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DATT IS IRRE! 1

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<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 1


Inhaltsverzeichnis<br />

Aus der Redaktion -------------------------------- 3<br />

Was wird wohl sein ------------------------------- 4<br />

Ade, ade mein lieber Gott ------------------------ 5<br />

Für Lutz -------------------------------------------- 6<br />

Augenblicke / Für Elfie --------------------------- 7<br />

Reifezeugnis / Wie geht’s ------------------------- 8<br />

Frühling / Diesen hellen Quell / Ein Lächeln --- 9<br />

Was haben wir gemeinsam? -------------------- 10<br />

Ostern -------------------------------------------- 12<br />

Spiegelbild --------------------------------------- 13<br />

Sinn-sala-bin oder der Zauber im Leben ------ 14<br />

Das Ende vom Lied ----------------------------- 16<br />

Lieber Gott - uns fehlt Kompott --------------- 18<br />

Pech----------------------------------------------- 19<br />

Mensch / Nicht den Mut verlieren ------------- 20<br />

Gewitter -Trilogie ------------------------------- 21<br />

Selbsthilfe ---------------------------------------- 22<br />

Justizia - Mut zum Widerspruch --------------- 23<br />

Leserbriefe --------------------------------------- 24<br />

Fakten und Fragen ------------------------------ 26<br />

Förderabo ---------------------------------------- 27<br />

2 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

)<br />

Die veröffentlichten Artikel entsprechen<br />

nicht immer der Meinung der Redaktion!<br />

Aufgrund der Fülle der uns zur Verfügung<br />

gestellten Beiträge erscheinen einige Artikel<br />

erst zu einem späteren Zeitpunkt!<br />

Gefördert durch eine Spende von:<br />

Wir bedanken uns bei der Leonard-Stinnes-<br />

Stiftung und der Kämpgen-Stiftung für die uns<br />

zur Verfügung gestellten Mittel.<br />

Impressum<br />

Verantwortliche Redakteurin:<br />

Birgitta Becker<br />

Layout / DTP:<br />

Birgitta Becker<br />

Druck:<br />

Eigendruck<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Titelbild:<br />

Frank Söyke<br />

Cartoon:<br />

Marcel Düvier, S. 19<br />

Auflage:<br />

2000, Heft 40, 05.07<br />

Anschrift:<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

c/o: Gemeinsame Sache<br />

Dimbeck 6<br />

45470 Mülheim an der Ruhr<br />

Tel.: (0208) 30 00 8 33<br />

FAX: (0208) 30 00 8 22<br />

E-Mail: datt-is-irre@caritas-muelheim.de<br />

Internet: http://www.dattisirre.de<br />

Birgitta Becker, Detlev Feldhaus, Gerda Flamme,<br />

Klaus Jungbluth, Klaus-Dieter Lutterbeck, Carmen<br />

Matuszewski, Heidi Mennecke, Gigi Merten, Axel<br />

Münch, Winfried Pasch, Birgit Pletz, Katharina<br />

Schäfer, Rainer Sieben, Frank Söyke, Sandra Wichmann<br />

Wir von der Redaktion treffen uns jeden Montag<br />

von 15 - 16.30 Uhr in den Räumen der<br />

Kontakt- und Beratungsstelle „gemeinsame<br />

sache“, Dimbeck 6.<br />

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!


j<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

nun haben wir den Abschluss unserer<br />

Finanzen 2006 vorliegen und sitzen mit<br />

langen Gesichtern in der Redaktionsrunde.<br />

Trotz sparsamer Führung haben wir ein paar<br />

Hundert Euro weniger eingenommen als<br />

ausgegeben. Das liegt zum einen am<br />

Spendenaufkommen, das deutlich<br />

eingebrochen ist, zum anderen aber auch<br />

daran, dass Werber nur noch schwer zu<br />

finden sind und die Förderabos so selten<br />

geworden sind wie der Schnee im<br />

vergangenen Winter. An dieser Stelle sei all<br />

jenen ganz herzlich gedankt, die uns die<br />

Treue gehalten haben. Denn ohne diese<br />

engagierten Menschen würde es die <strong>DATT</strong><br />

<strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! nicht mehr geben. Unser<br />

Zeitungsprojekt muss sich finanziell selbst<br />

tragen. Somit sind wir ständig auf Eure<br />

Unterstützung angewiesen, damit es nicht so<br />

kommt wie es in dem Beitrag „Das Ende vom<br />

Lied“ (S. 16) mit spitzer Feder sehr<br />

lesenswert karikiert wurde. Da ist es schon<br />

fast rührend und ein wenig peinlich zugleich,<br />

das zwei Redaktionsmitglieder spontan zur<br />

Geldbörse greifen, um eine Spende zu<br />

entrichten. So war das ja eigentlich nicht<br />

gemeint mit dem Spendenaufruf. Wir dachten<br />

da eher an all die Menschen, die vielleicht<br />

ein paar Euro über haben, weil sie nicht<br />

gerade von einer kleinen Rente oder gar von<br />

Hartz IV leben müssen und regelmäßig<br />

unsere Zeitung kostenlos über unseren<br />

großen Verteiler beziehen. Also gib Dir einen<br />

Ruck – mit einer einmaligen Spende oder nur<br />

1 Euro im Monat leistest du einen wichtigen<br />

Beitrag und bekommst die Zeitschrift dazu<br />

auch noch frei Haus geliefert.<br />

Wanted<br />

Aber Geld ist nicht alles... Wir freuen uns<br />

immer über Eure Zuschriften und Beiträge,<br />

denn auch davon lebt die <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! Wir<br />

hoffen das diejenigen, die uns schreiben und<br />

mitunter lange auf die Veröffentlichung ihrer<br />

Artikel warten, nicht resignieren.<br />

Und nun aufgepasst und die Feder gespitzt,<br />

wir brauchen Eure Artikel zu folgenden<br />

Themen:<br />

➶ Selbsthilfe<br />

➶ Frustration und Aggression<br />

➶ Gewalt in der Psychiatrie<br />

➶ Schuld<br />

➶ Arbeit und Genuss<br />

➶ Wohnen<br />

➶ Forensik/Schuldunfähigkeit<br />

➶ Diagnose/Normabweichung<br />

Gerne nehmen wir auch Themenvorschläge<br />

von Euch entgegen.<br />

Viele Grüße aus der Redaktion<br />

Birgitta Becker<br />

P.S.: Das Formular für ein Förderabo findet<br />

Ihr auf Seite 27.<br />

Spendenkonto:<br />

Caritas-Sozialdienste,<br />

Stichwort <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!,<br />

Sparkasse Mülheim<br />

Konto-Nr. 300014615<br />

BLZ 362 500 00<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 3


Was wird wohl sein,<br />

wenn nichts mehr ist<br />

Kein Ja, kein Nein<br />

halt eben nichts<br />

Oder gibt es doch etwas,<br />

wenn nichts mehr ist?<br />

Vielleicht etwas das sich nicht widerspricht<br />

wie Tag und Nacht<br />

und Mann und Frau<br />

und dumm und schlau?<br />

Die Gegensätze scheinen im Nichts<br />

nicht zu sein,<br />

das macht alles furchtbar klein<br />

so klein, eventuell, das ein Atom<br />

schwingt so schnell,<br />

dass es in einem hellen Blitz<br />

sich verflüchtigt zu einem Nichts.<br />

Doch was ist im Nichts verborgen,<br />

wohl kaum Kummer und Sorgen.<br />

Aber Materie, die nicht ist,<br />

was wieder einen Neuanfang verspricht.<br />

Denn vorher wurde aus dem Nichts das Viele,<br />

das nun ist, dieses legt nahe, dass wenn<br />

das Viele, das jetzt ist, sich verflüchtigt zu einemNichts,<br />

das neue Nichts wieder das Viele in sich<br />

einschließt und bei günstigem Moment wieder<br />

aus sich herausschießt.<br />

Dann gäb es wieder ‘ne Menge zu schauen,<br />

wir sollten dem Nichts besser nicht trauen.<br />

Michael Roeb<br />

4 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Anton Räderscheidt, 1948, L’intelectuel


