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Junges Paar sucht ...

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© Fotos Doppelseite: Domestic Wild<br />

In einem alten Citroën fahren wir von der Freetown<br />

Halbinsel Richtung Inland. Kurz hinter der Stadtgrenze<br />

wechselt der Straßenbelag abrupt von Asphalt zu<br />

Sand, garniert mit unzähligen Schlaglöchern. Hier<br />

wäre die Luftfederung des Citroën ein Segen, aber aus<br />

der ist sprichwörtlich die Luft raus. Irgendwann stoppt<br />

der Fahrer an einer Lehmhütte mit Wellblechdach, vor<br />

der bunte Körbe zum Verkauf hängen. Danke, aber<br />

wir wollen noch keine Souvenirs kaufen. Stattdessen<br />

wird unser Gepäck ausgeladen – wir sind da. Das also<br />

ist Brahmatown. Hier lebt Mohammeds Familie als traditionelle<br />

moslemische Großsippe. Der Vater mit seinen<br />

Frauen, die jede eine eigene Hütte haben, und<br />

den Kindern. Dazu anverwandte Männer, die mit dem<br />

Familienoberhaupt dessen Hütte teilen. Die Hütte ist<br />

nicht unbedingt das, was wir erwartet hatten (kein<br />

Strom, kein fließend Wasser), aber der Empfang ist<br />

herzlich und der Standard, gemessen an den allgemeinen<br />

Lebensbedingungen, sogar gehoben. Ein Plumpsklo<br />

im Garten, neu für uns gebaut, dennoch gewöhnungsbedürftig.<br />

Die Bettpfosten stehen in Dosen mit<br />

Petroleum, um Ungeziefer den Weg nach oben zu verleiden.<br />

Dafür sind die „Fenster“ nur Öffnungen, was<br />

es wenigstens den Moskitos leicht macht. Egal, wir<br />

fühlen uns wohl bei unseren Gastgebern.<br />

Wir lernen die ersten Worte auf Mende, der Sprache<br />

der hier dominierenden Volksgruppe. Und wir bekommen<br />

einheimische Namen. Ecki ist Zampa Buts.<br />

Zampa bedeutet Mensch und buts durchschnittlich,<br />

im Sinne von normal groß. Mich taufen sie Zampa<br />

Lumpi, den Langen, Großwüchsigen. Bis in die Nacht<br />

wird geredet und gelacht, bis wir müde in die Betten<br />

fallen. Die erste Nacht auf einer alten Reisstrohmatratze<br />

ist unvergesslich. Der Lehmboden im Zimmer<br />

ist vermutlich weicher.<br />

Nutze den Tag!<br />

Der neue Tag begrüßt uns mit einem schnellen Sonnenaufgang.<br />

Am Äquator heißt das 30 Minuten von<br />

stockdunkel bis taghell. Ich war bereits hellwach, weil<br />

die Jüngste im Clan ihrem Hunger früh Ausdruck<br />

verleiht. Ich taufe den süßen Schokokrümel Zampa<br />

Cry, den Schreihals. Wir frühstücken mit frischem Baguette,<br />

das ein fahrender Händler jeden Morgen<br />

bringt, und Eiern. Die schmecken nach dem, was die<br />

Hühner fressen, und das sind hier vornehmlich Käfer.<br />

Lecker ist anders.<br />

In den ersten Tagen erkunden wir die nähere Umgebung<br />

und fangen verschiedene Arten von Killifischen,<br />

darunter Hechtlinge, Goldfasan- und Roloffs Prachtkärpflinge.<br />

Dann machen wir uns auf in Richtung Mo-<br />

yamba, in dessen Nähe wir Huwalds Prachtkärpfling<br />

wiederfinden wollen. Diese wissenschaftlich als Callopanchax<br />

huwaldi bezeichnete Art ist die größte ihrer<br />

Gattung und sicherlich einer der schönsten Killifische<br />

überhaupt. Die Männchen können entweder orangerot<br />

sein oder aber tintenblau. Der Fundort dieser<br />

Art soll bei der Ortschaft Ngabu liegen, etwa 20 km<br />

westlich von Moyamba. Laut Karte gibt es dort auch<br />

eine Straße, die der Fahrer aber nicht fahren will, weil<br />

sie so schlecht sei. Er hat recht! Gar keine Straße wäre<br />

vermutlich leichter zu überwinden gewesen. Für die<br />

geschätzt 80 km lange Strecke brauchen wir über<br />

sechs Stunden. Und nirgendwo finden wir die Fische,<br />

die wir suchen. Nicht einmal ein annähernd geeignetes<br />

Gewässer.<br />

In Moyamba beschließen wir, für den Rückweg die offizielle<br />

Hauptstraße zu nehmen, die nach Norden aus<br />

der Stadt und dann im Bogen nach Südosten führt.<br />

Kaum haben wir die letzten Häuser passiert, sehe ich<br />

zur Linken die unverwechselbare Palmengruppe vom<br />

Foto aus der Erstbeschreibung von Huwalds Prachtkärpfling.<br />

Wir halten, ziehen die Netze durch das<br />

flache, warme Wasser am Rande des Reisfeldes und<br />

haben sofort unsere Traumfische im Netz! Da hat der<br />

f r e u n d e & f r e i z e i t<br />

Die rote und blaue<br />

Farbphase von Huwalds<br />

Prachtkärpfling<br />

(Callopanchax huwaldi).<br />

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