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Bedarfserhebung an offener Kinder - Jugendarbeit Konolfingen

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Universität Freiburg i. Ü.<br />

Philosophische Fakultät<br />

Departement Sozialarbeit und Sozialpolitik<br />

Forschungspraktikum 2008-2010<br />

bei Ruedi Epple und Sebasti<strong>an</strong> Schief<br />

Forschungsbericht<br />

zum Thema:<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in<br />

der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Eingereicht am 28. Mai. 2010<br />

von:<br />

Monique Brunner, Noemie Rom<strong>an</strong>ens, Dina Hirschi<br />

Ch<strong>an</strong>tal Kamm und Christa Schär<br />

Betreuer: Ruedi Epple


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Verfasserinnen dieses Forschungsberichts<br />

Monique Brunner<br />

Alpeneggstrasse 21<br />

3012 Bern<br />

monique.brunner@unifr.ch<br />

Dina Hirschi<br />

Steffisburgstrasse 17<br />

3600 Thun<br />

dina.hirschi@unifr.ch<br />

Ch<strong>an</strong>tal Kamm<br />

Untere Vogels<strong>an</strong>gstrasse 201<br />

8400 Winterthur<br />

ch<strong>an</strong>tal.kamm@unifr.ch<br />

Noemie Rom<strong>an</strong>ens<br />

Schürlistrasse 35<br />

2563 Ipsach<br />

noemie.rom<strong>an</strong>ens@unifr.ch<br />

Christa Schär<br />

Strassweidweg 38<br />

3147 Mittelhäusern<br />

christa.schaer@unifr.ch<br />

Betreut wurde die Arbeit von Ruedi Epple<br />

ruedi.epple@unifr.ch<br />

2


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

D<strong>an</strong>ksagung<br />

An dieser Stelle möchten wir der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> und g<strong>an</strong>z speziell<br />

Walter Staub unseren D<strong>an</strong>k aussprechen. Wir d<strong>an</strong>ken für die fachgerechte, sowie persönliche<br />

Hilfe und Unterstützung, die wir in jeder Phase unserer Forschungsarbeit erfahren durften.<br />

Wir d<strong>an</strong>ken ebenfalls den Gemeinden aus der Region <strong>Konolfingen</strong> und deren Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen für die gute Zusammenarbeit, vor allem bei der Weiterleitung der<br />

Fragebogen. Einen herzlichen D<strong>an</strong>k auch <strong>an</strong> die Schulen und ihren Lehrern und Lehrerinnen,<br />

sowie den Schülern und Schülerinnen und den 18-Jährigen, ohne die unsere Forschungsarbeit<br />

nicht zust<strong>an</strong>de gekommen wäre. Zum Schluss d<strong>an</strong>ken wir unserem Betreuer Ruedi Epple, der<br />

unsere Fragen und Anliegen stets mit Geduld und fachlichem Wissen be<strong>an</strong>twortet hat.<br />

3


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Abstract ................................................................................................................................... 9<br />

1 Einleitung ......................................................................................................................... 11<br />

1.1 Einführung in das Thema und Relev<strong>an</strong>z der Arbeit ..................................................... 11<br />

1.2 Konkretisierung der Fragestellung und Vorgehen ....................................................... 14<br />

1.3 Aufbau der Arbeit ......................................................................................................... 15<br />

2 Forschungsst<strong>an</strong>d .............................................................................................................. 17<br />

2.1 Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong> und Jugendforschung – Forschung mit und über Jugendliche<br />

...................................................................................................................................... 17<br />

2.2 Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong> ..................................................... 19<br />

2.3 Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern ............ 20<br />

2.4 Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008 juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz ...................................................... 21<br />

3 Theoretischer Hintergrund ............................................................................................ 23<br />

3.1 Bourdieu Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie .................................................................................... 23<br />

3.2 Bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> ................................................................................ 26<br />

3.3 Raumsoziologie ............................................................................................................ 29<br />

3.4 Peer-Education Theorie ................................................................................................ 35<br />

3.5 Entwicklungsaufgaben ................................................................................................. 41<br />

4 Hypothesen und Operationalisierung ........................................................................... 43<br />

4.1 Hypothesenbildung und Hypothesenbegründung ......................................................... 43<br />

4.1.1 Hypothese „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung<br />

entgegen“ ............................................................................................................ 43<br />

4.1.2 Hypothese „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ ............................. 44<br />

4.1.3 Hypothese „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Vereine/Clubs“ .... 45<br />

4.1.4 Hypothese „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“ ......................................... 46<br />

4.1.5 Hypothese „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien<br />

werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“ ............................................................... 46<br />

4.1.6 Hypothese „Peer- Education- Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die<br />

Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen“ ........................ 47<br />

4.1.7 Hypothese „Entwicklungsaufgaben“.................................................................. 48<br />

5


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4.2 Operationalisierung ...................................................................................................... 48<br />

4.2.1 Untersuchungsmodell „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />

Fremdbestimmung entgegen“ ............................................................................. 49<br />

4.2.2 Untersuchungsmodell „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ ........... 51<br />

4.2.3 Untersuchungsmodell „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />

Vereine/Clubs ...................................................................................................... 52<br />

4.2.4 Untersuchungsmodell „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“ .................... 54<br />

4.2.5 Untersuchungsmodell „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />

Familien werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“ ............................................... 56<br />

4.2.6 Untersuchungsmodell „Einfluss von Peer-Education-Projekten auf das<br />

Selbstbild und die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten<br />

Jugendlichen“ ..................................................................................................... 56<br />

4.2.7 Untersuchungsmodell „Entwicklungsaufgaben“................................................ 59<br />

5 Methode ............................................................................................................................ 61<br />

5.1 Datenerhebung .............................................................................................................. 61<br />

5.1.1 Begründung der Methodenwahl .......................................................................... 61<br />

5.1.2 Beschreibung der Zielpopulation ........................................................................ 61<br />

5.1.3 Beschreibung der Stichprobe .............................................................................. 62<br />

5.1.4 Beschreibung des Fragebogens .......................................................................... 63<br />

5.1.5 Ausschöpfungsquote bei der Datenerhebung ...................................................... 64<br />

5.2 Statistische Hypothesenüberprüfung ............................................................................ 65<br />

5.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen ......... 65<br />

5.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung ................................................... 66<br />

5.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs ........................... 66<br />

5.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien ........................................................................ 67<br />

5.2.5 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden vermehrt<br />

Opfer von Schik<strong>an</strong>e ............................................................................................. 67<br />

5.2.6 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf die Stellung und das Selbstbild der<br />

befragten Jugendlichen ....................................................................................... 68<br />

5.2.7 Entwicklungsaufgabe .......................................................................................... 68<br />

6


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6 Datenauswertung ............................................................................................................. 69<br />

6.1 Allgemeiner Teil der Auswertung ................................................................................ 69<br />

6.1.1 Phasen der Datenauswertung ............................................................................. 74<br />

6.1.2 Gütekriterien – Objektivität, Reliabilität und Validität ...................................... 75<br />

6.2 Auswertung der einzelnen Untersuchungsmodelle ...................................................... 78<br />

6.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen ......... 78<br />

6.2.1.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren ............................................ 80<br />

6.2.1.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ............................................. 83<br />

6.2.1.3 Test zu Hypothesenüberprüfung .................................................................. 89<br />

6.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung ................................................... 90<br />

6.2.2.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren ............................................ 91<br />

6.2.2.2 Auswertung der Nebenindikatoren ............................................................... 95<br />

6.2.2.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ................................................................. 97<br />

6.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs ........................... 97<br />

6.2.3.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren ............................................ 98<br />

6.2.3.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ........................................... 102<br />

6.2.3.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 108<br />

6.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />

von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ............. 109<br />

6.2.4.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators ............................................ 109<br />

6.2.4.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ........................................... 113<br />

6.2.4.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 119<br />

6.2.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />

gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen ...................................... 123<br />

6.2.5.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators ............................................ 124<br />

6.2.5.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren ........................................... 126<br />

6.2.5.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 130<br />

6.2.6 Entwicklungsaufgaben ...................................................................................... 133<br />

6.2.6.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators ............................................ 135<br />

6.2.6.2 Deskriptive Auswertung der Nebenindikatoren ......................................... 137<br />

6.2.6.3 Test zur Hypothesenüberprüfung ............................................................... 140<br />

6.3 Überblick über die wichtigsten Ergebnisse ................................................................ 143<br />

6.4 Probleme und Schwierigkeiten bei der Auswertung .................................................. 144<br />

7


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

7 Diskussion der Ergebnisse: Überprüfung der Hypothesen und Rückschluss auf die<br />

Forschungsfragen .......................................................................................................... 147<br />

7.1 Gegenüberstellung der theoretischen Erkenntnisse und der gewonnenen Ergebnisse 147<br />

7.1.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen ....... 147<br />

7.1.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung ................................................. 153<br />

7.1.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Verein/Club ............................ 157<br />

7.1.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />

von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ............. 160<br />

7.1.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />

gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen ...................................... 164<br />

7.1.6 Entwicklungsaufgaben ...................................................................................... 166<br />

7.2 Darstellung der zentralen Ergebnisse zur Be<strong>an</strong>twortung der Fragestellung .............. 172<br />

7.3 Diskussion der Ergebnisse mit Rückblick auf den Forschungsst<strong>an</strong>d ......................... 175<br />

8 Schlusswort: Interpretation und Ausblick .................................................................. 177<br />

9 Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 179<br />

10 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 183<br />

11 Anh<strong>an</strong>g ........................................................................................................................... 187<br />

11.1 Fragebogen ................................................................................................................. 189<br />

11.2 Tabellarische Darstellung von notwendigen Ergebnissen .......................................... 206<br />

11.2.1 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis des Anh<strong>an</strong>gs .......................................... 220<br />

11.3 Ehrenwörtliche Erklärung .......................................................................................... 222<br />

8


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Abstract<br />

Seit der Umstrukturierung und dem Neuaufbau der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>,<br />

stellte sich vermehrt die Frage nach den Bedürfnissen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den<br />

vierzehn Gemeinden, für die die Jugendfachstelle zuständig ist. Unsere Forschungsfragen,<br />

welche einerseits nach den Bedürfnissen und Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und<br />

<strong>an</strong>dererseits nach dem Nutzen <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden<br />

fragen, konnten weitestgehend be<strong>an</strong>twortet werden.<br />

Um eine grosse Anzahl von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen befragen zu können, entschieden wir,<br />

mit einer qu<strong>an</strong>titativen Methode zu arbeiten. Als Stütze und Orientierungshilfe verwendeten<br />

wir Theorien zum Thema <strong>Jugendarbeit</strong> und im Bereich der Soziologie und Pädagogik.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, genau wie<br />

Vereine/Clubs, zu den wichtigsten Institutionen für die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zählt. Diese<br />

Institutionen agieren ausserhalb von Schule und Familie und können so unabhängiger und mit<br />

<strong>an</strong>deren Mitteln auf die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eingehen. Die Bedürfnisse<br />

der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen umfassen die Bereiche Sport-, Freizeit- und Ausg<strong>an</strong>gs<strong>an</strong>gebote<br />

sowie Beratung und Unterstützungsmöglichkeiten.<br />

9


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

10


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

1 Einleitung<br />

1.1 Einführung in das Thema und Relev<strong>an</strong>z der Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit über die Erhebung des Bedarfs <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in<br />

der Region <strong>Konolfingen</strong> umfasst verschiedene Aspekte, welche für die Forschungsfelder der<br />

Sozialen Arbeit und in einem weiten Sinne auch für die Sozialpolitik in der Schweiz von<br />

Bedeutung sind.<br />

Soziale Arbeit beschäftigt sich vor allem mit sozialen Problemen und diese sind „sowohl<br />

Probleme von Individuen als auch Probleme im Zusammenh<strong>an</strong>g mit einer Sozialstruktur und<br />

Kultur, in der sie eingebettet ist“ (Staub-Bernasconi 2003:278). Sie versucht also, die<br />

Probleme und deren Auswirkungen auf individueller, wie auch auf gesellschaftlicher Ebene<br />

zu untersuchen. Dies um den Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g, die auslösenden Faktoren, sowie die<br />

Auswirkungen der sozialen Probleme g<strong>an</strong>zheitlich verstehen zu können. Ähnlich wie die<br />

Soziale Arbeit beschäftigt sich die Sozialpolitik mit den Missständen und Mängeln der<br />

Gesellschaft und zielt konkret „auf die Gewährleistung von sozialer Sicherheit ab, das heisst,<br />

sie strebt die Behebung oder Milderung von sozialen Missständen <strong>an</strong>, welche aufgrund<br />

individueller oder kollektiver Schwierigkeiten und Nöte eingetreten sind“ (Carigiet<br />

2003:302). Sie versucht also die soziale Sicherheit zu erhalten und somit soziale Konflikte zu<br />

verhindern, dabei sucht sie nach Möglichkeiten, um die Solidarität und die Gleichwertigkeit<br />

der Menschen in der Gesellschaft zu erhöhen (Carigiet 2003:302). Der Versuch die sozialen<br />

Probleme der Menschen zu verstehen, sowie die Verhinderung sozialer Konflikte durch<br />

Erhöhung der Sicherheit, sind Aspekte, welche sowohl die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong><br />

als auch unsere Arbeit betreffen. Durch die Erfassung der konkreten Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle verbessert und unterstützt werden. Zudem<br />

können spezifische und altersgerechte Aussagen über die Interessen, die Wünsche und die<br />

Nöte der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gemacht werden. Soziale Probleme haben ihren<br />

Ursprung oft schon in der Jugendzeit, werden aber erst später bei Selbständigkeit zum<br />

Problem. <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> setzt sich für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche ein und k<strong>an</strong>n so<br />

versuchen die Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Dies macht sie zu einem wichtigen<br />

Instrument in der Bekämpfung von sozialen Nöten. Um die Ziele der Sozialen Arbeit und der<br />

Sozialpolitik einhalten zu können, braucht es in erster Linie Informationen und Wissen. Erst<br />

d<strong>an</strong>n können soziale Probleme, Brennpunkte, Missstände und Konflikte verhindert werden.<br />

11


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Aus diesem Grund versuchen wir in der <strong>Bedarfserhebung</strong> diese Informationen zu sammeln,<br />

um ein umfassendes Bild der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong> zu<br />

erhalten.<br />

In den verg<strong>an</strong>genen Jahren hat offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Schweiz <strong>an</strong><br />

öffentlichem Interesse gewonnen und erhält mehr und mehr Zuspruch. Wie es bei vielen<br />

Konzepten der Fall ist, gibt es auch für die offene <strong>Kinder</strong> und <strong>Jugendarbeit</strong> keine universelle,<br />

allgemeingültige Definition. Die Gesundheit- und Fürsorgedirektion (GEF) hat jedoch eine,<br />

für sie geltende, Begriffsbestimmung ausgearbeitet. Da sich die Gemeinden, in welchen die<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> durchgeführt wurde, im K<strong>an</strong>ton Bern befinden, haben wir uns für die<br />

vorliegende Arbeit <strong>an</strong> die Definition aus dem „Steuerungskonzept der offenen <strong>Kinder</strong>- und<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> im K<strong>an</strong>ton Bern“ der GEF, aus dem Jahr 2003 gehalten:<br />

„Offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> umfasst die von den Gemeinden in Zusammenarbeit mit<br />

dem K<strong>an</strong>ton bereitgestellten professionellen pädagogischen Angebote, welche <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche stützen (Prävention), fördern (Partizipation) und ihnen einen <strong>an</strong>gemessenen Platz<br />

in unserer Gesellschaft ermöglichen (Integration). Die Angebote der offenen <strong>Kinder</strong>- und<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> richten sich primär <strong>an</strong> <strong>Kinder</strong> und Jugendliche zwischen 6 und 20 Jahren sowie<br />

<strong>an</strong> deren Bezugspersonen und Umfeld, insofern die Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

im Zentrum stehen. Offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> richtet sich unmittelbar <strong>an</strong> einzelne<br />

junge Menschen und <strong>an</strong> institutionell nicht org<strong>an</strong>isierte Gruppen von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen auf der Basis von niederschwelligen integrationsfördernden Freizeit<strong>an</strong>geboten<br />

und Begegnungsmöglichkeiten, welche die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im ausserschulischen/<br />

ausserberuflichen Freizeit- und Bildungsbereich <strong>an</strong>sprechen und von diesen freiwillig<br />

<strong>an</strong>genommen werden. Die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> wird politisch und konfessionell<br />

neutral <strong>an</strong>geboten. Die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> grenzt sich per Definition von der<br />

Schulsozialarbeit ab; die Zusammenarbeit mit der Schule wird jedoch <strong>an</strong>gestrebt. Die offene<br />

<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> grenzt sich ebenfalls von medizinischen und therapeutischen<br />

Dienstleistungen ab. Zudem werden unter diesem Titel keine Leistungen <strong>an</strong> Tagesschulen<br />

resp. Mittagstische ausgerichtet, die dem Steuerungsbereich „familienexterne<br />

Betreuungs<strong>an</strong>gebote“ zugeordnet werden.“ (GEF 2003:5-6)<br />

Früher eher nur in städtischen Gebieten bek<strong>an</strong>nt und durchgeführt, wird offene <strong>Kinder</strong>- und<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> heute auch in ländliche Gemeindesysteme integriert. In Schweizer Gemeinden,<br />

in welchen die Einwohnerzahlen tief sind, lohnt es sich nicht, eine Jugendfachstelle<br />

12


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

aufzubauen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen wird deshalb regional entschieden, ob jede<br />

einzelne oder mehrere Gemeinden zusammen eine Jugendfachstelle <strong>an</strong>bieten sollen.<br />

Für vierzehn Gemeinden im bernischen Emmental wurde eine bereits bestehende<br />

Jugendfachstelle in der Gemeinde <strong>Konolfingen</strong> als Anlaufstelle bestimmt. Diese wurde jedoch<br />

aufgelöst und seit Anf<strong>an</strong>g 2008 unter dem Namen Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> neu<br />

aufgebaut. Der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> sind die Gemeinden Grosshöchstetten,<br />

Oberhünigen, Arni, Niederhünigen, Schlosswil, Walkringen, L<strong>an</strong>diswil, <strong>Konolfingen</strong>,<br />

Oberthal, Biglen, Freimettigen, Häutligen, Mirchel und Zäziwil <strong>an</strong>geschlossen.<br />

Die Stellenprozente in der Jugendfachstelle wurden mittlerweile besetzt und die Kontakte<br />

zwischen den Gemeinden geknüpft. In allen Gemeinden wurde eine, von der Jugendfachstelle<br />

unabhängige, Kontaktperson bestimmt, deren Aufgabe es ist, die Kommunikation zwischen<br />

den Gemeinden und der Jugendfachstelle aufrecht zu erhalten. Diese sind zudem, neben den<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>er und <strong>Jugendarbeit</strong>erinnen der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, weitere<br />

Kontaktpersonen für die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den einzelnen Gemeinden.<br />

Es bleibt aber die zentrale Frage, was für Bedürfnisse und Wünsche die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen in den vierzehn Gemeinden haben. Um das Risiko von Fehlinvestitionen in<br />

Angebote, welche Erwachsene als wichtig empfinden, aber <strong>Kinder</strong> und Jugendliche nicht<br />

interessieren, zu minimieren, hat der Gesetzgeber der Jugendfachstelle vorgeschrieben eine<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> durchzuführen. Eine <strong>Bedarfserhebung</strong> beim Aufbau einer Jugendfachstelle<br />

wird des Weiteren auch durch wissenschaftliche Literatur gefordert. Im Buch<br />

„Konzeptentwicklung in der <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>“ (2007) bildet die Bedarfs<strong>an</strong>alyse<br />

einen wichtigen Schritt für den Aufbau einer Jugendfachstelle.<br />

Die Erhebung der Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, in verschiedensten Bereichen<br />

des Alltags, bildete denn die Basis für die vorliegende Arbeit. Darauf aufbauend wurden,<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der vier Theorien Peer-Education, Bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong>, Raumsoziologie<br />

und Entwicklungsaufgaben, zur Be<strong>an</strong>twortung der Forschungsfragen sechs unterschiedliche<br />

Hypothesen aufgestellt. Ausserdem diente die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie von Pierre Bourdieu als<br />

Hintergrundtheorie der Arbeit.<br />

Ziel der Arbeit war nicht nur eine <strong>Bedarfserhebung</strong> für die Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong> durchzuführen und auszuwerten, sondern des Weiteren auch zu erarbeiten, ob es<br />

offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden überhaupt braucht oder ob das<br />

13


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

breite Angebot von Vereinen und Clubs bereits alle Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

abdecken k<strong>an</strong>n.<br />

1.2 Konkretisierung der Fragestellung und Vorgehen<br />

Mit dem vorliegenden Forschungsbericht sollen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

und ihre Erwartungen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> erfasst werden. Diese<br />

Frage wird in einem qu<strong>an</strong>titativen Vorgehen be<strong>an</strong>twortet. Es werden in allen vierzehn<br />

Gemeinden, für welche die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> zuständig ist, <strong>Kinder</strong> in der<br />

6. Klasse, Jugendliche in der 9. Klasse und junge Erwachsene im Alter von achtzehn Jahren<br />

mit Hilfe eines qu<strong>an</strong>titativen Fragebogens befragt und <strong>an</strong>schliessend ausgewertet.<br />

Diese drei Altersstufen wurden von uns bewusst gewählt. Wie weiter oben in der Definition<br />

<strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> festgehalten wurde, umfasst die Zielgruppe von <strong>offener</strong><br />

<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>, <strong>Kinder</strong> und Jugendliche zwischen dem sechsten und zw<strong>an</strong>zigsten<br />

Lebensjahr. Der Verb<strong>an</strong>d Vernetzte offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> K<strong>an</strong>ton Bern (VOJA)<br />

teilt diese Zielgruppe in die zwei Untergruppen „<strong>Kinder</strong> zwischen 6 bis 11 Jahren“ und<br />

„Jugendliche zwischen 12 bis 20 Jahren“ auf (VOJA 2008:6). Darauf aufbauend halten wir<br />

hier fest, dass in der vorliegenden Arbeit die Bezeichnung „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche“ die<br />

untersuchten drei Altersgruppen, der 6. und 9. Klasse sowie die 18-Jährigen, umfasst. Die<br />

kleineren <strong>Kinder</strong> von sechs bis zehn Jahren, welche zwar auch Zielgruppe der<br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> sind, wurden in unserer <strong>Bedarfserhebung</strong>, aufgrund der<br />

Erhebungsmethode, nicht befragt und werden demnach nicht miteinbezogen.<br />

Der auf die drei Altersklassen <strong>an</strong>gepasste qu<strong>an</strong>titative Fragebogen, spricht Themenbereiche<br />

wie Freizeit, Treffpunk, Partizipation, Gesundheit und Konsum, Lebensgefühl und Gewalt <strong>an</strong>.<br />

Damit wird die moment<strong>an</strong>e Situation der Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den<br />

Gemeinden festgehalten und die Jugendfachstelle k<strong>an</strong>n erkennen, wo sie mit ihrer Arbeit<br />

<strong>an</strong>setzen muss. Der Fragebogen wurde als Instrumentarium konstruiert, damit die<br />

Jugendfachstelle mit diesem zukünftig in periodischen Abständen eine Umfrage durchführen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

In den vierzehn Gemeinden wird die <strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong><br />

begrüsst. Da in den Gemeinden ein breites Angebot <strong>an</strong> Vereinen und Institutionen vorh<strong>an</strong>den<br />

ist, haben wir die Vermutung aufgestellt, dass offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> und folglich<br />

die Arbeit der Jugendfachstelle überflüssig sein könnte. Mit der Auswertung der Fragebogen<br />

14


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

soll deshalb auch be<strong>an</strong>twortet werden, ob es offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen<br />

Gemeinden braucht, oder ob Vereine und Clubs bereits alle Bedürfnisse abdecken.<br />

Zu Gunsten der Übersichtlichkeit werden die beiden Fragestellungen im Folgenden noch<br />

einmal dargestellt:<br />

o Wie sehen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

aus und welche Erwartungen haben sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle?<br />

o Braucht es offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden, oder decken<br />

Vereine und Clubs bereits alle Bedürfnisse ab?<br />

1.3 Aufbau der Arbeit<br />

Die vorliegende Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert. Die Arbeit beginnt mit der Darstellung<br />

des Forschungst<strong>an</strong>des (Kapitel 2). Darin werden vier Forschungen dargestellt, welche den<br />

Forschungsst<strong>an</strong>d zu Beginn unserer Arbeit widerspiegeln sollen und welche in<br />

unterschiedlicher Gewichtung verschiedene Aspekte der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong><br />

thematisieren. Anschliessend erfolgt die Erläuterung der relev<strong>an</strong>ten Theorien (Kapitel 3),<br />

welche die vorliegende Arbeit theoretisch stützen und für die Bildung der Hypothesen<br />

her<strong>an</strong>gezogen wurden. Im Anschluss werden die Hypothesen und deren Operationalisierung<br />

vorgestellt (Kapitel 4). Darauf folgt die Beschreibung unserer Vorgehens und der<br />

Erhebungsmethode (Kapitel 5). Die Wahl der Methode wird begründet, die Stichprobe<br />

festgehalten und die gepl<strong>an</strong>te Durchführung der Erhebung erläutert. Anschliessend wird die<br />

Auswertung (Kapitel 6) der Hypothesen dargestellt und beschrieben. In der Diskussion<br />

(Kapitel 7) werden die Ergebnisse aus der Auswertung vertieft, diskutiert und mit den<br />

verschiedenen Theorien verbunden. Die Arbeit endet mit der Schlussbetrachtung (Kapitel 8),<br />

in welcher die Ergebnisse und die Arbeit abschliessend reflektiert werden.<br />

15


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

16


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

2 Forschungsst<strong>an</strong>d<br />

Im Folgenden werden vier Studien vorgestellt. Diese thematisieren in unterschiedlicher<br />

Gewichtung verschiedene Aspekte der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> und stellen einen<br />

kleinen Ausschnitt des Forschungsst<strong>an</strong>des zur <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> dar. Teilweise<br />

dienten diese Studien während unserer Forschungsarbeit als Orientierungshilfe. Bei der<br />

Darstellung der Studien gehen wir darauf ein, von wem und <strong>an</strong> welchen Orten die<br />

Untersuchungen durchgeführt worden sind, mit welchen Erhebungsinstrumenten gearbeitet<br />

worden ist und welche zentralen Ergebnisse diese Studien hervorbrachten.<br />

2.1 Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong> und Jugendforschung – Forschung mit und<br />

über Jugendliche<br />

Den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen des kleinen Städtchens Staufen, im Süden Deutschl<strong>an</strong>d, st<strong>an</strong>d<br />

für ihre unabhängige Freizeitgestaltung neben ihrem Zuhause, verschiedenen Vereinen und<br />

Verbänden, einem Funpark, einem Gelände für Inlineskater, Skateboarder und BMX-Biker,<br />

sowie einigen informellen Treffpunkten im Freien, ein Jugendzentrum zur Verfügung,<br />

welches jedoch aufgrund verschiedener Probleme im Jahr 2002 geschlossen wurde (Blinkert,<br />

Güsewell und Spiegel 2003:1). Nach der Schliessung des Jugendzentrums, fühlten sich viele<br />

der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer Freizeitgestaltung eingeschränkt, da es keinen<br />

öffentlichen Treffpunkt mehr für sie gab und sie im Hinblick auf Ver<strong>an</strong>staltungen und<br />

Angebote zu wenig berücksichtigt wurden (Blinkert et al. 2003:1). Das Hauptziel der<br />

Jugendstudie in der Stadt Staufen war: „Die Erarbeitung einer ausgewogenen<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> als Vorlage für den Gemeinderat und darauf basierend die<br />

Konzeptionsentwicklung einer zukünftigen Jugendhilfepl<strong>an</strong>ung für die Stadt Staufen,<br />

respektive für die inhaltliche Ausgestaltung der Arbeit des Jugendreferates.“ (Blinkert et al.<br />

2003:2).<br />

Die Untersuchungen der Stadt Staufen und dem SOS-<strong>Kinder</strong>dorf f<strong>an</strong>den zwischen Mai 2001<br />

und Frühling 2002 statt (Blinkert et al. 2003:2). Zu Beginn der Studie wurde gleichzeitig eine<br />

neue Fachkraft als Jugendreferent eingestellt (Blinkert et al. 2003:2). Die Daten wurden<br />

einerseits durch eine qu<strong>an</strong>titative Vollerhebung der 12- bis 18-jährigen Jugendlichen und<br />

<strong>an</strong>derseits durch Expertengespräche, Gruppendiskussionen, Stadtbegehungen und später auch<br />

videodokumentarischen Beiträgen erhoben (Blinkert et al. 2003:2). Während der Studie<br />

wurde gezielte Öffentlichkeitsarbeit und regelmässige Berichterstattung <strong>an</strong> die Gemeinde<br />

17


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

geleistet (Blinkert et al. 2003:3). Darüber hinaus wurde die Thematik in allen Bereichen wie<br />

Schule, Gemeinderat und Elternvertretung aktiviert. (Blinkert et al. 2003:3)<br />

Die Studie befasste sich mit grundlegenden Fragestellungen wie:<br />

o An welchen Orten haben in der Verg<strong>an</strong>genheit Aneignungsversuche stattgefunden<br />

bzw. sind diese auch erfolgreich verlaufen, wenn nicht warum?<br />

o Wo und wie laufen aktuell ähnliche Prozesse?<br />

o Welche Qualitäten haben einzelne Orte in Staufen, Grunern und Wettelbrunn für die<br />

Zielgruppe, unabhängig davon, ob eine Aneignung stattgefunden hat oder nicht?<br />

o Wo liegen Defizite, welche Konsequenzen ergeben sich daraus zum Einen für die<br />

Situation der betroffenen <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und zum Anderen für die<br />

Konzepterstellung <strong>offener</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> in Staufen?<br />

o Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g regionale Bezüge?<br />

(Blinkert et al. 2003:3)<br />

Die Studie war so aufgebaut, dass sie sich diesen Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln und<br />

mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen nach und nach <strong>an</strong>nähern wollte, um letztlich<br />

konkrete Einschätzungen formulieren zu können, die als Fundament einer<br />

Konzeptentwicklung dienen sollten (Blinkert et al. 2003:3).<br />

Die Ergebnisse der Studie beziehen sich einerseits auf die primären Ressourcen von<br />

Jugendlichen, das heisst auf die strukturellen und jugendkulturellen Ressourcen und<br />

<strong>an</strong>dererseits auf die Bereiche Freizeit, Freizeitverhalten und Freizeitwünsche (Blinkert et al.<br />

2003:90). Im Hinblick auf die strukturellen Ressourcen, welche sich auf die Schulbildung,<br />

Nationalität und die Schichtzugehörigkeit beziehen, befinden sich die Jugendlichen von<br />

Staufen in einer überdurchschnittlich günstigen Situation (Blinkert et al. 2003:90). Das<br />

bedeutet, dass damit ihre Startch<strong>an</strong>cen um den Wettlauf der gesellschaftlichen Positionen<br />

relativ gut stehen (Blinkert et al. 2003:90). Die jugendkulturellen Ressourcen sind aber in<br />

Staufen eher unterdurchschnittlich (Blinkert et al. 2003:90). Das gilt für die Aspekte:<br />

„freiverfügbare Zeit, Freiheiten, Kontakte und Kaufkraft“ (Blinkert et al. 2003:90).<br />

Auffallend ist des Weiteren, dass die Mädchen gegenüber den Jungen deutlich benachteiligt<br />

sind (Blinkert et al. 2003:90). Allgemein konnte beobachtet werden, dass die zur Verfügung<br />

stehenden Ressourcen mit dem Alter zunehmen (Blinkert et al. 2003:90). Die Bedeutung der<br />

Räume, Angebote und Mitgliedschaften sind unterschiedlich und hängen von deren<br />

Benutzung ab (Blinkert et al. 2003:90). Staufen weist einen sehr hohen Anteil <strong>an</strong> Vereinen<br />

18


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

und Vereinsmitgliedern auf (Blinkert et al. 2003:90). Diese nehmen in Staufen eine wichtige<br />

Funktion ein und können als eine Art Ersatz für das Fehlen von jugendspezifischen<br />

kommerziellen Angeboten betrachtet werden (Blinkert et al. 2003:90).<br />

Im Hinblick auf die Bereiche Freizeit, Freizeitverhalten und Freizeitwünsche ergab die<br />

Auswertung der Befragung, dass die Jugendlichen einen grossen Bedarf nach einer<br />

Beratungsstelle sowie nach Freizeit<strong>an</strong>geboten wie Sport oder Reisen haben (Blinkert et al.<br />

2003:90). Dagegen wurden geschlechtsspezifische Angebote so gut wie gar nicht gewünscht<br />

(Blinkert et al. 2003:90). Allgemein k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass sich rund zwei Drittel der<br />

Jugendlichen mehr Angebote wünschen, vor allem Ausgehmöglichkeiten oder Jugendtreffs<br />

(Blinkert et al. 2003:90).<br />

2.2 Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong><br />

„Jugendliche erfahren in der Adoleszenz einen Überg<strong>an</strong>g vom Kindsein zum<br />

Erwachsenensein, beziehungsweise von einer familialen Rollenidentität zu einer flexiblen,<br />

prinzipiengeleiteten Ich-Identität“ (Gunten von, Wirz, Jäggi und Ming 2008:3). Wenn dieser<br />

Überg<strong>an</strong>g krisenhaft verläuft, wird von Adoleszenzkrise gesprochen (Gunten von et al.<br />

2008:3). In dem Forschungsbericht Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong> von<br />

Luzius von Gunten, Stef<strong>an</strong>ie Wirz, Lea Ming und Florentin Jäggi, wurde mit qu<strong>an</strong>titativer<br />

Datenerhebung die Annahme überprüft, ob Jugendliche, die eine starke Adoleszenzkrise<br />

durchleben, ein starkes Bedürfnis nach Aneignung von Freiräumen haben, um daraus<br />

Rückschlüsse auf die Relev<strong>an</strong>z das Wissens um die Adoleszenzkrise für die sozialräumliche<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> zu ziehen (Gunten von et al. 2008:3).<br />

Theoretischer Hintergrund der Studie ist die Sozialisationstheorie von Rainer Döbert und<br />

Gertrud Nummer-Winkler. Als Basis bei der Entwicklung der Sozialisationstheorie wurde die<br />

Theorie kommunikativen H<strong>an</strong>delns von Jürgen Habermas sowie die Ansätze Kognitive<br />

Entwicklungstheorie von Je<strong>an</strong> Piaget, Moralpsychologie von Lawrence Kohlberg,<br />

Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung von Erik Homburger Erikson und<br />

Symbolischer Interaktionismus von Georg Herbert Mead, hinzugezogen (Gunten von et al.<br />

2008:12-13). Neben der Sozialisationstheorie stellte das Konzept der sozialräumlichen<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> eine weitere theoretische Grundlage für die Studie dar.<br />

Bei der Datengewinnung wurde in drei Modulen vorgeg<strong>an</strong>gen. Das erste Modul beinhaltete<br />

die Fragebogenbefragung von Jugendlichen zwischen dem 12. und dem 18. Lebensjahr in der<br />

19


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Gemeinde Seon (Gunten von et al. 2008:49). Befragt wurden 469 Jugendliche (Gunten von et<br />

al. 2008:52). Davon waren 325 noch schulpflichtig und wurden in einer Schulstunde befragt<br />

(Gunten von et al. 2008:52). Die restlichen Jugendlichen erhielten die Fragebogen per Post<br />

zuges<strong>an</strong>dt (Gunten von et al. 2008:52). Das zweite Modul beinhaltete das Zusammentragen<br />

von Informationen über die strukturellen Bedingungen der Gemeinde Seon (Gunten von et al.<br />

2008:50). Im dritten Modul wurden telefonische Interviews mit verschiedenen Personen<br />

(Lehrern, Eltern, <strong>Jugendarbeit</strong>er, Mitglieder des Forums Jugend in Seon, Vereinsleiter und<br />

Mitgliedern des Gemeinderats) durchgeführt, um eine <strong>an</strong>dere Sicht über die Situation der<br />

Jugendlichen zu gewinnen (Gunten von et al. 2008:50).<br />

Die gewonnenen Daten bestätigten teilweise das theoretische Konstrukt, wobei jedoch das<br />

Gesamtkonstrukt Adoleszenzkrise in die Teilkonstrukte, Lösungskrise und Identitätskrise,<br />

zerfällt (Gunten von et al. 2008:3). Weiter konnte festgehalten werden, dass Jugendliche mit<br />

einer starken Adoleszenzkrise mehr Freiräume brauchen als Jugendliche mit einer schwachen<br />

Krise. In Bezug auf die sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong> konnte festgehalten werden, dass es in<br />

der <strong>Jugendarbeit</strong> wichtig ist, die krisenhaften Entwicklungsprozesse von Jugendlichen zu<br />

berücksichtigen (Gunten von et al. 2008:3).<br />

2.3 Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von<br />

Bern<br />

Diese Untersuchung der Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz ist eine Reaktion auf<br />

die neue Gesetzgebung über die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> (Sommerfeld und Hofer<br />

2004:1). Es wurde eine <strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> mit <strong>Kinder</strong>n<br />

von der 4. bis zur 9. Klasse und Jugendlichen von 16 bis 25 Jahren durchgeführt, welche in<br />

Bern und Worb wohnen (Sommerfeld et al. 2004:13).<br />

Die Fragebogen wurden den Altersgruppen <strong>an</strong>gepasst und die Fragen wurden in die folgenden<br />

Themenkreise zusammengefasst: „Freizeit“, „Treffpunkte“, „Partizipation“, „Gesundheit und<br />

Konsum“, „Lebensgefühl und Zufriedenheit“, „Sorgen“, „Probleme und soziales Netzwerk“<br />

und „Gewalt, Schik<strong>an</strong>e, Störungen“ (Sommerfeld et al. 2004:17). Zudem wurde mit<br />

ausgesuchten Schlüsselpersonen Interviews durchgeführt (Sommerfeld et al. 2004:1).<br />

Die Studie zeigt auf, dass den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen schon viele Angebote offeriert<br />

werden, diese sind jedoch nicht für alle erreichbar (Sommerfeld et al. 2004:60). Die<br />

Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich (Sommerfeld et al.<br />

20


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

2004:60). Je älter sie werden, desto mehr konsumieren die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und die<br />

Peers werden immer wichtiger, hingegen nimmt die Gewalt- und Schik<strong>an</strong>ebereitschaft, sowie<br />

die Mitwirkung in Vereinen und Gruppen ab (Sommerfeld et al. 2004:60). Die<br />

Freizeitgestaltung ändert sich von einer aktiven zu einer vermehrt passiven, bei der vor allem<br />

der Konsum von Suchtmitteln zunimmt (Sommerfeld et al. 2004:60). Dies erklärt die Studie<br />

mit den vielen Unsicherheiten, die auf die Jugendlichen beim Überg<strong>an</strong>g von der Schule in die<br />

Erwerbstätigkeit zukommen, beispielsweise da es immer weniger Lehrstellen gibt und sich<br />

die Jugendlichen daher um ihre Zukunft Sorgen machen (Sommerfeld et al. 2004:60).<br />

Hier ist die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> gefordert, den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen eine<br />

Stütze zu sein und Räume zu schaffen, in denen sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen entfalten<br />

können, damit sie selbstbewusster werden (Sommerfeld et al. 2004:60). Zudem ist es wichtig,<br />

dass Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten geschaffen werden, um den<br />

Jugendlichen Alternativen zu ihrem Konsumverhalten aufzuzeigen (Sommerfeld et al.<br />

2004:60-61). Obwohl in der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> kein Unterschied zwischen den<br />

Geschlechtern gemacht werden sollte, werden geschlechtsspezifische Programme gefordert,<br />

damit sie optimal gefördert werden können (Sommerfeld et al. 2004:61).<br />

2.4 Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008 juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz<br />

Das Freizeitverhalten der Jugendlichen hat sich mit der Zeit verändert, sie sind mobiler<br />

geworden, müssen sich mit dem wachsenden Konsum<strong>an</strong>gebot ausein<strong>an</strong>dersetzen (juk –<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:4). Zudem leben wir immer mehr in einer multikulturellen<br />

Gesellschaft mit neuen Sp<strong>an</strong>nungen und neuen Impulsen (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:4).<br />

Daher ist die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> gefordert, mehr zu bieten als nur Jugendtreffs<br />

(juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:4). Diese Sozialraum<strong>an</strong>alyse der <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz soll<br />

zeigen, wie sie sich den neuen Verhältnissen <strong>an</strong>passen muss (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz<br />

2008:4). Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit „<strong>Kinder</strong>hexe und Zauberm<strong>an</strong>n“, der<br />

Fachstelle für <strong>Kinder</strong><strong>an</strong>liegen von Liebefeld, durchgeführt (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:6).<br />

Das Vorgehen orientierte sich <strong>an</strong> den „Methoden einer sozialräumlichen Lebenswelt<strong>an</strong>alyse“<br />

von Ulrich Deinet und Richard Krisch und wurde unterteilt in Befragungen von Schülern und<br />

Schülerinnen mit Fragebogen <strong>an</strong> den Schulen, Fremdbilderkundung mittels Fragebogen<br />

(Anwohner und Jugendliche beurteilen die Jugendeinrichtungen),<br />

Schlüsselpersonenbefragung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Interviews, der Nadelmethode (verschiedenfarbige<br />

21


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Nadeln auf einem Pl<strong>an</strong> markieren Streifräume, „Angsträume“ usw. der Jugendlichen) und<br />

einer strukturierten Stadtteilbegehung (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:5).<br />

Bei den Schlüsselpersonenbefragungen fiel auf, dass Jugendliche, die in ihrer Freizeit<br />

Aktivitäten nachgehen, positiv auffallen (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14). Sie werden als<br />

selbstsicher und kommunikativ <strong>an</strong>gesehen und ihnen wird ein grösseres Allgemeinwissen<br />

zugeschrieben (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14). Jugendliche hingegen, die sich in Gruppen<br />

im öffentlichen Raum aufhalten werden als provokativ, kiffend, Alkohol trinkend und laut<br />

empfunden (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14). Ihnen wird vorgeworfen, dass sie<br />

gleichgültig, motivationslos und leistungsunwillig sind (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:14).<br />

Im Allgemeinen lassen sich grundsätzliche Unterschiede in L<strong>an</strong>dgemeinden und<br />

Agglomerationen feststellen und die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen lassen sich in die drei<br />

Altersgruppen: „Kind bis 12-jährig“, „12- bis 16-jährig“ und „16- bis 18-jährig“ einteilen (juk<br />

– <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:19). Für die jüngeren <strong>Kinder</strong> sind Jugendtreffs eine gute<br />

Möglichkeit, um sich in ihrer Feizeit zu entfalten (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:19). Für die<br />

älteren <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen könnten ergänzende Angebote in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>an</strong>deren Gemeinden <strong>an</strong>geboten werden (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:20).<br />

Trotz allem kommen nicht alle <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in Kontakt mit der <strong>Jugendarbeit</strong> (juk<br />

– <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:21). Da viele Eltern und Erziehungsberechtigte nicht genau<br />

wissen, was die <strong>Jugendarbeit</strong> genau macht und <strong>an</strong>bietet, bestehen ihr gegenüber viele<br />

Vorbehalte (juk – <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:21). Die <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz will nun die<br />

Ergebnisse mit den Jugendlichen <strong>an</strong>schauen und diskutieren, um geeignete Lösungen und<br />

Verbesserungen zu finden und ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihre Meinung zu sagen (juk –<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> Köniz 2008:21).<br />

22


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

3 Theoretischer Hintergrund<br />

Im Folgenden wird der theoretische Hintergrund vorgestellt. Als erste Theorie wird die<br />

Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie von Pierre Bourdieu erläutert, welche für unsere Arbeit als<br />

Hintergrundtheorie dient. D<strong>an</strong>ach erfolgen die Erläuterungen zu den Ansätzen<br />

bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> und Raumsoziologie, zu der Peer-Education-Theorie und als<br />

letztes zu der Theorie der Entwicklungsaufgaben.<br />

3.1 Bourdieu Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie<br />

Die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie vom fr<strong>an</strong>zösischen Soziologen Pierre Bourdieu wird nicht in erster<br />

Linie für die Erstellung unserer Hypothesen, sondern vor allem für die Interpretation der<br />

Fragebogen in unserer Arbeit verwenden.<br />

Nach Bourdieu (1997:49) ist die gesellschaftliche Welt als akkumulierte Geschichte zu<br />

betrachten. Dabei wäre es falsch <strong>an</strong>zunehmen, sie bestehe aus einer Anein<strong>an</strong>derreihung von<br />

kurzen, mech<strong>an</strong>ischen Zuständen, in denen die Menschen die Rolle von austauschbaren<br />

Teilchen einnehmen (Bourdieu 1997:49). In <strong>an</strong>deren Worten, die Welt darf nicht aufgrund<br />

von kurzlebigen gegenwärtiger Situationen beurteilt werden, sondern muss in einem<br />

historischen Zusammenh<strong>an</strong>g betrachtet werden (Bourdieu 1997:49). Damit diese Reduktion<br />

nicht gemacht wird, führt Bourdieu (1997:49) das Konzept der Kapitalakkumulation auf.<br />

Nach Bourdieu (1997:49) ist Kapital als „akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Material<br />

oder in verinnerlichter, ›inkorporierter‹ Form“ zu definieren. Die Anhäufung von Kapital ist<br />

damit als eine Aneignung von sozialer Energie in Form von subst<strong>an</strong>zieller Arbeit zu sehen,<br />

die sich nur durch einen l<strong>an</strong>gwierigen Prozess w<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:49). Diese Art<br />

und Weise der Kapitalakkumulation ist dafür zuständig, dass das gesellschaftliche Leben<br />

nicht wie ein Glücksspiel verläuft, bei dem eine Person von einem Augenblick zum nächsten<br />

zum Millionär werden k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:49). Das Kapital entscheidet somit über die<br />

Möglichkeit der einzelnen Individuen und damit auch über die Funktionsfähigkeit der g<strong>an</strong>zen<br />

Gesellschaft (Bourdieu 1997:49). Da Bourdieu (1997:49) den Kapitalbegriff der<br />

Wirtschaftstheorie, der sich ausschliesslich auf das ökonomische Kapital begrenzt, als zu eng<br />

gefasst betrachtet, geht er von vier Arten von Kapitalien aus:<br />

„Das ökonomische Kapital ist unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar und eignet sich<br />

besonders zur Institutionalisierung in der Form des Eigentumsrechts; das kulturelle Kapital ist<br />

unter bestimmten Voraussetzungen in ökonomisches Kapital konvertierbar und eignet sich<br />

23


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

besonders zur Institutionalisierung in Form von schulischen Titeln; das soziale Kapital, das<br />

Kapital <strong>an</strong> sozialen Verpflichtungen oder >>Beziehungenobjektiver


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Institutionalisierungsarbeit wird von den Individuen oder der Gruppe sowohl bewusst, als<br />

auch unbewusst gemacht und hat zum Ziel, soziale Beziehungen zu schaffen oder zu erhalten,<br />

die früher oder später einen Nutzen mit sich bringen können (Bourdieu 1997:65).<br />

Eingeg<strong>an</strong>gene Beziehungen „können auf subjektiven Gefühlen (Anerkennung, Respekt,<br />

Freundschaft usw.) oder institutionellen Gar<strong>an</strong>tien (Rechts<strong>an</strong>sprüchen) beruhen“ (Bourdieu<br />

1997:65). Die gegenseitige Anerkennung hat zur Folge, dass die Gruppe immer wieder<br />

reproduziert wird und gleichzeitig ihre Grenzen definiert (Bourdieu 1997:66). Somit besteht<br />

das soziale Kapital aus den aktuellen oder potentiellen Ressourcen, die auf die Zugehörigkeit<br />

einer Gruppe oder die Beziehung zu einer Person zurückzuführen sind. Daraus ist der Schluss<br />

zu ziehen, dass eine Person ihre Beziehung zu einer oder mehreren Personen so ausrichtet,<br />

dass sie den grösstmöglichen Nutzen daraus ziehen k<strong>an</strong>n. Wenn die Jugendfachstelle gezielt<br />

auf die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eingeht und ihre Angebote dementsprechend<br />

ausbaut und <strong>an</strong>bietet, werden diese von den <strong>Kinder</strong>n und den Jugendlichen auch vermehrt<br />

genutzt. Durch die aktive Teilnahme der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> bedürfnisorientierten<br />

Angeboten der Jugendfachstelle können ihre Bedürfnisse mehr befriedigt werden, als wenn<br />

sie nicht teilnehmen würden und dadurch erzielen die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einen höheren<br />

Nutzen.<br />

Das kulturelle Kapital beschreibt die intellektuellen Qualifikationen, die entweder innerhalb<br />

der Familie mitgegeben werden oder durch die Schulbildung erworben werden können (Jurt<br />

2008:72). Bourdieu (1997:53) unterscheidet drei verschiedene Arten von kulturellem Kapital,<br />

nämlich inkorporiertes, objektiviertes und institutionalisiertes kulturelles Kapital.<br />

Inkorporiertes kulturelles Kapital beschreibt die Güter, welche m<strong>an</strong> seinem persönlichen<br />

Wissen, den Kenntnissen und Fähig- sowie Fertigkeiten entnehmen k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:55).<br />

Die Akkumulation des inkorporierten Kulturkapitals setzt einen Verinnerlichungsprozess<br />

voraus, welcher Zeit benötigt, die vom Investor persönlich investiert werden muss (Bourdieu<br />

1997:55).<br />

Objektiviertes kulturelles Kapital beschreibt diejenigen Güter, welche m<strong>an</strong> sich aus<br />

Kulturgütern, zum Beispiel Bücher, Gemälden etc. <strong>an</strong>eignen k<strong>an</strong>n (Bourdieu 1997:59). Sie<br />

sind materiell übertragbar, wie etwa das ökonomische Kapital (Bourdieu 1997:59). Der<br />

Unterschied zum ökonomischen Kapital besteht jedoch darin, dass der Wert des Gutes ein<br />

symbolischer Wert ist und sich nicht auf den materiellen Wert des Gutes reduzieren lässt<br />

25


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

(Bourdieu 1997:59). Diese Eigenschaften des objektivierten Kulturkapitals lassen sich nur<br />

durch seine Beziehung zum inkorporierten Kulturkapital bestimmen (Bourdieu 1997:59).<br />

Institutionalisiertes kulturelles Kapital steht für Zeugnisse, Bildungszertifikate und Titel,<br />

welche m<strong>an</strong> sich durch den Durchlauf eines Bildungssystems <strong>an</strong>eignen k<strong>an</strong>n. Die<br />

Objektivierung von inkorporiertem Kulturkapital in Form von Titeln ist ein Verfahren, mit<br />

dem die biologischen Grenzen, welchen das inkorporierte Kulturkapital unterworfen ist,<br />

ausgeglichen werden (Bourdieu 1997:61). „Der schulische Titel ist ein Zeugnis für kulturelle<br />

Kompetenzen, das seinen Inhaber einen dauerhaft und rechtlich gar<strong>an</strong>tierten konventionellen<br />

Wert überträgt“ (Bourdieu 1997:61). Kapital und Profit sind in der vorliegenden Arbeit daher<br />

nicht nur in einem rein ökonomischen Sinn zu verstehen. Vielmehr sind mit diesen Begriffen<br />

die Fähigkeiten, die eine Person durch ihre Erziehung, Bildung oder ihr soziales Umfeld<br />

erworben hat, gemeint.<br />

Nicht allen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist es in gleichem Mass möglich genügend auf ihre<br />

Bedürfnisse einzugehen. Ausschlaggebend für die Bedürfnisabdeckung sind die<br />

unterschiedlich verteilten Kapitalsorten in einer Gesellschaft. Ein Kind oder Jugendlicher aus<br />

einer Familie mit viel ökonomischem, sozialem, kulturellem und symbolischen Kapital stehen<br />

mehr Möglichkeiten für die Freizeit- und Lebensgestaltung zur Verfügung. Während für<br />

<strong>Kinder</strong> oder Jugendliche aus kapitalreichen Familien ein Vereinsbeitritt oder die Kosten für<br />

Zusatzunterricht kein Hindernis darstellt, muss ein Kind oder Jugendlicher aus einer<br />

kapitalarmen Familie gänzlich darauf verzichten oder falls vorh<strong>an</strong>den, auf eine günstige<br />

Alternative ausweichen. Dabei bleiben Bedürfnisse oder für die Zukunft wichtige Aspekte der<br />

betroffenen Person unbefriedigt. Für die Jugendfachstelle ist es wichtig herauszufinden,<br />

welche Bedürfnisse bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen vorherrschen. Durch spezifische<br />

Angebote ist es der Jugendfachstelle möglich, gezielt auf die Bedürfnisse einzugehen und<br />

somit auch <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus kapitalarmen Familien entgegenzukommen.<br />

3.2 Bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong><br />

Dieser Ansatz beruht nicht auf einer repräsentativen empirischen Studie oder konzeptionellen<br />

Überlegungen zu <strong>Jugendarbeit</strong>, sondern entst<strong>an</strong>d durch die praktischen Erfahrungen des<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>ers Diethelm Damm (Damm 1980:7). Dabei ging es Damm (1980:7) weniger<br />

darum herauszufinden, was <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>an</strong> sich ist oder sein soll, als vielmehr was<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> für Jugendliche überhaupt bedeutet, um davon ausgehend praktische<br />

26


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Konsequenzen entwickeln zu können. Bei seiner Arbeit orientierte Damm sich <strong>an</strong> den<br />

Interessen und Bedürfnissen von Jugendlichen. Mit dem bedürfnisorientierten Ansatz wollte<br />

er, in einer eher objektivistisch und politisch bestimmten <strong>Jugendarbeit</strong>, die subjektiven<br />

Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen einbringen und damit die Entwicklung der<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> in eine neue Richtung lenken.<br />

Damm hält jedoch fest: „Absicht bedürfnisorientierter <strong>Jugendarbeit</strong> ist es weder, alle<br />

vorfindlichen subjektiven Bedürfnisse Jugendlicher wahllos zu befriedigen, noch will sie<br />

objektive Werte propagieren. Vielmehr geht es darum, Jugendliche zu befähigen, von ihrem<br />

subjektiven Bedürfnissen ausgehend ihre objektiven Interessen zu formulieren und diese<br />

<strong>an</strong>gemessen, d.h. den Erfordernissen einer durchgehend demokratisch und hum<strong>an</strong><br />

org<strong>an</strong>isierten Gesellschaft entsprechen durchzusetzen“ (Damm 1980:14).<br />

Damms Ansatz steht in einem engen Bezug zu politischer und em<strong>an</strong>zipatorischer<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>. In seinem Buch „Politische <strong>Jugendarbeit</strong>“, welches im Jahr 1975 veröffentlicht<br />

wurde, geht Damm auf die Entwicklung einer bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> ein und hält<br />

Überlegungen zum Thema Bedürfnisse von Jugendlichen fest. Dabei hat er versucht den<br />

Entstehungszusammenh<strong>an</strong>g von Bedürfnissen zu erklären, um aufzuzeigen, welche<br />

Bedürfnisse überhaupt <strong>an</strong>gesprochen werden und wie <strong>an</strong> diesen <strong>an</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n<br />

(Damm 1975:41). Denn nach Damm (1975:46-47) entwickeln die Menschen ihre Bedürfnisse<br />

„in Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit Natur und Gesellschaft bei der Schaffung und Gestaltung ihrer<br />

gesamten Lebensverhältnisse“. Zusammenfassend k<strong>an</strong>n aus seinen Überlegungen folgendes<br />

abgeleitet werden, Ansatzpunkt bedürfnisorientierter <strong>Jugendarbeit</strong> ist, dass Jugendliche in<br />

ihrer Freizeit etwas machen wollen. Dieses auf gemeinsame Aktivität gerichtete und<br />

Verständigung in der Gruppe voraussetzende „Wollen“ hält Damm (1980:15) als<br />

Ausg<strong>an</strong>gspunkt für seinen Ansatz fest. Dabei ist es für die bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong><br />

wichtig, festzuhalten was Jugendliche in ihrer Freizeitsituation fühlen, denken und wünschen,<br />

aber neben diesen subjektiven Bedürfnissen auch zu erforschen, welche objektiven<br />

gesellschaftlichen Faktoren und Erfahrungen dieses Fühlen, Denken und Wünschen<br />

beeinflussen (Damm 1975:43-44). Damms Ziel war folglich nicht einfach eine Liste von<br />

Bedürfnissen zu erstellen welche abgedeckt werden sollten, sondern er hat auch den<br />

gesellschaftlichen Kontext, in welchem Bedürfnisse von Jugendlichen entstehen,<br />

herausgearbeitet. Denn nach Damm (1975:44) ist das Bewusstsein des Zusammenh<strong>an</strong>gs<br />

zwischen diesen subjektiven und objektiven Bedürfnissen und Interessen ein zentraler<br />

27


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Ausg<strong>an</strong>gspunkt für die <strong>Jugendarbeit</strong>. Ausgehend von diesen Überlegungen hat Damm<br />

(1975:44) versucht, die Bedürfnisse und Interessen welche von Jugendlichen häufig geäussert<br />

werden zu erarbeiten. Aus zahlreichen Diskussionen mit Jugendlichen über ihre Erwartungen<br />

<strong>an</strong> die <strong>Jugendarbeit</strong> kommt Damm (1980:15) zu der Erkenntnis, dass g<strong>an</strong>z unterschiedliche<br />

Jugendliche doch immer ähnliche Bedürfnisse äussern. Damm (1980:16) hat die Bedürfnisse,<br />

welche immer wieder gen<strong>an</strong>nt wurden festgehalten und kategorisiert in Bedürfnisse nach<br />

sozialer Anerkennung, Erlebnis und Anregung, Selbstbestimmung, Sicherheit und Solidarität,<br />

Erkenntnis und Orientierung, etwas bewirken zu können, befriedigende Partnerbeziehungen<br />

und Sexualität sowie Bedürfnis nach Erholung und Entsp<strong>an</strong>nung und physischem und<br />

psychischem Wohlbefinden, zu welchen Damm auch die motorischen Bedürfnisse vieler<br />

Jugendlicher zählt.<br />

Für seine Kategorisierung erhebt Damm (1980:16) jedoch keinen allgemein gültigen<br />

