Bedarfserhebung an offener Kinder - Jugendarbeit Konolfingen
Bedarfserhebung an offener Kinder - Jugendarbeit Konolfingen
Bedarfserhebung an offener Kinder - Jugendarbeit Konolfingen
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Universität Freiburg i. Ü.<br />
Philosophische Fakultät<br />
Departement Sozialarbeit und Sozialpolitik<br />
Forschungspraktikum 2008-2010<br />
bei Ruedi Epple und Sebasti<strong>an</strong> Schief<br />
Forschungsbericht<br />
zum Thema:<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in<br />
der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Eingereicht am 28. Mai. 2010<br />
von:<br />
Monique Brunner, Noemie Rom<strong>an</strong>ens, Dina Hirschi<br />
Ch<strong>an</strong>tal Kamm und Christa Schär<br />
Betreuer: Ruedi Epple
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Verfasserinnen dieses Forschungsberichts<br />
Monique Brunner<br />
Alpeneggstrasse 21<br />
3012 Bern<br />
monique.brunner@unifr.ch<br />
Dina Hirschi<br />
Steffisburgstrasse 17<br />
3600 Thun<br />
dina.hirschi@unifr.ch<br />
Ch<strong>an</strong>tal Kamm<br />
Untere Vogels<strong>an</strong>gstrasse 201<br />
8400 Winterthur<br />
ch<strong>an</strong>tal.kamm@unifr.ch<br />
Noemie Rom<strong>an</strong>ens<br />
Schürlistrasse 35<br />
2563 Ipsach<br />
noemie.rom<strong>an</strong>ens@unifr.ch<br />
Christa Schär<br />
Strassweidweg 38<br />
3147 Mittelhäusern<br />
christa.schaer@unifr.ch<br />
Betreut wurde die Arbeit von Ruedi Epple<br />
ruedi.epple@unifr.ch<br />
2
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
D<strong>an</strong>ksagung<br />
An dieser Stelle möchten wir der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> und g<strong>an</strong>z speziell<br />
Walter Staub unseren D<strong>an</strong>k aussprechen. Wir d<strong>an</strong>ken für die fachgerechte, sowie persönliche<br />
Hilfe und Unterstützung, die wir in jeder Phase unserer Forschungsarbeit erfahren durften.<br />
Wir d<strong>an</strong>ken ebenfalls den Gemeinden aus der Region <strong>Konolfingen</strong> und deren Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen für die gute Zusammenarbeit, vor allem bei der Weiterleitung der<br />
Fragebogen. Einen herzlichen D<strong>an</strong>k auch <strong>an</strong> die Schulen und ihren Lehrern und Lehrerinnen,<br />
sowie den Schülern und Schülerinnen und den 18-Jährigen, ohne die unsere Forschungsarbeit<br />
nicht zust<strong>an</strong>de gekommen wäre. Zum Schluss d<strong>an</strong>ken wir unserem Betreuer Ruedi Epple, der<br />
unsere Fragen und Anliegen stets mit Geduld und fachlichem Wissen be<strong>an</strong>twortet hat.<br />
3
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abstract ................................................................................................................................... 9<br />
1 Einleitung ......................................................................................................................... 11<br />
1.1 Einführung in das Thema und Relev<strong>an</strong>z der Arbeit ..................................................... 11<br />
1.2 Konkretisierung der Fragestellung und Vorgehen ....................................................... 14<br />
1.3 Aufbau der Arbeit ......................................................................................................... 15<br />
2 Forschungsst<strong>an</strong>d .............................................................................................................. 17<br />
2.1 Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong> und Jugendforschung – Forschung mit und über Jugendliche<br />
...................................................................................................................................... 17<br />
2.2 Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong> ..................................................... 19<br />
2.3 Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern ............ 20<br />
2.4 Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008 juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz ...................................................... 21<br />
3 Theoretischer Hintergrund ............................................................................................ 23<br />
3.1 Bourdieu Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie .................................................................................... 23<br />
3.2 Bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> ................................................................................ 26<br />
3.3 Raumsoziologie ............................................................................................................ 29<br />
3.4 Peer-Education Theorie ................................................................................................ 35<br />
3.5 Entwicklungsaufgaben ................................................................................................. 41<br />
4 Hypothesen und Operationalisierung ........................................................................... 43<br />
4.1 Hypothesenbildung und Hypothesenbegründung ......................................................... 43<br />
4.1.1 Hypothese „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung<br />
entgegen“ ............................................................................................................ 43<br />
4.1.2 Hypothese „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ ............................. 44<br />
4.1.3 Hypothese „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Vereine/Clubs“ .... 45<br />
4.1.4 Hypothese „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“ ......................................... 46<br />
4.1.5 Hypothese „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien<br />
werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“ ............................................................... 46<br />
4.1.6 Hypothese „Peer- Education- Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die<br />
Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen“ ........................ 47<br />
4.1.7 Hypothese „Entwicklungsaufgaben“.................................................................. 48<br />
5
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4.2 Operationalisierung ...................................................................................................... 48<br />
4.2.1 Untersuchungsmodell „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />
Fremdbestimmung entgegen“ ............................................................................. 49<br />
4.2.2 Untersuchungsmodell „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ ........... 51<br />
4.2.3 Untersuchungsmodell „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />
Vereine/Clubs ...................................................................................................... 52<br />
4.2.4 Untersuchungsmodell „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“ .................... 54<br />
4.2.5 Untersuchungsmodell „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />
Familien werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“ ............................................... 56<br />
4.2.6 Untersuchungsmodell „Einfluss von Peer-Education-Projekten auf das<br />
Selbstbild und die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten<br />
Jugendlichen“ ..................................................................................................... 56<br />
4.2.7 Untersuchungsmodell „Entwicklungsaufgaben“................................................ 59<br />
5 Methode ............................................................................................................................ 61<br />
5.1 Datenerhebung .............................................................................................................. 61<br />
5.1.1 Begründung der Methodenwahl .......................................................................... 61<br />
5.1.2 Beschreibung der Zielpopulation ........................................................................ 61<br />
5.1.3 Beschreibung der Stichprobe .............................................................................. 62<br />
5.1.4 Beschreibung des Fragebogens .......................................................................... 63<br />
5.1.5 Ausschöpfungsquote bei der Datenerhebung ...................................................... 64<br />
5.2 Statistische Hypothesenüberprüfung ............................................................................ 65<br />
5.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen ......... 65<br />
5.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung ................................................... 66<br />
5.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs ........................... 66<br />
5.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien ........................................................................ 67<br />
5.2.5 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden vermehrt<br />
Opfer von Schik<strong>an</strong>e ............................................................................................. 67<br />
5.2.6 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf die Stellung und das Selbstbild der<br />
befragten Jugendlichen ....................................................................................... 68<br />
5.2.7 Entwicklungsaufgabe .......................................................................................... 68<br />
6
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6 Datenauswertung ............................................................................................................. 69<br />
6.1 Allgemeiner Teil der Auswertung ................................................................................ 69<br />
6.1.1 Phasen der Datenauswertung ............................................................................. 74<br />
6.1.2 Gütekriterien – Objektivität, Reliabilität und Validität ...................................... 75<br />
6.2 Auswertung der einzelnen Untersuchungsmodelle ...................................................... 78<br />
6.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen ......... 78<br />
6.2.1.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren ............................................ 80<br />
6.2.1.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ............................................. 83<br />
6.2.1.3 Test zu Hypothesenüberprüfung .................................................................. 89<br />
6.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung ................................................... 90<br />
6.2.2.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren ............................................ 91<br />
6.2.2.2 Auswertung der Nebenindikatoren ............................................................... 95<br />
6.2.2.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ................................................................. 97<br />
6.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs ........................... 97<br />
6.2.3.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren ............................................ 98<br />
6.2.3.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ........................................... 102<br />
6.2.3.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 108<br />
6.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />
von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ............. 109<br />
6.2.4.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators ............................................ 109<br />
6.2.4.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ........................................... 113<br />
6.2.4.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 119<br />
6.2.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />
gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen ...................................... 123<br />
6.2.5.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators ............................................ 124<br />
6.2.5.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ........................................... 126<br />
6.2.5.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 130<br />
6.2.6 Entwicklungsaufgaben ...................................................................................... 133<br />
6.2.6.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators ............................................ 135<br />
6.2.6.2 Deskriptive Auswertung der Nebenindikatoren ......................................... 137<br />
6.2.6.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 140<br />
6.3 Überblick über die wichtigsten Ergebnisse ................................................................ 143<br />
6.4 Probleme und Schwierigkeiten bei der Auswertung .................................................. 144<br />
7
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
7 Diskussion der Ergebnisse: Überprüfung der Hypothesen und Rückschluss auf die<br />
Forschungsfragen .......................................................................................................... 147<br />
7.1 Gegenüberstellung der theoretischen Erkenntnisse und der gewonnenen Ergebnisse 147<br />
7.1.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen ....... 147<br />
7.1.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung ................................................. 153<br />
7.1.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Verein/Club ............................ 157<br />
7.1.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />
von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ............. 160<br />
7.1.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />
gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen ...................................... 164<br />
7.1.6 Entwicklungsaufgaben ...................................................................................... 166<br />
7.2 Darstellung der zentralen Ergebnisse zur Be<strong>an</strong>twortung der Fragestellung .............. 172<br />
7.3 Diskussion der Ergebnisse mit Rückblick auf den Forschungsst<strong>an</strong>d ......................... 175<br />
8 Schlusswort: Interpretation und Ausblick .................................................................. 177<br />
9 Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 179<br />
10 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 183<br />
11 Anh<strong>an</strong>g ........................................................................................................................... 187<br />
11.1 Fragebogen ................................................................................................................. 189<br />
11.2 Tabellarische Darstellung von notwendigen Ergebnissen .......................................... 206<br />
11.2.1 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis des Anh<strong>an</strong>gs .......................................... 220<br />
11.3 Ehrenwörtliche Erklärung .......................................................................................... 222<br />
8
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Abstract<br />
Seit der Umstrukturierung und dem Neuaufbau der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>,<br />
stellte sich vermehrt die Frage nach den Bedürfnissen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den<br />
vierzehn Gemeinden, für die die Jugendfachstelle zuständig ist. Unsere Forschungsfragen,<br />
welche einerseits nach den Bedürfnissen und Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und<br />
<strong>an</strong>dererseits nach dem Nutzen <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden<br />
fragen, konnten weitestgehend be<strong>an</strong>twortet werden.<br />
Um eine grosse Anzahl von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen befragen zu können, entschieden wir,<br />
mit einer qu<strong>an</strong>titativen Methode zu arbeiten. Als Stütze und Orientierungshilfe verwendeten<br />
wir Theorien zum Thema <strong>Jugendarbeit</strong> und im Bereich der Soziologie und Pädagogik.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, genau wie<br />
Vereine/Clubs, zu den wichtigsten Institutionen für die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zählt. Diese<br />
Institutionen agieren ausserhalb von Schule und Familie und können so unabhängiger und mit<br />
<strong>an</strong>deren Mitteln auf die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eingehen. Die Bedürfnisse<br />
der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen umfassen die Bereiche Sport-, Freizeit- und Ausg<strong>an</strong>gs<strong>an</strong>gebote<br />
sowie Beratung und Unterstützungsmöglichkeiten.<br />
9
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
10
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
1 Einleitung<br />
1.1 Einführung in das Thema und Relev<strong>an</strong>z der Arbeit<br />
Die vorliegende Arbeit über die Erhebung des Bedarfs <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in<br />
der Region <strong>Konolfingen</strong> umfasst verschiedene Aspekte, welche für die Forschungsfelder der<br />
Sozialen Arbeit und in einem weiten Sinne auch für die Sozialpolitik in der Schweiz von<br />
Bedeutung sind.<br />
Soziale Arbeit beschäftigt sich vor allem mit sozialen Problemen und diese sind „sowohl<br />
Probleme von Individuen als auch Probleme im Zusammenh<strong>an</strong>g mit einer Sozialstruktur und<br />
Kultur, in der sie eingebettet ist“ (Staub-Bernasconi 2003:278). Sie versucht also, die<br />
Probleme und deren Auswirkungen auf individueller, wie auch auf gesellschaftlicher Ebene<br />
zu untersuchen. Dies um den Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g, die auslösenden Faktoren, sowie die<br />
Auswirkungen der sozialen Probleme g<strong>an</strong>zheitlich verstehen zu können. Ähnlich wie die<br />
Soziale Arbeit beschäftigt sich die Sozialpolitik mit den Missständen und Mängeln der<br />
Gesellschaft und zielt konkret „auf die Gewährleistung von sozialer Sicherheit ab, das heisst,<br />
sie strebt die Behebung oder Milderung von sozialen Missständen <strong>an</strong>, welche aufgrund<br />
individueller oder kollektiver Schwierigkeiten und Nöte eingetreten sind“ (Carigiet<br />
2003:302). Sie versucht also die soziale Sicherheit zu erhalten und somit soziale Konflikte zu<br />
verhindern, dabei sucht sie nach Möglichkeiten, um die Solidarität und die Gleichwertigkeit<br />
der Menschen in der Gesellschaft zu erhöhen (Carigiet 2003:302). Der Versuch die sozialen<br />
Probleme der Menschen zu verstehen, sowie die Verhinderung sozialer Konflikte durch<br />
Erhöhung der Sicherheit, sind Aspekte, welche sowohl die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong><br />
als auch unsere Arbeit betreffen. Durch die Erfassung der konkreten Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle verbessert und unterstützt werden. Zudem<br />
können spezifische und altersgerechte Aussagen über die Interessen, die Wünsche und die<br />
Nöte der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gemacht werden. Soziale Probleme haben ihren<br />
Ursprung oft schon in der Jugendzeit, werden aber erst später bei Selbständigkeit zum<br />
Problem. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> setzt sich für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche ein und k<strong>an</strong>n so<br />
versuchen die Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Dies macht sie zu einem wichtigen<br />
Instrument in der Bekämpfung von sozialen Nöten. Um die Ziele der Sozialen Arbeit und der<br />
Sozialpolitik einhalten zu können, braucht es in erster Linie Informationen und Wissen. Erst<br />
d<strong>an</strong>n können soziale Probleme, Brennpunkte, Missstände und Konflikte verhindert werden.<br />
11
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Aus diesem Grund versuchen wir in der <strong>Bedarfserhebung</strong> diese Informationen zu sammeln,<br />
um ein umfassendes Bild der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong> zu<br />
erhalten.<br />
In den verg<strong>an</strong>genen Jahren hat offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Schweiz <strong>an</strong><br />
öffentlichem Interesse gewonnen und erhält mehr und mehr Zuspruch. Wie es bei vielen<br />
Konzepten der Fall ist, gibt es auch für die offene <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugendarbeit</strong> keine universelle,<br />
allgemeingültige Definition. Die Gesundheit- und Fürsorgedirektion (GEF) hat jedoch eine,<br />
für sie geltende, Begriffsbestimmung ausgearbeitet. Da sich die Gemeinden, in welchen die<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> durchgeführt wurde, im K<strong>an</strong>ton Bern befinden, haben wir uns für die<br />
vorliegende Arbeit <strong>an</strong> die Definition aus dem „Steuerungskonzept der offenen <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> im K<strong>an</strong>ton Bern“ der GEF, aus dem Jahr 2003 gehalten:<br />
„Offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> umfasst die von den Gemeinden in Zusammenarbeit mit<br />
dem K<strong>an</strong>ton bereitgestellten professionellen pädagogischen Angebote, welche <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche stützen (Prävention), fördern (Partizipation) und ihnen einen <strong>an</strong>gemessenen Platz<br />
in unserer Gesellschaft ermöglichen (Integration). Die Angebote der offenen <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> richten sich primär <strong>an</strong> <strong>Kinder</strong> und Jugendliche zwischen 6 und 20 Jahren sowie<br />
<strong>an</strong> deren Bezugspersonen und Umfeld, insofern die Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
im Zentrum stehen. Offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> richtet sich unmittelbar <strong>an</strong> einzelne<br />
junge Menschen und <strong>an</strong> institutionell nicht org<strong>an</strong>isierte Gruppen von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen auf der Basis von niederschwelligen integrationsfördernden Freizeit<strong>an</strong>geboten<br />
und Begegnungsmöglichkeiten, welche die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im ausserschulischen/<br />
ausserberuflichen Freizeit- und Bildungsbereich <strong>an</strong>sprechen und von diesen freiwillig<br />
<strong>an</strong>genommen werden. Die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> wird politisch und konfessionell<br />
neutral <strong>an</strong>geboten. Die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> grenzt sich per Definition von der<br />
Schulsozialarbeit ab; die Zusammenarbeit mit der Schule wird jedoch <strong>an</strong>gestrebt. Die offene<br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> grenzt sich ebenfalls von medizinischen und therapeutischen<br />
Dienstleistungen ab. Zudem werden unter diesem Titel keine Leistungen <strong>an</strong> Tagesschulen<br />
resp. Mittagstische ausgerichtet, die dem Steuerungsbereich „familienexterne<br />
Betreuungs<strong>an</strong>gebote“ zugeordnet werden.“ (GEF 2003:5-6)<br />
Früher eher nur in städtischen Gebieten bek<strong>an</strong>nt und durchgeführt, wird offene <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> heute auch in ländliche Gemeindesysteme integriert. In Schweizer Gemeinden,<br />
in welchen die Einwohnerzahlen tief sind, lohnt es sich nicht, eine Jugendfachstelle<br />
12
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
aufzubauen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen wird deshalb regional entschieden, ob jede<br />
einzelne oder mehrere Gemeinden zusammen eine Jugendfachstelle <strong>an</strong>bieten sollen.<br />
Für vierzehn Gemeinden im bernischen Emmental wurde eine bereits bestehende<br />
Jugendfachstelle in der Gemeinde <strong>Konolfingen</strong> als Anlaufstelle bestimmt. Diese wurde jedoch<br />
aufgelöst und seit Anf<strong>an</strong>g 2008 unter dem Namen Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> neu<br />
aufgebaut. Der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> sind die Gemeinden Grosshöchstetten,<br />
Oberhünigen, Arni, Niederhünigen, Schlosswil, Walkringen, L<strong>an</strong>diswil, <strong>Konolfingen</strong>,<br />
Oberthal, Biglen, Freimettigen, Häutligen, Mirchel und Zäziwil <strong>an</strong>geschlossen.<br />
Die Stellenprozente in der Jugendfachstelle wurden mittlerweile besetzt und die Kontakte<br />
zwischen den Gemeinden geknüpft. In allen Gemeinden wurde eine, von der Jugendfachstelle<br />
unabhängige, Kontaktperson bestimmt, deren Aufgabe es ist, die Kommunikation zwischen<br />
den Gemeinden und der Jugendfachstelle aufrecht zu erhalten. Diese sind zudem, neben den<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>er und <strong>Jugendarbeit</strong>erinnen der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, weitere<br />
Kontaktpersonen für die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den einzelnen Gemeinden.<br />
Es bleibt aber die zentrale Frage, was für Bedürfnisse und Wünsche die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen in den vierzehn Gemeinden haben. Um das Risiko von Fehlinvestitionen in<br />
Angebote, welche Erwachsene als wichtig empfinden, aber <strong>Kinder</strong> und Jugendliche nicht<br />
interessieren, zu minimieren, hat der Gesetzgeber der Jugendfachstelle vorgeschrieben eine<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> durchzuführen. Eine <strong>Bedarfserhebung</strong> beim Aufbau einer Jugendfachstelle<br />
wird des Weiteren auch durch wissenschaftliche Literatur gefordert. Im Buch<br />
„Konzeptentwicklung in der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>“ (2007) bildet die Bedarfs<strong>an</strong>alyse<br />
einen wichtigen Schritt für den Aufbau einer Jugendfachstelle.<br />
Die Erhebung der Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, in verschiedensten Bereichen<br />
des Alltags, bildete denn die Basis für die vorliegende Arbeit. Darauf aufbauend wurden,<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der vier Theorien Peer-Education, Bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong>, Raumsoziologie<br />
und Entwicklungsaufgaben, zur Be<strong>an</strong>twortung der Forschungsfragen sechs unterschiedliche<br />
Hypothesen aufgestellt. Ausserdem diente die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie von Pierre Bourdieu als<br />
Hintergrundtheorie der Arbeit.<br />
Ziel der Arbeit war nicht nur eine <strong>Bedarfserhebung</strong> für die Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong> durchzuführen und auszuwerten, sondern des Weiteren auch zu erarbeiten, ob es<br />
offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden überhaupt braucht oder ob das<br />
13
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
breite Angebot von Vereinen und Clubs bereits alle Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
abdecken k<strong>an</strong>n.<br />
1.2 Konkretisierung der Fragestellung und Vorgehen<br />
Mit dem vorliegenden Forschungsbericht sollen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
und ihre Erwartungen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> erfasst werden. Diese<br />
Frage wird in einem qu<strong>an</strong>titativen Vorgehen be<strong>an</strong>twortet. Es werden in allen vierzehn<br />
Gemeinden, für welche die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> zuständig ist, <strong>Kinder</strong> in der<br />
6. Klasse, Jugendliche in der 9. Klasse und junge Erwachsene im Alter von achtzehn Jahren<br />
mit Hilfe eines qu<strong>an</strong>titativen Fragebogens befragt und <strong>an</strong>schliessend ausgewertet.<br />
Diese drei Altersstufen wurden von uns bewusst gewählt. Wie weiter oben in der Definition<br />
<strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> festgehalten wurde, umfasst die Zielgruppe von <strong>offener</strong><br />
<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>, <strong>Kinder</strong> und Jugendliche zwischen dem sechsten und zw<strong>an</strong>zigsten<br />
Lebensjahr. Der Verb<strong>an</strong>d Vernetzte offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> K<strong>an</strong>ton Bern (VOJA)<br />
teilt diese Zielgruppe in die zwei Untergruppen „<strong>Kinder</strong> zwischen 6 bis 11 Jahren“ und<br />
„Jugendliche zwischen 12 bis 20 Jahren“ auf (VOJA 2008:6). Darauf aufbauend halten wir<br />
hier fest, dass in der vorliegenden Arbeit die Bezeichnung „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche“ die<br />
untersuchten drei Altersgruppen, der 6. und 9. Klasse sowie die 18-Jährigen, umfasst. Die<br />
kleineren <strong>Kinder</strong> von sechs bis zehn Jahren, welche zwar auch Zielgruppe der<br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> sind, wurden in unserer <strong>Bedarfserhebung</strong>, aufgrund der<br />
Erhebungsmethode, nicht befragt und werden demnach nicht miteinbezogen.<br />
Der auf die drei Altersklassen <strong>an</strong>gepasste qu<strong>an</strong>titative Fragebogen, spricht Themenbereiche<br />
wie Freizeit, Treffpunk, Partizipation, Gesundheit und Konsum, Lebensgefühl und Gewalt <strong>an</strong>.<br />
Damit wird die moment<strong>an</strong>e Situation der Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den<br />
Gemeinden festgehalten und die Jugendfachstelle k<strong>an</strong>n erkennen, wo sie mit ihrer Arbeit<br />
<strong>an</strong>setzen muss. Der Fragebogen wurde als Instrumentarium konstruiert, damit die<br />
Jugendfachstelle mit diesem zukünftig in periodischen Abständen eine Umfrage durchführen<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
In den vierzehn Gemeinden wird die <strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong><br />
begrüsst. Da in den Gemeinden ein breites Angebot <strong>an</strong> Vereinen und Institutionen vorh<strong>an</strong>den<br />
ist, haben wir die Vermutung aufgestellt, dass offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> und folglich<br />
die Arbeit der Jugendfachstelle überflüssig sein könnte. Mit der Auswertung der Fragebogen<br />
14
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
soll deshalb auch be<strong>an</strong>twortet werden, ob es offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen<br />
Gemeinden braucht, oder ob Vereine und Clubs bereits alle Bedürfnisse abdecken.<br />
Zu Gunsten der Übersichtlichkeit werden die beiden Fragestellungen im Folgenden noch<br />
einmal dargestellt:<br />
o Wie sehen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
aus und welche Erwartungen haben sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle?<br />
o Braucht es offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden, oder decken<br />
Vereine und Clubs bereits alle Bedürfnisse ab?<br />
1.3 Aufbau der Arbeit<br />
Die vorliegende Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert. Die Arbeit beginnt mit der Darstellung<br />
des Forschungst<strong>an</strong>des (Kapitel 2). Darin werden vier Forschungen dargestellt, welche den<br />
Forschungsst<strong>an</strong>d zu Beginn unserer Arbeit widerspiegeln sollen und welche in<br />
unterschiedlicher Gewichtung verschiedene Aspekte der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong><br />
thematisieren. Anschliessend erfolgt die Erläuterung der relev<strong>an</strong>ten Theorien (Kapitel 3),<br />
welche die vorliegende Arbeit theoretisch stützen und für die Bildung der Hypothesen<br />
her<strong>an</strong>gezogen wurden. Im Anschluss werden die Hypothesen und deren Operationalisierung<br />
vorgestellt (Kapitel 4). Darauf folgt die Beschreibung unserer Vorgehens und der<br />
Erhebungsmethode (Kapitel 5). Die Wahl der Methode wird begründet, die Stichprobe<br />
festgehalten und die gepl<strong>an</strong>te Durchführung der Erhebung erläutert. Anschliessend wird die<br />
Auswertung (Kapitel 6) der Hypothesen dargestellt und beschrieben. In der Diskussion<br />
(Kapitel 7) werden die Ergebnisse aus der Auswertung vertieft, diskutiert und mit den<br />
verschiedenen Theorien verbunden. Die Arbeit endet mit der Schlussbetrachtung (Kapitel 8),<br />
in welcher die Ergebnisse und die Arbeit abschliessend reflektiert werden.<br />
15
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
16
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
2 Forschungsst<strong>an</strong>d<br />
Im Folgenden werden vier Studien vorgestellt. Diese thematisieren in unterschiedlicher<br />
Gewichtung verschiedene Aspekte der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> und stellen einen<br />
kleinen Ausschnitt des Forschungsst<strong>an</strong>des zur <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> dar. Teilweise<br />
dienten diese Studien während unserer Forschungsarbeit als Orientierungshilfe. Bei der<br />
Darstellung der Studien gehen wir darauf ein, von wem und <strong>an</strong> welchen Orten die<br />
Untersuchungen durchgeführt worden sind, mit welchen Erhebungsinstrumenten gearbeitet<br />
worden ist und welche zentralen Ergebnisse diese Studien hervorbrachten.<br />
2.1 Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong> und Jugendforschung – Forschung mit und<br />
über Jugendliche<br />
Den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen des kleinen Städtchens Staufen, im Süden Deutschl<strong>an</strong>d, st<strong>an</strong>d<br />
für ihre unabhängige Freizeitgestaltung neben ihrem Zuhause, verschiedenen Vereinen und<br />
Verbänden, einem Funpark, einem Gelände für Inlineskater, Skateboarder und BMX-Biker,<br />
sowie einigen informellen Treffpunkten im Freien, ein Jugendzentrum zur Verfügung,<br />
welches jedoch aufgrund verschiedener Probleme im Jahr 2002 geschlossen wurde (Blinkert,<br />
Güsewell und Spiegel 2003:1). Nach der Schliessung des Jugendzentrums, fühlten sich viele<br />
der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer Freizeitgestaltung eingeschränkt, da es keinen<br />
öffentlichen Treffpunkt mehr für sie gab und sie im Hinblick auf Ver<strong>an</strong>staltungen und<br />
Angebote zu wenig berücksichtigt wurden (Blinkert et al. 2003:1). Das Hauptziel der<br />
Jugendstudie in der Stadt Staufen war: „Die Erarbeitung einer ausgewogenen<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> als Vorlage für den Gemeinderat und darauf basierend die<br />
Konzeptionsentwicklung einer zukünftigen Jugendhilfepl<strong>an</strong>ung für die Stadt Staufen,<br />
respektive für die inhaltliche Ausgestaltung der Arbeit des Jugendreferates.“ (Blinkert et al.<br />
2003:2).<br />
Die Untersuchungen der Stadt Staufen und dem SOS-<strong>Kinder</strong>dorf f<strong>an</strong>den zwischen Mai 2001<br />
und Frühling 2002 statt (Blinkert et al. 2003:2). Zu Beginn der Studie wurde gleichzeitig eine<br />
neue Fachkraft als Jugendreferent eingestellt (Blinkert et al. 2003:2). Die Daten wurden<br />
einerseits durch eine qu<strong>an</strong>titative Vollerhebung der 12- bis 18-jährigen Jugendlichen und<br />
<strong>an</strong>derseits durch Expertengespräche, Gruppendiskussionen, Stadtbegehungen und später auch<br />
videodokumentarischen Beiträgen erhoben (Blinkert et al. 2003:2). Während der Studie<br />
wurde gezielte Öffentlichkeitsarbeit und regelmässige Berichterstattung <strong>an</strong> die Gemeinde<br />
17
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
geleistet (Blinkert et al. 2003:3). Darüber hinaus wurde die Thematik in allen Bereichen wie<br />
Schule, Gemeinderat und Elternvertretung aktiviert. (Blinkert et al. 2003:3)<br />
Die Studie befasste sich mit grundlegenden Fragestellungen wie:<br />
o An welchen Orten haben in der Verg<strong>an</strong>genheit Aneignungsversuche stattgefunden<br />
bzw. sind diese auch erfolgreich verlaufen, wenn nicht warum?<br />
o Wo und wie laufen aktuell ähnliche Prozesse?<br />
o Welche Qualitäten haben einzelne Orte in Staufen, Grunern und Wettelbrunn für die<br />
Zielgruppe, unabhängig davon, ob eine Aneignung stattgefunden hat oder nicht?<br />
o Wo liegen Defizite, welche Konsequenzen ergeben sich daraus zum Einen für die<br />
Situation der betroffenen <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und zum Anderen für die<br />
Konzepterstellung <strong>offener</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> in Staufen?<br />
o Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g regionale Bezüge?<br />
(Blinkert et al. 2003:3)<br />
Die Studie war so aufgebaut, dass sie sich diesen Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln und<br />
mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen nach und nach <strong>an</strong>nähern wollte, um letztlich<br />
konkrete Einschätzungen formulieren zu können, die als Fundament einer<br />
Konzeptentwicklung dienen sollten (Blinkert et al. 2003:3).<br />
Die Ergebnisse der Studie beziehen sich einerseits auf die primären Ressourcen von<br />
Jugendlichen, das heisst auf die strukturellen und jugendkulturellen Ressourcen und<br />
<strong>an</strong>dererseits auf die Bereiche Freizeit, Freizeitverhalten und Freizeitwünsche (Blinkert et al.<br />
2003:90). Im Hinblick auf die strukturellen Ressourcen, welche sich auf die Schulbildung,<br />
Nationalität und die Schichtzugehörigkeit beziehen, befinden sich die Jugendlichen von<br />
Staufen in einer überdurchschnittlich günstigen Situation (Blinkert et al. 2003:90). Das<br />
bedeutet, dass damit ihre Startch<strong>an</strong>cen um den Wettlauf der gesellschaftlichen Positionen<br />
relativ gut stehen (Blinkert et al. 2003:90). Die jugendkulturellen Ressourcen sind aber in<br />
Staufen eher unterdurchschnittlich (Blinkert et al. 2003:90). Das gilt für die Aspekte:<br />
„freiverfügbare Zeit, Freiheiten, Kontakte und Kaufkraft“ (Blinkert et al. 2003:90).<br />
Auffallend ist des Weiteren, dass die Mädchen gegenüber den Jungen deutlich benachteiligt<br />
sind (Blinkert et al. 2003:90). Allgemein konnte beobachtet werden, dass die zur Verfügung<br />
stehenden Ressourcen mit dem Alter zunehmen (Blinkert et al. 2003:90). Die Bedeutung der<br />
Räume, Angebote und Mitgliedschaften sind unterschiedlich und hängen von deren<br />
Benutzung ab (Blinkert et al. 2003:90). Staufen weist einen sehr hohen Anteil <strong>an</strong> Vereinen<br />
18
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
und Vereinsmitgliedern auf (Blinkert et al. 2003:90). Diese nehmen in Staufen eine wichtige<br />
Funktion ein und können als eine Art Ersatz für das Fehlen von jugendspezifischen<br />
kommerziellen Angeboten betrachtet werden (Blinkert et al. 2003:90).<br />
Im Hinblick auf die Bereiche Freizeit, Freizeitverhalten und Freizeitwünsche ergab die<br />
Auswertung der Befragung, dass die Jugendlichen einen grossen Bedarf nach einer<br />
Beratungsstelle sowie nach Freizeit<strong>an</strong>geboten wie Sport oder Reisen haben (Blinkert et al.<br />
2003:90). Dagegen wurden geschlechtsspezifische Angebote so gut wie gar nicht gewünscht<br />
(Blinkert et al. 2003:90). Allgemein k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass sich rund zwei Drittel der<br />
Jugendlichen mehr Angebote wünschen, vor allem Ausgehmöglichkeiten oder Jugendtreffs<br />
(Blinkert et al. 2003:90).<br />
2.2 Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong><br />
„Jugendliche erfahren in der Adoleszenz einen Überg<strong>an</strong>g vom Kindsein zum<br />
Erwachsenensein, beziehungsweise von einer familialen Rollenidentität zu einer flexiblen,<br />
prinzipiengeleiteten Ich-Identität“ (Gunten von, Wirz, Jäggi und Ming 2008:3). Wenn dieser<br />
Überg<strong>an</strong>g krisenhaft verläuft, wird von Adoleszenzkrise gesprochen (Gunten von et al.<br />
2008:3). In dem Forschungsbericht Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong> von<br />
Luzius von Gunten, Stef<strong>an</strong>ie Wirz, Lea Ming und Florentin Jäggi, wurde mit qu<strong>an</strong>titativer<br />
Datenerhebung die Annahme überprüft, ob Jugendliche, die eine starke Adoleszenzkrise<br />
durchleben, ein starkes Bedürfnis nach Aneignung von Freiräumen haben, um daraus<br />
Rückschlüsse auf die Relev<strong>an</strong>z das Wissens um die Adoleszenzkrise für die sozialräumliche<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> zu ziehen (Gunten von et al. 2008:3).<br />
Theoretischer Hintergrund der Studie ist die Sozialisationstheorie von Rainer Döbert und<br />
Gertrud Nummer-Winkler. Als Basis bei der Entwicklung der Sozialisationstheorie wurde die<br />
Theorie kommunikativen H<strong>an</strong>delns von Jürgen Habermas sowie die Ansätze Kognitive<br />
Entwicklungstheorie von Je<strong>an</strong> Piaget, Moralpsychologie von Lawrence Kohlberg,<br />
Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung von Erik Homburger Erikson und<br />
Symbolischer Interaktionismus von Georg Herbert Mead, hinzugezogen (Gunten von et al.<br />
2008:12-13). Neben der Sozialisationstheorie stellte das Konzept der sozialräumlichen<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> eine weitere theoretische Grundlage für die Studie dar.<br />
Bei der Datengewinnung wurde in drei Modulen vorgeg<strong>an</strong>gen. Das erste Modul beinhaltete<br />
die Fragebogenbefragung von Jugendlichen zwischen dem 12. und dem 18. Lebensjahr in der<br />
19
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Gemeinde Seon (Gunten von et al. 2008:49). Befragt wurden 469 Jugendliche (Gunten von et<br />
al. 2008:52). Davon waren 325 noch schulpflichtig und wurden in einer Schulstunde befragt<br />
(Gunten von et al. 2008:52). Die restlichen Jugendlichen erhielten die Fragebogen per Post<br />
zuges<strong>an</strong>dt (Gunten von et al. 2008:52). Das zweite Modul beinhaltete das Zusammentragen<br />
von Informationen über die strukturellen Bedingungen der Gemeinde Seon (Gunten von et al.<br />
2008:50). Im dritten Modul wurden telefonische Interviews mit verschiedenen Personen<br />
(Lehrern, Eltern, <strong>Jugendarbeit</strong>er, Mitglieder des Forums Jugend in Seon, Vereinsleiter und<br />
Mitgliedern des Gemeinderats) durchgeführt, um eine <strong>an</strong>dere Sicht über die Situation der<br />
Jugendlichen zu gewinnen (Gunten von et al. 2008:50).<br />
Die gewonnenen Daten bestätigten teilweise das theoretische Konstrukt, wobei jedoch das<br />
Gesamtkonstrukt Adoleszenzkrise in die Teilkonstrukte, Lösungskrise und Identitätskrise,<br />
zerfällt (Gunten von et al. 2008:3). Weiter konnte festgehalten werden, dass Jugendliche mit<br />
einer starken Adoleszenzkrise mehr Freiräume brauchen als Jugendliche mit einer schwachen<br />
Krise. In Bezug auf die sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong> konnte festgehalten werden, dass es in<br />
der <strong>Jugendarbeit</strong> wichtig ist, die krisenhaften Entwicklungsprozesse von Jugendlichen zu<br />
berücksichtigen (Gunten von et al. 2008:3).<br />
2.3 Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von<br />
Bern<br />
Diese Untersuchung der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz ist eine Reaktion auf<br />
die neue Gesetzgebung über die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> (Sommerfeld und Hofer<br />
2004:1). Es wurde eine <strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> mit <strong>Kinder</strong>n<br />
von der 4. bis zur 9. Klasse und Jugendlichen von 16 bis 25 Jahren durchgeführt, welche in<br />
Bern und Worb wohnen (Sommerfeld et al. 2004:13).<br />
Die Fragebogen wurden den Altersgruppen <strong>an</strong>gepasst und die Fragen wurden in die folgenden<br />
Themenkreise zusammengefasst: „Freizeit“, „Treffpunkte“, „Partizipation“, „Gesundheit und<br />
Konsum“, „Lebensgefühl und Zufriedenheit“, „Sorgen“, „Probleme und soziales Netzwerk“<br />
und „Gewalt, Schik<strong>an</strong>e, Störungen“ (Sommerfeld et al. 2004:17). Zudem wurde mit<br />
ausgesuchten Schlüsselpersonen Interviews durchgeführt (Sommerfeld et al. 2004:1).<br />
Die Studie zeigt auf, dass den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen schon viele Angebote offeriert<br />
werden, diese sind jedoch nicht für alle erreichbar (Sommerfeld et al. 2004:60). Die<br />
Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich (Sommerfeld et al.<br />
20
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
2004:60). Je älter sie werden, desto mehr konsumieren die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und die<br />
Peers werden immer wichtiger, hingegen nimmt die Gewalt- und Schik<strong>an</strong>ebereitschaft, sowie<br />
die Mitwirkung in Vereinen und Gruppen ab (Sommerfeld et al. 2004:60). Die<br />
Freizeitgestaltung ändert sich von einer aktiven zu einer vermehrt passiven, bei der vor allem<br />
der Konsum von Suchtmitteln zunimmt (Sommerfeld et al. 2004:60). Dies erklärt die Studie<br />
mit den vielen Unsicherheiten, die auf die Jugendlichen beim Überg<strong>an</strong>g von der Schule in die<br />
Erwerbstätigkeit zukommen, beispielsweise da es immer weniger Lehrstellen gibt und sich<br />
die Jugendlichen daher um ihre Zukunft Sorgen machen (Sommerfeld et al. 2004:60).<br />
Hier ist die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> gefordert, den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen eine<br />
Stütze zu sein und Räume zu schaffen, in denen sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen entfalten<br />
können, damit sie selbstbewusster werden (Sommerfeld et al. 2004:60). Zudem ist es wichtig,<br />
dass Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten geschaffen werden, um den<br />
Jugendlichen Alternativen zu ihrem Konsumverhalten aufzuzeigen (Sommerfeld et al.<br />
2004:60-61). Obwohl in der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> kein Unterschied zwischen den<br />
Geschlechtern gemacht werden sollte, werden geschlechtsspezifische Programme gefordert,<br />
damit sie optimal gefördert werden können (Sommerfeld et al. 2004:61).<br />
2.4 Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008 juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz<br />
Das Freizeitverhalten der Jugendlichen hat sich mit der Zeit verändert, sie sind mobiler<br />
geworden, müssen sich mit dem wachsenden Konsum<strong>an</strong>gebot ausein<strong>an</strong>dersetzen (juk –<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:4). Zudem leben wir immer mehr in einer multikulturellen<br />
Gesellschaft mit neuen Sp<strong>an</strong>nungen und neuen Impulsen (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:4).<br />
Daher ist die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> gefordert, mehr zu bieten als nur Jugendtreffs<br />
(juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:4). Diese Sozialraum<strong>an</strong>alyse der <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz soll<br />
zeigen, wie sie sich den neuen Verhältnissen <strong>an</strong>passen muss (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz<br />
2008:4). Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit „<strong>Kinder</strong>hexe und Zauberm<strong>an</strong>n“, der<br />
Fachstelle für <strong>Kinder</strong><strong>an</strong>liegen von Liebefeld, durchgeführt (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:6).<br />
Das Vorgehen orientierte sich <strong>an</strong> den „Methoden einer sozialräumlichen Lebenswelt<strong>an</strong>alyse“<br />
von Ulrich Deinet und Richard Krisch und wurde unterteilt in Befragungen von Schülern und<br />
Schülerinnen mit Fragebogen <strong>an</strong> den Schulen, Fremdbilderkundung mittels Fragebogen<br />
(Anwohner und Jugendliche beurteilen die Jugendeinrichtungen),<br />
Schlüsselpersonenbefragung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Interviews, der Nadelmethode (verschiedenfarbige<br />
21
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Nadeln auf einem Pl<strong>an</strong> markieren Streifräume, „Angsträume“ usw. der Jugendlichen) und<br />
einer strukturierten Stadtteilbegehung (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:5).<br />
Bei den Schlüsselpersonenbefragungen fiel auf, dass Jugendliche, die in ihrer Freizeit<br />
Aktivitäten nachgehen, positiv auffallen (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14). Sie werden als<br />
selbstsicher und kommunikativ <strong>an</strong>gesehen und ihnen wird ein grösseres Allgemeinwissen<br />
zugeschrieben (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14). Jugendliche hingegen, die sich in Gruppen<br />
im öffentlichen Raum aufhalten werden als provokativ, kiffend, Alkohol trinkend und laut<br />
empfunden (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14). Ihnen wird vorgeworfen, dass sie<br />
gleichgültig, motivationslos und leistungsunwillig sind (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14).<br />
Im Allgemeinen lassen sich grundsätzliche Unterschiede in L<strong>an</strong>dgemeinden und<br />
Agglomerationen feststellen und die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen lassen sich in die drei<br />
Altersgruppen: „Kind bis 12-jährig“, „12- bis 16-jährig“ und „16- bis 18-jährig“ einteilen (juk<br />
– <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:19). Für die jüngeren <strong>Kinder</strong> sind Jugendtreffs eine gute<br />
Möglichkeit, um sich in ihrer Feizeit zu entfalten (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:19). Für die<br />
älteren <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen könnten ergänzende Angebote in Zusammenarbeit mit<br />
<strong>an</strong>deren Gemeinden <strong>an</strong>geboten werden (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:20).<br />
Trotz allem kommen nicht alle <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in Kontakt mit der <strong>Jugendarbeit</strong> (juk<br />
– <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:21). Da viele Eltern und Erziehungsberechtigte nicht genau<br />
wissen, was die <strong>Jugendarbeit</strong> genau macht und <strong>an</strong>bietet, bestehen ihr gegenüber viele<br />
Vorbehalte (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:21). Die <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz will nun die<br />
Ergebnisse mit den Jugendlichen <strong>an</strong>schauen und diskutieren, um geeignete Lösungen und<br />
Verbesserungen zu finden und ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihre Meinung zu sagen (juk –<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:21).<br />
22
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
3 Theoretischer Hintergrund<br />
Im Folgenden wird der theoretische Hintergrund vorgestellt. Als erste Theorie wird die<br />
Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie von Pierre Bourdieu erläutert, welche für unsere Arbeit als<br />
Hintergrundtheorie dient. D<strong>an</strong>ach erfolgen die Erläuterungen zu den Ansätzen<br />
bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> und Raumsoziologie, zu der Peer-Education-Theorie und als<br />
letztes zu der Theorie der Entwicklungsaufgaben.<br />
3.1 Bourdieu Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie<br />
Die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie vom fr<strong>an</strong>zösischen Soziologen Pierre Bourdieu wird nicht in erster<br />
Linie für die Erstellung unserer Hypothesen, sondern vor allem für die Interpretation der<br />
Fragebogen in unserer Arbeit verwenden.<br />
Nach Bourdieu (1997:49) ist die gesellschaftliche Welt als akkumulierte Geschichte zu<br />
betrachten. Dabei wäre es falsch <strong>an</strong>zunehmen, sie bestehe aus einer Anein<strong>an</strong>derreihung von<br />
kurzen, mech<strong>an</strong>ischen Zuständen, in denen die Menschen die Rolle von austauschbaren<br />
Teilchen einnehmen (Bourdieu 1997:49). In <strong>an</strong>deren Worten, die Welt darf nicht aufgrund<br />
von kurzlebigen gegenwärtiger Situationen beurteilt werden, sondern muss in einem<br />
historischen Zusammenh<strong>an</strong>g betrachtet werden (Bourdieu 1997:49). Damit diese Reduktion<br />
nicht gemacht wird, führt Bourdieu (1997:49) das Konzept der Kapitalakkumulation auf.<br />
Nach Bourdieu (1997:49) ist Kapital als „akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Material<br />
oder in verinnerlichter, ›inkorporierter‹ Form“ zu definieren. Die Anhäufung von Kapital ist<br />
damit als eine Aneignung von sozialer Energie in Form von subst<strong>an</strong>zieller Arbeit zu sehen,<br />
die sich nur durch einen l<strong>an</strong>gwierigen Prozess w<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:49). Diese Art<br />
und Weise der Kapitalakkumulation ist dafür zuständig, dass das gesellschaftliche Leben<br />
nicht wie ein Glücksspiel verläuft, bei dem eine Person von einem Augenblick zum nächsten<br />
zum Millionär werden k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:49). Das Kapital entscheidet somit über die<br />
Möglichkeit der einzelnen Individuen und damit auch über die Funktionsfähigkeit der g<strong>an</strong>zen<br />
Gesellschaft (Bourdieu 1997:49). Da Bourdieu (1997:49) den Kapitalbegriff der<br />
Wirtschaftstheorie, der sich ausschliesslich auf das ökonomische Kapital begrenzt, als zu eng<br />
gefasst betrachtet, geht er von vier Arten von Kapitalien aus:<br />
„Das ökonomische Kapital ist unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar und eignet sich<br />
besonders zur Institutionalisierung in der Form des Eigentumsrechts; das kulturelle Kapital ist<br />
unter bestimmten Voraussetzungen in ökonomisches Kapital konvertierbar und eignet sich<br />
23
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
besonders zur Institutionalisierung in Form von schulischen Titeln; das soziale Kapital, das<br />
Kapital <strong>an</strong> sozialen Verpflichtungen oder >>Beziehungenobjektiver
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Institutionalisierungsarbeit wird von den Individuen oder der Gruppe sowohl bewusst, als<br />
auch unbewusst gemacht und hat zum Ziel, soziale Beziehungen zu schaffen oder zu erhalten,<br />
die früher oder später einen Nutzen mit sich bringen können (Bourdieu 1997:65).<br />
Eingeg<strong>an</strong>gene Beziehungen „können auf subjektiven Gefühlen (Anerkennung, Respekt,<br />
Freundschaft usw.) oder institutionellen Gar<strong>an</strong>tien (Rechts<strong>an</strong>sprüchen) beruhen“ (Bourdieu<br />
1997:65). Die gegenseitige Anerkennung hat zur Folge, dass die Gruppe immer wieder<br />
reproduziert wird und gleichzeitig ihre Grenzen definiert (Bourdieu 1997:66). Somit besteht<br />
das soziale Kapital aus den aktuellen oder potentiellen Ressourcen, die auf die Zugehörigkeit<br />
einer Gruppe oder die Beziehung zu einer Person zurückzuführen sind. Daraus ist der Schluss<br />
zu ziehen, dass eine Person ihre Beziehung zu einer oder mehreren Personen so ausrichtet,<br />
dass sie den grösstmöglichen Nutzen daraus ziehen k<strong>an</strong>n. Wenn die Jugendfachstelle gezielt<br />
auf die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eingeht und ihre Angebote dementsprechend<br />
ausbaut und <strong>an</strong>bietet, werden diese von den <strong>Kinder</strong>n und den Jugendlichen auch vermehrt<br />
genutzt. Durch die aktive Teilnahme der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> bedürfnisorientierten<br />
Angeboten der Jugendfachstelle können ihre Bedürfnisse mehr befriedigt werden, als wenn<br />
sie nicht teilnehmen würden und dadurch erzielen die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einen höheren<br />
Nutzen.<br />
Das kulturelle Kapital beschreibt die intellektuellen Qualifikationen, die entweder innerhalb<br />
der Familie mitgegeben werden oder durch die Schulbildung erworben werden können (Jurt<br />
2008:72). Bourdieu (1997:53) unterscheidet drei verschiedene Arten von kulturellem Kapital,<br />
nämlich inkorporiertes, objektiviertes und institutionalisiertes kulturelles Kapital.<br />
Inkorporiertes kulturelles Kapital beschreibt die Güter, welche m<strong>an</strong> seinem persönlichen<br />
Wissen, den Kenntnissen und Fähig- sowie Fertigkeiten entnehmen k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:55).<br />
Die Akkumulation des inkorporierten Kulturkapitals setzt einen Verinnerlichungsprozess<br />
voraus, welcher Zeit benötigt, die vom Investor persönlich investiert werden muss (Bourdieu<br />
1997:55).<br />
Objektiviertes kulturelles Kapital beschreibt diejenigen Güter, welche m<strong>an</strong> sich aus<br />
Kulturgütern, zum Beispiel Bücher, Gemälden etc. <strong>an</strong>eignen k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:59). Sie<br />
sind materiell übertragbar, wie etwa das ökonomische Kapital (Bourdieu 1997:59). Der<br />
Unterschied zum ökonomischen Kapital besteht jedoch darin, dass der Wert des Gutes ein<br />
symbolischer Wert ist und sich nicht auf den materiellen Wert des Gutes reduzieren lässt<br />
25
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
(Bourdieu 1997:59). Diese Eigenschaften des objektivierten Kulturkapitals lassen sich nur<br />
durch seine Beziehung zum inkorporierten Kulturkapital bestimmen (Bourdieu 1997:59).<br />
Institutionalisiertes kulturelles Kapital steht für Zeugnisse, Bildungszertifikate und Titel,<br />
welche m<strong>an</strong> sich durch den Durchlauf eines Bildungssystems <strong>an</strong>eignen k<strong>an</strong>n. Die<br />
Objektivierung von inkorporiertem Kulturkapital in Form von Titeln ist ein Verfahren, mit<br />
dem die biologischen Grenzen, welchen das inkorporierte Kulturkapital unterworfen ist,<br />
ausgeglichen werden (Bourdieu 1997:61). „Der schulische Titel ist ein Zeugnis für kulturelle<br />
Kompetenzen, das seinen Inhaber einen dauerhaft und rechtlich gar<strong>an</strong>tierten konventionellen<br />
Wert überträgt“ (Bourdieu 1997:61). Kapital und Profit sind in der vorliegenden Arbeit daher<br />
nicht nur in einem rein ökonomischen Sinn zu verstehen. Vielmehr sind mit diesen Begriffen<br />
die Fähigkeiten, die eine Person durch ihre Erziehung, Bildung oder ihr soziales Umfeld<br />
erworben hat, gemeint.<br />
Nicht allen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist es in gleichem Mass möglich genügend auf ihre<br />
Bedürfnisse einzugehen. Ausschlaggebend für die Bedürfnisabdeckung sind die<br />
unterschiedlich verteilten Kapitalsorten in einer Gesellschaft. Ein Kind oder Jugendlicher aus<br />
einer Familie mit viel ökonomischem, sozialem, kulturellem und symbolischen Kapital stehen<br />
mehr Möglichkeiten für die Freizeit- und Lebensgestaltung zur Verfügung. Während für<br />
<strong>Kinder</strong> oder Jugendliche aus kapitalreichen Familien ein Vereinsbeitritt oder die Kosten für<br />
Zusatzunterricht kein Hindernis darstellt, muss ein Kind oder Jugendlicher aus einer<br />
kapitalarmen Familie gänzlich darauf verzichten oder falls vorh<strong>an</strong>den, auf eine günstige<br />
Alternative ausweichen. Dabei bleiben Bedürfnisse oder für die Zukunft wichtige Aspekte der<br />
betroffenen Person unbefriedigt. Für die Jugendfachstelle ist es wichtig herauszufinden,<br />
welche Bedürfnisse bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen vorherrschen. Durch spezifische<br />
Angebote ist es der Jugendfachstelle möglich, gezielt auf die Bedürfnisse einzugehen und<br />
somit auch <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus kapitalarmen Familien entgegenzukommen.<br />
3.2 Bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong><br />
Dieser Ansatz beruht nicht auf einer repräsentativen empirischen Studie oder konzeptionellen<br />
Überlegungen zu <strong>Jugendarbeit</strong>, sondern entst<strong>an</strong>d durch die praktischen Erfahrungen des<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>ers Diethelm Damm (Damm 1980:7). Dabei ging es Damm (1980:7) weniger<br />
darum herauszufinden, was <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>an</strong> sich ist oder sein soll, als vielmehr was<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> für Jugendliche überhaupt bedeutet, um davon ausgehend praktische<br />
26
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Konsequenzen entwickeln zu können. Bei seiner Arbeit orientierte Damm sich <strong>an</strong> den<br />
Interessen und Bedürfnissen von Jugendlichen. Mit dem bedürfnisorientierten Ansatz wollte<br />
er, in einer eher objektivistisch und politisch bestimmten <strong>Jugendarbeit</strong>, die subjektiven<br />
Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen einbringen und damit die Entwicklung der<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> in eine neue Richtung lenken.<br />
Damm hält jedoch fest: „Absicht bedürfnisorientierter <strong>Jugendarbeit</strong> ist es weder, alle<br />
vorfindlichen subjektiven Bedürfnisse Jugendlicher wahllos zu befriedigen, noch will sie<br />
objektive Werte propagieren. Vielmehr geht es darum, Jugendliche zu befähigen, von ihrem<br />
subjektiven Bedürfnissen ausgehend ihre objektiven Interessen zu formulieren und diese<br />
<strong>an</strong>gemessen, d.h. den Erfordernissen einer durchgehend demokratisch und hum<strong>an</strong><br />
org<strong>an</strong>isierten Gesellschaft entsprechen durchzusetzen“ (Damm 1980:14).<br />
Damms Ansatz steht in einem engen Bezug zu politischer und em<strong>an</strong>zipatorischer<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>. In seinem Buch „Politische <strong>Jugendarbeit</strong>“, welches im Jahr 1975 veröffentlicht<br />
wurde, geht Damm auf die Entwicklung einer bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> ein und hält<br />
Überlegungen zum Thema Bedürfnisse von Jugendlichen fest. Dabei hat er versucht den<br />
Entstehungszusammenh<strong>an</strong>g von Bedürfnissen zu erklären, um aufzuzeigen, welche<br />
Bedürfnisse überhaupt <strong>an</strong>gesprochen werden und wie <strong>an</strong> diesen <strong>an</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n<br />
(Damm 1975:41). Denn nach Damm (1975:46-47) entwickeln die Menschen ihre Bedürfnisse<br />
„in Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit Natur und Gesellschaft bei der Schaffung und Gestaltung ihrer<br />
gesamten Lebensverhältnisse“. Zusammenfassend k<strong>an</strong>n aus seinen Überlegungen folgendes<br />
abgeleitet werden, Ansatzpunkt bedürfnisorientierter <strong>Jugendarbeit</strong> ist, dass Jugendliche in<br />
ihrer Freizeit etwas machen wollen. Dieses auf gemeinsame Aktivität gerichtete und<br />
Verständigung in der Gruppe voraussetzende „Wollen“ hält Damm (1980:15) als<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt für seinen Ansatz fest. Dabei ist es für die bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong><br />
wichtig, festzuhalten was Jugendliche in ihrer Freizeitsituation fühlen, denken und wünschen,<br />
aber neben diesen subjektiven Bedürfnissen auch zu erforschen, welche objektiven<br />
gesellschaftlichen Faktoren und Erfahrungen dieses Fühlen, Denken und Wünschen<br />
beeinflussen (Damm 1975:43-44). Damms Ziel war folglich nicht einfach eine Liste von<br />
Bedürfnissen zu erstellen welche abgedeckt werden sollten, sondern er hat auch den<br />
gesellschaftlichen Kontext, in welchem Bedürfnisse von Jugendlichen entstehen,<br />
herausgearbeitet. Denn nach Damm (1975:44) ist das Bewusstsein des Zusammenh<strong>an</strong>gs<br />
zwischen diesen subjektiven und objektiven Bedürfnissen und Interessen ein zentraler<br />
27
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt für die <strong>Jugendarbeit</strong>. Ausgehend von diesen Überlegungen hat Damm<br />
(1975:44) versucht, die Bedürfnisse und Interessen welche von Jugendlichen häufig geäussert<br />