Ade, ade mein Lieber Gott<br />

ich geh zur Seele tiefstem Grund,<br />

dem sicheren Ort und Hafen.<br />

Bloß weck mich nicht!<br />

Dort will ich ruh‘n und schlafen.<br />

Wo warst du als das Kind in großer Not<br />

so groß, dass Sterne bleich vom Himmel fielen?<br />

Trugst du es auf dem Arm, gingst neben ihm?<br />

Du warst es nicht – ich war fast tot.<br />

So vieles was daneben ging.<br />

Du gabst mir Feuer ohnegleich<br />

doch keine Luft zum Atmen.<br />

Das Feuer glomm so eben leicht, nur<br />

ein Dutzendmal war‘s fast missraten.<br />

Was hätt das können für ein Leben sein<br />

voll Wagemut und Lebenslust begonnen?<br />

Ich fühl das Beben in der Brust,<br />

das meiste längst zeronnen.<br />

Ich bet, ich will nicht werden so wie du,<br />

tun, was du getan.<br />

Ich seh die Menschen gramgebeugt<br />

die Hände über ihre Köpfe schlagen.<br />

Warst du es, der sie tief ins Unbill stürzte?<br />

Ist dir die Welt entglitten längst?<br />

Schweigst du wie im Vorübergehen?<br />

Ist nackte Angst – Vermächtnis dein –<br />

was unser Leben würzte.<br />

Ade, ade mein Lieber Gott ich muß jetzt wandern.<br />

Ich ziehe in den Weltenraum von einem Stern zum andern.<br />

Ich seh mich in die Biegung gehen und werfe um den Blick<br />

dorthin, wo die Lieben stehen;<br />

winke, weinet nicht –<br />

es fehlt ein allerletzter Schritt<br />

auf diese Erde kehr‘ ich nicht zurück!<br />

Jimmibell<br />

Pilcher, 1985, Schlafender<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 5


