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Eene, meene, muh, und Du bist meene Kuh! - geschichtenschreiber

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FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

<strong>Kuh</strong>handel<br />

<strong>Eene</strong>, <strong>meene</strong>, <strong>muh</strong>, <strong>und</strong> <strong>Du</strong> <strong>bist</strong> <strong>meene</strong> <strong>Kuh</strong>!<br />

Ein Liter Milch im Supermarkt<br />

wird bald mehr als 66 Cent<br />

kosten <strong>und</strong> damit auch andere<br />

Produkte wie Käse <strong>und</strong><br />

Joghurt verteuern. Was tun?<br />

Wie wäre es mit einer eigenen<br />

<strong>Kuh</strong>? FOCUS-CAMPUS Redakteur<br />

Andreas Dauerer ist ins<br />

Geschäft eingestiegen <strong>und</strong><br />

macht den Melktest >><br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

Foto: Photocase<br />

>><br />

>>17


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

In Deutschland sind Lebensmittel im internationalen<br />

Vergleich ein Schnäppchen – im Supermarkt<br />

haben die „Geiz-ist-geil“-Anhänger schon längst<br />

gegen die Gourmets gewonnen. Im Zweifelsfall<br />

gilt für die Waren: lieber billig als lecker. Und jetzt<br />

stöhnt das Volk: Milch, Joghurt, Käse – alles wird<br />

teurer. Was tun? Warum nicht einfach eine <strong>Kuh</strong><br />

kaufen oder mieten?<br />

Im Zuge der Milch preiserhöhung muss es doch<br />

möglich sein, seine eigene <strong>Kuh</strong> bei einem der r<strong>und</strong><br />

380.000 Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften<br />

zu lassen. Und dabei ordentlich zu verdienen!<br />

Samstag, halb fünf am Nachmittag. Für den<br />

Städter eine willkommene Kaffeepause, auf dem<br />

Bauernhof im oberbayrischen Tettelham jedoch<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Lohnendes Geschäft: 106 Prozent Aufschlag auf den ersten Einkaufspreis<br />

Diese Wertschöpfungskette könntest <strong>Du</strong> selbst abschöpfen: selbst melken – <strong>und</strong> fertig<br />

Der Bauer melkt die <strong>Kuh</strong> <strong>und</strong><br />

ver kauft die Milch für:<br />

0,32<br />

€/Liter*<br />

Melkzeit. Zusammen mit Bauer Andreas Seehuber<br />

(45) geht es in den Stall, um herauszufi nden, ob<br />

sich unsere Mietkuh rentiert.<br />

Der erste Milchstrahl<br />

Und da stehen sie auch schon alle in Reih <strong>und</strong><br />

Glied: 24 prallgefüllte Euter, bereit, die Milch herauszulassen.<br />

Und bei diesen scheuen Blicken <strong>und</strong><br />

lieben Kulleraugen ist der Stallgeruch schnell vergessen.<br />

Überhaupt bleibt jetzt keine Zeit, sich mit<br />

Nebensächlichkeiten aufzuhalten.<br />

Bis zu 650 Kilo Lebendgewicht drängeln schon<br />

am Gitter, weil sie nach der Melkprozedur endlich<br />

Futter bekommen!<br />

Die Molkerei pasteurisiert die Milch,<br />

verpackt sie, beliefert Super märkte:<br />

0,45<br />

€/Liter*<br />

Im Supermarkt bekommst<br />

<strong>Du</strong> den <strong>Kuh</strong>saft für:<br />

AUSHILFSBAUER ANDREAS DAUERER: in offi -<br />

zieller Mission dem Milchpreis auf der Spur<br />

0,66<br />

€/Liter*<br />

Fotos: Fotolia (2), Jupiterimages, iStockphoto (2)<br />

Teurer<br />

Genuss für<br />

den Konsu<br />

menten?<br />

Quelle: B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für Ernährung <strong>und</strong> Lebensmittel * <strong>Du</strong>rchschnittspreise<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>18


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

SOEBEN GEMOLKEN: Die Kühe fressen sich<br />

wieder Reserven an<br />

Unten im Melkstand stehen vier Melkbecher bereit.<br />

Jetzt lupft Bauer Seehuber das Gitter, um die<br />

ersten Kühe in Po si tion zu bringen. Vier Stück an<br />

jeder Seite, die brav darauf warten, dass man ihnen<br />

an die Euter geht.<br />

Zuerst säubert er die Zitzen mit einem speziellen<br />

Tuch, um sie vom allgemeinen Dreck zu befreien.<br />

Dann melkt er kurz an, um die Milchleiter<br />

durchzuspülen. Handschuhe kann man anziehen,<br />

aber mehr Gefühl ist in der blanken Hand. Nun<br />

kommt der Melkbecher ans Euter. Das Surren der<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Va kuumpumpe hat geradezu etwas Beruhigendes.<br />