werden zu erarbeiten. Aus zahlreichen Diskussionen mit Jugendlichen über ihre Erwartungen<br />
<strong>an</strong> die <strong>Jugendarbeit</strong> kommt Damm (1980:15) zu der Erkenntnis, dass g<strong>an</strong>z unterschiedliche<br />
Jugendliche doch immer ähnliche Bedürfnisse äussern. Damm (1980:16) hat die Bedürfnisse,<br />
welche immer wieder gen<strong>an</strong>nt wurden festgehalten und kategorisiert in Bedürfnisse nach<br />
sozialer Anerkennung, Erlebnis und Anregung, Selbstbestimmung, Sicherheit und Solidarität,<br />
Erkenntnis und Orientierung, etwas bewirken zu können, befriedigende Partnerbeziehungen<br />
und Sexualität sowie Bedürfnis nach Erholung und Entsp<strong>an</strong>nung und physischem und<br />
psychischem Wohlbefinden, zu welchen Damm auch die motorischen Bedürfnisse vieler<br />
Jugendlicher zählt.<br />
Für seine Kategorisierung erhebt Damm (1980:16) jedoch keinen allgemein gültigen<br />
Anspruch. Zum Einen da sie nicht durch eine statistisch korrekte Messung entst<strong>an</strong>den ist und<br />
zum Anderen, da Bedürfnisse sich mit der Gesellschaft immer wieder verändern. Nach Damm<br />
(1980:16) wurde aber in der <strong>Jugendarbeit</strong> oftmals mit zu verschwommenen und<br />
undifferenzierten Bedürfnishypothesen gearbeitet, aus denen sich aus praktischen Gründen<br />
eine Präzisierung darbieten lässt. Des Weiteren scheint eine Kategorisierung von<br />
Bedürfnissen gemäss Damm (1980:16) unproblematisch: „wenn sie offen genug ist, neue und<br />
<strong>an</strong>dere Bedürfnisse mit aufzunehmen, sich ihres hypothetischen Charakters bewusst bleibt<br />
und im Sinne einer dynamischen H<strong>an</strong>dlungskonzeption eine ständige Überprüfung bei der<br />
Entwicklung, Konkretisierung und Veränderung durch die Betroffenen möglich macht“.<br />
Wenn m<strong>an</strong> Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> untersucht, wie sie auf die oben gen<strong>an</strong>nten<br />
Bedürfnisse eingehen, lassen sich gemäss Damm (1980:17) zwei Probleme festhalten. Zum<br />
Einen, dass viele Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> nicht alle Bedürfnisse von Jugendlichen<br />
abdecken und nur auf einzelne Bedürfnisse eingehen und zum Anderen, dass die Bedürfnisse<br />
oft „von oben“, d.h. aus der Erwachsenenwelt, eingeschränkt würden (Damm 1980:18).<br />
Demnach soll eine bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> möglichst viele Bedürfnisse aufnehmen<br />
und des Weiteren auch die Selbstbestimmung der Jugendlichen fördern, um der<br />
Fremdbestimmung entgegenzuwirken.<br />
Aufgrund seiner vorwiegenden Arbeit mit Jugendlichen und nicht mit <strong>Kinder</strong>n, schreibt<br />
Damm ausschliesslich von <strong>Jugendarbeit</strong>. Die <strong>Kinder</strong> werden bei der bedürfnisorientierten<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> zwar nicht mit einbezogen, trotzdem arbeiten wir in der vorliegenden Arbeit mit<br />
28
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> als Ansatz der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>, da<br />
die <strong>Kinder</strong> nicht bewusst ausgeschlossen werden.<br />
Durch die bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> wird deutlich, dass es für die Erhebung der<br />
Bedürfnisse und Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong> wichtig<br />
zu beachten ist, in welcher geographischen Umgebung und in welchem gesellschaftlichen<br />
Kontext sie aufwachsen. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wachsen in einem ländlich<br />
geprägten Gemeindesystem und Gesellschaftskontext auf und haben dementsprechend <strong>an</strong>dere<br />
Bedürfnisse und Interessen als <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus städtischen Gebieten. Die<br />
Entwicklung des Bewusstseins eines Zusammenh<strong>an</strong>gs zwischen subjektiven und objektiven<br />
Bedürfnissen, scheint daher für die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> wichtig. Damm hält fest,<br />
dass die einseitige Bedürfnisabdeckung vieler Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> und die<br />
Einschränkungen der Bedürfnisse durch die Erwachsenenwelt ein Problem darstellen. Die<br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> versucht mit ihren unterschiedlichen Angeboten<br />
verschiedene Bedürfnisse und Interessen <strong>an</strong>zusprechen und durch die <strong>Bedarfserhebung</strong> den<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen eine Stimme zu geben. Damms Darlegung seiner Erfahrungen,<br />
zeigen zentrale Aspekte einer bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> und wichtige Ansatzpunkte<br />
für die Erhebung von Bedürfnissen auf. Im Besonderen darauf, wie wichtig es ist, Bedürfnisse<br />
und Interessen immer in ihrem Entstehungszusammenh<strong>an</strong>g zu erfassen.<br />
3.3 Raumsoziologie<br />
Das Verständnis von Raum wird von zwei Ansichten geprägt, von der absolutistischen, die<br />
der Ansicht ist, dass Raum und Körper existieren und von der relativistischen, die den Raum<br />
als Struktur der H<strong>an</strong>dlungen von Menschen verstehen (Löw 2001:18). Löw (2001:271) geht<br />
von der relativistischen Theorie aus; nach ihr entsteht der „Raum aus der (An)Ordnung der<br />
sozialen Güter und Menschen“.<br />
Die Menschen weisen zwei Eigenschaften auf (Löw 2001:224), zum Einen sind sie ein<br />
Element des Raumes und zum Anderen entsteht ein Raum erst durch menschliche Aktivität<br />
(Löw 2001:224). Der Mensch allein oder mehrere Menschen zusammen können ein Element<br />
der Konstitution von einem Raum sein (Löw 2001:157). Zum Beispiel, ein Stadtteil k<strong>an</strong>n als<br />
ein g<strong>an</strong>zes Element <strong>an</strong>gesehen werden, welches mit <strong>an</strong>deren zusammen die Stadt bildet, oder<br />
es k<strong>an</strong>n selber als ein Raum betrachtet werden (Löw 2001:157). „Dieses Prinzip, dass je nach<br />
Perspektive ein Mensch oder ein soziales Gut selbst ein Raum oder aber ein Element einer<br />
29
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Raumkonstruktion ist, trifft auf alle sozialen Güter und auch auf menschliche Körper zu“<br />
(Löw 2001:157).<br />
Bei der Entstehung eines Raumes sind folgende Dinge wichtig: Spacing und<br />
Syntheseleistung, der repetitive Alltag, räumliche Strukturen, Geschlecht, Klasse,<br />
Abweichung, Veränderung, Symbolik, Materialität und Wahrnehmung. Im Folgenden werden<br />
die einzelnen Bedingungen etwas genauer beschrieben.<br />
Spacing und Syntheseleistung<br />
Die Raumkonstitution geschieht durch zwei verschiedene Prozesse (Löw 2001:158): Erstens<br />
durch das Platzieren von Menschen und sozialen Gütern, um Gruppen erkennbar zu machen<br />
(Löw 2001:158). Dieser Vorg<strong>an</strong>g wird Spacing gen<strong>an</strong>nt und bedeutet somit das Bauen,<br />
Errichten und Positionieren (Löw 2001:158). Damit sich Menschen und soziale Güter<br />
aufstellen können, braucht es Orte <strong>an</strong> denen platziert werden k<strong>an</strong>n (Löw 2001:198). Durch die<br />
Besetzung mit Menschen oder sozialen Gütern werden Orte kenntlich gemacht (Löw<br />
2001:198). Sie verschwinden aber nicht mit dem Raum, sondern stehen für <strong>an</strong>dere<br />
Konstitutionen von Räumen zur Verfügung (Löw 2001:198). „Der Ort ist somit Ziel und<br />
Resultat der Platzierung und nicht (…) im Spacing selbst platziertes Element“ (Löw<br />
2001:198). Orte machen die Entstehung von Räumen erst möglich (Löw 2001:198). Orte<br />
können auch ohne das Platzierte, nur durch die symbolische Wirkung bestehen (Löw<br />
2001:198). Ein Ort beschreibt eine Stelle, die konkret benennbar ist und meist geographisch<br />
markiert werden k<strong>an</strong>n (Löw 2001:1999). Es besteht die Möglichkeit <strong>an</strong> einem Ort mehrere<br />
Räume zu schaffen (Löw 2001:198). Der Ort hat für die Konstitution von Raum eine<br />
fundamentale Bedeutung, ohne die das Spacing und die Syntheseleistung nicht möglich wären<br />
(Löw 2001:201). Vom selben Ort aus synthetisieren nicht alle Menschen gleich (Löw<br />
2001:202). „Abhängig von den Strukturprinzipien Klasse und Geschlecht (…) k<strong>an</strong>n Raum<br />
vom selben Ort aus sehr unterschiedlich synthetisiert werden“ (Löw 2001:202). Dennoch<br />
können vom selben Ort, aus Synthesen von verschiedenen Personengruppen, mehr<br />
Gemeinsamkeiten nachgewiesen werden, als von unterschiedlichen Orten (Löw 2001:202).<br />
Durch das wiederkehrende Verschieben von Menschen und sozialen Gütern im Raum<br />
verändert sich dieser (Löw 2001:158). Somit beschreibt Spacing nicht nur „den Moment der<br />
Platzierung sondern auch die Bewegung zur nächsten Platzierung“ (Löw 2001:159).<br />
Zweitens benötigt die Konstitution von Raum die Syntheseleistung (Löw 2001:159). Mithilfe<br />
der Syntheseleistung werden Vorstellungs-, Wahrnehmungs- oder Erinnerungsprozesse von<br />
30
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Menschen und Güter zu Räumen zusammengefasst (Löw 2001:159). „Im alltäglichen<br />
H<strong>an</strong>deln der Konstitution von Raum existiert eine Gleichzeitigkeit der Syntheseleistungen<br />
und des Spacing, da H<strong>an</strong>deln immer prozesshaft ist“ (Löw 2001:159). Effektiv ist das<br />
Errichten, Bauen oder Platzieren, also das Spacing, ohne Syntheseleistung, dass heisst ohne<br />
die gleichzeitige Verbindung der umgebenden Menschen und sozialen Güter, zu Räumen<br />
nicht möglich (Löw 2001:159).<br />
Der repetitive Alltag<br />
In der Regel h<strong>an</strong>deln Menschen in gewohnheitsbedingten H<strong>an</strong>dlungen, die ihnen helfen, den<br />
Alltag zu gestalten (Löw 2001:161). Das praktische Bewusstsein hilft bei ungewohnten<br />
Situationen eine H<strong>an</strong>dlungsvari<strong>an</strong>te zu finden (Löw 2001:162). D<strong>an</strong>k der Reflexivität können<br />
Menschen ihr Leben steuern, sowie Gründe für ihr H<strong>an</strong>deln erklären (Löw 2001:162). Bei der<br />
Konstruktion von Raum gibt es einen wiederholenden Charakter, so werden zum Beispiel<br />
Schlafzimmer immer ähnlich eingerichtet (Löw 2001:162). Die Verallgemeinerbarkeit von<br />
Räumen bezeichnet Löw (2001:162) als Institutionalisierung der Räume. M<strong>an</strong> spricht von<br />
institutionalisierten Räumen, wenn die Konstitution von Raum über individuelles H<strong>an</strong>deln<br />
hinaus wirksam bleibt und geregelte Spacings und Syntheseleistungen zugrunde liegen (Löw<br />
2001:226). Mit Hilfe von Routinen werden das eigene H<strong>an</strong>deln habitualisiert und<br />
gesellschaftliche Institutionen reproduziert (Löw 2001:163). Diese Gewohnheiten geben den<br />
Menschen ein Sicherheitsgefühl (Löw 2001:163). Viele Routinen werden von klein auf<br />
gelernt, so dass ein praktisches Bewusstsein über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten der<br />
Konstitution von Raum existiert (Löw 2001:163). Die Reproduktion im alltäglichen H<strong>an</strong>deln<br />
verhelfen den gesellschaftlichen Institutionen zu bestehen (Löw 2001:163).<br />
Räumliche Strukturen<br />
Strukturen lassen sich nicht losgelöst vom H<strong>an</strong>deln betrachten (Löw 2001:166). Sie bleiben<br />
<strong>an</strong> den H<strong>an</strong>dlungsverlauf gebunden und verhindern oder ermöglichen das H<strong>an</strong>deln (Löw<br />
2001:166). Sie behalten ohne Reproduktion eine Zeitl<strong>an</strong>g ihre Gültigkeit, verlieren d<strong>an</strong>n<br />
jedoch ihre strukturierende Wirkung (Löw 2001:166). Die Struktur beschreibt die Gesamtheit<br />
diverser Strukturen, zum Beispiel ökonomische, rechtliche, politische usw. (Löw 2001:168).<br />
In der H<strong>an</strong>dlung werden die Strukturen verwirklicht, diese beeinflussen das Geschehen aber<br />
auch (Löw 2001:168). Die Dualität von Struktur und H<strong>an</strong>deln bildet die Dualität von Raum<br />
(Löw 2001:168).<br />
31
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Geschlecht und Klasse<br />
Bisher k<strong>an</strong>n klassen- und geschlechtsspezifisches H<strong>an</strong>deln als abweichend <strong>an</strong>geeignete<br />
Routinen erklärt werden, „durch die sich sowohl geschlechts-/klassenspezifische<br />
Persönlichkeitsstrukturen herausbilden, als auch eigene soziale Institutionen geprägt werden“<br />
(Löw 2001:173). Gesellschaftliche Strukturen werden im H<strong>an</strong>deln unter strukturellen<br />
Zwängen reproduziert (Löw 2001:173). Löw (2001:174) spricht von Geschlecht und Klasse<br />
als Strukturprinzipien. Dem Körper des Menschen kommt in vielfacher Hinsicht eine<br />
essentielle Bedeutung zu (Löw 2001:179). Zum Einen platzieren und bewegen sich Menschen<br />
mit dem Körper in der Welt. Zum Anderen führt der körperliche Ausdruck zur Beeinflussung<br />
der Platzierungen und Synthesen <strong>an</strong>derer (Löw 2001:179). Dieser Körperausdruck und seine<br />
Wahrnehmung sind dabei beeinflusst durch die Strukturprinzipien Geschlecht und Klasse<br />
(Löw 2001:179). Somit steht der Körper im Zentrum vieler Raumkonstruktionen (Löw<br />
2001:179). Es ist notwendig den Zug<strong>an</strong>g zu sozialen Gütern zu erhalten, um sie relational<br />
<strong>an</strong>ordnen zu können (Löw 2001:212). Jedoch sind bereits die Zug<strong>an</strong>gsch<strong>an</strong>cen zu sozialen<br />
Gütern asymmetrisch verteilt (Löw 2001:212). Dadurch sind die Möglichkeiten ungleich<br />
verteilt, einen Raum zu verändern oder zu gestalten (Löw 2001:212). Primär über Reichtum<br />
werden die Zug<strong>an</strong>gsmöglichkeiten geregelt (Löw 2001:212). Zur Raumkonstitution verfügen<br />
daher höhere Klassen gegenüber niedrigen, sowie Männern gegenüber Frauen, über bessere<br />
Möglichkeiten (Löw 2001:212).<br />
Bei der Konstitution von Räumen sind vier Ebenen sozialer Ungleichheit zu unterscheiden<br />
(Löw 2001:214).<br />
1. Reichtumsdimension:<br />
Durch verschiedene Verfügungsmöglichkeiten über soziale Güter sind die Ch<strong>an</strong>cen,<br />
einen Raum zu konstituieren, dauerhaft begünstigt oder eingeschränkt.<br />
2. Wissensdimension:<br />
Aufgrund von geringerem oder breiterem Wissen k<strong>an</strong>n die Konstitution von Raum<br />
begünstigt oder eingeschränkt sein.<br />
3. R<strong>an</strong>gdimension:<br />
Die verschiedenen Verfügungsmöglichkeiten über soziale Positionen können die<br />
Konstitution von Raum dauerhaft einschränken oder begünstigen.<br />
32
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4. Assoziationsdimension:<br />
Aufgrund von Zugehörigkeit, respektive Nichtzugehörigkeit, k<strong>an</strong>n die Ch<strong>an</strong>ce einen<br />
Raum zu bilden begünstigt oder benachteiligt werden.<br />
(Löw 2001:214)<br />
Somit ist die Ch<strong>an</strong>ce einen Raum zu konstituieren abhängig von Hierarchie, Assoziation,<br />
Wissen und Reichtum (Löw 2001:215). Über räumliche Strukturen werden geschlechts- und<br />
klassenspezifische Ungleichheiten und die Diskriminierung diverser gesellschaftlicher<br />
Teilgruppen hervorgebracht und festgehalten (Löw 2001:216). Ihre Wirkung k<strong>an</strong>n aber nicht<br />
auf die Reproduktion sozialer Ungleichheiten begrenzt werden (Löw 2001:216).<br />
Abweichung und Veränderung<br />
Es besteht ein Unterschied zwischen Veränderung und Abweichung (Löw 2001:185).<br />
Abweichungen variieren das H<strong>an</strong>dlungsspektrum, Veränderungen jedoch bedeuten das<br />
Ablegen alter Gewohnheiten zugunsten neuer Routinen (Löw 2001:185). Abweichungen<br />
werden durch körperliche Verl<strong>an</strong>gen, Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse, Einsicht von Notwendigkeit<br />
und Fremdheit hervorgerufen (Löw 2001:185). Zuerst h<strong>an</strong>delt es sich nur um eine<br />
Abweichung von der Regel, welche die Routinen nicht verändert (Löw 2001:185). Wenn<br />
jedoch die Abweichungen regelmässig und im Kollektiv im Rückgriff auf relev<strong>an</strong>te<br />
Ressourcen und Regeln verlaufen, d<strong>an</strong>n sind Umgestaltungen institutionalisierter Räume bis<br />
hin zu Strukturveränderungen denkbar (Löw 2001:185).<br />
Symbolik und Materialität<br />
Die Möglichkeiten einen Raum zu konstituieren, sind von den symbolischen und materiellen<br />
Faktoren abhängig, die in einer H<strong>an</strong>dlungssituation vorgefunden werden (Löw 2001:191). Die<br />
materiellen Bedingungen sind diejenigen Dinge, welche sich in der H<strong>an</strong>dlungssituation zur<br />
Platzierung oder zur Synthese <strong>an</strong>bieten (Löw 2001:191). Die symbolischen Komponenten<br />
setzten sich aus der Wirkung der Menschen und Güter zusammen (Löw 2001:191). Somit<br />
ermöglichen diese beiden Komponenten die Konstruktion von Raum genauso, wie sie ihn<br />
beschränken (Löw 2001:191). Die Veränderungen in der Konstitution von Raum lassen sich<br />
nun nicht nur auf soziale Prozesse zurückführen, sondern können auch mit Veränderungen der<br />
Naturgegebenheiten erklärt werden, wobei diese auch durch individuelles H<strong>an</strong>deln gelenkt<br />
sind (Löw 2001:194).<br />
33
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Wahrnehmung<br />
Menschen, welche einen Raum konstituieren, können die sozialen Güter, welche sie<br />
verknüpfen, nicht nur sehen, sondern auch riechen, hören oder fühlen (Löw 2001:195). Dies<br />
ist der Aspekt der Wahrnehmung, der beim Aufbau von Raum eine Rolle spielt (Löw<br />
2001:195). Das Besondere bei Wahrnehmungsprozessen ist, dass sie nicht nur die<br />
Aussenwirkung <strong>an</strong>derer Menschen und sozialer Güter aufnimmt, sondern auch beeinflusst<br />
wird von Objekten, die nicht sichtbar sind (Löw 2001:195). Die Eindrücke der Wahrnehmung<br />
verdichten sich zu einem Prozess, in dem die Umgebung gespürt wird, bei dem die platzierten<br />
Objekte das Spüren der Betroffenen durch ihre Aussenwirkung beeinflussen, nicht durch<br />
soziale Güter (Löw 2001:195). Die Wahrnehmung wird nicht von sozialen Gütern, sondern<br />
auch von <strong>an</strong>deren Menschen beeinflusst (Löw 2001:195). Die Syntheseleistung ist nicht von<br />
gesellschaftlichen Strukturen vor arr<strong>an</strong>giert, sondern wird auch durch die Wahrnehmung<br />
beeinflusst (Löw 2001:196). Die Errichtung von Räumen wird durch Wahrnehmungen der<br />
Aussenwirkung der Menschen und sozialen Gütern beeinflusst, sowie durch die<br />
Wahrnehmungsaktivität des Konstituierenden (Löw 2001:197). Die Wahrnehmung ist für<br />
jeden Menschen <strong>an</strong>ders, da durch den Prozess der Sozialisation und Bildung die Sinne<br />
unterschiedlich stark ausgebildet wurden (Löw 2001:197). Die Wahrnehmung ist somit durch<br />
die Sozialisation und Bildung vorstrukturiert (Löw 2001:197). Die Aussenwirkung des<br />
Wahrgenommenen und die Aktivität des Wahrnehmenden sind Voraussetzung (Löw<br />
2001:197-198). Die Wahrnehmung ist ein Aspekt des H<strong>an</strong>delns, der das Spacing und die<br />
Syntheseleistung beeinflusst (Löw 2001:198).<br />
Sichtbar sind die Menschen und sozialen Güter, sowie deren Platzierung, aber nicht den Raum<br />
<strong>an</strong> sich (Löw 2001:204). Jedoch lassen sich der ein- und ausschliessende Charakter von<br />
Räumen, sowie deren Ende, spüren (Löw 2001:204). Sinnlich wahrnehmbar sind auch die<br />
Anfänge neuer Räume (Löw 2001:204). Diese Subst<strong>an</strong>z der Räume entsteht nach Löw<br />
(2001:204) durch die Aussenwirkung der sozialen Güter und der Wahrnehmungsfähigkeit der<br />
synthetisierenden Menschen. Räume entwickeln somit eine eigene Atmosphäre, die Gefühle<br />
beeinflussen können (Löw 2001:204). „Atmosphären entstehen durch die Wahrnehmung von<br />
Wechselwirkungen zwischen Menschen oder/und aus der Aussenwirkung sozialer Güter im<br />
Arr<strong>an</strong>gement“ (Löw 2001:205). Die spürbare und unsichtbare Seite von Räumen nennt sich<br />
Atmosphäre, die sie somit wahrnehmbar macht (Löw 2001:205-206). Die Voraussetzungen<br />
sind wahrnehmende Subjekte und wahrnehmbare Objekte zur gleichen Zeit (Löw 2001:206).<br />
34
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Raumsoziologie von Löw besagt, dass institutionalisierte Räume existieren, wie in der<br />
Region <strong>Konolfingen</strong> die Vereine und Clubs, aber auch die Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong>. In dieser Arbeit wird untersucht, ob es in ländlichen Gemeinden, wo bereits eine<br />
reiche Vereinskultur besteht, es zusätzlich noch eine Jugendfachstelle braucht um eventuelle<br />
Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen abzudecken. Neben den Beitragspflichtigen<br />
Vereinen und Clubs gibt die Jugendfachstelle als institutionalisierter Raum mit ihren<br />
kostenlosen oder günstigen Angeboten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />
Familien die Möglichkeit einen Raum zu konstituieren. Zudem hat diese Forschungsarbeit<br />
zum Ziel die Bedürfnisse, welche <strong>an</strong> eine Jugendfachstelle gerichtet sind, zu definieren und<br />
ihr somit eine Legitimationsgrundlage zu bieten neben den Vereinen und Clubs zu existieren.<br />
3.4 Peer-Education Theorie<br />
Der in der amerik<strong>an</strong>ischen Soziologie seit über 40 Jahren verwendete Begriff der „peer<br />
group“, k<strong>an</strong>n im deutschen etwa mit dem Begriff der „Gleichaltrigengruppe“ übersetzt<br />
werden (Naudascher 2003:119). Dabei wird der Begriff jedoch zu stark vereinfacht, da das<br />
Wort „peer“ aus dem altfr<strong>an</strong>zösischen kommt und so viel wie „Gleichsein, von gleichem<br />
R<strong>an</strong>g oder Status sein“ bedeutet (Naudascher 2003:119). Da jedoch Gleichaltrige meist<br />
ähnliche Entwicklungsphasen durchlaufen, stehen sie in einer Beziehung zuein<strong>an</strong>der, und sind<br />
gegen aussen als eine homogene Gruppe erkennbar (Naudascher 2003:120). Daher k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
im Zusammenh<strong>an</strong>g der Peer-Education-Projekte die Gleichaltrigen als Peers bezeichnen, die<br />
einen Einfluss auf das Verhalten der Jugendlichen haben.<br />
Der Peer-Education-Ansatz hat seine Wurzeln unter <strong>an</strong>derem in der Entwicklungspsychologie<br />
und der Lerntheorie (Kaestner 2003:50). Solche Projekte, bei der Jugendliche als Lehrende<br />
oder Leitende der <strong>an</strong>deren Jugendlichen eingesetzt werden, haben eine sehr l<strong>an</strong>ge Tradition,<br />
auch wenn der Name „Peer-Education“ noch nicht sehr alt ist (Kaestner 2003:50). Was den<br />
Bereich der nichtschulischen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> betrifft, gibt es schon seit l<strong>an</strong>ger Zeit<br />
die Tendenz, dass den Peers die Rolle einer leitenden oder lehrenden Funktion übertragen<br />
wird (Kaestner 2003:51). Gerade wenn m<strong>an</strong> <strong>an</strong> die vielen ausserschulischen Vereinigungen,<br />
wie Pfadfinder, kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> aber auch Sportvereine und die <strong>Jugendarbeit</strong><br />
betrachtet, die eine l<strong>an</strong>ge Tradition der Arbeit mit Gleichaltrigen haben, wird dies sichtbar<br />
(Kaestner 2003:51).<br />
35
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Der Ausdruck Peer-Education ist etwas irreführend, da er als Oberbegriff verschiedene<br />
Projekte von Gleichaltrigen für Gleichaltrige integriert, die zum Teil nichts mit „education“,<br />
also Erziehung, zu tun haben (Kaestner 2003:50). Im Begriff Peer-Education sind die Formen<br />
Peer-Involvement (Einbeziehung der Jugendlichen durch Gleichaltrige), Peer-Mediation<br />
(Vermittlung durch Gleichaltrige), Peer-Counceling (Beratung durch Gleichaltrige), Peer-<br />
Education (Gleichaltrigenerziehung und –bildung) sowie Peer-Projekte (Kurzeinsätze, die von<br />
Gleichaltrigen org<strong>an</strong>isiert werden) enthalten (Kaestner 2003:52).<br />
Die verschiedenen Ansätze, die unter Peer-Education verst<strong>an</strong>den werden, haben alle einen<br />
eigenen Charakter. Während und Peer-Counceling-Methoden, welche die Jugendliche in der<br />
Schule als Ratgeber agieren lässt, nicht für unsere Arbeit brauchbar sind, da wir nur<br />
diejenigen Projekte der Jugendfachstelle erheben, sind vor allem Peer-Mediations-Ansätze,<br />
Peer-Education und Peer-Projekte gerade in der <strong>Jugendarbeit</strong> sehr gefragt. Peer-Mediations-<br />
Ansätze sind darauf ausgerichtet, bei der Konfliktbewältigung Gleichaltrige einzubeziehen.<br />
Peer-Education bezeichnet die Weitergabe von Wissen und die Aneignung von Fertigkeiten<br />
von Jugendlichen <strong>an</strong> Gleichaltrige (Kaestner 2003:57). Das Wissen wird meist <strong>an</strong> speziellen<br />
Treffpunkten, wie einem Jugendhaus oder direkt bei der Jugendorg<strong>an</strong>isation <strong>an</strong>geboten<br />
(Kaestner 2003:57). Insbesondere im Bereich der Präventionsarbeit, was das Sexualverhalten,<br />
AIDS oder Drogen- und Rauchprävention betrifft, werden häufig Peers zur Übermittlung des<br />
Wissens geschult (Kaestner 2003:57). Die Peers, welche als Ausbildner fungieren, müssen als<br />
Voraussetzungen möglichst grosse soziale Kompetenzen mitbringen, methodisches Geschick<br />
haben und dieses auch sprachlich umsetzen können, denn die Kommunikationsfähigkeit ist<br />
zentral (Kaestner 2003:58). Peer-Projekte sind zeitlich recht kurzlebig und werden oftmals im<br />
Rahmen von Peer-Education-Projekten genutzt (Kaestner 2003:59). Wenn in der weiteren<br />
Arbeit von Peer-Education-Projekten die Rede ist, so umfasst dies alle diese Ansätze, die von<br />
der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> genutzt werden.<br />
Die Ziele bei solchen Projekten sind vielseitig. Auf der Mikroebene sollen sowohl der<br />
Selbstwert, die allgemeinen Lebenskompetenzen und die sozialen Kompetenzen der<br />
Jugendlichen, die teilnehmen, als auch derjenigen, die org<strong>an</strong>isieren, erhöht werden (Kaestner<br />
200:52). Auf der Mesoebene wird die Teamfähigkeit durch strukturierte Freizeitgestaltung<br />
und Gruppenbildung gestärkt, ebenso sind Konfliktbewältigungsstrategien zentral, wobei<br />
zuerst die jugendlichen Leiter geschult werden, damit sie das von ihnen erlernte Wissen <strong>an</strong><br />
Gleichaltrige weitergegeben können (Kaestner 2003:52-53). Auch wird eine gute<br />
36
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Zusammenarbeit zwischen Erwachsenen und Jugendlichen gefördert. Dadurch soll ermöglicht<br />
werden, dass sie sowohl gegenüber den Gleichaltrigen, als auch gegenüber Erwachsenen,<br />
Lehrer, Eltern etc. als Ansprechpersonen auftreten (Kaestner 2003:53). Insgesamt wird durch<br />
solche Peer-Education-Projekte die Stellung der Jugendlichen in unserer Gesellschaft<br />
verbessert (Kaestner 2003:53). Sie werden auf diese Weise befähigt, ihre Bedürfnisse<br />
gegenüber <strong>an</strong>deren Gruppen zu vertreten und in der Öffentlichkeit tätig zu sein (Kaestner<br />
2003:53). Dabei wird Empowerment und Partizipation der Jugendlichen <strong>an</strong>gestrebt und es<br />
werden Grundprinzipien unterrichtet, wie m<strong>an</strong> für sich oder eine <strong>an</strong>dere Person die Partei<br />
ergreifen und wie m<strong>an</strong> seinen St<strong>an</strong>dpunkt vertreten k<strong>an</strong>n (Kaestner 2003:53). Bei solchen<br />
Projekten sind die Jugendlichen meist auch d<strong>an</strong>ach noch aktiv in Projekten tätig und stehen so<br />
weiterhin mit ihren erwachsenen Tutoren in Kontakt (Kaestner 2003:53).<br />
Aus verschiedenen Perspektiven heraus lassen sich Peer-Education-Projekte begründen.<br />
Kaestner (2003:59) erwähnt dabei unter <strong>an</strong>deren die entwicklungspsychologische, die Theorie<br />
der sozialen Impfung und die lebensweltorientierte Sicht. Diese drei Ansätze werden im<br />
folgenden Abschnitt näher beschrieben, da sie für die weitere Auswertung nützlich sind:<br />
Aus entwicklungspsychologischer Sicht haben die Gleichaltrigen als Leitende den Vorteil,<br />
dass sie d<strong>an</strong>ach Streben, Unterschiede unterein<strong>an</strong>der auszugleichen und eine<br />
Übereinstimmung zu suchen, stärker als gegenüber Erwachsenen (Kaestner 2003:59). Dabei<br />
werden Lösungsmöglichkeiten und Strategien vonein<strong>an</strong>der übernommen, und in der Gruppe<br />
nach Wegen gesucht, Probleme zu lösen (Kaestner 2003:59). Die <strong>an</strong>gebotenen Lösungen und<br />
erworbenen Fähigkeiten obliegen dadurch der sozialen Kontrolle der Gruppe und sind daher<br />
stärker akzeptiert (Kaestner 2003:60).<br />
Die Theorie der sozialen Impfung besagt, dass die Widerst<strong>an</strong>dsfähigkeit gegenüber negativen<br />
Einflüssen gestärkt wird, indem m<strong>an</strong> sich mit Stress in geringen Dosen konfrontiert (Kaestner<br />
2003:60). In Peer-Education-Projekten können die Jugendlichen lernen, mit schwierigen<br />
Situationen umzugehen, mit welchen sie konfrontiert werden (Kaestner 2003:60). Die<br />
Jugendlichen sind später in stressigen Situationen in der Lage, durch die gelernten<br />
H<strong>an</strong>dlungsalternativen besser reagieren zu können (Kaestner 2003:60).<br />
Die lebensweltorientierte Sicht geht davon aus, dass „durch den zunehmenden Zerfall von<br />
Lebenswelten, also die geringeren Möglichkeiten für den Einzelnen, Hilfebeziehungen und -<br />
erwartungen in Anspruch nehmen zu können“, sich die Aufgaben für die soziale Arbeit<br />
erweitert (Kaestner 2003:61.). Das bedeutet auch, dass Jugendliche stärker nach Lösungen für<br />
37
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
die Bewältigung ihres Alltags suchen (Kaestner 2003:61). Gerade Peer-Education-Angebote<br />
sind eine gute Möglichkeit, den Jugendlichen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen<br />
und dabei auch selbst solche Aufgaben <strong>an</strong>zunehmen, um <strong>an</strong>deren zu helfen (Kaestner<br />
2003:61). Denn gerade Gleichaltrige werden von ihren Peers nicht als „Fremdkörper“<br />
wahrgenommen und erhalten in den meisten Fällen die jugendliche Autonomie aufrecht<br />
(Kaestner 2003:61).<br />
Aus den Auswertungen von Peer-Education-Projekten wird sichtbar, dass sich engagierte<br />
Jugendliche sozial kompetenter fühlen und zum Teil sogar über Einstellungs- und<br />
Verhaltensänderungen sprechen (Kaestner 2003:62). Die beteiligten Jugendlichen profitieren<br />
in verschiedenen Bereichen, ihre selbsteingeschätzte Kommunikationskompetenz nimmt zu,<br />
sowie ihr themenbezogenes Wissen (Kleiber, Appel und Pforr 1998:19 zit. nach Kaestner<br />
2003:62). Indirekt hat das Projekt eine Verbesserung des Selbstvertrauens und des<br />
Selbstwertgefühls zur Auswirkung und die gewonnenen Fähigkeiten beeinflussen die<br />
Jugendlichen auch nachhaltig (Kaestner 2003:62). Allgemein lässt sich sagen „dass Peer-<br />
Education-Ansätze ein Angebot der sozialen Arbeit sein k<strong>an</strong>n, in denen es gelingt, auf zwei<br />
Ebenen Jugendlichen bei ihrer gesellschaftlichen Integration durch ein ‚niederschwelliges<br />
Angebot‘ zu unterstützen“ (Kaestner 2003:63).<br />
Schon in den neunziger Jahren wurde klar, dass Peers eine wichtige Rolle in der Erziehung<br />
von Jugendlichen haben, denn gerade Freunde werden wegen den veränderten häuslichen<br />
Situationen (damit ist das geschwisterlose Aufwachsen und der <strong>offener</strong>e Zug<strong>an</strong>g zu<br />
Freizeitmöglichkeiten gemeint) zu einem wichtigen Beziehungs- und Kontaktfeld (Hafeneger<br />
2002: 202, zit. nach Nörber 2003:79). Dadurch haben die Jugendlichen einen Einfluss auf<br />
Gleichaltrige bekommen, der die Sozialisation der Jugendlichen durch Erwachsene<br />
einschränkt (Nörber 2003:80). Aus den oben gen<strong>an</strong>nten Gründen scheint der Peer-Education-<br />
Ansatz einen wichtigen Stellenwert zu besitzen, da das gute Vorbild von Gleichaltrigen sehr<br />
positive Auswirkungen auf Jugendliche haben k<strong>an</strong>n. Neben der Schule ist die <strong>Jugendarbeit</strong><br />
der wichtigste Ort für das Durchführen solcher Projekte, da die <strong>Jugendarbeit</strong> einen zentralen<br />
Sozialisationsauftrag in der Freizeit der Jugendlichen hat (Nörber 2003:80). Dabei stützt sich<br />
die <strong>Jugendarbeit</strong> darauf, dass ihre Projekte auf freiwilliger Basis geschehen, was den Vorteil<br />
hat, dass die Rollenverteilung der Jugendlichen nicht wie in der Schule (Rolle des Schülers)<br />
festgeschrieben ist, sondern die Jugendlichen sowohl die Rolle des Teilnehmenden als auch<br />
des Leitenden einnehmen können (Nörber 2003:86). Es werden in beiden Bereichen, der<br />
38
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Schule und der <strong>Jugendarbeit</strong>, sowohl Wissen als auch Kompetenzen vermittelt, wobei der<br />
Schwerpunkt in der <strong>Jugendarbeit</strong> eher bei der Kompetenzvermittlung liegt (Nörber 2003:87-<br />
89). Die Entwicklungsmöglichkeiten der Jugendlichen sind in der „offenen Struktur“ der<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> grösser als in der Schule (Nörber 2003:89). Die Beratung, Ausbildung und<br />
Begleitung von Peer-Projekten stellt in der <strong>Jugendarbeit</strong> eine Basis dar, daher ist es<br />
naheliegend darauf zurückzugreifen (Nörber 2003:89). Die Selbst- und<br />
Mitbestimmungsmöglichkeiten sind in der <strong>Jugendarbeit</strong> sehr hoch, da der Rahmen für solche<br />
Projekte durch die offene Struktur gegeben ist (Nörber 2003:90).<br />
Einige weitere Punkte, die die Wahl, Peer-Education-Projekte durchzuführen bestärkt, und<br />
was dabei zu beachten ist, wird im folgenden Auswahlkatalog nach Achim Schröder<br />
(2003:110-111) sichtbar:<br />
o Jugendliche verfügen über ähnliche Erfahrungen, Ängste und Probleme, daher sind sie<br />
besser in der Lage, sich in die Situation eines Gleichaltrigen zu versetzen als dies zum<br />
Beispiel Eltern oder Lehrer können (Schröder 2003:110). Gerade bei Themen wie<br />
Liebe, Sexualität, Gewalt oder Anerkennung und Ablehnung, können ihre<br />
Erfahrungen <strong>an</strong>deren helfen, mit eigenen Problemen klarzukommen (Schröder<br />
2003:110).<br />
o Jugendliche sind meist bereits in der Peer Group <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Sie müssen somit nicht<br />
wie Erwachsene zuerst eine Vertrauensbasis schaffen, auf der sie aufbauen können.<br />
Sie gehören bereits dazu und finden so einen direkteren Zug<strong>an</strong>g (Schröder 2003:110).<br />
o Die Meinung der Erwachsenen zählt in gewissen Lebensphasen weniger als diejenige<br />
der Gleichaltrigen, daher ist die erzieherische Wirkung von Peer-Projekten als sehr<br />
hoch einzustufen (Schröder 2003: 110).<br />
o Auch für die Educators selbst haben diese Projekte einen grossen Einfluss. Da sie sich<br />
intensiv mit einem Themenbereich ausein<strong>an</strong>dersetzen, können sie aus diesen<br />
Erfahrungen viel für die eigene Person schöpfen (Schröder 2003:111). Dadurch dass<br />
sie Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen und eine aktive Rolle in sozialen Projekten<br />
einnehmen, stärken sie ihre Persönlichkeit und nehmen eine positive Rolle in ihrem<br />
sozialen Umfeld ein (Schröder 2003:111).<br />
o Es gibt natürlich auch Schwächen von solchen Projekten. Eine davon ist, dass oftmals<br />
die schon im Vorfeld stärkeren, die Führungsrolle (des Educators) übernehmen und<br />
39
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
die Schwächeren sich ihnen unterordnen (Schröder 2003:111). In den meisten Fällen<br />
werden in solchen Projekten Entscheidungen nicht demokratisch getroffen, sondern es<br />
gibt Anführer, die entscheiden (Schröder 2003:111).<br />
Da sich der Peer-Education-Ansatz in vielen Präventionsbereichen, ohne wirkliche Beweise<br />
für seine Wirksamkeit, rasch ausgebreitet hat, ist es wichtig diese Projekte wissenschaftlich zu<br />
begleiten (Kahr 2003:379). Dabei ist es zentral, eine klare und tr<strong>an</strong>sparente Begriffs- und<br />
Zieldefinition zu haben, gerade weil es bei diesem Ansatz unterschiedliche Verwendung von<br />
ähnlichen Begriffen gibt (Kahr 2003:379). In der Evaluation von Peer-Education-Projekten ist<br />
es zentral, eine regelmässige Vernetzung unter den Praktikern <strong>an</strong>zustreben, sowie den<br />
kritischen Austausch zu fördern, da dies zur Qualitätssicherung der Projekte beitragen k<strong>an</strong>n<br />
(Kahr 2003:381).<br />
Die Theorie ist für unsere Arbeit hilfreich, da die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />
bereits solche Peer-Education-Projekte durchführt und wir die Wirkung auf die Jugendlichen<br />
evaluieren können. Dies gibt uns wiederum Aufschluss auf die Existenzberechtigung der<br />
Jugendfachstelle. Die Theorie gibt uns Aufschluss über die Forschungsfragen, indem sie<br />
versucht Bedürfnisse von Jugendlichen <strong>an</strong> der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> zu<br />
erheben. Dabei erforschen wir nicht nur die Bedürfnisse der Jugendlichen. Aus der Erhöhung<br />
des Selbstbildes und der Stellung gegenüber Erwachsenen zeigt sich ein Bedürfnis, solche<br />
Projekte durchzuführen und damit den Jugendlichen in ihrer Entwicklung zur Seite zu stehen.<br />
Wenn unsere Erwartungen, dass sich sowohl das Selbstbild, als auch die Stellung erhöhen,<br />
erfüllt werden, so können wir daraus ableiten, dass die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />
einem Bedürfnis entspricht und sie insofern auch eine Existenzberechtigung in ländlichen<br />
Gemeinden hat. Dadurch, dass wir der Jugendfachstelle ein Instrument zur Verfügung stellen<br />
wollen, mit dem sie periodisch Erhebungen machen können, besteht die Möglichkeit die Peer-<br />
Education-Projekte und deren Wirkung regelmässig zu überprüft, so wie es auch in der<br />
Theorie verl<strong>an</strong>gt wird.<br />
Im Gegensatz zur restlichen Arbeit, wird in diesem Teil nur von Jugendlichen gesprochen, da<br />
es sowohl <strong>an</strong> der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, als auch in der Literatur, keine<br />
Projekte gibt, die von <strong>Kinder</strong>n für <strong>Kinder</strong> durchgeführt werden. Das liegt dar<strong>an</strong>, dass es für<br />
solche Projekte nötig ist, Ver<strong>an</strong>twortung zu übernehmen, was m<strong>an</strong> einem Kind nicht<br />
auftragen k<strong>an</strong>n.<br />
40
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
3.5 Entwicklungsaufgaben<br />
Die Entwicklungsaufgaben bilden ein Konzept, welches zur Beschreibung von sogen<strong>an</strong>nten<br />
„Meilensteinen“ in der Entwicklung eines Jugendlichen zum Erwachsenen entwickelt wurde<br />
(Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Dieses Konzept, erstmals vom Erziehungswissenschaftler<br />
Robert J. Havighurst aufgegriffen und vielfach neuinterpretiert, beschreibt im Allgemeinen<br />
die Entwicklung als „Wechselspiel von <strong>an</strong>lagebedingten Möglichkeiten und umweltbedingten,<br />
gesellschaftlichen Anforderungen“ (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Es sind Aufgaben, die<br />
die Überg<strong>an</strong>gsphase vom Jugendlichen zum Erwachsenen prägen und auch als Anforderungen<br />
beschrieben werden, welche in einer bestimmten Lebensphase zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt im Leben eines Jugendlichen auftreten und zu bewältigen sind (Weidem<strong>an</strong>n und<br />
Krapp 2006:120). Die Entwicklungsaufgaben können als „Verbindungsglieder zwischen<br />
gesellschaftlichen Anforderungen und individuellen Bedürfnissen, Interessen und Zielen<br />
betrachtet werden“ (Dreher und Dreher 1985:56). Diese Aufgaben entstehen einerseits<br />
aufgrund von biologischen Prozessen der Reife und <strong>an</strong>dererseits aufgrund von Definitionen<br />
der Gesellschaft oder des Sozialsystems (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Die erfolgreiche<br />
Bewältigung dieser Aufgaben führt zu individueller Zufriedenheit, während der erfolglose<br />
Umg<strong>an</strong>g zu Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall zu psychischen Störungen führen k<strong>an</strong>n<br />
(Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Die bek<strong>an</strong>ntesten Entwicklungsaufgaben sind die von<br />
Havighurst definierten Aufgaben für die, vom zwölften bis zum achtzehntesten Lebensjahr<br />
dauernde, Adoleszenz. Diese Aufgaben schneiden acht Themenbereiche <strong>an</strong> und decken so die<br />
„Haupthürden“ des Aufwachsens von Jugendlichen in das erwachsenen Alter.<br />
Diese Aufgaben sind folgende:<br />
o „Neue und reifere Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts aufbauen<br />
o Übernahme der männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle<br />
o Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung und effektive Nutzung des Körpers<br />
o Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern und von <strong>an</strong>deren Erwachsenen<br />
o Vorbereitung auf Ehe und Familienleben<br />
o Vorbereitung auf eine berufliche Karriere<br />
o Werte und ein ethisches System erl<strong>an</strong>gen, das als Leitfaden für das Verhalten dient -<br />
Entwicklung einer Ideologie<br />
41
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
o Sozial ver<strong>an</strong>twortliches Verhalten erstreben und erreichen“<br />
(Dreher und Dreher 1985:59)<br />
Die Entwicklungsaufgaben sind unterschiedlich gewichtet. Je nach Lebensalter wird eine<br />
<strong>an</strong>dere Aufgabe als besonders wichtig erachtet. Dabei ist Gewichtung stark von der<br />
Gesellschaft und deren Erwartungen abhängig. Die Gesellschaft wiederum wird durch die<br />
Politik, die Wirtschaft und das Wertesystem, in dem der Jugendliche aufwächst, geprägt<br />
(Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Ist die wirtschaftliche Lage undgünstig und die<br />
Arbeitslosigkeit hoch, wird die Aufgabe einen Beruf zu finden, eher als wichtig erachtet. Die<br />
Jugendlichen stehen d<strong>an</strong>n in einem „Zw<strong>an</strong>g“ dieses Ziel zu erfüllen, somit werden die<br />
<strong>an</strong>deren Aufgaben zurückgedrängt. Hat sich die wirtschaftliche Lage wieder stabilisiert und<br />
die Arbeitslosigkeit sinkt, scheint das Leben eher sorgenfrei und die Aufgaben der<br />
Selbstentwicklung (Identitätsfindung), der Integration in eine Gruppe oder der Wertefindung<br />
werden wieder wichtiger.<br />
Die Entwicklungsaufgaben versuchen zu beschreiben, mit welchen Themenbereichen und<br />
Problemen sich Jugendliche während ihrer Entwicklung ausein<strong>an</strong>dersetzen. Dabei spielen ihre<br />
persönlichen Werte, Ziele und Sorgen eine grosse Rolle. Diese Werte und Ziele sind<br />
wiederum von ihrer Umgebung, den Eltern, den Geschwistern, den Lehrern und von ihren<br />
Freunden beeinflusst. Je nach „Zeitgeist“ sind die Prioritäten der Aufgaben <strong>an</strong>ders gesetzt und<br />
die Wahl dieser Prioritäten sagt viel über den St<strong>an</strong>d der Gesellschaft, den St<strong>an</strong>d der<br />
Zielsetzungen und über die Sorgen und Probleme der Jugendlichen aus (Weidem<strong>an</strong>n und<br />
Krapp 2006:120). Ein wichtiger Best<strong>an</strong>dteil für das gute Aufwachsen von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen ist vor allem die Lösung oder zumindest die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den<br />
Aufgaben. Auch wenn die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen selbst dafür ver<strong>an</strong>twortlich sind, trägt die<br />
Umgebung und die Personen darin viel dazu bei. Es ist wichtig zu wissen, mit welchen<br />
Themen sich die Jugendlichen am meisten beschäftigen. Dies ist deshalb wichtig, weil sich<br />
die <strong>Jugendarbeit</strong> mit diesen Themen auskennen und bei Bedarf Angebote zur Beratung und<br />
Aufklärung liefern sollte. Sind die Aufgaben und ihre Bedeutung bek<strong>an</strong>nt, so k<strong>an</strong>n auch etwas<br />
über die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gelernt werden. Dadurch können bessere<br />
Bedingungen für ein problemloses Aufwachsen und eine gute Zukunft geschaffen werden.<br />
42
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4 Hypothesen und Operationalisierung<br />
In diesem Kapitel werden die Hypothesen und die Operationalisierung vorgestellt.<br />
4.1 Hypothesenbildung und Hypothesenbegründung<br />
Im Folgenden werden unsere Hypothesen dargestellt. Diese wurden von den vor<strong>an</strong>gehend<br />
vorgestellten Theorien abgeleitet. Mit unseren Hypothesen wollen wir erarbeiten, ob die<br />
Präsenz der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> einen negativen Einfluss auf die<br />
Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen hat, ob die Präsenz der Jugendfachstelle das<br />
Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung erhöht sowie, ob<br />
die Jugendfachstelle die Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdeckt als<br />
Vereine/Clubs. Des Weiteren wollen wir erarbeiten, ob <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien, die Angebote der Jugendfachstelle/-treff mehr in Anspruch<br />
nehmen als <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus <strong>an</strong>deren Familien und ob sie eher Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />
werden. Ausserdem erarbeiten wir, ob die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten die<br />
Stellung und das Selbstbild der befragten Jugendlichen verbessert und ob die wichtigste<br />
Entwicklungsaufgabe bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Aufbau von neuen und reiferen<br />
Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts ist.<br />
Die Hypothesen werden einzeln, zu den unterschiedlichen Themen, dargestellt. Vor der<br />
konkreten Hypothese erfolgt jeweils die Reflexion der Theorie zur Hypothesenbegründung<br />
sowie die Definition wichtiger Begriffe.<br />
4.1.1 Hypothese „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung<br />
entgegen“<br />
Nach Diethelm Damm (1980:15) ist der Ausg<strong>an</strong>gspunkt bedürfnisorientierter <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />
dass die Jugendlichen etwas machen wollen in ihrer Freizeit. Das Ziel einer<br />
bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> ist es, ausgehend vom „Wollen“ der Jugendlichen, <strong>an</strong> ihren<br />
Bedürfnissen, aber auch <strong>an</strong> dem was sie <strong>an</strong>treibt, was sie träumen und <strong>an</strong> ihren Ideen und<br />
Plänen <strong>an</strong>zusetzen (Damm 1980:15). Dadurch soll verbessert werden, dass die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen ihre Freizeit nicht nach den Wünschen und Forderungen <strong>an</strong>derer gestalten,<br />
sondern dass sie lernen ihre Bedürfnisse zu erkennen und auch umzusetzen. Die<br />
Selbstbestimmung steht im Vordergrund. Dabei ist aber nicht das Ziel, die Bedürfnisse<br />
wahllos umzusetzen, sondern beinhaltet auch die Reflexion über die Bedürfnisse und deren<br />
43
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
mögliche Umsetzung in der Gesellschaft und Umgebung in der die Jugendlichen leben<br />
(Damm 1980:14).<br />
Fremdbestimmung ist dadurch definiert, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher seine<br />
Bedürfnisse oder Freizeitgestaltungen vorwiegend nach dem Gutdünken von <strong>an</strong>deren<br />
Personen gestaltet. Dabei wird sein H<strong>an</strong>deln nicht selbst, sondern beispielsweise von seiner<br />
Familie oder seinen Freunden bestimmt. Die Selbstbestimmung ist im Gegensatz dazu<br />
gegeben, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher seine Aktivitäten frei von <strong>an</strong>deren Einflüssen<br />
und g<strong>an</strong>z nach seinem eigenen Willen und seinen Bedürfnissen gestaltet.<br />
Hypothese: Die Jugendfachstelle setzt am "Wollen" der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und ihren<br />
Wünschen, Träumen und Ideen <strong>an</strong>, um damit der Fremdbestimmung vieler <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen entgegenwirken.<br />
4.1.2 Hypothese „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />
Im Buch „Politische <strong>Jugendarbeit</strong>“, in welchem Diethelm Damm die Ansätze zu einer<br />
bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> beschreibt, nimmt er Bezug auf das hessische<br />
Jugendbildungsförderungsgesetzt. Dieses sieht vor, dass die kommunalen<br />
Jugendbildungseinrichtungen die Jugendlichen beim org<strong>an</strong>isieren von Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
unterstützen sollen, aber ihnen weitgehendes Bestimmungsrecht in allen wichtigen Fragen zu<br />
geben (Damm 1975:23). Somit k<strong>an</strong>n die Jugendbildungseinrichtung die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen in einem fortwährenden Prozess über ihre Rechte aufklären. Ausserdem k<strong>an</strong>n<br />
dadurch politisches Bewusstsein und die Ch<strong>an</strong>ce zur Em<strong>an</strong>zipation vermittelt werden (Damm<br />
1975:30-31). Gemäss den Erfahrungen der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> wissen viele<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche nicht über ihre Rechte bescheid und deswegen will die<br />
Jugendfachstelle dem Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung nachkommen.<br />
Anwaltschaftliche Vertretung bedeutet die Vertretung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen durch<br />
eine erwachsene Person. Diese Person unterstützt die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer<br />
Freizeit, hilft ihnen Ideen umzusetzen und ihre Rechte zu sichern. Sie schafft einen Raum für<br />
Hilfe und Unterstützung, der sich vom familialen und schulischen Umfeld abhebt. Dabei k<strong>an</strong>n<br />
die Vertretung unabhängig der Erwartungen von Eltern und Lehrern stattfinden und somit<br />
fachgerechten Beist<strong>an</strong>d leisten.<br />
44
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Hypothese: Die Präsenz der Jugendfachstelle erhöht das Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung.<br />
4.1.3 Hypothese „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Vereine/Clubs“<br />
Nach Diethelm Damm ist ein Problem vieler Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong>, dass sie nur auf<br />
einzelne Bedürfnisse der Jugendliche eingehen. Er beschreibt dieses Problem mit folgender<br />
Metapher: „Stellt m<strong>an</strong> sich etwa die Gesamtbedürfnisse und Gesamtpersönlichkeit eines<br />
Jugendlichen als Wagenrad vor, so nahmen viele Verbände nicht das gesamte Rad, sondern<br />
nur winzige Speichenausschnitte, also Einzelbedürfnisse wahr, ignorierten jedoch 90 Prozent<br />
der Gesamtpersönlichkeit" (Damm 1980:17). Zum Beispiel können Vereine/Clubs nicht alle<br />
Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen gleichzeitig <strong>an</strong>sprechen, da sie nur<br />
Einzelbedürfnisse aufnehmen. Deshalb muss nach Damm eine bedürfnisorientierte<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> möglichst viele Bedürfnisse der Jugendlichen aufnehmen und umzusetzen<br />
versuchen. Zum Beispiel sollen Bedürfnisse nach Erlebnis, Selbstbestimmung, sozialer<br />
Anerkennung, Solidarität usw. mitein<strong>an</strong>der verknüpft werden (Damm 1980:18).<br />
Den Schwerpunkt, inwieweit die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen abgedeckt werden,<br />
legen wir auf die subjektiven Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Dabei<br />
beinhaltet der Begriff Bedürfnis auch immer die Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Es<br />
ist wichtig festzuhalten, dass Bedürfnisse und Interessen immer in Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />
der Natur und der Gesellschaft entstehen (Damm 1975:46-47). Die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen leben in ländlichen Gemeinden, welche von einer breiten Vereins- und<br />
Clubkultur geprägt scheint und sie somit in der Entwicklung ihrer Bedürfnisse und Interessen<br />
beeinflussen. Mit den Begriffen Vereine und Clubs bezeichnen wir alle gesellschaftlichen<br />
Zusammenschlüsse von sportlichen, musikalischen und kirchlichen Vereinigungen bis hin zu<br />
den Pfadfindern.<br />
Hypothese: Im Gegensatz zu Vereinen/Clubs, k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse<br />
und Interessen, die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche beschäftigen, abdecken.<br />
45
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4.1.4 Hypothese „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“<br />
Bei der Konstitution von Raum spielen die vier Ebenen Ungleichheit, Reichtum, Wissen,<br />
R<strong>an</strong>g und Assoziation eine Rolle (Löw 2001:214). <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien haben durch die fin<strong>an</strong>zielle Situation ihrer Eltern eine<br />
eingeschränkte Möglichkeit einen Raum zu konstituieren und sind somit im Vergleich mit<br />
<strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Nachteil. Die Räume, welche die Jugendfachstelle und<br />
die Jugendtreffs helfen zu konstituieren, sind institutionalisierte Räume, da sie über<br />
individuelles H<strong>an</strong>deln hinweg wirksam bleiben und ihnen geregelte Spacings und<br />
Syntheseleistungen zu Grunde liegen (Löw 2001:226). Dadurch erhalten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Möglichkeit, trotz ihrer schlechten<br />
Bedingungen einen Raum, mit Hilfe der kostenlosen oder günstigen Angebote der<br />
Jugendfachstelle und den kostenfreien Jugendtreffs, zu konstituieren.<br />
Einkommensschwache Familien leben, gemäss unserer Definition, meistens in beengten<br />
Verhältnissen, so dass die einzelnen Familienmitglieder nicht ein eigenes Zimmer zum<br />
Entfalten haben; zudem sind meistens die fin<strong>an</strong>ziellen Mittel so beschränkt, dass kaum die<br />
Möglichkeit irgendwelcher Freizeitaktivitäten besteht.<br />
Jugendtreffs definieren wir als geschlossene Räume, welche für alle Jugendlichen ab 13<br />
Jahren gleichermassen zugänglich sind. In diesen Räumen gelten ihre eigenen Regeln und<br />
Vorschriften und die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen tragen die Ver<strong>an</strong>twortung für deren<br />
Einhaltung, während die Betreiber von Jugendtreffs sie dabei jedoch unterstützen.<br />
Jugendtreffs werden nicht nur von einer Jugendfachstelle unterstützt und betrieben, sondern<br />
auch durch <strong>an</strong>dere Institutionen wie Kirchen und Vereine/Clubs.<br />
Hypothese: <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien nehmen die<br />
Angebote der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs vermehrt in Anspruch im Vergleich zu<br />
solchen aus <strong>an</strong>dern Schichten.<br />
4.1.5 Hypothese „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien<br />
werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“<br />
Martina Löw (2001:214) sagt, dass bei der Konstitution von Räumen die vier Ebenen der<br />
Ungleichheit Reichtum, Wissen, R<strong>an</strong>g und Assoziation einen Einfluss haben. Bei <strong>Kinder</strong>n<br />
46
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ist somit die Möglichkeit einen Raum<br />
zu konstituieren durch die fin<strong>an</strong>zielle Situation ihrer Eltern eingeschränkt. Durch diese<br />
schlechteren Bedingungen einen Raum zu konstituieren können sie sich im Vergleich mit<br />
<strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nur ein schwaches soziales Umfeld aufbauen. Dadurch<br />
sind <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien weniger in die<br />
Gesellschaft, hier Schule und Lehre oder Arbeit, eingebunden als <strong>an</strong>dere und werden somit<br />
vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e.<br />
Opfer von Schik<strong>an</strong>e definieren wir dadurch, dass eine Person von einer <strong>an</strong>deren Person oder<br />
einer Gruppe, die stärker ist, gehänselt, gemobbt oder auch geschlagen wird. Streit unter<br />
Gleichstarken definieren wir nicht als Schik<strong>an</strong>e.<br />
Hypothese: <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden häufiger<br />
Opfer von Schik<strong>an</strong>e als solche aus <strong>an</strong>deren Schichten.<br />
4.1.6 Hypothese „Peer- Education- Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und<br />
die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen“<br />
Das Ziel des Peer-Education-Ansatzes ist, dass sich die Jugendlichen Kompetenzen,<br />
Teamfähigkeit und Konfliktbewältigungsstrategien <strong>an</strong>eignen können, indem sie Projekte<br />
org<strong>an</strong>isieren oder auch <strong>an</strong> Projekten, die von Gleichaltrigen org<strong>an</strong>isiert werden, teilnehmen<br />
(Kaestner 2003:52-53). Die Jugendfachstelle ist geeignet für solche Projekte, da der<br />
Schwerpunkt ihres Sozialisationsauftrages bei der Kompetenzvermittlung liegt und die<br />
Rolleneinteilung im Gegensatz zur Schule freier gewählt werden k<strong>an</strong>n (Nörber 2003:80-89).<br />
Durch Peer-Education-Projekte haben Jugendliche die Möglichkeit ihre Interessen in der<br />
Öffentlichkeit zu präsentieren und ihre Bedürfnisse gegenüber <strong>an</strong>deren Gruppen zu vertreten<br />
(Kaestner 2003:53). Dies ist auch ein Anliegen der Jugendfachstelle. Damit wird die Stellung<br />
der Jugendlichen in der Gesellschaft verbessert (Kaestner 2003:53).<br />
Für die folgende Hypothese haben wir die Begriffe Peer-Education, Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen und Selbstbild verwendet. Mit Peer ist die Gleichaltrigengruppe gemeint. Peer-<br />
Education-Projekte bezeichnen die verschiedenen Projekte, die von und für Gleichaltrige<br />
org<strong>an</strong>isiert werden. Mit Stellung gegenüber Erwachsenen ist das Ansehen, das die<br />
Jugendlichen von den Erwachsenen, damit sind Eltern, Lehrer und sonstige<br />
Aufsichtspersonen gemeint, erhalten. Dieses konnte nur subjektiv vom Empfinden der<br />
47
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendlichen her erhoben werden, da wir die Erwachsenen nicht befragten. Das Selbstbild<br />
umfasst Selbstvertrauen, bessere Konfliktbewältigung und Selbstsicherheit der Jugendlichen.<br />
Hypothese: Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten verbessert die Stellung der<br />
Jugendlichen gegenüber erwachsenen Personen und stärkt das Selbstbild.<br />
4.1.7 Hypothese „Entwicklungsaufgaben“<br />
Da die Entwicklungsaufgaben von Individuum zu Individuum, von Gesellschaft zu<br />
Gesellschaft und von Kultur zu Kultur <strong>an</strong>ders sind. Sich je nach sozialen Normen und Werten,<br />
nach politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten unterscheiden, sind sie schwierig<br />
vorauszusagen. Da die wirtschaftliche Lage eher stabil ist und der Druck für die Suche nach<br />
einer beruflichen Zukunft unserer Meinung nach nicht so gross ist, gehen wir davon aus,<br />
dass die wichtigste Aufgabe für die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen jene des Aufbaus von<br />
neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts ist. Da wir<br />
verschiedene Altersgruppen befragen, sind wir der Meinung, dass es einen Unterschied in der<br />
Wahl der Entwicklungsaufgaben geben wird.<br />
Entwicklungsaufgaben sind die Beschreibung von Aufgaben der Entwicklungsperiode,<br />
welche <strong>Kinder</strong> und Jugendliche durchlaufen müssen (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120).<br />
Diese Aufgaben und der Zeitpunkt der Bewältigung wechseln je nach Individuum, nach<br />
Gesellschaft und nach Zeitgeist. „Die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben<br />
führt zu persönlicher Zufriedenheit, der erfolglose Umg<strong>an</strong>g zu Unzufriedenheit, sozialem<br />
Druck und im Extremfall zu psychischen Störungen“ (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp. 2006:120).<br />
Hypothese: Die wichtigste Entwicklungsaufgabe bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist der<br />
Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts und der<br />
Mittelwert dieser Aufgabe unterscheidet sich mit dem Alter.<br />
4.2 Operationalisierung<br />
Im Folgenden wird dargestellt wie die Hypothesen operationalisiert wurden. Dabei wird<br />
erklärt wie die Variablen und Indexe gebildet wurden und welche Aussagen wir aus einzelnen<br />
Fragen schliessen können. Darstellung der Indikatoren<br />
48
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4.2.1 Untersuchungsmodell „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />
Fremdbestimmung entgegen“<br />
Was sind die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen? Unterstützt die Präsenz der<br />
Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche dabei, ihr Bedürfnis nach weniger<br />
Fremdbestimmung umzusetzen?<br />
In einem ersten Teil werden wir diese Fragen, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von zwei Hauptindikatoren, die das<br />
Bedürfnis nach „Mitbestimmung“ und „Selbstbestimmung“ messen, untersuchen.<br />
o Welche Aussagen bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu? (Frage<br />
15) → Antwortkategorien „In Zukunft möchte ich gerne bei der Entscheidungen, die<br />
die Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können“ und „Es braucht Räume und<br />
Plätze, in denen sie Jugendlichen selbst bestimmen können, was passiert“. Wenn die<br />
beiden Antwortkategorien von den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nicht gewählt wurden<br />
zeigt das, dass die Selbstbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendliche nicht eines der<br />
primären Bedürfnisse ist und sie durch Fremdbestimmung ihr Freizeitverhalten<br />
gestalten.<br />
In einem zweiten Teil verwenden wir weitere Indikatoren, die wir zur Messung der Fremdund<br />
Selbstbestimmung aus unserem Fragebogen herausgesucht haben.<br />
o „Fremdbestimmung“ und „Selbstbestimmung“<br />
Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? (Frage 9) → Antwortkategorien „Meine<br />
Familie muss es gut finden“ und „Meine Freunde müssen es gut finden“. Damit<br />
wird klar, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre Freizeitaktivitäten von den<br />
Entscheidungen ihrer Eltern oder Freunden, oder vielleicht auch von beiden,<br />
abhängig machen und somit fremdbestimmt sind. Die Antwortkategorie „Dass ich<br />
machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe“ gibt Aufschluss, ob das Kind oder der<br />
Jugendliche nach seinem eigenen Willen über seine Aktivitäten entscheidet und<br />
damit selbstbestimmt ist.<br />
Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum?<br />
(Frage 12) → Antwortkategorie „Meine Eltern erlauben es nicht“ zeigt, dass der<br />
Entscheid der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen beispielsweise über einen Beitritt in einen<br />
Verein/Club vom Einverständnis der Eltern abhängt und somit fremdbestimmt ist.<br />
49
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Bist du in einem Verein/Club? (Frage 18) → Antwortkategorien „meine Eltern<br />
wollen es“ und „meine Freunde wollten es“ wie auch die Antwortkategorien<br />
„Meine Eltern erlauben es nicht“ und „Meine Freunde sind auch nicht in einem<br />
Verein oder in einem Club“. Hier ist im Bezug auf Vereine/Clubs sichtbar, ob die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aufgrund eines äusseren Einflusses die Mitgliedschaft<br />
wählten und damit, ob der Entscheid in einem Verein/ Club mitzumachen<br />
fremdbestimmt ist. Wenn die Antwortkategorien „Ich habe keine Lust“ und „Weil<br />
ich es will“ ausgewählt wurden zeigt, dass der Beitritt zu einem Verein/Club ein<br />
selbstbestimmter Entscheid war.<br />
Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) → Antwortkategorie „Meine Eltern<br />