J<br />

6 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Für Lutz<br />

Die dunkle Stunde<br />

Leider gibt es diese dunkle Stunde,<br />

in der die Depressionsbestie gewinnt;<br />

der Horizont der Hoffnung<br />

unnahbar und weit entfernt scheint.<br />

In dieser schweren Stunde<br />

bist du kraftlos und völlig einsam;<br />

im Alleinsein festgehalten und resigniert.<br />

Niemand sitzt neben dir:<br />

niemand hält deine Hand.<br />

Die Leute und die Lieben<br />

haben sich abgewandt.<br />

- weil sie mit ihren Weisheiten<br />

gegen die Mauern dieser Krankheit stießen;<br />

- weil sie dich nicht mehr tragen konnten.<br />

Wacht auf! – dein Schrei verstummt –<br />

Niemand verbringt Monate in der Psychiatrie,<br />

mit nur einem Pickel auf der Nase!<br />

Mit (Rat)schlägen wie:<br />

“Reiß dich zusammen“<br />

lässt sich auch keine Krankheit heilen.<br />

Du gehst voraus in eine andere Welt;<br />

der Himmel umarmt dich in Liebe.<br />

Das ehrende Gedenken<br />

ist uns ein Vermächtnis<br />

J<br />

Else Wohl.-So.<br />

im Februar 2007


Für Elfie<br />

Die Zeit, als Du noch regelmäßig zur Redaktion kommen<br />

konntest,<br />

wir haben uns über Deine Besuche gefreut.<br />

Dann kamst Du seltener, Deine Krankheit ließ nicht mehr zu.<br />

Schließlich kamst Du gar nicht mehr –<br />

vermisst haben wir Dich!<br />

Dann die Nachricht von Deinem Tod –<br />

1<br />

wir wünschen, dass Du von der Last befreit bist,<br />

an der Du so lange getragen hast!<br />

Die Redaktion<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 7


Ich, du, er, sie, es;<br />

Ich wollte Nähe,<br />

und bekam, die Flasche...-<br />

Ich wollte Eltern,<br />

und bekam Spielzeug....-<br />

ich wollte lernen,<br />

und bekam Zeugnisse...-<br />

ich wollte denken,<br />

und bekam Wissen...-<br />

ich wollte einen Überblick,<br />

und bekam einen Einblick...-<br />

ich wollte frei sein,<br />

und bekam Disziplin...-<br />

ich wollte Liebe,<br />

und bekam Moral...-<br />

ich wollte einen Beruf,<br />

und bekam einen Job...-<br />

8 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Wie geht‘s!?<br />

R e i f e z e u g n i s<br />

ich wollte Glück,<br />

und bekam Geld...-<br />

ich wollte Freiheit,<br />

und bekam ein Auto...-<br />

ich wollte einen Sinn,<br />

und bekam eine Karriere...-<br />

ich wollte Hoffnung,<br />

und bekam Angst...-<br />

ich wollte ändern,<br />

und erhielt Mitleid...-<br />

ich wollte doch nur leben,<br />

und wurde verplant...-<br />

Dabei wollte ich einfach nur Mensch sein!<br />

Gigi Merten<br />

Einen Tag nach dem anderen.<br />

Eine Stunde, nach der andern folgt.<br />

Ein Schritt, der dem andern folgt<br />

Im Fluss bleiben, am Leben<br />

gehen und Zeit verstreichen lassenbis<br />

jetzt ging‘s.<br />

Weiter geht‘s!<br />

Gitte Berg<br />

Max Schwimmer, o.T


Frühling<br />

Noch blassgelbe Sonne in gemäßigtem Blau<br />

hängt schüchtern am Horizont,<br />

die Luft ist fruchtig und irgendwie lau,<br />

Schneeglöckchen wachsen gekonnt.<br />

Die Welt ist erfüllt von Summen,<br />

die Farben zeigen ihre Gestalt,<br />

missgestimmt sind nur die Dummen,<br />

der Frühling kommt, mit all seiner G‘walt<br />

Er kommt mit Amseln und neuem Grün<br />

Forsythien sind zaghaft mit ihren Knospen.<br />

Oh, welch ein lila, gelbes, rotes Erblühn,<br />

ich will diesen Frühling voll verkosten.<br />

Katrin Grunwald<br />

Diesen hellen Quell lass rinnen, wachsen<br />

der durch meine Seele fließt.<br />

Aus Deinem Wesen hab ich ihn empfangen,<br />

gib, dass niemals wieder er versiegt.<br />

Tragen soll er Deinen Geist<br />

in unsre ausgebrannte, arme tote Zeit.<br />

Ist’s zu viel um das ich Dich so bitte?<br />

Du bist die Fülle, lass mich Brunnen sein.<br />

Meine Seele liegt wie eine Schale offen,<br />

zieh Du mit Deinem Geiste ein.<br />

Hedwig Meutzner<br />

7<br />

T<br />

o<br />

Ein Lächeln dringt ein<br />

Lustvolles Stöhnen im Bauch<br />

Vibrieren der Zweisamkeit<br />

Entspannung kommt und geht<br />

Wogen der Zärtlichkeit<br />

Ein Lächeln dringt ein<br />

in meine Welt der Einsamkeit<br />

Birgit Jurhan<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 9


Moore, Die große Mutter, Ausschn.<br />

Vor rund 2000 Jahren, als der<br />

amerikanische Doppelkontinent<br />

noch unentdeckt war, die<br />

chinesische Hochkultur nur mit<br />

dem kleinen und unbedeutenden<br />

Wort „Osten“ abgespeist wurde,<br />

predigte ein wahrscheinlich<br />

langhaariger Mann mit warmen<br />

Gesichtszügigen etwas von<br />

„Einem Gott“ und<br />

„Nächstenliebe“. Seine Lehren<br />

berührten und entsetzten viele<br />

Menschen gleichzeitig, deren<br />

bisheriger Glaube gefestigt und<br />

artenreich war. Dieser Mann,<br />

Jesus von Nazareth, dessen<br />

Mutter die unbefleckte<br />

Empfängnis erhielt und<br />

anschließend die Passion ihres<br />

Sohnes mit ansehen musste,<br />

scheute nicht davor, sich den<br />

„Messias“ zu nennen, den das<br />

Judentum erwartete.<br />

Durch Jesus von Nazareth, der<br />

höchstwahrscheinlich aus Galiläa<br />

stammte und die zentrale Figur<br />

im Christentum darstellt, wurde<br />

der Glaube an den<br />

monotheistischen Gott zuerst<br />

durch die Jünger und<br />

anschließend durch die<br />

überzeugten Gnostiker<br />

verbreitet. Eine lange und sehr<br />

beschwerliche Entwicklung<br />

folgte bis man schließlich das<br />

10 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Was haben wir<br />

gemeinsam?<br />

Nizäum (Konzil von Nicäa, 325<br />

n. Chr.) anerkannte und man<br />

Jesus von Nazareth als<br />

wesensgleich mit Gott definierte.<br />

Die rasante Verbreitung, die<br />

durch das Mittelalter und das<br />

große „Schisma von 1054“ 1 ging,<br />

die Kreuzzüge2 ins Leben rief,<br />

die Inquisition3 Fatih Demircan<br />

initiierte und<br />

anschließend als Staatsreligion<br />

abschloss, ist geprägt von einem<br />

ständigen Dialog mit anderen<br />

Völkern, Kulturen und<br />

Religionen.<br />

Besonders signifikant ist die<br />

Beziehung zu der zweitgrößten<br />

Religion, die sich selber als<br />

„Vollendung“ der bisher<br />

bekannten und großen<br />

monotheistischen Religionen<br />

sieht und folglich aus Elementen<br />

des Christen – und Judentums<br />

besteht – der Islam.<br />

Der Religionsstifter des Islams,<br />

der Prophet Mohammed, war<br />

zuerst wie Jesus von Nazareth<br />

ein unauffälliger Kaufmann, der<br />

ebenfalls als sehr warm und<br />

gutherzig beschrieben wird.<br />

Wenn ein Theologe von den drei<br />

„öffentlichen“ Jahren von Jesus<br />

von Nazareth spricht, in denen<br />

er durch das Land reiste und<br />

predigte, beginnt das islamische<br />

äquivalent dazu um 610 n.<br />

Christus. Mohammed befand<br />

sich nach islamischer<br />

Überlieferung in einem<br />

verwirrten Zustand und besuchte<br />

nachts eine Höhle, in der eines<br />

nachts ein Engel zu ihm spricht<br />

und dem Analphabeten zu<br />

rezitieren befiehlt. Diese<br />

Predigten, die der als Prophet<br />

auserwählte Kaufmann aus<br />

Mekka dem Volk hält, sind die<br />

ersten Suren des Korans. Die<br />

damalige arabische Bevölkerung,<br />

die größtenteils aus Anhängern<br />

des Götzendienertums bestand,<br />

erwiderte genauso wie im Falle<br />

von Jesus diese Predigten teils<br />

mit Wohlwollen und teils mit<br />

Misstrauen. Doch der Islam<br />

verbreitete sich innerhalb von<br />

wenigen Dekaden über die ganze<br />

arabische Halbinsel und erschloss<br />

durch Islamisierung viele Völker<br />

und Regionen, brachte tolerante<br />

und ehrenhafte Herrscher wie<br />

Sultan Saladdin hervor, und<br />

initiierte das Großreich der<br />

Osmanen, die den Mittelmeerraum<br />

kontrollierten aber auch<br />

mit einer „neuen“ Kultur<br />

bereicherten.<br />

Eine Parallele zwischen diesen<br />

Fundamenten und Entwicklungen<br />

ist definitiv gegeben und<br />

erscheint uns gegenwärtig als<br />