Anspruch. Zum Einen da sie nicht durch eine statistisch korrekte Messung entst<strong>an</strong>den ist und<br />

zum Anderen, da Bedürfnisse sich mit der Gesellschaft immer wieder verändern. Nach Damm<br />

(1980:16) wurde aber in der <strong>Jugendarbeit</strong> oftmals mit zu verschwommenen und<br />

undifferenzierten Bedürfnishypothesen gearbeitet, aus denen sich aus praktischen Gründen<br />

eine Präzisierung darbieten lässt. Des Weiteren scheint eine Kategorisierung von<br />

Bedürfnissen gemäss Damm (1980:16) unproblematisch: „wenn sie offen genug ist, neue und<br />

<strong>an</strong>dere Bedürfnisse mit aufzunehmen, sich ihres hypothetischen Charakters bewusst bleibt<br />

und im Sinne einer dynamischen H<strong>an</strong>dlungskonzeption eine ständige Überprüfung bei der<br />

Entwicklung, Konkretisierung und Veränderung durch die Betroffenen möglich macht“.<br />

Wenn m<strong>an</strong> Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> untersucht, wie sie auf die oben gen<strong>an</strong>nten<br />

Bedürfnisse eingehen, lassen sich gemäss Damm (1980:17) zwei Probleme festhalten. Zum<br />

Einen, dass viele Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> nicht alle Bedürfnisse von Jugendlichen<br />

abdecken und nur auf einzelne Bedürfnisse eingehen und zum Anderen, dass die Bedürfnisse<br />

oft „von oben“, d.h. aus der Erwachsenenwelt, eingeschränkt würden (Damm 1980:18).<br />

Demnach soll eine bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> möglichst viele Bedürfnisse aufnehmen<br />

und des Weiteren auch die Selbstbestimmung der Jugendlichen fördern, um der<br />

Fremdbestimmung entgegenzuwirken.<br />

Aufgrund seiner vorwiegenden Arbeit mit Jugendlichen und nicht mit <strong>Kinder</strong>n, schreibt<br />

Damm ausschliesslich von <strong>Jugendarbeit</strong>. Die <strong>Kinder</strong> werden bei der bedürfnisorientierten<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> zwar nicht mit einbezogen, trotzdem arbeiten wir in der vorliegenden Arbeit mit<br />

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<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> als Ansatz der offenen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>, da<br />

die <strong>Kinder</strong> nicht bewusst ausgeschlossen werden.<br />

Durch die bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> wird deutlich, dass es für die Erhebung der<br />

Bedürfnisse und Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong> wichtig<br />

zu beachten ist, in welcher geographischen Umgebung und in welchem gesellschaftlichen<br />

Kontext sie aufwachsen. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wachsen in einem ländlich<br />

geprägten Gemeindesystem und Gesellschaftskontext auf und haben dementsprechend <strong>an</strong>dere<br />

Bedürfnisse und Interessen als <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus städtischen Gebieten. Die<br />

Entwicklung des Bewusstseins eines Zusammenh<strong>an</strong>gs zwischen subjektiven und objektiven<br />

Bedürfnissen, scheint daher für die offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> wichtig. Damm hält fest,<br />

dass die einseitige Bedürfnisabdeckung vieler Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> und die<br />

Einschränkungen der Bedürfnisse durch die Erwachsenenwelt ein Problem darstellen. Die<br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> versucht mit ihren unterschiedlichen Angeboten<br />

verschiedene Bedürfnisse und Interessen <strong>an</strong>zusprechen und durch die <strong>Bedarfserhebung</strong> den<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen eine Stimme zu geben. Damms Darlegung seiner Erfahrungen,<br />

zeigen zentrale Aspekte einer bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> und wichtige Ansatzpunkte<br />

für die Erhebung von Bedürfnissen auf. Im Besonderen darauf, wie wichtig es ist, Bedürfnisse<br />

und Interessen immer in ihrem Entstehungszusammenh<strong>an</strong>g zu erfassen.<br />

3.3 Raumsoziologie<br />

Das Verständnis von Raum wird von zwei Ansichten geprägt, von der absolutistischen, die<br />

der Ansicht ist, dass Raum und Körper existieren und von der relativistischen, die den Raum<br />

als Struktur der H<strong>an</strong>dlungen von Menschen verstehen (Löw 2001:18). Löw (2001:271) geht<br />

von der relativistischen Theorie aus; nach ihr entsteht der „Raum aus der (An)Ordnung der<br />

sozialen Güter und Menschen“.<br />

Die Menschen weisen zwei Eigenschaften auf (Löw 2001:224), zum Einen sind sie ein<br />

Element des Raumes und zum Anderen entsteht ein Raum erst durch menschliche Aktivität<br />

(Löw 2001:224). Der Mensch allein oder mehrere Menschen zusammen können ein Element<br />

der Konstitution von einem Raum sein (Löw 2001:157). Zum Beispiel, ein Stadtteil k<strong>an</strong>n als<br />

ein g<strong>an</strong>zes Element <strong>an</strong>gesehen werden, welches mit <strong>an</strong>deren zusammen die Stadt bildet, oder<br />

es k<strong>an</strong>n selber als ein Raum betrachtet werden (Löw 2001:157). „Dieses Prinzip, dass je nach<br />

Perspektive ein Mensch oder ein soziales Gut selbst ein Raum oder aber ein Element einer<br />

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<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Raumkonstruktion ist, trifft auf alle sozialen Güter und auch auf menschliche Körper zu“<br />

(Löw 2001:157).<br />

Bei der Entstehung eines Raumes sind folgende Dinge wichtig: Spacing und<br />

Syntheseleistung, der repetitive Alltag, räumliche Strukturen, Geschlecht, Klasse,<br />

Abweichung, Veränderung, Symbolik, Materialität und Wahrnehmung. Im Folgenden werden<br />

die einzelnen Bedingungen etwas genauer beschrieben.<br />

Spacing und Syntheseleistung<br />

Die Raumkonstitution geschieht durch zwei verschiedene Prozesse (Löw 2001:158): Erstens<br />

durch das Platzieren von Menschen und sozialen Gütern, um Gruppen erkennbar zu machen<br />

(Löw 2001:158). Dieser Vorg<strong>an</strong>g wird Spacing gen<strong>an</strong>nt und bedeutet somit das Bauen,<br />

Errichten und Positionieren (Löw 2001:158). Damit sich Menschen und soziale Güter<br />

aufstellen können, braucht es Orte <strong>an</strong> denen platziert werden k<strong>an</strong>n (Löw 2001:198). Durch die<br />

Besetzung mit Menschen oder sozialen Gütern werden Orte kenntlich gemacht (Löw<br />

2001:198). Sie verschwinden aber nicht mit dem Raum, sondern stehen für <strong>an</strong>dere<br />

Konstitutionen von Räumen zur Verfügung (Löw 2001:198). „Der Ort ist somit Ziel und<br />

Resultat der Platzierung und nicht (…) im Spacing selbst platziertes Element“ (Löw<br />

2001:198). Orte machen die Entstehung von Räumen erst möglich (Löw 2001:198). Orte<br />

können auch ohne das Platzierte, nur durch die symbolische Wirkung bestehen (Löw<br />

2001:198). Ein Ort beschreibt eine Stelle, die konkret benennbar ist und meist geographisch<br />

markiert werden k<strong>an</strong>n (Löw 2001:1999). Es besteht die Möglichkeit <strong>an</strong> einem Ort mehrere<br />

Räume zu schaffen (Löw 2001:198). Der Ort hat für die Konstitution von Raum eine<br />

fundamentale Bedeutung, ohne die das Spacing und die Syntheseleistung nicht möglich wären<br />

(Löw 2001:201). Vom selben Ort aus synthetisieren nicht alle Menschen gleich (Löw<br />

2001:202). „Abhängig von den Strukturprinzipien Klasse und Geschlecht (…) k<strong>an</strong>n Raum<br />

vom selben Ort aus sehr unterschiedlich synthetisiert werden“ (Löw 2001:202). Dennoch<br />

können vom selben Ort, aus Synthesen von verschiedenen Personengruppen, mehr<br />

Gemeinsamkeiten nachgewiesen werden, als von unterschiedlichen Orten (Löw 2001:202).<br />

Durch das wiederkehrende Verschieben von Menschen und sozialen Gütern im Raum<br />

verändert sich dieser (Löw 2001:158). Somit beschreibt Spacing nicht nur „den Moment der<br />

Platzierung sondern auch die Bewegung zur nächsten Platzierung“ (Löw 2001:159).<br />

Zweitens benötigt die Konstitution von Raum die Syntheseleistung (Löw 2001:159). Mithilfe<br />

der Syntheseleistung werden Vorstellungs-, Wahrnehmungs- oder Erinnerungsprozesse von<br />

30


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Menschen und Güter zu Räumen zusammengefasst (Löw 2001:159). „Im alltäglichen<br />

H<strong>an</strong>deln der Konstitution von Raum existiert eine Gleichzeitigkeit der Syntheseleistungen<br />

und des Spacing, da H<strong>an</strong>deln immer prozesshaft ist“ (Löw 2001:159). Effektiv ist das<br />

Errichten, Bauen oder Platzieren, also das Spacing, ohne Syntheseleistung, dass heisst ohne<br />

die gleichzeitige Verbindung der umgebenden Menschen und sozialen Güter, zu Räumen<br />

nicht möglich (Löw 2001:159).<br />

Der repetitive Alltag<br />

In der Regel h<strong>an</strong>deln Menschen in gewohnheitsbedingten H<strong>an</strong>dlungen, die ihnen helfen, den<br />

Alltag zu gestalten (Löw 2001:161). Das praktische Bewusstsein hilft bei ungewohnten<br />

Situationen eine H<strong>an</strong>dlungsvari<strong>an</strong>te zu finden (Löw 2001:162). D<strong>an</strong>k der Reflexivität können<br />

Menschen ihr Leben steuern, sowie Gründe für ihr H<strong>an</strong>deln erklären (Löw 2001:162). Bei der<br />

Konstruktion von Raum gibt es einen wiederholenden Charakter, so werden zum Beispiel<br />

Schlafzimmer immer ähnlich eingerichtet (Löw 2001:162). Die Verallgemeinerbarkeit von<br />

Räumen bezeichnet Löw (2001:162) als Institutionalisierung der Räume. M<strong>an</strong> spricht von<br />

institutionalisierten Räumen, wenn die Konstitution von Raum über individuelles H<strong>an</strong>deln<br />

hinaus wirksam bleibt und geregelte Spacings und Syntheseleistungen zugrunde liegen (Löw<br />

2001:226). Mit Hilfe von Routinen werden das eigene H<strong>an</strong>deln habitualisiert und<br />

gesellschaftliche Institutionen reproduziert (Löw 2001:163). Diese Gewohnheiten geben den<br />

Menschen ein Sicherheitsgefühl (Löw 2001:163). Viele Routinen werden von klein auf<br />

gelernt, so dass ein praktisches Bewusstsein über die Notwendigkeiten und Möglichkeiten der<br />

Konstitution von Raum existiert (Löw 2001:163). Die Reproduktion im alltäglichen H<strong>an</strong>deln<br />

verhelfen den gesellschaftlichen Institutionen zu bestehen (Löw 2001:163).<br />

Räumliche Strukturen<br />

Strukturen lassen sich nicht losgelöst vom H<strong>an</strong>deln betrachten (Löw 2001:166). Sie bleiben<br />

<strong>an</strong> den H<strong>an</strong>dlungsverlauf gebunden und verhindern oder ermöglichen das H<strong>an</strong>deln (Löw<br />

2001:166). Sie behalten ohne Reproduktion eine Zeitl<strong>an</strong>g ihre Gültigkeit, verlieren d<strong>an</strong>n<br />

jedoch ihre strukturierende Wirkung (Löw 2001:166). Die Struktur beschreibt die Gesamtheit<br />

diverser Strukturen, zum Beispiel ökonomische, rechtliche, politische usw. (Löw 2001:168).<br />

In der H<strong>an</strong>dlung werden die Strukturen verwirklicht, diese beeinflussen das Geschehen aber<br />

auch (Löw 2001:168). Die Dualität von Struktur und H<strong>an</strong>deln bildet die Dualität von Raum<br />

(Löw 2001:168).<br />

31


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Geschlecht und Klasse<br />

Bisher k<strong>an</strong>n klassen- und geschlechtsspezifisches H<strong>an</strong>deln als abweichend <strong>an</strong>geeignete<br />

Routinen erklärt werden, „durch die sich sowohl geschlechts-/klassenspezifische<br />

Persönlichkeitsstrukturen herausbilden, als auch eigene soziale Institutionen geprägt werden“<br />

(Löw 2001:173). Gesellschaftliche Strukturen werden im H<strong>an</strong>deln unter strukturellen<br />

Zwängen reproduziert (Löw 2001:173). Löw (2001:174) spricht von Geschlecht und Klasse<br />

als Strukturprinzipien. Dem Körper des Menschen kommt in vielfacher Hinsicht eine<br />

essentielle Bedeutung zu (Löw 2001:179). Zum Einen platzieren und bewegen sich Menschen<br />

mit dem Körper in der Welt. Zum Anderen führt der körperliche Ausdruck zur Beeinflussung<br />

der Platzierungen und Synthesen <strong>an</strong>derer (Löw 2001:179). Dieser Körperausdruck und seine<br />

Wahrnehmung sind dabei beeinflusst durch die Strukturprinzipien Geschlecht und Klasse<br />

(Löw 2001:179). Somit steht der Körper im Zentrum vieler Raumkonstruktionen (Löw<br />

2001:179). Es ist notwendig den Zug<strong>an</strong>g zu sozialen Gütern zu erhalten, um sie relational<br />

<strong>an</strong>ordnen zu können (Löw 2001:212). Jedoch sind bereits die Zug<strong>an</strong>gsch<strong>an</strong>cen zu sozialen<br />

Gütern asymmetrisch verteilt (Löw 2001:212). Dadurch sind die Möglichkeiten ungleich<br />

verteilt, einen Raum zu verändern oder zu gestalten (Löw 2001:212). Primär über Reichtum<br />

werden die Zug<strong>an</strong>gsmöglichkeiten geregelt (Löw 2001:212). Zur Raumkonstitution verfügen<br />

daher höhere Klassen gegenüber niedrigen, sowie Männern gegenüber Frauen, über bessere<br />

Möglichkeiten (Löw 2001:212).<br />

Bei der Konstitution von Räumen sind vier Ebenen sozialer Ungleichheit zu unterscheiden<br />

(Löw 2001:214).<br />

1. Reichtumsdimension:<br />

Durch verschiedene Verfügungsmöglichkeiten über soziale Güter sind die Ch<strong>an</strong>cen,<br />

einen Raum zu konstituieren, dauerhaft begünstigt oder eingeschränkt.<br />

2. Wissensdimension:<br />

Aufgrund von geringerem oder breiterem Wissen k<strong>an</strong>n die Konstitution von Raum<br />

begünstigt oder eingeschränkt sein.<br />

3. R<strong>an</strong>gdimension:<br />

Die verschiedenen Verfügungsmöglichkeiten über soziale Positionen können die<br />

Konstitution von Raum dauerhaft einschränken oder begünstigen.<br />

32


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4. Assoziationsdimension:<br />

Aufgrund von Zugehörigkeit, respektive Nichtzugehörigkeit, k<strong>an</strong>n die Ch<strong>an</strong>ce einen<br />

Raum zu bilden begünstigt oder benachteiligt werden.<br />

(Löw 2001:214)<br />

Somit ist die Ch<strong>an</strong>ce einen Raum zu konstituieren abhängig von Hierarchie, Assoziation,<br />

Wissen und Reichtum (Löw 2001:215). Über räumliche Strukturen werden geschlechts- und<br />

klassenspezifische Ungleichheiten und die Diskriminierung diverser gesellschaftlicher<br />

Teilgruppen hervorgebracht und festgehalten (Löw 2001:216). Ihre Wirkung k<strong>an</strong>n aber nicht<br />

auf die Reproduktion sozialer Ungleichheiten begrenzt werden (Löw 2001:216).<br />

Abweichung und Veränderung<br />

Es besteht ein Unterschied zwischen Veränderung und Abweichung (Löw 2001:185).<br />

Abweichungen variieren das H<strong>an</strong>dlungsspektrum, Veränderungen jedoch bedeuten das<br />

Ablegen alter Gewohnheiten zugunsten neuer Routinen (Löw 2001:185). Abweichungen<br />

werden durch körperliche Verl<strong>an</strong>gen, Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse, Einsicht von Notwendigkeit<br />

und Fremdheit hervorgerufen (Löw 2001:185). Zuerst h<strong>an</strong>delt es sich nur um eine<br />

Abweichung von der Regel, welche die Routinen nicht verändert (Löw 2001:185). Wenn<br />

jedoch die Abweichungen regelmässig und im Kollektiv im Rückgriff auf relev<strong>an</strong>te<br />

Ressourcen und Regeln verlaufen, d<strong>an</strong>n sind Umgestaltungen institutionalisierter Räume bis<br />

hin zu Strukturveränderungen denkbar (Löw 2001:185).<br />

Symbolik und Materialität<br />

Die Möglichkeiten einen Raum zu konstituieren, sind von den symbolischen und materiellen<br />

Faktoren abhängig, die in einer H<strong>an</strong>dlungssituation vorgefunden werden (Löw 2001:191). Die<br />

materiellen Bedingungen sind diejenigen Dinge, welche sich in der H<strong>an</strong>dlungssituation zur<br />

Platzierung oder zur Synthese <strong>an</strong>bieten (Löw 2001:191). Die symbolischen Komponenten<br />

setzten sich aus der Wirkung der Menschen und Güter zusammen (Löw 2001:191). Somit<br />

ermöglichen diese beiden Komponenten die Konstruktion von Raum genauso, wie sie ihn<br />

beschränken (Löw 2001:191). Die Veränderungen in der Konstitution von Raum lassen sich<br />

nun nicht nur auf soziale Prozesse zurückführen, sondern können auch mit Veränderungen der<br />

Naturgegebenheiten erklärt werden, wobei diese auch durch individuelles H<strong>an</strong>deln gelenkt<br />

sind (Löw 2001:194).<br />

33


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Wahrnehmung<br />

Menschen, welche einen Raum konstituieren, können die sozialen Güter, welche sie<br />

verknüpfen, nicht nur sehen, sondern auch riechen, hören oder fühlen (Löw 2001:195). Dies<br />

ist der Aspekt der Wahrnehmung, der beim Aufbau von Raum eine Rolle spielt (Löw<br />

2001:195). Das Besondere bei Wahrnehmungsprozessen ist, dass sie nicht nur die<br />

Aussenwirkung <strong>an</strong>derer Menschen und sozialer Güter aufnimmt, sondern auch beeinflusst<br />

wird von Objekten, die nicht sichtbar sind (Löw 2001:195). Die Eindrücke der Wahrnehmung<br />

verdichten sich zu einem Prozess, in dem die Umgebung gespürt wird, bei dem die platzierten<br />

Objekte das Spüren der Betroffenen durch ihre Aussenwirkung beeinflussen, nicht durch<br />

soziale Güter (Löw 2001:195). Die Wahrnehmung wird nicht von sozialen Gütern, sondern<br />

auch von <strong>an</strong>deren Menschen beeinflusst (Löw 2001:195). Die Syntheseleistung ist nicht von<br />

gesellschaftlichen Strukturen vor arr<strong>an</strong>giert, sondern wird auch durch die Wahrnehmung<br />

beeinflusst (Löw 2001:196). Die Errichtung von Räumen wird durch Wahrnehmungen der<br />

Aussenwirkung der Menschen und sozialen Gütern beeinflusst, sowie durch die<br />

Wahrnehmungsaktivität des Konstituierenden (Löw 2001:197). Die Wahrnehmung ist für<br />

jeden Menschen <strong>an</strong>ders, da durch den Prozess der Sozialisation und Bildung die Sinne<br />

unterschiedlich stark ausgebildet wurden (Löw 2001:197). Die Wahrnehmung ist somit durch<br />

die Sozialisation und Bildung vorstrukturiert (Löw 2001:197). Die Aussenwirkung des<br />

Wahrgenommenen und die Aktivität des Wahrnehmenden sind Voraussetzung (Löw<br />

2001:197-198). Die Wahrnehmung ist ein Aspekt des H<strong>an</strong>delns, der das Spacing und die<br />

Syntheseleistung beeinflusst (Löw 2001:198).<br />

Sichtbar sind die Menschen und sozialen Güter, sowie deren Platzierung, aber nicht den Raum<br />

<strong>an</strong> sich (Löw 2001:204). Jedoch lassen sich der ein- und ausschliessende Charakter von<br />

Räumen, sowie deren Ende, spüren (Löw 2001:204). Sinnlich wahrnehmbar sind auch die<br />

Anfänge neuer Räume (Löw 2001:204). Diese Subst<strong>an</strong>z der Räume entsteht nach Löw<br />

(2001:204) durch die Aussenwirkung der sozialen Güter und der Wahrnehmungsfähigkeit der<br />

synthetisierenden Menschen. Räume entwickeln somit eine eigene Atmosphäre, die Gefühle<br />

beeinflussen können (Löw 2001:204). „Atmosphären entstehen durch die Wahrnehmung von<br />

Wechselwirkungen zwischen Menschen oder/und aus der Aussenwirkung sozialer Güter im<br />

Arr<strong>an</strong>gement“ (Löw 2001:205). Die spürbare und unsichtbare Seite von Räumen nennt sich<br />

Atmosphäre, die sie somit wahrnehmbar macht (Löw 2001:205-206). Die Voraussetzungen<br />

sind wahrnehmende Subjekte und wahrnehmbare Objekte zur gleichen Zeit (Löw 2001:206).<br />

34


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Raumsoziologie von Löw besagt, dass institutionalisierte Räume existieren, wie in der<br />

Region <strong>Konolfingen</strong> die Vereine und Clubs, aber auch die Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong>. In dieser Arbeit wird untersucht, ob es in ländlichen Gemeinden, wo bereits eine<br />

reiche Vereinskultur besteht, es zusätzlich noch eine Jugendfachstelle braucht um eventuelle<br />

Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen abzudecken. Neben den Beitragspflichtigen<br />

Vereinen und Clubs gibt die Jugendfachstelle als institutionalisierter Raum mit ihren<br />

kostenlosen oder günstigen Angeboten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />

Familien die Möglichkeit einen Raum zu konstituieren. Zudem hat diese Forschungsarbeit<br />

zum Ziel die Bedürfnisse, welche <strong>an</strong> eine Jugendfachstelle gerichtet sind, zu definieren und<br />

ihr somit eine Legitimationsgrundlage zu bieten neben den Vereinen und Clubs zu existieren.<br />

3.4 Peer-Education Theorie<br />

Der in der amerik<strong>an</strong>ischen Soziologie seit über 40 Jahren verwendete Begriff der „peer<br />

group“, k<strong>an</strong>n im deutschen etwa mit dem Begriff der „Gleichaltrigengruppe“ übersetzt<br />

werden (Naudascher 2003:119). Dabei wird der Begriff jedoch zu stark vereinfacht, da das<br />

Wort „peer“ aus dem altfr<strong>an</strong>zösischen kommt und so viel wie „Gleichsein, von gleichem<br />

R<strong>an</strong>g oder Status sein“ bedeutet (Naudascher 2003:119). Da jedoch Gleichaltrige meist<br />

ähnliche Entwicklungsphasen durchlaufen, stehen sie in einer Beziehung zuein<strong>an</strong>der, und sind<br />

gegen aussen als eine homogene Gruppe erkennbar (Naudascher 2003:120). Daher k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g der Peer-Education-Projekte die Gleichaltrigen als Peers bezeichnen, die<br />

einen Einfluss auf das Verhalten der Jugendlichen haben.<br />

Der Peer-Education-Ansatz hat seine Wurzeln unter <strong>an</strong>derem in der Entwicklungspsychologie<br />

und der Lerntheorie (Kaestner 2003:50). Solche Projekte, bei der Jugendliche als Lehrende<br />

oder Leitende der <strong>an</strong>deren Jugendlichen eingesetzt werden, haben eine sehr l<strong>an</strong>ge Tradition,<br />

auch wenn der Name „Peer-Education“ noch nicht sehr alt ist (Kaestner 2003:50). Was den<br />

Bereich der nichtschulischen <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> betrifft, gibt es schon seit l<strong>an</strong>ger Zeit<br />

die Tendenz, dass den Peers die Rolle einer leitenden oder lehrenden Funktion übertragen<br />

wird (Kaestner 2003:51). Gerade wenn m<strong>an</strong> <strong>an</strong> die vielen ausserschulischen Vereinigungen,<br />

wie Pfadfinder, kirchliche <strong>Jugendarbeit</strong> aber auch Sportvereine und die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

betrachtet, die eine l<strong>an</strong>ge Tradition der Arbeit mit Gleichaltrigen haben, wird dies sichtbar<br />

(Kaestner 2003:51).<br />

35


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Der Ausdruck Peer-Education ist etwas irreführend, da er als Oberbegriff verschiedene<br />

Projekte von Gleichaltrigen für Gleichaltrige integriert, die zum Teil nichts mit „education“,<br />

also Erziehung, zu tun haben (Kaestner 2003:50). Im Begriff Peer-Education sind die Formen<br />

Peer-Involvement (Einbeziehung der Jugendlichen durch Gleichaltrige), Peer-Mediation<br />

(Vermittlung durch Gleichaltrige), Peer-Counceling (Beratung durch Gleichaltrige), Peer-<br />

Education (Gleichaltrigenerziehung und –bildung) sowie Peer-Projekte (Kurzeinsätze, die von<br />

Gleichaltrigen org<strong>an</strong>isiert werden) enthalten (Kaestner 2003:52).<br />

Die verschiedenen Ansätze, die unter Peer-Education verst<strong>an</strong>den werden, haben alle einen<br />

eigenen Charakter. Während und Peer-Counceling-Methoden, welche die Jugendliche in der<br />

Schule als Ratgeber agieren lässt, nicht für unsere Arbeit brauchbar sind, da wir nur<br />

diejenigen Projekte der Jugendfachstelle erheben, sind vor allem Peer-Mediations-Ansätze,<br />

Peer-Education und Peer-Projekte gerade in der <strong>Jugendarbeit</strong> sehr gefragt. Peer-Mediations-<br />

Ansätze sind darauf ausgerichtet, bei der Konfliktbewältigung Gleichaltrige einzubeziehen.<br />

Peer-Education bezeichnet die Weitergabe von Wissen und die Aneignung von Fertigkeiten<br />

von Jugendlichen <strong>an</strong> Gleichaltrige (Kaestner 2003:57). Das Wissen wird meist <strong>an</strong> speziellen<br />

Treffpunkten, wie einem Jugendhaus oder direkt bei der Jugendorg<strong>an</strong>isation <strong>an</strong>geboten<br />

(Kaestner 2003:57). Insbesondere im Bereich der Präventionsarbeit, was das Sexualverhalten,<br />

AIDS oder Drogen- und Rauchprävention betrifft, werden häufig Peers zur Übermittlung des<br />

Wissens geschult (Kaestner 2003:57). Die Peers, welche als Ausbildner fungieren, müssen als<br />

Voraussetzungen möglichst grosse soziale Kompetenzen mitbringen, methodisches Geschick<br />

haben und dieses auch sprachlich umsetzen können, denn die Kommunikationsfähigkeit ist<br />

zentral (Kaestner 2003:58). Peer-Projekte sind zeitlich recht kurzlebig und werden oftmals im<br />

Rahmen von Peer-Education-Projekten genutzt (Kaestner 2003:59). Wenn in der weiteren<br />

Arbeit von Peer-Education-Projekten die Rede ist, so umfasst dies alle diese Ansätze, die von<br />

der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> genutzt werden.<br />

Die Ziele bei solchen Projekten sind vielseitig. Auf der Mikroebene sollen sowohl der<br />

Selbstwert, die allgemeinen Lebenskompetenzen und die sozialen Kompetenzen der<br />

Jugendlichen, die teilnehmen, als auch derjenigen, die org<strong>an</strong>isieren, erhöht werden (Kaestner<br />

200:52). Auf der Mesoebene wird die Teamfähigkeit durch strukturierte Freizeitgestaltung<br />

und Gruppenbildung gestärkt, ebenso sind Konfliktbewältigungsstrategien zentral, wobei<br />

zuerst die jugendlichen Leiter geschult werden, damit sie das von ihnen erlernte Wissen <strong>an</strong><br />

Gleichaltrige weitergegeben können (Kaestner 2003:52-53). Auch wird eine gute<br />

36


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Zusammenarbeit zwischen Erwachsenen und Jugendlichen gefördert. Dadurch soll ermöglicht<br />

werden, dass sie sowohl gegenüber den Gleichaltrigen, als auch gegenüber Erwachsenen,<br />

Lehrer, Eltern etc. als Ansprechpersonen auftreten (Kaestner 2003:53). Insgesamt wird durch<br />

solche Peer-Education-Projekte die Stellung der Jugendlichen in unserer Gesellschaft<br />

verbessert (Kaestner 2003:53). Sie werden auf diese Weise befähigt, ihre Bedürfnisse<br />

gegenüber <strong>an</strong>deren Gruppen zu vertreten und in der Öffentlichkeit tätig zu sein (Kaestner<br />

2003:53). Dabei wird Empowerment und Partizipation der Jugendlichen <strong>an</strong>gestrebt und es<br />

werden Grundprinzipien unterrichtet, wie m<strong>an</strong> für sich oder eine <strong>an</strong>dere Person die Partei<br />

ergreifen und wie m<strong>an</strong> seinen St<strong>an</strong>dpunkt vertreten k<strong>an</strong>n (Kaestner 2003:53). Bei solchen<br />

Projekten sind die Jugendlichen meist auch d<strong>an</strong>ach noch aktiv in Projekten tätig und stehen so<br />

weiterhin mit ihren erwachsenen Tutoren in Kontakt (Kaestner 2003:53).<br />

Aus verschiedenen Perspektiven heraus lassen sich Peer-Education-Projekte begründen.<br />

Kaestner (2003:59) erwähnt dabei unter <strong>an</strong>deren die entwicklungspsychologische, die Theorie<br />

der sozialen Impfung und die lebensweltorientierte Sicht. Diese drei Ansätze werden im<br />

folgenden Abschnitt näher beschrieben, da sie für die weitere Auswertung nützlich sind:<br />

Aus entwicklungspsychologischer Sicht haben die Gleichaltrigen als Leitende den Vorteil,<br />

dass sie d<strong>an</strong>ach Streben, Unterschiede unterein<strong>an</strong>der auszugleichen und eine<br />

Übereinstimmung zu suchen, stärker als gegenüber Erwachsenen (Kaestner 2003:59). Dabei<br />

werden Lösungsmöglichkeiten und Strategien vonein<strong>an</strong>der übernommen, und in der Gruppe<br />

nach Wegen gesucht, Probleme zu lösen (Kaestner 2003:59). Die <strong>an</strong>gebotenen Lösungen und<br />

erworbenen Fähigkeiten obliegen dadurch der sozialen Kontrolle der Gruppe und sind daher<br />

stärker akzeptiert (Kaestner 2003:60).<br />

Die Theorie der sozialen Impfung besagt, dass die Widerst<strong>an</strong>dsfähigkeit gegenüber negativen<br />

Einflüssen gestärkt wird, indem m<strong>an</strong> sich mit Stress in geringen Dosen konfrontiert (Kaestner<br />

2003:60). In Peer-Education-Projekten können die Jugendlichen lernen, mit schwierigen<br />

Situationen umzugehen, mit welchen sie konfrontiert werden (Kaestner 2003:60). Die<br />

Jugendlichen sind später in stressigen Situationen in der Lage, durch die gelernten<br />

H<strong>an</strong>dlungsalternativen besser reagieren zu können (Kaestner 2003:60).<br />

Die lebensweltorientierte Sicht geht davon aus, dass „durch den zunehmenden Zerfall von<br />

Lebenswelten, also die geringeren Möglichkeiten für den Einzelnen, Hilfebeziehungen und -<br />

erwartungen in Anspruch nehmen zu können“, sich die Aufgaben für die soziale Arbeit<br />

erweitert (Kaestner 2003:61.). Das bedeutet auch, dass Jugendliche stärker nach Lösungen für<br />

37


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

die Bewältigung ihres Alltags suchen (Kaestner 2003:61). Gerade Peer-Education-Angebote<br />

sind eine gute Möglichkeit, den Jugendlichen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen<br />

und dabei auch selbst solche Aufgaben <strong>an</strong>zunehmen, um <strong>an</strong>deren zu helfen (Kaestner<br />

2003:61). Denn gerade Gleichaltrige werden von ihren Peers nicht als „Fremdkörper“<br />

wahrgenommen und erhalten in den meisten Fällen die jugendliche Autonomie aufrecht<br />

(Kaestner 2003:61).<br />

Aus den Auswertungen von Peer-Education-Projekten wird sichtbar, dass sich engagierte<br />

Jugendliche sozial kompetenter fühlen und zum Teil sogar über Einstellungs- und<br />

Verhaltensänderungen sprechen (Kaestner 2003:62). Die beteiligten Jugendlichen profitieren<br />

in verschiedenen Bereichen, ihre selbsteingeschätzte Kommunikationskompetenz nimmt zu,<br />

sowie ihr themenbezogenes Wissen (Kleiber, Appel und Pforr 1998:19 zit. nach Kaestner<br />

2003:62). Indirekt hat das Projekt eine Verbesserung des Selbstvertrauens und des<br />

Selbstwertgefühls zur Auswirkung und die gewonnenen Fähigkeiten beeinflussen die<br />

Jugendlichen auch nachhaltig (Kaestner 2003:62). Allgemein lässt sich sagen „dass Peer-<br />

Education-Ansätze ein Angebot der sozialen Arbeit sein k<strong>an</strong>n, in denen es gelingt, auf zwei<br />

Ebenen Jugendlichen bei ihrer gesellschaftlichen Integration durch ein ‚niederschwelliges<br />

Angebot‘ zu unterstützen“ (Kaestner 2003:63).<br />

Schon in den neunziger Jahren wurde klar, dass Peers eine wichtige Rolle in der Erziehung<br />

von Jugendlichen haben, denn gerade Freunde werden wegen den veränderten häuslichen<br />

Situationen (damit ist das geschwisterlose Aufwachsen und der <strong>offener</strong>e Zug<strong>an</strong>g zu<br />

Freizeitmöglichkeiten gemeint) zu einem wichtigen Beziehungs- und Kontaktfeld (Hafeneger<br />

2002: 202, zit. nach Nörber 2003:79). Dadurch haben die Jugendlichen einen Einfluss auf<br />

Gleichaltrige bekommen, der die Sozialisation der Jugendlichen durch Erwachsene<br />

einschränkt (Nörber 2003:80). Aus den oben gen<strong>an</strong>nten Gründen scheint der Peer-Education-<br />

Ansatz einen wichtigen Stellenwert zu besitzen, da das gute Vorbild von Gleichaltrigen sehr<br />

positive Auswirkungen auf Jugendliche haben k<strong>an</strong>n. Neben der Schule ist die <strong>Jugendarbeit</strong><br />

der wichtigste Ort für das Durchführen solcher Projekte, da die <strong>Jugendarbeit</strong> einen zentralen<br />

Sozialisationsauftrag in der Freizeit der Jugendlichen hat (Nörber 2003:80). Dabei stützt sich<br />

die <strong>Jugendarbeit</strong> darauf, dass ihre Projekte auf freiwilliger Basis geschehen, was den Vorteil<br />

hat, dass die Rollenverteilung der Jugendlichen nicht wie in der Schule (Rolle des Schülers)<br />

festgeschrieben ist, sondern die Jugendlichen sowohl die Rolle des Teilnehmenden als auch<br />

des Leitenden einnehmen können (Nörber 2003:86). Es werden in beiden Bereichen, der<br />

38


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Schule und der <strong>Jugendarbeit</strong>, sowohl Wissen als auch Kompetenzen vermittelt, wobei der<br />

Schwerpunkt in der <strong>Jugendarbeit</strong> eher bei der Kompetenzvermittlung liegt (Nörber 2003:87-<br />

89). Die Entwicklungsmöglichkeiten der Jugendlichen sind in der „offenen Struktur“ der<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> grösser als in der Schule (Nörber 2003:89). Die Beratung, Ausbildung und<br />

Begleitung von Peer-Projekten stellt in der <strong>Jugendarbeit</strong> eine Basis dar, daher ist es<br />

naheliegend darauf zurückzugreifen (Nörber 2003:89). Die Selbst- und<br />

Mitbestimmungsmöglichkeiten sind in der <strong>Jugendarbeit</strong> sehr hoch, da der Rahmen für solche<br />

Projekte durch die offene Struktur gegeben ist (Nörber 2003:90).<br />

Einige weitere Punkte, die die Wahl, Peer-Education-Projekte durchzuführen bestärkt, und<br />

was dabei zu beachten ist, wird im folgenden Auswahlkatalog nach Achim Schröder<br />

(2003:110-111) sichtbar:<br />

o Jugendliche verfügen über ähnliche Erfahrungen, Ängste und Probleme, daher sind sie<br />

besser in der Lage, sich in die Situation eines Gleichaltrigen zu versetzen als dies zum<br />

Beispiel Eltern oder Lehrer können (Schröder 2003:110). Gerade bei Themen wie<br />

Liebe, Sexualität, Gewalt oder Anerkennung und Ablehnung, können ihre<br />

Erfahrungen <strong>an</strong>deren helfen, mit eigenen Problemen klarzukommen (Schröder<br />

2003:110).<br />

o Jugendliche sind meist bereits in der Peer Group <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Sie müssen somit nicht<br />

wie Erwachsene zuerst eine Vertrauensbasis schaffen, auf der sie aufbauen können.<br />

Sie gehören bereits dazu und finden so einen direkteren Zug<strong>an</strong>g (Schröder 2003:110).<br />

o Die Meinung der Erwachsenen zählt in gewissen Lebensphasen weniger als diejenige<br />

der Gleichaltrigen, daher ist die erzieherische Wirkung von Peer-Projekten als sehr<br />

hoch einzustufen (Schröder 2003: 110).<br />

o Auch für die Educators selbst haben diese Projekte einen grossen Einfluss. Da sie sich<br />

intensiv mit einem Themenbereich ausein<strong>an</strong>dersetzen, können sie aus diesen<br />

Erfahrungen viel für die eigene Person schöpfen (Schröder 2003:111). Dadurch dass<br />

sie Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen und eine aktive Rolle in sozialen Projekten<br />

einnehmen, stärken sie ihre Persönlichkeit und nehmen eine positive Rolle in ihrem<br />

sozialen Umfeld ein (Schröder 2003:111).<br />

o Es gibt natürlich auch Schwächen von solchen Projekten. Eine davon ist, dass oftmals<br />

die schon im Vorfeld stärkeren, die Führungsrolle (des Educators) übernehmen und<br />

39


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

die Schwächeren sich ihnen unterordnen (Schröder 2003:111). In den meisten Fällen<br />

werden in solchen Projekten Entscheidungen nicht demokratisch getroffen, sondern es<br />

gibt Anführer, die entscheiden (Schröder 2003:111).<br />

Da sich der Peer-Education-Ansatz in vielen Präventionsbereichen, ohne wirkliche Beweise<br />

für seine Wirksamkeit, rasch ausgebreitet hat, ist es wichtig diese Projekte wissenschaftlich zu<br />

begleiten (Kahr 2003:379). Dabei ist es zentral, eine klare und tr<strong>an</strong>sparente Begriffs- und<br />

Zieldefinition zu haben, gerade weil es bei diesem Ansatz unterschiedliche Verwendung von<br />

ähnlichen Begriffen gibt (Kahr 2003:379). In der Evaluation von Peer-Education-Projekten ist<br />

es zentral, eine regelmässige Vernetzung unter den Praktikern <strong>an</strong>zustreben, sowie den<br />

kritischen Austausch zu fördern, da dies zur Qualitätssicherung der Projekte beitragen k<strong>an</strong>n<br />

(Kahr 2003:381).<br />

Die Theorie ist für unsere Arbeit hilfreich, da die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />

bereits solche Peer-Education-Projekte durchführt und wir die Wirkung auf die Jugendlichen<br />

evaluieren können. Dies gibt uns wiederum Aufschluss auf die Existenzberechtigung der<br />

Jugendfachstelle. Die Theorie gibt uns Aufschluss über die Forschungsfragen, indem sie<br />

versucht Bedürfnisse von Jugendlichen <strong>an</strong> der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> zu<br />

erheben. Dabei erforschen wir nicht nur die Bedürfnisse der Jugendlichen. Aus der Erhöhung<br />

des Selbstbildes und der Stellung gegenüber Erwachsenen zeigt sich ein Bedürfnis, solche<br />

Projekte durchzuführen und damit den Jugendlichen in ihrer Entwicklung zur Seite zu stehen.<br />

Wenn unsere Erwartungen, dass sich sowohl das Selbstbild, als auch die Stellung erhöhen,<br />

erfüllt werden, so können wir daraus ableiten, dass die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />

einem Bedürfnis entspricht und sie insofern auch eine Existenzberechtigung in ländlichen<br />

Gemeinden hat. Dadurch, dass wir der Jugendfachstelle ein Instrument zur Verfügung stellen<br />

wollen, mit dem sie periodisch Erhebungen machen können, besteht die Möglichkeit die Peer-<br />

Education-Projekte und deren Wirkung regelmässig zu überprüft, so wie es auch in der<br />

Theorie verl<strong>an</strong>gt wird.<br />

Im Gegensatz zur restlichen Arbeit, wird in diesem Teil nur von Jugendlichen gesprochen, da<br />

es sowohl <strong>an</strong> der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, als auch in der Literatur, keine<br />

Projekte gibt, die von <strong>Kinder</strong>n für <strong>Kinder</strong> durchgeführt werden. Das liegt dar<strong>an</strong>, dass es für<br />

solche Projekte nötig ist, Ver<strong>an</strong>twortung zu übernehmen, was m<strong>an</strong> einem Kind nicht<br />

auftragen k<strong>an</strong>n.<br />

40


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

3.5 Entwicklungsaufgaben<br />

Die Entwicklungsaufgaben bilden ein Konzept, welches zur Beschreibung von sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Meilensteinen“ in der Entwicklung eines Jugendlichen zum Erwachsenen entwickelt wurde<br />

(Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Dieses Konzept, erstmals vom Erziehungswissenschaftler<br />

Robert J. Havighurst aufgegriffen und vielfach neuinterpretiert, beschreibt im Allgemeinen<br />

die Entwicklung als „Wechselspiel von <strong>an</strong>lagebedingten Möglichkeiten und umweltbedingten,<br />

gesellschaftlichen Anforderungen“ (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Es sind Aufgaben, die<br />

die Überg<strong>an</strong>gsphase vom Jugendlichen zum Erwachsenen prägen und auch als Anforderungen<br />

beschrieben werden, welche in einer bestimmten Lebensphase zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt im Leben eines Jugendlichen auftreten und zu bewältigen sind (Weidem<strong>an</strong>n und<br />

Krapp 2006:120). Die Entwicklungsaufgaben können als „Verbindungsglieder zwischen<br />

gesellschaftlichen Anforderungen und individuellen Bedürfnissen, Interessen und Zielen<br />

betrachtet werden“ (Dreher und Dreher 1985:56). Diese Aufgaben entstehen einerseits<br />

aufgrund von biologischen Prozessen der Reife und <strong>an</strong>dererseits aufgrund von Definitionen<br />

der Gesellschaft oder des Sozialsystems (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Die erfolgreiche<br />

Bewältigung dieser Aufgaben führt zu individueller Zufriedenheit, während der erfolglose<br />

Umg<strong>an</strong>g zu Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall zu psychischen Störungen führen k<strong>an</strong>n<br />

(Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Die bek<strong>an</strong>ntesten Entwicklungsaufgaben sind die von<br />

Havighurst definierten Aufgaben für die, vom zwölften bis zum achtzehntesten Lebensjahr<br />

dauernde, Adoleszenz. Diese Aufgaben schneiden acht Themenbereiche <strong>an</strong> und decken so die<br />

„Haupthürden“ des Aufwachsens von Jugendlichen in das erwachsenen Alter.<br />

Diese Aufgaben sind folgende:<br />

o „Neue und reifere Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts aufbauen<br />

o Übernahme der männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle<br />

o Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung und effektive Nutzung des Körpers<br />

o Emotionale Unabhängigkeit von den Eltern und von <strong>an</strong>deren Erwachsenen<br />

o Vorbereitung auf Ehe und Familienleben<br />

o Vorbereitung auf eine berufliche Karriere<br />

o Werte und ein ethisches System erl<strong>an</strong>gen, das als Leitfaden für das Verhalten dient -<br />

Entwicklung einer Ideologie<br />

41


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

o Sozial ver<strong>an</strong>twortliches Verhalten erstreben und erreichen“<br />

(Dreher und Dreher 1985:59)<br />

Die Entwicklungsaufgaben sind unterschiedlich gewichtet. Je nach Lebensalter wird eine<br />

<strong>an</strong>dere Aufgabe als besonders wichtig erachtet. Dabei ist Gewichtung stark von der<br />

Gesellschaft und deren Erwartungen abhängig. Die Gesellschaft wiederum wird durch die<br />

Politik, die Wirtschaft und das Wertesystem, in dem der Jugendliche aufwächst, geprägt<br />

(Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120). Ist die wirtschaftliche Lage undgünstig und die<br />

Arbeitslosigkeit hoch, wird die Aufgabe einen Beruf zu finden, eher als wichtig erachtet. Die<br />

Jugendlichen stehen d<strong>an</strong>n in einem „Zw<strong>an</strong>g“ dieses Ziel zu erfüllen, somit werden die<br />

<strong>an</strong>deren Aufgaben zurückgedrängt. Hat sich die wirtschaftliche Lage wieder stabilisiert und<br />

die Arbeitslosigkeit sinkt, scheint das Leben eher sorgenfrei und die Aufgaben der<br />

Selbstentwicklung (Identitätsfindung), der Integration in eine Gruppe oder der Wertefindung<br />

werden wieder wichtiger.<br />

Die Entwicklungsaufgaben versuchen zu beschreiben, mit welchen Themenbereichen und<br />

Problemen sich Jugendliche während ihrer Entwicklung ausein<strong>an</strong>dersetzen. Dabei spielen ihre<br />

persönlichen Werte, Ziele und Sorgen eine grosse Rolle. Diese Werte und Ziele sind<br />

wiederum von ihrer Umgebung, den Eltern, den Geschwistern, den Lehrern und von ihren<br />

Freunden beeinflusst. Je nach „Zeitgeist“ sind die Prioritäten der Aufgaben <strong>an</strong>ders gesetzt und<br />

die Wahl dieser Prioritäten sagt viel über den St<strong>an</strong>d der Gesellschaft, den St<strong>an</strong>d der<br />

Zielsetzungen und über die Sorgen und Probleme der Jugendlichen aus (Weidem<strong>an</strong>n und<br />

Krapp 2006:120). Ein wichtiger Best<strong>an</strong>dteil für das gute Aufwachsen von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen ist vor allem die Lösung oder zumindest die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den<br />

Aufgaben. Auch wenn die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen selbst dafür ver<strong>an</strong>twortlich sind, trägt die<br />

Umgebung und die Personen darin viel dazu bei. Es ist wichtig zu wissen, mit welchen<br />

Themen sich die Jugendlichen am meisten beschäftigen. Dies ist deshalb wichtig, weil sich<br />

die <strong>Jugendarbeit</strong> mit diesen Themen auskennen und bei Bedarf Angebote zur Beratung und<br />

Aufklärung liefern sollte. Sind die Aufgaben und ihre Bedeutung bek<strong>an</strong>nt, so k<strong>an</strong>n auch etwas<br />

über die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gelernt werden. Dadurch können bessere<br />

Bedingungen für ein problemloses Aufwachsen und eine gute Zukunft geschaffen werden.<br />

42


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4 Hypothesen und Operationalisierung<br />

In diesem Kapitel werden die Hypothesen und die Operationalisierung vorgestellt.<br />

4.1 Hypothesenbildung und Hypothesenbegründung<br />

Im Folgenden werden unsere Hypothesen dargestellt. Diese wurden von den vor<strong>an</strong>gehend<br />

vorgestellten Theorien abgeleitet. Mit unseren Hypothesen wollen wir erarbeiten, ob die<br />

Präsenz der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> einen negativen Einfluss auf die<br />

Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen hat, ob die Präsenz der Jugendfachstelle das<br />

Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung erhöht sowie, ob<br />

die Jugendfachstelle die Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdeckt als<br />

Vereine/Clubs. Des Weiteren wollen wir erarbeiten, ob <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien, die Angebote der Jugendfachstelle/-treff mehr in Anspruch<br />

nehmen als <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus <strong>an</strong>deren Familien und ob sie eher Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />

werden. Ausserdem erarbeiten wir, ob die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten die<br />

Stellung und das Selbstbild der befragten Jugendlichen verbessert und ob die wichtigste<br />

Entwicklungsaufgabe bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Aufbau von neuen und reiferen<br />

Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts ist.<br />

Die Hypothesen werden einzeln, zu den unterschiedlichen Themen, dargestellt. Vor der<br />

konkreten Hypothese erfolgt jeweils die Reflexion der Theorie zur Hypothesenbegründung<br />

sowie die Definition wichtiger Begriffe.<br />

4.1.1 Hypothese „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung<br />

entgegen“<br />

Nach Diethelm Damm (1980:15) ist der Ausg<strong>an</strong>gspunkt bedürfnisorientierter <strong>Jugendarbeit</strong>,<br />

dass die Jugendlichen etwas machen wollen in ihrer Freizeit. Das Ziel einer<br />

bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> ist es, ausgehend vom „Wollen“ der Jugendlichen, <strong>an</strong> ihren<br />

Bedürfnissen, aber auch <strong>an</strong> dem was sie <strong>an</strong>treibt, was sie träumen und <strong>an</strong> ihren Ideen und<br />

Plänen <strong>an</strong>zusetzen (Damm 1980:15). Dadurch soll verbessert werden, dass die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen ihre Freizeit nicht nach den Wünschen und Forderungen <strong>an</strong>derer gestalten,<br />

sondern dass sie lernen ihre Bedürfnisse zu erkennen und auch umzusetzen. Die<br />

Selbstbestimmung steht im Vordergrund. Dabei ist aber nicht das Ziel, die Bedürfnisse<br />

wahllos umzusetzen, sondern beinhaltet auch die Reflexion über die Bedürfnisse und deren<br />

43


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

mögliche Umsetzung in der Gesellschaft und Umgebung in der die Jugendlichen leben<br />

(Damm 1980:14).<br />

Fremdbestimmung ist dadurch definiert, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher seine<br />

Bedürfnisse oder Freizeitgestaltungen vorwiegend nach dem Gutdünken von <strong>an</strong>deren<br />

Personen gestaltet. Dabei wird sein H<strong>an</strong>deln nicht selbst, sondern beispielsweise von seiner<br />

Familie oder seinen Freunden bestimmt. Die Selbstbestimmung ist im Gegensatz dazu<br />

gegeben, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher seine Aktivitäten frei von <strong>an</strong>deren Einflüssen<br />

und g<strong>an</strong>z nach seinem eigenen Willen und seinen Bedürfnissen gestaltet.<br />

Hypothese: Die Jugendfachstelle setzt am "Wollen" der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und ihren<br />

Wünschen, Träumen und Ideen <strong>an</strong>, um damit der Fremdbestimmung vieler <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen entgegenwirken.<br />

4.1.2 Hypothese „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />

Im Buch „Politische <strong>Jugendarbeit</strong>“, in welchem Diethelm Damm die Ansätze zu einer<br />

bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> beschreibt, nimmt er Bezug auf das hessische<br />

Jugendbildungsförderungsgesetzt. Dieses sieht vor, dass die kommunalen<br />

Jugendbildungseinrichtungen die Jugendlichen beim org<strong>an</strong>isieren von Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

unterstützen sollen, aber ihnen weitgehendes Bestimmungsrecht in allen wichtigen Fragen zu<br />

geben (Damm 1975:23). Somit k<strong>an</strong>n die Jugendbildungseinrichtung die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen in einem fortwährenden Prozess über ihre Rechte aufklären. Ausserdem k<strong>an</strong>n<br />

dadurch politisches Bewusstsein und die Ch<strong>an</strong>ce zur Em<strong>an</strong>zipation vermittelt werden (Damm<br />

1975:30-31). Gemäss den Erfahrungen der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> wissen viele<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche nicht über ihre Rechte bescheid und deswegen will die<br />

Jugendfachstelle dem Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung nachkommen.<br />

Anwaltschaftliche Vertretung bedeutet die Vertretung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen durch<br />

eine erwachsene Person. Diese Person unterstützt die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer<br />

Freizeit, hilft ihnen Ideen umzusetzen und ihre Rechte zu sichern. Sie schafft einen Raum für<br />

Hilfe und Unterstützung, der sich vom familialen und schulischen Umfeld abhebt. Dabei k<strong>an</strong>n<br />

die Vertretung unabhängig der Erwartungen von Eltern und Lehrern stattfinden und somit<br />

fachgerechten Beist<strong>an</strong>d leisten.<br />

44


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Hypothese: Die Präsenz der Jugendfachstelle erhöht das Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung.<br />

4.1.3 Hypothese „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Vereine/Clubs“<br />

Nach Diethelm Damm ist ein Problem vieler Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong>, dass sie nur auf<br />

einzelne Bedürfnisse der Jugendliche eingehen. Er beschreibt dieses Problem mit folgender<br />

Metapher: „Stellt m<strong>an</strong> sich etwa die Gesamtbedürfnisse und Gesamtpersönlichkeit eines<br />

Jugendlichen als Wagenrad vor, so nahmen viele Verbände nicht das gesamte Rad, sondern<br />

nur winzige Speichenausschnitte, also Einzelbedürfnisse wahr, ignorierten jedoch 90 Prozent<br />

der Gesamtpersönlichkeit" (Damm 1980:17). Zum Beispiel können Vereine/Clubs nicht alle<br />

Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen gleichzeitig <strong>an</strong>sprechen, da sie nur<br />

Einzelbedürfnisse aufnehmen. Deshalb muss nach Damm eine bedürfnisorientierte<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> möglichst viele Bedürfnisse der Jugendlichen aufnehmen und umzusetzen<br />

versuchen. Zum Beispiel sollen Bedürfnisse nach Erlebnis, Selbstbestimmung, sozialer<br />

Anerkennung, Solidarität usw. mitein<strong>an</strong>der verknüpft werden (Damm 1980:18).<br />

Den Schwerpunkt, inwieweit die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen abgedeckt werden,<br />

legen wir auf die subjektiven Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Dabei<br />

beinhaltet der Begriff Bedürfnis auch immer die Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Es<br />

ist wichtig festzuhalten, dass Bedürfnisse und Interessen immer in Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />

der Natur und der Gesellschaft entstehen (Damm 1975:46-47). Die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen leben in ländlichen Gemeinden, welche von einer breiten Vereins- und<br />

Clubkultur geprägt scheint und sie somit in der Entwicklung ihrer Bedürfnisse und Interessen<br />

beeinflussen. Mit den Begriffen Vereine und Clubs bezeichnen wir alle gesellschaftlichen<br />

Zusammenschlüsse von sportlichen, musikalischen und kirchlichen Vereinigungen bis hin zu<br />

den Pfadfindern.<br />

Hypothese: Im Gegensatz zu Vereinen/Clubs, k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse<br />

und Interessen, die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche beschäftigen, abdecken.<br />

45


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4.1.4 Hypothese „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“<br />

Bei der Konstitution von Raum spielen die vier Ebenen Ungleichheit, Reichtum, Wissen,<br />

R<strong>an</strong>g und Assoziation eine Rolle (Löw 2001:214). <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien haben durch die fin<strong>an</strong>zielle Situation ihrer Eltern eine<br />

eingeschränkte Möglichkeit einen Raum zu konstituieren und sind somit im Vergleich mit<br />

<strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Nachteil. Die Räume, welche die Jugendfachstelle und<br />

die Jugendtreffs helfen zu konstituieren, sind institutionalisierte Räume, da sie über<br />

individuelles H<strong>an</strong>deln hinweg wirksam bleiben und ihnen geregelte Spacings und<br />

Syntheseleistungen zu Grunde liegen (Löw 2001:226). Dadurch erhalten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Möglichkeit, trotz ihrer schlechten<br />

Bedingungen einen Raum, mit Hilfe der kostenlosen oder günstigen Angebote der<br />

Jugendfachstelle und den kostenfreien Jugendtreffs, zu konstituieren.<br />

Einkommensschwache Familien leben, gemäss unserer Definition, meistens in beengten<br />

Verhältnissen, so dass die einzelnen Familienmitglieder nicht ein eigenes Zimmer zum<br />

Entfalten haben; zudem sind meistens die fin<strong>an</strong>ziellen Mittel so beschränkt, dass kaum die<br />

Möglichkeit irgendwelcher Freizeitaktivitäten besteht.<br />

Jugendtreffs definieren wir als geschlossene Räume, welche für alle Jugendlichen ab 13<br />

Jahren gleichermassen zugänglich sind. In diesen Räumen gelten ihre eigenen Regeln und<br />

Vorschriften und die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen tragen die Ver<strong>an</strong>twortung für deren<br />

Einhaltung, während die Betreiber von Jugendtreffs sie dabei jedoch unterstützen.<br />

Jugendtreffs werden nicht nur von einer Jugendfachstelle unterstützt und betrieben, sondern<br />

auch durch <strong>an</strong>dere Institutionen wie Kirchen und Vereine/Clubs.<br />

Hypothese: <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien nehmen die<br />

Angebote der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs vermehrt in Anspruch im Vergleich zu<br />

solchen aus <strong>an</strong>dern Schichten.<br />

4.1.5 Hypothese „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien<br />

werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“<br />

Martina Löw (2001:214) sagt, dass bei der Konstitution von Räumen die vier Ebenen der<br />

Ungleichheit Reichtum, Wissen, R<strong>an</strong>g und Assoziation einen Einfluss haben. Bei <strong>Kinder</strong>n<br />

46


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien ist somit die Möglichkeit einen Raum<br />

zu konstituieren durch die fin<strong>an</strong>zielle Situation ihrer Eltern eingeschränkt. Durch diese<br />

schlechteren Bedingungen einen Raum zu konstituieren können sie sich im Vergleich mit<br />

<strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nur ein schwaches soziales Umfeld aufbauen. Dadurch<br />

sind <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien weniger in die<br />

