />

Ströbel GmbH 16<br />

SUS Elektro GmbH 142<br />

SWIETELSKY-FABER GmbH 98<br />

Swin Golf Horbach 62<br />

TSP Telecommunication Services & Products<br />

GmbH 1<strong>40</strong><br />

TucherBräu GmbH & Co. KG 90<br />

TÜV Süd 126<br />

VGN Verkehrsverbund Großraum Nbg.<br />

GmbH 74<br />

VIERA Wurm GmbH 138<br />

Warmuth Garten- u. Landschaftsbau 146<br />

Wertstoffzentrum Veitsbronn GmbH 64<br />

Wohlrab Aufdampftechnik GmbH 138<br />

Zettner Brillenfabrikation GmbH 120<br />

9


LeistungsFähig. LebensFroh.<br />

Landrat Matthias Dießl im Interview<br />

Wie würden Sie den <strong>Landkreis</strong> und seine Entwicklung<br />

seit 1972 in zwei Sätzen beschreiben?<br />

Unser <strong>Landkreis</strong>motto “Leistungsfähig. Lebensfroh”<br />

beschreibt den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> und vor allem die<br />

Menschen, die hier leben und sich auf unterschiedliche<br />

Weise engagieren, sogar mit nur zwei Worten<br />

sehr treffend. Die Entwicklung von 72.000 Einwohnern<br />

zu einer nach wie vor gefragten Zuzugsregion<br />

mit guten Infrastruktureinrichtungen und soliden<br />

Finanzen finde ich äußerst beachtlich.<br />

Wie beurteilen Sie die „Einigkeit“ im <strong>Landkreis</strong>?<br />

Sind die Gemeinden zusammengewachsen?<br />

Die Strukturreform wurde in den Anfangsjahren<br />

gerade von den Kommunen, die dem <strong>Landkreis</strong> neu<br />

zugeordnet worden sind, skeptisch bewertet. Veränderungen<br />

brauchen immer Zeit, bis sie in den<br />

Köpfen ankommen. Es waren viele kleine Schritte<br />

in den vergangenen <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n, die den <strong>Landkreis</strong><br />

aber insgesamt einen riesigen Schritt nach vorne<br />

gebracht haben. Dafür danke ich allen 14 Kommunen<br />

mit ihren Mandatsträgern aber auch den<br />

ehrenamtlich Engagierten. Ein Zeichen dieser Einigkeit<br />

ist beispielsweise das von allen Kommunen<br />

unterzeichnete familienpolitische Leitbild. Viele<br />

positive Entwicklungen waren und sind nur möglich,<br />

weil innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es insgesamt eine<br />

große Einigkeit besteht.<br />

Was empfehlen Sie Besuchern im <strong>Landkreis</strong><br />

unbedingt zu sehen oder zu besuchen?<br />

Wir haben für Besucher eine Menge zu bieten, z. B.<br />

Führungen durch die Cadolzburg oder das Schloss<br />

Faber-Castell und Action im Playmobil Fun-Park<br />

oder dem Kletterwald in Weiherhof. Im Sommer<br />

lohnt auch ein Besuch unserer Freibäder – zum<br />

Beispiel des Naturbads in Großhabersdorf, des Bibertbads<br />

oder des Veitsbads. Das Palm Beach bietet<br />

etwas für jedes Wetter und jeden Geschmack, ob<br />

Action oder Wellness. Für die kalte <strong>Jahre</strong>szeit bie-<br />

Interview mit Landrat Matthias Dießl 11<br />

tet sich der Besuch eines der zahlreichen Museen<br />

an, in denen Heimat-, Spielzeug- und Industriegeschichte<br />

erlebt werden kann. Besonders stolz sind<br />

wir auf unser gut ausgebautes Radwegenetz mit<br />

unterschiedlich langen Touren durch die schöne<br />

Landschaft des <strong>Landkreis</strong>es. Einen Überblick aller<br />

200 Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebote gibt<br />

es in unserer Freizeitbroschüre „LebensFroh“ oder<br />

auf unserer Homepage www.landkreis-fuerth.de.<br />

Worin sehen Sie die Besonderheiten des <strong>Landkreis</strong>es<br />

als Wohnstandort und Lebensraum?<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> bietet alle Vorzüge des Lebens<br />

auf dem Land, wie grüne Landschaften, viel Natur<br />

und einen starken Zusammenhalt in den örtlichen<br />

Gemeinschaften – ohne dabei aber auf die Vorteile<br />

einer Großstadt verzichten zu müssen. So verfügt<br />

der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> über eine hervorragende Anbindung<br />

an den gesamten Großraum per Auto, Bus,<br />

Bahn oder auch Fahrrad. Die kurzen Wege sind eine<br />

ganz große Stärke des <strong>Landkreis</strong>es. Hinzu kommt,<br />

dass der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zusammen mit den Kommunen<br />

sehr viel für ein familienfreundliches Umfeld<br />

tut – und das seit vielen <strong>Jahre</strong>n. Wir haben<br />

alle weiterführenden Schularten vor Ort und ein<br />

starkes Betreuungsangebot im Kindergarten- und<br />

Schulbereich. Der Ausbau der Betreuung für unter<br />

Dreijährige schreitet gut voran. Heute gibt es schon<br />

für 30% der Kleinen Plätze in Kindertageseinrichtungen<br />

und bei Tagespflegemüttern. Im nächsten<br />

Jahr soll am <strong>Jahre</strong>sende mit 48% ein bedarfsgerechtes<br />

Angebot erreicht werden. Darüber hinaus<br />

haben die Arbeitgeber bei uns erkannt, wie wichtig<br />

familienfreundliche Angebote sind, um Fachkräfte<br />

gewinnen oder halten zu können. Doch auch für<br />

unsere Seniorinnen und Senioren haben wir viel zu<br />

bieten. Mit unserem seniorenpolitischen Gesamtkonzept<br />

sorgen wir dafür, dass dies in der Zukunft<br />

so bleibt.


Was sind für Sie die typischen Charakteristika<br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>?<br />

Ich finde es schön, dass Traditionen im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong> intensiv gepflegt werden. Damit ist klar: Es<br />

sind die Menschen, die unserem Kreis Identität und<br />

Charakter geben. Über 50 “Kärwas” locken bei uns<br />

jedes Jahr. Ich lade alle ein, mit uns zu feiern!<br />

Was macht den <strong>Landkreis</strong> als Wirtschaftsstandort<br />

interessant?<br />

Unsere hervorragende Infrastruktur bietet eine<br />

sehr gute Anbindung in alle Himmelsrichtungen.<br />

Wir haben qualifizierte, junge Menschen und gut<br />

ausgebildete Fachkräfte. Zudem sind die Gewerbeflächen<br />

und -steuern im <strong>Landkreis</strong> häufig günstiger<br />

bzw. niedriger als in der Großstadt. Die Wirtschaftsförderung<br />

des <strong>Landkreis</strong>es unterstützt und<br />

berät Firmen sehr gerne. Es gibt ein enges Netzwerk<br />

zwischen den Kammern und Verbänden. Mit<br />

regelmäßigen Wirtschaftskreisen sowie speziellen<br />

Angeboten wird dieses weiter ausgebaut und vor<br />

allen Dingen weiterentwickelt. Zudem sind die Bürgermeister<br />

der 14 Gemeinden aktive Wirtschaftsförderer<br />

vor Ort.<br />

Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben/<br />

Projekte des <strong>Landkreis</strong>es in den kommenden<br />

zehn <strong>Jahre</strong>n? Welche besonderen Herausforderungen<br />

sehen Sie insoweit?<br />

Den Kurs, den wir gemeinsam mit den Gemeinden<br />

und Städten eingeschlagen haben, gilt es fortzusetzen.<br />

Der demographische Wandel wird uns in<br />

allen Bereichen vor große Herausforderungen stellen.<br />

Solange wir noch Wachstumsmöglichkeiten<br />

haben, müssen wir diese sinnvoll nutzen. Gleichzeitig<br />

müssen wir die hohe Lebensqualität, die unsere<br />

Region auszeichnet, erhalten. Es geht darum den<br />

<strong>Landkreis</strong> weiter zu entwickeln, ihn aber nicht zu<br />

verbauen. Denn den grünen Charakter mit kurzen<br />

Wegen schätzen nicht nur unsere Bürgerinnen und<br />

Interview mit Landrat Matthias Dießl<br />

Bürger, sondern auch viele Naherholungssuchende<br />

und Besucher. Dieses Feld gilt es ebenfalls weiter<br />

auszubauen. Mit dem Palm Beach und dem Fun-<br />

Park haben wir starke überregionale Besuchermagneten.<br />

Mit einem attraktiven Angebot auf der<br />

herrlichen Cadolzburg gilt es einen weiteren zu<br />

schaffen. Die Energiewende macht ebenso vor unserer<br />

Tür nicht halt. Wir müssen diese nutzen, um<br />

lokale Wertschöpfung zu generieren und unseren<br />

Teil zum Gelingen beitragen. Unser Vorteil ist, dass<br />

wir die Zeichen der Zeit schon frühzeitig erkannt<br />

haben und nicht bei Null anfangen müssen, um<br />

diesen Wandel gut zu überstehen. Persönlich ist es<br />

mir wichtig, dass der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> auch in Zukunft<br />

ein Ort bleibt, an dem sich alle Generationen<br />

wohl fühlen. Dies alles auf der Basis geordneter Finanzen.<br />

Generationengerechtigkeit ist mir gerade<br />

als junger Landrat äußerst wichtig.<br />

13


Die Gebietsreform<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

Neue Einheit<br />

1972 bekam der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> durch die Gebietsreform<br />

seine heutige Gestalt. Heute, <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong><br />

später, feiert der <strong>Landkreis</strong> die Entstehung eines<br />

Bündnisses, durch dessen Durchsetzung sich manche<br />

Gemeinde in ihrer Existenz bedroht sahen. Andere<br />

nutzten die Chance, sich neu zu orientieren.<br />

In den vergangenen <strong>Jahre</strong>n wurden deshalb viele<br />

Verwaltungsgemeinschaften gebildet und wieder<br />

gelöst, Bündnispartner gesucht und neue Kompetenzen<br />

entwickelt. Dass es dabei auch ab und an<br />

Unstimmigkeiten gab, versteht sich von selbst. Und<br />

die gab es nicht nur hier. Denn im Rahmen der<br />

Neugliederung Bayerns in <strong>Landkreis</strong>e und kreisfreie<br />

Städte wurde die Zahl von 143 <strong>Landkreis</strong>e auf 71<br />

neue reduziert.<br />

Die Gebietsreform in Bayern (1971 bis 1980) hatte<br />

das Ziel, leistungsfähigere Gemeinden zu schaffen.<br />

Dies sollte durch größere Verwaltungseinheiten<br />

erreicht werden, die nach Ansicht der damaligen<br />

Staatsregierung effizienter arbeiten würden. Initiator<br />

der Reform war der CSU-Politiker Bruno Merk,<br />

der von 1966 bis 1977 Staatsminister des Inneren<br />

war. Sein Amtsnachfolger Alfred Seidl schloss die<br />

Gebietsreform ab. Die Umstrukturierung gliederte<br />

sich in zwei Abschnitte: 1972 wurde die Gebietsreform<br />

zur Neugliederung Bayerns in <strong>Landkreis</strong>e<br />

und kreisfreie Städte durchgeführt. Dabei verloren<br />

23 der vorher 48 kreisfreien Städte ihre Kreisfreiheit.<br />

Parallel dazu fand die kommunale Gebietsreform<br />

statt, die ab 1972 zuerst auf freiwilliger Basis<br />

begann und 1978 mit Zwangseingemeindungen<br />

endete. Dadurch verringerte sich die Zahl der bayerischen<br />

Gemeinden von 6.962 im Jahr 1970 um<br />

über zwei Drittel auf etwas mehr als 2.000 kreisangehörige<br />

Gemeinden.<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verlor durch die Gebietsreform<br />

seine nördlichen, wirtschaftsstarken Gemeinden<br />

Großgründlach, Stadeln und Boxdorf mit Vach,<br />

Sack und Neunhof an die Städte <strong>Fürth</strong> und Nürn-<br />

Die Gebietsreform im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

berg. Damit ging der Verlust von 5.000 Einwohnern<br />

einher. Da der <strong>Landkreis</strong> dadurch zum flächenmäßig<br />

kleinsten <strong>Landkreis</strong> in Bayern wurde, stand sogar<br />

die Überlegung im Raum, das restliche Gebiet<br />

auf die Nachbarlandkreise Ansbach, Neustadt a.d.<br />

Aisch-Bad Windsheim und Nürnberg zu verteilen.<br />

Stattdessen erhielt der <strong>Landkreis</strong> als Ausgleich für<br />

den Verlust der Gemeinden die Stadt Stein, die<br />

damals zum <strong>Landkreis</strong> Nürnberg gehörte, sowie<br />

die Marktgemeinde Wilhermsdorf des<br />

ehemaligen Land-<br />

kreises Neustadt Neustadt a.d. a.d Aisch.<br />

Nach 1972 bildeten sich im <strong>Landkreis</strong> zwei unterschiedliche<br />

Pole. Der westliche Teil des Kreises blieb<br />

ländlich und landwirtschaftlich orientiert, während<br />

der östliche mit den drei Städten Stein, Oberasbach<br />

und Zirndorf zu einem Ballungsraum verschmolz.<br />

Die Nähe des <strong>Landkreis</strong>es zu den Städten Nürnberg,<br />

Erlangen und <strong>Fürth</strong> zog zudem viele Pendler an, die<br />

sich im ländlichen bzw. kleinstädtischen Bereich ein<br />

Häuschen im Grünen bauten. Der Sitz der Kreisverwaltung<br />

befand sich bis 2003 in der Stadt <strong>Fürth</strong><br />

und wurde mit dem Neubau des Landratsamtes in<br />

Zirndorf ins Kreisgebiet verlegt.<br />

15<br />

15


Kein anderer hat so viel Bezug zur Gebietsreform<br />

wie Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh (1972<br />

– 1990). Der Diplomkaufmann war nicht nur der<br />

erste Landrat an der Spitze des neu geschaffenen<br />

<strong>Landkreis</strong>es. Er verdankt sogar seine Kandidatur<br />

der bayerischen <strong>Landkreis</strong>reform. Ihretwegen wurde<br />

der gesetzliche Wahltermin für Landräte vom<br />

März in den Juni verlegt – ein Monat zu spät für<br />

Amtsvorgänger Heinrich Löffler, der im April seinen<br />

65. Geburtstag feierte und damit die Altersgrenze<br />

überschritt.<br />

Wie haben Sie die Gebietsreform erlebt?<br />

Die Eingliederung der Marktgemeinde Wilhermsdorf<br />

und der Stadt Stein verlief reibungslos. Den<br />

Steinern fiel es vor allem schwer, das Autokennzeichen<br />

„N“ gegen „FÜ“ einzutauschen. Mein erstes Ziel<br />

als Landrat war es, ein neues Kreisbewusstsein zu<br />

schaffen. Darum habe ich mich bemüht, die „Neuen“<br />

möglichst gut zu integrieren und beispielsweise<br />

den ersten Kreisbrandinspektor aus Wilhermsdorf<br />

berufen. Viele Gemeinden mussten sich im Zuge<br />

der Reform in Verwaltungsgemeinschaften zusammenschließen.<br />

Ich kann mich noch daran erinnern,<br />

dass der damalige Bürgermeister von Ammerndorf<br />

dagegen wie ein Löwe gekämpft hat.<br />

Welche Aufgabe lag Ihnen sehr am Herzen?<br />

Da gab es viele, aber eine der größten Herausforderung<br />

war der Aufbau der Schulen im <strong>Landkreis</strong>. Wir<br />

hatten zu der Zeit keine Gebäude! Um Zeit gut zu<br />

machen, gab es für das Schulzentrum Oberasbach<br />

keinen Architektenwettbewerb. Die Ausschreibung<br />

beinhaltete Angebote für ein schlüsselfertiges Gebäude.<br />

Damit haben wir mehrere <strong>Jahre</strong> Planungszeit<br />

eingespart. In meiner Amtszeit wurden vier<br />

„Was die anderen können,<br />

können wir auch.“<br />

Zu Gast bei Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh<br />

Zu Gast bei Altlandrat Dr. Dietrich Sommerschuh<br />

Schulen gebaut. Die Kreisumlage für die Gemeinden<br />

war dennoch eine der niedrigsten in Bayern.<br />

Deshalb war „Nachsparen“, das heißt, die Aufnahme<br />

langfristiger Darlehen zur Finanzierung der Investitionen,<br />

nötig. Das geschah mit Zustimmung<br />

aller Kreistagsfraktionen. Ein besonderes Anliegen<br />

war mir auch die Pflege des Brauchtums, bei der<br />

mich insbesondere Kreisheimatpfleger Helmut<br />

Mahr und Kreisarchivpfleger Dr. Michael Kroner<br />

sehr unterstützten.<br />

Worauf sind Sie stolz?<br />

Meine Arbeitsschwerpunkte waren Schulen, Straßen<br />

und die Abfallbeseitigung. In den 18 <strong>Jahre</strong>n<br />

meiner Amtszeit wurden Leistungen für eine ständig<br />

wachsende Bevölkerungszahl erbracht, wie sie<br />

noch in keiner Legislaturperiode vorher und nachher<br />

möglich waren, wie die Errichtung der drei<br />

Gymnasien. Außerdem habe ich mich für den Bau<br />

der Verbindungsstraße West von Dambach nach<br />

Altenberg und die Neuordnung der Bundesstraße<br />

8 mit der Ortsumgehung von Langenzenn stark gemacht.<br />

Für viele Erfolge hat mir mein Amtsvorgänger<br />

Heinrich Löffler den Weg geebnet.<br />

1977 habe ich die Feldgeschworenen-Versammlung<br />

ins Leben gerufen, 1985 kam der erste bayerische<br />

Sanitätszug in den <strong>Landkreis</strong>. 1989 haben wir<br />

ein Fahrzeug für die mobile Verkehrserziehung in<br />

Schulen beschafft.<br />

Wie würden Sie den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> beschreiben?<br />

Modern, dynamisch, fortschrittlich und sparsam.<br />

Wir waren und sind keine Hinterwäldler, sondern<br />

auf der Höhe der Zeit. Denn was die anderen können,<br />

können wir auch.<br />

17


Dr. Gabriele Pauli, Altlandrätin<br />

Von 1990 bis 2008 lenkte Dr. Gabriele Pauli den<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als Deutschlands jüngste Landrätin.<br />

Sie war zugleich die einzige weibliche Mandatsträgerin<br />

der CSU in einem solchen Amt. Nach 18<br />

Amtsjahren war sie 2008 nicht mehr zur Wiederwahl<br />

angetreten.<br />

Als Dr. Pauli das Amt 1990 antrat, war der <strong>Landkreis</strong><br />

einer der höchst verschuldeten in Bayern. Innerhalb<br />

von drei Wahlperioden war es gelungen, den<br />

Kreis auf einen soliden Finanzkurs zu bringen. Eines<br />

der bedeutendsten Zeichen für die wirtschaftliche<br />

Konsolidierung war die Einweihung des neuen<br />

Landratsamtes in Zirndorf im <strong>Jahre</strong> 2003. Mit dem<br />

Umzug des Verwaltungs-Hauptsitzes in den <strong>Landkreis</strong><br />

hat sie einen wichtigen Meilenstein zur Identifikationsbildung<br />

der Bürgerinnen und Bürger mit<br />

dem <strong>Landkreis</strong> umgesetzt.<br />

Kurz nach ihrer Wahl stand die Zirndorferin bereits<br />

vor einer großen Herausforderung: Die Einrichtung<br />

einer Deponie in Schwaighausen 1991 sorgte für<br />

Wirbel. Das Verfahren lief bereits, bevor Dr. Pauli<br />

Landrätin wurde. Als die Deponiepflicht Ende 1992<br />

aufgehoben und das Verfahren eingestellt wurde,<br />

war diese erste Bewährungsprobe überstanden.<br />

Dennoch blieb „Müll“ eines der wichtigsten Themen<br />

in der Amtszeit der Altlandrätin. Ein ökologischer<br />

Erfolg war die Stilllegung der Müllverbrennungsanlage<br />

1998 in Zirndorf nach 27 Betriebsjahren.<br />

Der Rückbau und die Entkontaminierung des Geländes<br />

von 2002 bis 2006 kostete dem <strong>Landkreis</strong><br />

nichts. Außerdem wurde in Dr. Paulis Amtszeit ein<br />

neues Müllkonzept für den <strong>Landkreis</strong> entwickelt,<br />

das zu einer Recyclingquote von nahezu 80 Pro-<br />

Die Frau an der Spitze<br />

des Landratsamtes<br />

Dr. Gabriele Pauli<br />

zent führte - das war bayernweiter Rekord. Dazu<br />

beigetragen haben vor allem die von 1991 bis 2001<br />

verwendeten roten Müllsäcke - ebenfalls ein Markenzeichen<br />

der Ära Pauli. 2001 musste dieses Erfolgsmodell<br />

aber aufgeben werden, nachdem neue<br />

EU-Arbeitsrichtlinien eingeführt worden waren.<br />

Vielen ist Dr. Gabriele Pauli durch ihr mobiles Büro<br />

- “ihr Handy” - in Erinnerung geblieben. Aufgrund<br />

dessen war sie während ihrer Amtsjahre immer und<br />

überall erreichbar. Da sie als alleinerziehende Mutter<br />

im Arbeitsalltag besondere Herausforderungen<br />

zu bewältigen hatte, brachte sie diese Erfahrungen<br />

auch ins Landratsamt <strong>Fürth</strong> ein. So wurde 1995 das<br />

„Hoffice“ (Homeoffice) eingeführt, wodurch Mitarbeiter<br />

teilweise von zuhause aus arbeiten konnten.<br />

Auch anderweitig übertrug die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin<br />

den Mitarbeitern eine<br />

stärkere Verantwortung, in dem sie die Budgetierung<br />

einführte. Der strikte Sparkurs weckte im<br />

<strong>Landkreis</strong> eine hohe Bereitschaft zum ehrenamtlichen<br />

Engagement, und viele soziale Projekte fanden<br />

Unterstützung durch Spenden. Vor diesem<br />

Hintergrund erfolgte die Gründung der <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />

<strong>Fürth</strong> im <strong>Jahre</strong> 2006.<br />

Grundsätzlich kann die Jugendarbeit als „Herzensangelegenheit“<br />

von Dr. Pauli gesehen werden. In<br />

die Jugendhilfe wurde fast eine Million DM investiert.<br />

Besonders erfolgreich startete der 1998 gegründete<br />

Präventionsverein 1-2-3 e.V. unter ihrem<br />

Vorsitz, mit dem der <strong>Landkreis</strong> Vorreiter in Bayern<br />

war. Auch das erste Familienpolitische Leitbild sowie<br />

das Bündnis für Familie entstanden unter ihrer<br />

Amtsführung.<br />

19


20<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

150 <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong>verwaltung<br />

1862 entstand das Königliche Bezirksamt <strong>Fürth</strong> als<br />

zentrale Verwaltungsstelle für einen Großteil des<br />

heutigen <strong>Landkreis</strong>es. Es wurde 1918 in „Bezirksamt<br />

<strong>Fürth</strong>“ und 1938 schließlich in „<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“<br />

umbenannt.<br />

Bis zum 19. April 1945 hatten Soldaten der 42.<br />

US-Division „Rainbow“ das Gebiet des <strong>Landkreis</strong>es<br />

besetzt, am 20. April nahm die US-Militärregierung<br />

in <strong>Fürth</strong> ihre Arbeit auf. Ihr waren die Gemeinden<br />

im <strong>Landkreis</strong> unterstellt. Am 1. Juni 1945 setzten<br />

die Amerikaner Friedrich Hörndlein als kommissarischen<br />

Landrat ein, der – mit einer kurzen Unterbrechung<br />

1947/48 – 13 <strong>Jahre</strong> im Amt war. Bei seinem<br />

Amtsantritt fand Hörndlein ein völliges Chaos<br />

vor. Es dauerte <strong>Jahre</strong>, bis er und die Mitglieder des<br />

Kreistages die elementarsten Grundlagen für das<br />

Leben im <strong>Landkreis</strong> schaffen konnten. Am 1. Mai<br />

1958 wurde der Landrat von Heinrich Löffler abgelöst,<br />

der bis zur Gebietsreform 1972 amtierte. Er<br />

widmete seine Amtszeit dem Aufbau der inneren<br />

Struktur.<br />

Schwierige Zeiten kamen Ende der 60er <strong>Jahre</strong> mit<br />

der beginnenden Gebietsreform auf den <strong>Landkreis</strong><br />

zu. Zum Ausgleich für die Gebietsverluste an Nürnberg<br />

und <strong>Fürth</strong> – der <strong>Landkreis</strong> verlor seine bisherigen<br />

