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09 Penicilin - Institut für Biotechnologie der RWTH

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<strong>RWTH</strong> Aachen, Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Biotechnologie</strong>, Worringer Weg 1, 52056 Aachen<br />

PRAKTIKUM BIOTECHNOLOGIE 9. ÜBUNG<br />

1. Grundlagen<br />

1.1. Penicillintypen<br />

Fermentationstechnische Erzeugung von Penicillin G<br />

Penicilline sind Stoffwechselprodukte bestimmter Schimmelpilze <strong>der</strong> Gattungen Penicillium und<br />

Aspergillus. Zur technischen Produktion werden insbeson<strong>der</strong>e Stämme <strong>der</strong> Arten Penicillium notatum<br />

und Penicillium chrysogenum verwendet.<br />

Die enorme wirtschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Penicilline (ca. 3000 Tonnen pro Jahr) basiert auf <strong>der</strong> anti-<br />

biotischen Wirkung gegenüber vielen grampositiven Bakterien. Penicilline hemmen die Vermehrung<br />

<strong>der</strong> Bakterien und werden deshalb bei bestimmten Infektionskrankheiten in großem Maße therapeu-<br />

tisch genutzt. Ihre spezifische Hemmwirkung beruht überwiegend auf einer Blockierung <strong>der</strong> Mura-<br />

min-Biosynthese <strong>der</strong> Bakterien.<br />

Die verschiedenen Penicilline haben folgende gemeinsame Grundstruktur:<br />

R⎯CO⎯NH⎯CH⎯CH C⎯(CH3)2<br />

⏐ ⏐ ⏐<br />

⏐ ⏐ ⏐<br />

CO⎯N⎯⎯⎯CH⎯COO ⎯<br />

S<br />

Sie setzen sich zusammen aus einem Thiazolidinring (rechts), einem ß-Lactamring (Mitte) und einer<br />

Seitenkette (links). Die einzelnen natürlich vorkommenden Penicilline unterscheiden sich in <strong>der</strong> Art<br />

des Seitenkettenrestes R.<br />

Seitenkettenrest R Chemischer Name Trivialname<br />

CH 3 -CH 2 -CH=CH-CH 2 - 2-Pentenylpenicillin Penicillin F<br />

CH3-(CH2)3-CH2- n-Pentylpenicillin Dihydropenicillin F<br />

CH3-(CH2)5-CH2- n-Heptylpenicillin Penicillin K<br />

⎯CH2- Benzylpenicillin Penicillin G<br />

HO⎯ ⎯CH2- p-Hydroxybenzylpen. Penicillin X<br />

HO⎯ ⎯O-CH 2 - Phenoxymethylpen. Penicillin V


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 2/10<br />

Die Wirksamkeit (Aktivität) von Penicillin wurde ursprünglich definiert als die Penicillinkonzentra-<br />

tion, die unter bestimmten Bedingungen das Wachstum eines Teststammes von Staphylococcus<br />

aureus gerade zu hemmen vermochte. Die so festgelegte internationale Einheit (IE) entspricht <strong>der</strong><br />

Aktivität von 0,6 µg Penicillin-G-Natriumsalz mit 98%iger Reinheit.<br />

Penicillin G, das bedeutendste Penicillin, ist eine relativ starke Säure mit einem pK-Wert von 2,75.<br />

Sie ist aus wässrigen Lösungen bei pH-Werten zwischen 2 und 3 mit organischen Lösungsmitteln<br />

(Amylacetat, Butylacetat) extrahierbar. Das Natriumsalz und an<strong>der</strong>e Salze von Penicillin G (die bei<br />

einem neutralen pH-Wert vorliegen) sind hingegen unlöslich in diesen Lösungsmitteln und leicht<br />

löslich in Wasser, Methanol und Ethanol. Diese unterschiedliche Löslichkeit <strong>der</strong> Salze und <strong>der</strong> freien<br />

