5 Jahre Soteria - das soteria netzwerk. soteria
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Milieutherapeutischer Ansatz<br />
Der milieutherapeutische Ansatz der <strong>Soteria</strong> sieht die<br />
gemeinsame Alltagsgestaltung und Bewältigung der<br />
anfallenden Hausarbeiten von PatientInnen und MitarbeiterInnen<br />
vor. An mehr als 80% aller Behandlungstage<br />
sind die PatientInnen dabei auf die Unterstützung und<br />
Motivation durch die MitarbeiterInnen angewiesen<br />
(Grafik 11).<br />
In dem gemeinsamen Handeln von PatientInnen und<br />
MitarbeiterInnen entstehen häufig therapeutisch<br />
wichtige spontane Gespräche über die Lebenssituation,<br />
die Erkrankung und deren Bewältigung, vorhandene<br />
Ressourcen und mögliche Perspektiven. Diese „spontanen<br />
Gespräche“ machen fast die Hälfte (49,3%) aller<br />
stattfindenden therapeutischen behandlungsbezogenen<br />
Gespräche aus (Grafik 12).<br />
Beide Ergebnisse belegen die Bedeutung und Sinnhaftigkeit<br />
der Präsenz der MitarbeiterInnen im milieutherapeutischen<br />
Alltag. Unterstrichen wird dies auch<br />
in der Beurteilung der einzelnen Behandlungselemente<br />
durch die PatientInnen. Sowohl die Beteiligung an den<br />
Stationsaufgaben wie auch die Ansprechbarkeit des<br />
Personals im Alltag werden von den allermeisten der<br />
PatientInnen als hilfreich erlebt (Grafik 15/16/17).<br />
Medikamentöse Behandlung<br />
<strong>Soteria</strong> wird häufig mit der Behandlung ohne Medikamente<br />
gleichgesetzt. In der <strong>Soteria</strong> am Klinikum<br />
München-Ost erhielten 93% aller PatientInnen eine<br />
neuroleptische Medikation (Grafik 14). Der größte Teil<br />
der PatientInnen war bereits mit Neuroleptika vorbehandelt.<br />
Nur 9 PatientInnen kamen ohne neuroleptische<br />
Vorbehandlung in die <strong>Soteria</strong> (Grafik 13). Von<br />
diesen wurden 5 PatientInnen ohne neuroleptische<br />
Medikation behandelt. Nach unserer Erfahrung ist<br />
auch im <strong>Soteria</strong>-Milieu, insbesondere bei schon mehrfach<br />
an einer Psychose erkrankten und mit Neuroleptika<br />
vorbehandelten PatientInnen, der Einsatz von Neuroleptika<br />
notwendig und sinnvoll. Allerdings ist es fast<br />
immer möglich, mit sehr viel geringeren Dosierungen<br />
als üblich auszukommen. Mit der Tagesdokumentation<br />
ist dies für jeden in der <strong>Soteria</strong> behandelten Patienten<br />
erfasst worden. Diesen vorhandenen Datenpool<br />
auszuwerten und darzustellen, wird einer der nächsten<br />
Schritte der Begleitforschung sein.<br />
Ergebnisse<br />
Der <strong>Soteria</strong> Ansatz wurde aus Sicht der PatientInnen<br />
mehrheitlich als hilfreich erlebt. Bei der Bewertung der<br />
einzelnen milieutherapeutischen Behandlungselemente<br />
wurde vor allem <strong>das</strong> Zusammenleben mit den MitpatientInnen,<br />
die Gespräche über die Erkrankung und die<br />
Einzelgespräche mit den Bezugspersonen als hilfreich<br />
bewertet. Diese Bewertungen erweisen sich, obwohl<br />
erst eine geringe Datengrundlage vorhanden ist (bisherige<br />
Katamnesegruppe), auch mit der zeitlichen Distanz<br />
von einem halben Jahr als sehr stabil.<br />
Die PatientInnen der Katamnesegruppe zeigen bezüglich<br />
der ambulanten psychiatrischen Behandlung und<br />
der Einnahme der neuroleptischen Medikation eine eindrucksvolle<br />
Beständigkeit/Compliance. Ein halbes Jahr<br />
nach der Entlassung aus der <strong>Soteria</strong> war die Mehrzahl<br />
der Katamnese-PatientInnen in ambulanter psychiatrischer<br />
Behandlung und bewertete diese mehrheitlich als<br />
hilfreich. 86% der Katamnese-PatientInnen bewerten<br />
auch ein halbes Jahr nach der Entlassung die medikamentöse<br />
Behandlung während des <strong>Soteria</strong>-Aufenthaltes<br />
als hilfreich oder etwas hilfreich. Die Mehrheit der<br />
PatientInnen (77%) gab an, ihre verordnete Medikation<br />
weiter einzunehmen. Nur 12% der PatientInnen hatten<br />
ihre Medikation nach der Entlassung abgesetzt. Vor der<br />
ersten Aufnahme in die <strong>Soteria</strong> waren dies 33,3% der<br />
Katamnese-PatientInnen.<br />
Nächste Schritte und weitere<br />
Entwicklung der Begleitforschung<br />
2004 und 2005 standen der Aufbau, der Ausbau und<br />
die Qualitätssicherung der Dokumentation im Vordergrund.<br />
Mit den Daten aus den <strong>Jahre</strong>n 2006 und 2007<br />
steht ein qualitativ hochwertiger Datenpool für weitere<br />
Auswertungen zu Behandlungsinhalten und -ergebnissen<br />
sowie zu Behandlungsverlauf und Katamnese zur<br />
Verfügung.<br />
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