Und die Milch fl ießt in rauen Mengen in den Auffangbehälter.<br />

Hochleistungskühe bringen es schon<br />

mal auf stolze 50 Liter pro Tag. Auf einem Bauernhof<br />

mit etwa 25 Milch kühen ist es aber durchschnittlich<br />

nur die Hälfte. Bei einem anvisierten<br />

Milchpreis von bis zu 40 Cent immerhin r<strong>und</strong> zehn<br />

€uro pro <strong>Kuh</strong>. Abzüglich zwei Liter Eigenbedarf<br />

eine sehr r<strong>und</strong>e Sache.<br />

Etwa fünf bis zehn Minuten dauert der Melkvorgang<br />

bei jedem Tier. Zweimal täglich. Die Milch<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

BAUER ANDREAS SEEHUBER (O.): vermietete<br />

eine <strong>Kuh</strong> an Andreas Dauerer (l.)<br />

läuft direkt in den auf 8 °C temperierten Kühltank.<br />

Holt die Molkerei die Milch nur alle zwei Ta ge, sind<br />

wegen der Bakterien 4 °C vorgeschrieben.<br />

Im Schnelldurchlauf<br />

Nach knapp zwei St<strong>und</strong>en ist das letzte Euter leer.<br />

Wie viel Liter jetzt über die Leitungen genau in<br />

den Tank gelaufen sind, stellt die Molkerei erst<br />

später fest. Der Preis richtet sich letzten Endes<br />

nach der Menge <strong>und</strong> Qualität. Insbesondere die<br />

Fotos: Andreas Dauerer, iStockphoto<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>19


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

Fett- <strong>und</strong> Eiweißwerte, aber auch die bakteriologische<br />

Beschaffenheit <strong>und</strong> der pH-Wert, sind<br />

ausschlaggebend.<br />

Während der Bauer die Melkmaschine <strong>und</strong> den<br />

Milchstand reinigt, fressen sich die Kühe im Laufstall<br />

wieder ihre Reserven an. Schließlich stehen<br />

sie nach ihrer knapp zehnstündigen Nachtruhe<br />

schon wieder in der Warteschleife zum Milchlassen.<br />

Wer Geld will, muss früh aufstehen<br />

Die erste Melkschicht um halb sechs Uhr morgens<br />

(die zweite ist nachmittags) fordert vom Bauer<br />

Frühaufste herqualitäten. „Die Milch muss aus den<br />

Eutern wieder herausgepumpt werden“, sagt<br />

Seehuber. „Ansonsten wäre das nicht gut für die<br />

Kühe - <strong>und</strong> auch schlecht fürs Geschäft.“<br />

Wenn die Kühe nicht regelmäßig gemolken werden,<br />

verlieren sie zum einen ihre Milch produktivität.<br />

Zum anderen verspüren sie aber auch einen starken<br />

Schmerz, der eine weitere Milchabgabe<br />

hemmt.<br />

„Immerhin hat das frühe Aufstehen um fünf Uhr<br />

früh aber auch sein Gutes: Ich <strong>und</strong> meine Familie<br />

bekommen jeden Tag ganz frische Milch vom<br />

Euter“, grinst Seehuber verschmitzt. „Und das zu<br />

einem recht fairen Preis.“<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Zum <strong>Kuh</strong>-Businessplan >><br />

In vielen Teilen Asiens stehen Käse <strong>und</strong> Milch<br />

traditionell nicht hoch im Kurs. Allein in China<br />

leiden etwa 90 Prozent der Bevölkerung an<br />

Laktose-Intoleranz (in Deutschland r<strong>und</strong> 15<br />

Prozent). Ihnen fehlt das Enzym Laktase, um<br />

den Milchzucker zu verarbeiten.<br />

Dennoch genießt die Milch auch in China einen<br />

guten Ruf, weil sie ges<strong>und</strong>e Haut <strong>und</strong> schöne<br />

Zähne macht, wie man in jeder chinesischen<br />

Zeitung lesen kann. Der Milchkonsum in China<br />

steigt – trotz Blähungen, <strong>Du</strong>rchfall <strong>und</strong><br />

Übelkeit.<br />

Die gelbe Gefahr ist keine<br />

Der Staat hat bereits Ende der 1990er Jahre ein<br />

Milchförderprogramm ins Leben gerufen. Das<br />

Ziel: Jeder Chinese soll täglich einen halben Liter<br />

Milch trinken. Allerdings hat China zu wenige<br />

Kühe, um die rapide wachsende Nachfrage<br />

selbst stillen zu können. Im ersten Quartal 2007<br />

exportierte Deutschland jedoch lediglich 0,1<br />

Prozent seiner Milch <strong>und</strong> Milch produkte nach<br />

Indien <strong>und</strong> China.<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Saufen die Chinesen uns wirklich die Milch weg?<br />

Allein im letzten Jahr stieg der Milchimport des Landes um 25 Prozent<br />

Fotos: iStockphoto (2)<br />

UNTER VER-<br />

DACHT: Angeblich<br />

machen<br />

Chinesen die<br />

deutsche<br />

Milch teuer<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>20


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Simplifizierter Businessplan für Deine Milchfabrik<br />

Gewinn pro Jahr <strong>und</strong> <strong>Kuh</strong> mit 6.000 Liter Milchleistung: 1.258 €uro<br />