Säuren von Penicillin ist Grundlage <strong>der</strong> Isolierung und Reinigung. Die Penicilline sind relativ<br />

empfindliche Verbindungen, die bei Zimmertemperatur und pH-Werten unter 3 zu Penicill(in)säure<br />

gespalten werden. Bei <strong>der</strong> Penicillinextraktion im sauren Bereich ist daher Kühlung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Auch im alkalischen Bereich (pH > 8) werden Penicilline gespalten und zwar in diesem Fall zu Peni-<br />

cillosäure; die gleiche Spaltungsreaktion wird auch enzymatisch durch die sog. "Penicillinase", eine<br />

ß-Lactamase, durchgeführt. Dieses Enzym wird von vielen penicillinresistenten Bakterien gebildet.<br />

Beson<strong>der</strong>s wegen <strong>der</strong> Penicillinaseaktivität vieler Bakterien ist die Penicillinfermentation außer-<br />

ordentlich empfindlich gegen Infektionen und muss deshalb unter sterilen Bedingungen durchgeführt<br />

werden.<br />

Durch ein weiteres Enzym, die Penicillinacylase, wird die Seitenkette <strong>der</strong> Penicilline abgespalten. Die<br />

Acylase wird insbeson<strong>der</strong>e von Escherichia coli und an<strong>der</strong>en Enterobakterien gebildet. Bei <strong>der</strong> Sei-<br />

tenkettenabspaltung resultiert 6-Aminopenicillansäure, aus <strong>der</strong> teilsynthetisch an<strong>der</strong>e, in <strong>der</strong> Natur<br />

nicht vorkommende Penicilline (z.B. Methycillin, Ampicillin, Phenethicillin) durch Koppelung mit<br />

einer entsprechenden Seitenkette hergestellt werden.<br />

1.2. Penicillinfermentation<br />

Für die fermentationstechnische Herstellung von Penicillinen, insbeson<strong>der</strong>e Penicillin G, wurden die<br />

ursprünglich verwendeten Wildstämme (1940) im Laufe <strong>der</strong> Zeit durch immer leistungsfähigere Mut-<br />

anten ersetzt. Während die Ausgangsstämme weniger als 100 IE/mL an Penicillin zu erzeugen ver-<br />

mochten, produzieren die heutigen industriellen Hochleistungsstämme bis zu 20 000 IE/mL; das<br />

entspricht einer Konzentration von über 1% reinem Penicillin im Kulturfiltrat. Bei den Hochleis-<br />

tungsstämmen handelt es sich meist um Abkömmlinge <strong>der</strong> "Wisconsin-Familie" von Penicillium<br />

chrysogenum, <strong>der</strong>en Stammbaum in Abb. 1 wie<strong>der</strong>gegeben ist.<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong>


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 3/10<br />

Abb. 1: Stammbaum <strong>der</strong> Wisconsin-Familie<br />

In dem Stammbaum (Abb. 1) haben die Kleinbuchstaben zwischen den einzelnen Stämmen folgende<br />

Bedeutung:<br />

s = Selektion ohne Behandlung mit mutationsauslösenden Agenzien<br />

x = Selektion nach Röntgenbestrahlung<br />

uv-I = Selektion nach UV-Bestrahlung bei 275 nm<br />

uv-II = Selektion nach UV-Bestrahlung bei 253,4 - 253,7 nm<br />

NM = Selektion nach Behandlung mit Senfgas<br />

Während in den Anfangsjahren <strong>der</strong> großtechnischen Penicillingewinnung im Oberflächenverfahren<br />

gearbeitet wurde, erfolgt die Produktion heute ausschließlich im Submersverfahren. Wegen <strong>der</strong> dabei<br />

auftretenden hohen Viskosität <strong>der</strong> Mycelsuspension sind turbulente Rührfermenter mit separater<br />

Düsen- o<strong>der</strong> Ringrohrbelüftung üblich.<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong>


