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Thoracic-outlet-Syndrom - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...

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PDF 00886<br />

<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />

<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>Thoracic</strong>-<strong>outlet</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Synonyme<br />

TOS; Hals, Engpass-<strong>Syndrom</strong><br />

Englischer Begriff<br />

<strong>Thoracic</strong> <strong>outlet</strong> syndrome<br />

Definition<br />

Kompression neurovaskulärer Strukturen (Plexus brachialis <strong>und</strong> A. <strong>und</strong> V. subclavia) durch umliegendes<br />

Gewebe im Bereich der oberen Thoraxapertur.<br />

Pathogenese<br />

Man unterscheidet drei <strong>Syndrom</strong>e:<br />

a. das Skalenussyndrom mit <strong>und</strong> ohne Halsrippe,<br />

b. das Kostoklavikularsyndrom <strong>und</strong><br />

c. das Hyperabduktionssyndrom.<br />

Skalenussyndrom: Die neurovaskulären Strukturen im Dreieck zwischen M. scalenus medius, M. scalenus<br />

anterior <strong>und</strong> 1. Rippe werden komprimiert. Das zusätzliche Vorliegen einer Halsrippe, welche häufig an einem<br />

Höcker der 1. Rippe hinter dem lateralen Ansatz des M. scalenus anterior ansetzt, engt den Raum zusätzlich<br />

ein. Teilweise liegt auch nur ein fibröses Band vor. Obwohl Halsrippen in Studien etwas häufiger links als rechts<br />

vorkommen, sind die Beschwerden häufig mehr rechts als links lokalisiert, was anzeigt, dass eine mechanische<br />

Komponente durch Gebrauch der rechten Hand eine zusätzliche Rolle spielt. Ebenso kann ein M. scalenus<br />

minimus, der vom Querfortsatz des 7. Halswirbels zur 1. Rippe zieht, eine Einengung der hinteren<br />

Skalenuslücke bewirken.<br />

Kostoklavikularsyndrom: Kompression der Pars infraclavicularis des Plexus brachialis <strong>und</strong> der A. <strong>und</strong> V.<br />

subclavia zwischen 1. Rippe <strong>und</strong> Klavikula. Bei Zustand nach Klavikulafraktur mit Dislokation kommt es oft<br />

bereits innerhalb weniger Wochen zu sensomotorischen Reiz- <strong>und</strong> Ausfallerscheinungen im Bereich des unteren<br />

Armplexus. Es kann jedoch auch der mittlere Armplexus mitbetroffen sein.<br />

Hyperabduktionssyndrom (Wright): Kompression des Plexus brachialis am Processus coracoideus des<br />

Schulterblatts durch den M. pectoralis minor bei Elevation des Arms.<br />

Symptome<br />

Skalenussyndrom: Beschwerden treten bisweilen erst bei Vorliegen zusätzlicher Faktoren wie intensive<br />

sportliche Belastung des Schultergürtels oder rheumatoide Polyarthritis sowie bei Lymphknotenschwellung auf.<br />

Bei allen drei <strong>Syndrom</strong>en sind zunächst belastungs- <strong>und</strong> lageabhängige Schmerzen <strong>und</strong> Parästhesien im Bereich<br />

des Truncus inferior des unteren Armplexus führend, wobei die Schmerzen <strong>und</strong> die initial sensiblen Störungen<br />

im Sinne von Parästhesien zunächst am medialen Unterarm auftreten <strong>und</strong> auch die laterale<br />

Daumenballenmuskulatur zunächst von atrophischen Prozessen betroffen sein kann. Es folgt dann eine Läsion<br />

der aus C8 stammenden Faseranteile des Truncus inferior, so dass dann insbesondere Schmerzen entlang der<br />

ulnaren Handseite, der Vorderarmseite <strong>und</strong> Schwächen der Hand- <strong>und</strong> der feinen Fingerbewegungen auftreten.<br />

Eine Verstärkung der Schmerzen <strong>und</strong> Parästhesien ist gegeben bei herabhängendem Arm <strong>und</strong> zusätzlicher<br />

Gewichtsbelastung. Zusätzlich kann eine vaskuläre Symptomatik durch ein Raynaud-<strong>Syndrom</strong> bei zusätzlicher<br />

Reizung der periarteriellen sympathischen Nervengeflechte der A. subclavia auftreten. Selten kommt es beim<br />

