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Zeitschrift nicht nur für Verrückte - Unabhängig ... - Dattisirre.de

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DATT IS IRRE !<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> für Verrückte - Unabhängig- Kostenlos<br />

Heft 43 05/08<br />

DATT IS IRRE! 1


Inhaltsverzeichnis<br />

Aus <strong>de</strong>r Redaktion -------------------------------- 3<br />

Gott o<strong>de</strong>r was? ------------------------------------ 4<br />

Er war Buddhist ----------------------------------- 5<br />

Ich schäm(t)e mich -------------------------------- 6<br />

Glück ist / Ich bin an<strong>de</strong>rs ------------------------- 7<br />

Lustwan<strong>de</strong>l / Die ungeschminkte Wahrheit ----- 8<br />

Alle / Morgens um 7 ------------------------------ 9<br />

Ich schämte mich immer / (Über-)lebensfrage 10<br />

Sprichworte im Netz ---------------------------- 11<br />

Scham -------------------------------------------- 12<br />

Viele Beklemmungen / Trauerwei<strong>de</strong> ---------- 13<br />

Scham-Haft -------------------------------------- 14<br />

Vater / Zwei Hän<strong>de</strong> ----------------------------- 17<br />

Schüchternheit - ein persönliches Dilemma -- 18<br />

Tod, aber noch <strong>nicht</strong> gestorben ---------------- 19<br />

Ich habe eine körperliche Hülle ---------------- 20<br />

Unsterbliches Vietnam / Spiegelbild ----------- 21<br />

Selbsthilfe-Adressen ---------------------------- 22<br />

Leserbriefe --------------------------------------- 23<br />

Win<strong>de</strong>, Blitz und Donnerhall ------------------- 26<br />

För<strong>de</strong>rabo ---------------------------------------- 27<br />

Impressum<br />

Verantwortlicher Redakteur:<br />

Winfried Pasch<br />

Layout / DTP:<br />

Birgitta Becker<br />

Druck:<br />

Eigendruck<br />

DATT IS IRRE!<br />

Titelbild:<br />

Sandra Wichmann<br />

Cartoons:<br />

Marcel Düvier S. 3, 11, 18, 20<br />

Auflage:<br />

2000, Heft 43, 05.08<br />

Anschrift:<br />

DATT IS IRRE!<br />

c/o: Sozialpsychiatrisches Zentrum<br />

Althofstr. 8<br />

45468 Mülheim an <strong>de</strong>r Ruhr<br />

Tel.: (0208) 30853-40<br />

FAX: (0208) 30853-30<br />

E-Mail: datt-is-irre@caritas-muelheim.<strong>de</strong><br />

Internet: http://www.dattisirre.<strong>de</strong><br />

Die veröffentlichten Artikel entsprechen<br />

<strong>nicht</strong> immer <strong>de</strong>r Meinung <strong>de</strong>r Redaktion!<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Fülle <strong>de</strong>r uns zur Verfügung<br />

gestellten Beiträge erscheinen einige Artikel<br />

erst zu einem späteren Zeitpunkt!<br />

Birgitta Becker, Klaus Erdmann, Detlev Feldhaus,<br />

Gerda Flamme, Klaus Jungbluth, Klaus-Dieter<br />

Lutterbeck, Axel Münch, Winfried Pasch, Frank<br />

Söyke, Sandra Wichmann<br />

Geför<strong>de</strong>rt durch eine Spen<strong>de</strong> von:<br />

Wir bedanken uns bei <strong>de</strong>r Leonard-Stinnes-<br />

Stiftung und <strong>de</strong>r Kämpgen-Stiftung für die uns<br />

zur Verfügung gestellten Mittel.<br />

Wir von <strong>de</strong>r Redaktion treffen uns je<strong>de</strong>n Montag<br />

von 15 - 16.30 Uhr in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>r<br />

Kontakt- und Beratungsstelle, am Kirchenhügel<br />

im Kath. Stadthaus, Althofstr. 8.<br />

Alle Interessierten sind herzlich eingela<strong>de</strong>n!<br />

2 DATT IS IRRE!


Aus <strong>de</strong>r Redkation<br />

An allererster Stelle möchten wir es <strong>nicht</strong> versäumen, all unseren Spen<strong>de</strong>rn und För<strong>de</strong>rern zu danken,<br />

die sich unseren Aufruf zu Beginn <strong>de</strong>s letzten Jahres zu Herzen genommen und uns kräftig unterstützt<br />

haben, so dass wir das Jahr 2007 mit einem ausgeglichenen Haushalt abschließen konnten.<br />

Herzlichen Dank auch an alle, die uns schon so lange die Treue halten und, ohne <strong>de</strong>ren regelmäßige<br />

finanzielle Spritze, die DATT IS IRRE! <strong>nicht</strong> existieren wür<strong>de</strong>.<br />

Allen neuen Lesern sei hier erklärt, dass wir uns finanziell selbst tragen müssen, und dass wir somit<br />

auch weiterhin auf Spen<strong>de</strong>n, Werbeannoncen und das Einrichten von För<strong>de</strong>rabos, um Druck- und<br />

Verandkosten bezahlen zu können, angewiesen sind (Spen<strong>de</strong>nkonto: Stichw. DATT IS IRRE!, 706 500 10<br />

Bank im Bistum Essen, BLZ 360 602 95; Formular für’s För<strong>de</strong>rabo S.27)<br />

Last but not least bedanken wir uns für die guten Beiträge und Grafiken, die unsere Hefte so lebendig<br />

und lesenswert machen.<br />

Was lange währt, wird endlich gut! Das Chaos unseres Umzugs mit <strong>de</strong>r Kontakt- und Beratungsstelle<br />

ist nun überwun<strong>de</strong>n. Wir freuen uns, in <strong>de</strong>n neuen, wirklich schön eingerichteten Räumen zu arbeiten.<br />

Es geht fast täglich mit großen Schritten vorwärts und die letzten Umzugskisten sind nun auch ausgepackt.<br />

Übrigens, hier noch einmal unsere neue Adresse und Telefonnnummer:<br />

DATT IS IRRE!-Redaktion<br />

Althofstr. 8<br />

45468 Mülheim/R.<br />

0208/30853-40<br />

Alle Interessenten sind herzlich zu <strong>de</strong>n Redaktionssitzungen montags um 15 Uhr eingela<strong>de</strong>n!<br />

E-mail-mäßig ist alles beim Alten geblieben, datt-is-irre@caritas-muelheim.<strong>de</strong>, und unsere homepage<br />

fin<strong>de</strong>t Ihr nach wie vor unter: www.dattisirre.<strong>de</strong> .<br />

Für dieses Jahr haben wir uns etwas Beson<strong>de</strong>res vorgenommen, eine Trilogie: Ihr haltet nun das Heft<br />

zum Thema „Scham“ in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n. An dieser Stelle herzlichen Dank an die AutorInnen, die so<br />

mutig waren, Persönliches<br />

für uns zu schreiben.<br />

Das Heft, das dann im Sep-<br />

tember erscheinen wird,<br />

trägt <strong>de</strong>n Titel „Schuld“ und<br />

im Dezember möchten wir<br />

uns dann mit <strong>de</strong>m Thema<br />

„Versöhnung“ auseinan<strong>de</strong>rsetzen.<br />

Für die letzten bei<strong>de</strong>n Aus-<br />

gaben brauchen wir noch<br />

Eure Unterstützung, d.h. wir<br />

freuen uns auf Beiträge in<br />

Wort und Bild zu <strong>de</strong>n ge-<br />

nannten Themen.<br />

So, nun viel Freu<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

neuen Ausgabe von DATT<br />

IS IRRE!, <strong>de</strong>r <strong>Zeitschrift</strong>,<br />

<strong>de</strong>rer man sich <strong>nicht</strong> zu<br />

schämen braucht.<br />

Viele Grüße aus <strong>de</strong>r Redaktion<br />

Birgitta Becker<br />

DATT IS IRRE! 3


B<br />

Gott o<strong>de</strong>r was?<br />

Wolfgang Reiermann<br />

W<br />

Ich weiß gar <strong>nicht</strong>, wie ich anfangen soll. Auf<br />

<strong>de</strong>r einen Seite will ich mich <strong>nicht</strong> in<br />

„Blasphemie“ üben, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite kann<br />

ich aber auch <strong>nicht</strong> darüber hinweggehen, was<br />

alles falsch läuft.<br />

Verstehen Sie, Herr Gott, ich will Ihnen <strong>nicht</strong> zu<br />

nahe treten, aber ein offenes Wort möge mir<br />

doch erlaubt sein. Das fängt schon damit an,<br />

dass Menschen katholischer und evangelischer<br />

Konfession <strong>nicht</strong> zusammen leben dürfen o<strong>de</strong>r<br />

gemeinsam in einer ihrer Kirchen einen<br />

Gottesdienst abhalten können.<br />

Die Kardinäle, die in Ihrem Namen, Herr Gott,<br />

sprechen, wer hat diese Männer so hart<br />

gemacht? Es kann doch <strong>nicht</strong> angehen, dass ein<br />

Kardinal sagen kann: „Also, mit <strong>de</strong>nen, also mit<br />

Evangelischen <strong>nicht</strong>.“ Können Sie da <strong>nicht</strong> mal<br />

eingreifen?<br />

Sowieso, ich habe gelernt, als man mir sagte:<br />

“Der liebe Herr Gott sieht alles.“<br />

Nun, ich habe nachgedacht: Wenn Sie wirklich<br />

alles sehen und auch wissen, was da alles schief<br />

läuft, warum tun Sie <strong>nicht</strong>s dagegen? Wollen Sie<br />

<strong>nicht</strong>, o<strong>de</strong>r können Sie <strong>nicht</strong>?<br />

Ich meine, Sie sind gar <strong>nicht</strong> das, also ein Herr<br />

Gott. Sie machen uns Menschen <strong>nur</strong> etwas vor.<br />

Wie kann es sonst angehen, dass so viele<br />

Menschen vor Hunger sterben, dass die Fel<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r armen Menschen verö<strong>de</strong>n, weil kein Wasser<br />

da ist. Sie hätten es doch in <strong>de</strong>r Hand, für Regen<br />

zu sorgen. Diese Menschen wollen ja <strong>nicht</strong> reich<br />

sein, sie wollen <strong>nur</strong> <strong>nicht</strong> mehr hungern. Diese<br />

Menschen wollen <strong>nicht</strong> mehr zusehen, wie ihre<br />

Kin<strong>de</strong>r sterben. Kin<strong>de</strong>r, die Hungerbäuche<br />

haben, apathisch von ihrer Mutter im Arm<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n. Sehen Sie das <strong>de</strong>nn <strong>nicht</strong>??<br />