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 4/10<br />

Die Produktionsstufen haben Größen von meist 50 bis 100 m 3 Volumen. Die Vorfermenter (zur An-<br />

zucht und Vermehrung des Pilzes) haben üblicherweise eine um je eine Zehnerpotenz kleinere Größe.<br />

Eine typische Fermenterreihe besteht demnach aus folgenden Einzelstufen (Beispiel) :<br />

Anzuchtlabor - 800 mL in 4 Schüttelkolben<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong><br />

- 8 L Fermenter (Anzucht)<br />

Betrieb - 80 L Fermenter (Anzucht)<br />

- 800 L Fermenter (Anzucht)<br />

- 8 m 3 Fermenter (Anzucht)<br />

- 80 m 3 Fermenter (Produktionsstufe)<br />

Die Bedingungen, die an die Anzuchtstufen und an die Produktionsstufe gestellt werden, sind unter-<br />

schiedlich. In <strong>der</strong> Anzuchtphase soll eine möglichst optimale Mycelvermehrung nach Zeit und Aus-<br />

beute, in <strong>der</strong> Produktionsstufe eine optimale Penicillinausbeute erzielt werden.<br />

Typische Bedingungen gehen aus folgen<strong>der</strong> Tabelle hervor.<br />

Prozentangaben in w/v Anzuchtstufe Produktionsstufe<br />

Glucose (%) 3 - 6 0<br />

Lactose (%) 0 2 - 6<br />

Maisquellwasser 50 %ig (%) 4 - 8 4 - 8<br />

NaNO 3 (%) 0,02 0<br />

KH 2 PO 4 (%) 0,05 0,05<br />

MgSO 4 x 7 H 2 O (%) 0,02 0,02<br />

CaCO 3 (%) 0,2 - 1 0,2 - 1<br />

Temperatur (°C) 26 - 30 24 - 27<br />

Belüftung (V/V min) 0,5 - 1 0,5 - 1<br />

Fermentationsdauer (h) 24 - 36 70 - 150<br />

Die Beimpfung <strong>der</strong> ersten Stufe im Anzuchtlabor wird in <strong>der</strong> Regel mit Konidiosporen des Pilzes vor-<br />

genommen, die durch Ausstreichen einer Stammkultur-Abimpfung auf Nähragar und dessen Bebrü-<br />

tung erhalten wird. Da die verwendeten Hochleistungsstämme nur schwer zur Konidienbildung zu<br />

bewegen sind, wurden (empirisch) beson<strong>der</strong>e "Sporulationsmedien" entwickelt. Die Zusammenset-<br />

zung eines solchen Nährbodens ist unter Methoden (Kap. 2.1.) wie<strong>der</strong>gegeben. Auf Medien dieser Art<br />

wird die Konidienbildung auf Kosten <strong>der</strong> Mycelbildung geför<strong>der</strong>t.


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 5/10<br />

Nach 5 - 7tägiger Inkubation bei 24 - 26 °C werden die Konidien mit sterilem Wasser unter Zusatz<br />

eines oberflächenaktiven Mittels abgespült und als Impfmaterial <strong>für</strong> die erste Anzuchtstufe benutzt.<br />

Hierbei geht man von <strong>der</strong> "Faustregel" aus, dass ein Liter Anzuchtmedium mit mindestens 10 9 Koni-<br />

diosporen zu beimpfen ist. Bei geringerer Konidieneinsaat bildet sich leicht sogenanntes Kugelmycel,<br />

das sich relativ langsam vermehrt und einen etwas an<strong>der</strong>en, <strong>für</strong> die Penicillinfermentation uner-<br />

wünschten Stoffwechsel aufweist. Demgegenüber ist bei <strong>der</strong> submersen Zitronensäurefermentation<br />