Gesellschaft, hier Schule und Lehre oder Arbeit, eingebunden als <strong>an</strong>dere und werden somit<br />

vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e.<br />

Opfer von Schik<strong>an</strong>e definieren wir dadurch, dass eine Person von einer <strong>an</strong>deren Person oder<br />

einer Gruppe, die stärker ist, gehänselt, gemobbt oder auch geschlagen wird. Streit unter<br />

Gleichstarken definieren wir nicht als Schik<strong>an</strong>e.<br />

Hypothese: <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden häufiger<br />

Opfer von Schik<strong>an</strong>e als solche aus <strong>an</strong>deren Schichten.<br />

4.1.6 Hypothese „Peer- Education- Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und<br />

die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen“<br />

Das Ziel des Peer-Education-Ansatzes ist, dass sich die Jugendlichen Kompetenzen,<br />

Teamfähigkeit und Konfliktbewältigungsstrategien <strong>an</strong>eignen können, indem sie Projekte<br />

org<strong>an</strong>isieren oder auch <strong>an</strong> Projekten, die von Gleichaltrigen org<strong>an</strong>isiert werden, teilnehmen<br />

(Kaestner 2003:52-53). Die Jugendfachstelle ist geeignet für solche Projekte, da der<br />

Schwerpunkt ihres Sozialisationsauftrages bei der Kompetenzvermittlung liegt und die<br />

Rolleneinteilung im Gegensatz zur Schule freier gewählt werden k<strong>an</strong>n (Nörber 2003:80-89).<br />

Durch Peer-Education-Projekte haben Jugendliche die Möglichkeit ihre Interessen in der<br />

Öffentlichkeit zu präsentieren und ihre Bedürfnisse gegenüber <strong>an</strong>deren Gruppen zu vertreten<br />

(Kaestner 2003:53). Dies ist auch ein Anliegen der Jugendfachstelle. Damit wird die Stellung<br />

der Jugendlichen in der Gesellschaft verbessert (Kaestner 2003:53).<br />

Für die folgende Hypothese haben wir die Begriffe Peer-Education, Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen und Selbstbild verwendet. Mit Peer ist die Gleichaltrigengruppe gemeint. Peer-<br />

Education-Projekte bezeichnen die verschiedenen Projekte, die von und für Gleichaltrige<br />

org<strong>an</strong>isiert werden. Mit Stellung gegenüber Erwachsenen ist das Ansehen, das die<br />

Jugendlichen von den Erwachsenen, damit sind Eltern, Lehrer und sonstige<br />

Aufsichtspersonen gemeint, erhalten. Dieses konnte nur subjektiv vom Empfinden der<br />

47


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendlichen her erhoben werden, da wir die Erwachsenen nicht befragten. Das Selbstbild<br />

umfasst Selbstvertrauen, bessere Konfliktbewältigung und Selbstsicherheit der Jugendlichen.<br />

Hypothese: Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten verbessert die Stellung der<br />

Jugendlichen gegenüber erwachsenen Personen und stärkt das Selbstbild.<br />

4.1.7 Hypothese „Entwicklungsaufgaben“<br />

Da die Entwicklungsaufgaben von Individuum zu Individuum, von Gesellschaft zu<br />

Gesellschaft und von Kultur zu Kultur <strong>an</strong>ders sind. Sich je nach sozialen Normen und Werten,<br />

nach politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten unterscheiden, sind sie schwierig<br />

vorauszusagen. Da die wirtschaftliche Lage eher stabil ist und der Druck für die Suche nach<br />

einer beruflichen Zukunft unserer Meinung nach nicht so gross ist, gehen wir davon aus,<br />

dass die wichtigste Aufgabe für die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen jene des Aufbaus von<br />

neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts ist. Da wir<br />

verschiedene Altersgruppen befragen, sind wir der Meinung, dass es einen Unterschied in der<br />

Wahl der Entwicklungsaufgaben geben wird.<br />

Entwicklungsaufgaben sind die Beschreibung von Aufgaben der Entwicklungsperiode,<br />

welche <strong>Kinder</strong> und Jugendliche durchlaufen müssen (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp 2006:120).<br />

Diese Aufgaben und der Zeitpunkt der Bewältigung wechseln je nach Individuum, nach<br />

Gesellschaft und nach Zeitgeist. „Die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben<br />

führt zu persönlicher Zufriedenheit, der erfolglose Umg<strong>an</strong>g zu Unzufriedenheit, sozialem<br />

Druck und im Extremfall zu psychischen Störungen“ (Weidem<strong>an</strong>n und Krapp. 2006:120).<br />

Hypothese: Die wichtigste Entwicklungsaufgabe bei <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist der<br />

Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts und der<br />

Mittelwert dieser Aufgabe unterscheidet sich mit dem Alter.<br />

4.2 Operationalisierung<br />

Im Folgenden wird dargestellt wie die Hypothesen operationalisiert wurden. Dabei wird<br />

erklärt wie die Variablen und Indexe gebildet wurden und welche Aussagen wir aus einzelnen<br />

Fragen schliessen können. Darstellung der Indikatoren<br />

48


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4.2.1 Untersuchungsmodell „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />

Fremdbestimmung entgegen“<br />

Was sind die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen? Unterstützt die Präsenz der<br />

Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche dabei, ihr Bedürfnis nach weniger<br />

Fremdbestimmung umzusetzen?<br />

In einem ersten Teil werden wir diese Fragen, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von zwei Hauptindikatoren, die das<br />

Bedürfnis nach „Mitbestimmung“ und „Selbstbestimmung“ messen, untersuchen.<br />

o Welche Aussagen bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu? (Frage<br />

15) → Antwortkategorien „In Zukunft möchte ich gerne bei der Entscheidungen, die<br />

die Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können“ und „Es braucht Räume und<br />

Plätze, in denen sie Jugendlichen selbst bestimmen können, was passiert“. Wenn die<br />

beiden Antwortkategorien von den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nicht gewählt wurden<br />

zeigt das, dass die Selbstbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendliche nicht eines der<br />

primären Bedürfnisse ist und sie durch Fremdbestimmung ihr Freizeitverhalten<br />

gestalten.<br />

In einem zweiten Teil verwenden wir weitere Indikatoren, die wir zur Messung der Fremdund<br />

Selbstbestimmung aus unserem Fragebogen herausgesucht haben.<br />

o „Fremdbestimmung“ und „Selbstbestimmung“<br />

Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? (Frage 9) → Antwortkategorien „Meine<br />

Familie muss es gut finden“ und „Meine Freunde müssen es gut finden“. Damit<br />

wird klar, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre Freizeitaktivitäten von den<br />

Entscheidungen ihrer Eltern oder Freunden, oder vielleicht auch von beiden,<br />

abhängig machen und somit fremdbestimmt sind. Die Antwortkategorie „Dass ich<br />

machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe“ gibt Aufschluss, ob das Kind oder der<br />

Jugendliche nach seinem eigenen Willen über seine Aktivitäten entscheidet und<br />

damit selbstbestimmt ist.<br />

Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum?<br />

(Frage 12) → Antwortkategorie „Meine Eltern erlauben es nicht“ zeigt, dass der<br />

Entscheid der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen beispielsweise über einen Beitritt in einen<br />

Verein/Club vom Einverständnis der Eltern abhängt und somit fremdbestimmt ist.<br />

49


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Bist du in einem Verein/Club? (Frage 18) → Antwortkategorien „meine Eltern<br />

wollen es“ und „meine Freunde wollten es“ wie auch die Antwortkategorien<br />

„Meine Eltern erlauben es nicht“ und „Meine Freunde sind auch nicht in einem<br />

Verein oder in einem Club“. Hier ist im Bezug auf Vereine/Clubs sichtbar, ob die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aufgrund eines äusseren Einflusses die Mitgliedschaft<br />

wählten und damit, ob der Entscheid in einem Verein/ Club mitzumachen<br />

fremdbestimmt ist. Wenn die Antwortkategorien „Ich habe keine Lust“ und „Weil<br />

ich es will“ ausgewählt wurden zeigt, dass der Beitritt zu einem Verein/Club ein<br />

selbstbestimmter Entscheid war.<br />

Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) → Antwortkategorie „Meine Eltern<br />

erlauben es nicht“. Hier wird deutlich, dass die Entscheidung ob der Jugendliche<br />

einen Jugendtreff besucht, nicht von seiner eigenen Entscheidung abhängt,<br />

sondern von seinen Eltern entschieden wird und somit also auch fremdbestimmt<br />

ist. Die Antwortkategorie „Ich habe einfach keine Lust“ spricht demgegenüber<br />

klar für die Selbstbestimmung des Jugendlichen, warum er keinen Jugendtreff<br />

besucht.<br />

Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen,<br />

welche Themenbereiche interessieren dich am meisten und welche findest du am<br />

wichtigsten? (Frage 34). Das Ankreuzen der Antwortkategorie „Mich von meinen<br />

Eltern ablösen und endlich unabhängig werden“ ist eine klare Aussage, dass das<br />

Kind oder der Jugendliche seine Priorität in seiner Entwicklung auf die<br />

Selbstbestimmung legt. Wenn diese Antwortkategorie von den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen ausgewählt wurde, besteht in erster Linie das Bedürfnis nach<br />

Selbstbestimmung.<br />

In einem dritten Teil werden wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des neu gebildeten Index „Fremdbestimmung“, und<br />

der Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ der Test zur Hypothesenüberprüfung<br />

durchgeführt. Der Index „Fremdbestimmung“ setzt sich aus allen im oberen Teil beh<strong>an</strong>delten<br />

Indikatoren zusammen. Dabei werden die Indikatoren, um die Selbstbestimmung zu messen<br />

umcodiert. Die neu gebildete Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der<br />

folgenden Fragen gemessen:<br />

o „Präsenz der Jugendfachstelle“:<br />

50


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Diese Variable erhebt die Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden und deren<br />

Einflüsse auf die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen.<br />

Hast du schon einmal von der Jugendfachstelle gehört? (Frage 19) →<br />

Antwortkategorie „Ja, ich weiss auch was die macht“. Hier wählten wir nur diese<br />

Kategorie, da es wichtig ist, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen auch<br />

wissen was die Jugendfachstelle macht, um erheben zu können ob ihre Präsenz<br />

auch einen Einfluss hat.<br />

Welche Person(en) von der Jugendfachstelle kennst du? (Frage 20) →<br />

Antwortkategorien „Carsten Pohl“ und „Walter Staub“. Diese zwei <strong>Jugendarbeit</strong>er<br />

sind am längsten bei der Jugendfachstelle tätig und sind daher unter den befragten<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen am bek<strong>an</strong>ntesten.<br />

Welche Angebote der Jugendfachstelle kennst du? (Frage 21) →<br />

Antwortkategorien „Beratung“, „Workshop“ und „Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />

Jugendprojekte“. Hier wählten wir die drei meist gen<strong>an</strong>nten Antworten.<br />

Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22) →<br />

Antwortkategorien „Beratung“, „Workshop“ und „Ferien und Freizeit<strong>an</strong>gebote“.<br />

Hier werden ebenfalls die drei meist gen<strong>an</strong>nten Antworten verwendet.<br />

4.2.2 Untersuchungsmodell „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />

Haben die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein Bedürfnis <strong>an</strong> <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung? Ist es im Interesse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, dass die Jugendfachstelle ihre<br />

Anliegen vertritt und ihre Rechte sichert? Diese Fragen werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Variable „Präsenz<br />

der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ und dem Index „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung“ gemessen.<br />

Die „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ wird wie beim Untersuchungsmodell<br />

„Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen“ operationalisiert<br />

siehe Seite 51-52.<br />

Der Index „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ erhebt das Bedürfnis nach<br />

Vertretung durch eine erwachsene Person, welche die Ideen und Wünsche der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche unterstützt und hilft sie umzusetzen. Dieses Bedürfnis messen wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der<br />

folgenden Fragen:<br />

51


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

o „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“:<br />

Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu?<br />

(Frage 15) → Antwortkategorie „Eine erwachsene Person, sollte die Anliegen und<br />

Ideen der Jugendlichen vertreten“.<br />

Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) → Antwortkategorien<br />

„Angebote unabhängig von der Schule und Familie machen“, „Eine erwachsene<br />

Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche interessiert und einsetzt und<br />

mir hilft Ideen umzusetzen“ und „Hilfe und Beratung bei Problemen“.<br />

Wenn die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die jeweiligen Antwortkategorien <strong>an</strong>gekreuzt<br />

haben, so können wir feststellen, dass sie ein Bedürfnis oder zumindest ein Interesse <strong>an</strong> einer<br />

Vertretung durch eine erwachsenen Person haben, die sich für die Anliegen, Wünsche und<br />

Ideen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einsetzt. Sie zeigen somit, dass sie ein Bedürfnis nach<br />

einer Vertretung haben, die sich ausserhalb von Familie und Schule für sie einsetzt.<br />

4.2.3 Untersuchungsmodell „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />

Vereine/Clubs<br />

K<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle im Gegensatz zu Vereinen/Clubs mehr Bedürfnisse und Interessen,<br />

welche <strong>Kinder</strong> und Jugendliche beschäftigen, abdecken?<br />

In einem ersten Teil werden wir die zwei Hauptindikatoren, welche die Nutzung der<br />

Jugendfachstelle und der Vereine/Clubs messen, untersuchen.<br />

o „Nutzung Vereine/Clubs“:<br />

Bist du in einem Verein oder in einem Club? (Frage 18). Mit dieser Frage wird<br />

gemessen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen Vereine/Clubs nutzen. Die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen konnten die Antwortkategorien „Ja“ und „Nein“ <strong>an</strong>kreuzen. Für die<br />

Bildung der Variabel „Nutzung Vereine/Clubs wird die Antwortkategorie „Ja“<br />

verwendet.<br />

o „Nutzung Jugendfachstelle“:<br />

Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22). Mit dieser<br />

Frage wird gemessen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Jugendfachstelle nutzen.<br />

Wenn die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eine der Antwortkategorien „Beratung“,<br />

„Workshop“, „Ferien- und Freizeit<strong>an</strong>gebote“, „Selbstorg<strong>an</strong>isierte Jugendprojekte“<br />

52


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

oder „<strong>Kinder</strong><strong>an</strong>imation“ <strong>an</strong>gekreuzt haben, gehen wir davon aus dass sie die<br />

Jugendfachstelle nutzen. Diese Antwortkategorien zusammen, bilden die Variable<br />

„Nutzung Jugendfachstelle“. Die Antwortkategorie „Keine“ wird ausgeschlossen.<br />

In einem zweiten Teil verwenden wir weitere Indikatoren, um zu messen, ob es ein Bedürfnis<br />

der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ist, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse und Interessen<br />

abdeckt, als Vereine/Clubs.<br />

o Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) → Antwortkategorie „Dass sie<br />

viele Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“. Wenn die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche diese Antwortkategorie häufig und auch mehr als die <strong>an</strong>deren<br />

Antwortkategorien <strong>an</strong>gekreuzt haben, zeigt dies, ob sie von der Jugendfachstelle<br />

erwarten, dass sie viele Themen die sie interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht.<br />

o Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht? (Frage 13) und Welche<br />

Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17). Um aufzuzeigen, wie viele Bedürfnisse bei<br />

diesen offenen Fragen <strong>an</strong>gegeben wurden, wird jeweils ein Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Set<br />

erstellt und dabei berechnet, wie viele Bedürfnisse insgesamt <strong>an</strong>gegeben wurden.<br />

Diese Gesamtzahl der jeweiligen Frage wird d<strong>an</strong>ach durch die Anzahl der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen, welche bei diesen Fragen etwas <strong>an</strong>gegeben haben gerechnet, um damit<br />

den Durchschnitt zu erhalten.<br />

In einem dritten Teil wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Variablen „Nutzung Jugendfachstelle“ und „Nutzung<br />

Vereine/Clubs“ mit dem Index „Bedürfnisabdeckung“ der Test für die<br />

Hypothesenüberprüfung durchgeführt.<br />

Index „Bedürfnisabdeckung“ wird wie folgt gebildet:<br />

o „Bedürfnisabdeckung“:<br />

Bei der Bildung dieses Index gehen wir davon aus, dass die Bedürfnisse genügend<br />

abgedeckt sind. Deshalb werden die Antwortkategorien wenn nötig so umcodiert.<br />

Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum?<br />

(Frage 12) → Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebot“. Wenn diese<br />

Antwortkategorie nicht <strong>an</strong>gekreuzt wurde, zeigt dies, dass es genügend Angebote<br />

gibt.<br />

Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für<br />

<strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16) → Antwortkategorie „Ja“. Diese Frage gibt direkt<br />

53


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Aufschluss darüber, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen finden, dass es genügend<br />

Angebote gibt in den Gemeinden.<br />

Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) → Antwort<strong>an</strong>gabe „Nichts“.<br />

Wenn die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen diese Antwort<strong>an</strong>gabe gemacht haben, zeigt<br />

dies, dass den ihnen nichts fehlt und somit die Bedürfnisse abgedeckt sind.<br />

4.2.4 Untersuchungsmodell „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff von<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien“<br />

Nehmen <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Angebote der<br />

Jugendfachstelle mehr in Anspruch, als <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus nicht<br />

einkommensschwachen Familien? Da die Freizeitmöglichkeiten der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

vielfach von den fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen ihrer Eltern abhängig sind, ist unserer Annahme,<br />

dass solche aus einkommensschwachen Familien die kostenlosen oder günstigen Angebote<br />

der Jugendfachstelle und die kostenfreien Jugendtreffs mehr nutzen, als <strong>an</strong>dere <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche. Diese Frage lässt sich mit den Variablen „Einkommensschwach“ und „Nutzung<br />

Jugendfachstelle/-treff“ messen.<br />

Die Variablen „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ werden wie<br />

folgt gebildet:<br />

o „Einkommensschwach“:<br />

Mit den folgenden Fragen werden die materiellen Verhältnisse, in denen ein<br />

Kind/Jugendlicher aufwächst, gemessen.<br />

Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum?<br />

(Frage 12) Warum bist du in keinem Verein oder Club? (Frage 18a) →<br />

Antwortkategorie „Ich habe kein/nicht genügend Geld“. Bei diesen zwei Fragen<br />

und den entsprechenden Antwortkategorien zeigt sich das subjektive Empfinden<br />

der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im Bezug auf ihre fin<strong>an</strong>zielle Situation.<br />

Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung? (Frage 51). Da nur<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche befragt werden, gibt es nur die Antwortkategorien „viel“,<br />

„genug“ und „wenig“. Wir haben die Antwortkategorien so gewählt, da wir davon<br />

ausgingen, dass viele nicht wissen, wie viel Geld die Familie zur Verfügung hat.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Antwort subjektiv und eventuell auch abhängig vom<br />

Moment sein k<strong>an</strong>n. Daher werden wir diese Antworten nur als einen Anhaltspunkt<br />

54


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

verwenden und es wird für die Messung der Variablen nicht nur darauf abgestützt.<br />

Um die einkommensschwachen Familien herauszufiltern werden wir nur die<br />

Antwortkategorie „wenig“ berücksichtigen.<br />

Wer lebt bei dir zu Hause? (Frage 52) in Verbindung mit der Frage Wie viele<br />

Zimmer hat eure Wohnung? (Frage 53). Die Antworten auf diese Fragen geben<br />

uns Aufschluss darüber, wie viele Personen in einem Haushalt leben und wie viele<br />

Zimmer der Haushalt hat. Um die einkommensschwachen Familien<br />

herauszufiltern stellten wir die Bedingung auf, dass die Anzahl Zimmer kleiner als<br />

die Personen<strong>an</strong>zahl sein muss, da wir davon ausgehen, dass es ein Indiz für<br />

Einkommensschwäche ist, wenn nicht jeder ein eigenes Zimmer hat. Dies gibt<br />

einen Anhaltspunkt, in welchen sozialen Verhältnissen die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen leben.<br />

o „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“:<br />

Wenn ein Zusammenh<strong>an</strong>g besteht zwischen stärkerer Nutzung der Angebote der<br />

Jugendfachstelle und des Jugendtreffs und <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien, bestätigt sich die Annahme, dass das Angebot der<br />

Jugendfachstelle und der Jugendtreff vor allem von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwächeren Familien genutzt wird. Die Nutzung der Jugendfachstelle<br />

und des Jugendtreffs werden wir wie folgt messen:<br />

Wo bist du in deiner Freizeit in einer gewöhnlichen Schulwoche? (Frage 8) →<br />

Antwortkategorie „Jugendtreff“ und Was machst du in einer normalen<br />

Schulwoche in deiner Freizeit? (Frage 11) → Antwortkategorie „Ich verbringe<br />

Zeit im Jugendtreff“. Anh<strong>an</strong>d dieser beiden Fragen mit den Antwortkategorien<br />

„Jugendtreff“ zeigt sich, wo die Jugendlichen ihre Freizeit verbringen.<br />

Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22) →<br />

Antwortkategorien „Workshop“, „Ferien“ und „Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />

Jugendprojekte“. Bei dieser Frage haben wir die drei meistgen<strong>an</strong>nten<br />

Antwortkategorien genommen um zu sehen, wie oft die Angebote der<br />

Jugendfachstelle genutzt wurden.<br />

Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) → Antwortkategorie „Ja, jede Woche“.<br />

Hier wählten wir nur die erste Antwortkategorie, da alle <strong>an</strong>deren nur<br />

gelegentliches Besuchen des Jugendtreffs bedeutet oder g<strong>an</strong>z ausschliesst.<br />

55


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4.2.5 Untersuchungsmodell „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e“<br />

Werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien vermehrt Opfer von<br />

Schik<strong>an</strong>en, im Vergleich zu <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen<br />

Familien? Diese Frage lässt sich mit den Variablen „Einkommensschwach“ und „Opfer<br />

Schik<strong>an</strong>e“ messen.<br />

Wie die Variable „Einkommensschwach“ gebildet wird siehe Seite 45-55. Die Variable<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ wird wie folgt gebildet:<br />

o<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“:<br />

Die Annahme wird bestätigt, wenn <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien häufiger Opfer von Schik<strong>an</strong>en werden, als <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendliche aus nicht einkommensschwachen Familien.<br />

Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) → Antwortkategorien „Oft“ und „M<strong>an</strong>chmal“.<br />

Hier wählten wir nur die ersten beiden Antwortkategorien, da uns nur die<br />

wirklichen Opfer der Schik<strong>an</strong>e interessierten und nicht solche die selten bis nie<br />

schik<strong>an</strong>iert werden.<br />

Wo wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 42) → alle Antwortkategorien ausser „nirgends“<br />

4.2.6 Untersuchungsmodell „Einfluss von Peer-Education-Projekten auf das<br />

Selbstbild und die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten<br />

Jugendlichen“<br />

Verbessert die Jugendfachstelle durch Peer-Education-Projekte die Stellung der<br />

Jugendlichen? Welchen Einfluss haben Peer-Education-Projekte auf das Selbstbild der<br />

Jugendlichen? Um diese Fragen zu erheben, können nur die Fragebogen der 9. Klasse und der<br />

18-Jährigen einbezogen werden, da bei den jüngeren noch keine solchen Projekte <strong>an</strong>geboten<br />

werden. Diese Fragen lassen sich mit den Variablen „Bedürfnis nach Peer-Education-<br />

Projekten der Jugendfachstelle“, „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte der<br />

Jugendfachstelle“ und den Indexen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbstbild“<br />

messen.<br />

Die Variablen „Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“, „Teilnahme<br />

<strong>an</strong> Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“ werden wie folgt gemessen:<br />

56


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

o „ Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“:<br />

Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu? (Frage<br />

15) → Antwortkategorien „Es braucht jem<strong>an</strong>den, der den Jugendlichen hilft,<br />

Freizeitideen zu entwickeln und umzusetzen“. Wenn diese Antwortkategorie vermehrt<br />

<strong>an</strong>gekreuzt wurde, wird sichtbar, dass das Bedürfnis nach der Umsetzung von<br />

Freizeitideen besteht. Dabei sollen die eigenen Freizeitideen mit Hilfe von<br />

Erwachsenen umgesetzt werden können. Freizeitideen selbst umzusetzen und auch für<br />

<strong>an</strong>dere erreichbar zu machen, ist eine Umschreibung für Peer-Education-Projekte,<br />

weshalb diese Frage auch eine Aussage über die Bedürfnisse <strong>an</strong> der L<strong>an</strong>cierung<br />

solcher Projekte ist.<br />

o „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten der Jugendfachstelle“:<br />

Mit der Frage Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage<br />

22). Mit der Antwortkategorie „Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten“<br />

können wir in Erfahrung bringen, inwieweit Peer-Education-Projekte genutzt werden.<br />

Die Frage Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet<br />

oder teilgenommen hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23)<br />

impliziert ebenfalls, dass ein befragter Jugendlicher bereits <strong>an</strong> einem Projekt<br />

mitgearbeitet hat, ausser er hat die Antwortkategorie „Ich habe noch nie <strong>an</strong> so einem<br />

Projekt mitgemacht“ <strong>an</strong>gekreuzt. Deshalb sind alle <strong>an</strong>deren Antwortkategorien ein<br />

Indiz für die Teilnahme.<br />

Die Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbst<strong>an</strong>schauung“ werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

der folgenden Indikatoren gemessen:<br />

o „Stellung gegenüber Erwachsenen“:<br />

Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet oder<br />

teilgenommen hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23). Die<br />

Antworten auf diese Frage lässt Schlüsse daraus ziehen, ob die Stellung der<br />

Jugendlichen durch das Mitmachen <strong>an</strong> einem solchen Peer-Education-Projekt<br />

verbessert wurde. Wenn die Reaktionen der Erwachsenen positiv waren und<br />

insbesondere die Antwortkategorien “Nach dem erfolgreicheren Projekt trauten sie mir<br />

mehr zu“ und „Seit dem Projekt nehmen sie mich ernster“ von solchen die bereits bei<br />

einem solchen Projekt mitmachten, vermehrt <strong>an</strong>gekreuzt wurden, können wir davon<br />

57


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

ausgehen, dass die Teilnahme <strong>an</strong> einem solchen Projekt die Stellung der Jugendlichen<br />

verbessert hat.<br />

o „Selbstbild“: Folgende Fragen geben uns Indizien für ein positives Selbstbild:<br />

Die nächste Frage bezieht sich darauf wie du dich selbst siehst. Wie würdest du<br />

dich beschreiben? (Frage 33) → Antwortkategorien „Selbstbewusst“ und<br />

„Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“. Wenn sich ein signifik<strong>an</strong>ter Anteil derjenigen, die<br />

bereits <strong>an</strong> einem Peer-Education-Projekt mitgearbeitet haben, als selbstbewusst<br />

und/oder ver<strong>an</strong>twortungsbewusst beschreiben, lässt dies den Schluss zu, dass<br />

diese Projekte zu einem positiven Selbstbild der Jugendlichen führen.<br />

Fällt es dir leicht Freunde zu finden? (Frage 35). Wenn eine grosse Anzahl<br />

derjenigen, die bereits <strong>an</strong> einem Peer-Education-Projekt mitgearbeitet haben,<br />

diese Frage mit „Ja“ be<strong>an</strong>tworten, k<strong>an</strong>n dies auch den Rückschluss zulassen, dass<br />

die Projekte einen Einfluss auf die Jugendlichen bezüglich Offenheit haben.<br />

Bei dem nächsten Frageblock möchten wir, dass du entscheidest ob die Aussagen<br />

auf dich zutreffen oder nicht (Frage 40) → Antwortkategorien „Ich bin zufrieden<br />

mit meinem Aussehen“, „Ich bin ebenso begabt wie die meisten Mitschüler“,<br />

„Wenn ich kritisiert werde, d<strong>an</strong>n verletzt mich das sehr“ und „was ich mir<br />

vornehmen, schaffe ich“. Wenn Jugendliche, die bei einem Peer-Education-<br />

Projekt mitgemacht haben, sich für ebenso begabt halten, wie die meisten<br />

Mitschüler und bei Kritik weniger verletzt sind, dass heisst besser mit Kritik<br />

umgehen können, zeigt das ebenso, dass die Projekte einen positiven Einfluss auf<br />

das Selbstbild haben. Auch lässt es einen Rückschluss auf das Selbstbild zu, wenn<br />

Jugendliche, die bereits <strong>an</strong> einem Peer-Projekt beteiligt waren, <strong>an</strong>kreuzen, dass sie<br />

das, was sie sich vornehmen auch schaffen und mit ihrem Aussehen zufrieden<br />

sind<br />

Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) → Antwortkategorien: „Selten“ und „Nie“.<br />

Wenn Jugendliche nicht schik<strong>an</strong>iert werden, lässt sich der Schluss ziehen, dass sie<br />

gut integriert sind und auch genügend Selbstbewusstsein haben, um sich nicht<br />

schik<strong>an</strong>ieren zu lassen.<br />

58


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4.2.7 Untersuchungsmodell „Entwicklungsaufgaben“<br />

Ist die wichtigste Entwicklungsaufgabe bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen das „Aufbauen von<br />

neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts“?<br />

Diese Frage messen wir mit der Variable „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu<br />

Altersgenossen beiderlei Geschlechts“ und verbinden diese mit der Variable „Klasse der<br />

Befragten“ um die Unterschiede im Alter herausarbeiten zu können.<br />

Die Variable „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei<br />

Geschlechts“ lässt sich aus der folgenden Frage bilden:<br />

o „Entwicklungsaufgaben“:<br />

Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen??<br />

(Frage 34) → Antwortkategorie „Freunde finden, mit ihnen meine Freizeit und<br />

Erfahrungen teilen“. Mit dieser Frage, bei der die verschiedenen<br />

Entwicklungsaufgaben in den Antworten umschrieben sind, zeigt sich, ob eine<br />

Mehrheit der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die Beziehung zu Gleichaltrigen als<br />

wichtigsten Punkt <strong>an</strong>sieht. Bei dieser Frage können aus einer Liste von<br />

Entwicklungsaufgaben zwei ausgewählt werden. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen können<br />

also bewusst zwei der Aufgaben wählen und sich von den <strong>an</strong>deren abgrenzen. So<br />

können wir feststellen, wo sich die Präferenzen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen befinden.<br />

Auch interessiert uns, ob es einen Unterschied nach Alter gibt. Dies werden wir mit der<br />

Variable „Klasse der Befragten“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der folgenden Frage testen:<br />

o Alter:<br />

Klasse der Befragten → Antwortkategorien „6. Klasse“, „9. Klasse“ und „18-Jährige“.<br />

59


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

60


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

5 Methode<br />

Im Folgenden stellen wir unsere methodische Vorgehensweise vor. Im ersten Teil wird die<br />

Datenerhebung beh<strong>an</strong>delt. Diese beinhaltet die Erklärung der Methodenwahl und die der<br />

Arbeit zugrunde liegende Zielpopulation, den Beschrieb der Stichprobenziehung und des<br />

Fragebogens, die Darlegung der Ausschöpfungsquote sowie die Beschreibung der<br />

Gütekriterien. Im zweiten Teil erfolgen die Darstellung der Operationalisierung und die<br />

statistische Hypothesenüberprüfung. Dabei geht es um die Darstellung der Indikatoren bzw.<br />

Variablen und Indexe und die statistischen Hypothesenpaare.<br />

5.1 Datenerhebung<br />

Auch bei der Datenerhebung und -<strong>an</strong>alyse arbeiteten wir mit der Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong> zusammen. Dabei wurden die Rechte und Pflichten aller Beteiligten vertraglich<br />

festgehalten. Der Zug<strong>an</strong>g zu den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Gemeinde, wie auch die<br />

Deckung der <strong>an</strong>fallenden Spesen wurden uns in dieser Hinsicht von der Jugendfachstelle<br />

gar<strong>an</strong>tiert.<br />

5.1.1 Begründung der Methodenwahl<br />

Auf Grund des Umf<strong>an</strong>gs des Projekts haben wir uns für eine qu<strong>an</strong>titative Datenerhebung<br />

entschlossen. Die Daten, welche wir für die <strong>Bedarfserhebung</strong> benötigten, wurden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

eines Fragebogens, der den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Gemeinden vorgelegt wurde,<br />

gewonnen. Durch den Fragebogen sollten Informationen über die aktuellen Bedürfnisse der<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden herausgefunden werden. Zudem sollte mit dem<br />

Fragebogen ein Instrument erstellt werden, welches der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />

für wiederholte und vergleichende Erhebungen dient.<br />

5.1.2 Beschreibung der Zielpopulation<br />

Die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> ist für die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zuständig, die<br />

sich zwischen dem 6. und 20. Lebensjahr befinden und in den vierzehn Gemeinden Arni,<br />

Biglen, Freimettigen, Grosshöchstetten, Häutligen, <strong>Konolfingen</strong>, L<strong>an</strong>diswil, Niederhünigen,<br />

Oberhünigen, Oberthal, Schlosswil, Zäziwil, Mirchel und Walkringen leben.<br />

61


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Grundgesamtheit unserer Erhebung setzt sich aus allen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen vom 6.<br />

bis zum 20. Lebensjahr, die zum Zeitpunkt der Erhebung in den vierzehn Gemeinden leben,<br />

zusammen.<br />

5.1.3 Beschreibung der Stichprobe<br />

Auf Grund der grossen Anzahl <strong>an</strong> Schülern entschieden wir uns, nur die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der 6. Klasse und der 9. Klasse zu befragt. Da die Jugendfachstelle für alle<br />

Jugendliche bis zum 20. Lebensjahr zuständig ist, wurden, als dritte Altersstufe, alle 18-<br />

jährigen Jugendlichen, die in den Gemeinden wohnen, ebenfalls in die Stichprobe einbezogen.<br />

Somit arbeiteten wir mit zwei Repräsent<strong>an</strong>tengruppen für alle Schüler der Gemeinden und<br />

einer Repräsent<strong>an</strong>tengruppe für alle Nicht-Schüler, die sich in den Gemeinden befinden.<br />

Zum Zeitpunkt der Erhebung im August 2009 bef<strong>an</strong>den sich rund 410 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

jeweils in der 6. und 9. Klasse und von den 18-Jährigen 247 in den vierzehn Gemeinden.<br />

Somit setzte sich unsere Stichprobe aus den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der 6. und 9. Klasse<br />

und den 18-Jährigen, die zum Zeitpunkt der Erhebung in den Gemeinden zur Schule gingen<br />

oder dort lebten, zusammen. Insgesamt betraf das 657 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche. Mädchen und<br />

Jungen wurden hierbei gleichermassen in die Untersuchung mit einbezogen.<br />

Bei der Erhebung entschieden wir uns für eine Vollerhebung der drei Altersstufen, 6. Klasse,<br />

9. Klasse und 18-Jährige. Der Vorteil einer Vollerhebung in diesem Fall war, dass alle drei<br />

Altersstufen, die Gemeinden und Klassen gleichermassen berücksichtigt wurden und somit<br />

mit einer optimalen Stichprobe gearbeitet werden konnte. Der grosse Aufw<strong>an</strong>d der<br />

Datenerhebung und vor allem der Datenauswertung und die damit verbundenen Kosten<br />

können als Nachteile ausgelegt werden. Um die erhaltene Datenfülle etwas einzugrenzen,<br />

wurde die Erhebung auf die drei Altersstufen beschränkt und deshalb können keine<br />

allgemeinen Aussagen über die Gesamtpopulation gemacht werden, da die Altersstufen von<br />

uns nicht zufällig gewählt wurden (Schnell, Hill und Esser 2008:268).<br />

Die Datenerhebung wurde bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der 6. Klasse und 9. Klasse vor<br />

Ort <strong>an</strong> den Schulen durchgeführt. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen konnten das Mitmachen <strong>an</strong><br />

der Befragung verweigern. Ausserdem wurden die Eltern mit einem Brief über die Befragung<br />

informiert. Die Eltern konnten ihr Kind oder Jugendlicher von der Befragung aus<br />

individuellen Gründen entschuldigen. Trotzdem war die Befragung nur bedingt freiwillig, da<br />

wie es scheint kaum ein Kind, Jugendlicher oder ein Elternpaar von den vor<strong>an</strong>gehenden<br />

62


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Verweigerungsmöglichkeiten wirklich Gebrauch machte. Die Befragung <strong>an</strong> den Schulen k<strong>an</strong>n<br />

demnach zu einem negativen Einfluss auf die Qualität der Antworten geführt haben. Die 18-<br />

Jährigen wurden per Post <strong>an</strong>geschrieben. Um den Rücklauf etwas zu erhöhen, legten wir dem<br />

Fragebogen einen Talon bei, der den Jugendlichen zur Teilnahme <strong>an</strong> einer Verlosung von ein<br />

Mal zwei Eintritten, inklusive Anreise, in den Europapark berechtigte. Zudem wurde ein Brief<br />

beigelegt, in dem wir kurz die Forschungsgruppe und die Erhebung vorstellten und uns für<br />

das Ausfüllen des Fragebogens bed<strong>an</strong>kten.<br />

5.1.4 Beschreibung des Fragebogens<br />

Wir erstellten, entsprechend den drei Altersstufen, drei Fragebogen. In ihrer Grundlage und<br />

Struktur sind die Fragebogen identisch. Sie variieren nur in einigen Fragen, da nicht in jeder<br />

Altersstufe die gleichen Themen aktuell sind und einige Fragen erst ab einem bestimmten<br />

Alter gestellt werden können.<br />

Unser Haupt<strong>an</strong>liegen war es, durch den Fragebogen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen in den vierzehn Gemeinden zu erfassen. Die Fragebogen bestehen aus acht<br />

Frageblöcken, die entsprechend unseren Hypothesen nach unterschiedlichen Themen<br />

gegliedert sind.<br />

Der erste und der letzte Frageblock befassen sich mit den soziodemografischen Angaben der<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Faktoren wie Wohnsituation, Geschlecht und Nationalität werden<br />

hier befragt.<br />

Der zweite und dritte Block geben Aufschluss über das Freizeitverhalten und die Treffpunkte<br />

und Angebote, welche die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer Freizeit nutzen. Diese beiden<br />

Frageblöcke sollen Informationen darüber liefern, was die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer<br />

Freizeit am meisten und liebsten tun, wo sie sich aufhalten und was die Gemeinden den<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen <strong>an</strong> Unterhaltung und Aufenthaltsmöglichkeiten bieten. Ebenfalls<br />

sollte herausgefunden werden, mit wem und wo die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre Freizeit<br />

verbringen.<br />

Der vierte Block dient dazu, Aufschluss zu geben, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> bereits kennen und eventuell schon bei Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

der Jugendfachstelle teilgenommen haben. Dabei werden sowohl konkrete Fragen zur<br />

63


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Situation in den jeweiligen Aufenthaltsgemeinden gestellt, wie auch grundsätzliche Angaben<br />

zur Motivation und dem Interesse, die Angebote der Jugendfachstelle zu nutzen, erfasst.<br />

Der fünfte und sechste Frageblock beziehen sich auf die Gesundheit und den Konsum der<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und damit verbunden auch auf ihr Lebensgefühl und die<br />

Zufriedenheit. In diesen Abschnitten soll herausgefunden werden, wie es um die Gesundheit<br />

der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen steht und wie ihr Konsumverhalten aussieht. Zudem soll in<br />

Erfahrung gebracht werden, wie das Selbstbild der Jugendlichen ist und ob dies<br />

altersabhängig oder gar geschlechtsabhängig ist. Mit Fragen über das Interesse der<br />

Jugendlichen <strong>an</strong> der Mitgestaltung ihres Umfelds und der Nutzung von Ressourcen zur<br />

Gestaltung ihrer Freizeit, soll etwas über die Partizipation der Jugendlichen herausgefunden<br />

werden.<br />

Im siebten Block werden Fragen zu Schik<strong>an</strong>en gestellt. Dabei wurde zuerst definiert, was wir<br />

unter Schik<strong>an</strong>e verstehen und <strong>an</strong>schliessen verschiedene Fragen bezüglich der persönlichen<br />

Erlebnisse mit Schik<strong>an</strong>e gestellt. Dabei interessierte uns, ob und in welchem Ausmass die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen schik<strong>an</strong>iert werden und welche Gesellschaftsgruppen am meisten<br />

von Schik<strong>an</strong>e betroffen sind.<br />

Die Fragen wurden zum grössten Teil von uns entwickelt. Zur Orientierung dienten jedoch<br />

vorgängige Studien. Die Fragebogen der drei Studien „Adoleszenzkrise und sozialräumliche<br />

<strong>Jugendarbeit</strong>“, „Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern“<br />

und „Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008 juk- <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz“ boten uns eine Übersicht, wie sich ein<br />

solcher Fragebogen gestaltet, welche Fragen gestellt werden könnten und welche möglichen<br />

Antwortkategorien verwendet werden können. Der Fragebogen wurde nach der Erstellung<br />

gemeinsam mit Walter Staub von der Jugendfachstelle überarbeitet und vor allem im Bezug<br />

auf die Antwortkategorien, ergänzt. Insgesamt besteht der Fragebogen aus 47 Fragen bei der<br />

6. Klasse, bei der 9. Klasse aus 53 und bei den 18-Jährigen aus 54 Fragen. Der Fragebogen<br />

enthält zehn offene Fragen, 28 halboffene Fragen und sechzehn geschlossene Fragen.<br />

5.1.5 Ausschöpfungsquote bei der Datenerhebung<br />

Die Rücklaufquote lag bei der 6. und 9. Klasse bei 91.8% und bei den 18-Jährigen lediglich<br />

bei 23.9%. Diese unterschiedliche Zahl der Rücklaufquote ist vermutlich darauf<br />

zurückzuführen, dass die Befragung bei den 18-Jährigen per Post durchgeführt wurde und<br />

freiwillige war, während bei der 6. Klasse und 9. Klassen die Befragung <strong>an</strong> den Schulen<br />

64


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

stattf<strong>an</strong>d und damit nur bedingt freiwillig war. Eine höhere Ausschöpfquote war nicht<br />

möglich, weil ein Teil der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen abwesend war oder die Teilnahme<br />

verweigerten. Vermutlich durch das unfreiwillige Ausfüllen des Fragebogens bei der 6.<br />

Klasse und der 9. Klasse zeigten sich bei der Datenaufbereitung einige nicht plausible<br />

Antworten. Diese wurden als Missings codiert und zwei unbrauchbare Fragebogen wurden<br />

vollständig weggelassen.<br />

5.2 Statistische Hypothesenüberprüfung<br />

Um unsere Forschungsfragen be<strong>an</strong>tworten zu können, haben wir verschiedene Hypothesen<br />

aufgrund der her<strong>an</strong>gezogenen Theorien ermittelt. Sie dienen dazu, sowohl die Theorie als<br />

auch die Forschungsfragen näher erläutern zu können. Mit diesen Hypothesen wird in der<br />

Auswertung gearbeitet. Die Überprüfung der Hypothesen findet <strong>an</strong>schliessend in der<br />

Auswertung im folgenden Kapitel statt. Die Hypothesen stehen in derselben Reihenfolge, wie<br />

in der Operationalisierung.<br />

5.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen<br />

Die Jugendfachstelle unterstützt die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre Bedürfnisse zu erkennen<br />

und diese umzusetzen. Sie setzt am "Wollen" der Jugendlichen und ihren Wünschen,<br />

Träumen und Ideen <strong>an</strong>. Damit will sie der Fremdbestimmung vieler <strong>Kinder</strong> und Jugendlicher<br />

entgegenwirken.<br />

Die unabhängige Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ beeinflusst die<br />

abhängige Variable „Fremdbestimmung“.<br />

o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : ρ < 0 ; H 0 : ρ ≥ 0<br />

H 1 : Die Präsenz der Jugendfachstelle hat einen negativen Einfluss auf die<br />

Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen.<br />

H o : Die Präsenz der Jugendfachstelle hat keinen oder einen positiven Einfluss auf<br />

die Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen.<br />

Da hier eine Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese vorliegt, wird die Überprüfung der Hypothese mit der<br />

einfachen linearen Regression ausgewertet.<br />

65


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

5.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche haben das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung durch eine<br />

erwachsene Person. Das Ziel der Jugendfachstelle ist es, dem Bedürfnis <strong>an</strong> <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung nachzukommen.<br />

Die „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ ist die unabhängige Variable, das<br />

„Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ die abhängige Variable.<br />

o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : ρ > 0; H 0 : ρ ≤ 0<br />

H 1 : Die Präsenz der Jugendfachstelle erhöht das Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung.<br />

H 0 : Die Präsenz der Jugendfachstelle senkt oder hat keinen Einfluss auf das<br />

Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> und Jugendliche nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung.<br />

Um die Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese auswerten zu können, wird der Einfluss der abhängigen<br />

Variable auf die unabhängige Variable <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer einfachen linearen Regression<br />

ausgewertet.<br />

5.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs<br />

Im Gegensatz zu einem Verein, k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse, die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche beschäftigen, abdecken. Vereine/Clubs können nicht alle Bedürfnisse von<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen gleichzeitig abdecken, da sie nur Einzelbedürfnisse aufnehmen.<br />

Die unabhängigen Variablen „Nutzung Jugendfachstelle“ oder „Nutzung Vereine/Clubs“<br />

beeinflussen die abhängige Variable „Bedürfnisabdeckung“.<br />

o<br />

Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : μ J > μ V ; H 0 : μ J ≤ μ V<br />

H 1 : Die Jugendfachstelle (J) deckt die Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

mehr ab als Vereine/Club (V).<br />

H 0 : Die Jugendfachstelle (J) deckt die Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

weniger oder gleich gut ab wie Vereine/Club (V).<br />

Hier liegt eine Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese vor. Um den Einfluss aufzeigen zu können wird<br />

eine lineare Regression durchgeführt.<br />

66


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

5.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien nehmen die Angebote der<br />

Jugendfachstelle/-treff vermehrt in Anspruch.<br />

Die unabhängige Variable „Einkommensschwach“ beeinflusst die abhängige Variable<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />

o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : f e ≠ f b ; H 0 : f e = f b<br />

H 1 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien, die die Angebote der Jugendfachstelle/-treff in<br />

Anspruch nehmen, stimmen nicht mit den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />

H 0 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien, die die Angebote der Jugendfachstelle/-treff in<br />

Anspruch nehmen, stimmen mit den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />

Da hier eine Unterschiedshypothese vorliegt und die Daten nominal und ordinal verteilt sind,<br />

wird diese Hypothese mit einem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test ausgewertet.<br />

5.2.5 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden<br />

vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien werden vermehrt Opfer von<br />

Schik<strong>an</strong>e.<br />

Die unabhängige Variable „Einkommensschwach“ beeinflusst die abhängige Variable „Opfer<br />

Schik<strong>an</strong>e“.<br />

o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : f e ≠ f b ; H 0 : f e = f b<br />

H 1 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien, die Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden, stimmen nicht<br />

mit den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />

H 0 : Die beobachteten Werte (f b ) der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien, die Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden, stimmen mit<br />

den erwarteten Werten (f e ) überein.<br />

Da hier eine Unterschiedshypothese vorliegt und die Daten nominal und ordinal verteilt sind,<br />

wird diese Hypothese mit einem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test ausgewertet.<br />

67


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

5.2.6 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf die Stellung und das Selbstbild<br />

der befragten Jugendlichen<br />

Peer-Education-Projekte der Jugendfachstelle verbessern die Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen und das Selbstbild der befragten Jugendlichen.<br />

Die abhängigen Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbstbild“ werden von<br />

der unabhängigen Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ beeinflusst.<br />

o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : ρ > 0; H 0 : ρ ≤ 0<br />

H 1 : Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten verbessert die Stellung und das<br />

Selbstbild der Jugendlichen.<br />

H 0 : Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten verbessert die Stellung und das<br />

Selbstbild der Jugendlichen nicht oder verschlechtert sie.<br />

Da hier eine Zusammenh<strong>an</strong>gshypothese vorliegt, wird der Einfluss der unabhängigen Variable<br />

auf die abhängige Variable <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer einfachen linearen Regression ausgewertet.<br />

5.2.7 Entwicklungsaufgabe<br />

Die wichtigste Entwicklungsaufgabe bei <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ist der Aufbau von neuen<br />

und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts.<br />

Die abhängige Variable „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen<br />

beiderlei Geschlechts“ wird von der unabhängigen Variable „Klasse“ beeinflusst.<br />

o Statistisches Hypothesenpaar: H 1 : μ 18- μ 6 ≠ 0; H 0 : μ 18- μ 6 = 0<br />

H 1 : Der Mittelwert der Entwicklungsaufgabe „Aufbau von neuen und reiferen<br />

Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts“ verändert sich mit dem<br />

Alter.<br />

H 0 : Der Mittelwert der Entwicklungsaufgabe „Aufbau von neuen und reiferen<br />

Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei Geschlechts“ verändert sich nicht mit<br />

dem Alter.<br />

Da hier eine Unterschiedshypothese vorliegt und die Daten nominal und ordinal skaliert sind,<br />

wird diese Hypothese mit einem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test ausgewertet.<br />

68


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6 Datenauswertung<br />

Im Folgenden wird die Datenauswertung dargestellt. Zuerst wird der allgemeine Teil der<br />

Auswertung beschrieben, im Anschluss die einzelnen Hypothesen ausgewertet und zum<br />

Schluss ein Überblick der Ergebnisse gegeben.<br />

6.1 Allgemeiner Teil der Auswertung<br />

Unsere Erhebung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong> wurde mittels<br />

eines Fragebogens durchgeführt.<br />

Männlich Weiblich Missing Gesamt<br />

Absolute Häufigkeiten 209 227 2 439<br />

Relative Häufigkeiten 47.4% 51.5% 1.1% 100%<br />

Tabelle 1: Häufigkeitstabelle Geschlecht der Befragten<br />

Die Stichprobe umfasst 437 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus den vierzehn verschiedenen<br />

Gemeinden der Region <strong>Konolfingen</strong>. Davon sind 227 Person weiblich und 209 männlich. In<br />

der Stichprobe hat es somit mehr Mädchen (51,5%) als Jungen (47,4%). Dieser Unterschied<br />

fällt jedoch sehr klein aus, die Stichprobe wird von beiden Geschlechtern ähnlich gut<br />

repräsentiert.<br />

6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige<br />

Männlich 44.2% (88) 54.8% (97) 40% (24)<br />

Weiblich 55.8% (111) 45.2% (80) 60% (36)<br />

Gesamt 100% (199) 100% (177) 100% (60)<br />

Tabelle 2: Kreuztabelle Klasse und Geschlecht der Befragten<br />

Wenn das Geschlecht der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nach Klassen aufgeteilt werden,<br />

so sind die Mädchen nur in der 6. Klasse und bei den 18-jährigen in der Mehrzahl, mit 55.8%<br />

beziehungsweise 60%. Die weiblichen Testpersonen sind in der 9. Klasse mit 44.7%<br />

gegenüber den männlichen mit 54.2% in der Minderheit. Auch wenn die Verteilung nach<br />

Geschlecht nicht in allen Klassen identisch ist, können sie als gleich gut repräsentiert<br />

<strong>an</strong>gesehen werden, da die Unterschiede relativ klein ausfallen.<br />

69


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Wohngemeinde Absolute Häufigkeiten Relative Häufigkeiten<br />

Arni 18 4.1%<br />

Biglen 36 8.2%<br />

Freimettigen 13 2.3%<br />

Grosshöchstetten 83 18.9%<br />

Häutligen 8 1.8%<br />

<strong>Konolfingen</strong> 100 22.8%<br />

Zäziwil 30 6.8%<br />

L<strong>an</strong>diswil 21 4.8%<br />

Niederhünigen 19 4.3%<br />

Oberhünigen 5 1.1%<br />

Oberthal 22 5%<br />

Schlosswil 20 4.6%<br />

Walkringen 45 10.3%<br />

Mirchel 16 3.6%<br />

Missings 3 0.7%<br />

Gesamt 439 100%<br />

Tabelle 3: Häufigkeitstabelle Wohngemeinde der Befragten<br />

Die Verteilung der Stichprobe auf die Gemeinden selbst fällt sehr unterschiedlich aus. Der<br />

kleinste Anteil der Testpersonen befindet sich in Oberhünigen und macht mit 1.1% gerade<br />

fünf <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus. Der grösste Anteil liegt in <strong>Konolfingen</strong> und macht mit<br />

22,8% und 100 <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen den Löwen<strong>an</strong>teil der Erhebung aus.<br />

Gemeinde<br />

<strong>Konolfingen</strong>, Häutligen,<br />

Freimettigen, Niederhünigen,<br />

Biglen, Walkringen, Arni,<br />

L<strong>an</strong>diswil, Grosshöchstetten<br />

Oberthal,<br />

Schlosswil<br />

Oberhünigen,<br />

Beitritt<br />

01.01.2006 Zusammenschluss der<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> dieser neun<br />

Gemeinden (Biglen und<br />

<strong>Konolfingen</strong> hatten zuvor<br />

eine lokale <strong>Jugendarbeit</strong>)<br />

bildeten Ursprung der<br />

regionalen Jugendfachstelle<br />

01.01.2008<br />

Mirchel, Zäziwil 01.01.2010<br />

Tabelle 4: Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />

70


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Gemeinden sind nicht zur selben Zeit der Jugendfachstelle beigetreten. Dies spielt eine<br />

Rolle, wenn wir die Präsenz der Jugendfachstelle erheben möchten, da die Jugendfachstelle<br />

zum Teil erst seit sehr kurzer Zeit diese Gemeinden betreuen. In der oben dargestellten<br />

Tabelle wird sichtbar, zu welcher Zeit die Gemeinden beigetreten sind. Diese Aufstellung<br />

haben wir von Walter Staub dem Leiter der Jugendfachstelle <strong>Konolfingen</strong> erhalten. In der<br />

weiteren Arbeit wird jeweils nach Beitritt (2006 und 2008) und Nicht-Beitritt (2010)<br />

unterschieden, da die Erhebung noch im Jahr 2009 durchgeführt wurde. In der Arbeit ist uns<br />

die Präsenz und nicht die Dauer der Präsenz wichtig.<br />

Die Gemeinden werden in der Auswertung weiter unterteilt nach Subregionen und Grösse.<br />

Die Gemeinden wurden von der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> in drei Subregionen<br />

unterteilt. Die Subregion A umfasst die Gemeinden <strong>Konolfingen</strong>, Häutligen, Freimettigen und<br />

Niederhünigen. In der Subregion B sind die Gemeinden Biglen, Walkringen, Arni und<br />

L<strong>an</strong>diswil und in der Subregion C die Gemeinden Grosshöchstetten, Oberthal, Oberhünigen,<br />

Schlosswil, Mirchel und Zäziwil.<br />

Nach Grösse unterteilt ergeben sich die folgenden drei Gruppen. Gruppe 0-1500 Einwohner<br />

umfasst Häutligen, Oberhünigen, Freimettigen, Mirchel, L<strong>an</strong>diswil, Niederhünigen,<br />

Schlosswil, Oberthal und Arni. In der Gruppe 1501-3000 Einwohner sind die Gemeinden<br />

Zäziwil, Biglen und Walkringen. In der dritten Gruppe mit 3001-4500 Einwohner sind die<br />

zwei Gemeinden Grosshöchstetten und <strong>Konolfingen</strong>.<br />

Zur Be<strong>an</strong>twortung unserer Forschungsfragen ist es zentral, die Bedürfnisse der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu erheben, einerseits um die Frage zu be<strong>an</strong>tworten und <strong>an</strong>dererseits<br />

um der Jugendfachstelle Anhaltspunkte zu geben, wo noch Bedürfnisse <strong>an</strong> sie bestehen.<br />

Um die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu messen, haben wir zwei offene<br />

Fragen gestellt, um diese so gut als möglich erheben zu können. Denn bei offenen Fragen<br />

werden die Bedürfnisse am besten erhoben, da sich die Befragten nicht <strong>an</strong> Kategorien halten<br />

müssen. Während sich die Frage Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht<br />

(Frage 13) eher auf die Bedürfnisse im Allgemeinen bezieht, ist die Frage Welche<br />

Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? Was wünschst du dir in deinem Ort, in der Region? (Frage 17)<br />

konkret auf Freizeit<strong>an</strong>gebote ausgerichtet.<br />

71


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Frage 13 Frage 17<br />

Altersentsprechende Freizeitaktivitäten 0.7% 5.2%<br />

Arbeiten 1.4% 0.5%<br />

Ausg<strong>an</strong>g 10.6% 12.8%<br />

Badi 2.7% 11.4%<br />

Besserer ÖV 1.7% 0.9%<br />

Einkaufen 3.8% 8.8%<br />

Faulenzen 12.2% 0%<br />

Freizeitplätze 4.5% 7%<br />

Jugendräume 1.7% 5.8%<br />

Kreatives 2% 0.9%<br />

Kurse 1.3% 2.5%<br />

Musik 4% 1.6%<br />

Nichts 5.8% 13.2%<br />

Sport 20.3% 20.6%<br />

Suchtmittel 0.4% 0.3%<br />

Tiere 0.3% 0.3%<br />

Träume/Wünsche 7.5% 3.3%<br />

Verein 1.8% 5.6%<br />

Tabelle 5: Häufigkeitstabelle Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

Wir haben zur Vereinfachung der Auswertung die Antwort<strong>an</strong>gaben der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen zusammengetragen und kategorisiert. Diese Kategorisierung wird in der Tabelle<br />

fünf ersichtlich. Bei der Frage dreizehn sind die fünf wichtigsten Bedürfnisse: <strong>an</strong> erster Stelle<br />

„Sport“, <strong>an</strong> zweiter „Faulenzen“, <strong>an</strong> dritter „Ausg<strong>an</strong>g“, <strong>an</strong> vierter „Träume/Wünsche“ und <strong>an</strong><br />

fünfter „Freizeitplätze“. Ebenfalls haben 5.8% der Befragten <strong>an</strong>gegeben, dass ihnen nichts<br />

fehlt.<br />

Bei der Frage siebzehn, wo konkret die fehlenden Freizeit<strong>an</strong>gebote erfragt waren, sind die<br />

fünf am häufigsten gen<strong>an</strong>nten: „Sport“, „Badi“, „Ausg<strong>an</strong>g“, „Einkaufen“ und „Freizeitplätze“.<br />

Hier muss beachtet werden, dass wir die Befragung im Hochsommer durchgeführt haben, was<br />

sicherlich einen Einfluss darauf hatte, dass so viele befragte <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die<br />

„Badi“ als fehlendes Freizeit<strong>an</strong>gebot wählten. Von den Befragten haben 13.2% gesagt, dass<br />

ihnen nichts fehle.<br />

72


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass bei beiden Variablen das Bedürfnis nach Sport,<br />