Selbst Ihnen müsste bei <strong>de</strong>m Anblick doch das<br />

Herz bluten.<br />

Und wenn Sie <strong>nicht</strong> helfen mögen, o<strong>de</strong>r <strong>nicht</strong><br />

wollen, aus welchem Grun<strong>de</strong> auch immer,<br />

warum beauftragen Sie <strong>nicht</strong> Ihren Sohn, Jesus,<br />

mit dieser Aufgabe? Er soll doch schon Wun<strong>de</strong>r<br />

vollbracht haben. O<strong>de</strong>r trauen Sie es Jesus <strong>nicht</strong><br />

zu?<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich Sie mal<br />

etwas fragen: „Warum haben Sie es zugelassen,<br />

dass Ihr Sohn gekreuzigt wur<strong>de</strong>? Wollten Sie ihn<br />

als Märtyrer missbrauchen, um <strong>de</strong>r Welt zu<br />

zeigen und zu sagen, „Seht, ich gab meinen<br />

eigenen Sohn hin, um die Sün<strong>de</strong>n euch<br />

Menschen zu vergeben?“ O<strong>de</strong>r was sonst?<br />

Da fällt mir noch etwas ein. Ein Ju<strong>de</strong> hat ihn<br />

verraten. Stimmt’s? Judas hieß er doch. Haben<br />

Sie aus diesem Grund die Ju<strong>de</strong>n zu Ihrem<br />

auserwählten Volk gemacht? Wahrscheinlich,<br />

<strong>de</strong>nn ich kann <strong>nicht</strong> darüber hinwegsehen, dass<br />

dieses Volk, das Auserwählte, immer und immer<br />

wie<strong>de</strong>r gequält wur<strong>de</strong>, von Progromen<br />

erschlagen und vertrieben wur<strong>de</strong>. Sehe ich das<br />

falsch, o<strong>de</strong>r ist da was dran?<br />

O<strong>de</strong>r Auschwitz und die vielen<br />

Konzentrationslager, millionenfach ist nach<br />

Ihnen gerufen wor<strong>de</strong>n. Und Sie können mir <strong>nicht</strong><br />

erzählen, Sie hätten <strong>nicht</strong>s gehört? Dass Sie<br />

Ihren Blick abgewandt haben, darüber brauchen<br />

wir <strong>nicht</strong> streiten. Das steht ja fest! Aber<br />

warum? Das ist für mich <strong>nicht</strong> zu verstehen. Und<br />

ich frage, gibt es Sie überhaupt? O<strong>de</strong>r beten wir<br />

Menschen bloß ein Phantom an? Das könnte<br />

einiges erklären. Ich hatte ja im Stillen gehofft,<br />

Sie wür<strong>de</strong>n mit mir sprechen, o<strong>de</strong>r doch<br />

wenigstens ein Zeichen geben. Nichts! Nichts<br />

kommt! Wenn es Sie gibt, warum sind Sie so<br />

stur?? Ich bin wütend und wer<strong>de</strong> immer<br />

wüten<strong>de</strong>r, beim Nach<strong>de</strong>nken. Ich bin kein<br />

Wissenschaftler o<strong>de</strong>r Religionsgelehrter. Ich bin<br />

ein einfacher Mensch, wie viele an<strong>de</strong>re auch, <strong>de</strong>r<br />

schon einmal an Ihnen gezweifelt hat.<br />

Wissen Sie, ich mag an sich gar <strong>nicht</strong> darüber<br />

sprechen, aber ich habe noch ein Gewissen und<br />

4 DATT IS IRRE!


Mitgefühl für an<strong>de</strong>re. Ihnen scheint das doch<br />

abhan<strong>de</strong>n gekommen zu sein!!<br />

Kin<strong>de</strong>r, manchmal <strong>nur</strong> einige Wochen alt,<br />

wer<strong>de</strong>n von ihren Eltern gegen die Wand<br />

geworfen, sie erlei<strong>de</strong>n Verbrühungen, <strong>nur</strong> weil<br />

sie geschrieen haben, man lässt sie verhungern.<br />

Ich mag gar <strong>nicht</strong> weiter darüber sprechen. Mir<br />

wird unwohl dabei. Und Ihnen? Wird es Ihnen<br />

auch unwohl, Herr Gott?<br />

Dann diese Kriege. Ich spreche von <strong>de</strong>n Kriegen,<br />

die zur Zeit ausgefochten wer<strong>de</strong>n. Mit all ihren<br />

Begleiterscheinungen. Tote, Tote und viele<br />

verwun<strong>de</strong>t am Körper o<strong>de</strong>r im Geiste.<br />

Wie wäre es, wenn Sie sich einmal mit Herrn<br />

Allah an einen Tisch setzten? Vielleicht kämen<br />

Ihre bei<strong>de</strong>n Söhne Jesus und Mohammed dazu,<br />

um sich zu einigen, wie diese Kriege und <strong>de</strong>r<br />

Terrorismus been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n könnten? Das wäre<br />

doch mal was!!<br />

B<br />

Er war Buddhist,<br />

Da sitzt ein Präsi<strong>de</strong>nt in Amerika, <strong>de</strong>r vorgibt,<br />

ein Christ zu sein. Vielleicht könnten Sie <strong>de</strong>n mal<br />

erleuchten. Aber or<strong>de</strong>ntlich erleuchten, damit er<br />

es <strong>nicht</strong> wie<strong>de</strong>r vergisst.<br />

Ich merke langsam, ich wer<strong>de</strong> mü<strong>de</strong>. Es gäbe<br />

noch so vieles zu besprechen. Bestimmt später<br />

einmal. Sen<strong>de</strong>n Sie mir doch ein Zeichen, dass<br />

Sie wenigstens zugehört haben. Es heißt, Sie<br />

haben die Welt in 7 Tagen, o<strong>de</strong>r 6 Tagen, wenn<br />

man <strong>de</strong>n Sonntag <strong>nicht</strong> zählt, geschaffen. Ein<br />

Bruchteil dieser Zeit wür<strong>de</strong> schon genügen, die<br />

größten Unheile dieser Welt zu stoppen, o<strong>de</strong>r<br />

gleich aus <strong>de</strong>r Welt zu schaffen.<br />

Was ist? Geben Sie ein Zeichen? Nun, dann eben<br />

<strong>nicht</strong>. Im Volksmund sagt man, glauben heißt<br />

<strong>nicht</strong> wissen. Ich kann <strong>nicht</strong> mehr glauben und<br />

will auch <strong>nicht</strong>s mehr wissen.<br />

Adieu Herr Gott.<br />

`<br />

y<br />

und wie ein Buddhist nun mal so ist,<br />

saß er schweigend vor sich hin<br />

und suchte nach <strong>de</strong>m höheren Sinn.<br />

Da kam ein Vogel daher<br />

und setzte sich ganz quer<br />

auf seine Nase hin<br />

und fragte nach <strong>de</strong>m Sinn<br />

<strong>de</strong>s Lebens in <strong>de</strong>r Welt.<br />

„Es ist bestimmt kein Geld.“<br />

sagte <strong>de</strong>r brave Mann,<br />

weil er <strong>nicht</strong> an<strong>de</strong>rs kann.<br />

„Zu fliegen in die höheren Sphären<br />

und zu Gottes Ehren<br />

<strong>nur</strong> Gutes tun auf dieser Er<strong>de</strong>,<br />

n<br />

auf das zu Buddhas Kind ich wer<strong>de</strong>.“<br />

Der Vogel sagt zu ihm im Nu,<br />

dass er doch gar <strong>nicht</strong>s an<strong>de</strong>res tu,<br />

als am Himmel hoch zu schweben,<br />

und <strong>de</strong>n Menschen seinen Schiss zu geben.<br />

Und was er Gutes hat getan,<br />

das wär sein Vogel-Sing-und-Sang,<br />

darauf <strong>de</strong>r Mönch sein Herz verschließt,<br />

und sagt: „Du kleines freches Biest,<br />

ich wünscht, dass ich auf dieser Er<strong>de</strong>,<br />

wie du ein Vogel <strong>de</strong>mnächst wer<strong>de</strong>!“<br />

Hennes-Baldrian Stief<br />

DATT IS IRRE! 5


Ich schäm(t)e mich<br />

Sandra Wichmann<br />

Ein Ehemann, 2 Kin<strong>de</strong>r, 1 Hund, eine<br />

Arbeitsstelle.<br />

Ok, es fehlte noch das Haus mit Garten.<br />

Aber sonst – sollte man <strong>de</strong>nken – habe ich es<br />

doch gut getroffen.<br />

Alles vorbei und vergessen, was einmal war.<br />

Bin doch schließlich ein großes Mädchen und<br />

vernünftig.<br />

Aus welchen Grün<strong>de</strong>n auch immer und<br />

letztendlich ist es auch egal warum –<br />

es holte mich ein. Hektische Betriebsamkeit<br />

verhin<strong>de</strong>rt kein Erinnern.<br />

Gestörter Schlaf, kein Antrieb, Ängste und tiefe<br />

Traurigkeit.<br />

Gefühle da, die längst vergessen...<br />

Bei<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r eingepackt und auf zur Kur.<br />

Der Mann hat Verständnis.<br />

Lange schon <strong>nicht</strong> mehr geraucht und getrunken.<br />

In <strong>de</strong>r Kur fing ich wie<strong>de</strong>r an.<br />

Ich halte es sonst <strong>nicht</strong> aus – das habe ich doch<br />

schon einmal gedacht!?!<br />

Nichts dazu gelernt?<br />

4 Wochen später – ich will <strong>nicht</strong> nach Hause.<br />

Z u h a u s e – was erwartet mich da?<br />

Bin ich doch <strong>nicht</strong> so zufrie<strong>de</strong>n mit meinem<br />

Leben?<br />

Da war doch mal mehr.<br />

Nächtelange Gespräche und <strong>nicht</strong>: „Ich hatte<br />

einen langen Tag, bin mü<strong>de</strong>!“.<br />

Unternehmungen und <strong>nicht</strong>: „Ich bin froh, auch<br />

mal zu Hause zu sein!“.<br />

Gemeinsamkeit und <strong>nicht</strong>: „Du machst das<br />

schon...!“<br />

Tiefe Liebe und <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> Gewohnheit!<br />

Zu Hause angekommen, einen Brief in <strong>de</strong>r<br />

Tasche,<br />

dringend einen Therapieplatz zu suchen.<br />

Der Mann kann sich das alles <strong>nicht</strong> erklären.<br />

Der Familie habe ich <strong>nicht</strong>s erzählt. Wie soll ich<br />

das begreiflich machen?<br />

Ich weiß doch auch <strong>nicht</strong>, wer ich bin, warum<br />

ich mich so anstelle.<br />

Und ich schäme mich.<br />

Ich schäme mich, weil ich so schwach bin.<br />

Ich schäme mich, weil ich wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Reihe<br />

tanze.<br />

Ich schäme mich, dass ich so bin wie ich bin...<br />

Letztendlich habe ich in all <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>r<br />

Therapie begriffen, dass es hier um mich geht.<br />

Dass ich mich so annehmen muss – mit all<br />

meinen Fehlern, all meinen Schwächen. Dass ich<br />

agieren muss, wenn sich etwas än<strong>de</strong>rn soll.<br />

Die Ausführung <strong>de</strong>ssen fällt schwerer als die<br />

Erkenntnis!<br />

Ich habe verstan<strong>de</strong>n, warum ich so bin wie ich<br />

bin!<br />

Sandra Wichmann<br />

6 DATT IS IRRE!


Glück ist -<br />

in <strong>de</strong>inen Augen zu versinken<br />

Glück ist -<br />

sich <strong>nicht</strong> mehr zu betrinken<br />

Glück ist -<br />

nach vorne zu schauen<br />

Glück ist -<br />

sich ein Nest zu bauen<br />

Glück ist -<br />

mit dir zu schweben<br />

Glück ist -<br />

das pure Leben<br />

Reiherbild II, Polke 1968<br />

Birgit Jurhan<br />

Ich bin an<strong>de</strong>rs<br />

Hans-Hermann Schmitz<br />

Ich bin an<strong>de</strong>rs und darum stehe ich häufig im<br />

Abseits, weil die an<strong>de</strong>ren mich <strong>nicht</strong> verstehen o<strong>de</strong>r<br />

meinen Gedanken <strong>nicht</strong> folgen können.<br />

Mitunter erfahre ich Ablehnung, gleichsam auch<br />

Unverständnis o<strong>de</strong>r es kommen Fragen in <strong>de</strong>r Art<br />

von „Warum tust Du das?“<br />

Erklärungen fin<strong>de</strong> ich <strong>nicht</strong> immer, nach <strong>de</strong>n<br />

Grün<strong>de</strong>n suche ich <strong>nur</strong> selten, weil ich mir selbst<br />

<strong>nicht</strong> erklären will o<strong>de</strong>r muss warum ich bin, wie<br />

ich bin.<br />

Ich weiß es <strong>nicht</strong> genau, doch scheint es mir als<br />

wenn ich <strong>nicht</strong> <strong>de</strong>r Norm entspreche, <strong>nur</strong> welche<br />