Kugelmycelbildung erwünscht.<br />

Infolge des großen Wettbewerbs <strong>der</strong> Produktionsfirmen um den Antibiotikamarkt ist die Industrie<br />

gezwungen, abweichend von den oben skizzierten klassischen Fermentationsmethoden, mit noch<br />

billigeren Rohstoffen zu arbeiten. Als C-Quelle <strong>für</strong> die Anzucht wird heute überwiegend Melasse o<strong>der</strong><br />

Stärkehydrolysat verwendet. Statt <strong>der</strong> Lactose wird zum Teil Glucose o<strong>der</strong> Melasse auch in <strong>der</strong><br />

Produktionsstufe eingesetzt; allerdings ist dabei ein Zulaufverfahren notwendig, da leicht assimilier-<br />

bare Zucker die Penicillinbiosynthese katabolisch reprimieren.<br />

Eine beträchtliche Ausbeutesteigerung wird durch Zusatz von fertigen Teilstücken des Penicillinmo-<br />

leküls ("precursor") in das Fermentationsmedium erreicht. Als "precursor" kommen insbeson<strong>der</strong>e<br />

Cystein und Valin (<strong>für</strong> den Thiazolidin- und ß-Lactamring) sowie Phenylessigsäure (<strong>für</strong> die Seiten-<br />

kette) in Betracht. Optimale Zugabemengen betragen bei Cystein ca. 0,1 % (bezogen auf Substratvo-<br />

lumen) und bei Phenylessigsäure 0,3 - 0,4 %. Bei Valin ist die "precursor"-Wirkung uneinheitlich,<br />

sehr geringe Mengen werden eingebaut, Mengen in <strong>der</strong> Größenordnung von 0,1 % wirken hemmend.<br />

Die beiden Aminosäuren sind im allgemeinen in den angewandten komplexen N-Quellen (Maisquell-<br />

wasser) in ausreichen<strong>der</strong> Menge enthalten. Phenylessigsäure muss jedoch geson<strong>der</strong>t zugesetzt werden.<br />

Es ist dabei ungünstig, wenn die gesamte Menge auf einmal zugesetzt wird, weil Phenylessigsäure in<br />

dieser Konzentration den Stoffwechsel des Pilzes stark hemmt. Dieser Seitenketten-"precursor" wird<br />

deshalb in 6 bis 10 Teilmengen im Verlauf <strong>der</strong> fortgeschrittenen Fermentation - beginnend ca. 24<br />

Stunden nach Beimpfung - als sterile Lösung zugesetzt. Da Phenylessigsäure nahezu wasserunlöslich<br />

ist, verwendet man das wasserlösliche Natriumsalz.<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong>


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 6/10<br />

2. Methodik<br />

2.1. Anzucht von Penicillium chrysogenum<br />

Die Gruppen arbeiten mit:<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong><br />

Penicillium. chrysogenum DSM 844<br />

Die Gruppen setzen je 2 1-L-Erlenmeyerkolben m. Schikanen mit 250 mL des folgenden Substrates<br />

an:<br />

Glucosemonohydrat 5,00 % (w/v)<br />

Maisquellwasser (50 %ig) 6,00 % (w/v)<br />

NaNO 3<br />

KH 2 PO 4<br />

0,02 % (w/v)<br />

0,05 % (w/v)<br />

MgSO 4 x 7 H 2 O 0,02 % (w/v)<br />

CaCO 3<br />

0,8 % (w/v)<br />

mit Leitungswasser auffüllen und 20 min bei 121 °C sterilisieren<br />

Zum Animpfen werden mit einem Korkbohrer (8 mm ∅) 2x 4 Scheiben einer gut bewachsenen<br />

Agarplatte ausgestochen. In jeden <strong>der</strong> beiden Erlenmeyerkolben kommen 4 Scheiben. Die Kolben<br />

werden 48 h bei 25 °C bebrütet.<br />

2.2. Hauptfermentation<br />

Die Fermentation wird im Braun- bzw. Infors-Laborfermenter durchgeführt. Es wird eine pH-<br />

