12.07.2015 Aufrufe

DATT IS IRRE! 1 - Dattisirre.de

DATT IS IRRE! 1 - Dattisirre.de

DATT IS IRRE! 1 - Dattisirre.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 1


Aus <strong>de</strong>r RedaktionLiebe Leserinnen und Leser,mit diesem Heft veröffentlichen wir eine Mischung aus Gedichten und Beiträgen, die aus <strong>de</strong>nvorherigen Ausgaben herausgefallen sind, nicht wegen mangeln<strong>de</strong>r Qualität, son<strong>de</strong>rn, weil nichtalle Artikel, die wir für ein Heft vorsehen, auch wirklich Platz auf <strong>de</strong>n 28 Seiten unsererZeitschrift haben. Weil aber diese Artikel trotz<strong>de</strong>m lesenswert sind, haltet Ihr hiermit eine <strong>DATT</strong><strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!-Ausgabe in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n, die sich keinem beson<strong>de</strong>ren Thema widmet.Ein Kessel Buntes ist entstan<strong>de</strong>n zur Lektüre für <strong>de</strong>n langsam ausklingen<strong>de</strong>n Sommer. Wirverschonen Euch dabei mit Wahlkampf, dieser aktuelle Arbeit haben sich an<strong>de</strong>re Mediengewidmet, die im Sommerloch auch schon mal solche Auswüchse, wie die Panikmache um dieSchweinegrippe, annehmen kann. Auch die Diskussion um extreme Wetterwechsel überlassenwir getrost an<strong>de</strong>ren. Dennoch arbeiten wir am Klimawan<strong>de</strong>l und zwar in psychiatrischenEinrichtungen.Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Thema Gewalt in unserer letzten Ausgabe hat eine regeDiskussion in Gang gebracht innerhalb <strong>de</strong>r Redaktion aber auch zwischen <strong>de</strong>r Redaktion und<strong>de</strong>r Psychiatrischen Klinik <strong>de</strong>s Marienhospitals Mülheim/Ruhr. Lei<strong>de</strong>r können wir <strong>de</strong>nBriefwechsel hier wegen <strong>de</strong>r Länge nicht abdrucken, aber wir möchten an dieser Stelle daraufhinweisen, dass das Marienhospital Anregungen und Kritik aufgreift und zum Thema einerVortrags- und Diskussionsveranstaltung macht, zu <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r recht herzlich eingela<strong>de</strong>n ist.Birgitta BeckerDie Aktuelle Medizinische Stun<strong>de</strong><strong>de</strong>s Marienhospitals Mülheim an <strong>de</strong>r Ruhr lädt ein zu einerInformations- und DiskussionsveranstaltungR„Gewalt in <strong>de</strong>r Psychiatrie“zam Donnerstag <strong>de</strong>n 25.10.09 um 18 Uhrin <strong>de</strong>r Cafeteria <strong>de</strong>s Mareinshospitals,Kaisrstr. 50, Mülheim-ZentrumAlle Interssenten sind herzlich willkommen!Redaktionsausflug Münster 6.07.09Der diesjährige Ausflug <strong>de</strong>r Redaktion führte uns auf eine Kunstausstellung nach Münster.Nach unserer Ankunft bekamen wir Unterlagen zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Kunstobjekten, diein <strong>de</strong>r gesamten Altstadt verteit waren. Dazu haben wir die Lambertikirche und <strong>de</strong>n MünsteranerDom besichtigt.Später haben wir uns dann in einem netten Restauerant nie<strong>de</strong>rgelassen und einen wun<strong>de</strong>rvollenTag in Münster ausklingen lassen.Nicole Fiebig-Micheel<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 3


Beschäftigungstherapie!Wer<strong>de</strong> ich betreut, o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong> ich verwahrt?Was war vorher da – <strong>de</strong>r Alkohol – o<strong>de</strong>r die kranke Seele?Kann ich nicht rechnen, o<strong>de</strong>r weiß ich nicht was wirklich zählt?Sind das Fragen die immer wie<strong>de</strong>rkehren?Und vor allem: Wie komme ich da jemals wie<strong>de</strong>r raus....?Christian HöhnoDie Musik dröhnt,<strong>de</strong>r Verstärker stöhnt,jetzt ist er auch noch kaputt gegangen,weil die zu laut gesangen.Was soll ich jetzt bloß machen,kein Dröhnen und kein Krachenin meiner stillen Bu<strong>de</strong> hierund noch nicht mal Geld für’n Bier.Also muss her ‘ne Gitarre,vielleicht viel besser als dasKonservengeknarre,schnell gelernt ein paar Griffe,wenn ich dazu noch kräftig ein’ kiffe,müsst’ ich das schon auf die Reihe kriegenund meine Unmusikalität besiegen.Doch was wer<strong>de</strong>n meine Nachbarn sagen,wer<strong>de</strong>n sie mich gar noch verklagen,wenn zu schief mein Geträller klingt,egal, ich mach es unbedingt.Hennes Baldrian StiefSchreit vor LustIch schwebeUnd warte auf <strong>de</strong>n SturzBirgit Jurhan4 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


Mein erster Flug-o<strong>de</strong>r- Der Wahnsinn eines trockenen AlkoholikersHeinz FlischikowskiEs war morgens um zehn, o<strong>de</strong>r laß es halb elfgewesen sein, ist auch völlig wurscht. Fakt war,es ging mir psychisch ziemlich beschissen.Der Flug war auf einer <strong>de</strong>r vielen Tafeln schonangezeigt und ich irrte da durch diesen riesigenGlaspalast und sah all die Menschen, wie sie ihreTaschen schleppten, ihre Mün<strong>de</strong>r stopften mitBrezeln, Brötchen, Hot Dogs und all diesemKram.Mir war hundsschlecht.Und ich gehe durch diesen riesen Gang mitdutzen<strong>de</strong>n von Schaltern und trotz<strong>de</strong>m stehenüberall diese Menschenmassen schlange, und ichwar erst ein paar Jahre trocken, und vorMenschenmassen und <strong>de</strong>ren Nähe reagierte ichgenauso panisch wie vor Enge und Einsamkeit,und das ging mir dort alles ganz schön an dieNieren. Es säuft immer in dir, sagte mir mal einFreund, <strong>de</strong>r schon ‘zig Jahre trocken und cleanwar.....in diesem Augenblick wußte ich genau,was er meinte.Meine Augen huschten über all diese Gesichter,diesen Glitzer und Glimmer und niergends fandich ein Schild, wo drauf stand - Selbsthilfe fürGäste mit Flugangst - o<strong>de</strong>r PsychologischeBeratung für Leute mit Durchfall...........Ich gehe durch die Schleuse, steige in einen Busund nach 4 Minuten stehe ich an einer Treppeauf Rä<strong>de</strong>rn......vor einem rot-weißen Ungeheuer.Mein Gott........63 Meter lang, 16 Meter hoch.Zwei Düsen, in <strong>de</strong>nen locker ein Mensch stehenkann.Als ich die Treppe hochgehe, höre ich michselber beten....ich habe mit meinem verfurztenLeben gera<strong>de</strong> abgeschlossen. So müssen sich dieTypen fühlen, die aus <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>szelle <strong>de</strong>n letztenGang zum elektrischen Stuhl gehen. Fehlt nurnoch <strong>de</strong>r Pastor an meiner Seite, <strong>de</strong>r mir dieBeichte abnimmt.Auch das freundliche Grinsen <strong>de</strong>r Stewar<strong>de</strong>ss,die mich höflich begrüßt und mir eine Zeitunganbietet, kann mich nicht täuschen......Ich seheein leichtes Zucken in ihren Augen, und ich sitzeendlich in dieser Vierer-Reihe, mittig auf meinemPlatz, und ich schwöre bei Gott.....meine Hän<strong>de</strong>krallten sich krei<strong>de</strong>weiß in die Armlehnen, undmeine Angst war so <strong>de</strong>rmaßen groß.......ich hattenicht mal Saufdruck.GiM<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 5