Norm ist es?<br />

Ich bin an<strong>de</strong>rs, weil ich <strong>nicht</strong> wie, um einen<br />

Vergleich zu gebrauchen, Lemmingen gleich vom<br />

Abhang springe wie die an<strong>de</strong>ren, wer sie auch sein<br />

mögen, weil ich mir meine eigenen Normen<br />

gemacht habe, nach <strong>de</strong>nen ich lebe.<br />

Eines ist mir klar, ich bin <strong>nicht</strong> allein, wie mir geht<br />

es vielen Menschen, die, aus gleich welchen<br />

Grün<strong>de</strong>n, <strong>nicht</strong> einer Norm entsprechen.<br />

Auch ich kann verschie<strong>de</strong>ntlich an<strong>de</strong>re Menschen<br />

<strong>nicht</strong> verstehen, ja wenn ich ehrlich bin, grenze sie<br />

ebenso aus, wie auch ich ausgegrenzt wur<strong>de</strong> und<br />

es manchmal noch wer<strong>de</strong>. Mit mancher<br />

Abgrenzung und Ablehnung kann ich leben, weil<br />

ich mich auf eine Art selbst verwirkliche, <strong>nur</strong> gibt<br />

es <strong>nicht</strong> auch Menschen, die damit <strong>nicht</strong><br />

zurechtkommen?<br />

Ich vermag <strong>nicht</strong> Beispiele zu nennen von<br />

Menschen, die abseits stehen, zu viele sind es. So<br />

frage ich mich, ob es <strong>nicht</strong> in <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>s<br />

Menschen liegt, abzulehnen, was er <strong>nicht</strong> versteht,<br />

<strong>nur</strong> ist es so einfach?<br />

DATT IS IRRE! 7


Lustwan<strong>de</strong>l<br />

Frühling, Freu<strong>de</strong>, Lust,<br />

vorbei <strong>de</strong>r Winterfrust<br />

wer jetzt viel draußen wan<strong>de</strong>rt, wan<strong>de</strong>lt<br />

sieht in <strong>de</strong>n Vorgärten Krokusse, Narzissen, Tulpen<br />

in leuchten<strong>de</strong>n warmen Farben blüh‘n<br />

,<br />

und im Wald wer<strong>de</strong>n die Bäume<br />

auf einmal ganz schnell grün.<br />

Vögel geben manches Konzert,<br />

man höre und staune!<br />

Das ist was wert!<br />

Der Himmel wolkenlos blau und offen<br />

Lässt uns auf manches Schöne wie<strong>de</strong>r hoffen,<br />

März, April, wenn <strong>de</strong>r auch noch macht was er will,<br />

er soll es ruhig noch tüchtig regnen lassen,<br />

<strong>de</strong>nn erst im Monat Mai,<br />

wird die Seele so richtig frei!<br />

Zwar ist heute vieles verdreht<br />

Bei 30 Grad mitte April!<br />

Macht sich mancher Sorgen,<br />

<strong>de</strong>nkt an die Zukunft morgen<br />

und wie es wohl weitergeht?<br />

Wir sollten „bewusster“<br />

Auf dieser schönen Er<strong>de</strong> wan<strong>de</strong>ln<br />

Und <strong>nicht</strong> bloß nach Lust und Laune han<strong>de</strong>ln!<br />

Brigitte Kreilkamp<br />

unbekannt<br />

Die ungeschminkte Wahrheit<br />

Um so schlechter es einem geht, <strong>de</strong>sto größer ist<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass es wie<strong>de</strong>r besser wird.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt o<strong>de</strong>r so...<br />

Eckard Ostermann<br />

8 DATT IS IRRE!


Alle...<br />

...licht durchsonnten<br />

nebelkalten<br />

bittersüßen Herbsttage meines Lebens<br />

alle<br />

verlassenen Farben<br />

in diesem Blick <strong>de</strong>r Augen<br />

in diesem Augenblick<br />

zärtlich sind die Herbstzeitlosen<br />

giftigen<br />

geboren aus Abschied Morgenröte<br />

himmelblau und weiß<br />

spielen im Abendrot<br />

Sonne die untergeht<br />

alle Untergänge<br />

in diesem Augenblick<br />

in diesem Brennglas<br />

sehn<br />

süchtig bin ich bis zuletzt<br />

so zärtlich sind die Herbstzeitlosen<br />

über Nebelfel<strong>de</strong>r muss ich gehen.<br />

Hedwig Meutzner<br />

!<br />

!<br />

Morgens um 7<br />

Und egal wann ich Morgens meine Balkontüre aufreiße<br />

Steht Sie schon da<br />

Und lächelt mich an und zieht genüsslich an ihrer Zigarette<br />

Und irgendwie mag ich Sie<br />

Meine Nachbarin.<br />

Sie war sicher früher mal ein hübsches Weib<br />

Heute rö<strong>de</strong>lt sie <strong>nur</strong> noch hübsch heftig in <strong>de</strong>r Wohnung rum<br />

Ihr Schlafzimmerfenster reißt Sie schon morgens um 6 auf<br />

Um die Betten zu lüften<br />

Ihr Mann<br />

Ein Hühne von Mensch und ehemaliger Boxer im<br />

Schwergewicht<br />

Wird morgens genauso aus <strong>de</strong>m Bett gescheucht<br />

Manchmal keift Sie ihn an, und ich kann es bis zu Mir hören<br />

Dann gehe ich meistens auf <strong>de</strong>n Balkon.<br />

Denn<br />

Ihr Lächeln und ein Winken bekomme Ich<br />

je<strong>de</strong>n Morgen.<br />

Was für eine verrückte Welt.<br />

Heinz Flischikowski<br />

DATT IS IRRE! 9


Ich schämte mich immer<br />

Klaus Erdmann<br />

Wenn ich über das Thema Scham nach<strong>de</strong>nke, komme ich<br />

schnell zu <strong>de</strong>n Begriffen Schüchternheit und<br />

Min<strong>de</strong>rwertigkeitskomplexe.<br />

Ich muss immer an meine Mutter <strong>de</strong>nken. Von Ihr wur<strong>de</strong><br />

ich zu Schüchternheit erzogen. Unter vielen falschen<br />

Erziehungsmaßnahmen war eine beson<strong>de</strong>rs wirksam. Sie<br />

blickte mich immer böse an. Meine Mutter war <strong>nicht</strong> böse.<br />

Klaus Erdmann Sie wollte mich zu einem guten Menschen erziehen. Die<br />

Blicke meiner Mutter schüchterten mich ein. Ich hatte<br />

immer das Gefühl, etwas verkehrt gemacht zu haben. Daraus entstan<strong>de</strong>n<br />

Min<strong>de</strong>rwertigkeitskomplexe. Immer beim Beisammensein mit an<strong>de</strong>ren Menschen<br />

schaute ich erst meine Mutter an, um zu sehen, ob ich wie<strong>de</strong>r etwas verkehrt gemacht<br />

hatte. So wur<strong>de</strong> ich ein Mensch mit starken Min<strong>de</strong>rwertigkeitskomplexen. Ich<br />

schämte mich immer.<br />

(Über-)lebensfrage<br />

?<br />

?<br />

Ich habe Sehnsucht nach zu Hause<br />

Ich suche meine Heimat.<br />

Wo sind meine Wurzeln?<br />

Wo ist das Elternhaus,<br />

in das ich immer zurückkehren kann,<br />

weil ich dort geliebt wer<strong>de</strong>bedingungslos?<br />

?<br />

?<br />

?<br />

Wie kann ich wachsen,<br />

wenn ich immer klein gemacht wer<strong>de</strong>?<br />

Wie kann ich vertrauen,<br />

wenn alles um mich herum zerbricht?<br />

Warum wirft man mich in ein Leben,<br />

in <strong>de</strong>m ich <strong>nicht</strong> gewollt bin,<br />

in <strong>de</strong>m ich versage,<br />

weil ich <strong>nicht</strong> wachsen durfte?<br />

Wer weiß,<br />

was aus mir hätte wer<strong>de</strong>n können...<br />

<strong>de</strong>r seelenvogel<br />

10 DATT IS IRRE!


Sprichworte im Netz<br />

Axel Münch<br />

Sprichworte zu <strong>de</strong>m Thema „Scham“ fin<strong>de</strong>n sich im Netz eine Menge. Das Netz schreibt alles auf und<br />

ist damit schamlos. Ansonsten hat die Scham die Menschen sehr berührt. Eine Auswahl von Sprichworten<br />

mag dies zeigen:<br />

Eine einzige Art <strong>de</strong>r Furcht hat etwas Edles: die Schamhaftigkeit.<br />

von Karl Julius Weber<br />

Das Gehirn kennt keine Scham.<br />

Jules Renard, I<strong>de</strong>en, in Tinte getaucht<br />

Soeren Kierkegaard, Der Begriff <strong>de</strong>r Angst<br />

Die Scham wird dann peinlich, wenn man sie ablegen will.<br />

Emil Baschnonga<br />

Einem Mann ohne Scham kommt alles verdächtig vor.<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

Der Verlust von Scham ist das erste Zeichen von Schwachsinn.<br />

Siegmund Freud<br />

Deiner selbst sollst du dich <strong>nicht</strong> schämen müssen.<br />

Altes Testament, Jesus Sirach 4,20<br />

Scham ist <strong>de</strong>s Armen Unglück.<br />

Wes du dich schämst, das tu <strong>nicht</strong>.<br />

Marcel Düvier<br />

DATT IS IRRE! 11


Scham<br />

Welche Begriffe fallen einem dazu ein? Sie sind<br />

fett gedruckt.<br />

Ich heiße Claudinchen und möchte euch an das<br />

große Thema <strong>de</strong>r Ausgabe Heft 43 heranführen.<br />

Es ist mir „Aus <strong>de</strong>r Redaktion“ gestattet.<br />

Eine gesun<strong>de</strong> Form von Scham lässt Grenzen <strong>de</strong>s<br />

guten Rufes und genau so wichtig, <strong>de</strong>s guten<br />

Geschmacks, erkennen. Droht jemand eine<br />

gewisse Distanz eines An<strong>de</strong>ren zu überschreiten,<br />

wer<strong>de</strong>n sofort empfindliche Antennen<br />

ausgefahren. Man weiß aus <strong>de</strong>r Psychologie, je<strong>de</strong>r<br />

Mensch hat eine natürliche Begrenzung, ca. 1,30 m<br />

um sich herum, die keine frem<strong>de</strong> Person ohne<br />

Kommentar durchdringen sollte. Dieser Umfang<br />

wird als natürlicher Schutzraum um seine/ihre<br />

Persönlichkeit angesehen.<br />

Ich habe dieses Beispiel aus <strong>de</strong>r Psychologie. In<br />

<strong>de</strong>r Bücherei schmökere ich ganz gerne in <strong>de</strong>r<br />

Rubrik Psychologie. Scham ist eine Art von<br />

Schüchternheit, Achtung und Respekt, und es<br />

spielen sehr oft Berührungsängste eine <strong>nicht</strong> zu<br />

unterschätzen<strong>de</strong> Rolle.<br />

Respekt vor einem Erwachsenen muss Kin<strong>de</strong>rn<br />

einfach anerzogen wer<strong>de</strong>n. Bleibt es unterlassen,<br />

kann es in zunehmen<strong>de</strong>n Alter schlecht<br />

nachvollzogen wer<strong>de</strong>n. Ein respektvoller Umgang<br />

ist die Grundlage für eine Beziehung zu einem<br />

an<strong>de</strong>ren Menschen. Wird <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>re voll und ganz<br />

akzeptiert, kann diese durchaus über einige Jahre<br />

von Fortdauer sein. Dann, wenn eine gemeinsame<br />

Basis geschaffen wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Das gefährliche am Umgang mit <strong>de</strong>m Gefühl<br />

Scham (hier: Schamgefühl) ist, dass wenn in einer<br />

Partnerschaft o<strong>de</strong>r unter Mitarbeitern jemand<br />

einmal zu weit gegangen ist, es fast unmöglich ist,<br />

<strong>de</strong>n angerichteten Scha<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r gut zu machen.<br />