Gemeinden Boxdorf, Großgründlach, Neunhof,<br />

Stadeln, Sack und Vach – erhielt er Kirchfembach,<br />

den Markt Wilhermsdorf und das Gebiet der heutigen<br />

Stadt Stein. Dennoch war <strong>Fürth</strong> zum flächenmäßig<br />

kleinsten <strong>Landkreis</strong> in Bayern geworden. Die<br />

gewaltigen Gebietsveränderungen traten am 1.<br />

Juli 1972 in Kraft. Dieses Datum war die Geburtsstunde<br />

des heutigen <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>. Der 1972<br />

neu gewählte Landrat Dr. Dietrich Sommerschuh<br />

löste Heinrich Löffler ab. Damals hatte der <strong>Landkreis</strong><br />

rund 78.000 Einwohner. In Dr. Sommerschuhs<br />

Amtszeit (1972-1990) fiel die Errichtung von drei<br />

Gymnasien, der Ausbau der Rothenburger Straße<br />

mit der Neukonstruktion der Fernabrücke über die<br />

Rednitz und der Bau der Verbindungsstraße West<br />

von Dambach nach Altenberg. Er setzte u. a. bei<br />

der Bundesregierung in Bonn die Neuordnung der<br />

Bundestraße 8 mit der Ortsumgehung von Langenzenn<br />

durch. Seine besondere Förderung galt der<br />

Pflege des Volkstums, des Brauchtums und des Heimatgedankens.<br />

Für seine Verdienste wurde er mit<br />

dem Ehrenring des <strong>Landkreis</strong>es ausgezeichnet.<br />

Ab dem 1. Mai 1990 stand mit Dr. Gabriele Pauli<br />

erstmals eine Frau an der Spitze des <strong>Landkreis</strong>es<br />

<strong>Fürth</strong>. Ihr gelang es, die Verschuldung des <strong>Landkreis</strong>es<br />

von rund 25 Millionen Euro im Jahr 1990<br />

auf rund 12,8 Millionen Euro bis 2007 zu halbieren.<br />

<strong>Fürth</strong> wechselte damit im bayernweiten Vergleich<br />

aus der Gruppe der zehn meist verschuldeten<br />

<strong>Landkreis</strong>e (Platz 69 in 1990) in die Spitzengruppe<br />

der <strong>Landkreis</strong>e mit der niedrigsten Verschuldung<br />

(Platz 12 in 2005). Trotz der damit in Verbindung<br />

stehenden Sparmaßnahmen, konnte mit dem Neubau<br />

der Realschule Zirndorf gestartet werden. Die<br />

Gymnasien Oberasbach/Stein/Langenzenn, die<br />

Förderschule Cadolzburg und die Landwirtschaftliche<br />

Berufsschule bzw. Fachschule <strong>Fürth</strong> wurden<br />

umgebaut und auf den neuesten Stand gebracht.<br />

Außerdem beschloss der Kreistag auf Vorschlag<br />

der Landrätin den Neubau von zwölf zusätzlichen<br />

Radwegeverbindungen. Ein wichtiges Projekt in<br />

der Amtszeit von Gabriele Pauli war der Neubau<br />

des Landratsamtsgebäudes im Pinderpark und die<br />

damit verbundene Verlegung des Amtes von <strong>Fürth</strong><br />

nach Zirndorf, die am 17. Dezember 2002 amtlich<br />

wurde. Seit dem 18. Februar 2003 befindet sich in


den modernen Glasbauten der neue Sitz des Landratsamtes<br />

<strong>Fürth</strong>.<br />

Landrätin Dr. Pauli verzichtete 2008 auf eine erneute<br />

Kandidatur. Landrat Matthias Dießl setzte<br />

sich bei der Kommunalwahl am 2. März 2008 mit<br />

50,3 Prozent der Stimmen gegen seine Herausforderer<br />

durch.<br />

Landrat Matthias Dießl legt seit Beginn seiner<br />

Amtszeit großen Wert auf Serviceorientierung<br />

und Kundenfreundlichkeit. So wurde der Internetauftritt<br />

komplett überarbeitet, Online-Formulare<br />

eingeführt und verschiedene Service-Portale (z. B.<br />

Familienatlas, Online-Zulassung, Veranstaltungskalender,<br />

Marktplatz) entwickelt, um den Kontakt mit<br />

dem Landratsamt so einfach wie möglich zu gestalten.<br />

Um den <strong>Landkreis</strong> noch bekannter zu machen<br />

gibt es seit 2010 einen Stand auf der CONSUMENTA<br />

in Nürnberg und seit 2011 eine Facebook-Seite zum<br />

Thema „Freizeit und Tourismus“.<br />

Aber auch im Finanzbereich begann 2010 eine neue<br />

(Zeit-) Rechnung: Das Landratsamt <strong>Fürth</strong> stellte<br />

seinen Haushalt von der sogenannten kameralen<br />

auf die kaufmännische Buchführung („Doppik“) um<br />

mehr Kostentransparenz zu schaffen. Parallel dazu<br />

wird der Bereich der Kostenrechnung komplett neu<br />

aufgebaut.<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als Zuzugsregion beweist es –<br />

das Thema Familienorientierung steht im Fokus von<br />

Matthias Dießl. Die Dillenberg-Schule in Cadolzburg<br />

und das Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium<br />

in Oberasbach<br />

wurden energetisch<br />

saniert, in Langenzenn<br />

startete 2011der Neubau<br />

der Realschule. In den<br />

weiterführenden Schulen<br />

erfolgte die Einführung<br />

von Ganztagesklassen,<br />

die Kleinkinderbetreuung<br />

wurde dem steigenden<br />

Bedarf angepasst und die<br />

Kindertagespflege ausgebaut.<br />

Der Arbeitskreis „SeniorenpolitischesGesamtkonzept<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“<br />

behandelt regelmäßig relevante<br />

Themen. Die Seniorenpolitik<br />

des <strong>Landkreis</strong>es<br />

wurde 2010 vom Bayerischen<br />

Sozialministerium<br />

mit dem ersten Förderpreis<br />

ausgezeichnet.<br />

Ein wichtiges Ziel für die<br />

Zukunft ist der Ausbau<br />

der Cadolzburg sowie die<br />

Entwicklung eines entsprechendenNutzungskonzepts.<br />

Strukturdaten im Vergleich 1972 2011<br />

Gemeinden 24 14<br />

Einwohnerzahl 78.455 115.003<br />

Pro-Kopf-Verschuldung (�/Einwohner) 57 86<br />

Steuerkraft (�/Einwohner) 94,55 690,88<br />

Kreisstraßen (km) 99 123<br />

Kfz-Bestand 28.486 91.190<br />

<strong>Landkreis</strong>haushalt (Volumen in �) 11.348.123 89.994.194<br />

Kreisumlage (Umlagegrundlage in �/%) 8.537.629/35% 88.357.743/46,3%<br />

Bezirksumlage (Umlagesumme in �/%) 1.391.603/16,30% 22.266.151 / 25,20%<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

21


22<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1972 bis 1998<br />

1972<br />

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1990<br />

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1972<br />

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1990<br />

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1974<br />

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1991<br />

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1974<br />

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1993<br />

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1982<br />

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1994<br />

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1984<br />

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1994<br />

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1995<br />

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Das letzte Kontingent der<br />

US Army verlässt die Kaserne<br />

in Zirndorf und<br />

macht den Weg frei für<br />

den heutigen Stadtteil<br />

Pinderpark<br />

1984<br />

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1995<br />

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1986<br />

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1997<br />

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Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1972 bis 1998<br />

1989<br />

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1998<br />

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23


24<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1998 bis heute<br />

1998<br />

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2008<br />

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2000<br />

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2009<br />

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Eigenständige Realschule<br />

seit SJ 2010/2011 im<br />

Kooperationsmodell mit<br />

Mittelschule Langenzenn<br />

2003<br />

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2010<br />

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2003<br />

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2010<br />

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2003<br />

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2010<br />

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2006<br />

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2010<br />

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2010<br />

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2006<br />

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2011<br />

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2008<br />

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2012<br />

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Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> von 1998 bis heute<br />

2008<br />

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25


Große Fragen im kleinen Kreis<br />

Die Entwicklung des Kreistags<br />

1972 war die SPD die stärkste Partei im Kreistag:<br />

Mit 27 Stimmen besaßen die Sozialdemokraten<br />

die Mehrheit gegenüber der CSU mit 16 Sitzen. Die<br />

FDP kam auf drei, die Parteilose Wählergemeinschaft<br />

(PWG) auf 4 Sitze.<br />

Es waren große Themen, um die sich die Politiker<br />

damals stritten: die Müllverbrennungsanlage Zirndorf<br />

und später die geplante Schwelbrennanlage,<br />

den Straßenbau und die fehlenden Schulen. Zeitzeugen<br />

berichten, dass es im jungen <strong>Landkreis</strong> bei<br />

den Kreistagssitzungen hoch herging. „Man stritt<br />

damals mehr um die Politik als um die Sache“, erinnert<br />

sich der CSU-Politiker Günter Gabsteiger, der<br />

seit 1972 im Kreistag sitzt.<br />

Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Virgilio<br />

Röschlein bewertet die Zeit anders. Von 1962 bis<br />

1994 setzte sich der ehemalige Zirndorfer Bürgermeister<br />

für das Zusammenwachsen der Gemeinden<br />

nach der Reform und für seine Heimatstadt ein.<br />

„Ich habe das Miteinander im Kreistag als sehr harmonisch<br />

erlebt und hatte zu allen Bürgermeistern<br />

einen guten Kontakt“, erinnert er sich. Und obwohl<br />

er zuerst erbittert gegen den Verlust der nördlichen<br />

Gemeinden wie Großgründlach, Stadeln und Boxdorf<br />

an Nürnberg kämpfte, setzte er sich nach der<br />

Reform für das Zusammenwachsen der Gemeinden<br />

ein.<br />

Nach Günter Gabsteiger war eine einstimmige Verabschiedung<br />

des Haushalts, wie es heute Usus ist,<br />

damals undenkbar – genauso undenkbar wie die<br />

jetzige Zusammensetzung des Kreistags. Die CSU<br />

führt mit 26 Sitzen, gefolgt von der SPD mit 19,<br />

den Freien Wählern mit sieben, dem Bündnis 90/Die<br />

Grünen mit fünf und der FDP mit drei.<br />

Parteikollege Hans Heckel kam 1978 in das Gre-<br />

mium und blieb ebenfalls 30 <strong>Jahre</strong>, bis 2008. Er<br />

vertrat als Steiner die Stadt, die neben Wilhermsdorf<br />

im Zuge der Gebietsreform neu zum <strong>Landkreis</strong><br />

gekommen war. An seine erste Fraktionssitzung<br />

erinnert er sich noch gut. „Das Schulzentrum in<br />

Oberasbach war total überfüllt. Wir mussten eine<br />

Die Entwicklung Kolumnentitel<br />

des Kreistags<br />

Lösung finden, wie es mit den Schulen weitergehen<br />

soll.“ 1978 lag die CSU nur noch zwei Sitze hinter<br />

der SPD mit 27 Sitzen und stellte die ersten Bürgermeister<br />

in Langenzenn, Wilhermsdorf und Obermichelbach.<br />

Auch Heckel erinnert sich an harte, politische Auseinandersetzungen<br />

und Rivalitäten zwischen den<br />

Gemeinden. „In den vergangenen Zeiten hat sich<br />

das aber eingespielt, die kämpferischen Zeiten sind<br />

vorbei“, weiß er. Eine Einschätzung, die Günter<br />

Gabsteiger bestätigt. „Die Kleinkriege sind vorüber<br />

und jede Kommune ist im Kreistag vertreten.<br />

Wir können stolz auf unserem <strong>Landkreis</strong> sein. Ich<br />

möchte hier nicht mehr wegziehen.“<br />

Für Virgilio Röschlein ist besonders wichtig, „dass<br />

die Menschen über die Gemeindegrenzen hinweg<br />

zusammengewachsen sind. Das hat mich sehr gefreut.“<br />

Die Entscheidungen, die der Kreistag in den vergangenen<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n getroffen hat, haben das Leben<br />

der Bürgerinnen und Bürger maßgeblich beeinflusst.<br />

Wahlperiode 1972 bis 1978<br />

Fraktionsvorsitzende:<br />

Albert Popp (CSU)<br />

Virgilio Röschlein (SPD)<br />

Helmut Stölzel (FDP)<br />

Friedrich Wallmüller (PWG)<br />

Wahlperiode 2008 bis 2014<br />

Fraktionsvorsitzende:<br />

Maximilian Gaul (CSU)<br />

Harry Scheuenstuhl (SPD)<br />

Johann Tiefel (FDP)<br />

Norbert Schikora (Grüne),<br />

Friedrich Biegel (FW)<br />

PWG<br />

4<br />

FDP<br />

3<br />

Grüne<br />

5<br />

FW<br />

7<br />

CSU<br />

26<br />

3<br />

FDP<br />

SPD<br />

27<br />

CSU<br />

16<br />

SPD<br />

19<br />

27


Vom Amtsblatt<br />

zum <strong>Landkreis</strong>magazin<br />

Mehr Information für die Bürger<br />

Das erste Amtsblatt des <strong>Landkreis</strong>es erschien 1962<br />

und wurde der neu erschienenen Zeitschrift „Der<br />

<strong>Landkreis</strong>“ beigelegt. Bald darauf verteilte man das<br />

Blatt auch über die Gemeinden an die Bürger und<br />

schließlich mit den Ausgaben der <strong>Fürth</strong>er Nachrichten.<br />

Am 7. Januar 1994 erschien die erste Ausgabe „Der<br />

<strong>Landkreis</strong> – Das Magazin mit den amtlichen Mitteilungen<br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>“ in ungebundener<br />

Form mit 16 Seiten und einer Auflage von 42.325<br />

Stück. Ziel war es, den Bürgern die öffentlichen Bekanntmachungen<br />

ihres Heimatkreises regelmäßig<br />

kostenfrei zukommen zu lassen sowie mehr Service<br />

und Informationen zu bieten. Auch die Vereine und<br />

Gemeinden bekamen in dem Magazin ein Forum.<br />

Die inhaltliche Verantwortung für das Heft übernahm<br />

das Büro von Landrätin Dr. Gabriele Pauli.<br />

Schon mit der 17. Ausgabe 1995 erhöhte sich die<br />

Seitenzahl erstmals. Das erste gebundene Heft mit<br />

farbigem Mantel kam am 31. Januar 1997 in die<br />

Haushalte. Dies war auch verbunden mit einer Umbenennung<br />

– ab jetzt hieß es „<strong>Landkreis</strong>magazin -<br />

Das Magazin mit den amtlichen Mitteilungen des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong>“. Erst drei <strong>Jahre</strong> später, im Januar<br />

2000, erschien das erste Heft mit einem farbigen,<br />

redaktionellen Teil.<br />

Neun <strong>Jahre</strong> lang blieb das <strong>Landkreis</strong>magazin nahezu<br />

unverändert, bis Matthias Dießl 2008 Landrat<br />

wurde und dem Kreis auch optisch eine neue<br />

Handschrift verlieh.<br />

Es wurde ein einheitliches, neues Design für den<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> entworfen. In diesem Zug veränderte<br />

sich auch das Layout des <strong>Landkreis</strong>magazins.<br />

Das neu gestaltete Heft erschien erstmals am<br />

22. Januar 2009. Das Magazin mit den amtlichen<br />

Mitteilungen des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> wird 14-tägig<br />

in einer Auflage von mittlerweile 54.300 Stück an<br />

alle Haushalte verteilt und ist das auflagenstärkste<br />

und am weitesten verbreitete Magazin im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong><br />

Vom Amtsblatt zum <strong>Landkreis</strong>magazin<br />

29


Strukturwandel<br />

in der Landwirtschaft<br />

Haupterwerbsbetriebe sind geblieben<br />

Mit der Eingemeindung der Stadt Stein im Jahr<br />

1972 ist der städtisch-geprägte Part des <strong>Landkreis</strong>es<br />

vergrößert worden, trotz allem ist der nördliche<br />

Teil des <strong>Landkreis</strong>es sehr ländlich und landwirtschaftlich<br />

geprägt.<br />

Entwicklung und politischer Rahmen<br />

Steigende Umweltprobleme führten in den 1970<br />

<strong>Jahre</strong>n zur zunehmenden Ausbildung eines Umweltbewusstseins<br />

in der Politik sowie in breiten<br />

Schichten der Bevölkerung. Galt die Intensivierung<br />

der landwirtschaftlichen Produktion in der Nachkriegszeit<br />

als Grundlage für die Sicherung der Ernährung,<br />

war die Landwirtschaft nun zunehmender<br />

Kritik ausgesetzt. Mit ihrer einseitig ökonomischen<br />

Ausrichtung wurde sie wesentlich für Landschaftszerstörung<br />

und Artenrückgang verantwortlich gemacht.<br />

Parallel zu diesen Umweltproblemen bahnte sich<br />

eine agrarpolitische Krisensituation durch wachsende<br />

Überproduktion und steigende „Subventionspreise“<br />

an. Als Instrument der Agrarstrukturverbesserung<br />

war die Flurbereinigung wachsender Kritik<br />

ausgesetzt. Eine intensive Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema Naturschutz und Landschaftspflege in<br />

der bayerischen Flurbereinigung war notwendig<br />

geworden. Das europäische Naturschutzjahr 1970<br />

erhöhte den Druck. Als Konsequenz dieser Entwick-<br />

Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />

lungen wurde 1976 das novellierte Flurbereinigungsgesetz<br />

verabschiedet, welches drei neue Zielrichtungen<br />

aufführte und somit den Wandel von<br />

einer zu agrarisch orientierten hin zu einer mehr<br />

gesamtplanerischen Betrachtungsweise vollzog:<br />

- die Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen<br />

(womit vor allem die Verbesserung<br />

der Produktivität gemeint war),<br />

- die Förderung der allgemeinen Landeskultur,<br />

sowie<br />

- die Förderung der Landentwicklung.<br />

Die Anerkennung der Tatsache, dass der ländliche<br />

Raum über die Funktion als Produktionsraum von<br />

Land- und Forstwirtschaft hinaus auch viel mehr<br />

der Erholung oder der Sicherung der natürlichen<br />

Lebensgrundlagen dienen sollte führte dazu, dass<br />

die Landeskultur unter dem Aspekt der Landespflege<br />

endlich an Bedeutung und Schwung gewann.<br />

Diese geschickte Formulierung erlaubte den Vertretern<br />

der Landwirtschaft ebenso wie denen des<br />

Naturschutzes, aufeinander zuzugehen und nach<br />

Kompromissen zu suchen.<br />

Situation im <strong>Landkreis</strong><br />

Gerade der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> mit seiner Lage vor<br />

den Toren der Städte Nürnberg, <strong>Fürth</strong> und Erlangen,<br />

profitierte von dem neuen Erholungsaspekt.<br />

Ab 1976 nahm die Zahl der land- und forstwirt-<br />

31


32<br />

ANZEIGE<br />

Mobilität erfahren – Zukunft entwickeln.<br />

Die Ursprünge der ElringKlinger AG gehen in das<br />

Jahr 1879 zurück. Damals hatte Paul Lechler in<br />

Stuttgart ein Handelshaus für technische Produkte<br />

und Dichtungen gegründet. Um die Jahrhundertwende<br />

wurden die ersten Dichtungen an die Automobilindustrie<br />

verkauft, 1924 dann die ersten Zylinderkopfdichtungen<br />

in Großserie hergestellt – für<br />

den Opel „Laubfrosch“. Damit war der Grundstein<br />

für das heutige Kerngeschäft gelegt. Inzwischen<br />

sind Millionen Fahrzeuge täglich mit ElringKlinger-Technologien<br />

unterwegs: Zylinderkopf- und<br />

Spezialdichtungen, thermische und akustische Ab-<br />

schirmteile, Kunststoff-Gehäusemodule sowie Abgasreinigungsanlagen.<br />

Primär eingesetzt in Motor,<br />

Getriebe, Abgasanlage, Unterboden und Nebenaggregaten.<br />

Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz<br />

in Dettingen/Erms zählt damit zu den weltweit füh-<br />

renden Automobilzulieferern. Auch im Bereich der<br />

alternativen Antriebstechnologien ist ElringKlinger<br />

aktiv: Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien<br />

sowie Bipolarplatten oder komplette Brennstoffzellen-Stacks<br />

entwickeln und produzieren wir bis<br />

zur Serienreife. Mit innovativen Produkten zur<br />

Kraftstoffverbrauchs- und Emissionsreduzierung<br />

sowie einer zukunftsträchtigen Technologie-Pipeline<br />

im Bereich E-Mobility ist ElringKlinger bestens<br />

aufgestellt, technologisch anspruchsvolle Komponenten<br />

für alle Antriebstechnologien der Zukunft<br />

zu fertigen – von der weiteren Optimierung des<br />

Verbrennungsmotors bis hin zu Hybrid- und reinen<br />

Elektrofahrzeugen. Zudem bieten wir dem freien<br />

Ersatzteilmarkt mit Dichtungen, Dichtungssätzen<br />

und Serviceteilen ein umfassendes und hochwertiges<br />

Produktsortiment.<br />

• 1879 Paul Lechler gründet Handelshaus in<br />

Stuttgart (später Elring GmbH)<br />

• 1994 Fusion mit dem Klinger-Unternehmensbereich<br />

Automotive.<br />

Start der Elring Klinger GmbH<br />

• 2000 Börsengang der ElringKlinger AG; seit 2009<br />

im MDAX notiert<br />

Über 6.200 Mitarbeiter an <strong>40</strong> Standorten weltweit;<br />

200 Mitarbeiter am Standort Langenzenn<br />

795,7 Mio. EUR Konzernumsatz im Geschäftsjahr<br />

2010<br />

elringklinger AG<br />

90579 Langenzenn<br />

www.elringklinger.de


schaftlichen Betriebe von 1689 auf 552 im Jahr<br />

2009 drastisch ab. Gleichzeitig wuchs die Größe der<br />

verbliebenen Betriebe, bedingt durch die Subventionspolitik<br />

der EU, an. Auch die Zahl der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe im Nebenerwerb stieg. Trotz<br />

der steigenden Anforderungen (insbesondere im<br />

bürokratischen Aufwand), bewirten durch die fortschreitende<br />

Mechanisierung immer weniger Menschen<br />

einen landwirtschaftlichen Betrieb. Mit etwa<br />

56 Prozent ist die Haupterwerbslandwirtschaft im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> dennoch stärker verbreitet als in<br />

den Nachbarlandkreisen. Zum Vergleich: Im Gebiet<br />

<strong>Landkreis</strong>es Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen<br />

sind es gerade einmal ein Viertel.<br />

Situation heute<br />

Mit dem Rückgang der Landwirtschaft ist ein neues<br />

Problem aufgetreten: Tag für Tag verlieren wir<br />

wertvolle Äcker und Wiesen durch Überbauung und<br />

Versiegelung, die nicht mehr landwirtschaftlich ge-<br />

Strukturwandel in der Landwirtschaft<br />

nutzt werden können. In Deutschland beträgt dieser<br />

Flächenverlust täglich rund 90 Hektar, also umgerechnet<br />

120 Fußballfelder. Allein in Bayern gehen<br />

täglich 20 Hektar verloren. Seit 1970 gingen der<br />

bayerischen Landwirtschaft über 500.000 Hektar<br />

Nutzflächen verloren. Das entspricht dem heutigen<br />

Acker- und Grünland von ganz Niederbayern.<br />

Klimaschutz und artgerechte Tierhaltung sind zunehmend<br />

wichtige Kaufmotive für den Verbraucher,<br />

so dass das Thema der Direktvermarktung immer<br />

mehr in den Mittelpunkt rückt. Zurzeit erarbeitet<br />

das Landratsamt <strong>Fürth</strong> in Zusammenarbeit mit der<br />

Gruppe junger Direktvermarkter und dem Amt für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in <strong>Fürth</strong> an<br />

einer Neuauflage der Direktvermarkter-Broschüre<br />

„Gutes aus dem <strong>Fürth</strong>er Land“. Damit will man auch<br />

Interessenten außerhalb des <strong>Landkreis</strong>es über die<br />

Standorte landwirtschaftlicher Direktvermarkter,<br />

Hofläden, Bauernmärkte sowie weiterer Anbieter<br />

informieren.<br />

33


34<br />

Tourismus im <strong>Landkreis</strong><br />

Vom beschaulichen zum attraktiven Freizeit-<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

Das Freizeitverhalten hat sich in den vergangenen<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n stark geändert. So war der <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong> in den 70er <strong>Jahre</strong>n für die meisten wohl<br />

ein unbekanntes Fleckchen Erde. Die Leute wollten<br />

etwas erfahren, Erlebnis und Aktivität standen<br />

im Mittelpunkt. Zwar galt auch damals schon<br />

Deutschland als beliebtes Reiseziel, jedoch standen<br />

dabei die Alpen, das Fichtelgebirge oder der Bayerische<br />

Wald im Vordergrund. Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

konnte mit seiner ländlichen Idylle und den urigen<br />

Gastwirtschaften allein nicht trumpfen. Und von<br />

Attraktionen und Ausflugszielen wie die Cadolzburg<br />

war damals noch nicht die Rede.<br />

Während dieser Zeit, weitgehend abgeschieden<br />

vom Tourismus, wurden die Vereine in den Gemeinden<br />

groß. Sie boten denn ihren Bürgern Sportlichkeit<br />

und Geselligkeit für jedes Alter. Damals hieß es,<br />

dass jeder Gemeinde-Einwohner mindestens Mitglied<br />

in drei Vereinen sei.<br />

Mit zunehmender Bevölkerungszahl stieg auch das<br />

Anspruchsdenken an die Freizeitgestaltung. Entscheidend<br />

dabei war unter anderem die Verbesserung<br />

der Infrastruktur: die Flurbereinigung mit dem<br />

Ausbau der Feldwege, der Ortsverbindungsstraßen<br />

und der Radwege. Dadurch entstand ein brauchbares<br />

Wegenetz für Radfahrer, aber dennoch kein<br />

üppiger Kfz-Verkehr auf den Nebenstraßen. So<br />

konnte man seinen Ausflug in der leicht hügeligen<br />

Landschaft oder an den Flußgründen des Zenngrunds<br />

und Biberttals stressfrei genießen. Für die<br />

Besucher wurden die Dörfer und Ortsteile verschönert.<br />

Das Bild der „Käffer als Kuhdorf mit offenem<br />

Misthaufen“ verschwand. Die Gemeinden legten<br />

Wert darauf, ihre Dörfer zu schmücken. Es wurden<br />

Fachwerkhäuser renoviert und historische Ensembles<br />

ins rechte Licht gerückt.<br />

Vor etwa 15 <strong>Jahre</strong>n erwachte der <strong>Landkreis</strong> und seine<br />

14 Gemeinden endgültig aus dem touristischen<br />

Dornröschenschlaf. Sie erkannten das Potential,<br />

das der Großraum Nürnberg und die Metropolregion<br />

Nürnberg mit ihren 3,5 Millionen Einwohner<br />

bieten. Die entscheidenden Freizeit-Entwicklungen<br />

fanden ab Mitte der 90er <strong>Jahre</strong> statt. Die Hauptattraktionen<br />

im <strong>Landkreis</strong> sind:<br />

Der Playmobil FunPark<br />

Er wurde 2000 in Zirndorf eröffnet und dann stetig<br />

erweitert. Heute besuchen etwa 700.000 Gäste,<br />

sprich Familien aus nah und fern, jährlich unterschiedliche<br />

Themenwelten auf 90.000 m² und<br />

die wetterunabhängige Spielstadt mit 1.500 m².<br />

Das Kristall Palm Beach<br />

Das von der Stadt Stein erbaute Freizeit- und<br />

Vergnügungsbad wurde 1993 privatisiert und hat<br />

seitdem ständig an Attraktionen wie Thermen,<br />

Saunen, Wellness und Rutschanlagen hinzugewonnen.<br />

Über 700.000 Gäste aus dem nordbayerischen<br />

Raum besuchen es jährlich.<br />

Kulturelle und geschichtliche Attraktionen<br />

- Die Hohenzollernburg Cadolzburg ist das Wahrzeichen<br />

des <strong>Landkreis</strong>es und der gleichnamigen<br />

Marktgemeinde (siehe Ortsporträt Cadolzburg<br />

auf S. 101)<br />

- Im Schloss Stein der Familie Faber-Castell mit<br />

dem Museum Alte Mine (siehe Ortsporträt Stein<br />

auf S. 133) kann man die fränkische Industriegeschichte<br />

eindrucksvoll nachvollziehen.<br />

- Das städtische Museum Zirndorf bietet aktuelle<br />

Sonderausstellungen und die Entwicklungsgeschichte<br />

der Spielzeugindustrie.