erlauben es nicht“. Hier wird deutlich, dass die Entscheidung ob der Jugendliche<br />
einen Jugendtreff besucht, nicht von seiner eigenen Entscheidung abhängt,<br />
sondern von seinen Eltern entschieden wird und somit also auch fremdbestimmt<br />
ist. Die Antwortkategorie „Ich habe einfach keine Lust“ spricht demgegenüber<br />
klar für die Selbstbestimmung des Jugendlichen, warum er keinen Jugendtreff<br />
besucht.<br />
Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen,<br />
welche Themenbereiche interessieren dich am meisten und welche findest du am<br />
wichtigsten? (Frage 34). Das Ankreuzen der Antwortkategorie „Mich von meinen<br />
Eltern ablösen und endlich unabhängig werden“ ist eine klare Aussage, dass das<br />
Kind oder der Jugendliche seine Priorität in seiner Entwicklung auf die<br />
Selbstbestimmung legt. Wenn diese Antwortkategorie von den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen ausgewählt wurde, besteht in erster Linie das Bedürfnis nach<br />
Selbstbestimmung.<br />
In einem dritten Teil werden wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des neu gebildeten Index „Fremdbestimmung“, und<br />
der Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ der Test zur Hypothesenüberprüfung<br />
durchgeführt. Der Index „Fremdbestimmung“ setzt sich aus allen im oberen Teil beh<strong>an</strong>delten<br />
Indikatoren zusammen. Dabei werden die Indikatoren, um die Selbstbestimmung zu messen<br />
umcodiert. Die neu gebildete Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der<br />
folgenden Fragen gemessen:<br />
o „Präsenz der Jugendfachstelle“:<br />
50
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Diese Variable erhebt die Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden und deren<br />
Einflüsse auf die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen.<br />
Hast du schon einmal von der Jugendfachstelle gehört? (Frage 19) →<br />
Antwortkategorie „Ja, ich weiss auch was die macht“. Hier wählten wir nur diese<br />
Kategorie, da es wichtig ist, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen auch<br />
wissen was die Jugendfachstelle macht, um erheben zu können ob ihre Präsenz<br />
auch einen Einfluss hat.<br />
Welche Person(en) von der Jugendfachstelle kennst du? (Frage 20) →<br />
Antwortkategorien „Carsten Pohl“ und „Walter Staub“. Diese zwei <strong>Jugendarbeit</strong>er<br />
sind am längsten bei der Jugendfachstelle tätig und sind daher unter den befragten<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen am bek<strong>an</strong>ntesten.<br />
Welche Angebote der Jugendfachstelle kennst du? (Frage 21) →<br />
Antwortkategorien „Beratung“, „Workshop“ und „Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />
Jugendprojekte“. Hier wählten wir die drei meist gen<strong>an</strong>nten Antworten.<br />
Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22) →<br />
Antwortkategorien „Beratung“, „Workshop“ und „Ferien und Freizeit<strong>an</strong>gebote“.<br />
Hier werden ebenfalls die drei meist gen<strong>an</strong>nten Antworten verwendet.<br />
4.2.2 Untersuchungsmodell „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />
Haben die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein Bedürfnis <strong>an</strong> <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung? Ist es im Interesse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, dass die Jugendfachstelle ihre<br />
Anliegen vertritt und ihre Rechte sichert? Diese Fragen werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Variable „Präsenz<br />
der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ und dem Index „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung“ gemessen.<br />
Die „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ wird wie beim Untersuchungsmodell<br />
„Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen“ operationalisiert<br />
siehe Seite 51-52.<br />
Der Index „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ erhebt das Bedürfnis nach<br />
Vertretung durch eine erwachsene Person, welche die Ideen und Wünsche der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche unterstützt und hilft sie umzusetzen. Dieses Bedürfnis messen wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der<br />
folgenden Fragen:<br />
51
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
o „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“:<br />
Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu?<br />
(Frage 15) → Antwortkategorie „Eine erwachsene Person, sollte die Anliegen und<br />
Ideen der Jugendlichen vertreten“.<br />
Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) → Antwortkategorien<br />
„Angebote unabhängig von der Schule und Familie machen“, „Eine erwachsene<br />
Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche interessiert und einsetzt und<br />
mir hilft Ideen umzusetzen“ und „Hilfe und Beratung bei Problemen“.<br />
Wenn die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die jeweiligen Antwortkategorien <strong>an</strong>gekreuzt<br />
haben, so können wir feststellen, dass sie ein Bedürfnis oder zumindest ein Interesse <strong>an</strong> einer<br />
Vertretung durch eine erwachsenen Person haben, die sich für die Anliegen, Wünsche und<br />
Ideen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einsetzt. Sie zeigen somit, dass sie ein Bedürfnis nach<br />
einer Vertretung haben, die sich ausserhalb von Familie und Schule für sie einsetzt.<br />
4.2.3 Untersuchungsmodell „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />
Vereine/Clubs<br />
K<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle im Gegensatz zu Vereinen/Clubs mehr Bedürfnisse und Interessen,<br />
welche <strong>Kinder</strong> und Jugendliche beschäftigen, abdecken?<br />
In einem ersten Teil werden wir die zwei Hauptindikatoren, welche die Nutzung der<br />
Jugendfachstelle und der Vereine/Clubs messen, untersuchen.<br />
o „Nutzung Vereine/Clubs“:<br />
Bist du in einem Verein oder in einem Club? (Frage 18). Mit dieser Frage wird<br />
gemessen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen Vereine/Clubs nutzen. Die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen konnten die Antwortkategorien „Ja“ und „Nein“ <strong>an</strong>kreuzen. Für die<br />
Bildung der Variabel „Nutzung Vereine/Clubs wird die Antwortkategorie „Ja“<br />
verwendet.<br />
o „Nutzung Jugendfachstelle“:<br />
Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22). Mit dieser<br />
Frage wird gemessen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Jugendfachstelle nutzen.<br />
Wenn die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eine der Antwortkategorien „Beratung“,<br />
„Workshop“, „Ferien- und Freizeit<strong>an</strong>gebote“, „Selbstorg<strong>an</strong>isierte Jugendprojekte“<br />
52
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
oder „<strong>Kinder</strong><strong>an</strong>imation“ <strong>an</strong>gekreuzt haben, gehen wir davon aus dass sie die<br />
Jugendfachstelle nutzen. Diese Antwortkategorien zusammen, bilden die Variable<br />
„Nutzung Jugendfachstelle“. Die Antwortkategorie „Keine“ wird ausgeschlossen.<br />
In einem zweiten Teil verwenden wir weitere Indikatoren, um zu messen, ob es ein Bedürfnis<br />
der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ist, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse und Interessen<br />
abdeckt, als Vereine/Clubs.<br />
o Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) → Antwortkategorie „Dass sie<br />
viele Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“. Wenn die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche diese Antwortkategorie häufig und auch mehr als die <strong>an</strong>deren<br />
Antwortkategorien <strong>an</strong>gekreuzt haben, zeigt dies, ob sie von der Jugendfachstelle<br />
erwarten, dass sie viele Themen die sie interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht.<br />
o Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht? (Frage 13) und Welche<br />
Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17). Um aufzuzeigen, wie viele Bedürfnisse bei<br />
diesen offenen Fragen <strong>an</strong>gegeben wurden, wird jeweils ein Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Set<br />
erstellt und dabei berechnet, wie viele Bedürfnisse insgesamt <strong>an</strong>gegeben wurden.<br />
Diese Gesamtzahl der jeweiligen Frage wird d<strong>an</strong>ach durch die Anzahl der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen, welche bei diesen Fragen etwas <strong>an</strong>gegeben haben gerechnet, um damit<br />
den Durchschnitt zu erhalten.<br />
In einem dritten Teil wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Variablen „Nutzung Jugendfachstelle“ und „Nutzung<br />
Vereine/Clubs“ mit dem Index „Bedürfnisabdeckung“ der Test für die<br />
Hypothesenüberprüfung durchgeführt.<br />
Index „Bedürfnisabdeckung“ wird wie folgt gebildet:<br />
o „Bedürfnisabdeckung“:<br />
Bei der Bildung dieses Index gehen wir davon aus, dass die Bedürfnisse genügend<br />
abgedeckt sind. Deshalb werden die Antwortkategorien wenn nötig so umcodiert.<br />
Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum?<br />
(Frage 12) → Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebot“. Wenn diese<br />
Antwortkategorie nicht <strong>an</strong>gekreuzt wurde, zeigt dies, dass es genügend Angebote<br />
gibt.<br />
Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für<br />
<strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16) → Antwortkategorie „Ja“. Diese Frage gibt direkt<br />
53
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Aufschluss darüber, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen finden, dass es genügend<br />
Angebote gibt in den Gemeinden.<br />
Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) → Antwort<strong>an</strong>gabe „Nichts“.<br />
Wenn die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen diese Antwort<strong>an</strong>gabe gemacht haben, zeigt<br />
dies, dass den ihnen nichts fehlt und somit die Bedürfnisse abgedeckt sind.<br />
4.2.4 Untersuchungsmodell „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“<br />
Nehmen <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Angebote der<br />
Jugendfachstelle mehr in Anspruch, als <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus nicht<br />
einkommensschwachen Familien? Da die Freizeitmöglichkeiten der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
vielfach von den fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen ihrer Eltern abhängig sind, ist unserer Annahme,<br />
dass solche aus einkommensschwachen Familien die kostenlosen oder günstigen Angebote<br />
der Jugendfachstelle und die kostenfreien Jugendtreffs mehr nutzen, als <strong>an</strong>dere <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche. Diese Frage lässt sich mit den Variablen „Einkommensschwach“ und „Nutzung<br />
Jugendfachstelle/-treff“ messen.<br />
Die Variablen „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ werden wie<br />
folgt gebildet:<br />
o „Einkommensschwach“:<br />
Mit den folgenden Fragen werden die materiellen Verhältnisse, in denen ein<br />
Kind/Jugendlicher aufwächst, gemessen.<br />
Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum?<br />
(Frage 12) Warum bist du in keinem Verein oder Club? (Frage 18a) →<br />
Antwortkategorie „Ich habe kein/nicht genügend Geld“. Bei diesen zwei Fragen<br />
und den entsprechenden Antwortkategorien zeigt sich das subjektive Empfinden<br />
der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im Bezug auf ihre fin<strong>an</strong>zielle Situation.<br />
Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung? (Frage 51). Da nur<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche befragt werden, gibt es nur die Antwortkategorien „viel“,<br />
„genug“ und „wenig“. Wir haben die Antwortkategorien so gewählt, da wir davon<br />
ausgingen, dass viele nicht wissen, wie viel Geld die Familie zur Verfügung hat.<br />
Dies hat zur Folge, dass die Antwort subjektiv und eventuell auch abhängig vom<br />
Moment sein k<strong>an</strong>n. Daher werden wir diese Antworten nur als einen Anhaltspunkt<br />
54
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
verwenden und es wird für die Messung der Variablen nicht nur darauf abgestützt.<br />
Um die einkommensschwachen Familien herauszufiltern werden wir nur die<br />
Antwortkategorie „wenig“ berücksichtigen.<br />
Wer lebt bei dir zu Hause? (Frage 52) in Verbindung mit der Frage Wie viele<br />
Zimmer hat eure Wohnung? (Frage 53). Die Antworten auf diese Fragen geben<br />
uns Aufschluss darüber, wie viele Personen in einem Haushalt leben und wie viele<br />
Zimmer der Haushalt hat. Um die einkommensschwachen Familien<br />
herauszufiltern stellten wir die Bedingung auf, dass die Anzahl Zimmer kleiner als<br />
die Personen<strong>an</strong>zahl sein muss, da wir davon ausgehen, dass es ein Indiz für<br />
Einkommensschwäche ist, wenn nicht jeder ein eigenes Zimmer hat. Dies gibt<br />
einen Anhaltspunkt, in welchen sozialen Verhältnissen die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen leben.<br />
o „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“:<br />
Wenn ein Zusammenh<strong>an</strong>g besteht zwischen stärkerer Nutzung der Angebote der<br />
Jugendfachstelle und des Jugendtreffs und <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien, bestätigt sich die Annahme, dass das Angebot der<br />
Jugendfachstelle und der Jugendtreff vor allem von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwächeren Familien genutzt wird. Die Nutzung der Jugendfachstelle<br />
und des Jugendtreffs werden wir wie folgt messen:<br />
Wo bist du in deiner Freizeit in einer gewöhnlichen Schulwoche? (Frage 8) →<br />
Antwortkategorie „Jugendtreff“ und Was machst du in einer normalen<br />
Schulwoche in deiner Freizeit? (Frage 11) → Antwortkategorie „Ich verbringe<br />
Zeit im Jugendtreff“. Anh<strong>an</strong>d dieser beiden Fragen mit den Antwortkategorien<br />
„Jugendtreff“ zeigt sich, wo die Jugendlichen ihre Freizeit verbringen.<br />
Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22) →<br />
Antwortkategorien „Workshop“, „Ferien“ und „Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />
Jugendprojekte“. Bei dieser Frage haben wir die drei meistgen<strong>an</strong>nten<br />
Antwortkategorien genommen um zu sehen, wie oft die Angebote der<br />
Jugendfachstelle genutzt wurden.<br />
Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) → Antwortkategorie „Ja, jede Woche“.<br />
Hier wählten wir nur die erste Antwortkategorie, da alle <strong>an</strong>deren nur<br />
gelegentliches Besuchen des Jugendtreffs bedeutet oder g<strong>an</strong>z ausschliesst.<br />
55
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4.2.5 Untersuchungsmodell „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“<br />
Werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien vermehrt Opfer von<br />
Schik<strong>an</strong>en, im Vergleich zu <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen<br />
Familien? Diese Frage lässt sich mit den Variablen „Einkommensschwach“ und „Opfer<br />
Schik<strong>an</strong>e“ messen.<br />
Wie die Variable „Einkommensschwach“ gebildet wird siehe Seite 45-55. Die Variable<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ wird wie folgt gebildet:<br />
o<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“:<br />
Die Annahme wird bestätigt, wenn <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien häufiger Opfer von Schik<strong>an</strong>en werden, als <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendliche aus nicht einkommensschwachen Familien.<br />
Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) → Antwortkategorien „Oft“ und „M<strong>an</strong>chmal“.<br />
Hier wählten wir nur die ersten beiden Antwortkategorien, da uns nur die<br />
wirklichen Opfer der Schik<strong>an</strong>e interessierten und nicht solche die selten bis nie<br />
schik<strong>an</strong>iert werden.<br />
Wo wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 42) → alle Antwortkategorien ausser „nirgends“<br />
4.2.6 Untersuchungsmodell „Einfluss von Peer-Education-Projekten auf das<br />
Selbstbild und die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten<br />
Jugendlichen“<br />
Verbessert die Jugendfachstelle durch Peer-Education-Projekte die Stellung der<br />
Jugendlichen? Welchen Einfluss haben Peer-Education-Projekte auf das Selbstbild der<br />
Jugendlichen? Um diese Fragen zu erheben, können nur die Fragebogen der 9. Klasse und der<br />
18-Jährigen einbezogen werden, da bei den jüngeren noch keine solchen Projekte <strong>an</strong>geboten<br />
werden. Diese Fragen lassen sich mit den Variablen „Bedürfnis nach Peer-Education-<br />
Projekten der Jugendfachstelle“, „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte der<br />
Jugendfachstelle“ und den Indexen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbstbild“<br />
messen.<br />
Die Variablen „Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“, „Teilnahme<br />
<strong>an</strong> Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“ werden wie folgt gemessen:<br />
56
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
o „ Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“:<br />
Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu? (Frage<br />
15) → Antwortkategorien „Es braucht jem<strong>an</strong>den, der den Jugendlichen hilft,<br />
Freizeitideen zu entwickeln und umzusetzen“. Wenn diese Antwortkategorie vermehrt<br />
<strong>an</strong>gekreuzt wurde, wird sichtbar, dass das Bedürfnis nach der Umsetzung von<br />
Freizeitideen besteht. Dabei sollen die eigenen Freizeitideen mit Hilfe von<br />
Erwachsenen umgesetzt werden können. Freizeitideen selbst umzusetzen und auch für<br />
<strong>an</strong>dere erreichbar zu machen, ist eine Umschreibung für Peer-Education-Projekte,<br />
weshalb diese Frage auch eine Aussage über die Bedürfnisse <strong>an</strong> der L<strong>an</strong>cierung<br />
solcher Projekte ist.<br />
o „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“:<br />
Mit der Frage Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage<br />
22). Mit der Antwortkategorie „Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten“<br />
können wir in Erfahrung bringen, inwieweit Peer-Education-Projekte genutzt werden.<br />
Die Frage Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet<br />
oder teilgenommen hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23)<br />
impliziert ebenfalls, dass ein befragter Jugendlicher bereits <strong>an</strong> einem Projekt<br />
mitgearbeitet hat, ausser er hat die Antwortkategorie „Ich habe noch nie <strong>an</strong> so einem<br />
Projekt mitgemacht“ <strong>an</strong>gekreuzt. Deshalb sind alle <strong>an</strong>deren Antwortkategorien ein<br />
Indiz für die Teilnahme.<br />
Die Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbst<strong>an</strong>schauung“ werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
der folgenden Indikatoren gemessen:<br />
o „Stellung gegenüber Erwachsenen“:<br />
Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet oder<br />
teilgenommen hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23). Die<br />
Antworten auf diese Frage lässt Schlüsse daraus ziehen, ob die Stellung der<br />
Jugendlichen durch das Mitmachen <strong>an</strong> einem solchen Peer-Education-Projekt<br />
verbessert wurde. Wenn die Reaktionen der Erwachsenen positiv waren und<br />
insbesondere die Antwortkategorien “Nach dem erfolgreicheren Projekt trauten sie mir<br />
mehr zu“ und „Seit dem Projekt nehmen sie mich ernster“ von solchen die bereits bei<br />
einem solchen Projekt mitmachten, vermehrt <strong>an</strong>gekreuzt wurden, können wir davon<br />
57
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
ausgehen, dass die Teilnahme <strong>an</strong> einem solchen Projekt die Stellung der Jugendlichen<br />
verbessert hat.<br />
o „Selbstbild“: Folgende Fragen geben uns Indizien für ein positives Selbstbild:<br />
Die nächste Frage bezieht sich darauf wie du dich selbst siehst. Wie würdest du<br />
dich beschreiben? (Frage 33) → Antwortkategorien „Selbstbewusst“ und<br />
„Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“. Wenn sich ein signifik<strong>an</strong>ter Anteil derjenigen, die<br />
bereits <strong>an</strong> einem Peer-Education-Projekt mitgearbeitet haben, als selbstbewusst<br />
und/oder ver<strong>an</strong>twortungsbewusst beschreiben, lässt dies den Schluss zu, dass<br />
diese Projekte zu einem positiven Selbstbild der Jugendlichen führen.<br />
Fällt es dir leicht Freunde zu finden? (Frage 35). Wenn eine grosse Anzahl<br />
derjenigen, die bereits <strong>an</strong> einem Peer-Education-Projekt mitgearbeitet haben,<br />
diese Frage mit „Ja“ be<strong>an</strong>tworten, k<strong>an</strong>n dies auch den Rückschluss zulassen, dass<br />
die Projekte einen Einfluss auf die Jugendlichen bezüglich Offenheit haben.<br />
Bei dem nächsten Frageblock möchten wir, dass du entscheidest ob die Aussagen<br />
auf dich zutreffen oder nicht (Frage 40) → Antwortkategorien „Ich bin zufrieden<br />
mit meinem Aussehen“, „Ich bin ebenso begabt wie die meisten Mitschüler“,<br />
„Wenn ich kritisiert werde, d<strong>an</strong>n verletzt mich das sehr“ und „was ich mir<br />
vornehmen, schaffe ich“. Wenn Jugendliche, die bei einem Peer-Education-<br />
Projekt mitgemacht haben, sich für ebenso begabt halten, wie die meisten<br />
Mitschüler und bei Kritik weniger verletzt sind, dass heisst besser mit Kritik<br />
umgehen können, zeigt das ebenso, dass die Projekte einen positiven Einfluss auf<br />
das Selbstbild haben. Auch lässt es einen Rückschluss auf das Selbstbild zu, wenn<br />
Jugendliche, die bereits <strong>an</strong> einem Peer-Projekt beteiligt waren, <strong>an</strong>kreuzen, dass sie<br />
das, was sie sich vornehmen auch schaffen und mit ihrem Aussehen zufrieden<br />
sind<br />
Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) → Antwortkategorien: „Selten“ und „Nie“.<br />
Wenn Jugendliche nicht schik<strong>an</strong>iert werden, lässt sich der Schluss ziehen, dass sie<br />
gut integriert sind und auch genügend Selbstbewusstsein haben, um sich nicht<br />
schik<strong>an</strong>ieren zu lassen.<br />
58
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4.2.7 Untersuchungsmodell „Entwicklungsaufgaben“<br />
Ist die wichtigste Entwicklungsaufgabe bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen das „Aufbauen von<br />
neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts“?<br />
Diese Frage messen wir mit der Variable „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu<br />
Altersgenossen beiderlei Geschlechts“ und verbinden diese mit der Variable „Klasse der<br />
Befragten“ um die Unterschiede im Alter herausarbeiten zu können.<br />
Die Variable „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei<br />
Geschlechts“ lässt sich aus der folgenden Frage bilden:<br />
o „Entwicklungsaufgaben“:<br />
Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen??<br />
(Frage 34) → Antwortkategorie „Freunde finden, mit ihnen meine Freizeit und<br />
Erfahrungen teilen“. Mit dieser Frage, bei der die verschiedenen<br />
Entwicklungsaufgaben in den Antworten umschrieben sind, zeigt sich, ob eine<br />
Mehrheit der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die Beziehung zu Gleichaltrigen als<br />
wichtigsten Punkt <strong>an</strong>sieht. Bei dieser Frage können aus einer Liste von<br />
Entwicklungsaufgaben zwei ausgewählt werden. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen können<br />
also bewusst zwei der Aufgaben wählen und sich von den <strong>an</strong>deren abgrenzen. So<br />
können wir feststellen, wo sich die Präferenzen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen befinden.<br />
Auch interessiert uns, ob es einen Unterschied nach Alter gibt. Dies werden wir mit der<br />
Variable „Klasse der Befragten“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der folgenden Frage testen:<br />
o Alter:<br />
Klasse der Befragten → Antwortkategorien „6. Klasse“, „9. Klasse“ und „18-Jährige“.<br />
59
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
60
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
5 Methode<br />
Im Folgenden stellen wir unsere methodische Vorgehensweise vor. Im ersten Teil wird die<br />
Datenerhebung beh<strong>an</strong>delt. Diese beinhaltet die Erklärung der Methodenwahl und die der<br />
Arbeit zugrunde liegende Zielpopulation, den Beschrieb der Stichprobenziehung und des<br />
Fragebogens, die Darlegung der Ausschöpfungsquote sowie die Beschreibung der<br />
Gütekriterien. Im zweiten Teil erfolgen die Darstellung der Operationalisierung und die<br />
statistische Hypothesenüberprüfung. Dabei geht es um die Darstellung der Indikatoren bzw.<br />
Variablen und Indexe und die statistischen Hypothesenpaare.<br />
5.1 Datenerhebung<br />
Auch bei der Datenerhebung und -<strong>an</strong>alyse arbeiteten wir mit der Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong> zusammen. Dabei wurden die Rechte und Pflichten aller Beteiligten vertraglich<br />
festgehalten. Der Zug<strong>an</strong>g zu den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Gemeinde, wie auch die<br />
Deckung der <strong>an</strong>fallenden Spesen wurden uns in dieser Hinsicht von der Jugendfachstelle<br />
gar<strong>an</strong>tiert.<br />
5.1.1 Begründung der Methodenwahl<br />
Auf Grund des Umf<strong>an</strong>gs des Projekts haben wir uns für eine qu<strong>an</strong>titative Datenerhebung<br />
entschlossen. Die Daten, welche wir für die <strong>Bedarfserhebung</strong> benötigten, wurden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
eines Fragebogens, der den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Gemeinden vorgelegt wurde,<br />
gewonnen. Durch den Fragebogen sollten Informationen über die aktuellen Bedürfnisse der<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden herausgefunden werden. Zudem sollte mit dem<br />
Fragebogen ein Instrument erstellt werden, welches der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />
für wiederholte und vergleichende Erhebungen dient.<br />
5.1.2 Beschreibung der Zielpopulation<br />
Die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> ist für die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zuständig, die<br />
sich zwischen dem 6. und 20. Lebensjahr befinden und in den vierzehn Gemeinden Arni,<br />
Biglen, Freimettigen, Grosshöchstetten, Häutligen, <strong>Konolfingen</strong>, L<strong>an</strong>diswil, Niederhünigen,<br />
Oberhünigen, Oberthal, Schlosswil, Zäziwil, Mirchel und Walkringen leben.<br />
61
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Grundgesamtheit unserer Erhebung setzt sich aus allen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen vom 6.<br />
bis zum 20. Lebensjahr, die zum Zeitpunkt der Erhebung in den vierzehn Gemeinden leben,<br />
zusammen.<br />
5.1.3 Beschreibung der Stichprobe<br />
Auf Grund der grossen Anzahl <strong>an</strong> Schülern entschieden wir uns, nur die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der 6. Klasse und der 9. Klasse zu befragt. Da die Jugendfachstelle für alle<br />
Jugendliche bis zum 20. Lebensjahr zuständig ist, wurden, als dritte Altersstufe, alle 18-<br />
jährigen Jugendlichen, die in den Gemeinden wohnen, ebenfalls in die Stichprobe einbezogen.<br />
Somit arbeiteten wir mit zwei Repräsent<strong>an</strong>tengruppen für alle Schüler der Gemeinden und<br />
einer Repräsent<strong>an</strong>tengruppe für alle Nicht-Schüler, die sich in den Gemeinden befinden.<br />
Zum Zeitpunkt der Erhebung im August 2009 bef<strong>an</strong>den sich rund 410 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
jeweils in der 6. und 9. Klasse und von den 18-Jährigen 247 in den vierzehn Gemeinden.<br />
Somit setzte sich unsere Stichprobe aus den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der 6. und 9. Klasse<br />
und den 18-Jährigen, die zum Zeitpunkt der Erhebung in den Gemeinden zur Schule gingen<br />
oder dort lebten, zusammen. Insgesamt betraf das 657 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche. Mädchen und<br />
Jungen wurden hierbei gleichermassen in die Untersuchung mit einbezogen.<br />
Bei der Erhebung entschieden wir uns für eine Vollerhebung der drei Altersstufen, 6. Klasse,<br />
9. Klasse und 18-Jährige. Der Vorteil einer Vollerhebung in diesem Fall war, dass alle drei<br />
Altersstufen, die Gemeinden und Klassen gleichermassen berücksichtigt wurden und somit<br />
mit einer optimalen Stichprobe gearbeitet werden konnte. Der grosse Aufw<strong>an</strong>d der<br />
Datenerhebung und vor allem der Datenauswertung und die damit verbundenen Kosten<br />
können als Nachteile ausgelegt werden. Um die erhaltene Datenfülle etwas einzugrenzen,<br />
wurde die Erhebung auf die drei Altersstufen beschränkt und deshalb können keine<br />
allgemeinen Aussagen über die Gesamtpopulation gemacht werden, da die Altersstufen von<br />
uns nicht zufällig gewählt wurden (Schnell, Hill und Esser 2008:268).<br />
Die Datenerhebung wurde bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der 6. Klasse und 9. Klasse vor<br />
Ort <strong>an</strong> den Schulen durchgeführt. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen konnten das Mitmachen <strong>an</strong><br />
der Befragung verweigern. Ausserdem wurden die Eltern mit einem Brief über die Befragung<br />
informiert. Die Eltern konnten ihr Kind oder Jugendlicher von der Befragung aus<br />
individuellen Gründen entschuldigen. Trotzdem war die Befragung nur bedingt freiwillig, da<br />
wie es scheint kaum ein Kind, Jugendlicher oder ein Elternpaar von den vor<strong>an</strong>gehenden<br />
62
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Verweigerungsmöglichkeiten wirklich Gebrauch machte. Die Befragung <strong>an</strong> den Schulen k<strong>an</strong>n<br />
demnach zu einem negativen Einfluss auf die Qualität der Antworten geführt haben. Die 18-<br />
Jährigen wurden per Post <strong>an</strong>geschrieben. Um den Rücklauf etwas zu erhöhen, legten wir dem<br />
Fragebogen einen Talon bei, der den Jugendlichen zur Teilnahme <strong>an</strong> einer Verlosung von ein<br />
Mal zwei Eintritten, inklusive Anreise, in den Europapark berechtigte. Zudem wurde ein Brief<br />
beigelegt, in dem wir kurz die Forschungsgruppe und die Erhebung vorstellten und uns für<br />
das Ausfüllen des Fragebogens bed<strong>an</strong>kten.<br />
5.1.4 Beschreibung des Fragebogens<br />
Wir erstellten, entsprechend den drei Altersstufen, drei Fragebogen. In ihrer Grundlage und<br />
Struktur sind die Fragebogen identisch. Sie variieren nur in einigen Fragen, da nicht in jeder<br />
Altersstufe die gleichen Themen aktuell sind und einige Fragen erst ab einem bestimmten<br />
Alter gestellt werden können.<br />
Unser Haupt<strong>an</strong>liegen war es, durch den Fragebogen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen in den vierzehn Gemeinden zu erfassen. Die Fragebogen bestehen aus acht<br />
Frageblöcken, die entsprechend unseren Hypothesen nach unterschiedlichen Themen<br />
gegliedert sind.<br />
Der erste und der letzte Frageblock befassen sich mit den soziodemografischen Angaben der<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Faktoren wie Wohnsituation, Geschlecht und Nationalität werden<br />
hier befragt.<br />
Der zweite und dritte Block geben Aufschluss über das Freizeitverhalten und die Treffpunkte<br />
und Angebote, welche die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer Freizeit nutzen. Diese beiden<br />
Frageblöcke sollen Informationen darüber liefern, was die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer<br />
Freizeit am meisten und liebsten tun, wo sie sich aufhalten und was die Gemeinden den<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen <strong>an</strong> Unterhaltung und Aufenthaltsmöglichkeiten bieten. Ebenfalls<br />
sollte herausgefunden werden, mit wem und wo die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre Freizeit<br />
verbringen.<br />
Der vierte Block dient dazu, Aufschluss zu geben, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> bereits kennen und eventuell schon bei Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
der Jugendfachstelle teilgenommen haben. Dabei werden sowohl konkrete Fragen zur<br />
63
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Situation in den jeweiligen Aufenthaltsgemeinden gestellt, wie auch grundsätzliche Angaben<br />
zur Motivation und dem Interesse, die Angebote der Jugendfachstelle zu nutzen, erfasst.<br />
Der fünfte und sechste Frageblock beziehen sich auf die Gesundheit und den Konsum der<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und damit verbunden auch auf ihr Lebensgefühl und die<br />
Zufriedenheit. In diesen Abschnitten soll herausgefunden werden, wie es um die Gesundheit<br />
der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen steht und wie ihr Konsumverhalten aussieht. Zudem soll in<br />
Erfahrung gebracht werden, wie das Selbstbild der Jugendlichen ist und ob dies<br />
altersabhängig oder gar geschlechtsabhängig ist. Mit Fragen über das Interesse der<br />
Jugendlichen <strong>an</strong> der Mitgestaltung ihres Umfelds und der Nutzung von Ressourcen zur<br />
Gestaltung ihrer Freizeit, soll etwas über die Partizipation der Jugendlichen herausgefunden<br />
werden.<br />
Im siebten Block werden Fragen zu Schik<strong>an</strong>en gestellt. Dabei wurde zuerst definiert, was wir<br />
unter Schik<strong>an</strong>e verstehen und <strong>an</strong>schliessen verschiedene Fragen bezüglich der persönlichen<br />
Erlebnisse mit Schik<strong>an</strong>e gestellt. Dabei interessierte uns, ob und in welchem Ausmass die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen schik<strong>an</strong>iert werden und welche Gesellschaftsgruppen am meisten<br />
von Schik<strong>an</strong>e betroffen sind.<br />
Die Fragen wurden zum grössten Teil von uns entwickelt. Zur Orientierung dienten jedoch<br />
vorgängige Studien. Die Fragebogen der drei Studien „Adoleszenzkrise und sozialräumliche<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>“, „Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern“<br />
und „Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008 juk- <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz“ boten uns eine Übersicht, wie sich ein<br />
solcher Fragebogen gestaltet, welche Fragen gestellt werden könnten und welche möglichen<br />
Antwortkategorien verwendet werden können. Der Fragebogen wurde nach der Erstellung<br />
gemeinsam mit Walter Staub von der Jugendfachstelle überarbeitet und vor allem im Bezug<br />
auf die Antwortkategorien, ergänzt. Insgesamt besteht der Fragebogen aus 47 Fragen bei der<br />
6. Klasse, bei der 9. Klasse aus 53 und bei den 18-Jährigen aus 54 Fragen. Der Fragebogen<br />
enthält zehn offene Fragen, 28 halboffene Fragen und sechzehn geschlossene Fragen.<br />
5.1.5 Ausschöpfungsquote bei der Datenerhebung<br />
Die Rücklaufquote lag bei der 6. und 9. Klasse bei 91.8% und bei den 18-Jährigen lediglich<br />
bei 23.9%. Diese unterschiedliche Zahl der Rücklaufquote ist vermutlich darauf<br />
zurückzuführen, dass die Befragung bei den 18-Jährigen per Post durchgeführt wurde und<br />
freiwillige war, während bei der 6. Klasse und 9. Klassen die Befragung <strong>an</strong> den Schulen<br />
64
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
stattf<strong>an</strong>d und damit nur bedingt freiwillig war. Eine höhere Ausschöpfquote war nicht<br />
möglich, weil ein Teil der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen abwesend war oder die Teilnahme<br />
verweigerten. Vermutlich durch das unfreiwillige Ausfüllen des Fragebogens bei der 6.<br />
Klasse und der 9. Klasse zeigten sich bei der Datenaufbereitung einige nicht plausible<br />
Antworten. Diese wurden als Missings codiert und zwei unbrauchbare Fragebogen wurden<br />
vollständig weggelassen.<br />
5.2 Statistische Hypothesenüberprüfung<br />
Um unsere Forschungsfragen be<strong>an</strong>tworten zu können, haben wir verschiedene Hypothesen<br />
aufgrund der her<strong>an</strong>gezogenen Theorien ermittelt. Sie dienen dazu, sowohl die Theorie als<br />
auch die Forschungsfragen näher erläutern zu können. Mit diesen Hypothesen wird in der<br />
Auswertung gearbeitet. Die Überprüfung der Hypothesen findet <strong>an</strong>schliessend in der<br />
Auswertung im folgenden Kapitel statt. Die Hypothesen stehen in derselben Reihenfolge, wie<br />
in der Operationalisierung.<br />
5.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen<br />
Die Jugendfachstelle unterstützt die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre Bedürfnisse zu erkennen<br />
und diese umzusetzen. Sie setzt am "Wollen" der Jugendlichen und ihren Wünschen,<br />
Träumen und Ideen <strong>an</strong>. Damit will sie der Fremdbestimmung vieler <strong>Kinder</strong> und Jugendlicher<br />
entgegenwirken.<br />
Die unabhängige Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ beeinflusst die<br />
abhängige Variable „Fremdbestimmung“.<br />
o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : ρ < 0 ; H 0 : ρ ≥ 0<br />
H 1 : Die Präsenz der Jugendfachstelle hat einen negativen Einfluss auf die<br />
Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen.<br />
H o : Die Präsenz der Jugendfachstelle hat keinen oder einen positiven Einfluss auf<br />
die Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen.<br />
Da hier eine Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese vorliegt, wird die Überprüfung der Hypothese mit der<br />
einfachen linearen Regression ausgewertet.<br />
65
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
5.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche haben das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung durch eine<br />
erwachsene Person. Das Ziel der Jugendfachstelle ist es, dem Bedürfnis <strong>an</strong> <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung nachzukommen.<br />
Die „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ ist die unabhängige Variable, das<br />
„Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ die abhängige Variable.<br />
o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : ρ > 0; H 0 : ρ ≤ 0<br />
H 1 : Die Präsenz der Jugendfachstelle erhöht das Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung.<br />
H 0 : Die Präsenz der Jugendfachstelle senkt oder hat keinen Einfluss auf das<br />
Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und Jugendliche nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung.<br />
Um die Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese auswerten zu können, wird der Einfluss der abhängigen<br />
Variable auf die unabhängige Variable <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer einfachen linearen Regression<br />
ausgewertet.<br />
5.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs<br />
Im Gegensatz zu einem Verein, k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse, die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche beschäftigen, abdecken. Vereine/Clubs können nicht alle Bedürfnisse von<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen gleichzeitig abdecken, da sie nur Einzelbedürfnisse aufnehmen.<br />
Die unabhängigen Variablen „Nutzung Jugendfachstelle“ oder „Nutzung Vereine/Clubs“<br />
beeinflussen die abhängige Variable „Bedürfnisabdeckung“.<br />
o<br />
Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : μ J > μ V ; H 0 : μ J ≤ μ V<br />
H 1 : Die Jugendfachstelle (J) deckt die Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
mehr ab als Vereine/Club (V).<br />
H 0 : Die Jugendfachstelle (J) deckt die Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
weniger oder gleich gut ab wie Vereine/Club (V).<br />
Hier liegt eine Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese vor. Um den Einfluss aufzeigen zu können wird<br />
eine lineare Regression durchgeführt.<br />
66
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
5.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien nehmen die Angebote der<br />
Jugendfachstelle/-treff vermehrt in Anspruch.<br />
Die unabhängige Variable „Einkommensschwach“ beeinflusst die abhängige Variable<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />
o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : f e ≠ f b ; H 0 : f e = f b<br />
H 1 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien, die die Angebote der Jugendfachstelle/-treff in<br />
Anspruch nehmen, stimmen nicht mit den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />
H 0 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien, die die Angebote der Jugendfachstelle/-treff in<br />
Anspruch nehmen, stimmen mit den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />
Da hier eine Unterschiedshypothese vorliegt und die Daten nominal und ordinal verteilt sind,<br />
wird diese Hypothese mit einem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test ausgewertet.<br />
5.2.5 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden<br />
vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden vermehrt Opfer von<br />
Schik<strong>an</strong>e.<br />
Die unabhängige Variable „Einkommensschwach“ beeinflusst die abhängige Variable „Opfer<br />
Schik<strong>an</strong>e“.<br />
o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : f e ≠ f b ; H 0 : f e = f b<br />
H 1 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien, die Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden, stimmen nicht<br />
mit den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />
H 0 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien, die Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden, stimmen mit<br />
den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />
Da hier eine Unterschiedshypothese vorliegt und die Daten nominal und ordinal verteilt sind,<br />
wird diese Hypothese mit einem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test ausgewertet.<br />
67
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
5.2.6 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf die Stellung und das Selbstbild<br />
der befragten Jugendlichen<br />
Peer-Education-Projekte der Jugendfachstelle verbessern die Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen und das Selbstbild der befragten Jugendlichen.<br />
Die abhängigen Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbstbild“ werden von<br />
der unabhängigen Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ beeinflusst.<br />
o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : ρ > 0; H 0 : ρ ≤ 0<br />
H 1 : Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten verbessert die Stellung und das<br />
Selbstbild der Jugendlichen.<br />
H 0 : Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten verbessert die Stellung und das<br />
Selbstbild der Jugendlichen nicht oder verschlechtert sie.<br />
Da hier eine Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese vorliegt, wird der Einfluss der unabhängigen Variable<br />
auf die abhängige Variable <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer einfachen linearen Regression ausgewertet.<br />
5.2.7 Entwicklungsaufgabe<br />
Die wichtigste Entwicklungsaufgabe bei <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ist der Aufbau von neuen<br />
und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts.<br />
Die abhängige Variable „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen<br />
beiderlei Geschlechts“ wird von der unabhängigen Variable „Klasse“ beeinflusst.<br />
o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : μ 18- μ 6 ≠ 0; H 0 : μ 18- μ 6 = 0<br />
H 1 : Der Mittelwert der Entwicklungsaufgabe „Aufbau von neuen und reiferen<br />
Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts“ verändert sich mit dem<br />
Alter.<br />
H 0 : Der Mittelwert der Entwicklungsaufgabe „Aufbau von neuen und reiferen<br />
Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts“ verändert sich nicht mit<br />
dem Alter.<br />
Da hier eine Unterschiedshypothese vorliegt und die Daten nominal und ordinal skaliert sind,<br />
wird diese Hypothese mit einem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test ausgewertet.<br />
68
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6 Datenauswertung<br />
Im Folgenden wird die Datenauswertung dargestellt. Zuerst wird der allgemeine Teil der<br />
Auswertung beschrieben, im Anschluss die einzelnen Hypothesen ausgewertet und zum<br />
Schluss ein Überblick der Ergebnisse gegeben.<br />
6.1 Allgemeiner Teil der Auswertung<br />
Unsere Erhebung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong> wurde mittels<br />
eines Fragebogens durchgeführt.<br />
Männlich Weiblich Missing Gesamt<br />
Absolute Häufigkeiten 209 227 2 439<br />
Relative Häufigkeiten 47.4% 51.5% 1.1% 100%<br />
Tabelle 1: Häufigkeitstabelle Geschlecht der Befragten<br />
Die Stichprobe umfasst 437 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus den vierzehn verschiedenen<br />
Gemeinden der Region <strong>Konolfingen</strong>. Davon sind 227 Person weiblich und 209 männlich. In<br />
der Stichprobe hat es somit mehr Mädchen (51,5%) als Jungen (47,4%). Dieser Unterschied<br />
fällt jedoch sehr klein aus, die Stichprobe wird von beiden Geschlechtern ähnlich gut<br />
repräsentiert.<br />
6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige<br />
Männlich 44.2% (88) 54.8% (97) 40% (24)<br />
Weiblich 55.8% (111) 45.2% (80) 60% (36)<br />
Gesamt 100% (199) 100% (177) 100% (60)<br />
Tabelle 2: Kreuztabelle Klasse und Geschlecht der Befragten<br />
Wenn das Geschlecht der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nach Klassen aufgeteilt werden,<br />
so sind die Mädchen nur in der 6. Klasse und bei den 18-jährigen in der Mehrzahl, mit 55.8%<br />
beziehungsweise 60%. Die weiblichen Testpersonen sind in der 9. Klasse mit 44.7%<br />
gegenüber den männlichen mit 54.2% in der Minderheit. Auch wenn die Verteilung nach<br />
Geschlecht nicht in allen Klassen identisch ist, können sie als gleich gut repräsentiert<br />
<strong>an</strong>gesehen werden, da die Unterschiede relativ klein ausfallen.<br />
69
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Wohngemeinde Absolute Häufigkeiten Relative Häufigkeiten<br />
Arni 18 4.1%<br />
Biglen 36 8.2%<br />
Freimettigen 13 2.3%<br />
Grosshöchstetten 83 18.9%<br />
Häutligen 8 1.8%<br />
<strong>Konolfingen</strong> 100 22.8%<br />
Zäziwil 30 6.8%<br />
L<strong>an</strong>diswil 21 4.8%<br />
Niederhünigen 19 4.3%<br />
Oberhünigen 5 1.1%<br />
Oberthal 22 5%<br />
Schlosswil 20 4.6%<br />
Walkringen 45 10.3%<br />
Mirchel 16 3.6%<br />
Missings 3 0.7%<br />
Gesamt 439 100%<br />
Tabelle 3: Häufigkeitstabelle Wohngemeinde der Befragten<br />
Die Verteilung der Stichprobe auf die Gemeinden selbst fällt sehr unterschiedlich aus. Der<br />
kleinste Anteil der Testpersonen befindet sich in Oberhünigen und macht mit 1.1% gerade<br />
fünf <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus. Der grösste Anteil liegt in <strong>Konolfingen</strong> und macht mit<br />
22,8% und 100 <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen den Löwen<strong>an</strong>teil der Erhebung aus.<br />
Gemeinde<br />
<strong>Konolfingen</strong>, Häutligen,<br />
Freimettigen, Niederhünigen,<br />
Biglen, Walkringen, Arni,<br />
L<strong>an</strong>diswil, Grosshöchstetten<br />
Oberthal,<br />
Schlosswil<br />
Oberhünigen,<br />
Beitritt<br />
01.01.2006 Zusammenschluss der<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> dieser neun<br />
Gemeinden (Biglen und<br />
<strong>Konolfingen</strong> hatten zuvor<br />
eine lokale <strong>Jugendarbeit</strong>)<br />
bildeten Ursprung der<br />
regionalen Jugendfachstelle<br />
01.01.2008<br />
Mirchel, Zäziwil 01.01.2010<br />
Tabelle 4: Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />
70
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Gemeinden sind nicht zur selben Zeit der Jugendfachstelle beigetreten. Dies spielt eine<br />
Rolle, wenn wir die Präsenz der Jugendfachstelle erheben möchten, da die Jugendfachstelle<br />
zum Teil erst seit sehr kurzer Zeit diese Gemeinden betreuen. In der oben dargestellten<br />
Tabelle wird sichtbar, zu welcher Zeit die Gemeinden beigetreten sind. Diese Aufstellung<br />
haben wir von Walter Staub dem Leiter der Jugendfachstelle <strong>Konolfingen</strong> erhalten. In der<br />
weiteren Arbeit wird jeweils nach Beitritt (2006 und 2008) und Nicht-Beitritt (2010)<br />
unterschieden, da die Erhebung noch im Jahr 2009 durchgeführt wurde. In der Arbeit ist uns<br />
die Präsenz und nicht die Dauer der Präsenz wichtig.<br />
Die Gemeinden werden in der Auswertung weiter unterteilt nach Subregionen und Grösse.<br />
Die Gemeinden wurden von der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> in drei Subregionen<br />
unterteilt. Die Subregion A umfasst die Gemeinden <strong>Konolfingen</strong>, Häutligen, Freimettigen und<br />
Niederhünigen. In der Subregion B sind die Gemeinden Biglen, Walkringen, Arni und<br />
L<strong>an</strong>diswil und in der Subregion C die Gemeinden Grosshöchstetten, Oberthal, Oberhünigen,<br />
Schlosswil, Mirchel und Zäziwil.<br />
Nach Grösse unterteilt ergeben sich die folgenden drei Gruppen. Gruppe 0-1500 Einwohner<br />
umfasst Häutligen, Oberhünigen, Freimettigen, Mirchel, L<strong>an</strong>diswil, Niederhünigen,<br />
Schlosswil, Oberthal und Arni. In der Gruppe 1501-3000 Einwohner sind die Gemeinden<br />
Zäziwil, Biglen und Walkringen. In der dritten Gruppe mit 3001-4500 Einwohner sind die<br />
zwei Gemeinden Grosshöchstetten und <strong>Konolfingen</strong>.<br />
Zur Be<strong>an</strong>twortung unserer Forschungsfragen ist es zentral, die Bedürfnisse der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu erheben, einerseits um die Frage zu be<strong>an</strong>tworten und <strong>an</strong>dererseits<br />
um der Jugendfachstelle Anhaltspunkte zu geben, wo noch Bedürfnisse <strong>an</strong> sie bestehen.<br />
Um die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu messen, haben wir zwei offene<br />
Fragen gestellt, um diese so gut als möglich erheben zu können. Denn bei offenen Fragen<br />
werden die Bedürfnisse am besten erhoben, da sich die Befragten nicht <strong>an</strong> Kategorien halten<br />
müssen. Während sich die Frage Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht<br />
(Frage 13) eher auf die Bedürfnisse im Allgemeinen bezieht, ist die Frage Welche<br />
Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? Was wünschst du dir in deinem Ort, in der Region? (Frage 17)<br />
konkret auf Freizeit<strong>an</strong>gebote ausgerichtet.<br />
71
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Frage 13 Frage 17<br />
Altersentsprechende Freizeitaktivitäten 0.7% 5.2%<br />
Arbeiten 1.4% 0.5%<br />
Ausg<strong>an</strong>g 10.6% 12.8%<br />
Badi 2.7% 11.4%<br />
Besserer ÖV 1.7% 0.9%<br />
Einkaufen 3.8% 8.8%<br />
Faulenzen 12.2% 0%<br />
Freizeitplätze 4.5% 7%<br />
Jugendräume 1.7% 5.8%<br />
Kreatives 2% 0.9%<br />
Kurse 1.3% 2.5%<br />
Musik 4% 1.6%<br />
Nichts 5.8% 13.2%<br />
Sport 20.3% 20.6%<br />
Suchtmittel 0.4% 0.3%<br />
Tiere 0.3% 0.3%<br />
Träume/Wünsche 7.5% 3.3%<br />
Verein 1.8% 5.6%<br />
Tabelle 5: Häufigkeitstabelle Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
Wir haben zur Vereinfachung der Auswertung die Antwort<strong>an</strong>gaben der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen zusammengetragen und kategorisiert. Diese Kategorisierung wird in der Tabelle<br />
fünf ersichtlich. Bei der Frage dreizehn sind die fünf wichtigsten Bedürfnisse: <strong>an</strong> erster Stelle<br />
„Sport“, <strong>an</strong> zweiter „Faulenzen“, <strong>an</strong> dritter „Ausg<strong>an</strong>g“, <strong>an</strong> vierter „Träume/Wünsche“ und <strong>an</strong><br />
fünfter „Freizeitplätze“. Ebenfalls haben 5.8% der Befragten <strong>an</strong>gegeben, dass ihnen nichts<br />
fehlt.<br />
Bei der Frage siebzehn, wo konkret die fehlenden Freizeit<strong>an</strong>gebote erfragt waren, sind die<br />
fünf am häufigsten gen<strong>an</strong>nten: „Sport“, „Badi“, „Ausg<strong>an</strong>g“, „Einkaufen“ und „Freizeitplätze“.<br />
Hier muss beachtet werden, dass wir die Befragung im Hochsommer durchgeführt haben, was<br />
sicherlich einen Einfluss darauf hatte, dass so viele befragte <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die<br />
„Badi“ als fehlendes Freizeit<strong>an</strong>gebot wählten. Von den Befragten haben 13.2% gesagt, dass<br />
ihnen nichts fehle.<br />
72
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bei beiden Variablen das Bedürfnis nach Sport,<br />
Ausg<strong>an</strong>g und nach Freizeitplätzen zentral zu sein scheint. Diese drei Items wurden bei beiden<br />
offenen Fragen innerhalb der fünf häufigsten gen<strong>an</strong>nt. Dabei ist das Bedürfnis nach<br />
Sport<strong>an</strong>geboten am höchsten mit ca. 20%, das Bedürfnis nach Ausg<strong>an</strong>g am zweithöchsten,<br />
mit 10.6% beziehungsweise 12.8%. Das Bedürfnis nach Freizeitplätzen ist bei beiden<br />
immerhin noch <strong>an</strong> 5. Stelle mit 4.5% beziehungsweise 7%.<br />
73
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.1.1 Phasen der Datenauswertung<br />
1 Kodierung und Datenübertragung<br />
2 Fehlerkontrolle, eventuelle Fehlerbereinigung, Ausschluss fehlerhafter und fehlender<br />
Angaben („missing values“)<br />
3 Umformen von Variablen (Rekodierung), Neubildung von Variablen, Indizes und<br />
Skalen (Variablentr<strong>an</strong>sformation)<br />
4 Statistische Analyse von Verteilungen und Zusammenhängen<br />
Univariat<br />
Bivariat<br />
Multivariat<br />
Abbildung 1: Phasen der Datenauswertung nach Andreas Diekm<strong>an</strong>n (2007:661)<br />
Nach Diekm<strong>an</strong>n (2007: 660) dient der erste Schritt der Datenübertragung, während der zweite<br />
und dritte für die Datenaufbereitung gemacht wird. Erst nach diesen drei Schritten liegt ein<br />
<strong>an</strong>alysefähiger Datensatz vor, der d<strong>an</strong>n im vierten Schritt mit statistischen Verfahren<br />
überprüft werden k<strong>an</strong>n (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 660).<br />
Für die Auswertung dieser Daten haben wir haben diese vier Schritte befolgt. Die Codierung<br />
und Datenübertragung erfolgte als erstes auf das Statistikprogramm SPSS. In einem zweiten<br />
Schritt führten wir die nötigen Fehlerüberprüfungen durch, um auszuschliessen, dass falsch<br />
codierte oder fehlende Daten im Datensatz enthalten sind. Erst d<strong>an</strong>ach beg<strong>an</strong>nen wir mit der<br />
Umformung der Variablen (Index- und Dummybildung), um d<strong>an</strong>ach die statistischen Tests<br />
74
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
durchführen zu können. Alle statistischen Tests wurden mit dem Statistikprogramm SPSS<br />
ausgewertet.<br />
6.1.2 Gütekriterien – Objektivität, Reliabilität und Validität<br />
Das Ziel einer Messung ist es, exakte und fehlerfreie Messwerte zu erhalten. Um dies zu<br />
gar<strong>an</strong>tieren, ist eine Reihe von Gütekriterien einzuhalten. Die Objektivität, die Reliabilität<br />
(Zuverlässigkeit) und die Validität (Gültigkeit) einer Messung sind von zentraler Bedeutung<br />
(Schnell et al. 2008:151).<br />
Die Objektivität eines Messinstruments ist d<strong>an</strong>n gegeben, wenn die Ergebnisse unabhängig<br />
von der Person, die das Messinstrument <strong>an</strong>wendet, gleich ausfallen (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />
Von vollständiger Objektivität ist d<strong>an</strong>n die Rede, wenn beispielsweise zwei Personen mit<br />
demselben Messinstrument identische Resultate erzielen (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261). Um die<br />
Objektivität zu messen, wird der Korrelationskoeffizient beigezogen (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />
Dieser misst das Ausmass der Übereinstimmung der erhobenen Daten (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />
Dabei k<strong>an</strong>n der Korrelationskoeffizient einen Wert zwischen 0 und 1 <strong>an</strong>nehmen, wobei 1 eine<br />
perfekte Korrelation bedeutet (Diekm<strong>an</strong>n 2007:261). Bei qu<strong>an</strong>titativen Erhebungsmethoden,<br />
wie bei unserem Fragebogen, ist die Auswertungsobjektivität maximal (Diekm<strong>an</strong>n 2007:261).<br />
Die Messung k<strong>an</strong>n lediglich durch die Durchführung und Codierung fehlerbehaftet sein<br />
(Diekm<strong>an</strong>n 2007:261). Dies haben wir, wie oben erwähnt, durch die Fehlerüberprüfung<br />
ausgeschlossen. Dafür haben wir alle Items der Fragen nach Fehlereingaben überprüft. Die<br />
Objektivität eines Messinstruments ist jedoch ein schwächeres Kriterium als die Reliabilität<br />
(Diekm<strong>an</strong>n 2007:261).<br />
Die Reliabilität zeigt die Zuverlässigkeit einer Messung auf. Dabei wird getestet, ob bei<br />
wiederholtem Messen eines Objekts, mit einem Messinstrument, immer die gleichen Werte<br />
geliefert werden (Schnell et al. 2008:151). Wenn bei wiederholter Messung verschiedene<br />
Werte gemessen werden, k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass das Messinstrument nicht<br />
zuverlässig ist (Schnell et al. 2008:151). Anders ausgedrückt, je grösser der Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zwischen den gemessenen Werten und den tatsächlichen Werten, desto höher ist die<br />
Reliabilität (Schnell et al. 2008:151). Die Reliabilität stellt somit das Mass der<br />
Reproduzierbarkeit von Ergebnissen eines Messinstruments dar (Diekm<strong>an</strong>n 2007:250).<br />
Um die Reliabilität zu messen gibt es unterschiedliche Methoden. Normalerweise werden drei<br />
Methoden unterschieden, die im Folgenden kurz erläutert werden. Bei der „Test-Retest-<br />
75
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Methode“ wird ein Messinstrument zweimal auf dieselben Objekte <strong>an</strong>gewendet.<br />
Anschliessend werden die beiden Messungen auf ihre Korrelation geprüft, was eine<br />
Schätzung der Reliabilität ergeben würde. Die Test-Retest-Methode wird auf Grund der<br />
Fehl<strong>an</strong>nahmen, die beim Interpretieren der Korrelation eintreten können (Über- oder<br />
Unterschätzung der Reliabilität), in der Praxis kaum verwendet.<br />
In der Praxis ebenfalls eher selten Verwendung findet die „Paralleltestmethode“ (Schnell et al.<br />
2008:151). Dabei werden gleichzeitig zwei ein<strong>an</strong>der ähnelnde Messinstrumente eingesetzt,<br />
die dieselbe Dimension messen sollen (Schnell et al. 2008:151). Für die Schätzung der<br />
Reliabilität dient die Korrelation der Ergebnisse der beiden Messinstrumente (Schnell et al.<br />
2008:151). Die Schwierigkeit hierbei stellt sich vor allem darin, zwei ein<strong>an</strong>der ähnelnde<br />
Messinstrumente zu finden, die zudem noch dieselbe Dimension messen (Schnell et al.<br />
2008:151).<br />
Die „Splithalf-Methode“ oder auch Methode der Testhalbierung, basiert auf der Halbierung<br />
des Messinstruments und der damit verbundenen Halbierung der verwendeten Items (Schnell<br />
et al. 2008:152). Die Korrelation der beiden Testhälften lässt wiederum auf die Reliabilität<br />
schliessen (Schnell et al. 2008:152).<br />
Die Zuverlässigkeit unserer Daten haben wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Methode „interne Konsistenz“<br />
überprüft. Die interne Konsistenz ist eine Erweiterung der Testhalbierungsmethode<br />
(Diekm<strong>an</strong>n 2007:254). Dabei besteht das Messinstrument aus mehreren Indikatoren, bei<br />
denen überprüft wird, ob die ausgewählten Indikatoren dieselbe Dimension messen (Schnell<br />
et al. 2008:151). In unserer Forschungsarbeit stellt der Fragebogen das Messinstrument dar.<br />
Wenn dies zutrifft k<strong>an</strong>n von der „internen Konsistenz“ ausgeg<strong>an</strong>gen werden (Schnell et al.<br />
2008:151). Das Mass der internen Konsistenz gibt <strong>an</strong>, in welchem Umf<strong>an</strong>g die<br />
Einzelindikatoren dasselbe Konstrukt messen. Der Cronbachs Alpha-Koeffizient entspricht<br />
der Korrelation der untersuchten Indikatoren und k<strong>an</strong>n einen Wert zwischen Null und Eins<br />
<strong>an</strong>nehmen (Schnell et al. 2008:152-153). Der empirische Wert von 0.8 wird als akzeptabel<br />
betrachtet. In der Praxis, wird der Koeffizient meist etwas niedriger festgesetzt (Schnell et al.<br />
2008:152-153). Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit unserer Forschung werden alle Werte über 0.6 als<br />
akzeptabel betrachtet. Objektivität und Reliabilität sind Minimal<strong>an</strong>forderungen <strong>an</strong> ein<br />
Messinstrument (Diekm<strong>an</strong>n 2007:256). Objektive und reliable Messinstrumente sind nicht<br />
zwingend auch valide. Das Hauptziel einer Messung ist daher die Konstruktion eines<br />
möglichst validen Messinstruments (Diekm<strong>an</strong>n 2007:256).<br />
76
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Validität soll die Gültigkeit eines Messinstruments zeigen (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Sie gibt<br />
Aufschluss, ob das verwendete Messinstrument auch tatsächlich das misst, was es messen<br />
soll. In der Literatur werden drei Formen der Validität unterschieden (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258).<br />
Die Inhaltsvalidität ist gegeben, wenn die zu messende Eigenschaft von den ausgewählten<br />
Items, in hohem Grad repräsentiert wird (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Die Inhaltsvalidität soll<br />
jedoch in dem Sinn nicht als Validitätskriterium aufgefasst werden, da für ihre Beurteilung<br />
keine objektiven Kriterien existieren (Schnell et al. 2008:155). Sie ist lediglich als Idee bei<br />
der Konstruktion eines Instruments zu verwenden (Schnell et al. 2008:155). Die<br />
Kriteriumsvalidität misst die empirische Korrelation zwischen den erhobenen Resultaten des<br />
Messinstruments und <strong>an</strong>deren gemessenen Merkmalen (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Dabei muss<br />
beachtet werden, dass die zum Vergleich her<strong>an</strong>gezogenen Merkmale mit einem <strong>an</strong>deren<br />
Messinstrument erhoben werden (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Es wird zwischen der<br />
Übereinstimmungsvalidität und der Vorhersagevalidität unterschieden (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258).<br />
Die Vorhersagevalidität ist d<strong>an</strong>n gegeben, wenn ein Instrument Vorhersagen, die auf einer<br />
ersten Messung beruhen, durch spätere Messungen mit einem <strong>an</strong>deren Instrument bestätigt<br />
werden (Schnell et al. 2008:155). Bei der Übereinstimmungsvalidität hingegen beruhen die<br />
Vorhersagen auf Messungen, die zum selben Zeitpunkt erhoben wurden (Schnell et al.<br />
2008:155-156). Das heisst, die zur Beurteilung beigezogene Messung erfolgt zum gleichen<br />
Zeitpunkt wie die Messung über das Kriterium (Schnell et al. 2008:155-156). Es lassen sich<br />
viele Werte der Kriteriumsvalidität <strong>an</strong>geben, da zur Validierung auch mehrere<br />
Aussenkriterien her<strong>an</strong>gezogen werden können (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 258). Ausgedrückt wird die<br />
Kriteriumsvalidität durch einen Korrelationskoeffizienten (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 258). Die<br />
Inhaltsvalidität, wie auch die Kriteriumsvalidität sind nur selten <strong>an</strong>wendbar (Schnell et al.<br />
2008:156). Aus diesem Grund wird in der Sozialwissenschaft meistens auf die dritte Form der<br />
Validität, die Konstruktvalidität, zurückgegriffen (Schnell et al. 2008:156). Auch für die<br />
