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Elektrophorese - Unics.uni-hannover.de - Leibniz Universität ...

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<strong>Elektrophorese</strong><br />

Teil 1<br />

Skript zur Vorlesung „Grundlagen <strong>de</strong>r Analytik I“<br />

im MSc-Studiengang Analytik<br />

Prof. C. Vogt, <strong>Leibniz</strong> Universität Hannover 11.1.2007


Literatur<br />

„Analytical Isotachophoresis“<br />

P. Bocek, M. Deml, P. Gebauer, V. Dolnik, VCH, Weinheim, 1988<br />

„Gelelektrophorese“<br />

R. Westermeier, In Analytiker Taschenbuch, Bd. 7, Springer-Verlag, Berlin<br />

„Isoelektrische Fokussierung“<br />

R. Westermeier, In Analytiker Taschenbuch, Bd. 7, Springer-Verlag, Berlin<br />

„Capillary Electrophoresis: Principle and Practice“<br />

R. Kuhn, S. Hoffstetter-Kuhn, Springer Laboratory, Berlin, 1993<br />

„Handbook of Capillary Electrophoresis“<br />

Ed. J. P. Lan<strong>de</strong>rs, CRC Press, Boca Raton, 1997<br />

“Advances in Electrophoresis”, Serie, Band 1, 2 und 6<br />

Eds. A. Chrambach, M. J. Dunn, B. J. Radola, VCH, Weinheim, 1987-1993


Glie<strong>de</strong>rung<br />

Grundlagen<br />

geschichtlicher Überblick<br />

wichtige Größen<br />

Trennprinzipien<br />

Zonenelektrophorese (ZE)<br />

Isotachophorese (ITP)<br />

Isoelektrische Fokussierung (IEF)<br />

technische Realisierungen<br />

Kapillarelektrophorese<br />

Aufbau, apparative Komponenten<br />

Puffersysteme und Additive<br />

Mizellare Elektrokinetische Kapillarchromatographie (MEKC)<br />

Gelelektrophorese


Historische Entwicklung<br />

1791 Faraday Elektrolysegesetze<br />

1853 Hittorf Überführungszahlen<br />

1877 Helmholtz Elektroosmose<br />

1887 Arrhenius Dissoziationstheorie<br />

1897 Kohlrausch Regulierungsfunktion<br />

1930 Tiselius Versuche zur <strong>Elektrophorese</strong> <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Grenzflächen / erste reproduzierbar arbeiten<strong>de</strong><br />

Apparatur durch Kühleinheit / 1948 Nobelpreis<br />

1960 Hjerten <strong>Elektrophorese</strong> <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Grenzflächen<br />

erstmals in Kapillaren (i.D. 0,3 cm)<br />

1967 Hjerten Theorie <strong>de</strong>r trägerfreien Zonenelektrophorese<br />

1968 Everaerts erste kommerzielle Isotachophoreseapparatur<br />

1979 Mikkers Kapillarzonenelektrophorese<br />

1987 Fa. Beckman erste kommerzielle Kapillarzonenelektrophoreseapparatur


Elektrophoretische Trennverfahren<br />

Wan<strong>de</strong>rung gela<strong>de</strong>ner Teilchen in einem elektrischen Feld<br />

Mobilität eines Teilchens hängt von Ladung und Radius ab<br />

Analyten mit unterschiedlichen Mobilitäten im Feld wan<strong>de</strong>rn<br />

unterschiedlich schnell und wer<strong>de</strong>n dadurch getrennt<br />

Trenneffekte sind vom Medium (Trennpuffer) abhängig<br />

Möglichkeit <strong>de</strong>r Analyse neutraler Verbindungen durch WW<br />

mit gela<strong>de</strong>nen Pufferzusätzen


Einteilung elektrophoretischer Verfahren<br />

Einteilungskriterium<br />

Getrennte Stoffmenge<br />

Trennprozess<br />

Stabilisierungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Trennprinzip<br />