EINNAHMEN:<br />

Milcherlös Direktvertrieb von 6.000 Litern à 0,66 €uro an Fre<strong>und</strong>e, Bekannte 3.960 €<br />

Milchprämie Pro Liter Milch gibt‘s 3,55 Cent EU-Subvention 213 €<br />

Schlachtkuherlös Im Schnitt kommen 0,35 Kühe à 800,- €uro unters<br />

Schlachtermesser<br />

280 €<br />

Stierkälbererlös <strong>Du</strong>rchschnittlich 0,55 Stierkälber werden à 400,- €uro verkauft 220 €<br />

<strong>Kuh</strong>kälbererlös Es kommen 0,55 <strong>Kuh</strong>kälber à 325,- €uro in den Verkauf 179 €<br />

Mehr Milch<br />

Nach dem Kalben <strong>und</strong> der sechswöchigen Milchsperrfrist gibt die 9 €<br />

nach Kalbung<br />

<strong>Kuh</strong> mehr Milch: Angesetzt werden 48 kg à 0,18 €uro<br />

Einnahmen gesamt 4.861 €<br />

AUSGABEN:<br />

Abschreibung (Anschaffungspreis von 1.300 €uro bei 10 Jahren Lebenserwartung)/Miete 130 €<br />

Vollkosten Gr<strong>und</strong>futter 560 €<br />

Stallplatzkosten 540 €<br />

Kosten für die Milchquote 400 €<br />

Entlohnung des Bauern (R<strong>und</strong>umpaket inklusive Melken, Futtergeben: 11,5 Min./Tag etc.) 875 €<br />

Restliche anteilige Festkosten (Sprit, Buchhaltung, Haftpfl icht etc.) 100 €<br />

Variable Kosten (Bestandsergänzung, Kraftfutteranteil, Kälberfutter, Tierarzt, Besamung) 998 €<br />

Ausgaben gesamt 3.603 €<br />

Gesamt Gewinn 1.258 €<br />

Quelle: Amt für Landwirtschaft <strong>und</strong> Forsten (Traunstein)<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

In der Aufstellung links sehen wir ein<br />

sogenanntes Expected Scenario (= erwartetes<br />

Szenario)<br />

Executive Summary<br />

GESCHÄFTSIDEE: Anmieten oder Kauf einer <strong>Kuh</strong>,<br />

um Produkte selbst zu nutzen oder zu verkaufen.<br />

ZIEL: Positive Bilanz, mindestens aber ein Erwirtschaften<br />

des Eigenbedarfs.<br />

INVESTITION: Anschaffungspreis für die <strong>Kuh</strong> =<br />

1.300 €uro. Dieser kann abgeschrieben werden.<br />

GEWINN PRO KUH UND JAHR: 1.258 €uro<br />

CHANCEN: <strong>Kuh</strong> ist resistent,<br />

stirbt nicht so schnell, jeder will<br />

Milch.<br />

RISIKO: Die gemietete <strong>Kuh</strong> darf<br />

nicht vor dem ersten Jahr sterben,<br />

damit kein Verlust entsteht.<br />

Man muss einen netten<br />

Bauern fi nden, der<br />

mitmacht.<br />

GUT LACHEN: Wie<br />

wäre es mit einer <strong>Kuh</strong><br />

statt eines H<strong>und</strong>es?<br />

Infos zur Tabelle >><br />

Fotos: iStockphoto (3)<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>21


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

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AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Damit es keine Milchmädchenrechnung wird<br />

Einige Bedingungen müssen gegeben sein,<br />

damit die Anlage <strong>Kuh</strong> im erwarteten Szenario<br />

Chancen auf einen Erfolg hat<br />

MILCHPREIS: Der Milchpreis im Supermarkt beträgt<br />

wie im Jahr 2005/06 mindestens 66 Cent pro<br />

Liter. Aber keine Sorge: Die Preistendenz ist steigend.<br />

KÄLBER Die <strong>Kuh</strong> muss regelmäßig kalben, um<br />

ihre Milch leistung über die Jahre aufrechtzuerhal-<br />

KALB: jedes zweite<br />

endet beim Schlachter<br />

ten. Rech nerisch hat unsere Milchkuh 1,2 Kälber<br />

pro Jahr, weil auch die Kälbinnen wiederum eigene<br />

Kälber bekommen. Kindeskinder also. Ein<br />

unfruchtbares Tier solltest <strong>Du</strong> nicht erwischen,<br />

sonst zerplatzt der Traum vom einfachen Milchgeld<br />

schnell.<br />

KRAFTFUTTER gibt es günstig bei Land wirten,<br />

die ihr Kraft futter oft selbst anbauen. Es besteht<br />

aus Getreide <strong>und</strong> einer Eiweißkomponente (z. B.<br />

aus Rapsextrakten).<br />

GRUNDFUTTER Die <strong>Kuh</strong> frisst etwa 80 bis 100<br />

Kilogramm Gras pro Tag <strong>und</strong> braucht ebensoviel<br />

Wasser. Dazu kommen noch Kraftfutter <strong>und</strong> Salz.<br />

Im Fachjargon spricht man von einer Aufnahme<br />

von 28 Gigajoule Nettoenergie Laktation (NEL) im<br />

Jahr. Ein GJ NEL kostet 20,- €uro. Bei diesem<br />

Betrag sind sowohl staatliche Flächenförderung<br />

als auch Pachtansatz inklusive.<br />

STALLPLATZKOSTEN Der Stallplatz unserer<br />

<strong>Kuh</strong> kostet bei einer Lebenserwartung von etwa<br />

zehn Jahren bis zu 5.400,- €uro.<br />

MILCHQUOTE (auch Milchkontingent genannt)<br />

Sie muss eingekauft werden, um die Milch über-<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