DepressivAch, wäre es doch morgenschon zu En<strong>de</strong>dieses Lebendieses Strebendieser ganze aufgesetzte Scheißdieses Nehmen <strong>de</strong>r Tablettensoll es helfen, sogar retten?Diese Nacht ohne Sinndiese Tage ohne GewinnTraurigkeit erfüllt mein LebenGrenzen setzen, Grenzen gebenverkrampft ist alles, was ich tuWo find ich sie, die seel‘ge Ruh?Mein Herz ist aufgerissen von Schmerz<strong>de</strong>n Himmel find ich nicht himmelwärtsAch, wäre es doch morgen schonzu En<strong>de</strong>Hedwig Meutzner, Ausschn.Katrin GrunwaldMEIN SOHNSCHON DAMALS WAR MIR KLAR,NEUES LEBEN <strong>IS</strong>T WUNDERBAR.ICH WOLLTE DICH -NUR DICH-DIE ZEIT OHNE DICH HÄUFT SICH AN.ICH DENKE OFT, WIE ALLES BEGANN.TRÄNEN BEDECKEN MEINE WANGEN,BIN IN TRAURIGKEIT GEFANGEN.Hedwig MeutznerGLAUBEN; LIEBEN; HOFFEN; WARTEN...DIE RÜCKHOLAKTION ZUM X-TEN MAL STARTEN.JA- JETZT WEIß ICH, ES <strong>IS</strong>T DIR GUT ERGANGENDER SCHMErZ, DER BOHRTE, <strong>IS</strong>T VERGANGEN.Astrid Goergen6 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


Ess-suchtDer Magen knurrt, kaum bin ich aufgewacht,schnell Eier, Cornflakes und Brote gemacht.Mc Donald’s macht um 9.00 Uhr auf,4 Hamburger, 2 Cheeseburger, Pommes mit Majo drauf.Zur Bank, 100 Euro abheben,Chips, Cola, Kuchen und Kekse in <strong>de</strong>n Einkaufswagen legen.Zu Hause, habe die Sahne vergessen,scheißegal, wird <strong>de</strong>r Kuchen halt trocken gegessen.Im Schrank noch Weingummi ent<strong>de</strong>ckt,als Beilage ein Eiskonfekt.Twix, Bounty, Snickers, Mars,alles rein in die Futterluke, ja das macht Spaß.In <strong>de</strong>r Bäckerei, die Nussecke lacht mich an,das Stück Sahnetorte zieht mich auch in seinen Bann.Die Waage spinnt! 147 Kilo wiege ich niemals,jage Spaghetti - Bolognese durch <strong>de</strong>n Hals.2 Jogurt als Nachtisch, besser als nichts,„Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ im Fernsehen, dazu Cola undChips.Morgen esse ich aber weniger, dann mache ich eine Diät,am nächsten Morgen, schaue in <strong>de</strong>n Kühlschrank, habe michgenug gequält.Knäckebrot zum Frühstück, Trennkost zum Mittagessen,doch abends dann die fette Pizza, die Diät kannst du vergessen.Frank Baa<strong>de</strong>r<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 7


Tagelang hatten wir nach seinen Spuren gesucht,hatten die Kreise immer enger gemacht, bis dieHun<strong>de</strong> am Schluss kaum noch konnten. Schließlichhatten wir ihn, zumin<strong>de</strong>st füreinen Moment. Er war auseiner kleinen Parkanlagegekommen, die Straße engan <strong>de</strong>r Häuserwan<strong>de</strong>ntlanggelaufen undplötzlich in einem belebtenEingang verschwun<strong>de</strong>n.Niemand hatte von ihmNotiz genommen, wie erwieselflink die Treppehochlief und sich geschicktan <strong>de</strong>n Passantenvorbeischob und in <strong>de</strong>mGewusel einer großenEingangshalle verschwand.Heiß wallte es in mir hoch,so dicht waren wir noch niean ihm drangewesen. Esmachte keinen Sinn, in <strong>de</strong>mbelebten Gebäu<strong>de</strong> weiter zusuchen, dazu war es zu groß,und zu viele Menschen hielten sich , darin auf, diewir mit unserem Einsatzkommando nichterschrecken wollten. Ich verständigte die an<strong>de</strong>renper Funk, und wir beschlossen festzustellen,wieviele Ein- und Ausgänge an <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong>vorhan<strong>de</strong>n waren und davor Beobachtungspostenaufzustellen.Ich halte fest: Es ging nur darum zu beschatten;man musste feststellen, wo die Übernachtungstattfand, o<strong>de</strong>r ob ein Weibchen und gar Junge imSpiel waren. Die meisten Orte in <strong>de</strong>r Stadt warenzu belebt, um ihn zu stellen. Wir musstenherauskriegen, ob sein Revier stadtnahe undländliche, waldige Gebiete mit einschloss. Dannerst bestand die Chance zuzuschlagen und dieErkennungsprozedur durchzuführen.Es wur<strong>de</strong> dunkel, eine kalte Nacht dämmerteherauf. Langsam ebbte <strong>de</strong>r Menschenstrom ab, undhinter <strong>de</strong>n Fenstern verloschen die Lichter. Wirhatten unsere Posten bezogen und warteten.8 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!Die JagdjimmibellSchließlich war es Nacht und früher Morgen. Dannkam das Kommando zum Abbruch. Wir hatten eineAusfahrt <strong>de</strong>r Tiefgarage schlicht übersehen. DieHun<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n nochSpuren, doch über kurzo<strong>de</strong>r lang verloren sie sie.Nun gut, wir waren jetztdran. Da es zu aufwändigwar, alle Ein- undAusgänge <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>szu beschatten,konzentrierten wir uns auf<strong>de</strong>n Haupteingang und dieTiefgarage.Am nächsten Tag warFehlanzeige. Am drittenTag entging uns zwar, wieer ins Gebäu<strong>de</strong> gelangte,aber Ken hatte ihn beimTiefgaragen- ausgang imVisier. Doch Kenvermasselte es. Er legtesich bei <strong>de</strong>rVerfolgungsjagd auf dieFresse, und hatte einernstes Problem mit <strong>de</strong>r Kniescheibe.Aber <strong>de</strong>r Ausgang schien es zu sein. Am nächstenAbend waren wir besser aufgestellt, und wie<strong>de</strong>rüberraschte er uns. Fast lautlos schob er sich durch<strong>de</strong>n kleinen Seiteneingang, wieselte die Treppehinauf, quer über die Straße, und schon war er imPark verschwun<strong>de</strong>n. Wir hatten Mühe, ihm zufolgen, er sollte auch keinen Verdacht schöpfen.Wir sahen ihn erst, als er auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite <strong>de</strong>rParkwiese vom Licht einer Laterne erfasst wur<strong>de</strong>und seltsam auf und ab tanzte. Dann war er weg.Ron hatte sich mit <strong>de</strong>m Hund etwas zurückfallenlassen, doch <strong>de</strong>r Köter hatte diesmal die Fährte.Wir folgten ihm. Nach ein paar Schritten ging esdie Treppen hinunter zu einer U-Bahn-Station. Daskonnte heiter wer<strong>de</strong>n. Dann an einer langenRolltreppe war Schluss, <strong>de</strong>r Hund verlor dieWitterung. Wir versuchten es auf <strong>de</strong>m Bahnsteignoch einmal. Aber Essig! Das Zielobjekt blieb wievom Erdbo<strong>de</strong>n verschwun<strong>de</strong>n.Das Kätzchen, aus: Edward Adamson,Kunst als Heilungsprozess


