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Moore, Die große Mutter, Ausschn.<br />
Vor rund 2000 Jahren, als der<br />
amerikanische Doppelkontinent<br />
noch unentdeckt war, die<br />
chinesische Hochkultur nur mit<br />
dem kleinen und unbedeutenden<br />
Wort „Osten“ abgespeist wurde,<br />
predigte ein wahrscheinlich<br />
langhaariger Mann mit warmen<br />
Gesichtszügigen etwas von<br />
„Einem Gott“ und<br />
„Nächstenliebe“. Seine Lehren<br />
berührten und entsetzten viele<br />
Menschen gleichzeitig, deren<br />
bisheriger Glaube gefestigt und<br />
artenreich war. Dieser Mann,<br />
Jesus von Nazareth, dessen<br />
Mutter die unbefleckte<br />
Empfängnis erhielt und<br />
anschließend die Passion ihres<br />
Sohnes mit ansehen musste,<br />
scheute nicht davor, sich den<br />
„Messias“ zu nennen, den das<br />
Judentum erwartete.<br />
Durch Jesus von Nazareth, der<br />
höchstwahrscheinlich aus Galiläa<br />
stammte und die zentrale Figur<br />
im Christentum darstellt, wurde<br />
der Glaube an den<br />
monotheistischen Gott zuerst<br />
durch die Jünger und<br />
anschließend durch die<br />
überzeugten Gnostiker<br />
verbreitet. Eine lange und sehr<br />
beschwerliche Entwicklung<br />
folgte bis man schließlich das<br />
10 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!<br />
Was haben wir<br />
gemeinsam?<br />
Nizäum (Konzil von Nicäa, 325<br />
n. Chr.) anerkannte und man<br />
Jesus von Nazareth als<br />
wesensgleich mit Gott definierte.<br />
Die rasante Verbreitung, die<br />
durch das Mittelalter und das<br />
große „Schisma von 1054“ 1 ging,<br />
die Kreuzzüge2 ins Leben rief,<br />
die Inquisition3 Fatih Demircan<br />
initiierte und<br />
anschließend als Staatsreligion<br />
abschloss, ist geprägt von einem<br />
ständigen Dialog mit anderen<br />
Völkern, Kulturen und<br />
Religionen.<br />
Besonders signifikant ist die<br />
Beziehung zu der zweitgrößten<br />
Religion, die sich selber als<br />
„Vollendung“ der bisher<br />
bekannten und großen<br />
monotheistischen Religionen<br />
sieht und folglich aus Elementen<br />
des Christen – und Judentums<br />
besteht – der Islam.<br />
Der Religionsstifter des Islams,<br />
der Prophet Mohammed, war<br />
zuerst wie Jesus von Nazareth<br />
ein unauffälliger Kaufmann, der<br />
ebenfalls als sehr warm und<br />
gutherzig beschrieben wird.<br />
Wenn ein Theologe von den drei<br />
„öffentlichen“ Jahren von Jesus<br />
von Nazareth spricht, in denen<br />
er durch das Land reiste und<br />
predigte, beginnt das islamische<br />
äquivalent dazu um 610 n.<br />
Christus. Mohammed befand<br />
sich nach islamischer<br />
Überlieferung in einem<br />
verwirrten Zustand und besuchte<br />
nachts eine Höhle, in der eines<br />
nachts ein Engel zu ihm spricht<br />
und dem Analphabeten zu<br />
rezitieren befiehlt. Diese<br />
Predigten, die der als Prophet<br />
auserwählte Kaufmann aus<br />
Mekka dem Volk hält, sind die<br />
ersten Suren des Korans. Die<br />
damalige arabische Bevölkerung,<br />
die größtenteils aus Anhängern<br />
des Götzendienertums bestand,<br />
erwiderte genauso wie im Falle<br />
von Jesus diese Predigten teils<br />
mit Wohlwollen und teils mit<br />
Misstrauen. Doch der Islam<br />
verbreitete sich innerhalb von<br />
wenigen Dekaden über die ganze<br />
arabische Halbinsel und erschloss<br />
durch Islamisierung viele Völker<br />
und Regionen, brachte tolerante<br />
und ehrenhafte Herrscher wie<br />
Sultan Saladdin hervor, und<br />
initiierte das Großreich der<br />
Osmanen, die den Mittelmeerraum<br />
kontrollierten aber auch<br />
mit einer „neuen“ Kultur<br />
bereicherten.<br />
Eine Parallele zwischen diesen<br />
Fundamenten und Entwicklungen<br />
ist definitiv gegeben und<br />
erscheint uns gegenwärtig als<br />
sehr paradox, da wir uns in einer<br />
ständigen Konfliktbereitschaft<br />
gegenüber der anderen Religion<br />
befinden. Nun liegt es an uns, die<br />
Ursachen und Hintergründe zu<br />
erforschen und diese auf die<br />
heutige Zeit zu übertragen, um<br />
den Kurs neu zu berechnen, der<br />
nicht distanziert die Unterschiede<br />
und Differenzen betont, sondern<br />
tolerant die Gemeinsamkeiten<br />
und Varianz respektvoll<br />
hervorhebt.<br />
Um die Ursachen für diesen<br />
„Zwist zwischen den Religionen“<br />
zu klären, die gleichermaßen an<br />
Moses, Abraham und Josef<br />
glauben, führen die meisten<br />
Historiker die aggressive<br />
Expansion der islamisierten<br />
Araber an, die mit den<br />
Kreuzzügen ausgekontert wird,<br />
welche den christlichen<br />
Europäern zuzuschreiben sind.<br />
Als Antwort bekommt man die