haupt produzieren zu dürfen. Der fällige Betrag<br />

mach im Jahr 400 €uro bei 6.000 kg aus. Zu beantragen<br />

beim Landwirtschaftsamt.<br />

ENTLOHNUNG DES BAUERN Zugr<strong>und</strong>e liegen<br />

70 Arbeitsst<strong>und</strong>en für die <strong>Kuh</strong> in Höhe von 12,50<br />

€uro pro St<strong>und</strong>e. Dabei sind anteilig auch Hof-<br />

<strong>und</strong> Büro arbeiten schon enthalten.<br />

VIEHERLÖSE: Sie ergeben sich aus dem<br />

Schlachten der eigenen <strong>Kuh</strong> am Ende <strong>und</strong> den<br />

Erlösen über die Kälberverkäufe. Dabei kommen<br />

durchschnittlich 0,55 Prozent der <strong>Kuh</strong>- <strong>und</strong><br />

Stierkälber in den Verkauf. Beide Faktoren sind eine<br />

nette Nebeneinnahme für Dich.<br />

SUBVENTIONEN: Bis dato unterstützen B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Länder mit Subventionen die Milchproduktion.<br />

Pro Liter Rohmilch werden 3,55 Cent an den<br />

Landwirtschaftsbetrieb gezahlt. R<strong>und</strong> 480 Millionen<br />

€uro pro Jahr fl ießen laut Deutschem Institut<br />

für Wirtschaftsforschung in die Milchwirt schaft.<br />

Und dieses Geld landet zu einh<strong>und</strong>ert Prozent<br />

beim Bauern.<br />

Im Gegensatz zum Alpennachbarn Öster reich,<br />

wo die Milch bereits 1,05 €uro pro Liter kostet,<br />

oder den Italienern, die 1,39 €uro verlangen,<br />

sind die Milchpreise in Deutschland<br />

mit 0,66 €uro eher moderat. Also gute<br />

Aussichten für Dich als <strong>Kuh</strong>halter.<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

• • • • • • • •<br />

Fotos: iStockphoto (2)<br />

>><br />

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FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

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AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Das Genossenschafts-Modell: Eine <strong>Kuh</strong> versorgt 60 Studenten<br />

COMMUUUHNITY: Mit popligen 22 €uro <strong>bist</strong> <strong>Du</strong> dabei, wenn <strong>Du</strong> mit insgesamt 59 weiteren Studis in die Milchproduktion einsteigst. Hier fehlen noch 34<br />

Wie wäre es mit folgender Hausarbeit?<br />

Finde 59 Kommilitonen, die mit 22 €uro<br />

Startkapital einsteigen <strong>und</strong> mit Dir eine<br />

<strong>Kuh</strong> kaufen oder mieten<br />

<strong>Du</strong>rchschnittlich verbraucht ein Deutscher 100<br />

Liter Milch pro Jahr (Getränk <strong>und</strong> Käse). Eine <strong>Kuh</strong><br />