Potentialgradient<br />

Trenntechnik<br />

analytisch, mikropreparativ, preparativ<br />

kontinuierlich, Stufenweise<br />

tragerfrei, mit Trägermedium, Kapillare,<br />

Gele<br />

nur Migration<br />

Migration und WW mit Trägermedium<br />

Migration, WW mit Trägermedium und<br />

Diffusion<br />

Migration und Verteilung<br />

Hochspannung, Nie<strong>de</strong>rspannung<br />

Zonen<br />

wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Grenzflächen<br />

Isotachophorese<br />

Fokussierung


Einteilung elektrophoretischer Verfahren<br />

Zonenelektrophorese<br />

Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Grenzflächen / Isotachophorese<br />

Isoelektrische Fokussierung<br />

Kombinationen mit weiteren Trenneffekten<br />

Mizellare Elektrokinetische Kapillarchromatographie<br />

Gelelektrophorese


Trennprinzipien<br />

Zonenelektrophorese<br />

(C)ZE<br />

Isoelektrische<br />

Fokussierung<br />

IEF<br />

Puffer homogene ZSS Gemisch von<br />

Ampholyten<br />

E / pH homogen Kontinuierlicher<br />

Gradient<br />

Isotachophorese<br />

ITP<br />

Zwei Elektrolyte<br />

Stufenförmiger<br />

Gradient<br />

Probe<br />

Keine Begrenzung<br />

Für Molekulargewicht<br />

Kationen, Anionen,<br />

Neutralverbindungen<br />

Ampholyte, pI<br />

µ T<br />

< µ S<br />

< µ L<br />

nur eine Ionenart<br />

Wichtige Verfahren in kapillaren Trennsystemen:<br />

Kapillarzonenelektrophorese (CZE), Micellare Elektrophoretische Kapillarchromatographie (MEKC),<br />

Kapillargelelektrophorese (CGE)


Zonenelektrophorese<br />

Trägermaterial → Papier o<strong>de</strong>r Dünnschicht<br />

Celluloseacetat (Filterpapier)<br />

Nitrocellulose<br />

Ionenaustauscher<br />

Aluminiumoxid, Titaniumoxid<br />

Trägerfrei → Kapillare<br />

eindimensional / zweidimensional<br />

vom Trägermaterial verursachte Effekte<br />

Joul´sche Wärme<br />

Elektroosmose<br />

Adsorption<br />

Diffusion


Trägermaterialien für die Zonenelektrophorese<br />

Papier<br />

Filme<br />

Gele<br />

Papier- und Dünnschichtelektrophorese<br />

heute kaum noch gebräuchlich (bessere Trennung und höhere Beladbarkeit<br />

von Agarose- und PAA-Gelen)<br />

Silikagel-Platten in Puffertanks<br />

Celluloseacetatmembran (große Poren, daher schlechte Auftrennung für<br />

Proteine) – Trenneffekt basiert vollständig auf Ladungsdichte; aber<br />

einfaches Handling<br />

I<strong>de</strong>al – einstellbare, regelmäßige Porengröße, chemische Inertheit, keine<br />

Elektroosmose<br />

Stärke (seit 1955) – 5-10 mm dick, geringe Reproduzierbarkeit,<br />

unpraktisches Handling <strong>de</strong>r Gele<br />

Agarose – charakterisiert durch Schmelzpunkt und Ausmaß <strong>de</strong>r<br />

auftreten<strong>de</strong>n Elektroosmose, Porengröße abhängig von Konzentration (150-<br />

500 nm)<br />

Polyacrylamid – seit 1959, chemisch inert, mechanisch stabil, wenig<br />

Elektroosmose<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Porengröße bei Synthese möglich


Zonenelektrophorese<br />

Trennprinzip für Trägersysteme (schematisch)<br />

v<br />

i<br />

=<br />

u<br />

i<br />

⋅E


Zonenelektrophorese<br />

Trennprinzip für trägerfreie Systeme (Kapillare)<br />

v<br />

i<br />

=<br />

u<br />

i<br />

⋅E


Isotachophorese<br />

zwei Puffer - Leitelektrolyt (L) / Terminator (T)<br />

µ L,eff<br />

> µ i,eff<br />

> µ T,eff<br />

L<br />

Gesetz von Kohlrausch<br />

c x<br />

= c L<br />

⋅<br />

µ<br />

x<br />

µ<br />

x<br />

− µ<br />

G<br />

⋅<br />

µ<br />

L<br />

− µ<br />

µ<br />

G<br />

X … Probeion, G … Gegenion, L … Leition<br />

je geringer die Mobilität von x, <strong>de</strong>sto geringer ist auch seine<br />