sehr paradox, da wir uns in einer<br />

ständigen Konfliktbereitschaft<br />

gegenüber der anderen Religion<br />

befinden. Nun liegt es an uns, die<br />

Ursachen und Hintergründe zu<br />

erforschen und diese auf die<br />

heutige Zeit zu übertragen, um<br />

den Kurs neu zu berechnen, der<br />

nicht distanziert die Unterschiede<br />

und Differenzen betont, sondern<br />

tolerant die Gemeinsamkeiten<br />

und Varianz respektvoll<br />

hervorhebt.<br />

Um die Ursachen für diesen<br />

„Zwist zwischen den Religionen“<br />

zu klären, die gleichermaßen an<br />

Moses, Abraham und Josef<br />

glauben, führen die meisten<br />

Historiker die aggressive<br />

Expansion der islamisierten<br />

Araber an, die mit den<br />

Kreuzzügen ausgekontert wird,<br />

welche den christlichen<br />

Europäern zuzuschreiben sind.<br />

Als Antwort bekommt man die


militärische Härte des<br />

Osmanischen Reiches zu hören,<br />

welche den Diebstahl des<br />

orientalischen Fortschritts in den<br />

Bereichen der Technik,<br />

Mathematik, Astronomie und<br />

Wirtschaft kompensiert und<br />

somit die von „ALLEN“<br />

verlangte Schuldfrage eine Art<br />

„Vorwurfsspiel“ wird.<br />

Es ist gewiss, dass beide Seiten<br />

Opfer und Täter waren und man<br />

Gleiches mit Gleichem vergelten<br />

kann, aber wo führt das hin? Zu<br />

mehr Toleranz, zu mehr<br />

Integrität oder gar zu mehr<br />

Frieden?<br />

Die Ursachen für viele dieser<br />

Auseinandersetzungen sind<br />

oftmals wirtschaftliche<br />

Beweggründe, die in erster Linie<br />

von Menschen und nicht von<br />

„Repräsentativen einer Religion“<br />

verursacht werden. Dazu<br />

gehören ebenfalls die<br />

gegenwärtigen Ereignisse wie<br />

der Anschlag auf das World<br />

Trade Center in den Vereinigten<br />

Staaten und die vielen anderen<br />

schrecklichen Taten. Diese,<br />

seitens der „islamischen“<br />

Gläubigen, verübten Anschläge<br />

werden von den Urhebern<br />

absolut fälschlicherweise mit<br />

dem Islam in Verbindung<br />

gebracht, der solch eine<br />

Handlungsweise strikt ablehnt<br />

und sogar streng verbietet.<br />

Der heutige Nahost-Konflikt<br />

konterkariert die eigentlichen,<br />

politischen Ursachen, die durch<br />

den gegeben konfessionellen<br />

Unterschied der Palästinenser<br />

und Juden nur zum eigentlichen<br />

politischen Nutzen verwendet<br />

wird. Unter dem Strich ist es eine<br />

politisch-wirtschaftliche Angelegenheit,<br />

die die Religion<br />

traurigerweise mit in den<br />

Konfliktkatalog einfügt. Auf<br />

kultureller Ebene ist hier, ohne<br />

Zweifel, mehr Toleranz<br />

beiderseits gefragt, die durch die<br />

Besinnung auf beide Propheten<br />

belegt werden kann. Die<br />

„goldene Regel“, die Jesus von<br />

Nazareth zu predigen pflegte<br />

lautet: „Tu deinem Gegenüber<br />

nur das an, was du willst, das<br />

man dir antut.“ Der Prophet<br />

Mohammed sprach von einer<br />

ähnlichen Sache, die im genauen<br />

Wortlaut: „Wünsche deinem<br />

Gegenüber das, was du dir selber<br />

wünschen würdest“, lautete, und<br />

eine Ehrlichkeit des Individuums<br />

zu sich selber voraussetzt. Beide<br />

dieser „weisen“ Männer haben<br />

somit einen ethischen Grundstein<br />

gelegt, der allen Menschen<br />

immer im Hinterkopf bleiben<br />

sollte.<br />

Heute lebt der „Westen“ in einem<br />

säkularisierten System, das es<br />

genauso in überwiegend<br />

islamischen Ländern zu<br />

verwirklichen gilt, wobei die<br />

Republik der Türkei ein sehr<br />

gutes Beispiel dafür darstellt und<br />

somit die Funktionalität<br />

bestätigt.<br />

Immanuel Kant definierte die<br />

Aufklärung als den „Ausgang des<br />

Menschen aus seiner<br />

selbstverschuldeten Unmündigkeit“<br />

hat vollkommen recht<br />

damit, wenn er von<br />

„selbstverschuldet“ spricht. Eine<br />

solche soziale, politische und<br />

kulturelle Entwicklung fehlt<br />

vielen Islamischen Ländern, die<br />

deshalb niemals abgestuft<br />

werden dürfen und eine<br />

gleichwertige Rolle in dem<br />

Leben auf unserer einen Welt<br />

erhalten müssen. Jedoch ist ein<br />

deutlicher Kurs einzuschlagen,<br />

der nicht die individuelle<br />

Entwicklung eines Kulturraums<br />

oder einer Gruppe fördert<br />

sondern mitunter die<br />

Annäherung und Koexistenz<br />

vieler Gruppen fördert und<br />

erweitert. Die Globalisierung ist<br />

überwiegend ein Produkt des<br />

„Westens“ und sollte deshalb<br />

auch stärkere Befürworter und<br />

Engagierte in diesem Bereich<br />

finden, deren Ziel nicht der Profit<br />

oder die Überlegenheit, sondern<br />

der friedliche Austausch aller<br />

Kulturen und Nationen seien<br />

sollte.<br />

Gemeinsam haben wir, das wir<br />

alle Menschen dieser, einen Erde<br />

sind und wir nicht die Chance<br />

haben einen kompletten<br />

Neuanfang zu starten. Es bleibt<br />

uns also nur über, in die Zukunft<br />

zu schauen und konstruktiv an<br />

uns, an uns allen zu arbeiten, um<br />

ein besseres Zusammenleben für<br />

alle Beteiligten zu schaffen.<br />

„Sprich: „O ihr Ungläubigen! Ich<br />

diene nicht Dem, Dem ihr dient,<br />

und ihr dient nicht Dem, Dem ich<br />

diene. Und ich werde nicht<br />

Diener dessen sein, Dem ihr dient<br />

und ihr werdet nicht Diener<br />

dessen sein, Dem ich diene. Ihr<br />

habt eure Religion, und ich habe<br />

meine!“ (Koran, Sure 109, Al<br />

Kafirun (Die Ungläubigen),<br />

Nach einer Aufforderung eines<br />

Andersgläubigen, mit<br />

Mohammed für einige Tage die<br />

Religion zu tauschen, um<br />

herauszubekommen, welche die<br />

Bessere ist.)<br />

1 Schisma (griechisch: Trennung), Spaltung der<br />

Morgen- und Abendländischen Kirche um 1054<br />

n. Chr.? Römisch-katholische Kirche und<br />

Orthodoxe Kirche<br />

2 Eroberungsfeldzug der christlichen Europäer, die<br />

damit das „Heilige Land“ aus den Händen der<br />

Muslime befreien wollten<br />

3 Inquisition (lateinisch: inquisitio, gerichtliche<br />

Untersuchung) Bezeichnung für eine Behörde aus<br />

dem Mittelalter, die Judikative und Exekutive in<br />

sich vereinen und Ketzer und Häretiker verurteilen<br />

und bestrafen sollte<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 11


Ostern<br />

12 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Endlich noch so’n Fest,<br />

das emsig Kommerz sprießen lässt.<br />

Was gibt es zu feiern?<br />

Osterhasen mit farbigen Eiern?<br />

i<br />

Den Frühling<br />

sowieso fast keiner sieht,<br />

es meist zu Shoppingblumen zieht.<br />

Auferstehung und Werte,<br />

die Christus ansprach,<br />

mutmaßliche Christen leben danach?<br />

Wo Christ drauf steht,<br />

muss noch lange nicht Christ drin sein.<br />

In dieser Gesellschaft reicht der äußere Schein.<br />

Außerdem kann jeder etwas drehen,<br />

als sei die Geschichte ganz anders geschehen.<br />

Wer hat denn den Hitler gewählt<br />

und für Geld von versteckten Juden erzählt?<br />

Nur wenige standen am Ende dazu,<br />

viele verbogen ihr Vorher und leb(t)en in Ruh’<br />

in anderen Ländern oder hier im alten Land<br />

in Richter-, Arzt- und anderem Gewand...<br />

Jesus,<br />

was heißt das,<br />

die andere Wange auch noch hinhalten?<br />

Liebe? Das hilft nur den Kalten!<br />

Sie trampeln danieder was lebt und liebt,<br />

sie können nicht ertragen, dass es Lebendigkeit gibt...<br />

Nun gut——<br />

In diesem Riesengewirr<br />

ist der Mensch auch nur ein gewöhnliches Tier?!<br />

Und das heißt,<br />

fressen oder gefressen werden,<br />

es gibt eben Wölfe und Schafe auf Erden...<br />

Trend: Wolf im Lammfell!? Lamm im Wolfspelz?!<br />

Claudia Hühnerbach<br />

i<br />

l


Frank Söyke<br />

Wenn Ihr das Bild vor den Spiegel haltet, werdet Ihr das Wesentliche erkennen!<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 13


14 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Sinn-sala-bin oder der Zauber im Leben<br />