gibt in dieser Zeit 6.000 Liter <strong>und</strong> kann somit 60<br />

Studenten versorgen.<br />

Was würde geschehen, wenn diese sich als Gesell<br />

schafter für eine <strong>Kuh</strong> zusammenschließen?<br />

In die Gewinnzone<br />

Die Geschäftsidee klingt ein wenig skurril, aber<br />

der Einstieg wäre für jeden machbar: Bei einem<br />

benötigten Startkapital von 1.300 €uro für die<br />

Anschaffung der <strong>Kuh</strong> (siehe unseren Businessplan)<br />

müsste jeder Jungkapitalist nur 22 €uro in-<br />

vestieren. Das Tier macht im Jahr einen Gewinn<br />

in Höhe von 1.258 €uro (4.861 € Einnahmen minus<br />

3.603 €uro Ausgaben); pro Gesellschafter<br />

sind dies knapp 21 €uro.<br />

Oder anders gerechnet: Deine Milch kostet<br />

Dich, wenn Ihr auf Eigenversorgung statt Milch-<br />

IN REIH UND GLIED: Im internationalen Vergleich<br />

sind deutsche Milchprodukte noch günstig<br />

verkauf setzt, nur noch 0,45 €uro statt 0,66 €uro<br />

pro Liter. Selber Hand anlegen lohnt sich: die in<br />

unserer Rechnung gezeigten Kosten in Höhe von<br />

875 €uro für den Bauern müssen nicht sein <strong>und</strong><br />

lassen sich durch Eigenarbeit ersetzen. Mit geringem<br />

Aufwand: Bei 59 Mitstreitern müsstest <strong>Du</strong> im<br />

Jahr nur an sechs Tagen die Hand<br />

zur Zitze führen.<br />

Zugegeben: Wirklich reich wird<br />

man mit einer einzigen <strong>Kuh</strong> nicht -<br />

<strong>und</strong> sicherlich gibt es spannendere<br />

Anlagemöglichkeiten, aber als studentische<br />

BWL-Übung taugt unser<br />

Rindvieh allemal. Und Spaß macht<br />

so eine eigene <strong>Kuh</strong> bestimmt auch.<br />

Um wirklich an die dicke Kohle zu<br />

kommen, sollte der Milchpreis<br />

sehr bald <strong>und</strong> drastisch<br />

steigen - oder Ihr kauft eine<br />

zweite, dritte, vierte <strong>Kuh</strong> dazu...<br />

• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •<br />

• • • • • • • •<br />

Fotos: iStockphoto (3), Michèle Hofmann<br />

>><br />

>>23


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

80 Kilo Gras, 2 bis 3 Kilo Kraftfutter <strong>und</strong> bis zu<br />

100 Liter Wasser am Tag verbraucht eine <strong>Kuh</strong>.<br />

Dadurch lässt sie im Jahr etwa 20.000 Liter<br />

Scheiße <strong>und</strong> Urin AM in ANFANG die Güllegrube war die <strong>Kuh</strong> fallen <strong>und</strong> (der<br />

der Blindtext noch dazu diexxx<br />

THEMA<br />

Wie bringe ich die 50 Liter täglich aus dem Euter?<br />

Kneten, drücken, spritzen lassen – so treibst <strong>Du</strong> Dein Tier zur Höchstleistung<br />

1. 2. 3.<br />

<strong>Du</strong> reinigst das Euter mit einem Tuch <strong>und</strong><br />

„melkst an“ (1). Dazu nimmst <strong>Du</strong> die Zitze in die<br />

Hand <strong>und</strong> lässt die Finger nacheinander Druck<br />

ausüben – in einer leichten Abwärtsbewegung<br />

Aus Scheiße Geld machen?<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

vom Zeige- bis zum kleinen Finger, fast wie<br />

beim Blockfl ötenkurs. Die Milch spritzt kurz<br />

heraus (2). Nach dem Anmelken der vier Zitzen<br />

hängst <strong>Du</strong> die <strong>Kuh</strong> an die Melkmaschine (3).<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Wissenswertes über die <strong>Kuh</strong> <strong>und</strong> Milch Ist frisch gemolkene<br />

Milch besser?<br />

Mensch mit gerade mal 500 Litern bleibt<br />

dagegen blass). Theoretisch könnte<br />

man damit 120 €uro im Jahr einnehmen,<br />

in der Praxis kommt das<br />

KUHFLADEN bringt nix am Markt<br />

Für die einen ist sie eklig,<br />

für die anderen eine<br />

Wohltat: Milch direkt<br />

vom Euter schmeckt anders.<br />

Im Laden bekommst<br />

<strong>Du</strong> sie mit 1,5 bzw. 3,5 Prozent<br />

Fett, frisch gemolkene<br />

Milch hingegen hat etwa<br />

vier Prozent Fett, mehr<br />

Eiweiß <strong>und</strong> mehr Bakterien.<br />

Die Molkerei pasteurisiert<br />

die Milch, um sie bakterien-<br />

ärmer zu machen. Menschen mit Magenkrankheiten<br />

sollten deshalb auch keine Rohmilch<br />

trinken, für andere ist sie in der Regel unbedenklich<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>.<br />

allerdings so gut wie nie vor, weil der<br />

Bauer die Gülle selbst als Dünger für<br />

das Feld braucht. Und es bleibt sogar<br />

etwas übrig. Wegen des Eigenbedarfs<br />

lässt sich aus der sprichwörtlchen<br />

Scheiße also kein Geld machen.<br />

Fotos: Andreas Dauerer, Thomas Steiner, iStockphoto (2)<br />

KANNE voll –<br />

für die WG<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>24


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

Alternative Ziegenmilch?<br />

Eher nicht. Zwar gibt auch die Ziege Milch,<br />

aber nur aus zwei Zitzen <strong>und</strong> mit zwei bis<br />

drei Liter pro Tag deutlich weniger als die<br />

<strong>Kuh</strong>. Ziegenmilch enthält weniger Eiweiß <strong>und</strong><br />

Fett, aber mehr Spurenelemente <strong>und</strong> Mineralstoffe.<br />

Diese sind gut fürs Immunsystem<br />

<strong>und</strong> sollen zudem krebsvorbeugend sein.<br />

Ziegenmilch ist nicht besonders beliebt <strong>und</strong><br />

wird gewöhnlich gleich zu<br />

Käse weiterverarbeitet.<br />

ZIEGE: Leichtgewicht<br />

unter<br />

den Milchmachern<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Was muss die <strong>Kuh</strong> tun, um gute Milch zu geben?<br />