Überprüfung unserer erhobenen Daten haben wir die Konstruktvalidität verwendet. Dafür<br />
werden aus dem Messinstrument Konstrukte, in unserem Fall Modelle, gebildet, die empirisch<br />
überprüfbare Aussagen über Zusammenhänge des einen Konstrukts mit <strong>an</strong>deren Konstrukten<br />
oder Variablen machen (Schnell et al. 2008:156). Aus diesen Zusammenhängen lassen sich<br />
Hypothesen ableiten, die einer empirischen Überprüfung st<strong>an</strong>dhalten (Schnell et al.<br />
2008:156).<br />
77
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Objektivität, Reliabilität und Validität stehen in einem hierarchischen Verhältnis<br />
zuein<strong>an</strong>der (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261). Dabei besteht das Ziel einer Messung in der Konstruktion<br />
eines validen Messinstruments, wobei ein Messinstrument mindestens eines der erwähnten<br />
Validitätskriterien erfüllen sollte (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />
6.2 Auswertung der einzelnen Untersuchungsmodelle<br />
Die Daten unserer Auswertung dienen einerseits der <strong>Bedarfserhebung</strong>, die wir für die<br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> durchgeführt haben, <strong>an</strong>dererseits jedoch auch dazu,<br />
unsere eigenen Forschungsfragen be<strong>an</strong>tworten zu können. In dieser Arbeit werden wir stärker<br />
auf den zweiten Punkt eingehen, der Jugendfachstelle werden wir vor allem die Ergebnisse<br />
der <strong>Bedarfserhebung</strong> vorlegen, weil dies für sie von grösserer Wichtigkeit ist. Nun werden wir<br />
in einem ersten Schritt die verschiedenen Untersuchungsmodelle genauer betrachten und d<strong>an</strong>n<br />
zum Schluss einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse verschaffen.<br />
Um eine Aussage zu den verschiedenen Klassen machen zu können und damit jede Klasse die<br />
gleiche Aussagekraft besitzt, haben wir die Daten gewichtet. Denn gerade bei den 18-Jährigen<br />
ist die Anzahl der Befragten viel kleiner als bei den <strong>an</strong>deren beiden Gruppen.<br />
6.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen<br />
Die Aufgabe der Jugendfachstelle ist es, die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche zu unterstützen, ihre<br />
Bedürfnisse zu erkennen und diese umzusetzen. Dabei setzten sie am „Wollen“ der <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen <strong>an</strong>. Bei der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> nach Diethelm Damm<br />
(1980:15) wird ebenfalls davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass die Jugendlichen in ihrer Freizeit etwas<br />
machen wollen. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre<br />
Bedürfnisse erkennen und ihre Freizeit nach ihren eigenen Wünschen gestalten und dabei ihre<br />
Bedürfnisse umsetzen. Die Selbstbestimmung steht dabei im Vordergrund.<br />
Das Ziel des Untersuchungsmodels „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />
Fremdbestimmung entgegen“ ist es zum Einen herauszufinden, ob das Bedürfnis nach<br />
Selbstbestimmung und damit das Entgegenwirken der Fremdbestimmung bei den befragten<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen vorh<strong>an</strong>den ist. Des Weiteren interessiert uns, ob die Präsenz der<br />
Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche unterstützt, ihr Bedürfnis nach weniger<br />
Fremdbestimmung, respektiv mehr Selbstbestimmung umzusetzen.<br />
78
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Um herauszufinden, ob bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Wunsch und das Interesse <strong>an</strong><br />
Selbstbestimmung besteht, verwenden wir bei der Auswertung der Hypothese die Frage<br />
Welche Aussage bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu (Frage 15) mit<br />
den Antwortkategorien „In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die die<br />
Jugendlichen betreffen, mitentscheiden“ und „Es braucht Räume und Plätze, in denen die<br />
Jugendlichen selbst bestimmen können, was passiert“, als Hauptindikatoren.<br />
In einem ersten Teil werden wir zuerst untersuchen, wie die allgemeine Tendenz bezüglich<br />
der Selbstbestimmung in unserer Stichprobe aussieht. Um sicher zu gehen, dass die<br />
allgemeine Tendenz unabhängig von <strong>an</strong>deren Einflüssen besteht, vergleichen wir die beiden<br />
Variablen mit den weiteren Indikatoren Geschlecht, Altersgruppe, Subregionen,<br />
Beitrittsgruppe, Nationalität, Einkommen und Nutzung der Jugendfachstelle. Dadurch wollen<br />
wir untersuchen, dass wenn das Bedürfnis nach Selbstbestimmung besteht, es unabhängig<br />
vom Geschlecht, dem Einkommen oder der Nutzung der Jugendfachstelle besteht.<br />
In einem zweiten Teil der Auswertung werden, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d bivariater Analyse, die restlichen<br />
Variablen, die Aufschluss darüber geben, ob ein Kind oder ein Jugendlicher fremd- oder<br />
selbstbestimmt seine Freizeitaktivitäten gestaltet, untersucht. Dabei wird, wie bereits im<br />
ersten Teil der Auswertung, zuerst die allgemeine Tendenz aufgezeigt. Weiter haben wir die<br />
Daten nach dem Beitrittsjahr der Gemeinden aufgeteilt. Da nicht alle Gemeinden gleich l<strong>an</strong>g<br />
von der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> unterstützt werden und zum Zeitpunkt der<br />
Erhebung zwei Gemeinden noch nicht zur Jugendfachstelle gehörten, haben wir zwei<br />
Gruppen gebildet. Gruppe Beitritt beinhaltet alle Gemeinden, die bereits seit dem Jahr 2006,<br />
respektiv 2008 zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> gehören und die Gruppe Nicht-<br />
Beitritt beinhaltet die Gemeinden die erst im Jahr 2010 zur Jugendfachstelle gestossen sind.<br />
Diese Aufteilung der restlichen Variablen auf die zwei Gruppen soll uns Aufschluss darüber<br />
geben ob die Präsenz der Jugendfachstelle einen Einfluss auf die Selbst-, respektiv<br />
Fremdbestimmung hat.<br />
Im dritten Teil der Auswertung wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der zuvor deskriptiv beh<strong>an</strong>delten Variablen eine<br />
lineare Regression durchgeführt. Dabei wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer linearen Regression der<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g des neu gebildeten Index „Fremdbestimmung“ und der Variable „Präsenz der<br />
Jugendfachstelle in den Gemeinden“ gemessen.<br />
79
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.1.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren<br />
Mit der Frage Welche Aussagen bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu?<br />
(Frage 15) und den Antwortkategorien „In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die<br />
die Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können“ und „Es braucht Räume und Plätze, in<br />
denen Jugendlichen selbst bestimmen können, was passiert“ zeigten uns, dass bei den <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen das Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung besteht.<br />
Frage 15b<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht Männlich 57.6% (114) 42.4% (84) 100% (198)<br />
Weiblich 48.8% (102) 51.2% (107) 100% (209)<br />
Alter 6. Klasse 55.5% (101) 44.5% (81) 100% (182)<br />
9. Klasse 52.3% (90) 47.7% (82) 100% (172)<br />
18-Jährige 46.3% (25) 53.7% (29) 100% (54)<br />
Nationalität Schweizer 53.2% (193) 46.8% (170) 100% (363)<br />
Nicht-Schweizer 51.1% (23) 48.9% (22) 100% (45)<br />
Subregion A 44% (59) 56% (75) 100% (134)<br />
B 56.5% (65) 43.5% (50) 100% (115)<br />
C 58% (91) 42% (66) 100% (157)<br />
Beitritt Beitritt 52.2% (191) 47.8% (175) 100% (366)<br />
Nicht-Beitritt 60% (24) 40% (16) 100% (40)<br />
Einkommen Schwach 58.6% (92) 41.4% (65) 100% (157)<br />
Nutzung<br />
Jugendfachstelle<br />
Nicht-Schwach 48.3% (117) 51.7% (125) 100% (242)<br />
Nutzer 51% (103) 49% (99) 100% (202)<br />
Nicht-Nutzer 63% (34) 37% (20) 100% (54)<br />
Gesamt 52.9% (216) 47.1% (192) 100% (408)<br />
Tabelle 6: Übersicht Frage 15b „Wunsch nach Mitbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
80
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Frage 15c<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht Männlich 73.3% (148) 26.7% (54) 100% (202)<br />
Weiblich 69.7% (147) 30.3% (64) 100% (211)<br />
Alter 6. Klasse 65.9% (122) 34.1% (63) 100% (185)<br />
9. Klasse 76% (133) 24% (42) 100% (175)<br />
18-Jährige 75.9% (41) 24.1% (13) 100% (54)<br />
Nationalität Schweizer 71.7% (264) 28.3% (104) 100% (368)<br />
Nicht-Schweizer 69.6% (32) 30.4% (14) 100% (46)<br />
Subregion A 68.9% (93) 31.1% (42) 100% (135)<br />
B 66.1% (78) 33.9% (40) 100% (118)<br />
C 77.4% (123) 22.6% (36) 100% (159)<br />
Beitritt Beitritt 69.7% (260) 30.3% (113) 100% (373)<br />
Nicht-Beitritt 87.2% (34) 12.8% (5) 100% (39)<br />
Einkommen Schwach 73.3% (118) 26.7% (43) 100% (161)<br />
Nutzung<br />
Jugendfachstelle<br />
Nicht-Schwach 69.3% (169) 30.7% (75) 100% (244)<br />
Nutzer 71.4% (145) 28.6% (58) 100% (203)<br />
Nicht-Nutzer 77.6% (45) 22.4% (13) 100% (58)<br />
Gesamt 71.5% (296) 28.5% (118) 100% (414)<br />
Tabelle 7: Übersicht Frage 15c „Wunsch nach Selbstbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
Von 439 <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben rund 408 Befragte beim Wunsch nach mehr<br />
Mitentscheidung etwas <strong>an</strong>gegeben. Beim Wunsch nach mehr Selbstbestimmung waren es<br />
insgesamt 414 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche.<br />
Auswertung Mitbestimmung<br />
Die allgemeine Tendenz zeigt, dass der Wunsch nach Mitbestimmung und somit auch nach<br />
Selbstbestimmung bei der Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen präsent ist. In<br />
Zahlen ausgedrückt lässt sich das wie folgt darstellen: 52.9% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />
die auf die Frage ge<strong>an</strong>twortet haben, haben den Wunsch nach Mitbestimmung geäussert.<br />
Demgegenüber haben 47.1% der Befragten keinen Wunsch nach „Mitbestimmung“ geäussert.<br />
Das zeigt uns jedoch lediglich, dass die 47.1% nicht in erster Linie den Wunsch nach mehr<br />
Mitbestimmung haben, wir können jedoch nicht ausschliessen, dass der Wunsch nicht da ist.<br />
81
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Bei der Aufteilung der Daten nach Nationalität, Nutzung der Jugendfachstelle und Beitritt zur<br />
Jugendfachstelle k<strong>an</strong>n den Daten entnommen werden, dass der Wunsch nach Mitbestimmung<br />
vorherrscht. Somit weisen die Schweizer, wie auch die Ausländer, die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen, die die Jugendfachstelle nutzen, wie auch die, die sie nicht nutzen und die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, die der Jugendfachstelle bereits beigetreten sind,<br />
wie auch die, die nicht beigetreten sind, den Wunsch nach mehr Mitbestimmung auf.<br />
Auffällig hierbei ist jedoch, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle noch<br />
nicht genutzt haben, und die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den Gemeinden, die bis<br />
zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle gehörten, ein um ca. 10% von<br />
der Gesamtzahl höheren Wunsch nach Mitbestimmung aufweisen. Von den Nicht-Nutzern<br />
äussern 63.0% und von den Nicht-Beitritt 60.0% den Wunsch nach Mitbestimmung. Die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die noch keinen Kontakt mit der Jugendfachstelle hatten, weisen<br />
ein erhöhtes Bedürfnis nach Mitbestimmung auf.<br />
Auch die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, aus Familien mit tiefem Einkommen weisen mit 58.6%<br />
einen vom Gesamtwert erhöhten Bedarf <strong>an</strong> Mitbestimmung auf.<br />
Dem Gesamttrend entgegen gesetzte Werte weisen die weiblichen Befragten (48.8% ja), die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Subregion A (44.0% ja), die 18-Jährigen (46.3% ja) und die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen Familien (48.3% ja) auf. Bei<br />
diesen Gruppen äussert die Mehrheit keinen expliziten Wunsch nach mehr Mitbestimmung<br />
auf.<br />
Auswertung Selbstbestimmung<br />
Der Gesamttrend auf die Frage nach dem Wunsch nach mehr Selbstbestimmung zeigt<br />
eindeutig auf, dass bei der Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Wunsch nach<br />
mehr Selbstbestimmung präsent ist. Dabei haben 71.5% der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen, die bei dieser Frage etwas <strong>an</strong>gegeben haben den Wunsch nach mehr<br />
Selbstbestimmung geäussert. Auch bei der Aufteilung der Daten nach Geschlecht,<br />
Nationalität, Subregionen, Alter, Einkommen, Nutzung der Jugendfachstelle und Beitritt zur<br />
Jugendfachstelle setzt sich dieser Trend durchwegs fort. Bei keiner der Aufteilungen zeigt<br />
sich einen Gegentrend zum Gesamttrend auf. Die männlichen Beragten, die Schweizer, die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Subregion C, die Jugendlichen der 9. Klasse sowie die 18-<br />
Jährigen, die Befragten, die die Jugendfachstelle noch nie genutzt haben, und die <strong>Kinder</strong> und<br />
82
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendlichen der Gemeinden, die seit 2010 zur Jugendfachstelle gehören, weisen etwas<br />
höhere Werte auf, als der Gesamttrend. Mit 87.2% zeigen jedoch die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
der Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong> gehörten, eindeutig den grössten Wunsch nach Selbstbestimmung auf. Dies<br />
spricht wie bereits beim oberen Indikator dafür, dass durch die Präsenz der Jugendfachstelle<br />
der Fremdbestimmung entgegengewirkt und somit auch die Selbstbestimmung gefördert wird.<br />
Bei der Aussage muss jedoch beachtet werden, dass die Summe der Personen aus den<br />
Gemeinden, die erst seit kurzem zur Jugendfachstelle gehören, 39 Personen beträgt und daher<br />
eine relativ kleine Gruppe darstellt.<br />
6.2.1.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />
Der Einfluss der Eltern/Familie und Freunde und die Lust der befragten Personen bilden drei<br />
weitere Indikatoren für die Messung der Fremd- respektiv Selbstbestimmung. Zudem<br />
verwendeten wir noch einen Indikator, der den Wunsch nach Unabhängigkeit aufzeigt. Diesen<br />
Indikator haben wir bewusst nicht zu unseren beiden Hauptindikatoren dazugenommen, weil<br />
er lediglich den Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern ausdrückt. Über die<br />
Fremdbestimmung durch das übrige Umfeld, hat er keine Aussagekraft.<br />
Um zu erfahren, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Gestaltung ihrer Freizeit<br />
fremdbestimmt sind, stellten wir ihnen die folgende Frage Was ist dir wichtig in deiner<br />
Freizeit? (Frage 9) mit den Antwortkategorien „Meine Freunde müssen es gut finden“,<br />
„Meine Familie muss es gut finden“ und „Dass ich machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe“. Die<br />
Frage Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12)<br />
mit der Antwortkategorie „Meine Eltern erlauben es nicht“ zeigte uns, ob die befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen von sich aus oder auf Grund von äusseren Umständen auf<br />
Aktivitäten verzichteten. Mit der Frage Bist du in einem Verein oder in einem Club? (Frage<br />
18) und den Antwortkategorien: „Meine Eltern erlauben es nicht“, „Meine Freunde sind auch<br />
nicht in einem Verein oder in einem Club“, „Weil meine Eltern es wollen“ und „Weil meine<br />
Freunde wollten, dass ich mitmache“ wollten wir herausfinden, ob die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen sich aus freiem Willen für oder gegen einen Beitritt in einen Verein entscheiden<br />
oder ob ihre Wahl von der Meinung einer <strong>an</strong>deren Person beeinflusst ist und somit<br />
fremdbestimmt ist. Die letzte Frage, die wir zur Messung der Fremdbestimmung der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen verwendeten, war die Frage Mit welchen Themen möchtest du dich<br />
in naher Zukunft am ehesten beschäftigen, welche Themenbereiche interessieren dich am<br />
83
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
meisten und welche findest du am wichtigsten? (Frage 34). Die Antwortkategorie „Mich von<br />
meinen Eltern ablösen und endlich unabhängig werden“ gab uns Aufschluss darüber, ob die<br />
<strong>Kinder</strong> es als wichtig empf<strong>an</strong>den ein, von den Eltern unabhängiges, Leben zu führen.<br />
Fremdbestimmung<br />
Alle <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Frage 9 Freunde gut finden 16.2% (71) 83.8% (368) 100% (439)<br />
Familie gut finden 18.2% (80) 81.8% (359) 100% (439)<br />
Frage 12 Meine Eltern erlauben es nicht 22.1% (97) 77.9% (342) 100% (439)<br />
Frage 18a Meine Eltern erlauben es nicht 2.3% (10) 97.7% (429) 100% (439)<br />
Frage 18d<br />
Selbstbestimmung<br />
Meine Freunde machen nicht<br />
mit<br />
Weil meine Eltern wollen dass<br />
ich mitmache<br />
Weil meine Freunde wollen<br />
das ich mitmache<br />
1.6% (7) 98.4% (432) 100% (439)<br />
6.3% (27) 93.8% (412) 100% (439)<br />
5.2% (23) 94.8% (416) 100% (439)<br />
Frage 9 Lust 72.7% (319) 27.3% (120) 100% (439)<br />
Frage 18a Ich habe keine Lust 10.9% (48) 89.1% (391) 100% (439)<br />
Frage 18d Weil ich es will 73.6% (323) 26.4% (116) 100% (439)<br />
Wunsch<br />
Frage 34 unabhängig 18.9% (83) 81.1% (356) 100% (439)<br />
Tabelle 8: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“ und<br />
„Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“<br />
In der oberen Tabelle können wir erkennen, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Fragen, die für die Messung der Fremdbestimmung verwendet wurden, nicht <strong>an</strong>gekreuzt<br />
haben. Die Werte, die für Fremdbestimmung sprechen, schw<strong>an</strong>ken zwischen 1.6% und 22.1%<br />
und übertreten die 50%-Grenze nie.<br />
Demgegenüber werden zwei der drei Variablen, die die Selbstbestimmung messen, von der<br />
Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gekreuzt. Auf die Frage, ob die <strong>Kinder</strong> auf<br />
Grund ihres eigenen Willens ihre Freizeitaktivitäten bestimmen, haben bei der Frage 9 72.7%<br />
und bei der Frage 18d) 73.6% zugestimmt. Die Antwortkategorie „Ich habe keine Lust“ der<br />
Frage 18a) haben lediglich 10.9% <strong>an</strong>gekreuzt.<br />
84
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Den Wunsch nach der Loslösung der Eltern empfinden 18.9% der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche als primäres Zukunftsziel.<br />
Die Frage Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) mit der Antwortkategorie „Meine Eltern<br />
erlauben es nicht“ zum Einen und zum Anderen mit der Antwortkategorie „Ich habe einfach<br />
keine Lust“, wird ebenfalls für die Messung der Fremd- und Selbstbestimmung mit<br />
einbezogen. Bei dieser Frage befragten wir jedoch nur die Jugendlichen der 9. Klasse und die<br />
18-Jährigen, da die <strong>Kinder</strong> aus der 6. Klasse noch zu jung sind, um einen Jugendtreff zu<br />
besuchen.<br />
Alle Jugendlichen (9. Klasse und 18-Jährige)<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Frage 27 Meine Eltern erlauben es nicht 4.6% (11) 95.4% (227) 100% (238)<br />
Weil ich keine Lust habe 34% (81) 66% (175) 100% (238)<br />
Tabelle 9: Häufigkeitstabelle „Nutzung des Jugendtreffs“<br />
Von den befragten Jugendlichen wählten 4.6% die Antwortkategorie, die die<br />
Fremdbestimmung misst und 34.0% die Antwortkategorie die für die Messung der<br />
Selbstbestimmung beigezogen wurde.<br />
85
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Beitritt/ Nicht-Beitritt<br />
Im Folgenden haben wir die bereits oben verwendeten Fragen nach Beitritt und Nicht-Beitritt<br />
der Gemeinden zur Jugendfachstelle aufgeteilt.<br />
Selbstbestimmung<br />
Beitritt<br />
Nicht-Beitritt<br />
Ja Nein Ja Nein<br />
Frage 9 Freunde gut finden 15.9% (62) 84.1% (328) 19.5% (9) 80.4% (37)<br />
Eltern gut finden 17.9% (70) 82.1% (320) 21.7% (10) 78.3% (36)<br />
Frage 12 Meine Eltern<br />
erlauben es nicht<br />
Frage 18a Meine Eltern<br />
erlauben es nicht<br />
Meine Freunde<br />
machen nicht mit<br />
Frage 18d Weil meine Eltern<br />
wollen das ich<br />
mitmache<br />
Selbstbestimmung<br />
Weil meine Freunde<br />
wollen das ich<br />
mitmache<br />
21.3% (83) 78.7% (307) 26.1% (12) 73.9% (34)<br />
2.3% (9) 97.7% (381) 2.2% (1) 97.8% (45)<br />
1.5% (6) 98.5% (384) 2.2% (1) 97.8% (45)<br />
5.9% (23) 94.1% (367) 8.7% (4) 91.3% (42)<br />
5.6% (22) 94.4% (368) 2.2% (1) 97.8% (45)<br />
Frage 9 Lust 72.8% (284) 27.2% (106) 71.7% (33) 28.3% (13)<br />
Frage 18a Ich habe keine Lust 10.5% (41) 89.5% (349) 15.2% (7) 84.8% (39)<br />
Frage d Weil ich es will 73.3% (286) 26.7% (104) 73.9% (34) 26.1% (12)<br />
Wunsch<br />
Frage 34 Unabhängig 18.7% (73) 81.3% (317) 21.7% (10) 78.3% (36)<br />
Gesamt 100% (390) 100% (46)<br />
Tabelle 10: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“ und<br />
„Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“ geteilt nach dem Beitritt und Nicht-Beitritt der<br />
Gemeinden zur Jugendfachstelle<br />
Fremdbestimmung:<br />
Aus der oberen Tabelle k<strong>an</strong>n entnommen werden, dass von den befragten <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen der Gemeinden, bei denen die Jugendfachstelle zuständig ist, 15.9% es als<br />
wichtig empf<strong>an</strong>den, dass ihre Freunde die Freizeitaktivitäten unterstützen. Bei den <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht von der Jugendfachstelle<br />
86
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
unterstützt wurden, waren es 19.5%, die ihre Freizeitaktivitäten nach dem Gutdünken der<br />
Freunde richteten.<br />
Die Antwortkategorie „Meine Familie muss es gut finden“ wählten 17.9% der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der Gruppe, die von der Jugendfachstelle unterstützt werden und 21.7% in der<br />
Gruppe die der Jugendfachstelle zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht beigetreten waren.<br />
Aufgrund dieser Tabelle wird sichtbar, dass 21.3% der Gruppe Beitritt und 26.1% der Gruppe<br />
Nicht-Beitritt auf die Frage Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch<br />
nicht, warum? (Frage 12) die Antwort „Meine Eltern erlauben es nicht“ wählten.<br />
Auf die Fragen Frage 18a) und die Frage 18d) kreuzten in der Gruppe Beitritt 2.3% und in der<br />
Gruppe Nicht-Beitritt 2.2% <strong>an</strong>, dass sie, aufgrund des Verbots ihrer Eltern nicht in einem<br />
Verein/Club mitmachen. Dem gegenüber kreuzten 1.5% der Gruppe Beitritt und in der<br />
Gruppe Nicht-Beitritt 2.2% <strong>an</strong>, dass sie, weil ihre Freunde in keinem Verein sind, auch in<br />
keinen Verein gehen. Bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, die bereits in einem Verein/Club<br />
sind, waren bei der Gruppe Beitritt 5.9% und bei der Gruppe Nicht-Beitritt 8.7% auf Wunsch<br />
ihrer Eltern in diesem Verein/Club. Auf Wunsch der Freunde waren, bei der Gruppe Beitritt<br />
5.6% und bei der Gruppe Nicht-Beitritt 2.2% einem Verein/Club beigetreten.<br />
Den Wunsch nach der Loslösung von den Eltern haben 18.7% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />
die bereits von der Jugendfachstelle unterstützt wurden, gewählt. Von den befragten <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen der Gemeinden, die erst im Jahr 2010 zur Jugendfachstelle gestossen sind,<br />
wählten 21.7% diese Antwortkategorie.<br />
Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung<br />
bereits zur Jugendfachstelle gehörten, weisen bei den meisten Variablen, die zur Messung der<br />
Fremdbestimmung beigezogen wurden, die höheren Werte auf, als die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der Gemeinden, für die die Jugendfachstelle noch nicht zuständig war.<br />
Selbstbestimmung:<br />
Die Tabelle zeigt ebenfalls, dass es 72.8% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gruppe<br />
Beitritt und 71.7% der Gruppe Nicht-Beitritt wichtig ist, ihre Freizeit nach ihrem Willen zu<br />
gestalten.<br />
Bei der Frage 18a) haben 10.5% der Jugendlichen und <strong>Kinder</strong> der Gemeinden, für die die<br />
Jugendfachstelle bereits zuständig ist, der Antwortkategorie „Ich habe keine Lust“<br />
<strong>an</strong>gekreuzt. Bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Gemeinden, die erst seit kurzem<br />
87
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
zur Jugendfachstelle gehören, waren es 15.2%.Von den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen,<br />
die bereits in einem Verein/Club sind, kreuzten in der Gruppe Beitritt 73.3% und in der<br />
Gruppe Nicht-Beitritt 73.9% <strong>an</strong>, dass sie aus eigenem Willen diesem Verein/Club beigetreten<br />
sind.<br />
Bei den Fragen, die wir für die Messung der Selbstbestimmung beigezogen haben, weist keine<br />
der beiden Gruppen konst<strong>an</strong>t höhere oder tiefere Werte auf. Die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der Gruppe Nicht-Beitritt weisen bei zwei der drei Indikatoren zur Messung der<br />
Selbstbestimmung etwas höhere Werte auf, als die der Gruppe Beitritt.<br />
Frage 27<br />
Meine Eltern erlauben<br />
es nicht<br />
Weil ich keine Lust<br />
habe<br />
Beitritt<br />
Nicht-Beitritt<br />
Ja Nein Ja Nein<br />
4.8% (10) 95.2% (197) 3.3% (1) 96.7% (29)<br />
34.8% (72) 65.2% (135) 26.7% (8) 73.3% (22)<br />
Gesamt (nur Jugendliche) 100% (207) 100% (30)<br />
Tabelle 11: Häufigkeitstabelle „Nutzung Jugendfachstelle“ geteilt nach dem Beitritt und Nicht-Beitritt der<br />
Gemeinden zur Jugendfachstelle<br />
Die Antwortkategorie „Meine Eltern erlauben es nicht“ wurde am Häufigsten von den<br />
befragten Jugendlichen gewählt, die in den Gemeinden leben, die zum Zeitpunkt der<br />
Erhebung bereits zu der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> gehörten. Dies waren<br />
insgesamt 4.8%. Von den Jugendlichen, die erst seit kurzem die Jugendfachstelle nutzen,<br />
gaben 3.3% <strong>an</strong>, dass sie aufgrund ihrer Eltern nicht in den Jugendtreff gehen.<br />
Bei der Antwortkategorie „Ich habe einfach keine Lust“ gaben 34.7% der befragten<br />
Jugendlichen der Gruppe Beitritt <strong>an</strong>, dass sie keine Lust haben und somit aus eigenem Willen<br />
nicht in einen Jugendtreff gehen. Von den befragten Jugendlichen aus der Gruppe Nicht-<br />
Beitritt gaben 26.6% <strong>an</strong>, dass sie aus eigenem Willen nicht in den Jugendtreff gehen.<br />
Die Jugendlichen der Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung bereits der<br />
Jugendfachstelle beigetreten waren, weisen sowohl beim Indikator für die Messung der<br />
Selbstbestimmung, als auch beim Indikator für die Messung der Fremdbestimmung einen<br />
höheren Wert auf, als die befragten Jugendlichen der Gemeinden, die noch nicht zur<br />
Jugendfachstelle gehörten.<br />
88
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die relativ tiefen Werte der absoluten Zahlen bei den beiden Antwortkategorien der Frage 27<br />
k<strong>an</strong>n damit begründet werden, dass die befragten Jugendlichen bei der Frage mehrere<br />
Antworten zur Verfügung hatten und <strong>an</strong>kreuzen durften. Weiter zu bemerken ist, dass sich die<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nicht zwischen den Antwortkategorien die zur Messung<br />
der Fremdbestimmung und denen zur Messung der Selbstbestimmung, entscheiden mussten<br />
und damit die Möglichkeit best<strong>an</strong>d, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen teilweise beide<br />
Antwortkategorien <strong>an</strong>gekreuzt haben.<br />
6.2.1.3 Test zu Hypothesenüberprüfung<br />
Für die Auswertung der Hypothese haben wir die lineare Regression ausgewählt, um<br />
aufzuzeigen welchen Einfluss die Präsenz der Jugendfachstelle auf die Fremdbestimmung der<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben k<strong>an</strong>n.<br />
Dafür wird zuerst eine neue Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ und<br />
einen Index „Fremdbestimmung“ gebildet.<br />
Die unabhängige Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ wurde wie folgt<br />
zusammengestellt. Um herauszufinden, ob die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Jugendfachstelle kennen, stellten wir ihnen die Fragen Hast du schon einmal von der<br />
Jugendfachstelle gehört? (Fragen 19) mit den Antwortkategorien „Ja, ich weiss auch was die<br />
macht“ und „Ja, aber ich weiss nicht was die macht“ und die Frage Welche Personen der<br />
Jugendfachstelle kennst du? (Frage 20) dabei verwendeten wir alle Antwortkategorien ausser<br />
„Niem<strong>an</strong>d“, „Weiss nicht“, „Kein Interesse“. Um herauszufinden, wie gut die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen die Jugendfachstelle kennen und ob sie bereits einmal Angebote genutzt haben,<br />
stellten wir ihnen die Frage Welche Angebote der Jugendfachstelle kennst du? (Frage 21),<br />
dabei haben wir alle Antwortkategorien verwendet ausser „Keine“. Bei der Überprüfung<br />
dieser neu zusammengesetzten Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“<br />
muss keine Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse durchgeführt werden, da kein Index, sondern nur eine neue<br />
Variable gebildet wird, die die Präsenz der Jugendfachstelle am besten wiedergibt.<br />
Die abhängige Variable „Fremdbestimmung“ wurde aus den Variablen gebildet, die wir<br />
bereits oben für die deskriptive Analyse verwendet haben. Dabei codierten wir jedoch die<br />
Variablen, die für die Messung der Selbstbestimmung her<strong>an</strong>gezogen wurden, um. Dadurch<br />
konnten sie ebenfalls für die Messung der Fremdbestimmung verwendet werden.<br />
89
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Für die Durchführung einer linearen Regression bildeten wir Dummy-Variablen, da wir aus<br />
unserem Fragebogen vorwiegend mit nominal- und ordinalskalierten Variablen arbeiteten.<br />
Bei der Überprüfung des konstruierten Index musste eine Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse gemacht<br />
werden. Auf Grund des zu tiefen Cronbachs-Alpha-Werts bei der Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse konnten<br />
wir keine lineare Regression machen. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite<br />
203-204.<br />
6.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />
Unter <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung verstehen wir die Vertretung von <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen durch eine erwachsene Person. Vertretung im Sinne von Unterstützung bei der<br />
Umsetzung von Ideen und Unterstützung im Alltag, unabhängig von Familie und Schule.<br />
Durch diese Unabhängigkeit besteht die Möglichkeit fachgerechter und vielleicht auch<br />
spezifischer auf die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einzugehen.<br />
Anh<strong>an</strong>d der Daten unserer Erhebung versuchen wir herauszufinden ob es bei den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen ein Bedürfnis nach einer solchen Vertretung gibt und ob die Präsenz der<br />
Jugendfachstelle einen Einfluss darauf hat. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen können kein<br />
Bedürfnis nach etwas haben, was sie noch nicht kennen. Durch das Angebot der<br />
Jugendfachstelle, <strong>an</strong>waltschaftliche Vertretung <strong>an</strong>zubieten, k<strong>an</strong>n das Interesse und das<br />
Bedürfnis d<strong>an</strong>ach verstärkt werden. Aus diesem Grund könnte die Jugendfachstelle einen<br />
Einfluss auf das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben und dieses allenfalls<br />
sogar verstärken.<br />
In einem ersten Schritt werden die Hauptindikatoren, welche das Bedürfnis nach<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung erheben vorgestellt und deskriptiv ausgewertet. Dafür haben<br />
wir die Daten nach Geschlechter-, Nationalitäts-, Alters-, Gemeinde- und<br />
Einkommensunterschiede aufgeteilt, um zu sehen, ob sich die Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen unterscheiden und allenfalls auch durch ein <strong>an</strong>deres Kriterium erklärt lässt. Auf<br />
die Aufteilung der Daten nach der Nutzung der Jugendfachstelle haben wir im ersten Teil der<br />
Auswertung verzichtet, da die Nutzung im zweiten Teil, in dem wir die Kenntnisse der<br />
Jugendfachstelle erheben, integriert ist.<br />
In einem zweiten Schritt werden die Indikatoren die wir zur Bildung der Variable „Präsenz<br />
der Jugendfachstelle“ verwendet haben, deskriptiv ausgewertet.<br />
90
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Zum Schluss wird das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung mit der Variable<br />
„Präsenz der Jugendfachstelle“ gekreuzt, um herauszufinden, ob es einen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zwischen diesen beiden Variablen gibt. Damit wollen wir herausfinden, ob die Kenntnisse der<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen über die Jugendfachstelle das Bedürfnis nach<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung beeinflusst oder gar erhöht.<br />
6.2.2.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren<br />
Für die Auswertung der Hypothese wurden alle Daten der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
verwendet. Da nicht alle diese Fragen be<strong>an</strong>twortet haben, beträgt die Gesamtzahl 409<br />
Personen. Der Hauptindikator für die Erhebung des Bedürfnisses nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung wird aus der Frage Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner<br />
Meinung nach zu? (Frage15) mit der Antwortkategorie „Eine erwachsene Person sollte die<br />
Anliegen und Ideen der Jugendlichen vertreten“. Entscheiden sich die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen bei dieser Antwortkategorie für die Spalte trifft zu, d<strong>an</strong>n betonen sie, dass sie<br />
eine Vertretung ihrer Anliegen und Ideen durch eine erwachsene Person befürworten.<br />
Entscheiden sich die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die Spalte trifft nicht zu, d<strong>an</strong>n<br />
k<strong>an</strong>n dies einerseits bedeuten, dass sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nicht für eine solche<br />
Vertretung interessieren, sie nicht brauchen oder dass sie der Ansicht sind, dass die <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen die Umsetzung von Anliegen und Ideen auch ohne erwachsene Hilfe<br />
meistern sollten.<br />
91
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Frage 15d<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht Männlich 49% (96) 51% (100) 100% (196)<br />
Weiblich 64.6% (137) 35.4% (75) 100% (212)<br />
Alter 6. Klasse 56.6% (103) 43.4% (79) 100% (182)<br />
9. Klasse 53.8% (93) 46.2% (80) 100% (173)<br />
18-Jährige 68.5% (37) 31.5% (17) 100% (54)<br />
Nationalität Schweizer 58.1% (211) 41.9% (152) 100% (364)<br />
Nicht-Schweizer 47.8% (22) 52.2% (24) 100% (46)<br />
Gemeinde Beitritt 56.5% (208) 43.5% (160) 100% (368)<br />
Nicht-Beitritt 61.5% (24) 38.5% (15) 100% (39)<br />
Einkommen Schwach 58.4% (94) 41.6% (67) 100% (161)<br />
Nicht-Schwach 55.6% (133) 44.4% (106) 100% (239)<br />
Gesamt 57% (233) 43% (176) 100% (409)<br />
Tabelle 12: Übersicht Frage 15d <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
In der Gesamt<strong>an</strong>schauung wird sichtbar, dass die Antwortkategorie trifft zu von der Mehrheit<br />
der Befragten gewählt wurde. 57% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wünschen sich<br />
eine erwachsene Person, die ihre Anliegen und Ideen vertritt. Demgegenüber haben 43%<br />
keinen Wunsch d<strong>an</strong>ach. Werden die Daten nach dem Geschlecht unterteilt, k<strong>an</strong>n bei den<br />
weiblichen Befragten einen zum Gesamttrend erhöhten Wert erk<strong>an</strong>nt werden. 64.6% haben<br />
die Antwortkategorie trifft zu <strong>an</strong>gekreuzt. Der Wert der Männer hingegen liegt mit 49%<br />
deutlich unter dem Gesamttrend. Werden die Daten nach dem Alter aufgeteilt, d<strong>an</strong>n zeigt sich<br />
ein Abbild der Gesamttendenz bei jeder Altersgruppe. Die 18-Jährigen weisen gegenüber dem<br />
Gesamtwert den grössten Unterschied in ihrem Antwortverhalten auf. So haben 68.5% der<br />
Aussage zugestimmt und 31.5% abgelehnt. Werden die Ergebnisse nach Nationalität<br />
aufgeteilt, können wir erkennen, dass die Nicht-Schweizer zum Gesamttrend entgegengesetzte<br />
Werte aufweisen. 52.2% und somit die Mehrheit der Nicht-Schweizer haben kein Bedürfnis<br />
nach einer Person, die ihre Anliegen und Ideen vertritt. Werden die Daten nach dem Beitritt<br />
und Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle aufgeteilt, können wir erkennen, dass<br />
sie ähnliche Werte wie der Gesamttrend aufweisen. In den Gemeinden, welche bereits zur<br />
Jugendfachstelle gehören, weisen 56.5% der Befragten das Bedürfnis nach einer Person, die<br />
ihre Anliegen und Ideen vertritt, auf. In den Gemeinden die noch nicht zur Jugendfachstelle<br />
gehören, haben sogar 61.5% dieses Bedürfnis. Auch die Aufteilung nach dem Einkommen<br />
92
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
zeigt keine grossen Unterschiede zwischen den Ausprägungen und liegt im Gesamttrend. Die<br />
Nichteinkommensschwachen weisen mit 55.6% ein etwas kleineres Bedürfnis nach einer<br />
Person, die ihre Anliegen und Ideen vertritt auf, als die Einkommensschwachen mit 58.4%<br />
und der Gesamttrend.<br />
Abschliessend lässt sich festhalten, dass das Bedürfnis nach einer erwachsenen Person, die die<br />
Anliegen und Ideen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen vertritt, gemessen <strong>an</strong> diesem Indikator,<br />
besteht. Die Indikatoren Geschlecht, Alter und Nationalität weisen dabei einen Einfluss auf<br />
das Bedürfnis auf.<br />
Ein weiterer Hauptindikator für die Erhebung des Bedürfnisses nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung ist die Frage 24, welche nach den Erwartungen der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle fragt. Diese Frage beinhaltet die Antwortkategorie „Eine<br />
erwachsene Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche interessiert und einsetzt und<br />
mir hilft Ideen umzusetzen“.<br />
Frage 24 erwachsene Person<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht Männlich 13.9% (29) 68.1% (180) 100% (209)<br />
Weiblich 16.3% (37) 83.7% (190) 100% (227)<br />
Alter 6. Klasse 12.4% (25) 78.6% (176) 100% (201)<br />
9. Klasse 15.7% (28) 84.3% (150) 100% (178)<br />
18-Jährige 21.7% (13) 78.3% (47) 100% (60)<br />
Nationalität Schweizer 15.6% (61) 84.4% (330) 100% (391)<br />
Nicht-Schweizer 10.9% (5) 89.1% (41) 100% (46)<br />
Gemeinde Beitritt 15.9% (62) 84.1% (328) 100% (390)<br />
Nicht-Beitritt 8.7% (4) 91.3% (42) 100% (46)<br />
Einkommen Schwach 19.2% (33) 80.8% (139) 100% (172)<br />
Nicht-Schwach 12.9% (33) 87.1% (222) 100% (255)<br />
Gesamt 15% (66) 85% (373) 100% (439)<br />
Tabelle 13: Übersicht Frage 24 erwachsene Person <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
In der oberen Tabelle erkennen wir, dass 15% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen diese<br />
Antwort <strong>an</strong>gekreuzt haben. Um ein differenziertes Bild des Bedürfnisses der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen nach einer Person, die sich für ihre Anliegen einsetzt zu erhalten und allfällige<br />
Einflussfaktoren sichtbar zu machen, wurden die Daten nach den verschiednen Kriterien<br />
93
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Geschlecht, Alter, Nationalität und Beitritt/ Nicht-Beitritt der Gemeinden aufgeteilt. Die<br />
männlichen (13.9%), wie auch die weiblichen Befragten (16.3%) weisen ähnliche Werte auf,<br />
wie der Gesamttrend. Die 18-Jährigen weisen mit 21.7% ein erhöhtes Bedürfnis nach einer<br />
erwachsenen Person, welche sich um ihre Anliegen kümmert, auf, als die Befragten der 6.<br />
Klasse (12,4%) und der 9. Klasse (15,7%). Bei der Nationalität zeigt sich, dass das Bedürfnis<br />
bei den Schweizern bei 15.6% und bei den Nicht-Schweizern bei 10.9% vorh<strong>an</strong>den ist.<br />
Ähnlich sieht es auch bei Betritt und Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle aus.<br />
Die Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung, bereits bei der Jugendfachstelle waren,<br />
weisen einen Wert von 15.9% auf, die Gemeinden die erst seit Kurzem zur Jugendfachstelle<br />
gehören weisen einen Wert von 8.7% auf. Bei der Aufteilung nach dem Einkommen weisen<br />
die Einkommensschwachen mit 19.2% ein etwas grösseres Bedürfnis nach einer Person, die<br />
sich für ihre Anliegen und Wünsche interessiert und einsetzt auf, als die Nicht-<br />
Einkommensschwachen mit 12.9 % und der Gesamttrend.<br />
Zusammenfassend k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass bei der Minderheit der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen ein Bedürfnis nach einer erwachsenen Person, welche sich für die Anliegen der<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einsetzt und sie hilft umzusetzen, vorliegt. Dabei sind die<br />
weiblichen Befragten, die 18-Jährigen, die Schweizer und die Befragte aus den Gemeinden,<br />
welche bereits bei der Jugendfachstelle sind häufiger betroffen als die <strong>an</strong>deren Kategorien.<br />
Die Daten, welche nach den oben erwähnten Kriterien aufgeteilt wurden, weisen gegenüber<br />
dem Gesamttrend kein auffälliges Muster auf. Allgemein sind die Daten sehr tief. Dies k<strong>an</strong>n<br />
auf die Tatsache zurück geführt werden, dass die Frage zehn Antwortkategorien beinhaltet<br />
und die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehrere Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung<br />
hatten. Die vollständige Häufigkeitsauswertung mit dem Antwortverhalten der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen befindet sich auf Seite 102.<br />
94
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.2.2 Auswertung der Nebenindikatoren<br />
Das Untersuchungsmodell „Präsenz der Jugendfachstelle“ setzt sich aus vier verschiedenen<br />
Fragen zusammen.<br />
Frage 19 Jugendfachstelle ist<br />
bek<strong>an</strong>nt<br />
„Präsenz Jugendfachstelle“<br />
Ja Nein Gesamt<br />
46.9% (206) 53.1% (233) 100% (439)<br />
Frage 20 Carsten Pohl 21.2% (93) 78.8% (346) 100% (439)<br />
Frage 21<br />
Walter Staub 15.9% (70) 84.1% (369) 100% (439)<br />
Selbstorg<strong>an</strong>isiertes<br />
Jugendprojekt<br />
16.2% (47) 83.3% (244) 100% (291)<br />
Workshop 29.2% (128) 70.8% (311) 100% (439)<br />
Beratung 27.8% (122) 72.2% (317) 100% (439)<br />
Frage 22 Beratung 7.3% (32) 92.7% (407) 100% (439)<br />
Workshop 18.7% (82) 81.3% (357) 100% (439)<br />
Ferien<strong>an</strong>gebote 27.1% (119) 72.9% (320) 100% (439)<br />
Gesamt 81% (320) 19% (75) 100% (395)<br />
Tabelle 14: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Präsenz Jugendfachstelle“<br />
Eine davon ist die Frage ob die Jugendfachstelle bei den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
bek<strong>an</strong>nt ist (Frage 19). Dabei konnten sie drei Antwortmöglichkeiten <strong>an</strong>kreuzen. Die für uns<br />
relev<strong>an</strong>te Kategorie ist die, bei welcher die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gaben, dass<br />
sie die Jugendfachstelle kennen und auch wissen was sie macht. 46.9% der befragten <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen kennt die Jugendfachstelle. Wir stellen fest, dass etwas weniger als die<br />
Hälfte der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Jugendfachstelle kennen und auch wissen<br />
was sie macht. Eine weitere Frage, die wir für die Bildung der neuen Variable „Präsenz der<br />
Jugendfachstelle“ hinzugezogen haben, ist die Frage<br />
d<strong>an</strong>ach, welche Personen, der<br />
Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen kennen (Frage 20). Dabei konnten sie die<br />
Namen der bek<strong>an</strong>nten <strong>Jugendarbeit</strong>er notieren. Für die Untersuchung relev<strong>an</strong>te Antworten<br />
waren die Namen von Carsten Pohl und Walter Staub. Sie arbeiten am längsten bei der<br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> und sind bei den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen am<br />
meisten bek<strong>an</strong>nt. 21.2% ben<strong>an</strong>nten Carsten Pohl und 15.9% Walter Staub. Die Fragen 21 und<br />
22 werden ebenfalls für die Bildung der neuen Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“<br />
verwendet. Sie erheben zum Einen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Angebote der<br />
95
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendfachstelle kennen und fragt des Weiteren d<strong>an</strong>ach, welche Angebote sie bereits genutzt<br />
haben. Dabei haben wir für die Auswertung die drei häufigsten Antworten herausgesucht. Bei<br />
den bek<strong>an</strong>nten Angeboten sind das die Antwortkategorien „selbstorg<strong>an</strong>isiertes<br />
Jugendprojekt“, „Beratung“ und „Workshops in der Schule“. Diese wurden von den Befragten<br />
jeweils zu 16.2%, 27.8% und zu 29.2% <strong>an</strong>gekreuzt Die drei Angebote, die am häufigsten<br />
genutzt wurden sind „Beratung“, „Workshops“ und „Ferien- und Freizeit<strong>an</strong>gebote“. Sie<br />
wurden jeweils zu 7.3%, 18.7% und zu 27.1% <strong>an</strong>gekreuzt. In der Gesamtübersicht wird<br />
sichtbar, dass circa 81% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Jugendfachstelle kennen.<br />
„Präsenz Jugendfachstelle“<br />
Ja<br />
Nein<br />
Frage 15 Erwachsene Vertretungsperson Ja 55.3% (167) 64.7% (44)<br />
Nein 44.7% (135) 35.3% (24)<br />
Gesamt 100% (302) 100% (68)<br />
Frage 24 Hilfe und Beratung Ja 42.8% (137) 20% (15)<br />
Nein 57.2% (183) 80% (60)<br />
Gesamt 100% (320) 100% (75)<br />
Unabhängige Angebote Ja 24.1% (77) 16% (12)<br />
Nein 75.9% (243) 84% (63)<br />
Gesamt 100% (320) 100% (75)<br />
Erwachsene Person Ja 19.4% (62) 5.3% (4)<br />
Nein 80.6% (258) 94.7% (71)<br />
Gesamt 100% (320) 100% (75)<br />
Tabelle 15: Kreuztabelle der Indikatoren für „<strong>an</strong>waltschaftliche Vertretung“ mit „Präsenz<br />
Jugendfachstelle“<br />
Wird das Untersuchungsmodell „Präsenz der Jugendfachstelle“ mit den oberen<br />
Hauptindikatoren aus Frage 15 und Frage 24 gekreuzt, so wird erkennbar, dass 55.3% der<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle als präsent erachten, ein<br />
Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben. 19.4% der Befragten, für die die<br />
Jugendfachstelle präsent ist, möchten gemäss Frage 24 eine erwachsene Person, die sie<br />
vertritt.<br />
Zu den bereits oben diskutierten Fragen haben wir zwei weiter Antwortkategorien aus der<br />
Frage 24 (Erwartungen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle) hinzugefügt. Es sind die Kategorien „Hilfe<br />
und Beratung“ und „Unabhängige Angebote“. Die erste Kategorie fragt d<strong>an</strong>ach, ob die<br />
96
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendfachstelle Hilfe und Beratung zur Verfügung stellen sollte. Die zweite Kategorie fragt<br />
d<strong>an</strong>ach, ob die Jugendfachstelle vor allem Angebote unabhängig von Schule und Familie<br />
<strong>an</strong>bieten sollte. Es wird sichtbar, dass 42.8% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche<br />
die Jugendfachstelle als präsent erachten, die Angebote Hilfe und Beratung <strong>an</strong>kreuzten und<br />
somit auch eine gewisse Vertretung wünschen. 24.1% der Befragten, bei denen die<br />
Jugendfachstelle ebenfalls präsent ist, wünschen sich Angebote, die unabhängig von Schule<br />
und Familie <strong>an</strong>geboten werden.<br />
6.2.2.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />
Für die Auswertung der Hypothese haben wir die lineare Regression ausgewählt, um<br />
aufzuzeigen, welchen Einfluss die Präsenz der Jugendfachstelle auf das Bedürfnis nach<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben k<strong>an</strong>n. Dafür wird die<br />
Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ und der Index „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung“ gebildet. Bei der Überprüfung des Indexes musste eine Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse<br />
durchgeführt werden. Auf Grund des zu tiefen Cronbachs Alpha Wert bei der<br />
Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse konnten wir keinen Index bilden. Aus diesem Grund konnte keine weitere<br />
Testung mit der unabhängigen Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ und dem Index<br />
„Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ durchgeführt werden. Weitere Informationen<br />
dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 205.<br />
6.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs<br />
Gemäss Diethelm Damm (1980:17) stellt es ein Problem dar, dass viele Institutionen der<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> nur auf einzelne Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, denn wenn nur<br />
Einzelbedürfnisse wahrgenommen werden, würden 90 Prozent der Gesamtpersönlichkeit<br />
ausgeblendet (Damm 1980:18). Eine bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> soll deshalb möglichst<br />
viele Bedürfnisse der Jugendlichen aufnehmen und mitein<strong>an</strong>der verknüpfen (Damm 1980:18).<br />
Mit dieser Hypothese wollen wir aufzeigen, ob die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> die<br />
Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdeckt als Vereine/Clubs. Gleichzeitig<br />
werden wichtige deskriptive Auswertungen festgehalten. Zuerst werden, als Hauptindikatoren<br />
des Untersuchungsmodells, die Nutzung der Jugendfachstelle und der Vereine/Clubs<br />
deskriptiv ausgewertet. Dabei wird aufgezeigt, ob die Jugendfachstelle gleichermassen wie<br />
Vereine/Clubs genutzt wird und, ob das Geschlecht, das Alter, die Nationalität, die<br />
97
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Einwohnerzahlen der Gemeinden, die Subregionen und die Dauer der Präsenz der<br />
Jugendfachstelle in den Gemeinden, einen Einfluss auf die Nutzung der Jugendfachstelle bzw.<br />
die Vereine/Clubs, haben. Im Anschluss dar<strong>an</strong> erfolgt die deskriptive Auswertung weiterer<br />
wichtiger Indikatoren. Es wird unter <strong>an</strong>derem ausgewertet, ob von den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen das Bedürfnis d<strong>an</strong>ach besteht, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse oder<br />
Interessen <strong>an</strong>spricht als Vereine/Clubs und welche Erwartungen sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle<br />
haben. Abschliessend erfolgt die Prüfung der Hypothese mittels einer linearen Regression.<br />
6.2.3.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren<br />
Die Hauptindikatoren stellen bei diesem Untersuchungsmodell, die Nutzung der<br />
Jugendfachstelle und der Vereine/Clubs dar. Die Nutzung der Jugendfachstelle wird mit den<br />
Antwortkategorien „Beratung“, „Workshop“, „Ferien- und Freizeit<strong>an</strong>gebote“,<br />
„Selbstorg<strong>an</strong>isierte Jugendprojekte“ und „<strong>Kinder</strong><strong>an</strong>imation“ der Frage Welche Angebote hast<br />
du schon genutzt? (Frage 22) berechnet.<br />
Nutzung Jugendfachstelle<br />
„Nutzung Jugendfachstelle“<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht weiblich<br />
52.4% (119) 47.6% (108) 100% (227)<br />
männlich<br />
44.5% (93) 55.5% (116) 100% (209)<br />
Alter 6. Klasse 38.3% (77) 61.7% (124) 100% (201)<br />
9. Klasse 56.2% (100) 43.8% (78) 100% (178)<br />
18-Jährige 58.3% (35) 41.7% (25) 100% (60)<br />
Nationalität Schweizer 49.1% (192) 50.9% (199) 100% (391)<br />
Nicht-Schweizer 47.6% (20) 52.4% (22) 100% (42)<br />
Grösse 0-1500 45.8% (65) 54.2% (77) 100% (142)<br />
1501-3000 54.1% (60) 45.9% (51) 100% (111)<br />
3001-4500 47% (86) 53% (97) 100% (183)<br />
Beitritt Beitritt 49.5% (193) 50.5% (197) 100% (390)<br />
Gesamt<br />
Nicht-Beitritt 39.1% (18) 60.9% (28) 100% (46)<br />
48.3% (212) 51.7% (227) 100% (439)<br />
Tabelle 16: Übersicht „Nutzung Jugendfachstelle“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
98
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die deskriptive Auswertung zeigt, dass von den 439 befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
48.3% die Jugendfachstelle nutzen. Gesamthaft lässt sich festhalten, dass die Nutzung der<br />
Jugendfachstelle weitgehend unabhängig von Nationalität und den Einwohnerzahlen ist. Die<br />
Nutzung der Jugendfachstelle jedoch schwach abhängig von Geschlecht, Alter und der<br />
Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden ist. Im Hinblick auf den Einfluss des<br />
Geschlechts auf die Nutzung der Jugendfachstelle, zeigt sich, dass 52.4% der weiblichen<br />
Befragten und 44.5% der männlichen Befragten die Jugendfachstelle nutzen. Damit wird die<br />
Jugendfachstelle eher von den weiblichen Befragten genutzt, wobei der Unterschied jedoch<br />
eher klein ist. Das Alter der Befragten hat dagegen einen stärkeren Einfluss auf die Nutzung<br />
der Jugendfachstelle. Die <strong>Kinder</strong> in der 6. Klasse nutzen die Jugendfachstelle weniger als die<br />
Jugendlichen in der 9. Klasse und die 18-Jährigen. 49.1% der Schweizer Befragten und 47.6%<br />
der Nicht-Schweizer Befragten nutzen die Jugendfachstelle, demnach ist die Nutzung der<br />
Jugendfachstelle unabhängig von der Nationalität. Im Hinblick auf die Einwohnerzahlen der<br />
Gemeinden zeigt sich, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der mittelgrossen Gemeinden,<br />
Zäziwil, Bilgen und Walkringen, die Jugendfachstelle mehr nutzen, als die in den grossen<br />
Gemeinden, Grosshöchstetten und <strong>Konolfingen</strong> und als die in den übrigen kleineren<br />
Gemeinden. Die Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden zeigt eine zu erwartende<br />
Abhängigkeit. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, welche seit 2006 und 2008 von<br />
der Jugendfachstelle betreut werden, nutzen die Jugendfachstelle mehr, als die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der Gemeinden, welche von der Jugendfachstelle zum Zeitpunkt der Befragung<br />
noch nicht aktiv betreut wurden.<br />
99
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Nutzung Vereine/Clubs<br />
Die Nutzung der Vereine/Clubs wird mit der Frage Bist du in einem Verein oder in einem<br />
Club? (Frage 18) berechnet.<br />
„Nutzung Vereine/Clubs“<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht Weiblich<br />
67.4% (153) 32.6% (74) 100% (227)<br />
männlich<br />
81.9% (171) 18.1% (38) 100% (209)<br />
Alter<br />
6. Klasse<br />
78.6% (158) 21.4% (43) 100% (201)<br />
9. Klasse<br />
69.7% (124) 30.3% (54) 100% (178)<br />
18-Jährige<br />
70% (42) 30% (18) 100% (60)<br />
Nationalität Schweizer<br />
75.7% (296) 24.3% (95) 100% (391)<br />
Nicht-Schweizer<br />
62% (26) 38% (16) 100% (42)<br />
Grösse 0-1500<br />
28.9% (41) 71.1% 101) 100% (142)<br />
1501-3000<br />
19.8% (22) 80.1% (89) 100% (111)<br />
3001-4500<br />
28.4% (52) 71.6% (131) 100% (183)<br />
Beitritt Beitritt<br />
73.3% (286) 26.7% (104) 100% (390)<br />
Nicht-Beitritt<br />
76.1% (35) 23.9% (11) 100% (46)<br />
Gesamt<br />
73.8% (324) 26.6% (115) 100% (439)<br />
Tabelle 17: Übersicht „Nutzung Vereine/Clubs“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
Die deskriptive Auswertung zeigt, dass von 439 befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen 73.8%<br />
Mitglied in einem Verein/Club sind. Im Gesamten wird deutlich, dass die Nutzung von<br />
Vereinen/Clubs unabhängig von der Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden ist.<br />
Dagegen zeigt sich eine Abhängigkeit der Nutzung von Vereinen/Clubs im Hinblick auf<br />
Geschlecht, Alter, Nationalität und den Einwohnerzahlen.<br />
Im Hinblick auf den Einfluss des Geschlechts, lässt sich festhalten, dass mit 81.9% mehr<br />
männliche Befragte Mitglied in einem Verein/Club sind. Während von den weiblichen<br />
Befragten 67.4% einen Verein/Club nutzen. Des Weiteren zeigt sich ein unterschiedlicher<br />
Einfluss des Alters. Die befragten <strong>Kinder</strong> aus der 6. Klasse sind mit 78.6% eher Mitglied in<br />
einem Verein/Club, als die Jugendlichen aus der 9. Klasse, von welchen 69.7% einen<br />
Verein/Club nutzen und die 18-Jährigen, die zu 70% in einem Verein/Club sind. Auch die<br />
Nationalität hat einen Einfluss auf die Nutzung der Vereine/Clubs. Während 75.7% der<br />
100
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Schweizer Befragten in einem Verein/Club sind, nutzen dagegen 62% der Nicht-Schweizer<br />
Befragten einen Verein/Club. Im Hinblick auf die Einwohnerzahlen, zeigt sich, dass die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den mittelgrossen Gemeinden, mit 19.8%, weniger Mitglied in<br />
Vereinen/Clubs sind, als die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den kleinen Gemeinden, mit 28.9%<br />
und den grossen Gemeinden, von welchen 28.4% Vereine/Clubs nutzen. Die Nutzung der<br />
Vereine/Clubs ist jedoch unabhängig von der Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden.<br />
Vergleich der Hauptindikatoren<br />
Die deskriptive Auswertung zeigt, dass 48.3% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Jugendfachstelle nutzen und 73.8% in einem Verein/Club sind. Der Vergleich der Einflüsse<br />
auf die Nutzung der Jugendfachstelle und auf die Nutzung der Vereine/Clubs, zeigt einige<br />
Unterschiede im Hinblick auf Geschlecht, Alter, Nationalität, Einwohnerzahlen und der<br />
Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden. Gemäss der Untersuchung, nutzen mehr<br />
weibliche Befragte die Jugendfachstelle, während im Gegensatz dazu, die männlichen<br />
Befragten mehr in Vereinen/Clubs sind. Des Weiteren wird deutlich, dass die befragten<br />
<strong>Kinder</strong> der 6. Klasse eher Mitglied in einem Verein/Club sind, als dass sie die<br />
Jugendfachstelle nutzen. Bei den Jugendlichen der 9. Klasse und den 18-Jährigen zeigt sich<br />
das Gegenteil. Sie sind weniger Mitglied in einem Verein/Club und nutzen vermehrt die<br />
Jugendfachstelle. Während die Nutzung der Jugendfachstelle unabhängig von der Nationalität<br />
der Befragten ist, zeigt sich eine Abhängigkeit bei der Nutzung der Vereine/Clubs. Es nutzen<br />
mehr Schweizer Befragte Vereine/Clubs als Nicht-Schweizer Befragte. Des Weiteren gibt es<br />
Unterschiede zwischen den Gemeinden. Während die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den<br />
kleineren Gemeinden, Häutligen, Oberhünigen, Freimettigen, Niederhünigen, Mirchel,<br />
L<strong>an</strong>diswil, Schlosswil, Oberthal und Arni und aus den grösseren Gemeinden,<br />
Grosshöchstetten und <strong>Konolfingen</strong>, eher Mitglied in einem Verein/Club sind, nutzen die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den mittelgrossen Gemeinden mehr die Jugendfachstelle. Die<br />
Nutzung der Vereine/Clubs ist unabhängig von der Präsenz der Jugendfachstelle in den<br />
Gemeinden. Bei der Nutzung der Jugendfachstelle hat die Präsenz jedoch einen Einfluss auf<br />
die Nutzung. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, welche seit 2006 und 2008 von<br />
der Jugendfachstelle betreut werden, nutzen die Jugendfachstelle mehr, als die der<br />
Gemeinden, welche von der Jugendfachstelle zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht aktiv<br />
betreut wurden.<br />
101
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.3.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />
In einem weiteren Schritt wurde geprüft, ob von den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ein Bedürfnis<br />
d<strong>an</strong>ach besteht, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse oder Interessen <strong>an</strong>spricht, als<br />
Vereine/Clubs. Dieses Bedürfnis lässt sich aufgrund m<strong>an</strong>gelnder direkter Indikatoren nur<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d indirekter Indikatoren prüfen. Bei der Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Frage Was erwartest du<br />
von der Jugendfachstelle? (Frage 24) haben wir als eine Antwortkategorie „Dass sie viele<br />
Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“ in das Erhebungsinstrument<br />
miteinbezogen. Um aus diesem einzelnen Item abzuleiten, dass bei den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen ein Bedürfnis d<strong>an</strong>ach besteht, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse oder<br />
Interessen abdeckt, scheint nicht überzeugend. Um dieses Bedürfnis einschlägig zu prüfen<br />
hätten wir weitere direkte Fragen, beispielsweise auch in einem <strong>an</strong>deren Kontext, stellen<br />
müssen. Ausserdem hätten wir als Gegenüberstellung auch die Erwartungen <strong>an</strong> die<br />
Vereine/Clubs erheben müssen. Jedoch zeigt die folgende deskriptive Auswertung indirekter<br />
Indikatoren eine Tendenz des Bedürfnisses der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen d<strong>an</strong>ach auf, dass die<br />
Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse und Interessen <strong>an</strong>sprechen k<strong>an</strong>n als Vereine/Clubs.<br />
Frage 24<br />
Absolute Häufigkeiten<br />
Relative<br />
Häufigkeiten<br />
Eigentlich nicht 178 40.5%<br />
Hilfe und Beratung bei Problemen (Schule,<br />
Familie, Suchtmittel usw.)<br />
Politische Aufklärung – Was ist Politik und<br />
wie k<strong>an</strong>n ich mich beteiligen<br />
Angebote unabhängig von der Schule und<br />
Familie machen<br />
Projekte wie Waldputzete und<br />
Spielplatzverschönerung<br />
159 36.2%<br />
12 2.7 %<br />
90 20.5 %<br />
22 5 %<br />
Billiges oder kostenloses Freizeit<strong>an</strong>gebot 125 28.5 %<br />
Eine erwachsene Person, die sich für meine<br />
Anliegen und Wünsche interessiert und<br />
einsetzt und mir hilft Ideen umzusetzen<br />
Dass sie viele Themen, die mich interessieren<br />
gleichzeitig <strong>an</strong>spricht<br />
66 15 %<br />
25 5.7 %<br />
Anderes, nämlich… 9 2.1 %<br />
Tabelle 18:Häufigkeitstabelle Frage 24<br />
102
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Es k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass nur wenige <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Erwartung haben,<br />
dass die Jugendfachstelle viele Themen, die sie interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht. Die<br />
Häufigkeitsauszählung der Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Frage Was erwartest du von der<br />
Jugendfachstelle? (Frage 24) zeigt, dass 5.7% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Antwortkategorie „Dass sie viele Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“<br />
gewählt haben. Nur die Antwortkategorien „Politische Aufklärung – Was ist Politik und wie<br />
k<strong>an</strong>n ich mich beteiligen“ und „Projekte wie Waldputzete und Spielplatzverschönerung“<br />
wurden mit 2.1% und 5% noch weniger <strong>an</strong>gekreuzt. Die <strong>an</strong>deren Erwartungen <strong>an</strong> die<br />
Jugendfachstelle wurden weitaus mehr <strong>an</strong>gekreuzt.<br />
Unsere Berechnungen der zwei offenen Fragen Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du<br />
aber nicht? (Frage 13) und Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) zeigen, dass die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche durchschnittlich nicht mehr als ein bis zwei Bedürfnisse<br />
aufgeschrieben haben. Bei der Frage Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht?<br />
(Frage 13) haben von 439 Befragten 61.5% etwas <strong>an</strong>gegeben und diese haben im<br />
Durchschnitt 1.2 Bedürfnisse <strong>an</strong>gegeben. Bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir?<br />