Das Dumme daran ist, dass die zugefügte<br />

Verletzung bzw. Beleidigung irreparabel zu sein<br />

scheinen, je<strong>de</strong>nfalls für lange Zeit. Die Toleranz<br />

könnte so gering sein, dass jemand ungeahnt <strong>de</strong>r<br />

Folgen, einen Schritt zu weit gegangen zu sein,<br />

die Zuneigung verlieren könnte.<br />

Gera<strong>de</strong> bei ersten Begegnungen wird oft geprüft,<br />

welche Einstellungen o<strong>de</strong>r Ansichten vorkommen.<br />

Sind sich Menschen noch fremd, kann es sein, dass<br />

nach eingehen<strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re doch <strong>nicht</strong><br />

so einfach akzeptiert wer<strong>de</strong>n kann, wie er sich<br />

einem gezeigt hat, wie er sich benommen hat. Dann<br />

wird es auch keine späteren Kontakte mehr geben.<br />

Denn dazu gehören immer zwei Parteien, wie ich<br />

es mal nennen möchte.<br />

Es gibt bei gut laufen<strong>de</strong>n Interessengemeinschaften<br />

oft eine gemeinsame Basis. Ich wür<strong>de</strong> sagen, man<br />

kann davon ausgehen, dass es min<strong>de</strong>stens drei<br />

Phasen gibt, die das Funktionieren einer<br />

Gemeinschaft garantieren. Wenn alle diese<br />

ungeschriebenen Regeln befolgen und sich niemand<br />

benachteiligt vorzukommen braucht, kann das zu<br />

einem guten Ergebnis führen. Als erstes muss eine<br />

Phase <strong>de</strong>r Neugier und <strong>de</strong>s Interesses herbeigeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die zweite Phase ist schon gefestigter, da<br />

bereits ein Vertrauensverhältnis hergestellt wor<strong>de</strong>n<br />

ist. Zu guten Ergebnissen und zur Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

im Zusammenleben trägt <strong>nicht</strong> zuletzt die Phase<br />

Nummer drei bei, die, wie ich meine, aus<br />

Erfahrungen und Erinnerungen besteht.<br />

Hier stelle ich die These auf, dass die meisten<br />

Menschen ähnlicher Auffassung sind, was <strong>de</strong>n<br />

guten Geschmack und guten Ton angeht. Doch ich<br />

weiß auch, dass bei<strong>de</strong>, Mann und Frau, an<strong>de</strong>rs<br />

gestrickt sind. Was <strong>de</strong>m einen total normal<br />

erscheint, stößt <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren bereits vor <strong>de</strong>n Kopf.<br />

Was die Sexualität angeht. Wir fühlen uns relativ<br />

sicher, sind wir beklei<strong>de</strong>t. Kommen zwei sich näher,<br />

wird automatisch <strong>de</strong>r Wunsch nach Nähe immer<br />

dringlicher, also körperlicher Nähe. Doch man<br />

sollte sich auch hier <strong>nicht</strong> überfahren lassen und<br />

die drei Phasen einer gutgehen<strong>de</strong>n Beziehung <strong>nicht</strong><br />

verdrängen. Zum Austausch von körperlicher<br />

Zärtlichkeit sollte man sich einfallsreich zeigen.<br />

Dann können Gefühle wie<br />

“Überfahren-wor<strong>de</strong>n-zu-sein” und <strong>de</strong>r bekannte<br />

12 DATT IS IRRE!


“bittere Nachgeschmack” ganz sanft aus <strong>de</strong>r Welt<br />

geschafft wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet, wenn erst einmal<br />

die Neugier<strong>de</strong> geweckt wor<strong>de</strong>n ist, eine neue<br />

Phase beginnt, die aber vor allen Dingen<br />

Einfühlung und ebenso Zeit braucht.<br />

Die Gunst einer bestimmten Person gewinnen zu<br />

wollen, ist ein relativ langwieriger Prozess. Kann<br />

diese Person die von mir gefor<strong>de</strong>rte Nähe auch<br />

aushalten? Besteht seiner-/ihrerseits <strong>de</strong>r Wunsch<br />

nach Nähe und Kontakt? Alle diese Fragen wirft<br />

die Deklination von Scham auf. Bei mir je<strong>de</strong>nfalls.<br />

Ich hoffe, ich konnte <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren beim<br />

Lesen meiner These zum Nach<strong>de</strong>nken anregen und<br />

zum Weiterlesen. Vielen Dank für Ihr/Euer<br />

Interesse!<br />

Gruß, Claudinchen<br />

Viele<br />

Beklemmungen,<br />

Hemmungen<br />

Bestimmungen<br />

Bestechungen<br />

Berichte<br />

Operationen<br />

Elternkriege<br />

Verluste<br />

Gewinne<br />

Hermann Rauen<br />

Trauerwei<strong>de</strong><br />

Dem Wind ist sie ein willig Wesen,<br />

die Trauerwei<strong>de</strong>, die am Ufer steht.<br />

Ihr grünes Haar so innig hingegeben,<br />

umspielt die brauen Äste aller Hemmung bar.<br />

Nie wird sie sich zu einer Zeit erheben,<br />

sie wächst <strong>de</strong>m Win<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m Wasser zu.<br />

Ein stetes Trauern bebt in ihren Zweigen,<br />

als suchten sie und fän<strong>de</strong>n niemals Ruh.<br />

Hedwig Meutzner<br />

DATT IS IRRE! 13


Wer kennt <strong>nicht</strong> dieses Gefühl, wenn einem das<br />

Blut in <strong>de</strong>n Kopf steigt und man am liebsten im<br />

Erdbo<strong>de</strong>n versinken wür<strong>de</strong> – Scham gehört zur<br />

Alltagserfahrung. Wir versuchen dieser<br />

Empfindung <strong>de</strong>s Schämens zu entgehen, sie zu<br />

vermei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r aber zu verbergen. Sich zu<br />

schämen ist für je<strong>de</strong>n eine<br />

tragische Erfahrung. Wer sich<br />

schämt verachtet sich.<br />

Es ist wichtig, zwei Qualitäten<br />

<strong>de</strong>r Scham zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

natürliche Scham und<br />

Beschämung. Die natürliche<br />

Scham tritt auf, wenn <strong>de</strong>r<br />

Mensch etwas Intimes von<br />

sich zeigt. Sie ist oft verbun<strong>de</strong>n<br />

mit Angst o<strong>de</strong>r Vorfreu<strong>de</strong> vor<br />

<strong>de</strong>r Reaktion <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren.<br />

Genau genommen ist das<br />

Gefühl <strong>de</strong>r Scham ein<br />

Auslöser, um unseren intimen<br />

o<strong>de</strong>r persönlichen Raum zu<br />

schützen. Dort lässt man<br />

freiwillig <strong>nur</strong> ausgewählte<br />

an<strong>de</strong>re Menschen hinein. Wird<br />

dieser persönliche Raum von<br />

Menschen ohne Erlaubnis<br />

betreten, reagieren wir mit Angst, Unbehagen,<br />

Erstarren o<strong>de</strong>r auch Aggression. Berührungen <strong>de</strong>s<br />

Körpers können kostbare Nähe, Verschmelzung,<br />

Sinnlichkeit und Glück, aber auch Verletzungen,<br />

Missachtung und Gewalt beinhalten. Wo genau die<br />

Grenzen <strong>de</strong>s intimen Raumes erlebt wer<strong>de</strong>n, wann<br />

und in welcher Intensität Scham auftritt, ist<br />

individuell unterschiedlich.<br />

Scham ist aber <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> ein Gefühl, das man<br />

entwickelt. Die Beschädigung <strong>de</strong>s Selbst kann auch<br />

durch eine Verletzung von außen erfolgen. In<br />

diesem Fall spricht man von Demütigung o<strong>de</strong>r<br />

Beschämung. Scham ist also ein soziales Gefühl;<br />

zu ihr gehört die Öffentlichkeit an<strong>de</strong>rer Menschen<br />

bzw. die gedachte o<strong>de</strong>r vermutete Öffentlichkeit.<br />

Neben <strong>de</strong>r persönlich-subjektiven Funktion haben<br />

Schamgefühle erheblichen Einfluss auf<br />

gesellschaftliche Prozesse, in<strong>de</strong>m sie das<br />

14 DATT IS IRRE!<br />

Scham-Haft<br />

Winfried Pasch<br />

a.a.O., Ausschnitt<br />

Individuum veranlassen, sozialen Normen und<br />

Konventionen gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Scham entsteht<br />

durch <strong>de</strong>n Blick <strong>de</strong>s An<strong>de</strong>ren, wenn dieser auf<br />

etwas fällt, was <strong>nicht</strong> öffentlich wer<strong>de</strong>n soll. Hier<br />

zeigt sich, dass Scham keineswegs an sich<br />

krankhaft ist, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Stabilität unseres<br />

Zusammenlebens dient.<br />

Dagegen geht es in <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen Rechtsprechung<br />

vor allem um die Feststellung<br />

von Schuld, was heißt, durch<br />

eigenes Han<strong>de</strong>ln für die<br />

Verletzung einer Norm<br />

verantwortlich zu sein. Scham<br />

ist jenes Gefühl aus einer<br />

Normverletzung heraus, seine<br />

Unversehrtheit beschädigt zu<br />

haben. Man schämt sich für<br />

eine wahrgenommene<br />

Schwäche, einen Fehler, einen<br />

Defekt o<strong>de</strong>r Makel. Typisch<br />

für Scham ist also das Gefühl,<br />

eine verwerfliche Person zu<br />

sein, typisch für Schuld, das<br />

Gefühl, eine verwerfliche<br />

Handlung begangen zu haben.<br />

Die Gesellschaft bestimmt,<br />

was sich für <strong>de</strong>n einzelnen schickt. Man will<br />

natürlich <strong>nicht</strong> unangenehm auffallen und das<br />

Risiko eingehen, von <strong>de</strong>r Umgebung lächerlich<br />

gemacht, entwertet o<strong>de</strong>r gar verstoßen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber können schmerzhafte Schamkonflikte<br />

entstehen: Schäme ich mich z. B., meine<br />

abweichen<strong>de</strong> Meinung zu äußern, weil ich mich<br />

<strong>nicht</strong> unbeliebt machen will, könnte ich mir zuhause<br />

aus Scham über meine Feigheit, zu mir und meiner<br />

Ansicht zu stehen, die Haare ausreißen. Die<br />

Schamangst auf einsamen Posten stehen zu<br />

müssen, bewirkt oft solch einen Mangel an<br />

Zivilcourage. So för<strong>de</strong>rt die Scham einerseits<br />

unsere Individualisierung, zugleich geht aber von<br />

ihr auch ein starker sozialer Anpassungsdruck aus.<br />

Wie weit ich mich im Schamgefühl von mir selbst<br />

entferne, ist dabei weniger wichtig als <strong>de</strong>r Umstand<br />

<strong>de</strong>r Distanzierung überhaupt, <strong>de</strong>r mich von mir


selbst abspaltet und das Schamgefühl zu einem<br />

Gefühl <strong>de</strong>r Spannung und <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstreits macht.<br />