Hilft es ihr, wenn <strong>Du</strong> ihr einen iPod auf die Ohren gibst? Klassik oder Hardrock?<br />

Wie wird die <strong>Kuh</strong> glücklich?<br />

MOTÖRHEAD:<br />

laut, aber<br />

kein Incentive<br />

Untersuchungen, dass Kühe mit Wagner höherwertige<br />

Milch produzieren als mit Motörhead,<br />

erwiesen sich als wenig stichhaltig. Qualität<br />

hängt nicht von den Tönen ab, sondern von der<br />

Haltung: Milch von Weidekühen weisen einen<br />

erhöhten Omega-3-Fettsäurewert (gut gegen<br />

Herz- <strong>und</strong> Kreis laufbeschwerden) auf. Diese ungesättigten<br />

Fettsäuren sind lebensnotwendig,<br />

<strong>und</strong> der menschliche Körper kann sie nicht selbst<br />

herstellen. Er muss sie von außen zuführen.<br />

Unsere <strong>Kuh</strong> ist glücklich, wenn sie täglich fressen<br />

darf <strong>und</strong> gemolken wird. Auslauf hat sie in<br />

unseren Breitengraden auf der Weide. Viel mehr<br />

braucht sie nicht. Ein bisschen Liebe darf es aber<br />

dennoch sein. Zumindest im Melkstand ist schon<br />

mal Zeit für ein paar Streichel einheiten. Nichts<br />

für hartgesottene Kapitalisten, denn dass die<br />

<strong>Kuh</strong> dadurch ein bis zwei Liter mehr gibt, ist keineswegs<br />

gesichert. STREICHELZOO: Alles nur Zeitverschwendung?<br />

Fotos: iStockphoto (3), ddp<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>25


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Selbstversorger: So lecker könnt Ihr Milch weiterverarbeiten<br />

Joghurt – selbstgemacht<br />

KULTIVIERT:<br />

nützliche<br />

Bakterien<br />

<strong>Du</strong> brauchst:<br />

• Milch<br />

• beim ersten Mal: gekauften Joghurt<br />

• Einweckgläser<br />

So geht‘s: <strong>Du</strong> erhitzt die Milch auf 42 °C <strong>und</strong><br />

füllst sie in Einweck gläser. Dann kommen zwei<br />

bis drei Löffel gekaufter Joghurt dazu, damit<br />

das Ganze fermentiert. Jetzt wickelst <strong>Du</strong> die<br />

fest zugeschraubten Gläser in ein Handtuch<br />

<strong>und</strong> legst sie ins warme Bett (evtl. mit einer<br />

Wärmfl asche). So können sich die Milchsäurebakterien<br />

vermehren - Joghurt entsteht. Am<br />

Abend lässt <strong>Du</strong> ihn noch zwölf St<strong>und</strong>en im<br />

Kühlschrank reifen, dann ist er fertig.<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Aus Joghurt wird Frischkäse<br />

<strong>Du</strong> brauchst:<br />

• Salz, Pfeffer<br />

• selbst hergestellten Joghurt<br />

• Geschirrtuch, Sieb<br />

So geht‘s: Zunächst legst <strong>Du</strong> ein Sieb mit<br />

einem sauberen Geschirrtuch aus, das anschließend<br />

in einen Topf kommt. Der vorher<br />

mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer gewürzte Joghurt kommt<br />

in das Sieb <strong>und</strong> beides zusammen in den<br />

Kühlschrank. Am nächsten Tag ist der Joghurt<br />

ausgetropft <strong>und</strong> der Frischkäse fertig. Jetzt<br />

kannst <strong>Du</strong> ihn mit verschiedenen Kräutern<br />

oder Meerrettich verfeinern.<br />

EINFACH:<br />

der eigene<br />

Frischkäse<br />

ist doch der<br />

Beste - fast<br />

wie bei<br />

Muttern zu<br />

Hause<br />

Joghurt-Erdbeer-Eis<br />

<strong>Du</strong> brauchst:<br />

• 500 g Joghurt<br />

• Zitrone<br />

• 5 Esslöffel Puderzucker<br />

• 250 g Erdbeeren<br />

So geht‘s: Den<br />

Joghurt verrührst <strong>Du</strong><br />

mit dem Puder zucker<br />

<strong>und</strong> dem Saft der halben<br />

Zitrone in einer Schüssel.<br />

Anschließend kommt das<br />

Ganze in den Gefrierschrank.<br />

Jetzt wäschst <strong>Du</strong> die Erdbeeren,<br />

schneidest <strong>und</strong> pürierst sie. Bei<br />

Bedarf kannst <strong>Du</strong> ein wenig<br />

EISBOMBE:<br />

lecker<br />

Gefrorenes<br />

Sahne zugeben. Eine halbe St<strong>und</strong>e lässt <strong>Du</strong><br />

die Früchte im Eisschrank, ehe <strong>Du</strong> sie mit dem<br />

vorbereiteten Joghurt vermischst. Jetzt noch<br />

eine St<strong>und</strong>e in den Gefrierschrank – fertig ist<br />

Dein Eis. Während der letzten Gefrierphase ab<br />

<strong>und</strong> an umrühren, damit es cremig bleibt <strong>und</strong><br />

sich keine Kristalle bilden.<br />

Fotos: iStockphoto (4)<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>26


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Der Clou mit der <strong>Kuh</strong> –<br />

da fehlt doch noch was.<br />

Gleich f ließen Tränen<br />

Nur weiterlesen, wenn <strong>Du</strong> hartgesotten <strong>bist</strong> >><br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