(Frage 17) haben von 439 Befragten 66.1% etwas <strong>an</strong>gegeben und diese haben im<br />
Durchschnitt 1.4 Bedürfnisse aufgeschrieben.<br />
Im Weiteren werden Indikatoren, welche für die <strong>an</strong>schliessende Bildung des Index<br />
„Bedürfnisabdeckung“ verwendet werden, deskriptiv ausgewertet.<br />
Frage 12<br />
Absolute Häufigkeiten<br />
Relative Häufigkeiten<br />
Ich habe keine Zeit 223 50.8%<br />
Ich habe kein Geld 112 25.5%<br />
Meine Eltern erlauben es<br />
nicht<br />
97 22%<br />
Es ist zu weit weg 123 28%<br />
Es gibt kein solches<br />
Angebot<br />
83 18.9%<br />
Anderes, nämlich… 2 0.5%<br />
Tabelle 19: Häufigkeitstabelle Frage 12<br />
Die Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebot“ der Frage Es gibt Dinge die du gerne<br />
tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12) wurde nur von 18.9% der <strong>Kinder</strong><br />
103
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
und Jugendlichen <strong>an</strong>gekreuzt. Andere Gründe dafür, weshalb <strong>Kinder</strong> und Jugendliche Dinge<br />
die sie gerne tun würden nicht tun können, wurden mehr <strong>an</strong>gekreuzt. Der mit 50.8% am<br />
meisten <strong>an</strong>gekreuzte Grund, ist die fehlende Zeit der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Des Weiteren<br />
haben 25.5% als Grund der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Geld sowie mit 28%, dass das Angebot zu weit weg<br />
sei, <strong>an</strong>gekreuzt. Auch der Grund, dass es die Eltern nicht erlauben würden, wurde mit 22%<br />
mehr <strong>an</strong>gekreuzt.<br />
Frage 16<br />
Absolute Häufigkeiten Relative Häufigkeiten<br />
Ja 180 41.3%<br />
Nein 115 26.6%<br />
Ich weiss nicht 138 31.4%<br />
Keine Antwort 6 1.4%<br />
Tabelle 20: Häufigkeitstabelle Frage 16<br />
Bei der Frage Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für<br />
<strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16) haben 41% „Ja“ <strong>an</strong>gekreuzt, 26.2% „Nein“ und 31.4% „Ich weiss<br />
nicht“. 1.4% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben keine Angabe gemacht. Damit wird deutlich,<br />
dass der grösste Anteil der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, der Meinung ist, dass es in den<br />
Gemeinden genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche hat. Dies ist jedoch abhängig von<br />
der Höhe der Einwohnerzahl der Gemeinden und der Präsenz der Jugendfachstelle in den<br />
Gemeinden. Die bivariate Auswertung zeigt, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der grossen<br />
Gemeinden am meisten <strong>an</strong>gekreuzt haben, dass es genügend Angebote gibt. Weitere<br />
Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 208. Zudem haben die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
aus den Gemeinden, welche von der Jugendfachstelle schon länger betreut werden, mehr<br />
<strong>an</strong>gekreuzt, dass es genügend Angebote gibt.<br />
104
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Frage 17<br />
Relative Häufigkeiten<br />
Sport 20.6%<br />
Badi 11.4%<br />
Ausg<strong>an</strong>g 12.8%<br />
Einkaufen 8.8%<br />
Freizeitplätze 7%<br />
Nichts 13.2%<br />
Tabelle 21: Häufigkeitstabelle Frage 17<br />
Die Häufigkeitsauszählung der offenen Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17)<br />
wurde bereits im allgemeinen Teil der Auswertung dargestellt, siehe Seite 72. Da die<br />
Antwortkategorie „Nichts“ einer der Indikatoren für die Indexbildung „Bedürfnisabdeckung“<br />
ist, wird hier noch einmal kurz darauf eingeg<strong>an</strong>gen. Die Antwortkategorie „Nichts“ wurde<br />
von 13.2% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gegeben. Am Häufigsten gen<strong>an</strong>nt wurden neben<br />
der Antwort „Nichts“ „Sport“, „Badi“, „Ausg<strong>an</strong>g“, „Einkaufen“ und „Freizeitplätze“. Im<br />
Hinblick auf die Prozent<strong>an</strong>gaben, stellt die Nennung „Nichts“, die am zweithäufigsten<br />
gen<strong>an</strong>nte Antwort<strong>an</strong>gabe dar.<br />
In einem weiteren Schritt werden nun, um eine bivariate Auswertung vorzunehmen, diese<br />
vor<strong>an</strong>gehenden Indikatoren mit den Hauptindikatoren „Nutzung der Jugendfachstelle“ und<br />
„Nutzung der Vereine/Clubs“ in einer Kreuztabelle dargestellt. Die Hauptindikatoren stellen<br />
die unabhängigen Variablen dar, während die Indikatoren für die <strong>an</strong>schliessende Bildung des<br />
Index „Bedürfnisabdeckung“, die abhängigen Variablen darstellen.<br />
105
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Nutzung Jugendfachstelle“<br />
Nutzung Nicht-Nutzung Gesamt<br />
Frage 12<br />
Es gibt kein solches<br />
Angebot<br />
Ja 45.2% (161) 54.8% (195) 100% (356)<br />
Nein 61.4% (51) 54.8% (32) 100% (83)<br />
Frage 16 Ja Ja 49.4% (89) 50.6% (91) 100% (180)<br />
Nein 47.5% (123) 52.5% (136) 100% (259)<br />
Frage 17 Nichts Ja 38.1% (24) 61.9% (39) 100% (263)<br />
Nein 50% (188) 50% (188) 100% (376)<br />
Gesamt 48.3% (212) 51.7% (227) 100% (439)<br />
Tabelle 22: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung Jugendfachstelle“<br />
Anh<strong>an</strong>d der bivariaten Auswertung der unabhängigen Variable „Nutzung Jugendfachstelle“<br />
und dem abhängigen Indikator „Bedürfnisabdeckung“, wird deutlich, dass 61.4% der <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen und 54.8%, welche die<br />
Jugendfachstelle nicht nutzen, die Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebote“ bei der<br />
Frage Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12)<br />
nicht <strong>an</strong>gekreuzt haben. Dies zeigt, dass die Be<strong>an</strong>twortung dieser Frage unabhängig von der<br />
Nutzung der Jugendfachstelle ist. Des Weiteren haben 49.4% der Befragten, welche die<br />
Jugendfachstelle nutzen und 50.6%, welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, bei der Frage<br />
Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt?<br />
(Frage 16) die Antwortkategorie „Ja“ <strong>an</strong>gekreuzt. Dies zeigt, dass auch die Be<strong>an</strong>twortung<br />
dieser Frage unabhängig von der Nutzung der Jugendfachstelle ist. Dagegen haben 38.1%, der<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen und 61.9%, welche die<br />
Jugendfachstelle nicht nutzen, bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17),<br />
<strong>an</strong>gegeben, dass ihnen nichts fehlt. Daraus lässt sich feststellen, dass denjenigen <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, eher keine Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen,<br />
als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen. Daraus lässt sich<br />
feststellen, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen, eher<br />
Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen, als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nicht<br />
nutzen.<br />
106
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Nutzung Vereine/Clubs“<br />
Nutzung Nicht-Nutzung Gesamt<br />
Frage 12<br />
Es gibt kein solches<br />
Angebot<br />
Ja 73.9% (263) 26.1% (93) 100% (356)<br />
Nein 73.5% (61) 26.5% (22) 100% (83)<br />
Frage 16 Ja Ja 77.2% (139) 22.8% (41) 100% (180)<br />
Nein 71.4% (185) 28.6% (74) 100% (259)<br />
Frage 17 Nichts Ja 76.2% (48) 23.8% (15) 100% (63)<br />
Nein 73.4%% (276) 26.6%% (100) 100% (376)<br />
Gesamt 73.8% (324) 26.2% (115) 100% (439)<br />
Tabelle 23: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung Vereine/Clubs“<br />
Anh<strong>an</strong>d der bivariaten Auswertung der unabhängigen Variable „Nutzung Vereine/Clubs“ mit<br />
den abhängigen Indikatoren „Bedürfnisabdeckung“, wird deutlich, dass 73.5% der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen, welche Mitglied in einem Verein/Clubs sind und 26.5% welche nicht Mitglied<br />
sind, die Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebote“ bei der Frage Es gibt Dinge die<br />
du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12) nicht <strong>an</strong>gekreuzt haben.<br />
Dies zeigt, dass die Be<strong>an</strong>twortung dieser Frage deutlich abhängig von der Nutzung der<br />
Vereine/Clubs ist. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, welche Vereine/Clubs nutzen, scheinen<br />
demnach eher <strong>an</strong>dere Gründe dafür zu haben, warum sie etwas, was sie gerne tun würden<br />
nicht machen können. Des Weiteren haben 77.2%% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche in<br />
einem Verein/Club sind und 22.8%%, welche nicht in einem Verein/Club sind, bei der Frage<br />
Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt?<br />
(Frage 16) die Antwortkategorie „Ja“ <strong>an</strong>gekreuzt. Dies zeigt, dass auch die Be<strong>an</strong>twortung<br />
dieser Frage abhängig von der Nutzung der Vereine/Clubs ist. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />
welche Mitglied in einem Verein/Club sind, scheinen demnach mehr der Meinung zu sein,<br />
dass es genügend Angebote gibt, als diejenigen, welche nicht in einem Verein/Club sind.<br />
Ausserdem haben 76.2%, der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Vereine/Clubs nutzen und<br />
23.8%, welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote<br />
fehlen dir? (Frage 17) <strong>an</strong>gegeben, dass ihnen nichts fehlt. Daraus lässt sich eine Abhängigkeit<br />
dahingehend abgleiten, dass denjenigen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen welche in Vereinen/Clubs<br />
107
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
sind, eher nichts fehlt, als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen welche nicht in einem Verein/Club<br />
sind.<br />
Gesamthaft lässt sich feststellen, dass die Be<strong>an</strong>twortung aller drei Indikatoren von der<br />
Nutzung der Vereine/Clubs abhängig ist, während nur die Antwort<strong>an</strong>gabe „Nichts“ der Frage<br />
Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) abhängig ist von der Nutzung der<br />
Jugendfachstelle. Der Vergleich der bivariaten Auswertungen der unabhängigen Variablen<br />
„Nutzung Jugendfachstelle“ und „Nutzung Vereine/Clubs“ mit dem Indikator „Nichts“ der<br />
Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) zeigt, dass denjenigen <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, eher nichts fehlt, als den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen die nicht in einem Verein/Club sind. Ausserdem fehlen denjenigen <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen welche in Vereinen/Clubs sind, eher keine Freizeit<strong>an</strong>gebote, als den <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen welche die Jugendfachstelle nutzen.<br />
6.2.3.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />
Für die Überprüfung der Hypothese, ob die Jugendfachstelle die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen mehr abdeckt als Vereine/Clubs, wollten wir eine lineare Regressions<strong>an</strong>alyse<br />
durchführen. Die Indikatoren, für die Bildung der unabhängigen Variablen „Nutzung<br />
Jugendfachstelle“ und „Nutzung Vereine/Clubs“, mussten nicht auf die Reliabilität überprüft<br />
werden. Für die Bildung des Index „Bedürfnisabdeckung“, wurden die Indikatoren jedoch auf<br />
ihre Reliabilität überprüft. Die Reliabilitätstestung zeigte jedoch, dass die drei Indikatoren<br />
nicht das Gleiche messen und deshalb daraus der Index, ohne gegen die Annahme der<br />
Zuverlässigkeit des Modells zu verstossen, nicht gebildet werden k<strong>an</strong>n. Der Cronbachs Alpha<br />
erreichte nur einen Wert von 0.216. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 209.<br />
Aufgrund dessen konnte die lineare Regression, für die Hypothesenüberprüfung, nicht<br />
durchgeführt werden. Somit k<strong>an</strong>n die H1-Hypothese, dass die Jugendfachstelle die<br />
Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdeckt, als Vereine/Clubs, nicht<br />
<strong>an</strong>genommen oder abgelehnt werden.<br />
108
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von<br />
Schik<strong>an</strong>e von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />
Familien<br />
Martina Löw (2001:214) beschreibt in ihrer Theorie der Raumsoziologe, dass die<br />
Möglichkeit, einen Raum zu konstituieren, von den vier Ebenen der Ungleichheit Reichtum,<br />
Wissen, R<strong>an</strong>g und Assoziation abhängig ist. <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien haben durch die fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnisse ihrer Eltern eine<br />
eingeschränkte Möglichkeit, einen Raum zu errichten und haben so im Vergleich mit <strong>an</strong>deren<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen einen Nachteil. Mit Hilfe der kostenlosen oder günstigen Angebote<br />
der Jugendfachstelle und der kostenfreien Jugendtreffs wird ihnen eine Möglichkeit geboten,<br />
trotz schlechter Bedingungen, einen Raum zu konstituieren. Daher die erste Hypothese,<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien nehmen die Angebote der<br />
Jugendfachstelle und den Jugendtreff vermehrt in Anspruch. Die fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnisse<br />
ihrer Eltern beeinflussen nicht nur ihre Freizeitaktivitäten, sondern auch die Möglichkeit, ihr<br />
soziales Umfeld aufzubauen. Darum sind <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />
Familien weniger in die Gesellschaft, das heisst Schule, Ausbildung oder Arbeit eingebunden<br />
als <strong>an</strong>dere. Folglich die zweite Hypothese <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />
Familien werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>en.<br />
Da beide Hypothesen von den fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen der Eltern ausgehen, wird zuerst<br />
eine deskriptive Analyse der unabhängigen Variable „Einkommensschwach“ gemacht.<br />
Anschliessend folgt eine deskriptive Beschreibung der beiden abhängigen Variablen<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“. Schliesslich werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines<br />
zweidimensionalen Chi-Quadrat-Tests die beiden Hypothesen überprüft.<br />
6.2.4.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators<br />
Die unabhängige Variable „Einkommensschwach“ wurde wie folgt zusammengesetzt. Um<br />
das subjektive Empfinden der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im Bezug auf ihre fin<strong>an</strong>zielle<br />
Situation in der Freizeit zu befragen, stellten wir die Fragen: Es gibt Dinge, die du gerne tun<br />
würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12) mit der Antwortkategorie: „Ich habe<br />
kein Geld“ und die Frage: Warum bist du in keinem Verein oder Club? (Frage 18a) mit der<br />
Antwortkategorie: „Ich habe nicht genügend Geld“. Um ein Gesamtbild über die fin<strong>an</strong>ziellen<br />
109
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Verhältnisse der Familien, in denen die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen leben, zu erhalten, stellten<br />
wir ihnen die Frage: Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung? (Frage 51).<br />
Hier interessierte uns von den drei Antwortkategorien „viel“, „genug“ und „zu wenig“ nur die<br />
letzte. Wir sind uns bewusst, dass dies nur das subjektive Empfinden der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen widerspiegelt und kein reales Bild ergibt, wie die fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Familienverhältnisse der Familien wirklich aussehen. Um ein Gesamtbild über die Situation<br />
zu erhalten in denen die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aufwachsen, fragten wir: Wer lebt bei dir zu<br />
Hause? (Frage 52) und Wie viele Zimmer hat eure Wohnung/Haus? (Frage 53). Um die<br />
einkommensschwachen Familien herauszufiltern, stellten wir die Bedingung auf, dass die<br />
Personen<strong>an</strong>zahl in den Haushalten grösser als die Zimmer<strong>an</strong>zahl sein müsse.<br />
In der folgenden Tabelle wird der gebildete Indikator „Einkommensschwach“ nach<br />
verschiedenen Aspekten betrachtet, um ein Gesamtbild von diesem zu erhalten.<br />
110
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Einkommensschwach“<br />
Geschlecht<br />
Alter<br />
Nicht –<br />
Schwach<br />
Schwach<br />
Gesamt<br />
Weiblich 64.4% (139) 35.6% (77) 100% (216)<br />
Männlich 53% (107) 47% (95) 100% (202)<br />
6. Klasse 63.4% (121) 36.6% (70) 100% (191)<br />
9. Klasse 55.6% (94) 44.4% (75) 100% (169)<br />
18-Jährige 54.2% (32) 45.8% (27) 100% (59)<br />
Nationalität<br />
Einwohnerzahl<br />
der Gemeinden<br />
Beitritt<br />
Jugendtreff<br />
Nutzung<br />
Schweizer 60.1% (224) 39.9% (149) 100% (373)<br />
Nicht-Schweizer 51.1% (23) 48.9% (22) 100% (45)<br />
0-1500 50.4% (67) 49.6% (66) 100% (133)<br />
1501-3000 67.6% (73) 32.4% (35) 100% (108)<br />
3001-4500 60.6% (106) 39.4% (69) 100% (175)<br />
Beitritt 58.7% (220) 41.3% (155) 100% (375)<br />
Nicht-Beitritt 63.4% (26) 36.6% (15) 100% (41)<br />
Ja 63.3% (179) 36.7% (104) 100% (283)<br />
Nein 50.4% (67) 49.6% (66) 100% (133)<br />
Nutzer 61.8% (126) 38.2% (78) 100% (204)<br />
Nicht-Nutzer 40.4% (23) 59.6% (34) 100% (57)<br />
Gesamt 58.9% (247) 41.1% (172) 100% (419)<br />
Tabelle 24: Übersicht „Einkommensschwach“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
Insgesamt stammen 41.1% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien, das bedeutet, dass knapp die Hälfte der Befragten für<br />
unsere beiden Hypothesen überprüft werden können.<br />
Die verschiedenen Aspekte zeigen, dass der Unterschied zwischen den männlichen und den<br />
weiblichen Befragten 12% beträgt. Weiter spielt die Nationalität eine große Rolle, vor allem<br />
Nicht-Schweizer/innen sind von der Armut betroffen und liegen fast 8% über dem<br />
Durchschnitt, während die Schweizer/innen nur knapp unter dem Schnitt liegen. Zudem<br />
stammen in den kleinen Gemeinden, mit bis zu 1500 Einwohnern, fast 50% der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien. Bei den mittleren Gemeinden<br />
(3000 Einwohnern) liegt der Schnitt bei nur 32.4% und liegt somit unter dem Durchschnitt.<br />
111
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Nur bei grossen Gemeinden, mit bis zu 4500 Einwohnern, ist keine grosse Abweichung vom<br />
Durchschnitt ersichtlich. Ein grosser Unterschied zeigt sich bei den Gemeinden mit und ohne<br />
Jugendtreff. Hier liegt der Unterschied bei rund 13%, wobei die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien vermehrt in Gemeinden leben, in denen es keine<br />
Jugendtreffs gibt. Schliesslich zeigt sich ein grosser Unterschied bei der Nutzung der<br />
Jugendfachstelle. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle nutzen, sind zu 60%<br />
Einkommensschwach und liegen somit fast 20% über dem Durchschnitt. Nicht g<strong>an</strong>z so<br />
gravierende Unterschiede zeigen sich bei den Aspekten Alter und Beitritt. Auffallend beim<br />
Alter ist die Zunahme der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien.<br />
Abschliessend k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass die Variable „Einkommensschwach“ diverse<br />
Einflussfaktoren hat.<br />
Nach diesem Überblick über den Indikator „Einkommensschwach“ untersuchen wir, wie viele<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendliche das Gefühl haben, dass ihre Familien zu wenig Geld zur Verfügung<br />
haben. Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung? (Frage 51) mit den<br />
Antwortkategorien: „Viel“, „Genug“ und „Zu wenig“.<br />
Frage 51<br />
Absolute Häufigkeiten<br />
Relative Häufigkeiten<br />
Viel<br />
47 11.1%<br />
Genug 357 84.4%<br />
Zu wenig 19 4.5%<br />
Gesamt 423 100%<br />
Tabelle 25: Häufigkeitstabelle Frage 51<br />
Diese Häufigkeitstabelle zeigt, dass sich die meisten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der<br />
Mittelschicht einstufen, nämlich 84.4%. Nur 4.5% haben das Gefühl, dass ihre Familie nicht<br />
genügend Geld zur Verfügung haben. Bei unserer Befragung wird ersichtlich, dass viele<br />
Familien sich in der Mitte befinden. Nur wenige haben das Privileg „zu viel Geld“ zur<br />
Verfügung zu haben. Beim Vergleich der beiden Tabellen wird erkennbar, dass oben 41.1%<br />
aus einkommensschwachen Verhältnissen stammen und unten geben nur 4.5% der Befragten<br />
<strong>an</strong> aus Familien mit geringen fin<strong>an</strong>ziellen Mitteln zu kommen. Dieser Unterschied erklärt sich<br />
durch die Zusammenstellung der Variablen „Einkommensschwach“, hier wurden mehrer<br />
112
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Aspekte berücksichtigt, wie zum Beispiel das subjektive Empfinden der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen in Bezug auf ihre Freizeit, wie beim Beschrieb weiter oben ersichtlich ist und<br />
bei der Frage 51 geht es nur um die fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnisse der Eltern der Befragten.<br />
Nach diesem Beschrieb des Hauptindikators untersuchen wir nun die beiden Indikatoren<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“.<br />
6.2.4.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />
In diesem Abschnitt gehen wir zuerst auf die abhängige Variable „Nutzung Jugendfachstelle/-<br />
treff“ und d<strong>an</strong>ach auf „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ein.<br />
Nutzung Jugendfachstelle/-treff<br />
Die abhängige Variable „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ wurde aus den folgenden Variablen<br />
zusammengefügt. Um zu erfahren, wo sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer Freizeit<br />
aufhalten, stellten wir ihnen die folgenden Fragen: Wo bist du in deiner Freizeit in einer<br />
gewöhnlichen Schulwoche? (Frage 8) mit der Antwortkategorie „Jugendtreff“ und Was<br />
machst du in einer normalen Schulwoche in deiner Freizeit? (Frage 11) mit der<br />
Antwortkategorie „Ich verbringe Zeit im Jugendtreff“. Damit wir eine Kontrolle haben, ob sie<br />
wirklich den Jugendtreff besuchen, stellten wir ihnen die Frage: Besuchst du einen Jugendtreff<br />
(Frage 27) wobei uns hier nur die Antwortkategorie „Ja, jede Woche“ interessierte. Mit der<br />
Frage: Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22) wollten wir<br />
wissen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen schon Kontakt mit der Jugendfachstelle hatten und ob<br />
sie die Angebote schon einmal be<strong>an</strong>spruchten. Bei den Antwortkategorien berücksichtigten<br />
wir die drei meist gen<strong>an</strong>nten „Workshop“, „Ferien<strong>an</strong>gebote“ und „selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />
Jugendprojekte“. Nachfolgend ist eine Tabelle mit den Häufigkeiten der einzelnen Fragen,<br />
welche zusammen den Indikator bilden.<br />
113
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Ja Nein Gesamt<br />
Frage 8 Jugendräume 15% (44) 85% (249) 100% (439)<br />
Frage 11 Jugendtreff 10.6% (31) 89% (260) 100% (439)<br />
Frage 22<br />
Workshop 18.7% (82) 81.3% (357) 100% (439)<br />
Ferien 27.1% (119) 72.9% (320) 100% (439)<br />
Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />
Jugendprojekte<br />
9.9% (29) 90.1% (263) 100% (439)<br />
Frage 27 Ja, jede Woche 11.3% (27) 88.7% (211) 100% (439)<br />
Gesamt 69.4% (213) 30.6% (94) 100% (439)<br />
Tabelle 26: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />
Betrachtet m<strong>an</strong> diese Tabelle, wird sichtbar, dass nur wenige die einzelnen Antworten<br />
<strong>an</strong>gekreuzt haben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei den Fragen 8 und 11 um<br />
offene Fragen h<strong>an</strong>delt und somit sehr unterschiedliche Antworten gegeben wurden, welche<br />
kategorisiert wurden. Die <strong>an</strong>deren Fragen hatten mehrere Antwortmöglichkeiten und die<br />
Befragten konnten mehrere Antworten geben, deshalb liegen die Werte zwischen 9% bis<br />
28%. Die gebildete Variable „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ zeigt, dass insgesamt fast 70%<br />
der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Angebote der Jugendfachstelle und/oder die<br />
Jugendtreffs nutzen.<br />
M<strong>an</strong> sieht zwischen den einzelnen Fragen einen recht grossen Unterschied. Gerade was die<br />
Angebote der Jugendfachstelle <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt, ist die Nutzung höher, als diejenige der<br />
Jugendtreffs (Ausnahme „Selbstorg<strong>an</strong>isierte Jugendprojekte“, bei denen nur die 9. Klasse und<br />
die 18-Jährigen befragt wurden). Beispielsweise werden Ferien<strong>an</strong>gebote der Jugendfachstelle<br />
Region <strong>Konolfingen</strong> zu 27.1% genutzt, was etwa einem Viertel aller befragten entspricht.<br />
Auch die <strong>an</strong>gebotenen Workshops werden von fast 20% genutzt.<br />
Um einen ersten Eindruck zu erhalten, wie sich die beiden Indikatoren<br />
„Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ beeinflussen, werden die<br />
einzelnen Variablen mit dem Hauptindikator gekreuzt.<br />
114
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach<br />
Schwach<br />
Frage 8 Jugendräume Ja 14.8% (23) 15.3% (19)<br />
Nein 85.2% (132) 84.7% (105)<br />
Gesamt 100% (155) 100% (124)<br />
Frage 11 Jugendtreff Ja 7.2% (11) 13.7% (17)<br />
Nein 92.8% (142) 86.3% (107)<br />
Gesamt 100% (153) 100% (124)<br />
Frage 22 Workshop Ja 21.1% (52) 15.1% (26)<br />
Nein 78.9% (195) 84.9% (146)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Ferien Ja 32% (79) 21.5% (37)<br />
Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />
Jugendprojekte<br />
Nein 68% (168) 78.5% (135)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Ja 9.1% (14) 11.3% (14)<br />
Nein 90.9% (140) 88.7% (110)<br />
Gesamt 100% (154) 100% (124)<br />
Frage 27 Ja, jede Woche Ja 9.5% (12) 12.7% (13)<br />
Nein 90.5% (114) 87.3% (89)<br />
Gesamt 100% (126) 100% (102)<br />
Tabelle 27: Kreuztabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />
„Einkommensschwach“<br />
Anh<strong>an</strong>d der Tabelle erkennen wir, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />
Familien die Jugendtreffs/-räume mehr nutzen als <strong>an</strong>dere, <strong>an</strong>ders sieht es bei den Angeboten<br />
der Jugendfachstelle aus. Was „Ferien“ und „Workshops“ betrifft, werden die Angebote von<br />
Nicht Einkommensschwachen stärker genutzt als von einkommensschwachen <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen. Bei den Jugendräumen (Frage 8) ist der Unterschied nur gering, aber bei Frage<br />
11 sind es fast doppelt so viele befragte <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus armen Familien. Es zeigt<br />
sich ein Unterschied von 3% bei der wöchentlichen Nutzung des Jugendtreffs. Bei den<br />
Angeboten der Jugendfachstelle ist eine stärkere Nutzung zu sehen als zu den Jugendtreffs.<br />
Allerdings nutzen hier die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht<br />
einkommensschwachen Familien die Angebote mehr, ausser den selbstorg<strong>an</strong>isierten<br />
Projekten, wo ein Unterschied von 2% besteht. Insgesamt ist erkennbar, dass die befragten<br />
115
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien insbesondere vermehrt die<br />
Jugendtreffs nutzen und weniger die Angebote der Jugendfachstelle. Dies bestätigt somit<br />
unsere Hypothese.<br />
Opfer Schik<strong>an</strong>e<br />
Um zu erfahren, wie die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen Schik<strong>an</strong>e erleben und wen sie als typisches<br />
Opfer sehen, fragten wir sie: Oftmals ist m<strong>an</strong> Zuschauer von Schik<strong>an</strong>en, was sind deine<br />
Beobachtungen, wer glaubst du, wird am meisten schik<strong>an</strong>iert? (Frage 43). In der<br />
untenstehenden Tabelle ist eine Übersicht über die Häufigkeiten der einzelnen Antworten zu<br />
sehen.<br />
Frage 43<br />
Absolute Häufigkeiten<br />
Relative Häufigkeiten<br />
Mädchen 93 14.7%<br />
Jungen 88 13.9%<br />
Schweizer 40 6.3%<br />
Ausländer 245 38.8%<br />
Arme Familien 106 16.8%<br />
Andere 60 9.5%<br />
Gesamt 632 100%<br />
Tabelle 28: Häufigkeitstabelle Frage 43<br />
Am meisten, mit 38.8%, werden laut Beobachtung der Befragten ausländische <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche schik<strong>an</strong>iert. Schon auf dem zweiten Platz mit 16.8%, stehen <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche aus einkommensschwachen Familien. Wie bei den absoluten Zahlen sichtbar, war<br />
dies eine Frage mit Mehrfach<strong>an</strong>tworten. Knapp unter den einkommensschwachen Familien<br />
liegen die beiden Geschlechter. Bei der Antwortkategorie „Andere“ wurden Eigenschaften<br />
gen<strong>an</strong>nt wie introvertiert, dumme, kleine, nicht gutaussehend, arrog<strong>an</strong>t oder Leute wie<br />
Aussenseiter, Frauenschänder, Schlampen, Zigeuner, Streber, Homosexuelle, Behinderte,<br />
Leute die eine <strong>an</strong>dere Meinung haben und Einzelkinder.<br />
Die abhängige Variable „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ setzt sich wie folgt zusammen. Um zu erfahren ob<br />
die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche überhaupt Opfer von Schik<strong>an</strong>e sind fragten wir sie: Wirst du<br />
schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41). Von den vier Antwortkategorien „Oft“, „m<strong>an</strong>chmal“, „selten“ und<br />
116
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„nie“ interessierten uns für die Be<strong>an</strong>twortung unserer Hypothese nur die beiden ersten<br />
Antworten. Zur Kontrolle, ob die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wirklich schon einmal<br />
Schik<strong>an</strong>e erlebten, stellten wir ihnen die Frage: Wo wirst oder wurdest du schik<strong>an</strong>iert? (Frage<br />
42). Hier interessierten uns alle Antwortkategorien, ausser die erste „nirgends“. Anschliessend<br />
folgt eine Tabelle mit den Häufigkeiten der einzelnen Fragen, die zusammen den Indikator<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ bilden.<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Frage 41<br />
Oft 3.9% (17) 96.1% (422) 100% (439)<br />
M<strong>an</strong>chmal 14.3% (62) 85.7% (377) 100% (439)<br />
Zu Hause 11.6% (51) 88.4% (388) 100% (439)<br />
Schule 43.3% (190) 56.7% (249) 100% (439)<br />
Schulweg 10.3% (45) 89.7% (394) 100% (439)<br />
Frage 42<br />
Dorf 5.5% (24) 94.5% (415) 100% (439)<br />
Vereine/Clubs 4.3% (19) 95.7% (420) 100% (439)<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
Jugendfachstelle<br />
1.1% (5) 98.9% (434) 100% (439)<br />
Freundeskreis 5.2% (23) 94.8% (416) 100% (439)<br />
Stadt 0.2% (1) 99.8% (438) 100% (439)<br />
Gesamt 58.3% (253) 41.7% (181) 100% (439)<br />
Tabelle 29: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />
Bei der gebildeten Variablen „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ wird sichtbar, dass insgesamt fast 60% der<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden. Dies zeigt, dass es ein<br />
wichtiges Thema ist, welches beh<strong>an</strong>delt werden muss. Bei der Frage Wirst du Schik<strong>an</strong>iert?<br />
haben knapp 4% <strong>an</strong>gegeben, oft Opfer von Schik<strong>an</strong>en zu werden und 14% m<strong>an</strong>chmal Opfer<br />
zu werden. Dies zeigt, dass die subjektive Anschauung klar unter der Gesamten liegt. Am<br />
meisten werden die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Schule schik<strong>an</strong>iert. Zu Hause<br />
und auf dem Schulweg nur noch zu rund 10%. Es wird sichtbar, dass die Schik<strong>an</strong>e ein<br />
wichtiges Thema ist, welches vor allem in den Schulen beh<strong>an</strong>delt werden muss.<br />
Um einen ersten Überblick zu erhalten, wie sich die beiden Indikatoren<br />
„Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ beeinflussen, werden die einzelnen Variablen<br />
mit dem Hauptindikator gekreuzt.<br />
117
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach<br />
Schwach<br />
Frage 41 Opfer 16.3% (40) 21.8% (37)<br />
Kein Opfer 83.7% (205) 78.2% (133)<br />
Gesamt 100% (245) 100% (170)<br />
Frage 42 Zu Hause Ja 8.1% (20) 16.3% (28)<br />
Nein 91.9% (227) 83.7% (144)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Schule Ja 41.3% (102) 47.1% (81)<br />
Nein 58.7% (145) 52.9% (91)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Schulweg Ja 13% (32) 5.8% (10)<br />
Nein 87% (215) 94.2% 162()<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Dorf Ja 4% (10) 6.4% (11)<br />
Nein 96% (237) 93.6% (161)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Vereine/Clubs Ja 3.6% (9) 5.8% (10)<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
Jugendfachstelle<br />
Nein 96.4% (238) 94.2% (162)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Ja 1.2% (3) 1.2% (2)<br />
Nein 98.8% (244) 98.8% (170)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Freundeskreis Ja 5.3% (13) 5.2% (9)<br />
Nein 94.7% (234) 94.8% (163)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Stadt Ja 0% (0) 0.6% (1)<br />
Tabelle 30: Übersicht der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />
Nein 100% (247) 99.4% (171)<br />
Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />
Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien übertreffen in<br />
fast allen Bereichen die <strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>. Am auffälligsten ist hier die Antwortkategorie „Zu<br />
Hause“, wo die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen doppelt so häufig Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden. Der<br />
118
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
nächste Unterschied ist in der „Schule“ messbar, gefolgt vom „Dorf“. Bei der Frage nach der<br />
Häufigkeit von Schik<strong>an</strong>e werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />
Familien etwa 5% häufiger Opfer. Auf dem „Schulweg“ ist das Gegenteil sichtbar. Hier<br />
werden die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen Familien gut doppelt<br />
so häufig Opfer von Schik<strong>an</strong>e als die <strong>an</strong>deren. Sehr geringe oder keine Unterschiede bestehen<br />
bei den „Ver<strong>an</strong>staltungen der Jugendfachstelle“, „Freundeskreis“ und „Stadt“. Insgesamt ist<br />
die Tendenz sichtbar, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien<br />
vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden, was unsere Hypothese bestätigt.<br />
6.2.4.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />
Nach dieser deskriptiven Beschreibung der gebildeten Indikatoren wird nun ein<br />
zweidimensionaler Chi-Quadrat-Test durchgeführt, um zu überprüfen, ob ein Unterschied<br />
besteht zwischen der Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und der Opfer von Schik<strong>an</strong>e von<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche aus Familien mit verschiedenen fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen<br />
kommen.<br />
Um einen zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test durchführen zu können, müssen folgende<br />
Voraussetzungen erfüllt sein:<br />
o Unabhängige Stichproben<br />
o Erwartungswerte müssen für alle Kategorien allen Stichproben > 0 sein<br />
o Erwartungswerte dürfen max. 20% der Zellen < 5 sein<br />
o Nominal- und Ordinalskalenniveau<br />
Eigentlich werden bei dieser Testung die beobachteten Werte mit den erwarteten Werten<br />
verglichen. Die erwarteten Werte werden von SPSS selber berechnet, da m<strong>an</strong> bei ihnen von<br />
einer Gleichverteilungs<strong>an</strong>nahme ausgeht. Somit werden beim SPSS die ersten drei<br />
Voraussetzungen selber überprüft und beachtet. Bei den Outputs wird d<strong>an</strong>n vermerkt, wenn<br />
eine dieser Voraussetzungen nicht gegeben ist. Die vierte Voraussetzung ist bei unseren Daten<br />
gegeben. Alle drei Variabeln sind nominalskaliert.<br />
Zuerst prüfen wir den Zusammenh<strong>an</strong>g der „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und d<strong>an</strong>ach<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ mit dem Hauptindikator „Einkommensschwach“.<br />
Testung Nutzung Jugendfachstelle/-treff<br />
119
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Zu Beginn versuchen wir mit einer Kreuztabelle den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />
unabhängigen Variablen „Einkommensschwach“ und der abhängigen Variablen „Nutzung<br />
Jugendfachstelle/-treff“ zu ver<strong>an</strong>schaulichen.<br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />
„Nutzung<br />
Jugendfachstelle/-<br />
treff“<br />
Nutzung 73% (130) 62.4% (73) 31.2% (203)<br />
Nicht-Nutzung 27% (48) 37.6% (44) 31.2% (92)<br />
Gesamt 100% (178) 100% (117) 100% (295)<br />
Tabelle 31: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />
Von allen befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien nehmen<br />
62.4% die Angebote der Jugendfachstelle und besuchen die Jugendtreffs, im Vergleich dazu<br />
nutzen die <strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen diese Angebote mit 73% mehr. Allerdings ist zu<br />
beachten, dass bei den nicht einkommensschwachen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nicht nur die<br />
einkommensstarken, sondern auch solche aus der Mittelschicht mitgezählt werden.<br />
„Einkommensschwach“<br />
Chi-Quadrat-Wert<br />
Signifik<strong>an</strong>z<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ 3.725 0.027<br />
Tabelle 32: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />
Bei der Testung der Hypothese ergaben sich eine Signifik<strong>an</strong>z von 2.7% und ein Chi-Quadrat-<br />
Wert von 3.725, d.h. dass die Hypothese <strong>an</strong>genommen wurde und somit <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Angebote der Jugendfachstelle und die<br />
Jugendtreffs häufiger nutzen.<br />
Es folgt nun eine Testung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Kontrollvariablen Klasse, Geschlecht und<br />
Wohngemeinde um zu verstehen wie ihr Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen den<br />
Variablen „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ aussieht.<br />
Kontrollvariable Klasse:<br />
Die Kontrollvariable Klasse ergab kein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis und somit ist kein<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g gegeben. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 210.<br />
120
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Kontrollvariable Geschlecht:<br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />
Weiblich Nutzung 73.5% (72) 66% (35) 70.9% (107)<br />
Nicht–Nutzung 26.5% (26) 34% (18) 29.1% (44)<br />
Gesamt 100% (98) 100% (53) 100% (151)<br />
Männlich Nutzung 73.4% (58) 59.4% (38) 67.1% (96)<br />
Nicht–Nutzung 26.6% (21) 40.6% (26) 32.9% (47)<br />
Gesamt 100% (79) 100% (64) 100% (143)<br />
Tabelle 33: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ aufgeteilt nach<br />
Geschlecht<br />
Auffallend ist zu erkennen, dass bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus nicht<br />
einkommensschwachen Familien fast kein Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht,<br />
während bei den Einkommensschwachen ein Unterschied von 6% messbar ist. Bei den<br />
einkommensschwachen Befragten überwiegt der weibliche Anteil. Der Unterschied der<br />
Nutzung der Angebote der Jugendfachstelle und Jugendtreffs ist bei den männlichen<br />
Befragten grösser als bei den weiblichen. Interess<strong>an</strong>t ist nun die Signifik<strong>an</strong>z in der folgenden<br />
Tabelle.<br />
„Einkommensschwach“<br />
Chi-Quadrat-Wert<br />
Signifik<strong>an</strong>z<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ Weiblich 0.920 0.169<br />
Männlich 3.160 0.038<br />
Tabelle 34: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle“ aufgeteilt<br />
nach Geschlecht<br />
Der Chi-Quadrat-Test zeigt, dass der Einfluss des Geschlechtes unterschiedlich ist. Bei den<br />
männlichen Befragten ist der Einfluss mit 3.8% signifik<strong>an</strong>t und bei den weiblichen ist ein<br />
nicht signifik<strong>an</strong>ter Wert von 16.9% und ein Chi-Quadrat-Wert von 0.920 messbar. Dies<br />
bedeutet, dass das männliche Geschlecht einen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
besitzt, während das weibliche keinen Einfluss hat.<br />
Kontrollvariable Wohngemeinde Beitritt:<br />
121
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />
Beitritt Nutzung 74.5% (117) 63.8% (67) 70.2% (184)<br />
Nicht–Nutzung 25.5% (40) 36.2% (38) 29.8% (78)<br />
Gesamt 100% (157) 100% (105) 100% (262)<br />
Nicht–<br />
Beitritt<br />
Nutzung 61.9% (13) 54.5% (6) 59.4% (19)<br />
Nicht–Nutzung 38.1% (8) 45.5% (5) 40.6% (13)<br />
Gesamt 100% (21) 100% (11) 100% (32)<br />
Tabelle 35: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ aufgeteilt nach<br />
Beitritt der Gemeinden<br />
Die obenstehende Tabelle zeigt, dass die Befragten, welche aus einkommensschwachen<br />
Familien stammen, die Angebote der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs weniger nutzen<br />
als die <strong>an</strong>deren. Bei den Gemeinden die vor 2010 der Jugendfachstelle beigetreten sind, ist ein<br />
Unterschied von gut 10% messbar zwischen den verschiedenen fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen,<br />
aus denen die Befragten stammen und deren Nutzung der Angebote der Jugendfachstelle und<br />
des Jugendtreffs. Bei denjenigen die der Jugendfachstelle erst 2010 beigetreten sind, ist ein<br />
Unterschied von knapp 8% messbar. Allerdings nutzen in den Gemeinden, welche bereits<br />
Mitglieder der Jugendfachstelle vor 2010 waren, mehr Befragte aus einkommensschwachen<br />
Verhältnissen die Angebote der Jugendfachstelle und Jugendtreffs, als in den <strong>an</strong>deren<br />
Gemeinden, die erst 2010 beigetreten sind.<br />
„Einkommensschwach“<br />
Chi-Quadrat-Wert<br />
Signifik<strong>an</strong>z<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ Beitritt 3.454 0.032<br />
Nicht - Beitritt 0.162 0.344<br />
Tabelle 36: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle“ aufgeteilt<br />
nach Beitritt der Gemeinden<br />
Der Chi-Quadrat-Test zeigt, dass der Beitritt mit einem Chi-Quadrat-Wert von 3.454 mit<br />
3.2% signifik<strong>an</strong>t ist, im Unterschied zu den Gemeinden die erst später beigetreten sind. Dort<br />
ist kein signifik<strong>an</strong>ter Unterschied bei der Nutzung messbar. Dies sagt aus, dass der Beitritt zur<br />
Jugendfachstelle einen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />
„Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ hat. Abschliessend k<strong>an</strong>n<br />
122
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
festgehalten werden, dass nur die Variablen Geschlecht und Wohngemeinde gesplittet nach<br />
Beitritt, respektive Nicht-Beitritt zur Jugendfachstelle einen Einfluss auf die Nutzung der<br />
Jugendfachstelle und Jugendtreffs von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />
Familien hat.<br />
Testung Opfer Schik<strong>an</strong>e<br />
Die Testung der Hypothese mit dem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test hat keinen<br />
signifik<strong>an</strong>ten Wert ergeben und somit ist sie nicht <strong>an</strong>genommen. Weitere Informationen dazu<br />
stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 211.<br />
6.2.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />
gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen<br />
Die Peer-Education-Theorie beschreibt Projekte, die von und für Jugendliche org<strong>an</strong>isiert<br />
werden. In der Praxis existieren keine Projekte, die von <strong>Kinder</strong>n org<strong>an</strong>isiert sind. Für die<br />
Auswertung dieser Hypothese werden daher nur die Jugendlichen, das heisst die befragten der<br />
9. Klasse und die 18-Jährigen, einbezogen. Die <strong>Kinder</strong> der 6. Klasse werden nicht<br />
berücksichtigt.<br />
Wir wollen herausfinden, welchen Einfluss solche Projekte auf die teilnehmenden<br />
Jugendlichen haben. Dabei wird in der Theorie ein positiver Effekt der Projekte auf die<br />
Stellung der Jugendlichen gegenüber Erwachsenen vorausgesagt, da sie durch solche Projekte<br />
lernen, ihre Bedürfnisse gegen aussen zu vertreten (Kaestner 2003:53). Mit der Teilnahme <strong>an</strong><br />
Peer-Education-Projekten sollte ein positives Selbstbild der Jugendlichen gefördert werden, in<br />
dem das Selbstvertrauen und des Selbstwertgefühl des Jugendlichen verbessert wird.<br />
(Kaestner 2003:62).<br />
Für die Auswertung der Hypothese werden zuerst die Bedürfnisse nach Peer-Education-<br />
Projekten <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Indikators erhoben und deskriptiv ausgewertet. D<strong>an</strong>ach werden die<br />
beiden abhängigen Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbstbild“, in Bezug<br />
auf die unabhängige Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“, deskriptiv<br />
betrachtet. In einem dritten Teil wird eine einfache lineare Regression durchgeführt, um<br />
aufzeigen zu können, welchen Einfluss die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten auf die<br />
Stellung gegenüber Erwachsenen und das Selbstbild der befragten Jugendlichen haben k<strong>an</strong>n.<br />
123
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.5.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators<br />
Das Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Frage Es braucht<br />
jem<strong>an</strong>d, der den Jugendlichen hilft, Freizeitideen zu entwickeln (Frage 15A) herauslesen. Dies<br />
ist insofern ein Indikator für Peer-Education-Projekte, weil diese Frage das Bedürfnis nach<br />
der Org<strong>an</strong>isation von Freizeitideen misst und Peer-Education-Projekte eine Form der<br />
Org<strong>an</strong>isation von Freizeitideen ist. Insofern gibt die Frage eine Berechtigung für die<br />
Aufgleisung solcher Projekte. Dabei wurde der Datensatz aufgeteilt, so dass nur die<br />
Ergebnisse der 9. Klasse und der 18-Jährigen zu sehen sind. In den folgenden Tabellen<br />
werden die Bedürfnisse nach verschiedenen Aspekten betrachtet, um ein Gesamtbild von<br />
diesen zu erhalten.<br />
Die unabhängige Variable bezeichnet die „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“. Dies<br />
wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Frage Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage<br />
22) mit der Antwortkategorie: „Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten“ und<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Frage Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet<br />
oder teilgenommen hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23) bei der alle<br />
Items ausser „Noch nie mitgemacht“ wichtig für unsere Berechnung sind.<br />
124
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Frage 15a<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht Männlich 32.5% (37) 67.5% (77) 100% (114)<br />
Weiblich 39.8%(43) 60.2% (65) 100% (108)<br />
Alter 9. Klasse 30.6% (52) 69.4% (118) 100% (170)<br />
18-Jährige 52.5% (28) 47.2% (25) 100% (53)<br />
Nationalität Nicht-Schweizer 59.1% (13) 40.9% (9) 100% (22)<br />
Schweizer 33.3% (67) 66.7% (134) 100% (201)<br />
Subregionen A 30.3% (23) 69.7% (53) 100% (76)<br />
B 46.4% (26) 53.6% (30) 100% (56)<br />
C 34.4% (31) 65.6% (59) 100% (90)<br />
Einkommen Nicht-Schwach 32.8% (40) 67.2% (82) 100%(122)<br />
Schwach 38.9% (37) 61.1% (58) 100%(95)<br />
Nutzung Jugendfachstelle Nutzer 42.5% (57) 57.5% (77) 100% (134)<br />
Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />
Education-Projekten<br />
Nicht-Nutzer 25.8% (23) 74.2% (66) 100% (89)<br />
Teilnehmer 36.4% (24) 63.6% (42) 100% (66<br />
Nicht-Teilnehmer 35.7% (56) 64.3% (101) 100% (157)<br />
Gesamt 35.9% (80) 64.1% (143) 100% (223)<br />
Tabelle 37: Übersicht Frage 15a <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
Im Gesamten betrachtet besteht das Bedürfnis nach Freizeitideen zu 35.9% bei den befragten<br />
Jugendlichen. Dies bedeutet, dass solch ein Bedürfnis durchaus besteht, es sich jedoch nur bei<br />
weniger als der Hälfte der Jugendlichen zeigt.<br />
Wenn m<strong>an</strong> davon ausgeht, dass sich die verschiedenen Aspekte prozentmässig nicht stark von<br />
der Tendenz des Gesamten unterscheiden sollten, fallen einige Gruppen ins Auge. Während<br />
sich beim Geschlecht, dem Einkommen und der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten,<br />
keine grosse Unterschiede zwischen den Ausprägungen zeigen und diese auch im<br />
Gesamttrend liegen, werden bei <strong>an</strong>deren Aspekten grosse Unterschiede sichtbar. Was das<br />
Alter <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt so liegt die 9. Klasse in der allgemeinen Tendenz, während sich die 18-<br />
Jährigen von dieser unterscheiden. Mit 52.5% ist das Bedürfnis nach der Entwicklung von<br />
Freizeitideen bei dieser Altersklasse sehr ausgeprägt. Auch die Nicht-Schweizer zeigen, was<br />
das Bedürfnis betrifft, eine gegensätzliche Tendenz auf. Ihr Bedürfnis nach der Entwicklung<br />
von Freizeitideen ist sehr hoch, und liegt bei 59.1%. Wenn m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>eben die Schweizer<br />
125
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
betrachtet, so liegt ihr Bedürfnis mit 33.3% sogar etwas unter dem Gesamttrend. Damit ist der<br />
Unterschied zwischen Schweizer und Nicht-Schweizer bei gut 25%. Bei den Subregionen fällt<br />
die Region B auf, bei der das Bedürfnis doch recht viel höher ist als der Durchschnitt. Auch<br />
auffallend ist der grosse Unterschied zwischen den Nutzern und den Nicht-Nutzern. Die<br />
Nutzer der Jugendfachstelle haben, gegenüber den Nicht-Nutzern ein stärkeres Bedürfnis<br />
d<strong>an</strong>ach, Hilfe bei der Entwicklung von Freizeitideen zu erhalten. Die Nutzer liegen um ca. 8%<br />
über der Gesamtheit, die Nicht-Nutzer ca. 10% darunter, was zwischen den beiden Gruppen<br />
einen Unterschied von ca. 18% ergibt.<br />
Abschliessend lässt sich festhalten, dass das Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten,<br />
gemessen <strong>an</strong> diesem Indikator, besteht. Dabei gibt es viele Indikatoren, die einen Einfluss auf<br />
das Bedürfnis haben. Diese sind insbesondere Alter, Nationalität und Nutzung der<br />
Jugendfachstelle.<br />
6.2.5.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />
Die Abhängigen Variablen sind zum einen die „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und zum<br />
<strong>an</strong>deren das „Selbstbild“ der befragten Jugendlichen. Um etwas über die Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen aussagen zu können, erhoben wir die Frage Wenn du bereits <strong>an</strong> einem<br />
selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet oder teilgenommen hast, wie waren die<br />
Reaktionen der Erwachsenen (Eltern, Lehrern, Verw<strong>an</strong>dten, Bek<strong>an</strong>nten)? (Frage 23) dazu<br />
wählten wir die Items „Nach dem erfolgreichen Projekt trauten sie mir mehr zu“ und „Seit<br />
dem Projekt nehmen sie mich ernster“ als Indikator für die verbesserte Stellung der<br />
Jugendlichen aus.<br />
Frage 23<br />
Absolute Häufigkeiten Relative Häufigkeiten<br />
Freude 34 44.1%<br />
Dagegen/ Misstrauisch 2 2.6%<br />
Wussten es nicht 7 9%<br />
Trauten mir mehr zu 4 5.2%<br />
Nehmen mich ernster 6 7.8%<br />
Keine gute Org<strong>an</strong>isation 1 1.3%<br />
Egal 23 30%<br />
Gesamt 77 100%<br />
Tabelle 38: Häufigkeitstabelle Frage 23<br />
126
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Bei diesen Indikatoren war es nicht möglich, den Bezug zur Teilnahme oder Nicht-Teilnahme<br />
<strong>an</strong> Peer-Education-Projekten herauszufiltern, da die Frage 23 voraussetzte, dass m<strong>an</strong> bereits<br />
<strong>an</strong> einem Projekt teilgenommen hat. Hier wird bereits sichtbar, dass die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />
Education-Projekten einen geringen Einfluss auf die Stellung hat. Beide Prozentwerte liegen<br />
unter 10% und sind klar untervertreten gegenüber den <strong>an</strong>deren Antwortmöglichkeiten. Wenn<br />
m<strong>an</strong> jedoch nach positiven und negativen Reaktionen der Eltern unterscheidet, wird sichtbar,<br />
dass die negativen Reaktionen (dazu wird „dagegen/misstrauisch“ und „keine gute<br />
Org<strong>an</strong>isation“ gezählt) viel tiefer sind als die positiven. Auch auffällig ist der grosse Anteil<br />
derjenigen, die <strong>an</strong>gaben, dass die Eltern nichts davon wussten oder es ihnen egal war.<br />
Um das Selbstbild der befragten Jugendlichen herauszufiltern, wählten wir verschiedene<br />
Indikatoren. Zum einen sagt die Frage Die nächste Frage bezieht sich darauf, wie du dich<br />
selbst siehst. Wie würdest du dich beschreiben? (Frage 33) etwas über das Selbstbild aus.<br />
Wenn sich die befragten Jugendlichen als „Selbstbewusst“ oder „Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“<br />
beschreiben, wäre dies ein Indiz für ein positives Selbstbild. Ebenso testet die Frage Fällt es<br />
dir leicht, neue Freunde zu finden? (Frage 35) das Selbstbild, denn einer selbstbewussten<br />
Person wird dies sicherlich einfacher fallen. Ausserdem zogen wir die Frage Bei dem<br />
folgenden Frageblock möchten wir, dass du entscheidest, ob die Aussagen auf dich zutreffen<br />
oder nicht (Frage 40) für den Beschrieb des Selbstbildes hinzu. Wenn ein Jugendlicher<br />
<strong>an</strong>gekreuzt hat, er sei nicht verletzt bei Kritik, er sei zielstrebig, begabt und zufrieden mit dem<br />
Aussehen, gab dies ein Hinweis auf eine positive Selbstbild ab. Zudem bezogen wir die Frage<br />
Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) mit ein. Wir erwarteten davon, ein Anzeichen für ein gutes<br />
Selbstbewusstsein zu erhalten, wenn die Jugendlichen „Selten“ oder „Nie“ <strong>an</strong>kreuzten.<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Frage 33 Ver<strong>an</strong>twortung 46.2% (110) 53.8% (128) 100% (238)<br />
Selbstbewusst 34.9% (83) 65.1% (155) 100% (238)<br />
Frage 35 Freunde 47.9% (114) 52.1% (124) 100% (238)<br />
Frage 40 Zufriedenheit Aussehen 79.4% (189) 20.6% (49) 100% (238)<br />
Begabung 76.9% (183) 23.1% (55) 100% (238)<br />
Kritikfähigkeit 69.7% (166) 30.3% (72) 100% (238)<br />
Zielstrebigkeit 86.6% (206) 13.4% (32) 100% (238)<br />
Frage 41 Schik<strong>an</strong>e (selten, nie) 84%(200) 16% (38) 100% (238)<br />
Tabelle 39: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Selbstbild“<br />
127
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Allgemein zeigt sich hier der Trend, dass die befragten Jugendlichen ein positives Selbstbild<br />
besitzen. Die Daten schw<strong>an</strong>ken jedoch recht stark zwischen 34.9% und 86.6%. Dabei stechen<br />
die ersten drei Variablen heraus, die diesem Trend widersprechen. Die Frage 33 zeigt, vor<br />
allem was das Selbstbewusstsein betrifft, sehr tiefe Prozentwerte <strong>an</strong>, die gegensätzlich zur<br />
allgemeinen Tendenz liegen. Auch die positive Be<strong>an</strong>twortung der Frage „Freunde“ liegt mit<br />
47.9% nur schwach unter 50%. Die mit Ja be<strong>an</strong>tworteten Indikatoren zu Frage 40 und 41<br />
befinden sich klar über 50% und schw<strong>an</strong>ken bis zu 86.6%. Auch die Frage d<strong>an</strong>ach, ob sie<br />
schik<strong>an</strong>iert werden wird von 84% mit selten oder nie be<strong>an</strong>twortet.<br />
128
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Teilnahme <strong>an</strong> Peer Education-Projekten“<br />
Teilnehmer<br />
Nicht-Teilnehmer<br />
Frage 33 Ver<strong>an</strong>twortung Ja 51.4% (36) 44% (74)<br />
Nein 48.6% (34) 56% (94)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 33 Selbstbewusst Ja 38.6% (27) 33.3% (56)<br />
Nein 61.4% (43) 66.7% (112)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 35 Freunde Ja 48.6% (34) 47.6% (80)<br />
Nein 51.4%(36) 52.4% (88)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 40 Zufrieden Aussehen Ja 82.9% (58) 78% (131)<br />
Nein 17.1% (12) 22% (37)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 40 Begabung Ja 78.6% (55) 76.2% (128)<br />
Nein 21.4% (15) 23.8% (40)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 40 Kritikfähigkeit Ja 68.6% (48) 70.2% (118)<br />
Nein 31.4% (22) 29.8% (50)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 40 Zielstrebigkeit Ja 88.6% (62) 85.7% (144)<br />
Nein 11.4% (8) 14.3% (24)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Frage 41 Schik<strong>an</strong>e Ja 14.3% (10) 16.7% (28)<br />
Nein 85.7% (60) 83.3% (149)<br />
Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />
Tabelle 40: Kreuztabelle der Indikatoren für „Selbst<strong>an</strong>schauung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-<br />
Projekten“<br />
Wenn m<strong>an</strong> diese Tabelle betrachtet, wird sichtbar, dass in fast allen Fällen (Ausnahme<br />
Kritikfähigkeit) diejenigen, die <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten teilnehmen ein etwas besseres<br />
Selbstbild haben und sich mehr zutrauen, als diejenigen, die nicht teilnehmen. Dies bestätigt<br />
unsere These, dass sich Peer-Education-Projekte positiv auf das Selbstbild auswirken. Dabei<br />
bestehen einige Unterschiede in den Daten. Bei den unabhängigen Variablen „Nicht<br />
129
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
schik<strong>an</strong>iert“, „Zufriedenheit Aussehen“, „Begabung“ und „Zielstrebigkeit“ ist der Unterschied<br />
der Prozentwerte zwischen den Teilnehmern und den Nicht-Teilnehmern sehr gering,<br />
während die Prozentwerte hoch sind. Das ist auf der einen Seite auf die Art der Befragung<br />
zurückzuführen, die keine Mehrfach<strong>an</strong>twort zuliess und <strong>an</strong>dererseits auch darauf, dass sich<br />
die befragten Jugendlichen der Region <strong>Konolfingen</strong> als zufrieden betrachten. Bei der<br />
abhängige Variable „Freunde finden“ sind die Prozentwerte knapp unter dem Durchschnitt<br />
und liegen auch sehr eng zusammen. Der Ged<strong>an</strong>ke bei der Auswahl dieses Items für das<br />
„Selbstbild“ war, dass es denjenigen Jugendlichen, die Selbstbewusst sind, leichter fällt neue<br />
Freunde zu finden. Der einzige Indikator, der unsere Annahme nicht bestätigt, ist die<br />
„Kritikfähigkeit“ der befragten Jugendlichen. Hier ist der Prozentwert bei den Nicht-<br />
Teilnehmern leicht höher als derjenige der Teilnehmer. Bei den abhängigen Variablen<br />
„Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“ und „Selbstbewusst“ sind die Prozentwerte viel tiefer als bei den<br />
übrigen Variablen, was darauf zurückzuführen ist, dass dies Mehrfach<strong>an</strong>tworten waren, bei<br />
denen nur drei Aussagen <strong>an</strong>gekreuzt werden sollten. Interess<strong>an</strong>t ist hier vor allem das Item<br />
„Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“ da der Unterschied zwischen den Teilnehmern und den Nicht-<br />
Teilnehmern sehr gross ist. Derjenige der Teilnehmer liegt bei über 50%, während derjenige<br />
der Nicht-Teilnehmer klar darunter liegt.<br />
6.2.5.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />
Nach dieser deskriptiven Anschauung wird nun eine Regressions<strong>an</strong>alyse durchgeführt, um<br />
den Einfluss von Peer-Education-Projekten auf die Stellung und das Selbstbild zu testen.<br />
Dafür werden zuerst neue Variablen und Indexe gebildet, d<strong>an</strong>n die Voraussetzungen getestet<br />
und als letzter Schritt die lineare Regression durchgeführt.<br />
Um eine einfache lineare Regression durchführen zu können, müssen folgende<br />
Voraussetzungen gegeben sein:<br />
o Reliable Indexe<br />
o Intervallskalierte Daten oder Dummys: Dummy-Bildung<br />
o Normalverteilung der Daten<br />
o Linearitäts<strong>an</strong>nahme<br />
o Homoskedastizität<br />
Zuerst wird hier auf die Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse der abhängigen Variable „Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen“ eingeg<strong>an</strong>gen. Da der Cronbachs Alpha Wert über 0.6, nämlich 0.744 ist, und<br />
130
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
der Trennschärfewert weit über 0.2 liegt, ist der Index reliabel, das heisst, die beiden Items<br />
testen dasselbe. Die Schwierigkeit ist jedoch, dass der Index nur zwei Items vorweist,<br />
aufgrund unseres Fragebogens war es jedoch nicht möglich, noch mehr Indikatoren<br />
beizuziehen. Dies wird bei der weiteren Arbeit berücksichtigt. Für das „Selbstbild“ ist kein<br />
reliabler Index möglich, daher k<strong>an</strong>n keine lineare Regression durchgeführt werden. Weitere<br />
Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 212-213. Nun werden für die lineare Regression,<br />
mit der abhängigen Variable „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und der unabhängigen<br />
Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte“, weitere Voraussetzungen getestet.<br />
Um die Normalverteilung testen zu können, wurde eine Regression mit den beiden Variablen<br />
durchgeführt, und die Normalverteilungstests bei der Regression <strong>an</strong>gewählt. So erhält m<strong>an</strong><br />
automatisch die richtigen Grafiken, um Aussagen über die Verteilung der Variablen machen<br />
zu können. Anh<strong>an</strong>d des Histogramms und dem Wert für die Schiefe der abhängigen Variable,<br />
der bei 5.606 (abhängige Variable) und 0.909 (unabhängige Variable) liegt, wurde sichtbar,<br />
dass keine Normalverteilung, sondern eine rechtsschiefe Verteilung vorliegt (Schiefe<br />
bezeichnet einen positiven Wert). Um trotzdem eine Regression durchführen zu können,<br />
mussten wir eine Tr<strong>an</strong>sformierung vornehmen. Da es rechtsschiefe Verteilungen sind, k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> eine Tr<strong>an</strong>sformation via Wurzel oder Logarithmus durchführen. Mit unseren Daten<br />
wurde eine Tr<strong>an</strong>sformation via Wurzel durchgeführt, um die Daten normal zu verteilen.<br />
In einem weiteren Schritt zur Testung der restlichen Voraussetzungen der linearen Regression<br />
wurde eine Residual<strong>an</strong>alyse durchgeführt. Diese gibt ebenso über die Homoskedastizität als<br />
auch über die Linearitäts<strong>an</strong>nahme Aufschluss.<br />
Abbildung 2: Residual<strong>an</strong>alyse „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />
131
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Da der Index der abhängigen Variable nur aus zwei Ausprägungen besteht, ergibt die Grafik<br />
nur wenige Punkte. Ebenso haben beide Variablen jeweils die Ausprägungen 1 und 0. Bei nur<br />
drei Punkten lässt sich schwer feststellen, ob nun ein Muster vorliegt oder nicht. Da es jedoch<br />
nicht klar trichterförmig oder in einer Linie oder einem Halbkreis liegt, werden wir davon<br />
ausgehen, dass hier kein Muster vorliegt, und die Voraussetzungen der Homoskedastizität und<br />
Linearität gegeben sind. Somit konnte die lineare Regression <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden.<br />
Prädiktorvariable<br />
„Teilnahme <strong>an</strong> Peer<br />
Education- Projekte“<br />
Kriteriumsvariable „Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />
R-Quadrat Korrelationsk<br />
oeffizient b<br />
St<strong>an</strong>dartfehler Signifik<strong>an</strong>z Beta<br />
0.073 0.1 0.023 0.000 0.27<br />
Tabelle 41: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />
Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten hat einen sehr schwachen positiven Einfluss auf<br />
die Stellung gegenüber Erwachsenen von Jugendlichen (b=0.1). Der Beta-Wert, der die<br />
Steigung der Geraden <strong>an</strong>zeigt, bezeichnet eine schwach positive Korrelation. Die Teilnahme<br />
