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bürokratie abbauen und kooperation fördern - periskop

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Rückblick Podiumsdiskussion:<br />

„Langer Leidensweg statt<br />

schnelle Schmerztherapie?“<br />

VON DORIS NENTWICH<br />

Teilnehmer an der Podiumsdiskussion<br />

(in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Univ.-Prof. Prim. Dr. Christian Lampl,<br />

Präsident elect der ÖSG<br />

Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr,<br />

Vorstandsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer<br />

Dr. Erwin Rebhandl,<br />

Arzt für Allgemeinmedizin<br />

Mag. Dr. Hans-Jörg Schelling,<br />

Vorsitzender Hauptverband Österreichischer<br />

Sozialversicherungsträger<br />

Sabine Waste,<br />

„help 4 you company“<br />

Moderation: Doris Nentwich<br />

Schmerz ist ein bekanntes Phänomen, denn jeder kennt ihn.<br />

Wenn er aber chronisch wird, kann das Leben der Betroffenen zur<br />

Qual werden. R<strong>und</strong> 1,5 Millionen Österreicherinnen <strong>und</strong> Österreicher<br />

leiden laut der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG)<br />

unter chronischen Schmerzen. Das gehört zu den häufigsten<br />

Ursachen für Krankenstände, Berufsunfähigkeit <strong>und</strong> Frühpension.<br />

Meist ist ein Zusammenspiel von biologischen, psychischen <strong>und</strong><br />

sozialen Faktoren für das Leiden verantwortlich. Migräne <strong>und</strong><br />

Rheuma peinigen die Betroffenen oft über Jahre hinweg. So<br />

beschreibt die Mehrheit von ihnen eine solche Krankheitsgeschichte<br />

als nicht enden wollenden Leidensweg. Studien<br />

bestätigen: Innerhalb von drei Monaten suchen chronisch<br />

Schmerzkranke bis zu fünf verschiedene Ärzte auf. In vielen<br />

Fällen dauert es bis zu fünf Jahren, bis es zu einer Diagnose <strong>und</strong><br />

schließlich einer adäquaten Behandlung kommt.<br />

Unter dem Titel „Langer Leidensweg statt schnelle Schmerztherapie?<br />

Was läuft falsch im Österreichischen Ges<strong>und</strong>heitssystem?“<br />

fand im Vorfeld der 20. Wissenschaftlichen Tagung der ÖSG am<br />

31. Mai in Linz eine hochkarätige Podiumsdiskussion statt. Doris<br />

Nentwich fungierte als Moderatorin. Nach der Begrüßung der<br />

Teilnehmer, schilderte die erste Diskussionsteilnehmerin, Sabine<br />

Waste, eine langjährige Schmerzpatientin, die vergangenen Jahre<br />

als Spießrutenlauf von einem Arzt zum anderen. Zunächst brachte<br />

eine länger andauernde Cortison-Behandlung Linderung ihrer<br />

Beschwerden. Bei gelegentlichen Schmerzen, hätte sie diese mit<br />

Cortisontabletten bekämpft. So vergingen zehn Jahre, bis sich ihr<br />

Zustand wieder drastisch verschlechterte. Zu diesem Zeitpunkt<br />

konnte sie kaum noch gehen, die Schmerzen in den angegriffenen<br />

Gelenken seien trotz Medikamente unerträglich gewesen. Mehrere<br />

Operationen schienen der einzige Ausweg zu sein. Letztlich<br />

musste Sabine Waste aufgr<strong>und</strong> der Erkrankung ihren Beruf aufgeben.<br />

Erst nach fünf Jahren wurde eine Therapie gef<strong>und</strong>en, die<br />

das Fortschreiten ihrer Erkrankung stoppen konnte. Sabine Waste<br />

sammelte durch ihre Arbeit bei dem Verein für aktive Patientenbildung<br />

„help 4 you company“ auch zahlreiche Erfahrungen mit<br />

anderen Schmerzpatienten.<br />

Sinnvoll abgestufte Versorgung für Schmerzpatienten<br />

Univ.-Prof. Prim. Dr. Christian Lampl, Präsident elect der ÖSG <strong>und</strong><br />

Tagungspräsident des Kongresses, führte den langen Leidensweg<br />

vieler Patienten unter anderem auf ein strukturelles Problem<br />

zurück. Er erklärte, dass zwar weit über neunzig Prozent der<br />

Schmerzkranken ambulant behandelt werden könnten, dies aber<br />

meist nicht der Fall sei. Eine stationäre Behandlung dieser Patienten<br />

sei eine nicht zu verantwortende Verschwendung von Mitteln.<br />

Von einer sinnvoll abgestuften Versorgung, die beim Hausarzt<br />

beginnen, dann zum Schmerzmediziner <strong>und</strong> erst nach dem<br />

Aufsuchen einer Schmerzambulanz in ein ausgewiesenes<br />

Schmerzkrankenhaus führen müsse, sei man weit entfernt. Da<br />

die überwiegende Mehrzahl der Schmerzkranken ambulante<br />

Patienten seien, die über Jahre oder gar lebenslang behandlungsbedürftig<br />

bleiben, sei deren Versorgung primär Aufgabe des<br />

niedergelassenen Arztes, des Schmerzmediziners, führte Univ.-<br />

Prof. Prim. Dr. Lampl weiter aus.<br />

Kooperation von Medizinern unterschiedlicher<br />

Disziplinen<br />

Die Schmerztherapie werde mangels ausreichender Kenntnisse<br />

immer noch viel zu spät in Betracht gezogen. Schmerzmediziner<br />

würden erst hinzugezogen, wenn andere Ärzte mit ihrem „Latein“<br />

am Ende seien. Besser wäre die frühe <strong>und</strong> rechtzeitige Koopera<strong>periskop</strong>/52<br />

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