Foto: iStockphoto<br />

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>>27


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

So ist das im richtigen Leben: Der schnöde Mammon gewinnt fast immer<br />

Eine <strong>Kuh</strong> in Indien dürfte ihrer Zukunft im<br />

Ruhestand deutlich gelassener entgegensehen<br />

als ihre deutsche Leidensgenossin.<br />

Für Heiligkeiten fehlt hier der Raum<br />

Wenn die <strong>Kuh</strong> brav ihre Milch abgibt, kann sie auch<br />

lang leben. Etwa zehn bis zwölf Jahre kann das<br />

gutgehen. Und das ist nur der theoretische Wert<br />

für ein glückliches, langes Leben. Am Ende steht<br />

zu 99,9 Prozent das Schlachtermesser.<br />

Dem Ende entgegen<br />

In der landwirtschaftlichen Praxis durchläuft eine<br />

<strong>Kuh</strong> im <strong>Du</strong>rchschnitt nur etwa sechs Jahre auf<br />

einem Hof. Wenn sie keine Milch mehr geben kann<br />

oder mit ihrer Leistung stark hinter dem Ist-Plan<br />

liegt, dann helfen ihr auch keine Kulleraugen mehr.<br />

Sie wird ganz einfach verwurstet <strong>und</strong> der Bauer<br />

bekommt im Gegenzug noch etwa 800 €uro dafür.<br />

Kein schlechter Deal, oder?<br />

Ein gestandener Bauer ist längst abgehärtet gegenüber<br />

einer schwächelnden Milchkuh. Für Dich<br />

als knallharten Kapitalisten ist das auch kein<br />

Problem: Alles beginnt mit einem kurzen Anruf<br />

beim Schlachter <strong>und</strong> einer Terminvereinbarung.<br />

SCHLACHTGESPRÄCH: Zu Fleisch verarbeitet bringt eine Milchkuh dem Bauern noch etwa 800 €uro ein<br />

Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Countdown. Im<br />

Normalfall bleibt nicht mehr als drei Tage Zeit, um<br />

der ans Herz gewachsenen <strong>Kuh</strong> Lebewohl zu sagen.<br />

Und das ist auch gut so. Lieber ein schnelles<br />

Ende, als ein qualvolles oder unnützes Dahinsiechen.<br />

Damit wäre weder dem Tier noch dem Bauern geholfen.<br />

Schließlich kostet die <strong>Kuh</strong> ja jeden weiteren<br />

Tag auch bares Geld. Und im besten Fall hat un-<br />

Fotos: iStockphoto, Jupiterimages<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>28


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

Bug, Schulter<br />

Braten, Rouladen,<br />

Steaks<br />

START<br />

Hals, Nacken, Kamm<br />

Gulasch, Wurst<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Welches Stückerl hätten’s denn gern?<br />

Das Allro<strong>und</strong>talent: Vergeudet wird bei der <strong>Kuh</strong> so gut wie nichts. Beim nächsten<br />

Grillabend also einfach mal nach Rücken- <strong>und</strong> Hinterteilpartien fragen<br />

Fehlrippe, Hohe Rippe<br />

Braten, Sauerbraten<br />

Rücken<br />

Kurzgebratenes,<br />

Entrecote<br />

Filet <strong>und</strong> Rücken<br />

wertvollsten Teile<br />

Querrippe<br />

Suppenfl eisch<br />

Brust<br />

Siedfl eisch<br />

Keule<br />

Rouladen, Steaks<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Lappen<br />

Gulasch,<br />

Wurst<br />

Beine, Hesse<br />

Gulasch,<br />

Suppenfl eisch<br />

sere liebe <strong>Kuh</strong> schon für die erforderliche Rendite<br />

- in Form von zig Litern Milch <strong>und</strong> Nachkommen<br />

- gesorgt.<br />

Die Henkersmahlzeit einer <strong>Kuh</strong><br />

Etwaige Sonderbehandlungen sind in der Landwirtschaftsbranche<br />

nicht üblich. Aber, wie sagt<br />

man so schön: Ausnahmen bestätigen nun mal die<br />

berühmte Regel. Natürlich kannst <strong>Du</strong> Deiner <strong>Kuh</strong><br />

in den letzten St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Tagen ihres Produktionsdaseins<br />

ein paar Annehmlichkeiten ange-<br />

KUHTRÄNEN: FOCUS-CAMPUS-Redakteur<br />

Dauerer probt die St<strong>und</strong>e des Abschieds<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