Scham und vor allem die Scham-Angst ist die<br />

Hüterin <strong>de</strong>r menschlichen Wür<strong>de</strong>.<br />

Der beschleunigte soziale Wan<strong>de</strong>l in einer<br />

dynamischen Gesellschaft hat die Verbindlichkeit<br />

zahlreicher traditioneller Werte relativiert. Es ist<br />

Raum für individuelle Orientierungen und<br />

Verhaltensweisen entstan<strong>de</strong>n, Selbstverwirklichung<br />

ist ein zentrales Ziel. Der Druck nimmt ab, sich<br />

seiner Handlungen, Wünsche und Phantasien<br />

schämen zu müssen. Es herrscht z.T. eine Offenheit<br />

im geistig-seelischen Bereich, die keine Tabu- und<br />

Schamgrenzen mehr zu kennen scheint. Die<br />

inflationäre Selbstöffnung vor einem<br />

Millionenpublikum in Talk- und/o<strong>de</strong>r Sexshows<br />

verän<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Umgang mit Intimität und <strong>de</strong>r sie<br />

schützen<strong>de</strong>n Scham. Medienpublizität verschafft<br />

narzisstische Aufwertung, die sonst lebenslang<br />

verwehrt bleibt. Die öffentliche Zurschaustellung<br />

von Tätern ist <strong>nicht</strong> mehr Quelle von Scham,<br />

son<strong>de</strong>rn im Gegenteil Mittel zu ihrer<br />

Kompensation. Es ist <strong>de</strong>r Versuch, Scham über das<br />

als min<strong>de</strong>rwertig erlebte Selbst im Akt scheinbar<br />

großartiger o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re erschrecken<strong>de</strong>r Exhibition<br />

überwin<strong>de</strong>n zu wollen. Dem gegenüber erlebt dann<br />

das Opfer bzw. <strong>de</strong>r Zuschauer abrupt und<br />

unkontrolliert, was <strong>de</strong>r Darsteller/Täter im Akt <strong>de</strong>r<br />

Selbstdarstellung abwehrt, nämlich Scham und<br />

Erschrecken.<br />

Schamlosigkeit kann kein Ziel sein, ist keine<br />

Erlösung. Scham ist das Gefühl, das die Grenzen<br />

<strong>de</strong>s Selbst und jene <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren schützt. Ihre<br />

Überschreitung führt zum Verlust <strong>de</strong>r Achtung.<br />

Eine schamlose Gesellschaft gibt Respekt und<br />

Wür<strong>de</strong> ihrer Mitglie<strong>de</strong>r preis.<br />

Nicht selten kommt es vor, dass die Scham <strong>nicht</strong><br />

mehr situationsgebun<strong>de</strong>n und kurzlebig erlebt wird,<br />

son<strong>de</strong>rn beliebig und andauernd bei Kontakten mit<br />

an<strong>de</strong>ren Menschen auftritt. Massive<br />

Beschämungen (ausgelacht und verhöhnt wer<strong>de</strong>n<br />

wegen vermeindlicher Makel wie Stottern,<br />

Bettnässen etc.) und an<strong>de</strong>re Verletzungen <strong>de</strong>s<br />

intimes Raumes wie Gewalt und<br />

Übergriffserfahrungen (Vergewaltigungen,<br />

Missbrauchserfahrungen) können ein solch<br />

dauerhaftes Gefühl drohen<strong>de</strong>r Gefahr hervorrufen,<br />

so dass die Scham als unablässig aktive Wächterin<br />

auf <strong>de</strong>n Plan gerufen ist. Je<strong>de</strong>r „drohen<strong>de</strong>“<br />

lebendige Kontakt wird auf so kleiner Flamme<br />

gekocht, dass er erst gar <strong>nicht</strong> lebendig wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Die so überfluten<strong>de</strong> Scham überwacht nun<br />

<strong>nicht</strong> mehr <strong>de</strong>n intimen Raum, sie bewacht die<br />

Grenze, an <strong>de</strong>r aus oberflächlichem Kontakt soziale<br />

Resonanz wird. Leid und Einsamkeit sind die<br />

Folge.<br />

Schon früh im Leben wird unser Schamerleben<br />

mo<strong>de</strong>lliert. Im Alter von 15-18 Monaten vermag<br />

ein Kind sich im Spiegel zu erkennen. Damit sind<br />

erste Fähigkeiten erwacht, sich selbst zum Objekt<br />

zu machen. Das subjektive Ichgefühl beginnt nun,<br />

sich gleichsam ein Bild seiner selbst zu machen und<br />

dazu eine Einstellung zu gewinnen. Geprägt wird<br />

das Bild hauptsächlich durch <strong>de</strong>n Umgang <strong>de</strong>r<br />

wichtigsten Bezugspersonen mit <strong>de</strong>m Kind. Wenn<br />

die Mutter z.B. das freundlich angemel<strong>de</strong>te<br />

Interesse <strong>de</strong>s Säuglings <strong>nicht</strong> aufnimmt und teilt,<br />

kann es sich abgelehnt und <strong>de</strong>s weitern beschämt<br />

fühlen. Häufen sich solche o<strong>de</strong>r ähnliche<br />

Begegnungen kann dies ungünstige Auswirkungen<br />

auf das Erleben und Verhaltens <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s haben.<br />

Viele Menschen lei<strong>de</strong>n unter mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

gravieren<strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>r Scham. Eine<br />

erhöhte Schamanfälligkeit blockiert lebendige<br />

Spontaneität und schränkt die innere Freiheit<br />

unerträglich ein. An<strong>de</strong>rerseits kann aber auch ein<br />

zu wenig an Schamgefühl beobachtet wer<strong>de</strong>n, was<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n vom Mangel jeglichen<br />

Taktgefühls bis zu psychopathischer<br />

Gefühllosigkeit reicht. Sicher ist, dass hohe<br />

Schamanfälligkeit mit niedriger<br />

Selbsteinschätzung, mit mangeln<strong>de</strong>n<br />

Selbstwertgefühl einhergeht.<br />

Wenn die lebenswichtigen kindlichen Bedürfnisse<br />

nach einfühlen<strong>de</strong>r Verfügbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Bezugspersonen auf Abwertung stoßen, resultiert<br />

daraus im Laufe <strong>de</strong>r weiteren Entwicklung oft eine<br />

unbewusste Selbstabwertung <strong>de</strong>r eigenen Person<br />

und ihrer Bedürfnisse. Entsprechen Schamängste<br />

dieser Art einem Dauerzustand, bil<strong>de</strong>n sie einen<br />

Teil <strong>de</strong>r narzisstischen Kränkbarkeit. Bei schweren<br />

Fällen frühkindlicher Verlassenheit, begleitet von<br />

Schmerzen <strong>de</strong>s Ungeliebt- und Abgelehntseins,<br />

kann es zu Depressionen kommen, genährt von<br />

<strong>de</strong>m Grundgefühl, eigentlich kein Lebensrecht zu<br />

besitzen, sich auf Schritt und Tritt schämen zu<br />

müssen. Man fühlt sich wie aussätzig, muss sich<br />

schämen, überhaupt ein Teil <strong>de</strong>r Menschheit sein<br />

DATT IS IRRE! 15


zu wollen und Ansprüche an das Leben und an<strong>de</strong>re<br />

Menschen zu stellen. Natürlich sind Ansprüche<br />

trotz<strong>de</strong>m lebendig, drücken sich aber <strong>nur</strong> sehr<br />

indirekt und ambivalent aus und können <strong>de</strong>shalb<br />

auch kaum befriedigend erfüllt wer<strong>de</strong>n. Damit<br />

erhält die tiefste Beschämung, das Gefühl <strong>de</strong>s<br />

Ausgestoßenseins, immer wie<strong>de</strong>r neue Nahrung.<br />

Hier trifft die Scham <strong>nicht</strong> einzelne Handlungen<br />

o<strong>de</strong>r Eigenschaften einer Person, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>ren<br />

Existenz. Nicht wie man ist, son<strong>de</strong>rn dass man ist,<br />

ist Auslöser <strong>de</strong>r Scham. Die existentielle<br />

Beschämung ist für viele Menschen <strong>nicht</strong><br />

auszuhalten. Auf diesem Bo<strong>de</strong>n entwickeln sich<br />

schwerste Pathologien, wie z. B. vollständige<br />

Asozialität o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>struktives Suchtverhalten. Als<br />

kompensatorische und sozial akzeptierte<br />

Reaktionsbildung wird Lebenssinn gesucht. Diese<br />

Menschen stehen unter Druck, ihre<br />

Existenzberechtigung zu beweisen und versuchen<br />

ihrer beschämen<strong>de</strong>n Nichtswürdigkeit zu entgehen,<br />

in<strong>de</strong>m sie sich für an<strong>de</strong>re aufopfern. Die<br />

Schwierigkeit liegt aber darin, dass es <strong>de</strong>r Helfer<br />

ist, <strong>de</strong>r dringendst <strong>de</strong>n Hilfesuchen<strong>de</strong>n benötigt,<br />

um <strong>nicht</strong> <strong>de</strong>m bo<strong>de</strong>nlosen Abgrund seiner Wertund<br />

Sinnlosigkeit zu verfallen.<br />

Wie je<strong>de</strong>s Gefühl hat Scham immer einen<br />

körperlichen Ausdruck. Der körperliche Ausdruck<br />

ist aber mehr als <strong>nur</strong> <strong>de</strong>r gesenkte Blick und das<br />

Erröten. Da begegnen wir <strong>de</strong>n angewurzelten<br />

Beinen, <strong>de</strong>m festgefrorenen Becken, <strong>de</strong>m<br />

stocken<strong>de</strong>n Atem, <strong>de</strong>r großen Leere im Kopf<br />

ebenso wie <strong>de</strong>n hochgezogenen Schultern, <strong>de</strong>n<br />

ineinan<strong>de</strong>r verschlungenen Hän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />

zusammengekrampften Magen. Ein Forscherteam<br />

in Los Angelos hat ent<strong>de</strong>ckt wie Scham das<br />

Immunsystem beeinflusst: Der Tumor-Nekrose-<br />

Faktor Alpha, ein Botenstoff, <strong>de</strong>r eine beginnen<strong>de</strong><br />

Entzündungsreaktion im Körper anzeigt, war um<br />

25% erhöht. Üblicherweise sorgt dieser Botenstoff<br />

dafür, dass Menschen sich nach einer Infektion<br />

zurückziehen und schonen so wie es viele<br />

Menschen mit großer Schamangst auch<br />

praktizieren.<br />

Eine Therapie muss bei <strong>de</strong>r Störung <strong>de</strong>s<br />

Selbstwertgefühls ansetzen und versuchen, die<br />

zunächst oft unbewusst wirken<strong>de</strong>n <strong>de</strong>struktiven<br />

Selbstentwertungsten<strong>de</strong>nzen zu modifizieren.<br />

Häufig verhin<strong>de</strong>rt die Scham <strong>de</strong>s Klienten zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r Therapie, dass <strong>de</strong>r Therapeut in die<br />

innere Bedürftigkeit Einblick bekommt. Es dauert<br />

daher oft lange bis die Vertrauensbasis genügend<br />

tragfähig wird. Für <strong>de</strong>n Klienten gilt Vertrauen in<br />

<strong>de</strong>n Wert seines spezifischen So-Seins zu gewinnen.<br />

Denn je mehr ich mich in meiner jeweiligen<br />

Begrenztheit selber akzeptieren kann, um so<br />

weniger bin ich in meinem Selbstwert davon<br />

abhängig, wie ich von an<strong>de</strong>ren Menschen gesehen<br />

und bewertet wer<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m gilt es, das oft<br />

