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09 Penicilin - Institut für Biotechnologie der RWTH

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Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 2/10<br />

Die Wirksamkeit (Aktivität) von Penicillin wurde ursprünglich definiert als die Penicillinkonzentra-<br />

tion, die unter bestimmten Bedingungen das Wachstum eines Teststammes von Staphylococcus<br />

aureus gerade zu hemmen vermochte. Die so festgelegte internationale Einheit (IE) entspricht <strong>der</strong><br />

Aktivität von 0,6 µg Penicillin-G-Natriumsalz mit 98%iger Reinheit.<br />

Penicillin G, das bedeutendste Penicillin, ist eine relativ starke Säure mit einem pK-Wert von 2,75.<br />

Sie ist aus wässrigen Lösungen bei pH-Werten zwischen 2 und 3 mit organischen Lösungsmitteln<br />

(Amylacetat, Butylacetat) extrahierbar. Das Natriumsalz und an<strong>der</strong>e Salze von Penicillin G (die bei<br />

einem neutralen pH-Wert vorliegen) sind hingegen unlöslich in diesen Lösungsmitteln und leicht<br />

löslich in Wasser, Methanol und Ethanol. Diese unterschiedliche Löslichkeit <strong>der</strong> Salze und <strong>der</strong> freien<br />

Säuren von Penicillin ist Grundlage <strong>der</strong> Isolierung und Reinigung. Die Penicilline sind relativ<br />

empfindliche Verbindungen, die bei Zimmertemperatur und pH-Werten unter 3 zu Penicill(in)säure<br />

gespalten werden. Bei <strong>der</strong> Penicillinextraktion im sauren Bereich ist daher Kühlung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Auch im alkalischen Bereich (pH > 8) werden Penicilline gespalten und zwar in diesem Fall zu Peni-<br />

cillosäure; die gleiche Spaltungsreaktion wird auch enzymatisch durch die sog. "Penicillinase", eine<br />

ß-Lactamase, durchgeführt. Dieses Enzym wird von vielen penicillinresistenten Bakterien gebildet.<br />

Beson<strong>der</strong>s wegen <strong>der</strong> Penicillinaseaktivität vieler Bakterien ist die Penicillinfermentation außer-<br />

ordentlich empfindlich gegen Infektionen und muss deshalb unter sterilen Bedingungen durchgeführt<br />

werden.<br />

Durch ein weiteres Enzym, die Penicillinacylase, wird die Seitenkette <strong>der</strong> Penicilline abgespalten. Die<br />

Acylase wird insbeson<strong>der</strong>e von Escherichia coli und an<strong>der</strong>en Enterobakterien gebildet. Bei <strong>der</strong> Sei-<br />

tenkettenabspaltung resultiert 6-Aminopenicillansäure, aus <strong>der</strong> teilsynthetisch an<strong>der</strong>e, in <strong>der</strong> Natur<br />

nicht vorkommende Penicilline (z.B. Methycillin, Ampicillin, Phenethicillin) durch Koppelung mit<br />

einer entsprechenden Seitenkette hergestellt werden.<br />

1.2. Penicillinfermentation<br />

Für die fermentationstechnische Herstellung von Penicillinen, insbeson<strong>der</strong>e Penicillin G, wurden die<br />

ursprünglich verwendeten Wildstämme (1940) im Laufe <strong>der</strong> Zeit durch immer leistungsfähigere Mut-<br />

anten ersetzt. Während die Ausgangsstämme weniger als 100 IE/mL an Penicillin zu erzeugen ver-<br />

mochten, produzieren die heutigen industriellen Hochleistungsstämme bis zu 20 000 IE/mL; das<br />

entspricht einer Konzentration von über 1% reinem Penicillin im Kulturfiltrat. Bei den Hochleis-<br />

tungsstämmen handelt es sich meist um Abkömmlinge <strong>der</strong> "Wisconsin-Familie" von Penicillium<br />

chrysogenum, <strong>der</strong>en Stammbaum in Abb. 1 wie<strong>der</strong>gegeben ist.<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong>

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