Wir sahen uns fragend an. Er schien tatsächlich ineine <strong>de</strong>r U-Bahnen gewieselt zu sein und weiterdraußen vor <strong>de</strong>r Stadt seinen Bau zu haben. Diesenverließ er gelegentlich, um in die Stadt zu fahren,um in dieses Gebäu<strong>de</strong> zu gelangen. Egal, was erdort machte, es schien ihn magisch anzuziehen.Eine Woche später waren wir <strong>de</strong>finitiv weiter. Wirhatten seinen Bau gefun<strong>de</strong>n und beobachteten ihnaus sicherer Entfernung rund um die Uhr. Und baldwar klar: er verließ <strong>de</strong>n Bau immer am spätenNachmittag und verschwand im nahegelegenenWald. Auch dort richteten wir Beobachtungspostenein, und es gelang uns nach einiger Zeit, einenHohlweg ausfindig zu machen, durch <strong>de</strong>n es ihnfast immer durchtrieb, wenngleich er sonst seineRoute variierte. Das schien <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Platz füreinen Zugriff. Von oben war ein gezielter Schussmöglich und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hohlwegs könnten wirzugreifen und die Operation „wild-life“durchführen. Wir mussten Fahrzeuge relativ naheam Zugriffsort haben, mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>ntechnischen Geräten und einerTransportmöglichkeit. Errol schlug vor, einenHubschrauber mit einer Wärmebildkamera vor Ortzu halten, <strong>de</strong>nn uns blieb nur eine knappe Stun<strong>de</strong>für die Aktion, bevor es dunkel wür<strong>de</strong>. Wirverwarfen <strong>de</strong>n Hubschrauber, da wir vermei<strong>de</strong>nwollten, dass das Zielobjekt durch <strong>de</strong>n Lärmirritiert wür<strong>de</strong>, und seine Strecke än<strong>de</strong>rte.Heute musste es klappen, <strong>de</strong>nn wir wollten sowenig wie möglich auffallen. Alle waren inPosition. Die Wagen hatten wir ziemlich dichtdabeigeparkt. Mark und Ulf waren mit ihrenBetäubungsgewehren platziert. Und irgendwannhörte man ihn herantraben. Ich warhochkonzentriert und kalt bis ins Herz. Ich hatteihn jetzt mit <strong>de</strong>m Fernglas im Visier, gleich wür<strong>de</strong>er <strong>de</strong>n Hohlweg erreichen. Und dann kam dasKommando für Mark: „Er läuft in <strong>de</strong>in Visier!“Das war die Hohlweg-Mitte, und Mark hatte ihnerfasst. Ich sah , wie er mit <strong>de</strong>m Gewehr folgte,und dann Schuss! Der saß. Das Zielobjekt sprangzur Seite, tän<strong>de</strong>lte und hüpfte auf und ab, wiedamals im Park. Dann begann er zu stolpern, lief<strong>de</strong>n Hohlweg seitlich ein Stück hoch, brach ein,rutschte runter, kam noch mal hoch – da verpassteUlf ihm <strong>de</strong>n zweiten Schuss, <strong>de</strong>r ihn umwarf.Mit vier Mann zogen wir ihn aus <strong>de</strong>m Hohlwegraus, bauten das Wiegegerüst auf und staunten überseine 115 kg, wo er doch so leichtfüssig und grazilgelaufen war.Ken rasierte <strong>de</strong>n Kopf und sprühte eine 01 in roterFarbe auf ihn. Dann zogen wir ihm mit vereintenKräften einen Backenzahn, <strong>de</strong>r war für’s Genlabor.Die Unterlippe musste tätowiert wer<strong>de</strong>n, dasObjekt vermessen, Blut abgenommen, und zumSchluss wur<strong>de</strong> ihm ein Sen<strong>de</strong>r um <strong>de</strong>n Halsbefestigt, <strong>de</strong>r stets seinen Aufenthaltsort peilen ließ.Es war eine Tortur, aber es war wichtig für unsereForschung. Und unser Projekt ging ja noch weiter.Wir schafften die Prozedur in 50 Minuten. Dannschleppten wir ihn in eine Holzkiste, die wir ineinem Van verlu<strong>de</strong>n. Dann ging es los. Ron undich suchten noch einmal <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n ab, damit nichtsliegenblieb, was uns verriet und an<strong>de</strong>re Objekteabschrecken wür<strong>de</strong>. Dann ging’s los hoch in <strong>de</strong>nNor<strong>de</strong>n, wo wir ihn aussetzen wollten. In einemGebiet, in <strong>de</strong>m keine Großstadt mit ihrenVerlockungen und Ablenkungen sein wür<strong>de</strong>. Dortwollten wir feststellen, wie sich das Objektzurechtfin<strong>de</strong>n und behaupten wür<strong>de</strong>.In <strong>de</strong>r Nacht kamen wir an. Es war einsam, undwir hatten ihn mit seiner geöffneten Kiste in einerLichtung abgesetzt. Von einer Hütte aus konntenwir ihn über einen Monitor peilen.Mark hatte <strong>de</strong>n Fernseher angestellt. Es liefenNachrichten. Plötzlich tauchte das Bild einesbekannten Wissenschaftlers auf. Er wur<strong>de</strong> vermisst.Seine Frau hatte <strong>de</strong>r Polizei mitgeteilt, dass er voneinem Waldlauf in <strong>de</strong>r Nähe seines Hauses nichtzurückgekehrt war. Die Polizei hatte die Sucheaufgenommen, war aber in <strong>de</strong>r Dunkelheitbehin<strong>de</strong>rt. Professor Wittlang galt als renommierterEisbären-Forscher, <strong>de</strong>r mit oft unkonventionellenMetho<strong>de</strong>n das Verhalten <strong>de</strong>r Eisbären erforschthatte. Sachdienliche Hinweise ... Mark schaltete<strong>de</strong>n Fernseher aus. Von unserem Monitor kam einPiepen. Das Objekt hatte sich bewegt. Das Projekt„Wild-life“ ging in seine nächste Phase.j<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 9


Stellen wir uns mal ganz dummAlso ganz dumm – und dann stellen wir uns Folgen<strong>de</strong>s vor. Nicht lachen,kommt ja noch ...Es gibt doch dieses Tribunal in Den Haag, wo Menschen wegen ihrerVerbrechen gegen die Menschheit anklagt und verurteilt wer<strong>de</strong>n.Also dieses Tribunal spielt in diesem Text noch eine beson<strong>de</strong>re Rolle, abernicht vergessen, wir stellen uns immer noch dumm.Nun sagen wir mal, George Bush müsste sich wegen Verbrechen gegen dieMenschheit in Guantanamo in Den Haag verantworten.Macht <strong>de</strong>n Mund wie<strong>de</strong>r zu, wir stellen uns das nur vor, weil wir uns dummstellen.Weiter....Der israelische Premierminister Sharon, <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>r noch im Koma liegt, müsstevor dieses Tribunal, wegen Verbrechen gegen Menschlichkeit.Was ist geschehen?Shamir hat im Krieg 1948 eine Siedlung in die Luft gesprengt.War ja Krieg!Das Verachtenswerte ist aber, dass in <strong>de</strong>n Häusern auch ganze PalästinenserFamilien mit in die Luft gesprengt wur<strong>de</strong>n.Tribunal. Klar. Wir bleiben dumm, um nicht aus <strong>de</strong>r Haut zu fahren.Ein Letztes...Argentinien: Staatsputsch – mit Oppositionellen wur<strong>de</strong> nicht zimperlichumgegangen.Nun hat es aber Dinge gegeben, die nach einem Tribunal laut rufen, jaschreien.Gegner <strong>de</strong>s Regimes wur<strong>de</strong>n in Flugzeuge verfrachtet, Hun<strong>de</strong>rte und mehr,und diese Menschen mussten auf <strong>de</strong>m offenen Meer aus <strong>de</strong>m Flugzeugspringen. Natürlich wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Soldaten kräftig nachgeholfen.Als aber die leeren Flugzeuge zurückkamen, stand ein Priester bereit, umFlugzeug und Besatzung zu segnen, wegen <strong>de</strong>r guten Tat, schlechte Menschenentsorgt zu haben, dies alles mit Wissen <strong>de</strong>r Kardinäle..Tribunal. Richtig Tribunal. Aber wir stellen uns immer noch dumm. O<strong>de</strong>r sindwir dumm?Ja, wir sind Dumm, weil all dies je<strong>de</strong>n Tag auf <strong>de</strong>r Welt geschieht. Je<strong>de</strong>n Tag.<strong>IS</strong>T <strong>DATT</strong> NICHT <strong>IRRE</strong>?????Wolfgang Reiermann? !10 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


Kein Weg zu weitUnd nach vier Kilometern <strong>de</strong>nke ich,verdammte Scheiße,heute laufe ich die Zehn......Die Zehn bin ich schon oft gelaufen.Na gut, da hat’ ich noch 7 Kilo weniger „Hüftgold“,aber da will ich ja auch wie<strong>de</strong>r hin.Mein Wille geschehe?Ich schnaube weiter auf diesem Waldwegrund um die Regatta,wo im Sommer die Kanuten um ihre Medaillen fahren,und ich kriege nix mit von <strong>de</strong>m schönen Sonnenaufgang,<strong>de</strong>n Vögeln und Bäumen.Nur dieser Geruch von <strong>de</strong>n Menschen,die an mir vorbeiziehenund bei manch heißem Mä<strong>de</strong>l könnte ich so hinterher rennen,sie ins Gebüsch zerren und es ihr or<strong>de</strong>ntlich besorgen...Aber ich kriege Sie nicht,<strong>de</strong>nn während ich walke und ächze und stöhne,joggen sie fröhlich lachend und schwatzend an mir vorbei,wie die letzten Jahre meines Lebens......Nur ihr Geruch bleibt mir.Und das ist ja auch schon mal was.Heinz FlischikowskiWann geht‘s los?Gestern hab ich festgestellt, - dass wenn mandas Leben als eine Reise betrachtet, - gesehenso, hab ich nicht mal laufen gelernt....Christian Höhn<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 11