Die Zahl der Kirchenaustritte ist in Europa<br />

und vor allem in Deutschland auf<br />

gleichbleibend hohem Niveau. Aus der<br />

katholischen Kirche sind zum Beispiel 2004<br />

insgesamt 100000<br />

Menschen aus-, aber<br />

nur 4000 neu und<br />

9000 wiedereingetreten.<br />

Und eigentlich<br />

hätte es die Religion<br />

als Konsequenz des<br />

Zeitalters der<br />

Aufklärung gar nicht<br />

mehr geben dürfen.<br />

Gleichzeitig berichten<br />

die Medien von<br />

hohen Selbst-<br />

tötungsraten und<br />

einer noch höheren<br />

Anzahl Selbst- tötungsversuchen. Der<br />

Alkohol- , Drogen- und Medikamentenmissbrauch<br />

nimmt z.T. dramatische Formen<br />

an – vor allem unter den jungen Menschen,<br />

z.B. Flatrate-Saufen bis zum Umfallen. Und<br />

was ist mit den Millionen von Arbeitslosen,<br />

die in Apathie versinken? Verlässliche<br />

Wertvorstellungen lösen sich auf.<br />

Gewissheiten von ewiger sozialstaatlicher<br />

Absicherung und einer berechenbaren<br />

Erwerbsbiographie sind zerfallen. Und wenn<br />

die moderne Lebenswelt außer Kontrolle<br />

gerät (Energie Blackouts, Klimakatastrophe,<br />

teuflische Seuchen etc.), dann geht auch der<br />

Glaube an die rationale Beherrschbarkeit der<br />

Welt verloren. Die „Entzauberung der Welt“<br />

(Max Weber) ist also nicht eingetreten.<br />

Tatsächlich scheinen wir mit einer<br />

existentiellen Frustration konfrontiert zu sein.<br />

Das Projekt Moderne steckt in der<br />

Sackgasse.<br />

Im Gegensatz zum Tier sagen dem Menschen<br />

keine Instinkte, was er muss und im<br />

Gegensatz zum Menschen von gestern<br />

sagen dem Menschen von heute keine<br />

Traditionen mehr, was er soll. Weder<br />

Winfried Pasch<br />

wissend, was er muss, noch wissend, was er<br />

soll, scheint er oftmals nicht mehr recht zu<br />

wissen, was er im Grunde will. Der bekannte<br />

Psycho- therapeut und Entwickler der<br />

Logotherapie (Sinntherapie)<br />

Viktor E.<br />

Frankl stellt fest,<br />

dass Menschsein<br />

über sich hinausweist<br />

auf etwas, das nicht<br />

wieder es selbst ist –<br />

auf etwas oder auf<br />

jemanden: auf einen<br />

Sinn, den es zu<br />

erfüllen gilt. Im<br />

Dienste an einer<br />

Sache oder in der<br />

Liebe zu einer<br />

Polke, 1994, Die drei Lügen der Malerei<br />

Person erfüllt der<br />

Mensch sich selbst. Er hält es aber nicht nur<br />

für etwas besonders Menschliches, die Frage<br />

nach dem Sinn des Lebens zu stellen,<br />

sondern zum Menschen gehört auch, einen<br />

solchen Sinn in Frage zu stellen. In der Angst<br />

vor dem Halt- und Sinnverlust als Folge der<br />

Sinnkrise begegnet uns die Angst vor dem<br />

Nichts und der Leere. Die Möglichkeiten die<br />

unsere modernen „aufgeklärten“<br />

Gesellschaften anbieten, die Leere schnell<br />

auszufüllen, sind die vermeintlichen<br />

Freiheiten der Konsumgesellschaft: das<br />

ausgiebige Konsumieren zum raschen aber<br />

auch vergänglichen Lustgewinn, der sich<br />

irgendwann in Belanglosigkeiten ergießt.<br />

Langeweile und Sinnleere stellen sich wieder<br />

ein und es müssen neue oder kräftigere Reize<br />

für Abwechselung sorgen. Halten wir jedoch<br />

die Spannung aus und der Versuchung stand<br />

und geben uns eine Chance, uns zu be-sinnen,<br />

beginnt unsere Suche danach, was für<br />

uns Sinn hat und was nicht. Und was der<br />

Mensch wirklich will, ist letzten Endes nicht<br />

das Glücklichsein an sich, sondern einen<br />

Grund zum Glücklichsein. Lust kann nur<br />

Begleiteffekt, aber nicht das Ziel einer


Lebensausrichtung sein und der Sinn kann<br />

nicht gegeben, sondern muss gefunden<br />

werden. Nach Frankl ist das Gewissen ein<br />

Sinn-Organ, und er meint damit, die Fähigkeit<br />

den einmaligen und einzigartigen Sinn, der<br />

in jeder Situation verborgen ist, aufzuspüren.<br />

Es gibt also keine Lebenssituation, die<br />

wirklich sinnlos wäre. Selbstverwirklichen<br />

kann sich der Mensch nur in dem Maße, wie<br />

er imstande ist, Sinn zu erfüllen. Wollen wir<br />

jedoch nicht in der Flut, der uns umzingelnden<br />

Reize und in einer totalen Wahllosigkeit<br />

untergehen, dann müssen wir unterscheiden<br />

lernen, was wesentlich ist. Das bedeutet<br />

selektiv und damit auch verantwortlich zu<br />

sein.<br />

Suchen will nur jemand, der etwas braucht<br />

und etwas zu finden hofft. Seit einiger Zeit ist<br />

zu beobachten, dass immer mehr Menschen<br />

ihr Leben in den Dienst einer Sache stellen<br />

(z.B. durch freiwilliges Engagement in den<br />

verschiedensten gesellschaftlichen<br />

Bereichen) oder aber nach einem tieferen<br />

Seinsgrund – Gott – suchen. Den modernen<br />

Menschen reichen immer weniger die<br />

angebotenen gesellschaftlichen<br />

Oberflächlichkeiten und Pseudalitäten. Sie<br />

fragen nach dem Sinn und was wirklich<br />

wichtig ist im Leben. Sie sehnen sich nach<br />

Intensität und nach einem Lebenssinn, der<br />

über das Schneller, Weiter und Mehr<br />

hinauszureichen vermag. Allerdings sucht der<br />

Einzelne Geborgenheit nicht nur mehr beim<br />

christlichen Gott, sondern in der<br />

Multioptionsgesellschaft leisten sich einige<br />

einen Multioptionsglauben. Es ist verblüffend,<br />

wie stark die Bereitschaft, einem himmlischen<br />

$<br />

Wesen zu vertrauen, von den Menschen aller<br />

Kulturen bejaht wird. Die Neuro-Theologie<br />

behauptet jedoch, unser Geist sei<br />

zwangsläufig mystisch, religiöses Erleben<br />

habe neurophysiologische Grundlagen im<br />

Scheitellappen des Gehirns. Die<br />

neurologischen Prozesse machten aus<br />

Mythen gefühlte Erfahrungen – also schafft<br />

sich das Gehirn seinen Gott? Der<br />

Hirnforscher Pöppel hält das für Unsinn. Es<br />

ließe sich höchstens mutmaßen, dass<br />

religiöse Erfahrungen intensive emotionale<br />

Erlebnisse sind. „Und wenn es einen Gott<br />

gibt, macht es dann nicht absolut Sinn, dass<br />

er uns so geschaffen hat, dass wir ihn<br />

erfahren und mit ihm kommunizieren<br />

können?“ (Bischof Elio Sgreccia). Die<br />

Hoffnung bleibt also und damit auch die<br />

Zwiesprache mit Gott, das Sich-anvertrauenkönnen<br />

und die Orientierungshilfe für eine<br />

diesseitige alltägliche Lebensroute, sei es im<br />

Dienste einer Sache oder in der Begegnung<br />

mit Menschen und anderen Kreaturen. „Was<br />

der Mensch ist, ist er durch die Sache, die er<br />

zur seinen macht“, sagt der Philosoph<br />

Jaspers. Wir haben also die Wahl.<br />

Literatur:<br />

Frankl, Viktor E.: Das Leiden am sinnlosen Leben,<br />

Wien 1977<br />

Schüle, Christian: Warum glaubt der Mensch? , in GEO<br />

Nr.1/2006<br />

Zöllner, Ulricke: Die Kunst der langen Weile, Stuttgart<br />

2004<br />

Kraft, Ulrich: Wo Gott wohnt , in Gehirn und Geist 1/<br />

2006<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 15


Unser Chef heißt Herr Pasch, und wie alle Chefs<br />

derzeit im Lande muss er sparen, sparen und<br />

nochmals sparen. Und das begann so:<br />

Wir saßen bei einer Redaktionskonferenz und<br />

berieten über<br />

die Farbe des<br />

Umschlagkartons<br />

für die neue<br />

Datt is irre.<br />

„Blau,“ sagte<br />

jemand. Herr<br />

Pasch runzelte<br />

die Stirn und<br />

antwortete:<br />

„Blau ist aus!“<br />

Dabei zückte er<br />

ein rotes<br />

Büchlein und malte ein rotes Häkchen hinter den<br />

Eintrag „blauer Karton“, was soviel hieß wie<br />

eingespart oder erledigt. „Hellgrün!“, schrie es,<br />

„Rose“, sagte jemand. „Wie wär’s mit beige?“ Herr<br />

Pasch schüttelte den Kopf, überprüfte noch einmal<br />

in einer weiteren Liste und verkündete dann: “Alles<br />

aus!“ Sorgfältig machte er mit seinem spitzen Stift<br />

drei Häkchen in das rote Büchlein. „Wir müssen<br />

uns auf unsere Kernbereiche konzentrieren, meine<br />

Damen und Herren. Übrigens,“ fuhr er fort, Frau<br />

Becker, die die Sitzung leitete, hatte ihm eine neue<br />

Liste zugeschoben, „ich sehe gerade, das<br />

Proviantpaket für unseren Redaktionsausflug ist<br />

ebenfalls gestrichen.“ Jetzt wurden einige von uns<br />

doch nachdenklich, aber was soll’s, hatten wir alle<br />

nicht schon Schlimmeres erlebt.<br />

Es verging einige Zeit, als Herr Pasch wiederum<br />

bei einer Redaktionssitzung um das Wort bat, sein<br />

rotes Büchlein aufschlug, mit dem spitzen Stift<br />

Kreise in die Luft malte und schließlich anhob:<br />

„Meine Damen und Herren, aus grundsätzlichen<br />

Erwägungen möchte ich Ihnen ein neues<br />