- Die Klosterhofspiele im Klosterhof Langenzenn<br />

(siehe Ortsporträt Langenzenn auf S. 109) haben<br />

sich zu einem kulturellen Höhepunkt über die<br />

<strong>Landkreis</strong>grenzen hinaus etabliert.<br />

- Der Verein Cadolzburger Burgfestspiele e.V. organisiert<br />

Musicals und andere Kulturevents vor der<br />

historischen Kulisse der Cadolzburg.<br />

Daneben bietet der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> modernisierte<br />

Freibäder in Zirndorf und Veitsbronn sowie das<br />

Naturbad Großhabersdorf. Nicht zu vergessen sind<br />

auch Freizeiteinrichtungen wie der Kletterwald-<br />

Weiherhof bei Zirndorf, eine Swinggolf-Anlage in<br />

Horbach bei Langenzenn und eine Golfanlage in<br />

Puschendorf. Auf einem gut angelegten und beschilderten<br />

Radwegenetz lässt sich bestens die abwechslungsreiche<br />

Landschaft und die Nähe zur Natur<br />

genießen. Die leicht hügelige Landschaft ist von<br />

jung und alt allemal gut zu meistern und macht<br />

jede Tour zu einem besonderen Erlebnis.<br />

Als besonderen Service für Gäste und Einheimische<br />

pflegen die 14 <strong>Landkreis</strong>gemeinden einen gemeinsamen<br />

Veranstaltungskalender, der auch Online<br />

und für Smartphones verfügbar ist. Tagesaktuell<br />

werden Veranstaltungen und Wissenswertes über<br />

die eigenen Facebook-Seiten gepostet. Ganz aktuell<br />

wurde ein Freizeitatlas ins Leben gerufen, der<br />

rund 200 Möglichkeiten darstellt, wie man seine<br />

Freizeit im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verbringen kann.<br />

Auch wenn vor <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n noch niemand davon zu<br />

träumen wagte, kann heute mit Stolz behauptet<br />

werden, dass sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als attraktives<br />

Ausflugsziel für Gäste und Einheimische entwickelt<br />

hat. Vor allem Naherholungssuchende aus<br />

dem Großraum Nürnberg – <strong>Fürth</strong> - Erlangen finden<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> Platz für Erholung und Erlebnis.<br />

Ganz egal ob Freizeitangebote, Kultureinrichtungen<br />

oder die natürliche Vielfalt, der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

hat für jeden etwas zu bieten.<br />

Tourismus im <strong>Landkreis</strong><br />

35


Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />

seit der Gebietsreform<br />

Im Jahr 1972 und zuvor war der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

sehr landwirtschaftlich geprägt. Der Schwerpunkt<br />

lokaler Betriebe lag auf dem Handwerksbereich zur<br />

Versorgung der örtlichen Bevölkerung. Etliche industrielle<br />

Firmen belieferten Betriebe in Nürnberg.<br />

Das größte industrielle Unternehmen war – damals<br />

wie heute – A.W. Faber-Castell in Stein. Schon damals<br />

lebten eine große Zahl Pendler im Kreis, die in<br />

den Großraum Nürnberg fuhren, um dort zu arbeiten<br />

und gleichzeitig die Vorzüge eines „ruhigen“<br />

Landlebens im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> schätzten.<br />

Die wirtschaftliche Stärke des <strong>Landkreis</strong>es liegt in<br />

seiner breiten Aufstellung ohne Monostrukturen<br />

und Großindustrien. Die meisten Betriebe sind im<br />

produzierenden Gewerbe tätig, gefolgt vom immer<br />

stärker werdenden Dienstleistungssektor und<br />

von Betrieben des Handels und Verkehrs. Neben<br />

einigen großen, internationalen Unternehmen<br />

wie Geobra Brandstätter (Playmobil), A.W. Faber-<br />

Castell (Schreibgeräte<br />

und Kosmetika), Metz<br />

(Fernseher, Formenbau<br />

und Blitzgeräte), Riege-<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung 37<br />

lein (Schokoladen), Elring Klinger (Komponenten<br />

für Antriebstechnologien) oder Cadolto (modulare<br />

Gebäude) finden sich insbesondere viele innovative<br />

kleinere und mittlere Unternehmen wie Prüfrex<br />

(digitale Zündsysteme), CrossLink (Faserverbundlösungen)<br />

und dataform (Dialogservices). Auch<br />

der Handwerksbereich mit seinen Innungen ist ein<br />

wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder im <strong>Landkreis</strong>.<br />

Die Entwicklungssprünge der Wirtschaft gründen<br />

in der allgemeinen Entwicklung in den 60er, 70er<br />

und 80er <strong>Jahre</strong>n in Deutschland. Schlechte Erweiterungsmöglichkeiten<br />

aufgrund fehlender Gewerbeflächen<br />

in den Großstädten Nürnberg und <strong>Fürth</strong><br />

führten zur Abwanderung von Betrieben in den<br />

<strong>Landkreis</strong>. Bei gleichzeitiger Neuausweisung von<br />

Gewerbegebieten war nun auch ein großes Potential<br />

an Fachkräften für Firmen am Land vorhanden.


38 ANZEIGE<br />

Kein Futter mehr für Energiefresser<br />

Mit der persönlichen Energie- und Umweltberatung<br />

der N-ERGIE macht sich guter Rat schnell bezahlt.<br />

In Zeitungen, Broschüren und im Internet wimmelt es<br />

nur so von Energiespartipps. Doch wen fragt man, wenn<br />

nach der Recherche der Kopf brummt? Wenn man sich<br />

in der Fülle der Informationen und der Möglichkeiten<br />

verloren vorkommt?<br />

Einen persönlichen Ansprechpartner und Fachmann<br />

auch für knifflige Fragen finden Ratsuchende bei der<br />

Energie- und Umweltberatung der N-ERGIE.<br />

Die Energieberatung IMPULS gibt einen schnellen Überblick, bei der Energieberatung<br />

SPEZIAL geht es um eine detaillierte Analyse und Bewertung.<br />

Hilfe beim ersten Schritt<br />

Mehr als 2.200 Kunden nehmen das Angebot pro Jahr<br />

bereits in Anspruch. Viele sind entschlossen, den ersten<br />

Schritt zu tun und wollen nun wissen, wo sie am meisten<br />

bewirken. Diesen Überblick erhalten sie in der „Energieberatung<br />

IMPULS“, einem etwa 15-minütigen Gespräch,<br />

das telefonisch oder bei einem Besuch im N-ERGIE Centrum<br />

geführt werden kann. Die Beratung ist kostenlos<br />

und kann ohne Terminvereinbarung wahrgenommen<br />

werden.<br />

Fakten und Zahlen erleichtern die Entscheidung<br />

Wenn Investitionen ins Haus stehen, um der Energieeffizienz<br />

auf die Sprünge zu helfen, dann müssen Details<br />

auf den Tisch. Bei einem vorab vereinbarten Termin für<br />

die „Energieberatung SPEZIAL“ ist Zeit und Ruhe für eine<br />

eingehende Analyse der Ausgangssituation. „Im persönlichen<br />

Gespräch wird vieles klarer. Wir können Fakten<br />

und Zahlen an die Hand geben; das erleichtert den Kunden<br />

oft die Entscheidung“, fasst Harald Günzrodt, Leiter<br />

der Energie- und Umweltberatung, die Erfahrungen<br />

seines Teams zusammen. Die Energieberatung SPEZIAL<br />

kostet je nach Thema zwischen 19 und 39 Euro. Kunden<br />

der N-ERGIE kann dieser Kostenbeitrag über das CO2-<br />

Minderungsprogramm zurückerstattet werden.<br />

5 Ratschläge, die sich schnell bezahlt machen<br />

1) Alte Kühl- und Gefriergeräte ersetzen:<br />

60 % Einsparpotenzial<br />

Achten Sie beim Neukauf auf die Energie-Effizienz-Klasse<br />

A+ oder A++. Ein heutiges A-Modell braucht rund 25<br />

% mehr Strom als ein A+-Gerät und sogar 45 % mehr<br />

als ein A++-Gerät.<br />

2) Öfter Wasserkocher, Toaster oder Mikrowelle<br />

nutzen: 70 % Einsparpotenzial<br />

Wenn Sie für kleine Zubereitungen wie das Aufbacken<br />

der Brötchen den Herd auslassen, sparen Sie 70 % Energie<br />

3) Stand-by-Modus ausschalten:<br />

50 % Einsparpotenzial<br />

HiFi-Anlage, Fernseher & Co. sind im Stand-by-Modus<br />

wahre Stromfresser – auch wenn sie keinen Ton von sich<br />

geben. Daher diese Geräte immer ganz ausschalten.<br />

4) Abwasch dem Geschirrspüler überlassen:<br />

spart 75 % Wasser, 50 % Strom und viel Zeit<br />

Ein Geschirrspüler braucht für 1<strong>40</strong> Geschirrteile 10 Liter<br />

Wasser und 1,05 kWh Strom. Wenn Sie den gleichen<br />

Abwasch per Hand spülen, brauchen Sie <strong>40</strong> Liter Wasser<br />

und 2,0 kWh Strom.<br />

5) Glühlampen durch Energiesparlampen oder<br />

moderne LED-Lampen ersetzen:<br />

80 % Einsparpotenzial<br />

N-ERGIE Kunden, die Energiefressern auf der Spur sind, können für eine Woche<br />

kostenlos ein Strommessgerät leihen, um den Verbrauch ihrer Haushaltsgeräte<br />

zu messen.<br />

Nähere Informationen sowie Terminvereinbarung<br />

• im N-ERGIE Centrum,<br />

Südliche <strong>Fürth</strong>er Str. 14, 90429 Nürnberg<br />

• im Internet unter www.n-ergie.de/energieberatung,<br />

• per E-Mail unter energieberatung@n-ergie.de<br />

• oder telefonisch unter<br />

0911 802-58222, Mo. bis Fr. 8:00 bis 18:00 Uhr


Diese Entwicklungen brachten den <strong>Landkreis</strong> nach<br />

vorne. Doch es gab auch Rückschläge: 2002, in der<br />

Amtszeit von Dr. Gabriele Pauli, meldete die bayernweit<br />

bekannte Firma Möbel Krügel in Stein Insolvenz<br />

an. Ebenfalls schmerzlich war der Konkurs<br />

der Quelle AG im Jahr 2009. Über 1.500 der ehemals<br />

dort Beschäftigten kommen aus dem <strong>Landkreis</strong>.<br />

Allgemein betrachtet haben sich der <strong>Landkreis</strong> und<br />

seine Gemeinden nie zum Ziel gesetzt, ein absoluter<br />

Industriestandort zu werden. Dies ließe sich mit<br />

dem Anspruch „Wohnen im Grünen“ nicht vereinen<br />

und würde die Attraktivität der Gemeinden als<br />

Wohnort mindern. Die hohe Auspendlerquote zu<br />

den Arbeitsplätzen in den Großstädten wirkt auch<br />

nicht belastend, da sich die Arbeitsplätze quasi vor<br />

der eigenen Haustür befinden.<br />

Die einschneidenden Veränderungen der Gebietsreform,<br />

die den <strong>Landkreis</strong> zum flächenmäßig<br />

kleinsten <strong>Landkreis</strong> in Bayern machten, sieht man<br />

dort mittlerweile als Vorteil. Durch die kurzen Wege<br />

sparen sich die Bewohner Zeit und Energie. Innerhalb<br />

von maximal 25 Minuten kann man mit dem<br />

Auto jede Ecke des <strong>Landkreis</strong>es erreichen.<br />

Auch bei bundesweiten Rankings schneidet der<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> gut ab. So belegte er 2010 beim<br />

„Focus <strong>Landkreis</strong>ranking über Deutschlands erfolgreichste<br />

<strong>Landkreis</strong>e“ bundesweit Platz 15 von insgesamt<br />

393 <strong>Landkreis</strong>en. Der <strong>Landkreis</strong>test misst<br />

die Wirtschaftskraft der Regionen und Gemeinden.<br />

Beim bundesweiten Ranking des „Prognos AG Zukunftsatlas<br />

2010“ belegte der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> Platz<br />

99. Zum Vergleich: 2004 lag er auf Platz 250 und<br />

2007 noch auf Platz 195. Der Zukunftsatlas für<br />

Deutschlands 412 kreisfreie Städte und <strong>Landkreis</strong>e<br />

der Schweizer Denkfabrik Prognos AG erscheint<br />

alle drei <strong>Jahre</strong>. Er untersucht anhand verschiedener<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

sozialer und wirtschaftlicher Daten die Zukunftsperspektiven<br />

der Regionen in Deutschland. Zu<br />

der guten Platzierung des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> beim<br />

„Deutschen Lernatlas 2011“ mit Platz 11 aus 144<br />

ausgewählten <strong>Landkreis</strong>en trägt die Nähe zu den<br />

Universitätsstandorten Nürnberg, <strong>Fürth</strong> und Erlangen<br />

bei.<br />

Die Spielzeugindustrie, für die der <strong>Landkreis</strong> im<br />

19. und 20. Jahrhundert berühmt war, spielt auch<br />

heute noch eine wichtige Rolle und ist nicht allein<br />

wirtschaftshistorisch bedeutsam. 18<strong>40</strong> begann die<br />

Spielzeugproduktion mit einfachen Babyrasseln aus<br />

Blech. Doch der Siegeszug des Kunststoffs brachte<br />

– neben der Konkurrenz aus Asien – für viele Zirndorfer<br />

„Blechbadscher“ nach etwa 100 <strong>Jahre</strong>n das<br />

Ende. Blechkreisel und Blechpuppenküchen „Made<br />

in Zirndorf“ sind heute nach wie vor im Spielwarenhandel<br />

rund um den Globus erhältlich. Doch<br />

die heute noch bestehenden Firmen wie Geobra<br />

Brandstätter (Playmobil) und Fuchs (spielstabil)<br />

stellten ihre Produktion ganz auf Kunststoffverarbeitung<br />

um. Heute gehört Geobra Brandstätter mit<br />

3520 Angestellten weltweit und einem Umsatz von<br />

505 Mio. zu den Schwergewichten in der Spielzeugbranche<br />

schlechthin. Andere Unternehmen,<br />

wie Schopper (Puppenküchen und -geschirr) und<br />

Rohrseitz (Kreisel), schufen sich mit der Weiterverarbeitung<br />

von Blech zu Autozubehör oder Blechverpackungen<br />

ein weiteres Standbein.<br />

Es zeigt sich, dass im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> eine gute Symbiose<br />

aus Wohn- und Wirtschaftsstandort besteht.<br />

Große und mittlere Betriebe bilden einen potenten<br />

Grundstock, der den <strong>Landkreis</strong> bei den Rankings als<br />

zukunftsorientiert und innovativ erscheinen lassen.<br />

Stadtnahes Wohnen im Grünen trägt zur Attraktivität<br />

ebenso bei, wie die Möglichkeit in einem gesunden<br />

Branchenmix seinen Arbeitsplatz zu haben.<br />

39


<strong>40</strong><br />

Das lächelnde Gesicht der Metz-Werke<br />

Seit 71 <strong>Jahre</strong>n ist Helene Metz im Unternehmen<br />

Sie gilt als Grande Dame der Unterhaltungselektronik,<br />

ist Trägerin des Verdienstkreuzes 1. Klasse der<br />

Bundesrepublik Deutschland und des Bayerischen<br />

Verdienstordens und hat zusammen mit ihrem<br />

Mann wie keine andere die Philosophie des Unternehmens<br />

geprägt: Helene Metz (87), Inhaberin<br />

und Beiratsvorsitzende der Metz-Werke in Zirndorf.<br />

Die gepflegte Dame mit dem schlohweißen<br />

Haar und den wachen, grünen Augen strahlt eine<br />

Lebensfreude und Autorität aus, die nicht nur ihren<br />

Mitarbeitern Respekt abverlangt. „Wenn ich an den<br />

Produktionshallen vorbeifahre und die Mitarbeiter<br />

Feierabend haben, muss ich beim Autofahren sehr<br />

aufpassen, weil viele stehenbleiben und mir winken“,<br />

erzählt die Unternehmerin mit einem Lächeln.<br />

Fast jeden Tag fährt die 87-Jährige in die Firma.<br />

Gleich der erste Parkplatz am Eingang vor der<br />

Hauptverwaltung ist für ihre silbergraue Limousine<br />

reserviert. Im Juli 2010 hat sich Helene Metz zwar<br />

offiziell aus der Unternehmensführung zurückgezogen,<br />

aber in wichtige Entscheidungen ist sie<br />

eingebunden und mit ihrer Erfahrung könnte man<br />

sich keinen besseren Berater vorstellen. Sie lässt es<br />

sich auch nicht nehmen beispielsweise zur IFA nach<br />

Berlin zu reisen um „ihre“ Händler dort persönlich<br />

zu begrüßen. Abschied nehmen will sie von dem<br />

Unternehmen genauso wenig wie ihre Mitarbeiter.<br />

„Frau Metz ist die gute Seele der Metz-Werke. Sie<br />

IST Metz“, sagen die Mitarbeiter. Helene Metz sagt:<br />

„Die Firma ist mein zweites Zuhause.“<br />

Durch ihre Präsenz lebt Helene Metz das, was Kunden,<br />

Lieferanten und Mitarbeiter an dem Familienbetrieb<br />

so schätzen. „Auf Metz kann man sich<br />

verlassen“, rezitiert die 87-Jährige die Firmenphilosophie.<br />

Und sie sagt es mit Nachdruck. Noch heute<br />

erzählen langjährige Mitarbeiter einander gerne<br />

die Episode, als „die Chefin“ 1995 zum Bayerischen<br />

Staatsministerium nach München fuhr, um sich für<br />

eine Bahn-Haltestelle am Firmenstandort einzusetzen.<br />

Noch im selben Jahr richtete die Deutsche<br />

Bahn die Haltestelle „Kneippallee“ ein und die Stadt<br />

Zirndorf baute die schmale Zufahrtsstraße zum<br />

Unternehmen zur „Paul-Metz-Straße“ aus. „Unsere<br />

Leute müssen ja irgendwie in die Firma kommen“,<br />

kommentiert Helene Metz ihren Einsatz entschieden.<br />

An der Seite ihres Mannes hat die gebürtige<br />

<strong>Fürth</strong>erin ein internationales Unternehmen aufgebaut<br />

und nach seinem Tod 1993 alleine weitergeführt.<br />

Doch die Komplimente über ihre „Verdienste“<br />

wischt die Fränkin mit einem Lächeln beiseite: „Das<br />

hat doch alles mein Mann gemacht.“ Die Entscheidung,<br />

dem Standort Zirndorf die Treue zu halten<br />

und das Unternehmen nicht zu verkaufen, hat<br />

jedoch sie alleine getroffen. Es folgten weitere,<br />

wegweisende Beschlüsse. In den <strong>Jahre</strong>n 2002 bis<br />

2004 veränderte sich die Unterhaltungsindustrie


adikal. Die Fernsehbildschirme wurden flach und<br />

die Sendetechnik digital. Der Maschinenpark und<br />

die Werkzeuge passten nicht mehr. Metz musste in<br />

neue Techniken investieren und klug haushalten.<br />

Und tat es – mit Erfolg. Von den über 70 Markennamen<br />

aus der Gründerzeit der Unterhaltungsindustrie,<br />

welche Produkte produziert und vertrieben<br />

haben, konnten sich nur wenige Hersteller halten<br />

wie Loewe oder Metz. Darunter ist Metz aber das<br />

einzige aus dieser Zeit stammende Familienunternehmen.<br />

Rund 90.000 Fernseher und weit über<br />

100.000 Blitzgeräte werden pro Jahr von den ca.<br />

600 Mitarbeitern entwickelt und gefertigt. Über die<br />

Hälfte der Metz Mitarbeiter stammt aus dem <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong>.<br />

In den deutschsprachigen Ländern stehen Metz<br />

TV-Geräte mittlerweile in vielen Fachgeschäften.<br />

Im Ausland ist die Firma jedoch vor allem für ihre<br />

Blitzgeräte bekannt, die in über 90 Länder exportiert<br />

werden. In der fränkischen Heimat Zirndorf<br />

hat das Familienunternehmen mit seiner Unterstützung<br />

für den Vestner Turm (1981) und die<br />

Paul-Metz-Halle (1984) sowie für den Bau der<br />

städtischen Bäder steinerne Spuren hinterlassen.<br />

1981 erhielt Paul Metz die Ehrenbürgerschaft der<br />

Stadt Zirndorf. Auch die Förderung sozialer Einrichtungen<br />

wie der Stadtjugendkapelle und der<br />

Altenheime lagen Herrn und Frau Metz immer am<br />

Herzen. „Wir gehen hier nicht mehr weg!“ sagt Helene<br />

Metz bekräftigend. Dabei spielte bei der Wahl<br />

des Firmenstandorts das Schicksal eine große Rolle.<br />

Denn die erste Halle in Zirndorf entstand erst 1956<br />

nach dem Brand der Tonmöbelfabrik in <strong>Fürth</strong>. „In<br />

der Not hat uns Zirndorf für den Kauf eines Grund-<br />

Helene Metz<br />

stückes die Hand ausgestreckt und<br />

wir haben gerne angenommen“,<br />

erinnert sich Helene Metz zurück.<br />

Noch heute ist sie dem damaligen<br />

Bürgermeister Virgilio Röschlein<br />

für sein Engagement dankbar. Seit<br />

dem ist in Zirndorf eine Halle nach<br />

der anderen entstanden. Heute<br />

sind es 14 Hallen auf 86.000 m²<br />

Grundfläche. Die Stadt Zirndorf<br />

und der <strong>Landkreis</strong> seien bis heute<br />

immer ein fairer Partner für Metz<br />

gewesen, erklärt die Firmeninhaberin.<br />

Doch für die Unternehmerin waren<br />

„ihre Leute“ die Motivation,<br />

am Standort festzuhalten. „Unsere<br />

Mitarbeiter haben uns in schweren<br />

Zeiten die Treue gehalten, und<br />

nach dem Tod meines Mannes<br />

konnte ich das Unternehmen doch<br />

nicht einfach verkaufen. Wer weiß<br />

schon, was mit den Mitarbeitern<br />

passiert wäre“, sagt Helene Metz.<br />

Die Inhaberin hat es darüber hinaus<br />

geschafft, weiterhin viele Händler<br />

an die Marke Metz zu binden – und<br />

auch ihre Mitarbeiter. Für diese steht<br />

die Tür ihres Büros immer weit offen. Selbst für die<br />

Zeit, in der sie nicht mehr die gute Seele der Firma<br />

verkörpern kann, hat Helene Metz vorgesorgt. Die<br />

1997 gegründete, gemeinnützige Paul und Helene<br />

Metz-Stiftung soll den Fortbestand der Firma in<br />

Zirndorf sichern.<br />

41


Von <strong>Fürth</strong> nach Zirndorf<br />

Ein Landratsamt zieht um<br />

Seit dem 18. Februar 2003 ist in dem modernen<br />

Glasbau in Zirndorf der neue Hauptsitz des Landratsamtes<br />

<strong>Fürth</strong> untergebracht. Der Neubau für<br />

die knapp 200 Mitarbeiter trägt offiziell den Namen<br />

„Landratsamt <strong>Fürth</strong> mit Sitz in Zirndorf“ und<br />

kostete knapp 14 Millionen Euro. Mit ihm entstand<br />

ein modernen Zweckbau mit 34.364 m³ umbauten<br />

Raum und einer Hauptnutzfläche von 5.561 m² auf<br />

einem 1,75 ha großen Grundstück.<br />

Die Kreisverwaltung auf dem Grundstück der ehemaligen<br />

Pinder-Barracks der Amerikaner ist Teil<br />

des Pinder Parks mit einer Realschule, dem neuen<br />

Dienstgebäude des Landratsamtes und weiteren<br />

Gebäuden. Nur der der markante Turm der Kaserne<br />

blieb erhalten. Mit seinem Namen erinnert der<br />

Komplex an den gefallenen Soldaten John Pinder,<br />

dem zu Ehren die US-Armee der ehemaligen Luftwaffenkaserne<br />

1945 den Namen Pinder-Barracks<br />

gegeben hatte. Die Kaserne in Zirndorf entstand<br />

vermutlich in den <strong>Jahre</strong>n 1936 bis 1939. Wie viele<br />

andere militärische Bauten dieser Zeit, wurde<br />

sie unter großem Zeitdruck errichtet. Die Folgen<br />

dieser schnellen Bauweise zeigten sich erst in den<br />

1990er <strong>Jahre</strong>n nach dem Abzug der US-Armee. Die<br />

Sanierung des maroden Bauwerks wäre dem <strong>Landkreis</strong><br />

teurer gekommen als ein Neubau. In der Kon-<br />

Der Umzug des Landratsamtes 43<br />

sequenz begannen im Juli<br />

2000 die Abbrucharbeiten.<br />

Vor 2003 war über 30 <strong>Jahre</strong><br />

lang der Stresemannplatz<br />

<strong>Fürth</strong> der Sitz des Landratsamtes.<br />

Das Amtsgebäude<br />

war zwischen 1964 und<br />

1966 erbaut worden. 1966<br />

wurde es bezogen und war<br />

bis 2003 Amtssitz. Doch der<br />

Platzmangel wurde mit den<br />

<strong>Jahre</strong>n und den wachsenden<br />

Aufgabenbereichen so groß,<br />

dass Nebenstellen in angemieteten<br />

Büros untergebracht<br />

werden mussten und<br />

die <strong>Landkreis</strong>verwaltung auf acht Gebäude verteilt<br />

war.<br />

Heute befinden sich in <strong>Fürth</strong> die Abteilung „Kommunale<br />

und soziale Angelegenheiten“ sowie die<br />

staatliche Rechnungsprüfung, die Abteilung „Gesundheitsbehörde“<br />

(die auch zuständig für die<br />

Stadt <strong>Fürth</strong> ist) und die Abteilung „Veterinärbehörde“.<br />

In der Dienststelle sind derzeit 125 Mitarbeiter<br />

beschäftigt.