Konzentration in <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Zone<br />

die Konzentration <strong>de</strong>s Probeions in seiner Zone richtet sich nach <strong>de</strong>r<br />

Konzentration <strong>de</strong>s Leitions<br />

das Gegenion G ist in je<strong>de</strong>r Zone in entsprechen<strong>de</strong>r Menge vorhan<strong>de</strong>n<br />

⎛ µ<br />

G,L<br />

⎞ ⎛ µ<br />

G, X<br />

⎞ ⎛ µ<br />

G,T<br />

⎞<br />

c<br />

G ,L<br />

⋅⎜1−<br />

⎟ = c<br />

G, X<br />

⋅⎜1−<br />

⎟ = c ⎜<br />

G,T<br />

⋅ 1−<br />

⎟ =<br />

⎝ µ<br />

L,L ⎠ ⎝ µ<br />

X, X ⎠ ⎝ µ<br />

T,T ⎠<br />

konst.


Isotachophorese<br />

Auswahl <strong>de</strong>r Elektrolytlösungen<br />

<br />

Löslichkeit und Stabilität<br />

1-10 mM (wasserlöslich), alternativ Zugabe organischer LM<br />

Auswahl Gegenion – Redoxprozesse, Fällung vermei<strong>de</strong>n<br />

<br />

Ionisierung und Pufferung<br />

Dissoziationsgrad ≥ 10 % notwendig für ausreichen<strong>de</strong>n µ eff<br />

-Effekt<br />

sinnvolle Grenze pH LE<br />

≈ pK A<br />

±1 und pK B<br />

±1


Isotachophorese<br />

v<br />

i<br />

=<br />

u<br />

i<br />

⋅E


Isotachophorese<br />

Trennung <strong>de</strong>r Lanthani<strong>de</strong>n<br />

Elektrolytsystem:<br />

Leitelektrolyt: 2.7 mM KOH + 1.5 mM α-Hydroxyisobuttersäure + Essigsäure (pH 4.92) +<br />

0.0025 % PVA<br />

Terminator: β-Alanin<br />

Detektion: Potentialgradient<br />

Probe: 5 nmol je Element<br />

L<br />

4<br />

3<br />

1 2<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s komplexieren<strong>de</strong>n<br />

Gegenions<br />

L K +<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

E<br />

T<br />

t /min<br />

1 Na +<br />

2 La 3+<br />

3 Ce 3+<br />

4 Pr 3+<br />

5 Nd 3+<br />

6 Sm 3+<br />

7 Eu 3+<br />

8 Gd 3+<br />

9 Tb 3+<br />

10 Dy 3+<br />

11 Ho 3+<br />

12 Er 3+<br />

13 Tm 3+<br />

14 Yb 3+<br />

15 Lu 3+<br />

T β-Alanin


Elektrolytsysteme<br />

Kontinuierlich<br />

Diskontinuierlich<br />

E 2<br />

T<br />

E 1<br />

L<br />

v = µ . E


Isoelektrische Fokussierung<br />

Ampholyte mit Isoelektrischem Punkt<br />

Immobilisiert o<strong>de</strong>r frei<br />

1<br />

pH = ⋅ pK S + pK B<br />

2<br />

( )<br />

Trägermaterial : Polyacrylamid (PAGE), Sepha<strong>de</strong>x<br />

Kovalente Bindung <strong>de</strong>r Ampholyte an die Gelmatrix<br />

pH bleibt über gesamte Trennung konstant<br />

Gradient vorausberechenbar - damit anpassbar an Analysenproblem<br />

extrem hohe Auflösung erreichbar (bis 0,01 pH/cm)<br />

Trägerfrei :<br />

Dichtegradienten (Sucrose), Freie Lösung


Isoelektrische Fokussierung<br />

bei niedrigem pH<br />

R-COO - + H + → R-COOH<br />

R-NH 2 + H + → R-NH 3<br />

+<br />

bei hohem pH R-COOH → R-COO - + H+<br />

R-NH 3+ → R-NH 2 + H +<br />

pH = pI B<br />

pH = pI A


Isoelektrische Fokussierung<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s pH-Gradienten für die IEF