Foto: iStockphoto<br />

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>>29


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

deihen lassen. Ein Schöpfer Kraftfutter mehr, eine<br />

extra Kelle Wasser <strong>und</strong> wenn es draußen besonders<br />

heiß (oder kalt) ist, dann kann die <strong>Kuh</strong><br />

auch mal im Laufstall bleiben.<br />

Der Tag X: <strong>und</strong> tschüss!<br />

Euch steht ein langer Tag bevor, denn geschlachtet<br />

wird am Morgen. Da heißt es also raus aus den<br />

Federn in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ein letz-<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

Hier kannst <strong>Du</strong> Deiner <strong>Kuh</strong> Hallo sagen<br />

Im Leben trifft man sich immer zwei Mal. Beispielsweise beim Metzger<br />

ROHWURST<br />

Ob Salami, Knac ker<br />

oder Kabanossi, Deine<br />

<strong>Kuh</strong> ist mit drin, wenn es um die<br />

Rohwurst geht. Rohes Rind- oder<br />

Schweinefl eisch wird zu sam men mit<br />

Speck <strong>und</strong> verschiedenen Gewür zen zusammengepanscht.<br />

BRÜHWURST<br />

Bekannteste Exemplare:<br />

Das Wiener Würstchen<br />

<strong>und</strong> die Lyoner. Aber auch in<br />

tes Mal hinein in die Gummistiefel, um Eurer <strong>Kuh</strong><br />

anständig Tschüss zu sagen. Aber keine Bange, sie<br />

wird es verstehen. Irgendwie. Tiere haben ja ein<br />

beispielloses Gespür für besondere Situationen.<br />

Und nicht einmal das Anrollen des Viehtransporters<br />

wird sie zappeln lassen. Die Herren von der<br />

Schlachterei wissen genau, wie sie die <strong>Kuh</strong> in den<br />

Wagen <strong>und</strong> später um die Ecke bringen. Sie wird<br />

nichts von alldem wirklich mitbekommen. Einmal<br />

im Schlachterstand, wird der Bolzenschussapparat<br />

der Mortadella <strong>und</strong> dem Leberkäse steckt ein<br />

bisschen Muh. Die feste Struktur bekommt die<br />

Wurst durchs Erhitzen von zerkleinertem Fleisch,<br />

Fett <strong>und</strong> Wasser, wodurch die Eiweiße gleichmäßig<br />

zusammenkleben.<br />

KOCHWURST In Blut-<br />

<strong>und</strong> Leberwurst stecken jede<br />

Menge vorgekochtes Fleisch,<br />

aber auch Innereien, Speck, rohe<br />

Leber- <strong>und</strong> Blutanteile. Zwar hauptsächlich<br />

von der armen Sau, aber die<br />

liebe <strong>Kuh</strong> steckt oft auch mit drin.<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

NICHTS FÜR VEGETARIER: Deutschland liegt bei<br />

seiner Fleischproduktion weltweit auf Platz vier<br />

an die Schädeldecke gepresst <strong>und</strong> abgedrückt. Die<br />

<strong>Kuh</strong> wird nicht einmal merken, dass es jetzt<br />

tatsächlich vorbei ist, <strong>und</strong> einem besseren Leben<br />

entgegensehen. Der Schlachter hingegen wird sie<br />

liebevoll aufhängen <strong>und</strong> für die Verwurstung in<br />

der Metzgerei vorbereiten. Immerhin haben wir,<br />

falls Kannibalen, dann auch noch was davon.<br />

Happy-End (nur für Vegetarier) >><br />

Fotos: iStockphoto (4), Jupiterimages<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

>>30


FOCUS-CAMPUS 36-2007<br />

START<br />

AGENDA<br />

THEMA<br />

DER_CLOU_MIT_DER_KUH WISSENSWERTES_UEBER_KUH_UND_MILCH<br />

UNI_ KARRIERE LEBEN<br />

FINALE<br />

Das letzte Geleit: Wenn Deine <strong>Kuh</strong> ganz artgerecht weiterleben soll<br />

Wo im Leben der Kapitalismus siegt, blutet<br />

den Sozialromantikern von FOCUS-CAM-<br />

PUS das Herz: Schlachten, nein danke!<br />

Wer die <strong>Kuh</strong> friedlich einschlafen lassen will, hat<br />

ein Problem. Der Bauer wird sie mangels Rentabilität<br />

nicht bei sich lassen, <strong>und</strong> im Vorgarten macht die<br />

<strong>Kuh</strong> auch keine gute Figur. Es sei denn, man bemalt<br />

sie lila <strong>und</strong> verkauft sie an den Schokohändler.<br />

Ultima Ratio: der Gnadenhof. Es gibt keinen Dachverband,<br />

erk<strong>und</strong>ige Dich beim Tierschutzverein.<br />

Oft musst <strong>Du</strong> den Anbietern erst mal schriftlich<br />

Deine Muh vorstellen <strong>und</strong> etwas spenden. Dann<br />

kann die <strong>Kuh</strong> mit anderen Rindviechern endlich<br />

den ersehnten Frieden fi nden.<br />

LETZTES GESUCH: Wenn Deine <strong>Kuh</strong> Glück hat, wird sie als Exot auf einem Gnadenhof aufgenommen<br />

Foto: www.gutaiderbichl.de<br />

• • • • • • • • • • • • • • •<br />

>><br />

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