Das zentrale Ausgleichsamt<br />

Von der Mammutbehörde zum Sachgebiet<br />

Das Zentrale Ausgleichsamt wurde am 1. Januar<br />

1996 als Ersatz für die bis dahin kommunalen<br />

Ausgleichsämter errichtet und dem Landratsamt<br />

<strong>Fürth</strong> zugeschlagen. Im Rahmen der Neuorganisation<br />

der Ausgleichsverwaltung in Bayern war es<br />

für den gesamten Regierungsbezirk Mittelfranken<br />

zuständig. Seine Aufgabe: Der Vollzug des Lastenausgleichsgesetzes,<br />

das Schäden und Verluste<br />

infolge der Vertreibungen und Zerstörungen der<br />

Kriegs- und Nachkriegszeit regulierte. Ferner waren<br />

die Ausgleichsämter für die Statusfeststellung von<br />

Spätaussiedlern zuständig. Ein Spätaussiedler, der<br />

diesen Status zugesprochen bekam, erhielt automatisch<br />

die deutsche Staatsbürgerschaft.<br />

Die damals 135 Mitarbeiter wurden jedoch nicht<br />

in <strong>Fürth</strong> untergebracht, wo sich kein passendes<br />

Gebäude fand, sondern in Nürnberg. 1998 wurde<br />

das Amt zum Zentralen Ausgleichsamt Bayern<br />

erhoben. Ihm wurden 13 bereits bestehende Ausgleichsamtsdienststellen<br />

als Außenstellen zugeordnet,<br />

die später stufenweise aufgelöst wurden.<br />

Die Zahl der insgesamt 638 Mitarbeiter (126 davon<br />

allein in Nürnberg) wurde jährlich um 30 Stellen<br />

verringert. In der Konsequenz musste das Zentrale<br />

Ausgleichsamt Bayern beim Landratsamt <strong>Fürth</strong><br />

eine Reihe von Aufgaben übernehmen.<br />

Da sich die Zahl der Anträge auf Lastenausgleich<br />

nach und nach verringerte und mittlerweile nur<br />

noch die bestehenden abgewickelt werden mussten,<br />

beschloss die Staatsregierung im November<br />

2003 die Auflösung des Amtes. 2004 wurde das<br />

Das zentrale Ausgleichsamt 45<br />

Zentrale Ausgleichsamt Bayern mit seinen zuletzt<br />

noch sieben Außenstellen aufgelöst. Da seine Zuständigkeiten<br />

im Bereich des Lastenausgleichs und<br />

des Flüchtlingswesens auf die Regierungen übertragen<br />

wurden, richtete man dementsprechend<br />

Ausgleichsamtsdienststellen in den sieben bayerischen<br />

Regierungsbezirken ein. Die Dienststelle für<br />

Mittelfranken blieb in der Marienstraße in Nürnberg,<br />

war aber nun der Regierung zugeordnet. Erst<br />

2010 wurde das Ausgleichsamt als selbstständiges<br />

Sachgebiet der Regierung von Mittelfranken aufgelöst<br />

und dem Sachgebiet 14 „Flüchtlingsbetreuung,<br />

Lastenausgleich, Oberversicherungsamt Nordbayern“<br />

zugeordnet.<br />

Übrigens: Zeitweilig (etwa 1992 bis 1994) war das<br />

Ausgleichsamt <strong>Fürth</strong> auch für die Durchführung<br />

des Lastenausgleichs im Freistaat Sachsen zuständig<br />

und unterhielt dazu Anlaufstellen in Sachsen,<br />

nämlich in Stollberg sowie in Bärenstein/Sachsen.


46<br />

„Wenn andere raus gehen,<br />

gehen wir rein.“<br />

Atemschutzzentrale und Feuerwehr<br />

Das Einsatzfeld der Feuerwehren und deren Gefahren<br />

fahren haben sich in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />

grundlegend verändert. Die<br />

neue Wohnungs- und<br />

Hausbauweise mit ihrem<br />

hohen Anteil an kunst-<br />

stoffhaltigen Materialien, ddie<br />

Lagerung von Kunst-<br />

dünger, der Transport von von gefährlichen (zum Teil<br />

giftigen) Gütern und hochtechnisierte hocht Industriean-<br />

lagen machen den Einsa Einsatz unabhängiger Atem-<br />

schutzgeräte dringend<br />

erforderlich. Dabei ist es<br />

nebensächlich, ob es<br />

sich um einen „kleinen“<br />

Wohnungsbrand oder od um einen Gefahr-<br />

guteinsa guteinsatz handelt. Atemschutzträger<br />

schu müssen bei<br />

einem eine Einsatz immer in der<br />

Lage sein, unter extremen<br />

Bedingungen Be mit einem<br />

Pressluftatmer Pr<br />

routiniert<br />

zu arbeiten.<br />

Nach mehreren vergeblichen<br />

Vorstößen im Jahr<br />

1979 19 durch Langenzenn<br />

beschloss be der Kreistag Anfang<br />

fa 1984 die Einrichtung<br />

einer ei Atemschutzzentrale<br />

in Oberasbach. Noch im<br />

selben selb Jahr wurde auf dem<br />

Grundstück Grunds des Bauhofes in<br />

Altenberg Altenb der Rohbau erstellt.<br />

Zwei <strong>Jahre</strong> Jah<br />

später, 1986, folgte


die Einweihung der 1,3 Millionen DM teuren Einrichtung.<br />

Der zweigeschossige Bau beherbergte im<br />

Erdgeschoss eine offene Garage für die landkreiseigenen<br />

Straßenbau-, Winterdienst sowie Müllfahrzeuge<br />

und zwei Katastrophenschutzfahrzeuge.<br />

Im Obergeschoss befindet sich unter anderem ein<br />

knapp 50 m² großer Schulungsraum, eine Atemschutz-werkstatt<br />

mit Lager und Kompressor-Raum<br />

sowie die Übungsanlage selbst. Deren Herzstück ist<br />

der Kommandoraum, auch Leitstand genannt. Von<br />

hier aus kann der gesamte Übungsablauf gesteuert<br />

und überwacht werden. Die Übungsstrecke selbst<br />

ist 60 Meter lang und nach einem Baukastensystem<br />

zusammengesetzt.<br />

32 Stunden dauert die Ausbildung als Atemschutzgeräteträger<br />

mit Chemieschutz, die von den<br />

ehrenamtlichen Mitgliedern der Kreisbrandinspektion<br />

durchgeführt wird. Kreisbrandrat Dieter<br />

Marx unterstehen in der Kreisbrandinspektion ein<br />

Kreisbrandinspektor als Stellvertreter und sieben<br />

Fachkreisbrandmeister. Zusammen führen sie die<br />

überörtlichen Schulungen für die 52 Freiwilligen<br />

Feuerwehren im <strong>Landkreis</strong> durch. Der Kreisbrandrat<br />

ist auch für die halbjährliche Prüfung der 600<br />

Atemschutzmasken und der 180 Atemgeräte verantwortlich.<br />

2012 soll die Atemschutzzentrale für<br />

150.000 Euro saniert werden. Dieter Marx ist erst<br />

der dritte Kreisbrandrat seit 1972. Vor der Gemeindegebietsreform<br />

gab es nur „Sprecher“ oder „Kreis-<br />

Atemschutzzentrale und Feuerwehr<br />

brandinspektoren“. 1973 bis 1983 war mit Alfred<br />

Gronau der erste Kreisbrandrat im Amt. Ihm folgte<br />

Walter Rosa, der bis 2001 blieb.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> sind derzeit 2.158 Feuerwehrdienstleistende<br />

aktiv. Davon sind 225 männliche<br />

und 68 weibliche Feuerwehranwärter sowie 89<br />

Feuerwehrfrauen. Nachwuchssorgen gibt es bisher<br />

noch keine: Vor zehn <strong>Jahre</strong>n lag die Zahl aller<br />

Feuerwehrleute nur minimal höher bei 2.175. Im<br />

Wissen um den anstehenden demographischen<br />

Wandel beteiligt sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> dennoch<br />

an einer Werbekampagne des Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes.<br />

Die Aktion „Stell dir vor, du drückst und alle drücken<br />

sich“ will den Nachwuchs mit Busbeklebungen und<br />

Plakaten auf sich aufmerksam machen.<br />

Träger für die 116 Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge sind<br />

die Kommunen. Sie rückten im Jahr 2011 2.456 Mal<br />

aus – 2.065 Einsätze davon waren Technische Hilfeleistungen<br />

und 188 Brandeinsätze jeglicher Art.<br />

Zehn <strong>Jahre</strong> zuvor, 2001, waren die Einsatzzahlen<br />

mit 131 Brandeinsätzen und 1.122 Technischen<br />

Hilfeleistungen deutlich geringer.<br />

47


48<br />

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Im Geiste der Tradition Zukunft bewegen - Graf Automobile<br />

1947 gründete Wilhelm Graf im Alter von 27 <strong>Jahre</strong>n das Unternehmen<br />

als DKW-Vertretung in der <strong>Fürth</strong>er Herrnstraße. Seit<br />

1953 etablieren sich die „grafschen“ Betriebe entlang der <strong>Fürth</strong>er<br />

Schwabacher Straße als wahre Automeile.<br />

Mit den Marken Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi und Škoda<br />

sind die Betriebe der Graf Automobile heute ein wesentlicher<br />

wirtschaftlicher Faktor in der Metropolregion Nürnberg-<strong>Fürth</strong>.<br />

Im Jahr 2000 fusionierten die Firmen Autohaus Wilhelm Graf<br />

Volkswagen und Audi in <strong>Fürth</strong> mit den Firmen Autohaus Feser in<br />

Schwabach, sowie der Firma Autohaus Nopitschstraße in Nürnberg.<br />

Die Feser-Graf-Gruppe gehört heute zu den führenden Autohandelsgruppen<br />

in Deutschland.<br />

Die Familie Graf bleibt auch in zweiter als auch in dritter Generation<br />

dem Automobil treu, was sich in der Unternehmensweiterführung<br />

von Wilhelm Graf Junior im Mercedes-Benz-Betrieb<br />

in <strong>Fürth</strong> und Langenzenn widerspiegelt. Seine Tochter Vanessa<br />

Graf wird diese in naher Zukunft fortführen. Auch seine zweite<br />

Tochter Verena Graf ist erfolgreich als Betriebsleiterin des Audi<br />

Zentrum Nürnberg Fesers tätig.<br />

Die fünf Graf-Betriebe in <strong>Fürth</strong> und Langenzenn umfassen eine<br />

Ausstellungsfläche von 46.000 qm und beschäftigen 3<strong>40</strong> Mitarbeitern,<br />

davon 70 Auszubildende.<br />

In der heutigen globalisierten Welt steht das Unternehmen als<br />

inhabergeführte GmbH beispielhaft für Nachhaltigkeit, Kontinuität<br />

und Kompetenz. Entsprechend den Unternehmensleitlinien,<br />

in denen Kunden und Mitarbeiter als wichtigste und wertvollste<br />

Ressourcen gesehen werden, entsprechen die Dienstleistungen<br />

höchsten qualitativen Ansprüchen. Dabei stellt die Aus- und<br />

Weiterbildung der Mitarbeiter eine wichtigen Investition in die<br />

Zukunft dar.<br />

Fachkenntnis, freundliche und umfassende Beratung, erstklassige<br />

und zuverlässige Serviceleistungen, modernste Technik und<br />

Qualitätsarbeit aus der Werkstatt zeichnen die Betriebe aus.<br />

www.autohaus-fuerth.de<br />

Wilhelm Graf sen. Wilhelm Graf Vanessa Graf Verena Graf


Vom <strong>Landkreis</strong>bauhof<br />

zur Straßenmeisterei<br />

Der Kreis gibt Aufgaben ab<br />

Bis 1999 betrieb der <strong>Landkreis</strong> sowohl eine eigene<br />

Tiefbauverwaltung als auch einen eigenen <strong>Landkreis</strong>bauhof<br />

mit 15 Mitarbeitern in Altenberg und<br />

war für den Straßenunterhalt seiner Kreisstraßen<br />

verantwortlich. Die Zuständigkeit für die Kreisstraßen<br />

wurde 1999 an das Staatliche Bauamt Nürnberg<br />

übertragen. Die Mitarbeiter verblieben beim<br />

<strong>Landkreis</strong>. Hintergrund der Änderung war, dass der<br />

Freistaat Bayern eine Neuorganisation von Straßenbauamtsbezirken<br />

vermeiden wollte. Denn für<br />

einen wirtschaftlichen Betrieb von Straßenmeistereien<br />

muss eine gewisse Grundausstattung an<br />

Personal und Gerätschaften vorgehalten werden.<br />

Die Tiefbauverwaltung des <strong>Landkreis</strong>es wurde aufgelöst<br />

und durch eine Kontaktstelle ersetzt, die ein<br />

Landratsamt-Mitarbeiter besetzt und die für sämtliche<br />

mit den Straßen zusammenhängende Grundstücksangelegenheiten<br />

zuständig ist.<br />

Zwölf <strong>Jahre</strong> zuvor, 1987, hatte der Kreistag noch<br />

den Bau eines Sozialgebäudes für den Bauhof beschlossen.<br />

Die Zahl der Mitarbeiter des <strong>Landkreis</strong>es<br />

war damals mit den Männern der Müllabfuhr, des<br />

Tief- und Straßenbaues sowie des Hochbaubereiches<br />

und den damals zahlreichen AB-Maßnahmen<br />

stark angewachsen. In der Spitze waren es über 100<br />

Mitarbeiter. Dadurch war die Infrastruktur des Bauhofes<br />

nicht mehr ausreichend.<br />

Im Juni 1990 wurde der 562.000 Euro teuere Bau<br />

mit einer Grundfläche von 450 m² eingeweiht. Das<br />

Gebäude wurde vor allem in den <strong>Jahre</strong>n 1990 bis<br />

2004 intensiv genutzt. Dann wurde der Müllabfuhrbetrieb<br />

des <strong>Landkreis</strong>es Schritt für Schritt an<br />

externe Unternehmen vergeben. Der letzte Abfuhrbereich<br />

wurde 2004 an die Stadt Nürnberg über-<br />

Vom <strong>Landkreis</strong>bauhof zur Straßenmeisterei<br />

geben und mit ihm die verbliebenen Mitarbeiter.<br />

Nahezu im gleichen Zeitraum schrumpfte auch die<br />

Mitarbeiterzahl der Kfz-Werkstatt von ursprünglich<br />

fünf Mitarbeitern auf zwei im Jahr 2007.<br />

Bis zum Neubau der Straßenmeisterei Ammerndorf<br />

durch den Freistaat waren Personal und Gerät<br />

des Straßenunterhalts im Bauhof Altenberg<br />

untergebracht. Seit dem Umzug 2007 sind dort<br />

nur noch wenige, selten benötigte Gerätschaften<br />

geblieben. Die Freiflächen des Bauhofs werden<br />

jedoch weiterhin dauerhaft für die Lagerung<br />

von Schüttgut (Schotter, Splitt, Materialien für<br />

den Straßenbau) benötigt. Ein Teil der ehemaligen<br />

Verwaltungsräume im Bauhof ist zwischenzeitlich<br />

vermietet. Durch die Zusammenarbeit mit<br />

dem Staatlichen Bauamt Nürnberg, den<br />

technischen Fortschritt und den Umzug<br />

der Straßenmeisterei<br />

nach Ammerndorf<br />

wurde die Mitarbeiterzahl<br />

durch natürliche<br />

Fluktuation auf elf<br />

reduziert.<br />

49


50<br />

Kommunale Abfallwirtschaft<br />

und Müllverbrennung<br />

Die Recyclingmeister<br />

Die Geschichte der Müllabfuhr im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

begann 1965. Bis 1971 wurde der Abfall in der Deponie<br />

Wintersdorf abgelagert. Allerdings wurde der<br />

Müll nicht überall im <strong>Landkreis</strong>gebiet abgeholt. Erst<br />

mit der Gebietsreform 1972 übernahm der Kreis die<br />

Müllabfuhr im gesamten Gebiet.<br />

Das Müllheizkraftwerk<br />

1971 bis 1990 lieferte das Müllheizkraftwerk in<br />

Zirndorf Fernwärme an die benachbarten Wohn-<br />

und Gewerbegebiete. Doch nach einer negativen<br />

Rauchgasmessung im Juli 1990, musste die Müllverbrennungsanlage<br />

aufgrund überhöhten Dioxinausstoßes<br />

stillgelegt werden. 1991 schaltete man<br />

die Ofenlinie I endgültig ab, während die Linie II<br />

mit einer hochmodernen E-Filter-Anlage nachgerüstet<br />

wurde. Nach einer erneuten Überholung<br />

1995, dieses Mal mit Denox-Filtern, galt die Müll-<br />

verbrennungslange als die modernste Alt-Anlage<br />

Deutschlands. 1998 wurde das Kraftwerk nach 27<br />

<strong>Jahre</strong>n endgültig stillgelegt. Damit endete nach<br />

knapp 20 <strong>Jahre</strong>n der Eigenbetrieb der Müllverbrennungsanlage.<br />

Während der Betriebszeit wurden


Gesamtaufwendungen von 162,3 Millionen DM<br />

getätigt. In der Anlage wurden insgesamt 789.467<br />

Tonnen Müll verbrannt und 227.379 Megawattstunden<br />

Fernwärme erzeugt und abgegeben. Für<br />

den symbolischen Wert von 1 DM übernahm die<br />

Unternehmensgruppe Karl aus Innerzell die Anlage.<br />

Im Zuge der Abrissarbeiten musste auch der bisher<br />

dort angesiedelte Recyclinghof auf die Erd-Deponie<br />

bei Leichendorf verlegt werden. Der Rückbau<br />

der Müllverbrennungsanlage dauerte von 2002 bis<br />

2006. Danach wurde das Grundstück als Gewerbefläche<br />

verwertet.<br />

Recycling<br />

Parallel zur Müllverbrennung machte der <strong>Landkreis</strong><br />

frühzeitig erste Schritte in Richtung Recycling.<br />

1977 wurden Glascontainer, wenig später auch<br />

Papiercontainer und 1979 Gartenabfallcontainer<br />

landkreisweit aufgestellt. 1983 begann die mobile<br />

Problemmüllsammlung und wurde sukzessive ausgedehnt.<br />

Mittlerweile findet jährlich mindestens<br />

ein Sammeltermin in jeder Gemeinde statt.<br />

Kommunale Abfallwirtschaft und Müllverbrennung<br />

Der erste Abfallberater im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> nahm<br />

seinen Dienst 1989 auf, 1991 hatte er schon drei<br />

Kollegen. 1990 wurden die flächendeckende Papiertonnenabholung<br />

mit monatlicher Leerung<br />

eingeführt und Metallcontainer aufgestellt. 1991<br />

begann der Kreis die Biotonne und den Restmüllsack<br />

in Stein einzuführen. 1992 trat der Gelbe Sack<br />

seinen Siegeszug durch die Haushalte an und eine<br />

Großelektrogeräte-Sammlung wurde gegründet.<br />

Ein Jahr später löste der Sperrmüll auf Abruf die<br />

Straßensammlung ab. 1996 wurde eine E-Schrott-<br />

Sammlung bei den Wertstoffhöfen eingeführt und<br />

1998 bekamen die Biotonnen mit der EU-Norm<br />

eine neue Form, die alten Rundtonnen wurden abgeschafft.<br />

Durch die hohe Bereitschaft der <strong>Landkreis</strong>bürger<br />

zur Mülltrennung, mussten die beiden<br />

Wertstoffhöfe Zirndorf-Leichendorf und Langenzenn-Horbach<br />

vergrößert werden.<br />

Kennzahlen des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />

Die Recyclingquote im <strong>Landkreis</strong> hat sich konstant<br />

von 41 Prozent im Jahr 1991 auf 76 Prozent erhöht.<br />

Kurzzeitig stieg die Quote sogar auf 80 Prozent. Mit<br />

derzeit kontinuierlichen 76 Prozent liegt der <strong>Landkreis</strong><br />

bayern- und deutschlandweit deutlich über<br />

dem Durchschnitt. Durch das vorbildliche Trennverhalten<br />

ging die Restmüllmenge von 185 kg je<br />

Einwohner im Jahr 1986 auf 93 kg im Jahr 2011<br />

zurück. Da der <strong>Landkreis</strong> im Laufe der <strong>Jahre</strong> immer<br />

mehr Möglichkeiten zur Sammlung von Wertstoffen<br />

bereitgestellt hat, konnten überproportional<br />

hohe Mengen an Wertstoffen erfasst und recycelt<br />

werden. Waren dies 1986 noch 25 kg je Einwohner,<br />

so erhöhte sich die gesammelte Menge bis 2011 auf<br />

320 kg pro Bürger. Ziel des <strong>Landkreis</strong>es ist es, diese<br />

Menge nicht nur beizubehalten, sondern zukünftig<br />

noch zu steigern.<br />

51


52<br />

Restmüll-Entsorgung<br />

1987 gründeten die Kommunen im Rangau den<br />

Zweckverband zur Abfallbeseitigung Rangau, kurz<br />

ZAR. Mitglieder waren der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>, die<br />

Stadt <strong>Fürth</strong>, die Stadt Schwabach und der <strong>Landkreis</strong><br />

Neustadt/Aisch–Bad Windsheim. 1994 begann der<br />

Verband mit dem Bau einer Schwelbrennanlage.<br />

Wegen technischer Störungen im Probebetrieb<br />

ging sie aber nie ans Netz. Zum 31. Dezember 2000<br />

wurde der ZAR aufgelöst.<br />

Im Herbst 1993 wurden auch Cadolzburg, Langenzenn,<br />

Wilhermsdorf und Zirndorf an das Entsorgungssystem<br />

Biotonne angeschlossen. Auch hier<br />

wurden die Mülltonnen durch rote Restmüllsäcke<br />

ersetzt. 1994 folgten Ammerndorf, Großhabersdorf,<br />

Oberasbach, Obermichelbach, Puschendorf,<br />

Roßtal, Seukendorf, Tuchenbach und Veitsbronn.<br />

Zehn <strong>Jahre</strong> später, 2004, wurden die roten Restmüllsäcke<br />

wieder abgeschafft und durch Tonnen<br />

nach EU-Norm ersetzt.<br />

Seitdem werden die Restmüll-Behälter über ein<br />

Chipsystem erfasst. 1993 beauftragte der <strong>Landkreis</strong><br />

mittelständische Firmen mit der Müllabfuhr<br />

in Stein, Oberasbach und Zirndorf. Die übrigen Gemeinden<br />

wurden weiterhin von der landkreiseigenen<br />

Müllabfuhr bedient. 1999 schloss der <strong>Landkreis</strong><br />

eine Zweckvereinbarung mit der Stadt Nürnberg<br />

über die Entsorgung des Restmülls über die dortige<br />

Müllverbrennungsanlage. Seit 2004 erfolgt die<br />

Müllabfuhr im ländlichen <strong>Landkreis</strong> mit Oberasbach<br />

und Zirndorf durch eine beauftragte Privatfirma.<br />

Die Stadt Stein wird von der Abfall und Städterei-<br />

nigung Nürnberg (ASN) sauber gehalten. Im selben<br />

Jahr wurde die eigene Müllabfuhr endgültig aufgegeben<br />

und das <strong>Landkreis</strong>personal von der Stadt<br />

Nürnberg in der ASN übernommen.<br />

Wertstoffzentrum Veitsbronn GmbH<br />

Im August 1988 gründete der Evangelische Verein<br />

mit drei Mitarbeitern das Wertstoffzentrum Veitsbronn<br />

als gemeinnützigen Zweckbetrieb zur Förderung<br />

jugendlicher und erwachsener Arbeitsloser.<br />

Ziel des Betriebes ist unter anderem die Reduzierung<br />

des Müllaufkommens, die der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

finanziell seit 1995 mit maximal 66.000 Euro jährlich<br />

unterstützt.<br />

Im selben Jahr ergänzte man das Wertstoffzentrum<br />

um einen Gebrauchtwarenhof, in dem <strong>Landkreis</strong>bürger<br />

gebrauchsfähige Einrichtungsgegenstände<br />

kostenlos abgeben beziehungsweise von zu Hause<br />

abholen lassen können. In der Konsequenz sanken<br />

der Umfang des Sperrmülls und damit die Kosten<br />

der Müllbeseitigung. So wurden 2011 rund 627<br />

Tonnen an Einrichtungsgegenständen wiederverwendet.<br />

Zusätzlich sammelte der Gebrauchtwarenhof<br />

etwa 388 Tonnen Elektrogeräte, Bücher,<br />

Kleidung und vieles andere. Mittlerweile werden<br />

auch Kleidung, Bücher und andere Haushaltswaren<br />

entgegengenommen. Diese Dinge können sozial<br />

schwachgestellte Personen im angegliederten<br />

„Kaufhaus“ gegen einen geringen Betrag kaufen.<br />

Das Wertstoffzentrum beschäftigt derzeit 46 Mitarbeiter,<br />

davon 27 Personen in Beschäftigungsmaßnahmen.


