trafik a nten zeitung Oktober /2013

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

kulturgeschichte Tabak, die magische Pflanze Die Geschichte des Rauchens ist so alt wie die Menschheit selbst. Der Herkunftsort der Tabakpflanze ist Amerika, wo schon die alten Hochkulturen der Maya und Azteken die Pflanze nutzten. Nach Europa kam Tabak erst durch Kolumbus: Indianer hatten ihm gezeigt, was man alles aus ihm herstellen kann. Eine Kulturgeschichte von Dr. Maria PUBLIG. Mitten in der Prärie: Sie reiten aufeinander zu, legen einander die Hand begrüßend auf die Schulter und bleiben kurz stehen, um gemeinsam den Sonnenuntergang zu betrachten. Es ist wohl eine der berühmtesten Szenen zwischen Winnetou und Old Shatterhand, dem Jugendklassiker. Danach reiten sie ins Dorf, um mit den Stammesältesten in aller Freundschaft die Friedenspfeife zu rauchen. Jedes Kind lernt dabei, dass Rauchen mit Entspannung und Wohlgefühl zu tun hat. Und: dass für Indianer Tabak ein wichtiges Genuss-, Gesellschafts- und Kultmittel ist. In Amerika spielte die Tabakpflanze immer eine wichtige Rolle,. sellschaft, wo Rauchwaren nicht Teil der kulturellen Identität sind. Und höre und staune: Lange Zeit verwendete man Tabakpflanzen auch als Medizin! Man glaubte, dass Verletzungen besser und schneller heilten, wenn man Blätter in einem Mörser zerstampfte und zu einem lindernden Gebräu umfunktionierte. Auf die Wunde aufgetragen, erholten sich die Verletzten angeblich schneller von ihren Qualen. Angetan von der Wirkung der Tabakpflanze schwörten frühe Völker wie die Azteken oder die Maya in Mittelamerika darauf, dass die Blätter positiven Einfluss auf das Gehirn und die Nerven hätten. Der Genuss fördere die Konzentration und die Wahrnehmung, beruhige aber zugleich. Diese Eigenschaften wurden auch schnell der Macht der Götter zugesprochen, und die Pflanze wurde zum wichtigen Begleiter kultischer Handlungen stilisiert. Heilige Pflanze war der Tabak zwar nicht, doch in Kombination mit anderen Kräutern konnte er berauschend wirken. Relief der aztekischen Erdgöttin Cihuacoatl diese bei Laune halten, da Cihuacoatl auch für eine gute Ernte verantwortlich gemacht wurde. Die Tabakpflanze galt als irdisches Abbild der Erdgöttin Cihuacoatl, die als einzige Opfergabe Rauch akzeptierte. Was lag für die Azteken also näher, als das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden? Für die rauchreichen Opferrituale kreierte man Mischungen aus Weihrauch und Tabak. Und weil die Fruchtbarkeit immer eng mit jedem Schöpfungsmythos einer Gesellschaft verbunden ist, wurde auch der allmächtige Gott Tezcatlipoca durch Tabakopfergaben geehrt. Da man generell wenig über die Azteken weiß, kann man heute nicht mehr genau sagen, ob das Rauchen nur dem religiösen Leben vorbehalten war oder ob Tabak auch im Alltag der Bevölkerung eine Rolle spielte. Jedenfalls weiß man, dass der letzte Herrscher der Azteken, Montezuma II., nach dem Abendessen gerne rauchte. Er entspannte sich dabei und entschwand danach mit der entsprechenden Bettschwere ins Reich der Träume. Bei Familienfesten war Tabak ein fixer Bestandteil der Zeremonie. War beispielsweise eine Frau schwanger, veranstaltete Medizinpflanze Die Geschichte des Rauchens ist allerdings so alt wie die Menschheit selbst. Das heißt, sie geht viel weiter zurück. Es gibt keine Ge- Fruchtbarkeitssymbol Viele Reliefs zeigen uns frühe Kulturvölker Mittelamerikas in Raucherposen. Tlaloc war der Regengott der Azteken und ein begeisterter Raucher. Indem er qualmte, brachte er Regen und ehrte dadurch die Erdgöttin Cihuacoatl. Die Azteken wollten Die ersten Siedler in Nordamerika waren sehr erstaunt, dass das Rauchen auch den indianischen Frauen erlaubt war 18 trafik a nten zeitung Oktober/2013