Liebe Geschwister,ich möchte euch eine Geschichte erzählen, meineGeschichte.Ich war ca. 3 Wochen in <strong>de</strong>r Psychiatrie fürnieman<strong>de</strong>n mehr zu erreichen.Ich lebte nur in mir, in meiner Welt, einergrausamen Welt.Ich nahm keine Außenreize mehr wahr.Ich habe keine Nahrung mehr zu mir genommen,auch keine flüssige.Ich habe keine Besuche, keine Visiten mehrregistriert.Ich war mehr tot, als lebendig. Irgendwann fingich an, 4 Worte zusammenhängend zu sprechen:Ich will die To<strong>de</strong>sspritze!!!!Diesen Satz wie<strong>de</strong>rholte ich so oft ich nurkonnte. Am En<strong>de</strong> nahm mich niemand mehrwahr. Viele Geschwister sind wohl gekommen.Ich erinnere mich an Helga, Rudolf, Renatesbitterliche Tränen bleiben mir immer inErinnerung. Sie nannte mich „kleine Schwester“und fütterte mich o<strong>de</strong>r besser sie versuchte es.Wie eine große Schwester, <strong>de</strong>r man zuvielaufbür<strong>de</strong>te, versuchte sie verzweifelt mirKartoffeln vom Mittagessen einzuverleiben.Dann kam die Nacht, die alles entschied: ich liefangezogen mit Schuhen ruhelos auf und ab,immer wie<strong>de</strong>r auf und ab (die an<strong>de</strong>ren 3 imZimmer schliefen längst), während ich von einemvöllig überfor<strong>de</strong>rten Nachtpfleger auf diegeschlossene Station verlegt wur<strong>de</strong>.Dort herrschten ganz an<strong>de</strong>re Zustän<strong>de</strong>. Es schienkeinen Tag und auch keine NACHT zu geben.Immer war irgen<strong>de</strong>twas Spektakuläres los. DiePolizei, die Sanitäter o<strong>de</strong>r alle vier imDoppelpack lieferten schreien<strong>de</strong>, betrunkene,völlig psychotische Menschen ein. Nach kurzemNie<strong>de</strong>rspritzen, (ich nenne es so, eigentlichmüsste es heißen nach <strong>de</strong>r erstenMedikamenteneinnahme) kehrte dann für wenigeMOMENTE WIEDER Ruhe ein, um sich neuenAufnahmen zu widmen. Und dazwischen ich:„Ich will eine To<strong>de</strong>sspritze!“ „Die gibt es hier- -nicht, Frau G.“Noch eine I<strong>de</strong>e, eine fatale, grausame, wenn manan <strong>de</strong>n Auferstan<strong>de</strong>nen glaubt: Du, Jesus vonNazareth bist <strong>de</strong>r größte Nazi und bist dafürverantwortlich, dass meine Vorfahren,tschechische Ju<strong>de</strong>n, in Bautzen vergast wur<strong>de</strong>n.Ich kam von diesem Gedanken nicht mehr los,konnte mich aber auch gleichzeitig nieman<strong>de</strong>mmitteilen. Irgen<strong>de</strong>twas o<strong>de</strong>r irgendjemand verbates mir!Stun<strong>de</strong>nlang verbrachte ich auf Toilette, saßeinfach nur da, und ein lieber Pfleger Josef,dunkelhäutig, versuchte es bis mitten in <strong>de</strong>rNacht mich mit verschie<strong>de</strong>nen Teesorten, die ermir versuchte schmackhaft zu machen, ausmeinem entwürdigten Gefängnis zu befreien.Manchmal gelang es ihm. Ich hatte nicht einmalein Lächeln für ihn. Ein an<strong>de</strong>rer Gedanke warebenfalls immer präsent: „Wie bringe ich michum?“ Dies war selbstverständlich auch mitgroßem Kraftaufwand verbun<strong>de</strong>n. DasNICHTESSEN und das immer GRÜBELN-MÜSSEN for<strong>de</strong>rten innerhalb kurzer Zeit 10 kgGewichtsabnahme.An eine schmerzliche Begebenheit erinnere ichmich noch ganz genau. Mein Mann M. war zuBesuch in <strong>de</strong>r Hölle und sollte mir laut PflegerWasser einflößen. Ich verweigerte wie immerund M. stand weinend im Raum von einerplötzlich anwesen<strong>de</strong>n Elfrie<strong>de</strong> aufs liebstegetröstet. Ich war auch jetzt sprachlos.Das Schlimmste war, dass ich keinenhimmlischen Vater mehr hatte, dass Jesus nichtfür mich gestorben ist. Dass ich für immerverloren bin, in die Hölle fahren wer<strong>de</strong>, weil ichsündhaft und schlecht bin. Dieses dämonischeDenken hörte und hörte nicht auf.Irgendwann hörte <strong>de</strong>r Wahnsinn auf und ichdanke meinem Schöpfer für diese Lektion, diemir klargemacht hat, wie sehr er gelitten hat,dass er mich über alles liebt und ich errettet bin.(Name <strong>de</strong>r Red. bekannt)12 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


Hätte Gott doch bloß bei <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Stimmen an mich gedacht.....Na, was hätte ich dann wohl gemacht?Klar, mir alles vom Herzen gesungen.Wie hätten meine Lie<strong>de</strong>r wohl geklungen?So, wie die von Sting?O<strong>de</strong>r, Elvis – <strong>de</strong>m King?Wie von Madonna?O<strong>de</strong>r Stevie Won<strong>de</strong>r?.Vielleicht nur wie von Britney Spears..Texte, so nichtssagend und trotz<strong>de</strong>m Hits.Ist doch ein Witzwomit manche Geld verdienen.Einfach so, nicht wie die Bienen o<strong>de</strong>rdas Eichhörnchen, das sich mühsam ernährt!Die Britney ist doch blöd, aber total begehrt und wird verehrt.Neidisch bin ich nicht auf sie,we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Realität noch in <strong>de</strong>r Fantasie.Ich wäre bestimmt auch nicht zum Promi gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn dazu bin ich nichtgeboren.Das Nervenkostüm hab’ ich nicht dazu,das wusste Gott und nun hört zu!Deshalb hat er nicht an mich gedacht,son<strong>de</strong>rn hat <strong>de</strong>r Britney eine Stimme gemacht.Astrid GoergenVom Kurs abgekommen.Sah ich noch gestern morgen Land, so hat mich ein gewaltiger Sturm wie<strong>de</strong>r aufsoffene Meer hinaus getrieben.Wie<strong>de</strong>r verharre ich in Orientierungslosigkeit, wie<strong>de</strong>r weiß ich nicht, wo es hingeht,wie<strong>de</strong>r kein Land; mich umgibt nur die Weite <strong>de</strong>s Meeres.Ich bin mü<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r langen Fahrt und sehne mich nach Ruhe und <strong>de</strong>mMoment, in <strong>de</strong>m ich wie<strong>de</strong>r festen Bo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Füßen spüre.Wer<strong>de</strong>n die Win<strong>de</strong> günstig stehen und mich, <strong>de</strong>m schon so nah geglaubten Landnahe bringen o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong> ich weiterhin über das Meer irren wie <strong>de</strong>r fliegen<strong>de</strong>Hollän<strong>de</strong>r?H. H. Schmitz<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 13


