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Diplomarbeiten in der AE Methodenlehre (Stand: 05.11.2013) (1 ...

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<strong>Diplomarbeiten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>AE</strong> <strong>Methodenlehre</strong><br />

(<strong>Stand</strong>: <strong>05.11.2013</strong>)<br />

(1) Psychologische Korrelate dispositioneller Opfersensibilität (Gollwitzer)<br />

Menschen unterscheiden sich h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Sensibilität für Ungerechtigkeit zu eigenen Ungunsten<br />

(„Opfersensibilität“). Interessanterweise sche<strong>in</strong>t Opfersensibilität e<strong>in</strong> zweischneidiges Schwert<br />

zu se<strong>in</strong>: Hoch-Opfersensible halten moralische Pr<strong>in</strong>zipien für s<strong>in</strong>nvoll und wichtig, und sie s<strong>in</strong>d<br />

auch bereit, diese Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> ihrem eigenen Verhalten anzuwenden; aber an<strong>der</strong>erseits befürchten<br />

sie auch, von an<strong>der</strong>en Menschen betrogen, belogen und h<strong>in</strong>tergangen zu werden. Die genauen psychologischen<br />

Bestandteile dieser latenten Sorge („fear of be<strong>in</strong>g exploited“) s<strong>in</strong>d bislang noch nicht<br />

h<strong>in</strong>reichend beschrieben. Beispielsweise ist noch nicht geklärt, auf welche sozialen H<strong>in</strong>weisreize<br />

genau Ungerechtigkeitssensible sensibel reagieren. Dies soll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diplomarbeit näher untersucht<br />

werden. Beispielsweise könnte die folgende Frage beantwortet werden: Reagieren Hoch-<br />

Opfersensible stärker als Niedrig-Opfersensible auf Gerüche, die mit „Unvertrauenswürdigkeit“<br />

assoziiert s<strong>in</strong>d (z.B. kalter Zigarettenrauch)? Reagieren sie ebenfalls stärker auf Gerüche, die Vertrauenswürdigkeit<br />

suggerieren (z.B. Babyöl)?<br />

(2) Strafurteile im Intergruppenkontext (Lemmer)<br />

Forschungsbefunde zur Ansicht über e<strong>in</strong>e angemessene Strafe für die Verletzung moralischer o<strong>der</strong><br />

gesetzlicher Normen zeigen, dass die Form sowie das Ausmaß <strong>der</strong> vorgeschlagenen Strafe entscheidend<br />

von <strong>der</strong> Gruppenmitgliedschaft des Täters bee<strong>in</strong>flusst werden. Die konzeptuelle Beziehung<br />

ist dabei noch nicht endgültig geklärt. E<strong>in</strong>ige Studien zeigen e<strong>in</strong>en „black sheep effect“, dabei<br />

wird e<strong>in</strong> Mitglied <strong>der</strong> Ingroup stärker bestraft als e<strong>in</strong> Outgroup-Täter. Demgegenüber zeigen an<strong>der</strong>e


Studien e<strong>in</strong>en „Milde-Effekt“, d.h. Täter, die <strong>der</strong> Ingroup angehören, werden weniger hart bestraft<br />

als Täter, die e<strong>in</strong>er Outgroup angehören. Die vorhandene Literatur weist diesbezüglich auf verschiedene<br />

mögliche Mo<strong>der</strong>atorvariablen h<strong>in</strong> (z.B. die Autoritarismusneigung des Urteilenden, Statusunterschiede<br />

zwischen In- und Outgroup etc.). Durchgeführt werden soll e<strong>in</strong>e Meta-Analyse zur<br />

Integration <strong>der</strong> vorhandenen Primärforschung. Dabei sollen nach Möglichkeit auch Mo<strong>der</strong>atoreffekte<br />

