Chondromalacia patellae - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...
Chondromalacia patellae - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...
Chondromalacia patellae - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
drucken PDF<br />
PDF 00441<br />
<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />
<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
<strong>Chondromalacia</strong> <strong>patellae</strong><br />
Synonyme<br />
Osteopathia <strong>patellae</strong>; Retropatellarer Knorpelschaden<br />
Englischer Begriff<br />
<strong>Chondromalacia</strong> of the patella<br />
Definition<br />
Bei der <strong>Chondromalacia</strong> <strong>patellae</strong> besteht eine umschriebene retropatellare Knorpelerweichung. Hierbei werden<br />
die Schmerzen in verschiedenen anatomischen Strukturen mit Ausnahme des nicht innervierten hyalinen<br />
Knorpels ausgelöst.<br />
Pathogenese<br />
Ursache der retropatellaren Knorpelschädigung ist ein Missverhältnis zwischen Belastung <strong>und</strong> Belastbarkeit des<br />
femoropatellaren Gelenks. Dies kann verschiedene Ursachen haben: Durch Form- <strong>und</strong> Stellungsfehler der<br />
Patella steigt der patellotrochleare Anpressdruck; durch besondere sportliche oder berufliche Belastung kann<br />
das femoropatellare Gelenk mehr belastet sein; weiterhin kommen traumatische Faktoren wie<br />
Knorpelkontusionen oder Inkongruenzen nach Frakturen in Betracht. Ein Genu valgum kann wie auch ein<br />
Rotationsfehler den patellotrochlearen Anpressdruck erhöhen.<br />
Ist die Belastbarkeitsgrenze des hyalinen Knorpels überschritten, kommt es zur Erweichung, zum Aufbrechen<br />
<strong>und</strong> schließlich zum Knorpelverlust.<br />
Symptome<br />
Richtungweisend ist die Lokalisation der Schmerzen in den vorderen Abschnitt des Kniegelenks mit<br />
Schmerzverstärkung durch Berg- <strong>und</strong> Treppabgehen, nach längerem Sitzen oder beim Übergang von einer<br />
körperlich wenig aktiven Lebensweise zu hoher Belastung, beispielsweise Urlaubsbeginn.<br />
Diagnostik<br />
Klinisch kann die Chondromalazie durch eine vermehrte retropatellare Krepitation identifiziert werden, ebenso<br />
kann sich abriebbedingt ein Erguss bilden. Des Weiteren kann bei der klinischen Untersuchung ein<br />
Patellaandruckschmerz auslösbar sein, der verstärkt wird durch Anspannen des M. quadriceps femoris bei<br />
passiv fixierter Patella (Zohlen-Zeichen).<br />
Im seitlichen Röntgenbild kann eine vermehrte subchondrale Sklerosierung erkennbar sein; in den<br />
Tangentialaufnahmen bei 30°-, 60°- <strong>und</strong> 90°-Flexion wird beurteilt, ob die Kniescheibe verkippt oder<br />
lateralisiert (Malalignment).<br />
Der Knorpel kann in der Kernspintomographie dargestellt werden; allerdings ist die Knorpelqualität durch die<br />
Arthroskopie weitaus besser beurteilbar. Arthroskopisch kann die Knorpelschädigung klassifiziert werden; hierbei<br />
haben sich die Klassifikationen nach Lindberg <strong>und</strong> Outerbridge durchgesetzt.<br />
Differenzialdiagnose<br />
Differentialdiagnostisch kommen alle weiteren Ursachen für ein femoropatellares Schmerzsyndrom in Betracht.<br />
Häufig bestehen mechanische Überlastungen der an der Patella inserierenden Strukturen, insbesondere der<br />
Quadrizeps- <strong>und</strong> Patellarsehne (siehe Patellaspitzensyndrom). Ferner können Bursitiden der Bursa prä- oder<br />
infrapatellaris ähnliche Symptome hervorrufen.<br />
Therapie<br />
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to005890.html[12.10.2010 06:58:53]
PDF 00441<br />
Akuttherapie<br />
Zunächst sollte mit einer konservativen Behandlung begonnen werden; bei bleibenden Beschwerden kann<br />
allerdings ein operatives Vorgehen notwendig werden.<br />
Konservative/symptomatische Therapie<br />
Zunächst sollte die Belastung reduziert werden (Verzicht auf Belastung unter Kniebeugung; kein Bergabgehen).<br />
Des Weiteren muss eine intensive krankengymnastische Beübung, insbesondere zur Kräftigung des M. vastus<br />
medialis erfolgen. Physikalische Maßnahmen wie Kryo- oder Wärmebehandlung, Iontophorese oder Ultraschall<br />
können durchgeführt werden.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Neben lokalen Salbenanwendungen mit Antiphlogistika ist die systemische Therapie mit nicht-steroidalen<br />
Antirheumatika sinnvoll.<br />
Operative Therapie<br />
Bei persistierenden Beschwerden trotz konsequenter konservativer Therapie kann die diagnostische<br />
Arthroskopie indiziert sein. Bei entsprechenden Knorpelläsionen können dann die Mikrofrakturierung oder<br />
ähnliche knorpelchirurgische Maßnahmen sinnvoll sein. Der Nutzen einer alleinigen Knorpelglättung bleibt<br />
umstritten <strong>und</strong> erscheint nur bei instabilen Knorpelfragmenten wichtig. Bei nachvollziehbarer biomechanischer<br />
Ursache der Beschwerden durch ein Malalignment der Patella sind rezentrierende Operationen möglich. Durch<br />
die Spaltung des lateralen Retinakulums kann bei nicht zu stark ausgeprägten Fällen eine verbesserte<br />
Kongruenz des Gelenks sowie ein verminderter Anpressdruck erreicht werden. Dieser Eingriff kann mit einer<br />
medialen Raffung verb<strong>und</strong>en werden.<br />
In stärker ausgeprägten Fällen kann die Versetzung der Tuberositas tibiae durchgeführt werden mit dem Ziel<br />
der Druckentlastung durch Ventralisierung <strong>und</strong> Zentrierung durch Medialisierung. Eingriffe dieser Art sollten mit<br />
einer lateralen Retinakulumspaltung kombiniert werden. Verschiedene Operationstechniken hierfür wurden<br />
beschrieben, z. B. Operation nach Fulkerson, Operation nach Elmslie-Trillat.<br />
Bei fortgeschrittener Arthrose kann eine isolierte Alloarthroplastik bis hin zur Patellektomie erfolgen.<br />
Nachsorge<br />
Nach reinen Weichteileingriffen sollte eine frühfunktionelle Nachbehandlung erfolgen, insbesondere nach<br />
Mikrofrakturierung sollte eine zusätzliche Behandlung mit kontinuierlicher passiver Mobilisation auf der<br />
Motorschiene erfolgen. Nach Versetzung der Tuberositas tibiae muss bis zur sicheren knöchernen<br />
Konsolidierung die betroffene Extremität (teil-)entlastet werden. Auch nach operativen Eingriffen darf im<br />
Rahmen der Nachbehandlung die krankengymnastische Kräftigung des M. vastus medialis nicht vernachlässigt<br />
werden.<br />
Autor<br />
Matthias Kusma<br />
file:///D|/RAW_TEST/all_pdf_drafts/to005890.html[12.10.2010 06:58:53]