Elektrode und die automatische Antischaumdosierung benutzt. Es ist darauf zu achten, dass die<br />

Rührerblätter nicht zu hoch angebracht werden. Es sollte während <strong>der</strong> Fermentation im<br />

Fermenterinnenraum nicht spritzen. Es sollte das große Ernterohr eingebaut und das kleine Septum<br />

zur Nachdosierung eingebaut sein.<br />

Jede Gruppe bereitet Substrat (1,2 L/1 L) <strong>der</strong> folgenden Zusammensetzung vor:<br />

CaCO 3<br />

1 % (w/v)<br />

Lactose 3,5 % (w/v)<br />

Glucose Monohydrat 0,1 % (w/v)<br />

KH 2 PO 4<br />

0,4 % (w/v)<br />

Maisquellwasser (50 %ig) 6,0 % (w/v)<br />

Olivenöl 0,2 % (w/v)<br />

mit Leitungswasser auffüllen und 30 min sterilisieren


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 7/10<br />

Das Arbeitsvolumen beträgt 1,7 L/1,5 L (1,2 L Hauptfermentationsmedium + 0,5 L Vorkultur). Der<br />

Abluftfilter wird in ein Becherglas gelegt.<br />

Alle Gruppen geben während <strong>der</strong> Fermentation Phenylacetat mit einer sterilen Spritze steril zu. Es<br />

werden 10 g Phenylessigsäure in 30 mL 2,45 M NaOH gelöst (<strong>für</strong> 4 Gruppen). Der pH-Wert sollte<br />

zwischen 6,0 und 8,0 liegen.<br />

Folgende Fermentationsbedingungen sollen eingehalten werden:<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong><br />

Temperatur 24 °C<br />

Rührerdrehzahl 800 Upm<br />

Belüftung 1 V/V min<br />

pH ca. 7 (regulieren mit Phosphorsäure)<br />

Das Animpfen sollte möglichst spät am Tag geschehen, da von den Gruppen erstmals 15 h nach Fer-<br />

mentationsbeginn 2,5 mL Phenylacetatlösung steril zugegeben wird. Dazu wird die angegebene<br />

Menge Phenylacetatlösung (sterilfiltriert) in eine Einwegspritze mit Kanüle gefüllt und durch das<br />

Septum in den Fermenter injiziert Die weiteren Zugaben erfolgen ebenfalls in 2,5 mL Portionen in<br />

24 h Abständen.<br />

2.3. Kontrolluntersuchungen<br />

In Abständen von 24 h sind von je<strong>der</strong> Gruppe folgende Bestimmungen vorzunehmen:<br />

Für eine sterile Probennahme sollte <strong>der</strong> Schlauch vor und nach <strong>der</strong> Probename in 70% Ethanol<br />

getaucht sein.<br />

- Myceltrockengewicht<br />

- pH-Wert<br />

- Penicillingehalt (Plattendiffusionstest)<br />

- mikroskopische Prüfung auf Infektion !!<br />

Außerdem wird am Ende <strong>der</strong> Fermentation die Brühe so aufgearbeitet, dass jede Gruppe mehr o<strong>der</strong><br />

weniger reines penicillinhaltiges Pulver zum Test einsetzen kann.<br />

Es wird eine Nullprobe genommen. Danach wird jeden Tag steril eine Probe genommen.


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 8/10<br />

Myceltrockengewicht<br />

Zur Bestimmung des Myceltrockengewichts werden 20-50 mL Suspension über ein Rundfilter auf <strong>der</strong><br />

Vakuumnutsche filtriert; das Filtrat dient weiteren Untersuchungen und wird deshalb weggenommen,<br />

bevor das abfiltrierte Mycel zur Entfernung von CaCO 3 mit 1%iger Salzsäure gewaschen wird. Das<br />

gewaschene Mycel wird von dem Papierfilter vorsichtig mit einer Pinzette abgezogen bei 105 °C im<br />