überprüft werden. Gegenstand <strong>der</strong> Meta-Analyse s<strong>in</strong>d experimentelle Studien mit dem Strafmaß<br />

als abhängiger Variablen.<br />

(3) Harmonie o<strong>der</strong> Gerechtigkeit? Der Zusammenhang zwischen Intergruppenkontakt und<br />

kollektivem Handeln (Christ)<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl von Untersuchungen unterstützt die Annahme e<strong>in</strong>er positiven Wirkung von Intergruppenkontakt<br />

auf Intergruppene<strong>in</strong>stellungen, sowohl für Mitglie<strong>der</strong> von bevorteilten wie auch für<br />

Mitglie<strong>der</strong> von benachteiligten Gruppen. Aktuelle Untersuchungen zeigen aber auch, dass Intergruppenkontakt<br />

gleichzeitig die Bereitschaft zu kollektivem Handeln bei Mitglie<strong>der</strong>n von benachteiligten<br />

Gruppen m<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Intergruppenkontakt bei Mitglie<strong>der</strong>n von bevorteilten Gruppen führt<br />

zwar zu positiveren Intergruppene<strong>in</strong>stellungen, die Unterstützung von politischen Maßnahmen zur<br />

Gleichstellung <strong>der</strong> benachteiligten Gruppen bleibt aber unbee<strong>in</strong>flusst. Intergruppenkontakt erhöht<br />

also die Harmonie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft, führt aber nicht zu e<strong>in</strong>em höheren Maß an Gerechtigkeit. In<br />

<strong>der</strong> Diplomarbeit soll untersucht werden, unter welchen Umständen Intergruppenkontakt nicht nur<br />

E<strong>in</strong>stellungen verbessert, son<strong>der</strong>n auch aktives Handeln zur Verbesserung <strong>der</strong> Position von benachteiligten<br />

Gruppen för<strong>der</strong>t, sowohl auf Seiten <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>n von bevorteilten wie auch von benachteiligten<br />

Gruppen. Dazu sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt standardisierte Querschnittbefragungen<br />

durchgeführt werden.


(4) Konsequenzen moralischer Erschöpfung (Süssenbach)<br />

E<strong>in</strong> Herz für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Brot für die Welt, Ärzte ohne Grenzen, Bettler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Marburger Oberstadt:<br />

Die Möglichkeiten zu helfen s<strong>in</strong>d unbegrenzt, die Mittel dazu schon. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit soll<br />

untersucht werden, welche Auswirkung die Konfrontation mit solchen Hilfeanliegen hat, ob und<br />

unter welchen Umständen sie zu e<strong>in</strong>em Gefühl moralischer Erschöpfung führen. Mögliche Konsequenzen<br />

dieser moralischen Erschöpfung sollen <strong>in</strong> den Blick gefasst werden (Reduktion des „moral<br />

circle“ – dem Kreis von Personen gegenüber dem man sich moralisch verantwortlich fühlt; Reduktion<br />

/ Verschiebung moralischen Handelns).<br />

(5) Ambivalenter Sexismus und Verhalten (Süssenbach)<br />

In <strong>der</strong> Theorie des ambivalenten Sexismus unterscheidet man zwischen zwei Formen sexistischen<br />

Verhaltens: Fe<strong>in</strong>dseliger Sexismus bildet dabei e<strong>in</strong>e eher offen vorgebrachte negative Evaluation<br />

von Frauen ab (z.B. „Die meisten Frauen <strong>in</strong>terpretieren harmlose Äußerungen o<strong>der</strong> Handlungen als<br />

frauenfe<strong>in</strong>dlich.“), woh<strong>in</strong>gegen wohlwollen<strong>der</strong> Sexismus sich durch E<strong>in</strong>stellungen auszeichnet,<br />

welche vom Merkmalsträger als positiv erachtet werden, aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsequenz e<strong>in</strong>em Frauenbild<br />

Vorschub leisten, welches Ungleichheiten reproduziert (z.B. ; E<strong>in</strong>e Frau sollte von ihrem Mann auf<br />