Deponien des<br />

<strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />

Altdeponie Wintersdorf<br />

Betrieb von 1964 bis 1978<br />

Nach Übernahme der gesamten Müllabfuhr im<br />

<strong>Landkreis</strong> 1972 wurde jeglicher Abfall auf der landkreiseigenen<br />

Mülldeponie in Zirndorf-Wintersdorf<br />

abgelagert („Schuttberg“ Wintersdorf).<br />

1998 Teilabdichtung und Rekultivierung der Deponie<br />

Wintersdorf. Sie befindet sich nun in der Nachsorgephase<br />

(u. a. regelmäßige Grundwassermessung<br />

über mögliche Schadstoffverfrachtung).<br />

Altdeponie Leichendorf<br />

Betrieb von 1971 bis 1986<br />

Reststoff- und Schlackendeponie, insbesondere für<br />

Schlacke aus dem Müllheizkraftwerk Zirndorf.<br />

1996 Abdichtung und Rekultivierung. Danach wurde<br />

auf einer Teilfläche der Playmobil Funpark errichtet<br />

Altdeponie Wilhermsdorf<br />

Betrieb von 1978 bis 1988<br />

Ablagerung von Erde und Bauschutt.<br />

Kommunale Abfallwirtschaft und Müllverbrennung<br />

Altdeponie Siegelsdorf<br />

Betrieb von 1978 bis 1989<br />

Genehmigt zur Ablagerung von Erde und Bauschutt.<br />

Die Abschnitte 1 und 2 der Deponie wurden<br />

bereits rekultiviert und befinden sich in der Nachsorgephase.<br />

Auf einem Teil der Fläche (Abschnitt 3)<br />

wird ein Häckselplatz für Grüngut betrieben. Der<br />

Abschnitt 4 wird in 2012/2013 rekultiviert.<br />

Deponie Rangau (Zirndorf-Leichendorf)<br />

Betrieb seit 1979<br />

Bis 1994 Ablagerung von Erde und Bauschutt. Seit<br />

1994 darf nur noch unbelastete Erde dort abgelagert<br />

werden. Die Ablagerungskapazität reichen<br />

noch bis mindestens 2025<br />

Deponie Langenzenn-Horbach<br />

Betrieb seit 1989<br />

Zugelassen für Bauschutt- und Erdablagerungen.<br />

Bis 1998 Verfüllung der Kassette 1. Derzeit Verfüllung<br />

der Kassette 2. Danach steht noch eine dritte<br />

Kassette zur Verfügung. Kassette 1 wurde 2002 abgedichtet<br />

und rekultiviert.<br />

Nach momentanem Stand reichen die Ablagerungskapazitäten<br />

bis mindestens 2025<br />

53


Die wichtigsten Investitions-<br />

entscheidungen des Kreistages<br />

Eine Frage des Geldes<br />

In den vergangenen 39 <strong>Jahre</strong>n hat der <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong> über 207 Mio. Euro in die Infrastruktur investiert.<br />

Davon entfielen über 134 Mio. Euro für den<br />

Hochbau, gut 60 Mio. Euro auf den Tiefbau, knapp<br />

13 Mio. Euro auf die Abfallentsorgung und rund<br />

44.000 Euro für den ÖPNV.<br />

Diese Summen schienen im Jahr der Gebietsreform<br />

1972 unerreichbar. Gerade einmal 11,3 Mio. Euro<br />

standen dem neu gestalteten <strong>Landkreis</strong> damals als<br />

Haushaltsbudget zur Verfügung. Heute kann der<br />

Kämmerer mit knapp 90 Mio. Euro haushalten.<br />

Doch auch die Zahl der <strong>Landkreis</strong>einwohner hat<br />

sich erhöht: Von 79.455 im Jahr 1972 auf 115.003<br />

(Stand: 30.6.2011) Bewohner.<br />

Am meisten Geld hat der <strong>Landkreis</strong> in den zurückliegenden<br />

Jahrzehnten – trotz rigoroser Sparmaßnahmen<br />

– in den Bau und die Sanierung der <strong>Landkreis</strong>-Schulen<br />

investiert.<br />

Ein weiteres großes Bauprojekt war der Neubau des<br />

Verwaltungsgebäudes des Landratsamtes im Pinderpark<br />

Zirndorf mit knapp 13,5 Mio. Euro.<br />

Zum Vergleich: Der Bau des alten Landratsamts am<br />

Stresemannplatz in <strong>Fürth</strong> 1967 kam auf knapp 2,6<br />

Mio. Euro. Allerdings sind nicht nur die Aufgaben,<br />

sondern auch das <strong>Landkreis</strong>personal in den vergangenen<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n kräftig gewachsen und zwar<br />

von 92 im Jahr 1972 auf 322 zum 1. Januar 2012.<br />

Zusammen mit dem Regierungspersonal arbeiten<br />

momentan <strong>40</strong>5 Personen im Amt.<br />

Investitionsschwerpunkte waren:<br />

1974-1980/2010-2012: Der Bau des Schulzen-<br />

trums (Gymnasium/Realschule) und Ausbau des<br />

Gymnasiums Oberasbach mit insgesamt 28 Mio.<br />

Euro.<br />

1980-1989: Der Neubau des Gymnasiums Stein mit<br />

13,71 Mio. Euro; zusammen mit der Zweifachturnhalle<br />

(4,36 Mio. Euro) wurden hierfür 18,07 Mio.<br />

Euro investiert.<br />

Die wichtigsten Investitionen des Kreistages 55<br />

1980-1990: Der Neubau des Gymnasiums Langenzenn<br />

mit 12,2 Mio. Euro. Für den Anbau von<br />

Fachräumen und Klassenzimmern kamen weitere<br />

3,5 Mio. Euro dazu. In den Gesamtkosten von 15,7<br />

Mio. Euro ist auch die dortige Zweifachturnhalle<br />

enthalten.<br />

1993–2000: Der Bau der Realschule Zirndorf mit<br />

Turnhalle für 18,3 Mio. Euro (Fertigstellung 1999).<br />

2010-2012: Der Neubau der Realschule Langenzenn<br />

mit 11,65 Mio. Euro.<br />

2012-2015: Generalsanierung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums<br />

Oberasbach, 12,1 Mio. Euro.<br />

Außerdem investierte der <strong>Landkreis</strong> nach der<br />

Übernahme der Landwirtschaftsschule 1988 vom<br />

Zweckverband 10,3 Mio. Euro in die Einrichtung.<br />

Für Ausbau und Sanierung des Förderzentrums<br />

Cadolzburg sind rund 7,1 Mio. vorgesehen.<br />

Das bislang größte Straßenprojekt war von 1973 bis<br />

1987, in mehreren Abschnitten, der Bau der Verbindungsstraße<br />

West FÜ6 <strong>Fürth</strong>-Zirndorf-Oberasbach<br />

mit 15,3 Mio. Euro.<br />

Beim Radwegeausbau war 2010 die Verbindung<br />

FÜ17 Langenzenn-Raindorf mit einem Investi-<br />

tionsvolumen von rund 1,4 Mio. Euro das mit Abstand<br />

größte Einzelprojekt.<br />

In Errichtung, Ausbau und Sanierung von Deponien/Wertstoffhöfen<br />

wurden seit den 80er <strong>Jahre</strong>n bis<br />

heute rund 10 Mio. Euro investiert.


56<br />

Ein Stift geht um die Welt<br />

Die Reise von Faber-Castell begann in Stein<br />

Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell wurde<br />

am 7. Juni 1941 in Bamberg geboren und leitet<br />

in 8ter Generation das Bleistift-Unternehmen<br />

Faber-Castell. Der Sohn einer Dynastie, die seit<br />

1761 Bleistifte herstellt, ist seit 1978 alleiniger<br />

geschäftsführender Gesellschafter. Damit ist er<br />

für rund 7.000 Mitarbeiter in aller Welt, davon<br />

1.100 in Deutschland, verantwortlich. Der Umsatz<br />

im Geschäftsjahr 2011/12 lag bei 570 Millionen<br />

Euro. Pro Jahr werden in 15 Ländern der<br />

Welt zwei Milliarden holzgefasster Stifte produziert.<br />

Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell<br />

ist Vater von vier Kindern. Mit seiner Ehefrau<br />

Mary Elizabeth, einer gebürtigen Amerikanerin,<br />

pendelt er zwischen dem Firmensitz in Stein und<br />

dem privaten Domizil in München.<br />

Herr Graf, wann waren Sie zuletzt in Stein einkaufen?<br />

Ab und an husche ich nach einem Termin in der<br />

„Alten Mine“ beim Metzger vorbei und hole mir<br />

eine Scheibe Sülze zum Mittagessen.<br />

Sprechen Sie die Menschen auf der Straße an?<br />

Nachdem ich eher selten die Hauptstraße durch<br />

Stein auf und ab schlendere, sprechen mich auch<br />

kaum Menschen an. Im Zweifelsfalle werde ich aber<br />

als der „Graf“ und Chef von Faber-Castell erkannt.<br />

Sie sind in Bamberg geboren, reisen um die<br />

ganze Welt und pendeln mit Ihrer Familie zwischen<br />

Stein und München hin und her – wo<br />

sind Sie zuhause?<br />

Mein Zuhause ist – zumindest wenn es nach der<br />

Anzahl der verbrachten Stunden geht - mein Büro<br />

in Stein.<br />

Fühlen Sie sich der Stadt gegenüber verpflichtet?<br />

Ich fühle mich der Stadt Stein gegenüber sehr verpflichtet,<br />

insbesondere was den Standort des Unternehmens<br />

und die Arbeitsplätze angeht. Ich bin<br />

dankbar, dass es mit der Stadt Stein eine enge und<br />

auch konstruktive Zusammenarbeit gibt.<br />

Sie haben das Patronat für die Kirchengemeinde<br />

Martin-Luther inne. Was bedeutet dieses<br />

Amt für Sie?<br />

Als Patron der Kirche übernehme ich wie schon<br />

mein Ur-Urgroßvater Freiherr Lothar von Faber<br />

auch heute noch die Kosten für den Unterhalt der<br />

Kirche und trage damit zur Erhaltung eines der<br />

wichtigsten Symbole der Stadt Stein bei. Das Amt<br />

bedeutet für mich auch die Fortsetzung einer sinnvollen<br />

Tradition – nämlich die Unterstützung der


Kirchengemeinde. Zudem erinnere ich mich immer<br />

wieder gerne an meine eigene Hochzeit, die 1987<br />

in der Martin-Luther Kirche stattfand und in der<br />

mein Sohn dieses Jahr im Mai geheiratet hat.<br />

Hat sich durch die Zugehörigkeit Steins zum<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> für Sie als Privatperson oder<br />

Unternehmer etwas verändert?<br />

Aus Sicht des Unternehmens haben sich keine großen<br />

Veränderungen ergeben. Wir fühlen uns im<br />

„kleinsten bayerischen <strong>Landkreis</strong>“ sehr gut aufgehoben.<br />

Im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> hat sich in den vergangenen<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n einiges verändert. Gibt es etwas,<br />

an das Sie sich in diesem Zusammenhang erinnern?<br />

Wie sagt man so schön „das einzig Stetige ist der<br />

Wandel“. Ich finde es aber sehr bedauerlich, dass es<br />

die Traditionsfirma „Möbel Krügel“ in Stein nicht<br />

mehr gibt.<br />

Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell<br />

57


Die Schulgeschichte<br />

Mehr Platz für Bildung<br />

Das Schulzentrum Oberasbach<br />

Dietrich- Bonhoeffer-Gymnasium<br />

Das Gymnasium ist die älteste Schule im <strong>Landkreis</strong>.<br />

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht<br />

und Kultus genehmigte im Mai 1971 den<br />

Bau des mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Gymnasiums. Im Frühjahr 1972 folgte die Erlaubnis<br />

zum Aufbau einer staatlichen Realschule. Da der<br />

<strong>Landkreis</strong> keine geeigneten Schulgebäude besaß,<br />

wurden zwei Schulpavillons aufgestellt, mit denen<br />

die Zeit bis zur Fertigstellung der Neubauten<br />

überbrückt werden sollte. Die Errichtung der Schulgebäude<br />

erfolgte in Rekordzeit. Vom Baubeginn<br />

im August 1973 bis zur Fertigstellung im August<br />

1974 verging kaum ein Jahr. Im September 1974<br />

wurde der Schulbetrieb aufgenommen. Der zweite<br />

Bauabschnitt für das Schulzentrum Oberasbach<br />

folgte 1976. Ein Jahr später beschloss der Kreistag<br />

den Bau einer Vierfachturnhalle. Im Herbst 1977<br />

standen dem Gymnasium und der Realschule<br />

alle Klassen- und Fachräume zur Verfügung. Der<br />

Schülerzulauf war enorm. Im Schuljahr 1974/75<br />

besuchten 727 Schüler das Gymnasium und <strong>40</strong>9<br />

die Realschule; 1980/81 waren bereits 1775 Gymnasiasten<br />

und 884 Realschüler vor Ort. 2009 und<br />

2010 wurde das Gymnasium erneut um- und ausgebaut.<br />

Heute werden 1.453 Schüler in 42 Klassen<br />

Die Schulgeschichte<br />

am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium unterrichtet<br />

(Stand: 01.10.2011). Die Schüler können zwischen<br />

einem naturwissenschaftlich–technologischen und<br />

einem sprachlichen Schulzweig wählen.<br />

Staatliche Realschule Oberasbach/Zirndorf<br />

Bis 1999 war auch die Realschule im Schulzentrum<br />

Oberasbach untergebracht. Die ersten Absolventen<br />

erhielten 1976 ihr Abschlusszeugnis. 1977, als der<br />

zweite Bauabschnitt des Schulzentrums gerade<br />

beendet worden war, überschritt man bereits die<br />

für den Endausbau vorgesehenen 20 Schulklassen.<br />

Die Realschule wuchs 1982 mit 31 Klassen zu einer<br />

der größten Realschulen Bayerns an. Anfang der<br />

neunziger <strong>Jahre</strong>, als die ursprünglich als Provisorium<br />

gedachten Schulpavillons renoviert oder ab-<br />

gerissen werden sollten, handelte der Kreistag und<br />

entschied sich für eine Auslagerung der Realschule<br />

nach Zirndorf. Dadurch wurde auch die Raumnot<br />

des Gymnasiums gelöst. Der Spatenstich auf dem<br />

Pinderpark-Gelände in Zirndorf folgte im Juni 1997<br />

und Ende 1999 wurde die neue Staatliche Realschule<br />

eingeweiht. 2006 konnte die Turnhalle eingeweiht<br />

werden und 2007 folgte ein Erweiterungs-<br />

59


60<br />

bau. Derzeit befinden sich 1.144 Schüler an der<br />

Realschule Zirndorf, die in 41 Klassen unterrichtet<br />

werden (Stand: 01.10.2011). Sie können zwischen<br />

dem mathematisch-naturwissenschaftlichen, dem<br />

wirtschaftlichen, dem sprachlich-kaufmännischen<br />

(Französisch als Fremdsprache) und dem sozialkaufmännischen<br />

Zweig wählen.<br />

Gymnasium Stein<br />

Aufgrund der hohen Schülerzahlen beschloss der<br />

Kreistag 1978, in Stein eine Zweigstelle des Gymnasiums<br />

Oberasbach und in Langenzenn ein Gymna-<br />

sium zu bauen. In Stein wurde im Schuljahr 1980/81<br />

der Schulbetrieb mit 160 Schülern in Räumen der<br />

Stadt aufgenommen. Der Kreistag fasste 1979 den<br />

Beschluss zum Neubau eines Gymnasiums mit<br />

Grunderwerb in Stein. 1983 feierte man bereits die<br />

Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts. 1984<br />

und 1985 wurden die Bauarbeiten mit dem Bau<br />

einer Dreifach-Turnhalle fortgesetzt. 1989 waren<br />

alle Arbeiten an den Gebäuden beendet. Im Schuljahr<br />

1989/90 besuchten 781 Schüler die Zweigstelle.<br />

2008 konnte ein Erweiterungsbau mit Mensa<br />

eingeweiht werden. Derzeit befinden sich 1.051<br />

Schüler in 30 Klassen am Gymnasium Stein (Stand:<br />

01.10.2011). Sie besuchen den naturwissenschaftlich-technologischen<br />

oder den wirtschafts- und<br />

sozialwissenschaftlichen Zweig.<br />

Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn<br />

Gleichzeitig mit der Steiner Schule hatte der Kreistag<br />

die Errichtung eines weiteren Gymnasiums in<br />

Langenzenn beantragt. 1981 beschloss er dann, den<br />

Sachaufwand für ein neu zu errichtendes Gymnasium<br />

in Langenzenn zu übernehmen. Bis 1984<br />

firmierte das dortige Gymnasium noch als Zweigstelle<br />

des Hardenberg Gymnasiums in <strong>Fürth</strong>. 1985<br />

wurde der erste Bauabschnitt des neuen Gymnasiums<br />

(mit den Klassen fünf bis zehn) samt Turnhalle<br />

und Freisportanlage fertiggestellt. Bis 1992<br />

erweiterte man das Gebäude um zehn Klassenräume,<br />

2005 baute man Fachräume an und wegen der<br />

G8-Reform wurde 2008 nochmals erweitert, wobei<br />

auch eine Mensa eingerichtet wurde. 543 Schüler<br />

in 20 Klassen besuchten im Schuljahr 1987/88<br />

die Schule. Heute sind es 884 in 26 Klassen (Stand<br />

01.10.2011), die sich zwischen dem mathematischnaturwissenschaftlichen<br />

und dem neusprachlichen<br />

Zweig entscheiden müssen.<br />

Staatliche Realschule Langenzenn<br />

Bis 2009 mussten die Realschüler im <strong>Landkreis</strong> nach<br />

<strong>Fürth</strong> oder Zirndorf. Im Schuljahr 2009/10 wurde in<br />

Kooperation mit der Mittelschule Langenzenn die<br />

zweite Realschule des <strong>Landkreis</strong>es in Langenzenn<br />

eingerichtet. Zunächst wurde sie als Außenstelle<br />

der Zirndorfer Realschule umgesetzt, um im darauf<br />

folgenden Schuljahr eigenständig zu werden. Der<br />

Neubau wurde mit einer überdachten Pausenhalle<br />

an die bestehende Hauptschule angebunden. Die<br />

Realschule wurde dreizügig genehmigt, so dass maximal<br />

18 Schulklassen mit 576 Schülern unterrichtet<br />

werden. Im Schuljahr 2011/2012 besuchen 300<br />

Schüler die Schule in elf Klassen (Stand: 01.10.2011)<br />

auf dem mathematisch-naturwissenschaftlichen,<br />

sprachlichen, kaufmännischen oder Kunst-Zweig.<br />

Dillenberg Schule - Sonderpädagogisches<br />

Förderzentrum Cadolzburg<br />

1987 hat der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> aufgrund einer Gesetzesänderung<br />

die Trägerschaft für die damaligen


Sondervolksschulen in Cadolzburg und Zirndorf<br />

übernommen.<br />

1995 stimmte der Kreistag einem Konzept der<br />

<strong>Landkreis</strong>verwaltung zur Schaffung eines „Sonderpädagogischen<br />

Förderzentrums im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong>“ zu. Die Jahrgangsstufen eins bis vier wurden<br />

im Teilzentrum Oberasbach unter der Trägerschaft<br />

der Lebenshilfe <strong>Fürth</strong> e. V. und die Jahrgangsstufen<br />

fünf bis neun beim Teilzentrum in Cadolzburg unter<br />

der Trägerschaft des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong> unterrichtet.<br />

2001 und 2002 wurde in Cadolzburg durch den<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ein Anbau an der Schule errichtet.<br />

2008 bis 2010 sanierte man das Gebäude energetisch.<br />

Momentan laufen noch Baumaßnahmen im<br />

Rahmen der Generalsanierung der Außenanlagen<br />

der Schule. Derzeit befinden sich 167 Schüler an<br />

der Dillenberg Schule in Cadolzburg, diese werden<br />

in 13 Klassen unterrichtet. (Stand: 01.10.2011).<br />

Landwirtschaftsschule <strong>Fürth</strong><br />

1960 bis 1988 betrieb der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zu-<br />

sammen mit dem <strong>Landkreis</strong> Erlangen-Höchstadt<br />

den Zweckverband „Landwirtschaftsschule“. Die-<br />

ser Zweckverband hatte die Aufgabe, das Gebäude<br />

und die Einrichtung der Landwirtschaftsschule zu<br />

unterhalten. 1983 und 1984 wurden die Decke der<br />

Schule saniert. Dazu mussten das Schulgebäude,<br />

das Amt für Landwirtschaft und Gartenbau sowie<br />

die Hausmeisterwohnung umgebaut werden.<br />

Die Schulgeschichte<br />

Die Kosten beliefen sich auf über 2,6 Mio. DM.<br />

Die Auflösung des Verbands wurde von Erlangen-<br />

Höchstadt vorangetrieben, da die Schülerzahlen<br />

aus dem Kreis stark gesunken waren. Seit 1. Januar<br />

1988 ist der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> der alleinige Träger der<br />

Landwirtschaftsschule. Sie bietet derzeit Hauswirtschaft<br />

als Studiengang zur Führung insbesondere<br />

landwirtschaftlicher Haushalte, sowie in der Fachschule<br />

für Agrarwirtschaft <strong>Fürth</strong> die Fachrichtung<br />

Gemüseanbau an.<br />

Aktuell werden bei der Landwirtschaftsschule verschiedene<br />

Räumlichkeiten und die Internatsräume<br />

umgebaut sowie die Lehrküche erneuert.<br />

Die Landwirtschaftsschule besuchen derzeit 16 Studierende<br />

im Bereich Gemüsebau und 21 Studierende<br />

im Bereich Hauswirtschaft (Stichtag 10.11.2010).<br />

Staatliche Fach- und Berufsoberschule <strong>Fürth</strong><br />

Zusammen mit der Stadt <strong>Fürth</strong> und dem <strong>Landkreis</strong><br />

Neustadt/Aisch-Bad Windsheim unterhält der<br />

<strong>Landkreis</strong> im Zweckverband Staatliche Fachober-<br />

schule und Berufsoberschule <strong>Fürth</strong> die FOS/BOS.<br />

Die Schule bietet die drei Ausbildungsrichtungen<br />

Technik, Wirtschaft und Sozialwesen an. Im Jahr<br />

der Gründung 1970/71 besuchten 1<strong>40</strong> Schüler in<br />

drei Klassen die Schule. 1972/73 wurde der Zweckverband<br />

gegründet. Beim 30-jährigen Jubiläum<br />

1999/2000 waren es bereits 600 Erwachsene in 22<br />

Klassen und 2007/08 über 1.000 Schüler in 36 Klassen,<br />

die sich auf vier Schulgebäude in der Amalien-,<br />

Fichten-, Jahn- und Kaiserstraße verteilen. Parallel<br />

dazu hat sich die Zahl der hauptamtlichen Lehrkräfte<br />

von sechs (1970/71) auf 65 Lehrkräfte (2008/09)<br />

erhöht. 2008 wurde der Schule der Name „Max-<br />

Grundig-Schule“, nach dem <strong>Fürth</strong>er Unternehmer,<br />

verliehen. Derzeit befinden sich 1.016 Schüler an<br />

der Schule, davon 859 Schüler an der Staatlichen<br />

FOS, 136 Schüler an der Staatlichen BOS<br />

sowie 21 Schüler im Vorkurs.<br />

61


Meilensteine in der Familienpolitik<br />

Mit dem Spielmobil durch den <strong>Landkreis</strong><br />

1984: Das Familienspiel im <strong>Landkreis</strong><br />

Das Familienspiel wurde erstmals im Jahr 1984<br />

veranstaltet. Es gibt eine Radrundfahrt, auf der<br />

man verschiedene Lösungen finden muss. Am Ziel<br />

winken tolle Preise, Live-Musik und Unterhaltung.<br />

Lange Zeit lief die Veranstaltung unter dem Motto<br />

„Spiel, Sport und Spaß“. Im Jahr 2010 wurde das<br />

Familienspiel durch eine zweite, kürzere Strecke<br />

und ein buntes Unterhaltungsprogramm speziell<br />

für Kinder erweitert. Die Sparkasse und die <strong>Fürth</strong>er<br />

Nachrichten waren von Beginn an Mitorganisatoren.<br />

1986: Beginn der Spielmobilarbeit<br />

Das Spielmobil fährt seit Juni 1986 zu den Kindern<br />

in den Städten und Gemeinden des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