verfestigte Gefühl von Ohnmacht zu verän<strong>de</strong>rn.<br />

Dazu verhelfen Erlebnisse und Erfahrungen, bei<br />

<strong>de</strong>nen man sich als wirksam erlebt. Da Scham ein<br />

soziales Gefühl ist bedarf dieser Weg <strong>de</strong>s<br />

lebendigen Kontaktes (Gruppentherapie). Zu<br />

lernen darüber zu re<strong>de</strong>n, kann erste Erleichterung<br />

be<strong>de</strong>uten und Wege zu lebendigen Kontakten<br />

ebnen.<br />

Literatur:<br />

Kühn/Raub/Titze (Hg): Scham-einmenschliches<br />

Gefühl, Opla<strong>de</strong>n 1997<br />

Baer/Frick-Baer: Vom Schämen und Beschämtwer<strong>de</strong>n<br />

16 DATT IS IRRE!


Vater<br />

Jetzt bist du fort.<br />

Weg ohne Wie<strong>de</strong>rkehr.<br />

Hast mich zurückgelassen<br />

ohne Antworten.<br />

:<br />

Kein klären<strong>de</strong>s Gespräch mehr möglich.<br />

Es gab noch so vieles zu besprechen.<br />

Antworten, auf die ich wartete,<br />

<strong>de</strong>ren Fragen dich nie erreichten.<br />

In diesem Bewusstsein zurück zu bleiben<br />

fällt schwer – unsagbar schwer.<br />

Ob ich dich vermissen wer<strong>de</strong>?<br />

Meinen Vater habe ich doch immer vermisst!<br />

Ich weiß, dass du mir nie verzeihst.<br />

Damit muss ich wohl leben.<br />

Doch wessen Schuld trägt schwerer?<br />

So muss die Frage wohl lauten.<br />

Die Frage, die ich dir nie stellen wer<strong>de</strong>.<br />

:<br />

Denn du warst mein Vater!<br />

Und ich war <strong>de</strong>in Kind!<br />

Eines <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die<br />

Zitat:<br />

Die größte Enttäuschung <strong>de</strong>ines Lebens waren!<br />

Sandra Wichmann<br />

:<br />

:<br />

Zwei Hän<strong>de</strong> berühren sich<br />

Finger spielen miteinan<strong>de</strong>r<br />

Kribbeln im Bauch<br />

Die Seele vibriert<br />

Birgit Jurhan<br />

DATT IS IRRE! 17


Schüchternheit – ein persönliches Dilemma<br />

Winfried Pasch<br />

Es ist schon erstaunlich, nach empirischen<br />

Untersuchungen sind 45- 50% <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

schüchtern. Die meisten Schüchternen können ihr<br />

Problem gut überspielen. Nur 15-20% erröten o<strong>de</strong>r<br />

stottern und machen so ihr Problem öffentlich.<br />

Je nach Ausprägung unterliegen<br />

schüchterne Menschen ständigen<br />

Selbstzweifeln und selbstquälerischer<br />

Selbstbeobachtung, sie fürchten<br />

Blamagen und <strong>de</strong>nken immer wie<strong>de</strong>r<br />

darüber nach, was an<strong>de</strong>re von ihnen<br />

halten. Unablässig vergleichen und<br />

zensieren sie sich. An<strong>de</strong>ren Menschen<br />

gehen sie eher aus <strong>de</strong>m Weg, vor<br />

allem, wenn diese Menschen ihnen<br />

noch fremd sind. So fällt es ihnen auch<br />

schwer, lockere Bekanntschaften zu<br />

machen o<strong>de</strong>r Freundschaften zu<br />

schließen. Ihre Chancen menschliche<br />

Nähe o<strong>de</strong>r Bindung zu erfahren sind eher gering.<br />

In einer Gesellschaft, in <strong>de</strong>r Führungsbereitschaft,<br />

Selbstbewusstsein und „soziale Geschmeidigkeit“<br />

gefragt sind, bremst sich <strong>de</strong>r Schüchterne in seiner<br />

beruflichen und auch privaten Weiterentwicklung<br />

aus o<strong>de</strong>r wird ins Abseits gestellt. An<strong>de</strong>ren<br />

Menschen ist <strong>de</strong>r Schüchterne suspekt, man kann<br />

ihn <strong>nicht</strong> einschätzen, man weiß <strong>nicht</strong>, was er <strong>de</strong>nkt,<br />

was er vorhat. Nicht selten wirkt er auf an<strong>de</strong>re<br />

auch arrogant o<strong>de</strong>r <strong>nur</strong> langweilig und<br />

uninteressant.<br />

Zwar vermei<strong>de</strong>n schüchterne Menschen <strong>de</strong>n<br />

Augenkontakt, registrieren jedoch permanent ihre<br />

Wirkung und interpretieren auch leiseste mimische<br />

und körperliche Signale als Anzeichen von Kritik,<br />

Desinteresse o<strong>de</strong>r Spott. Zwei Ängste<br />

umschleichen sie, zum einen überhaupt <strong>nicht</strong><br />

wahrgenommen zu wer<strong>de</strong>n und zum an<strong>de</strong>rn zu sehr<br />

wahrgenommen zu wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Folge einer<br />

Bloßstellung o<strong>de</strong>r Blamage.<br />

Der Entwicklungspsychologe Jerome Kagan hat<br />

erforscht, dass 1/3 aller schüchternen Erwachsenen<br />

mit einer biologischen Veranlagung (Temperament)<br />

geboren wer<strong>de</strong>n, die sie zur Schüchternheit<br />

prä<strong>de</strong>stiniert. Viel hängt aber davon ab, wie diese<br />

Kin<strong>de</strong>r erzogen wer<strong>de</strong>n. Wer<strong>de</strong>n sie überbehütet,<br />

fällt es ihnen später schwer, sich entspannt und<br />

angstfrei auf die Welt einzulassen. Das emotionale<br />

Band zwischen Eltern und Kind in <strong>de</strong>n ersten<br />

Lebensjahren ist von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Eltern, die in ihrer emotionalen Zuwendung zum<br />

Kind <strong>nicht</strong> verlässlich sind, die die<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s nach<br />

Sicherheit, Zuwendung und<br />

Geborgenheit oft frustrieren,<br />

riskieren, dass das Kind im späteren<br />

Leben ein schüchterner Erwachsener<br />

wird. Solch unsicher gebun<strong>de</strong>ne<br />

Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n schüchtern, weil ihre<br />

Beziehungserfahrungen von<br />

Unsicherheit und Unbeständigkeit<br />

geprägt sind und sie ein Selbstbild<br />

verinnerlicht haben, in <strong>de</strong>m sie sich<br />

selbst als problematisch wahrnehmen.<br />

Sie verhalten sich so, dass die<br />

Ablehnung o<strong>de</strong>r Missachtung auch wirklich eintritt.<br />

Es sind narzisstisch verletzliche Persönlichkeiten,<br />

die tiefe frühe Wun<strong>de</strong>n in sich tragen, die immer<br />

wie<strong>de</strong>r schmerzen und nie ganz verheilen. In<br />

Beziehungen sind sie schnell frustriert, wittern<br />

überall Zurückweisung und empfin<strong>de</strong>n schnell<br />

Scham und Peinlichkeit.<br />

Wer seine Schüchternheit <strong>nicht</strong> überwin<strong>de</strong>n kann,<br />

zahlt meist einen hohen Preis: Schüchterne Kin<strong>de</strong>r<br />

ziehen sich häufig zurück, mei<strong>de</strong>n<br />

Wettbewerbssituationen, sind zu ängstlich, um frei<br />

mit an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn herumtoben zu können und<br />

sind auch zu ängstlich, um um Hilfe bitten zu<br />

können. So können sie auch <strong>nur</strong> mangelhaft soziale<br />

Fertigkeiten entwickeln. Dieses Gefängnis, in das<br />

sich die Betroffenen freiwillig zurückziehen, sorgt<br />

dafür, dass die geistige Entwicklung hinter <strong>de</strong>n<br />

Möglichkeiten zurückbleibt. Ten<strong>de</strong>nziell sind sie<br />

leicht paranoid, da es kaum jeman<strong>de</strong>n gibt, <strong>de</strong>r ihr<br />

falsches Denken korrigiert. Nicht selten en<strong>de</strong>n<br />

solche Lebensverläufe in Depressionen. Versuchen<br />

sie jedoch ihr Gefängnis zu verlassen, sind oft<br />

Alkohol und Drogen im Spiel. Wie man sich leicht<br />

vorstellen kann, haben diese Menschen <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong><br />

Probleme Partner zu fin<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch in ihrer<br />

Sexualität.<br />

18 DATT IS IRRE!


Die hohen psychischen und sozialen Kosten <strong>de</strong>r<br />

Schüchternen ver<strong>de</strong>cken allerdings die Tatsache,<br />

dass es auch positive und angenehme Züge bei<br />

schüchternen Menschen gibt: Meistens sind sie gute<br />

Zuhörer, weil sie sich <strong>nicht</strong> dauernd selbst re<strong>de</strong>n<br />

hören müssen, sie sind in hohem Maße empathisch<br />

und sind die zuverlässigeren Freun<strong>de</strong>, weil sie mit<br />

Loyalität und Dankbarkeit quittieren, dass an<strong>de</strong>re<br />

ß<br />

Menschen sich ihnen zuwen<strong>de</strong>n.<br />

Tod, aber noch <strong>nicht</strong> gestorben<br />

Wolfgang Reiermann<br />

Literatur<br />

Axel Wolf: Warum so schüchtern? In:<br />

Psychologie heute 2/08<br />

Kühn/Raub/Titze (Hg): Scham-einmenschliches<br />

Gefühl, Opla<strong>de</strong>n 1997<br />

ß<br />

Mittwochs, Nachts, 3.40 Uhr<br />

Ich lag wie<strong>de</strong>r wach. Und es begann wie immer:<br />

Meine Gedanken drehten sich mal wie<strong>de</strong>r um<br />

meinen Tod. Ich war 86, allein, und ich muss es<br />

zugeben, etwas verwirrt. Ich bekam alles mit,<br />

konnte aber <strong>nicht</strong> mehr reagieren. Sicher, wenn<br />

man sich Mühe geben wür<strong>de</strong>, hätte man an meinen<br />

Augen erkennen können, wie es mit meinem<br />

Befin<strong>de</strong>n war.<br />

Aber, die Leute, die kamen, behan<strong>de</strong>lten mich wie<br />

ein kleines Kind. Schlimmer noch, wie ein<br />

Neugeborenes. „Na, Opa, wie geht‘s uns heute?<br />

Ja, ja, Sie haben es gut, <strong>de</strong>n ganzen Tag im Bett<br />

und fernsehen. Toll.“ Wusste <strong>de</strong>r junge Mann<br />

eigentlich, wovon er da re<strong>de</strong>te? Wen meint <strong>de</strong>r<br />

eigentlich? Doch wohl <strong>nicht</strong> mich! Ich weiß <strong>nicht</strong><br />

einmal, wie <strong>de</strong>r heißt. O<strong>de</strong>r, hab´s vergessen. Ich<br />

versuchte meine Hand zu heben. Es gelang mir<br />

<strong>nicht</strong>. Die Finger konnte ich <strong>nicht</strong> mehr bewegen,<br />

auch die Hand lei<strong>de</strong>r <strong>nicht</strong>. Bei<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> waren<br />

betroffen.<br />

Ich begann zu weinen. Nicht wie früher. Ich hatte<br />

keine Tränen mehr. Ich weinte tränenlos. Ich weiß<br />

<strong>nicht</strong> warum. Aber, ich war so nie<strong>de</strong>rgeschlagen,<br />

dass ich mich ein ums an<strong>de</strong>re mal fragte, wieso ich<br />

das alles erdul<strong>de</strong>te. Erdul<strong>de</strong>n musste. Oft, sehr oft<br />

hatte ich schon daran gedacht, meinem Leben ein<br />

En<strong>de</strong> zu setzen. Aber wie? Ich hatte doch keine<br />

Möglichkeit etwas ohne frem<strong>de</strong> Hilfe zu mir zu<br />

nehmen. Ich lachte mit einem Mal in mich hinein.<br />

Nicht einmal vor einen Zug hätte ich mich werfen<br />

können. O<strong>de</strong>r vom Hochhaus springen. O<strong>de</strong>r aber<br />

mir etwas mit <strong>de</strong>m Messer antun. Und<br />

Medikamente? Ich war ja <strong>nicht</strong> einmal in <strong>de</strong>r Lage,<br />

Tabletten in mich aufzunehmen. Wie auch? Ich<br />

konnte ja <strong>nicht</strong> einmal mehr die Hän<strong>de</strong> bewegen,<br />

geschweige <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>n Arm. Also, was blieb. Ich<br />

musste einen Frem<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r mir half o<strong>de</strong>r<br />