Händen getragen werden.“). In <strong>der</strong> Diplomarbeit soll <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen diesen beiden<br />

Formen von Sexismus und dem Verhalten von Männern gegenüber unterschiedlichen Typen von<br />

Frauen (Karrierefrau / traditionelle Frau) untersucht werden. Zusätzlich sollen verschiedene Mo<strong>der</strong>atoren<br />

des Zusammenhangs Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.<br />

(6) Milde für Outgroup-Täter – strategisch o<strong>der</strong> unbewusst? (Braun)<br />

Es ist e<strong>in</strong> gut gesicherter Befund, dass die Gruppenmitgliedschaft e<strong>in</strong>es Täters die Strafurteile von<br />

Laien bee<strong>in</strong>flusst. Es ist allerd<strong>in</strong>gs noch nicht abschließend geklärt, wie Outgroup-Täter im Ver-<br />

gleich zu Ingroup-Tätern bestraft werden. E<strong>in</strong>ige Studien zeigen, dass Outgroup-Täter härter be-


straft werden als <strong>in</strong> Ingroup-Täter. Studien zum „black sheep effect“ zeigen h<strong>in</strong>gegen, dass Ingroup-<br />

Täter härter bestraft werden als Outgroup-Täter. Neben <strong>der</strong> Möglichkeit, dass Ingroup-Täter gezielt<br />

härter bestraft werden, wie es beim „black sheep effect“ <strong>der</strong> Fall ist, besteht auch die Möglichkeit,<br />

dass Outgroup-Täter gezielt mil<strong>der</strong> bestraft werden als Ingroup-Täter. Wir vermuten, dass diese<br />

Milde für Outgroup-Täter als Möglichkeit dienen kann, das Image <strong>der</strong> eigenen Gruppe zu bewahren.<br />

Indem die Ingroup den Outgroup-Täter milde behandelt, kann sie zeigen, dass sie vorurteilfrei<br />

ist. In zwei Experimenten konnten wir zeigen, dass Outgroup-Täter mil<strong>der</strong> bestraft werden als Ingroup-Täter<br />

und Täter ohne Gruppenzugehörigkeit. Entsprechend unserer Annahmen verschwand<br />

<strong>der</strong> Milde-Effekt jedoch, wenn Personen zuvor an<strong>der</strong>weitig zeigen konnten, dass sie ke<strong>in</strong>e Vorurteile<br />

haben. E<strong>in</strong>e Frage, die im Rahmen e<strong>in</strong>er Diplomarbeit geklärt werden könnte, wäre ob diese Milde<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>e strategische, bewusste Reaktion ist o<strong>der</strong> ob es sich um e<strong>in</strong>e unbewusste Reaktion<br />

handelt. Dazu wäre es beispielweise möglich zu untersuchen, ob <strong>der</strong> Milde-Effekt verschw<strong>in</strong>det,<br />

wenn Personen über den Effekt <strong>in</strong>formiert werden o<strong>der</strong> wenn sie unter cognitive load gesetzt werden.<br />

(7) (Abwertende Onl<strong>in</strong>e-Kommentare und Gruppenidentität (Nauroth)<br />

Im Internet tauschen sich Menschen häufig kontrovers und emotional über bestimmte Forschungsergebnisse<br />

aus. Vor allem dann, wenn Gruppen von diesen Ergebnissen negativ betroffen s<strong>in</strong>d, wird<br />

die entsprechende Forschung von hochidentifizierten Gruppenmitglie<strong>der</strong>n manchmal sehr stark kritisiert.<br />

Beispielsweise posten hochidentifizierte Videospieler dann eher e<strong>in</strong>en negativen Kommentar,<br />

wenn <strong>der</strong> berichtete Forschungsbefund behauptet, dass gewalthaltige Bildschirmspiele e<strong>in</strong>e aggressionsför<strong>der</strong>liche<br />