Aluschälchen über Nacht getrocknet. Nach dem Abkühlen im Exsikkator wird es gewogen. Da bei <strong>der</strong><br />

Nullprobe zu wenig Mycel im Fermenter ist, wird dieser TG-Wert mit Hilfe von Zentrifugenröhrchen<br />

bestimmt. Das Filtrat wird sterilfiltriert in Eppendorf-Cups aufbewahrt. Pro Probe benötigt man beim<br />

Hemmhoftest mind. 1 mL.<br />

Plattendiffusionstest<br />

Der Penicillingehalt wird mit Hilfe des Plattendiffusionstests ermittelt. Hierzu werden genau 25 mL<br />

steriler Standard-I-Nähragar (2% Agar) in sterile Petrischalen mit planem Boden abgefüllt, erstarren<br />

und mit <strong>der</strong> Agarfläche nach oben 3 Tage abtrocknen gelassen. Pro Gruppe werden ca. 35 Platten be-<br />

nötigt.<br />

Der Testorganismus Bacillus subtilis ATCC 6633 wird in 50 mL St-I-Bouillon eingeimpft und 3 h bei<br />

28 °C geschüttelt. Dann werden 5 mL vorbereiteter St-I-Agar (St-I-Bouillon mit 1 % Agar) aufge-<br />

schmolzen, auf 50 °C temperiert (im Wasserbad einstellen) und mit 0,1 mL Kultur beimpft. Dieser<br />

beimpfte Nähragar wird gleichmäßig über die erste Schicht verteilt. Man lässt ihn dann ca. 15 min er-<br />

starren. Mit Hilfe eines sterilen Korkbohrers (Durchmesser: 10 mm) werden 2 Löcher ausgestanzt und<br />

dann mit 0,2 mL einer Standard-Penicillinlösung befüllt, die 2,0; 1,5; 1,0; 0,5; 0,25 IE/mL enthält.<br />

Diese Standardkurve ermittelt jede Gruppe <strong>für</strong> sich. An<strong>der</strong>e Petrischalen werden mit den zu<br />

prüfenden Lösungen beschickt. Es wird eine Vierfach-Bestimmung durchgeführt, d.h. <strong>für</strong> jede zu<br />

messende Lösung werden 2 Agarplatten benötigt. Zur Entwicklung wird bei 25 °C 16 - 18 h bebrütet.<br />

In dieser Zeit diffundiert das Penicillin aus den ausgestanzten Löchern in die Agarschicht und unter-<br />

drückt das Wachstum <strong>der</strong> Testorganismen, wodurch im Umkreis <strong>der</strong> Löcher keimfreie Zonen, die<br />

Hemmhöfe, entstehen. Die Durchmesser <strong>der</strong> erhaltenen Hemmhöfe werden ausgemessen; sie sind<br />

Gradmesser <strong>für</strong> die Wirkungsstärke <strong>der</strong> angewandten Penicillinlösung. Mit Hilfe einer aus 10 - 20<br />

Standardplatten aufgestellten Eichkurve wird die Aktivität in IE/mL bei den Kulturfiltraten (ggfs.<br />

nach Verdünnung) ermittelt.<br />

Herstellung <strong>der</strong> Penicillinstammlösung:<br />

- 118,8 mg Penicillin-G-Natriumsalz (FLUKA, 99 %ig) einwiegen<br />

- auf 100 mL im Messkolben auffüllen ⇒ 2000 IE/mL<br />

- Verdünnung: 1 : 1000 ⇒ 2 IE/mL<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong>


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 9/10<br />

- diese Stammlösung wird sterilfiltriert und mit sterilem Wasser können die Eichlösungen<br />

hergestellt werden<br />

Aufarbeitung <strong>der</strong> Kulturbrühe am Ende <strong>der</strong> Fermentation:<br />

Folgende Lösungen werden <strong>für</strong> die Extraktion benötigt:<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong><br />

