Heft 1 - LUGV - Land Brandenburg
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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (1) 2011 29<br />
NEUE NATURSCHUTZGEBIETE IM NATURPARK UCKERMÄRKISCHE SEEN<br />
NORBERT BUKOWSKY<br />
„Brüsenwalde“ und „Jungfernheide“ im Naturpark Uckermärkische Seen<br />
Am 05.11.2009 wurden die Verordnungen<br />
zu den Naturschutzgebieten (NSG) „Brüsenwalde“<br />
und „Jungfernheide“ im Gesetzund<br />
Verordnungsblatt für das <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
Teil II Nr. 37 veröffentlicht. Mit 1980 ha<br />
bzw. 1732 ha gehören beide Gebiete zu den<br />
größeren Naturschutzgebieten des <strong>Land</strong>es.<br />
Die Gebiete werden durch die Orte Boitzenburg,<br />
Warthe, Mahlendorf und Hardenbeck<br />
begrenzt und nur durch den ehemaligen<br />
Bahndamm Warthe-Hardenbeck getrennt.<br />
Herausragende Bedeutung haben beide NSG<br />
für den Schutz kalkreicher und kalkarmer<br />
mesotropher Seen. Der kalkarme Poviestsee<br />
verfügt mit 20 submersen Makrophytenarten<br />
über eine hohe Artendichte. Hervorzuheben<br />
ist das Vorkommen der vom Aussterben<br />
bedrohten Arten Strandling (Litorella<br />
uniflora) sowie Faden- und Glanzlaichkraut<br />
(Potamogeton filiformis, P. x nitens). Eine<br />
Sonderstellung nimmt der Stoitzsee bei Warthe<br />
ein. Der Kalkgehalt von nur 10 mg/l und<br />
eine Leitfähigkeit von 75 µS/cm charakterisieren<br />
den See als FFH-Lebensraumtyp 3130.<br />
An Makrophyten treten hier nur das Wechselblütige<br />
Tausendblatt (Myriophyllum alterniflorum)<br />
und das Sichelmoos (Drepanocladus<br />
aduncus) auf. Ursache hierfür ist sein<br />
extrem kleines Einzugsgebiet und der geringe<br />
Zustrom von Grundwasser.<br />
Alle im Eigentum des Fördervereins Feldberg-<br />
Uckermärkische Seenlandschaft e.V. befindlichen<br />
Moore wurden in den letzten Jahren<br />
durch Verschluss der Abflussgräben in ihrem<br />
Wasserhaushalt verbessert. Im Herbst 2009<br />
wurde mit der Wiedervernässung der Letzelthinseeniederung<br />
eine der größten Moorrenaturierungsmaßnahmen<br />
im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
realisiert. Bestandteil dieser Maßnahme<br />
sind die Reaktivierung eines 1,5 km<br />
langen Bachabschnittes, die Seespiegelanhebung<br />
des Großen Letzelthin- und Baberowsees<br />
um ca. 40 cm, die Renaturierung des<br />
Mittleren und Kleinen Letzelthinsees und die<br />
Vernässung von ca. 50 ha Niedermoorböden.<br />
Der Hardenbecker Haussee, mit 168 ha und<br />
36 m der größte und tiefste See im Gebiet,<br />
hat sich in den letzten Jahrzehnten um eine<br />
Qualitätsstufe verschlechtert. Trotz guter sommerlicher<br />
Sichttiefe von ca. 4 m sind Armleuchteralgengesellschaften<br />
nicht mehr vorhanden.<br />
Ursache hierfür ist das große, relativ<br />
intensiv landwirtschaftlich genutzte Einzugsgebiet<br />
nördlich von Hardenbeck.<br />
Die vorhandene Vielfalt an gefährdeten<br />
Gewässertypen in naturnaher Ausprägung<br />
bietet einer Vielzahl von gefährdeten Libellenarten<br />
Lebensraum. Allein der Jungfernsee,<br />
ein mesotropher, flacher Kleinsee, beherbergt<br />
29 Libellenarten. Hervorzuheben sind die<br />
stabilen Vorkommen der Speer-Azurjungfer<br />
(Coenagrion hastulatum), der Grünen<br />
Mosaikjungfer (Aeshna viridis) und der Großen,<br />
Zierlichen und Östlichen Moosjungfer<br />
(Leucorrhinnia pectoralis, L. caudalis, L. albifrons).<br />
Etwa 10 % des in Deutschland bekannten<br />
Bestandes der Zierlichen Moosjungfer<br />
Deutschlands befindet sich in den beiden<br />
Naturschutzgebieten.<br />
Die größten naturnahen Laubwälder des Naturparks<br />
Uckermärkische Seen – fast 600 ha<br />
Buchenwälder vom Typ Flattergras- und<br />
Perlgrasbuchenwald – liegen in den beiden<br />
Schutzgebieten. Überregionale Bedeutung<br />
für den Artenschutz haben die „Urwälder“<br />
am Ostufer des Baberow- und Südufer des<br />
Hardenbecker Haussees. Der hohe Totholzanteil<br />
bietet einer Vielzahl von gefährdeten<br />
xylobionten Insekten gute Lebensbedingungen.<br />
Insgesamt konnten 324 Arten festgestellt<br />
werden. Eine Besonderheit stellt der<br />
Abb. 1<br />
Seit mindestens 100 Jahren wird das Ostufer des Großen Baberowsees nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt. Teilweise über zweihundertjährige<br />
Baumruinen von Rotbuchen stellen einen vielfältigen Lebensraum für Holz bewohnende Insekten und Pilze dar.<br />
Foto: N. Bukowsky