INFOS - EOS Financial Services
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BUSINESS<br />
ber obliegt, erhöht der Leasingnehmer mithilfe der Sale-and-Leaseback-<br />
Transaktion seine Eigenkapitalquote. Er braucht das Leasing nicht in<br />
der Bilanz auszuweisen. Dadurch steht ein vermindertes Anlagevermögen<br />
einem größeren Eigenkapitalanteil gegenüber.<br />
Bei der Bilanzierung nach den internationalen Rechnungslegungsstandards<br />
IFRS müssen Leasingnehmer allerdings schon bald neue<br />
Vorschriften berücksichtigen. „Künftig sind sie verpfl ichtet, die Nutzungsrechte,<br />
die im Zuge einer Leasingfi nanzierung erworben werden, zu<br />
bilanzieren“, sagt Hartmann-Wendels. Das „International Accounting<br />
Standards Board“ (IASB) will bis Mitte 2011 entsprechende Regeln<br />
beschließen, die für Unternehmen gelten, welche über Aktien oder Anleihen<br />
einen Zugang zur Börse haben.<br />
Alternatives Finanzierungsinstrument<br />
Neben der Bilanzverkürzung können durch Sale-and-Leaseback stille<br />
Reserven gehoben werden, da das zum Verkauf stehende Anlagevermögen<br />
neu bewertet wird. In der Regel profi tiert das Unternehmen dann<br />
von der Wertsteigerung, etwa weil der Marktwert einer Betriebsimmobilie<br />
deutlich über dem Anschaffungspreis liegt, mit dem das Objekt in<br />
der Bilanz aktiviert ist. Der Erlös erhöht die Liquidität.<br />
Gerade vor dem Hintergrund der Erschließung weiterer Finanzierungsquellen<br />
und -partner kann eine über Sale-and-Leaseback optimierte<br />
Bilanzstruktur Vorteile bringen. „Eine hohe Eigenkapitalquote<br />
wirkt sich positiv auf die Bonität eines Unternehmens aus und verbessert<br />
die Position gegenüber potenziellen Kreditgebern“, sagt Marc Gläser,<br />
Vertriebsleiter Mittelstand bei der Deutschen Leasing, einer international<br />
tätigen Leasinggesellschaft. Gläser beobachtet, dass Sale-and-<br />
Leaseback bei mittelständischen Unternehmen als Finanzierungsinstrument<br />
zunehmend an Bedeutung gewinnt – trotz zuletzt insgesamt<br />
rückläufi ger Leasingquoten (siehe Grafi k Seite 7). Traditionell ist der<br />
Leasinganteil an der Anlage investition in den USA mit 30 Prozent höher<br />
8 <strong>EOS</strong> Journal<br />
Kurzinterview mit Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels<br />
Thomas Hartmann-Wendels ist Direktor des Seminars<br />
für Bankbetriebslehre sowie des Forschungsinstitutes<br />
für Leasing an der Universität Köln.<br />
Bei welchen Objekten wird Sale-and-Leaseback<br />
in der Regel angewendet?<br />
Meist fi ndet dieses Verfahren, bei dem der Eigentümer<br />
ein Wirtschaftsgut an einen Leasinggeber<br />
verkauft und es gleich wieder zurückleast, bei der<br />
Finanzierung großer Objekte wie von Flugzeugen, Immobilien<br />
oder Schiffen Anwendung. Die Größe defi niert sich dabei weniger<br />
durch die Objektart als vielmehr durch die Höhe des Objektwertes.<br />
Welche Vorteile kann Sale-and-Leaseback mittelständischen Unternehmen<br />
bringen?<br />
Gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen ist die Eigenkapitaldecke<br />
oft sehr dünn. Sie suchen daher nach einfachen Möglichkeiten,<br />