Rentabilitätsprogramm vorstellen, das Redaktion<br />

und Zeitung schlanker, effektiver und moderner<br />

machen soll. Es geht dabei um die Einsparung<br />

überflüssiger Buchstaben, beginnen wir bei den<br />

Namen der Redaktionsmitglieder und deren<br />

Niederschrift ins Sitzungsprotokoll. Ich schlage<br />

16 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Das Ende vom Lied<br />

Herrn P.’s Beitrag zur Kulturhauptstadt Europa 2010<br />

Marcel Düvier<br />

vor, Herrn Jungbluth nur noch mit Hr. Jung zu<br />

vermerken, ebenso reicht bei Herrn Lutterbeck, ein<br />

Hr. Lutter aus,“ und so ging es in einem fort.<br />

Schlimm erwischte es Frau Wichmann-Pernau, die<br />

nicht nur die<br />

zweite Hälfte<br />

ihres Doppelnamenseinbüßte,<br />

sie<br />

durfte nur noch<br />

als Fr. Wich<br />

geführt werden.<br />

Noch<br />

schlimmer erging<br />

es Herrn<br />

Sieben, dessen<br />

Namen nur<br />

noch durch die Ziffer 7 wiedergegeben werden<br />

durfte. Also Protokollführer: Hr.7. Kurze<br />

Unmutsäußerungen verbunden mit Hitzewallungen<br />

kamen bei Herrn Müller auf, der als Hr. Müll<br />

vermerkt wurde und lieber mit Hr. Mü<br />

angesprochen worden wäre, aber so hieß nun leider<br />

schon Herr Münch. Wie üblich leitete die Sitzung<br />

Fr. Be, die einst Becker geheißen hatte, assistiert<br />

von Fr. Menne, die einst Mennecke geheißen hatte.<br />

Doch an die Spitze setzte sich wieder einmal Herr<br />

Pasch, der mit dem Kürzel Hr. P. für Furore und<br />

den Spitznamen Don P. sorgte, den er allerdings<br />

nicht gern hörte, wodurch dieser nur zwischen den<br />

Zeilen Verwendung fand.<br />

Frau Pletz wollte allerdings auch P. genannt<br />

werden. Nach zähem Ringen einigten wir uns auf<br />

Fr. P.2. Denn schließlich musste alles seine Ordnung<br />

haben.<br />

Typische Einträge ins Protokoll zu der Zeit waren:<br />

Fr. Be rüffelt Hr. Mü und Hr. Müll wegen<br />

fortgesetzten Tuschelns, Fr. Matu (einst<br />

Matuszewski) spült mit Hr. Steu (einst Steuck) das<br />

Kaffeegeschirr.<br />

Das Logo unserer Zeitung änderte sich natürlich<br />

auch und hieß fortan „DA <strong>IS</strong> I“. Aber wir wussten,<br />

wir hatten kreative Leser und schließlich, hatten<br />

wir alle nicht schon Schlimmeres erlebt.<br />

Der Schwung, den Hr. P. mit seinem


Reformprogramm in die Redaktion getragen hatte,<br />

griff auf uns über. Hr. Steu wollte gar ein<br />

Organisationskommitee zur Beschleunigung der<br />

Einsparungsmaßnahmen gründen und sich zum<br />

Vorsitzenden wählen lassen. Aber bereits nach der<br />

zweiten Sitzung fiel das Projekt dem spitzen Stift<br />

von Hr. P. zum Opfer, der ein Häkchen in sein rotes<br />

Buch machte und verkündete – „eingespart“.<br />

Irgendwann, als einmal die Sitzungspause anstand,<br />

und Herr F. (vormals Falk) Fr. Be auf die Zeit und<br />

die verdiente Pause aufmerksam machen wollte,<br />

spitzte diese den Mund, holte eine 3- Minuten-<br />

Sanduhr, wie man sie beim Zähneputzen<br />

verwendet, aus der Tasche und sagte: „Wir machen<br />

ein Päuschen,“ was die Raucher gehörig in<br />

Schwung brachte, die mit Galopp im Raucherraum<br />

verschwanden.<br />

Fr. Matu meinte schließlich, dass noch zuviel<br />

Wildwuchs in der ganzen Sache wäre und man die<br />

Anrede der einzelnen Redaktionsmitglieder auf<br />

ihren Anfangsbuchstaben beschränken sollte. Sie<br />

bat uns, sie mit Fr. M. anzureden. Das regte den<br />

Widerspruch von Fr. Menne, die ein eigenes M<br />

haben wollte, außerdem waren da noch Hr. Müll<br />

und Hr. Mü. „Ich finde die Idee gut,“ sagte Hr. P.<br />

und kreiste rechtsdrehend mit seinem Stift: „Wir<br />

gehen im Uhrzeigersinn vor! Also Fr. Menne, Hr.<br />

Mü, Hr. Müll, Fr. Matu – fortan M.1, M.2, M.3,<br />

M.4, fertig.“ So wurde Hr. Söy (ehemals Söyke)<br />

zu S.1 und Hr. Steu zu S.2.<br />

So hieß es fortan im Protokoll Fr. M.1 kommt zu<br />

spät, Fr. B. rüffelt Hr. M.2+M.3 wegen<br />

fortgesetzten Tuschelns usw..<br />

Nachdem dieser Prozess eine Eigendynamik<br />

entfaltet hatte, und der Buchstabenwald unserer<br />

Zeitung, die nur noch D.I.I. hieß, sich merklich<br />

lichtete, kam der absolute Hammer an einem<br />

Freitag, den 13., als Nr. 7 Protokoll führte.<br />

Hr. P. hatte mit ernstem Gesicht an der Stirnseite<br />

des großen Redaktionstisches Platz genommen, bei<br />

Fr. B., die wie immer die Sitzung leitete, um das<br />

Wort gebeten, hatte schließlich sein rotes Büchlein<br />

aufgeschlagen und verkündete mit<br />

bedeutungsschwangerer Stimme, wobei er<br />

Augenkontakt zu jedem einzelnen suchte: „Meine<br />

Damen und Herren, -<br />

Druckerschwärze ist aus!“ Danach machte er eine<br />

Pause, in der unsere Blicke von ihm zu Hr. S.1<br />

wanderten, unserem Drucker, der sich anfing, die<br />

Haare zu raufen und seine Beine zu verschrauben.<br />

Uns stockte der Atem, war das ein Schlag!<br />

Genau in diesem Augenblick setzte Herrn P.’s<br />

Stimme wieder ein: „und ich erwarte, dass zur<br />

nächsten Sitzung eine geheftete Ausgabe D.I.I.<br />

komplett ohne Druckerschwärze vorliegt. Damit<br />

war die Sitzung beendet, und wenn wir nicht alle<br />

schon Schlimmeres erlebt hätten, hätte uns das<br />

sicher umgehauen. Aber so hofften wir, dass das<br />

Ganze noch ein gutes Ende nehmen würde.<br />

Die nächste Redaktionssitzung begann, indem<br />

unser Drucker Hr. S.1 Berge von blütenweißen<br />

Heften hereinschleppte und auf den Tisch knallte.<br />

Mit großen Fragezeichen in den Augen blätterten<br />

die Redaktionskollegen darin, als suchten sie etwas,<br />

aber sie fanden nur 28 Seiten unschuldigen, weißen<br />

Papiers. Nur unser Oberlehrer Hr. M.2 malte<br />

wütend rote Zacken in eins der Hefte. Er hatte den<br />

Umstand noch nicht verwunden, dass er keine<br />

Korrekturfahnen mehr erhalten hatte, an denen er<br />

sich hätte austoben können.<br />

Obwohl vollkommene Stille in dem Raum<br />

herrschte, bat Hr. P. um Ruhe. „Meine Damen und<br />

Herren!“ er war aufgestanden, mit einer eleganten<br />

Bewegung ließ er sein rotes Büchlein aus dem<br />

Fenster fliegen, „wir sind am Ziel!“ Er nahm eins<br />

der weißen Hefte und hielt es hoch. „Dieses Heft<br />

der <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong> werden wir an den Leser<br />

zurückgeben. Wir werden die Hefte eintüten und<br />

an unsere Leser verschicken, verbunden mit der<br />

Aufforderung, selbst ein Heft mit allem Drum und<br />

Dran, eigenem Titel und Lay Out und, und, und zu<br />

schreiben. Meine Damen und Herren, wie Sie<br />

wissen, haben wir kreative Leser. Jeder Leser<br />

schreibt sein eigenes Heft und schickt es uns wieder<br />

zu. Und wir werden im Jahr 2010, wenn es in Essen<br />

und dem Ruhrgebiet um die Idee der Kultur geht,<br />

eine Veranstaltung machen, in der alle diese<br />

Leserhefte ausgestellt werden. Und wir werden<br />

prominente Künstler bitten, Lesungen aus diesen<br />

Heften zu halten, selbstverständlich können die<br />

Autoren auch selbst lesen. Es wird Musik geben<br />

und natürlich wird es Essen und Trinken geben.<br />

Es wird also ein großes Fest werden und wir alle<br />

werden sagen:<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>,<br />

oder!?<br />

jimmibell<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 17


Lieber Gott – uns fehlt Kompott<br />

Das Leben ist ein Kommen und ein Gehen. Warum? Das<br />

werde ich wohl nie verstehen!<br />

Bei der Suche nach der Unendlichkeit, die Kostbarkeit<br />

des Augenblickes meistens auf der Strecke bleibt.<br />

Die Psychologen meinen. Der Weg ist das Ziel. Will ich<br />

oft eben einfach zu viel? Mich selbst zu überschätzen,<br />

entspricht eben nicht den moralischen Gesetzen. Ich bin<br />

Du und Du bist ich. So nur kann Gesellschaft funktionieren.<br />

Wer sich selbst gut kennt, der weiß, dass in ihm mehr als<br />

eine Seele anzutreffen sind.<br />

Geprägt durch Vater, Mutter und die ganzen<br />

Anverwandten, bin ich doch ach so lange auf der Suche<br />

nach netten Bekannten.<br />

Keinen Mann fürs Leben, das muss nicht sein.<br />

Eine Schulter zum Anlehnen, das ist es, was ich mein.<br />

Und wenn sich unsere Wege hier und da dann kreuzen,<br />

dann will ich Dir meine Zuneigung bezeugen.<br />

Vorbei die Zeiten, wo ich am Tisch gesessen mit Mama<br />

Pollock, 1951, Nr. 3<br />

und meiner allerliebsten Schwester, beim Mittag – oder<br />

Abendessen.<br />

Die Familie ist futsch, ganz einfach so, eben Schnee von gestern. Die ist mein<br />

