5 Jahre Soteria - das soteria netzwerk. soteria
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verhalfen zu einem geregelten Tagesablauf. Wobei<br />
sich <strong>das</strong> Kochen für 14 Personen anfangs als unlösbares<br />
Problem darstellte, welches sich jedoch mit wertvoller<br />
Unterstützung von MitpatientInnen und Personal wider<br />
aller Befürchtungen gut meistern ließ. Als Belohnung<br />
wurden alle satt und im besten Fall hat es auch noch<br />
allen geschmeckt.<br />
Dabei muss ich bemerken, <strong>das</strong>s auch Tage dabei waren,<br />
an denen ich nicht vorwärts kam, auf der Stelle trat, alles<br />
wieder zum Problem wurde und die Hoffnungslosigkeit<br />
ihr Recht forderte. Es war an solchen Tagen nie ein<br />
Problem, zu sagen: „Ich schaffe <strong>das</strong> im Moment nicht!“<br />
Alle PatientInnen und <strong>das</strong> Personal bildeten eine Gemeinschaft,<br />
es fand sich immer jemand, dem es besser<br />
ging und der sich bereit erklärte, die fragliche Aufgabe zu<br />
übernehmen.<br />
Die täglichen Aufgaben wie Wäsche waschen, Blumen<br />
gießen, Früh-, Mittag-, Abenddeckdienst, <strong>das</strong> oben erwähnte<br />
Kochen, Aufräumen, der Wocheneinkauf usw.,<br />
sind auf den ersten Blick vielleicht etwas Selbstverständliches.<br />
Auf den zweiten entpuppen sie sich als wichtiger<br />
Bestandteil der therapeutischen Maßnahmen.<br />
Für den einen lästig, um für einen anderen Neuland zu<br />
sein. Die Möglichkeit, Herausforderungen anzunehmen<br />
und erfolgreich zu meistern, empfand ich als ein Stück<br />
Lebensqualität. Als Chance, mich auszuprobieren und<br />
zu testen, womöglich vergangene Misserfolge oder gar<br />
Demütigungen wett zu machen. Zu merken, <strong>das</strong>s man<br />
etwas beitragen kann, nicht auf einem Abstellgleis steht,<br />
sondern an der eigenen Umwelt teilhaben und sie aktiv<br />
mitgestalten kann.<br />
Herr Z.<br />
Perspektive und Rehabilitation<br />
Im Laufe der Gespräche mit meinen Bezugspersonen<br />
konnten wir zusammen eine neue berufliche<br />
Zukunft für mich erarbeiten. So werde ich an einem<br />
Programm speziell für psychisch erkrankte Menschen<br />
teilnehmen, die sich aus diesem Grund beruflich neu<br />
orientieren müssen. Eventuell werde ich noch in diesem<br />
Jahr, dank der Unterstützung durch Fördereinrichtungen<br />
und <strong>das</strong> Arbeitsamt eine Ausbildung zum<br />
Schreiner beginnen. Der Gedanke, nochmals eine<br />
Berufsausbildung zu beginnen, war zwar schon lange<br />
vorhanden, doch ohne die intensive Unterstützung<br />
und Begleitung hätte ich dies sicher nicht in die Tat<br />
umsetzen können.<br />
Herr Z.<br />
<strong>Soteria</strong> aus Sicht der<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter<br />
Die folgenden Beiträge sind von<br />
mehreren KollegInnen erstellt<br />
und beschreiben einige Facetten<br />
des <strong>Soteria</strong>-Alltag. Auch<br />
hier sind zum Schutze unserer<br />
PatientInnen die Begebenheiten<br />
anonymisiert worden.<br />
Therapeutische Haltung im Alltag<br />
Therapeuein (gr.): dienen, freundlich behandeln,<br />
hoch achten, sorgen, pflegen, heilen<br />
Einstimmung<br />
Auf dem Weg von der S-Bahn, während meine Füße von<br />
alleine dem mittlerweile vertrauten Weg durch die weitläufige<br />
Parkanlage des Klinikums München-Ost finden,<br />
nähere ich mich auch innerlich nach und nach der <strong>Soteria</strong><br />
und ihren „Bewohnern“. Begebenheiten der letzten<br />
Dienste gehen mir durch den Sinn. Nach einigen freien<br />
Tagen liegt nun eine 24h-Schicht vor mir. Zeit mich darauf<br />
einzulassen, Zeit, ein Stück Alltag miteinander zu teilen.<br />
Heute Nachmittag werde ich mit T. Dienst haben, meinem<br />
Tandempartner. Ein seltener Glücksfall und eine gute Gelegenheit,<br />
sich wegen Hr. G. zu beraten, einen Behandlungsplan<br />
zu erarbeiten. Gelegenheit auch, um meiner<br />
momentanen Ratlosigkeit und einem Durcheinander von<br />
Gefühlen Ausdruck zu verleihen, auf der gemeinsamen<br />
Suche nach psychodynamischen Zusammenhängen und<br />
einer konstruktiven Haltung. Therapeutische Distanz,<br />
zugleich präsent sein, im Kontakt bleiben, sich verwickeln<br />
lassen, – eine tragfähige Be ziehung aufbauen und<br />
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