Heft 3/2007 - UniversitätsVerlagWebler
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Leitung von Hochschulen und deren Untergliederungen<br />
HM<br />
Stefan Süß<br />
Grenzen einer leistungsorientierten<br />
Anreizgestaltung für Hochschullehrer<br />
Stefan Süß<br />
Mit der W-Besoldung wurde eine leistungsabhängige Entgeltkomponente<br />
für Hochschullehrer etabliert. Diese lässt<br />
sich zwar theoretisch begründen. Die genauere Analyse<br />
zeigt aber, dass an Hochschulen bislang keine optimalen<br />
Bedingungen zur Implementation einer leistungsorientierten<br />
Bezahlung herrschen. Vor diesem Hintergrund stellt die<br />
Implementierung der Leistungsorientierung in der W-Besoldung<br />
bislang in erster Linie eine Fassade dar, deren<br />
Substanz begrenzt ist. Im Aufsatz wird diese Einschätzung<br />
anhand von vier Thesen untermauert.<br />
1. Ausgangssituation<br />
Eine leistungsorientierte Anreizgestaltung für Professoren<br />
ist insbesondere seit der Dienstrechtsreform an deutschen<br />
Hochschulen ein wichtiges Thema. Während im Rahmen<br />
der C-Besoldung außer möglichen Rückverhandlungen<br />
nach Rufen an andere Universitäten keine leistungsabhängigen<br />
Entgeltbestandteile vorgesehen waren und sich eine<br />
Variabilität in der Bezahlung der Hochschullehrer lediglich<br />
aus der Altersprogression der Besoldung (Senioritätsprinzip)<br />
ergab, weist die seit 2005 geltende W-Besoldung die Möglichkeit<br />
einer echten Leistungskomponente auf, durch die<br />
für Hochschullehrer Anreize zu Mehrleistung geschaffen<br />
werden sollen.<br />
Damit folgt der Gesetzgeber – unabhängig von politischen<br />
Erwägungen – einem Trend, der sich in den letzten Jahren<br />
in der Wirtschaft recht deutlich abzeichnet: Immer mehr<br />
Arbeitnehmer in unterschiedlichen Branchen werden neben<br />
einer festen Grundvergütung variabel unter Berücksichtigung<br />
ihrer Leistung bezahlt. Den öffentlichen Sektor hat die<br />
Diskussion über eine leistungsorientierte Bezahlung bereits<br />
vor Jahrzehnten erfasst: Seit den 1970er Jahren wird über<br />
einen stärkeren Leistungsbezug in der öffentlichen Verwaltung<br />
diskutiert (Jörges-Süß <strong>2007</strong>). Erst das 1997 in Kraft getretene<br />
Dienstrechtsreformgesetz schuf eine rechtliche<br />
Grundlage zur leistungsabhängigen Besoldung von Beamten,<br />
die für Angestellte durch den seit 2005 bzw. <strong>2007</strong> geltenden<br />
Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) ermöglicht<br />
wurde.<br />
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Diskussion<br />
um einen Leistungsbezug der Bezahlung auch die<br />
Hochschulen erfasste und ihre Umsetzung in der neuen Besoldungsordnung<br />
W fand. Dabei verlieh die polemische<br />
und populistische Diskussion um „faule Professoren“ der<br />
Idee, die Besoldung der Professoren an ihre Leistung zu<br />
koppeln, öffentliche Legitimität (Eckardstein/Oechsler/<br />
Scholz 2001, S. 6). Die Einführung der W-Besoldung wurde<br />
und wird zwar stellenweise massiv kritisiert, z.B. vom Deutschen<br />
Hochschulverband, steht aber gegenwärtig offenbar<br />
nicht mehr ernsthaft in Frage. Dennoch bzw. gerade deswegen<br />
erscheint es erforderlich, die (betriebswirtschaftlichen)<br />
Grundlagen einer leistungsorientierten Bezahlung der<br />
Hochschullehrer aufzuarbeiten. Darauf aufbauend wird thesenartig<br />
auf ihre spezifischen Probleme im Hochschulbereich<br />
hingewiesen.<br />
2. Grundidee der leistungsorientierten<br />
Anreizgestaltung<br />
Theoretische Überlegungen sozialwissenschaftlicher und<br />
ökonomischer Herkunft machen übereinstimmend deutlich,<br />
dass in Organisationen Anreize erforderlich sind, um<br />
Mitarbeiter zu zielgerichtetem Verhalten zu motivieren. Die<br />
Anreize werden in einem Anreizsystem subsumiert, das alle<br />
im Wirkungsverbund bewusst gestalteten und aufeinander<br />
abgestimmten Anreize umfasst, die bei Mitarbeitern bestimmte<br />
Verhaltensweisen auslösen oder verstärken sollen<br />
(Scherm/Süß 2003, S. 124). Anreizsysteme sollen die Akquise<br />
von Mitarbeitern erleichtern und ihre Bindung an<br />
eine Organisation verstärken. Daneben dienen sie insbesondere<br />
der Erhöhung bzw. dem Erhalt der (Leistungs-)Motivation<br />
der Mitarbeiter, indem sie Mitarbeiterverhalten positiv<br />
oder negativ sanktionieren und dadurch vermitteln,<br />
welches Verhalten bzw. welche Leistung im Unternehmen<br />
erwünscht ist.<br />
Die Idee zur leistungsabhängigen Bezahlung von Mitarbeitern<br />
lässt sich theoretisch auf Grundlage der mikroökonomischen<br />
Prinzipal-Agenten-Theorie begründen. Sie fokussiert<br />
auf Verträge und deren Bedeutung im Rahmen von<br />
Austauschbeziehungen zwischen Unternehmen (Prinzipal)<br />
und Mitarbeiter (Agent). Überträgt ein Unternehmen Aufgaben<br />
und Entscheidungskompetenzen auf einen Mitarbeiter,<br />
macht es sich dessen Informationsvorsprung und Spezialkenntnisse<br />
zu Nutzen. Es besteht jedoch die Gefahr,<br />
dass Mitarbeiter ihre Informationsvorsprünge ausnutzen<br />
und – von eigenen Interessen geleitet – zum Nachteil des<br />
Unternehmens handeln. Die Überlegung, Mitarbeiter leistungsbezogen<br />
zu entlohnen, ist danach eine Reaktion auf<br />
die so genannte Prinzipal-Agenten-Problematik: Da nicht<br />
68 HM 3/<strong>2007</strong>