Ausgabe 2006 - Universität Koblenz · Landau
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AUF GENETISCHER SPURENSUCHE IN WILDSCHWEINPOPULATIONEN<br />
zunehmenden Population lassen sich derzeit messen: Erlegten<br />
in Rheinland-Pfalz die Jäger in den 70er Jahren bis zu<br />
5.000 Tiere, liegt die Zahl der Abschüsse heute bei mehr als<br />
dem Zehnfachen. Der jüngste Rekord lag bei 66.675 Tieren<br />
im Jagdjahr 2003/2004.<br />
DIE METHODE<br />
Behutsam setzt Ivan Nikolov, Doktorand am <strong>Landau</strong>er Institut<br />
für Umweltwissenschaften, die Mikrotiterplatte in den<br />
neuen Kapillar-Sequenzer ein. Nach kurzen Startschwierigkeiten<br />
surrt das Gerät leise los. In den kommenden zwölf<br />
Stunden wird das Gerät 96 Gen-Proben analysieren und die<br />
Daten zur Auswertung direkt in den angeschlossenen PC einspeisen.<br />
„Wildschweine sind sehr intelligente Tiere und lassen sich<br />
aufgrund ihrer versteckten Lebensweise nur schwer zählen“,<br />
erklärt Biologe Schulz. „Wir setzen deshalb auf eine nichtinvasive<br />
Methode, bei der wir Genmaterial sammeln, ohne<br />
dabei in die Lebensgewohnheiten der Tiere einzugreifen.“ Ab<br />
Januar werden in einem Versuchsgebiet von 4.000 Hektar im<br />
Forstbezirk Hinterweidenthal rund 20 Haarfänger an Futterstellen<br />
aufgebaut. Schlüpft ein Tier unter diesen Draht-Konstruktionen<br />
durch, um an die Futterstelle zu gelangen, bleiben<br />
einzelne Haare darin hängen. Diese Borstenproben<br />
werden anschließend im Labor molekulargenetisch untersucht.<br />
Seit August 2005 läuft am Institut für Umweltwissenschaften<br />
am Campus <strong>Landau</strong> in Kooperation mit der Forschungsanstalt<br />
für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-<br />
Pfalz ein dreijähriges Projekt, in dem Forstwissenschaftler<br />
Nikolov und Projektleiter Dr. Holger Schulz ein kosteneffizientes,<br />
molekulargenetisches Verfahren zur Bestimmung von<br />
Wildschweinbeständen entwickeln wollen.<br />
DER HINTERGRUND<br />
In den vergangenen Jahrzehnten hat der Bestand an<br />
Schwarzwild um ein Vielfaches zugenommen, darin sind sich<br />
Waldökologen, Forstwirte und Jäger einig. Milde Winter,<br />
häufige Eichel- und Buchenmasten und nicht zuletzt die<br />
Jäger selbst, die die Tiere oft mit zu viel Mais anfüttern, sorgen<br />
für die hohen Vermehrungsraten, die sich mittlerweile<br />
zu einem Problem mit weit reichenden Folgen auswachsen:<br />
zunehmende Schäden in der Landwirtschaft, steigende Wildunfallzahlen<br />
und immer wieder Ausbrüche von Seuchen wie<br />
zuletzt der Schweinepest in der Eifel und der Pfalz. Doch<br />
bislang fehlen valide Bestandszahlen für ein effektives Wildbestandsmanagement.<br />
Lediglich Folgeerscheinungen der<br />
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