Shoppen ist eine wichtige Freizeitaktivität für die,die es sich leisten können. Der Kauf von Warenverschafft <strong>de</strong>m Käufer Lust, oft auch dann, wenner das erworbene Gut gar nicht richtig gebrauchenkann.Der „Gebrauchswert“ <strong>de</strong>r Waren beinhaltet dieEigenschaft <strong>de</strong>r Ware,vom Käufer konsumiertzu wer<strong>de</strong>n, d.h. <strong>de</strong>rElektrorasierer, <strong>de</strong>n ichmir kaufe, erfüllt seinenZweck in <strong>de</strong>r täglichenRasur.Karl Marx hat einmaldarauf hingewiesen, dassinunsererMarktwirtschaft die Warenicht nur einen„Gebrauchswert“ besitzt,son<strong>de</strong>rn auch einen„Tauschwert“, <strong>de</strong>r sich in<strong>de</strong>r Geldmengeausdrückt, die ichbenötige, um die Ware zukaufen (1).Darüber hinaus spricht Marx <strong>de</strong>r Ware dieEigenschaft zu, über einen Fetischcharakter zuverfügen. Das be<strong>de</strong>utet, die Ware verfügt über diemagische Eigenschaft, <strong>de</strong>n Eindruck zu erwecken,als habe sie von Natur aus einen bestimmten Wert,zu <strong>de</strong>m sie gekauft wird (2).Marx sagt aber, die Ware erhält ihren Wert nichtaus sich heraus, son<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n Einsatzgesellschaftlicher Arbeit, die in einer bestimmtenZeitdauer verrichtet wird. Diese Arbeitsmengedrückt sich in einem bestimmten Geldwert aus, z.B.1 Paar Schuhe kosten 40 €, d.h. 1 Paar Schuhe =40 €.Dieser Kauf einer Ware vollzieht sich in einemmarktwirtschaftlichen Verhältnis. Das be<strong>de</strong>utet, esexistieren voneinan<strong>de</strong>r unabhängige, privateProduzenten, die die benötigte Arbeitskraft alsWare auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt erwerben und mit ihrenProdukten auf <strong>de</strong>m Markt gegeneinan<strong>de</strong>rkonkurrieren.14 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!Shoppen gehenÜber die Magie <strong>de</strong>r WarenweltAugen überall,aus: Edward Adamson, Kunst als HeilungsprozessMarx nennt diese Wirtschaftsform kapitalistisch.Ich versuche heutige gebräuchliche Ausdrückemitzuverwen<strong>de</strong>n, damit <strong>de</strong>r Text besserverständlich wird.Wir haben schon gehört, dass die Arbeitskraft, diez.B. 8 Stun<strong>de</strong>n am Tag veräußert wird, <strong>de</strong>n Werteiner Ware bestimmt (3).(Ich lasse einmal dieKosten für Rohstoffe,Werkzeuge, Maschinenusw., die in dieWertgröße mit einfließen,außen vor, weil für dieBereitstellung dieserFaktoren ursprünglich jaauch menschlicheArbeitskraft veräußertwur<strong>de</strong>.)Der Produzent o<strong>de</strong>rUnternehmer kauftLohnarbeit und stellt mitihrer Hilfe ein Produkther, das er als Ware auf<strong>de</strong>m Markt wie<strong>de</strong>rverkauft. Und jetzt geschieht das Wun<strong>de</strong>r. DieWare hat jetzt einen Wert, <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>m Wert liegt,<strong>de</strong>n die Arbeitskraft gekostet hat, <strong>de</strong>n sogenannten„Mehrwert“, Gewinn o<strong>de</strong>r Profit (4).Hierin liegt die eigentliche Triebfe<strong>de</strong>rkapitalistischer Marktwirtschaft. Der Lohnarbeitererarbeitet mehr Wert, als <strong>de</strong>r Unternehmer für <strong>de</strong>nKauf seiner Arbeit bezahlt hat.Der Wert <strong>de</strong>r Lohnarbeit bemisst sich an <strong>de</strong>ndurchschnittlichen Kosten, die ein Arbeiterausgeben muss, um seine Arbeitskraft zu erhalten.Das heißt <strong>de</strong>r Arbeiter muss essen, trinken,wohnen, sich bil<strong>de</strong>n, eine Familie grün<strong>de</strong>n, um sichfortzupflanzen, usw.. Dieses verursacht Kosten, dievon seinem Lohn bezahlt wer<strong>de</strong>n wollen, und oftreicht das nicht aus, weil Billiglöhne gezahltwer<strong>de</strong>n.Sagen wir, <strong>de</strong>r Unternehmer zahlt <strong>de</strong>m Arbeiter60 € am Tag für eine Arbeitszeit von 8 Stun<strong>de</strong>n.Nach 6 Stun<strong>de</strong>n Arbeit hat <strong>de</strong>r Arbeiter jedoch <strong>de</strong>nWert geschaffen, <strong>de</strong>r seinen Kosten entspricht,


nämlich ein Produkt, was 60 € wert ist. DerArbeiter hört jetzt allerdings nicht auf zu arbeiten,<strong>de</strong>nn er wur<strong>de</strong> für 8 Stun<strong>de</strong>n bezahlt. Er arbeitetweitere 2 Stun<strong>de</strong>n und erhöht <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>sProduktes um 20 € auf 80 €. Diese 20 € -Wertspanne eignet <strong>de</strong>r Unternehmer sich alsGewinn an.Der Unternehmer hat 60 € ausgegeben, um Arbeitfür 8 Stun<strong>de</strong>n einzukaufen. Jetzt wirft er dasProdukt als Ware auf <strong>de</strong>n Markt und es geschiehtein Wun<strong>de</strong>r: Er erhält vom Käufer nicht nur die 60€ für seine Unkosten son<strong>de</strong>rn noch einmal 20 €obendrauf (<strong>de</strong>n erzeugten Mehrwert), und hatschließlich 80 € in <strong>de</strong>r Hand, wobei er einenor<strong>de</strong>ntlichen Gewinn gemacht hat.Im Kauf o<strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>r Ware sieht man dieeigentlichen Bedingungen ihrer Herstellung, unddie Erzeugung ihres Werts nicht mehr. DemAugenschein stellt sich Wert und Wertvermehrung<strong>de</strong>r Ware als Charakterzug <strong>de</strong>r Ware selbst dar.Deshalb spricht Marx vom „Fetischcharakter“ <strong>de</strong>rWare (5).Aber es geht um einen noch weiteren Punkt. DerArbeiter ist Teil eines gesellschaftlichen Ganzen.Er stellt die Produkte her, die für die Gesellschaftnützlich und lebenswichtig sind. Doch die Arbeitist nicht gesellschaftlich son<strong>de</strong>rn als Lohnarbeitprivater Unternehmen organisiert, und sie isthochgradig arbeitsteilig. Das heißt, <strong>de</strong>rgesellschaftliche Blickwinkel <strong>de</strong>r Arbeit gehtverloren. Doch die privat erzeugten Produktekommen als Waren auf <strong>de</strong>n Markt in Form einerungeheuren Fülle, als „Wun<strong>de</strong>rwelt <strong>de</strong>r Waren“,wo ich als Käufer nahezu alles erwerben kann.Hier spiegelt sich <strong>de</strong>r universelle Charakter <strong>de</strong>rkapitalistischen Produktionsweise, und in<strong>de</strong>m ichkaufe, erfahre ich mich als Teil <strong>de</strong>s großen,gesellschaftlichen Ganzen. Die Wun<strong>de</strong>rwelt <strong>de</strong>rWaren spiegelt mir dies vor und stellt dieWirklichkeit auf <strong>de</strong>n Kopf. Denn eigentlich warich es doch, <strong>de</strong>r mit seiner Arbeit Wert undMehrwert geschaffen und das Ding zu einemnützlichen Produkt geformt hatDieser Fetischcharakter <strong>de</strong>r Ware, <strong>de</strong>r scheinbar<strong>de</strong>n Wert hervorbringt und scheinbar <strong>de</strong>n Käuferals Teil <strong>de</strong>s gesellschaftlichen Ganzen darstellt,weckt Emotionen und hat Einfluss auf unserePsyche. Vielleicht kann man vor diesemHintergrund besser verstehen, dass MenschenShoppen als gesellschaftliches Event erleben o<strong>de</strong>rschlimmer zwanghaft kaufen und im Kaufrauschinsolvent wer<strong>de</strong>n.jimmibellLiteratur:Karl Marx: Das Kapital. Kritik <strong>de</strong>r politischenÖkonomie.Im Zusammenhang ausgewählt und eingeleitet vonBenedikt Kautsky. 1969 Stuttgart.1) Das Kapital, S. 15ff2) Das Kapital, S. 49ff3) Das Kapital, S.147ff4) Das Kapital, S. 155ff5) Das Kapital, S. 49ffa.a.O., Ausschnitt<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 15


Wenn nur noch Geld zählt, stirbt die Liebe und die Menschheit geht unter.Die Diskussion über die Aussagen zum Kapitalismus <strong>de</strong>s GenossenMüntefering hat die Nation aufgeweckt.Auch ich fand die Kritik richtig, doch nun muss ich mich fragen, ob ich nichtauch so ein Monster bin wie die Manager <strong>de</strong>r Industrie und Banken, die obwohlGewinne in Milliar<strong>de</strong>nhöhe eingefahren wer<strong>de</strong>n, Tausen<strong>de</strong> von Menschenentlassen wollen.Der Gedanke, dass im Moment nur noch Geld für mich zählt, schreckt mich imMoment nicht.Ja, auch ich bin zu einem <strong>de</strong>rartigen Vampir gewor<strong>de</strong>n, ohne Gefühle, nur nochpositive und schwarze Zahlen auf Kontoauszügen zählen, positiveEmpfindungen insbeson<strong>de</strong>re im menschlichen Bereich wer<strong>de</strong>n verschlungenund verschwin<strong>de</strong>n, wie Licht in einem schwarzen Loch.Ich bin nicht mehr selbstkritisch, nicht mehr objektiv, sehe nicht mehr, wie ichlangsam meine Gesundheit ruiniere für Zahlen, die im Grun<strong>de</strong> genommennichts aussagen.– Menschlichkeit kann man nun einmal nicht kaufen; wer<strong>de</strong> ich es erkennenbevor es zu spät ist?H. H. Schmitz16 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