Ausg<strong>an</strong>g und nach Freizeitplätzen zentral zu sein scheint. Diese drei Items wurden bei beiden<br />

offenen Fragen innerhalb der fünf häufigsten gen<strong>an</strong>nt. Dabei ist das Bedürfnis nach<br />

Sport<strong>an</strong>geboten am höchsten mit ca. 20%, das Bedürfnis nach Ausg<strong>an</strong>g am zweithöchsten,<br />

mit 10.6% beziehungsweise 12.8%. Das Bedürfnis nach Freizeitplätzen ist bei beiden<br />

immerhin noch <strong>an</strong> 5. Stelle mit 4.5% beziehungsweise 7%.<br />

73


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.1.1 Phasen der Datenauswertung<br />

1 Kodierung und Datenübertragung<br />

2 Fehlerkontrolle, eventuelle Fehlerbereinigung, Ausschluss fehlerhafter und fehlender<br />

Angaben („missing values“)<br />

3 Umformen von Variablen (Rekodierung), Neubildung von Variablen, Indizes und<br />

Skalen (Variablentr<strong>an</strong>sformation)<br />

4 Statistische Analyse von Verteilungen und Zusammenhängen<br />

Univariat<br />

Bivariat<br />

Multivariat<br />

Abbildung 1: Phasen der Datenauswertung nach Andreas Diekm<strong>an</strong>n (2007:661)<br />

Nach Diekm<strong>an</strong>n (2007: 660) dient der erste Schritt der Datenübertragung, während der zweite<br />

und dritte für die Datenaufbereitung gemacht wird. Erst nach diesen drei Schritten liegt ein<br />

<strong>an</strong>alysefähiger Datensatz vor, der d<strong>an</strong>n im vierten Schritt mit statistischen Verfahren<br />

überprüft werden k<strong>an</strong>n (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 660).<br />

Für die Auswertung dieser Daten haben wir haben diese vier Schritte befolgt. Die Codierung<br />

und Datenübertragung erfolgte als erstes auf das Statistikprogramm SPSS. In einem zweiten<br />

Schritt führten wir die nötigen Fehlerüberprüfungen durch, um auszuschliessen, dass falsch<br />

codierte oder fehlende Daten im Datensatz enthalten sind. Erst d<strong>an</strong>ach beg<strong>an</strong>nen wir mit der<br />

Umformung der Variablen (Index- und Dummybildung), um d<strong>an</strong>ach die statistischen Tests<br />

74


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

durchführen zu können. Alle statistischen Tests wurden mit dem Statistikprogramm SPSS<br />

ausgewertet.<br />

6.1.2 Gütekriterien – Objektivität, Reliabilität und Validität<br />

Das Ziel einer Messung ist es, exakte und fehlerfreie Messwerte zu erhalten. Um dies zu<br />

gar<strong>an</strong>tieren, ist eine Reihe von Gütekriterien einzuhalten. Die Objektivität, die Reliabilität<br />

(Zuverlässigkeit) und die Validität (Gültigkeit) einer Messung sind von zentraler Bedeutung<br />

(Schnell et al. 2008:151).<br />

Die Objektivität eines Messinstruments ist d<strong>an</strong>n gegeben, wenn die Ergebnisse unabhängig<br />

von der Person, die das Messinstrument <strong>an</strong>wendet, gleich ausfallen (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />

Von vollständiger Objektivität ist d<strong>an</strong>n die Rede, wenn beispielsweise zwei Personen mit<br />

demselben Messinstrument identische Resultate erzielen (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261). Um die<br />

Objektivität zu messen, wird der Korrelationskoeffizient beigezogen (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />

Dieser misst das Ausmass der Übereinstimmung der erhobenen Daten (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />

Dabei k<strong>an</strong>n der Korrelationskoeffizient einen Wert zwischen 0 und 1 <strong>an</strong>nehmen, wobei 1 eine<br />

perfekte Korrelation bedeutet (Diekm<strong>an</strong>n 2007:261). Bei qu<strong>an</strong>titativen Erhebungsmethoden,<br />

wie bei unserem Fragebogen, ist die Auswertungsobjektivität maximal (Diekm<strong>an</strong>n 2007:261).<br />

Die Messung k<strong>an</strong>n lediglich durch die Durchführung und Codierung fehlerbehaftet sein<br />

(Diekm<strong>an</strong>n 2007:261). Dies haben wir, wie oben erwähnt, durch die Fehlerüberprüfung<br />

ausgeschlossen. Dafür haben wir alle Items der Fragen nach Fehlereingaben überprüft. Die<br />

Objektivität eines Messinstruments ist jedoch ein schwächeres Kriterium als die Reliabilität<br />

(Diekm<strong>an</strong>n 2007:261).<br />

Die Reliabilität zeigt die Zuverlässigkeit einer Messung auf. Dabei wird getestet, ob bei<br />

wiederholtem Messen eines Objekts, mit einem Messinstrument, immer die gleichen Werte<br />

geliefert werden (Schnell et al. 2008:151). Wenn bei wiederholter Messung verschiedene<br />

Werte gemessen werden, k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass das Messinstrument nicht<br />

zuverlässig ist (Schnell et al. 2008:151). Anders ausgedrückt, je grösser der Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwischen den gemessenen Werten und den tatsächlichen Werten, desto höher ist die<br />

Reliabilität (Schnell et al. 2008:151). Die Reliabilität stellt somit das Mass der<br />

Reproduzierbarkeit von Ergebnissen eines Messinstruments dar (Diekm<strong>an</strong>n 2007:250).<br />

Um die Reliabilität zu messen gibt es unterschiedliche Methoden. Normalerweise werden drei<br />

Methoden unterschieden, die im Folgenden kurz erläutert werden. Bei der „Test-Retest-<br />

75


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Methode“ wird ein Messinstrument zweimal auf dieselben Objekte <strong>an</strong>gewendet.<br />

Anschliessend werden die beiden Messungen auf ihre Korrelation geprüft, was eine<br />

Schätzung der Reliabilität ergeben würde. Die Test-Retest-Methode wird auf Grund der<br />

Fehl<strong>an</strong>nahmen, die beim Interpretieren der Korrelation eintreten können (Über- oder<br />

Unterschätzung der Reliabilität), in der Praxis kaum verwendet.<br />

In der Praxis ebenfalls eher selten Verwendung findet die „Paralleltestmethode“ (Schnell et al.<br />

2008:151). Dabei werden gleichzeitig zwei ein<strong>an</strong>der ähnelnde Messinstrumente eingesetzt,<br />

die dieselbe Dimension messen sollen (Schnell et al. 2008:151). Für die Schätzung der<br />

Reliabilität dient die Korrelation der Ergebnisse der beiden Messinstrumente (Schnell et al.<br />

2008:151). Die Schwierigkeit hierbei stellt sich vor allem darin, zwei ein<strong>an</strong>der ähnelnde<br />

Messinstrumente zu finden, die zudem noch dieselbe Dimension messen (Schnell et al.<br />

2008:151).<br />

Die „Splithalf-Methode“ oder auch Methode der Testhalbierung, basiert auf der Halbierung<br />

des Messinstruments und der damit verbundenen Halbierung der verwendeten Items (Schnell<br />

et al. 2008:152). Die Korrelation der beiden Testhälften lässt wiederum auf die Reliabilität<br />

schliessen (Schnell et al. 2008:152).<br />

Die Zuverlässigkeit unserer Daten haben wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Methode „interne Konsistenz“<br />

überprüft. Die interne Konsistenz ist eine Erweiterung der Testhalbierungsmethode<br />

(Diekm<strong>an</strong>n 2007:254). Dabei besteht das Messinstrument aus mehreren Indikatoren, bei<br />

denen überprüft wird, ob die ausgewählten Indikatoren dieselbe Dimension messen (Schnell<br />

et al. 2008:151). In unserer Forschungsarbeit stellt der Fragebogen das Messinstrument dar.<br />

Wenn dies zutrifft k<strong>an</strong>n von der „internen Konsistenz“ ausgeg<strong>an</strong>gen werden (Schnell et al.<br />

2008:151). Das Mass der internen Konsistenz gibt <strong>an</strong>, in welchem Umf<strong>an</strong>g die<br />

Einzelindikatoren dasselbe Konstrukt messen. Der Cronbachs Alpha-Koeffizient entspricht<br />

der Korrelation der untersuchten Indikatoren und k<strong>an</strong>n einen Wert zwischen Null und Eins<br />

<strong>an</strong>nehmen (Schnell et al. 2008:152-153). Der empirische Wert von 0.8 wird als akzeptabel<br />

betrachtet. In der Praxis, wird der Koeffizient meist etwas niedriger festgesetzt (Schnell et al.<br />

2008:152-153). Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit unserer Forschung werden alle Werte über 0.6 als<br />

akzeptabel betrachtet. Objektivität und Reliabilität sind Minimal<strong>an</strong>forderungen <strong>an</strong> ein<br />

Messinstrument (Diekm<strong>an</strong>n 2007:256). Objektive und reliable Messinstrumente sind nicht<br />

zwingend auch valide. Das Hauptziel einer Messung ist daher die Konstruktion eines<br />

möglichst validen Messinstruments (Diekm<strong>an</strong>n 2007:256).<br />

76


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Validität soll die Gültigkeit eines Messinstruments zeigen (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Sie gibt<br />

Aufschluss, ob das verwendete Messinstrument auch tatsächlich das misst, was es messen<br />

soll. In der Literatur werden drei Formen der Validität unterschieden (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258).<br />

Die Inhaltsvalidität ist gegeben, wenn die zu messende Eigenschaft von den ausgewählten<br />

Items, in hohem Grad repräsentiert wird (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Die Inhaltsvalidität soll<br />

jedoch in dem Sinn nicht als Validitätskriterium aufgefasst werden, da für ihre Beurteilung<br />

keine objektiven Kriterien existieren (Schnell et al. 2008:155). Sie ist lediglich als Idee bei<br />

der Konstruktion eines Instruments zu verwenden (Schnell et al. 2008:155). Die<br />

Kriteriumsvalidität misst die empirische Korrelation zwischen den erhobenen Resultaten des<br />

Messinstruments und <strong>an</strong>deren gemessenen Merkmalen (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Dabei muss<br />

beachtet werden, dass die zum Vergleich her<strong>an</strong>gezogenen Merkmale mit einem <strong>an</strong>deren<br />

Messinstrument erhoben werden (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258). Es wird zwischen der<br />

Übereinstimmungsvalidität und der Vorhersagevalidität unterschieden (Diekm<strong>an</strong>n 2007:258).<br />

Die Vorhersagevalidität ist d<strong>an</strong>n gegeben, wenn ein Instrument Vorhersagen, die auf einer<br />

ersten Messung beruhen, durch spätere Messungen mit einem <strong>an</strong>deren Instrument bestätigt<br />

werden (Schnell et al. 2008:155). Bei der Übereinstimmungsvalidität hingegen beruhen die<br />

Vorhersagen auf Messungen, die zum selben Zeitpunkt erhoben wurden (Schnell et al.<br />

2008:155-156). Das heisst, die zur Beurteilung beigezogene Messung erfolgt zum gleichen<br />

Zeitpunkt wie die Messung über das Kriterium (Schnell et al. 2008:155-156). Es lassen sich<br />

viele Werte der Kriteriumsvalidität <strong>an</strong>geben, da zur Validierung auch mehrere<br />

Aussenkriterien her<strong>an</strong>gezogen werden können (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 258). Ausgedrückt wird die<br />

Kriteriumsvalidität durch einen Korrelationskoeffizienten (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 258). Die<br />

Inhaltsvalidität, wie auch die Kriteriumsvalidität sind nur selten <strong>an</strong>wendbar (Schnell et al.<br />

2008:156). Aus diesem Grund wird in der Sozialwissenschaft meistens auf die dritte Form der<br />

Validität, die Konstruktvalidität, zurückgegriffen (Schnell et al. 2008:156). Auch für die<br />

Überprüfung unserer erhobenen Daten haben wir die Konstruktvalidität verwendet. Dafür<br />

werden aus dem Messinstrument Konstrukte, in unserem Fall Modelle, gebildet, die empirisch<br />

überprüfbare Aussagen über Zusammenhänge des einen Konstrukts mit <strong>an</strong>deren Konstrukten<br />

oder Variablen machen (Schnell et al. 2008:156). Aus diesen Zusammenhängen lassen sich<br />

Hypothesen ableiten, die einer empirischen Überprüfung st<strong>an</strong>dhalten (Schnell et al.<br />

2008:156).<br />

77


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Objektivität, Reliabilität und Validität stehen in einem hierarchischen Verhältnis<br />

zuein<strong>an</strong>der (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261). Dabei besteht das Ziel einer Messung in der Konstruktion<br />

eines validen Messinstruments, wobei ein Messinstrument mindestens eines der erwähnten<br />

Validitätskriterien erfüllen sollte (Diekm<strong>an</strong>n 2007: 261).<br />

6.2 Auswertung der einzelnen Untersuchungsmodelle<br />

Die Daten unserer Auswertung dienen einerseits der <strong>Bedarfserhebung</strong>, die wir für die<br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> durchgeführt haben, <strong>an</strong>dererseits jedoch auch dazu,<br />

unsere eigenen Forschungsfragen be<strong>an</strong>tworten zu können. In dieser Arbeit werden wir stärker<br />

auf den zweiten Punkt eingehen, der Jugendfachstelle werden wir vor allem die Ergebnisse<br />

der <strong>Bedarfserhebung</strong> vorlegen, weil dies für sie von grösserer Wichtigkeit ist. Nun werden wir<br />

in einem ersten Schritt die verschiedenen Untersuchungsmodelle genauer betrachten und d<strong>an</strong>n<br />

zum Schluss einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse verschaffen.<br />

Um eine Aussage zu den verschiedenen Klassen machen zu können und damit jede Klasse die<br />

gleiche Aussagekraft besitzt, haben wir die Daten gewichtet. Denn gerade bei den 18-Jährigen<br />

ist die Anzahl der Befragten viel kleiner als bei den <strong>an</strong>deren beiden Gruppen.<br />

6.2.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen<br />

Die Aufgabe der Jugendfachstelle ist es, die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche zu unterstützen, ihre<br />

Bedürfnisse zu erkennen und diese umzusetzen. Dabei setzten sie am „Wollen“ der <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen <strong>an</strong>. Bei der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> nach Diethelm Damm<br />

(1980:15) wird ebenfalls davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass die Jugendlichen in ihrer Freizeit etwas<br />

machen wollen. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ihre<br />

Bedürfnisse erkennen und ihre Freizeit nach ihren eigenen Wünschen gestalten und dabei ihre<br />

Bedürfnisse umsetzen. Die Selbstbestimmung steht dabei im Vordergrund.<br />

Das Ziel des Untersuchungsmodels „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />

Fremdbestimmung entgegen“ ist es zum Einen herauszufinden, ob das Bedürfnis nach<br />

Selbstbestimmung und damit das Entgegenwirken der Fremdbestimmung bei den befragten<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen vorh<strong>an</strong>den ist. Des Weiteren interessiert uns, ob die Präsenz der<br />

Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche unterstützt, ihr Bedürfnis nach weniger<br />

Fremdbestimmung, respektiv mehr Selbstbestimmung umzusetzen.<br />

78


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Um herauszufinden, ob bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Wunsch und das Interesse <strong>an</strong><br />

Selbstbestimmung besteht, verwenden wir bei der Auswertung der Hypothese die Frage<br />

Welche Aussage bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu (Frage 15) mit<br />

den Antwortkategorien „In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die die<br />

Jugendlichen betreffen, mitentscheiden“ und „Es braucht Räume und Plätze, in denen die<br />

Jugendlichen selbst bestimmen können, was passiert“, als Hauptindikatoren.<br />

In einem ersten Teil werden wir zuerst untersuchen, wie die allgemeine Tendenz bezüglich<br />

der Selbstbestimmung in unserer Stichprobe aussieht. Um sicher zu gehen, dass die<br />

allgemeine Tendenz unabhängig von <strong>an</strong>deren Einflüssen besteht, vergleichen wir die beiden<br />

Variablen mit den weiteren Indikatoren Geschlecht, Altersgruppe, Subregionen,<br />

Beitrittsgruppe, Nationalität, Einkommen und Nutzung der Jugendfachstelle. Dadurch wollen<br />

wir untersuchen, dass wenn das Bedürfnis nach Selbstbestimmung besteht, es unabhängig<br />

vom Geschlecht, dem Einkommen oder der Nutzung der Jugendfachstelle besteht.<br />

In einem zweiten Teil der Auswertung werden, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d bivariater Analyse, die restlichen<br />

Variablen, die Aufschluss darüber geben, ob ein Kind oder ein Jugendlicher fremd- oder<br />

selbstbestimmt seine Freizeitaktivitäten gestaltet, untersucht. Dabei wird, wie bereits im<br />

ersten Teil der Auswertung, zuerst die allgemeine Tendenz aufgezeigt. Weiter haben wir die<br />

Daten nach dem Beitrittsjahr der Gemeinden aufgeteilt. Da nicht alle Gemeinden gleich l<strong>an</strong>g<br />

von der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> unterstützt werden und zum Zeitpunkt der<br />

Erhebung zwei Gemeinden noch nicht zur Jugendfachstelle gehörten, haben wir zwei<br />

Gruppen gebildet. Gruppe Beitritt beinhaltet alle Gemeinden, die bereits seit dem Jahr 2006,<br />

respektiv 2008 zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> gehören und die Gruppe Nicht-<br />

Beitritt beinhaltet die Gemeinden die erst im Jahr 2010 zur Jugendfachstelle gestossen sind.<br />

Diese Aufteilung der restlichen Variablen auf die zwei Gruppen soll uns Aufschluss darüber<br />

geben ob die Präsenz der Jugendfachstelle einen Einfluss auf die Selbst-, respektiv<br />

Fremdbestimmung hat.<br />

Im dritten Teil der Auswertung wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der zuvor deskriptiv beh<strong>an</strong>delten Variablen eine<br />

lineare Regression durchgeführt. Dabei wird <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer linearen Regression der<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g des neu gebildeten Index „Fremdbestimmung“ und der Variable „Präsenz der<br />

Jugendfachstelle in den Gemeinden“ gemessen.<br />

79


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.1.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren<br />

Mit der Frage Welche Aussagen bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu?<br />

(Frage 15) und den Antwortkategorien „In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die<br />

die Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können“ und „Es braucht Räume und Plätze, in<br />

denen Jugendlichen selbst bestimmen können, was passiert“ zeigten uns, dass bei den <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen das Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung besteht.<br />

Frage 15b<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht Männlich 57.6% (114) 42.4% (84) 100% (198)<br />

Weiblich 48.8% (102) 51.2% (107) 100% (209)<br />

Alter 6. Klasse 55.5% (101) 44.5% (81) 100% (182)<br />

9. Klasse 52.3% (90) 47.7% (82) 100% (172)<br />

18-Jährige 46.3% (25) 53.7% (29) 100% (54)<br />

Nationalität Schweizer 53.2% (193) 46.8% (170) 100% (363)<br />

Nicht-Schweizer 51.1% (23) 48.9% (22) 100% (45)<br />

Subregion A 44% (59) 56% (75) 100% (134)<br />

B 56.5% (65) 43.5% (50) 100% (115)<br />

C 58% (91) 42% (66) 100% (157)<br />

Beitritt Beitritt 52.2% (191) 47.8% (175) 100% (366)<br />

Nicht-Beitritt 60% (24) 40% (16) 100% (40)<br />

Einkommen Schwach 58.6% (92) 41.4% (65) 100% (157)<br />

Nutzung<br />

Jugendfachstelle<br />

Nicht-Schwach 48.3% (117) 51.7% (125) 100% (242)<br />

Nutzer 51% (103) 49% (99) 100% (202)<br />

Nicht-Nutzer 63% (34) 37% (20) 100% (54)<br />

Gesamt 52.9% (216) 47.1% (192) 100% (408)<br />

Tabelle 6: Übersicht Frage 15b „Wunsch nach Mitbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

80


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Frage 15c<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht Männlich 73.3% (148) 26.7% (54) 100% (202)<br />

Weiblich 69.7% (147) 30.3% (64) 100% (211)<br />

Alter 6. Klasse 65.9% (122) 34.1% (63) 100% (185)<br />

9. Klasse 76% (133) 24% (42) 100% (175)<br />

18-Jährige 75.9% (41) 24.1% (13) 100% (54)<br />

Nationalität Schweizer 71.7% (264) 28.3% (104) 100% (368)<br />

Nicht-Schweizer 69.6% (32) 30.4% (14) 100% (46)<br />

Subregion A 68.9% (93) 31.1% (42) 100% (135)<br />

B 66.1% (78) 33.9% (40) 100% (118)<br />

C 77.4% (123) 22.6% (36) 100% (159)<br />

Beitritt Beitritt 69.7% (260) 30.3% (113) 100% (373)<br />

Nicht-Beitritt 87.2% (34) 12.8% (5) 100% (39)<br />

Einkommen Schwach 73.3% (118) 26.7% (43) 100% (161)<br />

Nutzung<br />

Jugendfachstelle<br />

Nicht-Schwach 69.3% (169) 30.7% (75) 100% (244)<br />

Nutzer 71.4% (145) 28.6% (58) 100% (203)<br />

Nicht-Nutzer 77.6% (45) 22.4% (13) 100% (58)<br />

Gesamt 71.5% (296) 28.5% (118) 100% (414)<br />

Tabelle 7: Übersicht Frage 15c „Wunsch nach Selbstbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

Von 439 <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben rund 408 Befragte beim Wunsch nach mehr<br />

Mitentscheidung etwas <strong>an</strong>gegeben. Beim Wunsch nach mehr Selbstbestimmung waren es<br />

insgesamt 414 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche.<br />

Auswertung Mitbestimmung<br />

Die allgemeine Tendenz zeigt, dass der Wunsch nach Mitbestimmung und somit auch nach<br />

Selbstbestimmung bei der Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen präsent ist. In<br />

Zahlen ausgedrückt lässt sich das wie folgt darstellen: 52.9% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />

die auf die Frage ge<strong>an</strong>twortet haben, haben den Wunsch nach Mitbestimmung geäussert.<br />

Demgegenüber haben 47.1% der Befragten keinen Wunsch nach „Mitbestimmung“ geäussert.<br />

Das zeigt uns jedoch lediglich, dass die 47.1% nicht in erster Linie den Wunsch nach mehr<br />

Mitbestimmung haben, wir können jedoch nicht ausschliessen, dass der Wunsch nicht da ist.<br />

81


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Bei der Aufteilung der Daten nach Nationalität, Nutzung der Jugendfachstelle und Beitritt zur<br />

Jugendfachstelle k<strong>an</strong>n den Daten entnommen werden, dass der Wunsch nach Mitbestimmung<br />

vorherrscht. Somit weisen die Schweizer, wie auch die Ausländer, die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen, die die Jugendfachstelle nutzen, wie auch die, die sie nicht nutzen und die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, die der Jugendfachstelle bereits beigetreten sind,<br />

wie auch die, die nicht beigetreten sind, den Wunsch nach mehr Mitbestimmung auf.<br />

Auffällig hierbei ist jedoch, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle noch<br />

nicht genutzt haben, und die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den Gemeinden, die bis<br />

zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle gehörten, ein um ca. 10% von<br />

der Gesamtzahl höheren Wunsch nach Mitbestimmung aufweisen. Von den Nicht-Nutzern<br />

äussern 63.0% und von den Nicht-Beitritt 60.0% den Wunsch nach Mitbestimmung. Die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die noch keinen Kontakt mit der Jugendfachstelle hatten, weisen<br />

ein erhöhtes Bedürfnis nach Mitbestimmung auf.<br />

Auch die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, aus Familien mit tiefem Einkommen weisen mit 58.6%<br />

einen vom Gesamtwert erhöhten Bedarf <strong>an</strong> Mitbestimmung auf.<br />

Dem Gesamttrend entgegen gesetzte Werte weisen die weiblichen Befragten (48.8% ja), die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Subregion A (44.0% ja), die 18-Jährigen (46.3% ja) und die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen Familien (48.3% ja) auf. Bei<br />

diesen Gruppen äussert die Mehrheit keinen expliziten Wunsch nach mehr Mitbestimmung<br />

auf.<br />

Auswertung Selbstbestimmung<br />

Der Gesamttrend auf die Frage nach dem Wunsch nach mehr Selbstbestimmung zeigt<br />

eindeutig auf, dass bei der Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Wunsch nach<br />

mehr Selbstbestimmung präsent ist. Dabei haben 71.5% der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen, die bei dieser Frage etwas <strong>an</strong>gegeben haben den Wunsch nach mehr<br />

Selbstbestimmung geäussert. Auch bei der Aufteilung der Daten nach Geschlecht,<br />

Nationalität, Subregionen, Alter, Einkommen, Nutzung der Jugendfachstelle und Beitritt zur<br />

Jugendfachstelle setzt sich dieser Trend durchwegs fort. Bei keiner der Aufteilungen zeigt<br />

sich einen Gegentrend zum Gesamttrend auf. Die männlichen Beragten, die Schweizer, die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Subregion C, die Jugendlichen der 9. Klasse sowie die 18-<br />

Jährigen, die Befragten, die die Jugendfachstelle noch nie genutzt haben, und die <strong>Kinder</strong> und<br />

82


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendlichen der Gemeinden, die seit 2010 zur Jugendfachstelle gehören, weisen etwas<br />

höhere Werte auf, als der Gesamttrend. Mit 87.2% zeigen jedoch die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

der Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong> gehörten, eindeutig den grössten Wunsch nach Selbstbestimmung auf. Dies<br />

spricht wie bereits beim oberen Indikator dafür, dass durch die Präsenz der Jugendfachstelle<br />

der Fremdbestimmung entgegengewirkt und somit auch die Selbstbestimmung gefördert wird.<br />

Bei der Aussage muss jedoch beachtet werden, dass die Summe der Personen aus den<br />

Gemeinden, die erst seit kurzem zur Jugendfachstelle gehören, 39 Personen beträgt und daher<br />

eine relativ kleine Gruppe darstellt.<br />

6.2.1.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />

Der Einfluss der Eltern/Familie und Freunde und die Lust der befragten Personen bilden drei<br />

weitere Indikatoren für die Messung der Fremd- respektiv Selbstbestimmung. Zudem<br />

verwendeten wir noch einen Indikator, der den Wunsch nach Unabhängigkeit aufzeigt. Diesen<br />

Indikator haben wir bewusst nicht zu unseren beiden Hauptindikatoren dazugenommen, weil<br />

er lediglich den Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern ausdrückt. Über die<br />

Fremdbestimmung durch das übrige Umfeld, hat er keine Aussagekraft.<br />

Um zu erfahren, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Gestaltung ihrer Freizeit<br />

fremdbestimmt sind, stellten wir ihnen die folgende Frage Was ist dir wichtig in deiner<br />

Freizeit? (Frage 9) mit den Antwortkategorien „Meine Freunde müssen es gut finden“,<br />

„Meine Familie muss es gut finden“ und „Dass ich machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe“. Die<br />

Frage Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12)<br />

mit der Antwortkategorie „Meine Eltern erlauben es nicht“ zeigte uns, ob die befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen von sich aus oder auf Grund von äusseren Umständen auf<br />

Aktivitäten verzichteten. Mit der Frage Bist du in einem Verein oder in einem Club? (Frage<br />

18) und den Antwortkategorien: „Meine Eltern erlauben es nicht“, „Meine Freunde sind auch<br />

nicht in einem Verein oder in einem Club“, „Weil meine Eltern es wollen“ und „Weil meine<br />

Freunde wollten, dass ich mitmache“ wollten wir herausfinden, ob die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen sich aus freiem Willen für oder gegen einen Beitritt in einen Verein entscheiden<br />

oder ob ihre Wahl von der Meinung einer <strong>an</strong>deren Person beeinflusst ist und somit<br />

fremdbestimmt ist. Die letzte Frage, die wir zur Messung der Fremdbestimmung der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen verwendeten, war die Frage Mit welchen Themen möchtest du dich<br />

in naher Zukunft am ehesten beschäftigen, welche Themenbereiche interessieren dich am<br />

83


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

meisten und welche findest du am wichtigsten? (Frage 34). Die Antwortkategorie „Mich von<br />

meinen Eltern ablösen und endlich unabhängig werden“ gab uns Aufschluss darüber, ob die<br />

<strong>Kinder</strong> es als wichtig empf<strong>an</strong>den ein, von den Eltern unabhängiges, Leben zu führen.<br />

Fremdbestimmung<br />

Alle <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Frage 9 Freunde gut finden 16.2% (71) 83.8% (368) 100% (439)<br />

Familie gut finden 18.2% (80) 81.8% (359) 100% (439)<br />

Frage 12 Meine Eltern erlauben es nicht 22.1% (97) 77.9% (342) 100% (439)<br />

Frage 18a Meine Eltern erlauben es nicht 2.3% (10) 97.7% (429) 100% (439)<br />

Frage 18d<br />

Selbstbestimmung<br />

Meine Freunde machen nicht<br />

mit<br />

Weil meine Eltern wollen dass<br />

ich mitmache<br />

Weil meine Freunde wollen<br />

das ich mitmache<br />

1.6% (7) 98.4% (432) 100% (439)<br />

6.3% (27) 93.8% (412) 100% (439)<br />

5.2% (23) 94.8% (416) 100% (439)<br />

Frage 9 Lust 72.7% (319) 27.3% (120) 100% (439)<br />

Frage 18a Ich habe keine Lust 10.9% (48) 89.1% (391) 100% (439)<br />

Frage 18d Weil ich es will 73.6% (323) 26.4% (116) 100% (439)<br />

Wunsch<br />

Frage 34 unabhängig 18.9% (83) 81.1% (356) 100% (439)<br />

Tabelle 8: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“ und<br />

„Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“<br />

In der oberen Tabelle können wir erkennen, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Fragen, die für die Messung der Fremdbestimmung verwendet wurden, nicht <strong>an</strong>gekreuzt<br />

haben. Die Werte, die für Fremdbestimmung sprechen, schw<strong>an</strong>ken zwischen 1.6% und 22.1%<br />

und übertreten die 50%-Grenze nie.<br />

Demgegenüber werden zwei der drei Variablen, die die Selbstbestimmung messen, von der<br />

Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gekreuzt. Auf die Frage, ob die <strong>Kinder</strong> auf<br />

Grund ihres eigenen Willens ihre Freizeitaktivitäten bestimmen, haben bei der Frage 9 72.7%<br />

und bei der Frage 18d) 73.6% zugestimmt. Die Antwortkategorie „Ich habe keine Lust“ der<br />

Frage 18a) haben lediglich 10.9% <strong>an</strong>gekreuzt.<br />

84


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Den Wunsch nach der Loslösung der Eltern empfinden 18.9% der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche als primäres Zukunftsziel.<br />

Die Frage Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) mit der Antwortkategorie „Meine Eltern<br />

erlauben es nicht“ zum Einen und zum Anderen mit der Antwortkategorie „Ich habe einfach<br />

keine Lust“, wird ebenfalls für die Messung der Fremd- und Selbstbestimmung mit<br />

einbezogen. Bei dieser Frage befragten wir jedoch nur die Jugendlichen der 9. Klasse und die<br />

18-Jährigen, da die <strong>Kinder</strong> aus der 6. Klasse noch zu jung sind, um einen Jugendtreff zu<br />

besuchen.<br />

Alle Jugendlichen (9. Klasse und 18-Jährige)<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Frage 27 Meine Eltern erlauben es nicht 4.6% (11) 95.4% (227) 100% (238)<br />

Weil ich keine Lust habe 34% (81) 66% (175) 100% (238)<br />

Tabelle 9: Häufigkeitstabelle „Nutzung des Jugendtreffs“<br />

Von den befragten Jugendlichen wählten 4.6% die Antwortkategorie, die die<br />

Fremdbestimmung misst und 34.0% die Antwortkategorie die für die Messung der<br />

Selbstbestimmung beigezogen wurde.<br />

85


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Beitritt/ Nicht-Beitritt<br />

Im Folgenden haben wir die bereits oben verwendeten Fragen nach Beitritt und Nicht-Beitritt<br />

der Gemeinden zur Jugendfachstelle aufgeteilt.<br />

Selbstbestimmung<br />

Beitritt<br />

Nicht-Beitritt<br />

Ja Nein Ja Nein<br />

Frage 9 Freunde gut finden 15.9% (62) 84.1% (328) 19.5% (9) 80.4% (37)<br />

Eltern gut finden 17.9% (70) 82.1% (320) 21.7% (10) 78.3% (36)<br />

Frage 12 Meine Eltern<br />

erlauben es nicht<br />

Frage 18a Meine Eltern<br />

erlauben es nicht<br />

Meine Freunde<br />

machen nicht mit<br />

Frage 18d Weil meine Eltern<br />

wollen das ich<br />

mitmache<br />

Selbstbestimmung<br />

Weil meine Freunde<br />

wollen das ich<br />

mitmache<br />

21.3% (83) 78.7% (307) 26.1% (12) 73.9% (34)<br />

2.3% (9) 97.7% (381) 2.2% (1) 97.8% (45)<br />

1.5% (6) 98.5% (384) 2.2% (1) 97.8% (45)<br />

5.9% (23) 94.1% (367) 8.7% (4) 91.3% (42)<br />

5.6% (22) 94.4% (368) 2.2% (1) 97.8% (45)<br />

Frage 9 Lust 72.8% (284) 27.2% (106) 71.7% (33) 28.3% (13)<br />

Frage 18a Ich habe keine Lust 10.5% (41) 89.5% (349) 15.2% (7) 84.8% (39)<br />

Frage d Weil ich es will 73.3% (286) 26.7% (104) 73.9% (34) 26.1% (12)<br />

Wunsch<br />

Frage 34 Unabhängig 18.7% (73) 81.3% (317) 21.7% (10) 78.3% (36)<br />

Gesamt 100% (390) 100% (46)<br />

Tabelle 10: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“ und<br />

„Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“ geteilt nach dem Beitritt und Nicht-Beitritt der<br />

Gemeinden zur Jugendfachstelle<br />

Fremdbestimmung:<br />

Aus der oberen Tabelle k<strong>an</strong>n entnommen werden, dass von den befragten <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen der Gemeinden, bei denen die Jugendfachstelle zuständig ist, 15.9% es als<br />

wichtig empf<strong>an</strong>den, dass ihre Freunde die Freizeitaktivitäten unterstützen. Bei den <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht von der Jugendfachstelle<br />

86


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

unterstützt wurden, waren es 19.5%, die ihre Freizeitaktivitäten nach dem Gutdünken der<br />

Freunde richteten.<br />

Die Antwortkategorie „Meine Familie muss es gut finden“ wählten 17.9% der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der Gruppe, die von der Jugendfachstelle unterstützt werden und 21.7% in der<br />

Gruppe die der Jugendfachstelle zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht beigetreten waren.<br />

Aufgrund dieser Tabelle wird sichtbar, dass 21.3% der Gruppe Beitritt und 26.1% der Gruppe<br />

Nicht-Beitritt auf die Frage Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch<br />

nicht, warum? (Frage 12) die Antwort „Meine Eltern erlauben es nicht“ wählten.<br />

Auf die Fragen Frage 18a) und die Frage 18d) kreuzten in der Gruppe Beitritt 2.3% und in der<br />

Gruppe Nicht-Beitritt 2.2% <strong>an</strong>, dass sie, aufgrund des Verbots ihrer Eltern nicht in einem<br />

Verein/Club mitmachen. Dem gegenüber kreuzten 1.5% der Gruppe Beitritt und in der<br />

Gruppe Nicht-Beitritt 2.2% <strong>an</strong>, dass sie, weil ihre Freunde in keinem Verein sind, auch in<br />

keinen Verein gehen. Bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, die bereits in einem Verein/Club<br />

sind, waren bei der Gruppe Beitritt 5.9% und bei der Gruppe Nicht-Beitritt 8.7% auf Wunsch<br />

ihrer Eltern in diesem Verein/Club. Auf Wunsch der Freunde waren, bei der Gruppe Beitritt<br />

5.6% und bei der Gruppe Nicht-Beitritt 2.2% einem Verein/Club beigetreten.<br />

Den Wunsch nach der Loslösung von den Eltern haben 18.7% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />

die bereits von der Jugendfachstelle unterstützt wurden, gewählt. Von den befragten <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen der Gemeinden, die erst im Jahr 2010 zur Jugendfachstelle gestossen sind,<br />

wählten 21.7% diese Antwortkategorie.<br />

Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung<br />

bereits zur Jugendfachstelle gehörten, weisen bei den meisten Variablen, die zur Messung der<br />

Fremdbestimmung beigezogen wurden, die höheren Werte auf, als die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der Gemeinden, für die die Jugendfachstelle noch nicht zuständig war.<br />

Selbstbestimmung:<br />

Die Tabelle zeigt ebenfalls, dass es 72.8% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gruppe<br />

Beitritt und 71.7% der Gruppe Nicht-Beitritt wichtig ist, ihre Freizeit nach ihrem Willen zu<br />

gestalten.<br />

Bei der Frage 18a) haben 10.5% der Jugendlichen und <strong>Kinder</strong> der Gemeinden, für die die<br />

Jugendfachstelle bereits zuständig ist, der Antwortkategorie „Ich habe keine Lust“<br />

<strong>an</strong>gekreuzt. Bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen der Gemeinden, die erst seit kurzem<br />

87


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

zur Jugendfachstelle gehören, waren es 15.2%.Von den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen,<br />

die bereits in einem Verein/Club sind, kreuzten in der Gruppe Beitritt 73.3% und in der<br />

Gruppe Nicht-Beitritt 73.9% <strong>an</strong>, dass sie aus eigenem Willen diesem Verein/Club beigetreten<br />

sind.<br />

Bei den Fragen, die wir für die Messung der Selbstbestimmung beigezogen haben, weist keine<br />

der beiden Gruppen konst<strong>an</strong>t höhere oder tiefere Werte auf. Die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der Gruppe Nicht-Beitritt weisen bei zwei der drei Indikatoren zur Messung der<br />

Selbstbestimmung etwas höhere Werte auf, als die der Gruppe Beitritt.<br />

Frage 27<br />

Meine Eltern erlauben<br />

es nicht<br />

Weil ich keine Lust<br />

habe<br />

Beitritt<br />

Nicht-Beitritt<br />

Ja Nein Ja Nein<br />

4.8% (10) 95.2% (197) 3.3% (1) 96.7% (29)<br />

34.8% (72) 65.2% (135) 26.7% (8) 73.3% (22)<br />

Gesamt (nur Jugendliche) 100% (207) 100% (30)<br />

Tabelle 11: Häufigkeitstabelle „Nutzung Jugendfachstelle“ geteilt nach dem Beitritt und Nicht-Beitritt der<br />

Gemeinden zur Jugendfachstelle<br />

Die Antwortkategorie „Meine Eltern erlauben es nicht“ wurde am Häufigsten von den<br />

befragten Jugendlichen gewählt, die in den Gemeinden leben, die zum Zeitpunkt der<br />

Erhebung bereits zu der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> gehörten. Dies waren<br />

insgesamt 4.8%. Von den Jugendlichen, die erst seit kurzem die Jugendfachstelle nutzen,<br />

gaben 3.3% <strong>an</strong>, dass sie aufgrund ihrer Eltern nicht in den Jugendtreff gehen.<br />

Bei der Antwortkategorie „Ich habe einfach keine Lust“ gaben 34.7% der befragten<br />

Jugendlichen der Gruppe Beitritt <strong>an</strong>, dass sie keine Lust haben und somit aus eigenem Willen<br />

nicht in einen Jugendtreff gehen. Von den befragten Jugendlichen aus der Gruppe Nicht-<br />

Beitritt gaben 26.6% <strong>an</strong>, dass sie aus eigenem Willen nicht in den Jugendtreff gehen.<br />

Die Jugendlichen der Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung bereits der<br />

Jugendfachstelle beigetreten waren, weisen sowohl beim Indikator für die Messung der<br />

Selbstbestimmung, als auch beim Indikator für die Messung der Fremdbestimmung einen<br />

höheren Wert auf, als die befragten Jugendlichen der Gemeinden, die noch nicht zur<br />

Jugendfachstelle gehörten.<br />

88


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die relativ tiefen Werte der absoluten Zahlen bei den beiden Antwortkategorien der Frage 27<br />

k<strong>an</strong>n damit begründet werden, dass die befragten Jugendlichen bei der Frage mehrere<br />

Antworten zur Verfügung hatten und <strong>an</strong>kreuzen durften. Weiter zu bemerken ist, dass sich die<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nicht zwischen den Antwortkategorien die zur Messung<br />

der Fremdbestimmung und denen zur Messung der Selbstbestimmung, entscheiden mussten<br />

und damit die Möglichkeit best<strong>an</strong>d, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen teilweise beide<br />

Antwortkategorien <strong>an</strong>gekreuzt haben.<br />

6.2.1.3 Test zu Hypothesenüberprüfung<br />

Für die Auswertung der Hypothese haben wir die lineare Regression ausgewählt, um<br />

aufzuzeigen welchen Einfluss die Präsenz der Jugendfachstelle auf die Fremdbestimmung der<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben k<strong>an</strong>n.<br />

Dafür wird zuerst eine neue Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ und<br />

einen Index „Fremdbestimmung“ gebildet.<br />

Die unabhängige Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“ wurde wie folgt<br />

zusammengestellt. Um herauszufinden, ob die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Jugendfachstelle kennen, stellten wir ihnen die Fragen Hast du schon einmal von der<br />

Jugendfachstelle gehört? (Fragen 19) mit den Antwortkategorien „Ja, ich weiss auch was die<br />

macht“ und „Ja, aber ich weiss nicht was die macht“ und die Frage Welche Personen der<br />

Jugendfachstelle kennst du? (Frage 20) dabei verwendeten wir alle Antwortkategorien ausser<br />

„Niem<strong>an</strong>d“, „Weiss nicht“, „Kein Interesse“. Um herauszufinden, wie gut die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen die Jugendfachstelle kennen und ob sie bereits einmal Angebote genutzt haben,<br />

stellten wir ihnen die Frage Welche Angebote der Jugendfachstelle kennst du? (Frage 21),<br />

dabei haben wir alle Antwortkategorien verwendet ausser „Keine“. Bei der Überprüfung<br />

dieser neu zusammengesetzten Variable „Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden“<br />

muss keine Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse durchgeführt werden, da kein Index, sondern nur eine neue<br />

Variable gebildet wird, die die Präsenz der Jugendfachstelle am besten wiedergibt.<br />

Die abhängige Variable „Fremdbestimmung“ wurde aus den Variablen gebildet, die wir<br />

bereits oben für die deskriptive Analyse verwendet haben. Dabei codierten wir jedoch die<br />

Variablen, die für die Messung der Selbstbestimmung her<strong>an</strong>gezogen wurden, um. Dadurch<br />

konnten sie ebenfalls für die Messung der Fremdbestimmung verwendet werden.<br />

89


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Für die Durchführung einer linearen Regression bildeten wir Dummy-Variablen, da wir aus<br />

unserem Fragebogen vorwiegend mit nominal- und ordinalskalierten Variablen arbeiteten.<br />

Bei der Überprüfung des konstruierten Index musste eine Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse gemacht<br />

werden. Auf Grund des zu tiefen Cronbachs-Alpha-Werts bei der Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse konnten<br />

wir keine lineare Regression machen. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite<br />

203-204.<br />

6.2.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />

Unter <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung verstehen wir die Vertretung von <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen durch eine erwachsene Person. Vertretung im Sinne von Unterstützung bei der<br />

Umsetzung von Ideen und Unterstützung im Alltag, unabhängig von Familie und Schule.<br />

Durch diese Unabhängigkeit besteht die Möglichkeit fachgerechter und vielleicht auch<br />

spezifischer auf die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einzugehen.<br />

Anh<strong>an</strong>d der Daten unserer Erhebung versuchen wir herauszufinden ob es bei den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen ein Bedürfnis nach einer solchen Vertretung gibt und ob die Präsenz der<br />

Jugendfachstelle einen Einfluss darauf hat. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen können kein<br />

Bedürfnis nach etwas haben, was sie noch nicht kennen. Durch das Angebot der<br />

Jugendfachstelle, <strong>an</strong>waltschaftliche Vertretung <strong>an</strong>zubieten, k<strong>an</strong>n das Interesse und das<br />

Bedürfnis d<strong>an</strong>ach verstärkt werden. Aus diesem Grund könnte die Jugendfachstelle einen<br />

Einfluss auf das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben und dieses allenfalls<br />

sogar verstärken.<br />

In einem ersten Schritt werden die Hauptindikatoren, welche das Bedürfnis nach<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung erheben vorgestellt und deskriptiv ausgewertet. Dafür haben<br />

wir die Daten nach Geschlechter-, Nationalitäts-, Alters-, Gemeinde- und<br />

Einkommensunterschiede aufgeteilt, um zu sehen, ob sich die Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen unterscheiden und allenfalls auch durch ein <strong>an</strong>deres Kriterium erklärt lässt. Auf<br />

die Aufteilung der Daten nach der Nutzung der Jugendfachstelle haben wir im ersten Teil der<br />

Auswertung verzichtet, da die Nutzung im zweiten Teil, in dem wir die Kenntnisse der<br />

Jugendfachstelle erheben, integriert ist.<br />

In einem zweiten Schritt werden die Indikatoren die wir zur Bildung der Variable „Präsenz<br />

der Jugendfachstelle“ verwendet haben, deskriptiv ausgewertet.<br />

90


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Zum Schluss wird das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung mit der Variable<br />

„Präsenz der Jugendfachstelle“ gekreuzt, um herauszufinden, ob es einen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwischen diesen beiden Variablen gibt. Damit wollen wir herausfinden, ob die Kenntnisse der<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen über die Jugendfachstelle das Bedürfnis nach<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung beeinflusst oder gar erhöht.<br />

6.2.2.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren<br />

Für die Auswertung der Hypothese wurden alle Daten der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

verwendet. Da nicht alle diese Fragen be<strong>an</strong>twortet haben, beträgt die Gesamtzahl 409<br />

Personen. Der Hauptindikator für die Erhebung des Bedürfnisses nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung wird aus der Frage Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner<br />

Meinung nach zu? (Frage15) mit der Antwortkategorie „Eine erwachsene Person sollte die<br />

Anliegen und Ideen der Jugendlichen vertreten“. Entscheiden sich die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen bei dieser Antwortkategorie für die Spalte trifft zu, d<strong>an</strong>n betonen sie, dass sie<br />

eine Vertretung ihrer Anliegen und Ideen durch eine erwachsene Person befürworten.<br />

Entscheiden sich die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die Spalte trifft nicht zu, d<strong>an</strong>n<br />

k<strong>an</strong>n dies einerseits bedeuten, dass sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nicht für eine solche<br />

Vertretung interessieren, sie nicht brauchen oder dass sie der Ansicht sind, dass die <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen die Umsetzung von Anliegen und Ideen auch ohne erwachsene Hilfe<br />

meistern sollten.<br />

91


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Frage 15d<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht Männlich 49% (96) 51% (100) 100% (196)<br />

Weiblich 64.6% (137) 35.4% (75) 100% (212)<br />

Alter 6. Klasse 56.6% (103) 43.4% (79) 100% (182)<br />

9. Klasse 53.8% (93) 46.2% (80) 100% (173)<br />

18-Jährige 68.5% (37) 31.5% (17) 100% (54)<br />

Nationalität Schweizer 58.1% (211) 41.9% (152) 100% (364)<br />

Nicht-Schweizer 47.8% (22) 52.2% (24) 100% (46)<br />

Gemeinde Beitritt 56.5% (208) 43.5% (160) 100% (368)<br />

Nicht-Beitritt 61.5% (24) 38.5% (15) 100% (39)<br />

Einkommen Schwach 58.4% (94) 41.6% (67) 100% (161)<br />

Nicht-Schwach 55.6% (133) 44.4% (106) 100% (239)<br />

Gesamt 57% (233) 43% (176) 100% (409)<br />

Tabelle 12: Übersicht Frage 15d <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

In der Gesamt<strong>an</strong>schauung wird sichtbar, dass die Antwortkategorie trifft zu von der Mehrheit<br />

der Befragten gewählt wurde. 57% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wünschen sich<br />

eine erwachsene Person, die ihre Anliegen und Ideen vertritt. Demgegenüber haben 43%<br />

keinen Wunsch d<strong>an</strong>ach. Werden die Daten nach dem Geschlecht unterteilt, k<strong>an</strong>n bei den<br />

weiblichen Befragten einen zum Gesamttrend erhöhten Wert erk<strong>an</strong>nt werden. 64.6% haben<br />

die Antwortkategorie trifft zu <strong>an</strong>gekreuzt. Der Wert der Männer hingegen liegt mit 49%<br />

deutlich unter dem Gesamttrend. Werden die Daten nach dem Alter aufgeteilt, d<strong>an</strong>n zeigt sich<br />

ein Abbild der Gesamttendenz bei jeder Altersgruppe. Die 18-Jährigen weisen gegenüber dem<br />

Gesamtwert den grössten Unterschied in ihrem Antwortverhalten auf. So haben 68.5% der<br />

Aussage zugestimmt und 31.5% abgelehnt. Werden die Ergebnisse nach Nationalität<br />

aufgeteilt, können wir erkennen, dass die Nicht-Schweizer zum Gesamttrend entgegengesetzte<br />

Werte aufweisen. 52.2% und somit die Mehrheit der Nicht-Schweizer haben kein Bedürfnis<br />

nach einer Person, die ihre Anliegen und Ideen vertritt. Werden die Daten nach dem Beitritt<br />

und Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle aufgeteilt, können wir erkennen, dass<br />

sie ähnliche Werte wie der Gesamttrend aufweisen. In den Gemeinden, welche bereits zur<br />

Jugendfachstelle gehören, weisen 56.5% der Befragten das Bedürfnis nach einer Person, die<br />

ihre Anliegen und Ideen vertritt, auf. In den Gemeinden die noch nicht zur Jugendfachstelle<br />

gehören, haben sogar 61.5% dieses Bedürfnis. Auch die Aufteilung nach dem Einkommen<br />

92


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

zeigt keine grossen Unterschiede zwischen den Ausprägungen und liegt im Gesamttrend. Die<br />

Nichteinkommensschwachen weisen mit 55.6% ein etwas kleineres Bedürfnis nach einer<br />

Person, die ihre Anliegen und Ideen vertritt auf, als die Einkommensschwachen mit 58.4%<br />

und der Gesamttrend.<br />

Abschliessend lässt sich festhalten, dass das Bedürfnis nach einer erwachsenen Person, die die<br />

Anliegen und Ideen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen vertritt, gemessen <strong>an</strong> diesem Indikator,<br />

besteht. Die Indikatoren Geschlecht, Alter und Nationalität weisen dabei einen Einfluss auf<br />

das Bedürfnis auf.<br />

Ein weiterer Hauptindikator für die Erhebung des Bedürfnisses nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung ist die Frage 24, welche nach den Erwartungen der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle fragt. Diese Frage beinhaltet die Antwortkategorie „Eine<br />

erwachsene Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche interessiert und einsetzt und<br />

mir hilft Ideen umzusetzen“.<br />

Frage 24 erwachsene Person<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht Männlich 13.9% (29) 68.1% (180) 100% (209)<br />

Weiblich 16.3% (37) 83.7% (190) 100% (227)<br />

Alter 6. Klasse 12.4% (25) 78.6% (176) 100% (201)<br />

9. Klasse 15.7% (28) 84.3% (150) 100% (178)<br />

18-Jährige 21.7% (13) 78.3% (47) 100% (60)<br />

Nationalität Schweizer 15.6% (61) 84.4% (330) 100% (391)<br />

Nicht-Schweizer 10.9% (5) 89.1% (41) 100% (46)<br />

Gemeinde Beitritt 15.9% (62) 84.1% (328) 100% (390)<br />

Nicht-Beitritt 8.7% (4) 91.3% (42) 100% (46)<br />

Einkommen Schwach 19.2% (33) 80.8% (139) 100% (172)<br />

Nicht-Schwach 12.9% (33) 87.1% (222) 100% (255)<br />

Gesamt 15% (66) 85% (373) 100% (439)<br />

Tabelle 13: Übersicht Frage 24 erwachsene Person <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

In der oberen Tabelle erkennen wir, dass 15% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen diese<br />

Antwort <strong>an</strong>gekreuzt haben. Um ein differenziertes Bild des Bedürfnisses der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen nach einer Person, die sich für ihre Anliegen einsetzt zu erhalten und allfällige<br />

Einflussfaktoren sichtbar zu machen, wurden die Daten nach den verschiednen Kriterien<br />

93


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Geschlecht, Alter, Nationalität und Beitritt/ Nicht-Beitritt der Gemeinden aufgeteilt. Die<br />

männlichen (13.9%), wie auch die weiblichen Befragten (16.3%) weisen ähnliche Werte auf,<br />

wie der Gesamttrend. Die 18-Jährigen weisen mit 21.7% ein erhöhtes Bedürfnis nach einer<br />

erwachsenen Person, welche sich um ihre Anliegen kümmert, auf, als die Befragten der 6.<br />

Klasse (12,4%) und der 9. Klasse (15,7%). Bei der Nationalität zeigt sich, dass das Bedürfnis<br />

bei den Schweizern bei 15.6% und bei den Nicht-Schweizern bei 10.9% vorh<strong>an</strong>den ist.<br />

Ähnlich sieht es auch bei Betritt und Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle aus.<br />

Die Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung, bereits bei der Jugendfachstelle waren,<br />

weisen einen Wert von 15.9% auf, die Gemeinden die erst seit Kurzem zur Jugendfachstelle<br />

gehören weisen einen Wert von 8.7% auf. Bei der Aufteilung nach dem Einkommen weisen<br />

die Einkommensschwachen mit 19.2% ein etwas grösseres Bedürfnis nach einer Person, die<br />

sich für ihre Anliegen und Wünsche interessiert und einsetzt auf, als die Nicht-<br />

Einkommensschwachen mit 12.9 % und der Gesamttrend.<br />

Zusammenfassend k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass bei der Minderheit der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen ein Bedürfnis nach einer erwachsenen Person, welche sich für die Anliegen der<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einsetzt und sie hilft umzusetzen, vorliegt. Dabei sind die<br />

weiblichen Befragten, die 18-Jährigen, die Schweizer und die Befragte aus den Gemeinden,<br />

welche bereits bei der Jugendfachstelle sind häufiger betroffen als die <strong>an</strong>deren Kategorien.<br />

Die Daten, welche nach den oben erwähnten Kriterien aufgeteilt wurden, weisen gegenüber<br />

dem Gesamttrend kein auffälliges Muster auf. Allgemein sind die Daten sehr tief. Dies k<strong>an</strong>n<br />

auf die Tatsache zurück geführt werden, dass die Frage zehn Antwortkategorien beinhaltet<br />

und die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehrere Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung<br />

hatten. Die vollständige Häufigkeitsauswertung mit dem Antwortverhalten der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen befindet sich auf Seite 102.<br />

94


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.2.2 Auswertung der Nebenindikatoren<br />

Das Untersuchungsmodell „Präsenz der Jugendfachstelle“ setzt sich aus vier verschiedenen<br />

Fragen zusammen.<br />

Frage 19 Jugendfachstelle ist<br />

bek<strong>an</strong>nt<br />

„Präsenz Jugendfachstelle“<br />

Ja Nein Gesamt<br />

46.9% (206) 53.1% (233) 100% (439)<br />

Frage 20 Carsten Pohl 21.2% (93) 78.8% (346) 100% (439)<br />

Frage 21<br />

Walter Staub 15.9% (70) 84.1% (369) 100% (439)<br />

Selbstorg<strong>an</strong>isiertes<br />

Jugendprojekt<br />

16.2% (47) 83.3% (244) 100% (291)<br />

Workshop 29.2% (128) 70.8% (311) 100% (439)<br />

Beratung 27.8% (122) 72.2% (317) 100% (439)<br />

Frage 22 Beratung 7.3% (32) 92.7% (407) 100% (439)<br />

Workshop 18.7% (82) 81.3% (357) 100% (439)<br />

Ferien<strong>an</strong>gebote 27.1% (119) 72.9% (320) 100% (439)<br />

Gesamt 81% (320) 19% (75) 100% (395)<br />

Tabelle 14: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Präsenz Jugendfachstelle“<br />

Eine davon ist die Frage ob die Jugendfachstelle bei den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

bek<strong>an</strong>nt ist (Frage 19). Dabei konnten sie drei Antwortmöglichkeiten <strong>an</strong>kreuzen. Die für uns<br />

relev<strong>an</strong>te Kategorie ist die, bei welcher die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gaben, dass<br />

sie die Jugendfachstelle kennen und auch wissen was sie macht. 46.9% der befragten <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen kennt die Jugendfachstelle. Wir stellen fest, dass etwas weniger als die<br />

Hälfte der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Jugendfachstelle kennen und auch wissen<br />

was sie macht. Eine weitere Frage, die wir für die Bildung der neuen Variable „Präsenz der<br />

Jugendfachstelle“ hinzugezogen haben, ist die Frage<br />

d<strong>an</strong>ach, welche Personen, der<br />

Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen kennen (Frage 20). Dabei konnten sie die<br />

Namen der bek<strong>an</strong>nten <strong>Jugendarbeit</strong>er notieren. Für die Untersuchung relev<strong>an</strong>te Antworten<br />

waren die Namen von Carsten Pohl und Walter Staub. Sie arbeiten am längsten bei der<br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> und sind bei den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen am<br />

meisten bek<strong>an</strong>nt. 21.2% ben<strong>an</strong>nten Carsten Pohl und 15.9% Walter Staub. Die Fragen 21 und<br />

22 werden ebenfalls für die Bildung der neuen Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“<br />

verwendet. Sie erheben zum Einen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Angebote der<br />

95


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendfachstelle kennen und fragt des Weiteren d<strong>an</strong>ach, welche Angebote sie bereits genutzt<br />

haben. Dabei haben wir für die Auswertung die drei häufigsten Antworten herausgesucht. Bei<br />

den bek<strong>an</strong>nten Angeboten sind das die Antwortkategorien „selbstorg<strong>an</strong>isiertes<br />

Jugendprojekt“, „Beratung“ und „Workshops in der Schule“. Diese wurden von den Befragten<br />

jeweils zu 16.2%, 27.8% und zu 29.2% <strong>an</strong>gekreuzt Die drei Angebote, die am häufigsten<br />

genutzt wurden sind „Beratung“, „Workshops“ und „Ferien- und Freizeit<strong>an</strong>gebote“. Sie<br />

wurden jeweils zu 7.3%, 18.7% und zu 27.1% <strong>an</strong>gekreuzt. In der Gesamtübersicht wird<br />

sichtbar, dass circa 81% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Jugendfachstelle kennen.<br />