1996 erhielt der bunte Spielmobilbus anlässlich des<br />

zehnjährigen Bestehens seinen Namen „Ratzefatz“.<br />

Pro Jahr kommen etwa 1.300 Kinder zu den Ein-<br />

sätzen des Spielmobils.<br />

1991: Erster Kinderkulturherbst<br />

1991 hat der erste Kinderkulturherbst in Zusammenarbeit<br />

der Kommunalen Jugendarbeit mit den<br />

Städten Zirndorf und Oberasbach stattgefunden.<br />

Mittlerweile findet er jährlich in Zusammenarbeit<br />

mit einer der Kommunen des <strong>Landkreis</strong>es statt. Die<br />

Bandbreite der Themen der vergangenen 22 <strong>Jahre</strong>n<br />

reicht vom Thema Aufklärung bis hin zu Spaß in der<br />

Zirkusmanege.<br />

Meilensteine in der Familienpolitik<br />

1993: Gründung „Runder Tisch Familie“<br />

Der Runde Tisch Familie wurde als Unterausschuss<br />

des Jugendhilfeausschusses gebildet und gab die<br />

Anregung zur Erarbeitung eines familienpolitischen<br />

Leitbildes, das 2005 verabschiedet wurde. Bis heute<br />

begleitet er familienrelevante Projekte und steuert<br />

und begleitet die Präventionsarbeit zur Stärkung<br />

von Toleranz und Demokratieverständnis.<br />

1996: Veröffentlichung des ersten Sozialatlas<br />

1996 listete der Sozialatlas in knapp <strong>40</strong>0 Einträgen<br />

die Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien<br />

im <strong>Landkreis</strong> auf. 2010 wurde das Printprodukt von<br />

einem Online-Atlas abgelöst, in dem derzeit über<br />

950 Beratungs-, Hilfs- und Freizeitangebote aufgeführt<br />

sind.<br />

1998: Verabschiedung des Jugendhilfeplans<br />

Unter Beteiligung der öffentlichen und der freien<br />

Träger der Jugendhilfe entstanden verschiedene<br />

Arbeitskreise zu den Themen Familie, Jugend, Prävention,<br />

Schule und Wohnen. Zu den bisher umgesetzten<br />

Projekten gehören die Gründung des<br />

Präventionsvereins 1-2-3 e.V., eine verbesserte<br />

Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit, Schulen<br />

und Polizei, die Einführung von Jugendkontaktbeamten<br />

bei der Polizei sowie die Ernennung jugendpolitischer<br />

Sprecher.<br />

63


2002: Erstes Fachsymposium der Kommunalen<br />

Jugendarbeit<br />

Das 1. Fachsymposium befasste sich mit dem Thema<br />

Gewaltprävention und feierte mit gut 100 Besuchern<br />

Premiere. Bis heute werden jedes Jahr zu<br />

einem bestimmten Thema Workshops, Projekte und<br />

Vorträge angeboten. Bisheriger Höhepunkt war der<br />

zweitägige, überregionale Kinderschutzkongress<br />

mit knapp 200 Gästen im Jahr 2012.<br />

2002: Beginn der Präventionsprojekte der<br />

Kommunalen Jugendarbeit für die Kindertagesstätten<br />

und Schulen im <strong>Landkreis</strong><br />

Dazu gehören Projekte zur Förderung der Selbstbestimmung<br />

(„Eigensinn macht Sinn“), zur Stärkung<br />

sozialer Kompetenzen („Achtsam“ für Schulen), zur<br />

gesunden Ernährung (Zucker-Fett-Detektive, Ernährungshaus,<br />

u.a.) sowie Elternabende zu aktuellen<br />

Themen.<br />

2005: Verabschiedung des Familienpolitischen<br />

Leitbildes seitens des Kreistags<br />

Die Stärkung und Förderung von Familien und die<br />

Gestaltung eines familienfreundlichen Umfeldes<br />

sind wichtige Ziele für die Zukunft.<br />

2006: Eintritt der <strong>Landkreis</strong>gemeinden und des<br />

<strong>Landkreis</strong>es in ein „Bündnis für Familie“<br />

Ziel ist es, alle Beteiligten durch eine gemeinsame<br />

Politik optimal zu vernetzen und vorhandene Kompetenzen<br />

und Ressourcen zu nutzen. Die Grundlage<br />

dafür ist das familienpolitische Leitbild.<br />

2007: Unterzeichnung des Gastkinderabkommens<br />

im Rahmen der Kindertagesbetreuung<br />

Der <strong>Landkreis</strong> hat mit seinen Gemeinden eine Vereinbarung<br />

über den Verzicht auf die gegenseitige<br />

Verrechnung der kommunalen Zuschüsse (Gastkinderbeiträge)<br />

im Kindertagesstätten-Bereich<br />

beschlossen. Dadurch wurde den Eltern die freie<br />

Auswahl eines Betreuungsplatzes erleichtert und<br />

der Planungs- und Verwaltungsaufwand wurde<br />

minimiert.<br />

2007: Erste Familienkonferenz<br />

Seit 2007 diskutieren Kommunalpolitiker, Fachleute<br />

und Interessierte jährlich über aktuelle, familien-<br />

Meilensteine in der Familienpolitik 65<br />

relevante Themen wie die „Zukunft von Familie und<br />

Familienbildung“ oder „twittern, bloggen, chatten<br />

– unsere Jugend aktiv im Netz“. Die Veranstaltung<br />

wird vom Runden Tisch Familie ausgerichtet und<br />

findet im Wechsel in einzelnen <strong>Landkreis</strong>gemeinden<br />

statt.<br />

2009: Aktionsprogramm Kindertagespflege<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ist als einer von rund 160<br />

Modellstandorten am bundesweiten Aktionsprogramm<br />

Kindertagespflege beteiligt. Dafür hat er<br />

Fördermittel in Höhe von 90.000 Euro zum Ausbau<br />

der Kindertagespflege erhalten. Mittlerweile wurden<br />

über 200 Plätze geschaffen, bis 2013 ist die<br />

Einrichtung 47 weiterer Tagespflegeplätze geplant.<br />

2009: Betreuungsangebot für U3-Kinder<br />

Der <strong>Landkreis</strong> arbeitet mit den Gemeinden daran,<br />

bis August 2013 für 47,8 Prozent der Kinder unter<br />

drei <strong>Jahre</strong>n (U3) einen Betreuungsplatz anzubieten.<br />

Anfang 2009 wurden 506 U3-Kinder betreut, zum<br />

Stichtag 31.12.2011 waren es bereits 759. Darum<br />

wurde das ursprüngliche Versorgungsziel von 35<br />

Prozent auf 47,8 Prozent erhöht. Derzeit liegt die<br />

Versorgungsquote im <strong>Landkreis</strong> bei 30,2 Prozent.<br />

2010: Beitritt des landkreisweiten lokalen<br />

„Bündnisses für Familie“ zur bundesweiten Initiative<br />

„Lokale Bündnisse für Familie“.<br />

Im Dezember 2010 beschloss der Kreistag einstimmig<br />

den Beitritt zur bundesweiten Initiative. Darin<br />

engagieren sich über 650 Bündnisse für mehr Familienfreundlichkeit.<br />

2010: Begrüßungspaket für Neugeborene und<br />

Gründung der Koordinierenden Kinderschutzstelle<br />

(KoKi)<br />

Frisch gebackene Eltern erhalten einen Ordner mit<br />

Informationen zu wohnortnahen Hilfs- und Beratungsangeboten,<br />

einer Kinder-CD und dem Hinweis<br />

auf das Netzwerk frühe Kindheit (KoKi). Die dort<br />

beschäftigten Sozialpädagoginnen beraten Familien<br />

mit Kindern von 0 bis sechs <strong>Jahre</strong>n und verbessern<br />

die Vernetzung relevanter Einrichtungen.


66<br />

Ein Mann und viele Männchen<br />

In der Welt kennt man ihn als den „Playmobil-Mann“<br />

Seinen Freunden in Zirndorf galt er lange Zeit<br />

als „bunter Hund“ und sein Spitzname in der Firma<br />

ist Hob: Horst Brandstätter hat viele Namen.<br />

Aber eine zündende Idee, die sein damaliger Entwicklungsleiter,<br />

Hans Beck, in die Tat umsetzte,<br />

machte Horst Brandstätter zu einem vermögenden<br />

Mann. Als gelernter Formenbauer trat er<br />

1952 als Gesellschafter in das Familienunterneh-<br />

men geobra Brandstätter ein, das sein Urgroß-<br />

vater 1876 gegründet hatte. Genau 20 <strong>Jahre</strong> später,<br />

1974, begann der Siegeszug der Playmobil-Männchen.<br />

Heute ist Horst Brandstätter (79) Deutschlands<br />

größter Spielzeughersteller und gratuliert<br />

dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zum <strong>40</strong>-jährigen Jubiläum, das<br />

der Kreis und Playmobil fast gemeinsam gefeiert<br />

hätten.<br />

Seit 1921 ist der Verwaltungssitz von geobra<br />

Brandstätter in Zirndorf. Warum sind Sie dem<br />

Firmenstandort treu geblieben?<br />

Ich habe nie ernsthaft überlegt, wegzugehen. Für<br />

die Verwaltung stellt sich diese Frage nicht, das<br />

macht keinen Sinn. Auch das Argument, dass eine<br />

Produktion im Ausland billiger sei, hat mich nicht<br />

überzeugt. Eine Auslagerung hat viele Nachteile:<br />

Man muss die Produktionsstätte vor Ort mit großem<br />

Aufwand etablieren, sie überwachen und dafür<br />

viele Arbeitskräfte abstellen. Dazu kommen die<br />

langen Transportwege, an deren Ende man schließlich<br />

bei der Qualitätskontrolle bemerkt, was während<br />

der Produktion schon schief gelaufen ist.<br />

2011 erwirtschaftete geobra Brandstätter<br />

weltweit einen Umsatz von 564 Millionen Euro.<br />

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?<br />

Mein Grundsatz war immer, Stück für Stück vorzugehen<br />

und die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter<br />

nicht für Gewinnexplosionen aufs Spiel zu setzen.<br />

Es sind viele Menschen, die dieses Unternehmen<br />

tragen und viele gute Mitarbeiter, die aus dem<br />

<strong>Landkreis</strong> kommen. Dafür bedanke ich mich sehr.<br />

Was hat Sie bewogen, den Playmobil FunPark<br />

zu gründen?<br />

Der FunPark wurde 2000 eröffnet, aber tatsächlich<br />

ist er Jahr für Jahr gewachsen. Der Anfang war ein<br />

Spieltisch in einer Halle am früheren Firmensitz in<br />

der <strong>Fürth</strong>er Straße. Nach dem Umzug in das Gewerbegebiet<br />

in Zirndorf 1990 wurden links neben der<br />

Zufahrt zum Verwaltungsgebäude weiße zeltartige<br />

Gebäude, die Pagoden, mit Shop, Ausstellung und<br />

Spielbereich gebaut. Jahr für Jahr kam etwas Neues<br />

dazu und schließlich bauten wir den FunPark. Ich<br />

bin selbst überrascht von dem Erfolg und der Begeisterung,<br />

mit der Kinder und Erwachsene hierherkommen.<br />

Der FunPark ist mein Geschenk an die<br />

Kunden, denen ich meinen Erfolg verdanke.


Was ist Ihr Playmobil-Lieblingsprodukt?<br />

Das werde ich oft gefragt (lacht). Ich mag alle Artikel,<br />

die sich gut verkaufen und damit nicht aus dem<br />

Sortiment genommen werden müssen. Das sind vor<br />

allem unsere Klassiker: das Piratenschiff, die Polizeistation<br />

und die Ritterburg.<br />

Wie hat sich die Zahl der Mitarbeiter<br />

entwickelt?<br />

Es gibt es keine Mitarbeiterstatistiken, die von 1974<br />

an geführt worden wären und auf die wir heute<br />

noch zurückgreifen können. Anfang der 70er <strong>Jahre</strong><br />

waren wir etwa 200 bis 300 Mitarbeiter insgesamt.<br />

Von 1994 bis 2011 hat sich die Zahl der Beschäftigten<br />

allein in Zirndorf von 127 auf 681 erhöht. Dabei<br />

muss man die 1999/2000 neu hinzugekommenen<br />

Mitarbeiter des FunParks sowie der Sortimentslinie<br />

Lechuza-Pflanzgefäße berücksichtigen. Weltweit<br />

beschäftigen wir heute 3.520 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter.<br />

Was bedeutet Heimat für Sie?<br />

Ich bin zu hundert Prozent ein Franke und in Zirndorf<br />

geboren. Über 50 <strong>Jahre</strong> habe ich in meinem<br />

Elternhaus an der Alten Veste gewohnt, bevor ich<br />

1998 in mein neues Haus hinter dem FunPark gezogen<br />

bin. Heimat hat für mich viel mit Gefühl zu<br />

tun, tun, den Freunden und dem Umfeld, in dem man<br />

Horst Brandstätter<br />

aufgewachsen ist. Das möchte ich nicht missen.<br />

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich aus den USA<br />

zurückkomme, auf das schöne Franken. Ich schätze<br />

die Menschen hier, die ihren Wurzeln treu bleiben,<br />

zuverlässig sind und keine Sprüche machen.<br />

Haben Sie einen Lieblingsort/-platz im<br />

<strong>Landkreis</strong>?<br />

Den Golfplatz in Puschendorf. Da bin ich bei schönem<br />

Wetter fast jeden Tag.<br />

Was wünschen Sie dem <strong>Landkreis</strong> für die Zukunft?<br />

Ich hoffe und wünsche mir, dass die wirtschaftliche<br />

Entwicklung weiter positiv vorangeht. Denn wenn<br />

es dem <strong>Landkreis</strong> gut geht, geht es Brandstätter<br />

auch gut.<br />

67


68<br />

Das Familienspiel<br />

Spaß für die ganze Familie<br />

1984 feierte das Familienspiel des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Fürth</strong><br />

in Wachendorf Premiere. Seitdem findet es jährlich<br />

statt – an wechselnden Veranstaltungsorten und<br />

mit unterschiedlichen <strong>Jahre</strong>smottos und Programmen.<br />

Die Open-Air-Veranstaltung steht und fällt<br />

mit dem Wetter. Doch jedes Jahr finden zahlreiche<br />

Besucher den Weg zur Fahrradrundfahrt. Der bisherige<br />

Besucherrekord wurde 2002 in Zirndorf mit<br />

über 950 teilnehmenden Radfahrern aufgestellt.<br />

Ein Rad ist bei der Veranstaltung Pflicht, denn der<br />

Fragebogen muss auf einer vorgegebenen Strecke<br />

und an den unterschiedlichen Stationen ausgefüllt<br />

werden. Gewonnen hat, wer – unabhängig von der<br />

gefahrenen Zeit – am Ende als Sieger ausgelost<br />

wird.<br />

Die Preise werden von den Hauptsponsoren Faber-<br />

Castell, Playmobil und Greuther <strong>Fürth</strong>, den Organisatoren<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>, Sparkasse <strong>Fürth</strong> und<br />

<strong>Fürth</strong>er Nachrichten sowie lokalen Sponsoren gestiftet.<br />

Seit 2010 erwarten die Teilnehmer am Zielort<br />

viele „Mit-mach-Aktionen“, die das Programm<br />

noch attraktiver gestalten und seit 2011 gibt es<br />

neben der Hauptstrecke eine kürzere, die Familien<br />

mit kleinen Kindern bequem bewältigen können.<br />

Ein besonderes Fest war die Veranstaltung 2011,<br />

das anlässlich des 25-jährigen Bestehens des <strong>Landkreis</strong>-Spielmobiles<br />

„Ratzefatz“ unter dem Motto<br />

„Geburtstagsparty“ stand. Im Jubeljahr des <strong>Landkreis</strong>es<br />

steht das 29. Familienspiel unter dem Motto<br />

„Mittelalter“.


Sicherer <strong>Landkreis</strong><br />

Niedrigste Kriminalitätsrate in Mittelfranken<br />

Die Menschen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> leben sicher.<br />

2010 und 2011 hat man dort die niedrigsten Kriminalitätszahlen<br />

in Mittelfranken verzeichnet. Die<br />

Aufklärungsquote der Polizei liegt bei knapp 67 %<br />

und damit über den Quoten Mittelfrankens und<br />

Gesamt-Bayerns. Obwohl der <strong>Landkreis</strong> direkt an<br />

die Großstädte Nürnberg, Erlangen und <strong>Fürth</strong> angrenzt,<br />

in denen etwa 60 % der Straftaten Mittelfrankens<br />

begangen wurden, schwappte die Kriminalitätsrate<br />

nicht über die <strong>Landkreis</strong>grenze. Als<br />

Schlüssel des Erfolgs vermutet man den Schwerpunkt<br />

der Polizeiinspektionen auf die Prävention<br />

Das Familienspiel • Sicherer <strong>Landkreis</strong><br />

und Zusammenarbeit mit den Kreisbehörden und<br />

Kommunen.<br />

Zurücklehnen will man sich jedoch nicht. Denn<br />

2011 stiegen die Wohnungseinbrüche um 167 %<br />

und die Autoaufbrüche um 121 %. Im Verkehrsbereich<br />

mussten 1913 Unfälle bearbeitet werden, bei<br />

denen sieben Menschen ihr Leben verloren und 68<br />

Personen schwer verletzt wurden. Durch Verkehrserziehung<br />

an den Schulen, Überwachungsmaßnahmen<br />

an Gefahrenstellen und durch Kontrollen<br />

versuchen die Polizeibeamten die Zahl der Verkehrsunfälle<br />

möglichst gering zu halten.<br />

69


Senioren sind die Zukunft<br />

Altersgerechtes Wohnen und Leben<br />

1972 gab es im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> vier „Einrichtungen<br />

der Daseinsvorsorge“ für alte oder pflegebedürftige<br />

Menschen: je eines in Langenzenn und Puschendorf<br />

sowie zwei Altenheime in Zirndorf. Vierzig<br />

<strong>Jahre</strong> später hat sich die Anzahl auf insgesamt<br />

achtzehn Seniorenpflegeheime, Tagespflegen und<br />

ambulant betreute Wohngemeinschaften erhöht.<br />

Nachdem der <strong>Landkreis</strong> 1996 den Bamberger Forschungsverbund<br />

mit einer Bedarfsentwicklung beauftragt<br />

hatte, beschloss er 1999, von dem Institut<br />

einen Altenhilfeplan erstellen zu lassen. 2001<br />

stellt Professor Dr. Richard Pieper vom Bamberger<br />

Forschungsverband die Konzeption des Altenhilfeplans<br />

bei einer ersten Fachtagung vor. Drei weitere<br />

folgen. 2003 beauftragt der <strong>Landkreis</strong> Professor<br />

Pieper und das wissenschaftliche Institut Modus,<br />

das von Anfang an dabei war, mit der regelmäßigen<br />

Fortschreibung der Bedarfsermittlung, die bis 2012<br />

verlängert wurde.<br />

2000 wird in der Stadt Zirndorf der erste Seniorenbeirat<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> gewählt. Aktuell gibt es<br />

in elf von 14 Kommunen gewählte Seniorenvertretungen.<br />

In Seukendorf und Tuchenbach nehmen<br />

Seniorenbeauftragte und in Roßtal der „Runde<br />

Tisch älter werden“ die Interessen der älteren Menschen<br />

war.<br />

2005 erscheint der erste „Ratgeber für Senioren<br />

und deren Angehörige im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“ als Broschüre.<br />

Es folgen weitere, aktualisierte Auflagen<br />

2009 und 2011.<br />

2005 beginnt die Planung für das Altenhilfe-<br />

Informations-Systems AHIS, das 2006 unter<br />

www.ahis-fuerth.de in Betrieb geht. Damit wird die<br />

Suche nach einem Heim- oder Pflegeplatz, einer<br />

Tagespflege oder einem Kurzzeit-Pflegeplatz über<br />

Senioren sind die Zukunft 71<br />

das Internet möglich. 2007 wurde das Angebot<br />

durch die Suche nach ambulanten Pflegediensten<br />

ergänzt. Seit 2010 können über das Portal auch Seniorenberatungen,<br />

Nachbarschaftshilfen, Besuchsdienste,<br />

Begegnungsstätten und Seniorenclubs im<br />

<strong>Landkreis</strong> gefunden werden.<br />

2008 wird die „Arbeitsgemeinschaft Senioren im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“ gegründet. Diese unterstützt die<br />

Arbeit der örtlichen Seniorenbeiräte, berät bei Neugründungen<br />

und fördert die Zusammenarbeit mit<br />

der <strong>Landkreis</strong>verwaltung. Sie setzt sich aus Vertretern<br />

der örtlichen Seniorenbeiräte beziehungsweise<br />

den Seniorenbeauftragten der <strong>Landkreis</strong>-Kommunen<br />

zusammen und wird durch ihr Sprecher-Gremium<br />

nach außen vertreten.<br />

2009 beginnt die erste, repräsentative Seniorenbefragung<br />

im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>. Um die Maßnahmenempfehlungen<br />

umzusetzen, gründet man 2010 den<br />

„Arbeitskreis Seniorenpolitisches Gesamtkonzept<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>“. Auf dessen Initiative hin wird u.a.<br />

im Oktober 2009 eine „Koordinierungsstelle für Seniorenangelegenheiten“<br />

im <strong>Fürth</strong>er Landratsamt<br />

am Stresemannplatz mit einer Mitarbeiterin besetzt.<br />

Außerdem wird beim Regionalmanagement<br />

des <strong>Landkreis</strong>es 2011 eine Stelle für Wohnraumberatung<br />

installiert. So will man dem Wunsch älterer<br />

Menschen nachkommen, in der/dem oft nicht<br />

seniorengerecht ausgestatteten Wohnung/Haus<br />

wohnen zu bleiben.<br />

Für die bisher geleistete, umsichtige Seniorenpolitik,<br />

erhielt der <strong>Landkreis</strong> 2010 vom Bayerischen<br />

Sozialministerium den mit 10.000 Euro dotierten<br />

ersten Förderpreis „Kommunale Seniorenpolitik“.