Was ich dir schon immer sagen wollte:Alle Freitage sind furchtbar. Sie sind <strong>de</strong>shalb furchtbar, weil <strong>de</strong>in Anruf ‘droht’.Früher drohte <strong>de</strong>ine Anwesenheit, jetzt sind es <strong>de</strong>ine Anrufe. Sie haben wenig mitlachen<strong>de</strong>n Blumen zu tun, nur mit Disteln und Dornen, die <strong>de</strong>n Körperdurchbohren.Den Körper, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>iner Zustimmung malträtiert wur<strong>de</strong>. Deine Teilnahme amTelelefon ist löchrig und ohne Tiefe und beschränkt sich auf ahm, ahm, ahm.Verlangst du aber Antworten, so sind Fragen präzise und gna<strong>de</strong>nlos. Du erwartestAntworten, die dir gefällig sind, nicht bunt son<strong>de</strong>rn schwarz o<strong>de</strong>r weiß. Knallhartwird gefragt, Worte aus <strong>de</strong>r Haut gezogen und Geständnisse aus <strong>de</strong>r Seelegequetscht. Ich lasse es zu, je<strong>de</strong>n Freitag.Katrin GrunwaldVincent van GoghSeit meiner Jugend spricht zu mir aus seinen Bil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r MalerVincent van Gogh so intensiv, so lebendig, als lebte er noch! Ichweiß, er nahm sich selbst das Leben mit 47 Jahren schon, sah erkeinen Ausweg aus <strong>de</strong>r Not, er wählte <strong>de</strong>n Tod. Er fand keineHilfe im seelischen Leid. Sein Herz war sehr groß und weit...Lange schon <strong>de</strong>nk’ ich nach über Vincent van Gogh. Alle seineBil<strong>de</strong>r sind mir so lieb und vertraut. Natur , Bäume, Fel<strong>de</strong>rBlumen, Menschen, die lei<strong>de</strong>n, leben, lachen, die wie „DERSÄMANN“ Gutes machen. Alles lebt, hat Hand und Fuß vorallem einen Kern. Die „Sommerblume“ „DER VATER“, <strong>de</strong>r insich ruht, gütig, gelassen. Ich glaube, er konnte sehr lieben undlei<strong>de</strong>n, aber nicht hassen!Brigitta KreilhampSitzen<strong>de</strong> Frau, Emil Nol<strong>de</strong> 1911<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 17


Immer in die Glotze zu starrenund dabei im Bett zu verharren,macht träge und stumpf,und die Gedanken, die wer<strong>de</strong>n dumpf.Dabei könnte man noch soviel erlebenund dazu nach Höherem streben,zum Beispiel die Vögel singen hören,<strong>de</strong>ren Gesang gleicht nämlich Engelschören,o<strong>de</strong>r einfach nur spazieren gehen,in <strong>de</strong>r bunten Natur schöne Dinge sehen,mal an einer tollen Stelle verweilen,als von A nach B zu eilen,sich unter einen schattigen Baum hinsetzen,statt sich mit <strong>de</strong>m Nachbarn zu fetzen,<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn hinterher winken,anstatt zuviel Alkohol zu trinken.Ruhig vor sich hin meditierenund sich in Gott zu verlieren,eingehen in die höheren Sphären,man muss sich nur dazu bereit erklären.UnbekanntHennes Baldrian StiefTreibgutMenschenleere Straßen füllen die Nacht,die Einsamen fin<strong>de</strong>n sich zusammenStimmengewirr und Worte voller Macht,verschwin<strong>de</strong>n allmählich, verdammen.Die Freiheit ist ihr höchstes Gut,sie ziehen daher und wissen nicht wohinund trotz<strong>de</strong>m erfüllt sie <strong>de</strong>r Mutund alles ergibt letztlich doch einen SinnTrunken, und das nicht nur vom Weinlöst sich langsam die Zunge,gezeigt wird das Wahre und nicht <strong>de</strong>r Scheinnoch ein tiefer Zug für die LungeUnbekanntDie Nacht wird eisig, kalt und kälter,bald rückt <strong>de</strong>r neue Morgen heransie sind dann um einen Tag älternichts ist verän<strong>de</strong>rt, sie sind gleich arm dran.Katrin Grunwald18 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


SeelenverwandtAlles bist du für mich,Gestern, Heute, Morgen,nie vergesse ich <strong>de</strong>in Gesicht,mache mir nie wie<strong>de</strong>r Sorgen.v2 paranoi<strong>de</strong> Schizophrenien verbin<strong>de</strong>n sich,sind verrückt und eigentlich normal,die Lebensleistungen erbringen können wir nicht,irgendwann sind wir in Überzahl.vVor 65 Jahren wären wir vergast wor<strong>de</strong>n,Heute lachen sie über uns,doch warte ab bis Morgen.Dann steht Armageddon in unserer Gunst.Unsere Körper sind uns scheißegal,für Nachwuchs ist gesorgt,wir lieben uns nun mal,das Leben nur für ein paar Jahrzehnte geborgt.Sind Zeitreisen<strong>de</strong> von einer I<strong>de</strong>ntität zur an<strong>de</strong>ren,Racheengel und Liebesboten aller Zeit,können durch Seen schwimmen und über Berge wan<strong>de</strong>rn,irgendwann kommt auch unsere Zeit.Frank Baa<strong>de</strong>rWo ist <strong>de</strong>r MenschvvvZunehmend versinke ich im Stru<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Selbstzweifel, <strong>de</strong>r Zweifel anmeiner Person, meiner Existenz.Such’ <strong>de</strong>n Weg, hab’ mich verlaufen, doch nirgends eine helfen<strong>de</strong> Hand.Der Virus <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Welt vergiftet zunehmend mein Denken, meineSeele.Des Kämpfens mü<strong>de</strong>, möchte ich mich <strong>de</strong>r Krankheit ergeben, wäredort nicht <strong>de</strong>r Funke <strong>de</strong>r Hoffnung, ähnlich <strong>de</strong>r Flamme einesFeuerzeugs ist <strong>de</strong>r Funke, nur <strong>de</strong>r Gasvorrat geht zu En<strong>de</strong>.Wo ist <strong>de</strong>r Mensch mit <strong>de</strong>r Fackel, <strong>de</strong>r mir <strong>de</strong>n Weg weist und mich aus<strong>de</strong>r Dunkelheit führt, wo ist er ?H. H. Schmitz<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 19


Steil empor,<strong>de</strong>m Himmel entgegen,das Leben ich verlor,kommt jetzt <strong>de</strong>r innige Segen?Durch einen Tunnel hinein ins Licht,das Leben war doch nur ein Traum,Krieg und Armut gibt es hier nicht,Neid und Missgunst sind hier kaum.Vielleicht kehre ich ja wie<strong>de</strong>r zurück,ganz gleich ob als Bettler o<strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt,versuche auch mit dir ein neues Glück,ein neuer Traum, wo mich keiner kennt.Wieso solche Angst vor <strong>de</strong>m Tod,es ist nur eine Pforte ins Glück,du sollst nur halten ein Gebot,halte keinen psychisch Kranken fürverrückt.Frank Baa<strong>de</strong>rVerblühen<strong>de</strong>r KleeWie Pfeffer und Salzin Sommergrün gestreutweiß und rosarot schon vergangengesprenkelte LandschaftWiesen auf und abWegkonturen weich verwischtFrühblüher-Nachzüglerhaben keinen Schwunggegen solche Farben anzublühenPfeffer und Salzaparte Mischungmittelalterlich wie von weit herschon <strong>de</strong>r Duft nach heuruhig wan<strong>de</strong>rt mein blickdiese Augenwei<strong>de</strong> hin und heres keimt ein tiefgewussterfrüher leiser Schmerz von Abschiednoch mitten im SommerHedwig MeutznerTill Eulenspiegel, Max Ernst 191320 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