„Präsenz Jugendfachstelle“<br />

Ja<br />

Nein<br />

Frage 15 Erwachsene Vertretungsperson Ja 55.3% (167) 64.7% (44)<br />

Nein 44.7% (135) 35.3% (24)<br />

Gesamt 100% (302) 100% (68)<br />

Frage 24 Hilfe und Beratung Ja 42.8% (137) 20% (15)<br />

Nein 57.2% (183) 80% (60)<br />

Gesamt 100% (320) 100% (75)<br />

Unabhängige Angebote Ja 24.1% (77) 16% (12)<br />

Nein 75.9% (243) 84% (63)<br />

Gesamt 100% (320) 100% (75)<br />

Erwachsene Person Ja 19.4% (62) 5.3% (4)<br />

Nein 80.6% (258) 94.7% (71)<br />

Gesamt 100% (320) 100% (75)<br />

Tabelle 15: Kreuztabelle der Indikatoren für „<strong>an</strong>waltschaftliche Vertretung“ mit „Präsenz<br />

Jugendfachstelle“<br />

Wird das Untersuchungsmodell „Präsenz der Jugendfachstelle“ mit den oberen<br />

Hauptindikatoren aus Frage 15 und Frage 24 gekreuzt, so wird erkennbar, dass 55.3% der<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle als präsent erachten, ein<br />

Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben. 19.4% der Befragten, für die die<br />

Jugendfachstelle präsent ist, möchten gemäss Frage 24 eine erwachsene Person, die sie<br />

vertritt.<br />

Zu den bereits oben diskutierten Fragen haben wir zwei weiter Antwortkategorien aus der<br />

Frage 24 (Erwartungen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle) hinzugefügt. Es sind die Kategorien „Hilfe<br />

und Beratung“ und „Unabhängige Angebote“. Die erste Kategorie fragt d<strong>an</strong>ach, ob die<br />

96


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendfachstelle Hilfe und Beratung zur Verfügung stellen sollte. Die zweite Kategorie fragt<br />

d<strong>an</strong>ach, ob die Jugendfachstelle vor allem Angebote unabhängig von Schule und Familie<br />

<strong>an</strong>bieten sollte. Es wird sichtbar, dass 42.8% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche<br />

die Jugendfachstelle als präsent erachten, die Angebote Hilfe und Beratung <strong>an</strong>kreuzten und<br />

somit auch eine gewisse Vertretung wünschen. 24.1% der Befragten, bei denen die<br />

Jugendfachstelle ebenfalls präsent ist, wünschen sich Angebote, die unabhängig von Schule<br />

und Familie <strong>an</strong>geboten werden.<br />

6.2.2.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />

Für die Auswertung der Hypothese haben wir die lineare Regression ausgewählt, um<br />

aufzuzeigen, welchen Einfluss die Präsenz der Jugendfachstelle auf das Bedürfnis nach<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben k<strong>an</strong>n. Dafür wird die<br />

Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ und der Index „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung“ gebildet. Bei der Überprüfung des Indexes musste eine Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse<br />

durchgeführt werden. Auf Grund des zu tiefen Cronbachs Alpha Wert bei der<br />

Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse konnten wir keinen Index bilden. Aus diesem Grund konnte keine weitere<br />

Testung mit der unabhängigen Variable „Präsenz der Jugendfachstelle“ und dem Index<br />

„Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ durchgeführt werden. Weitere Informationen<br />

dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 205.<br />

6.2.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle - Vereine/Clubs<br />

Gemäss Diethelm Damm (1980:17) stellt es ein Problem dar, dass viele Institutionen der<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> nur auf einzelne Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, denn wenn nur<br />

Einzelbedürfnisse wahrgenommen werden, würden 90 Prozent der Gesamtpersönlichkeit<br />

ausgeblendet (Damm 1980:18). Eine bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong> soll deshalb möglichst<br />

viele Bedürfnisse der Jugendlichen aufnehmen und mitein<strong>an</strong>der verknüpfen (Damm 1980:18).<br />

Mit dieser Hypothese wollen wir aufzeigen, ob die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> die<br />

Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdeckt als Vereine/Clubs. Gleichzeitig<br />

werden wichtige deskriptive Auswertungen festgehalten. Zuerst werden, als Hauptindikatoren<br />

des Untersuchungsmodells, die Nutzung der Jugendfachstelle und der Vereine/Clubs<br />

deskriptiv ausgewertet. Dabei wird aufgezeigt, ob die Jugendfachstelle gleichermassen wie<br />

Vereine/Clubs genutzt wird und, ob das Geschlecht, das Alter, die Nationalität, die<br />

97


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Einwohnerzahlen der Gemeinden, die Subregionen und die Dauer der Präsenz der<br />

Jugendfachstelle in den Gemeinden, einen Einfluss auf die Nutzung der Jugendfachstelle bzw.<br />

die Vereine/Clubs, haben. Im Anschluss dar<strong>an</strong> erfolgt die deskriptive Auswertung weiterer<br />

wichtiger Indikatoren. Es wird unter <strong>an</strong>derem ausgewertet, ob von den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen das Bedürfnis d<strong>an</strong>ach besteht, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse oder<br />

Interessen <strong>an</strong>spricht als Vereine/Clubs und welche Erwartungen sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle<br />

haben. Abschliessend erfolgt die Prüfung der Hypothese mittels einer linearen Regression.<br />

6.2.3.1 Deskriptive Auswertung der Hauptindikatoren<br />

Die Hauptindikatoren stellen bei diesem Untersuchungsmodell, die Nutzung der<br />

Jugendfachstelle und der Vereine/Clubs dar. Die Nutzung der Jugendfachstelle wird mit den<br />

Antwortkategorien „Beratung“, „Workshop“, „Ferien- und Freizeit<strong>an</strong>gebote“,<br />

„Selbstorg<strong>an</strong>isierte Jugendprojekte“ und „<strong>Kinder</strong><strong>an</strong>imation“ der Frage Welche Angebote hast<br />

du schon genutzt? (Frage 22) berechnet.<br />

Nutzung Jugendfachstelle<br />

„Nutzung Jugendfachstelle“<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht weiblich<br />

52.4% (119) 47.6% (108) 100% (227)<br />

männlich<br />

44.5% (93) 55.5% (116) 100% (209)<br />

Alter 6. Klasse 38.3% (77) 61.7% (124) 100% (201)<br />

9. Klasse 56.2% (100) 43.8% (78) 100% (178)<br />

18-Jährige 58.3% (35) 41.7% (25) 100% (60)<br />

Nationalität Schweizer 49.1% (192) 50.9% (199) 100% (391)<br />

Nicht-Schweizer 47.6% (20) 52.4% (22) 100% (42)<br />

Grösse 0-1500 45.8% (65) 54.2% (77) 100% (142)<br />

1501-3000 54.1% (60) 45.9% (51) 100% (111)<br />

3001-4500 47% (86) 53% (97) 100% (183)<br />

Beitritt Beitritt 49.5% (193) 50.5% (197) 100% (390)<br />

Gesamt<br />

Nicht-Beitritt 39.1% (18) 60.9% (28) 100% (46)<br />

48.3% (212) 51.7% (227) 100% (439)<br />

Tabelle 16: Übersicht „Nutzung Jugendfachstelle“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

98


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die deskriptive Auswertung zeigt, dass von den 439 befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

48.3% die Jugendfachstelle nutzen. Gesamthaft lässt sich festhalten, dass die Nutzung der<br />

Jugendfachstelle weitgehend unabhängig von Nationalität und den Einwohnerzahlen ist. Die<br />

Nutzung der Jugendfachstelle jedoch schwach abhängig von Geschlecht, Alter und der<br />

Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden ist. Im Hinblick auf den Einfluss des<br />

Geschlechts auf die Nutzung der Jugendfachstelle, zeigt sich, dass 52.4% der weiblichen<br />

Befragten und 44.5% der männlichen Befragten die Jugendfachstelle nutzen. Damit wird die<br />

Jugendfachstelle eher von den weiblichen Befragten genutzt, wobei der Unterschied jedoch<br />

eher klein ist. Das Alter der Befragten hat dagegen einen stärkeren Einfluss auf die Nutzung<br />

der Jugendfachstelle. Die <strong>Kinder</strong> in der 6. Klasse nutzen die Jugendfachstelle weniger als die<br />

Jugendlichen in der 9. Klasse und die 18-Jährigen. 49.1% der Schweizer Befragten und 47.6%<br />

der Nicht-Schweizer Befragten nutzen die Jugendfachstelle, demnach ist die Nutzung der<br />

Jugendfachstelle unabhängig von der Nationalität. Im Hinblick auf die Einwohnerzahlen der<br />

Gemeinden zeigt sich, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der mittelgrossen Gemeinden,<br />

Zäziwil, Bilgen und Walkringen, die Jugendfachstelle mehr nutzen, als die in den grossen<br />

Gemeinden, Grosshöchstetten und <strong>Konolfingen</strong> und als die in den übrigen kleineren<br />

Gemeinden. Die Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden zeigt eine zu erwartende<br />

Abhängigkeit. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, welche seit 2006 und 2008 von<br />

der Jugendfachstelle betreut werden, nutzen die Jugendfachstelle mehr, als die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der Gemeinden, welche von der Jugendfachstelle zum Zeitpunkt der Befragung<br />

noch nicht aktiv betreut wurden.<br />

99


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Nutzung Vereine/Clubs<br />

Die Nutzung der Vereine/Clubs wird mit der Frage Bist du in einem Verein oder in einem<br />

Club? (Frage 18) berechnet.<br />

„Nutzung Vereine/Clubs“<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht Weiblich<br />

67.4% (153) 32.6% (74) 100% (227)<br />

männlich<br />

81.9% (171) 18.1% (38) 100% (209)<br />

Alter<br />

6. Klasse<br />

78.6% (158) 21.4% (43) 100% (201)<br />

9. Klasse<br />

69.7% (124) 30.3% (54) 100% (178)<br />

18-Jährige<br />

70% (42) 30% (18) 100% (60)<br />

Nationalität Schweizer<br />

75.7% (296) 24.3% (95) 100% (391)<br />

Nicht-Schweizer<br />

62% (26) 38% (16) 100% (42)<br />

Grösse 0-1500<br />

28.9% (41) 71.1% 101) 100% (142)<br />

1501-3000<br />

19.8% (22) 80.1% (89) 100% (111)<br />

3001-4500<br />

28.4% (52) 71.6% (131) 100% (183)<br />

Beitritt Beitritt<br />

73.3% (286) 26.7% (104) 100% (390)<br />

Nicht-Beitritt<br />

76.1% (35) 23.9% (11) 100% (46)<br />

Gesamt<br />

73.8% (324) 26.6% (115) 100% (439)<br />

Tabelle 17: Übersicht „Nutzung Vereine/Clubs“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

Die deskriptive Auswertung zeigt, dass von 439 befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen 73.8%<br />

Mitglied in einem Verein/Club sind. Im Gesamten wird deutlich, dass die Nutzung von<br />

Vereinen/Clubs unabhängig von der Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden ist.<br />

Dagegen zeigt sich eine Abhängigkeit der Nutzung von Vereinen/Clubs im Hinblick auf<br />

Geschlecht, Alter, Nationalität und den Einwohnerzahlen.<br />

Im Hinblick auf den Einfluss des Geschlechts, lässt sich festhalten, dass mit 81.9% mehr<br />

männliche Befragte Mitglied in einem Verein/Club sind. Während von den weiblichen<br />

Befragten 67.4% einen Verein/Club nutzen. Des Weiteren zeigt sich ein unterschiedlicher<br />

Einfluss des Alters. Die befragten <strong>Kinder</strong> aus der 6. Klasse sind mit 78.6% eher Mitglied in<br />

einem Verein/Club, als die Jugendlichen aus der 9. Klasse, von welchen 69.7% einen<br />

Verein/Club nutzen und die 18-Jährigen, die zu 70% in einem Verein/Club sind. Auch die<br />

Nationalität hat einen Einfluss auf die Nutzung der Vereine/Clubs. Während 75.7% der<br />

100


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Schweizer Befragten in einem Verein/Club sind, nutzen dagegen 62% der Nicht-Schweizer<br />

Befragten einen Verein/Club. Im Hinblick auf die Einwohnerzahlen, zeigt sich, dass die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den mittelgrossen Gemeinden, mit 19.8%, weniger Mitglied in<br />

Vereinen/Clubs sind, als die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den kleinen Gemeinden, mit 28.9%<br />

und den grossen Gemeinden, von welchen 28.4% Vereine/Clubs nutzen. Die Nutzung der<br />

Vereine/Clubs ist jedoch unabhängig von der Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden.<br />

Vergleich der Hauptindikatoren<br />

Die deskriptive Auswertung zeigt, dass 48.3% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Jugendfachstelle nutzen und 73.8% in einem Verein/Club sind. Der Vergleich der Einflüsse<br />

auf die Nutzung der Jugendfachstelle und auf die Nutzung der Vereine/Clubs, zeigt einige<br />

Unterschiede im Hinblick auf Geschlecht, Alter, Nationalität, Einwohnerzahlen und der<br />

Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden. Gemäss der Untersuchung, nutzen mehr<br />

weibliche Befragte die Jugendfachstelle, während im Gegensatz dazu, die männlichen<br />

Befragten mehr in Vereinen/Clubs sind. Des Weiteren wird deutlich, dass die befragten<br />

<strong>Kinder</strong> der 6. Klasse eher Mitglied in einem Verein/Club sind, als dass sie die<br />

Jugendfachstelle nutzen. Bei den Jugendlichen der 9. Klasse und den 18-Jährigen zeigt sich<br />

das Gegenteil. Sie sind weniger Mitglied in einem Verein/Club und nutzen vermehrt die<br />

Jugendfachstelle. Während die Nutzung der Jugendfachstelle unabhängig von der Nationalität<br />

der Befragten ist, zeigt sich eine Abhängigkeit bei der Nutzung der Vereine/Clubs. Es nutzen<br />

mehr Schweizer Befragte Vereine/Clubs als Nicht-Schweizer Befragte. Des Weiteren gibt es<br />

Unterschiede zwischen den Gemeinden. Während die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den<br />

kleineren Gemeinden, Häutligen, Oberhünigen, Freimettigen, Niederhünigen, Mirchel,<br />

L<strong>an</strong>diswil, Schlosswil, Oberthal und Arni und aus den grösseren Gemeinden,<br />

Grosshöchstetten und <strong>Konolfingen</strong>, eher Mitglied in einem Verein/Club sind, nutzen die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den mittelgrossen Gemeinden mehr die Jugendfachstelle. Die<br />

Nutzung der Vereine/Clubs ist unabhängig von der Präsenz der Jugendfachstelle in den<br />

Gemeinden. Bei der Nutzung der Jugendfachstelle hat die Präsenz jedoch einen Einfluss auf<br />

die Nutzung. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, welche seit 2006 und 2008 von<br />

der Jugendfachstelle betreut werden, nutzen die Jugendfachstelle mehr, als die der<br />

Gemeinden, welche von der Jugendfachstelle zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht aktiv<br />

betreut wurden.<br />

101


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.3.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />

In einem weiteren Schritt wurde geprüft, ob von den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ein Bedürfnis<br />

d<strong>an</strong>ach besteht, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse oder Interessen <strong>an</strong>spricht, als<br />

Vereine/Clubs. Dieses Bedürfnis lässt sich aufgrund m<strong>an</strong>gelnder direkter Indikatoren nur<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d indirekter Indikatoren prüfen. Bei der Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Frage Was erwartest du<br />

von der Jugendfachstelle? (Frage 24) haben wir als eine Antwortkategorie „Dass sie viele<br />

Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“ in das Erhebungsinstrument<br />

miteinbezogen. Um aus diesem einzelnen Item abzuleiten, dass bei den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen ein Bedürfnis d<strong>an</strong>ach besteht, dass die Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse oder<br />

Interessen abdeckt, scheint nicht überzeugend. Um dieses Bedürfnis einschlägig zu prüfen<br />

hätten wir weitere direkte Fragen, beispielsweise auch in einem <strong>an</strong>deren Kontext, stellen<br />

müssen. Ausserdem hätten wir als Gegenüberstellung auch die Erwartungen <strong>an</strong> die<br />

Vereine/Clubs erheben müssen. Jedoch zeigt die folgende deskriptive Auswertung indirekter<br />

Indikatoren eine Tendenz des Bedürfnisses der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen d<strong>an</strong>ach auf, dass die<br />

Jugendfachstelle mehr Bedürfnisse und Interessen <strong>an</strong>sprechen k<strong>an</strong>n als Vereine/Clubs.<br />

Frage 24<br />

Absolute Häufigkeiten<br />

Relative<br />

Häufigkeiten<br />

Eigentlich nicht 178 40.5%<br />

Hilfe und Beratung bei Problemen (Schule,<br />

Familie, Suchtmittel usw.)<br />

Politische Aufklärung – Was ist Politik und<br />

wie k<strong>an</strong>n ich mich beteiligen<br />

Angebote unabhängig von der Schule und<br />

Familie machen<br />

Projekte wie Waldputzete und<br />

Spielplatzverschönerung<br />

159 36.2%<br />

12 2.7 %<br />

90 20.5 %<br />

22 5 %<br />

Billiges oder kostenloses Freizeit<strong>an</strong>gebot 125 28.5 %<br />

Eine erwachsene Person, die sich für meine<br />

Anliegen und Wünsche interessiert und<br />

einsetzt und mir hilft Ideen umzusetzen<br />

Dass sie viele Themen, die mich interessieren<br />

gleichzeitig <strong>an</strong>spricht<br />

66 15 %<br />

25 5.7 %<br />

Anderes, nämlich… 9 2.1 %<br />

Tabelle 18:Häufigkeitstabelle Frage 24<br />

102


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Es k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass nur wenige <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Erwartung haben,<br />

dass die Jugendfachstelle viele Themen, die sie interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht. Die<br />

Häufigkeitsauszählung der Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Frage Was erwartest du von der<br />

Jugendfachstelle? (Frage 24) zeigt, dass 5.7% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Antwortkategorie „Dass sie viele Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“<br />

gewählt haben. Nur die Antwortkategorien „Politische Aufklärung – Was ist Politik und wie<br />

k<strong>an</strong>n ich mich beteiligen“ und „Projekte wie Waldputzete und Spielplatzverschönerung“<br />

wurden mit 2.1% und 5% noch weniger <strong>an</strong>gekreuzt. Die <strong>an</strong>deren Erwartungen <strong>an</strong> die<br />

Jugendfachstelle wurden weitaus mehr <strong>an</strong>gekreuzt.<br />

Unsere Berechnungen der zwei offenen Fragen Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du<br />

aber nicht? (Frage 13) und Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) zeigen, dass die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche durchschnittlich nicht mehr als ein bis zwei Bedürfnisse<br />

aufgeschrieben haben. Bei der Frage Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht?<br />

(Frage 13) haben von 439 Befragten 61.5% etwas <strong>an</strong>gegeben und diese haben im<br />

Durchschnitt 1.2 Bedürfnisse <strong>an</strong>gegeben. Bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir?<br />

(Frage 17) haben von 439 Befragten 66.1% etwas <strong>an</strong>gegeben und diese haben im<br />

Durchschnitt 1.4 Bedürfnisse aufgeschrieben.<br />

Im Weiteren werden Indikatoren, welche für die <strong>an</strong>schliessende Bildung des Index<br />

„Bedürfnisabdeckung“ verwendet werden, deskriptiv ausgewertet.<br />

Frage 12<br />

Absolute Häufigkeiten<br />

Relative Häufigkeiten<br />

Ich habe keine Zeit 223 50.8%<br />

Ich habe kein Geld 112 25.5%<br />

Meine Eltern erlauben es<br />

nicht<br />

97 22%<br />

Es ist zu weit weg 123 28%<br />

Es gibt kein solches<br />

Angebot<br />

83 18.9%<br />

Anderes, nämlich… 2 0.5%<br />

Tabelle 19: Häufigkeitstabelle Frage 12<br />

Die Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebot“ der Frage Es gibt Dinge die du gerne<br />

tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12) wurde nur von 18.9% der <strong>Kinder</strong><br />

103


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

und Jugendlichen <strong>an</strong>gekreuzt. Andere Gründe dafür, weshalb <strong>Kinder</strong> und Jugendliche Dinge<br />

die sie gerne tun würden nicht tun können, wurden mehr <strong>an</strong>gekreuzt. Der mit 50.8% am<br />

meisten <strong>an</strong>gekreuzte Grund, ist die fehlende Zeit der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Des Weiteren<br />

haben 25.5% als Grund der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Geld sowie mit 28%, dass das Angebot zu weit weg<br />

sei, <strong>an</strong>gekreuzt. Auch der Grund, dass es die Eltern nicht erlauben würden, wurde mit 22%<br />

mehr <strong>an</strong>gekreuzt.<br />

Frage 16<br />

Absolute Häufigkeiten Relative Häufigkeiten<br />

Ja 180 41.3%<br />

Nein 115 26.6%<br />

Ich weiss nicht 138 31.4%<br />

Keine Antwort 6 1.4%<br />

Tabelle 20: Häufigkeitstabelle Frage 16<br />

Bei der Frage Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für<br />

<strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16) haben 41% „Ja“ <strong>an</strong>gekreuzt, 26.2% „Nein“ und 31.4% „Ich weiss<br />

nicht“. 1.4% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben keine Angabe gemacht. Damit wird deutlich,<br />

dass der grösste Anteil der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, der Meinung ist, dass es in den<br />

Gemeinden genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche hat. Dies ist jedoch abhängig von<br />

der Höhe der Einwohnerzahl der Gemeinden und der Präsenz der Jugendfachstelle in den<br />

Gemeinden. Die bivariate Auswertung zeigt, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der grossen<br />

Gemeinden am meisten <strong>an</strong>gekreuzt haben, dass es genügend Angebote gibt. Weitere<br />

Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 208. Zudem haben die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

aus den Gemeinden, welche von der Jugendfachstelle schon länger betreut werden, mehr<br />

<strong>an</strong>gekreuzt, dass es genügend Angebote gibt.<br />

104


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Frage 17<br />

Relative Häufigkeiten<br />

Sport 20.6%<br />

Badi 11.4%<br />

Ausg<strong>an</strong>g 12.8%<br />

Einkaufen 8.8%<br />

Freizeitplätze 7%<br />

Nichts 13.2%<br />

Tabelle 21: Häufigkeitstabelle Frage 17<br />

Die Häufigkeitsauszählung der offenen Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17)<br />

wurde bereits im allgemeinen Teil der Auswertung dargestellt, siehe Seite 72. Da die<br />

Antwortkategorie „Nichts“ einer der Indikatoren für die Indexbildung „Bedürfnisabdeckung“<br />

ist, wird hier noch einmal kurz darauf eingeg<strong>an</strong>gen. Die Antwortkategorie „Nichts“ wurde<br />

von 13.2% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gegeben. Am Häufigsten gen<strong>an</strong>nt wurden neben<br />

der Antwort „Nichts“ „Sport“, „Badi“, „Ausg<strong>an</strong>g“, „Einkaufen“ und „Freizeitplätze“. Im<br />

Hinblick auf die Prozent<strong>an</strong>gaben, stellt die Nennung „Nichts“, die am zweithäufigsten<br />

gen<strong>an</strong>nte Antwort<strong>an</strong>gabe dar.<br />

In einem weiteren Schritt werden nun, um eine bivariate Auswertung vorzunehmen, diese<br />

vor<strong>an</strong>gehenden Indikatoren mit den Hauptindikatoren „Nutzung der Jugendfachstelle“ und<br />

„Nutzung der Vereine/Clubs“ in einer Kreuztabelle dargestellt. Die Hauptindikatoren stellen<br />

die unabhängigen Variablen dar, während die Indikatoren für die <strong>an</strong>schliessende Bildung des<br />

Index „Bedürfnisabdeckung“, die abhängigen Variablen darstellen.<br />

105


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Nutzung Jugendfachstelle“<br />

Nutzung Nicht-Nutzung Gesamt<br />

Frage 12<br />

Es gibt kein solches<br />

Angebot<br />

Ja 45.2% (161) 54.8% (195) 100% (356)<br />

Nein 61.4% (51) 54.8% (32) 100% (83)<br />

Frage 16 Ja Ja 49.4% (89) 50.6% (91) 100% (180)<br />

Nein 47.5% (123) 52.5% (136) 100% (259)<br />

Frage 17 Nichts Ja 38.1% (24) 61.9% (39) 100% (263)<br />

Nein 50% (188) 50% (188) 100% (376)<br />

Gesamt 48.3% (212) 51.7% (227) 100% (439)<br />

Tabelle 22: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung Jugendfachstelle“<br />

Anh<strong>an</strong>d der bivariaten Auswertung der unabhängigen Variable „Nutzung Jugendfachstelle“<br />

und dem abhängigen Indikator „Bedürfnisabdeckung“, wird deutlich, dass 61.4% der <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen und 54.8%, welche die<br />

Jugendfachstelle nicht nutzen, die Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebote“ bei der<br />

Frage Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12)<br />

nicht <strong>an</strong>gekreuzt haben. Dies zeigt, dass die Be<strong>an</strong>twortung dieser Frage unabhängig von der<br />

Nutzung der Jugendfachstelle ist. Des Weiteren haben 49.4% der Befragten, welche die<br />

Jugendfachstelle nutzen und 50.6%, welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, bei der Frage<br />

Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt?<br />

(Frage 16) die Antwortkategorie „Ja“ <strong>an</strong>gekreuzt. Dies zeigt, dass auch die Be<strong>an</strong>twortung<br />

dieser Frage unabhängig von der Nutzung der Jugendfachstelle ist. Dagegen haben 38.1%, der<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen und 61.9%, welche die<br />

Jugendfachstelle nicht nutzen, bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17),<br />

<strong>an</strong>gegeben, dass ihnen nichts fehlt. Daraus lässt sich feststellen, dass denjenigen <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, eher keine Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen,<br />

als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen. Daraus lässt sich<br />

feststellen, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen, eher<br />

Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen, als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nicht<br />

nutzen.<br />

106


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Nutzung Vereine/Clubs“<br />

Nutzung Nicht-Nutzung Gesamt<br />

Frage 12<br />

Es gibt kein solches<br />

Angebot<br />

Ja 73.9% (263) 26.1% (93) 100% (356)<br />

Nein 73.5% (61) 26.5% (22) 100% (83)<br />

Frage 16 Ja Ja 77.2% (139) 22.8% (41) 100% (180)<br />

Nein 71.4% (185) 28.6% (74) 100% (259)<br />

Frage 17 Nichts Ja 76.2% (48) 23.8% (15) 100% (63)<br />

Nein 73.4%% (276) 26.6%% (100) 100% (376)<br />

Gesamt 73.8% (324) 26.2% (115) 100% (439)<br />

Tabelle 23: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung Vereine/Clubs“<br />

Anh<strong>an</strong>d der bivariaten Auswertung der unabhängigen Variable „Nutzung Vereine/Clubs“ mit<br />

den abhängigen Indikatoren „Bedürfnisabdeckung“, wird deutlich, dass 73.5% der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen, welche Mitglied in einem Verein/Clubs sind und 26.5% welche nicht Mitglied<br />

sind, die Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebote“ bei der Frage Es gibt Dinge die<br />

du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12) nicht <strong>an</strong>gekreuzt haben.<br />

Dies zeigt, dass die Be<strong>an</strong>twortung dieser Frage deutlich abhängig von der Nutzung der<br />

Vereine/Clubs ist. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, welche Vereine/Clubs nutzen, scheinen<br />

demnach eher <strong>an</strong>dere Gründe dafür zu haben, warum sie etwas, was sie gerne tun würden<br />

nicht machen können. Des Weiteren haben 77.2%% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche in<br />

einem Verein/Club sind und 22.8%%, welche nicht in einem Verein/Club sind, bei der Frage<br />

Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt?<br />

(Frage 16) die Antwortkategorie „Ja“ <strong>an</strong>gekreuzt. Dies zeigt, dass auch die Be<strong>an</strong>twortung<br />

dieser Frage abhängig von der Nutzung der Vereine/Clubs ist. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

welche Mitglied in einem Verein/Club sind, scheinen demnach mehr der Meinung zu sein,<br />

dass es genügend Angebote gibt, als diejenigen, welche nicht in einem Verein/Club sind.<br />

Ausserdem haben 76.2%, der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Vereine/Clubs nutzen und<br />

23.8%, welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote<br />

fehlen dir? (Frage 17) <strong>an</strong>gegeben, dass ihnen nichts fehlt. Daraus lässt sich eine Abhängigkeit<br />

dahingehend abgleiten, dass denjenigen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen welche in Vereinen/Clubs<br />

107


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

sind, eher nichts fehlt, als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen welche nicht in einem Verein/Club<br />

sind.<br />

Gesamthaft lässt sich feststellen, dass die Be<strong>an</strong>twortung aller drei Indikatoren von der<br />

Nutzung der Vereine/Clubs abhängig ist, während nur die Antwort<strong>an</strong>gabe „Nichts“ der Frage<br />

Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) abhängig ist von der Nutzung der<br />

Jugendfachstelle. Der Vergleich der bivariaten Auswertungen der unabhängigen Variablen<br />

„Nutzung Jugendfachstelle“ und „Nutzung Vereine/Clubs“ mit dem Indikator „Nichts“ der<br />

Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) zeigt, dass denjenigen <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen welche die Jugendfachstelle nicht nutzen, eher nichts fehlt, als den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen die nicht in einem Verein/Club sind. Ausserdem fehlen denjenigen <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen welche in Vereinen/Clubs sind, eher keine Freizeit<strong>an</strong>gebote, als den <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen welche die Jugendfachstelle nutzen.<br />

6.2.3.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />

Für die Überprüfung der Hypothese, ob die Jugendfachstelle die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen mehr abdeckt als Vereine/Clubs, wollten wir eine lineare Regressions<strong>an</strong>alyse<br />

durchführen. Die Indikatoren, für die Bildung der unabhängigen Variablen „Nutzung<br />

Jugendfachstelle“ und „Nutzung Vereine/Clubs“, mussten nicht auf die Reliabilität überprüft<br />

werden. Für die Bildung des Index „Bedürfnisabdeckung“, wurden die Indikatoren jedoch auf<br />

ihre Reliabilität überprüft. Die Reliabilitätstestung zeigte jedoch, dass die drei Indikatoren<br />

nicht das Gleiche messen und deshalb daraus der Index, ohne gegen die Annahme der<br />

Zuverlässigkeit des Modells zu verstossen, nicht gebildet werden k<strong>an</strong>n. Der Cronbachs Alpha<br />

erreichte nur einen Wert von 0.216. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 209.<br />

Aufgrund dessen konnte die lineare Regression, für die Hypothesenüberprüfung, nicht<br />

durchgeführt werden. Somit k<strong>an</strong>n die H1-Hypothese, dass die Jugendfachstelle die<br />

Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdeckt, als Vereine/Clubs, nicht<br />

<strong>an</strong>genommen oder abgelehnt werden.<br />

108


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von<br />

Schik<strong>an</strong>e von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />

Familien<br />

Martina Löw (2001:214) beschreibt in ihrer Theorie der Raumsoziologe, dass die<br />

Möglichkeit, einen Raum zu konstituieren, von den vier Ebenen der Ungleichheit Reichtum,<br />

Wissen, R<strong>an</strong>g und Assoziation abhängig ist. <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien haben durch die fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnisse ihrer Eltern eine<br />

eingeschränkte Möglichkeit, einen Raum zu errichten und haben so im Vergleich mit <strong>an</strong>deren<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen einen Nachteil. Mit Hilfe der kostenlosen oder günstigen Angebote<br />

der Jugendfachstelle und der kostenfreien Jugendtreffs wird ihnen eine Möglichkeit geboten,<br />

trotz schlechter Bedingungen, einen Raum zu konstituieren. Daher die erste Hypothese,<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien nehmen die Angebote der<br />

Jugendfachstelle und den Jugendtreff vermehrt in Anspruch. Die fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnisse<br />

ihrer Eltern beeinflussen nicht nur ihre Freizeitaktivitäten, sondern auch die Möglichkeit, ihr<br />

soziales Umfeld aufzubauen. Darum sind <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />

Familien weniger in die Gesellschaft, das heisst Schule, Ausbildung oder Arbeit eingebunden<br />

als <strong>an</strong>dere. Folglich die zweite Hypothese <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />

Familien werden vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>en.<br />

Da beide Hypothesen von den fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen der Eltern ausgehen, wird zuerst<br />

eine deskriptive Analyse der unabhängigen Variable „Einkommensschwach“ gemacht.<br />

Anschliessend folgt eine deskriptive Beschreibung der beiden abhängigen Variablen<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“. Schliesslich werden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines<br />

zweidimensionalen Chi-Quadrat-Tests die beiden Hypothesen überprüft.<br />

6.2.4.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators<br />

Die unabhängige Variable „Einkommensschwach“ wurde wie folgt zusammengesetzt. Um<br />

das subjektive Empfinden der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im Bezug auf ihre fin<strong>an</strong>zielle<br />

Situation in der Freizeit zu befragen, stellten wir die Fragen: Es gibt Dinge, die du gerne tun<br />

würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12) mit der Antwortkategorie: „Ich habe<br />

kein Geld“ und die Frage: Warum bist du in keinem Verein oder Club? (Frage 18a) mit der<br />

Antwortkategorie: „Ich habe nicht genügend Geld“. Um ein Gesamtbild über die fin<strong>an</strong>ziellen<br />

109


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Verhältnisse der Familien, in denen die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen leben, zu erhalten, stellten<br />

wir ihnen die Frage: Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung? (Frage 51).<br />

Hier interessierte uns von den drei Antwortkategorien „viel“, „genug“ und „zu wenig“ nur die<br />

letzte. Wir sind uns bewusst, dass dies nur das subjektive Empfinden der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen widerspiegelt und kein reales Bild ergibt, wie die fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Familienverhältnisse der Familien wirklich aussehen. Um ein Gesamtbild über die Situation<br />

zu erhalten in denen die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aufwachsen, fragten wir: Wer lebt bei dir zu<br />

Hause? (Frage 52) und Wie viele Zimmer hat eure Wohnung/Haus? (Frage 53). Um die<br />

einkommensschwachen Familien herauszufiltern, stellten wir die Bedingung auf, dass die<br />

Personen<strong>an</strong>zahl in den Haushalten grösser als die Zimmer<strong>an</strong>zahl sein müsse.<br />

In der folgenden Tabelle wird der gebildete Indikator „Einkommensschwach“ nach<br />

verschiedenen Aspekten betrachtet, um ein Gesamtbild von diesem zu erhalten.<br />

110


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Einkommensschwach“<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

Nicht –<br />

Schwach<br />

Schwach<br />

Gesamt<br />

Weiblich 64.4% (139) 35.6% (77) 100% (216)<br />

Männlich 53% (107) 47% (95) 100% (202)<br />

6. Klasse 63.4% (121) 36.6% (70) 100% (191)<br />

9. Klasse 55.6% (94) 44.4% (75) 100% (169)<br />

18-Jährige 54.2% (32) 45.8% (27) 100% (59)<br />

Nationalität<br />

Einwohnerzahl<br />

der Gemeinden<br />

Beitritt<br />

Jugendtreff<br />

Nutzung<br />

Schweizer 60.1% (224) 39.9% (149) 100% (373)<br />

Nicht-Schweizer 51.1% (23) 48.9% (22) 100% (45)<br />

0-1500 50.4% (67) 49.6% (66) 100% (133)<br />

1501-3000 67.6% (73) 32.4% (35) 100% (108)<br />

3001-4500 60.6% (106) 39.4% (69) 100% (175)<br />

Beitritt 58.7% (220) 41.3% (155) 100% (375)<br />

Nicht-Beitritt 63.4% (26) 36.6% (15) 100% (41)<br />

Ja 63.3% (179) 36.7% (104) 100% (283)<br />

Nein 50.4% (67) 49.6% (66) 100% (133)<br />

Nutzer 61.8% (126) 38.2% (78) 100% (204)<br />

Nicht-Nutzer 40.4% (23) 59.6% (34) 100% (57)<br />

Gesamt 58.9% (247) 41.1% (172) 100% (419)<br />

Tabelle 24: Übersicht „Einkommensschwach“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

Insgesamt stammen 41.1% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien, das bedeutet, dass knapp die Hälfte der Befragten für<br />

unsere beiden Hypothesen überprüft werden können.<br />

Die verschiedenen Aspekte zeigen, dass der Unterschied zwischen den männlichen und den<br />

weiblichen Befragten 12% beträgt. Weiter spielt die Nationalität eine große Rolle, vor allem<br />

Nicht-Schweizer/innen sind von der Armut betroffen und liegen fast 8% über dem<br />

Durchschnitt, während die Schweizer/innen nur knapp unter dem Schnitt liegen. Zudem<br />

stammen in den kleinen Gemeinden, mit bis zu 1500 Einwohnern, fast 50% der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien. Bei den mittleren Gemeinden<br />

(3000 Einwohnern) liegt der Schnitt bei nur 32.4% und liegt somit unter dem Durchschnitt.<br />

111


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Nur bei grossen Gemeinden, mit bis zu 4500 Einwohnern, ist keine grosse Abweichung vom<br />

Durchschnitt ersichtlich. Ein grosser Unterschied zeigt sich bei den Gemeinden mit und ohne<br />

Jugendtreff. Hier liegt der Unterschied bei rund 13%, wobei die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien vermehrt in Gemeinden leben, in denen es keine<br />

Jugendtreffs gibt. Schliesslich zeigt sich ein grosser Unterschied bei der Nutzung der<br />

Jugendfachstelle. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle nutzen, sind zu 60%<br />

Einkommensschwach und liegen somit fast 20% über dem Durchschnitt. Nicht g<strong>an</strong>z so<br />

gravierende Unterschiede zeigen sich bei den Aspekten Alter und Beitritt. Auffallend beim<br />

Alter ist die Zunahme der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien.<br />

Abschliessend k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass die Variable „Einkommensschwach“ diverse<br />

Einflussfaktoren hat.<br />

Nach diesem Überblick über den Indikator „Einkommensschwach“ untersuchen wir, wie viele<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendliche das Gefühl haben, dass ihre Familien zu wenig Geld zur Verfügung<br />

haben. Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung? (Frage 51) mit den<br />

Antwortkategorien: „Viel“, „Genug“ und „Zu wenig“.<br />

Frage 51<br />

Absolute Häufigkeiten<br />

Relative Häufigkeiten<br />

Viel<br />

47 11.1%<br />

Genug 357 84.4%<br />

Zu wenig 19 4.5%<br />

Gesamt 423 100%<br />

Tabelle 25: Häufigkeitstabelle Frage 51<br />

Diese Häufigkeitstabelle zeigt, dass sich die meisten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der<br />

Mittelschicht einstufen, nämlich 84.4%. Nur 4.5% haben das Gefühl, dass ihre Familie nicht<br />

genügend Geld zur Verfügung haben. Bei unserer Befragung wird ersichtlich, dass viele<br />

Familien sich in der Mitte befinden. Nur wenige haben das Privileg „zu viel Geld“ zur<br />

Verfügung zu haben. Beim Vergleich der beiden Tabellen wird erkennbar, dass oben 41.1%<br />

aus einkommensschwachen Verhältnissen stammen und unten geben nur 4.5% der Befragten<br />

<strong>an</strong> aus Familien mit geringen fin<strong>an</strong>ziellen Mitteln zu kommen. Dieser Unterschied erklärt sich<br />

durch die Zusammenstellung der Variablen „Einkommensschwach“, hier wurden mehrer<br />

112


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Aspekte berücksichtigt, wie zum Beispiel das subjektive Empfinden der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen in Bezug auf ihre Freizeit, wie beim Beschrieb weiter oben ersichtlich ist und<br />

bei der Frage 51 geht es nur um die fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnisse der Eltern der Befragten.<br />

Nach diesem Beschrieb des Hauptindikators untersuchen wir nun die beiden Indikatoren<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“.<br />

6.2.4.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />

In diesem Abschnitt gehen wir zuerst auf die abhängige Variable „Nutzung Jugendfachstelle/-<br />

treff“ und d<strong>an</strong>ach auf „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ein.<br />

Nutzung Jugendfachstelle/-treff<br />

Die abhängige Variable „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ wurde aus den folgenden Variablen<br />

zusammengefügt. Um zu erfahren, wo sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihrer Freizeit<br />

aufhalten, stellten wir ihnen die folgenden Fragen: Wo bist du in deiner Freizeit in einer<br />

gewöhnlichen Schulwoche? (Frage 8) mit der Antwortkategorie „Jugendtreff“ und Was<br />

machst du in einer normalen Schulwoche in deiner Freizeit? (Frage 11) mit der<br />

Antwortkategorie „Ich verbringe Zeit im Jugendtreff“. Damit wir eine Kontrolle haben, ob sie<br />

wirklich den Jugendtreff besuchen, stellten wir ihnen die Frage: Besuchst du einen Jugendtreff<br />

(Frage 27) wobei uns hier nur die Antwortkategorie „Ja, jede Woche“ interessierte. Mit der<br />

Frage: Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage 22) wollten wir<br />

wissen, ob die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen schon Kontakt mit der Jugendfachstelle hatten und ob<br />

sie die Angebote schon einmal be<strong>an</strong>spruchten. Bei den Antwortkategorien berücksichtigten<br />

wir die drei meist gen<strong>an</strong>nten „Workshop“, „Ferien<strong>an</strong>gebote“ und „selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />

Jugendprojekte“. Nachfolgend ist eine Tabelle mit den Häufigkeiten der einzelnen Fragen,<br />

welche zusammen den Indikator bilden.<br />

113


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Ja Nein Gesamt<br />

Frage 8 Jugendräume 15% (44) 85% (249) 100% (439)<br />

Frage 11 Jugendtreff 10.6% (31) 89% (260) 100% (439)<br />

Frage 22<br />

Workshop 18.7% (82) 81.3% (357) 100% (439)<br />

Ferien 27.1% (119) 72.9% (320) 100% (439)<br />

Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />

Jugendprojekte<br />

9.9% (29) 90.1% (263) 100% (439)<br />

Frage 27 Ja, jede Woche 11.3% (27) 88.7% (211) 100% (439)<br />

Gesamt 69.4% (213) 30.6% (94) 100% (439)<br />

Tabelle 26: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> diese Tabelle, wird sichtbar, dass nur wenige die einzelnen Antworten<br />

<strong>an</strong>gekreuzt haben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei den Fragen 8 und 11 um<br />

offene Fragen h<strong>an</strong>delt und somit sehr unterschiedliche Antworten gegeben wurden, welche<br />

kategorisiert wurden. Die <strong>an</strong>deren Fragen hatten mehrere Antwortmöglichkeiten und die<br />

Befragten konnten mehrere Antworten geben, deshalb liegen die Werte zwischen 9% bis<br />

28%. Die gebildete Variable „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ zeigt, dass insgesamt fast 70%<br />

der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Angebote der Jugendfachstelle und/oder die<br />

Jugendtreffs nutzen.<br />

M<strong>an</strong> sieht zwischen den einzelnen Fragen einen recht grossen Unterschied. Gerade was die<br />

Angebote der Jugendfachstelle <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt, ist die Nutzung höher, als diejenige der<br />

Jugendtreffs (Ausnahme „Selbstorg<strong>an</strong>isierte Jugendprojekte“, bei denen nur die 9. Klasse und<br />

die 18-Jährigen befragt wurden). Beispielsweise werden Ferien<strong>an</strong>gebote der Jugendfachstelle<br />

Region <strong>Konolfingen</strong> zu 27.1% genutzt, was etwa einem Viertel aller befragten entspricht.<br />

Auch die <strong>an</strong>gebotenen Workshops werden von fast 20% genutzt.<br />

Um einen ersten Eindruck zu erhalten, wie sich die beiden Indikatoren<br />

„Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ beeinflussen, werden die<br />

einzelnen Variablen mit dem Hauptindikator gekreuzt.<br />

114


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach<br />

Schwach<br />

Frage 8 Jugendräume Ja 14.8% (23) 15.3% (19)<br />

Nein 85.2% (132) 84.7% (105)<br />

Gesamt 100% (155) 100% (124)<br />

Frage 11 Jugendtreff Ja 7.2% (11) 13.7% (17)<br />

Nein 92.8% (142) 86.3% (107)<br />

Gesamt 100% (153) 100% (124)<br />

Frage 22 Workshop Ja 21.1% (52) 15.1% (26)<br />

Nein 78.9% (195) 84.9% (146)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Ferien Ja 32% (79) 21.5% (37)<br />

Selbstorg<strong>an</strong>isierte<br />

Jugendprojekte<br />

Nein 68% (168) 78.5% (135)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Ja 9.1% (14) 11.3% (14)<br />

Nein 90.9% (140) 88.7% (110)<br />

Gesamt 100% (154) 100% (124)<br />

Frage 27 Ja, jede Woche Ja 9.5% (12) 12.7% (13)<br />

Nein 90.5% (114) 87.3% (89)<br />

Gesamt 100% (126) 100% (102)<br />

Tabelle 27: Kreuztabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />

„Einkommensschwach“<br />

Anh<strong>an</strong>d der Tabelle erkennen wir, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />

Familien die Jugendtreffs/-räume mehr nutzen als <strong>an</strong>dere, <strong>an</strong>ders sieht es bei den Angeboten<br />

der Jugendfachstelle aus. Was „Ferien“ und „Workshops“ betrifft, werden die Angebote von<br />

Nicht Einkommensschwachen stärker genutzt als von einkommensschwachen <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen. Bei den Jugendräumen (Frage 8) ist der Unterschied nur gering, aber bei Frage<br />

11 sind es fast doppelt so viele befragte <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus armen Familien. Es zeigt<br />

sich ein Unterschied von 3% bei der wöchentlichen Nutzung des Jugendtreffs. Bei den<br />

Angeboten der Jugendfachstelle ist eine stärkere Nutzung zu sehen als zu den Jugendtreffs.<br />

Allerdings nutzen hier die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht<br />

einkommensschwachen Familien die Angebote mehr, ausser den selbstorg<strong>an</strong>isierten<br />

Projekten, wo ein Unterschied von 2% besteht. Insgesamt ist erkennbar, dass die befragten<br />

115


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien insbesondere vermehrt die<br />

Jugendtreffs nutzen und weniger die Angebote der Jugendfachstelle. Dies bestätigt somit<br />

unsere Hypothese.<br />

Opfer Schik<strong>an</strong>e<br />

Um zu erfahren, wie die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen Schik<strong>an</strong>e erleben und wen sie als typisches<br />

Opfer sehen, fragten wir sie: Oftmals ist m<strong>an</strong> Zuschauer von Schik<strong>an</strong>en, was sind deine<br />

Beobachtungen, wer glaubst du, wird am meisten schik<strong>an</strong>iert? (Frage 43). In der<br />

untenstehenden Tabelle ist eine Übersicht über die Häufigkeiten der einzelnen Antworten zu<br />

sehen.<br />

Frage 43<br />

Absolute Häufigkeiten<br />

Relative Häufigkeiten<br />

Mädchen 93 14.7%<br />

Jungen 88 13.9%<br />

Schweizer 40 6.3%<br />

Ausländer 245 38.8%<br />

Arme Familien 106 16.8%<br />

Andere 60 9.5%<br />

Gesamt 632 100%<br />

Tabelle 28: Häufigkeitstabelle Frage 43<br />

Am meisten, mit 38.8%, werden laut Beobachtung der Befragten ausländische <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche schik<strong>an</strong>iert. Schon auf dem zweiten Platz mit 16.8%, stehen <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche aus einkommensschwachen Familien. Wie bei den absoluten Zahlen sichtbar, war<br />

dies eine Frage mit Mehrfach<strong>an</strong>tworten. Knapp unter den einkommensschwachen Familien<br />

liegen die beiden Geschlechter. Bei der Antwortkategorie „Andere“ wurden Eigenschaften<br />

gen<strong>an</strong>nt wie introvertiert, dumme, kleine, nicht gutaussehend, arrog<strong>an</strong>t oder Leute wie<br />

Aussenseiter, Frauenschänder, Schlampen, Zigeuner, Streber, Homosexuelle, Behinderte,<br />

Leute die eine <strong>an</strong>dere Meinung haben und Einzelkinder.<br />

Die abhängige Variable „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ setzt sich wie folgt zusammen. Um zu erfahren ob<br />

die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche überhaupt Opfer von Schik<strong>an</strong>e sind fragten wir sie: Wirst du<br />

schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41). Von den vier Antwortkategorien „Oft“, „m<strong>an</strong>chmal“, „selten“ und<br />

116


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„nie“ interessierten uns für die Be<strong>an</strong>twortung unserer Hypothese nur die beiden ersten<br />

Antworten. Zur Kontrolle, ob die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wirklich schon einmal<br />

Schik<strong>an</strong>e erlebten, stellten wir ihnen die Frage: Wo wirst oder wurdest du schik<strong>an</strong>iert? (Frage<br />

42). Hier interessierten uns alle Antwortkategorien, ausser die erste „nirgends“. Anschliessend<br />

folgt eine Tabelle mit den Häufigkeiten der einzelnen Fragen, die zusammen den Indikator<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ bilden.<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Frage 41<br />

Oft 3.9% (17) 96.1% (422) 100% (439)<br />

M<strong>an</strong>chmal 14.3% (62) 85.7% (377) 100% (439)<br />

Zu Hause 11.6% (51) 88.4% (388) 100% (439)<br />

Schule 43.3% (190) 56.7% (249) 100% (439)<br />

Schulweg 10.3% (45) 89.7% (394) 100% (439)<br />

Frage 42<br />

Dorf 5.5% (24) 94.5% (415) 100% (439)<br />

Vereine/Clubs 4.3% (19) 95.7% (420) 100% (439)<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

Jugendfachstelle<br />

1.1% (5) 98.9% (434) 100% (439)<br />

Freundeskreis 5.2% (23) 94.8% (416) 100% (439)<br />

Stadt 0.2% (1) 99.8% (438) 100% (439)<br />

Gesamt 58.3% (253) 41.7% (181) 100% (439)<br />

Tabelle 29: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />

Bei der gebildeten Variablen „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ wird sichtbar, dass insgesamt fast 60% der<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden. Dies zeigt, dass es ein<br />

wichtiges Thema ist, welches beh<strong>an</strong>delt werden muss. Bei der Frage Wirst du Schik<strong>an</strong>iert?<br />

haben knapp 4% <strong>an</strong>gegeben, oft Opfer von Schik<strong>an</strong>en zu werden und 14% m<strong>an</strong>chmal Opfer<br />

zu werden. Dies zeigt, dass die subjektive Anschauung klar unter der Gesamten liegt. Am<br />

meisten werden die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in der Schule schik<strong>an</strong>iert. Zu Hause<br />

und auf dem Schulweg nur noch zu rund 10%. Es wird sichtbar, dass die Schik<strong>an</strong>e ein<br />

wichtiges Thema ist, welches vor allem in den Schulen beh<strong>an</strong>delt werden muss.<br />

Um einen ersten Überblick zu erhalten, wie sich die beiden Indikatoren<br />

„Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ beeinflussen, werden die einzelnen Variablen<br />

mit dem Hauptindikator gekreuzt.<br />

117


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach<br />

Schwach<br />

Frage 41 Opfer 16.3% (40) 21.8% (37)<br />

Kein Opfer 83.7% (205) 78.2% (133)<br />

Gesamt 100% (245) 100% (170)<br />

Frage 42 Zu Hause Ja 8.1% (20) 16.3% (28)<br />

Nein 91.9% (227) 83.7% (144)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Schule Ja 41.3% (102) 47.1% (81)<br />

Nein 58.7% (145) 52.9% (91)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Schulweg Ja 13% (32) 5.8% (10)<br />

Nein 87% (215) 94.2% 162()<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Dorf Ja 4% (10) 6.4% (11)<br />

Nein 96% (237) 93.6% (161)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Vereine/Clubs Ja 3.6% (9) 5.8% (10)<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

Jugendfachstelle<br />

Nein 96.4% (238) 94.2% (162)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Ja 1.2% (3) 1.2% (2)<br />

Nein 98.8% (244) 98.8% (170)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Freundeskreis Ja 5.3% (13) 5.2% (9)<br />

Nein 94.7% (234) 94.8% (163)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Stadt Ja 0% (0) 0.6% (1)<br />

Tabelle 30: Übersicht der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />

Nein 100% (247) 99.4% (171)<br />

Gesamt 100% (247) 100% (172)<br />

Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien übertreffen in<br />

fast allen Bereichen die <strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>. Am auffälligsten ist hier die Antwortkategorie „Zu<br />

Hause“, wo die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen doppelt so häufig Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden. Der<br />

118


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

nächste Unterschied ist in der „Schule“ messbar, gefolgt vom „Dorf“. Bei der Frage nach der<br />

Häufigkeit von Schik<strong>an</strong>e werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />

Familien etwa 5% häufiger Opfer. Auf dem „Schulweg“ ist das Gegenteil sichtbar. Hier<br />

werden die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen Familien gut doppelt<br />

so häufig Opfer von Schik<strong>an</strong>e als die <strong>an</strong>deren. Sehr geringe oder keine Unterschiede bestehen<br />

bei den „Ver<strong>an</strong>staltungen der Jugendfachstelle“, „Freundeskreis“ und „Stadt“. Insgesamt ist<br />

die Tendenz sichtbar, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien<br />

vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e werden, was unsere Hypothese bestätigt.<br />

6.2.4.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />

Nach dieser deskriptiven Beschreibung der gebildeten Indikatoren wird nun ein<br />

zweidimensionaler Chi-Quadrat-Test durchgeführt, um zu überprüfen, ob ein Unterschied<br />

besteht zwischen der Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und der Opfer von Schik<strong>an</strong>e von<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche aus Familien mit verschiedenen fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen<br />

kommen.<br />

Um einen zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test durchführen zu können, müssen folgende<br />

Voraussetzungen erfüllt sein:<br />

o Unabhängige Stichproben<br />

o Erwartungswerte müssen für alle Kategorien allen Stichproben > 0 sein<br />

o Erwartungswerte dürfen max. 20% der Zellen < 5 sein<br />

o Nominal- und Ordinalskalenniveau<br />

Eigentlich werden bei dieser Testung die beobachteten Werte mit den erwarteten Werten<br />

verglichen. Die erwarteten Werte werden von SPSS selber berechnet, da m<strong>an</strong> bei ihnen von<br />

einer Gleichverteilungs<strong>an</strong>nahme ausgeht. Somit werden beim SPSS die ersten drei<br />

Voraussetzungen selber überprüft und beachtet. Bei den Outputs wird d<strong>an</strong>n vermerkt, wenn<br />

eine dieser Voraussetzungen nicht gegeben ist. Die vierte Voraussetzung ist bei unseren Daten<br />

gegeben. Alle drei Variabeln sind nominalskaliert.<br />

Zuerst prüfen wir den Zusammenh<strong>an</strong>g der „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und d<strong>an</strong>ach<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ mit dem Hauptindikator „Einkommensschwach“.<br />

Testung Nutzung Jugendfachstelle/-treff<br />

119


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Zu Beginn versuchen wir mit einer Kreuztabelle den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />

unabhängigen Variablen „Einkommensschwach“ und der abhängigen Variablen „Nutzung<br />

Jugendfachstelle/-treff“ zu ver<strong>an</strong>schaulichen.<br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />

„Nutzung<br />

Jugendfachstelle/-<br />

treff“<br />

Nutzung 73% (130) 62.4% (73) 31.2% (203)<br />

Nicht-Nutzung 27% (48) 37.6% (44) 31.2% (92)<br />

Gesamt 100% (178) 100% (117) 100% (295)<br />

Tabelle 31: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />

Von allen befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien nehmen<br />

62.4% die Angebote der Jugendfachstelle und besuchen die Jugendtreffs, im Vergleich dazu<br />

nutzen die <strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen diese Angebote mit 73% mehr. Allerdings ist zu<br />

beachten, dass bei den nicht einkommensschwachen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nicht nur die<br />

einkommensstarken, sondern auch solche aus der Mittelschicht mitgezählt werden.<br />

„Einkommensschwach“<br />

Chi-Quadrat-Wert<br />

Signifik<strong>an</strong>z<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ 3.725 0.027<br />

Tabelle 32: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />

Bei der Testung der Hypothese ergaben sich eine Signifik<strong>an</strong>z von 2.7% und ein Chi-Quadrat-<br />

Wert von 3.725, d.h. dass die Hypothese <strong>an</strong>genommen wurde und somit <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Angebote der Jugendfachstelle und die<br />

Jugendtreffs häufiger nutzen.<br />

Es folgt nun eine Testung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Kontrollvariablen Klasse, Geschlecht und<br />

Wohngemeinde um zu verstehen wie ihr Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen den<br />

Variablen „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ aussieht.<br />

Kontrollvariable Klasse:<br />

Die Kontrollvariable Klasse ergab kein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis und somit ist kein<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g gegeben. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 210.<br />

120


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Kontrollvariable Geschlecht:<br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />

Weiblich Nutzung 73.5% (72) 66% (35) 70.9% (107)<br />

Nicht–Nutzung 26.5% (26) 34% (18) 29.1% (44)<br />

Gesamt 100% (98) 100% (53) 100% (151)<br />

Männlich Nutzung 73.4% (58) 59.4% (38) 67.1% (96)<br />

Nicht–Nutzung 26.6% (21) 40.6% (26) 32.9% (47)<br />

Gesamt 100% (79) 100% (64) 100% (143)<br />

Tabelle 33: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ aufgeteilt nach<br />

Geschlecht<br />

Auffallend ist zu erkennen, dass bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus nicht<br />

einkommensschwachen Familien fast kein Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht,<br />

während bei den Einkommensschwachen ein Unterschied von 6% messbar ist. Bei den<br />

einkommensschwachen Befragten überwiegt der weibliche Anteil. Der Unterschied der<br />

Nutzung der Angebote der Jugendfachstelle und Jugendtreffs ist bei den männlichen<br />

Befragten grösser als bei den weiblichen. Interess<strong>an</strong>t ist nun die Signifik<strong>an</strong>z in der folgenden<br />

Tabelle.<br />

„Einkommensschwach“<br />

Chi-Quadrat-Wert<br />

Signifik<strong>an</strong>z<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ Weiblich 0.920 0.169<br />