ihre Liquidität zu verbessern. Durch Leasing können sie ihren Finanzierungsspielraum<br />
ausweiten, ohne dabei ihre Fremdkapitalquote zu erhöhen.<br />
als in Europa. Dort beträgt er rund 20 Prozent. Gerade in den Ländern<br />
Ost- und Mitteleuropas wird Finanzierungsleasing immer beliebter, wie<br />
die Industrie- und Handelskammer Ulm (Deutschland) in einem Marktbericht<br />
feststellt. So werden Maschinenkäufe in Ungarn mittlerweile zu<br />
gleichen Teilen über Leasing wie über Kredite fi nanziert, obwohl EU-<br />
Fördermittel die Kreditfi nanzierung begünstigen. Auch in Tschechien ist<br />
das Leasing von Maschinen und Anlagen auf dem Vormarsch. Diese<br />
Güter machen dort inzwischen ein Viertel des Mobilienleasings aus.<br />
Gewissenhafte Vorbereitung<br />
Egal, welche Werte des Anlagevermögens in ein Sale-and-Leaseback-<br />
Geschäft einbezogen werden – im Vorfeld ist eine genaue Bilanzanalyse<br />
„Eine hohe Eigenkapitalquote verbessert das Rating und<br />
die Handlungsoptionen in Kreditgesprächen“<br />
‘A high equity ratio improves a company’s<br />
rating and its options in loan negotiations’<br />
Marc Gläser, Vertriebsleiter Mittelstand bei der Deutschen Leasing<br />
Marc Gläser, Sales Director SMEs at Deutsche Leasing<br />
erforderlich. Da es dabei steuerliche Aspekte zu berücksichtigen gilt, die<br />
für das Unternehmen von Bedeutung sein können, empfi ehlt Gläser,<br />
frühzeitig einen Steuerexperten in das Beratungsgespräch mit der Bank<br />
oder Leasinggesellschaft einzubeziehen. „Schließlich ist Sale-and-Lease-<br />
back mehr als reine Liquiditätsbeschaffung, denn es greift als Teil eines<br />
Finanzierungsmixes in die Finanzierungsstruktur des Unternehmens ein“,<br />
sagt Gläser. Ein Grund zur Beunruhigung ist dies allerdings nicht. Wie<br />
sagte doch Aristoteles: „Was dem Teile nützt, nützt auch dem Ganzen.“<br />
Das freigesetzte Kapital erlaubt es den Unternehmen, neue Investitionen<br />
zu tätigen, Kredite abzulösen oder bestehende Verbindlichkeiten zu<br />
begleichen. Zudem kann Leasing günstiger sein als ein Kredit. Bei Saleand-Leaseback<br />
sollten Unternehmen allerdings bedenken, dass mit dem<br />
Verfahren eine oftmals komplexe Umstrukturierung von Eigen- und Fremdkapital<br />
verbunden ist. So wirft die kombinierte Transaktion aus Verkaufen,<br />
Kaufen und Rückmietung die Frage nach der Bewertung der betreffenden<br />
Wirtschaftsgüter auf. Die Beurteilung von Wertsteigerungen, die Identifi -<br />
zierung der damit verbundenen optimalen steuerlichen Gesichtspunkte und<br />
die Gestaltung des Leasingvertrages stellt einen Aufwand dar, der sich<br />
besonders für kleine Unternehmen nicht immer rechnet.<br />
Leasing und Tilgungskredit sind in ihrer Zahlungsstruktur ähnlich.<br />
Worin besteht der Unterschied?<br />
Die Bilanzierung macht den Unterschied. Bei einem kreditfi nanzierten Kauf<br />
hat das Unternehmen das Objekt und den Kredit in der Bilanz. Leasing erscheint<br />
bei vielen Rechnungslegungsstandards nicht in den Büchern. Dies<br />
wirkt sich günstig auf die Bilanzkennzahlen aus – etwa auf die Eigenkapitalquote.<br />
Diese ist wichtig für das Rating und damit für die Kreditwürdigkeit.