Zeitschrift lesen... - Höcker Gesunde Schuhe
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Leben<br />
der Prenzlauer Berg vereint großzügige Grünflächen und typische Berliner „ecken“ – hier findet kaminer seine Geschichten.<br />
Probelaufen im Schuhgeschäft könne<br />
man doch nicht vorhersagen, ob ein<br />
Schuh tatsächlich passt. Das stelle sich<br />
erst nach zwei oder drei Tagen heraus. So<br />
stapeln sich im Hause Kaminer inzwischen<br />
Sneaker, Sportschuhe und Schnürer<br />
in allen Farben und Größen. Denn<br />
mittler weile entwickelt auch Sohn Sebastian<br />
eine Passion für bunte Skater-<strong>Schuhe</strong>.<br />
Früher musste Kaminer von Behörde zu<br />
Behörde laufen und den Beamten seine<br />
Anliegen erklären. Heute läuft er am liebsten<br />
durch sein Viertel, Berlin-Prenzlauer<br />
Berg, und unterhält sich mit seinen<br />
Nachbarn. Hier kennt er jede Straßenecke,<br />
jeden Laden plus Besitzer und all ihre<br />
Geschichten mit all ihren Akteuren. Was<br />
er dabei erlebt, liefert ihm den Stoff für<br />
seine Romane und Kolumnen.<br />
Es kann aber auch schon mal passieren,<br />
dass eine seiner fiktiven Geschichten dem<br />
wahren Leben zuvorkommt. Wie<br />
beispiels weise die Geschichte der Inder,<br />
die in der Gleimstraße ihr drittes Restaurant<br />
eröffnen wollten. Da ihre beiden<br />
anderen Restaurants allerdings nicht weit<br />
waren und man in der Gegend doch die<br />
kulturelle Vielfalt fördern wollte, eröffne-<br />
8 <strong>Schuhe</strong> & Wellness<br />
ten die Inder stattdessen ein mexikanisches<br />
Restaurant. „Das waren die gleichen<br />
Inder, nur mit Sombreros. Ich dachte, das<br />
ist eine Geschichte aus meinem Buch“,<br />
erzählt Kaminer. „Aber ich habe meine<br />
schon vor zehn Jahren geschrieben, da<br />
ging es um falsche Griechen. Und jetzt ist<br />
sie wahr.“ Die Leute in Prenzlauer Berg<br />
vertrauten den als Mexikanern verkleide-<br />
ten Indern allerdings kein Stück. „Nach<br />
einigen Monaten haben sie mit dem<br />
Quatsch auch aufgehört und nun steht<br />
dort doch ein anständiges indisches Restaurant“,<br />
komplettiert Kaminer die Geschichte.<br />
Wenn er nicht durch Deutschland<br />
tourt, trifft man ihn in Prenzlauer Berg<br />
beim Joggen durch den Mauerpark oder<br />
auf dem Weg zu seinem Friseur in der<br />
Kopenhagener Straße. Wie jeder anständige<br />
Bürger des Prenzlauer Bergs macht er<br />
seinen Einkauf im Bioladen in der Schön-<br />
hauser Alle. Dort fährt er auch mal mit<br />
dem Fahrrad hin und kauft für seine<br />
Familie fettarmen Joghurt und ökologisch-nachhaltig<br />
angebautes Gemüse.<br />
Immer? „Ja, bei uns gibt es Bio“, sagt<br />
Kaminer und lacht, „aber abends, wenn<br />
wir keine Lust mehr auf gesundes Leben<br />
haben, gehen wir auch mal aus und lassen<br />
dann richtig die Sau raus.“<br />
In seinem Viertel, Prenzlauer Berg, ist Kaminer hauptsächlich<br />
zu Fuß unterwegs. Deswegen kennt er jede<br />
Straße und jeden Menschen mit seiner Geschichte.<br />
Bis zum Jahr 2011 war Kaminer überzeugter<br />
Fußgänger. Erst letzten Sommer<br />
hat der 45-Jährige zusammen mit seiner<br />
Frau Olga den Führerschein gemacht.<br />
Dazu sagt er: „Eigentlich bin ich zur<br />
Fahrschule gegangen, um meine Frau zu<br />
unterstützen. Jetzt haben wir beide einen<br />
Führerschein.“ Anlass dazu gab hauptsächlich<br />
der neue Kaminer’sche Garten.<br />
Seit 2011 haben die Kaminers einen neuen<br />
Landgarten in einer Anlage in Brandenburg,<br />
70 km von Berlin entfernt. Ihren<br />
FotoS: SteFFen jänicke (2), ManHattan VerLaG (1); text: anja Szerdi<br />
alten Schrebergarten um die Ecke haben<br />
sie abgegeben – aus einem Interessenkonflikt<br />
mit dem Gartenverein, der auf<br />
„spontaner Vegetation“ begründet war.<br />
„Meine Frau möchte die Natur als<br />
Mitgestalterin unseres Gartens haben“,<br />
erklärt er. So machten sich die Kaminers<br />
auf ins Gartenreich des nächsten Baumarktes,<br />
beluden ihren Einkaufswagen<br />
mit allem, was verfügbar war und pflanzten<br />
Bäume und Blumen in Brandenburg.<br />
Seinen Führerschein hat<br />
Wladimir Kaminer erst<br />
2011 gemacht – um zu<br />
seinem Garten auf dem<br />
Land fahren zu können.<br />
Und wenn im eigenen Garten kein Platz<br />
mehr ist, kümmert sich Wladimir Kaminer<br />
zusammen mit dem Bürgerverein in<br />
der „Initiative zur Bepflanzung des<br />
Mauerparks“ um den Baumbestand vor<br />
der eigenen Haustür. Schließlich soll seine<br />
Wahlheimat nicht nur der Schauplatz<br />
s einer Geschichten bleiben, sondern ein<br />
wohnens- und erlaufenswerter Ort.<br />
Buch-Tipp<br />
Kaminers<br />
„Onkel Wanja kommt“<br />
onkel Wanja sieht sein letztes Stündlein herannahen und er wünscht sich von<br />
seinem neffen Wladimir nur noch eines: „Bevor ich sterbe, möchte ich noch<br />
einmal die Welt bereisen. Vielleicht nicht die ganze Welt, vielleicht nur europa<br />
oder gar nur deutschland. Und auch<br />
dort nur Berlin. kurzum, schicke mir<br />
bitte eine einladung.“ Gesagt, getan.<br />
als onkel Wanja in Berlin eintrifft,<br />
machen sich die beiden zu Fuß auf<br />
den Weg zu Wladimir nach Hause. es<br />
ist ein Spaziergang durch die<br />
nächtliche Stadt voller eigentümlicher<br />
Begegnungen und unvergesslicher<br />
Betrachtungen über das<br />
Leben. Was ist gut, was böse? Was<br />
bleibt irgendwann von uns? Warum<br />
leuchtet die Hose des onkels im<br />
dunkeln? Und wo gibt es eigentlich<br />
die besten Matjes?<br />
Wladimir Kaminer „onkel Wanja<br />
kommt“ (Man hattan, 17,99€)<br />
MODE. WELLNESS. KOMFORT<br />
Ihre Füße werden<br />
Sie dafür lieben!<br />
Leben<br />
www.semler.de