Männlich 3.160 0.038<br />

Tabelle 34: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle“ aufgeteilt<br />

nach Geschlecht<br />

Der Chi-Quadrat-Test zeigt, dass der Einfluss des Geschlechtes unterschiedlich ist. Bei den<br />

männlichen Befragten ist der Einfluss mit 3.8% signifik<strong>an</strong>t und bei den weiblichen ist ein<br />

nicht signifik<strong>an</strong>ter Wert von 16.9% und ein Chi-Quadrat-Wert von 0.920 messbar. Dies<br />

bedeutet, dass das männliche Geschlecht einen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

besitzt, während das weibliche keinen Einfluss hat.<br />

Kontrollvariable Wohngemeinde Beitritt:<br />

121


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />

Beitritt Nutzung 74.5% (117) 63.8% (67) 70.2% (184)<br />

Nicht–Nutzung 25.5% (40) 36.2% (38) 29.8% (78)<br />

Gesamt 100% (157) 100% (105) 100% (262)<br />

Nicht–<br />

Beitritt<br />

Nutzung 61.9% (13) 54.5% (6) 59.4% (19)<br />

Nicht–Nutzung 38.1% (8) 45.5% (5) 40.6% (13)<br />

Gesamt 100% (21) 100% (11) 100% (32)<br />

Tabelle 35: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ aufgeteilt nach<br />

Beitritt der Gemeinden<br />

Die obenstehende Tabelle zeigt, dass die Befragten, welche aus einkommensschwachen<br />

Familien stammen, die Angebote der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs weniger nutzen<br />

als die <strong>an</strong>deren. Bei den Gemeinden die vor 2010 der Jugendfachstelle beigetreten sind, ist ein<br />

Unterschied von gut 10% messbar zwischen den verschiedenen fin<strong>an</strong>ziellen Verhältnissen,<br />

aus denen die Befragten stammen und deren Nutzung der Angebote der Jugendfachstelle und<br />

des Jugendtreffs. Bei denjenigen die der Jugendfachstelle erst 2010 beigetreten sind, ist ein<br />

Unterschied von knapp 8% messbar. Allerdings nutzen in den Gemeinden, welche bereits<br />

Mitglieder der Jugendfachstelle vor 2010 waren, mehr Befragte aus einkommensschwachen<br />

Verhältnissen die Angebote der Jugendfachstelle und Jugendtreffs, als in den <strong>an</strong>deren<br />

Gemeinden, die erst 2010 beigetreten sind.<br />

„Einkommensschwach“<br />

Chi-Quadrat-Wert<br />

Signifik<strong>an</strong>z<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ Beitritt 3.454 0.032<br />

Nicht - Beitritt 0.162 0.344<br />

Tabelle 36: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle“ aufgeteilt<br />

nach Beitritt der Gemeinden<br />

Der Chi-Quadrat-Test zeigt, dass der Beitritt mit einem Chi-Quadrat-Wert von 3.454 mit<br />

3.2% signifik<strong>an</strong>t ist, im Unterschied zu den Gemeinden die erst später beigetreten sind. Dort<br />

ist kein signifik<strong>an</strong>ter Unterschied bei der Nutzung messbar. Dies sagt aus, dass der Beitritt zur<br />

Jugendfachstelle einen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />

„Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ hat. Abschliessend k<strong>an</strong>n<br />

122


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

festgehalten werden, dass nur die Variablen Geschlecht und Wohngemeinde gesplittet nach<br />

Beitritt, respektive Nicht-Beitritt zur Jugendfachstelle einen Einfluss auf die Nutzung der<br />

Jugendfachstelle und Jugendtreffs von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />

Familien hat.<br />

Testung Opfer Schik<strong>an</strong>e<br />

Die Testung der Hypothese mit dem zweidimensionalen Chi-Quadrat-Test hat keinen<br />

signifik<strong>an</strong>ten Wert ergeben und somit ist sie nicht <strong>an</strong>genommen. Weitere Informationen dazu<br />

stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 211.<br />

6.2.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />

gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen<br />

Die Peer-Education-Theorie beschreibt Projekte, die von und für Jugendliche org<strong>an</strong>isiert<br />

werden. In der Praxis existieren keine Projekte, die von <strong>Kinder</strong>n org<strong>an</strong>isiert sind. Für die<br />

Auswertung dieser Hypothese werden daher nur die Jugendlichen, das heisst die befragten der<br />

9. Klasse und die 18-Jährigen, einbezogen. Die <strong>Kinder</strong> der 6. Klasse werden nicht<br />

berücksichtigt.<br />

Wir wollen herausfinden, welchen Einfluss solche Projekte auf die teilnehmenden<br />

Jugendlichen haben. Dabei wird in der Theorie ein positiver Effekt der Projekte auf die<br />

Stellung der Jugendlichen gegenüber Erwachsenen vorausgesagt, da sie durch solche Projekte<br />

lernen, ihre Bedürfnisse gegen aussen zu vertreten (Kaestner 2003:53). Mit der Teilnahme <strong>an</strong><br />

Peer-Education-Projekten sollte ein positives Selbstbild der Jugendlichen gefördert werden, in<br />

dem das Selbstvertrauen und des Selbstwertgefühl des Jugendlichen verbessert wird.<br />

(Kaestner 2003:62).<br />

Für die Auswertung der Hypothese werden zuerst die Bedürfnisse nach Peer-Education-<br />

Projekten <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines Indikators erhoben und deskriptiv ausgewertet. D<strong>an</strong>ach werden die<br />

beiden abhängigen Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und „Selbstbild“, in Bezug<br />

auf die unabhängige Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“, deskriptiv<br />

betrachtet. In einem dritten Teil wird eine einfache lineare Regression durchgeführt, um<br />

aufzeigen zu können, welchen Einfluss die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten auf die<br />

Stellung gegenüber Erwachsenen und das Selbstbild der befragten Jugendlichen haben k<strong>an</strong>n.<br />

123


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.5.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators<br />

Das Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Frage Es braucht<br />

jem<strong>an</strong>d, der den Jugendlichen hilft, Freizeitideen zu entwickeln (Frage 15A) herauslesen. Dies<br />

ist insofern ein Indikator für Peer-Education-Projekte, weil diese Frage das Bedürfnis nach<br />

der Org<strong>an</strong>isation von Freizeitideen misst und Peer-Education-Projekte eine Form der<br />

Org<strong>an</strong>isation von Freizeitideen ist. Insofern gibt die Frage eine Berechtigung für die<br />

Aufgleisung solcher Projekte. Dabei wurde der Datensatz aufgeteilt, so dass nur die<br />

Ergebnisse der 9. Klasse und der 18-Jährigen zu sehen sind. In den folgenden Tabellen<br />

werden die Bedürfnisse nach verschiedenen Aspekten betrachtet, um ein Gesamtbild von<br />

diesen zu erhalten.<br />

Die unabhängige Variable bezeichnet die „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“. Dies<br />

wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Frage Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage<br />

22) mit der Antwortkategorie: „Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten“ und<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Frage Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet<br />

oder teilgenommen hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23) bei der alle<br />

Items ausser „Noch nie mitgemacht“ wichtig für unsere Berechnung sind.<br />

124


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Frage 15a<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht Männlich 32.5% (37) 67.5% (77) 100% (114)<br />

Weiblich 39.8%(43) 60.2% (65) 100% (108)<br />

Alter 9. Klasse 30.6% (52) 69.4% (118) 100% (170)<br />

18-Jährige 52.5% (28) 47.2% (25) 100% (53)<br />

Nationalität Nicht-Schweizer 59.1% (13) 40.9% (9) 100% (22)<br />

Schweizer 33.3% (67) 66.7% (134) 100% (201)<br />

Subregionen A 30.3% (23) 69.7% (53) 100% (76)<br />

B 46.4% (26) 53.6% (30) 100% (56)<br />

C 34.4% (31) 65.6% (59) 100% (90)<br />

Einkommen Nicht-Schwach 32.8% (40) 67.2% (82) 100%(122)<br />

Schwach 38.9% (37) 61.1% (58) 100%(95)<br />

Nutzung Jugendfachstelle Nutzer 42.5% (57) 57.5% (77) 100% (134)<br />

Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />

Education-Projekten<br />

Nicht-Nutzer 25.8% (23) 74.2% (66) 100% (89)<br />

Teilnehmer 36.4% (24) 63.6% (42) 100% (66<br />

Nicht-Teilnehmer 35.7% (56) 64.3% (101) 100% (157)<br />

Gesamt 35.9% (80) 64.1% (143) 100% (223)<br />

Tabelle 37: Übersicht Frage 15a <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

Im Gesamten betrachtet besteht das Bedürfnis nach Freizeitideen zu 35.9% bei den befragten<br />

Jugendlichen. Dies bedeutet, dass solch ein Bedürfnis durchaus besteht, es sich jedoch nur bei<br />

weniger als der Hälfte der Jugendlichen zeigt.<br />

Wenn m<strong>an</strong> davon ausgeht, dass sich die verschiedenen Aspekte prozentmässig nicht stark von<br />

der Tendenz des Gesamten unterscheiden sollten, fallen einige Gruppen ins Auge. Während<br />

sich beim Geschlecht, dem Einkommen und der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten,<br />

keine grosse Unterschiede zwischen den Ausprägungen zeigen und diese auch im<br />

Gesamttrend liegen, werden bei <strong>an</strong>deren Aspekten grosse Unterschiede sichtbar. Was das<br />

Alter <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt so liegt die 9. Klasse in der allgemeinen Tendenz, während sich die 18-<br />

Jährigen von dieser unterscheiden. Mit 52.5% ist das Bedürfnis nach der Entwicklung von<br />

Freizeitideen bei dieser Altersklasse sehr ausgeprägt. Auch die Nicht-Schweizer zeigen, was<br />

das Bedürfnis betrifft, eine gegensätzliche Tendenz auf. Ihr Bedürfnis nach der Entwicklung<br />

von Freizeitideen ist sehr hoch, und liegt bei 59.1%. Wenn m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>eben die Schweizer<br />

125


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

betrachtet, so liegt ihr Bedürfnis mit 33.3% sogar etwas unter dem Gesamttrend. Damit ist der<br />

Unterschied zwischen Schweizer und Nicht-Schweizer bei gut 25%. Bei den Subregionen fällt<br />

die Region B auf, bei der das Bedürfnis doch recht viel höher ist als der Durchschnitt. Auch<br />

auffallend ist der grosse Unterschied zwischen den Nutzern und den Nicht-Nutzern. Die<br />

Nutzer der Jugendfachstelle haben, gegenüber den Nicht-Nutzern ein stärkeres Bedürfnis<br />

d<strong>an</strong>ach, Hilfe bei der Entwicklung von Freizeitideen zu erhalten. Die Nutzer liegen um ca. 8%<br />

über der Gesamtheit, die Nicht-Nutzer ca. 10% darunter, was zwischen den beiden Gruppen<br />

einen Unterschied von ca. 18% ergibt.<br />

Abschliessend lässt sich festhalten, dass das Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten,<br />

gemessen <strong>an</strong> diesem Indikator, besteht. Dabei gibt es viele Indikatoren, die einen Einfluss auf<br />

das Bedürfnis haben. Diese sind insbesondere Alter, Nationalität und Nutzung der<br />

Jugendfachstelle.<br />

6.2.5.2 Deskriptive Auswertung weiterer Indikatoren<br />

Die Abhängigen Variablen sind zum einen die „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und zum<br />

<strong>an</strong>deren das „Selbstbild“ der befragten Jugendlichen. Um etwas über die Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen aussagen zu können, erhoben wir die Frage Wenn du bereits <strong>an</strong> einem<br />

selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet oder teilgenommen hast, wie waren die<br />

Reaktionen der Erwachsenen (Eltern, Lehrern, Verw<strong>an</strong>dten, Bek<strong>an</strong>nten)? (Frage 23) dazu<br />

wählten wir die Items „Nach dem erfolgreichen Projekt trauten sie mir mehr zu“ und „Seit<br />

dem Projekt nehmen sie mich ernster“ als Indikator für die verbesserte Stellung der<br />

Jugendlichen aus.<br />

Frage 23<br />

Absolute Häufigkeiten Relative Häufigkeiten<br />

Freude 34 44.1%<br />

Dagegen/ Misstrauisch 2 2.6%<br />

Wussten es nicht 7 9%<br />

Trauten mir mehr zu 4 5.2%<br />

Nehmen mich ernster 6 7.8%<br />

Keine gute Org<strong>an</strong>isation 1 1.3%<br />

Egal 23 30%<br />

Gesamt 77 100%<br />

Tabelle 38: Häufigkeitstabelle Frage 23<br />

126


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Bei diesen Indikatoren war es nicht möglich, den Bezug zur Teilnahme oder Nicht-Teilnahme<br />

<strong>an</strong> Peer-Education-Projekten herauszufiltern, da die Frage 23 voraussetzte, dass m<strong>an</strong> bereits<br />

<strong>an</strong> einem Projekt teilgenommen hat. Hier wird bereits sichtbar, dass die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />

Education-Projekten einen geringen Einfluss auf die Stellung hat. Beide Prozentwerte liegen<br />

unter 10% und sind klar untervertreten gegenüber den <strong>an</strong>deren Antwortmöglichkeiten. Wenn<br />

m<strong>an</strong> jedoch nach positiven und negativen Reaktionen der Eltern unterscheidet, wird sichtbar,<br />

dass die negativen Reaktionen (dazu wird „dagegen/misstrauisch“ und „keine gute<br />

Org<strong>an</strong>isation“ gezählt) viel tiefer sind als die positiven. Auch auffällig ist der grosse Anteil<br />

derjenigen, die <strong>an</strong>gaben, dass die Eltern nichts davon wussten oder es ihnen egal war.<br />

Um das Selbstbild der befragten Jugendlichen herauszufiltern, wählten wir verschiedene<br />

Indikatoren. Zum einen sagt die Frage Die nächste Frage bezieht sich darauf, wie du dich<br />

selbst siehst. Wie würdest du dich beschreiben? (Frage 33) etwas über das Selbstbild aus.<br />

Wenn sich die befragten Jugendlichen als „Selbstbewusst“ oder „Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“<br />

beschreiben, wäre dies ein Indiz für ein positives Selbstbild. Ebenso testet die Frage Fällt es<br />

dir leicht, neue Freunde zu finden? (Frage 35) das Selbstbild, denn einer selbstbewussten<br />

Person wird dies sicherlich einfacher fallen. Ausserdem zogen wir die Frage Bei dem<br />

folgenden Frageblock möchten wir, dass du entscheidest, ob die Aussagen auf dich zutreffen<br />

oder nicht (Frage 40) für den Beschrieb des Selbstbildes hinzu. Wenn ein Jugendlicher<br />

<strong>an</strong>gekreuzt hat, er sei nicht verletzt bei Kritik, er sei zielstrebig, begabt und zufrieden mit dem<br />

Aussehen, gab dies ein Hinweis auf eine positive Selbstbild ab. Zudem bezogen wir die Frage<br />

Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) mit ein. Wir erwarteten davon, ein Anzeichen für ein gutes<br />

Selbstbewusstsein zu erhalten, wenn die Jugendlichen „Selten“ oder „Nie“ <strong>an</strong>kreuzten.<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Frage 33 Ver<strong>an</strong>twortung 46.2% (110) 53.8% (128) 100% (238)<br />

Selbstbewusst 34.9% (83) 65.1% (155) 100% (238)<br />

Frage 35 Freunde 47.9% (114) 52.1% (124) 100% (238)<br />

Frage 40 Zufriedenheit Aussehen 79.4% (189) 20.6% (49) 100% (238)<br />

Begabung 76.9% (183) 23.1% (55) 100% (238)<br />

Kritikfähigkeit 69.7% (166) 30.3% (72) 100% (238)<br />

Zielstrebigkeit 86.6% (206) 13.4% (32) 100% (238)<br />

Frage 41 Schik<strong>an</strong>e (selten, nie) 84%(200) 16% (38) 100% (238)<br />

Tabelle 39: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Selbstbild“<br />

127


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Allgemein zeigt sich hier der Trend, dass die befragten Jugendlichen ein positives Selbstbild<br />

besitzen. Die Daten schw<strong>an</strong>ken jedoch recht stark zwischen 34.9% und 86.6%. Dabei stechen<br />

die ersten drei Variablen heraus, die diesem Trend widersprechen. Die Frage 33 zeigt, vor<br />

allem was das Selbstbewusstsein betrifft, sehr tiefe Prozentwerte <strong>an</strong>, die gegensätzlich zur<br />

allgemeinen Tendenz liegen. Auch die positive Be<strong>an</strong>twortung der Frage „Freunde“ liegt mit<br />

47.9% nur schwach unter 50%. Die mit Ja be<strong>an</strong>tworteten Indikatoren zu Frage 40 und 41<br />

befinden sich klar über 50% und schw<strong>an</strong>ken bis zu 86.6%. Auch die Frage d<strong>an</strong>ach, ob sie<br />

schik<strong>an</strong>iert werden wird von 84% mit selten oder nie be<strong>an</strong>twortet.<br />

128


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Teilnahme <strong>an</strong> Peer Education-Projekten“<br />

Teilnehmer<br />

Nicht-Teilnehmer<br />

Frage 33 Ver<strong>an</strong>twortung Ja 51.4% (36) 44% (74)<br />

Nein 48.6% (34) 56% (94)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 33 Selbstbewusst Ja 38.6% (27) 33.3% (56)<br />

Nein 61.4% (43) 66.7% (112)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 35 Freunde Ja 48.6% (34) 47.6% (80)<br />

Nein 51.4%(36) 52.4% (88)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 40 Zufrieden Aussehen Ja 82.9% (58) 78% (131)<br />

Nein 17.1% (12) 22% (37)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 40 Begabung Ja 78.6% (55) 76.2% (128)<br />

Nein 21.4% (15) 23.8% (40)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 40 Kritikfähigkeit Ja 68.6% (48) 70.2% (118)<br />

Nein 31.4% (22) 29.8% (50)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 40 Zielstrebigkeit Ja 88.6% (62) 85.7% (144)<br />

Nein 11.4% (8) 14.3% (24)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Frage 41 Schik<strong>an</strong>e Ja 14.3% (10) 16.7% (28)<br />

Nein 85.7% (60) 83.3% (149)<br />

Gesamt 100% (70) 100% (168)<br />

Tabelle 40: Kreuztabelle der Indikatoren für „Selbst<strong>an</strong>schauung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-<br />

Projekten“<br />

Wenn m<strong>an</strong> diese Tabelle betrachtet, wird sichtbar, dass in fast allen Fällen (Ausnahme<br />

Kritikfähigkeit) diejenigen, die <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten teilnehmen ein etwas besseres<br />

Selbstbild haben und sich mehr zutrauen, als diejenigen, die nicht teilnehmen. Dies bestätigt<br />

unsere These, dass sich Peer-Education-Projekte positiv auf das Selbstbild auswirken. Dabei<br />

bestehen einige Unterschiede in den Daten. Bei den unabhängigen Variablen „Nicht<br />

129


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

schik<strong>an</strong>iert“, „Zufriedenheit Aussehen“, „Begabung“ und „Zielstrebigkeit“ ist der Unterschied<br />

der Prozentwerte zwischen den Teilnehmern und den Nicht-Teilnehmern sehr gering,<br />

während die Prozentwerte hoch sind. Das ist auf der einen Seite auf die Art der Befragung<br />

zurückzuführen, die keine Mehrfach<strong>an</strong>twort zuliess und <strong>an</strong>dererseits auch darauf, dass sich<br />

die befragten Jugendlichen der Region <strong>Konolfingen</strong> als zufrieden betrachten. Bei der<br />

abhängige Variable „Freunde finden“ sind die Prozentwerte knapp unter dem Durchschnitt<br />

und liegen auch sehr eng zusammen. Der Ged<strong>an</strong>ke bei der Auswahl dieses Items für das<br />

„Selbstbild“ war, dass es denjenigen Jugendlichen, die Selbstbewusst sind, leichter fällt neue<br />

Freunde zu finden. Der einzige Indikator, der unsere Annahme nicht bestätigt, ist die<br />

„Kritikfähigkeit“ der befragten Jugendlichen. Hier ist der Prozentwert bei den Nicht-<br />

Teilnehmern leicht höher als derjenige der Teilnehmer. Bei den abhängigen Variablen<br />

„Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“ und „Selbstbewusst“ sind die Prozentwerte viel tiefer als bei den<br />

übrigen Variablen, was darauf zurückzuführen ist, dass dies Mehrfach<strong>an</strong>tworten waren, bei<br />

denen nur drei Aussagen <strong>an</strong>gekreuzt werden sollten. Interess<strong>an</strong>t ist hier vor allem das Item<br />

„Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“ da der Unterschied zwischen den Teilnehmern und den Nicht-<br />

Teilnehmern sehr gross ist. Derjenige der Teilnehmer liegt bei über 50%, während derjenige<br />

der Nicht-Teilnehmer klar darunter liegt.<br />

6.2.5.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />

Nach dieser deskriptiven Anschauung wird nun eine Regressions<strong>an</strong>alyse durchgeführt, um<br />

den Einfluss von Peer-Education-Projekten auf die Stellung und das Selbstbild zu testen.<br />

Dafür werden zuerst neue Variablen und Indexe gebildet, d<strong>an</strong>n die Voraussetzungen getestet<br />

und als letzter Schritt die lineare Regression durchgeführt.<br />

Um eine einfache lineare Regression durchführen zu können, müssen folgende<br />

Voraussetzungen gegeben sein:<br />

o Reliable Indexe<br />

o Intervallskalierte Daten oder Dummys: Dummy-Bildung<br />

o Normalverteilung der Daten<br />

o Linearitäts<strong>an</strong>nahme<br />

o Homoskedastizität<br />

Zuerst wird hier auf die Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse der abhängigen Variable „Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen“ eingeg<strong>an</strong>gen. Da der Cronbachs Alpha Wert über 0.6, nämlich 0.744 ist, und<br />

130


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

der Trennschärfewert weit über 0.2 liegt, ist der Index reliabel, das heisst, die beiden Items<br />

testen dasselbe. Die Schwierigkeit ist jedoch, dass der Index nur zwei Items vorweist,<br />

aufgrund unseres Fragebogens war es jedoch nicht möglich, noch mehr Indikatoren<br />

beizuziehen. Dies wird bei der weiteren Arbeit berücksichtigt. Für das „Selbstbild“ ist kein<br />

reliabler Index möglich, daher k<strong>an</strong>n keine lineare Regression durchgeführt werden. Weitere<br />

Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 212-213. Nun werden für die lineare Regression,<br />

mit der abhängigen Variable „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und der unabhängigen<br />

Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte“, weitere Voraussetzungen getestet.<br />

Um die Normalverteilung testen zu können, wurde eine Regression mit den beiden Variablen<br />

durchgeführt, und die Normalverteilungstests bei der Regression <strong>an</strong>gewählt. So erhält m<strong>an</strong><br />

automatisch die richtigen Grafiken, um Aussagen über die Verteilung der Variablen machen<br />

zu können. Anh<strong>an</strong>d des Histogramms und dem Wert für die Schiefe der abhängigen Variable,<br />

der bei 5.606 (abhängige Variable) und 0.909 (unabhängige Variable) liegt, wurde sichtbar,<br />

dass keine Normalverteilung, sondern eine rechtsschiefe Verteilung vorliegt (Schiefe<br />

bezeichnet einen positiven Wert). Um trotzdem eine Regression durchführen zu können,<br />

mussten wir eine Tr<strong>an</strong>sformierung vornehmen. Da es rechtsschiefe Verteilungen sind, k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> eine Tr<strong>an</strong>sformation via Wurzel oder Logarithmus durchführen. Mit unseren Daten<br />

wurde eine Tr<strong>an</strong>sformation via Wurzel durchgeführt, um die Daten normal zu verteilen.<br />

In einem weiteren Schritt zur Testung der restlichen Voraussetzungen der linearen Regression<br />

wurde eine Residual<strong>an</strong>alyse durchgeführt. Diese gibt ebenso über die Homoskedastizität als<br />

auch über die Linearitäts<strong>an</strong>nahme Aufschluss.<br />

Abbildung 2: Residual<strong>an</strong>alyse „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />

131


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Da der Index der abhängigen Variable nur aus zwei Ausprägungen besteht, ergibt die Grafik<br />

nur wenige Punkte. Ebenso haben beide Variablen jeweils die Ausprägungen 1 und 0. Bei nur<br />

drei Punkten lässt sich schwer feststellen, ob nun ein Muster vorliegt oder nicht. Da es jedoch<br />

nicht klar trichterförmig oder in einer Linie oder einem Halbkreis liegt, werden wir davon<br />

ausgehen, dass hier kein Muster vorliegt, und die Voraussetzungen der Homoskedastizität und<br />

Linearität gegeben sind. Somit konnte die lineare Regression <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden.<br />

Prädiktorvariable<br />

„Teilnahme <strong>an</strong> Peer<br />

Education- Projekte“<br />

Kriteriumsvariable „Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />

R-Quadrat Korrelationsk<br />

oeffizient b<br />

St<strong>an</strong>dartfehler Signifik<strong>an</strong>z Beta<br />

0.073 0.1 0.023 0.000 0.27<br />

Tabelle 41: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />

Die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten hat einen sehr schwachen positiven Einfluss auf<br />

die Stellung gegenüber Erwachsenen von Jugendlichen (b=0.1). Der Beta-Wert, der die<br />

Steigung der Geraden <strong>an</strong>zeigt, bezeichnet eine schwach positive Korrelation. Die Teilnahme<br />

<strong>an</strong> Peer-Education-Projekten erklärt einen sehr geringen Teil der Vari<strong>an</strong>z der Stellung<br />

gegenüber Erwachsenen (r 2 =0.073), jedoch in hoch signifik<strong>an</strong>ter Weise (p


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Kontrollvariablen Klasse, Geschlecht und Wohngemeinde haben alle keinen signifik<strong>an</strong>ten<br />

Einfluss auf die lineare Regression. Weitere Informationen dazu stehen im Anh<strong>an</strong>g Seite 214-<br />

216.<br />

6.2.6 Entwicklungsaufgaben<br />

Das Modell der Entwicklungsaufgaben versucht die verschiedenen Probleme oder<br />

„Meilensteine“ in der Entwicklung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen zu beschreiben. Diese<br />

Aufgaben in der Entwicklung sind nicht bei jedem Individuum gleich wichtig, gleich präsent<br />

oder in gleichem Masse vorh<strong>an</strong>den. Vielmehr gibt es je nach Person ein <strong>an</strong>derer Schwerpunkt,<br />

das heisst, dass je nach Zeitpunkt und Umständen m<strong>an</strong>che Aufgaben wichtiger sind als<br />

<strong>an</strong>dere. Kennt m<strong>an</strong> die wichtigsten Entwicklungsaufgaben der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> etwas über die jeweils vorherrschenden Sorgen und Problemen und die Hürden, mit<br />

welchen sie sich ausein<strong>an</strong>dersetzten müssen, herausfinden. Dies führt auch dazu, dass die<br />

Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen sichtbar werden, auf welche die Jugendfachstelle<br />

beispielsweise eingehen und bei Bedarf Möglichkeiten zur Unterstützung liefern k<strong>an</strong>n. Das<br />

Ziel der Untersuchungsmodells „Entwicklungsaufgaben“ ist einerseits herauszufinden, welche<br />

Aufgaben die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche als besonders wichtig erachten und mit<br />

welchen sie sich in naher Zukunft ausein<strong>an</strong>dersetzten werden und <strong>an</strong>dererseits zu erheben, ob<br />

es Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen gibt.<br />

Für die Erhebung dieses Modells haben wir acht Entwicklungsaufgaben bestimmt und sie in<br />

verständlicher Form aufgelistet. Zu diesen acht Aufgaben zählen die Themenbereiche Aufund<br />

Ausbau von Freundschaften (Freunde), Beschäftigung mit der beruflichen Zukunft<br />

(Beruf), Vergegenwärtigung der Rolle als M<strong>an</strong>n und Frau (Geschlechterrolle) sowie als<br />

Ehefrau, Ehem<strong>an</strong>n und Familienbegründer und Begründerin (Familie). Zusätzliche<br />

Themenbereiche umfassen den Umg<strong>an</strong>g und die Akzept<strong>an</strong>z der eigenen Erscheinung<br />

(Körper), die emotionale Unabhängigkeit der Eltern (Unabhängigkeit), die Entwicklung einer<br />

einzigartigen Persönlichkeit (Einzigartigkeit) und die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit Werten und<br />

Normen der Gesellschaft und der Einbezug dieser in das eigene Verhalten (Werte). Die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wurden gefragt, mit welchem Thema sie sich in naher Zukunft am<br />

ehesten beschäftigen würden und konnten aus der Liste die zwei Wichtigsten auswählen.<br />

Dabei haben wir die ursprüngliche Idee, die zwei wichtigsten Aufgaben darzustellen<br />

verworfen und stattdessen alle einzeln <strong>an</strong>geschaut.<br />

133


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

In einem ersten Teil werden wir gemäss unserer Hypothese untersuchen, wie die befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Entwicklungsaufgabe „Freunde“ be<strong>an</strong>twortet haben. Dafür<br />

haben wir die Daten nach Geschlecht, nach Alter, nach Nationalität und nach Gemeindegrösse<br />

aufgeteilt, um zu sehen, ob sich die Bedeutsamkeit der Aufgaben nach diesen Kriterien<br />

unterscheidet. In einem zweiten Schritt werden die <strong>an</strong>deren Entwicklungsaufgaben<br />

ausgewertet und wie die obere Aufgabe nach verschiedenen Kriterien unterteilt und<br />

untersucht. Diese Nebenindikatoren sind demnach die <strong>an</strong>deren sieben Antwortkategorien,<br />

welche je für eine Entwicklungsaufgaben stehen. Aufgrund der Hypothese, dass die Befragten<br />

mehrheitlich die Aufgabe „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen<br />

beiderlei Geschlechts (Freunde)“ wählen werden und sich diese signifik<strong>an</strong>t im Alter<br />

unterscheiden wird, haben wir sie durch einen Chi-Quadrat Test auf ihre Richtigkeit geprüft.<br />

Zusätzlich wird die wichtigste Aufgabe der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aufgrund ihres<br />

Unterschieds im Alter geprüft und der Zusammenh<strong>an</strong>g mit den Variablen Geschlecht,<br />

Nationalität und Gemeindegrösse kontrolliert.<br />

134


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.6.1 Deskriptive Auswertung des Hauptindikators<br />

Mit der Frage Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten<br />

beschäftigen? (Frage 34) und der Bedingung zwei von diesen <strong>an</strong>zukreuzen, haben wir<br />

versucht, die Schwerpunktsetzung der einzelnen Entwicklungsaufgaben zu erheben.<br />

Frage 34 Freunde finden<br />

Ja Nein Gesamt<br />

Geschlecht<br />

Männlich 44% (92) 56% (117) 100% (209)<br />

Weiblich 47.1% (107) 52.9% (120) 100% (227)<br />

6. Klasse 43.3% (87) 56.7% (114) 100% (201)<br />

Alter 9. Klasse 48.3% (86) 51.7% (92) 100% (178)<br />

18-Jährige 43.3% (26) 56.7% (34) 100% (60)<br />

Nationalität<br />

Schweizer 45.5% (178) 54.5% (213) 100% (391)<br />

Nicht-Schweizer 43.8% (21) 56.3% (27) 100% (48)<br />

0-1500 38% (54) 62% (88) 100% (142)<br />

Gemeinde 1501-3000 49.5% (55) 50.5% (56) 100% (111)<br />

3001-4500 48.6% (89) 51.4% (94) 100% (183)<br />

Einkommen<br />

Schwach 40.7% (70) 59.3% (102) 100% (172)<br />

Nicht-Schwach 48.6%(124) 51.4% (131) 100% (255)<br />

Nutzung<br />

Nutzer 48.8% (104) 51.2% (109) 100% (213)<br />

Nicht-Nutzer 38.3% (36) 61.7% (58) 100% (94)<br />

Gesamt 45.3% (199) 54.7% (240) 100% (439)<br />

Tabelle 42: Übersicht Frage 34 Freunde finden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

In der Gesamt<strong>an</strong>schauung wird sichtbar, dass die Entwicklungsaufgabe „Freunde finden“ von<br />

45.3% der Befragten gewählt wurde. Dies zeigt, gerade im Bezug darauf, dass nur zwei<br />

Kreuze gemacht wurden, dass die Jugendlichen diese als eine wichtige Entwicklungsaufgabe<br />

<strong>an</strong>sehen. Dadurch, dass die Daten in die verschiedenen Kriterien Geschlecht, Nationalität,<br />

Alter, Gemeindegrösse, Einkommen und Nutzung der Jugendfachstelle aufgeteilt wurden,<br />

k<strong>an</strong>n ein differenzierteres Bild der Schwerpunktsetzung der Aufgaben erreicht und<br />

Einflussfaktoren sichtbar gemacht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr weibliche<br />

(47.1%) und dementsprechend weniger männliche (44%) Befragte, diese Antwortkategorie<br />

<strong>an</strong>gekreuzt haben. Im Gegensatz zum Gesamtwert verhalten sich die männlichen Befragten<br />

ähnlich, währendem ersichtlich wird, dass mehr weibliche Befragte diese Aufgabe als wichtig<br />

135


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

empfinden. Werden die Ergebnisse nach Nationalität aufgeteilt, ist ebenfalls nur ein kleiner<br />

Unterschied zu erkennen. So haben rund 44% der Ausländer und circa 46% der Schweizer<br />

Befragten diese Aufgabe <strong>an</strong>gekreuzt.<br />

Werden die Daten jedoch nach Gemeinden geteilt, zeigt sich eine grössere Differenz. Der<br />

grösste Anteil der Befragten, welche diese Aufgabe gewählt hat, befindet sich in den<br />

mittelgrossen Gemeinden Zäziwil, Biglen und Walkringen. Dieser Anteil umfasst fast die<br />

Hälfte (49.5%) aller befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Nur wenig unter diesem Wert<br />

befinden sich die grossen Gemeinden, <strong>Konolfingen</strong> und Grosshöchstetten, mit 48.3%. Den<br />

kleinsten Anteil weisen die übrigen neun Gemeinden mit 38% auf. Das Einkommen hat auch<br />

einen Einfluss auf die Entwicklungsaufgabe „Freunde“. So zeigt sich, dass die Nicht-<br />

Einkommensschwachen die Aufgabe mit 48.6% häufiger <strong>an</strong>gekreuzt haben, als die<br />

Einkommensschwachen (40.7%). Bei der Nutzung der Jugendfachstelle zeigt sich, dass die<br />

Nutzer diese Entwicklungsaufgabe gut 10% häufiger wählten, als die Nicht-Nutzer. Keiner<br />

der Aspekte liegt in der gegensätzlichen Tendenz zur Gesamtbetrachtung.<br />

Die Entwicklungsaufgaben, so die Theorie, verändern sich unter<strong>an</strong>derem mit dem Alter und<br />

dem Umfeld. Die Daten, welche nach den Klassen und somit nach dem Alter unterteilt<br />

werden, weisen kein auffälliges Muster auf. Die erste und die letzte Altersstufe weisen die<br />

gleichen Werte auf, während das mittlere Ergebnis einen höheren Wert zeigt. Bei den<br />

Ergebnissen verzeichnen sowohl die Befragten der 6. Klasse wie auch die 18-Jährigen einen<br />

Wert von 43.3% auf, der Anteil der Befragten aus der 9. Klasse liegt bei 48.3%, also etwas<br />

höher.<br />

136


Gemeinde nach<br />

Einwohnerzahl<br />

Nationalität<br />

Alter<br />

Geschlecht<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.6.2 Deskriptive Auswertung der Nebenindikatoren<br />

Theoretisch gibt es unzählige Entwicklungsaufgaben, weil sie sich je nach Kind, je nach<br />

Umfeld und nach Kultur unterscheiden. Wir haben uns aber für acht entschieden um gewisse<br />

Themenbereich abdecken zu können. Diese acht sind folgende:<br />

1. Freunde finden, mit ihnen meine Erfahrungen und meine Freizeit teilen.<br />

2. Mich darauf vorbereiten wie es ist eine Frau oder ein M<strong>an</strong>n zu sein.<br />

3. Mich mit meinem Körper und meinem Aussehen ausein<strong>an</strong>der setzten<br />

4. Mich von meinen Eltern ablösen und endlich unabhängig werden.<br />

5. Mich darauf vorbereiten einmal eine Ehe zu führen und eine Familie zu gründen.<br />

6. Mich darauf vorbereiten einen Beruf zu finden und meine berufliche Karriere zu pl<strong>an</strong>en.<br />

7. Mich mit den Regeln und den Gebräuchen der Gesellschaft ausein<strong>an</strong>der setzen.<br />

8. Mich darauf konzentrieren einzigartig zu sein.<br />

M<strong>an</strong>n/Frau Körper Unabhängig Ehe Beruf Regeln Einzigartig<br />

Ja Ja Ja Ja Ja Ja ja<br />

Männlich 10.5% 10.5% 19.1% 12% 69.9% 10.4% 11%<br />

Gesamt: 209 (22) (22) (40) (25) (146) (22) (23)<br />

Weiblich 11% 12.8% 18.9% 11.9% 64.8% 4.8% 12.8%<br />

Gesamt: 227 (25) (29) (43) (27) (148) (11) (29)<br />

6. Klasse 14.9% 11.4% 7.5% 13.4% 63.2% 9% 11.9%<br />

Gesamt: 201 (30) (23) (15) (27) (127) (18) (24)<br />

9. Klasse 6.7% 14% 22.5% 9.6% 75.8% 5.1% 11.8%<br />

Gesamt: 178 (12) (25) (40) (17) (135) (9) (21)<br />

18-Jährige 8.3% 5% 46.7% 13.3% 53.3% 10% 11.7%<br />

Gesamt: 60 (5) (3) (28) (8) (32) (6) (7)<br />

Schweizer 10.7% 12% 18.7% 11% 67.5% 7.9% 11.5%<br />

Gesamt: 391 (42) (47) (73) (43) (264) (31) (45)<br />

Nicht-<br />

10.4% 8.3% 20.8% 18.8% 62.5% 4.2% 14.6%<br />

Schweizer<br />

(5) (4) (10) (9) (30) (2) (7)<br />

Gesamt: 48<br />

0-1500<br />

9.2% 8.5% 14.1% 8.5% 61.3% 7% 9.3%<br />

Gesamt: 142 (14) (12) (20) (12) (88) (10) (14)<br />

(1501-3000) 10.8% 13.5% 26.1% 15.3% 63.1% 5.4% 14.4%<br />

Gesamt: 111 (12) (15) (29) (17) (70) (6) (16)<br />

(3001-4500) 11.5% 13.1% 18.6% 12.6% 73.8% 9.3% 12%<br />

Gesamt: 183 (21) (24) (34) (23) (136) (17) (22)<br />

Gesamt 439<br />

10.7% 11.6% 18.9% 11.8% 67% 7.5% 11.8%<br />

(47) (51) (83) (52) (294) (33) (52)<br />

Tabelle 43: Übersicht Frage 34 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte<br />

137


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Wie oben die Aufgabe „Freunde“ wurden auch hier die <strong>an</strong>deren Entwicklungsaufgaben in die<br />

verschiedenen Untergruppen geteilt. Werden die Ergebnisse der Aufgaben nach Geschlecht<br />

aufgeteilt, zeigen sich nur kleine Unterschiede. Die Verteilungen der Werte verhalten sich<br />

ähnlich wie die Gesamttendenz und weisen innerhalb von männlich und weiblich keine<br />

grossen oder auffälligen Unterschiede auf. Einzig die Werte aus der Aufgabe „Regeln“ zeigt<br />

einen grösseren Unterschied auf, so haben dort die männlichen Befragten (10.4%) diese<br />

Aufgabe fast doppelt so häufig <strong>an</strong>gekreuzt wie die weiblichen Befragten (4.8%). Die<br />

Aufgaben „M<strong>an</strong>n/Frau“, „Körper“ und „Einzigartigkeit“ wurden mehr von weiblichen, die<br />

Aufgaben „Ehe“, „Unabhängigkeit“, „Beruf“ und „Regeln“ hingegen mehr von männlichen<br />

Befragten <strong>an</strong>gegeben.<br />

Die Trennung der Daten in Altersgruppen, zeigt ein weniger ausgeglichenes Muster. Der<br />

Bereich „M<strong>an</strong>n und Frau“, der versucht das Interesse <strong>an</strong> der Übernahme von männlichen und<br />

weiblichen Geschlechterrollen zu erheben, wurde von den Befragten der 6. Klasse mit 14.9%<br />

am meisten <strong>an</strong>gekreuzt. Die älteren befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben diese Aufgabe<br />

weniger <strong>an</strong>gekreuzt. Anh<strong>an</strong>d der Daten k<strong>an</strong>n der Schluss gezogen werden, dass sich die<br />

Befragten der 6. Klasse am meisten, jene der 9. Klasse am wenigsten (6.7%) und die Ältesten,<br />

die 18-Jährigen, wieder mehr (8.3%) für die Aufgabe „M<strong>an</strong>n und Frau“ interessieren. Bei der<br />

Entwicklungsaufgabe „Körper“ weisen die Befragten der 9. Klasse den höchsten Wert auf.<br />

Sie stehen mit 14% vor den Befragten der 6. Klasse mit 11.4% und den 18-Jährigen von<br />

denen sich nur rund 5% für diese Aufgabe entschieden. Die Aufgabe „Unabhängigkeit“ wurde<br />

ebenso unterschiedlich <strong>an</strong>gekreuzt, so zeigen die Daten eine stetige Steigerung des Interesses<br />

je älter die Befragten waren. Rund 7.5% der 6. Klasse, 22.5% der 9. Klasse und fast die Hälfte<br />

der 18-Jährigen, 46.7%, haben diese Aufgabe als wichtig empfunden. Die Werte der Aufgabe<br />

„Ehe“ und die damit gemeinte Vorbereitung auf eine Ehe oder eine Familie, zeigen bei den<br />

Jüngsten und Ältesten nahezu keine Unterschiede. Bei den Befragten der 9. Klasse wird<br />

hingegen eine Abnahme im Vergleich zu den <strong>an</strong>deren Gruppen sichtbar. Die Aufgabe „Beruf“<br />

wurde von allen Aufgaben am meisten <strong>an</strong>gekreuzt, was die Wichtigkeit für die befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aufzeigt. Das Interesse für diese Aufgabe nimmt bis zur 9. Klasse<br />

zu. D<strong>an</strong>ach ist bei den 18-Jährigen eine Abnahme sichtbar. Die Aufgabe „Regeln“ zeigt im<br />

Gegensatz dazu kein eindeutiges Muster, die jüngsten und die ältesten Befragten weisen einen<br />

höheren Wert auf, als die der 9. Klasse. Die letzte Aufgabe, die der „Einzigartigkeit“, hat fast<br />

keine Unterschiede aufzuweisen.<br />

138


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Werden die Daten nach Nationalität unterteilt, können nur geringe Unterschiede ersichtlich<br />

werden. Die Gruppe der Nicht-Schweizer ist sehr klein (48), während diejenige der Schweizer<br />

sehr gross ist (391). Diese Daten können also nur mit Vorsicht mitein<strong>an</strong>der verglichen<br />

werden. Die befragten Schweizer <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen weisen einen höheren Anteil bei<br />

den Aufgaben „M<strong>an</strong>n/Frau“, „Körper“, „Beruf“ und „Regeln“ auf. Die Aufgaben<br />

„Unabhängigkeit“, „Ehe“ und „Einzigartigkeit“ wurden vermehrt von nicht-schweizerischen<br />

Befragten <strong>an</strong>gekreuzt.<br />

Die letzte Kategorie, welche die Daten nach den Gemeinden aufteilt, zeigt Unterschiede,<br />

jedoch keine auffallend grossen. Während bei der Aufgabe „Frau/M<strong>an</strong>n“ eine leichte Steigung<br />

des Interesses für die Aufgabe pro Gemeindegrösse zu verzeichnen ist, k<strong>an</strong>n bei der Aufgabe<br />

„Körper“ aufgezeigt werden, dass sich die mittelgrosse und grossen Gemeinden mehr als die<br />

kleineren Gemeinden für diese Aufgabe interessieren. Die Entwicklungsaufgabe<br />

„Unabhängigkeit“ wurde von den mittelgrossen Gemeinden mit 26.1% am häufigsten<br />

<strong>an</strong>gegeben, die kleinen sind mit 14.1% und die grossen mit 18.6% vertreten. Das gleiche<br />

Muster weist auch das Antwortverhalten der Aufgaben „Ehe“ und „Einzigartigkeit“ auf, so<br />

haben die kleinen Gemeinden den tiefsten Wert, die mittelgrossen den höchsten und die<br />

grössten Gemeinden sind in der Mitte zu finden. Die von allen befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen am meisten <strong>an</strong>gekreuzte Aufgabe „Beruf“ zeigt eine Steigerung nach<br />

Gemeindegrösse auf. Die kleineren Gemeinden weisen einen Wert von 61.3%, die<br />

mittelgrossen den Wert 63.1% und die grösseren den Wert 73.8% auf. Das Antwortverhalten<br />

bei der Aufgabe „Regeln“ zeigt, dass die mittelgrossen Gemeinden den kleinsten Wert 5.4%<br />

aufweisen, die grössten Gemeinden verzeichnen den grössten Wert 9.3% und die kleinsten<br />

Gemeinden den mittleren Wert von 7%.<br />

Die Häufigkeitsauszählungen zeigen, dass die am häufigsten gewählte Aufgabe nicht die der<br />

„Freunde“, also den „Aufbau von neuen und reiferen Beziehungen zu Altersgenossen<br />

beiderlei Geschlechts“ ist, sondern die des „Berufs“. Diese Antwortkategorie wurde bei den<br />

Befragten der 6. Klasse von 127 Personen, bei denen der 9. Klasse von 135 und bei den 18-<br />

Jährigen von 32 Personen <strong>an</strong>gekreuzt.<br />

139


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.2.6.3 Test zur Hypothesenüberprüfung<br />

Für die Qualitätsprüfung haben wir die Ergebnisse einem Chi-Quadrat-Test unterzogen. Die<br />

Voraussetzungen für einen Chi-Quadrat Test waren bei den Ergebnissen vorh<strong>an</strong>den, somit<br />

konnten wir den Test durchführen.<br />

Alter<br />

Chi-Quadrat-Wert<br />

Signifik<strong>an</strong>z<br />

Freunde finden 3.829 .050<br />

Beruf 50.572 .000<br />

Tabelle 44: Chi-Quadrat-Test der Entwicklungsaufgaben „Freunde finden“ und „Beruf“ mit „Alter“<br />

Bei der Auswertung der These, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Entwicklungsaufgabe „Freunde finden“ am wichtigsten erachten, konnten wir jedoch kein<br />

signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis erzielen. Bei dem Chi-Quadrat Test ergaben sich der Wert 3.829 und<br />

eine Signifik<strong>an</strong>z von 0.05. Aus diesem Grund mussten wir unsere These verwerfen. Wir<br />

können also sagen, dass die Entwicklungsaufgabe „Freunde finden“ nicht die wichtigste<br />

Aufgabe für die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen im Moment ist und vor allem, dass sich<br />

die Wahl dieser Aufgabe als wichtigste Entwicklungsaufgabe nicht signifik<strong>an</strong>t nach Alter<br />

unterscheidet. Die These, dass sich die Wichtigkeit der Aufgaben von Klasse zu Klasse<br />

ändert, sich also im Faktor Alter unterscheidet, k<strong>an</strong>n aber zum Teil und grob gesehen bestätigt<br />

werden. Die Klassen, so die Theorie, haben je ein <strong>an</strong>deres Umfeld, meistens ist es bei<br />

Gleichaltrigen ähnlich und deshalb sind auch die Aufgaben, die sie zu bewältigen haben,<br />

ähnlich wichtig. Vor allem der Bereich „Beruf“ weist eine Signifik<strong>an</strong>z von .000 bei der<br />

Durchführung eines Chi-Quadrat-Tests auf und bestätigt somit einen Teil der Hypothese, der<br />

besagt, dass die Wahl der Aufgaben vom Alter abhängt.<br />

Die von uns postulierte These, dass die Aufgabe „Freunde“ die wichtigste Aufgabe für die<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendliche sein wird, hat sich nicht bestätigen können. Die<br />

meistgen<strong>an</strong>nte Aufgabe und die damit mit Abst<strong>an</strong>d am wichtigsten ist die des Berufes. Sie<br />

unterscheidet sich auch signifik<strong>an</strong>t mit dem Alter und bestätigt somit Teile unsere Hypothese.<br />

Da aufgrund der Theorie nicht davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden k<strong>an</strong>n, dass das Alter allein einen<br />

Einfluss auf die Wahl der Aufgabe hat, wurde diese mit den Kontrollvariabeln Geschlecht und<br />

Gemeindegrösse gekreuzt. Die Variable Alter wurde nicht berechnet, weil die Aufteilung in<br />

Klassen die unabhängige Variable darstellte.<br />

140


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Hilfe und Beratung<br />

Alter<br />

Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />

Männlich 5.133 .039<br />

Weiblich 10.651 .003<br />

Tabelle 45: Chi-Quadrat-Test „Hilfe und Beratung“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht<br />

Beide Auswertungen via Chi-Quadrat Test sind signifik<strong>an</strong>t, so dass gesagt werden k<strong>an</strong>n, dass<br />

die Wahl der Aufgabe innerhalb der Klassen auch vom Geschlecht abhängt. Die<br />

Kontrollvariable Geschlecht hat somit einen Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />

Entwicklungsaufgabe „Beruf“ und dem Alter in Klassen.<br />

Alter<br />

6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige Gesamt<br />

Beruf Männlich Ja 28.4% (25) 26.8% (26) 50% (12) 30.1% (63)<br />

Nein 71.6% (63) 73.2% (71) 50% (12) 69.9% (146)<br />

Gesamt 100% (88) 100% (97) 100% (24) 100% (209)<br />

Weiblich Ja 42.3% (47) 21.2% (17) 44.4% (16) 35.2% (80)<br />

Nein 57.7% (64) 78.8% (63) 55.6% (20) 64.8% (147)<br />

Gesamt 100% (111) 100% (80) 100% (36) 100% (227)<br />

Tabelle 46: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht<br />

Die erste Auswertung unterteilt nach Geschlecht, zeigt, dass der Anteil der männlichen<br />

Befragten der 6. und der 9. Klasse grösser ist als derjenige der 18-Jährigen. Bei den<br />

weiblichen Befragten verhält es sich <strong>an</strong>ders, dort ist die Aufgabe „Beruf“ bei den Befragten<br />

der 9. Klasse am höchsten, während die Werte der Mädchen der 6. Klasse und die der 18-<br />

Jährigen ähnlich hoch liegen. Die männlichen Befragten weisen also mehr Interesse <strong>an</strong> der<br />

Aufgabe „Beruf“ in den Jahren vor dem 18. Lebensjahr auf. Die weiblichen Befragten<br />

hingegen zeigen in der 9. Klasse am meisten Interesse <strong>an</strong> dieser Aufgabe, die jüngeren und<br />

die älteren Mädchen interessieren sich auch dafür, jedoch nicht in gleichem Ausmass.<br />

141


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Aufgabe „Beruf“ wird nun durch die Variable Gemeindegrösse kontrolliert.<br />

Alter<br />

Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />

Beruf<br />

0-1500 7.289 .013<br />

1501-3000 2.441 .148<br />

3001-4500 1.745 .209<br />

Tabelle 47: Chi-Quadrat-Test „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden<br />

Bei dieser Aufteilung konnte jedoch nur bei den kleinen Gemeinden ein signifik<strong>an</strong>ter<br />

Unterschied gefunden werden. Dies bedeutet, dass bei der Wahl der Aufgabe „Beruf“, die<br />

Kleinen Gemeinden ein Einflussfaktor sind.<br />

Alter<br />

6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige Gesamt<br />

Ja 42.4 (28) 25.5 (13) 56 (14) 38.7 (55)<br />

0-1500 Nein 57.6 (38) 74.5 (38) 44 (11) 61.3 (78)<br />

Gesamt 100 (66) 100 (51) 100 (25) 100 (142)<br />

Ja 41.5 (22) 27.5 (11) 44.4 (8) 36.9 (41)<br />

Beruf 1501-3000 Nein 58.5 (31) 72.5 (29) 55.6 (10) 63.1 (70)<br />

Gesamt 100 (53) 100 (40) 100 (18) 100 (111)<br />

Ja 28.8 (23) 22.1 (19) 35.3 (6) 26.2 (48)<br />

3001-4500 Nein 71.2 (57) 77.9 (67) 64.7 (11) 73.8 (135)<br />

Gesamt 100 (80) 100 (86) 100 (17) 100 (183)<br />

Tabelle 48: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden<br />

Dabei wird sichtbar, dass die Befragten der 9. Klasse und der kleinen Gemeinden (0-1500)<br />

den höchsten Wert aufweisen. Wie vorher bei den weiblichen Befragten zeigen auch hier die<br />

jüngeren und die älteren Befragten weniger Interesse als jene aus der 9. Klasse. Dieses Muster<br />

zeigt sich auch bei den mittelgrossen Gemeinden (1501-3000). Einzig die grossen Gemeinden<br />

(3001-4500) zeigen ein „konsequent“ hohes Ergebnis. In den kleinen Gemeinden, die einen<br />

signifik<strong>an</strong>ten Einfluss aufweisen, ist die Aufgaben einen Beruf zu finden, in der Altersgruppe<br />

der 9. Klasse am wichtigsten.<br />

142


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6.3 Überblick über die wichtigsten Ergebnisse<br />

Um einen Überblick über die Auswertung geben zu können, haben wir die Ergebnisse kurz in<br />

der folgenden Tabelle aufgeführt. Sie dient als Überblick und zeigt lediglich auf, ob die<br />

Überprüfung der Hypothesen <strong>an</strong>genommen oder abgelehnt wurde.<br />

Hypothese Variablen Angenommen/<br />

Abgelehnt?<br />

„Die Präsenz der Jugendfachstelle<br />

wirkt der Fremdbestimmung<br />

entgegen“<br />

UV: Präsenz der<br />

Jugendfachstelle in den<br />

Gemeinden<br />

AV: Fremdbestimmung<br />

AV k<strong>an</strong>n nicht gebildet<br />

werden Hypothese<br />

k<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong>genommen,<br />

resp. abgelehnt werden<br />

„Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung“<br />

„Bedürfnisabdeckung durch<br />

Jugendfachstelle – Vereine/Clubs“<br />

UV: Präsenz der<br />

Jugendfachstelle in den<br />

Gemeinden<br />

AV: Bedürfnis<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />

UV: Nutzung Jugendfachstelle<br />

UV: Nutzung Vereine/Clubs<br />

AV: Bedürfnisabdeckung<br />

AV k<strong>an</strong>n nicht gebildet<br />

werden Hypothese<br />

k<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong>genommen,<br />

resp. abgelehnt werden<br />

AV k<strong>an</strong>n nicht gebildet<br />

werden Hypothese<br />

k<strong>an</strong>n nicht <strong>an</strong>genommen,<br />

resp. abgelehnt werden<br />

„Stärkere Nutzung der<br />

Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien“<br />

„<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien<br />

werden vermehrt Opfer von<br />

Schik<strong>an</strong>e“<br />

„Peer-Education-Projekte im<br />

Hinblick auf die Stellung und<br />

Selbst<strong>an</strong>schauung der befragten<br />

Jugendlichen“<br />

„Entwicklungsaufgaben“<br />

UV: Einkommensschwach<br />

AV: Nutzung<br />

Jugendfachstelle/-treff<br />

UV: Einkommensschwach<br />

AV: Opfer Schik<strong>an</strong>e<br />

UV: Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />

Education-Projekten<br />

AV: Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen<br />

AV: Selbst<strong>an</strong>schauung<br />

UV: Klasse der Befragten<br />

AV: Aufbau von neuen und<br />

reiferen Beziehungen zu<br />

Altersgenossen beiderlei<br />

Geschlechts<br />

Hypothese <strong>an</strong>genommen,<br />

H 0 verworfen, da<br />

Signifik<strong>an</strong>z von 2.7%<br />

Hypothese abgelehnt, H 0<br />

<strong>an</strong>genommen, da<br />

Signifik<strong>an</strong>z über 5%<br />

Hypothese <strong>an</strong>genommen,<br />

H 0 verworfen, da<br />

Signifik<strong>an</strong>z von 0.0 %<br />

Hypothese abgelehnt, H 0<br />

<strong>an</strong>genommen, da<br />

Signifik<strong>an</strong>z über 5%<br />

Hypothese nicht überprüfbar, wird<br />

nur <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d deskriptiver Auswertung<br />

be<strong>an</strong>twortet<br />

Tabelle 49: Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Hypothese abgelehnt<br />

Hypothese <strong>an</strong>genommen<br />

143


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die erste Hypothese, dass die Präsenz der Jugendfachstelle einen Einfluss auf die<br />

Fremdbestimmung hat, konnte lediglich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von deskriptiven Aussagen erläutert werden.<br />

Dies zeigen, dass ein grosser Wunsch nach Selbst- und Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

besteht. Dabei scheint der Beitritt zur Jugendfachstelle einen leicht negativen Einfluss auf die<br />

Fremdbestimmung zu haben. Bei der zweiten Hypothese, die aussagt, dass die Präsenz der<br />

Jugendfachstelle das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung erhöht, konnte ebenso kein<br />

reliabler Index gebildet werden. Die deskriptiven Aussagen zeigen, dass das Bedürfnis nach<br />

einer <strong>an</strong>waltschaftlichen Vertretung vorh<strong>an</strong>den ist. Es wird jedoch nicht klar ersichtlich, ob<br />

dieses Bedürfnis mit der Präsenz der Jugendfachstelle zu- oder abnimmt. Die dritte Hypothese<br />

konnte ebenfalls nur <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von deskriptiven Aussagen betrachtet werden. Hierbei wurde die<br />

Bedürfnisabdeckung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen durch die Jugendfachstelle mit derjenigen<br />

der Vereine/Clubs verglichen und die Aussage gemacht, dass diejenige der Jugendfachstelle<br />

umfassender ist. Bei der Hypothese vier und fünf, die beide den Einfluss des sozialen Status<br />

als unabhängige Variable haben, wurden die erste Hypothese, die den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwischen Einkommen und Nutzung der Jugendfachstelle und der Jugendtreffs misst,<br />