Hilfestellung gab.<br />

Der Kreislauf schloss sich, da ich erkennen musste,<br />

dass ich gar <strong>nicht</strong> mehr in <strong>de</strong>r Lage war, mich zu<br />

äußern. Na, wie <strong>de</strong>nn, du kannst <strong>de</strong>ine Finger<br />

schlecht bewegen und bekommst <strong>de</strong>n Arm noch<br />

<strong>nicht</strong> mal hoch, um einen Stift zu halten. Also, blieb<br />

<strong>nur</strong> Gott. Tja, das Dumme war <strong>nur</strong>, ich hatte Gott<br />

noch nie um etwas gebeten. Ja, ich habe lange <strong>nicht</strong><br />

einmal gebetet und habe auch jahrelang keine<br />

Kirche besucht. Er wird mich <strong>nicht</strong> einmal kennen,<br />

wie auch. Aber, was erwarte ich dann von ihm?<br />

Er bräuchte <strong>nur</strong> mein Herz zum Stehen bringen.<br />

En<strong>de</strong>! Aber, in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r Christen, also auch<br />

Gott, war Selbsttötung verboten.<br />

So wie das Schild in unserem Park, wo<br />

aufgeschrieben war: Betreten verboten.<br />

Mein Leben, meine Angst, mein Dahinsiechen, war<br />

mein Schicksal, aber <strong>de</strong>m ein En<strong>de</strong> zu machen,<br />

Schluss zu machen, das hatte man in <strong>de</strong>r Bibel <strong>nicht</strong><br />

vorgesehen. Man konnte mich wie ein<br />

Neugeborenes behan<strong>de</strong>ln. Mich tätscheln ohne<br />

Gefühl. Man konnte alles mit mir machen. Man<br />

konnte mir sogar Gewalt antun, ohne dass ich mich<br />

wehren konnte. Sollte ich <strong>de</strong>shalb dankbar sein,<br />

noch <strong>nicht</strong> geschlagen wor<strong>de</strong>n zu sein. Meine<br />

tonlosen Hilferufe verhallten in meinem Kopf.<br />

Wie lange noch? Je<strong>de</strong>n Tag frage ich mich das.<br />

Dies ist die Antwort meiner Fragen.<br />

Geduld, immer <strong>nur</strong> Geduld.<br />

Ob es mir <strong>nicht</strong> langweilig erscheint, Tag für Tag<br />

an dasselbe zu <strong>de</strong>nken? Ich sage nein, es ist mir<br />

<strong>nicht</strong> langweilig, so zu <strong>de</strong>nken.<br />

DATT IS IRRE! 19


Ich habe eine körperliche Hülle,<br />

die ich mit meinem Geist erfülle,<br />

die Seele gehört auch noch darein,<br />

<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> <strong>de</strong>r leckere rote Wein.<br />

Wo ist <strong>de</strong>r Weg, wo ist das Ziel?<br />

Weiß ich eigentlich, wohin ich will?<br />

Will ich nach unten, will ich nach oben?<br />

Bin ich mit <strong>de</strong>m Teufel o<strong>de</strong>r mit Gott verwoben?<br />

Dereinst, da war ich jung und schön,<br />

doch heute brauche ich noch <strong>nicht</strong> mal mehr ’n Fön.<br />

Wo sind die guten alten Zeiten hin?<br />

Jetzt bin ich einsam und such nach <strong>de</strong>m Sinn.<br />

Was hab ich früher für Hoffnungen gehabt,<br />

aber die sind jetzt alle davongetrabt,<br />

mein Fernseher ist lei<strong>de</strong>r auch kaputt,<br />

bei <strong>de</strong>m Gedanken daran überkommt mich ’ne Wut,<br />

ich geh schon lang <strong>nicht</strong> mehr auf die Balz,<br />

hab <strong>nur</strong> noch ein Jesuskreuz um meinem Hals,<br />

das hat mir mein liebstes Mütterlein gegeben,<br />

und ich glaube, es hält mich sogar am Leben.<br />

Dem Alkohol hab ich auch schon abgedankt,<br />

wie oft bin ich nachts besoffen nach Hause gewankt.<br />

Ich glaube, ich wer<strong>de</strong> jetzt <strong>nur</strong> noch schreiben,<br />

vielleicht kann ich damit nach meinem Tod noch bleiben,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r ist uns ja nun mal allen gewiss.<br />

So gewiss, wie im Gully ein Rattenschiss!<br />

Hennes Baldrian-Stief<br />

20 DATT IS IRRE!


Unsterbliches Vietnam<br />

In meinen Hän<strong>de</strong>n<br />

halte ich eine Briefmarke,<br />

auf <strong>de</strong>r steht<br />

in großen Buchstaben<br />

„Unsterbliches Vietnam“<br />

und darunter in schwarzer Farbe<br />

eine Frau<br />

die ein Kornblüte in ihren Hän<strong>de</strong>n hält<br />

und wie ich da so stehe<br />

in <strong>de</strong>r einen Hand die Briefmarke<br />

in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren meinen Flachmann<br />

schweben meine Gedanken<br />

zu meinem großen Freund<br />

<strong>de</strong>n Amerikanern<br />

und mir wird plötzlich bewusst,<br />

dass ich nie in meinem Leben<br />

einen Freund gehabt habe.<br />

Heinz Flischikowski<br />

Spiegelbild<br />

ohne Titel, Raetz 1977<br />

Ich sehe in <strong>de</strong>n Spiegel, doch ich verstehe <strong>nicht</strong>, was ich dort sehe.<br />

Dort sehe ich <strong>nur</strong> Materie, geformt aus Stoffen, doch sehe ich wirklich mich?<br />

Sehe ich dort <strong>de</strong>n Menschen, <strong>de</strong>r ich bin?<br />

Ich weiß es <strong>nicht</strong>.<br />

Den Körper sehe ich dort, doch <strong>nicht</strong> meine Seele.<br />

Wie wür<strong>de</strong> diese wohl aussehen, dieses Selbst, das einem Körper steuert, wie ein<br />

Computer einen Roboter?<br />

H.-H. Schmitz<br />

DATT IS IRRE! 21


S<br />

E<br />

L<br />

B<br />

S<br />

T<br />

H<br />

I<br />

L<br />

F<br />

E<br />

- Selbsthilfegruppe für Männer mit Angsterkrankungen in Essen; Interessenten<br />

mel<strong>de</strong>n sich bitte bei Wiese e.V. (s.u.)<br />

Tel 0201 / 207676<br />

- Selbsthilfegruppe für Psychiatrie-Erfahrene <strong>de</strong>s LPE/NRW; Treffen: je<strong>de</strong>n 2.<br />

und 4. Freitag im Monat um 16 Uhr in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>s „Autonomen Zentrums<br />

(AZ)“, Auerstraße, 45468 Mülheim/R.,<br />

Ansprechpartner: Holger Steuck 0208/493918 o<strong>de</strong>r Mobil 0160/8488995<br />

- Das Boot e.V. Mülheim, Treffpunkt für Menschen mit Ängsten und<br />

Depressionen, Hilfe zur Selbsthilfe,<br />

Ansprechpartnerin: Inga Kegel, 0208/4374740<br />

- Selbsthilfegruppe: Depressionen / Ängste Mülheim Tel.: 0208 / 42 44 42<br />

- Selbsthilfebüro Mülheim, Tourainer Ring 4<br />

45468 Mülheim/R., Tel.: 0208 / 30048-0 und -14<br />

- Netzwerk Selbsthilfe, Kontakt- und Koordinationsstelle f. Selbsthilfe in Oberhausen,<br />

Langemarkstr. 12, 46045 Oberhausen, 0208 / 30196-0<br />

Ansprechpartner: Peter Jötten 0208 / 30196-20<br />

- Wiese e.V. - Kontakt- u. Informationsstelle für Selbsthilfe und Interessierte<br />

Pfer<strong>de</strong>markt 7, 45127 Essen, Tel.: 0201 / 207676<br />

- KOSKON – Koordination für Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRW<br />

Friedhofstr. 39, 41236 Mönchengladbach, Tel.: 02166 / 248567<br />

- Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft Psychiatrieerfahrener NRW:<br />

LAG NRW, c/o Die Entfesselten, Kopernikusstr. 53, 40225 Düsseldorf, Tel.<br />

0211/315394, Matthias.Seibt@ruhr-uni-bochum.<strong>de</strong>,<br />

www.psychiatrie-erfahrene-nrw.<strong>de</strong><br />

22 DATT IS IRRE!


?<br />

Leserbrief von<br />

Joachim Hippler<br />

Eure Meinung ist uns wichtig!<br />

Leserbriefe!<br />

.<br />

Auch Gesprächskultur lässt privates & berufliches Leben aufblühen; ist<br />

doch das Interesse am Miteinan<strong>de</strong>r eine unendliche Geschichte.<br />

Reichlich Literatur gibt es zum Thema „Gespräch“ ..., die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Taschenbuchtitel von Friedmann Schulz von Thun „Miteinan<strong>de</strong>r re<strong>de</strong>n“<br />

seien erwähnt.<br />

Die gut sortierte Buchhandlung hilft bei weiteren Wünschen weiter!<br />

J.H. Essen<br />

+++++<br />

Ich lese regelmäßig „Dat is irre“, schmunzel. Immer<br />

wie<strong>de</strong>r stoße ich auf Wörter, die für mich fremd sind.<br />

Könnt ihr mir <strong>nicht</strong> mal so ein paar Übersetzungen<br />

rein schreiben für kleine Doofies. Nicht alle besitzen<br />

Fachwissen und ich <strong>de</strong>nke, ein paar Übersetzungen,<br />

um zu verstehen, was gemeint ist, wären <strong>nicht</strong><br />

schlecht. Das ist erst mal meine Kritik, die mir<br />

wichtig erschien. Und nun schaue ich mir eure Seite<br />

richtig an.<br />

Liebe Grüße<br />

Heike<br />

Anmerk. d. Red.: Wer<strong>de</strong>n wir in Zukunft drauf achten. Danke für<br />

<strong>de</strong>n Hinweis. :-)<br />

+++++++++++++++<br />

....ein paar Zeilen von mir.<br />

Hallo,<br />

es gibt <strong>nicht</strong> viel zu erzählen,<br />

lei<strong>de</strong>r kann ich es mir <strong>nicht</strong><br />

auswählenwas<br />

mich bewegt,<br />

kann ich <strong>nicht</strong> sagen<br />

es sind tausend Eindrücke,<br />

die mich plagen<br />

und mir die Zeit nehmen<br />

für das Wichtige,<br />

was zu sagen wäre<br />

wenn ich die Gelegenheit<br />

hätte – etwas zu äußern<br />

- aber es ist <strong>nicht</strong> greifbar,<br />

weil es <strong>nicht</strong> greifbar,<br />

weil es <strong>nicht</strong> wirklich ist<br />

was ich <strong>de</strong>nke<br />

und <strong>nicht</strong> sehe<br />

und <strong>nicht</strong> verstehe,<br />

warum ich es <strong>nicht</strong> verstehe!<br />

Beate Frinken<br />

DATT IS IRRE! 23


Liebes Datt is irre Team,<br />

vielen Dank für die treue Zusendung Ihrer <strong>Zeitschrift</strong>.<br />

Es sind oft sehr traurige Beiträge.<br />

Ich habe eine Ausbildung gemacht und darf jetzt ehrenamtlich in unserer Hospizgruppe<br />

Schwerkranke und Sterben<strong>de</strong> sowie <strong>de</strong>ren Angehörige begleiten.<br />

Da setzt man sich intensiv mit Ängsten auseinan<strong>de</strong>r. Mit Ängsten an<strong>de</strong>rer Menschen und mit <strong>de</strong>n<br />

eigenen Ängsten.<br />

In einem Buch habe ich gelesen, dass viele Ängste eine Ursache haben: Die Angst vor <strong>de</strong>m eigenen<br />