%&Hey, ihr Lieben,ein kurzer Bericht aus meiner Sicht....über die Strandpartie auf Sylt.......;)))Mein Name ist Heinz. Ich bin ein Alkoholiker und süchtig. Heute bin ich nüchtern undclean.Sehr lang überleben wir nicht mit M&M’s und Kartoffelchips. “ - “ Es gibt doch noch dieMülleimer. Im Müll fin<strong>de</strong>t man immer was zu essen. (Zitat aus <strong>de</strong>m Film... The day aftertomorrow)Knapp 5000 Jugendliche kamen zu dieser im Internet von einer Person angezettelten„Strandparty“...Als ich heute Morgen durch die Straßen und an die Promena<strong>de</strong> ging, kam mir meine„jüngste Vergangenheit“ wie<strong>de</strong>r hoch......so sahen die Straßen in Duisburg-Hochfeld je<strong>de</strong>sWochenen<strong>de</strong> aus...Müll...Scherben...Kippen...Erbrochenes...Taschentücher voll mit Blut...leere Flaschen,volle Flaschen...ein paar Jugendliche kommen mir entgegen.....mit einem säuerlichenLächeln und einem leisen...“Party war geil Alter“......die Nacht war kalt am Strand und in<strong>de</strong>n Straßen.... Viele übernachteten wohl im Strandkorb.....und man sieht es ihnenan....ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen ...Welche Gna<strong>de</strong> HEUTE meine Emotionen überall leben zu können......ob im Beruf o<strong>de</strong>rim Alltag.....ich schlucke NICHTS mehr.....<strong>de</strong>mentsprechend ist mein Drang nach einem„Ventil“ äußerst mil<strong>de</strong>...Ich brauche kein Karneval, Chaostage in Hannover und Berlin und auch keinewöchentliche Schreitherapie auf <strong>de</strong>n Tribünen <strong>de</strong>r Fußballstadien. Ja, in <strong>de</strong>r Beziehungbin ich so was von „lang-weilig“.......das muss ich wohl auch für an<strong>de</strong>re schon weit, weitvor meiner Sauf und Raufzeit gewesen sein...Lang-weilig...antriebslos....wenig spontanund schon gar nicht flexibel....erst als <strong>de</strong>r Stoff in mein Leben trat, wur<strong>de</strong> es „schlagartig“an<strong>de</strong>rs.......und ich war immer gerne gesehen.....dachte ich zumin<strong>de</strong>st.......und wenn es nurals „Pausenclown“ war.....ich gab mir auf je<strong>de</strong>n Fall alle Mühe dazuzugehören.......esgelang mir nur eine kurze Zeit....das än<strong>de</strong>rte sich auch durch „Mehr saufen“nicht..........mein Saufen trieb mich in die „gefühlte Einsamkeit“....Deshalb schenkte ich ihnen ein Lächeln.... heute Morgen....diesen jungen mü<strong>de</strong>nausgelaugten Gestalten....Möge Gott sie wohlbehalten zurück in ihre Städte bringen....aber bitte nie mehr hier aufdie Insel.........Heinz:<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 21


In unserer Serie über bekannte Persönlichkeiten und ihre psychischen Zustän<strong>de</strong> berichtenwir heute von <strong>de</strong>m Literaten und Poeten Edgar Allan Poe (1809 - 1849)Virtuose <strong>de</strong>s GrauensundMeister <strong>de</strong>s MakabrenEs zeigen sich in seinen Geschichten immerwie<strong>de</strong>r zwei Elemente, die charakteristischsind für sein Gesamtwerk: einerseits dasUnheimliche, das Phantastische, das so düstereStimmungen erzeugt - und an<strong>de</strong>rerseitsdas streng Analytische, unbedingt Logische.Die düsteren Stimmungen - das ist sicher -hat Poe immer wie<strong>de</strong>r selbst durchlebt.Edgar Allan Poe, geboren am 19. Januar1809 in Boston, war erst zwei Jahre alt, alsseine Mutter starb. Der Vater war vorherschon spurlos verschwun<strong>de</strong>n. Edgar bekameinen Pflegevater, <strong>de</strong>r ihn nicht liebte und ihnso wenig unterstützte, dass er sein Studiumnicht been<strong>de</strong>n konnte. Auch auf <strong>de</strong>rMilitäräkadamie scheiterte Poe. Er begannzu trinken und zu spielen - machte Schul<strong>de</strong>nund war ständig in Geldnöten. 1838 heirateteer seine Cousine Virgiania Clemm, die1847 starb und ihn hilflos zurückließ. Poeverfiel in schwere Depressionen und schriebsein erstes Gedicht („Annabel Lee“), um seineTrauer zu verarbeiten. Doch zeitlebensgelang es ihm nicht, mit seiner Trauer fertigzu wer<strong>de</strong>n. An seinen Gedichten und erstenGeschichten, die veröffentlicht wur<strong>de</strong>n, verdientennur die Verleger - während EdgarAllan Poe in bitterer Armut lebte und am 7.Oktober 1849 in Baltimore unter nicht geklärtenUmstän<strong>de</strong>n im Alter von nur 40 Jahrenstarb.Heute ist Edgar Allan Poe einem Millionenpublikumvor allem durch seine Krimis undHorrorgeschichten bekannt. Viele seinerWerke wur<strong>de</strong>n auch verfilmt - in eine Schubla<strong>de</strong>ließ sich <strong>de</strong>r vielseitige Autor jeoch niezwängen. Poes Hauptthema, das in vielenStories immer wie<strong>de</strong>r auftaucht, ist <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>iner schönen Frau (Morella, Liglia, AnnabelLee). Mehrfach han<strong>de</strong>ln die Geschichtenauch von lebendig begrabenen Personen(„The fall of the house of Usher“, „ThePrenature Burial“). Poe entwickelte sich gera<strong>de</strong>zuzu einem Virtuosen <strong>de</strong>s Grauens undMeister <strong>de</strong>s Makabren.Es kamen immer wie<strong>de</strong>r Personen in seinenWerken vor, die gera<strong>de</strong>zu vom „Wahn“ gepacktihr eigenes Unglück provozierten - o<strong>de</strong>rtrotz Kenntnis <strong>de</strong>s sich anbahnen<strong>de</strong>n Unheilsscheinbar machtlos direkt in ihr Ver<strong>de</strong>rbenlaufen - und sich darüber verzehren („The tell- tale haert“, „The black cat“). Poe verfaßteSatiren, Essays, Lyrik, ja sogar höchst komplexenaturwissenschaftliche Abhandlungen.Die Honorare fielen aber so kümmerlich aus,dass er sich nur gera<strong>de</strong> so über Wasser haltenkonnte. Einmal gewann er einen Wettbewerbum die beste Novelle - lachhafte 50US-$. Er war Künstler - und überhaupt keinGeschäftsmann. „Spielt alles keine Rolle -<strong>de</strong>nn eigentlich bin ich ein Poet“, sagte ereinmal, als ihn die Geldnöte wie<strong>de</strong>r psychischrunterzogen. Der Abgrund ist Poes zentraleErzählfigur: Er stellt quasi die innereZerrisssenheit und Unwi<strong>de</strong>rstehlichkeit <strong>de</strong>sSogs dar. In seinem Werk „Odd“ beschreibtein Ich-Erzähler das völlige Chaos und dasabsur<strong>de</strong> und makabre Leben: Am Abend hater eine Verabredung zur Erneuerung seinerFeuerschutzversi-cherung - verpaßt sie aber,weil ein von ihm ausgespuckter Traubenkern<strong>de</strong>n Minutenzeiger <strong>de</strong>r Standuhr blockiert!Prompt brennt, weil eine Ratte die Deckesamt Kerze vom Nachttisch reißt und in ihrLoch schleppt, das Haus ab.Doch damitnicht genug! Der Erzähler wird zwar über eineLeiter gerettet - doch es kratzt sich gera<strong>de</strong>22 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