72<br />

Der Nahverkehr im Wandel der Zeit<br />

Die Entwicklung von Bus und Bahn<br />

Seit der Gebietsreform 1972 haben sich die Rahmenbedingungen<br />

für den öffentlichen Personennahverkehr<br />

(ÖPNV) und damit auch das Angebot<br />

im Schienen- und Buslinienverkehr tiefgehend geändert.<br />

ÖPNV auf der Schiene und auf der Straße war in<br />

den 1970er <strong>Jahre</strong>n die alleinige Aufgabe von Verkehrsunternehmen.<br />

Die kommunale Ebene hatte<br />

keine gesetzlich verankerte Einflussmöglichkeit<br />

auf die Gestaltung des Fahrplanes, der Tarife oder<br />

Kooperationen zwischen Verkehrsunternehmen.<br />

Um dennoch ein verbessertes Verkehrsangebot<br />

zu erhalten, haben einige Städte und Gemeinden<br />

den ÖPNV bereits früh finanziell unterstützt. Heute<br />

werden vom <strong>Landkreis</strong> sowie seinen Städten und<br />

Gemeinden jährlich rund 3,4 Mio. Euro für Verbesserungen<br />

im Buslinienverkehr ausgegeben.<br />

1972 bestanden im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> neben den fünf<br />

Eisenbahnstrecken rund ein Dutzend Buslinien.<br />

Verkehrsträger waren die Deutsche Bundesbahn<br />

(DB), die VAG Verkehrsgesellschaft Nürnberg, der<br />

Geschäftsbereich Bahnbus der DB (heute Omnibusverkehr<br />

Franken (OVF)) und zwei private Verkehrsunternehmer.<br />

Mittlerweile sind im <strong>Landkreis</strong><br />

26 Buslinien unterwegs. Von 1914 bis 1986 fuhr<br />

die Bibertbahn, „Bibertbärbala“ genannt, von Nürnberg-Stein<br />

bis nach Großhabersdorf — und bis 1971<br />

sogar über Dietenhofen im <strong>Landkreis</strong> Ansbach nach<br />

Unternbibert und Rügland. 1986 wurden die Schienen<br />

aufgrund fehlender Fahrgäste stillgelegt. Noch<br />

heute gibt es im <strong>Landkreis</strong> Bestrebungen – vor allem<br />

von privaten Interessengruppen – die Strecke<br />

zwischen Zirndorf/Oberasbach und Stein zu reaktivieren.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Einen enormen Schub erhielt der ÖPNV Im Jahr<br />

1987 durch die Gründung des Verkehrsverbundes<br />

Großraum Nürnberg (VGN). In ihm schlossen<br />

sich Verkehrsunternehmen, kreisfreie Städte und<br />

<strong>Landkreis</strong>e zusammen, um unter dem Motto „Ein<br />

Fahrschein für alle Verkehrsmittel“ für die Bewohner<br />

einen attraktiven Nahverkehr zu bieten. Damit<br />

vereinfachte sich für die Fahrgäste das Fahren mit<br />

den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die im <strong>Landkreis</strong><br />

verkehrenden Linien waren von Beginn an komplett<br />

dabei.<br />

Auf der Grundlage bundesgesetzlicher Änderungen<br />

im Jahr 1993 hat der Freistaat Bayern im Folgejahr<br />

das Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr<br />

in Bayern (BayÖPNVG) erlassen. Damit war<br />

für den <strong>Landkreis</strong> der Grundstein gelegt, den ÖPNV<br />

als eigene Aufgabe im Rahmen seiner finanziellen<br />

Leistungsfähigkeit aktiv zu gestalten.<br />

Zu <strong>Jahre</strong>sbeginn 1996 wurde das BayÖPNVG um<br />

die Aufgabe des Schienenpersonennahverkehrs


(SPNV) erweitert. Die Zuständigkeit für die Planung,<br />

Organisation und Finanzierung des SPNV in Bayern<br />

wurde der Bayerischen Eisenbahngesellschaft<br />

(BEG) übertragen. Sie bestellt nun ein verbessertes<br />

Fahrplanangebot bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />

Infrastruktur, Fahrzeuge, Liniennetz und<br />

Fahrpläne<br />

Das Schienen- und Busliniennetz im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong> ist im Wesentlichen auf die Großstädte <strong>Fürth</strong><br />

und Nürnberg ausgerichtet. Das Grundgerüst bilden<br />

vier Eisenbahnstrecken, von denen die beiden<br />

Hauptstrecken Nürnberg–Würzburg im Norden<br />

und Nürnberg–Stuttgart im Süden den <strong>Landkreis</strong><br />

in Ost-West-Richtung durchschneiden. Die beiden<br />

Nebenstrecken <strong>Fürth</strong>-Zirndorf-Cadolzburg<br />

(Rangaubahn) und <strong>Fürth</strong>-Siegelsdorf-Langenzenn-<br />

Markt Erlbach (Zengrundbahn) vervollständigen<br />

das Schienennetz.<br />

Ein wichtiger Impuls zur Förderung des Nahverkehrs<br />

war im Jahr 1996 die Einführung des „Bayern-Taktes“<br />

im Schienenverkehr, welcher die Erhöhung<br />

des Zugangebotes und die Einführung eines<br />

Taktfahrplanes bedeutete.<br />

Wichtige Schritte zu einem attraktiven Schienennahverkehr<br />

im Laufe der <strong>Jahre</strong> waren ebenso der<br />

Einsatz neuer Elektro- und Dieselfahrzeuge, der<br />

Neubau von Stationen wie Wilhermsdorf Mitte<br />

oder Zirndorf-Kneippallee, die Erneuerung der<br />

Bahnsteige entlang der 2010 neu errichteten<br />

S-Bahn-Strecke Nürnberg–Ansbach, der Bau von<br />

Der Nahverkehr im Wandel der Zeit<br />

Park & Ride-Plätzen und die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit<br />

bei den Nebenbahnen wie<br />

beispielsweise durch die Trennung der Bahntrasse<br />

vom Straßenraum westlich vom Zirndorfer Bahnhof<br />

(siehe Foto links).<br />

Das Busliniennetz im östlichen Teil des <strong>Landkreis</strong>es<br />

wird von den von Nürnberg nach Stein, Oberasbach<br />

und Zirndorf verkehrenden Buslinien der VAG<br />

Verkehrsaktiengesellschaft Nürnberg dominiert. Im<br />

nördlichen <strong>Landkreis</strong>gebiet mit den Ortschaften<br />

Obermichelbach, Tuchenbach, Puschendorf, Seukendorf<br />

und Veitsbronn bilden die Buslinien des<br />

OVF ein attraktives und mit dem SPNV abgestimmtes<br />

Nahverkehrsnetz. Buslinien im Bibertgrund, das<br />

Stadtbusnetz Oberasbach-Stein-Zirndorf sowie<br />

Buslinien privater Verkehrsunternehmer in den<br />

ländlich geprägten Gebieten vervollständigen das<br />

heutige Liniennetz.<br />

Im Buslinienverkehr beruhen die zahlreichen Änderungen<br />

in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n auf der Berücksichtigung<br />

der Siedlungsentwicklung, der Anbindung<br />

wichtiger Ziele (z.B. neue Schulstandorte,<br />

Arbeitsstätten, Freizeiteinrichtungen oder öffentliche<br />

Einrichtungen) und den Empfehlungen aus<br />

dem Nahverkehrsplan, welcher u.a. Mindeststandards<br />

definiert. Weiteren Einfluss auf die Fahrpläne<br />

hatten die geänderten Nutzergewohnheiten, die<br />

zur Ausdehnung der Bedienungszeiten in die späten<br />

Abend- und Nachstunden sowie am Wochenende<br />

geführt haben.<br />

73


Einige Beispiele für die erreichten Verbesserungen<br />

sind:<br />

- Night-Liner-Verkehre,<br />

- Neuordnung des Busliniennetzes im nördlichen<br />

<strong>Landkreis</strong>gebiet einschließlich der neuen Buslinie<br />

nach Herzogenaurach,<br />

- die Einrichtung des Stadtbusverkehres in Oberasbach-Stein-Zirndorf,<br />

- Verlängerungen von Buslinien zur Erschließung<br />

neuer Wohngebiete,<br />

- die neuen VGN-Buslinien 114 und 714,<br />

- Bürgerbus in Langenzenn sowie darüber hinausgehend<br />

- die Einrichtung einer Mitfahrzentrale zur Vermittlung<br />

von Fahrgemeinschaften.<br />

- Anruf-Sammel-Taxi (AST)<br />

Auch die Fahrzeuge entwickelten sich kontinuierlich<br />

weiter. So kommen heute in der Regel nur<br />

noch niederflurige Omnibusse zum Einsatz, die ein<br />

bequemes Ein- und Aussteigen ermöglichen. Darüber<br />

hinaus verfügen die modernen Busse über Klimaanlage,<br />

Fahrgastinformationssysteme und vieles<br />

mehr.<br />

Der Nahverkehr im Wandel der Zeit 75<br />

Planungen<br />

Aufbauend auf einer Planungsstudie aus den<br />

1970er <strong>Jahre</strong>n für den Verkehr im Großraum Nürnberg<br />

wurden im Gesamtverkehrsplan Großraum<br />

Nürnberg (GVGN) verschiedene Machbarkeitsstudien<br />

u.a. für ein Stadtbahnnetz im <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong>, eine U-Bahn-Verlängerungen nach Zirndorf/<br />

Oberasbach und Stein, die Elektrifizierung der Rangaubahn,<br />

die Modernisierung der Zenngrundbahn,<br />

den S-Bahn-Verkehr Nürnberg–Ansbach sowie die<br />

Reaktivierung der Bibertbahn durchgeführt.<br />

Ausblick<br />

Seit <strong>Jahre</strong>n wird ein Anstieg der Fahrgastzahlen auf<br />

der Schiene und im Bus beobachtet. Ermöglicht<br />

wird dieser Erfolg zum einem von den Bürgern,<br />

die das attraktive Nahverkehrsangebot annehmen,<br />

aber auch von der politischen Gremien des <strong>Landkreis</strong>es<br />

und den Gemeinden, die von einem Engagement<br />

im ÖPNV überzeugt sind und die erforderlichen<br />

finanziellen Mittel bereitstellen.<br />

Der Nahverkehrsplan des <strong>Landkreis</strong>es von 2011<br />

enthält weitere Verbesserungsvorschläge, die es in<br />

den nächsten <strong>Jahre</strong>n umzusetzen gilt.


76<br />

Wandel durch Wandel<br />

Die gesetzlichen Vorgaben für die Eigenwohnraumförderung<br />

prägten den Baustil im <strong>Landkreis</strong><br />

1972:<br />

Zur Zeit der Gebietsreform wurden innerhalb der<br />

Einkommensgrenzen vor allem kinderreiche Familien<br />

gefördert, deren Wohnsituation beengt war.<br />

Eine Familie setzte sich damals aus zwei Erwach-<br />

senen, zwei Kindern und einem älteren Familienangehörigen,<br />

meist Oma oder Opa, zusammen. Gebaut<br />

wurden hautsächlich Doppelhaushälften und<br />

Reihenhäuser mit einem großzügigen Garten. Die<br />

durchschnittliche Wohnfläche entsprach 115 m²<br />

und der Kaufpreis pro Objekt belief sich auf zirka<br />

85.<strong>40</strong>0 Euro.<br />

2012:<br />

Der Baugrund ist knapp geworden. Mittlerweile<br />

profitieren vor allem junge Familien mit Kind, die<br />

sich noch ein weiteres wünschen, von der Förderung.<br />

Große Gärten sind selten. Stattdessen geht<br />

der Trend zum „Townhouse“, also einer verdichteten,<br />

innerörtlichen Bebauung mit kleinem Grundstücksanteil.<br />

Die durchschnittliche Wohnfläche<br />

beträgt zwischen 130 und 145 m². Das liegt unter<br />

anderem an den Förderungsvorgaben zur Mindest-<br />

größe der Elternschlaf- und Kinderzimmer. Denn<br />

während der Nachwuchs früher in kleinen Räumen<br />

unter acht m² aufwuchs, müssen es heute<br />

mindestens zehn m² sein. Der Kaufpreis pro Objekt<br />

hat sich seit 1972 fast verdreifacht und liegt bei<br />

durchschnittlich 260.000 Euro. Hintergrund dafür<br />

sind die erhöhten Grundstückspreise und die Mehrkosten<br />

für energetisches Sanieren und Bauen.


Wohnen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> war in der Vergangenheit von<br />

einer rasanten Einwohnerentwicklung gekennzeichnet.<br />

Seit den 70er <strong>Jahre</strong>n nahm die Bevölkerungsanzahl<br />

stetig zu. Der <strong>Landkreis</strong> verzeichnete<br />

unter den kreisfreien Städten und <strong>Landkreis</strong>en Mittelfrankens<br />

zwischen 1993 und 2003 das stärkste<br />

Bevölkerungswachstum.<br />

Die Baulandentwicklung spiegelt die Bevölkerungsentwicklung<br />

wieder. Nach einer Stagnation<br />

Anfang der 70er <strong>Jahre</strong> wuchs die Bevölkerung bis<br />

zur Jahrtausendwende rasant an. Relativ kleine Gemeinden<br />

haben sich zu gefragten Wohnstandorten<br />

entwickelt, zum Beispiel Obermichelbach, das eine<br />

Steigerung um stolze 549,4 Prozent verzeichnen<br />

konnte. Auch die Städte und Gemeinden, die an<br />

Nürnberg und <strong>Fürth</strong> angrenzen, haben viele Bewohner<br />

hinzugewonnen. Erst in den vergangenen<br />

<strong>Jahre</strong>n verlangsamte sich das Wachstum. Im Gegensatz<br />

zu den naheliegenden Großstädten war im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> bisher immer genügend Baugrund<br />

vorhanden, um individuelle Wohnträume umzusetzen.<br />

Bis in die 2000er <strong>Jahre</strong> stieg der Baulandpreis<br />

aufgrund der starken Nachfrage im <strong>Landkreis</strong> stetig<br />

an, erst in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n stagnierte<br />

der Preis. 1970 kostete der m² baureifes Land im<br />

Durchschnitt noch 15,31 Euro, 1980 bereits 46,45<br />

Euro bis er 2010 bei etwa 194 Euro stehen blieb. Die<br />

starken Zuzüge haben das Gesicht des <strong>Landkreis</strong>es<br />

verändert. Vielerorts hat sich ein urbanes Wohngefühl<br />

durchgesetzt. Dennoch hat sich zwischen<br />

1996 und 2010 die Wohnfläche von 128 m² pro<br />

Einwohner auf 151 m² pro Einwohner vergrößert.<br />

Mit der Bevölkerungszunahme sind auch die Anforderungen<br />

an die Infrastruktur gestiegen. Gab es<br />

früher eine starke Abhängigkeit von den Oberzentren<br />

Nürnberg, <strong>Fürth</strong> und Erlangen im infrastrukturellen<br />

Bereich, wurde diese in vielen Bereichen<br />

abgebaut. Mit drei Gymnasien, zwei Realschulen<br />

sowie einer Förderschule bietet der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong><br />

eine sehr gute und wohnortnahe Bildungslandschaft.<br />

Hinzu kommt ein reichhaltiges Angebot an<br />

Freizeit- und Kultureinrichtungen. Der <strong>Landkreis</strong> ist<br />

zudem mit einem umfassenden Verkehrsnetz aus-<br />

Eigenraumförderung • Wohnen im <strong>Landkreis</strong><br />

gestattet: Angefangen von einem gut ausgebauten<br />

Straßennetz, einem flächendeckenden Bus- und<br />

Bahnangebot bis hin zu einem ausgereiften Radwegenetz.<br />

Die gute verkehrstechnische Anbindung<br />

innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es, aber auch die schnelle<br />

Anbindung an den Großraum Nürnberg-Erlangen-<br />

<strong>Fürth</strong>, ist eine Voraussetzung zum Erhalt der hohen<br />

Lebens- und Wohnqualität im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>.<br />

Die Lage des <strong>Landkreis</strong>es am Rande des Großraumes<br />

Nürnberg-<strong>Fürth</strong>-Erlangen führt zu einer strukturellen<br />

Dreiteilung. Die Städte Zirndorf, Oberasbach<br />

und Stein atmen bereits Großstadtluft und haben<br />

nur noch geringes Wachstum zu verzeichnen. Einzelne<br />

kleinere Gemeinden in mittlerer Entfernung<br />

haben von der Entwicklung in den letzten zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n besonders profitiert und vergrößerten sich<br />

fast um ein Drittel. Der dritte Teil bewegt sich dazwischen,<br />

liegt in der Entwicklung etwas über dem<br />

<strong>Landkreis</strong>niveau und umfasst die kleinen Zentren<br />

des <strong>Landkreis</strong>es.<br />

In letzter Zeit gibt es landesweit eine neue Wohnentwicklung:<br />

Der Rückzug in die Großstädte.<br />

Während andere mittelfränkische <strong>Landkreis</strong>e in<br />

ihrer Einwohnerentwicklung stagnieren oder sogar<br />

abnehmen, ist für den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ein weiteres<br />

Bevölkerungswachstum bis 2030 prognostiziert.<br />

Neben dem Ausbau des Bildungsangebotes und der<br />

Kinderbetreuung spielt daher auch das Thema seniorengerechtes<br />

Wohnen eine große Rolle. Neben<br />

einem exzellenten Pflegeangebot hat der <strong>Landkreis</strong><br />

auch hier innovative Verbesserungen in Form eines<br />

seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes entwickelt.<br />

77


78<br />

Die Geschichte des Hainbergs<br />

Krieg, Panzer, Rallyes und jetzt – Ruhe.<br />

Seit 1995 ist der Hainberg Naturschutzgebiet. Abgeschirmt<br />

durch das Militär hat sich dort über ein<br />

Jahrhundert hinweg die größte zusammenhängende<br />

Sandmagerrasenfläche Nordbayerns entwickelt.<br />

Über das Gelände, das Soldatenstiefel, Reifen und<br />

Panzerketten malträtierten, wandern heute nur<br />

noch die leicht besohlten Schuhe Erholungssuchender.<br />

Daneben schlängelt sich der Kreuzbach<br />

idyllisch durch die gut 2 km² große Fläche.<br />

Seinen größten Auftritt in der Geschichte hatte der<br />

Hainberg im Sommer 1632, als Wallensteins Truppen<br />

während des dreißigjährigen Krieges dort Quartier<br />

nahmen. Nach einer längeren Erholungsphase<br />

zogen 1898 die königlich bayerischen Soldaten auf<br />

den Hainberg und 1933 bis 1945 exerzierten dort<br />

Truppen der Wehrmacht. Nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs griff zuerst die Deutsche Infanterie<br />

(1958) und schließlich die 1st Armored Division Artillery<br />

1971 auf dem Truppenübungsplatz zur Waffe.<br />

Doch das Dröhnen und Rumpeln der an- und<br />

abfahrenden Kettenfahrzeuge des amerikanischen<br />

Transportbataillons 270 war für die Oberasbacher<br />

eine viel größere Geduldsprobe. Die Panzerkonvois<br />

brachten nicht nur zweitweise den Verkehr zum<br />

Erliegen, sondern zerdrückten auch die Kanalisationsrohre<br />

der Rothenburger Straße in Oberasbach.<br />

1979 und 1983 herrschte in der Gemeinde (die<br />

Stadterhebung war erst 1994) helle Aufregung, als<br />

zwei Übungsgranaten ihr Ziel verfehlten. Verletzt<br />

wurde niemand, dennoch formierten sich gegen<br />

die Tiefflieger Proteste. Wirklich lebensgefährlich<br />

wurde es am 11. Dezember 1974, als eine Maschine<br />

der kanadischen Luftwaffe bei einem Übungsflug<br />

über Oberasbach abstürzte. Wie durch ein Wunder<br />

kam niemand zu Schaden.<br />

Sie kam auf vier Rädern und war ebenfalls laut –<br />

aber Zeitzeugen sprechen dennoch mit Begeisterung<br />

von ihr: der Metz-Rallye. Dieses internationale<br />

Rennen wurde von 1973 bis 1986 im Hainberg<br />

gefahren, davon neun Mal als Lauf zur Deutschen<br />

Rallye-Meisterschaft für Automobile. 1983 saß die<br />

berühmte Rallyefrau Michelle Mouton hinter dem<br />

Steuer. Über 100.000 Menschen verfolgten ihre<br />

Fahrt am Streckenrand. Mit Björn Waldegad (1984),<br />

Stig Blomquist (1985) und Walter Röhrl (er nahm<br />

insgesamt vier Mal teil) waren drei Weltmeister des<br />

Rallyesports in Stein am Start.<br />

Initiator dieses Spektakels war der Touringclub<br />

Stein 1955. Unter dem 1. Vorsitzenden Wilhelm<br />

Pfersdorff (seit 1970 bis heute im Amt) und Touringclub-Mitglied<br />

Manfred Glauber, der Werbeleiter<br />

des Familienunternehmens Metz war, konnte<br />

am 28. April 1973 die erste ADAC-Metz-Rallye<br />

gestartet werden. Start und Ziel war das Firmengelände<br />

der Metz Apparatewerke in Zirndorf. Doch<br />

das Wasserloch, das die Panzer in die Erde des


Hainbergs gewühlt hatten, gehörte zu den spektakulärsten<br />

Stellen der Strecke. Die „2. Metz“ startete<br />

unter der Schirmherrschaft des AC Stein, zu dem<br />

der Touringclub mit dem Motorsportclub Stein<br />

1928 fusioniert war. 14 <strong>Jahre</strong> lang war die „scharfe<br />

Metz“ die Top-Rallye-Veranstaltung in Deutschland.<br />

Doch der steigende organisatorische Aufwand<br />

und der Umweltgedanke brachten die Veranstaltung<br />

1986 zu Fall. Acht <strong>Jahre</strong> später, im März<br />

1994, wurde das Transportbataillon der US-Armee<br />

auf dem Hainberg aufgelöst. Genau ein Jahr später<br />

trat die Verfügung der Regierung von Mittelfranken<br />

in Kraft, die das Areal zum Naturschutzgebiet<br />

erklärte. Und seit 2005 erlebt die Metz-Rallye als<br />

ADAC-Metz-Rallye Classic für historische Automobile<br />

ein Revival – abseits vom Hainberg.<br />

Dort wandern nun Erholungssuchende über Dünen,<br />

Heiden, durch Wälder und parkähnliche Landschaften.<br />

In dieser besonderen Umgebung sind zahlreiche,<br />

teils stark gefährdete Pflanzen- und Tierarten<br />

beheimatet. Dazu gehören der am Boden brütende<br />

Vogel Brachpieper, die Kreuzkröte und die Sand-<br />

Strohblume. Seit 2010 ist der Hainberg Nationales<br />

Naturerbe und befindet sich in der pflegerischen<br />

Obhut der DBU Naturerbe GmbH, einer Tochter der<br />

Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Damit<br />

der Magerrasen nicht verbuscht, weiden im Sommer<br />

Herden mit bis zu <strong>40</strong>0 Schafen auf dem Hainberg.<br />

Die Geschichte des Hainbergs<br />

79


80<br />

ANZEIGE<br />

Ein Schmetterling setzt sich durch<br />

Motorsport und Fahrzeugentwicklung aus Cadolzburg<br />

Das Unternehmensziel der Erfolgsschmiede „Schmidt Motorsport“ (heute<br />

sms engineering GmbH), die technischen Entwicklungen und Erfahrungen<br />

des Motorsports einem breiten Kundenkreis zugänglich zu<br />

machen, mündete im Oktober 1987 in der Gründung des Autohauses<br />

Konrad Schmidt. In Cadolzburg heißt die oberste Maxime seitdem,<br />

auch dem Audi- und VW-Kunden Spitzenleistungen in Service, Technik<br />

und Verkauf zu bieten. Ein Mann der ersten Stunde ist Harald Peelen,<br />

seit 1987 Geschäftsführer von sms engineering und dem Autohaus<br />

Konrad Schmidt.<br />

In den 80er und 90er <strong>Jahre</strong>n waren Motorsportfahrzeuge von sms aus<br />

Cadolzburg in vielen großen Rennserien weltweit vertreten. Fahrer wie<br />

Walter Röhrl, Harald Demuth, Hans-Joachim Stuck, Michele Mouton,<br />

Ari Vatanen und das fränkische Rallye-Talent Armin Schwarz fuhren dabei<br />

zahlreiche Erfolge für sms ein.<br />

Die Entwicklung von Fahrzeugen, wie dem Audi S2 und dem Audi quattro<br />

Spyder machten sms mehr und mehr zu einem Entwicklungszentrum<br />

und -partner der Automobilindustrie. Die langjährige Erfahrung in diesem<br />

Bereich zeigt sich heute auch vor allem auch bei der Restauration<br />

von historischen Serienfahrzeug bis hin zu wettbewerbsfähigen Motorsportfahrzeug.<br />

Eine Vielzahl der bei sms in Cadolzburg entwickelten und<br />

heute wieder restaurierten Fahrzeuge sind in den Museen deutscher<br />

Automobilhersteller zu bestaunen.<br />

Motorsporterfolge von sms:<br />

• 4x Deutscher Rallyemeister mit AUDI<br />

• Sieg in der Deutschen Tourenwagen<br />

Meisterschaft (DTM)<br />

• Markenmeister im Super-Tourenwagen<br />

Cup (STW)<br />

sms engineering GmbH • Seckendorfer Str. 4-6 • 90556 Cadolzburg • Tel. 09103 508-02 • E-Mail info@sms-engineering.de