Wirkung auf Videospieler haben können. Für e<strong>in</strong>e Diplom- o<strong>der</strong> Bachelorarbeit<br />

könnte e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> folgenden Fragestellungen untersucht werden:<br />

(a)<br />

För<strong>der</strong>n negative Onl<strong>in</strong>e-Kommentare an<strong>der</strong>er In-Group Mitglie<strong>der</strong> das Posten e<strong>in</strong>es eigenen<br />

negativen Kommentars<br />

In manchen Fällen sche<strong>in</strong>t die Tendenz, e<strong>in</strong>en eigenen negativen Kommentar zu posten, mit <strong>der</strong><br />

Anzahl an bereits vorher geposteten negativen Kommentaren sogar noch zuzunehmen (häufig als<br />

„shitstorm“ bezeichnet). In <strong>der</strong> Diplomarbeit soll untersucht werden, <strong>in</strong>wiefern e<strong>in</strong> negatives


Post<strong>in</strong>gverhalten tatsächlich durch bereits vorher gepostete Kommentare bee<strong>in</strong>flusst wird und ob die<br />

Gruppenmitgliedschaft <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kommentatoren für das eigene Post<strong>in</strong>gverhalten re-levant ist.<br />

(b)<br />

Wie dienen abwertende und negative Onl<strong>in</strong>e-Kommentare <strong>der</strong> Bekräftigung <strong>der</strong> eigenen<br />

Identität?<br />

Die Tendenz, e<strong>in</strong>en abwertenden Onl<strong>in</strong>e-Kommentar über e<strong>in</strong> für die Gruppenidentität bedroh-liches<br />

Forschungsergebnis zu schreiben, ist sche<strong>in</strong>bar auch durch e<strong>in</strong> Bedürfnis nach Identitäts-bekräftigung<br />

motiviert. Beispielsweise führt e<strong>in</strong>e nach <strong>der</strong> Bedrohung erfolgte Bekräftigung <strong>der</strong> sozialen Identität<br />

dazu, dass hoch-identifizierte Gruppenmitglie<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em negativen Post<strong>in</strong>g absehen. Dabei ist die<br />

Frage nach den genauen Mechanismen noch ungeklärt. In <strong>der</strong> Diplomar-beit soll daher untersucht<br />

werden, welche Mechanismen für die identitätsbekräftigende Wirkung e<strong>in</strong>es negativen Kommentars<br />

verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />

(8) Die schwere Last <strong>der</strong> kollektiven Schuld (Sjöström)<br />

Zahlreiche Beispiele aus <strong>der</strong> Geschichte zeigen, dass durch die Taten e<strong>in</strong>zelner Akteure ganze<br />

Gruppen Schuld auf sich laden. Dies geschieht ohne unmittelbare Beteiligung an<strong>der</strong>er Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

an <strong>der</strong> ursprünglichen Tat. Forschungsbefunde unterstützen diese Annahme und zeigen darüber<br />

h<strong>in</strong>aus, dass die Zuschreibung e<strong>in</strong>er solchen kollektiven Schuld umso größer ist, je kohäsiver<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe wahrgenommen wird. Die Zuweisung von Schuld und Verantwortung geht dabei u.a.<br />

mit Rückschlüssen über die <strong>in</strong>direkte Beteiligung an<strong>der</strong>er Mitglie<strong>der</strong> beim Zustandekommen des<br />

Vergehens e<strong>in</strong>her (z.B. durch Motivierung o<strong>der</strong> fehlende Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Tat). Was aber passiert,<br />

wenn sich die Tätergruppe, also die „Träger<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schuld“, auflöst? Kann dies die e<strong>in</strong>zelnen Mitglie<strong>der</strong><br />

von ihrer Mitschuld befreien o<strong>der</strong> tragen sie diese weiter? Im Rahmen <strong>der</strong> Diplomarbeit soll<br />

untersucht werden, ob und unter welchen Umständen, Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er solchen Gruppe von <strong>der</strong><br />

ihnen zugeschriebenen Schuld befreit werden.

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