Lebensinhalt und meine Bestätigung gewesen, oh könnte ich doch bald genesen.<br />

Wäre ich doch so wie einst. Ich bin so traurig! Ich bin so traurig.<br />

Die Leute denken, die Claudia, die ist echt toll. Kann machen, was sie will.<br />

Ich weiß gar, nicht was das soll?! Kann nicht machen, was ich will, und ich halte<br />

nicht mehr länger still.<br />

Werde mein Ziel nie aus den Augen verlieren, meine Seele vom Alleinsein zu<br />

reparieren und mich nicht mehr nur auf jenen oder diesen zu fixieren.<br />

Es ist die Zeit die fehlt, (doch davon habe ich mehr, als mir lieb ist),<br />

das ist es, was mich oft so quält, dass es die Zeit ist, die manchem fehlt. – Zeit,<br />

zum Leben. Zeit, zum Lieben, Lachen und genießen!<br />

Und plötzlich vorbei der Moment, in dem ich so verdrossen, damit ist mein Statement<br />

abgeschlossen.<br />

Nur noch eines, lieber Gott, uns fehlt außerdem Kompott.<br />

Fortsetzung folgt...<br />

Claudia Schiefelbein<br />

18 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Ausschnitt., a.a.O.


PECH<br />

Als Dealer versucht<br />

kam nicht über die Runden.<br />

Die Liebe gesucht,<br />

habe Nichts empfunden.<br />

Die Schulzeit vergessen,<br />

das Leben gefressen,<br />

gekämpft und geflucht.<br />

Verückte besucht.<br />

Tagelang nichts gegessen,<br />

nur gesoffen<br />

wie besessen.<br />

In Gedanken versunken,<br />

gequält und gestunken,<br />

malocht wie ein Ochse,<br />

gelebt nur im Dreck,<br />

gestorben erbärmlich,<br />

welch Glück -<br />

endlich weg<br />

Heinz Flischikowski<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 19


Mensch,<br />

Du bist nicht gemacht<br />

für Industrie und Produktion<br />

für Konto und Konsum.<br />

Du bist gemacht,<br />

um „Mensch“ zu sein.<br />

Du bist geschaffen für das Licht,<br />

für die Freude,<br />

um zu lachen,<br />

um zu singen,<br />

um zu leben in Liebe<br />

und um da zu sein<br />

für das Glück der<br />

Lebewesen um Dich herum.<br />

Mensch,<br />

Du bist geschaffen<br />

mit Händen, um zu geben<br />

mit einen Herzen,<br />

um zu lieben<br />

mit Armen, die sind gerade so lang,<br />

einen anderen zu umarmen<br />

Gigi Merten<br />

20 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

a.a.O.<br />

Nicht den Mut verlieren<br />

Auch wenn es dunkel wird<br />

Die Hand ausstrecken nach dem Licht<br />

Auch wenn es noch so weit entfernt ist<br />

Dem Wahnsinn den Rücken kehren<br />

Und lachend in das Meer der Vergessenheit fallen<br />

Im Gefühl der Leichtigkeit treiben<br />

Und hoffen, nicht zu ertrinken<br />

Birgit Jurhan<br />

Gigi Merten


Gewitter<br />

Der Baum schaukelt<br />

und bewegt sich auf und ab.<br />

Ein Gewitterregen kommt:<br />

Abkühlung nach heißen Tagen.<br />

Regen prasselt.<br />

Das Wasser spritzt<br />

auf den Vordächern.<br />

Der Donner orgelt.<br />

Blitz leuchtet.<br />

Es „gießt“.<br />

Weiß schäumt das Wasser.<br />

V<br />

T<br />

Nach dem Gewitter<br />

T<br />

Langsam tröpfelt das Nass,<br />

tröpfelt Punkte und Ringe<br />

auf den stillen Pfützen.<br />

Der Himmel leuchtet<br />

in grau-blassem Licht.<br />

Die Vöglein schweigen noch.<br />

Wo sind die Tauben und Amseln?<br />

U<br />

G<br />

X V<br />

I<br />

Der Morgen nach dem Gewitter<br />

Die Hitze steht in den Räumen.<br />

Die Luft ist stickig und heiß.<br />

Ich öffne weit die Fenster<br />

zu kühlen meinen Schweiß.<br />

Ich bin so schwach in den Beinen;<br />

der Rücken schmerzt mir sehr.<br />

Mir ist, als wollt‘ ich weinen.<br />

Wo nehm‘ ich die Kraft nur her?<br />

Gisela Mutterer<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 21


S<br />

E<br />

L<br />

B<br />

S<br />

T<br />

H<br />

I<br />

L<br />

F<br />

E<br />

22 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

- Selbsthilfegruppe für Männer mit Angsterkrankungen in Essen; Interessenten<br />

melden sich bitte bei Wiese e.V. (s.u.)<br />

Tel 0201 / 207676<br />

- Selbsthilfegruppe für Psychiatrie-Erfahrene in NRW; Treffen: jeden 2. und 4.<br />

Freitag im Monat um 16 Uhr in den Räumen der Tagesklinik, Dimbeck 6,<br />

45470 Mülheim/R.,<br />

Ansprechpartner: Holger Steuck 0208/493918 oder Mobil 0160/8488995<br />

- Das Boot e.V. Mülheim, Treffpunkt für Menschen mit Ängsten und<br />

Depressionen, Hilfe zur Selbsthilfe,<br />

Ansprechpartnerin: Inga Kegel, 0208/3019932<br />

- Selbsthilfegruppe: Depressionen / Ängste Mülheim Tel.: 0208 / 42 44 42<br />

- Selbsthilfebüro Mülheim, Tourainer Ring 4<br />

45468 Mülheim/R., Tel.: 0208 / 30048-0 und -14<br />

- Netzwerk Selbsthilfe, Kontakt- und Koordinationsstelle f. Selbsthilfe in Oberhausen,<br />

Langemarkstr. 12, 46045 Oberhausen, 0208 / 30196-0<br />

Ansprechpartner: Peter Jötten 0208 / 30196-20<br />

- Wiese e.V. - Kontakt- u. Informationsstelle für Selbsthilfe und Interessierte<br />

Pferdemarkt 7, 45127 Essen, Tel.: 0201 / 207676<br />

- KOSKON – Koordination für Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRW<br />

Friedhofstr. 39, 41236 Mönchengladbach, Tel.: 02166 / 248567<br />

- Landesarbeitsgemeinschaft Psychiatrieerfahrener NRW:<br />

LAG NRW, c/o Die Entfesselten, Kopernikusstr. 53, 40225 Düsseldorf, Tel.<br />

0211/315394, Matthias.Seibt@ruhr-uni-bochum.de,<br />

www.psychiatrie-erfahrene-nrw.de


Justizia – Mut zum Widerspruch<br />

Wer kennt das nicht, Du hast einen abschlägigen Bescheid von einer Behörde<br />

bekommen. Wenn Du mit der Entscheidung nicht einverstanden bist, kannst Du<br />

dagegen Widerspruch einlegen. Beim Finanzamt heißt das Einspruch. Ein<br />

Widerspruchsverfahren soll der Behörde noch einmal die Gelegenheit geben,<br />

sich noch mal mit der Angelegenheit zu befassen, und es soll die Gerichte<br />

entlasten. Der Bescheid der Behörde enthält eine Rechtsbehelfsbelehrung. In<br />

der Regel befindet sich diese am Ende des jeweiligen Bescheides. Hier steht,<br />

wie und wo Du gegen den Bescheid Widerspruch einlegen kannst. Eine<br />

Begründung ist nicht erforderlich aber sinnvoll. Ein solches Verfahren ist für den<br />

Widerspruchsführer bzw. die --/in kostenlos. So könnte ein<br />

Widerspruchsschreiben aussehen:<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Muster<br />