Die Entwicklung<br />

des Gesundheitswesens<br />

Die Anforderungen an das Gesundheitsamt steigen<br />

Räumliche Entwicklung<br />

Das Staatliche Gesundheitsamt befand sich Anfang<br />

der 70er <strong>Jahre</strong> im Nebengebäude des Landratsamtsgebäudes<br />

Stresemannplatz 11 in <strong>Fürth</strong>.<br />

Anfang der 90er <strong>Jahre</strong> wurden die Räumlichkeiten<br />

von der <strong>Landkreis</strong>verwaltung selbst benötigt. In der<br />

Folge zog das Gesundheitsamt in ein neu gebautes<br />

Gebäude der Sparkasse <strong>Fürth</strong> um. Dann wurden<br />

zum 1. Januar 1996 die Staatlichen Gesundheitsverwaltungen<br />

den Landratsämtern zugeordnet.<br />

Die räumliche Zuordnung gelang erst sechs <strong>Jahre</strong><br />

später, als der Großteil der Landratsamtsmitarbeiter<br />

den neuen Dienstsitz im Pinderpark in Zirndorf<br />

bezog. Das Gesundheitsamt wurde wieder am Stresemannplatz<br />

in <strong>Fürth</strong> untergebracht.<br />

Aufgaben im Wandel<br />

In den 70er <strong>Jahre</strong>n standen im Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

die Mütterberatung für Mütter<br />

mit Säuglingen und Kleinkindern sowie die Schuluntersuchungen<br />

– nicht nur bei der Einschulung,<br />

sondern auch in den 4. Klassen und teilweise auch<br />

in den Hauptschulklassen – im Vordergrund. Der<br />

Öffentliche Gesundheitsdienst führte den größten<br />

Teil der Kinderimpfungen durch. Zusätzlich war<br />

man vornehmlich für die Untersuchung von Beamten<br />

zuständig.<br />

Die Entwicklung des Gesundheitswesens<br />

Nach der Entdeckung von Aids in den 80er <strong>Jahre</strong>n<br />

und der Entwicklung eines gesteigerten Gesundheitsbewusstseins<br />

waren von der Gesundheitsbehörde<br />

mehr präventive Aktivitäten gefordert.<br />

In den 90er <strong>Jahre</strong>n nahm das Umweltbewusstsein<br />

zu und es wurde ein gesteigerter Wert auf umweltorientierte<br />

Stellungnahmen, insbesondere zu Altlasten<br />

und Raumluftbelastungen, gelegt. Durch den<br />

Erlass neuer DIN-Normen wurde die Überwachung<br />

im Bereich der Schwimmbäder und Hallenbäder<br />

deutlich anspruchsvoller. Regelmäßige Befundvorlagen<br />

am Gesundheitsamt wurden Standard.<br />

2000 kam es zur Neustrukturierung des Infektionsschutzes<br />

durch den Bundesgesetzgeber. Der<br />

forderte nach BSE, Influenzaerkrankungen und Todesfällen<br />

durch EHEC-Bakterien mehr seuchenhygienische<br />

Kompetenzen. Nach den Anschlägen vom<br />

11.September 2001 und Milzbrandattentaten in den<br />

USA, mussten die Gesundheitsbehörden wiederholt<br />

Pseudoanschläge mit vermeintlich biologischen<br />

Giftstoffen untersuchen. Außerdem kam es 2003<br />

durch die neu erlassene Trinkwasserverordnung zu<br />

einer deutlichen Mehrarbeit durch die systematische<br />

Überwachung öffentlicher Einrichtungen. In<br />

diesem Zeitraum wurde auch die Heimüberwachung<br />

unter Einbeziehung des Gesundheitsamtes<br />

als Fachbehörde neu geregelt. Seitdem müssen die<br />

Heime jährlich inspiziert werden.<br />

81


2010 wurden vermehrte hygienische Kontrolltätigkeiten<br />

in medizinischen Einrichtungen gefordert<br />

und es kam zum Erlass einer medizinischen<br />

Hygieneverordnung in Bayern. Seit Ende 2011 sind<br />

im Bereich der Trinkwasserüberwachung auch bestimmte<br />

gewerbliche Gebäude mit Großanlagen<br />

zur Trinkwassererwärmung einer regelmäßigen<br />

Überwachung durch das Gesundheitsamt unterworfen.<br />

Heute werden kaum noch Mütterberatungen und<br />

keine Impfungen mehr durchgeführt. Diese Tätigkeit<br />

haben niedergelassene Kinder- und Hausärzte<br />

übernommen. Geblieben sind Impfbuchkontrollen<br />

bei der Einschulung und in den 6. und 7. Klassen.<br />

Die Einschulungsuntersuchungen führen heute<br />

größtenteils sozialmedizinische Assistentinnen mit<br />

qualitativ auswertbaren Screening-Tests durch.<br />

Neu ist das Neugeborenen-Screening (2000), welches<br />

2010 um ein Hörscreening erweitert wurde.<br />

Präventionsarbeit wird häufig projektbezogen unter<br />

Nutzung lokaler Netzwerke mitarbeitend oder auch<br />

nur koordinierend vorgenommen. Es sind weiterhin<br />

Gutachten zu Altlasten und Innenluft- und Außenluftschadstoffen<br />

erforderlich. Die Schwerpunkte<br />

liegen zurzeit auf hygienischen Kontrolltätigkeiten<br />

von medizinischen Einrichtungen, Heimen, aber<br />

auch im Trinkwasserbereich.<br />

Die Entwicklung des Gesundheitswesens<br />

Kolumnentitel<br />

Über all die <strong>Jahre</strong> haben sich bei den Begutachtungen<br />

für die Bayerische Staatsverwaltung, aber<br />

auch Bundesbehörden, kommunale Behörden und<br />

Gerichte, die Schwerpunkte in einzelnen Bereichen<br />

verändert. Die wesentlichen Begutachtungsaufgaben<br />

sind aber geblieben.<br />

Nach wie vor werden Begutachtungen bei Beamten<br />

bei Einstellungen, Rehabilitationsmaßnahmen und<br />

Pensionierungen durchgeführt. Gutachten für die<br />

Führerscheinstelle haben sich auf Stellungnahmen<br />

zur Notwendigkeit medizinischer Zusatzgutachten<br />

reduziert. Gutachten für die Vormundschaftsgerichtsbarkeit<br />

wie Betreuungsverfahren haben<br />

im Laufe der <strong>Jahre</strong> und vor allem durch die neue<br />

Betreuungsgesetzgebung der 90er <strong>Jahre</strong> deutlich<br />

zugenommen. Die Gutachten für die Sozialhilfeverwaltung<br />

dagegen haben sich nicht zuletzt auf<br />

Grund gesetzlicher Neuerungen verändert.<br />

Wegen der kontinuierlichen Verminderung der Tuberkuloseerkrankungen<br />

hat sich die frühere Tuberkulosefürsorge<br />

zur Tuberkuloseberatung gewandelt.<br />

Pro Regierungsbezirk ist ein ärztlicher Fachberater<br />

für Tuberkulose tätig. Für Mittelfranken sitzt dieser<br />

am Landratsamt <strong>Fürth</strong>, da in dessen Zuständigkeitsbereich<br />

die Untersuchung der in Zirndorf ankommenden<br />

asylsuchenden Ausländer fällt.<br />

83


Von der Fürsorge<br />

zur Sozialpädagogik<br />

Veränderungen im Gesundheitsamt<br />

Die Mitarbeiterinnen im sozialen Bereich des Staatlichen<br />

Gesundheitsamtes hießen früher „Fürsorgerinnen“.<br />

Seit Anfang der 70er <strong>Jahre</strong> wurden sie nach<br />

und nach durch die neuen Ausbildungsformen von<br />

Sozialarbeiterinnen/Sozialpädagoginnen abgelöst.<br />

Ihre Aufgaben entsprachen derer der „Familienhilfe“.<br />

Später wurde daraus der Allgemeine Sozialdienst.<br />

Zur Familienhilfe gehörten Tätigkeiten für<br />

das Gesundheitsamt, Jugendamt und Sozialamt für<br />

den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>, ähnlich wie heute. Ein Teil des<br />

Personals der Familienhilfe wurde vom Gesundheitsamt<br />

der Regierung von Mittelfranken und der<br />

andere Teil vom <strong>Landkreis</strong> angestellt. Die Aufgaben<br />

waren identisch.<br />

1989 kam es auf Veranlassung der Regierung zur<br />

Einstellung der Kooperation zwischen dem Gesundheitsamt<br />

und dem Landratsamt. Der Grund: Die<br />

gestiegenen Anforderungen im Jugendhilfebereich<br />

erforderten von Regierungsangestellten einen hohen<br />

Zeitaufwand, der zu Lasten der Gesundheitshilfe<br />

ging. Die wiederum bekam durch die neuen<br />

gesetzlichen Anforderungen in der Schwangerenberatung<br />

und im präventiven Bereich neue Aufgaben<br />

hinzu. In der Konsequenz arbeiteten die Sozialarbeiterinnen<br />

des Gesundheitsamtes (die bei der<br />

Regierung angestellt sind) nur noch<br />

speziali spezialisiert in der Gesundheits-<br />

hilfe<br />

im <strong>Landkreis</strong> und in der<br />

St Stadt <strong>Fürth</strong>. Die Angestellten<br />

de des Landratsamtes waren<br />

im<br />

Jugend- und Sozialamt<br />

tä tätig. In dieser Zeit konn-<br />

te<br />

es vorkommen, dass eine<br />

Famili Familie von zwei Sozialpädago-<br />

gen betreut betreu wurde: Der eine betreute<br />

beispielsweise beispielswei die kranke Mutter (Gesundheitshilfe),<br />

sundheitsh der andere kümmerte<br />

sich um die di Kinder (Jugendamt).<br />

Von der Fürsorge zur Sozialpädagogik<br />

1996 wurden die Gesundheitsämter in die Landratsämter<br />

eingegliedert und die Aufgabenbereiche<br />

verschmolzen wieder. Um die Personalressourcen<br />

für den <strong>Landkreis</strong> effizienter zu nutzen, wurde<br />

der „Allgemeine Sozialdienst“ (ASD), der bis dahin<br />

zum Jugendamt gehörte, organisatorisch dem<br />

Gesundheitsamt zugeordnet. Seitdem gibt es das<br />

Sachgebiet „Sozialpädagogische Dienste“ im Gesundheitsamt,<br />

das sich in den ASD, die Schwangerenberatung,<br />

die Prävention/Gesundheitsförderung<br />

und die Gesundheitshilfe (die allerdings nur für die<br />

Stadt <strong>Fürth</strong> zuständig ist) gliedert.<br />

Die Aufgaben der Gesundheitshilfe haben sich im<br />

Laufe der <strong>Jahre</strong> stark verändert. So hat sich u.a.<br />

die Schwangerenberatung von der ursprünglichen<br />

Schwangerschaftskonfliktberatung zu der heute<br />

staatlich anerkannten Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen<br />

entwickelt. Die deutsch-deutsche<br />

Wiedervereinigung machte eine einheitliche Regelung<br />

für Schwangerschaftsabbrüche notwendig<br />

und so wurden unter anderem 1995 im Rahmen<br />

des Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetzes<br />

die Paragraphen 218 und 219 des Strafgesetzbuches<br />

sowie das Schwangerschaftskonfliktgesetz<br />

geändert. Seitdem umfassen die Aufgaben<br />

der Beratungsstelle neben der Schwangerschaftskonfliktberatung<br />

die allgemeine Schwangerenberatung,<br />

die Vermittlung von Hilfe aus der Landesstiftung<br />

„Hilfe für Mutter und Kind“, die nachgehende<br />

Betreuung und vor allem auch die Sexualpäda-<br />

gogik.<br />

Ein weiterer, neuer Aufgabenbereich der Gesundheitshilfe<br />

ist die Gesundheitsförderung. Sie begann<br />

1986 mit der Suchtprävention und hat mittlerweile<br />

den Anspruch, Kinder und Jugendliche so gut aufzuklären,<br />

dass weniger häufig Sucht oder sonstige<br />

Erkrankungen mehr entstehen.<br />

85


86<br />

<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

Fünf Stimmen zum Jubiläum<br />

Mundartdichter Fritz Stiegler,<br />

Gunnersdorf<br />

„Dem Trubel so nah,<br />

und doch weit genug<br />

weg, um zu atmen, zu<br />

genießen, zu leben.<br />

Der <strong>Landkreis</strong> ist eine<br />

Oase im Ballungsraum<br />

- meine Heimat.”<br />

Autor Werner Schwanfelder,<br />

Obermichelbach<br />

„Heimat ist dort, wo<br />

die meisten Freunde<br />

sind. Ich beteilige mich<br />

in meinem Ort in der<br />

Kirchengemeinde, in<br />

„Kultur in der Kirche“<br />

und in der Gemeinde.<br />

Ich setze mich für die<br />

Kultur im <strong>Landkreis</strong><br />

ein. Ich bin immer wieder überrascht, welche interessanten<br />

Menschen im <strong>Landkreis</strong> leben, welche<br />

Unternehmen im <strong>Landkreis</strong> ihren Sitz haben, und<br />

welche Kreativität in den einzelnen Ortschaften zu<br />

spüren ist. Mit einem Wort: Ich lebe gerne hier.“<br />

Maler Rudolf Lumm,<br />

Zirndorf<br />

„<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong>, 30 <strong>Jahre</strong> Kunst<br />

im <strong>Landkreis</strong>.“<br />

Museumsleiterin des Heimatmuseums a.D.<br />

Hedwig Helmreich, Roßtal<br />

„Durch die Arbeit im<br />

Ingenieurbüro meines<br />

Mannes, wo ich lange<br />

<strong>Jahre</strong> mit beschäftigt<br />

war, konnte ich viel<br />

Einblick in die baulichenBesonderheiten<br />

unseres schönen<br />

<strong>Landkreis</strong>es nehmen.<br />

Ich bin dankbar, dass<br />

ich als Pflegerin des Roßtaler Heimatmuseums unseren<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> als ein Juwel in der Region<br />

mit seiner authentischen fränkischen Kultur erleben<br />

durfte.“<br />

Kreisbäuerin Bettina Hechtel,<br />

Stein<br />

„Als geborene Nürnbergerin<br />

bin ich der<br />

Liebe wegen vor 27<br />

<strong>Jahre</strong>n in den <strong>Landkreis</strong><br />

<strong>Fürth</strong> gezogen<br />

– er ist zu meiner Heimat<br />

geworden. Unser<br />

Landfrauenmotto lautet:“<br />

Wir Landfrauen!<br />

engagiert-modern-aktiv“ könnte auch das Motto<br />

des <strong>Landkreis</strong>es sein. Weiter so!!!“


<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />

Die Aufgaben des Denkmalschutzes<br />

Steinernes Zeugnis<br />

Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> hat über 500 eingetragene<br />

Baudenkmäler sowie einige umfangreiche Denkmal-Ensembles<br />

wie die historischen Ortskerne von<br />

Cadolzburg, Langenzenn und Roßtal. Herausragende<br />

Bauwerke sind Schloss Faber-Castell in Stein mit<br />

etlichen Fabrikgebäuden in seinem Umfeld, Kloster<br />

Langenzenn, nahezu alle historischen Kirchen<br />

und – als Sonderfall in der Obhut der Bayerischen<br />

Schlösserverwaltung – die Cadolzburg.<br />

Wegen ihres Alters und der kunsthistorischen Neubewertung<br />

wird die Denkmalliste vom zuständigen<br />

Landesamt für Denkmalpflege seit <strong>Jahre</strong>n kontinuierlich<br />

fortgeschrieben und berichtigt: Längst<br />

verschwundene Denkmäler werden gelöscht. Heruntergekommene<br />

Objekte werden aus der Liste<br />

herausgenommen, wenn eine Instandsetzung den<br />

Rest an Denkmalsubstanz zerstören würde und neu<br />

entdeckte Denkmäler kommen hinzu beziehungsweise<br />

werden auf ihre Qualitäten geprüft. Bei der<br />

Aktualisierung rücken Gebäude aus der Nachkriegszeit<br />

zunehmend ins Blickfeld.<br />

Viele gelungene Beispiele im <strong>Landkreis</strong> beweisen,<br />

dass öffentliche und private Bauherren an dem Erhalt<br />

und der Sanierung eines Baudenkmals großes<br />

Interesse haben und den Rat der Fachbehörden gerne<br />

annehmen. Sie sind aber in der Regel bereit, von<br />

sich aus denkmalerfahrene Fachleute (Architekten,<br />

Restauratoren, Handwerker) zu beauftragen, die sie<br />

dann bei der Sanierung und im qualifizierten Dialog<br />

mit den Fachbehörden unterstützen.<br />

Besonders beispielhafte Sanierungen und Umbauten<br />

der letzten <strong>Jahre</strong> waren:<br />

- Die Umwandlung des ehemaligen Spitals in Langenzenn<br />

zum Rathaus<br />

- Die Klosterförsterei in Langenzenn<br />

- Die Neumühle in Langenzenn<br />

- Das ehemalige Schloss in Roßtal<br />

- Die zahlreichen hochqualifizierten Restaurierungen<br />

in Schloss Faber-Castell<br />

- Die Stadtbücherei in Stein<br />

- Das Ensemble der Gaststätte „Bauhof“ in Cadolzburg<br />

- Das Wohnhaus Bachstraße 14 in Oberasbach<br />

Nach dem Denkmalschutzgesetz ist alles, was von<br />

seiner Epoche Zeugnis ablegen kann, als Baudenkmal<br />

zu sehen. Die Eintragung in die Denkmalliste<br />

hat nur nachrichtlichen Charakter, stellt aber nicht<br />

eine lückenlose Aufzählung aller denkmalgeschützten<br />

oder „denkmalverdächtigen“ Bauwerke dar.<br />

Das Landratsamt ist als Baugenehmigungsbehörde<br />

gleichzeitig auch Untere Denkmalschutzbehörde.<br />

Es entscheidet bei denkmalgeschützten Bauwerken<br />

über die Baugenehmigung und über die denkmalschutzrechtliche<br />

Erlaubnis bei entsprechenden<br />

Umbauten oder Sanierungen. Es ist regelmäßig<br />

verpflichtet, sich hierfür den Rat der Fachbehörde,<br />

des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege,<br />

einzuholen.<br />

87


Entwicklung des Vereinslebens<br />

Am Beispiel des BLSV-Sportkreises <strong>Fürth</strong><br />

Die 1970er <strong>Jahre</strong> waren die Zeit, in der die Vereine<br />

im <strong>Landkreis</strong> groß wurden. Abgeschieden vom<br />

Tourismus, ohne den heutigen Freizeitstress, boten<br />

sie ihren Bürgern Sportlichkeit sowie Geselligkeit<br />

und waren sehr gut besucht.<br />

Mit der Gebietsreform 1972 hatte sich auch der<br />

Bayerische Landes-Sportverband neu strukturiert.<br />

Organisatorisch wurden die Bezirke und Kreise<br />

den politischen Grenzen angepasst. Der Sportkreis<br />

<strong>Fürth</strong> ist seither für die Stadt <strong>Fürth</strong> und den<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> zuständig. Protokolle aus der damaligen<br />

Zeit gibt es leider nicht. Bekannt ist nur,<br />

dass es zum Zeitpunkt der Neustrukturierung 67<br />

Sportvereine gegeben hat, bei denen 13,4 Prozent<br />

der Bevölkerung als Mitglieder eingetragen waren.<br />

Gesicherte Daten stehen dem BLSV erst ab 1992<br />

zur Verfügung. Damals waren es 109 Vereine mit<br />

51.226 Mitgliedern. Im Mai 2012 zählte der Sportkreis<br />

<strong>Fürth</strong> 119 Vereine mit 45.059 Mitgliedern, was<br />

etwa 20 Prozent der Bevölkerung entspricht. An<br />

diesen Zahlen kann man ablesen, dass entgegen<br />

dem BLSV als Ganzes die Mitgliederzahlen in der<br />

Region stagnieren, in <strong>Fürth</strong> sogar rückläufig sind.<br />

Vor allem für die 25- bis 50-Jährigen hat Vereins-<br />

treue keine große Bedeutung mehr.<br />

Musterbeispiele für positive Entwicklungen bei den<br />

Sportstätten dagegen gibt es viele. Der SV Burggrafenhof<br />

beispielsweise hat sich mit Hilfe der Stadt<br />

Langenzenn und des BLSV zu einem Schmuckstück<br />

entwickelt. 2006 wurden hier ein neu gebautes<br />

Sportheim und 2010 eine moderne Sporthalle ein-<br />

Entwicklung des Vereinslebens 89<br />

geweiht. 22.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit<br />

haben die Vereinsmitglieder in die 1,5 Millionen<br />

Euro teuren Gebäude investiert. Der Verein war<br />

1985 mit 67 Mitgliedern gegründet worden. 1997<br />

trat das 500te Mitglied ein, 2001 stieg die Zahl auf<br />

637. Mittlerweile hat sich der Mitgliedsstand bei<br />

550 Mitgliedern eingepegelt. Der SV Burggrafenhof<br />

bietet seinen Mitgliedern Vereinsfeste und ein<br />

eigenes Vereinsheft an, das 1994 erstmals erschien.<br />

Trotzdem vermisst Albert Goos, langjähriges Vereinsmitglied<br />

und seit zehn <strong>Jahre</strong>n erster Vorsitzender<br />

des Vereins, das Engagement der Anfangsjahre.<br />

„Früher waren wir eine feste Anlaufstelle für Sport,<br />

Feiern aber auch für gegenseitige Unterstützung.<br />

Dieser Zusammenhalt ist über die <strong>Jahre</strong> verloren<br />

gegangen.“<br />

Auch wenn die Bindungskraft der Vereine in den<br />

Altersgruppen 25 bis 50 nachgelassen hat und der<br />

gefühlte Zusammenhalt unter den Vereinsmitgliedern<br />

zurückgegangen ist, so ist das Interesse<br />

an Vereinen, speziell Sportvereinen, im <strong>Landkreis</strong><br />

nach wie vor ungebrochen. Eine repräsentative<br />

Schülerumfrage des Präventionsvereins 1-2-3 aus<br />

dem Jahr 2011 hat ergeben, dass fast 60 Prozent<br />

der Schülerinnen und Schüler im <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> in<br />

einem Sportverein angemeldet sind. Hier erfahren<br />

die Jugendlichen Respekt, Anerkennung und können<br />

sich selbst verwirklichen. Das Vereinsleben im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil<br />

des Gemeinde- und Gemeinschaftslebens.


Die Stunde der Heimatvereine<br />

Identitätsstiftendes Ehrenamt<br />

Seit dem Jahr 1972 haben sich die Strukturen im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> wesentlich verändert. Die Gemeinden<br />

des Knoblauchlandes im Norden von <strong>Fürth</strong> und<br />

Nürnberg haben den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verlassen.<br />

Als Ausgleich kamen die Stadt Stein und die Gemeinde<br />

Wilhermsdorf zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>. Nach<br />

Abschluss der Gebietsreform blieben von vormals<br />

etwa 30 eigenständigen Gemeinden noch 14 übrig.<br />

Alle anderen hatten ihre Selbstverwaltung und<br />

damit wichtige örtliche Strukturen verloren. So<br />

entstanden Lücken, die es wieder zu füllen galt.<br />

Im Gegensatz zu dem meist regen Vereinsleben in<br />

den größeren Gemeinden gab es in den kleinen oft<br />

nur die Freiwilligen Feuerwehren und Gesangsvereine.<br />

Der Wunsch nach einem breiteren, kulturellen<br />

Angebot wurde im <strong>Landkreis</strong> immer stärker.<br />

Kulturämter, die auf diese Bedürfnisse reagieren<br />

hätten können, gab es aber nur in den Städten.<br />

Der damalige Landrat Dr. Dietrich Sommerschuh,<br />

der ehemalige Kreisheimatpfleger Helmut Mahr<br />

und die Bürgermeister erkannten<br />

diese Problematik.<br />

Mit viel Überzeugungskraft<br />

konnten sie die<br />

Wiederbelebung und<br />

Neugründung zahlreicher<br />

Heimatvereine,<br />

Ortsvereine, Theatergruppen,<br />

Musikvereine<br />

und anderer Vereine<br />

anregen. Bis dahin gab<br />

es nur in Cadolzburg<br />

und in LangenzennHeimatvereine.<br />

Die Stunde der Heimatvereine<br />

Die Heimatvereine übernahmen an Stelle der fehlenden<br />

Kulturämter ehrenamtlich die Brauchtumspflege,<br />

kulturelle Angebote, Ortsverschönerungen<br />

und vieles weitere, was von den etablierten Vereinen<br />

nicht abgedeckt werden konnte. Oft gaben diese<br />

Vereinsgründungen aus den 1970er <strong>Jahre</strong>n der<br />

Bevölkerung einen Teil des durch die Gebietsreform<br />

verlorenen Selbstbewusstseins zurück. Man konnte<br />

sich wieder mit seiner Ortschaft, mit eigenen Themen<br />

und Bedürfnissen befassen. Zahlreiche Initiativen<br />

wurden ins Leben gerufen, neue Ideen entstanden<br />

und die Lücken im dörflichen Leben wurden<br />

geschlossen. So entstand im gesamten <strong>Landkreis</strong><br />

ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen mit<br />

unterschiedlichster Ausrichtung und Bedeutung.<br />

Die Tradition der Zelt- und Wirtshauskirchweihen<br />

blieb von den Reformen unberührt. Die Kirchweih<br />

ist auch heute noch der unbestrittene Höhepunkt<br />

im Gemeindeleben und wird in so gut wie jedem<br />

Ort im <strong>Landkreis</strong> gefeiert. Dazu gehören typische,<br />

mittelfränkische Bräuche wie der Betzentanz. Dabei<br />

tanzen Kärwabuam und Kärwamadla um den<br />

Kärwabaum. Die Tänzer geben während des Drehers<br />

oder Walzers einen Blumenstrauß von Paar<br />

zu Paar, bis abrupt die Musik abbricht. Nun hat der<br />

Kärwabua, der den Strauß hält, ein Kärwa-Liedla zu<br />

singen. Setzt die Musik wieder ein, wird der Strauß<br />

weitergegeben. Irgendwann klingelt schließlich der<br />

vorab eingestellte Wecker und derjenige, der den<br />

Strauß gerade hält, ist nun stolzer Gewinner des<br />

Betzen, eines Schafes. In einigen Orten ist es auch<br />

noch üblich, die Kärwa in einem Sarg (meist ist das<br />

eine große Holzkiste) zu beerdigen oder die Kärwasau<br />

(einen mit Ruß verschmierten Kärwabua) am<br />

Ende des Festes durchs Dorf zu treiben.<br />

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Die <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />

Förderung für Jugend und Familie<br />

Die <strong>Landkreis</strong>stiftung <strong>Fürth</strong> ist 2006 unter dem<br />

Dach der „Stiftergemeinschaft der Sparkasse <strong>Fürth</strong>“<br />

gegründet worden mit dem Förderschwerpunkte<br />

auf gemeinnützige Zwecke, insbesondere im Bereich<br />

von Jugend und Familie.<br />

Über die Verwendung der jährlichen Erträge aus<br />

dem Stiftungskapital entscheidet der Stiftungsrat.<br />

Dieser besteht aktuell aus jeweils einem Mitglied<br />

der Kreistagfraktionen unter dem Vorsitz des Landrates.<br />

Mittlerweile besitzt die Stiftung ein Kapitalstock<br />

von knapp <strong>40</strong>0.000 Euro, wofür der Sparkasse<br />

<strong>Fürth</strong> als größten finanziellen Unterstützer großer<br />

Dank gilt.<br />

Aus den Stiftungserlösen konnten bisher Projekte<br />

in einer Gesamthöhe von über 19.000 Euro unterstützt<br />

werden. Darunter waren u.a. Projekte<br />

vom Schülercoach, Präventionsverein 1-2-3, PFAD<br />

Netzwerk für Kinder, Förderverein Netzwerk Pflege,<br />

dem ADHS-Netzwerk, fmf Familienbüro Stein sowie<br />

der Kinderarche <strong>Fürth</strong> gGmbH und Verkehrswacht<br />

<strong>Fürth</strong>.<br />

Auf Anregung von Landrat Dießl wird darüber<br />

hinaus dem „Runden Tisch Familie“ seit<br />

2010 aus Mitteln der <strong>Landkreis</strong>stiftung ein<br />

sogenannter „Ermöglichungstopf“ zur Verfügung<br />

gestellt werden. Daraus sollen modellhafte<br />

Projekte der „Familienförderung“<br />

im <strong>Landkreis</strong> gezielt unterstützt werden.<br />

Unterstützen kann die <strong>Landkreis</strong>stiftung jeder<br />

–entweder in Form einer Spende oder<br />

auch durch Zustiftungen, die den Kapitalstock<br />

der Stiftung erhöhen. Spenden oder<br />

Stiftungen können steuerlich geltend gemacht<br />

werden und sind auch von der Erbschaftssteuer<br />

vollständig befreit.<br />

Die bisher unterstützten Projekte und Details<br />

zu den Zustiftungsmöglichkeiten können<br />

Sie nachlesen auf der Homepage:<br />

www.landkreisstiftung.de<br />

Spendenkonto: Stiftergemeinschaft<br />

Konto-Nr.: 9 953 563<br />

Bankleitzahl: 762 500 00<br />

(Sparkasse <strong>Fürth</strong>)<br />

Stichwort: <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />

Die <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />

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