Tod.<br />

Ich bin keine Fachfrau, aber ich hatte auch schon einmal große Angst vor <strong>de</strong>m Tod. Vor meiner<br />

Kopfoperation. Das ist jetzt 13 Jahre her und seit<strong>de</strong>m habe ich mich immer wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Tod und<br />

<strong>de</strong>m Sterben auseinan<strong>de</strong>r gesetzt. Wir können we<strong>de</strong>r bestimmen wann, wie o<strong>de</strong>r wo wir sterben.<br />

Wenn wir uns mit <strong>de</strong>m Tod auseinan<strong>de</strong>r setzen wird, uns vielleicht die Angst genommen. Ich habe<br />

fast 5 Jahre gebraucht.<br />

Mir hat die beigefügte Geschichte und Bücher über Nahto<strong>de</strong>rlebnisse (von Kin<strong>de</strong>rn) sehr geholfen.<br />

Ich fin<strong>de</strong> das Schönste an <strong>de</strong>m LEBEN DANACH, dass sich je<strong>de</strong>r sein Leben danach so vorstellen<br />

kann, wie er es gerne möchte.<br />

Ich wür<strong>de</strong> mich sehr freuen, wenn ich einem Menschen damit helfen konnte.<br />

Ich wünsche Euch ein glückliches Jahr, und dass Ihr noch lange so weiter machen könnt.<br />

Viele liebe Grüße von<br />

Ulrike Die<strong>de</strong>rich<br />

+*<br />

Und hier die Geschichte, die Frau Die<strong>de</strong>rich geholfen hat:<br />

Leben „danach“?<br />

Es geschah, dass in einem Schoß Zwillingsbrü<strong>de</strong>r<br />

empfangen wur<strong>de</strong>n. Die Wochen vergingen, und<br />

die Knaben wuchsen heran. In <strong>de</strong>m Maß, in <strong>de</strong>m<br />

ihr Bewusstsein wuchs, stieg die Freu<strong>de</strong>: „Sag, ist<br />

es <strong>nicht</strong> großartig, dass wir empfangen wur<strong>de</strong>n?<br />

Ist es <strong>nicht</strong> wun<strong>de</strong>rbar, dass wir leben?!“ Die<br />

Zwillinge begannen, ihre Welt zu ent<strong>de</strong>cken. Als<br />

sie aber die Sch<strong>nur</strong> fan<strong>de</strong>n, die sie mit ihrer Mutter<br />

verband und die ihnen die Nahrung gab, da sangen<br />

sie vor Freu<strong>de</strong>: „Wie groß ist die Liebe unserer<br />

Mutter, dass sie ihr eigenes Leben mit uns teilt!“<br />

Als aber die Wochen vergingen und schließlich zu<br />

Monaten wur<strong>de</strong>n, merkten sie plötzlich, wie sehr<br />

sie sich verän<strong>de</strong>rt hatten. „Was soll das heißen?“<br />

fragte <strong>de</strong>r eine. „Das heißt“, antwortete <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re,<br />

„dass unser Aufenthalt in dieser Welt bald seinem<br />

En<strong>de</strong> zugeht.“ – „Aber ich will gar <strong>nicht</strong> gehen“,<br />

erwi<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r eine, „ich möchte für immer hier<br />

bleiben.“ – „Wir haben keine an<strong>de</strong>re Wahl,“<br />

entgegnete <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re, „aber vielleicht gibt es ein<br />

Leben nach <strong>de</strong>r Geburt!“ – „Wie könnte dies sein?“<br />

fragte zweifelnd <strong>de</strong>r erste, „wir wer<strong>de</strong>n unsere<br />

Lebenssch<strong>nur</strong> verlieren, und wie sollten wir ohne<br />

sie leben können? Und außer<strong>de</strong>m haben an<strong>de</strong>re vor<br />

uns diesen Schoß hier verlassen und niemand von<br />

ihnen ist zurückgekommen und hat uns gesagt, dass<br />

es ein Leben nach <strong>de</strong>r Geburt gibt. Nein, die Geburt<br />

ist das En<strong>de</strong>!“<br />

So fiel <strong>de</strong>r eine von ihnen in tiefen Kummer und<br />

sagte: „Wenn die Empfängnis mit <strong>de</strong>r Geburt en<strong>de</strong>t,<br />

welchen Sinn hat dann das Leben im Schoß. Es ist<br />

sinnlos. Womöglich gibt es gar keine Mutter hinter<br />

allem.“ – „Aber sie muss doch existieren“,<br />

protestierte <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re, „wie sollten wir sonst<br />

24 DATT IS IRRE!


hierher gekommen sein? Und wie könnten wir am<br />

Leben bleiben?“<br />

„Hast du je unsere Mutter gesehen?“ fragte <strong>de</strong>r<br />

eine. „Womöglich lebt sie <strong>nur</strong> in unserer<br />

Vorstellung. Wir haben sie uns erdacht, weil wir<br />

dadurch unser Leben besser verstehen können.“<br />

Und so waren die letzten Tage im Schoß <strong>de</strong>r Mutter<br />

gefüllt mit vielen Fragen und großer Angst.<br />

Schließlich kam <strong>de</strong>r Moment <strong>de</strong>r Geburt. Als die<br />

Zwillinge ihre Welt verlassen hatten, öffneten sie<br />

ihre Augen. Sie schrien. Was sie sahen, übertraf<br />

ihre kühnsten Träume.<br />

Aus Amerika<br />

Petra Schreiber<br />

++++++++++<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

wenn man krank ist, beson<strong>de</strong>rs psychisch<br />

so wie ich, wird man in seiner Umgebung<br />

meistens <strong>nicht</strong> so ernst genommen.<br />

Meine Erfahrungen sind meistens negativ.<br />

Beson<strong>de</strong>rs wenn man arm ist, Hartz IV o<strong>de</strong>r<br />

Sozialhilfe bekommt.<br />

Am schlimmsten ist es, wenn man<br />

Ämtergänge erledigen muss. Man fühlt sich<br />

ziemlich allein gelassen, weil man sich mit<br />

Beamten herumschlagen muss. Ich bin<br />

psychisch krank, aber <strong>de</strong>swegen <strong>nicht</strong><br />

dumm. Ich fühle mich oft allein gelassen.<br />

Ich habe einen lieben Mann, <strong>de</strong>r alles für<br />

mich tut, was er kann.<br />

Er bekommt Hartz IV, er hilft mir, so gut es<br />

geht, aber manchmal fühlen wir uns sehr<br />

alleine, wenn es um <strong>de</strong>n Umgang mit<br />

Ämtern und Behör<strong>de</strong>n geht. Ich habe keine<br />

Familie und Freun<strong>de</strong>, da mich meine<br />

Krankheit ziemlich einschränkt. Ich bin<br />

<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> seelisch, son<strong>de</strong>rn auch körperlich<br />

krank, aber egal. Der einzige Trost ist mein<br />

Mann. Ich bin einfach sauer auf die Ämter,<br />

<strong>de</strong>nn sie machen uns das Leben zur Hölle.<br />

Im Moment haben wir sehr viele Probleme,<br />

arge, Sozialamt. Klar wer<strong>de</strong> ich kämpfen,<br />

aber unser Leben ist <strong>nicht</strong> einfach. Warum<br />

ich Ihnen das schreibe? Vielleicht können<br />

Sie uns irgendwie helfen, wir wür<strong>de</strong>n uns<br />

freuen.<br />

Wir haben schlechte Erfahrungen mit<br />

„Regenbogen“ Rheinhausen gemacht.<br />

Deshalb haben wir uns an Sie gewandt.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Marion Rangnit<br />

Anmerk. d. Redaktion: Liebe Freun<strong>de</strong> und Leser, da wir Frau Ragnit durch unsere Kontakt- und<br />

Beratungsstelle von Mülheim aus <strong>nicht</strong> helfen können, bitte wir Euch, uns I<strong>de</strong>en zur Unterstützung an<br />

unsere Redaktionsadresse mitzuteilen, damit wir sie an Frau Ragnit weiterleiten können. Vielen Dank.<br />

DATT IS IRRE! 25


Win<strong>de</strong>, Blitz und Donnerhall<br />

von Ukamau Ripa<br />

Win<strong>de</strong>, Blitz und Donnerhall,<br />

Großer Saal – gewalt’ger Schall.<br />

Flammen zucken, lo<strong>de</strong>rn auf,<br />

So begann <strong>de</strong>r Nächte Lauf.<br />

Grausam war’s, das Blut zerflos<br />

In <strong>de</strong>s Dunkels kaltem Schoß.<br />

Türen kreischten, Menschen schrien,<br />

Als <strong>de</strong>s Gottes Macht erschien.<br />

Stumm war seine große Hand,<br />

Die sich um die Menschen wand.<br />

Schaurig grausam war sein Blick,<br />

Wählte aus <strong>de</strong>s Mensch’ Geschick.<br />

Menschen kamen angekrochen,<br />

Doch das Urteil ward gesprochen.<br />

So verschwand <strong>de</strong>r Menschheit Blut<br />

In <strong>de</strong>s Gottes wallend’ Wut.<br />

X<br />

26 DATT IS IRRE!


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Mein Beitrag:<br />

För<strong>de</strong>rabo DATT IS IRRE!<br />

z<br />

S<br />

Damit die <strong>Zeitschrift</strong> regelmäßig erschienen kann, benötigen wir Deinen Beitrag in<br />

Form eines För<strong>de</strong>rabos, <strong>de</strong>nn wir müssen uns selbst finanzieren. Spen<strong>de</strong>n und Werbung<br />

reichen <strong>nicht</strong> aus, um Kosten für Druck, Papier, Porto und Verteilung zu tragen.<br />

Das För<strong>de</strong>rabo kostet <strong>nur</strong> einen Min<strong>de</strong>stbeitrag von 1,- Euro im Monat. Nach oben<br />

sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Dafür bekommst Du die aktuelle Ausgabe 3x<br />

im Jahr frei Haus geliefert.<br />

#<br />

R<br />

Und<br />

so wird’s gemacht:<br />

Abschnitt ausfüllen und einschicken an:<br />

"DATT IS IRRE! • Redaktion<br />

Althofstr. 8 • 45468 Mülheim<br />

Tel.: 0208 - 30853-40 • FAX: 0208 - 30853-30<br />

Dauerauftrag über <strong>de</strong>n gewünschten Betrag einrichten:<br />

Bankverbindung:<br />

Caritas-Sozialdienste e.V. • Stichwort: Datt is irre! / För<strong>de</strong>rabo<br />

Stadtsparkasse Mülheim • Konto-Nr.: 300 014 615 • BLZ: 362 500 00<br />

o<strong>de</strong>r<br />

Bank im Bistum Essen • Konto-Nr.: 706 500 10 • BLZ 360 602 95<br />

O<br />

Ja, ich möchte die Patientenzeitschrift "DATT IS IRRE!" monatlich mit €_____________<br />

(mind. € 1,00 ) unterstützen.<br />

Name:<br />

Straße:<br />

Ort:<br />

Tel.:<br />

___________________________________________<br />

___________________________________________<br />

___________________________________________<br />

________________<br />

D<br />

Datum ________________ Unterschrift _______________<br />

Das ABO ist je<strong>de</strong>rzeit kündbar. Brief o<strong>de</strong>r Anruf genügt.<br />

Die Redaktion bedankt sich und wünscht viel Spaß!<br />

DATT IS IRRE! 27


Sozialpsychiatrisches Zentrum<br />

Mülheim an <strong>de</strong>r Ruhr<br />

Seit Januar 2008 am Kirchenhügel<br />

im Katholischen Stadthaus /Althofstr. 8<br />

Kompetenz für psychisch kranke Menschen<br />

n<br />

n<br />

Kontakt- und Beratungsstelle<br />

Betreutes Wohnen<br />

Tel. 0208/30853-40<br />

n Tagesstätte<br />

Tel. 0208/30853-50<br />

eine Kooperation <strong>de</strong>r<br />

28 DATT IS IRRE!

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