Isoelektrische Fokussierung<br />

Grundstrukturen von Trägerampholyten<br />

Polyamino-Polycarbonsäuren<br />

N N<br />

x<br />

freie Trägerampholyte<br />

R = H<br />

COOH<br />

NR 2<br />

COOH<br />

x = 2 o<strong>de</strong>r 3<br />

Acrylamid-Derivate H 2<br />

C<br />

NH immobilisierte Ampholyte<br />

CH 3 O R<br />

R = R =<br />

N<br />

CH 3<br />

O<br />

SO H<br />

3<br />

COOH<br />

H 5 C 2<br />

N + C 2H 5<br />

C 2 H 5<br />

sauer<br />

basisch


Isoelektrische Fokussierung<br />

Agarose-IEF mit Elektro<strong>de</strong>n- und Probeaufgabe-Streifen<br />

Struktur <strong>de</strong>r Agarose<br />

und <strong>de</strong>s bei <strong>de</strong>r<br />

Polymerisation<br />

gebil<strong>de</strong>ten Gels


Isoelektrische Fokussierung<br />

IEF von Isoformen <strong>de</strong>s<br />

α-Antitrypsin (Protease-Inhibitor)<br />

in immobilisiertem pH-Gradient<br />

pH 4.0 – 5.0<br />

IEF von Kartoffelsaft<br />

unterschiedlicher<br />

Kartoffelarten in einem<br />

Polyacrylamidgel<br />

(angefärbt mit Coomassie<br />

Brilliant Blue)


Kombinierte Prinzipien - 2D<br />

Erste Dimension → IEF mit<br />

immobilisiertem pH-Gradienten<br />

pH 3-12 in 24 cm langem<br />

Gelstreifen<br />

Zweite Dimension →<br />

SDS-PAGE<br />

In 13%igem Gel<br />

Detektion durch<br />

Silberfärbung<br />

Erste Dimension<br />

Zweite Dimension


SDS-PAGE<br />

Sodium docecylsulfate polyacrylami<strong>de</strong> gel electrophoresis<br />

Polyacrylamid-Gelelektrophorese nach SDS-Zusatz<br />

SDS über<strong>de</strong>ckt Eigenladung <strong>de</strong>s Proteins<br />

je Gramm Protein bin<strong>de</strong>n ca. 1.4 g SDS → Proteine im Gemisch mit<br />

konstanter Ladungsverteilung<br />

Sekundär- und Tertiärstrukturen wer<strong>de</strong>n in Vorbehandlung durch Brechen <strong>de</strong>r<br />

Wasserstoffbrücken und Streckung <strong>de</strong>s Moleküls aufgebrochen<br />

Disulfidbrücken wer<strong>de</strong>n durch Reduktion gespalten<br />

In anschließen<strong>de</strong>r Trennung spielt nur noch Größe eine Rolle


Trennprinzipien<br />

Zonenelektrophorese<br />

(C)ZE<br />

Isoelektrische<br />

Fokussierung<br />

IEF<br />

Puffer homogene ZSS Gemisch von<br />

Ampholyten<br />

E / pH homogen Kontinuierlicher<br />

Gradient<br />

Isotachophorese<br />

ITP<br />

Zwei Elektrolyte<br />

Stufenförmiger<br />

Gradient<br />

Probe<br />

Keine Begrenzung<br />

Für Molekulargewicht<br />

Kationen, Anionen,<br />

Neutralverbindungen<br />

Ampholyte, pI<br />

µ T<br />

< µ S<br />

< µ L<br />

nur eine Ionenart<br />

Wichtige Verfahren in kapillaren Trennsystemen:<br />

Kapillarzonenelektrophorese (CZE), Micellare Elektrophoretische Kapillarchromatographie (MEKC),<br />

Kapillargelelektrophorese (CGE)

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