<strong>an</strong>genommen. Die zweite Hypothese, die den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Einkommen und<br />

Schik<strong>an</strong>e misst war nicht signifik<strong>an</strong>t, Dies sagt aus, dass die Nutzung der Jugendfachstelle,<br />

nicht aber die Schik<strong>an</strong>e, bei einkommensschwachen <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen einen<br />

signifik<strong>an</strong>t positiven Einfluss hat. Die sechste Hypothese konnte nur was die Stellung der<br />

Jugendlichen <strong>an</strong>geht, überprüft werden. Diese wurde im Hinblick auf Peer-Education-Projekte<br />

als signifik<strong>an</strong>t erhöht befunden. Die siebte Hypothese, dass sich die Entwicklungsaufgabe<br />

„Beziehungen zu beiderlei Geschlechtern“ mit dem Alter verändert, hat sich nicht<br />

bewahrheitet, die Hypothese wurde abgelehnt. Bei der Entwicklungsaufgabe „Beruf“, die am<br />

häufigsten <strong>an</strong>gekreuzt wurde, zeigt sich jedoch ein signifik<strong>an</strong>ter Einfluss des Alters.<br />

6.4 Probleme und Schwierigkeiten bei der Auswertung<br />

Bei der Auswertung sind einige Probleme und Schwierigkeiten aufgetreten. Schon zu Beginn<br />

der Auswertung haben wir gemerkt, dass die Arbeit mit SPSS durch unseren Fragebogen<br />

etwas erschwert wurde. Zum einen haben wir bei den meisten der Fragen die Möglichkeit<br />

einer Mehrfach<strong>an</strong>twort gegeben, was zu einer erschwerten Eingabe und auch Auswertung<br />

führte. Denn für die Auswertung von Mehrfach<strong>an</strong>tworten sind die Möglichkeiten sehr gering,<br />

ausserdem liegen durch die Kodierung der einzelnen Antwortmöglichkeiten (1,0)<br />

nominalskalierte Daten vor, was die Auswahl von Testungen auch sehr einschränkt. Um<br />

144


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

diesem Problem entgegenzuwirken haben wir zum einen die Möglichkeiten, die das<br />

Programm bietet, diese beschränken sich auf Häufigkeitsauszählungen, Kreuztabellen und den<br />

aufwendig durchzuführenden Chi-Quadrat-Test, ausgenutzt. D<strong>an</strong>eben versuchten wir jedoch<br />

auch durch Dummy-Bildung und Zusammenfügen der Antwortkategorien in Indexe und<br />

Variablen, mehr Auswertungsmöglichkeiten zu erhalten. Dies hat teils funktioniert, zum<br />

Beispiel konnten wir durch die Umcodierung in Dummys und das Zusammenfügen von<br />

Datenmaterial gewisse Erkenntnisse gewinnen.<br />

Während der Auswertung wurde uns die Wichtigkeit der Güte des Fragebogens bewusst.<br />

Dabei sind nicht nur inhaltliche Kriterien wichtig, es ist auch nötig, schon bei der Herstellung<br />

des Fragebogens darauf zu achten, welches Skalenniveau die Antwortkategorien haben, wie<br />

m<strong>an</strong> mit Mehrfach<strong>an</strong>tworten umgeht oder ob m<strong>an</strong> diese nicht versuchen sollte zu umgehen.<br />

Auch waren wir mehrmals <strong>an</strong> einem Punkt <strong>an</strong>gel<strong>an</strong>gt, wo wir uns nicht sicher waren, ob<br />

unsere Art der Vorgehensweise die Richtige sei und ob wir die richtigen Tests <strong>an</strong>wenden.<br />

Dabei war die Literatur, die wir f<strong>an</strong>den, auch nicht immer hilfreich, da es zwar möglich war,<br />

die Anwendung der verschiedenen Tests nachzuschlagen, jedoch oftmals der Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zu den Voraussetzungen und der richtigen Anwendungsweise in unserem speziellen Fall<br />

fehlte.<br />

Bei der Auswertung merkten wir schnell, wie wichtig es ist, dass die vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen<br />

Methodenschritte gut ausgeführt sind. Die Operationalisierung sowie die<br />

Hypothesenüberprüfung mussten wir noch einmal überarbeiten, da wir nun auch auf g<strong>an</strong>z<br />

<strong>an</strong>dere Kriterien achten mussten, um unsere Hypothesen wissenschaftlich auswerten zu<br />

können. Denn um überhaupt mit der Testung der Hypothesen beginnen zu können, mussten<br />

wir viele Voraussetzungen vorab festlegen. Beispielsweise mussten die abhängigen und die<br />

unabhängigen Variablen und das statistische Hypothesenpaar bestimmt werden. Während<br />

dem arbeiten mit den Daten, wurde uns deutlich, dass wir mit m<strong>an</strong>chen Fragen nicht dass<br />

messen konnten, was wir <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs erwartet hatten. Bei der Überarbeitung der<br />

Operationalisierung mussten wir deswegen einige Fragen ausschliessen und haben diese d<strong>an</strong>n<br />

für die weitere Auswertung nicht verwendet.<br />

Zwei Fragebogen mussten wir aufgrund der Antworten streichen. Wir haben die Auswahl der<br />

ausgeschlossenen Fragebogen sehr eng gezogen, da wir so wenig wie möglich ausschliessen<br />

wollten. Dabei haben wir auch Fragebogen in der Auswertung gelassen, bei denen nicht alle<br />

Seiten ausgefüllt wurden oder wo gewisse Fragen offensichtlich falsch ausgefüllten wurden<br />

145


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

(Beispielsweise 100 Zimmer), da wir davon ausgingen, dass die <strong>an</strong>deren Fragen<br />

wahrheitsgetreu ausgefüllt wurden und entweder nur die Konzentration nachgelassen hatte,<br />

oder gewisse Seiten vergessen oder nicht gesehen wurden.<br />

Um mit polytomen Daten arbeiten zu können, mussten wir vor der Bildung eines Indexes eine<br />

Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse durchführen. Einige Untersuchungsmodelle konnten nicht oder nur<br />

teilweise berechnet werden, da die Reliabilität nicht erreicht wurde. Bei diesen<br />

Untersuchungsmodellen musste, um die Hypothese zu überprüfen, mit deskriptiven<br />

Auswertungen gearbeitet werden.<br />

146


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

7 Diskussion der Ergebnisse: Überprüfung der Hypothesen und<br />

Rückschluss auf die Forschungsfragen<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Auswertung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Hypothesen diskutiert und<br />

im Anschluss dar<strong>an</strong> erfolgt der Rückschluss der Ergebnisse auf die Forschungsfragen.<br />

Bei der Diskussion der Ergebnisse ist wichtig sich dar<strong>an</strong> zu erinnern, dass es sich bei der<br />

befragten Stichprobe nicht um eine Zufallsauswahl h<strong>an</strong>delt, und deshalb die Ergebnisse nicht<br />

repräsentativ sind, sondern sich nur auf die Befragten drei Altersgruppen beziehen.<br />

7.1 Gegenüberstellung der theoretischen Erkenntnisse und der<br />

gewonnenen Ergebnisse<br />

Bei der Diskussion der Ergebnisse wird in der gleichen Reihenfolge wie in der Auswertung<br />

zuerst die einzelnen Hypothesen diskutiert und d<strong>an</strong>ach ein Überblick verschafft.<br />

7.1.1 Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der Fremdbestimmung entgegen<br />

Unsere Hypothese besagt, dass die Jugendfachstelle die <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen dabei<br />

unterstützt, ihre Bedürfnisse zu erkennen und umzusetzen. Dabei will sie der<br />

Fremdbestimmung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen entgegenwirken und sie in ihrer<br />

Selbstbestimmung fördern.<br />

Grundtendenzen „Mitbestimmung“<br />

Anh<strong>an</strong>d der erhobenen Daten können wir erkennen, dass bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen der Wunsch nach Mitbestimmung präsent ist. Die Mehrheit der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen wünschen sich, bei Entscheidungen, die sie betreffen mitentscheiden<br />

zu können.<br />

In den Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong> gehörten, bei den <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die die Jugendfachstelle noch nie<br />

genutzt haben und die Befragten aus einkommensschwachen Familien weisen einen erhöhten<br />

Wunsch nach Mitbestimmung auf.<br />

Mitbestimmung k<strong>an</strong>n für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche etwas Neues sein, womit sie lernen müssen,<br />

umzugehen. Oft wird, auf Grund des Alters und der Bevormundung durch Erwachsene einem<br />

147


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Kind oder Jugendlichen das Recht der Mitsprache verwehrt. Wie wir im Gespräch mit Walter<br />

Staub von der Jugendfachstelle erfuhren, werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche in der Schule und<br />

im Alltag oft in ihrer Kompetenz, was die Selbstbestimmung und Mitbestimmung <strong>an</strong>geht<br />

unterschätzt und dadurch auch überg<strong>an</strong>gen. Der vom Gesamttrend erhöhte Wunsch nach<br />

Mitbestimmung der Befragten, aus den Gemeinden, die noch nicht zur Jugendfachstelle<br />

gehören und den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle noch nicht genutzt<br />

haben, erklären wir uns damit, dass diese <strong>Kinder</strong> und Jugendliche keine oder eine geringere<br />

Möglichkeit haben ihr Bedürfnis nach Mitbestimmung zu befriedigen. Die Angebote der<br />

bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>, die auch bei der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />

genutzt werden, geben den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen die Möglichkeit, mitzubestimmen. Wir<br />

interpretieren aus den Ergebnissen, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, die bereits <strong>an</strong> Angeboten<br />

der Jugendfachstelle teilgenommen haben, ihren Wunsch nach Mitbestimmung zu einem<br />

gewissen Grad befriedigen konnten, während die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die noch nicht<br />

teilgenommen haben diesen Wunsch noch stärker verspüren. Dass die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien einen erhöhten Wunsch nach<br />

Mitbestimmung aufzeigen, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass ihnen teilweise das<br />

Grundkapital fehlt um ihre Wünsch und Bedürfnisse umzusetzen. Die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen mit niedrigem ökonomischem Kapital weisen einen grösseren Wunsch nach<br />

kostengünstigen Angeboten auf, da sie sich oft den Mitgliederbeitrag eines Verein/Clubs nicht<br />

leisten können. Die Jugendfachstelle bietet solche kostenfreien Angebote <strong>an</strong>. Eine etwas<br />

weiterführende Interpretation, die wir uns in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g erlauben ist, dass diese<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen bereits bei ihren Eltern und durch selbst erlebte Ereignisse,<br />

beobachten können, dass durch das fehlende ökonomische Kapital, Einfluss und<br />

Mitbestimmung verwehrt bleiben. Dadurch erhöht sich bei ihnen das Bedürfnis nach mehr<br />

Mitbestimmung im Vergleich zu <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen<br />

Familien.<br />

Von der allgemeinen Tendenz abweichend und damit tiefere Wert wiesen die weiblichen<br />

Befragten, die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus der Subregion A, die 18-Jährigen und die<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus nicht einkommensschwachen Familien auf.<br />

Die tiefen Werte bei den weiblichen Befragten ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sie<br />

die Jugendfachstelle allgemein mehr Nutzen und aus diesem Grund auch weniger das<br />

148


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Bedürfnis nach Mitbestimmung haben. Durch die Teilnahme <strong>an</strong> den Angeboten der<br />

Jugendfachstelle wird der Wunsch nach Mitbestimmung bereits abgedeckt.<br />

Die Subregion A umfasst die Gemeinden <strong>Konolfingen</strong> Häutligen, Freimettigen und<br />

Niederhünigen. Eine Erklärung dafür, dass die Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der Subregion A einen tieferen Wert bezüglich dem Wunsch nach<br />

Mitbestimmung aufweisen, k<strong>an</strong>n damit begründet werden, dass die vier Gemeinden alle seit<br />

dem Jahr 2006 zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> gehören und somit auch schon am<br />

längsten von der Jugendfachstelle betreut werden. Wir interpretieren daher, dass das<br />

Bedürfnis nach Selbstbestimmung bei der Mehrheit dieser Gruppe durch die l<strong>an</strong>gjährige<br />

Betreuung bereits abgedeckt wurde. Diese Aussage wird von der Tatsache gestärkt, dass die<br />

Gemeinden der Subregion C, einen zum Gesamttrend relativ hohen Wert aufzeigen. Zu der<br />

Subregion C gehören unter <strong>an</strong>derem die Gemeinden Zäziwil und Mirchel, die zum Zeitpunkt<br />

der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle <strong>Konolfingen</strong> gehörten und somit auch noch<br />

nicht von den Angeboten der Jugendfachstelle profitieren konnten.<br />

Dass die Mehrheit der 18-Jährigen nicht explizit den Wunsch nach Mitbestimmung äussern,<br />

k<strong>an</strong>n zum Einen dar<strong>an</strong> liegen, dass die Angebote der Jugendfachstelle die Gruppe der 18-<br />

Jährigen weniger direkt <strong>an</strong>spricht, als die <strong>an</strong>deren zwei Altersgruppen. Auf Grund einer<br />

höheren Ausbildung oder dem Nachgehen eines Berufes, verbringen viele der 18-Jährigen<br />

ihren Alltag nicht mehr in den Gemeinden, für die die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong><br />

zuständig ist. Durch die Verschiebung ihres Lebensmittelpunktes sind sie auch weniger<br />

interessiert dar<strong>an</strong>, Entscheidungen die die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den Gemeinden<br />

betreffen, mitzubestimmen.<br />

Allgemeine Tendenzen der Selbstbestimmung<br />

Wie bereits beim Wunsch nach mehr Mitbestimmung ist bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen das allgemeine Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung ebenfalls präsent. In<br />

keiner der Kategorien, die wir gebildet haben, ist eine mark<strong>an</strong>te Abweichung zum<br />

Gesamttrend zu beobachten. In allen Kategorien ist der Wunsch nach Selbstbestimmung bei<br />

über 65% der Befragten vorh<strong>an</strong>den.<br />

Wir erkennen jedoch, dass der Wert der Männer nach dem Wunsch nach Selbstbestimmung<br />

höher ist als der der Frauen. Im Vergleich zum tiefen Wert der die Frauen beim Indikator, zur<br />

Messung der Mitbestimmung aufweisen, unterstützt dieses Ergebnis erneut unsere Annahme.<br />

149


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Dadurch dass die Frauen die Jugendfachstelle häufiger besuchen als Männer, wird ihr<br />

Bedürfnis nach Mit- und Selbstbestimmung besser befriedigt als das der Männer.<br />

Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, für die die Jugendfachstelle zum<br />

Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zuständig war und die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die noch<br />

nie <strong>an</strong> Projekten der Jugendfachstelle teilgenommen haben weisen ein höheres Bedürfnis <strong>an</strong><br />

Selbstbestimmung auf, als die Befragten, die bereits von der Jugendfachstelle unterstützt<br />

werden und die Angebote bereits genutzt haben. Diese Tatsache unterstützt unsere Hypothese,<br />

dass durch die Präsenz der Jugendfachstelle die Selbstbestimmung gefördert wird.<br />

Durch die Daten, die wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der beiden Indikatoren erhalten haben, können wir erkennen,<br />

dass der Wunsch und das Bedürfnis nach Mitbestimmen und Selbstbestimmung bei der<br />

Mehrheit der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen vorh<strong>an</strong>den sind.<br />

Diskussion der weiteren Indikatoren<br />

Die Indikatoren, die wir zur Messung der Fremdbestimmung verwendet haben, erhielten eine<br />

relativ tiefe Zustimmung von den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Wir können daher nicht<br />

direkt den Schluss ziehen, dass die Befragten fremdbestimmt sind. Demgegenüber wird das<br />

Bewusstsein für die Selbstbestimmung von den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen durch<br />

eine höhere Zustimmung der Indikatoren deutlicher sichtbar.<br />

Dass die Werte der Indikatoren die die Fremd- und Selbstbestimmung messen zwischen der<br />

Gruppe Beitritt und der Gruppe Nicht-Beitritt nur geringe Unterschiede aufweisen, erklären<br />

wir uns damit, dass sich die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen nicht zwischen Fremd- oder<br />

Selbstbestimmung entscheiden mussten. Sie konnten innerhalb derselben Frage jeweils<br />

Antwortkategorien, die die Fremdbestimmung, als auch Antwortkategorien die die<br />

Selbstbestimmung messen, <strong>an</strong>kreuzen. Durch diese Tatsache wird die Aussagekraft der<br />

Selbstbestimmung etwas minimiert. Um dies <strong>an</strong> einem Beispiel zu demonstrieren: auf die<br />

Frage Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? (Frage 9), konnten die befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen folgende Antwortkategorien <strong>an</strong>kreuzen „Meine Freunde müssen es gut finden“<br />

und „Meine Eltern müssen es gut finden“, was die Fremdbestimmung unterstützen würde, wie<br />

auch „Das ich das machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe“ was wiederum für die<br />

Selbstbestimmung spricht.<br />

Auch wenn nicht g<strong>an</strong>z so deutlich wie bei den Hauptindikatoren, können wir auch bei den<br />

weiteren Indikatoren eine Tendenz dahingehend erkennen, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />

150


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

die noch nicht bei der Jugendfachstelle sind, höhere Werte bei der Fremdbestimmung und<br />

tiefere bei der Selbstbestimmung aufweisen. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der<br />

Gemeinden, die bereits von der Jugendfachstelle unterstützt werden, weisen bei fünf der<br />

sieben Indikatoren, die zur Messung der Fremdbestimmung verwendet wurden, höhere Werte<br />

auf, als die Gemeinden, die noch nicht von der Jugendfachstelle unterstützt wurden. Damit<br />

wird die Hypothese, dass die Präsenz der Jugendfachstelle der Fremdbestimmung<br />

entgegenwirkt, unterstützt. Dass die Gemeinden, die zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht<br />

zur Jugendfachstelle gehören, bei zwei der drei Indikatoren, die die Selbstbestimmung<br />

messen, tiefere Werte aufzeigen, als die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, die bereits<br />

von der Jugendfachstelle unterstützt wurden, zeigt, dass die Präsenz der Jugendfachstelle die<br />

Selbstbestimmung fördert. Auch dass die Befragten der Gruppe Beitritt bei dem Indikator, der<br />

den Wunsch nach der Unabhängigkeit vom Elternhaus erhebt, einen tieferen Wert aufweist,<br />

als die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gruppe Nicht-Beitritt, spricht dafür, dass die<br />

Jugendfachstelle den Wunsch nach Unabhängigkeit, zumindest von den Eltern, zu einem<br />

gewissen Grad abschwächt. Ein Grund dafür könnte in der Nutzung der Angebote der<br />

Jugendfachstelle liegen. Dadurch, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen bei den Projekten der<br />

Jugendfachstelle bereits Mitbestimmen, wird der allgemeine Wunsch nach mehr<br />

Selbstbestimmung verringert. Dies wirkt sich auch auf das alltägliche Leben zu Hause aus.<br />

Bei den Fragen, die die Selbstbestimmung betreffen, ist die prozentuale Beteiligung höher, als<br />

bei den Fragen zur Fremdbestimmung. Dies könnte dar<strong>an</strong> liegen, dass die befragten <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen sich mehr für den Ausbau ihrer Selbstbestimmung interessieren, als dass sie<br />

sich ihrer Fremdbestimmung bewusst sind.<br />

Im <strong>Kinder</strong> und Jugendalter sehen wir es als normal <strong>an</strong>, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

Wert darauf legen, was ihre Freunde oder die Familie als richtig empfindet und daher auch zu<br />

einem gewissen Grad fremdbestimmt h<strong>an</strong>deln. Der Weg, vom fremdbestimmten Alltag weg,<br />

hin zur selbstbestimmten Alltagsgestaltung ist ein Prozess, der jedes Kind im Jugendalter und<br />

darüber hinaus durchläuft. Die Abnabelung vom Elternhaus führt zu einer verstärkten<br />

Orientierung <strong>an</strong> den Freunden und schlussendlich vermehrt zur Selbstbestimmung. Die<br />

Angebote der Jugendfachstelle soll den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen als Unterstützung dienen,<br />

diesen Weg des unabhängig Werdens zu gehen. Anh<strong>an</strong>d unserer Daten interpretieren wir, dass<br />

durch die Präsenz der Jugendfachstelle eine Abschwächung der Fremdbestimmung zu<br />

beobachten ist. Bei den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen stellen wir fest, dass es ein<br />

151


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

erhöhtes Bedürfnis nach Mitbestimmung und Selbstbestimmung gibt. Durch die Tatsache,<br />

dass die Werte der Gemeinden, die nicht von der Jugendfachstelle betreut werden, und die<br />

Werte der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, die die Jugendfachstelle noch nicht genutzt haben, höher<br />

als alle <strong>an</strong>deren ausfallen, lässt uns den Schluss ziehen, dass durch die Präsenz der<br />

Jugendfachstelle den Wunsch nach Selbstbestimmung verkleinert wird. Oder <strong>an</strong>ders<br />

ausgedrückt, dort wo die Jugendfachstelle noch nicht Präsent ist, ist der Wunsch nach<br />

Selbstbestimmung bei den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen höher.<br />

Wie bei der zu Beginn der Arbeit vorgestellten bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> nach<br />

Damm (1980:14), geht es darum, Jugendliche zu befähigen, von ihren subjektiven<br />

Bedürfnissen ausgehend, ihre objektiven Interessen zu formulieren und diese einer<br />

durchgehend demokratisch und hum<strong>an</strong> org<strong>an</strong>isierten Gesellschaft entsprechend<br />

durchzusetzen. Mit Hilfe unserer Forschungsarbeit wird der Jugendfachstelle einen Überblick<br />

über die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gegeben. Der Jugendfachstelle<br />

Region <strong>Konolfingen</strong> wird damit ermöglicht, in Zukunft gezielt auf die noch fehlenden<br />

Bedürfnisse einzugehen. Der Ansatzpunkt der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong> setzt beim<br />

„Wollen“ der Jugendlichen, etwas in ihrer Freizeit zu machen, <strong>an</strong> (Damm 1980:15). Anh<strong>an</strong>d<br />

der Ergebnisse, dass durch die Präsenz der Jugendfachstelle der Fremdbestimmung<br />

entgegengewirkt wird, konnte einem wichtiger Aspekt von Damms Ansatz, der<br />

bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>, bewerkstelligt werden. Neben dem Abdecken möglichst<br />

vieler Bedürfnisse, ist auch die Förderung der Selbstbestimmung der Jugendlichen und damit<br />

das entgegenwirken der Fremdbestimmung von zentraler Bedeutung (Damm 1980:18).<br />

Die gegenseitige Anerkennung hat zur Folge, dass eine Gruppe immer wieder reproduziert<br />

wird und gleichzeitig ihre Grenzen definiert (Bourdieu 1997:66). Somit besteht das soziale<br />

Kapital aus den aktuellen oder potentiellen Ressourcen, die auf die Zugehörigkeit einer<br />

Gruppe oder die Beziehung zu einer Person zurückzuführen sind. Daraus ist der Schluss zu<br />

ziehen, dass eine Person ihre Beziehung zu einer oder mehreren Personen so ausrichtet, dass<br />

sie den grösstmöglichen Nutzen daraus ziehen k<strong>an</strong>n. Nach Bourdieu k<strong>an</strong>n das soziale Kapital<br />

also einen grossen Einfluss auf das Verhalten der Person haben. Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

unserer Forschungsarbeit können wir dies so verstehen, dass ein Kind oder Jugendlicher von<br />

seinem sozialen Kapital, wie beispielsweise seiner Familie, Freunde, aber auch der<br />

Jugendfachstelle viel profitieren k<strong>an</strong>n und je nach Nutzen sein Verhalten auch<br />

dementsprechend richtet. Die Angebote der Jugendfachstelle sind kostengünstig oder gratis,<br />

152


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

m<strong>an</strong> lernt oft neue Menschen kennen und wird unterstützt die eigene Persönlichkeit zu<br />

entwickeln und entfalten. Damit wird einen allgemeinen Nutzen für die Person generiert, in<br />

dem durch die Teilnahme <strong>an</strong> Angeboten der Jugendfachstelle das kulturelle und soziale<br />

Kapital gestärkt wird. Diese Kapitalakkumulation führt nicht nur zu einem Gewinn des<br />

Kindes oder des Jugendlichen, sondern bringt auch der Gruppe, bei denen das Kind oder der<br />

Jugendliche Mitglied ist, neuen Nutzen und führt zu einer Erweiterung der Gruppengrenzen.<br />

7.1.2 Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />

Unsere Hypothese postuliert, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche ein Bedürfnis nach<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben. Anwaltschaftliche Vertretung meint die Unterstützung<br />

von Erwachsenen, die über die familiäre und schulische Hilfe hinaus geht. Die<br />

Jugendfachstelle <strong>Konolfingen</strong> verfolgt das Ziel dieser Vertretung nach zu kommen. Dadurch,<br />

dass sie sich für die Anliegen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einsetzt, können wir davon<br />

ausgehen, dass ein solches Bedürfnis besteht. Aus diesem Grund haben wir die These<br />

aufgestellt, dass ein Kind oder ein Jugendlicher vor allem im Bereich der Freizeitgestaltung,<br />

den Wunsch nach Unterstützung und Beist<strong>an</strong>d durch eine erwachsene Person und damit nach<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung hat.<br />

Grundtendenzen „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />

Anh<strong>an</strong>d der erhobenen Daten wird sichtbar, dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein<br />

Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung aufweisen. Die Mehrheit der Befragten<br />

stimmen der Aussage zu, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in ihren Anliegen und Ideen durch<br />

eine erwachsene Person vertreten werden sollten.<br />

Die weiblichen Befragten, die 18-Jährigen, die Schweizer und die Befragten aus den<br />

Gemeinden, welche zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong> gehörten, weisen ein erhöhtes Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung auf.<br />

Dieses Ergebnis k<strong>an</strong>n zum Einen bedeuten, dass die Befragten noch zu wenig Unterstützung<br />

für die Umsetzung ihrer Anliegen und Ideen erhalten. Es k<strong>an</strong>n aber auch bedeuten, dass sie<br />

schon unterstützt werde, sie aber mehr und konkretere Hilfe erhalten möchten. Dadurch, dass<br />

sie bereits in den Genuss einer Unterstützungs- und Vertretungsperson gekommen sind,<br />

wächst der Wunsch nach mehr Beist<strong>an</strong>d. Die weiblichen Befragten weisen indes ein höheres<br />

Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung auf, als die männlichen Befragten. Wie wir von<br />

der Auswertung des Untersuchungsmodells „Clubs/Vereine“ entnehmen können, wird die<br />

153


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendfachstelle öfters von den weiblichen Befragten genutzt als von den männlichen<br />

Befragten. Dadurch dass die Frauen die Angebote der Jugendfachstelle mehr nutzen und<br />

somit auch besser kennen, stellen sie höhere Ansprüche <strong>an</strong> die Jugendfachstelle und<br />

wünschen sich noch mehr Unterstützung. Während die männlichen Befragten teilweise gar<br />

keine Vorstellung davon haben, welchen Nutzen ihnen eine Vertretung durch eine erwachsene<br />

Person bringt. Dass die Schweizer einen stärkeres Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung aufweisen, als die Nicht-Schweizer nehmen wir so zur Kenntnis. Wir haben aus<br />

unseren Daten keinen Ansatz gefunden, der uns dieses Ergebnis erklären lässt. Eine mögliche<br />

Interpretation könnte aus den unterschiedlichen kulturellen Bedingungen hergeleitet werden.<br />

Da wir jedoch keine Informationen bezüglich der Religion und der Erziehung der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen haben, können wir keine weiteren Schlüsse daraus ziehen.<br />

Die Gemeinden, welche zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht zur Jugendfachstelle<br />

gehörten, weisen ein erhöhtes Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung auf. Da die<br />

Jugendfachstelle die Unterstützung der Anliegen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zum Ziel hat,<br />

k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass das Bedürfnis in den Beitrittsgemeinden aus dem<br />

Grund kleiner ist, weil die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, bei Bedarf, bereits eine Bezugsperson<br />

haben, <strong>an</strong> die sie sich wenden können. In den Gemeinden, die erst seit kurzem zur<br />

Jugendfachstelle gehören fehlt eine solche Person. Somit weisen die Befragten der<br />

Gemeinden, welche durch die Jugendfachstelle versorgt werden, ein kleineres Bedürfnis auf,<br />

weil dieses schon durch die Jugendfachstelle gedeckt wird. Dementsprechend ist das<br />

Bedürfnis der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, der Gemeinden, welche noch nicht zur<br />

Jugendfachstelle gehörten, grösser.<br />

Aus den Ergebnissen unserer Erhebung wird erkennbar, dass die einkommensschwachen<br />

Befragten ein etwas höheres Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung aufweisen als die<br />

nichteinkommensschwachen Befragten. Wir vermuten, dass durch die fin<strong>an</strong>zielle Situation<br />

einiger der einkommensschwachen Familien, weniger Unterstützung für die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen zur Verfügung steht und sie deshalb ein höheres Bedürfnis nach Vertretung,<br />

durch erwachsene Personen ausserhalb ihrer Familie, aufweisen<br />

Die Antwortkategorie „Eine erwachsene Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche<br />

interessiert und mir hilft Ideen umzusetzen“ bezieht sich auf die konkreten Erwartungen der<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>. Durch diese<br />

Erhebung wird sichtbar, dass 15% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein Bedürfnis nach<br />

154


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung haben und dies explizit als Aufgabe der Jugendfachstelle<br />

<strong>an</strong>sehen.<br />

Durch die Daten wird sichtbar, dass mehr weibliche Befragte, mehr 18-Jährige, mehr<br />

Schweizer und mehr Befragte aus Gemeinden, welche zur Jugendfachstelle gehören dieses<br />

Bedürfnis aufweisen. Auffällig hierbei ist, dass sich, bis auf die Aufteilung nach Beitritt und<br />

Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle, dieselben Gruppen ein erhöhtes Bedürfnis<br />

nach einer Vertretungsperson aufweisen, wie bei der Auswertung der oberen Frage. Somit<br />

können bei der Auswertung dieses Indikators dieselben Erklärungsversuche hinzugezogen<br />

werden wie beim oberen Indikator, der ebenfalls die Erwartung und den Wunsch nach<br />

<strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung misst.<br />

Die 18-Jährigen weisen ein grösseres Bedürfnis nach einer Person, die sich für ihre Anliegen<br />

interessiert und einsetzt auf, als die <strong>an</strong>deren Altersgruppen. Von der Jugendfachstelle Region<br />

<strong>Konolfingen</strong> wissen wir, dass sie weniger Einfluss auf die 18-Jährigen hat, als auf die <strong>an</strong>deren<br />

Altersgruppen, da viele ihre Freizeit nicht mehr in den Wohngemeinden verbringen. Sie sind<br />

für die Jugendfachstelle aus diesem Grund auch weniger zugänglich. Also vermuten wir, dass<br />

die 18-Jährigen mehr Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung aufweisen, weil sie wenig<br />

Unterstützung durch die Jugendfachstelle erfahren. Die Auswertung, dass das Bedürfnis der<br />

befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Beitrittsgemeinden höher ist als jenes der Nicht-<br />

Beitrittsgemeinden k<strong>an</strong>n durch die Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> die<br />

Jugendfachstelle begründet werden. Jene, die die Jugendfachstelle schon länger kennen,<br />

haben auch konkrete Erwartungen <strong>an</strong> sie. Da sie wissen, dass das Ziel der Fachstelle die<br />

Unterstützung der Anliegen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ist, werden sie auch ein solches<br />

Angebot erwarten. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus den Nicht-Beitrittsgemeinden,<br />

haben bis zum Zeitpunkt der Erhebung noch keine Unterstützung durch die Jugendfachstelle<br />

erfahren. Daher nehmen wir <strong>an</strong>, dass die Befragten keine, weniger oder <strong>an</strong>dere Erwartungen<br />

<strong>an</strong> die Jugendfachstelle haben.<br />

Die Unterschiede zwischen der Erwartung der Einkommensschwachen und jenen, die nicht<br />

einkommensschwach sind, sind nicht auffallend gross. Die Einkommensschwachen weisen<br />

ein leicht höheres Bedürfnis nach einer Vertretungsperson auf. Dies k<strong>an</strong>n auch bei den<br />

Ergebnissen der Frage 15 festgestellt werden. Hier können ähnliche Erklärungsversuche<br />

hinzugezogen werden.<br />

155


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Präsenz der Jugendfachstelle<br />

Allgemein k<strong>an</strong>n die Aussage gemacht werden, dass 81% aller befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> als präsent erachten.<br />

Rund 47% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, wissen was die Jugendfachstelle ist und<br />

was sie macht. Je ein Fünftel kennen die <strong>Jugendarbeit</strong>er Carsten Pohl und Walter Staub. Dies<br />

sind vergleichsweise hohe Werte, da sich die Jugendfachstelle in einigen Regionen erst seit<br />

Kurzem einbringt und deshalb noch nicht bei allen Befragten bek<strong>an</strong>nt sein k<strong>an</strong>n. Auch die<br />

Projekte und Angebote der Jugendfachstelle sind bei vielen bek<strong>an</strong>nt, rund ein Drittel kennen<br />

die Workshops und die Beratung. Bereits genutzt wurden die Angebote jedoch nur von<br />

Wenigen der Befragten. Viele der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, circa ein Drittel, haben<br />

bei einem Ferien- oder Freizeit<strong>an</strong>gebot mitgemacht, was zeigt, dass diese Angebote Ankl<strong>an</strong>g<br />

gefunden haben.<br />

Es k<strong>an</strong>n also davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass die Jugendfachstelle bei den befragten <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen bek<strong>an</strong>nt ist und deshalb auch Einfluss hat.<br />

Dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ein Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung<br />

aufweisen, zeigt die Wichtigkeit von aussenstehenden Angeboten und vor allem von<br />

unabhängigen Personen, die sich für die Anliegen und Ideen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

einsetzen. Eine solche Vertretung ergänzt das familiäre und schulische Umfeld und erweitert<br />

es um Hilfe, Unterstützung, Beist<strong>an</strong>d bei Freizeit<strong>an</strong>geboten, aber auch um unabhängige und<br />

fachgerechte Beratung. So k<strong>an</strong>n vor allem das, nach Bourdieu ben<strong>an</strong>nte, kulturelle Kapital<br />

ergänzt werden. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher durch sein bisheriges Umfeld wenig <strong>an</strong><br />

kulturellem Kapital besitzt, k<strong>an</strong>n es durch eine unabhängige, aussenstehende Person erhöht<br />

werden. So können zum Einen die intellektuellen Qualifikationen durch Beratung oder<br />

Hilfestellung verbessert werden, zum Anderen aber auch die notwendigen Güter für den<br />

Erwerb von Wissen, Kenntnissen oder Fertigkeiten bereitgestellt werden. Für jene <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen, welche zu Hause kaum von solchen Gegebenheiten profitieren können, k<strong>an</strong>n<br />

eine Vertretung durch eine erwachsene Person entscheidend für ein gutes und erfolgreiches<br />

Aufwachsen sein. Es ist daher wichtig zu wissen, dass eine Jugendfachstelle diese wichtige<br />

Aufgabe, als aussenstehende Vertretung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen einnehmen k<strong>an</strong>n.<br />

Dadurch ist ihr die Möglichkeit gegeben, die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mit immateriellen, als<br />

auch materiellen Gütern, wie Bücher oder Computer, welche den Zug<strong>an</strong>g zu Wissen<br />

gar<strong>an</strong>tieren, auszustatten. Zudem braucht es auch Güter, welche die Fähigkeiten und<br />

156


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Fertigkeiten der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen verbessern können. Im Falle der Jugendfachstelle<br />

Region <strong>Konolfingen</strong> stellt sie den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen Turnhallen mit Turngeräten oder<br />

Sportutensilien, aber auch technische Hilfsmittel jeglicher Art, welche die spätere und<br />

berufliche Entwicklung fördern können, zur Verfügung. Neben den materiellen Gütern sollte<br />

die Jugendfachstelle auch die immateriellen Angebote bereitstellen. So bietet sie Beratung,<br />

Informationsver<strong>an</strong>staltungen oder die Funktion des Vermittlers <strong>an</strong>.<br />

7.1.3 Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle – Verein/Club<br />

Die Hypothese besagt, dass die Jugendfachstelle im Gegensatz zu Vereinen/Clubs mehr<br />

Bedürfnisse von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen abdecken k<strong>an</strong>n. Diese Hypothese baut darauf auf,<br />

dass gemäss Diethelm Damm (1980:17) ein Problem vieler Institutionen der <strong>Jugendarbeit</strong> ist,<br />

dass sie nur Einzelbedürfnisse der Jugendlichen wahrnehmen und somit viele weitere<br />

Bedürfnisse und Interessen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen nicht abdecken. Eine<br />

bedürfnisorientierte offene <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> k<strong>an</strong>n versuchen, diesem Problem<br />

entgegenzuhalten, indem sie versucht auf möglichst viele Bedürfnisse gleichzeitig einzugehen<br />

und diese d<strong>an</strong>n auch mitein<strong>an</strong>der zu verknüpfen. Gemäss Damm (1980:18) können<br />

beispielsweise Bedürfnisse nach Erlebnis, Selbstbestimmung, sozialer Anerkennung und<br />

Solidarität mitein<strong>an</strong>der verknüpft werden. Aufgrund dessen, dass die Indikatoren, mit welchen<br />

der Index „Bedürfnisabdeckung“ hätte gebildet werden sollen, die<br />

Reliabilitätsvoraussetzungen nicht erfüllten, konnte die Hypothese nicht mit der linearen<br />

Regressions<strong>an</strong>alyse überprüft werden. Somit k<strong>an</strong>n die Hypothese weder <strong>an</strong>genommen noch<br />

abgelehnt werden. Die Diskussion dieser Hypothese, begrenzt sich deswegen auf die<br />

Diskussion der deskriptiven Ergebnisse.<br />

Die Auswertungen zeigen, dass 48.3% der <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Jugendfachstelle<br />

nutzen und 73.8% in einem Verein/Clubs sind. Somit nutzen gesamthaft die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen die Vereine/Clubs mehr, als die Jugendfachstelle. Jedoch besteht hier ein<br />

wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die männlichen Befragten nutzen<br />

mehr die Vereine/Clubs, während die weiblichen Befragten mehr die Jugendfachstelle nutzen.<br />

Diesen Unterschied lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass die Angebote der<br />

Vereine/Clubs die männlichen Befragten mehr <strong>an</strong>sprechen als die weiblichen Befragten und<br />

dagegen die Angebote der Jugendfachstelle eher die weiblichen Befragten <strong>an</strong>sprechen. Es<br />

könnte aber auch sein, dass die Vereine/Clubs mehr Angebote für die männlichen Befragten<br />

157


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

<strong>an</strong>bieten, weil sie wissen, dass diese mehr das Bedürfnis haben in einem Verein/Club zu sein<br />

und hingegen die Jugendfachstelle eher Bedürfnisse, welche vermehrt die weiblichen<br />

Befragten <strong>an</strong>sprechen, <strong>an</strong>bietet. Des Weiteren lässt sich auch ein Unterschied zwischen den<br />

drei Altersgruppen verzeichnen. Die <strong>Kinder</strong> in der 6. Klasse nutzen mehr die Vereine/Clubs<br />

als die Jugendfachstelle, während die Jugendlichen aus der 9. Klasse und die 18-Jährigen eher<br />

die Jugendfachstelle nutzen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass mit zunehmendem<br />

Alter die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr Bedürfnisse haben und sie bei der Jugendfachstelle<br />

die Möglichkeit dafür haben, diesen nachzukommen. Im Hinblick auf die vierzehn<br />

Gemeinden können weitere Unterschiede festgehalten werden. Die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

aus den kleineren und den grösseren Gemeinden nutzen die Vereine/Clubs mehr, als die<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der mittelgrossen Gemeinden, diese nutzen mehr die<br />

Jugendfachstelle. Der Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, hat<br />

bei der Nutzung der Vereine/Clubs jedoch keinen Einfluss. Es zeigt sich, wie zu erwarten war,<br />

dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen der Gemeinden, welche seit 2006 und 2008 von der<br />

Jugendfachstelle betreut werden, die Jugendfachstelle mehr nutzen, als die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen der Gemeinden, welche zum Zeitpunkt der Befragung von der Jugendfachstelle<br />

noch nicht aktiv betreut wurden.<br />

Ein weiterer Unterschied zeigt sich bei der Nationalität der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen. Während die Nutzung der Jugendfachstelle unabhängig von der Nationalität ist,<br />

zeigt sich eine Abhängigkeit bei der Nutzung der Vereine/Clubs. Von den Schweizer/-innen<br />

sind 75.7% in einem Verein/Club und dagegen sind es von den Nicht-Schweizer/innen 62%.<br />

Dies könnte mit den Mitgliederbeiträgen, welche bei Vereinen/Club häufig einbezahlt werden<br />

müssen, erklärt werden. Die Schweizer/-innen sind möglicherweise eher gewillt diese zu<br />

bezahlen oder haben vielleicht auch eher die fin<strong>an</strong>ziellen Mittel dafür. Die Jugendfachstelle<br />

k<strong>an</strong>n wie es scheint, wie die Diskussion der Hypothese Stärkere Nutzung der<br />

Jugendfachstelle/-treff von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien im<br />

Anschluss zeigen wird, aufgrund ihrer kostenlosen Angebote die Diskrep<strong>an</strong>z zwischen<br />

ökonomisch starken und ökonomisch schwachen Personen, eher mindern als Vereine/Club,<br />

aufgrund der Mitgliederbeiträge. In wie weit jedoch dabei die Nationalität einbezogen werden<br />

k<strong>an</strong>n, lässt sich auch in der Diskussion der <strong>an</strong>schliessenden Hypothese zeigen, siehe Seite<br />

158.<br />

158


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Allgemein scheinen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in den Gemeinden gut<br />

abgedeckt zu sein. Die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen sind weitgehend der Meinung, dass<br />

es genügend <strong>Kinder</strong>- und Jugend<strong>an</strong>gebote gibt. Bei der Frage Es gibt Dinge die du gerne tun<br />

würdest, du k<strong>an</strong>n es jedoch nicht, warum? (Frage 12) haben die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die<br />

Antwortkategorie „Es gibt kein solches Angebot“ weit weniger <strong>an</strong>gekreuzt als Gründe wie<br />

„Ich habe keine Zeit“, „Ich habe kein Geld“, „Es ist zu weit weg“ und „Meine Eltern erlauben<br />

es nicht“. Ausserdem wurde bei der Frage Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17) die<br />

Antwort<strong>an</strong>gabe „Nichts“ am zweithäufigsten gemacht. Die bivariate Auswertung der<br />

unabhängigen Variablen „Nutzung Jugendfachstelle“ und „Nutzung Vereine/Clubs“ mit dem<br />

Indikator „Nichts“ zeigt, dass den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, welche Mitglied in einem<br />

Verein/Club sind, eher keine Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen, als den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen,<br />

welche die Jugendfachstelle nutzen. Somit k<strong>an</strong>n als erste Vermutung aufgestellt werden, dass<br />

Vereine/Clubs die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen mehr abdecken als die<br />

Jugendfachstelle. Aus der Perspektive der bedürfnisorientierten <strong>Jugendarbeit</strong>, k<strong>an</strong>n jedoch<br />

interpretiert werden, dass die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen, welche die Jugendfachstelle nutzen,<br />

eher ein fehlendes Freizeit<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong>gegeben haben weil sie mehr Bedürfnisse haben oder<br />

weil sie durch die Nutzung der Jugendfachstelle einerseits gelernt haben, ihre Bedürfnisse zu<br />

äussern oder dadurch erfahren haben wie es ist, wenn m<strong>an</strong> unterschiedliche Bedürfnisse<br />

gleichzeitig abdecken k<strong>an</strong>n. Des Weiteren lässt sich festhalten, dass die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen in Vereinen/Clubs womöglich aufgrund ihrer Mitgliedschaft im Verein/Club,<br />

gar keine Zeit für <strong>an</strong>dere Freizeitaktivitäten haben und deshalb auch eher <strong>an</strong>gegeben haben,<br />

dass ihnen nichts fehlt. Aufbauend auf diesen Überlegungen interpretieren wir mit Vorbehalt,<br />

dass die Jugendfachstelle eher mehr Bedürfnisse als Vereine/Clubs abdecken k<strong>an</strong>n. Jedenfalls<br />

scheint sie eher dafür geeignet zu sein, mehr Bedürfnisse gleichzeitig abzudecken, als<br />

Vereine/Clubs.<br />

Im Hinblick auf die Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie von Bourdieu halten wir des Weiteren fest, dass<br />

Vereine/Clubs und die Jugendfachstelle gleichermassen dafür geeignet scheinen, die<br />

Hum<strong>an</strong>kapitalien der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu erweitern. Die Vereine/Clubs können durch<br />

die Förderung spezifischer Fertigkeiten, die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen beim Aufbau des<br />

kulturellen sowie des symbolischen Kapitals stützen, während die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

<strong>an</strong> Angeboten der Jugendfachstelle, bei welchen sie eher in Kontakt mit <strong>an</strong>deren <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen kommen können, welche nicht die gleichen Bedürfnisse und Interessen teilen,<br />

das soziale Kapital erweitern können.<br />

159


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

7.1.4 Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff und vermehrt Opfer von<br />

Schik<strong>an</strong>e von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen<br />

Familien<br />

Die Theorie der Raumsoziologie von Martina Löw (2001:214) besagt, dass die Konstitution<br />

von Raum durch die Verfügungsmöglichkeiten über soziale Güter sowohl begünstigt als auch<br />

eingeschränkt werden k<strong>an</strong>n. Das heisst, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien eingeschränkte Verfügungsmöglichkeiten über soziale<br />

Güter haben und somit schlechtere Möglichkeiten haben, einen Raum zu bilden, in dem sie<br />

sich entfalten können. Ausgehend von dieser Theorie stellten wir zwei Hypothesen auf in<br />

Bezug zu den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien, daher werden<br />

wir sie hier zusammen diskutieren. Zuerst folgt eine Interpretation des Hauptindikators<br />

„Einkommensschwach“, d<strong>an</strong>ach gehen wir auf den Zusammenh<strong>an</strong>g mit den abhängigen<br />

Variablen ein, zum Einen „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ und zum Anderen „Opfer<br />

Schik<strong>an</strong>e“.<br />

Von den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen stammen 41.1% aus einkommensschwachen<br />

Verhältnissen. Obwohl in unserem Datensatz mehr weibliche <strong>Kinder</strong> und Jugendliche befragt<br />

wurden, stammt ein grösserer Anteil männlicher Befragter aus einkommensschwachen<br />

Familien. Bei der Nationalität ist ein weiterer hoher Unterschied zu sehen. Dies lässt sich auf<br />

schlechte Integration und die schlechtere Stellung von Ausländern in der Arbeitswelt<br />

zurückführen. Die Unterschiede nach der Grösse der Gemeinden, in denen sie aufwachsen,<br />

lassen sich wahrscheinlich darauf zurückführen, dass viele Eltern, die in kleinen Gemeinden<br />

leben, in der L<strong>an</strong>dwirtschaft tätig sind und daher ihr Einkommen gering ist. Zudem ist oft nur<br />

ein Elternteil berufstätig und die Anzahl <strong>Kinder</strong> höher als in den grösseren Gemeinden. Es<br />

leben 36.7% der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien in<br />

Gemeinden mit Jugendtreff und fast 50% ohne Jugendtreff. Dieser Unterschiede könnte sich<br />

darauf zurückführen lassen, dass die Jugendtreffs die Freizeitmöglichkeiten der <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen erweitern und sie somit trotz eingeschränkter fin<strong>an</strong>zieller Mittel genügend<br />

Freizeitaktivitäten zur Verfügung haben. Das Gleiche ist bei der Nutzung, respektive Nicht-<br />

Nutzung der Angebote der Jugendfachstelle messbar. Bei beiden Freizeit<strong>an</strong>geboten h<strong>an</strong>delt es<br />

sich um kostenlose oder günstige Angebote, die <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

160


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

einkommensschwachen Familien Möglichkeiten bieten, trotz ihrer schlechten fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Bedingungen, ihre Freizeit zu gestalten.<br />

Nach dieser Übersicht über die Variable „Einkommensschwach“, folgt eine Übersicht über<br />

die Einschätzung der Befragten mit der Frage Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur<br />

Verfügung? (Frage 51). Diese Frage im Vergleich mit der Studie „Verteilung des Wohlst<strong>an</strong>ds<br />

in der Schweiz“ von Ecopl<strong>an</strong> zeigt, dass unsere Ergebnisse der Realität entsprechen. In der<br />

Studie wurde ersichtlich, dass 24% der Befragten einkommensschwach sind, 18%<br />

wohlhabend und der grösste Teil, mit 58% der Bevölkerung, befindet sich im Mittelst<strong>an</strong>d<br />

(Ecopl<strong>an</strong> 2004:106). In der Schweiz ist der Prozentsatz armer Leute relativ niedrig und m<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n auch nur von einer relativen Armut sprechen, da niem<strong>an</strong>d unter dem Existenzminimum<br />

lebt. Zudem haben hier <strong>Kinder</strong> und Jugendliche ihre Meinung abgegeben, deshalb k<strong>an</strong>n es<br />

auch sein, dass solche, die aus einkommensschwachen Familien kommen sich schämten eine<br />

ehrliche Antwort zu geben oder keiner Relation haben, was einkommensschwach ist und<br />

daher „Genug“ <strong>an</strong>gekreuzt haben.<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ im Zusammenh<strong>an</strong>g mit „Einkommensschwach“<br />

In einem weiteren Punkt folgt nun eine Interpretation über den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen der<br />

unabhängigen Variablen „Einkommensschwach“ und der abhängigen Variablen „Nutzung<br />

Jugendfachstelle/-treff“.<br />

Die Angebote der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs werden von den befragten <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien im Allgemeinen häufiger genutzt, als<br />

von den Anderen. Bei den Angeboten der Jugendfachstelle sind Unterschiede messbar, so<br />

nutzen Befragte aus einkommensschwachen Familien nur die selbstorg<strong>an</strong>isierten Projekte<br />

häufiger als die Anderen und bei den Workshops und Ferien<strong>an</strong>geboten ist das Gegenteil<br />

messbar. Grund hierfür könnte sein, dass die letzten beiden Angebote mit Kosten verbunden<br />

sind. Bei den selbstorg<strong>an</strong>isierten Projekten werden für <strong>an</strong>fallende Kostenpunkte Lösungen<br />

unabhängig von den Eltern gesucht, das heisst Sponsoren werden von den <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen mit Hilfe der Jugendfachstelle gesucht. Somit fallen hier für die Eltern keine<br />

Belastungen <strong>an</strong> und alle <strong>Kinder</strong> und Jugendliche unabhängig von den fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Verhältnissen, aus denen sie stammen, können mitmachen.<br />

161


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Ergebnisse bestätigen somit unsere Hypothese für die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />

das heisst, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die Angebote<br />

der Jugendfachstelle und die Jugendtreffs vermehrt nutzen.<br />

Die Raumsoziologie von Löw (2001:173) besagt, dass Geschlecht und Klasse einen Einfluss<br />

auf die Ch<strong>an</strong>cen einen Raum zu konstituieren haben, indem sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

entfalten können. Zudem unterscheidet sie bei der Konstitution von Raum die vier Ebenen<br />

sozialer Ungleichheit: Reichtum, Wissen, R<strong>an</strong>g und Assoziation (Löw 2001:214). Daher<br />

überprüften wir unsere Hypothese mit den Kontrollvariablen Klasse, Geschlecht und<br />

Wohngemeinde.<br />

In unserer Auswertung zeigt sich, dass bei den befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Klasse<br />

keinen Einfluss auf den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen einkommensschwachen Familien und<br />

Nutzung der Jugendfachstelle/ -treffs hat.<br />

Die Kontrollvariable Geschlecht der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien zeigt, dass 66% weibliche und 59.4% männliche Befragte<br />

die Angebote der Jugendfachstelle, respektive die Jugendtreffs nutzen. Jedoch ergibt sich nur<br />

bei den männlichen Befragten ein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis. Dies lässt den Schluss zu, dass die<br />

fin<strong>an</strong>ziellen Mittel bei der Freizeitgestaltung der männlichen Befragten einen Einfluss hat, so<br />

dass sie vermehrt auf kostenlose oder günstige Angebote zurückgreifen als weibliche<br />

Befragte.<br />

Die Kontrollvariable Wohngemeinde aufgeteilt nach Beitritt zur Jugendfachstelle vor oder<br />

nach 2010 zeigt, dass in den Gemeinden, welche bereits länger Mitglieder der<br />

Jugendfachstelle sind, mehr <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien die<br />

Angebote nutzen als in den <strong>an</strong>deren Gemeinden. Der zweidimensionale Chi-Quadrat-Test<br />

bestätigt dies, da nur bei den Gemeinden mit Beitritt vor 2010 ein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis<br />

messbar ist und somit erkennbar wird, dass die Angebote der Jugendfachstelle und die<br />

Jugendtreffs eine kostengünstige Freizeitmöglichkeit für <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien sind. Dies scheint insofern logisch, als dass sich der<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g unter <strong>an</strong>derem auf die Nutzung der Jugendfachstelle bezog und erst mit dem<br />

Beitritt diese Angebote auch genutzt werden können.<br />

162


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Nach Bourdieus Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie haben <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien ein geringes ökonomisches Kapital zur Verfügung. Mit<br />

Hilfe von kostenlosen oder günstigen Angeboten der Jugendfachstelle und der kostenfreien<br />

Jugendtreffs wird das kulturelle Kapital der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen trotz geringen<br />

ökonomischen Kapitals gefördert.<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ im Zusammenh<strong>an</strong>g mit „Einkommensschwach“<br />

Es folgt nun eine Interpretation über den Zusammenh<strong>an</strong>g über den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />

der unabhängigen Variablen „Einkommensschwach“ und der abhängigen Variablen „Opfer<br />

Schik<strong>an</strong>e“.<br />

Als erstes wird die Häufigkeitsauszählung der Frage Oftmals ist m<strong>an</strong> Zuschauer von<br />

Schik<strong>an</strong>en, was sind deine Beobachtungen, wer glaubst du wird am meisten schik<strong>an</strong>iert?<br />

(Frage 43) interpretiert. Die Häufigkeitsauszählung über die beobachteten Opfer von<br />

Schik<strong>an</strong>en bestätigt ein Vorurteil, welches allgegenwärtig ist, nämlich dass Ausländer/innen<br />

häufiger schik<strong>an</strong>iert werden als Schweizer/innen. Dies k<strong>an</strong>n viele Ursachen haben, zum<br />

Beispiel schlechte Verständigungsmöglichkeiten oder <strong>an</strong>dere Angewohnheiten. Da <strong>an</strong> zweiter<br />

Stelle bereits <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien folgen, könnte<br />

auch der Schluss gezogen werden, dass ausländische Befragte schik<strong>an</strong>iert werden, die aus<br />

armen Verhältnissen stammen. Bei den Antworten, welche bei der Kategorie „Andere“<br />

gegeben wurden, ist erkennbar, dass es sich um Menschen h<strong>an</strong>delt, die in irgendeiner Art und<br />

Weise <strong>an</strong>ders sind, solche die „nicht normal“ sind und daher von der Gesellschaft<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Bei der Kreuzung der beiden Variablen wird sichtbar, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien doppelt so viel wie <strong>an</strong>dere zu Hause schik<strong>an</strong>iert werden.<br />

Über Ursachen können wir <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d unserer Daten keine Aussagen machen. Gründe könnten<br />

allerdings sein, dass Eltern mit geringem Einkommen keine Zeit und kein Geld haben, um<br />

sich um ihre <strong>Kinder</strong> intensiv zu kümmern und daher Schik<strong>an</strong>en öfters vorkommen, als in<br />

<strong>an</strong>deren Familien. Befragte aus einkommensschwachen Familien werden 5% häufiger Opfer<br />

von Schik<strong>an</strong>e als <strong>an</strong>dere <strong>Kinder</strong> und Jugendliche, dies überschneidet sich mit der Frage 43,<br />

wo Opfer am zweit häufigsten aus armen Familien stammen. In der Schule werden die<br />

Befragten aus einkommensschwachen Verhältnissen am häufigsten schik<strong>an</strong>iert, da fast jede<br />

Klasse ihren Sündenbock hat und solche, die sich nicht zu wehren wissen und sich von der<br />

Masse abheben, beliebte Opfer sind. Hier sind die Schule, Familie und auch Institutionen wie<br />

163


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

die Jugendfachstelle gefordert, aktiv zu werden und Lösungen zu suchen, damit weniger<br />

schik<strong>an</strong>iert wird. Am wenigsten werden <strong>Kinder</strong> und Jugendliche bei Angeboten der<br />

Jugendfachstelle, im Freundeskreis und in der Stadt schik<strong>an</strong>iert. Bei der Jugendfachstelle lässt<br />

sich dies durch den <strong>an</strong>wesenden <strong>Jugendarbeit</strong>er erklären, der Schik<strong>an</strong>en nicht zulässt und<br />

Probleme mit und unter den <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen klärt. Schik<strong>an</strong>e im Freundeskreis ist<br />

bei 5% der Befragten schon vorgekommen, wobei es sein k<strong>an</strong>n, dass es sich um nicht ernst<br />

gemeinte Kommentare unter Freunden h<strong>an</strong>deln könnte, welche aber auf den oder die<br />

Betroffene verletzend wirken. Allerdings ist dies bei der Mehrheit nicht der Fall, da m<strong>an</strong> sich<br />

Freunde selber aussucht und mit ihnen ein gutes Verhältnis pflegt. In der Stadt ist m<strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>onym und somit ein schlechtes Ziel für Schik<strong>an</strong>en und zudem halten sich nur wenige<br />

Befragte dort auf. Insgesamt ist eine Tendenz sichtbar, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus<br />

einkommensschwachen Familien vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>en werden, allerdings ergab der<br />

zweidimensionale Chi-Quadrat-Test kein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis. Es besteht somit kein<br />

signifik<strong>an</strong>ter Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen diesen beiden Variablen.<br />

7.1.5 Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das Selbstbild und die Stellung<br />

gegenüber Erwachsenen der befragten Jugendlichen<br />

Für die Diskussion dieses Modells werden nun verschiedene Aspekte beleuchtet, die<br />

einerseits das Bedürfnis nach Peer-Education-Projekten aufzeigen sollen und <strong>an</strong>dererseits den<br />