1) Glycin/HCl-Puffer: Komponente A): Glycin 1M (75,1 g/L) + NaCl 1M (58,5 g/L)<br />

2) Kalium-Phosphat-Puffer pH 7,5; 1,0 M<br />

3) Butylacetat<br />

Komponente B): HCl 1 M -Puffer pH 1,7; 1,0 M<br />

Herstellen des 1M Glycin/HCl-Puffers, pH 1,7 (50 mL pro Gruppe):<br />

! 50 mL 1M HCl (aus 32 %iger HCl; M= 36,46; d= 1,16)<br />

d.h. 4,911 mL auf 50 mL mit entionisiertem Wasser auffüllen<br />

! 50 mL 1 M Glycin/1M NaCL-Lösung(Glycin: M=70,07 g; NaCl: M=58,44 g)<br />

d.h.3,7535 g Glycin und 2,922 g NaCl auf 50 mL mit entionisiertem Wasser auffüllen<br />

Puffer: 29,15 mL 1 M HCl<br />

20,85 mL 1M Glycin/1M NaCl-Lösung<br />

Herstellen des 1 M Kalium-Phosphat-Puffers pH 7,5 (50 mL pro Gruppe)<br />

! 50 mL 1 M K2HPO4 (M = 174,19 g)<br />

8,7<strong>09</strong> auf 50 mL mit entionisiertem Wasser auffüllen<br />

! 20 mL 1 M KH2PO4 (M = 136,<strong>09</strong> g)<br />

2,7218 g auf 20 mL mit entionisiertem Wasser auffüllen<br />

Puffer: 42 mL 1 M K2HPO4<br />

8 mL 1 M KH2PO4<br />

Es werden 50 mL <strong>der</strong> Fermentationsbrühe zentrifugiert. Der Überstand wird <strong>für</strong> die weitere Aufarbei-<br />

tung verwendet. Es wird mit einem Scheidetrichter gearbeitet. Alle verwendeten Lösungen müssen<br />

auf ca. 4 °C gekühlt sein. Es muss zügig gearbeitet werden, da sich die Ausbeute sehr rasch<br />

vermin<strong>der</strong>t. Es werden aus je<strong>der</strong> wässrigen Phase Proben gezogen.


Praktikum <strong>Biotechnologie</strong> Übung 9 Blatt 10/10<br />

1. Extraktion: 50 mL Kulturfiltrat<br />

Stand: 18.06.20<strong>09</strong><br />

+ 50 mL Puffer pH 1,7<br />

+ 75 mL Butylacetat<br />

- kurz gut schütteln (Phasentrennung abwarten,<br />

ca.1 min), wässrige Phase verwerfen (Volumen bestimmen)<br />

2. Extraktion: + 50 mL Puffer pH 7,5<br />

- schütteln und Phasentrennung abwarten, organische Phase verwerfen,<br />

Phasenvolumen bestimmen (→ Probe <strong>für</strong> Plattendiffusionstest)<br />

In <strong>der</strong> wässrigen Phase sollte sich das Penicillin befinden. 3mL werden aufbewahrt (Gefrierschrank)<br />

und später auf Penicillingehalt untersucht. Der größere Teil wird in einem geeigneten Gefäß gefrier-<br />

getrocknet und später ebenfalls auf Penicillingehalt untersucht.<br />

Bei den Bestimmungen per Plattendiffusionstest sollten mehrere Verdünnungen getestet werden, um<br />

in den linearen Bereich <strong>der</strong> Eichgerade zu kommen. Aus den Ergebnissen soll berechnet werden, wie<br />

viel Penicillin im Lyophilisat und in den wässrigen Phasen <strong>der</strong> Extraktion vorhanden wäre, wenn <strong>der</strong><br />

gesamte Fermenterinhalt aufgearbeitet worden wäre. Ebenfalls sollen die aus <strong>der</strong> Extraktion und<br />

Lyophilisation resultierenden Aktivitätsverluste angegeben werden.

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