<strong>an</strong> Peer-Education-Projekten erklärt einen sehr geringen Teil der Vari<strong>an</strong>z der Stellung<br />
gegenüber Erwachsenen (r 2 =0.073), jedoch in hoch signifik<strong>an</strong>ter Weise (p
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Kontrollvariablen Klasse, Geschlecht und Wohngemeinde haben alle keinen signifik<strong>an</strong>ten<br />
Einfluss auf die lineare Regression. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 214-<br />
216.<br />
6.2.6 Entwicklungsaufgaben<br />
Das Modell der Entwicklungsaufgaben versucht die verschiedenen Probleme oder<br />
„Meilensteine“ in der Entwicklung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen zu beschreiben. Diese<br />
Aufgaben in der Entwicklung sind nicht bei jedem Individuum gleich wichtig, gleich präsent<br />
oder in gleichem Masse vorh<strong>an</strong>den. Vielmehr gibt es je nach Person ein <strong>an</strong>derer Schwerpunkt,<br />
das heisst, dass je nach Zeitpunkt und Umständen m<strong>an</strong>che Aufgaben wichtiger sind als<br />
<strong>an</strong>dere. Kennt m<strong>an</strong> die wichtigsten Entwicklungsaufgaben der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> etwas über die jeweils vorherrschenden Sorgen und Problemen und die Hürden, mit<br />
welchen sie sich ausein<strong>an</strong>dersetzten müssen, herausfinden. Dies führt auch dazu, dass die<br />
Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen sichtbar werden, auf welche die Jugendfachstelle<br />
beispielsweise eingehen und bei Bedarf Möglichkeiten zur Unterstützung liefern k<strong>an</strong>n. Das<br />
Ziel der Untersuchungsmodells „Entwicklungsaufgaben“ ist einerseits herauszufinden, welche<br />
Aufgaben die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche als besonders wichtig erachten und mit<br />
welchen sie sich in naher Zukunft ausein<strong>an</strong>dersetzten werden und <strong>an</strong>dererseits zu erheben, ob<br />
es Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen gibt.<br />
Für die Erhebung dieses Modells haben wir acht Entwicklungsaufgaben bestimmt und sie in<br />
verständlicher Form aufgelistet. Zu diesen acht Aufgaben zählen die Themenbereiche Aufund<br />
Ausbau von Freundschaften (Freunde), Beschäftigung mit der beruflichen Zukunft<br />
(Beruf), Vergegenwärtigung der Rolle als M<strong>an</strong>n und Frau (Geschlechterrolle) sowie als<br />
Ehefrau, Ehem<strong>an</strong>n und Familienbegründer und Begründerin (Familie). Zusätzliche<br />
Themenbereiche umfassen den Umg<strong>an</strong>g und die Akzept<strong>an</strong>z der eigenen Erscheinung<br />
(Körper), die emotionale Unabhängigkeit der Eltern (Unabhängigkeit), die Entwicklung einer<br />
einzigartigen Persönlichkeit (Einzigartigkeit) und die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit Werten und<br />
Normen der Gesellschaft und der Einbezug dieser in das eigene Verhalten (Werte). Die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wurden gefragt, mit welchem Thema sie sich in naher Zukunft am<br />
ehesten beschäftigen würden und konnten aus der Liste die zwei Wichtigsten auswählen.<br />
Dabei haben wir die ursprüngliche Idee, die zwei wichtigsten Aufgaben darzustellen<br />
verworfen und stattdessen alle einzeln <strong>an</strong>geschaut.<br />
133
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
In einem ersten Teil werden wir gemäss unserer Hypothese untersuchen, wie die befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Entwicklungsaufgabe „Freunde“ be<strong>an</strong>twortet haben. Dafür<br />
haben wir die Daten nach Geschlecht, nach Alter, nach Nationalität und nach Gemeindegrösse<br />
aufgeteilt, um zu sehen, ob sich die Bedeutsamkeit der Aufgaben nach diesen Kriterien<br />
unterscheidet. In einem zweiten Schritt werden die <strong>an</strong>deren Entwicklungsaufgaben<br />
ausgewertet und wie die obere Aufgabe nach verschiedenen Kriterien unterteilt und<br />
untersucht. Diese Nebenindikatoren sind demnach die <strong>an</strong>deren sieben Antwortkategorien,<br />
welche je für eine Entwicklungsaufgaben stehen. Aufgrund der Hypothese, dass die Befragten<br />
mehrheitlich die Aufgabe „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen<br />
beiderlei Geschlechts (Freunde)“ wählen werden und sich diese signifik<strong>an</strong>t im Alter<br />
unterscheiden wird, haben wir sie durch einen Chi-Quadrat Test auf ihre Richtigkeit geprüft.<br />
Zusätzlich wird die wichtigste Aufgabe der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aufgrund ihres<br />
Unterschieds im Alter geprüft und der Zusammenh<strong>an</strong>g mit den Variablen Geschlecht,<br />
Nationalität und Gemeindegrösse kontrolliert.<br />
134
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.6.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators<br />
Mit der Frage Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten<br />
beschäftigen? (Frage 34) und der Bedingung zwei von diesen <strong>an</strong>zukreuzen, haben wir<br />
versucht, die Schwerpunktsetzung der einzelnen Entwicklungsaufgaben zu erheben.<br />
Frage 34 Freunde finden<br />
Ja Nein Gesamt<br />
Geschlecht<br />
Männlich 44% (92) 56% (117) 100% (209)<br />
Weiblich 47.1% (107) 52.9% (120) 100% (227)<br />
6. Klasse 43.3% (87) 56.7% (114) 100% (201)<br />
Alter 9. Klasse 48.3% (86) 51.7% (92) 100% (178)<br />
18-Jährige 43.3% (26) 56.7% (34) 100% (60)<br />
Nationalität<br />
Schweizer 45.5% (178) 54.5% (213) 100% (391)<br />
Nicht-Schweizer 43.8% (21) 56.3% (27) 100% (48)<br />
0-1500 38% (54) 62% (88) 100% (142)<br />
Gemeinde 1501-3000 49.5% (55) 50.5% (56) 100% (111)<br />
3001-4500 48.6% (89) 51.4% (94) 100% (183)<br />
Einkommen<br />
Schwach 40.7% (70) 59.3% (102) 100% (172)<br />
Nicht-Schwach 48.6%(124) 51.4% (131) 100% (255)<br />
Nutzung<br />
Nutzer 48.8% (104) 51.2% (109) 100% (213)<br />
Nicht-Nutzer 38.3% (36) 61.7% (58) 100% (94)<br />
Gesamt 45.3% (199) 54.7% (240) 100% (439)<br />
Tabelle 42: Übersicht Frage 34 Freunde finden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
In der Gesamt<strong>an</strong>schauung wird sichtbar, dass die Entwicklungsaufgabe „Freunde finden“ von<br />
45.3% der Befragten gewählt wurde. Dies zeigt, gerade im Bezug darauf, dass nur zwei<br />
Kreuze gemacht wurden, dass die Jugendlichen diese als eine wichtige Entwicklungsaufgabe<br />
<strong>an</strong>sehen. Dadurch, dass die Daten in die verschiedenen Kriterien Geschlecht, Nationalität,<br />
Alter, Gemeindegrösse, Einkommen und Nutzung der Jugendfachstelle aufgeteilt wurden,<br />
k<strong>an</strong>n ein differenzierteres Bild der Schwerpunktsetzung der Aufgaben erreicht und<br />
Einflussfaktoren sichtbar gemacht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr weibliche<br />
(47.1%) und dementsprechend weniger männliche (44%) Befragte, diese Antwortkategorie<br />
<strong>an</strong>gekreuzt haben. Im Gegensatz zum Gesamtwert verhalten sich die männlichen Befragten<br />
ähnlich, währendem ersichtlich wird, dass mehr weibliche Befragte diese Aufgabe als wichtig<br />
135
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
empfinden. Werden die Ergebnisse nach Nationalität aufgeteilt, ist ebenfalls nur ein kleiner<br />
Unterschied zu erkennen. So haben rund 44% der Ausländer und circa 46% der Schweizer<br />
Befragten diese Aufgabe <strong>an</strong>gekreuzt.<br />
Werden die Daten jedoch nach Gemeinden geteilt, zeigt sich eine grössere Differenz. Der<br />
grösste Anteil der Befragten, welche diese Aufgabe gewählt hat, befindet sich in den<br />
mittelgrossen Gemeinden Zäziwil, Biglen und Walkringen. Dieser Anteil umfasst fast die<br />
Hälfte (49.5%) aller befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Nur wenig unter diesem Wert<br />
befinden sich die grossen Gemeinden, <strong>Konolfingen</strong> und Grosshöchstetten, mit 48.3%. Den<br />
kleinsten Anteil weisen die übrigen neun Gemeinden mit 38% auf. Das Einkommen hat auch<br />
einen Einfluss auf die Entwicklungsaufgabe „Freunde“. So zeigt sich, dass die Nicht-<br />
Einkommensschwachen die Aufgabe mit 48.6% häufiger <strong>an</strong>gekreuzt haben, als die<br />
Einkommensschwachen (40.7%). Bei der Nutzung der Jugendfachstelle zeigt sich, dass die<br />
Nutzer diese Entwicklungsaufgabe gut 10% häufiger wählten, als die Nicht-Nutzer. Keiner<br />
der Aspekte liegt in der gegensätzlichen Tendenz zur Gesamtbetrachtung.<br />
Die Entwicklungsaufgaben, so die Theorie, verändern sich unter<strong>an</strong>derem mit dem Alter und<br />
dem Umfeld. Die Daten, welche nach den Klassen und somit nach dem Alter unterteilt<br />
werden, weisen kein auffälliges Muster auf. Die erste und die letzte Altersstufe weisen die<br />
gleichen Werte auf, während das mittlere Ergebnis einen höheren Wert zeigt. Bei den<br />
Ergebnissen verzeichnen sowohl die Befragten der 6. Klasse wie auch die 18-Jährigen einen<br />
Wert von 43.3% auf, der Anteil der Befragten aus der 9. Klasse liegt bei 48.3%, also etwas<br />
höher.<br />
136
Gemeinde nach<br />
Einwohnerzahl<br />
Nationalität<br />
Alter<br />
Geschlecht<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.6.2 Deskriptive Auswertung der Nebenindikatoren<br />
Theoretisch gibt es unzählige Entwicklungsaufgaben, weil sie sich je nach Kind, je nach<br />
Umfeld und nach Kultur unterscheiden. Wir haben uns aber für acht entschieden um gewisse<br />
Themenbereich abdecken zu können. Diese acht sind folgende:<br />
1. Freunde finden, mit ihnen meine Erfahrungen und meine Freizeit teilen.<br />
2. Mich darauf vorbereiten wie es ist eine Frau oder ein M<strong>an</strong>n zu sein.<br />
3. Mich mit meinem Körper und meinem Aussehen ausein<strong>an</strong>der setzten<br />
4. Mich von meinen Eltern ablösen und endlich unabhängig werden.<br />
5. Mich darauf vorbereiten einmal eine Ehe zu führen und eine Familie zu gründen.<br />
6. Mich darauf vorbereiten einen Beruf zu finden und meine berufliche Karriere zu pl<strong>an</strong>en.<br />
7. Mich mit den Regeln und den Gebräuchen der Gesellschaft ausein<strong>an</strong>der setzen.<br />
8. Mich darauf konzentrieren einzigartig zu sein.<br />
M<strong>an</strong>n/Frau Körper Unabhängig Ehe Beruf Regeln Einzigartig<br />
Ja Ja Ja Ja Ja Ja ja<br />
Männlich 10.5% 10.5% 19.1% 12% 69.9% 10.4% 11%<br />
Gesamt: 209 (22) (22) (40) (25) (146) (22) (23)<br />
Weiblich 11% 12.8% 18.9% 11.9% 64.8% 4.8% 12.8%<br />
Gesamt: 227 (25) (29) (43) (27) (148) (11) (29)<br />
6. Klasse 14.9% 11.4% 7.5% 13.4% 63.2% 9% 11.9%<br />
Gesamt: 201 (30) (23) (15) (27) (127) (18) (24)<br />
9. Klasse 6.7% 14% 22.5% 9.6% 75.8% 5.1% 11.8%<br />
Gesamt: 178 (12) (25) (40) (17) (135) (9) (21)<br />
18-Jährige 8.3% 5% 46.7% 13.3% 53.3% 10% 11.7%<br />
Gesamt: 60 (5) (3) (28) (8) (32) (6) (7)<br />
Schweizer 10.7% 12% 18.7% 11% 67.5% 7.9% 11.5%<br />
Gesamt: 391 (42) (47) (73) (43) (264) (31) (45)<br />
Nicht-<br />
10.4% 8.3% 20.8% 18.8% 62.5% 4.2% 14.6%<br />
Schweizer<br />
(5) (4) (10) (9) (30) (2) (7)<br />
Gesamt: 48<br />
0-1500<br />
9.2% 8.5% 14.1% 8.5% 61.3% 7% 9.3%<br />
Gesamt: 142 (14) (12) (20) (12) (88) (10) (14)<br />
(1501-3000) 10.8% 13.5% 26.1% 15.3% 63.1% 5.4% 14.4%<br />
Gesamt: 111 (12) (15) (29) (17) (70) (6) (16)<br />
(3001-4500) 11.5% 13.1% 18.6% 12.6% 73.8% 9.3% 12%<br />
Gesamt: 183 (21) (24) (34) (23) (136) (17) (22)<br />
Gesamt 439<br />
10.7% 11.6% 18.9% 11.8% 67% 7.5% 11.8%<br />
(47) (51) (83) (52) (294) (33) (52)<br />
Tabelle 43: Übersicht Frage 34 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />
137
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Wie oben die Aufgabe „Freunde“ wurden auch hier die <strong>an</strong>deren Entwicklungsaufgaben in die<br />
verschiedenen Untergruppen geteilt. Werden die Ergebnisse der Aufgaben nach Geschlecht<br />
aufgeteilt, zeigen sich nur kleine Unterschiede. Die Verteilungen der Werte verhalten sich<br />
ähnlich wie die Gesamttendenz und weisen innerhalb von männlich und weiblich keine<br />
grossen oder auffälligen Unterschiede auf. Einzig die Werte aus der Aufgabe „Regeln“ zeigt<br />
einen grösseren Unterschied auf, so haben dort die männlichen Befragten (10.4%) diese<br />
Aufgabe fast doppelt so häufig <strong>an</strong>gekreuzt wie die weiblichen Befragten (4.8%). Die<br />
Aufgaben „M<strong>an</strong>n/Frau“, „Körper“ und „Einzigartigkeit“ wurden mehr von weiblichen, die<br />
Aufgaben „Ehe“, „Unabhängigkeit“, „Beruf“ und „Regeln“ hingegen mehr von männlichen<br />
Befragten <strong>an</strong>gegeben.<br />
Die Trennung der Daten in Altersgruppen, zeigt ein weniger ausgeglichenes Muster. Der<br />
Bereich „M<strong>an</strong>n und Frau“, der versucht das Interesse <strong>an</strong> der Übernahme von männlichen und<br />
weiblichen Geschlechterrollen zu erheben, wurde von den Befragten der 6. Klasse mit 14.9%<br />
am meisten <strong>an</strong>gekreuzt. Die älteren befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben diese Aufgabe<br />
weniger <strong>an</strong>gekreuzt. Anh<strong>an</strong>d der Daten k<strong>an</strong>n der Schluss gezogen werden, dass sich die<br />
Befragten der 6. Klasse am meisten, jene der 9. Klasse am wenigsten (6.7%) und die Ältesten,<br />
die 18-Jährigen, wieder mehr (8.3%) für die Aufgabe „M<strong>an</strong>n und Frau“ interessieren. Bei der<br />
Entwicklungsaufgabe „Körper“ weisen die Befragten der 9. Klasse den höchsten Wert auf.<br />
Sie stehen mit 14% vor den Befragten der 6. Klasse mit 11.4% und den 18-Jährigen von<br />
denen sich nur rund 5% für diese Aufgabe entschieden. Die Aufgabe „Unabhängigkeit“ wurde<br />
ebenso unterschiedlich <strong>an</strong>gekreuzt, so zeigen die Daten eine stetige Steigerung des Interesses<br />
je älter die Befragten waren. Rund 7.5% der 6. Klasse, 22.5% der 9. Klasse und fast die Hälfte<br />
der 18-Jährigen, 46.7%, haben diese Aufgabe als wichtig empfunden. Die Werte der Aufgabe<br />
„Ehe“ und die damit gemeinte Vorbereitung auf eine Ehe oder eine Familie, zeigen bei den<br />
Jüngsten und Ältesten nahezu keine Unterschiede. Bei den Befragten der 9. Klasse wird<br />
hingegen eine Abnahme im Vergleich zu den <strong>an</strong>deren Gruppen sichtbar. Die Aufgabe „Beruf“<br />
wurde von allen Aufgaben am meisten <strong>an</strong>gekreuzt, was die Wichtigkeit für die befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aufzeigt. Das Interesse für diese Aufgabe nimmt bis zur 9. Klasse<br />
zu. D<strong>an</strong>ach ist bei den 18-Jährigen eine Abnahme sichtbar. Die Aufgabe „Regeln“ zeigt im<br />
Gegensatz dazu kein eindeutiges Muster, die jüngsten und die ältesten Befragten weisen einen<br />
höheren Wert auf, als die der 9. Klasse. Die letzte Aufgabe, die der „Einzigartigkeit“, hat fast<br />
keine Unterschiede aufzuweisen.<br />
138
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Werden die Daten nach Nationalität unterteilt, können nur geringe Unterschiede ersichtlich<br />
werden. Die Gruppe der Nicht-Schweizer ist sehr klein (48), während diejenige der Schweizer<br />
sehr gross ist (391). Diese Daten können also nur mit Vorsicht mitein<strong>an</strong>der verglichen<br />
werden. Die befragten Schweizer <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen weisen einen höheren Anteil bei<br />
den Aufgaben „M<strong>an</strong>n/Frau“, „Körper“, „Beruf“ und „Regeln“ auf. Die Aufgaben<br />
„Unabhängigkeit“, „Ehe“ und „Einzigartigkeit“ wurden vermehrt von nicht-schweizerischen<br />
Befragten <strong>an</strong>gekreuzt.<br />
Die letzte Kategorie, welche die Daten nach den Gemeinden aufteilt, zeigt Unterschiede,<br />
jedoch keine auffallend grossen. Während bei der Aufgabe „Frau/M<strong>an</strong>n“ eine leichte Steigung<br />
des Interesses für die Aufgabe pro Gemeindegrösse zu verzeichnen ist, k<strong>an</strong>n bei der Aufgabe<br />
„Körper“ aufgezeigt werden, dass sich die mittelgrosse und grossen Gemeinden mehr als die<br />
kleineren Gemeinden für diese Aufgabe interessieren. Die Entwicklungsaufgabe<br />
„Unabhängigkeit“ wurde von den mittelgrossen Gemeinden mit 26.1% am häufigsten<br />
<strong>an</strong>gegeben, die kleinen sind mit 14.1% und die grossen mit 18.6% vertreten. Das gleiche<br />
Muster weist auch das Antwortverhalten der Aufgaben „Ehe“ und „Einzigartigkeit“ auf, so<br />
haben die kleinen Gemeinden den tiefsten Wert, die mittelgrossen den höchsten und die<br />
grössten Gemeinden sind in der Mitte zu finden. Die von allen befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen am meisten <strong>an</strong>gekreuzte Aufgabe „Beruf“ zeigt eine Steigerung nach<br />
Gemeindegrösse auf. Die kleineren Gemeinden weisen einen Wert von 61.3%, die<br />
mittelgrossen den Wert 63.1% und die grösseren den Wert 73.8% auf. Das Antwortverhalten<br />
bei der Aufgabe „Regeln“ zeigt, dass die mittelgrossen Gemeinden den kleinsten Wert 5.4%<br />
aufweisen, die grössten Gemeinden verzeichnen den grössten Wert 9.3% und die kleinsten<br />
Gemeinden den mittleren Wert von 7%.<br />
Die Häufigkeitsauszählungen zeigen, dass die am häufigsten gewählte Aufgabe nicht die der<br />
„Freunde“, also den „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen<br />
beiderlei Geschlechts“ ist, sondern die des „Berufs“. Diese Antwortkategorie wurde bei den<br />
Befragten der 6. Klasse von 127 Personen, bei denen der 9. Klasse von 135 und bei den 18-<br />
Jährigen von 32 Personen <strong>an</strong>gekreuzt.<br />
139
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.2.6.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />
Für die Qualitätsprüfung haben wir die Ergebnisse einem Chi-Quadrat-Test unterzogen. Die<br />
Voraussetzungen für einen Chi-Quadrat Test waren bei den Ergebnissen vorh<strong>an</strong>den, somit<br />
konnten wir den Test durchführen.<br />
Alter<br />
Chi-Quadrat-Wert<br />
Signifik<strong>an</strong>z<br />
Freunde finden 3.829 .050<br />
Beruf 50.572 .000<br />
Tabelle 44: Chi-Quadrat-Test der Entwicklungsaufgaben „Freunde finden“ und „Beruf“ mit „Alter“<br />
Bei der Auswertung der These, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Entwicklungsaufgabe „Freunde finden“ am wichtigsten erachten, konnten wir jedoch kein<br />
signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis erzielen. Bei dem Chi-Quadrat Test ergaben sich der Wert 3.829 und<br />
eine Signifik<strong>an</strong>z von 0.05. Aus diesem Grund mussten wir unsere These verwerfen. Wir<br />
können also sagen, dass die Entwicklungsaufgabe „Freunde finden“ nicht die wichtigste<br />
Aufgabe für die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im Moment ist und vor allem, dass sich<br />
die Wahl dieser Aufgabe als wichtigste Entwicklungsaufgabe nicht signifik<strong>an</strong>t nach Alter<br />
unterscheidet. Die These, dass sich die Wichtigkeit der Aufgaben von Klasse zu Klasse<br />
ändert, sich also im Faktor Alter unterscheidet, k<strong>an</strong>n aber zum Teil und grob gesehen bestätigt<br />
werden. Die Klassen, so die Theorie, haben je ein <strong>an</strong>deres Umfeld, meistens ist es bei<br />
Gleichaltrigen ähnlich und deshalb sind auch die Aufgaben, die sie zu bewältigen haben,<br />
ähnlich wichtig. Vor allem der Bereich „Beruf“ weist eine Signifik<strong>an</strong>z von .000 bei der<br />
Durchführung eines Chi-Quadrat-Tests auf und bestätigt somit einen Teil der Hypothese, der<br />
besagt, dass die Wahl der Aufgaben vom Alter abhängt.<br />
Die von uns postulierte These, dass die Aufgabe „Freunde“ die wichtigste Aufgabe für die<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche sein wird, hat sich nicht bestätigen können. Die<br />
meistgen<strong>an</strong>nte Aufgabe und die damit mit Abst<strong>an</strong>d am wichtigsten ist die des Berufes. Sie<br />
unterscheidet sich auch signifik<strong>an</strong>t mit dem Alter und bestätigt somit Teile unsere Hypothese.<br />
Da aufgrund der Theorie nicht davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n, dass das Alter allein einen<br />
Einfluss auf die Wahl der Aufgabe hat, wurde diese mit den Kontrollvariabeln Geschlecht und<br />
Gemeindegrösse gekreuzt. Die Variable Alter wurde nicht berechnet, weil die Aufteilung in<br />
Klassen die unabhängige Variable darstellte.<br />
140
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Hilfe und Beratung<br />
Alter<br />
Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />
Männlich 5.133 .039<br />
Weiblich 10.651 .003<br />
Tabelle 45: Chi-Quadrat-Test „Hilfe und Beratung“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht<br />
Beide Auswertungen via Chi-Quadrat Test sind signifik<strong>an</strong>t, so dass gesagt werden k<strong>an</strong>n, dass<br />
die Wahl der Aufgabe innerhalb der Klassen auch vom Geschlecht abhängt. Die<br />
Kontrollvariable Geschlecht hat somit einen Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />
Entwicklungsaufgabe „Beruf“ und dem Alter in Klassen.<br />
Alter<br />
6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige Gesamt<br />
Beruf Männlich Ja 28.4% (25) 26.8% (26) 50% (12) 30.1% (63)<br />
Nein 71.6% (63) 73.2% (71) 50% (12) 69.9% (146)<br />
Gesamt 100% (88) 100% (97) 100% (24) 100% (209)<br />
Weiblich Ja 42.3% (47) 21.2% (17) 44.4% (16) 35.2% (80)<br />
Nein 57.7% (64) 78.8% (63) 55.6% (20) 64.8% (147)<br />
Gesamt 100% (111) 100% (80) 100% (36) 100% (227)<br />
Tabelle 46: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht<br />
Die erste Auswertung unterteilt nach Geschlecht, zeigt, dass der Anteil der männlichen<br />
Befragten der 6. und der 9. Klasse grösser ist als derjenige der 18-Jährigen. Bei den<br />
weiblichen Befragten verhält es sich <strong>an</strong>ders, dort ist die Aufgabe „Beruf“ bei den Befragten<br />
der 9. Klasse am höchsten, während die Werte der Mädchen der 6. Klasse und die der 18-<br />
Jährigen ähnlich hoch liegen. Die männlichen Befragten weisen also mehr Interesse <strong>an</strong> der<br />
Aufgabe „Beruf“ in den Jahren vor dem 18. Lebensjahr auf. Die weiblichen Befragten<br />
hingegen zeigen in der 9. Klasse am meisten Interesse <strong>an</strong> dieser Aufgabe, die jüngeren und<br />
die älteren Mädchen interessieren sich auch dafür, jedoch nicht in gleichem Ausmass.<br />
141
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Aufgabe „Beruf“ wird nun durch die Variable Gemeindegrösse kontrolliert.<br />
Alter<br />
Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />
Beruf<br />
0-1500 7.289 .013<br />
1501-3000 2.441 .148<br />
3001-4500 1.745 .209<br />
Tabelle 47: Chi-Quadrat-Test „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden<br />
Bei dieser Aufteilung konnte jedoch nur bei den kleinen Gemeinden ein signifik<strong>an</strong>ter<br />
Unterschied gefunden werden. Dies bedeutet, dass bei der Wahl der Aufgabe „Beruf“, die<br />
Kleinen Gemeinden ein Einflussfaktor sind.<br />
Alter<br />
6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige Gesamt<br />
Ja 42.4 (28) 25.5 (13) 56 (14) 38.7 (55)<br />
0-1500 Nein 57.6 (38) 74.5 (38) 44 (11) 61.3 (78)<br />
Gesamt 100 (66) 100 (51) 100 (25) 100 (142)<br />
Ja 41.5 (22) 27.5 (11) 44.4 (8) 36.9 (41)<br />
Beruf 1501-3000 Nein 58.5 (31) 72.5 (29) 55.6 (10) 63.1 (70)<br />
Gesamt 100 (53) 100 (40) 100 (18) 100 (111)<br />
Ja 28.8 (23) 22.1 (19) 35.3 (6) 26.2 (48)<br />
3001-4500 Nein 71.2 (57) 77.9 (67) 64.7 (11) 73.8 (135)<br />
Gesamt 100 (80) 100 (86) 100 (17) 100 (183)<br />
Tabelle 48: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden<br />
Dabei wird sichtbar, dass die Befragten der 9. Klasse und der kleinen Gemeinden (0-1500)<br />
den höchsten Wert aufweisen. Wie vorher bei den weiblichen Befragten zeigen auch hier die<br />
jüngeren und die älteren Befragten weniger Interesse als jene aus der 9. Klasse. Dieses Muster<br />
zeigt sich auch bei den mittelgrossen Gemeinden (1501-3000). Einzig die grossen Gemeinden<br />
(3001-4500) zeigen ein „konsequent“ hohes Ergebnis. In den kleinen Gemeinden, die einen<br />
signifik<strong>an</strong>ten Einfluss aufweisen, ist die Aufgaben einen Beruf zu finden, in der Altersgruppe<br />
der 9. Klasse am wichtigsten.<br />
142
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6.3 Überblick über die wichtigsten Ergebnisse<br />
Um einen Überblick über die Auswertung geben zu können, haben wir die Ergebnisse kurz in<br />
der folgenden Tabelle aufgeführt. Sie dient als Überblick und zeigt lediglich auf, ob die<br />
Überprüfung der Hypothesen <strong>an</strong>genommen oder abgelehnt wurde.<br />
Hypothese Variablen Angenommen/<br />
Abgelehnt?<br />
„Die Präsenz der Jugendfachstelle<br />
wirkt der Fremdbestimmung<br />
entgegen“<br />
UV: Präsenz der<br />
Jugendfachstelle in den<br />
Gemeinden<br />
AV: Fremdbestimmung<br />
AV k<strong>an</strong>n nicht gebildet<br />
werden Hypothese<br />
k<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong>genommen,<br />
resp. abgelehnt werden<br />
„Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung“<br />
„Bedürfnisabdeckung durch<br />
Jugendfachstelle – Vereine/Clubs“<br />
UV: Präsenz der<br />
Jugendfachstelle in den<br />
Gemeinden<br />
AV: Bedürfnis<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />
UV: Nutzung Jugendfachstelle<br />
UV: Nutzung Vereine/Clubs<br />
AV: Bedürfnisabdeckung<br />
AV k<strong>an</strong>n nicht gebildet<br />
werden Hypothese<br />
k<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong>genommen,<br />
resp. abgelehnt werden<br />
AV k<strong>an</strong>n nicht gebildet<br />
werden Hypothese<br />
k<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong>genommen,<br />
resp. abgelehnt werden<br />
„Stärkere Nutzung der<br />
Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien“<br />
„<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien<br />
werden vermehrt Opfer von<br />
Schik<strong>an</strong>e“<br />
„Peer-Education-Projekte im<br />
Hinblick auf die Stellung und<br />
Selbst<strong>an</strong>schauung der befragten<br />
Jugendlichen“<br />
„Entwicklungsaufgaben“<br />
UV: Einkommensschwach<br />
AV: Nutzung<br />
Jugendfachstelle/-treff<br />
UV: Einkommensschwach<br />
AV: Opfer Schik<strong>an</strong>e<br />
UV: Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />
Education-Projekten<br />
AV: Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen<br />
AV: Selbst<strong>an</strong>schauung<br />
UV: Klasse der Befragten<br />
AV: Aufbau von neuen und<br />
reiferen Beziehungen zu<br />
Altersgenossen beiderlei<br />
Geschlechts<br />
Hypothese <strong>an</strong>genommen,<br />
H 0 verworfen, da<br />
Signifik<strong>an</strong>z von 2.7%<br />
Hypothese abgelehnt, H 0<br />
<strong>an</strong>genommen, da<br />
Signifik<strong>an</strong>z über 5%<br />
Hypothese <strong>an</strong>genommen,<br />
H 0 verworfen, da<br />
Signifik<strong>an</strong>z von 0.0 %<br />
Hypothese abgelehnt, H 0<br />
<strong>an</strong>genommen, da<br />
Signifik<strong>an</strong>z über 5%<br />
Hypothese nicht überprüfbar, wird<br />
nur <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d deskriptiver Auswertung<br />
be<strong>an</strong>twortet<br />
Tabelle 49: Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Hypothese abgelehnt<br />
Hypothese <strong>an</strong>genommen<br />
143
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die erste Hypothese, dass die Präsenz der Jugendfachstelle einen Einfluss auf die<br />
Fremdbestimmung hat, konnte lediglich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von deskriptiven Aussagen erläutert werden.<br />
Dies zeigen, dass ein grosser Wunsch nach Selbst- und Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
besteht. Dabei scheint der Beitritt zur Jugendfachstelle einen leicht negativen Einfluss auf die<br />
Fremdbestimmung zu haben. Bei der zweiten Hypothese, die aussagt, dass die Präsenz der<br />
Jugendfachstelle das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung erhöht, konnte ebenso kein<br />
reliabler Index gebildet werden. Die deskriptiven Aussagen zeigen, dass das Bedürfnis nach<br />
einer <strong>an</strong>waltschaftlichen Vertretung vorh<strong>an</strong>den ist. Es wird jedoch nicht klar ersichtlich, ob<br />
dieses Bedürfnis mit der Präsenz der Jugendfachstelle zu- oder abnimmt. Die dritte Hypothese<br />
konnte ebenfalls nur <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von deskriptiven Aussagen betrachtet werden. Hierbei wurde die<br />
Bedürfnisabdeckung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen durch die Jugendfachstelle mit derjenigen<br />
der Vereine/Clubs verglichen und die Aussage gemacht, dass diejenige der Jugendfachstelle<br />
umfassender ist. Bei der Hypothese vier und fünf, die beide den Einfluss des sozialen Status<br />
als unabhängige Variable haben, wurden die erste Hypothese, die den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zwischen Einkommen und Nutzung der Jugendfachstelle und der Jugendtreffs misst,<br />
<strong>an</strong>genommen. Die zweite Hypothese, die den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Einkommen und<br />
Schik<strong>an</strong>e misst war nicht signifik<strong>an</strong>t, Dies sagt aus, dass die Nutzung der Jugendfachstelle,<br />
nicht aber die Schik<strong>an</strong>e, bei einkommensschwachen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen einen<br />
signifik<strong>an</strong>t positiven Einfluss hat. Die sechste Hypothese konnte nur was die Stellung der<br />
Jugendlichen <strong>an</strong>geht, überprüft werden. Diese wurde im Hinblick auf Peer-Education-Projekte<br />
als signifik<strong>an</strong>t erhöht befunden. Die siebte Hypothese, dass sich die Entwicklungsaufgabe<br />
„Beziehungen zu beiderlei Geschlechtern“ mit dem Alter verändert, hat sich nicht<br />
bewahrheitet, die Hypothese wurde abgelehnt. Bei der Entwicklungsaufgabe „Beruf“, die am<br />
häufigsten <strong>an</strong>gekreuzt wurde, zeigt sich jedoch ein signifik<strong>an</strong>ter Einfluss des Alters.<br />
6.4 Probleme und Schwierigkeiten bei der Auswertung<br />
Bei der Auswertung sind einige Probleme und Schwierigkeiten aufgetreten. Schon zu Beginn<br />
der Auswertung haben wir gemerkt, dass die Arbeit mit SPSS durch unseren Fragebogen<br />
etwas erschwert wurde. Zum einen haben wir bei den meisten der Fragen die Möglichkeit<br />
einer Mehrfach<strong>an</strong>twort gegeben, was zu einer erschwerten Eingabe und auch Auswertung<br />
führte. Denn für die Auswertung von Mehrfach<strong>an</strong>tworten sind die Möglichkeiten sehr gering,<br />
ausserdem liegen durch die Kodierung der einzelnen Antwortmöglichkeiten (1,0)<br />
nominalskalierte Daten vor, was die Auswahl von Testungen auch sehr einschränkt. Um<br />
144
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
diesem Problem entgegenzuwirken haben wir zum einen die Möglichkeiten, die das<br />
Programm bietet, diese beschränken sich auf Häufigkeitsauszählungen, Kreuztabellen und den<br />
aufwendig durchzuführenden Chi-Quadrat-Test, ausgenutzt. D<strong>an</strong>eben versuchten wir jedoch<br />
auch durch Dummy-Bildung und Zusammenfügen der Antwortkategorien in Indexe und<br />
Variablen, mehr Auswertungsmöglichkeiten zu erhalten. Dies hat teils funktioniert, zum<br />
Beispiel konnten wir durch die Umcodierung in Dummys und das Zusammenfügen von<br />
Datenmaterial gewisse Erkenntnisse gewinnen.<br />
Während der Auswertung wurde uns die Wichtigkeit der Güte des Fragebogens bewusst.<br />
Dabei sind nicht nur inhaltliche Kriterien wichtig, es ist auch nötig, schon bei der Herstellung<br />
des Fragebogens darauf zu achten, welches Skalenniveau die Antwortkategorien haben, wie<br />
m<strong>an</strong> mit Mehrfach<strong>an</strong>tworten umgeht oder ob m<strong>an</strong> diese nicht versuchen sollte zu umgehen.<br />
Auch waren wir mehrmals <strong>an</strong> einem Punkt <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt, wo wir uns nicht sicher waren, ob<br />
unsere Art der Vorgehensweise die Richtige sei und ob wir die richtigen Tests <strong>an</strong>wenden.<br />
Dabei war die Literatur, die wir f<strong>an</strong>den, auch nicht immer hilfreich, da es zwar möglich war,<br />
die Anwendung der verschiedenen Tests nachzuschlagen, jedoch oftmals der Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zu den Voraussetzungen und der richtigen Anwendungsweise in unserem speziellen Fall<br />
fehlte.<br />
Bei der Auswertung merkten wir schnell, wie wichtig es ist, dass die vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen<br />
Methodenschritte gut ausgeführt sind. Die Operationalisierung sowie die<br />
Hypothesenüberprüfung mussten wir noch einmal überarbeiten, da wir nun auch auf g<strong>an</strong>z<br />
<strong>an</strong>dere Kriterien achten mussten, um unsere Hypothesen wissenschaftlich auswerten zu<br />
können. Denn um überhaupt mit der Testung der Hypothesen beginnen zu können, mussten<br />
wir viele Voraussetzungen vorab festlegen. Beispielsweise mussten die abhängigen und die<br />
unabhängigen Variablen und das statistische Hypothesenpaar bestimmt werden. Während<br />
dem arbeiten mit den Daten, wurde uns deutlich, dass wir mit m<strong>an</strong>chen Fragen nicht dass<br />
messen konnten, was wir <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs erwartet hatten. Bei der Überarbeitung der<br />
Operationalisierung mussten wir deswegen einige Fragen ausschliessen und haben diese d<strong>an</strong>n<br />
für die weitere Auswertung nicht verwendet.<br />
Zwei Fragebogen mussten wir aufgrund der Antworten streichen. Wir haben die Auswahl der<br />
ausgeschlossenen Fragebogen sehr eng gezogen, da wir so wenig wie möglich ausschliessen<br />
wollten. Dabei haben wir auch Fragebogen in der Auswertung gelassen, bei denen nicht alle<br />
Seiten ausgefüllt wurden oder wo gewisse Fragen offensichtlich falsch ausgefüllten wurden<br />
145
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
(Beispielsweise 100 Zimmer), da wir davon ausgingen, dass die <strong>an</strong>deren Fragen<br />
wahrheitsgetreu ausgefüllt wurden und entweder nur die Konzentration nachgelassen hatte,<br />
oder gewisse Seiten vergessen oder nicht gesehen wurden.<br />
Um mit polytomen Daten arbeiten zu können, mussten wir vor der Bildung eines Indexes eine<br />
Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse durchführen. Einige Untersuchungsmodelle konnten nicht oder nur<br />
teilweise berechnet werden, da die Reliabilität nicht erreicht wurde. Bei diesen<br />
Untersuchungsmodellen musste, um die Hypothese zu überprüfen, mit deskriptiven<br />
Auswertungen gearbeitet werden.<br />
146
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
7 Diskussion der Ergebnisse: Überprüfung der Hypothesen und<br />
Rückschluss auf die Forschungsfragen<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Auswertung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Hypothesen diskutiert und<br />
im Anschluss dar<strong>an</strong> erfolgt der Rückschluss der Ergebnisse auf die Forschungsfragen.<br />
Bei der Diskussion der Ergebnisse ist wichtig sich dar<strong>an</strong> zu erinnern, dass es sich bei der<br />
befragten Stichprobe nicht um eine Zufallsauswahl h<strong>an</strong>delt, und deshalb die Ergebnisse nicht<br />
repräsentativ sind, sondern sich nur auf die Befragten drei Altersgruppen beziehen.<br />
7.1 Gegenüberstellung der theoretischen Erkenntnisse und der<br />
gewonnenen Ergebnisse<br />
Bei der Diskussion der Ergebnisse wird in der gleichen Reihenfolge wie in der Auswertung<br />
zuerst die einzelnen Hypothesen diskutiert und d<strong>an</strong>ach ein Überblick verschafft.<br />
7.1.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen<br />
Unsere Hypothese besagt, dass die Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen dabei<br />
unterstützt, ihre Bedürfnisse zu erkennen und umzusetzen. Dabei will sie der<br />
Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen entgegenwirken und sie in ihrer<br />
Selbstbestimmung fördern.<br />
Grundtendenzen „Mitbestimmung“<br />
Anh<strong>an</strong>d der erhobenen Daten können wir erkennen, dass bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen der Wunsch nach Mitbestimmung präsent ist. Die Mehrheit der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wünschen sich, bei Entscheidungen, die sie betreffen mitentscheiden<br />
zu können.<br />
In den Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong> gehörten, bei den <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die die Jugendfachstelle noch nie<br />
genutzt haben und die Befragten aus einkommensschwachen Familien weisen einen erhöhten<br />
Wunsch nach Mitbestimmung auf.<br />
Mitbestimmung k<strong>an</strong>n für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche etwas Neues sein, womit sie lernen müssen,<br />
umzugehen. Oft wird, auf Grund des Alters und der Bevormundung durch Erwachsene einem<br />
147
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Kind oder Jugendlichen das Recht der Mitsprache verwehrt. Wie wir im Gespräch mit Walter<br />
Staub von der Jugendfachstelle erfuhren, werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche in der Schule und<br />
im Alltag oft in ihrer Kompetenz, was die Selbstbestimmung und Mitbestimmung <strong>an</strong>geht<br />
unterschätzt und dadurch auch überg<strong>an</strong>gen. Der vom Gesamttrend erhöhte Wunsch nach<br />
Mitbestimmung der Befragten, aus den Gemeinden, die noch nicht zur Jugendfachstelle<br />
gehören und den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle noch nicht genutzt<br />
haben, erklären wir uns damit, dass diese <strong>Kinder</strong> und Jugendliche keine oder eine geringere<br />
Möglichkeit haben ihr Bedürfnis nach Mitbestimmung zu befriedigen. Die Angebote der<br />
bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>, die auch bei der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />
genutzt werden, geben den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen die Möglichkeit, mitzubestimmen. Wir<br />
interpretieren aus den Ergebnissen, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, die bereits <strong>an</strong> Angeboten<br />
der Jugendfachstelle teilgenommen haben, ihren Wunsch nach Mitbestimmung zu einem<br />
gewissen Grad befriedigen konnten, während die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die noch nicht<br />
teilgenommen haben diesen Wunsch noch stärker verspüren. Dass die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien einen erhöhten Wunsch nach<br />
Mitbestimmung aufzeigen, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass ihnen teilweise das<br />
Grundkapital fehlt um ihre Wünsch und Bedürfnisse umzusetzen. Die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen mit niedrigem ökonomischem Kapital weisen einen grösseren Wunsch nach<br />
kostengünstigen Angeboten auf, da sie sich oft den Mitgliederbeitrag eines Verein/Clubs nicht<br />
leisten können. Die Jugendfachstelle bietet solche kostenfreien Angebote <strong>an</strong>. Eine etwas<br />
weiterführende Interpretation, die wir uns in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g erlauben ist, dass diese<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen bereits bei ihren Eltern und durch selbst erlebte Ereignisse,<br />
beobachten können, dass durch das fehlende ökonomische Kapital, Einfluss und<br />
Mitbestimmung verwehrt bleiben. Dadurch erhöht sich bei ihnen das Bedürfnis nach mehr<br />
Mitbestimmung im Vergleich zu <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen<br />
Familien.<br />
Von der allgemeinen Tendenz abweichend und damit tiefere Wert wiesen die weiblichen<br />
Befragten, die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus der Subregion A, die 18-Jährigen und die<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen Familien auf.<br />
Die tiefen Werte bei den weiblichen Befragten ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sie<br />
die Jugendfachstelle allgemein mehr Nutzen und aus diesem Grund auch weniger das<br />
148
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Bedürfnis nach Mitbestimmung haben. Durch die Teilnahme <strong>an</strong> den Angeboten der<br />
Jugendfachstelle wird der Wunsch nach Mitbestimmung bereits abgedeckt.<br />
Die Subregion A umfasst die Gemeinden <strong>Konolfingen</strong> Häutligen, Freimettigen und<br />
Niederhünigen. Eine Erklärung dafür, dass die Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der Subregion A einen tieferen Wert bezüglich dem Wunsch nach<br />
Mitbestimmung aufweisen, k<strong>an</strong>n damit begründet werden, dass die vier Gemeinden alle seit<br />
dem Jahr 2006 zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> gehören und somit auch schon am<br />
längsten von der Jugendfachstelle betreut werden. Wir interpretieren daher, dass das<br />
Bedürfnis nach Selbstbestimmung bei der Mehrheit dieser Gruppe durch die l<strong>an</strong>gjährige<br />
Betreuung bereits abgedeckt wurde. Diese Aussage wird von der Tatsache gestärkt, dass die<br />
Gemeinden der Subregion C, einen zum Gesamttrend relativ hohen Wert aufzeigen. Zu der<br />
Subregion C gehören unter <strong>an</strong>derem die Gemeinden Zäziwil und Mirchel, die zum Zeitpunkt<br />
der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle <strong>Konolfingen</strong> gehörten und somit auch noch<br />
nicht von den Angeboten der Jugendfachstelle profitieren konnten.<br />
Dass die Mehrheit der 18-Jährigen nicht explizit den Wunsch nach Mitbestimmung äussern,<br />
k<strong>an</strong>n zum Einen dar<strong>an</strong> liegen, dass die Angebote der Jugendfachstelle die Gruppe der 18-<br />
Jährigen weniger direkt <strong>an</strong>spricht, als die <strong>an</strong>deren zwei Altersgruppen. Auf Grund einer<br />
höheren Ausbildung oder dem Nachgehen eines Berufes, verbringen viele der 18-Jährigen<br />
ihren Alltag nicht mehr in den Gemeinden, für die die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />
zuständig ist. Durch die Verschiebung ihres Lebensmittelpunktes sind sie auch weniger<br />
interessiert dar<strong>an</strong>, Entscheidungen die die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den Gemeinden<br />
betreffen, mitzubestimmen.<br />
Allgemeine Tendenzen der Selbstbestimmung<br />
Wie bereits beim Wunsch nach mehr Mitbestimmung ist bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen das allgemeine Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung ebenfalls präsent. In<br />
keiner der Kategorien, die wir gebildet haben, ist eine mark<strong>an</strong>te Abweichung zum<br />
Gesamttrend zu beobachten. In allen Kategorien ist der Wunsch nach Selbstbestimmung bei<br />
über 65% der Befragten vorh<strong>an</strong>den.<br />
Wir erkennen jedoch, dass der Wert der Männer nach dem Wunsch nach Selbstbestimmung<br />
höher ist als der der Frauen. Im Vergleich zum tiefen Wert der die Frauen beim Indikator, zur<br />
Messung der Mitbestimmung aufweisen, unterstützt dieses Ergebnis erneut unsere Annahme.<br />
149
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Dadurch dass die Frauen die Jugendfachstelle häufiger besuchen als Männer, wird ihr<br />
Bedürfnis nach Mit- und Selbstbestimmung besser befriedigt als das der Männer.<br />
Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, für die die Jugendfachstelle zum<br />
Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zuständig war und die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die noch<br />
nie <strong>an</strong> Projekten der Jugendfachstelle teilgenommen haben weisen ein höheres Bedürfnis <strong>an</strong><br />
Selbstbestimmung auf, als die Befragten, die bereits von der Jugendfachstelle unterstützt<br />
werden und die Angebote bereits genutzt haben. Diese Tatsache unterstützt unsere Hypothese,<br />
dass durch die Präsenz der Jugendfachstelle die Selbstbestimmung gefördert wird.<br />
Durch die Daten, die wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der beiden Indikatoren erhalten haben, können wir erkennen,<br />
dass der Wunsch und das Bedürfnis nach Mitbestimmen und Selbstbestimmung bei der<br />
Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen vorh<strong>an</strong>den sind.<br />
Diskussion der weiteren Indikatoren<br />
Die Indikatoren, die wir zur Messung der Fremdbestimmung verwendet haben, erhielten eine<br />
relativ tiefe Zustimmung von den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Wir können daher nicht<br />
direkt den Schluss ziehen, dass die Befragten fremdbestimmt sind. Demgegenüber wird das<br />
Bewusstsein für die Selbstbestimmung von den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen durch<br />
eine höhere Zustimmung der Indikatoren deutlicher sichtbar.<br />
Dass die Werte der Indikatoren die die Fremd- und Selbstbestimmung messen zwischen der<br />
Gruppe Beitritt und der Gruppe Nicht-Beitritt nur geringe Unterschiede aufweisen, erklären<br />
wir uns damit, dass sich die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nicht zwischen Fremd- oder<br />
Selbstbestimmung entscheiden mussten. Sie konnten innerhalb derselben Frage jeweils<br />
Antwortkategorien, die die Fremdbestimmung, als auch Antwortkategorien die die<br />
Selbstbestimmung messen, <strong>an</strong>kreuzen. Durch diese Tatsache wird die Aussagekraft der<br />
Selbstbestimmung etwas minimiert. Um dies <strong>an</strong> einem Beispiel zu demonstrieren: auf die<br />
Frage Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? (Frage 9), konnten die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen folgende Antwortkategorien <strong>an</strong>kreuzen „Meine Freunde müssen es gut finden“<br />
und „Meine Eltern müssen es gut finden“, was die Fremdbestimmung unterstützen würde, wie<br />
auch „Das ich das machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe“ was wiederum für die<br />
Selbstbestimmung spricht.<br />
Auch wenn nicht g<strong>an</strong>z so deutlich wie bei den Hauptindikatoren, können wir auch bei den<br />
weiteren Indikatoren eine Tendenz dahingehend erkennen, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />
150
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
die noch nicht bei der Jugendfachstelle sind, höhere Werte bei der Fremdbestimmung und<br />
tiefere bei der Selbstbestimmung aufweisen. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der<br />
Gemeinden, die bereits von der Jugendfachstelle unterstützt werden, weisen bei fünf der<br />
sieben Indikatoren, die zur Messung der Fremdbestimmung verwendet wurden, höhere Werte<br />
auf, als die Gemeinden, die noch nicht von der Jugendfachstelle unterstützt wurden. Damit<br />
wird die Hypothese, dass die Präsenz der Jugendfachstelle der Fremdbestimmung<br />
entgegenwirkt, unterstützt. Dass die Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht<br />
zur Jugendfachstelle gehören, bei zwei der drei Indikatoren, die die Selbstbestimmung<br />
messen, tiefere Werte aufzeigen, als die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, die bereits<br />
von der Jugendfachstelle unterstützt wurden, zeigt, dass die Präsenz der Jugendfachstelle die<br />
Selbstbestimmung fördert. Auch dass die Befragten der Gruppe Beitritt bei dem Indikator, der<br />
den Wunsch nach der Unabhängigkeit vom Elternhaus erhebt, einen tieferen Wert aufweist,<br />
als die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gruppe Nicht-Beitritt, spricht dafür, dass die<br />
Jugendfachstelle den Wunsch nach Unabhängigkeit, zumindest von den Eltern, zu einem<br />
gewissen Grad abschwächt. Ein Grund dafür könnte in der Nutzung der Angebote der<br />
Jugendfachstelle liegen. Dadurch, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen bei den Projekten der<br />
Jugendfachstelle bereits Mitbestimmen, wird der allgemeine Wunsch nach mehr<br />
Selbstbestimmung verringert. Dies wirkt sich auch auf das alltägliche Leben zu Hause aus.<br />
Bei den Fragen, die die Selbstbestimmung betreffen, ist die prozentuale Beteiligung höher, als<br />
bei den Fragen zur Fremdbestimmung. Dies könnte dar<strong>an</strong> liegen, dass die befragten <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen sich mehr für den Ausbau ihrer Selbstbestimmung interessieren, als dass sie<br />
sich ihrer Fremdbestimmung bewusst sind.<br />
Im <strong>Kinder</strong> und Jugendalter sehen wir es als normal <strong>an</strong>, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
Wert darauf legen, was ihre Freunde oder die Familie als richtig empfindet und daher auch zu<br />
einem gewissen Grad fremdbestimmt h<strong>an</strong>deln. Der Weg, vom fremdbestimmten Alltag weg,<br />
hin zur selbstbestimmten Alltagsgestaltung ist ein Prozess, der jedes Kind im Jugendalter und<br />
darüber hinaus durchläuft. Die Abnabelung vom Elternhaus führt zu einer verstärkten<br />
Orientierung <strong>an</strong> den Freunden und schlussendlich vermehrt zur Selbstbestimmung. Die<br />
Angebote der Jugendfachstelle soll den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen als Unterstützung dienen,<br />
diesen Weg des unabhängig Werdens zu gehen. Anh<strong>an</strong>d unserer Daten interpretieren wir, dass<br />
durch die Präsenz der Jugendfachstelle eine Abschwächung der Fremdbestimmung zu<br />
beobachten ist. Bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen stellen wir fest, dass es ein<br />
151
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
erhöhtes Bedürfnis nach Mitbestimmung und Selbstbestimmung gibt. Durch die Tatsache,<br />
dass die Werte der Gemeinden, die nicht von der Jugendfachstelle betreut werden, und die<br />
Werte der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle noch nicht genutzt haben, höher<br />
als alle <strong>an</strong>deren ausfallen, lässt uns den Schluss ziehen, dass durch die Präsenz der<br />
Jugendfachstelle den Wunsch nach Selbstbestimmung verkleinert wird. Oder <strong>an</strong>ders<br />
ausgedrückt, dort wo die Jugendfachstelle noch nicht Präsent ist, ist der Wunsch nach<br />
Selbstbestimmung bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen höher.<br />
Wie bei der zu Beginn der Arbeit vorgestellten bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> nach<br />
Damm (1980:14), geht es darum, Jugendliche zu befähigen, von ihren subjektiven<br />
Bedürfnissen ausgehend, ihre objektiven Interessen zu formulieren und diese einer<br />
durchgehend demokratisch und hum<strong>an</strong> org<strong>an</strong>isierten Gesellschaft entsprechend<br />
durchzusetzen. Mit Hilfe unserer Forschungsarbeit wird der Jugendfachstelle einen Überblick<br />
über die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gegeben. Der Jugendfachstelle<br />
Region <strong>Konolfingen</strong> wird damit ermöglicht, in Zukunft gezielt auf die noch fehlenden<br />
Bedürfnisse einzugehen. Der Ansatzpunkt der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> setzt beim<br />
„Wollen“ der Jugendlichen, etwas in ihrer Freizeit zu machen, <strong>an</strong> (Damm 1980:15). Anh<strong>an</strong>d<br />
der Ergebnisse, dass durch die Präsenz der Jugendfachstelle der Fremdbestimmung<br />
entgegengewirkt wird, konnte einem wichtiger Aspekt von Damms Ansatz, der<br />
bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>, bewerkstelligt werden. Neben dem Abdecken möglichst<br />
vieler Bedürfnisse, ist auch die Förderung der Selbstbestimmung der Jugendlichen und damit<br />
das entgegenwirken der Fremdbestimmung von zentraler Bedeutung (Damm 1980:18).<br />
Die gegenseitige Anerkennung hat zur Folge, dass eine Gruppe immer wieder reproduziert<br />
wird und gleichzeitig ihre Grenzen definiert (Bourdieu 1997:66). Somit besteht das soziale<br />
Kapital aus den aktuellen oder potentiellen Ressourcen, die auf die Zugehörigkeit einer<br />
Gruppe oder die Beziehung zu einer Person zurückzuführen sind. Daraus ist der Schluss zu<br />
ziehen, dass eine Person ihre Beziehung zu einer oder mehreren Personen so ausrichtet, dass<br />
sie den grösstmöglichen Nutzen daraus ziehen k<strong>an</strong>n. Nach Bourdieu k<strong>an</strong>n das soziale Kapital<br />
also einen grossen Einfluss auf das Verhalten der Person haben. Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
unserer Forschungsarbeit können wir dies so verstehen, dass ein Kind oder Jugendlicher von<br />
seinem sozialen Kapital, wie beispielsweise seiner Familie, Freunde, aber auch der<br />
Jugendfachstelle viel profitieren k<strong>an</strong>n und je nach Nutzen sein Verhalten auch<br />
dementsprechend richtet. Die Angebote der Jugendfachstelle sind kostengünstig oder gratis,<br />
152
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
m<strong>an</strong> lernt oft neue Menschen kennen und wird unterstützt die eigene Persönlichkeit zu<br />
entwickeln und entfalten. Damit wird einen allgemeinen Nutzen für die Person generiert, in<br />
dem durch die Teilnahme <strong>an</strong> Angeboten der Jugendfachstelle das kulturelle und soziale<br />
Kapital gestärkt wird. Diese Kapitalakkumulation führt nicht nur zu einem Gewinn des<br />
Kindes oder des Jugendlichen, sondern bringt auch der Gruppe, bei denen das Kind oder der<br />
Jugendliche Mitglied ist, neuen Nutzen und führt zu einer Erweiterung der Gruppengrenzen.<br />
7.1.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />
Unsere Hypothese postuliert, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche ein Bedürfnis nach<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben. Anwaltschaftliche Vertretung meint die Unterstützung<br />
von Erwachsenen, die über die familiäre und schulische Hilfe hinaus geht. Die<br />
Jugendfachstelle <strong>Konolfingen</strong> verfolgt das Ziel dieser Vertretung nach zu kommen. Dadurch,<br />
dass sie sich für die Anliegen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einsetzt, können wir davon<br />
ausgehen, dass ein solches Bedürfnis besteht. Aus diesem Grund haben wir die These<br />
aufgestellt, dass ein Kind oder ein Jugendlicher vor allem im Bereich der Freizeitgestaltung,<br />
den Wunsch nach Unterstützung und Beist<strong>an</strong>d durch eine erwachsene Person und damit nach<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung hat.<br />
Grundtendenzen „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />
Anh<strong>an</strong>d der erhobenen Daten wird sichtbar, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein<br />
Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung aufweisen. Die Mehrheit der Befragten<br />
stimmen der Aussage zu, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihren Anliegen und Ideen durch<br />
eine erwachsene Person vertreten werden sollten.<br />
Die weiblichen Befragten, die 18-Jährigen, die Schweizer und die Befragten aus den<br />
Gemeinden, welche zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong> gehörten, weisen ein erhöhtes Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung auf.<br />
Dieses Ergebnis k<strong>an</strong>n zum Einen bedeuten, dass die Befragten noch zu wenig Unterstützung<br />
für die Umsetzung ihrer Anliegen und Ideen erhalten. Es k<strong>an</strong>n aber auch bedeuten, dass sie<br />
schon unterstützt werde, sie aber mehr und konkretere Hilfe erhalten möchten. Dadurch, dass<br />
sie bereits in den Genuss einer Unterstützungs- und Vertretungsperson gekommen sind,<br />
wächst der Wunsch nach mehr Beist<strong>an</strong>d. Die weiblichen Befragten weisen indes ein höheres<br />
Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung auf, als die männlichen Befragten. Wie wir von<br />
der Auswertung des Untersuchungsmodells „Clubs/Vereine“ entnehmen können, wird die<br />
153
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendfachstelle öfters von den weiblichen Befragten genutzt als von den männlichen<br />
Befragten. Dadurch dass die Frauen die Angebote der Jugendfachstelle mehr nutzen und<br />
somit auch besser kennen, stellen sie höhere Ansprüche <strong>an</strong> die Jugendfachstelle und<br />
wünschen sich noch mehr Unterstützung. Während die männlichen Befragten teilweise gar<br />
keine Vorstellung davon haben, welchen Nutzen ihnen eine Vertretung durch eine erwachsene<br />
Person bringt. Dass die Schweizer einen stärkeres Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung aufweisen, als die Nicht-Schweizer nehmen wir so zur Kenntnis. Wir haben aus<br />
unseren Daten keinen Ansatz gefunden, der uns dieses Ergebnis erklären lässt. Eine mögliche<br />
Interpretation könnte aus den unterschiedlichen kulturellen Bedingungen hergeleitet werden.<br />
Da wir jedoch keine Informationen bezüglich der Religion und der Erziehung der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben, können wir keine weiteren Schlüsse daraus ziehen.<br />
Die Gemeinden, welche zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle<br />
gehörten, weisen ein erhöhtes Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung auf. Da die<br />
Jugendfachstelle die Unterstützung der Anliegen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zum Ziel hat,<br />
k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass das Bedürfnis in den Beitrittsgemeinden aus dem<br />
Grund kleiner ist, weil die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, bei Bedarf, bereits eine Bezugsperson<br />
haben, <strong>an</strong> die sie sich wenden können. In den Gemeinden, die erst seit kurzem zur<br />
Jugendfachstelle gehören fehlt eine solche Person. Somit weisen die Befragten der<br />
Gemeinden, welche durch die Jugendfachstelle versorgt werden, ein kleineres Bedürfnis auf,<br />
weil dieses schon durch die Jugendfachstelle gedeckt wird. Dementsprechend ist das<br />
Bedürfnis der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, der Gemeinden, welche noch nicht zur<br />
Jugendfachstelle gehörten, grösser.<br />
Aus den Ergebnissen unserer Erhebung wird erkennbar, dass die einkommensschwachen<br />
Befragten ein etwas höheres Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung aufweisen als die<br />
nichteinkommensschwachen Befragten. Wir vermuten, dass durch die fin<strong>an</strong>zielle Situation<br />
einiger der einkommensschwachen Familien, weniger Unterstützung für die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen zur Verfügung steht und sie deshalb ein höheres Bedürfnis nach Vertretung,<br />
durch erwachsene Personen ausserhalb ihrer Familie, aufweisen<br />
Die Antwortkategorie „Eine erwachsene Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche<br />
interessiert und mir hilft Ideen umzusetzen“ bezieht sich auf die konkreten Erwartungen der<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>. Durch diese<br />
Erhebung wird sichtbar, dass 15% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein Bedürfnis nach<br />
154
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben und dies explizit als Aufgabe der Jugendfachstelle<br />
<strong>an</strong>sehen.<br />
Durch die Daten wird sichtbar, dass mehr weibliche Befragte, mehr 18-Jährige, mehr<br />
Schweizer und mehr Befragte aus Gemeinden, welche zur Jugendfachstelle gehören dieses<br />
Bedürfnis aufweisen. Auffällig hierbei ist, dass sich, bis auf die Aufteilung nach Beitritt und<br />
Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle, dieselben Gruppen ein erhöhtes Bedürfnis<br />
nach einer Vertretungsperson aufweisen, wie bei der Auswertung der oberen Frage. Somit<br />
können bei der Auswertung dieses Indikators dieselben Erklärungsversuche hinzugezogen<br />
werden wie beim oberen Indikator, der ebenfalls die Erwartung und den Wunsch nach<br />
<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung misst.<br />
Die 18-Jährigen weisen ein grösseres Bedürfnis nach einer Person, die sich für ihre Anliegen<br />
interessiert und einsetzt auf, als die <strong>an</strong>deren Altersgruppen. Von der Jugendfachstelle Region<br />
<strong>Konolfingen</strong> wissen wir, dass sie weniger Einfluss auf die 18-Jährigen hat, als auf die <strong>an</strong>deren<br />
Altersgruppen, da viele ihre Freizeit nicht mehr in den Wohngemeinden verbringen. Sie sind<br />
für die Jugendfachstelle aus diesem Grund auch weniger zugänglich. Also vermuten wir, dass<br />
die 18-Jährigen mehr Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung aufweisen, weil sie wenig<br />
Unterstützung durch die Jugendfachstelle erfahren. Die Auswertung, dass das Bedürfnis der<br />
befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Beitrittsgemeinden höher ist als jenes der Nicht-<br />
Beitrittsgemeinden k<strong>an</strong>n durch die Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> die<br />
Jugendfachstelle begründet werden. Jene, die die Jugendfachstelle schon länger kennen,<br />
haben auch konkrete Erwartungen <strong>an</strong> sie. Da sie wissen, dass das Ziel der Fachstelle die<br />
Unterstützung der Anliegen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist, werden sie auch ein solches<br />
Angebot erwarten. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den Nicht-Beitrittsgemeinden,<br />
haben bis zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine Unterstützung durch die Jugendfachstelle<br />
erfahren. Daher nehmen wir <strong>an</strong>, dass die Befragten keine, weniger oder <strong>an</strong>dere Erwartungen<br />
<strong>an</strong> die Jugendfachstelle haben.<br />
Die Unterschiede zwischen der Erwartung der Einkommensschwachen und jenen, die nicht<br />
einkommensschwach sind, sind nicht auffallend gross. Die Einkommensschwachen weisen<br />
ein leicht höheres Bedürfnis nach einer Vertretungsperson auf. Dies k<strong>an</strong>n auch bei den<br />
Ergebnissen der Frage 15 festgestellt werden. Hier können ähnliche Erklärungsversuche<br />
hinzugezogen werden.<br />
155
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Präsenz der Jugendfachstelle<br />
Allgemein k<strong>an</strong>n die Aussage gemacht werden, dass 81% aller befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> als präsent erachten.<br />
Rund 47% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, wissen was die Jugendfachstelle ist und<br />
was sie macht. Je ein Fünftel kennen die <strong>Jugendarbeit</strong>er Carsten Pohl und Walter Staub. Dies<br />
sind vergleichsweise hohe Werte, da sich die Jugendfachstelle in einigen Regionen erst seit<br />
Kurzem einbringt und deshalb noch nicht bei allen Befragten bek<strong>an</strong>nt sein k<strong>an</strong>n. Auch die<br />
Projekte und Angebote der Jugendfachstelle sind bei vielen bek<strong>an</strong>nt, rund ein Drittel kennen<br />
die Workshops und die Beratung. Bereits genutzt wurden die Angebote jedoch nur von<br />
Wenigen der Befragten. Viele der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, circa ein Drittel, haben<br />
bei einem Ferien- oder Freizeit<strong>an</strong>gebot mitgemacht, was zeigt, dass diese Angebote Ankl<strong>an</strong>g<br />
gefunden haben.<br />
Es k<strong>an</strong>n also davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass die Jugendfachstelle bei den befragten <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen bek<strong>an</strong>nt ist und deshalb auch Einfluss hat.<br />
Dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />
aufweisen, zeigt die Wichtigkeit von aussenstehenden Angeboten und vor allem von<br />
unabhängigen Personen, die sich für die Anliegen und Ideen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
einsetzen. Eine solche Vertretung ergänzt das familiäre und schulische Umfeld und erweitert<br />
es um Hilfe, Unterstützung, Beist<strong>an</strong>d bei Freizeit<strong>an</strong>geboten, aber auch um unabhängige und<br />
fachgerechte Beratung. So k<strong>an</strong>n vor allem das, nach Bourdieu ben<strong>an</strong>nte, kulturelle Kapital<br />
ergänzt werden. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher durch sein bisheriges Umfeld wenig <strong>an</strong><br />
kulturellem Kapital besitzt, k<strong>an</strong>n es durch eine unabhängige, aussenstehende Person erhöht<br />
werden. So können zum Einen die intellektuellen Qualifikationen durch Beratung oder<br />
Hilfestellung verbessert werden, zum Anderen aber auch die notwendigen Güter für den<br />