Hans Mustermann Musterstr. 10<br />

12345 Musterstadt<br />

Stadt Musterstadt<br />

Sozialagentur<br />

Musterstr. 50<br />

12345 Musterstadt Musterstadt, den<br />

Gegen Ihren Bescheid vom......................Az.:................erhebe ich hiermit<br />

Begründung:<br />

Widerspruch.<br />

(Es folgt dann die Schilderung aus Deiner Sicht)<br />

Hans Mustermann<br />

Viel Erfolg. Euer Hans Glück Auf<br />

Hans Maleike<br />

W<br />

W<br />

g<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 23


18.12.06<br />

Datt Is Irre!<br />

Redaktion<br />

Leserbriefe<br />

Ihr Lieben,<br />

darf ich Euch so nennen? Von Anfang an habe ich Eure Zeitschrift mit großem Interesse<br />

gelesen & bemerkt, wie sie sich entwickelte & immer besser wurde: zunächst in<br />

technischer Hinsicht & in letzter Zeit auch inhaltlich – richtig journalistisch kompetent&<br />

immer mehr Kunst & Poesie. Es ist ein Genuss!<br />

Und das letzte Heft mit den Bremer Stadtmusikanten ging mir so zu Herzen – nicht nur<br />

wegen Carmens Geschichte von ihrem Kätzchen Leonie. Denn ich bin nun 80 & hab im<br />

vorigen Jahr Leonies Doppelgänger, den kastrierten Kater Lulu, durch Krebs verloren.<br />

Von seiner Geschichte mit mir hab ich ein Büchlein mit Verschen & Tuschezeichungen<br />

gemacht. Ich lege es bei für Carmen. – Wegen meines Alters trau ich mir eine Katze nicht<br />

mehr zu. Aber jeden Abend stell ich Lulus Schüsselchen auf meine Terrasse wo Lulu lebte<br />

& nun nebenan begraben liegt. Und jeden Morgen ist Lulus Schüsselchen leer & von wem<br />

wohl? Von einem zierlichen, scheuen Kätzchen: völlig schwarz mit Leonies weißen<br />

Härchen unterm Kinn & Bernsteinaugen – ganz Ebenbild von Lulu in jungen Jahren & es<br />

bevorzugt Gouda mittelalt & fein gewürfelt...<br />

Das Scheinchen ist fürs Überleben von Datt Is Irre! gedacht.<br />

Adeleid Krautschik<br />

Aus unsererm Gästebuch<br />

An das Redaktionsteam der <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Ich lese Eure Zeitschrift regelmäßig. Ihr leistet wirklich eine hervorragende<br />

Arbeit und tragt zum Verständnis zwischen Psychiatrie-Erfahrenen und sog.<br />

“Normalos”bei. Macht bitte weiter so!!!<br />

Liebe Grüße von Sandy<br />

PS: Werde ein Förderabo bei Euch einrichten.<br />

24 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Huuchh – vor lauter Überlegen was ich<br />

schreiben soll – hab ich vergessen ..<br />

die Internet(t)-Seiten sind wirklich<br />

nett geworden. Barrierefrei für<br />

zukünftige Beiträge in „<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong><br />

<strong>IRRE</strong>“. Tschüüüsss Petra


Hallo zusammen,<br />

4 meiner Gedichte habt ihr öffentlich gemacht. Vielen Dank. Ich würde<br />

mich freuen, wenn ihr ein Gedicht veröffentlichen könntet, das ich nicht<br />

selbst geschrieben habe. Es war ein bekannter Autor, ich meine Erich<br />

Fried, bin mir aber nicht ganz sicher. Auch hab ich es nur immer noch im<br />

Kopf, bin mir aber nicht sicher, ob es 100% getreu ist:<br />

Vielleicht ist es Wahnsinn, sich Träumen hinzugeben und Schätze zu<br />

suchen, wo nur Schutt und Asche liegt. Vielleicht ist es aber auch<br />

Wahnsinn, normal zu sein. Ganz gewiss ist es aber der allergrößte<br />

Wahnsinn, die Welt so zu sehen, wie sie ist und nicht , wie sie sein sollte.<br />

Ich glaube es fehlt eine Zeile, bin mir aber nicht ganz sicher. Dieses<br />

Gedicht entspricht meiner Lebensphilosophie, und ich find es sollte in<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! gedruckt werden, wenn es euch entspricht, und ich denke<br />

es wird so sein.<br />

Viele Liebe Grüße von Birgit.<br />

Bald kommen wieder einige neue Sachen von mir auf euren<br />

Redaktionstisch. Bin dran am Arbeiten. Die Ideen sind da, ich muss alles<br />

nur noch so hinkriegen, wie ich es meine.<br />

Anmerk. d. Redaktion:<br />

Leider ist es uns nicht möglich, Texte von Fremdautoren abzudrucken, weil wir dafür die<br />

Urherberrechte benötigen, das kostet mitunter Geld und ist ein zu großer Aufwand für<br />

unsere kleine Redaktion. Außerdem finden wir, dass wir soooo tolle eigene Beiträge von<br />

unseren fleißigen Autoren bekommen, dass wir es gar nicht nötig haben, fremde Texte<br />

abzudrucken.<br />

Hey Ihr Lieben<br />

Mein Name ist Heinz. Ich bin Alkoholiker und süchtig. Borderliner<br />

und EKA<br />

Heute bin ich sober und clean.<br />

Und gerade lese ich die neue Ausgabe der „einfachsten aber<br />

geilsten“ Patientenzeitung, die ich kenne, und da ich im Augenblick<br />

mit meinem Roman nicht weiterkomme, denk ich......na, was soll’s.<br />

Schick der Bande mal ein paar Gedichte von Dir.......<br />

<br />

<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 25


FAKTEN FAKTEN FAKTEN FAKTEN<br />

Aus der Druckerei<br />

Diese Ausgabe wurde auf einer Papierfläche<br />

von 312m² gedruckt.<br />

Diese Papierfläche hat ein Gewicht von 170<br />

kg, was ungefähr 2 Redaktionsmitgliedern<br />

gleichkommt.<br />

26 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

)<br />

!!<br />

)<br />

??<br />

FRAGEN FRAGEN FRAGEN FRAGEN<br />

Vom Layouttisch<br />

Was soll das eigentlich heißen???<br />

Sollen die Redaktionsmitglieder im Zuge von<br />

Sparmaßnahmen nun eine Frühjahrsdiät<br />

machen?


s<br />

x<br />

Mein Beitrag:<br />

Förderabo <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />

Damit die Zeitschrift regelmäßig erschienen kann, benötigen wir Deinen Beitrag in<br />

Form eines Förderabos, denn wir müssen uns selbst finanzieren. Spenden und Werbung<br />

reichen nicht aus, um Kosten für Druck, Papier, Porto und Verteilung zu tragen.<br />

Das Förderabo kostet nur einen Mindestbeitrag von 1,- Euro im Monat. Nach oben<br />

sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Dafür bekommst Du die aktuelle Ausgabe 3x<br />

im Jahr frei Haus geliefert.<br />

<br />

R<br />

j<br />

Und so wird’s gemacht:<br />

Abschnitt ausfüllen und einschicken an:<br />

"<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! • Redaktion<br />

O<br />

Dimbeck 6 • 45470 Mülheim<br />

Tel.: 0208 - 30008/33 • FAX: 0208 - 3000822<br />

Bankverbindung:<br />

Caritas-Sozialdienste e.V. • Stichwort: Datt is irre! / Förderabo<br />

Stadtsparkasse Mülheim • Konto-Nr.: 300 014 615 • BLZ: 362 500 00<br />

oder<br />

Bank im Bistum Essen • Konto-Nr.: 706 500 10 • BLZ 360 602 95<br />

Ja, ich möchte die Patientenzeitschrift "<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!" monatlich mit €_____________<br />

(mind. € 1,00 ) unterstützen.<br />

Name: ___________________________________________<br />

Straße: ___________________________________________<br />

Ort: ___________________________________________<br />

Tel.: ________________<br />

Datum ________________ Unterschrift _______________<br />

Das ABO ist jederzeit kündbar. Brief oder Anruf genügt.<br />

Die Redaktion bedankt sich und wünscht viel Spaß!<br />

z<br />

S<br />

D<br />

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 27<br />

a


28 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!

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