kulturgeschichte die Familie sofort ein Fest der Freude. Wichtig dabei war, besonders viel zu rauchen, um wiederum die Fruchtbarkeitsgöttin Cihuacoatl gnädig zu stimmen. Während der Geburtsstunden rauchten dann alle Anwesenden. Die werdende Mutter wurde regelrecht eingenebelt. Aber nicht nur das: Zur Erleichterung ihrer Schmerzen paffte die Gebärende selbst! Um Krankheiten vom Kind abzuwenden, legte man ein wenig Tabak auf den Körper der Mutter und begrüßte danach das Baby mit diversen Opfergaben, darunter – Tabak. ...das schnelle w w w . l o a d . a g Sowohl Azteken als auch Maya verwendeten Tonpfeifen und Zigaretten. Der Tabak wurde dafür pulverisiert und mit Maisblättern umwickelt. Als Alternative boten sich Schilf- und Zuckerrohre an, die mit Tabakpulver gestopft wurden. Geraucht wurde durch den Mund oder durch ein Nasenloch. „Friedenspfeife“ Für religiöse Handlungen setzten die Indianerstämme Nordamerikas auch unterschiedliche Tabakmischungen ein. Sie wurden als Narkotikum bei Ritualen und als Halluzinogen für Wahrsagungen verwendet. Bei den Prärieindianern kommt Tabak auch in den Mythen vor. Um mit den Schutzgeistern in Verbindung zu treten, halten der Das Rauchen der Friedenspfeife gehörte zu jedem ernstgemeinten Vertragsabschluss einfach dazu Häuptling und die Medizinmänner heilige Handlungen ab. In einer Rauchzeremonie nehmen sie Kontakt mit den Schutzgeistern auf. Das gemeinsame Rauchen der heiligen Pfeife, dem Calumet, spielt dabei eine große Rolle. Es vermittelt zwischen Irdischem und Überirdischem. Diesen Dualismus findet man auch auf vielen Verzierungen. Spätere Calumets sind mit Adlerfedern (Tag) und Eulenfedern (Nacht) geschmückt und uns aus vielen Westernfilmen bekannt. Die stark narkotisierende Wirkung versetzt ebenso in einen tranceähnlichen Zustand, worin Eingebung und Intuition wichtig sind. Nicht umsonst spricht man von der „Friedenspfeife“. Wer in einem ausgeglichenen Seelenzustand ist, will nicht kämpfen. Wer also die „Friedenspfeife“ raucht, entspannt sich und sucht nach Lösungen oder hat sie bereits gefunden. In Nordamerika rauchte man sie zum Besiegeln von Verträgen oder zum Festigen von Freundschaften, wie es auch Karl May in der fiktiven Zeremonie der Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Shatterhand beschrieb. Die Indianer fertigten die Tabakpfeifen aus ganz unterschiedlichen Materialien an und schmückten sie auf vielfältige Weise. Bis heute sind sie für Touristen beliebte Mitbringsel für zu Hause. Friedenspfeifen werden von den über die Jahrhunderte hindurch vom weißen Mann bereits stark dezimierten Indianern immer noch bei besonderen Festen geraucht. „Vom Teufel besessen“ Christoph Kolumbus war im Oktober 1492, als er nach Amerika kam und die ersten Indianer kennenlernte, ziemlich überrascht, wofür die Einheimischen da so viel übrig hatten. Es waren große Blätter einer bisher unbekannten Pflanze, die getrocknet und dann geraucht wurde. Kolumbus berichtete darüber, dass sie den Indianern, die er so nannte, da er sich auf dem Seeweg nach Indien glaubte, „wertvoll zu sein schienen“. Kolumbus und seine Seeleute waren angetan vom Geschmack und der Wirkung des für sie neuen Krauts. Die Spanier beschlossen, die Pflanze „tobaco“ zu nennen. Und einer von ihnen, der erste Kundschafter, den Kolumbus ins Innerste des Landes schickte, war Rodrigo de Xeres gewesen. Er wurde auch zum ersten Raucherexperten Europas. De Xeres war auch der erste Zigarrenraucher in seiner Heimat Spanien, was ihm damals ziemlichen Ärger eintrug. Menschen, die ihm beim Rauchen zusahen, fürchteten sich. Rauch qualmte aus seinem Mund und den Nasenlöchern. „Er sei vom Teufel besessen!“, riefen da einige Verängstigte. Da Rodrigo wirklich andere Sorgen hatte und bereits an die nächsten Seereisen dachte, interessierte ihn dieser Aberglaube nicht, und er rauchte hurtig weiter. Wer nicht hören wollte, musste damals fühlen. Um abschreckend zu wirken, landete Rodrigo de Xeres für zehn Jahre (!) im Kerker der spanischen Die nackten, Rauch ausstoßenden Einheimischen machten den Spaniern anfangs Angst – bald rauchten sie aber auch trafik a nten zeitung Oktober/2013 19
Seite 1 und 2: P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödli
Seite 3 und 4: Inhalt im blickpunkt Editorial THEM
Seite 5 und 6: tpd2 nerhalb von drei Jahren ab Ink
Seite 7 und 8: tpd2 - branchenstimmen Reaktionen a
Seite 9 und 10: tpd2 - branchenstimmen Medien und P
Seite 11 und 12: Trafikanten 08_2013_Layout 1 01.08.
Seite 13 und 14: Royal Agio Cigars Die Wiege der Sho
Seite 15 und 16: Pfeifen und Cigarren Journal Genüs
Seite 17: im blickpunkt Lotto: umverteilung b
Seite 21 und 22: messerückblick dortmund Das war di
Seite 23 und 24: messerückblick dortmund ja noch ru
Seite 25 und 26: markt pöschl Pueblo Blue Der addit
Seite 27 und 28: Möchten auch Sie Ihren nächsten U

trafik a nten zeitung Oktober /2013

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?