eine Sau daran - er stürzt von <strong>de</strong>r Leiter undbricht sich <strong>de</strong>n linken Arm. Dann will er insWasser gehen, um seine Brandwun<strong>de</strong>n zukühlen - da stiehlt ein Rabe seine Hose.Das Perverse von innen, das Absur<strong>de</strong> vonaußen - sie stellen die exzentrischen zentrifugalenKräfte dar, mit <strong>de</strong>nen Poes Leben undSchreiben zu ringen haben. Inspiration so gutwie Bedrohung. Sich ihnen entgegenzustellen,hat keinen Zweck.Als Farce hat Poe diese aussichtslose Lagein „Das System <strong>de</strong>s Dr. Pech und <strong>de</strong>s ProfessorsFe<strong>de</strong>r“ beschrieben. Hier sind es dieInsassen einer psychiatrischen Anstalt, diebei Ankuft <strong>de</strong>s Erzählers längst die Macht ansich gerissen haben: Sie täuschen pflegen<strong>de</strong>sund leiten<strong>de</strong>s Personal vor. Zuletzt erweisensich die Schauspieler jedoch als dieverzweifelten und toben<strong>de</strong>n Narren. Ein an<strong>de</strong>resBeispiel für <strong>de</strong>n Hang zum Übertreten<strong>de</strong>r Grenze zum Wahnsinn zeigt Poe in <strong>de</strong>rErzählung „Verräterisches Herz“: Man lausche<strong>de</strong>r Stimme <strong>de</strong>s Erzählers: „ Es ist wahr!Nervös, schrecklich nervös bin ich - aber weshalbsoll ich wahnsinnig sein? Mein Übel hatmeine Sinne nur geschärft - nicht etwa zerstörto<strong>de</strong>r abgestumpft. Vor allem ist meinGehör außeror<strong>de</strong>ntlich empfindlich gewor<strong>de</strong>n.Ich höre alle Dinge, die im Himmel undauf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> vor sich gehen - und auch vieles,was in <strong>de</strong>r Hölle geschieht.“So phantasievoll die meisten Geschichten<strong>de</strong>s großen Edgar Allan Poe auch waren -mehr als einmal wur<strong>de</strong> er <strong>de</strong>s Plagiats bezichtigt.Die Vorwürfe konnte er nie ganz aus<strong>de</strong>r Welt schaffen. Dazu kam seine Alkoholsucht.So flüchtete er von einer Zeitungsredaktionzur nächsten - und war zeitlebensein heimatloser Autor. Poe mag <strong>de</strong>m Wahnsinnentronnen sein (zeitgenössische Berichteklingen hier nicht ganz ein<strong>de</strong>utig) - ständigeDepressionen machten ihm auf alle Fälleschwer zu schaffen. Es genzt an ein Wun<strong>de</strong>r,dass er <strong>de</strong>nnoch so instensiv schrieb unduns unzählige Krimis und sonstige Storieshinterlassen hat. Sein En<strong>de</strong> war schrecklich:Er geriet in Baltimore in einem Obdachlosenasylin einen Hinterhalt. Während <strong>de</strong>s Wahlkampfswur<strong>de</strong>n dort mittellose Wähler unentgeltlichmit Schnaps versorgt, damit sie füreinen bestimmten Kandidaten stimmten. Poebrach dort zusammen. Die genaue To<strong>de</strong>sursacheist nicht überliefert.Wolfgang KlawonncMarcel Düvier<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 23


SELBSTHILFE- Selbsthilfegruppe für Männer mit Angsterkrankungen in Essen; Interessentenmel<strong>de</strong>n sich bitte bei Wiese e.V. (s.u.)Tel 0201 / 207676- Selbsthilfegruppe für Psychiatrie-Erfahrene <strong>de</strong>s LPE/NRW; Treffen: je<strong>de</strong>n 2.und 4. Freitag im Monat um 16 Uhr, Kohlenkamp 1 (MBI), Mülheim/R.,Ansprechpartner: Holger Steuck 0208/493918- Selbsthilfegruppe: Depressionen / Ängste Mülheim Tel.: 0208 / 42 44 42- Selbsthilfebüro Mülheim, Tourainer Ring 445468 Mülheim/R., Tel.: 0208 / 30048-0 und -14- Netzwerk Selbsthilfe, Kontakt- und Koordinationsstelle f. Selbsthilfe in Oberhausen,Langemarkstr. 12, 46045 Oberhausen, 0208 / 30196-0Ansprechpartner: Peter Jötten 0208 / 30196-20- Wiese e.V. - Kontakt- u. Informationsstelle für Selbsthilfe und InteressiertePfer<strong>de</strong>markt 7, 45127 Essen, Tel.: 0201 / 207676- KOSKON – Koordination für Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRWFriedhofstr. 39, 41236 Mönchengladbach, Tel.: 02166 / 248567- Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft Psychiatrieerfahrener NRW:LAG NRW, c/o Die Entfesselten, Kopernikusstr. 53, 40225 Düsseldorf, Tel.0211/315394, Matthias.Seibt@ruhr-uni-bochum.<strong>de</strong>,www.psychiatrie-erfahrene-nrw.<strong>de</strong>24 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!++++++++++++++++++++Eure Meinung ist uns wichtig!-Leserbrief-Eintrag aus <strong>de</strong>m GästebuchHallo liebe Redaktionsmitglie<strong>de</strong>r!Ich fin<strong>de</strong> eure Zeitschrift echt gut! Was ich nicht gut fin<strong>de</strong> ist das Titelbildin <strong>de</strong>r neuen Zeitschrift. Was soll das <strong>de</strong>nn bitteschön sein? Ich wür<strong>de</strong> sagendas war ein Griff ins Klo... Sorry! Echt schockierend!Gruß, Peter+*


Mein Leben ist die Sprache,......die Schrift, das Wort und die Gedanken.Ich fin<strong>de</strong> Trost in Büchern und darin, eigene Gedanken aufzuschreiben.Fin<strong>de</strong> Schutz in Geschichten, flüchte mich in meine Fantasie. Schreibe überdas Leben, das Erlebte o<strong>de</strong>r wie es sein kann. Über das, was ich vorhabe,über das, was ich schon erreicht habe und über das, was einfach ist. DieGegenwart, ob meine o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>rer. Einfach schreiben. O<strong>de</strong>r lesen. Soviele Bücher, so viele Geschichten, ob wahr o<strong>de</strong>r erfun<strong>de</strong>n, die einfachfesseln. Die mich teilweise ermutigen o<strong>de</strong>r auch verän<strong>de</strong>rn. Mich ermutigen,mein Leben o<strong>de</strong>r die Einstellung zum Leben zu verän<strong>de</strong>rn. Ich war schondamals von <strong>de</strong>r Sprache fasziniert. Und <strong>de</strong>r Macht, die sie ausüben kann.Worte und Sätze, die mich faszinieren, aber auch schockieren o<strong>de</strong>r mich ineine an<strong>de</strong>re Welt versetzen.Die Gefühle, die einfach nicht einfach zu erklären sind. Die Worte, die mich sozum Lachen bringen, als wür<strong>de</strong> mir jemand einen Witz persönlich erzählen.Die Worte, die mich zu Tränen rühren, als wäre mir das Erzählte selbstpassiert. Die Worte, die mich schockieren, als hätte man mir die Schmerzenzugefügt. Die Worte, die überzeugen, als wäre ich auf die I<strong>de</strong>e gekommen.Als wür<strong>de</strong> ich die Worte sagen, um Menschen zu gewinnen.Elle Vit$&Liebe Leserinnen und Leser,ist Euer Leben auch die Sprache?Habt Ihr schon mal versucht, Eure Erfahrungen in eigenen Worten zu Papierzu bringen?Traut Euch!Wir veröffentlichen im Dezember ein Heft zum Thema„Trost / Gute Erinnerungen“und brauchen Eure Unterstützung!Sen<strong>de</strong>t uns Eure Beiträge an:<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong>S <strong>IRRE</strong>!- RedaktionAlthofstr. 845468 Mülheim/Ruhro<strong>de</strong>r per email:datt-is-irre@caritas-muelheim.<strong>de</strong>?<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 25


axsjMein Beitrag:För<strong>de</strong>rabo <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!zSDamit die Zeitschrift regelmäßig erschienen kann, benötigen wir Deinen Beitrag inForm eines För<strong>de</strong>rabos, <strong>de</strong>nn wir müssen uns selbst finanzieren. Spen<strong>de</strong>n und Werbungreichen nicht aus, um Kosten für Druck, Papier, Porto und Verteilung zu tragen.Das För<strong>de</strong>rabo kostet nur einen Min<strong>de</strong>stbeitrag von 1,- Euro im Monat. Nach obensind natürlich keine Grenzen gesetzt. Dafür bekommst Du die aktuelle Ausgabe 3xim Jahr frei Haus geliefert.RUndso wird’s gemacht:Abschnitt ausfüllen und einschicken an:"<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! • RedaktionAlthofstr. 8 • 45468 MülheimTel.: 0208 - 30853-40 • FAX: 0208 - 30853-30Dauerauftrag über <strong>de</strong>n gewünschten Betrag einrichten:O#Bankverbindung:Caritas-Sozialdienste e.V. • Stichwort: Datt is irre! / För<strong>de</strong>raboBank im Bistum Essen • Konto-Nr.: 706 500 10 • BLZ 360 602 95Ja, ich möchte die Patientenzeitschrift "<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!" monatlich mit €_____________(mind.€ 1,00 ) unterstützen.Name:Straße:Ort:Tel.:_________________________________________________________________________________________________________________________________________________DDatum ________________ Unterschrift _______________Das ABO ist je<strong>de</strong>rzeit kündbar. Brief o<strong>de</strong>r Anruf genügt.Die Redaktion bedankt sich und wünscht viel Spaß!26 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!


<strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>! 27


Sozialpsychiatrisches ZentrumMülheim an <strong>de</strong>r RuhrAm Kirchenhügelim Katholischen StadthausAlthofstr. 8Kompetenz für psychisch kranke MenschennnKontakt- und BeratungsstelleBetreutes WohnenTel. 0208/30853-40n TagesstätteTel. 0208/30853-50eine Kooperation <strong>de</strong>r28 <strong>DATT</strong> <strong>IS</strong> <strong>IRRE</strong>!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!