Erwerb von Wissen, Kenntnissen oder Fertigkeiten bereitgestellt werden. Für jene <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen, welche zu Hause kaum von solchen Gegebenheiten profitieren können, k<strong>an</strong>n<br />
eine Vertretung durch eine erwachsene Person entscheidend für ein gutes und erfolgreiches<br />
Aufwachsen sein. Es ist daher wichtig zu wissen, dass eine Jugendfachstelle diese wichtige<br />
Aufgabe, als aussenstehende Vertretung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einnehmen k<strong>an</strong>n.<br />
Dadurch ist ihr die Möglichkeit gegeben, die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mit immateriellen, als<br />
auch materiellen Gütern, wie Bücher oder Computer, welche den Zug<strong>an</strong>g zu Wissen<br />
gar<strong>an</strong>tieren, auszustatten. Zudem braucht es auch Güter, welche die Fähigkeiten und<br />
156
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Fertigkeiten der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen verbessern können. Im Falle der Jugendfachstelle<br />
Region <strong>Konolfingen</strong> stellt sie den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen Turnhallen mit Turngeräten oder<br />
Sportutensilien, aber auch technische Hilfsmittel jeglicher Art, welche die spätere und<br />
berufliche Entwicklung fördern können, zur Verfügung. Neben den materiellen Gütern sollte<br />
die Jugendfachstelle auch die immateriellen Angebote bereitstellen. So bietet sie Beratung,<br />
Informationsver<strong>an</strong>staltungen oder die Funktion des Vermittlers <strong>an</strong>.<br />
7.1.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Verein/Club<br />
Die Hypothese besagt, dass die Jugendfachstelle im Gegensatz zu Vereinen/Clubs mehr<br />
Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen abdecken k<strong>an</strong>n. Diese Hypothese baut darauf auf,<br />
dass gemäss Diethelm Damm (1980:17) ein Problem vieler Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> ist,<br />
dass sie nur Einzelbedürfnisse der Jugendlichen wahrnehmen und somit viele weitere<br />
Bedürfnisse und Interessen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nicht abdecken. Eine<br />
bedürfnisorientierte offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> k<strong>an</strong>n versuchen, diesem Problem<br />
entgegenzuhalten, indem sie versucht auf möglichst viele Bedürfnisse gleichzeitig einzugehen<br />
und diese d<strong>an</strong>n auch mitein<strong>an</strong>der zu verknüpfen. Gemäss Damm (1980:18) können<br />
beispielsweise Bedürfnisse nach Erlebnis, Selbstbestimmung, sozialer Anerkennung und<br />
Solidarität mitein<strong>an</strong>der verknüpft werden. Aufgrund dessen, dass die Indikatoren, mit welchen<br />
der Index „Bedürfnisabdeckung“ hätte gebildet werden sollen, die<br />
Reliabilitätsvoraussetzungen nicht erfüllten, konnte die Hypothese nicht mit der linearen<br />
Regressions<strong>an</strong>alyse überprüft werden. Somit k<strong>an</strong>n die Hypothese weder <strong>an</strong>genommen noch<br />
abgelehnt werden. Die Diskussion dieser Hypothese, begrenzt sich deswegen auf die<br />
Diskussion der deskriptiven Ergebnisse.<br />
Die Auswertungen zeigen, dass 48.3% der <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Jugendfachstelle<br />
nutzen und 73.8% in einem Verein/Clubs sind. Somit nutzen gesamthaft die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen die Vereine/Clubs mehr, als die Jugendfachstelle. Jedoch besteht hier ein<br />
wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die männlichen Befragten nutzen<br />
mehr die Vereine/Clubs, während die weiblichen Befragten mehr die Jugendfachstelle nutzen.<br />
Diesen Unterschied lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass die Angebote der<br />
Vereine/Clubs die männlichen Befragten mehr <strong>an</strong>sprechen als die weiblichen Befragten und<br />
dagegen die Angebote der Jugendfachstelle eher die weiblichen Befragten <strong>an</strong>sprechen. Es<br />
könnte aber auch sein, dass die Vereine/Clubs mehr Angebote für die männlichen Befragten<br />
157
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
<strong>an</strong>bieten, weil sie wissen, dass diese mehr das Bedürfnis haben in einem Verein/Club zu sein<br />
und hingegen die Jugendfachstelle eher Bedürfnisse, welche vermehrt die weiblichen<br />
Befragten <strong>an</strong>sprechen, <strong>an</strong>bietet. Des Weiteren lässt sich auch ein Unterschied zwischen den<br />
drei Altersgruppen verzeichnen. Die <strong>Kinder</strong> in der 6. Klasse nutzen mehr die Vereine/Clubs<br />
als die Jugendfachstelle, während die Jugendlichen aus der 9. Klasse und die 18-Jährigen eher<br />
die Jugendfachstelle nutzen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass mit zunehmendem<br />
Alter die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr Bedürfnisse haben und sie bei der Jugendfachstelle<br />
die Möglichkeit dafür haben, diesen nachzukommen. Im Hinblick auf die vierzehn<br />
Gemeinden können weitere Unterschiede festgehalten werden. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
aus den kleineren und den grösseren Gemeinden nutzen die Vereine/Clubs mehr, als die<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der mittelgrossen Gemeinden, diese nutzen mehr die<br />
Jugendfachstelle. Der Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, hat<br />
bei der Nutzung der Vereine/Clubs jedoch keinen Einfluss. Es zeigt sich, wie zu erwarten war,<br />
dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, welche seit 2006 und 2008 von der<br />
Jugendfachstelle betreut werden, die Jugendfachstelle mehr nutzen, als die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen der Gemeinden, welche zum Zeitpunkt der Befragung von der Jugendfachstelle<br />
noch nicht aktiv betreut wurden.<br />
Ein weiterer Unterschied zeigt sich bei der Nationalität der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen. Während die Nutzung der Jugendfachstelle unabhängig von der Nationalität ist,<br />
zeigt sich eine Abhängigkeit bei der Nutzung der Vereine/Clubs. Von den Schweizer/-innen<br />
sind 75.7% in einem Verein/Club und dagegen sind es von den Nicht-Schweizer/innen 62%.<br />
Dies könnte mit den Mitgliederbeiträgen, welche bei Vereinen/Club häufig einbezahlt werden<br />
müssen, erklärt werden. Die Schweizer/-innen sind möglicherweise eher gewillt diese zu<br />
bezahlen oder haben vielleicht auch eher die fin<strong>an</strong>ziellen Mittel dafür. Die Jugendfachstelle<br />
k<strong>an</strong>n wie es scheint, wie die Diskussion der Hypothese Stärkere Nutzung der<br />
Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien im<br />
Anschluss zeigen wird, aufgrund ihrer kostenlosen Angebote die Diskrep<strong>an</strong>z zwischen<br />
ökonomisch starken und ökonomisch schwachen Personen, eher mindern als Vereine/Club,<br />
aufgrund der Mitgliederbeiträge. In wie weit jedoch dabei die Nationalität einbezogen werden<br />
k<strong>an</strong>n, lässt sich auch in der Diskussion der <strong>an</strong>schliessenden Hypothese zeigen, siehe Seite<br />
158.<br />
158
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Allgemein scheinen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den Gemeinden gut<br />
abgedeckt zu sein. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen sind weitgehend der Meinung, dass<br />
es genügend <strong>Kinder</strong>- und Jugend<strong>an</strong>gebote gibt. Bei der Frage Es gibt Dinge die du gerne tun<br />
würdest, du k<strong>an</strong>n es jedoch nicht, warum? (Frage 12) haben die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />
Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebot“ weit weniger <strong>an</strong>gekreuzt als Gründe wie<br />
„Ich habe keine Zeit“, „Ich habe kein Geld“, „Es ist zu weit weg“ und „Meine Eltern erlauben<br />
es nicht“. Ausserdem wurde bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) die<br />
Antwort<strong>an</strong>gabe „Nichts“ am zweithäufigsten gemacht. Die bivariate Auswertung der<br />
unabhängigen Variablen „Nutzung Jugendfachstelle“ und „Nutzung Vereine/Clubs“ mit dem<br />
Indikator „Nichts“ zeigt, dass den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche Mitglied in einem<br />
Verein/Club sind, eher keine Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen, als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen,<br />
welche die Jugendfachstelle nutzen. Somit k<strong>an</strong>n als erste Vermutung aufgestellt werden, dass<br />
Vereine/Clubs die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdecken als die<br />
Jugendfachstelle. Aus der Perspektive der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>, k<strong>an</strong>n jedoch<br />
interpretiert werden, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen,<br />
eher ein fehlendes Freizeit<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong>gegeben haben weil sie mehr Bedürfnisse haben oder<br />
weil sie durch die Nutzung der Jugendfachstelle einerseits gelernt haben, ihre Bedürfnisse zu<br />
äussern oder dadurch erfahren haben wie es ist, wenn m<strong>an</strong> unterschiedliche Bedürfnisse<br />
gleichzeitig abdecken k<strong>an</strong>n. Des Weiteren lässt sich festhalten, dass die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen in Vereinen/Clubs womöglich aufgrund ihrer Mitgliedschaft im Verein/Club,<br />
gar keine Zeit für <strong>an</strong>dere Freizeitaktivitäten haben und deshalb auch eher <strong>an</strong>gegeben haben,<br />
dass ihnen nichts fehlt. Aufbauend auf diesen Überlegungen interpretieren wir mit Vorbehalt,<br />
dass die Jugendfachstelle eher mehr Bedürfnisse als Vereine/Clubs abdecken k<strong>an</strong>n. Jedenfalls<br />
scheint sie eher dafür geeignet zu sein, mehr Bedürfnisse gleichzeitig abzudecken, als<br />
Vereine/Clubs.<br />
Im Hinblick auf die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie von Bourdieu halten wir des Weiteren fest, dass<br />
Vereine/Clubs und die Jugendfachstelle gleichermassen dafür geeignet scheinen, die<br />
Hum<strong>an</strong>kapitalien der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu erweitern. Die Vereine/Clubs können durch<br />
die Förderung spezifischer Fertigkeiten, die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen beim Aufbau des<br />
kulturellen sowie des symbolischen Kapitals stützen, während die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
<strong>an</strong> Angeboten der Jugendfachstelle, bei welchen sie eher in Kontakt mit <strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen kommen können, welche nicht die gleichen Bedürfnisse und Interessen teilen,<br />
das soziale Kapital erweitern können.<br />
159
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
7.1.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von<br />
Schik<strong>an</strong>e von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />
Familien<br />
Die Theorie der Raumsoziologie von Martina Löw (2001:214) besagt, dass die Konstitution<br />
von Raum durch die Verfügungsmöglichkeiten über soziale Güter sowohl begünstigt als auch<br />
eingeschränkt werden k<strong>an</strong>n. Das heisst, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien eingeschränkte Verfügungsmöglichkeiten über soziale<br />
Güter haben und somit schlechtere Möglichkeiten haben, einen Raum zu bilden, in dem sie<br />
sich entfalten können. Ausgehend von dieser Theorie stellten wir zwei Hypothesen auf in<br />
Bezug zu den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien, daher werden<br />
wir sie hier zusammen diskutieren. Zuerst folgt eine Interpretation des Hauptindikators<br />
„Einkommensschwach“, d<strong>an</strong>ach gehen wir auf den Zusammenh<strong>an</strong>g mit den abhängigen<br />
Variablen ein, zum Einen „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und zum Anderen „Opfer<br />
Schik<strong>an</strong>e“.<br />
Von den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen stammen 41.1% aus einkommensschwachen<br />
Verhältnissen. Obwohl in unserem Datensatz mehr weibliche <strong>Kinder</strong> und Jugendliche befragt<br />
wurden, stammt ein grösserer Anteil männlicher Befragter aus einkommensschwachen<br />
Familien. Bei der Nationalität ist ein weiterer hoher Unterschied zu sehen. Dies lässt sich auf<br />
schlechte Integration und die schlechtere Stellung von Ausländern in der Arbeitswelt<br />
zurückführen. Die Unterschiede nach der Grösse der Gemeinden, in denen sie aufwachsen,<br />
lassen sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass viele Eltern, die in kleinen Gemeinden<br />
leben, in der L<strong>an</strong>dwirtschaft tätig sind und daher ihr Einkommen gering ist. Zudem ist oft nur<br />
ein Elternteil berufstätig und die Anzahl <strong>Kinder</strong> höher als in den grösseren Gemeinden. Es<br />
leben 36.7% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien in<br />
Gemeinden mit Jugendtreff und fast 50% ohne Jugendtreff. Dieser Unterschiede könnte sich<br />
darauf zurückführen lassen, dass die Jugendtreffs die Freizeitmöglichkeiten der <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen erweitern und sie somit trotz eingeschränkter fin<strong>an</strong>zieller Mittel genügend<br />
Freizeitaktivitäten zur Verfügung haben. Das Gleiche ist bei der Nutzung, respektive Nicht-<br />
Nutzung der Angebote der Jugendfachstelle messbar. Bei beiden Freizeit<strong>an</strong>geboten h<strong>an</strong>delt es<br />
sich um kostenlose oder günstige Angebote, die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
160
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
einkommensschwachen Familien Möglichkeiten bieten, trotz ihrer schlechten fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Bedingungen, ihre Freizeit zu gestalten.<br />
Nach dieser Übersicht über die Variable „Einkommensschwach“, folgt eine Übersicht über<br />
die Einschätzung der Befragten mit der Frage Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur<br />
Verfügung? (Frage 51). Diese Frage im Vergleich mit der Studie „Verteilung des Wohlst<strong>an</strong>ds<br />
in der Schweiz“ von Ecopl<strong>an</strong> zeigt, dass unsere Ergebnisse der Realität entsprechen. In der<br />
Studie wurde ersichtlich, dass 24% der Befragten einkommensschwach sind, 18%<br />
wohlhabend und der grösste Teil, mit 58% der Bevölkerung, befindet sich im Mittelst<strong>an</strong>d<br />
(Ecopl<strong>an</strong> 2004:106). In der Schweiz ist der Prozentsatz armer Leute relativ niedrig und m<strong>an</strong><br />
k<strong>an</strong>n auch nur von einer relativen Armut sprechen, da niem<strong>an</strong>d unter dem Existenzminimum<br />
lebt. Zudem haben hier <strong>Kinder</strong> und Jugendliche ihre Meinung abgegeben, deshalb k<strong>an</strong>n es<br />
auch sein, dass solche, die aus einkommensschwachen Familien kommen sich schämten eine<br />
ehrliche Antwort zu geben oder keiner Relation haben, was einkommensschwach ist und<br />
daher „Genug“ <strong>an</strong>gekreuzt haben.<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ im Zusammenh<strong>an</strong>g mit „Einkommensschwach“<br />
In einem weiteren Punkt folgt nun eine Interpretation über den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />
unabhängigen Variablen „Einkommensschwach“ und der abhängigen Variablen „Nutzung<br />
Jugendfachstelle/-treff“.<br />
Die Angebote der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs werden von den befragten <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien im Allgemeinen häufiger genutzt, als<br />
von den Anderen. Bei den Angeboten der Jugendfachstelle sind Unterschiede messbar, so<br />
nutzen Befragte aus einkommensschwachen Familien nur die selbstorg<strong>an</strong>isierten Projekte<br />
häufiger als die Anderen und bei den Workshops und Ferien<strong>an</strong>geboten ist das Gegenteil<br />
messbar. Grund hierfür könnte sein, dass die letzten beiden Angebote mit Kosten verbunden<br />
sind. Bei den selbstorg<strong>an</strong>isierten Projekten werden für <strong>an</strong>fallende Kostenpunkte Lösungen<br />
unabhängig von den Eltern gesucht, das heisst Sponsoren werden von den <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen mit Hilfe der Jugendfachstelle gesucht. Somit fallen hier für die Eltern keine<br />
Belastungen <strong>an</strong> und alle <strong>Kinder</strong> und Jugendliche unabhängig von den fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Verhältnissen, aus denen sie stammen, können mitmachen.<br />
161
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Ergebnisse bestätigen somit unsere Hypothese für die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />
das heisst, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Angebote<br />
der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs vermehrt nutzen.<br />
Die Raumsoziologie von Löw (2001:173) besagt, dass Geschlecht und Klasse einen Einfluss<br />
auf die Ch<strong>an</strong>cen einen Raum zu konstituieren haben, indem sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
entfalten können. Zudem unterscheidet sie bei der Konstitution von Raum die vier Ebenen<br />
sozialer Ungleichheit: Reichtum, Wissen, R<strong>an</strong>g und Assoziation (Löw 2001:214). Daher<br />
überprüften wir unsere Hypothese mit den Kontrollvariablen Klasse, Geschlecht und<br />
Wohngemeinde.<br />
In unserer Auswertung zeigt sich, dass bei den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Klasse<br />
keinen Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen einkommensschwachen Familien und<br />
Nutzung der Jugendfachstelle/ -treffs hat.<br />
Die Kontrollvariable Geschlecht der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien zeigt, dass 66% weibliche und 59.4% männliche Befragte<br />
die Angebote der Jugendfachstelle, respektive die Jugendtreffs nutzen. Jedoch ergibt sich nur<br />
bei den männlichen Befragten ein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis. Dies lässt den Schluss zu, dass die<br />
fin<strong>an</strong>ziellen Mittel bei der Freizeitgestaltung der männlichen Befragten einen Einfluss hat, so<br />
dass sie vermehrt auf kostenlose oder günstige Angebote zurückgreifen als weibliche<br />
Befragte.<br />
Die Kontrollvariable Wohngemeinde aufgeteilt nach Beitritt zur Jugendfachstelle vor oder<br />
nach 2010 zeigt, dass in den Gemeinden, welche bereits länger Mitglieder der<br />
Jugendfachstelle sind, mehr <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die<br />
Angebote nutzen als in den <strong>an</strong>deren Gemeinden. Der zweidimensionale Chi-Quadrat-Test<br />
bestätigt dies, da nur bei den Gemeinden mit Beitritt vor 2010 ein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis<br />
messbar ist und somit erkennbar wird, dass die Angebote der Jugendfachstelle und die<br />
Jugendtreffs eine kostengünstige Freizeitmöglichkeit für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien sind. Dies scheint insofern logisch, als dass sich der<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g unter <strong>an</strong>derem auf die Nutzung der Jugendfachstelle bezog und erst mit dem<br />
Beitritt diese Angebote auch genutzt werden können.<br />
162
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Nach Bourdieus Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie haben <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien ein geringes ökonomisches Kapital zur Verfügung. Mit<br />
Hilfe von kostenlosen oder günstigen Angeboten der Jugendfachstelle und der kostenfreien<br />
Jugendtreffs wird das kulturelle Kapital der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen trotz geringen<br />
ökonomischen Kapitals gefördert.<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ im Zusammenh<strong>an</strong>g mit „Einkommensschwach“<br />
Es folgt nun eine Interpretation über den Zusammenh<strong>an</strong>g über den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />
der unabhängigen Variablen „Einkommensschwach“ und der abhängigen Variablen „Opfer<br />
Schik<strong>an</strong>e“.<br />
Als erstes wird die Häufigkeitsauszählung der Frage Oftmals ist m<strong>an</strong> Zuschauer von<br />
Schik<strong>an</strong>en, was sind deine Beobachtungen, wer glaubst du wird am meisten schik<strong>an</strong>iert?<br />
(Frage 43) interpretiert. Die Häufigkeitsauszählung über die beobachteten Opfer von<br />
Schik<strong>an</strong>en bestätigt ein Vorurteil, welches allgegenwärtig ist, nämlich dass Ausländer/innen<br />
häufiger schik<strong>an</strong>iert werden als Schweizer/innen. Dies k<strong>an</strong>n viele Ursachen haben, zum<br />
Beispiel schlechte Verständigungsmöglichkeiten oder <strong>an</strong>dere Angewohnheiten. Da <strong>an</strong> zweiter<br />
Stelle bereits <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien folgen, könnte<br />
auch der Schluss gezogen werden, dass ausländische Befragte schik<strong>an</strong>iert werden, die aus<br />
armen Verhältnissen stammen. Bei den Antworten, welche bei der Kategorie „Andere“<br />
gegeben wurden, ist erkennbar, dass es sich um Menschen h<strong>an</strong>delt, die in irgendeiner Art und<br />
Weise <strong>an</strong>ders sind, solche die „nicht normal“ sind und daher von der Gesellschaft<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Bei der Kreuzung der beiden Variablen wird sichtbar, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien doppelt so viel wie <strong>an</strong>dere zu Hause schik<strong>an</strong>iert werden.<br />
Über Ursachen können wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d unserer Daten keine Aussagen machen. Gründe könnten<br />
allerdings sein, dass Eltern mit geringem Einkommen keine Zeit und kein Geld haben, um<br />
sich um ihre <strong>Kinder</strong> intensiv zu kümmern und daher Schik<strong>an</strong>en öfters vorkommen, als in<br />
<strong>an</strong>deren Familien. Befragte aus einkommensschwachen Familien werden 5% häufiger Opfer<br />
von Schik<strong>an</strong>e als <strong>an</strong>dere <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, dies überschneidet sich mit der Frage 43,<br />
wo Opfer am zweit häufigsten aus armen Familien stammen. In der Schule werden die<br />
Befragten aus einkommensschwachen Verhältnissen am häufigsten schik<strong>an</strong>iert, da fast jede<br />
Klasse ihren Sündenbock hat und solche, die sich nicht zu wehren wissen und sich von der<br />
Masse abheben, beliebte Opfer sind. Hier sind die Schule, Familie und auch Institutionen wie<br />
163
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
die Jugendfachstelle gefordert, aktiv zu werden und Lösungen zu suchen, damit weniger<br />
schik<strong>an</strong>iert wird. Am wenigsten werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche bei Angeboten der<br />
Jugendfachstelle, im Freundeskreis und in der Stadt schik<strong>an</strong>iert. Bei der Jugendfachstelle lässt<br />
sich dies durch den <strong>an</strong>wesenden <strong>Jugendarbeit</strong>er erklären, der Schik<strong>an</strong>en nicht zulässt und<br />
Probleme mit und unter den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen klärt. Schik<strong>an</strong>e im Freundeskreis ist<br />
bei 5% der Befragten schon vorgekommen, wobei es sein k<strong>an</strong>n, dass es sich um nicht ernst<br />
gemeinte Kommentare unter Freunden h<strong>an</strong>deln könnte, welche aber auf den oder die<br />
Betroffene verletzend wirken. Allerdings ist dies bei der Mehrheit nicht der Fall, da m<strong>an</strong> sich<br />
Freunde selber aussucht und mit ihnen ein gutes Verhältnis pflegt. In der Stadt ist m<strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>onym und somit ein schlechtes Ziel für Schik<strong>an</strong>en und zudem halten sich nur wenige<br />
Befragte dort auf. Insgesamt ist eine Tendenz sichtbar, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />
einkommensschwachen Familien vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>en werden, allerdings ergab der<br />
zweidimensionale Chi-Quadrat-Test kein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis. Es besteht somit kein<br />
signifik<strong>an</strong>ter Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen diesen beiden Variablen.<br />
7.1.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />
gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen<br />
Für die Diskussion dieses Modells werden nun verschiedene Aspekte beleuchtet, die<br />
einerseits das Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten aufzeigen sollen und <strong>an</strong>dererseits den<br />
Einfluss von solchen Projekten auf die Stellung und das Selbstbild der befragten Jugendlichen<br />
messen wird.<br />
Bezüglich des Hauptindikators wird klar, dass ein Bedürfnis nach Hilfe bei der Entwicklung<br />
von Freizeitideen, was ein Indikator für Peer-Education-Projekte ist, zu 35.9% besteht, dabei<br />
gibt es folgende Einflussfaktoren. Bei der Klasse der befragten Jugendlichen wird klar, dass<br />
die 18-Jährigen das Bedürfnis viel stärker haben, was auf den Umst<strong>an</strong>d zurückzuführen ist,<br />
dass sich gerade junge Erwachsene stark mit der Loslösung von den Eltern und neuen<br />
Problemen ausein<strong>an</strong>dersetzen. Daher haben sie ein starkes Bedürfnis nach Peer-Education-<br />
Projekten, da sie sich so mit Gleichaltrigen austauschen können. Die Nationalität, die auch<br />
einen Einfluss auf das Bedürfnis hat, k<strong>an</strong>n insofern erklärt werden, als dass Schweizer<br />
Jugendliche die Ressourcen besser nutzen können, da sie kulturell damit aufgewachsen sind,<br />
während die Nicht-Schweizer die Ressourcen teilweise schlechter nutzen können. Daher<br />
haben die Nicht-Schweizer auch ein stärkeres Bedürfnis d<strong>an</strong>ach, ihre Freizeitideen, die sich<br />
164
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
teilweise von denjenigen der Schweizer unterscheiden, umsetzen zu können, was das stärkere<br />
Bedürfnis erklärt. Dass in der Subregion B ein stärkeres Bedürfnis als in den <strong>an</strong>deren<br />
Subregionen herrscht, lässt sich damit erklären, dass diese Gemeinden alle bereits seit 2006<br />
von der Jugendfachstelle betreut werden, und ebenso wie die Nutzer der Jugendfachstelle<br />
daher ein stärkeres Bedürfnis nach Interessenumsetzung haben. Sie wurden bereits darauf<br />
sensibilisiert, dass solche Projekte existieren (die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> bietet<br />
Peer-Education-Projekte <strong>an</strong>), und haben daher auch ein stärkeres Bedürfnis d<strong>an</strong>ach, dass<br />
weitere Projekte in Form ihrer Freizeitideen l<strong>an</strong>ciert werden.<br />
Die Hypothese besagt, dass diejenigen Jugendlichen, die <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten<br />
teilnehmen, viel für die eigene Person schöpfen können, da sie sich intensiv mit einem<br />
Themenbereich ausein<strong>an</strong>dersetzen (Schröder 2003: 111). Daraus schliesst Schröder (2003:<br />
111), dass die Jugendlichen ihre Persönlichkeit stärken und eine positive Rolle im sozialen<br />
Umfeld einnehmen.<br />
Für die Stärkung der Persönlichkeit können <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d unserer deskriptiven Ergebnisse folgende<br />
Aussagen gemacht werden. Allgemein sind die Werte der Indikatoren für ein positives<br />
Selbstbild bei den Teilnehmern <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten höher als bei den Nicht-<br />
Teilnehmern. Das bestätigt unsere These, dass die Teilnahme <strong>an</strong> solchen Projekten, einen<br />
positiven Einfluss auf das Selbstbild hat. Es gibt einige Indikatoren, die auffallen. Beim<br />
Indikator „Freunde finden“ hat die Teilnahme nur einen sehr gering positiven Einfluss. Der<br />
einzige Indikator, der die These nicht bestätigt, ist der, der „Kritikfähigkeit“. Dieser Indikator<br />
ist bei den Nicht-Teilnehmern grösser ist als bei den Teilnehmern, was der Theorie<br />
widerspricht, die ausdrücklich besagt, dass die Kritikfähigkeit mit solchen Projekten gestärkt<br />
wird (Kaestner 2003:60). Die Teilnahme der Jugendlichen <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten hat<br />
hingegen einen sehr grossen Einfluss auf das Ver<strong>an</strong>twortungsbewusstsein der befragten<br />
Jugendlichen. Dies k<strong>an</strong>n daher kommen, dass ver<strong>an</strong>twortungsbewusstes H<strong>an</strong>deln eine<br />
Voraussetzung für die Durchführung von Peer-Education-Projekten ist. Zusammenfassend<br />
lässt sich sagen, dass unsere These, die besagt, dass ein positiver Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />
der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten und dem Selbstbild der befragten Jugendlichen<br />
besteht, bestätigt werden k<strong>an</strong>n. Dieser Zusammenh<strong>an</strong>g ist im Gesamten betrachtet nicht sehr<br />
gross, und in einem Einzelfall nicht zutreffend, dennoch lässt er sich in der<br />
Gesamtbetrachtung klar feststellen.<br />
165
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Zur Rolle im sozialen Umfeld k<strong>an</strong>n folgende Aussage gemacht werden. Deskriptiv lässt sich<br />
aussagen, dass ein relativ kleiner Teil der befragten Jugendlichen, die bereits <strong>an</strong> einem Peer-<br />
Education-Projekt teilgenommen hatten, die Stellung (gemessen <strong>an</strong> den Indikatoren “trauten<br />
mir mehr zu“ und „nahmen mich ernster“) als verbessert <strong>an</strong>sahen. Dennoch wird sichtbar,<br />
dass die Mehrzahl der Erwachsenen Personen eine positive Anschauung zu solchen Projekten<br />
hat, was insofern auch als eine Zunahme der Rolle im sozialen Umfeld gedeutet werden k<strong>an</strong>n.<br />
In der Berechnung zur Hypothesenüberprüfung versuchten wir, die Stellung der befragten<br />
Jugendlichen gegenüber der Erwachsenen zu erheben. Dies war nur begrenzt möglich. Der<br />
Index konnte aufgrund des Fragebogens lediglich mit zwei Items, die derselben Frage<br />
entstammten, gebildet werden. Dabei zeigten die Ergebnisse, dass der Einfluss zwar hoch<br />
signifik<strong>an</strong>t, jedoch äusserst gering ist. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass wir über die Rolle<br />
im Umfeld aufzeigen können, dass es einen sehr schwachen, positiven Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zwischen der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten und der Stellung gegenüber der<br />
Erwachsenen bei der befragten Gruppe gibt. Dies bestätigt die Hypothese, dass sich die<br />
Stellung gegenüber den Erwachsenen verbessert.<br />
In Bezug auf Bourdieus Hum<strong>an</strong>kapital Theorie wird mit den Peer-Education-Projekten das<br />
soziale Kapital der Jugendlichen gestärkt. Denn dieses zielt darauf ab, die Beziehungen zu<br />
stärken und diese d<strong>an</strong>n zu gegebener Zeit in ökonomisches Kapital umw<strong>an</strong>deln zu können<br />
(Bourdieu 1997: 52). Mit der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten wird zum einen die<br />
Beziehungen zu Gleichaltrigen gestärkt und zum <strong>an</strong>deren auch die Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen verbessert. Ebenso haben Peer-Education-Projekte einen positiven Einfluss auf<br />
das Selbstbild der Jugendlichen. Dies gibt einen Hinweis dafür, dass das soziale Kapital mit<br />
den Projekten gestärkt wird.<br />
7.1.6 Entwicklungsaufgaben<br />
Während der Entwicklungsphase von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen entstehen Hürden, die das<br />
jeweilige Kind, der jeweilige Jugendliche, überwinden muss. Diese sogen<strong>an</strong>nten<br />
Entwicklungsaufgaben sind aber nicht immer gleich intensiv, gleich wichtig oder gleich<br />
schwer zu überwinden. Je nach Individuum, nach Gesellschaft und nach Zeitgeist ändern sich<br />
die Entwicklungsaufgaben in ihrer Wichtigkeit und Präsenz. Wenn beispielsweise die<br />
wirtschaftliche Lage eher ungünstig ist und die Arbeitslosigkeit dementsprechend höher, d<strong>an</strong>n<br />
166
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
erhält die berufliche Zukunft mehr Bedeutung. Wenn die Arbeitslosigkeit also hoch ist, d<strong>an</strong>n<br />
wird die Notwendigkeit einen Beruf zu finden, schon in sehr frühen Jahren bewusst.<br />
Da die Wirtschaft am Anf<strong>an</strong>g unserer Erhebung relativ stabil und eher günstig war,<br />
postulierten wir die These, dass gerade durch diese Stabilität der Wirtschaft, die<br />
Entwicklungssaufgabe „Beruf“ für die Befragten weniger wichtig sei. Dagegen erhalte eine<br />
<strong>an</strong>dere Aufgabe, nämlich „Freunde finden und Zeit mit ihnen verbringen“, umso mehr <strong>an</strong><br />
Bedeutung. Deshalb, so die These, würde die wichtigste Entwicklungsaufgabe von <strong>Kinder</strong>n<br />
und Jugendlichen in unsere Erhebung, die der „Freunde“ sein. Abgesehen von der Voraussage<br />
der Bedeutung der Aufgaben, haben wir zusätzlich die These aufgestellt, dass sich die<br />
Bedeutung der Aufgaben nach Alter unterscheidet. Das Umfeld beeinflusst die Wichtigkeit<br />
der jeweiligen Aufgaben. Jedes Alter hat ein <strong>an</strong>deres Umfeld, nimmt Gesellschaft und<br />
Zeitgeist <strong>an</strong>ders wahr, interessiert sich für <strong>an</strong>dere Themen und steht in jeweils <strong>an</strong>deren<br />
Verhältnissen zum Leben und zur Zukunft. Deshalb, so die These, ändert sich die Wahl der<br />
wichtigsten Entwicklungsaufgabe je nach Alter und Klasse.<br />
Die Ergebnisse unserer Erhebung zeigen, dass nicht die Frage „Freunde finden“ sondern<br />
vielmehr der „Beruf“ von den meisten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gewählt wurde. Die Aufgabe<br />
„Freunde“ wurde von 45.3% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gekreuzt. Dies ist nicht<br />
der höchste Wert, zeigt aber, dass fast die Hälfte der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />
nämlich 199 Befragte, diese Aufgabe als wichtig empf<strong>an</strong>den und sie deshalb aus der Liste mit<br />
den acht Aufgaben auswählten. Die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den Daten zeigt auch, dass mehr<br />
weibliche als männliche Befragte, mehr Befragte aus der 9. Klasse, mehr Schweizer als Nicht-<br />
Schweizer und mehr Befragte aus den kleinen und mittelgrossen Gemeinden diese Antwort<br />
gewählt haben. Ein möglicher Erklärungsversuch dafür, dass im Gegensatz zu den<br />
männlichen mehr weibliche Befragte diese Aufgabe als wichtig empf<strong>an</strong>den, können die, in<br />
der Jugendzeit für Mädchen immer wichtiger werdenden, Freundschaften zu Gleichaltrigen<br />
sein. Der Unterschied ist jedoch nicht sehr gross. Dafür, dass in der Jugendzeit das Interesse<br />
<strong>an</strong> dieser Entwicklungsaufgabe am höchsten ist, spricht auch der Wert bei den Befragten der<br />
9.Klasse. Wie auch bei den Geschlechtern ist der Unterschied bei der Nationalität nur minim,<br />
so weist die Gruppe der Schweizer einen Anteil von 45.5% und die Gruppe der Nicht-<br />
Schweizer einen Wert von 43.8% auf. Ein etwas grösserer Unterschied ist in der Gruppe der<br />
Gemeindegrösse ersichtlich, dort sind die kleinen Gemeinden (0-1500 Einwohnern) mit 38%,<br />
die mittelgrossen (1501-3000 Einwohnern) mit 49.6% und die grösseren (3001-4500<br />
167
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Einwohnern) Gemeinden mit 48.6% vertreten. Möglich wäre, dass die Befragten in den<br />
kleinen Gemeinden, wo der Freundeskreis überschaubarer ist, feste Freundschaften gebildet<br />
haben und sich vor allem für <strong>an</strong>dere Themenbereiche interessieren. Während jene in grossen<br />
Gemeinden, in denen es viel Abwechslung gibt, sich mehr auf den Aufbau von Beziehungen<br />
konzentrieren möchten. Einen relativ grossen Unterschied (fast 10%) zeigt sich beim<br />
Einkommen und dem Nutzern der Jugendfachstelle. Dass die Nicht-Einkommensschwachen<br />
die Aufgabe „Freunde“ häufiger <strong>an</strong>gegeben haben, k<strong>an</strong>n darauf zurückzuführen sein, dass sie<br />
zuhause fin<strong>an</strong>ziell besser abgesichert sind als die Einkommensschwachen. Daher müssen sie<br />
sich nicht gleich viele Sorgen um ihre Zukunft machen und können sich stärker mit <strong>an</strong>deren<br />
Aufgaben, wie den „Freunden“, beschäftigen. Dass die Nutzer der Jugendfachstelle die<br />
Aufgabe vermehrt wählten, lässt sich eventuell so deuten, dass die Jugendfachstelle den<br />
Austausch zwischen <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in Projekten fördert. Daher ist den Nutzern<br />
diese Aufgabe besonders wichtig.<br />
168
Ausmass des Interesses in %<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Nun werden die verschiedenen Entwicklungsaufgaben nach Alter in Klassen interpretiert.<br />
Beruf 63.2%<br />
Freunde 43.3%<br />
M<strong>an</strong>n/Frau 14.9%<br />
Ehe 13.4%<br />
Beruf 75.8%<br />
Freunde 48.3%<br />
Unabh. 22.5%<br />
Körper 14%<br />
Beruf 53.3%<br />
Unabh. 46.7%<br />
Freunde 43.3%<br />
Ehe 13.3%<br />
Einzigart. 11.9%<br />
Körper 11.4%<br />
Regeln 9%<br />
Unabhängig 7.5%<br />
Einzigart. 11.8%<br />
Ehe 9.4%<br />
M<strong>an</strong>n/Frau 6.7%<br />
Einizgart. 11.7%<br />
Regeln 10%<br />
M<strong>an</strong>n/Frau 8.3%<br />
Regeln 5.1%<br />
Körper 3%<br />
6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige<br />
Alter nach Klasse<br />
Abbildung 3: Häufigkeit Entwicklungsaufgaben in Prozent nach Alter<br />
Wie in der Abbildung zu sehen ist, unterscheiden sich die Aufgaben nach Alter. Bei allen<br />
Altersgruppen ist die Aufgabe „Beruf“ am wichtigsten. Die Befragten der 9. Klasse weisen<br />
bei der Entwicklungsaufgabe „Beruf“ den höchsten Wert auf, dies weil sie sich durch das<br />
näher kommende Ende ihrer obligatorischen Schullaufbahn zw<strong>an</strong>gsläufig mit diesem Thema<br />
ausein<strong>an</strong>dersetzen müssen. Die 18-Jährigen weisen, im Vergleich zu den <strong>an</strong>deren Klassen,<br />
den kleinsten Wert auf, da eine gewisse Anzahl die Aufgabe für sich schon gelöst hat und sich<br />
im Berufsleben befindet. Die Aufgabe „Freunde“ befindet sich bei zwei der drei Klassen <strong>an</strong><br />
zweiter Stelle und zeigt nur bei der 9. Klasse eine Steigung nach Alter. Die Aufgabe<br />
„Unabhängigkeit“ weist eine auffällige Steigung von den jüngsten Befragten hin zu den<br />
169
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Ältesten auf. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Tatsache, dass sich die 18-Jährigen auf<br />
der Schwelle zum Erwachsenenalter befinden und sich mehr und mehr vom Elternhaus lösen<br />
möchten und sich deshalb intensiver mit dem Themenbereich „Unabhängigkeit“<br />
ausein<strong>an</strong>dersetzten. Im Gegensatz dazu sinkt die Aufgabe „M<strong>an</strong>n und Frau“ und „Ehe“ bis zu<br />
der 9. Klasse, erzielt aber bei den 18-Jährigen wieder einen höheren Wert. Dieses Interesse<br />
steigt gerade von der 9. Klasse zu den 18-Jährigen stark <strong>an</strong>, da sich die Jugendlichen in dieser<br />
Zeit intensiv mit ihrer Sexualität, den Geschlechterrollen und der Ehe ausein<strong>an</strong>dersetzen. Die<br />
Entwicklungsaufgabe „Einzigartigkeit“ bleibt durch die Klassen hindurch relativ stabil und<br />
scheint in jedem Alter gewisse Interessen zu wecken. Eine auffällige Verteilung der Daten<br />
innerhalb der Klassen zeigt die Aufgabe „Körper“ auf. Das Interesse für diese Aufgabe nimmt<br />
bis zu den Befragten der 9. Klasse zu, um d<strong>an</strong>n wieder abzunehmen. Eine Möglichkeit, dieses<br />
Ergebnis zu erklären, k<strong>an</strong>n die körperliche Entwicklung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen liefern.<br />
Während sich der Körper von der 6. Klasse zur 9. Klasse stark verändert, ist diese<br />
Entwicklung im 18. Lebensjahr nahezu abgeschlossen.<br />
Der eigene Körper und das Aussehen werden von den meisten akzeptiert. Diese Aufgaben<br />
nehmen daher einen kleineren Stellenwert im täglichen Leben ein. Die <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen in der 9. Klasse beschäftigen sich erfahrungsgemäss stärker mit dem eigenen<br />
Aussehen, vor allem die Mädchen und jungen Frauen. Für diese Erklärungsmöglichkeit<br />
spricht auch das Ergebnis, dass mehr weibliche Befragte die Aufgabe „Körper“ <strong>an</strong>gekreuzt<br />
haben. Ähnlich wenig Interesse zeigen die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die<br />
Aufgabe „Regeln“. Bei der Aufteilung nach Alter ist auffällig, dass der Wert der 18-Jährigen<br />
von den drei Klassen am höchsten ist. Die 18-Jährigen müssen sich durch den Einstieg ins<br />
Berufs- und Erwachsenenleben stärker mit den Regeln ausein<strong>an</strong>dersetzen.<br />
Wir haben während der Erhebung die wirtschaftliche Lage in unsere Thesenbildung mit<br />
einfliessen lassen. Die wirtschaftliche Lage hat sich innerhalb unserer Forschungsphase<br />
verändert, was die Abweichung von unserer These, dass „Freunde“ die wichtigste<br />
Entwicklungsaufgabe ist, erklären k<strong>an</strong>n. Die wirtschaftliche Krise, besser die Fin<strong>an</strong>zkrise, hat<br />
die Diskussion um Arbeitslosigkeit und Armut durch die Medien bis in die Familien und<br />
Schulen gebracht. Eine mögliche Erklärung dafür, dass die Aufgabe „Freunde finden“ nicht<br />
als wichtigste betrachtet wird, ist die, dass durch die mediale Darstellung, die Wichtigkeit,<br />
einen Beruf zu finden, zugenommen hat. Schaut m<strong>an</strong> sich den Diskurs um die berufliche<br />
Zukunft und den wachsenden Existenzängsten von zahlreichen Personen <strong>an</strong>, so ist es denkbar,<br />
170
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
dass Aufgaben wie „Freunde finden“ oder „Unabhängig werden“ <strong>an</strong> Bedeutung verlieren. Die<br />
Aufgabe „Beruf“ hat bei allen drei Altersgruppen die höchsten Werte <strong>an</strong>genommen. Eine<br />
mögliche Erklärung für die Wahl der Aufgabe „Beruf“ liefert die Theorie von Bourdieu. Die<br />
Tatsache, dass sich alle Kapitalien letztendlich in ökonomisches Kapital umw<strong>an</strong>deln lassen,<br />
zeigt, wie wichtig dieses ist (Bourdieu 1997:49). Da sich die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit der<br />
beruflichen Zukunft stark auf das ökonomische Kapital konzentriert und dies durch die<br />
Umwelt noch <strong>an</strong>gekurbelt wird, k<strong>an</strong>n es sein, dass sich diese Aufgabe als wichtigste aufdrängt<br />
und keinen Aufschub duldet. Aus diesem Grund lassen sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
weniger auf <strong>an</strong>dere Aufgaben ein, sol<strong>an</strong>ge diese eine nicht gelöst wurde.<br />
Während die Frage „Freunde“ kein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis bei der Testung mit dem Chi-<br />
Quadrat-Test aufzeigt, ist die Unterscheidung nach Alter in Klassen bei der Aufgabe „Beruf“<br />
signifik<strong>an</strong>t. Dabei hat die Kreuztabelle ergeben, dass das weibliche Geschlecht einen<br />
signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf diesen Unterschied hat. Eine Erklärung dafür wäre, dass bei den<br />
weiblichen Befragten dieses Thema erst in der 9. Klasse sehr wichtig wird, während die<br />
männlichen Befragten schon in der 6. Klasse ein ähnlich hohes Interesse aufweisen. Die<br />
Entwicklungsaufgaben werden durch die Umwelt beeinflusst. Dadurch, dass das konservative<br />
Bild des Alleinernährers teilweise immer noch in die Erziehung einfliesst, ist es denkbar, dass<br />
die männlichen Befragten schon früher mit dem Thema konfrontiert werden.<br />
In den kleinen Gemeinden, die einen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss aufweisen, ist die Aufgabe einen<br />
Beruf zu finden, in der Altersgruppe der 9. Klasse am wichtigsten. Dies bedeutet, dass bei der<br />
Wahl der Aufgabe „Beruf“, die kleinen Gemeinden ein Einflussfaktor sind. Wir nehmen <strong>an</strong>,<br />
dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus kleinen Gemeinden mehrheitlich aus<br />
l<strong>an</strong>dwirtschaftlich geprägten Haushalten kommen. Dort werden die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
schon früh und intensiv mit der Arbeit ihrer Eltern konfrontiert. Auch ist es häufiger ein<br />
Thema, dass die <strong>Kinder</strong> den Hof oder das Geschäft später einmal übernehmen sollen.<br />
Die Anerkennung der Entwicklungsaufgaben ist zentral, sowohl für die Eltern und die<br />
Schulen, als auch für die Jugendfachstelle. Die Jugendfachstelle k<strong>an</strong>n durch ihre<br />
Unbef<strong>an</strong>genheit ein Umfeld schaffen, das weder von Erwartungen der Eltern oder der Lehrer,<br />
noch von den Zwängen der Gesellschaft besetzt ist. Dadurch k<strong>an</strong>n sie versuchen, die<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den verschiedenen Themen der Entwicklungsaufgaben durch<br />
Beratung und Informationsver<strong>an</strong>staltungen zu ermöglichen und vor<strong>an</strong>zutreiben.<br />
171
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
7.2 Darstellung der zentralen Ergebnisse zur Be<strong>an</strong>twortung der<br />
Fragestellung<br />
Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse zur Be<strong>an</strong>twortung der Forschungsfragen<br />
dargestellt:<br />
o Wie sehen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong>- und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
aus und welche Erwartungen haben sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle?<br />
o Braucht es <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden oder decken<br />
Vereine/Clubs bereits alle Bedürfnisse ab?<br />
Bezogen auf die erste Forschungsfrage, wie die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
aussehen und welche Erwartungen sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle haben, lässt sich folgendes<br />
festhalten. Die wichtigsten Bedürfnisse und Erwartungen werden nun dargelegt. Wir haben<br />
die Bedürfnisse <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von den zwei offenen Fragen Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir?<br />
Was wünschst du dir in deinem Ort, in der Region? (Frage 17) und Was konkret würdest du<br />
gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht? (Frage 13), erhoben. Dabei wurde bei beiden Fragen das<br />
Bedürfnis nach Sport am meisten <strong>an</strong>gegeben. An zweiter Stelle wurde das Bedürfnis nach<br />
Ausg<strong>an</strong>g <strong>an</strong>gegeben. Unter der Antwortkategorie „Ausg<strong>an</strong>g“ haben wir Antwort<strong>an</strong>gaben wie<br />
Konzert-, Disco-, Bar- und Kinobesuche eingeteilt. Bei der Frage 13 wurden <strong>an</strong> dritter und<br />
vierter Stelle eher idealistische Bedürfnisse, wie Träume/Wünsche und Faulenzen und bei der<br />
Frage 17 eher materialistische Bedürfnisse, wie Badi und Einkaufen, <strong>an</strong>gegeben. An fünfter<br />
Stelle gaben die Befragten das Bedürfnis nach Freizeit<strong>an</strong>geboten <strong>an</strong>. Unter der<br />
Antwortkategorie „Freizeit<strong>an</strong>gebote“ haben wir Orte wie Spielplatz, Freizeitpark und<br />
Camping eingeteilt. Bei der Frage 17 haben 13.2% explizit geschrieben, dass ihnen nichts<br />
fehlt, hingegen waren es bei der Frage 13 nur 5.8%.<br />
Aus den Ergebnissen der Hypothese „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />
Verein/Club“, konnten wir interpretieren, dass die Jugendfachstelle eher dazu geeignet ist<br />
mehr Bedürfnisse abzudecken. Die Häufigkeitsauszählung der Mehrfach<strong>an</strong>tworten - Frage<br />
Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) zeigt, dass nur 5.5% der befragten<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Antwortkategorie „Dass sie viele Themen, die mich<br />
interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“ gewählt haben. Andere Erwartungen <strong>an</strong> die<br />
Jugendfachstelle wurden weitaus mehr <strong>an</strong>gekreuzt. Es k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass nur<br />
wenige <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Erwartung haben, dass die Jugendfachstelle viele<br />
172
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Themen, die sie interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht. Von denjenigen <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen, die Bedürfnisse bei der Fragen 13 und 17 aufgeschrieben haben, wurden<br />
durchschnittlich ein bis zwei Bedürfnisse <strong>an</strong>gegeben. Obwohl die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
im Durchschnitt 1.2 (Frage 13) respektive 1.4 (Frage 17) Bedürfnisse pro Frage<br />
aufgeschrieben haben, wurden sehr viele unterschiedliche Bedürfnisse gen<strong>an</strong>nt. Dies stellt für<br />
die Jugendfachstelle eine Berechtigung dar, diese vielfältigen Bedürfnisse aufzunehmen und<br />
umsetzten.<br />
Bei den verschiedenen Hypothesen wie „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />
Fremdbestimmung entgegen“, „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ und „Peer<br />
Education-Projekte im Hinblick auf die Stellung gegenüber Erwachsenen und das Selbstbild<br />
der befragten Jugendlichen“ zeigt sich der Wunsch, eigene Räume zu gestalten und dabei von<br />
erwachsenen Personen Hilfe zu erhalten. An diesem Bedürfnis k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle<br />
<strong>an</strong>setzen und hier eine zentrale Rolle in der Freizeitgestaltung einnehmen. Es zeigt sich bei<br />
den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Es<br />
zeigt sich ausserdem, dass die Präsenz der Jugendfachstelle die Fremdbestimmung minimiert.<br />
Schon zuvor und bereits im Laufe unserer Forschungsarbeit hat die Jugendfachstelle<br />
Angebote, die das Mitwirken von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen fördert, ausgebaut und Räume und<br />
Plätze geschaffen, <strong>an</strong> denen sich diese in ihrer Freizeit aufhalten können. Die Tatsache, dass<br />
das Mitwirken <strong>an</strong> Projekten immer noch ein grosser Wunsch der Befragten ist, weist darauf<br />
hin, dass die Angebote der Jugendfachstelle noch zu wenig publik gemacht wurden. Die<br />
Ergebnisse bezüglich des Wunsches nach mehr Selbstbestimmung k<strong>an</strong>n für die<br />
Jugendfachstelle als Bestätigung und Legitimation verwendet werden. Gemäss der Frage Was<br />
erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) wird das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />
Vertretung durch die Präsenz der Jugendfachstelle erhöht. Was die einkommensschwachen<br />
<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen betrifft, so haben sie ein Bedürfnis nach Projekten der<br />
Jugendfachstelle und einem Jugendtreff. Die günstigen oder kostenlosen Angebote der<br />
Jugendfachstelle helfen ihnen dabei, trotz schlechter Verfügungsmöglichkeiten über soziale<br />
Güter, einen Raum zu gestalten. Die Entwicklungsaufgaben formulieren nicht direkt ein<br />
Bedürfnis <strong>an</strong> die Jugendfachstelle. Wenn jedoch die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den Aufgaben<br />
nicht ausreichend besteht, k<strong>an</strong>n das Bedürfnis entstehen, Klärung von Seiten der<br />
Jugendfachstelle zu erhalten. Diese sollte auf die Aufgaben spezifisch und altersgerecht<br />
eingehen.<br />
173
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Was die Erwartungen betrifft, so haben wir auch diese deskriptiv ausgewertet. Dabei ist die<br />
Erwartung nach Hilfe und Beratung bei Problemen am höchsten (40.4%) ein billiges und<br />
kostenloses Freizeit<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong> zweiter Stelle (28.2%), dass es Angebote unabhängig von<br />
Familie und Schule gibt <strong>an</strong> dritter Stelle (23.1%). Dadurch, dass die Jugendfachstelle ein<br />
breites Angebot <strong>an</strong> Aktivitäten und Beratung besitzt, fördert sie verschiedene Erwartungen.<br />
Dass die Beratungstätigkeit <strong>an</strong> erster Stelle steht, k<strong>an</strong>n damit zusammenhängen, dass die<br />
Jugendfachstelle eine Beratungsstelle unabhängig von Familie und Schule ist und trotzdem<br />
kompetente Hilfe, von speziell dafür ausgebildeten erwachsenen Personen, <strong>an</strong>bietet. Die<br />
Jugendfachstelle hat dadurch die Möglichkeit, auf Themen aufmerksam zu machen und zu<br />
sensibilisieren. Beispielsweise können Probleme wie Schik<strong>an</strong>e frühzeitig erk<strong>an</strong>nt und etwas<br />
dagegen unternommen werden. Es wird aber auch sichtbar, dass viele nichts von der<br />
Jugendfachstelle erwarten (38.4%), was jedoch nicht bedeuten muss, dass keine Bedürfnisse<br />
gegenüber der Jugendfachstelle bestehen, sondern dass viele sich nichts unter der Tätigkeit<br />
der Jugendfachstelle vorstellen können oder auch keine Vorstellung von den Aufgaben der<br />
Jugendfachstelle besitzen.<br />
Bezogen auf die zweite Fragestellung, ob es in ländlichen Gemeinden <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> braucht oder Vereine/Clubs bereits alle Bedürfnisse abdecken, lässt sich<br />
folgendes festhalten. Es zeigt sich, dass 73.8% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in<br />
einem Verein/Club sind. Die Jugendfachstelle wird von 48.3% der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />
Jugendlichen genutzt. Somit scheint die Freizeit der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu einem<br />
grossen Teil durch Vereins- und Clubmitgliedschaften abgedeckt. Die Jugendfachstelle<br />
scheint jedoch eher dafür geeignet, mehrere Bedürfnisse abzudecken, als Vereine/Clubs. Dies<br />
zeigt auf, dass beide Institutionen ihre Berechtigung haben. Es scheint wichtig festzuhalten,<br />
dass damit weder die Stellung der Vereine/Clubs in Frage gestellt, noch die Jugendfachstelle<br />
in ein besseres Licht gesetzt, werden soll. Im Gegenteil, denn die Hauptaufgabe von<br />
Vereinen/Clubs scheint die Verfeinerung von Fertigkeiten der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in<br />
einer bestimmten Disziplin. Darauf k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle aufbauen und des Weiteren auf<br />
die breit gefächerten Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eingehen. Obwohl<br />
durchschnittlich über 70% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen freiwillig in einem<br />
Verein/Club Mitglied sind, besteht immer noch bei ungefähr der Hälfte der befragten <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen das Bedürfnis nach mehr Plätzen und Räumen, wo sie ihre Ideen umsetzen,<br />
ihre Freizeit verbringen und mitentscheiden, respektive mitgestalten können.<br />
174
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Die Jugendfachstelle als auch die Vereine/Clubs können <strong>an</strong>waltschaftlich tätig sein, die<br />
Vereine/Clubs beschränken sich dabei auf ihr spezielles Gebiet, während die Jugendfachstelle<br />
auch gegenüber allgemeineren Bedürfnissen, wie Beratung und persönlicher Unterstützung<br />
<strong>an</strong>waltschaftlich tätig sein k<strong>an</strong>n. Die Jugendfachstelle ist auf diese Art von Umg<strong>an</strong>g mit<br />
<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen spezialisiert und deshalb auch für diese Aufgabe geeignet. Was die<br />
einkommensschwachen <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen betrifft, so k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass<br />
gerade die unentgeltlichen Freizeitmöglichkeiten, die die Jugendfachstelle bietet und die<br />
Tatsache, dass gemäss des Berichts „Verteilung des Wohlst<strong>an</strong>des in der Schweiz“ in<br />
ländlichen Gemeinden das Einkommen zu 20% geringer ausfällt, die Jugendfachstelle in<br />
ländlichen Gemeinden, in Bezug auf solche Projekte, sehr gefragt ist (Ecopl<strong>an</strong> 2004:55). Dies<br />
zeigt sich auch bei den Erwartungen <strong>an</strong> der Jugendfachstelle. Wie bereits oben erwähnt, haben<br />
die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> zweiter Stelle die Erwartung nach günstigen und<br />
kostenlosen Angeboten geäussert. Da Mitgliederbeiträge von Vereinen/Clubs teilweise nicht<br />
erbracht werden können und die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> kostenlose Aktivitäten<br />
<strong>an</strong>bietet, ist die Erwartung <strong>an</strong> solchen Angeboten der Jugendfachstelle gross.<br />
Gemäss der Theorie der Peer-Education-Projekte besteht ein Bedürfnis nach solchen<br />
Projekten. Ebenso wird durch die Projekte ein positives Selbstbild gefördert und die Stellung<br />
der beteiligten verbessert. Dadurch werden die Projekte sowohl durch das Bedürfnis als auch<br />
durch die positive Wirkung legitimiert. Da die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> bereits<br />
solche Peer-Education-Projekte fördert, gibt das ihr insofern auch eine Legitimation in<br />
ländlichen Gemeinden.<br />
Zusammenfassend lassen sich die Forschungsfragen folgendermassen be<strong>an</strong>tworten. Es besteht<br />
eine Vielzahl von Bedürfnissen und Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Die<br />
Jugendfachstelle hat in ländlichen Gemeinden durchaus ihre Berechtigung, da sie neben<br />
Vereinen/Clubs, den vielfältigen Bedürfnissen der befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
entgegenkommen k<strong>an</strong>n.<br />
7.3 Diskussion der Ergebnisse mit Rückblick auf den Forschungsst<strong>an</strong>d<br />
Im Folgenden wird festgehalten, inwiefern unser Forschungsbericht den moment<strong>an</strong>en<br />
Forschungsst<strong>an</strong>d erweitert. Dabei wird auf die vier Forschungen „Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong><br />
und Jugendforschung“, „Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong>“, „Bericht zu<br />
175
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern“ und „Sozialraum<strong>an</strong>alyse<br />
2008“, welche im Forschungsst<strong>an</strong>d vorgestellt wurden, eingeg<strong>an</strong>gen.<br />
Während die vier Forschungen neben dem Befragen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, des<br />
Weiteren Befragungen mit erwachsenen Personen, wie beispielsweise Lehrer und<br />
Lehrerinnen, Eltern, <strong>Jugendarbeit</strong>er und <strong>Jugendarbeit</strong>erinnen unter <strong>an</strong>deren durchgeführt<br />
hatten, haben wir bei der Erhebung nur auf die Befragung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
beschränkt. Dies weil wir denken, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche selber am besten wissen, was<br />
sie für Bedürfnisse und Erwartungen haben.<br />
Die Schwerpunkte der Forschungen unterscheiden sich, trotz ähnlicher Thematik. Die<br />
Forschungen „Bericht zu Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern“<br />
und „Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008“ haben den Schwerpunkt auf die Erhebung der<br />
Freizeitgestaltung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gelegt. Auch wir haben die Freizeitgestaltung<br />
erhoben, aber den Schwerpunkt des Forschungsberichts auf das Darstellen der Bedürfnisse<br />
und Erwartungen gelegt. Im Gegensatz zu den <strong>an</strong>deren Forschungen, wurde unsere<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> nur in ländlichen Gemeinden durchgeführt und zeigt dadurch Ergebnisse<br />
einer <strong>Bedarfserhebung</strong>, welche vorher nur begrenzt erforscht wurden.<br />
Ausserdem haben wir unsere Arbeit auf <strong>an</strong>deren Theorien aufgebaut und somit Hypothesen<br />
zu den Themen „Fremdbestimmung“, „Anwaltschaftliche Vertretung“,<br />
„Bedürfnisabdeckung“, „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien“,<br />
„Peer-Education-Projekte“ und „Entwicklungsaufgaben“ erarbeitet. Durch die Bearbeitung<br />
dieser Hypothesen konnten wir neue Erkenntnisse im Forschungsfeld der <strong>Kinder</strong>- und<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> gewinnen. Des Weiteren dient unser Fragebogen als Instrumentarium, mit<br />
welchem die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> in periodischen Abständen eine<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> durchführen k<strong>an</strong>n. Damit ist die Möglichkeit gegeben Erfolge oder allfällige<br />
Rückschritte zu messen.<br />
176
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
8 Schlusswort: Interpretation und Ausblick<br />
Aufgrund der Neuorg<strong>an</strong>isation der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, wurde sowohl vom<br />
Gesetzgeber vorgeschrieben, als auch von der wissenschaftlichen Literatur empfohlen, eine<br />
<strong>Bedarfserhebung</strong> durchzuführen. Durch unsere Forschungsarbeit werden die Arbeit und<br />
dadurch auch die Position der Jugendfachstelle in den Gemeinden legitimiert. Bereits vor<br />
unserer Arbeit waren die Angebote der Jugendfachstelle breit gefächert und in einer grossen<br />
Anzahl vorh<strong>an</strong>den. Durch unsere Arbeit können nun spezifische und altersgerechte Aussagen<br />
über die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gemacht werden. Alle unsere<br />
Ergebnisse stehen der Jugendfachstelle zur Verfügung und können von ihr für die<br />
Optimierung alter Angebote und die Realisierung neuer Projekte verwendet werden. Die<br />
vorliegende Arbeit soll die Sicht der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die Entwicklung<br />
weiterer Projekte einbeziehen. Die <strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> sich ist keine neue Erfindung, der<br />
Einbezug der Meinung der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die Arbeit der<br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, jedoch schon.<br />
Die Schwerpunktsetzung auf die Meinung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen bietet eine Ch<strong>an</strong>ce,<br />
die Angebote bedarfsgerecht zu gestalten. Dadurch, dass die Jugendfachstelle durch staatliche<br />
Mittel fin<strong>an</strong>ziert wird und sozusagen durch die gesellschaftliche Solidarität berechtigt wird,<br />
muss sie einen ersichtlichen, wenn auch nicht fin<strong>an</strong>ziellen, Ertrag erbringen. Durch die<br />
Ergebnisse unserer Arbeit können die Angebote, wie auch die Existenz der Jugendfachstelle<br />
Region <strong>Konolfingen</strong>, gerechtfertigt werden. Sie können mit unseren Ergebnissen ihre aktuelle<br />
Arbeit stützen und zeigen, dass die jetzigen, wie auch die zukünftigen Angebote und Projekte,<br />
auf realistischen und vorh<strong>an</strong>denen Bedürfnissen beruhen.<br />
Die Arbeit und die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den Gegebenheiten in den Gemeinden rund um<br />
<strong>Konolfingen</strong> und vor allem die intensive Beschäftigung mit den Vereinen/Clubs und der<br />
Jugendfachstelle haben uns gezeigt, dass beide Institutionen einen wichtigen Stellenwert bei<br />
den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen einnehmen. Es ist schwer beide mitein<strong>an</strong>der zu<br />
vergleichen und zu bestimmen, welche der beiden Institutionen wichtiger ist, weil sie jeweils<br />
<strong>an</strong>dere Funktionen einnehmen. Die Angebote von Vereinen/Clubs beispielsweise sind eher<br />
spezifisch und richten sich <strong>an</strong> bestimmte Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und können<br />
somit nur eine Funktion innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches einnehmen. Die<br />
Jugendfachstelle jedoch deckt ein breiteres Angebot ab und k<strong>an</strong>n somit auf mehrere<br />
Bedürfnisse zugleich reagieren. Zudem sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der<br />
177
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendfachstelle auf sozialarbeiterischer Ebene ausgebildet und können fachgerechte Hilfe<br />