Skalenussyndrom zu Thrombenbildungen distal der Skalenuslücke, in einer aneurysmatisch erweiterten A.<br />

subclavia mit arterioarteriellen Embolien in die Fingerspitzen.<br />

Kostoklavikularsyndrom: Ähnliche Beschwerden wie beim Skalenussyndrom, zusätzlich noch Zeichen einer<br />

venösen Stauung durch verminderten Rückfluss der V. subclavia.<br />

file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to014840.html[12.10.2010 07:11:16]


PDF 00886<br />

Hyperabduktionssyndrom: Subjektiv bestehen zunächst Parästhesien, einschlafende Hände <strong>und</strong> Raynaud-<br />

Erscheinungen, insbesondere wenn beim Schlafen die Arme über den Kopf gelegt werden. Selten finden sich<br />

objektiv Ausfallerscheinungen, da die Beschwerden meistens nach Korrektur der Armposition vollständig<br />

sistieren.<br />

Diagnostik<br />

a. Anamnese <strong>und</strong> klinische Untersuchung.<br />

b. Tests: Bei diesen Tests wird auf Stenosegeräusche der A. subclavia <strong>und</strong> auf das Verschwinden des<br />

Radialispulses in den verschiedenen Kopf- <strong>und</strong> Armstellungen geachtet.<br />

1. Skalenussyndrom: Drehen des Kopfs <strong>und</strong> Heben des Kinns zur Seite der Kompression mit gleichzeitiger<br />

tiefer Inspiration (Adson-Test).<br />

2. Kostoklavikularsyndrom: passives Herunterziehen der Schulter.<br />

3. Hyperabduktionssyndrom: Hyperabduktion des Arms.<br />

c. Neurophysiologische Untersuchung: Pathologische Bef<strong>und</strong>e im Sinne von Spontanaktivität oder<br />

neurogenen Veränderungen in der Muskulatur der C8 <strong>und</strong> TH1 innervierten Muskulatur. Ein Normalbef<strong>und</strong><br />

in der paravertebralen Muskulatur stützt die Diagnose eines <strong>Thoracic</strong>-<strong>outlet</strong>-<strong>Syndrom</strong>s.<br />

d. Somatosensorisch evozierte Potentiale nach Ulnarisstimulation mit Ableitung der Latenzzeiten am Erb-<br />

Punkt <strong>und</strong> unteren Halsmark.<br />

e. Radiologische Diagnostik: anteroposteriore Aufnahme der Halswirbelsäule mit Aufnahme der oberen<br />

Thoraxapertur, zu achten ist auf verlängerte Querfortsätze <strong>und</strong> Halsrippen.<br />

f. Eventuell Angiographie.<br />

g. Doppler-Sonographie.<br />

Differenzialdiagnose<br />

Sonstige Schädigungen des Plexus, z. B. Tumoren, Schulteramyotrophie, Sulcus-ulnaris-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Therapie<br />

Konservative/symptomatische Therapie<br />

Meidung von Überkopfarbeiten <strong>und</strong> Tragen von Lasten bei herabhängendem Arm. Krankengymnastische<br />

Übungsbehandlung zur Haltungsverbesserung, Kräftigung der Schultermuskulatur, Mobilisationstechniken,<br />

ergonomische Beratung.<br />

Operative Therapie<br />

Kritische Indikationsstellung.<br />

Skalenussyndrom: eventuell Skalenektomie, selten Entfernung der 1. Rippe notwendig, Lösung fibröser<br />

Bänder.<br />

Kostoklavikularsyndrom: Resektion der 1. Rippe.<br />

Hyperabduktionssyndrom: selten operative Therapie notwendig bei schweren Fällen Verlegung der Insertion<br />

des M. pectoralis minor.<br />

Bewertung<br />

Die Indikation zur operativen Therapie sollte stets sehr kritisch gestellt werden. Das Hyperabduktionssyndrom<br />

muss so gut wie nie operiert werden. Auch das Kostoklavikularsyndrom stellt selten eine Operationsindikation<br />

dar, wenn, dann ist die Resektion der 1. Rippe die Methode der Wahl, während diese beim Skalenussyndrom<br />

meist nicht reseziert werden muss.<br />

Nachsorge<br />

Physiotherapie<br />

Autor<br />

Iris Reuter<br />

file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to014840.html[12.10.2010 07:11:16]

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