29.09.2014 Aufrufe

Madeleine

„Und warum hast du's nicht gemacht?“ wollte ich wissen. „Ich traue diesen ganzen Model-Agenturen nicht. Wer weiß, wohin das noch geführt hätte. Hinterher wärst du vielleicht sogar beim Porno gelandet.“ legte Madeleine ihren Grund dar. „Das hätte dir aber eher nicht so zugesagt.“ scherzte ich. „Warum nicht, ich muss mich ja schließlich nach neuen Tätigkeitsfeldern umsehen.“ kommentierte Madeleine. „Ah ja, und warum das?“ wollte ich erfahren. „Das solltest du doch selbst am besten wissen. Dir war doch unsere Beziehung auch zu festgelegt, zu eintönig. Du suchtest doch auch mehr Abwechselung in deinem Leben.“ Madeleine darauf. „Madeleine, wie sprichst du? Ich bin ein Idiot gewesen. Das streite ich doch gar nicht ab, aber ich bin es doch nicht durch und durch, und grundsätzlich und immer und immer wieder. Wir wollten doch lieb und artig miteinander reden.“ beschwerte ich mich. „Lieb und artig, so kennst du mich, nicht wahr? Chrischan, Chrischan, dass böse Menschen auch so süß sein können.“ wunderte sich Madeleine und lachte.

„Und warum hast du's nicht gemacht?“ wollte ich wissen. „Ich traue diesen ganzen Model-Agenturen nicht. Wer weiß, wohin das noch geführt hätte. Hinterher wärst du vielleicht sogar beim Porno gelandet.“ legte Madeleine ihren Grund dar. „Das hätte dir aber eher nicht so zugesagt.“ scherzte ich. „Warum nicht, ich muss mich ja schließlich nach neuen Tätigkeitsfeldern umsehen.“ kommentierte Madeleine. „Ah ja, und warum das?“ wollte ich erfahren. „Das solltest du doch selbst am besten wissen. Dir war doch unsere Beziehung auch zu festgelegt, zu eintönig. Du suchtest doch auch mehr Abwechselung in deinem Leben.“ Madeleine darauf. „Madeleine, wie sprichst du? Ich bin ein Idiot gewesen. Das streite ich doch gar nicht ab, aber ich bin es doch nicht durch und durch, und grundsätzlich und immer und immer wieder. Wir wollten doch lieb und artig miteinander reden.“ beschwerte ich mich. „Lieb und artig, so kennst du mich, nicht wahr? Chrischan, Chrischan, dass böse Menschen auch so süß sein können.“ wunderte sich Madeleine und lachte.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

und weise Menschen, wozu sollten die da gebraucht werden? Menschlichkeit<br />

kommt in diesem System nicht vor, und wenn dann höchstens in<br />

nachgeahmten Klischees. Weisheit bedeutet, menschlich tiefer und<br />

umfänglicher sehen zu können, was soll man damit anfangen. Die alten<br />

Menschen werden höchstens als lästig empfunden, weil sie die Krankenkassen<br />

stärker belasten.“ erklärte ich. <strong>Madeleine</strong> schmunzelte. „Willst du denn<br />

trotzdem später mal weise werden, wenn du älter bist?“ erkundigte sie sich,<br />

ohne mit einer Antwort zu rechnen.<br />

Tanzen bei Lydia<br />

Auch wenn wir förmlich unsere Distanziertheit pflegen mussten, gab es doch<br />

etwas, das uns zueinander zog. Was es für <strong>Madeleine</strong> genau bedeutete, hat<br />

sie, genauso wie ich auch, nicht formuliert, aber dass unser Zusammensein<br />

auch für <strong>Madeleine</strong> mit Gefühlen eines Wohlempfindens verbunden war, davon<br />

bin ich überzeugt. Im Grunde war es ja auch eine perverse Situation. Niemals<br />

in unserem Leben waren sowohl <strong>Madeleine</strong> als auch ich mit einem anderen<br />

Menschen enger verbunden gewesen, und jetzt saßen wir immer wie zwei<br />

freundliche Menschen zusammen, die sich gaben, als ob sie sich neu kennengelernt<br />

hätten, wobei ihnen jedoch gleichzeitig anzumerken war, dass sie über<br />

das andere auch Bescheid wussten. „<strong>Madeleine</strong>, ich habe ein Problem. Wenn<br />

du nicht möchtest, kann ich das gut verstehen und akzeptiere es selbstverständlich.<br />

Nur du würdest mir eine ungeheuer große Freude bereiten. Lydia hat<br />

Geburtstag und macht in dem großen Haus ihrer Eltern eine Fète. Wenn wir<br />

gemeinsam hingehen könnten, wäre das fantastisch.“ erklärte ich. <strong>Madeleine</strong><br />

blickte skeptisch, zweifelnd, aber sie hatte nicht direkt 'Nein' gesagt. Sie erkundigte<br />

sich nach allen möglichen Bedingungen und Umständen, die relativ<br />

unerheblich war. Ihre Intention war es wohl, so die Bedenkzeit zu verlängern.<br />

„Ich komme aber alleine.“ lautete die Zusage von <strong>Madeleine</strong>. Die erste Frage,<br />

als ich Lydia mitteilte, das <strong>Madeleine</strong> auch käme, lautete: „Seid ihr wieder zusammen?“<br />

Das war auch bei der Féte immer die erste Standardfrage. „Nein,<br />

wir haben uns nur wieder vertragen und können ganz normal miteinander reden.“<br />

meine Standardantwort. In Bezug auf Schönheit verfügt deine Liebste<br />

wohl immer über den Glorienschein einer Madonna. Ich hielt es deshalb auch<br />

für nichts Besonderes, dass <strong>Madeleine</strong> für mich die schönste Frau der Welt war.<br />

Etwas dazu gesagt hatte ich trotz allem öfter. Für die Komplimente bedankt<br />

hat sie sich zwar nie, aber sie hat sie auch ebenso wenig zurückgewiesen. Heute<br />

entsprach sie jedoch wohl für alle Gäste einer Madonnen gleichen Schönheit.<br />

Ausschließlich Jeans trug sie sonst. Für's Konzert und die Oper hatte sie auch<br />

ein schwarzes Kleid, aber das Kleid heute Abend hatte ich noch nie gesehen.<br />

Es musste neu sein. Elfenbein- oder eierschalenfarben war es. So genau weiß<br />

ich das nicht, jedenfalls war es nicht ganz weiß, ärmellos und mit einem blumig<br />

fallendem glockigen Rock. Jetzt glich sie wirklich einem Schmetterling, oder<br />

nein, einer Prinzessin, die sich tanzend auf der Spieluhr drehte. Ein bisschen<br />

Smalltalk mit allen, man hatte sich ja so lange nicht gesehen. „Tanzen?“ fragte<br />

<strong>Madeleine</strong> plötzlich mit einem lachenden Gesicht. Natürlich, was sonst. Wie ein<br />

plumper Arbeiter kam ich mir neben der anmutigen Prinzessin in ihrem schwingenden<br />

Glockenrock vor. Wir nickten uns nur zu, weiter, selbstverständlich.<br />

<strong>Madeleine</strong> – Seite 17 von 21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!