und Beratung <strong>an</strong>bieten. Während Vereine/Clubs eher traditionelle Bedürfnisse abdecken, die<br />
von Eltern oder Freunden vorgelebt werden, k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle auf persönliche und<br />
neue Anliegen eingehen. Sowohl Vereine/Clubs, als auch die Jugendfachstelle bieten einen<br />
Raum unabhängig von der Schule <strong>an</strong>. Dabei ist die zu erbringende Leistung, vor allem bei der<br />
Jugendfachstelle, nicht das primäre Ziel. Je nach individuellem Bedürfnis eines Kindes oder<br />
Jugendlichen können beide Institutionen bedeutungsvoll sein und um alle ihre Anliegen<br />
abdecken zu können, darf auf keine Institution verzichtet werden.<br />
Der Fragebogen, welcher von uns für die Arbeit verfasst wurde, ist dafür ausgerichtet, die<br />
Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu erheben. Damit haben wir ein<br />
Instrument für die Jugendfachstelle erschaffen, welches die Anliegen, Wünsche, Ideen und<br />
Probleme der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in periodischen Abständen messen k<strong>an</strong>n. Dies bietet<br />
die Ch<strong>an</strong>ce, die Entwicklung der Jugendfachstelle zu überprüfen und ihre Angebote den<br />
aktuellen Anliegen <strong>an</strong>zupassen.<br />
Durch die Arbeit konnten wir die ersten Erfahrungen im Feld sammeln und alle Phasen einer<br />
Forschungsarbeit persönlich erleben. Als positiv erachteten wir, dass wir eine in Auftrag<br />
gegebene Arbeit ausführen konnten und somit von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> der Wert und Nutzen unserer<br />
Arbeit ersichtlich war. Am Ende dieser Arbeit <strong>an</strong>gekommen, erhoffen wir uns, dass die<br />
Anliegen der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> <strong>an</strong> uns in befriedigender Weise ausgeführt<br />
wurden. Unsere Kriterien konnten wir mit genügender Zufriedenheit erfüllen. Zudem hoffen<br />
wir einen relev<strong>an</strong>ten Beitrag zur <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>sforschung geleistet zu haben und<br />
dass wir unsere Erfahrungen und Erkenntnisse auch in Zukunft verwenden können.<br />
178
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
9 Literaturverzeichnis<br />
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179
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
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Martin (Hg.). Peer Education. Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch<br />
Gleichaltrige (50-64). Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.<br />
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Lehrbuch (5. vollständig überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz Verlag.<br />
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zur Peer-Group-Forschung. In: : Nörber, Martin (Hg.). Peer Education. Bildung und<br />
Erziehung von Gleichaltrigen durch Gleichaltrige (119-164). Weinheim:<br />
Verlagsgruppe Beltz.<br />
180
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
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Worb.<br />
181
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
182
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
10 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis<br />
Tabelle 1: Häufigkeitstabelle Geschlecht der Befragten .......................................................... 69<br />
Tabelle 2: Kreuztabelle Klasse und Geschlecht der Befragten ................................................ 69<br />
Tabelle 3: Häufigkeitstabelle Wohngemeinde der Befragten .................................................. 70<br />
Tabelle 4: Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> ........................ 70<br />
Tabelle 5: Häufigkeitstabelle Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ................ 72<br />
Tabelle 6: Übersicht Frage 15b „Wunsch nach Mitbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener<br />
Aspekte .................................................................................................................. 80<br />
Tabelle 7: Übersicht Frage 15c „Wunsch nach Selbstbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener<br />
Aspekte .................................................................................................................. 81<br />
Tabelle 8: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“<br />
und „Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“ ............................................ 84<br />
Tabelle 9: Häufigkeitstabelle „Nutzung des Jugendtreffs“ ...................................................... 85<br />
Tabelle 10: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“<br />
und „Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“ geteilt nach dem Beitritt und<br />
Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle .............................................. 86<br />
Tabelle 11: Häufigkeitstabelle „Nutzung Jugendfachstelle“ geteilt nach dem Beitritt und<br />
Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle .............................................. 88<br />
Tabelle 12: Übersicht Frage 15d <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............................................ 92<br />
Tabelle 13: Übersicht Frage 24 erwachsene Person <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............... 93<br />
Tabelle 14: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Präsenz Jugendfachstelle“ ...................... 95<br />
Tabelle 15: Kreuztabelle der Indikatoren für „<strong>an</strong>waltschaftliche Vertretung“ mit „Präsenz<br />
Jugendfachstelle“ ................................................................................................... 96<br />
Tabelle 16: Übersicht „Nutzung Jugendfachstelle“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............... 98<br />
Tabelle 17: Übersicht „Nutzung Vereine/Clubs“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ................. 100<br />
Tabelle 18:Häufigkeitstabelle Frage 24 ................................................................................. 102<br />
Tabelle 19: Häufigkeitstabelle Frage 12 ................................................................................ 103<br />
183
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Tabelle 20: Häufigkeitstabelle Frage 16 ................................................................................ 104<br />
Tabelle 21: Häufigkeitstabelle Frage 17 ................................................................................ 105<br />
Tabelle 22: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung<br />
Jugendfachstelle“ ................................................................................................. 106<br />
Tabelle 23: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung<br />
Vereine/Clubs“ .................................................................................................... 107<br />
Tabelle 24: Übersicht „Einkommensschwach“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte .................... 111<br />
Tabelle 25: Häufigkeitstabelle Frage 51 ................................................................................ 112<br />
Tabelle 26: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ ......... 114<br />
Tabelle 27: Kreuztabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />
„Einkommensschwach“....................................................................................... 115<br />
Tabelle 28: Häufigkeitstabelle Frage 43 ................................................................................ 116<br />
Tabelle 29: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ................................... 117<br />
Tabelle 30: Übersicht der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“................................................. 118<br />
Tabelle 31: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ ... 120<br />
Tabelle 32: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-<br />
treff“ .................................................................................................................... 120<br />
Tabelle 33: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />
aufgeteilt nach Geschlecht ................................................................................... 121<br />
Tabelle 34: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle“<br />
aufgeteilt nach Geschlecht ................................................................................... 121<br />
Tabelle 35: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />
aufgeteilt nach Beitritt der Gemeinden................................................................ 122<br />
Tabelle 36: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung<br />
Jugendfachstelle“ aufgeteilt nach Beitritt der Gemeinden .................................. 122<br />
Tabelle 37: Übersicht Frage 15a <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte........................................... 125<br />
Tabelle 38: Häufigkeitstabelle Frage 23 ................................................................................ 126<br />
184
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Tabelle 39: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Selbstbild“............................................ 127<br />
Tabelle 40: Kreuztabelle der Indikatoren für „Selbst<strong>an</strong>schauung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />
Education-Projekten“ .......................................................................................... 129<br />
Tabelle 41: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ 132<br />
Tabelle 42: Übersicht Frage 34 Freunde finden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ................... 135<br />
Tabelle 43: Übersicht Frage 34 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............................................ 137<br />
Tabelle 44: Chi-Quadrat-Test der Entwicklungsaufgaben „Freunde finden“ und „Beruf“ mit<br />
„Alter“ ................................................................................................................. 140<br />
Tabelle 45: Chi-Quadrat-Test „Hilfe und Beratung“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht<br />
............................................................................................................................. 141<br />
Tabelle 46: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht ............................ 141<br />
Tabelle 47: Chi-Quadrat-Test „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden . 142<br />
Tabelle 48: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden ......... 142<br />
Tabelle 49: Zusammenfassung der Ergebnisse ...................................................................... 143<br />
Abbildung 1: Phasen der Datenauswertung nach Andreas Diekm<strong>an</strong>n (2007:661) .................. 74<br />
Abbildung 2: Residual<strong>an</strong>alyse „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ ........................... 131<br />
Abbildung 1: Häufigkeit Entwicklungsaufgaben in Prozent nach Alter ................................ 169<br />
185
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
186
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
11 Anh<strong>an</strong>g<br />
187
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
188
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
11.1 Fragebogen<br />
Guten Tag.<br />
Mit diesem Fragebogen wollen wir herausfinden wie du deine Freizeit<br />
verbringst, was dir wichtig ist und was dir persönlich in deiner Umgebung fehlt.<br />
Wir möchten mit dieser Befragung herausfinden was du in deiner Gemeinde<br />
brauchst und welche Angebote dir fehlen. Dafür brauchen wir deine Hilfe. Wenn<br />
du und alle Freunde und Freundinnen den Fragebogen ausfüllen, ergibt sich ein<br />
gutes Gesamtbild, darüber was euch Freude macht, was euch beschäftigt oder<br />
eventuell Sorgen bereitet. Dabei ist es wichtig, dass du diesen Fragebogen<br />
ehrlich ausfüllst. Wir gar<strong>an</strong>tieren dir, dass die Antworten <strong>an</strong>onym beh<strong>an</strong>delt<br />
werden, d.h. dass niem<strong>an</strong>d erfahren wird was du <strong>an</strong>gekreuzt hast. Wir sind<br />
selber fünf junge Studentinnen, deshalb nehmen wir uns die Freiheit dich zu<br />
duzen.<br />
18-Jährige<br />
Datum______<br />
Bei diesem Fragebogen sind die Antwortmöglichkeiten von Frage zu Frage<br />
unterschiedlich. Bei m<strong>an</strong>chen sollst du nur ein Kreuz machen, bei m<strong>an</strong>chen k<strong>an</strong>nst<br />
du mehrere Kreuze setzen. Deshalb beachte die Angaben hinter den Fragen.<br />
Kreuze die Felder in den vorgesehenen Kästchen <strong>an</strong> und nicht dazwischen.<br />
Bitte fülle diesen Fragebogen mit schwarzem/blauem Kugelschreiber, Filzstift oder<br />
Füllfeder (nicht mit Bleistift!) aus und schreibe bitte leserlich.<br />
1. In welcher Gemeinde wohnst du?<br />
Arni<br />
Biglen<br />
Freimettigen<br />
Grosshöchstetten<br />
Häutligen<br />
<strong>Konolfingen</strong><br />
Zäziwil<br />
L<strong>an</strong>diswil<br />
Niederhünigen<br />
Oberhünigen<br />
Oberthal<br />
Schlosswil<br />
Walkringen<br />
Mirchel<br />
Andere:<br />
189
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
2. In welcher Gemeinde gehst du zur Arbeit und/oder Schule?<br />
Arni<br />
L<strong>an</strong>diswil<br />
Biglen<br />
Niederhünigen<br />
Freimettigen<br />
Oberhünigen<br />
Grosshöchstetten<br />
Oberthal<br />
Häutligen<br />
Schlosswil<br />
<strong>Konolfingen</strong><br />
Walkringen<br />
Zäziwil<br />
Mirchel<br />
Andere:<br />
Im Moment habe ich keine Lehrstelle/<br />
Arbeit und gehe auch nicht zur Schule.<br />
3. Wie gehst du zur Arbeit/ Schule? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Zu Fuss<br />
Velo<br />
Töffli<br />
Bus<br />
Zug<br />
Auto (Eltern, Geschwister, Freunde)<br />
Anderes, nämlich:<br />
Freizeit:<br />
In diesem Abschnitt möchten wir dich zu deiner Freizeit befragen. Freizeit ist für uns die Zeit, bei der<br />
du selbst bestimmen k<strong>an</strong>nst, was du machen willst.<br />
4. In welcher Gemeinde verbringst du deine Freizeit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Gemeinde, wo ich wohne.<br />
Gemeinde, wo ich zur Arbeit/Schule gehe.<br />
Andere Gemeinde oder Orte, nämlich:<br />
5. Wie l<strong>an</strong>ge k<strong>an</strong>nst du weg/draussen bleiben? Kreuze bei a) und b) <strong>an</strong>, was auf dich am meisten<br />
zutrifft und schätze wie l<strong>an</strong>ge du am häufigsten weg bist.<br />
a) Unter der Woche:<br />
Wird immer neu abgemacht, normalerweise bis:<br />
K<strong>an</strong>n ich selber entscheiden, normalerweise bis:<br />
Ist klar geregelt, normalerweise bis:<br />
Meine Eltern erlauben es nicht, dass ich weg/draussen bin.<br />
Ich weiss nicht.<br />
b) Am Wochenende (Freitag- und Samstag) bis:<br />
Wird immer neu abgemacht, normalerweise bis:<br />
K<strong>an</strong>n ich selber entscheiden, normalerweise bis:<br />
Ist klar geregelt, normalerweise bis:<br />
Meine Eltern erlauben es nicht, dass ich weg/draussen bin.<br />
Ich weiss nicht.<br />
190
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
6. Gibt es genügend Plätze und Räume, wo du dich aufhalten und dich mit <strong>an</strong>deren in deinem Alter<br />
treffen k<strong>an</strong>nst?<br />
Ja<br />
Nein<br />
7. Zähle alle Plätze und Räume auf, bei welchen du häufig in deiner Freizeit bist: (z.B. vor der Migros<br />
in <strong>Konolfingen</strong>, auf dem Schulhausplatz in Grosshöchstetten)<br />
8. Wo bist du in deiner Freizeit, während einer gewöhnlichen Arbeitswoche <strong>an</strong> folgenden Plätzen/<br />
Räumen und wie l<strong>an</strong>ge? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen. Kreuze die Plätze und Räume <strong>an</strong><br />
wo du in einer gewöhnlichen Arbeitswoche häufig bist und schreibe auf die Zeile, wo du ein<br />
Kreuz gemacht hast, wie viele Stunden pro Woche.<br />
Zu Hause (bei dir, Kollegen oder Verw<strong>an</strong>dten)<br />
Auf Quartierstrassen, Plätzen, Parks oder Spielplätzen<br />
In der Natur (Wald, Bach)<br />
Verein- oder Clublokal (Fussball, Musik, Kunst)<br />
Sport<strong>an</strong>lagen (Badi, Eisbahn, Fussballplatz)<br />
Jugendtreff<br />
Kino<br />
Pubs und Discos<br />
Einkaufsläden, Einkaufszentren<br />
Spielhallen<br />
9. Andere Plätze und Räume, nämlich:<br />
10. Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Es muss mir etwas für meine Zukunft bringen.<br />
Meine Freunde müssen es gut finden.<br />
Meine Familie muss es gut finden.<br />
Etwas mit meinen Freunden zu unternehmen.<br />
Dass es etwas g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres ist als in der Schule.<br />
Dass ich meine Fähigkeiten zeigen/verbessern k<strong>an</strong>n.<br />
Dass ich das machen k<strong>an</strong>n, vorauf ich Lust habe.<br />
Dass ich mich erholen k<strong>an</strong>n.<br />
Das ich Spass habe.<br />
Anderes, nämlich:<br />
11. Mit wem verbringst du am häufigsten deine Freizeit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Alleine<br />
Mit meinen Freunden(-innen)<br />
Mit meinen Geschwistern<br />
Mit meinen Eltern<br />
Mit Verw<strong>an</strong>dten<br />
Mit meinen Nachbarn<br />
Mit meinem Freund/ Mit meiner Freundin<br />
Andere, nämlich:<br />
191
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
12. Was machst du während einer gewöhnlichen Arbeitswoche in deiner Freizeit und wie l<strong>an</strong>ge? Du<br />
k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen. Kreuze alle Beschäftigungen <strong>an</strong>, die du in einer gewöhnlichen<br />
Arbeitswoche machst und schreibe auf die Zeile, wo du ein Kreuz gemacht hast, wie viele<br />
Stunden pro Woche.<br />
Ich höre Musik<br />
Ich mache Hausaufgaben<br />
Ich unternehme etwas mir meinen Eltern<br />
Ich ruhe mich aus, entsp<strong>an</strong>ne und faulenze<br />
Ich treffe mich mit Freunden(-innen)<br />
Ich mache Sport<br />
Ich schaue TV<br />
Ich male, zeichne oder bastle<br />
Ich mache etwas am Computer<br />
Ich lese oder schreibe<br />
Ich verbringe Zeit im Jugendtreff<br />
Ich kümmere mich um mein Aussehen (Styling, Körperpflege)<br />
Ich kümmere mich ums Haustier<br />
Anderes, nämlich:<br />
13. Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? Du k<strong>an</strong>nst mehrere<br />
Kreuze machen.<br />
Ich habe keine Zeit.<br />
Ich habe kein Geld<br />
Meine Eltern erlauben es nicht.<br />
Es ist zu weit weg.<br />
Es gibt kein solches Angebot.<br />
Anderes, nämlich:<br />
14. Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht?<br />
15. Was machst du am Computer? Kreuze bitte die 3 häufigsten Aktivitäten <strong>an</strong>, welche du am<br />
Computer machst.<br />
Ich benutze keinen Computer.<br />
Ich chatte.<br />
Ich game.<br />
Ich lade Musik herunterladen.<br />
Ich informiere mich über Themen die mich interessieren.<br />
Ich mache etwas kreatives am Computer (Fotos oder Filme bearbeiten, etc)<br />
Ich brauche den Computer für die Hausaufgaben.<br />
Ich schaue DVD/TV.<br />
Anderes, nämlich:<br />
192
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
16. Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu?<br />
Trifft zu<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
„Es braucht jem<strong>an</strong>d, der den Jugendlichen hilft Freizeitideen zu<br />
entwickeln und umzusetzen“.<br />
„In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die die<br />
Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können“.<br />
„Es braucht Räume und Plätze, in denen die Jugendlichen selbst<br />
bestimmen können, was passiert“.<br />
„Eine erwachsene Person sollte die Anliegen und Ideen der<br />
Jugendlichen vertreten“.<br />
Trifft<br />
nicht zu<br />
Treffpunkte und Angebote:<br />
In diesem Abschnitt wollen wir wissen, in welchen Vereinen oder Clubs du mitmachst und welche<br />
Angebote dir fehlen.<br />
17. Findest du, dass es in deiner Gemeinde wo du wohnst, genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt?<br />
Ja<br />
Nein<br />
Ich weiss nicht.<br />
18. Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? Was wünschst du dir in deinem Ort, in der Region? Hier<br />
k<strong>an</strong>nst du alles aufschreiben, was für Angebote dir fehlen.<br />
193
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
19. Bist du in einem Verein oder in einem Club (kirchlich, sportlich, musisch, etc.)? Hier musst du<br />
zuerst <strong>an</strong>kreuzen, ob du in einem Verein oder Club bist und d<strong>an</strong>n be<strong>an</strong>tworte die dazu<br />
gehörenden Fragen.<br />
Ja weiter mit Fragen C,D und E<br />
Nein weiter zu Fragen A und B<br />
A) Warum bist du in keinem Verein oder Club?<br />
Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Ich habe keine Lust.<br />
Ich habe keine Zeit.<br />
Ich habe nicht genügend Geld.<br />
Meine Eltern erlauben es nicht.<br />
Meine Freunde sind auch nicht in einem<br />
Verein oder in einem Club.<br />
Es hat bereits zu Viele die mitmachen<br />
und keinen Platz mehr für mich.<br />
In meiner Umgebung gibt es keinen<br />
solchen Verein.<br />
Weil nicht alle meine Interessen damit<br />
abgedeckt werden können.<br />
Anderes, nämlich:<br />
B) Würdest du gerne in einem Verein oder<br />
Club mitmachen?<br />
Ja, nämlich:<br />
Nein<br />
nun weiter mit Frage 19<br />
C) In welchen Vereinen und/ oder Clubs bist du?<br />
D) Aus welchem Grund bist du beigetreten? Du<br />
k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Weil ich es will.<br />
Weil meine Eltern es wollen.<br />
Weil meine Freunde wollten, dass ich<br />
mitmache.<br />
E) Warum machst du in einem Verein oder Club<br />
mit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Es muss mir Spass machen.<br />
Ich will etwas lernen.<br />
Weil es beliebt/trendy ist.<br />
Ich will etwas Gesundes tun.<br />
Damit ich neue Freunde finde.<br />
Weil ich Erfolgserlebnisse haben will (z.B.<br />
einen Match gewinnen)<br />
Ich möchte Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen<br />
können.<br />
Es wäre mir sonst l<strong>an</strong>gweilig.<br />
Weil alle meine Interessen damit<br />
abgedeckt werden können.<br />
Anderes, nämlich:<br />
nun weiter mit Frage 19<br />
194
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>:<br />
Die nächsten Fragen beziehen sich auf die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>. Die Jugendfachstelle<br />
Region <strong>Konolfingen</strong> bietet Freizeit<strong>an</strong>gebote für alle <strong>Kinder</strong> ab 6 Jahren und alle Jugendliche bis 20<br />
Jahren <strong>an</strong>. Dabei legt sie besonderen Wert darauf, die Meinungen, Ideen und Wünsche der <strong>Kinder</strong><br />
und Jugendlichen <strong>an</strong>zuhören und zu unterstützen.<br />
20. Hast du schon einmal von der Jugendfachstelle gehört?<br />
Ja, ich weiss auch was die macht.<br />
Ja, aber ich weiss nicht was die macht.<br />
Nein<br />
21. Welche Person(en) von der Jugendfachstelle kennst du? Es genügt, wenn du Vornamen<br />
aufschreibst.<br />
22. Welche Angebote der Jugendfachstelle kennst du? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Keine<br />
Beratung (Lehrstellensuche, Gesundheit, Liebe, etc.)<br />
Workshop in der Schule (z.B. „Liebe ist..“ oder Gewalt)<br />
Ferien und Freizeit<strong>an</strong>gebote (z.B. Sommerpass oder <strong>an</strong>dere Anlässe)<br />
Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten<br />
23. Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze<br />
machen.<br />
Keine<br />
Beratung (Lehrstellensuche, Gesundheit, Liebe, etc.)<br />
Workshop in der Schule (z.B. „Liebe ist..“ oder Gewalt)<br />
Ferien und Freizeit<strong>an</strong>gebote (z.B. Sommerpass oder <strong>an</strong>dere Anlässe)<br />
Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten<br />
24. Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet oder teilgenommen<br />
hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen (Eltern, Lehrern, Verw<strong>an</strong>dten, Bek<strong>an</strong>nten)? Du<br />
k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Ich habe noch nie <strong>an</strong> so einem Projekt mitgemacht.<br />
Sie hatten Freude, dass ich im Projekt mitmachte.<br />
Sie waren dagegen, dass ich mitmache.<br />
Es war ihnen egal.<br />
Sie wussten es gar nicht.<br />
Nach dem erfolgreichen Projekt trauten sie mir mehr zu.<br />
Seit dem Projekt nehmen sie mich ernster.<br />
Anderes, nämlich:<br />
195
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
25. Was erwartest du von der Jugendfachstelle? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Eigentlich nichts.<br />
Hilfe und Beratung bei Problemen (Schule, Familie, Suchtmittel usw.).<br />
Politische Aufklärung - Was ist Politik und wie k<strong>an</strong>n ich mich beteiligen.<br />
Angebote unabhängig von der Schule und Familie machen.<br />
Angebote wie Waldputzete und Spielplatzverschönerung.<br />
Projekte zur Schulwegverbesserung und Pausenplatzgestaltung.<br />
Billiges oder kostenloses Freizeit<strong>an</strong>gebot.<br />
Eine erwachsene Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche interessiert und<br />
einsetzt und mir hilft Ideen umzusetzen.<br />
Dass sie viele Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht.<br />
Anderes, nämlich:<br />
26. Hat es einen Jugendtreff in deiner Gemeinde wo du wohnst?<br />
Ja<br />
Nein<br />
27. Wünschst du dir einen Jugendtreff in deiner Gemeinde?<br />
Ja<br />
Nein<br />
28. Besuchst du einen Jugendtreff? Kreuze <strong>an</strong> ob du ein Jugendreff besuchst. Wenn du nie in einen<br />
Jugendtreff gehst, d<strong>an</strong>n kreuze bitte die Gründe <strong>an</strong> warum du nicht hingehst.<br />
Jede Woche<br />
1 mal im Monat<br />
Konsum:<br />
Selten<br />
Nie, weil...<br />
In diesem Abschnitt wollen wir erfahren wie viel Geld du zur Verfügung hast und was du dir damit<br />
kaufst.<br />
29. Wie viel Geld hast du im Monat zur Verfügung?<br />
Ich habe keine Zeit.<br />
Dort wird Alkohol getrunken.<br />
Dort wird gekifft.<br />
Meine Eltern erlauben es nicht.<br />
Er ist zu weit weg/Er ist für mich nicht erreichbar.<br />
Meine Freunde sind nicht dort.<br />
Ich habe einfach keine Lust.<br />
Anderes, nämlich:<br />
30. Von wem erhältst du das Geld? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Sackgeld<br />
Job<br />
Nebenjob<br />
Ferienjob<br />
Anderes, nämlich:<br />
196
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
31. Für was gibst du dein Geld aus? Kreuze bitte die 3 Häufigsten <strong>an</strong>.<br />
Freizeit (z.B. Kino, Badi, Zirkus, Zoo) Comics<br />
Shoppen<br />
Bravo<br />
H<strong>an</strong>dy<br />
Zeitschriften<br />
Ausg<strong>an</strong>g<br />
Computerspiele<br />
Sport<br />
CDs, DVDs<br />
Vereinsbeiträge<br />
Kleidung, Schmuck<br />
Sparen<br />
Süssigkeiten<br />
Alkohol<br />
„Gänggele“<br />
Tabak<br />
Anderes, nämlich:<br />
C<strong>an</strong>nabis<br />
32. Hast du schon einmal? Mach bitte zu jeder Aussage ein Kreuz bei „Schon oft“, M<strong>an</strong>chmal“,<br />
Selten“ oder „Nie“.<br />
Schon oft M<strong>an</strong>chmal Selten nie<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
Etwas gestohlen<br />
Alkohol getrunken<br />
Zigaretten geraucht<br />
Gekifft<br />
Im Dorf etwas mutwillig zerstört/<br />
kaputt gemacht<br />
An einer Schlägerei<br />
teilgenommen<br />
197
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Lebensgefühl:<br />
Mit den nächsten Fragen wollen wir herausfinden, was du so denkst und welche Themen dich<br />
interessieren.<br />
33. Was denkst du, wer <strong>an</strong> folgenden Orten eher bevorzugt wird: eher Mädchen oder eher Buben?<br />
Mach bitte dort ein Kreuz wo es deiner Meinung nach zutrifft, dass Jungs oder Mädchen<br />
bevorzugt werden. Wenn du findest es wird niem<strong>an</strong>d bevorzugt, d<strong>an</strong>n mach ein Kreuz bei<br />
„Niem<strong>an</strong>d“.<br />
Eher Niem<strong>an</strong>d Eher<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
In der Schule<br />
Im Sport<br />
In Jugendräumen<br />
Zu Hause<br />
Im Verein/Club<br />
Anderer Ort, nämlich:<br />
Mädchen<br />
34. Die nächste Frage bezieht sich darauf, wie du dich selbst siehst. Wie würdest du dich<br />
beschreiben? Kreuze bitte die 3 Aussagen <strong>an</strong>, welche am meisten auf dich zutreffen.<br />
Ich bin selbständig.<br />
Ich bin ehrlich.<br />
Ich bin künstlerisch begabt.<br />
Ich bin selbstbewusst.<br />
Ich bin aufmerksam.<br />
M<strong>an</strong>chmal bin ich launisch.<br />
Ich bin zuverlässig, <strong>an</strong>dere können sich auf mich verlassen.<br />
M<strong>an</strong>chmal bin ich frech.<br />
Ich bin ver<strong>an</strong>twortungsbewusst.<br />
Ich bin etwas verschlossen, zurückhaltend und schüchtern.<br />
Anderes, nämlich:<br />
Jungs<br />
35. Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen, welche<br />
Themenbereiche interessieren dich am meisten und welche findest du am wichtigsten?<br />
Kreuze diese 2 Themenbereiche <strong>an</strong>, von welchen du denkst, dass sie dich in den nächsten<br />
Jahren vor allem interessieren werden.<br />
Freunde finden, mit ihnen meine Erfahrungen und meine Freizeit teilen.<br />
Mich darauf vorbereiten wie es ist eine Frau oder ein M<strong>an</strong>n zu sein.<br />
Mich mit meinem Körper und meinem Aussehen ausein<strong>an</strong>dersetzen.<br />
Mich von meine Eltern ablösen und endlich unabhängig werden.<br />
Mich darauf vorbereiten einmal eine Ehe zu führen und eine Familie zu gründen.<br />
Mich drauf vorbereiten einen Beruf zu finden und meine berufliche Karriere zu<br />
pl<strong>an</strong>en.<br />
Mich mit den Regeln und den Gebräuchen der Gesellschaft ausein<strong>an</strong>der setzen.<br />
Mich darauf konzentrieren einzigartig zu sein.<br />
198
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
36. Fällt es dir leicht neue Freunde zu finden?<br />
Ja<br />
Nein<br />
M<strong>an</strong>chmal<br />
37. Wenn du Sorgen und Probleme hast, wem erzählst du sie? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Ich erzähle sie niem<strong>an</strong>dem.<br />
Meinen Freunden(-innen)<br />
Meiner Mutter<br />
Meinem Vater<br />
Meiner Grossmutter<br />
Meinem Grossvater<br />
38. Hast du das Gefühl, du weißt über Liebe und Sexualität bescheid?<br />
Ja<br />
Nein<br />
Ich weiss nicht.<br />
39. Wer hat dich aufgeklärt? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Meine Eltern<br />
Mein Lehrer/ Meine Lehrerin<br />
Mein <strong>Jugendarbeit</strong>er/ Meine <strong>Jugendarbeit</strong>erin<br />
Das „Bravo“ oder <strong>an</strong>dere Zeitschriften.<br />
Durch das Internet.<br />
Durch Freunde(-innen)<br />
Andere, nämlich:<br />
Sorgentelefon für <strong>Kinder</strong><br />
Meinen Geschwister<br />
Einem Seelsorger (z.B. dem Pfarrer oder<br />
der Pastorin)<br />
Meinem Lehrer oder meiner Lehrerin<br />
Anderen, nämlich:<br />
40. An wen wendest du dich wenn du Fragen zu Liebe und Sexualität hast? Du k<strong>an</strong>nst mehrere<br />
Kreuze machen.<br />
Meine Eltern<br />
Meinen festen Freund/Meine feste Freundin<br />
Meine Freunde(-innen)<br />
Meinen Arzt/ Meine Ärztin<br />
Mein <strong>Jugendarbeit</strong>er/ Meine <strong>Jugendarbeit</strong>erin<br />
Andere, nämlich:<br />
199
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
41. Bei dem folgenden Frageblock möchten wir, dass du entscheidest ob die Aussagen auf dich<br />
zutreffen oder nicht. Mach bitte zu jeder Aussage ein Kreuz bei „Trifft voll zu“, Trifft eher zu“,<br />
Trifft eher nicht zu“ oder „Trifft gar nicht zu“.<br />
Trifft Trifft Trifft eher Trifft gar<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
Ich bin zufrieden mit meinem<br />
Aussehen.<br />
Es ist mir wichtig gut auszusehen.<br />
Ich unterscheide mich deutlich von<br />
meinen Klassenkameraden(-innen).<br />
Ich werde leicht verlegen.<br />
Ich bin ebenso begabt wie die meisten<br />
Mitschüler.<br />
Wenn ich kritisiert werde, d<strong>an</strong>n<br />
verletzt mich das sehr.<br />
Was ich mir vornehme, schaffe ich<br />
auch.<br />
voll zu<br />
eher zu<br />
nicht zu<br />
nicht zu<br />
Schik<strong>an</strong>e:<br />
Schik<strong>an</strong>ierst wirst du, wenn dir böseartige Dinge gesagt oder <strong>an</strong>get<strong>an</strong> werden, wenn m<strong>an</strong> sich über<br />
dich lustig macht oder wenn du oft geärgert wirst. Wenn du aber mit jem<strong>an</strong>dem streitest, der gleich<br />
stark ist wie du, ist das kein schik<strong>an</strong>ieren.<br />
42. Wirst du schik<strong>an</strong>iert?<br />
Oft<br />
M<strong>an</strong>chmal<br />
Selten<br />
Nie<br />
43. Wo wirst oder wurdest du schik<strong>an</strong>iert? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Nirgends<br />
Im Verein/Club<br />
Zu Hause<br />
Bei Ver<strong>an</strong>staltungen der Jugendfachstelle<br />
Bei der Arbeit<br />
In meinem Freundeskreis<br />
In der Schule<br />
Anderes, nämlich:<br />
Im Dorf<br />
200
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
44. Oftmals ist m<strong>an</strong> Zuschauer von Schik<strong>an</strong>en, was sind deine Beobachtungen, wer glaubst du wird<br />
am meisten schik<strong>an</strong>iert? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Am meisten Mädchen.<br />
Am meisten Jungen.<br />
Am meisten Schweizer Jugendliche.<br />
Am meisten Ausländer Jugendliche.<br />
Am meisten Jugendliche aus Familien, die wenig Geld haben.<br />
Andere, nämlich Jugendliche die (Beschreibung):<br />
45. Hast du schon einmal mit der Polizei zu tun gehabt?<br />
Nein weiter zu Frage 45<br />
Ja weiter zu Frage A<br />
A)<br />
Ich wurde bestohlen<br />
Ich habe gestohlen<br />
Ich wurde zusammengeschlagen<br />
Ich war <strong>an</strong> einer Schlägerei beteiligt<br />
Wegen Drogenbesitz<br />
Ruhestörung<br />
Habe was im Dorf kaputt gemacht (sprayen, etwas zerstört, etc.)<br />
Anderes, nämlich:<br />
nun weiter mit Frage 45<br />
Allgemeines zu deiner Person:<br />
Nun möchten wir von dir noch ein paar allgemeinte Informationen zu dir.<br />
46. Welches Geschlecht hast du?<br />
Weiblich<br />
Männlich<br />
47. In welchem Jahr wurdest du geboren?<br />
19<br />
48. Bitte kreuze die Aussagen <strong>an</strong>, welche auf dich zutrifft?<br />
Ich mache eine Berufslehre.<br />
Ich mache eine Anlehre.<br />
Ich mache ein Praktikum/ Schnupperlehre.<br />
Ich gehe ins Gymnasium.<br />
Ich bin arbeitslos/ auf (Lehr-)stellen suche.<br />
Anderes, nämliche:<br />
49. Welcher Nationalität gehörst du <strong>an</strong>? (Nationalität ist das was in deinem Pass steht)<br />
201
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Schweizer<br />
Andere, nämlich:<br />
50. Von wo kommen deine Eltern? (Nationalität)<br />
Vater:<br />
Mutter:<br />
51. Welchen Beruf hat:<br />
Dein Vater:<br />
Deine Mutter:<br />
52. Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung?<br />
Viel<br />
Genug<br />
Zu wenig<br />
53. Wer lebt bei dir zu Hause? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Ältere Schwester, Anzahl:<br />
Jüngere Schwester, Anzahl:<br />
Älterer Bruder, Anzahl:<br />
Jüngerer Bruder, Anzahl:<br />
Grosseltern<br />
Onkeln und T<strong>an</strong>ten:<br />
Andere, nämlich:<br />
54. Wie viele Zimmer hat eure Wohnung/Haus (Ohne Küche, Bad, WC)?<br />
55. Hast du noch etwas, das du uns mitteilen möchtest?<br />
Vielen D<strong>an</strong>k für deine Mitarbeit!!<br />
202
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Unterschiede zwischen dem Fragebogen aufgrund der drei Altersgruppen<br />
In der untenstehenden Tabelle werden alle Fragen oder Antwortkategorien dargestellt, welche<br />
aufgrund der Altersgruppen nicht in allen drei Fragebogen enthalten sind.<br />
o Frage 2:<br />
Antwortkategorie „Im Moment habe ich keine Lehrstelle/Arbeit und gehe auch<br />
nicht zur Schule“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 3:<br />
Antwortkategorie „Töffli“: Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9.<br />
Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />
o Frage 8:<br />
Antwortkategorie „Jugendtreff“: Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der<br />
9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Kino“: Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9.<br />
Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Pubs und Disco“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt,<br />
nur bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Spielhallen“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur<br />
bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Ver<strong>an</strong>staltungen“: Wurde bei der 6. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen nicht befragt, nur bei der 9. Klasse.<br />
o Frage 10:<br />
Antwortkategorie „Mit meinem Freund/ Mit meiner Freundin“: Wurde bei der 6.<br />
Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Ich verbringe Zeit im Jugendtreff“: Wurde bei der 6. Klasse<br />
nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Ich kümmere mich um mein Aussehen (Styling,<br />
Körperpflege)“ Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und<br />
bei den 18-Jährigen.<br />
203
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
o Frage 21:<br />
Antwortkategorie „Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten“: Wurde<br />
bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „<strong>Kinder</strong><strong>an</strong>imation“: Wurde bei der 9. Klasse und den 18-<br />
Jährigen nicht befragt, nur bei der 6. Klasse.<br />
o Frage 23:<br />
Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 25:<br />
Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 26:<br />
Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 27:<br />
Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 29:<br />
Antwortkategorie „Job“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur bei den<br />
18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Nebenjob“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur<br />
bei den 18-Jährigen.<br />
Antwortkategorie „Wochenplatz“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt,<br />
nur bei den 18-Jährigen.<br />
o Frage 38:<br />
Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 39:<br />
Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />
Jährigen.<br />
o Frage 47:<br />
Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur bei den 18-Jährigen.<br />
204
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
205
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
11.2 Tabellarische Darstellung von notwendigen Ergebnissen<br />
In diesem Teil des Anh<strong>an</strong>gs, erfolgt die tabellarische Darstellung von Ergebnissen welche<br />
nicht bereits in der Arbeit selber abgebildet worden sind. Ausserdem werden Auswertungen<br />
der Kontrolle von Voraussetzungen der Tests zur Hypothesenprüfung, welche nicht<br />
durchgeführt werden konnten, dargestellt.<br />
1. Untersuchungsmodell „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />
Fremdbestimmung entgegen“<br />
Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse der abhängigen Variable „Bedürfnisabdeckung“<br />
o Datengrundlage: Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? (Frage 9), Es gibt Dinge, die<br />
du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12), Welche Aussage,<br />
bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu? (Frage 15), Warum bist<br />
du in keinem Verein oder Club? (Frage 18a), Aus welchem Grund bist du beigetreten?<br />
(Frage 18d), Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) und Mit welchen Themen<br />
möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen, welche Themenbereiche<br />
interessieren die am meisten und welche findest du am wichtigsten? (Frage 34).<br />
Beim ersten Testen, bei dem alle ausgewählten Variablen einbezogen wurden, entst<strong>an</strong>d ein<br />
Cronbachs Alpha Wert von 0.392. Es wurde sichtbar, dass mehrere Antwortkategorien<br />
weggelassen werden müssen, damit wir einen Cronbachs Alpha Wert erhalten, der im<br />
Annahmebereich liegt. Der Cronbachs Alpha Wert näherte sich zwar einer Reliabilität und<br />
stieg je nach Kombination der Indikatoren auf 0.574. Es war nicht möglich durch weglassen<br />
einer Variable einen höheren Cronbachs Alpha Wert zu erzielen, da der Trennschärfewert<br />
(Skala: Korrigierte Item-Skala-Korrelation) bei allen Items über 0.2 lag und der „Cronbachs<br />
Alpha, wenn Item weggelassen“ Wert negativ war. Dies spricht gegen die Annahme eines<br />
Modells. Damit wurde klar, dass hier kein reliabler, also in dieselbe Richtung weisender,<br />
Index erzeugbar ist und dieser somit nicht weiter in die Testung einbezogen werden konnte.<br />
206
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Frage 9<br />
Cronbachs Alpha,<br />
wenn Item<br />
weggelassen<br />
Meine Freunde müssen es gut finden .286<br />
Meine Familie muss es gut finden .255<br />
Dass ich das machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe (umcodiert) .364<br />
Frage 12 Meine Eltern erlauben es nicht .326<br />
Frage 15<br />
Frage 18a<br />
In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die die<br />
Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können<br />
Es braucht Räume und Plätze, in denen Jugendliche selbst<br />
bestimmen können, was passiert<br />
.394<br />
.394<br />
Ich habe keine Lust (umcodiert) .485<br />
Meine Eltern erlauben es nicht .375<br />
Meine Freunde sind auch nicht in einem Verein oder in einem<br />
Club<br />
Frage 18d Weil meine Eltern es wollen .405<br />
Frage 27<br />
Frage 34<br />
.370<br />
Weil ich es will (umcodiert) .448<br />
Weil meine Freunde wollen, dass ich mitmache .410<br />
Nein, meine Eltern erlauben es nicht .333<br />
Ich habe keine Lust (umcodiert) .344<br />
Mich von meinen Eltern ablösen und endlich unabhängig<br />
werden (umcodiert)<br />
Tabelle A: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnisabdeckung“<br />
.372<br />
207
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
2. Untersuchungsmodell „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />
Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />
o Datengrundlage: Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung<br />
nach zu? (Frage 15) und Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24).<br />
Bei der Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse aller Variablen, entst<strong>an</strong>d ein Cronbachs Alpha Wert von 0.160.<br />
Auch wenn die nötigen Items weggelassen werden, k<strong>an</strong>n nur ein Wert von 0.491 erzielt<br />
werden. Dieser Cronachs Alpha Wert liegt unter der <strong>an</strong>nehmbaren Grenze.<br />
Cronbachs Alpha Wert wenn item weggelassen<br />
Frage 15 Erwachsene Vertretungsperson .491<br />
Hilfe und Beratung -.103<br />
Frage 24 Unabhängige Angebote -.164<br />
Erwachsene Person .105<br />
Tabelle B: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />
208
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
3. Untersuchungsmodell „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />
Vereine/ Clubs“<br />
Häufigkeitsauszählung Bedürfnisse<br />
o Datengrundlage: Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht? (Frage 13)<br />
und Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17)<br />
Häufigkeitsauszählung der Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Sets, für die Berechnung wie viele<br />
Bedürfnisse die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen durchschnittlich <strong>an</strong>gegeben haben.<br />
Frage 13<br />
N Prozent Prozent der Fälle<br />
Altersentsprechende Freizeitaktivitäten 2 .6% .7%<br />
Arbeiten 8 2.5% 3.0%<br />
Ausg<strong>an</strong>g 46 14.5% 17.0%<br />
Badi 16 5.0% 5.9%<br />
Besserer ÖV 3 .9% 1.1%<br />
Einkaufen 18 5.7% 6.7%<br />
Faulenzen 18 5.7% 6.7%<br />
Freizeitplätze 9 2.8% 3.3%<br />
Jugendräume 7 2.2% 2.6%<br />
Kreatives 6 1.9% 2.2%<br />
Kurse 5 1.6% 1.9%<br />
Musik 16 5.0% 5.9%<br />
Nichts 29 9.1% 10.7%<br />
Sport 93 29.2% 34.4%<br />
Suchtmittel 2 .6% .7%<br />
Tiere 2 .6% .7%<br />
Träume/Wünsche 32 10.1% 11.9%<br />
Verein 6 1.9% 2.2%<br />
Gesamt 318 100.0% 117.8%<br />
Tabelle C: Häufigkeitstabelle Frage 13<br />
209
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Fallzusammenfassung<br />
Fälle<br />
Frage 13<br />
N<br />
Prozent<br />
Gültig 270 61.5%<br />
Fehlend 169 38.5%%<br />
Gesamt 439 100.0%<br />
Tabelle D: Häufigkeitstabelle Frage 13<br />
Frage 17<br />
N Prozent Prozent der Fälle<br />
Altersentsprechende Freizeitaktivitäten 18 4.2% 6.2%<br />
Arbeiten 3 .7% 1.0%<br />
Ausg<strong>an</strong>g 5 1.2% 1.7%<br />
Badi 62 14.6% 21.4%<br />
Besserer ÖV 3 .7% 1.0%<br />
Einkaufen 48 11.3% 16.6%<br />
Faulenzen 0 0% 0%<br />
Freizeitplätze 34 8.0% 11.7%<br />
Jugendräume 18 4.2% 6.2%<br />
Kreatives 5 1.2% 1.7%<br />
Kurse 12 2.8% 4.1%<br />
Musik 9 2.1% 3.1%<br />
Nichts 63 14.8% 21.7%<br />
Sport 102 23.9% 35.2%<br />
Suchtmittel 2 .5% .7%<br />
Tiere 2 .5% .7%<br />
Träume/Wünsche 13 3.1% 4.5%<br />
Verein 21 4.9% 7.2%<br />
Gesamt 426 100.0% 146.9%<br />
Tabelle E: Häufigkeitstabelle Frage 17<br />
210
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Fallzusammenfassung<br />
Frage 17<br />
Fälle<br />
N<br />
Prozent<br />
Gültig 290 66.1%<br />
Fehlend 149 33.9%<br />
Gesamt 439 100.0%<br />
Tabelle F: Häufigkeitstabelle Frage 17<br />
Kreuztabelle <strong>Kinder</strong> und Jugend<strong>an</strong>gebote<br />
o Datengrundlage: Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend<br />
Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16).<br />
Bivariate Auswertung zur Überprüfung des Einflusses der Einwohnerzahlen in den<br />
Gemeinden und der Dauer der Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden auf die<br />
<strong>Kinder</strong>- und Jugend<strong>an</strong>gebote.<br />
Einwohnerzahl<br />
der Gemeinden<br />
Frage 16<br />
Ja Nein Gesamt<br />
0-1500 35.2% (50) 64.8% (92) 100% (142)<br />
1501-3000 36% (40) 64% (71) 100% (111)<br />
3001-4500 49.2% (90) 50.8% (93) 100% (183)<br />
Beitritt Beitritt 42.6% (166) 57.4% (224) 100% (390)<br />
Nicht- Beitritt 30.4% (14) 69.6% (32) 100% (46)<br />
Gesamt 41.3% (256) 57.7% (256) 100% (436)<br />
Tabelle G: Häufigkeitstabelle Frage 16 aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden und Beitritt der Gemeinden<br />
zur Jugendfachselle<br />
211
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse der abhängigen Variable „Bedürfnisabdeckung“<br />
o Datengrundlage: Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht,<br />
warum? (Frage 12), Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend<br />
Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16) und Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage<br />
17).<br />
Bei der Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse aller Variablen, entst<strong>an</strong>d ein Cronbachs Alpha Wert von 0.216.<br />
Auch wenn die nötigen Items weggelassen werden, k<strong>an</strong>n nur ein Wert von 0.205 erzielt<br />
werden. Dieser Cronachs Alpha Wert liegt unter der <strong>an</strong>nehmbaren Grenze.<br />
Cronbachs Alpha,<br />
Trennschärfewert wenn<br />
Item<br />
weggelassen<br />
Frage 16 Ja 0.255 0.061<br />
Frage 17 Nichts 0.216 0.169<br />
Frage 12 Es gibt kein solches Angebot“ 0.218 0.205<br />
Tabelle H: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse "Bedürfnisabdeckung"<br />
212
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
4. Untersuchungsmodelle „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff<br />
und vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />
einkommensschwachen Familien“<br />
Chi-Quadrat Test mit Kontrollvariable Klasse<br />
o Datengrundlage „Einkommensschwach“: Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du<br />
k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12), Warum bist du in keinem Verein/Club?<br />
(Frage 18a), Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zu Verfügung? (Frage 51), Wer<br />
lebt bei dir zu Hause? (Frage 52) und Wie viele Zimmer hat eure Wohnung? (Frage<br />
53).<br />
o Datengrundlage „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“: Wo bist du in deiner Freizeit in<br />
einer gewöhnlichen Schulwoche? (Frage 8), Was machst du in einer normalen<br />
Schulwoche in deiner Freizeit? (Frage 11), Welche Angebote der Jugendfachstelle<br />
hast du schon genutzt? (Frage 22) und Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27).<br />
In der ersten Tabelle wird sichtbar, dass die Häufigkeiten der Nutzung aufgeteilt nach Klasse<br />
sich ändert. allerdings zeigt der Chi-Quadrat-Test, dass dieser nicht signifik<strong>an</strong>t ist und somit<br />
kein Zusammenh<strong>an</strong>g besteht.<br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />
6. Klasse Nutzung 100% (52) 100% (15) 100% (67)<br />
Nicht–Nutzung 0% (0) 0% (0) 0% (0)<br />
Gesamt 100% (52) 100% (15) 100% (67)<br />
9. Klasse Nutzung 62.8% (59) 60% (45) 61.5% (104)<br />
Nicht–Nutzung 37.2% (35) 40% (30) 38.5% (65)<br />
Gesamt 100% (94) 100% (75) 100% (169)<br />
18-Jährige Nutzung 59.4% (19) 48.1% (13) 54.2% (32)<br />
Nicht–Nutzung 40.6% (13) 51.9% (14) 45.8% (27)<br />
Gesamt 100% (32) 100% (27) 100% (59)<br />
Tabelle I: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />
Kontrollvariable „Alter“<br />
213
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Einkommensschwach“<br />
Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />
„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ 6. Klasse – –<br />
9. Klasse 0.135 0.357<br />
18-Jährige 0.744 0.194<br />
Tabelle J: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />
Kontrollvariable „Alter“<br />
Chi-Quadrat-Test „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />
o Datengrundlage „Einkommensschwach“: Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du<br />
k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12), Warum bist du in keinem Verein/Club?<br />
(Frage 18a), Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zu Verfügung? (Frage 51), Wer<br />
lebt bei dir zu Hause? (Frage 52) und Wie viele Zimmer hat eure Wohnung? (Frage<br />
53).<br />
o Datengrundlage „Opfer Schik<strong>an</strong>e“: Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) und Wo wirst du<br />
schik<strong>an</strong>iert? (Frage 42).<br />
„Einkommensschwach“<br />
Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ Opfer 55.7% (137) 62.4% (106) 58.4% (243)<br />
Kein Opfer 44.3% (109) 37.6% (64) 41.6% (173)<br />
Gesamt 100% (246) 100% (170) 100% (416)<br />
Tabelle K: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />
„Einkommensschwach“<br />
Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />
„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ 1.837 0.088<br />
Tabelle L: Chi-Quadrat-Test „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />
214
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
5. Untersuchungsmodell „Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das<br />
Selbstbild und die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten<br />
Jugendlichen“<br />
Reliabilitätsstatistik der abhängigen Variablen „Stellung und Selbst<strong>an</strong>schauung“<br />
o Datengrundlage: Die nächste Frage bezieht sich darauf, wie du dich selbst siehst. Wie<br />
würdest du dich beschreiben? (Frage 33), Fällt es dir leicht, neue Freunde zu finden?<br />
(Frage 35), Bei dem folgenden Frageblock möchten wir, dass du entscheidest, ob die<br />
Aussagen auf dich zutreffen oder nicht? (Frage 40) und Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage<br />
41).<br />
Beim ersten Test, bei dem alle ausgewählten Indikatoren einbezogen wurden, entst<strong>an</strong>d ein<br />
Cronbachs Alpha Wert von 0.474, es wurde sichtbar, das mindestens eine der beiden<br />
Antwortkategorien: „Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“ (Korrigierte Item-Skala-Korrelation von<br />
0.113) und „Kritikfähigkeit“(Korrigierte Item-Skala-Korrelation von 0.180) weggelassen<br />
werden müssten. D<strong>an</strong>ach wurde ein zweiter Versuch, einen reliablen Index zu erhalten,<br />
durchgeführt. Der Wert nähert sich zwar einer Reliabilität, der Cronbachs Alpha Wert steigt<br />
auf 0.48, jedoch ist der Wert immer noch unter 0.6, wie er sein müsste. Es ist nicht möglich<br />
durch Weglassen eines Items einen höheren Cronbachs Alpha Wert zu erzielen. Dies ist dar<strong>an</strong><br />
sichtbar, dass der Trennschärfewert und der „Cronbachs Alpha, wenn Item weggelassen“-<br />
Wert unter dem jetzt erzielten Wert liegt, womit klar wird, dass hier kein reliabler, also in<br />
dieselbe Richtung weisender, Index erzeugbar ist. Daher k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> diesen Index nicht weiter<br />
in die Testung einbeziehen.<br />
Trennschärfewert<br />
Cronbachs Alpha, wenn Item<br />
weggelassen<br />
Zufriedenheit Aussehen 0.237 .433<br />
selten oder nie schik<strong>an</strong>iert 0.256 .426<br />
selbstbewusst 0.264 .420<br />
Freunde finden 0.214 .441<br />
Begabung 0.230 .434<br />
Zielstrebigkeit 0.268 .424<br />
Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst 0.113 0.438<br />
Kritikfähigkeit 0.180 0.455<br />
Tabelle M: Erste Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Selbst<strong>an</strong>schauung“<br />
215
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Trennschärfewert<br />
Cronbachs Alpha, wenn Item weggelassen<br />
Zufriedenheit Aussehen 0.255 .428<br />
selten oder nie schik<strong>an</strong>iert 0.216 .447<br />
selbstbewusst 0.218 .448<br />
Freunde finden 0.273 .416<br />
Begabung 0.234 .438<br />
Zielstrebigkeit 0.259 .427<br />
Tabelle N: Zweite Reliabilitätsstatistik „Selbst<strong>an</strong>schauung“<br />
Normalverteilungs<strong>an</strong>alyse der Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und<br />
„Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />
o Datengrundlage: Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage<br />
22) und Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet<br />
hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23).<br />
Normalverteilungstests, um aufzuzeigen, ob die Daten normalverteilt sind, da dies eine<br />
Voraussetzung für die lineare Regression ist.<br />
Abbildung A: Histogramm „Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />
216
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
St<strong>an</strong>dardabweichung<br />
Schiefe<br />
Stellung gegenüber Erwachsenen 0.169 5.606<br />
Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten 0.457 0.909<br />
Tabelle O: Schiefe und St<strong>an</strong>dardabweichung der Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und<br />
„Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />
Regressions<strong>an</strong>alyse mit den Kontrollvariablen „Klasse“ „Geschlecht“ und<br />
„Wohngemeinde nach Beitrittsjahr“<br />
o Datengrundlage: Klasse, In welcher Gemeinde wohnst du? (Frage 1), Welches<br />
Geschlecht hast du? (Frage 45), Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon<br />
genutzt? (Frage 22) und Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt<br />
mitgearbeitet hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23).<br />
Regression, um aufzuzeigen, welchen Einfluss die Kontrollvariablen auf den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zwischen Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten und der Stellung gegenüber Erwachsenen<br />
haben.<br />
Kontrollvariable: Klasse<br />
Hier wird sichtbar, dass die Klasse keinen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf die abhängige Variable<br />
„Stellung gegenüber Erwachsenen“ der befragten Jugendlichen besitzt. Bei der 9. Klasse ist<br />
der Einfluss minim und nicht signifik<strong>an</strong>t, bei den 18-jährigen ist der Einfluss auch minim,<br />
negativ und ebenso nicht signifik<strong>an</strong>t. Auch verändert sich der Korrelationskoeffizient der<br />
unabhängigen Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte“ nur sehr minim, was den<br />
Schluss ziehen lässt, dass die Kontrollvariable „Klasse“ keinen Einfluss auf die abhängige<br />
Variable besitzt.<br />
„Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />
Regressionskoeffizient Signifik<strong>an</strong>z<br />
Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte 0.099 0.000<br />
9. Klasse 0.007 0.784<br />
18-Jährige -0.007 0.784<br />
Tabelle P: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />
Kontrollvariable „Klasse“<br />
217
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
Kontrollvariable: Geschlecht<br />
Auch beim Geschlecht besteht ein sehr schwacher, nicht signifik<strong>an</strong>ter Einfluss auf die<br />
Stellung der Jugendlichen. Ebenso verändert sich der Regressionskoeffizient der<br />
unabhängigen Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ nur unerheblich, was<br />
ebenso den Schluss zulässt, dass das Geschlecht keinen Einfluss hat.<br />
„Stellung“<br />
Regressionskoeffizient B Signifik<strong>an</strong>z<br />
Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte 0.1 0.000<br />
Geschlecht 0.01 0.635<br />
Tabelle Q: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />
Kontrollvariable „Geschlecht“<br />
Kontrollvariable: Wohngemeinde<br />
Wir werden hier nach Beitrittsjahr der Wohngemeinden splitten, um so Aussagen über die<br />
Beitrittszeit machen zu können, denn dies sollte auch einen Aufschluss über die Peer-<br />
Education-Projekte machen, insofern als dass sichtbar wird, in welchen Regionen bereits<br />
solche Projekte von der Jugendfachstelle <strong>an</strong>geboten wurde. Dabei wird eine Korrelation<br />
erwartet, denn das würde die Annahme bestätigen, dass die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-<br />
Projekten der Jugendfachstelle einen Einfluss auf die Stellung gegenüber Erwachsenen hat. In<br />
den Daten wird sichtbar, dass sowohl keine der Kategorien der Wohngemeinden einen<br />
signifik<strong>an</strong>ten Einfluss hat, und auch dass sich der Regressionskoeffizient der unabhängigen<br />
Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ nicht verändert. Trotzdem deuten die<br />
Daten darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen den Kategorien gibt. Die Kategorie<br />
Beitritt08 hat einen schwach negativen, nicht signifik<strong>an</strong>ten Einfluss, was darauf hindeutet,<br />
dass diese Kategorie einen negativ steigenden Einfluss auf die Stellung hat. Dies würde die<br />
Theorie stützen, dass je weniger Beitrittsjahre, desto weniger Peer-Education-Projekte, desto<br />
weniger gute Stellung gegenüber Erwachsenen. Erstaunlich ist da jedoch die Kategorie<br />
Beitritt10. Hier müsste Erwartungsgemäss ein negativer, signifik<strong>an</strong>ter Einfluss auf die<br />
Stellung bestehen, da die Jugendlichen von diesen Gemeinden nicht <strong>an</strong> Peer-Education-<br />
Projekten der Jugendfachstelle teilnehmen konnten, da sie noch nicht der Jugendfachstelle<br />
Region <strong>Konolfingen</strong> <strong>an</strong>geschlossen waren. Das hier jedoch ein schwach positiver, nicht<br />
signifik<strong>an</strong>ter Wert ausgegeben wird, widerspricht dieser Annahme.<br />
218
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
„Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />
Regressionskoeffizient Signifik<strong>an</strong>z<br />
Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte 0.099 0.000<br />
Wohngemeinde Beitritt 2006 0.023 0.314<br />
Wohngemeinde Beitritt 2008 -0.037 0.293<br />
Wohngemeinde Beitritt 2010 0.015 0.633<br />
Tabelle R: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />
Kontrollvariable „Wohngemeinde nach Beitrittsjahr“<br />
6. Untersuchungsmodell „Entwicklungsaufgaben“<br />
Bei diesem Untersuchungsmodell sind keine weiteren Darstellungen nötig.<br />
219
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
11.2.1 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis des Anh<strong>an</strong>gs<br />
Tabelle A: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnisabdeckung“ ......................................................... 207<br />
Tabelle B: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ ................. 208<br />
Tabelle C: Häufigkeitstabelle Frage 13 .................................................................................. 209<br />
Tabelle D: Häufigkeitstabelle Frage 13 ................................................................................. 210<br />
Tabelle E: Häufigkeitstabelle Frage 17 .................................................................................. 210<br />
Tabelle F: Häufigkeitstabelle Frage 17 .................................................................................. 211<br />
Tabelle G: Häufigkeitstabelle Frage 16 aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden und Beitritt der<br />
Gemeinden zur Jugendfachselle .......................................................................... 211<br />
Tabelle H: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse "Bedürfnisabdeckung" ......................................................... 212<br />
Tabelle I: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />
Kontrollvariable „Alter“...................................................................................... 213<br />
Tabelle J: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-<br />
treff“ mit Kontrollvariable „Alter“...................................................................... 214<br />
Tabelle K: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ............................. 214<br />
Tabelle L: Chi-Quadrat-Test „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ...................... 214<br />
Tabelle M: Erste Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Selbst<strong>an</strong>schauung“ ................................................... 215<br />
Tabelle N: Zweite Reliabilitätsstatistik „Selbst<strong>an</strong>schauung“................................................. 216<br />
Tabelle O: Schiefe und St<strong>an</strong>dardabweichung der Variablen „Stellung gegenüber<br />
Erwachsenen“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ .......................... 217<br />
Tabelle P: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />
Kontrollvariable „Klasse“ ................................................................................... 217<br />
Tabelle Q: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />
Kontrollvariable „Geschlecht“ ............................................................................ 218<br />
Tabelle R: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />
Kontrollvariable „Wohngemeinde nach Beitrittsjahr“ ........................................ 219<br />
Abbildung A: Histogramm „Stellung gegenüber Erwachsenen“ ........................................... 216<br />
220
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
221
<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />
11.3 Ehrenwörtliche Erklärung<br />
„Wir bestätigen mit unserer Unterschrift, dass wir die Arbeit persönlich und dabei nur die<br />
aufgeführten Quellen und Hilfsmittel verwendet sowie wörtliche Zitate und Paraphrasen als<br />
solche gekennzeichnet haben. Wir wissen was ein Plagiat ist. Diese Arbeit wird nur am<br />
deutschsprachigen Lehrstuhl Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit eingereicht“<br />
Eingereicht am 28. Mai 2010 von:<br />
Monique Brunner: ___________________________________________<br />
Dina Hirschi: ______________________________________________<br />
Ch<strong>an</strong>tal Kamm: _____________________________________________<br />
Noemie Rom<strong>an</strong>ens: __________________________________________<br />
Christa Schär: ______________________________________________<br />
222