Einfluss von solchen Projekten auf die Stellung und das Selbstbild der befragten Jugendlichen<br />

messen wird.<br />

Bezüglich des Hauptindikators wird klar, dass ein Bedürfnis nach Hilfe bei der Entwicklung<br />

von Freizeitideen, was ein Indikator für Peer-Education-Projekte ist, zu 35.9% besteht, dabei<br />

gibt es folgende Einflussfaktoren. Bei der Klasse der befragten Jugendlichen wird klar, dass<br />

die 18-Jährigen das Bedürfnis viel stärker haben, was auf den Umst<strong>an</strong>d zurückzuführen ist,<br />

dass sich gerade junge Erwachsene stark mit der Loslösung von den Eltern und neuen<br />

Problemen ausein<strong>an</strong>dersetzen. Daher haben sie ein starkes Bedürfnis nach Peer-Education-<br />

Projekten, da sie sich so mit Gleichaltrigen austauschen können. Die Nationalität, die auch<br />

einen Einfluss auf das Bedürfnis hat, k<strong>an</strong>n insofern erklärt werden, als dass Schweizer<br />

Jugendliche die Ressourcen besser nutzen können, da sie kulturell damit aufgewachsen sind,<br />

während die Nicht-Schweizer die Ressourcen teilweise schlechter nutzen können. Daher<br />

haben die Nicht-Schweizer auch ein stärkeres Bedürfnis d<strong>an</strong>ach, ihre Freizeitideen, die sich<br />

164


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

teilweise von denjenigen der Schweizer unterscheiden, umsetzen zu können, was das stärkere<br />

Bedürfnis erklärt. Dass in der Subregion B ein stärkeres Bedürfnis als in den <strong>an</strong>deren<br />

Subregionen herrscht, lässt sich damit erklären, dass diese Gemeinden alle bereits seit 2006<br />

von der Jugendfachstelle betreut werden, und ebenso wie die Nutzer der Jugendfachstelle<br />

daher ein stärkeres Bedürfnis nach Interessenumsetzung haben. Sie wurden bereits darauf<br />

sensibilisiert, dass solche Projekte existieren (die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> bietet<br />

Peer-Education-Projekte <strong>an</strong>), und haben daher auch ein stärkeres Bedürfnis d<strong>an</strong>ach, dass<br />

weitere Projekte in Form ihrer Freizeitideen l<strong>an</strong>ciert werden.<br />

Die Hypothese besagt, dass diejenigen Jugendlichen, die <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten<br />

teilnehmen, viel für die eigene Person schöpfen können, da sie sich intensiv mit einem<br />

Themenbereich ausein<strong>an</strong>dersetzen (Schröder 2003: 111). Daraus schliesst Schröder (2003:<br />

111), dass die Jugendlichen ihre Persönlichkeit stärken und eine positive Rolle im sozialen<br />

Umfeld einnehmen.<br />

Für die Stärkung der Persönlichkeit können <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d unserer deskriptiven Ergebnisse folgende<br />

Aussagen gemacht werden. Allgemein sind die Werte der Indikatoren für ein positives<br />

Selbstbild bei den Teilnehmern <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten höher als bei den Nicht-<br />

Teilnehmern. Das bestätigt unsere These, dass die Teilnahme <strong>an</strong> solchen Projekten, einen<br />

positiven Einfluss auf das Selbstbild hat. Es gibt einige Indikatoren, die auffallen. Beim<br />

Indikator „Freunde finden“ hat die Teilnahme nur einen sehr gering positiven Einfluss. Der<br />

einzige Indikator, der die These nicht bestätigt, ist der, der „Kritikfähigkeit“. Dieser Indikator<br />

ist bei den Nicht-Teilnehmern grösser ist als bei den Teilnehmern, was der Theorie<br />

widerspricht, die ausdrücklich besagt, dass die Kritikfähigkeit mit solchen Projekten gestärkt<br />

wird (Kaestner 2003:60). Die Teilnahme der Jugendlichen <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten hat<br />

hingegen einen sehr grossen Einfluss auf das Ver<strong>an</strong>twortungsbewusstsein der befragten<br />

Jugendlichen. Dies k<strong>an</strong>n daher kommen, dass ver<strong>an</strong>twortungsbewusstes H<strong>an</strong>deln eine<br />

Voraussetzung für die Durchführung von Peer-Education-Projekten ist. Zusammenfassend<br />

lässt sich sagen, dass unsere These, die besagt, dass ein positiver Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen<br />

der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten und dem Selbstbild der befragten Jugendlichen<br />

besteht, bestätigt werden k<strong>an</strong>n. Dieser Zusammenh<strong>an</strong>g ist im Gesamten betrachtet nicht sehr<br />

gross, und in einem Einzelfall nicht zutreffend, dennoch lässt er sich in der<br />

Gesamtbetrachtung klar feststellen.<br />

165


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Zur Rolle im sozialen Umfeld k<strong>an</strong>n folgende Aussage gemacht werden. Deskriptiv lässt sich<br />

aussagen, dass ein relativ kleiner Teil der befragten Jugendlichen, die bereits <strong>an</strong> einem Peer-<br />

Education-Projekt teilgenommen hatten, die Stellung (gemessen <strong>an</strong> den Indikatoren “trauten<br />

mir mehr zu“ und „nahmen mich ernster“) als verbessert <strong>an</strong>sahen. Dennoch wird sichtbar,<br />

dass die Mehrzahl der Erwachsenen Personen eine positive Anschauung zu solchen Projekten<br />

hat, was insofern auch als eine Zunahme der Rolle im sozialen Umfeld gedeutet werden k<strong>an</strong>n.<br />

In der Berechnung zur Hypothesenüberprüfung versuchten wir, die Stellung der befragten<br />

Jugendlichen gegenüber der Erwachsenen zu erheben. Dies war nur begrenzt möglich. Der<br />

Index konnte aufgrund des Fragebogens lediglich mit zwei Items, die derselben Frage<br />

entstammten, gebildet werden. Dabei zeigten die Ergebnisse, dass der Einfluss zwar hoch<br />

signifik<strong>an</strong>t, jedoch äusserst gering ist. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass wir über die Rolle<br />

im Umfeld aufzeigen können, dass es einen sehr schwachen, positiven Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwischen der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten und der Stellung gegenüber der<br />

Erwachsenen bei der befragten Gruppe gibt. Dies bestätigt die Hypothese, dass sich die<br />

Stellung gegenüber den Erwachsenen verbessert.<br />

In Bezug auf Bourdieus Hum<strong>an</strong>kapital Theorie wird mit den Peer-Education-Projekten das<br />

soziale Kapital der Jugendlichen gestärkt. Denn dieses zielt darauf ab, die Beziehungen zu<br />

stärken und diese d<strong>an</strong>n zu gegebener Zeit in ökonomisches Kapital umw<strong>an</strong>deln zu können<br />

(Bourdieu 1997: 52). Mit der Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten wird zum einen die<br />

Beziehungen zu Gleichaltrigen gestärkt und zum <strong>an</strong>deren auch die Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen verbessert. Ebenso haben Peer-Education-Projekte einen positiven Einfluss auf<br />

das Selbstbild der Jugendlichen. Dies gibt einen Hinweis dafür, dass das soziale Kapital mit<br />

den Projekten gestärkt wird.<br />

7.1.6 Entwicklungsaufgaben<br />

Während der Entwicklungsphase von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen entstehen Hürden, die das<br />

jeweilige Kind, der jeweilige Jugendliche, überwinden muss. Diese sogen<strong>an</strong>nten<br />

Entwicklungsaufgaben sind aber nicht immer gleich intensiv, gleich wichtig oder gleich<br />

schwer zu überwinden. Je nach Individuum, nach Gesellschaft und nach Zeitgeist ändern sich<br />

die Entwicklungsaufgaben in ihrer Wichtigkeit und Präsenz. Wenn beispielsweise die<br />

wirtschaftliche Lage eher ungünstig ist und die Arbeitslosigkeit dementsprechend höher, d<strong>an</strong>n<br />

166


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

erhält die berufliche Zukunft mehr Bedeutung. Wenn die Arbeitslosigkeit also hoch ist, d<strong>an</strong>n<br />

wird die Notwendigkeit einen Beruf zu finden, schon in sehr frühen Jahren bewusst.<br />

Da die Wirtschaft am Anf<strong>an</strong>g unserer Erhebung relativ stabil und eher günstig war,<br />

postulierten wir die These, dass gerade durch diese Stabilität der Wirtschaft, die<br />

Entwicklungssaufgabe „Beruf“ für die Befragten weniger wichtig sei. Dagegen erhalte eine<br />

<strong>an</strong>dere Aufgabe, nämlich „Freunde finden und Zeit mit ihnen verbringen“, umso mehr <strong>an</strong><br />

Bedeutung. Deshalb, so die These, würde die wichtigste Entwicklungsaufgabe von <strong>Kinder</strong>n<br />

und Jugendlichen in unsere Erhebung, die der „Freunde“ sein. Abgesehen von der Voraussage<br />

der Bedeutung der Aufgaben, haben wir zusätzlich die These aufgestellt, dass sich die<br />

Bedeutung der Aufgaben nach Alter unterscheidet. Das Umfeld beeinflusst die Wichtigkeit<br />

der jeweiligen Aufgaben. Jedes Alter hat ein <strong>an</strong>deres Umfeld, nimmt Gesellschaft und<br />

Zeitgeist <strong>an</strong>ders wahr, interessiert sich für <strong>an</strong>dere Themen und steht in jeweils <strong>an</strong>deren<br />

Verhältnissen zum Leben und zur Zukunft. Deshalb, so die These, ändert sich die Wahl der<br />

wichtigsten Entwicklungsaufgabe je nach Alter und Klasse.<br />

Die Ergebnisse unserer Erhebung zeigen, dass nicht die Frage „Freunde finden“ sondern<br />

vielmehr der „Beruf“ von den meisten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gewählt wurde. Die Aufgabe<br />

„Freunde“ wurde von 45.3% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong>gekreuzt. Dies ist nicht<br />

der höchste Wert, zeigt aber, dass fast die Hälfte der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen,<br />

nämlich 199 Befragte, diese Aufgabe als wichtig empf<strong>an</strong>den und sie deshalb aus der Liste mit<br />

den acht Aufgaben auswählten. Die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den Daten zeigt auch, dass mehr<br />

weibliche als männliche Befragte, mehr Befragte aus der 9. Klasse, mehr Schweizer als Nicht-<br />

Schweizer und mehr Befragte aus den kleinen und mittelgrossen Gemeinden diese Antwort<br />

gewählt haben. Ein möglicher Erklärungsversuch dafür, dass im Gegensatz zu den<br />

männlichen mehr weibliche Befragte diese Aufgabe als wichtig empf<strong>an</strong>den, können die, in<br />

der Jugendzeit für Mädchen immer wichtiger werdenden, Freundschaften zu Gleichaltrigen<br />

sein. Der Unterschied ist jedoch nicht sehr gross. Dafür, dass in der Jugendzeit das Interesse<br />

<strong>an</strong> dieser Entwicklungsaufgabe am höchsten ist, spricht auch der Wert bei den Befragten der<br />

9.Klasse. Wie auch bei den Geschlechtern ist der Unterschied bei der Nationalität nur minim,<br />

so weist die Gruppe der Schweizer einen Anteil von 45.5% und die Gruppe der Nicht-<br />

Schweizer einen Wert von 43.8% auf. Ein etwas grösserer Unterschied ist in der Gruppe der<br />

Gemeindegrösse ersichtlich, dort sind die kleinen Gemeinden (0-1500 Einwohnern) mit 38%,<br />

die mittelgrossen (1501-3000 Einwohnern) mit 49.6% und die grösseren (3001-4500<br />

167


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Einwohnern) Gemeinden mit 48.6% vertreten. Möglich wäre, dass die Befragten in den<br />

kleinen Gemeinden, wo der Freundeskreis überschaubarer ist, feste Freundschaften gebildet<br />

haben und sich vor allem für <strong>an</strong>dere Themenbereiche interessieren. Während jene in grossen<br />

Gemeinden, in denen es viel Abwechslung gibt, sich mehr auf den Aufbau von Beziehungen<br />

konzentrieren möchten. Einen relativ grossen Unterschied (fast 10%) zeigt sich beim<br />

Einkommen und dem Nutzern der Jugendfachstelle. Dass die Nicht-Einkommensschwachen<br />

die Aufgabe „Freunde“ häufiger <strong>an</strong>gegeben haben, k<strong>an</strong>n darauf zurückzuführen sein, dass sie<br />

zuhause fin<strong>an</strong>ziell besser abgesichert sind als die Einkommensschwachen. Daher müssen sie<br />

sich nicht gleich viele Sorgen um ihre Zukunft machen und können sich stärker mit <strong>an</strong>deren<br />

Aufgaben, wie den „Freunden“, beschäftigen. Dass die Nutzer der Jugendfachstelle die<br />

Aufgabe vermehrt wählten, lässt sich eventuell so deuten, dass die Jugendfachstelle den<br />

Austausch zwischen <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in Projekten fördert. Daher ist den Nutzern<br />

diese Aufgabe besonders wichtig.<br />

168


Ausmass des Interesses in %<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Nun werden die verschiedenen Entwicklungsaufgaben nach Alter in Klassen interpretiert.<br />

Beruf 63.2%<br />

Freunde 43.3%<br />

M<strong>an</strong>n/Frau 14.9%<br />

Ehe 13.4%<br />

Beruf 75.8%<br />

Freunde 48.3%<br />

Unabh. 22.5%<br />

Körper 14%<br />

Beruf 53.3%<br />

Unabh. 46.7%<br />

Freunde 43.3%<br />

Ehe 13.3%<br />

Einzigart. 11.9%<br />

Körper 11.4%<br />

Regeln 9%<br />

Unabhängig 7.5%<br />

Einzigart. 11.8%<br />

Ehe 9.4%<br />

M<strong>an</strong>n/Frau 6.7%<br />

Einizgart. 11.7%<br />

Regeln 10%<br />

M<strong>an</strong>n/Frau 8.3%<br />

Regeln 5.1%<br />

Körper 3%<br />

6. Klasse 9. Klasse 18-Jährige<br />

Alter nach Klasse<br />

Abbildung 3: Häufigkeit Entwicklungsaufgaben in Prozent nach Alter<br />

Wie in der Abbildung zu sehen ist, unterscheiden sich die Aufgaben nach Alter. Bei allen<br />

Altersgruppen ist die Aufgabe „Beruf“ am wichtigsten. Die Befragten der 9. Klasse weisen<br />

bei der Entwicklungsaufgabe „Beruf“ den höchsten Wert auf, dies weil sie sich durch das<br />

näher kommende Ende ihrer obligatorischen Schullaufbahn zw<strong>an</strong>gsläufig mit diesem Thema<br />

ausein<strong>an</strong>dersetzen müssen. Die 18-Jährigen weisen, im Vergleich zu den <strong>an</strong>deren Klassen,<br />

den kleinsten Wert auf, da eine gewisse Anzahl die Aufgabe für sich schon gelöst hat und sich<br />

im Berufsleben befindet. Die Aufgabe „Freunde“ befindet sich bei zwei der drei Klassen <strong>an</strong><br />

zweiter Stelle und zeigt nur bei der 9. Klasse eine Steigung nach Alter. Die Aufgabe<br />

„Unabhängigkeit“ weist eine auffällige Steigung von den jüngsten Befragten hin zu den<br />

169


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Ältesten auf. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Tatsache, dass sich die 18-Jährigen auf<br />

der Schwelle zum Erwachsenenalter befinden und sich mehr und mehr vom Elternhaus lösen<br />

möchten und sich deshalb intensiver mit dem Themenbereich „Unabhängigkeit“<br />

ausein<strong>an</strong>dersetzten. Im Gegensatz dazu sinkt die Aufgabe „M<strong>an</strong>n und Frau“ und „Ehe“ bis zu<br />

der 9. Klasse, erzielt aber bei den 18-Jährigen wieder einen höheren Wert. Dieses Interesse<br />

steigt gerade von der 9. Klasse zu den 18-Jährigen stark <strong>an</strong>, da sich die Jugendlichen in dieser<br />

Zeit intensiv mit ihrer Sexualität, den Geschlechterrollen und der Ehe ausein<strong>an</strong>dersetzen. Die<br />

Entwicklungsaufgabe „Einzigartigkeit“ bleibt durch die Klassen hindurch relativ stabil und<br />

scheint in jedem Alter gewisse Interessen zu wecken. Eine auffällige Verteilung der Daten<br />

innerhalb der Klassen zeigt die Aufgabe „Körper“ auf. Das Interesse für diese Aufgabe nimmt<br />

bis zu den Befragten der 9. Klasse zu, um d<strong>an</strong>n wieder abzunehmen. Eine Möglichkeit, dieses<br />

Ergebnis zu erklären, k<strong>an</strong>n die körperliche Entwicklung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen liefern.<br />

Während sich der Körper von der 6. Klasse zur 9. Klasse stark verändert, ist diese<br />

Entwicklung im 18. Lebensjahr nahezu abgeschlossen.<br />

Der eigene Körper und das Aussehen werden von den meisten akzeptiert. Diese Aufgaben<br />

nehmen daher einen kleineren Stellenwert im täglichen Leben ein. Die <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen in der 9. Klasse beschäftigen sich erfahrungsgemäss stärker mit dem eigenen<br />

Aussehen, vor allem die Mädchen und jungen Frauen. Für diese Erklärungsmöglichkeit<br />

spricht auch das Ergebnis, dass mehr weibliche Befragte die Aufgabe „Körper“ <strong>an</strong>gekreuzt<br />

haben. Ähnlich wenig Interesse zeigen die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die<br />

Aufgabe „Regeln“. Bei der Aufteilung nach Alter ist auffällig, dass der Wert der 18-Jährigen<br />

von den drei Klassen am höchsten ist. Die 18-Jährigen müssen sich durch den Einstieg ins<br />

Berufs- und Erwachsenenleben stärker mit den Regeln ausein<strong>an</strong>dersetzen.<br />

Wir haben während der Erhebung die wirtschaftliche Lage in unsere Thesenbildung mit<br />

einfliessen lassen. Die wirtschaftliche Lage hat sich innerhalb unserer Forschungsphase<br />

verändert, was die Abweichung von unserer These, dass „Freunde“ die wichtigste<br />

Entwicklungsaufgabe ist, erklären k<strong>an</strong>n. Die wirtschaftliche Krise, besser die Fin<strong>an</strong>zkrise, hat<br />

die Diskussion um Arbeitslosigkeit und Armut durch die Medien bis in die Familien und<br />

Schulen gebracht. Eine mögliche Erklärung dafür, dass die Aufgabe „Freunde finden“ nicht<br />

als wichtigste betrachtet wird, ist die, dass durch die mediale Darstellung, die Wichtigkeit,<br />

einen Beruf zu finden, zugenommen hat. Schaut m<strong>an</strong> sich den Diskurs um die berufliche<br />

Zukunft und den wachsenden Existenzängsten von zahlreichen Personen <strong>an</strong>, so ist es denkbar,<br />

170


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

dass Aufgaben wie „Freunde finden“ oder „Unabhängig werden“ <strong>an</strong> Bedeutung verlieren. Die<br />

Aufgabe „Beruf“ hat bei allen drei Altersgruppen die höchsten Werte <strong>an</strong>genommen. Eine<br />

mögliche Erklärung für die Wahl der Aufgabe „Beruf“ liefert die Theorie von Bourdieu. Die<br />

Tatsache, dass sich alle Kapitalien letztendlich in ökonomisches Kapital umw<strong>an</strong>deln lassen,<br />

zeigt, wie wichtig dieses ist (Bourdieu 1997:49). Da sich die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit der<br />

beruflichen Zukunft stark auf das ökonomische Kapital konzentriert und dies durch die<br />

Umwelt noch <strong>an</strong>gekurbelt wird, k<strong>an</strong>n es sein, dass sich diese Aufgabe als wichtigste aufdrängt<br />

und keinen Aufschub duldet. Aus diesem Grund lassen sich die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

weniger auf <strong>an</strong>dere Aufgaben ein, sol<strong>an</strong>ge diese eine nicht gelöst wurde.<br />

Während die Frage „Freunde“ kein signifik<strong>an</strong>tes Ergebnis bei der Testung mit dem Chi-<br />

Quadrat-Test aufzeigt, ist die Unterscheidung nach Alter in Klassen bei der Aufgabe „Beruf“<br />

signifik<strong>an</strong>t. Dabei hat die Kreuztabelle ergeben, dass das weibliche Geschlecht einen<br />

signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf diesen Unterschied hat. Eine Erklärung dafür wäre, dass bei den<br />

weiblichen Befragten dieses Thema erst in der 9. Klasse sehr wichtig wird, während die<br />

männlichen Befragten schon in der 6. Klasse ein ähnlich hohes Interesse aufweisen. Die<br />

Entwicklungsaufgaben werden durch die Umwelt beeinflusst. Dadurch, dass das konservative<br />

Bild des Alleinernährers teilweise immer noch in die Erziehung einfliesst, ist es denkbar, dass<br />

die männlichen Befragten schon früher mit dem Thema konfrontiert werden.<br />

In den kleinen Gemeinden, die einen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss aufweisen, ist die Aufgabe einen<br />

Beruf zu finden, in der Altersgruppe der 9. Klasse am wichtigsten. Dies bedeutet, dass bei der<br />

Wahl der Aufgabe „Beruf“, die kleinen Gemeinden ein Einflussfaktor sind. Wir nehmen <strong>an</strong>,<br />

dass die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen aus kleinen Gemeinden mehrheitlich aus<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlich geprägten Haushalten kommen. Dort werden die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

schon früh und intensiv mit der Arbeit ihrer Eltern konfrontiert. Auch ist es häufiger ein<br />

Thema, dass die <strong>Kinder</strong> den Hof oder das Geschäft später einmal übernehmen sollen.<br />

Die Anerkennung der Entwicklungsaufgaben ist zentral, sowohl für die Eltern und die<br />

Schulen, als auch für die Jugendfachstelle. Die Jugendfachstelle k<strong>an</strong>n durch ihre<br />

Unbef<strong>an</strong>genheit ein Umfeld schaffen, das weder von Erwartungen der Eltern oder der Lehrer,<br />

noch von den Zwängen der Gesellschaft besetzt ist. Dadurch k<strong>an</strong>n sie versuchen, die<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den verschiedenen Themen der Entwicklungsaufgaben durch<br />

Beratung und Informationsver<strong>an</strong>staltungen zu ermöglichen und vor<strong>an</strong>zutreiben.<br />

171


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

7.2 Darstellung der zentralen Ergebnisse zur Be<strong>an</strong>twortung der<br />

Fragestellung<br />

Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse zur Be<strong>an</strong>twortung der Forschungsfragen<br />

dargestellt:<br />

o Wie sehen die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong>- und Jugendlichen in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

aus und welche Erwartungen haben sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle?<br />

o Braucht es <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in ländlichen Gemeinden oder decken<br />

Vereine/Clubs bereits alle Bedürfnisse ab?<br />

Bezogen auf die erste Forschungsfrage, wie die Bedürfnisse der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

aussehen und welche Erwartungen sie <strong>an</strong> die Jugendfachstelle haben, lässt sich folgendes<br />

festhalten. Die wichtigsten Bedürfnisse und Erwartungen werden nun dargelegt. Wir haben<br />

die Bedürfnisse <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von den zwei offenen Fragen Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir?<br />

Was wünschst du dir in deinem Ort, in der Region? (Frage 17) und Was konkret würdest du<br />

gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht? (Frage 13), erhoben. Dabei wurde bei beiden Fragen das<br />

Bedürfnis nach Sport am meisten <strong>an</strong>gegeben. An zweiter Stelle wurde das Bedürfnis nach<br />

Ausg<strong>an</strong>g <strong>an</strong>gegeben. Unter der Antwortkategorie „Ausg<strong>an</strong>g“ haben wir Antwort<strong>an</strong>gaben wie<br />

Konzert-, Disco-, Bar- und Kinobesuche eingeteilt. Bei der Frage 13 wurden <strong>an</strong> dritter und<br />

vierter Stelle eher idealistische Bedürfnisse, wie Träume/Wünsche und Faulenzen und bei der<br />

Frage 17 eher materialistische Bedürfnisse, wie Badi und Einkaufen, <strong>an</strong>gegeben. An fünfter<br />

Stelle gaben die Befragten das Bedürfnis nach Freizeit<strong>an</strong>geboten <strong>an</strong>. Unter der<br />

Antwortkategorie „Freizeit<strong>an</strong>gebote“ haben wir Orte wie Spielplatz, Freizeitpark und<br />

Camping eingeteilt. Bei der Frage 17 haben 13.2% explizit geschrieben, dass ihnen nichts<br />

fehlt, hingegen waren es bei der Frage 13 nur 5.8%.<br />

Aus den Ergebnissen der Hypothese „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />

Verein/Club“, konnten wir interpretieren, dass die Jugendfachstelle eher dazu geeignet ist<br />

mehr Bedürfnisse abzudecken. Die Häufigkeitsauszählung der Mehrfach<strong>an</strong>tworten - Frage<br />

Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) zeigt, dass nur 5.5% der befragten<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen die Antwortkategorie „Dass sie viele Themen, die mich<br />

interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht“ gewählt haben. Andere Erwartungen <strong>an</strong> die<br />

Jugendfachstelle wurden weitaus mehr <strong>an</strong>gekreuzt. Es k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass nur<br />

wenige <strong>Kinder</strong> und Jugendliche die Erwartung haben, dass die Jugendfachstelle viele<br />

172


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Themen, die sie interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht. Von denjenigen <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen, die Bedürfnisse bei der Fragen 13 und 17 aufgeschrieben haben, wurden<br />

durchschnittlich ein bis zwei Bedürfnisse <strong>an</strong>gegeben. Obwohl die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

im Durchschnitt 1.2 (Frage 13) respektive 1.4 (Frage 17) Bedürfnisse pro Frage<br />

aufgeschrieben haben, wurden sehr viele unterschiedliche Bedürfnisse gen<strong>an</strong>nt. Dies stellt für<br />

die Jugendfachstelle eine Berechtigung dar, diese vielfältigen Bedürfnisse aufzunehmen und<br />

umsetzten.<br />

Bei den verschiedenen Hypothesen wie „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />

Fremdbestimmung entgegen“, „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ und „Peer<br />

Education-Projekte im Hinblick auf die Stellung gegenüber Erwachsenen und das Selbstbild<br />

der befragten Jugendlichen“ zeigt sich der Wunsch, eigene Räume zu gestalten und dabei von<br />

erwachsenen Personen Hilfe zu erhalten. An diesem Bedürfnis k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle<br />

<strong>an</strong>setzen und hier eine zentrale Rolle in der Freizeitgestaltung einnehmen. Es zeigt sich bei<br />

den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Es<br />

zeigt sich ausserdem, dass die Präsenz der Jugendfachstelle die Fremdbestimmung minimiert.<br />

Schon zuvor und bereits im Laufe unserer Forschungsarbeit hat die Jugendfachstelle<br />

Angebote, die das Mitwirken von <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen fördert, ausgebaut und Räume und<br />

Plätze geschaffen, <strong>an</strong> denen sich diese in ihrer Freizeit aufhalten können. Die Tatsache, dass<br />

das Mitwirken <strong>an</strong> Projekten immer noch ein grosser Wunsch der Befragten ist, weist darauf<br />

hin, dass die Angebote der Jugendfachstelle noch zu wenig publik gemacht wurden. Die<br />

Ergebnisse bezüglich des Wunsches nach mehr Selbstbestimmung k<strong>an</strong>n für die<br />

Jugendfachstelle als Bestätigung und Legitimation verwendet werden. Gemäss der Frage Was<br />

erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24) wird das Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher<br />

Vertretung durch die Präsenz der Jugendfachstelle erhöht. Was die einkommensschwachen<br />

<strong>Kinder</strong> und Jugendlichen betrifft, so haben sie ein Bedürfnis nach Projekten der<br />

Jugendfachstelle und einem Jugendtreff. Die günstigen oder kostenlosen Angebote der<br />

Jugendfachstelle helfen ihnen dabei, trotz schlechter Verfügungsmöglichkeiten über soziale<br />

Güter, einen Raum zu gestalten. Die Entwicklungsaufgaben formulieren nicht direkt ein<br />

Bedürfnis <strong>an</strong> die Jugendfachstelle. Wenn jedoch die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den Aufgaben<br />

nicht ausreichend besteht, k<strong>an</strong>n das Bedürfnis entstehen, Klärung von Seiten der<br />

Jugendfachstelle zu erhalten. Diese sollte auf die Aufgaben spezifisch und altersgerecht<br />

eingehen.<br />

173


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Was die Erwartungen betrifft, so haben wir auch diese deskriptiv ausgewertet. Dabei ist die<br />

Erwartung nach Hilfe und Beratung bei Problemen am höchsten (40.4%) ein billiges und<br />

kostenloses Freizeit<strong>an</strong>gebot <strong>an</strong> zweiter Stelle (28.2%), dass es Angebote unabhängig von<br />

Familie und Schule gibt <strong>an</strong> dritter Stelle (23.1%). Dadurch, dass die Jugendfachstelle ein<br />

breites Angebot <strong>an</strong> Aktivitäten und Beratung besitzt, fördert sie verschiedene Erwartungen.<br />

Dass die Beratungstätigkeit <strong>an</strong> erster Stelle steht, k<strong>an</strong>n damit zusammenhängen, dass die<br />

Jugendfachstelle eine Beratungsstelle unabhängig von Familie und Schule ist und trotzdem<br />

kompetente Hilfe, von speziell dafür ausgebildeten erwachsenen Personen, <strong>an</strong>bietet. Die<br />

Jugendfachstelle hat dadurch die Möglichkeit, auf Themen aufmerksam zu machen und zu<br />

sensibilisieren. Beispielsweise können Probleme wie Schik<strong>an</strong>e frühzeitig erk<strong>an</strong>nt und etwas<br />

dagegen unternommen werden. Es wird aber auch sichtbar, dass viele nichts von der<br />

Jugendfachstelle erwarten (38.4%), was jedoch nicht bedeuten muss, dass keine Bedürfnisse<br />

gegenüber der Jugendfachstelle bestehen, sondern dass viele sich nichts unter der Tätigkeit<br />

der Jugendfachstelle vorstellen können oder auch keine Vorstellung von den Aufgaben der<br />

Jugendfachstelle besitzen.<br />

Bezogen auf die zweite Fragestellung, ob es in ländlichen Gemeinden <strong>Kinder</strong>- und<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> braucht oder Vereine/Clubs bereits alle Bedürfnisse abdecken, lässt sich<br />

folgendes festhalten. Es zeigt sich, dass 73.8% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in<br />

einem Verein/Club sind. Die Jugendfachstelle wird von 48.3% der befragten <strong>Kinder</strong> und<br />

Jugendlichen genutzt. Somit scheint die Freizeit der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu einem<br />

grossen Teil durch Vereins- und Clubmitgliedschaften abgedeckt. Die Jugendfachstelle<br />

scheint jedoch eher dafür geeignet, mehrere Bedürfnisse abzudecken, als Vereine/Clubs. Dies<br />

zeigt auf, dass beide Institutionen ihre Berechtigung haben. Es scheint wichtig festzuhalten,<br />

dass damit weder die Stellung der Vereine/Clubs in Frage gestellt, noch die Jugendfachstelle<br />

in ein besseres Licht gesetzt, werden soll. Im Gegenteil, denn die Hauptaufgabe von<br />

Vereinen/Clubs scheint die Verfeinerung von Fertigkeiten der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in<br />

einer bestimmten Disziplin. Darauf k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle aufbauen und des Weiteren auf<br />

die breit gefächerten Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen eingehen. Obwohl<br />

durchschnittlich über 70% der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen freiwillig in einem<br />

Verein/Club Mitglied sind, besteht immer noch bei ungefähr der Hälfte der befragten <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen das Bedürfnis nach mehr Plätzen und Räumen, wo sie ihre Ideen umsetzen,<br />

ihre Freizeit verbringen und mitentscheiden, respektive mitgestalten können.<br />

174


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Die Jugendfachstelle als auch die Vereine/Clubs können <strong>an</strong>waltschaftlich tätig sein, die<br />

Vereine/Clubs beschränken sich dabei auf ihr spezielles Gebiet, während die Jugendfachstelle<br />

auch gegenüber allgemeineren Bedürfnissen, wie Beratung und persönlicher Unterstützung<br />

<strong>an</strong>waltschaftlich tätig sein k<strong>an</strong>n. Die Jugendfachstelle ist auf diese Art von Umg<strong>an</strong>g mit<br />

<strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen spezialisiert und deshalb auch für diese Aufgabe geeignet. Was die<br />

einkommensschwachen <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen betrifft, so k<strong>an</strong>n festgehalten werden, dass<br />

gerade die unentgeltlichen Freizeitmöglichkeiten, die die Jugendfachstelle bietet und die<br />

Tatsache, dass gemäss des Berichts „Verteilung des Wohlst<strong>an</strong>des in der Schweiz“ in<br />

ländlichen Gemeinden das Einkommen zu 20% geringer ausfällt, die Jugendfachstelle in<br />

ländlichen Gemeinden, in Bezug auf solche Projekte, sehr gefragt ist (Ecopl<strong>an</strong> 2004:55). Dies<br />

zeigt sich auch bei den Erwartungen <strong>an</strong> der Jugendfachstelle. Wie bereits oben erwähnt, haben<br />

die befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen <strong>an</strong> zweiter Stelle die Erwartung nach günstigen und<br />

kostenlosen Angeboten geäussert. Da Mitgliederbeiträge von Vereinen/Clubs teilweise nicht<br />

erbracht werden können und die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> kostenlose Aktivitäten<br />

<strong>an</strong>bietet, ist die Erwartung <strong>an</strong> solchen Angeboten der Jugendfachstelle gross.<br />

Gemäss der Theorie der Peer-Education-Projekte besteht ein Bedürfnis nach solchen<br />

Projekten. Ebenso wird durch die Projekte ein positives Selbstbild gefördert und die Stellung<br />

der beteiligten verbessert. Dadurch werden die Projekte sowohl durch das Bedürfnis als auch<br />

durch die positive Wirkung legitimiert. Da die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> bereits<br />

solche Peer-Education-Projekte fördert, gibt das ihr insofern auch eine Legitimation in<br />

ländlichen Gemeinden.<br />

Zusammenfassend lassen sich die Forschungsfragen folgendermassen be<strong>an</strong>tworten. Es besteht<br />

eine Vielzahl von Bedürfnissen und Erwartungen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen. Die<br />

Jugendfachstelle hat in ländlichen Gemeinden durchaus ihre Berechtigung, da sie neben<br />

Vereinen/Clubs, den vielfältigen Bedürfnissen der befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

entgegenkommen k<strong>an</strong>n.<br />

7.3 Diskussion der Ergebnisse mit Rückblick auf den Forschungsst<strong>an</strong>d<br />

Im Folgenden wird festgehalten, inwiefern unser Forschungsbericht den moment<strong>an</strong>en<br />

Forschungsst<strong>an</strong>d erweitert. Dabei wird auf die vier Forschungen „Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong><br />

und Jugendforschung“, „Adoleszenzkrise und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong>“, „Bericht zu<br />

175


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern“ und „Sozialraum<strong>an</strong>alyse<br />

2008“, welche im Forschungsst<strong>an</strong>d vorgestellt wurden, eingeg<strong>an</strong>gen.<br />

Während die vier Forschungen neben dem Befragen von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen, des<br />

Weiteren Befragungen mit erwachsenen Personen, wie beispielsweise Lehrer und<br />

Lehrerinnen, Eltern, <strong>Jugendarbeit</strong>er und <strong>Jugendarbeit</strong>erinnen unter <strong>an</strong>deren durchgeführt<br />

hatten, haben wir bei der Erhebung nur auf die Befragung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

beschränkt. Dies weil wir denken, dass <strong>Kinder</strong> und Jugendliche selber am besten wissen, was<br />

sie für Bedürfnisse und Erwartungen haben.<br />

Die Schwerpunkte der Forschungen unterscheiden sich, trotz ähnlicher Thematik. Die<br />

Forschungen „Bericht zu Situation von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen im Stadtteil 3 von Bern“<br />

und „Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008“ haben den Schwerpunkt auf die Erhebung der<br />

Freizeitgestaltung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gelegt. Auch wir haben die Freizeitgestaltung<br />

erhoben, aber den Schwerpunkt des Forschungsberichts auf das Darstellen der Bedürfnisse<br />

und Erwartungen gelegt. Im Gegensatz zu den <strong>an</strong>deren Forschungen, wurde unsere<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> nur in ländlichen Gemeinden durchgeführt und zeigt dadurch Ergebnisse<br />

einer <strong>Bedarfserhebung</strong>, welche vorher nur begrenzt erforscht wurden.<br />

Ausserdem haben wir unsere Arbeit auf <strong>an</strong>deren Theorien aufgebaut und somit Hypothesen<br />

zu den Themen „Fremdbestimmung“, „Anwaltschaftliche Vertretung“,<br />

„Bedürfnisabdeckung“, „<strong>Kinder</strong> und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien“,<br />

„Peer-Education-Projekte“ und „Entwicklungsaufgaben“ erarbeitet. Durch die Bearbeitung<br />

dieser Hypothesen konnten wir neue Erkenntnisse im Forschungsfeld der <strong>Kinder</strong>- und<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> gewinnen. Des Weiteren dient unser Fragebogen als Instrumentarium, mit<br />

welchem die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> in periodischen Abständen eine<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> durchführen k<strong>an</strong>n. Damit ist die Möglichkeit gegeben Erfolge oder allfällige<br />

Rückschritte zu messen.<br />

176


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

8 Schlusswort: Interpretation und Ausblick<br />

Aufgrund der Neuorg<strong>an</strong>isation der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, wurde sowohl vom<br />

Gesetzgeber vorgeschrieben, als auch von der wissenschaftlichen Literatur empfohlen, eine<br />

<strong>Bedarfserhebung</strong> durchzuführen. Durch unsere Forschungsarbeit werden die Arbeit und<br />

dadurch auch die Position der Jugendfachstelle in den Gemeinden legitimiert. Bereits vor<br />

unserer Arbeit waren die Angebote der Jugendfachstelle breit gefächert und in einer grossen<br />

Anzahl vorh<strong>an</strong>den. Durch unsere Arbeit können nun spezifische und altersgerechte Aussagen<br />

über die Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen gemacht werden. Alle unsere<br />

Ergebnisse stehen der Jugendfachstelle zur Verfügung und können von ihr für die<br />

Optimierung alter Angebote und die Realisierung neuer Projekte verwendet werden. Die<br />

vorliegende Arbeit soll die Sicht der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die Entwicklung<br />

weiterer Projekte einbeziehen. Die <strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> sich ist keine neue Erfindung, der<br />

Einbezug der Meinung der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen für die Arbeit der<br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>, jedoch schon.<br />

Die Schwerpunktsetzung auf die Meinung der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen bietet eine Ch<strong>an</strong>ce,<br />

die Angebote bedarfsgerecht zu gestalten. Dadurch, dass die Jugendfachstelle durch staatliche<br />

Mittel fin<strong>an</strong>ziert wird und sozusagen durch die gesellschaftliche Solidarität berechtigt wird,<br />

muss sie einen ersichtlichen, wenn auch nicht fin<strong>an</strong>ziellen, Ertrag erbringen. Durch die<br />

Ergebnisse unserer Arbeit können die Angebote, wie auch die Existenz der Jugendfachstelle<br />

Region <strong>Konolfingen</strong>, gerechtfertigt werden. Sie können mit unseren Ergebnissen ihre aktuelle<br />

Arbeit stützen und zeigen, dass die jetzigen, wie auch die zukünftigen Angebote und Projekte,<br />

auf realistischen und vorh<strong>an</strong>denen Bedürfnissen beruhen.<br />

Die Arbeit und die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den Gegebenheiten in den Gemeinden rund um<br />

<strong>Konolfingen</strong> und vor allem die intensive Beschäftigung mit den Vereinen/Clubs und der<br />

Jugendfachstelle haben uns gezeigt, dass beide Institutionen einen wichtigen Stellenwert bei<br />

den befragten <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen einnehmen. Es ist schwer beide mitein<strong>an</strong>der zu<br />

vergleichen und zu bestimmen, welche der beiden Institutionen wichtiger ist, weil sie jeweils<br />

<strong>an</strong>dere Funktionen einnehmen. Die Angebote von Vereinen/Clubs beispielsweise sind eher<br />

spezifisch und richten sich <strong>an</strong> bestimmte Interessen der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen und können<br />

somit nur eine Funktion innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches einnehmen. Die<br />

Jugendfachstelle jedoch deckt ein breiteres Angebot ab und k<strong>an</strong>n somit auf mehrere<br />

Bedürfnisse zugleich reagieren. Zudem sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der<br />

177


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendfachstelle auf sozialarbeiterischer Ebene ausgebildet und können fachgerechte Hilfe<br />

und Beratung <strong>an</strong>bieten. Während Vereine/Clubs eher traditionelle Bedürfnisse abdecken, die<br />

von Eltern oder Freunden vorgelebt werden, k<strong>an</strong>n die Jugendfachstelle auf persönliche und<br />

neue Anliegen eingehen. Sowohl Vereine/Clubs, als auch die Jugendfachstelle bieten einen<br />

Raum unabhängig von der Schule <strong>an</strong>. Dabei ist die zu erbringende Leistung, vor allem bei der<br />

Jugendfachstelle, nicht das primäre Ziel. Je nach individuellem Bedürfnis eines Kindes oder<br />

Jugendlichen können beide Institutionen bedeutungsvoll sein und um alle ihre Anliegen<br />

abdecken zu können, darf auf keine Institution verzichtet werden.<br />

Der Fragebogen, welcher von uns für die Arbeit verfasst wurde, ist dafür ausgerichtet, die<br />

Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen zu erheben. Damit haben wir ein<br />

Instrument für die Jugendfachstelle erschaffen, welches die Anliegen, Wünsche, Ideen und<br />

Probleme der <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen in periodischen Abständen messen k<strong>an</strong>n. Dies bietet<br />

die Ch<strong>an</strong>ce, die Entwicklung der Jugendfachstelle zu überprüfen und ihre Angebote den<br />

aktuellen Anliegen <strong>an</strong>zupassen.<br />

Durch die Arbeit konnten wir die ersten Erfahrungen im Feld sammeln und alle Phasen einer<br />

Forschungsarbeit persönlich erleben. Als positiv erachteten wir, dass wir eine in Auftrag<br />

gegebene Arbeit ausführen konnten und somit von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> der Wert und Nutzen unserer<br />

Arbeit ersichtlich war. Am Ende dieser Arbeit <strong>an</strong>gekommen, erhoffen wir uns, dass die<br />

Anliegen der Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> <strong>an</strong> uns in befriedigender Weise ausgeführt<br />

wurden. Unsere Kriterien konnten wir mit genügender Zufriedenheit erfüllen. Zudem hoffen<br />

wir einen relev<strong>an</strong>ten Beitrag zur <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong>sforschung geleistet zu haben und<br />

dass wir unsere Erfahrungen und Erkenntnisse auch in Zukunft verwenden können.<br />

178


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

9 Literaturverzeichnis<br />

Blinkert, Baldo, Uta Güsewell und Jürgen Spiegel (2003). Kommunale <strong>Jugendarbeit</strong> und<br />

Jugendforschung. Forschungen mit und über Jugendlichen. Herbholzheim: Centaurus-<br />

Verlagsgesellschaft.<br />

Bourdieu, Pierre (1997). Die verborgenen Mech<strong>an</strong>ismen der Macht. Hamburg: VSA-Verlag.<br />

Brosius, Felix (2008). SPSS 16 für Dummies – statistisch Analyse statt Datenchaos (2.,<br />

aktualisierte Auflage). Weinheim: WILEY-VCH Verlag GmbH & Go.<br />

Bühl, Achim (2008). SPSS 16 - Einführung in die moderne Daten<strong>an</strong>alyse (11. aktualisierte<br />

Auflage). München: Pearson Studium.<br />

Carigiet, Erwin (2003). Sozialpolitik. In: Carigiet, Erwin, Ueli Mäder und Je<strong>an</strong>-Michel<br />

Bonvin (Hg.). Wörterbuch der Sozialpolitik (74). Zürich Rotpunktverlag.<br />

Damm, Diethelm (1975). Politische <strong>Jugendarbeit</strong>. Grundlagen, Methoden, Projekte.<br />

München: Juventa-Verlag.<br />

Damm, Diethelm (1980). Die Praxis bedürfnisorientierte <strong>Jugendarbeit</strong>. München: Juventa-<br />

Verlag.<br />

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Anwendungen (18. vollständig überarbeitet und erweiterte Neuausgabe). Reinbek bei<br />

Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.<br />

Dreher Eva und Michael Dreher (1985). Entwicklungsaufgaben im Jugendalter:<br />

Bedeutsamkeit und Bewältigungskonzepte. In: Liepm<strong>an</strong>n, Detlev und Arne Stiksrud<br />

(1985). Entwicklungsaufgaben und Bewältigungsprobleme in der Adoleszenz. Zürich<br />

Verlag für Psychologie. Dr. C.J.Hogrefe<br />

Drilling, Matthias (2003). Jugendhilfe. In: Carigiet, Erwin, Ueli Mäder und Je<strong>an</strong>-Michel<br />

Bonvin (Hg.). Wörterbuch der Sozialpolitik (74). Zürich Rotpunktverlag.<br />

Ecopl<strong>an</strong> (2004). Verteilung des Wohlst<strong>an</strong>ds in der Schweiz. Eidgenössische Steuerverwaltung,<br />

Bern.<br />

179


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

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<strong>Jugendarbeit</strong> im K<strong>an</strong>ton Bern. Veröffentlichtes Steuerungskonzept. Gesundheitsund<br />

Fürsorgedirektion des K<strong>an</strong>tons Bern, Gesundheits- und Fürsorgedirektion, Stadt<br />

Bern. Zugriff am 09.01.2010 auf<br />

http://admin.fr.ch/de/data/pdf/sej/steuerungskonzept_ja_bern.pdf.<br />

Gunten, Luzius von, Stef<strong>an</strong>ie Wirz, Florentin Jäggi und Lea Ming (2008). Adoleszenzkrise<br />

und sozialräumliche <strong>Jugendarbeit</strong>. Eine qu<strong>an</strong>titative Studie. Veröffentlichte<br />

Bachelorarbeit. Departement Sozialarbeit und Sozialpolitik, Universität Freiburg,<br />

Freiburg i. Ü.<br />

J<strong>an</strong>sen, Jürgen und Wilfried Laatz (2007). Statistische Daten<strong>an</strong>alyse mit SPSS für Windows –<br />

Eine <strong>an</strong>wendungsorientierte Einführung in das Basissystem und das Modul Exakte<br />

Tests (6. Auflage). Berlin Heidelberg: Springer - Verlag.<br />

juk - <strong>Jugendarbeit</strong> Köniz (2008). Sozialraum<strong>an</strong>alyse 2008. Unveröffentlichter Kurzbericht.<br />

<strong>Jugendarbeit</strong> Köniz, Köniz.<br />

Jurt, Joseph (2008). Bourdieu. Grundwissen Philosophie. Stuttgart: Reclam.<br />

Kaestner, M<strong>an</strong>dy (2003). Peer-Education- ein sozialpädagogischer Arbeits<strong>an</strong>satz. In: Nörber,<br />

Martin (Hg.). Peer Education. Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch<br />

Gleichaltrige (50-64). Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.<br />

Kahr, Claudia (2003). Orientierungspunkte für Peer-Education-Projekte. In: Nörber,<br />

Martin (Hg.). Peer Education. Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch<br />

Gleichaltrige (50-64). Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.<br />

Krapp Andreas und Bernd Weidem<strong>an</strong>n (Hg.) (2006). Pädagogische Psychologie – ein<br />

Lehrbuch (5. vollständig überarbeitete Auflage). Weinheim: Beltz Verlag.<br />

Löw, Martina (2001). Raumsoziologie. Fr<strong>an</strong>kfurt am Main: Suhrkamp Verlag.<br />

Naudascher, Brigitte (2003). Die Gleichaltrigen als Erzieher. Fakten-Theorien-Konsequenzen<br />

zur Peer-Group-Forschung. In: : Nörber, Martin (Hg.). Peer Education. Bildung und<br />

Erziehung von Gleichaltrigen durch Gleichaltrige (119-164). Weinheim:<br />

Verlagsgruppe Beltz.<br />

180


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Nörber, Martin (2003). Peer-Education- ein Bildungs- und Erziehungs<strong>an</strong>gebot? Zur Praxis<br />

von Peer-Education in <strong>Jugendarbeit</strong> und Schule. In: Nörber, Martin (Hg.). Peer<br />

Education. Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch Gleichaltrige (79-93).<br />

Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.<br />

Schnell, Rainer, Paul B. Hill und Elke Esser (2008). Methoden der empirischen<br />

Sozialforschung (8 Auflage). München: Oldenbourg Verlag GmbH.<br />

Schröder, Achim (2003). Die Gleichaltrigengruppe als emotionales und kulturelles<br />

Phänomen. In: Nörber, Martin (Hg.). Peer Education. Bildung und Erziehung von<br />

Gleichaltrigen durch Gleichaltrige (79-93). Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.<br />

Sommerfeld, Peter und Marie-Thérèse Hofer (2004). Bericht zur Situation von <strong>Kinder</strong>n und<br />

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Nordwestschweiz, Olten.<br />

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Michel Bonvin (Hg.). Wörterbuch der Sozialpolitik (74). Zürich Rotpunktverlag.<br />

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<strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> im K<strong>an</strong>ton Bern. Grundlagen und St<strong>an</strong>dards für<br />

Mitarbeitende, Arbeitgebende und Behörden. Veröffentlichte Broschüre, VOJA,<br />

Worb.<br />

181


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

182


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

10 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis<br />

Tabelle 1: Häufigkeitstabelle Geschlecht der Befragten .......................................................... 69<br />

Tabelle 2: Kreuztabelle Klasse und Geschlecht der Befragten ................................................ 69<br />

Tabelle 3: Häufigkeitstabelle Wohngemeinde der Befragten .................................................. 70<br />

Tabelle 4: Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong> ........................ 70<br />

Tabelle 5: Häufigkeitstabelle Bedürfnisse der befragten <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen ................ 72<br />

Tabelle 6: Übersicht Frage 15b „Wunsch nach Mitbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener<br />

Aspekte .................................................................................................................. 80<br />

Tabelle 7: Übersicht Frage 15c „Wunsch nach Selbstbestimmung“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener<br />

Aspekte .................................................................................................................. 81<br />

Tabelle 8: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“<br />

und „Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“ ............................................ 84<br />

Tabelle 9: Häufigkeitstabelle „Nutzung des Jugendtreffs“ ...................................................... 85<br />

Tabelle 10: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Fremdbestimmung“, „Selbstbestimmung“<br />

und „Wunsch nach Unabhängigkeit von den Eltern“ geteilt nach dem Beitritt und<br />

Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle .............................................. 86<br />

Tabelle 11: Häufigkeitstabelle „Nutzung Jugendfachstelle“ geteilt nach dem Beitritt und<br />

Nicht-Beitritt der Gemeinden zur Jugendfachstelle .............................................. 88<br />

Tabelle 12: Übersicht Frage 15d <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............................................ 92<br />

Tabelle 13: Übersicht Frage 24 erwachsene Person <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............... 93<br />

Tabelle 14: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Präsenz Jugendfachstelle“ ...................... 95<br />

Tabelle 15: Kreuztabelle der Indikatoren für „<strong>an</strong>waltschaftliche Vertretung“ mit „Präsenz<br />

Jugendfachstelle“ ................................................................................................... 96<br />

Tabelle 16: Übersicht „Nutzung Jugendfachstelle“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............... 98<br />

Tabelle 17: Übersicht „Nutzung Vereine/Clubs“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ................. 100<br />

Tabelle 18:Häufigkeitstabelle Frage 24 ................................................................................. 102<br />

Tabelle 19: Häufigkeitstabelle Frage 12 ................................................................................ 103<br />

183


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Tabelle 20: Häufigkeitstabelle Frage 16 ................................................................................ 104<br />

Tabelle 21: Häufigkeitstabelle Frage 17 ................................................................................ 105<br />

Tabelle 22: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung<br />

Jugendfachstelle“ ................................................................................................. 106<br />

Tabelle 23: Kreuztabelle der Indikatoren für „Bedürfnisabdeckung“ mit „Nutzung<br />

Vereine/Clubs“ .................................................................................................... 107<br />

Tabelle 24: Übersicht „Einkommensschwach“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte .................... 111<br />

Tabelle 25: Häufigkeitstabelle Frage 51 ................................................................................ 112<br />

Tabelle 26: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ ......... 114<br />

Tabelle 27: Kreuztabelle der Indikatoren für „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />

„Einkommensschwach“....................................................................................... 115<br />

Tabelle 28: Häufigkeitstabelle Frage 43 ................................................................................ 116<br />

Tabelle 29: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ................................... 117<br />

Tabelle 30: Übersicht der Indikatoren für „Opfer Schik<strong>an</strong>e“................................................. 118<br />

Tabelle 31: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ ... 120<br />

Tabelle 32: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-<br />

treff“ .................................................................................................................... 120<br />

Tabelle 33: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />

aufgeteilt nach Geschlecht ................................................................................... 121<br />

Tabelle 34: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle“<br />

aufgeteilt nach Geschlecht ................................................................................... 121<br />

Tabelle 35: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“<br />

aufgeteilt nach Beitritt der Gemeinden................................................................ 122<br />

Tabelle 36: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung<br />

Jugendfachstelle“ aufgeteilt nach Beitritt der Gemeinden .................................. 122<br />

Tabelle 37: Übersicht Frage 15a <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte........................................... 125<br />

Tabelle 38: Häufigkeitstabelle Frage 23 ................................................................................ 126<br />

184


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Tabelle 39: Häufigkeitstabelle der Indikatoren für „Selbstbild“............................................ 127<br />

Tabelle 40: Kreuztabelle der Indikatoren für „Selbst<strong>an</strong>schauung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-<br />

Education-Projekten“ .......................................................................................... 129<br />

Tabelle 41: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ 132<br />

Tabelle 42: Übersicht Frage 34 Freunde finden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ................... 135<br />

Tabelle 43: Übersicht Frage 34 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d verschiedener Aspekte ............................................ 137<br />

Tabelle 44: Chi-Quadrat-Test der Entwicklungsaufgaben „Freunde finden“ und „Beruf“ mit<br />

„Alter“ ................................................................................................................. 140<br />

Tabelle 45: Chi-Quadrat-Test „Hilfe und Beratung“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht<br />

............................................................................................................................. 141<br />

Tabelle 46: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Geschlecht ............................ 141<br />

Tabelle 47: Chi-Quadrat-Test „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden . 142<br />

Tabelle 48: Kreuztabelle „Beruf“ und „Alter“ aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden ......... 142<br />

Tabelle 49: Zusammenfassung der Ergebnisse ...................................................................... 143<br />

Abbildung 1: Phasen der Datenauswertung nach Andreas Diekm<strong>an</strong>n (2007:661) .................. 74<br />

Abbildung 2: Residual<strong>an</strong>alyse „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ ........................... 131<br />

Abbildung 1: Häufigkeit Entwicklungsaufgaben in Prozent nach Alter ................................ 169<br />

185


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

186


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

11 Anh<strong>an</strong>g<br />

187


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

188


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

11.1 Fragebogen<br />

Guten Tag.<br />

Mit diesem Fragebogen wollen wir herausfinden wie du deine Freizeit<br />

verbringst, was dir wichtig ist und was dir persönlich in deiner Umgebung fehlt.<br />

Wir möchten mit dieser Befragung herausfinden was du in deiner Gemeinde<br />

brauchst und welche Angebote dir fehlen. Dafür brauchen wir deine Hilfe. Wenn<br />

du und alle Freunde und Freundinnen den Fragebogen ausfüllen, ergibt sich ein<br />

gutes Gesamtbild, darüber was euch Freude macht, was euch beschäftigt oder<br />

eventuell Sorgen bereitet. Dabei ist es wichtig, dass du diesen Fragebogen<br />

ehrlich ausfüllst. Wir gar<strong>an</strong>tieren dir, dass die Antworten <strong>an</strong>onym beh<strong>an</strong>delt<br />

werden, d.h. dass niem<strong>an</strong>d erfahren wird was du <strong>an</strong>gekreuzt hast. Wir sind<br />

selber fünf junge Studentinnen, deshalb nehmen wir uns die Freiheit dich zu<br />

duzen.<br />

18-Jährige<br />

Datum______<br />

Bei diesem Fragebogen sind die Antwortmöglichkeiten von Frage zu Frage<br />

unterschiedlich. Bei m<strong>an</strong>chen sollst du nur ein Kreuz machen, bei m<strong>an</strong>chen k<strong>an</strong>nst<br />

du mehrere Kreuze setzen. Deshalb beachte die Angaben hinter den Fragen.<br />

Kreuze die Felder in den vorgesehenen Kästchen <strong>an</strong> und nicht dazwischen.<br />

Bitte fülle diesen Fragebogen mit schwarzem/blauem Kugelschreiber, Filzstift oder<br />

Füllfeder (nicht mit Bleistift!) aus und schreibe bitte leserlich.<br />

1. In welcher Gemeinde wohnst du?<br />

Arni<br />

Biglen<br />

Freimettigen<br />

Grosshöchstetten<br />

Häutligen<br />

<strong>Konolfingen</strong><br />

Zäziwil<br />

L<strong>an</strong>diswil<br />

Niederhünigen<br />

Oberhünigen<br />

Oberthal<br />

Schlosswil<br />

Walkringen<br />

Mirchel<br />

Andere:<br />

189


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

2. In welcher Gemeinde gehst du zur Arbeit und/oder Schule?<br />

Arni<br />

L<strong>an</strong>diswil<br />

Biglen<br />

Niederhünigen<br />

Freimettigen<br />

Oberhünigen<br />

Grosshöchstetten<br />

Oberthal<br />

Häutligen<br />

Schlosswil<br />

<strong>Konolfingen</strong><br />

Walkringen<br />

Zäziwil<br />

Mirchel<br />

Andere:<br />

Im Moment habe ich keine Lehrstelle/<br />

Arbeit und gehe auch nicht zur Schule.<br />

3. Wie gehst du zur Arbeit/ Schule? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Zu Fuss<br />

Velo<br />

Töffli<br />

Bus<br />

Zug<br />

Auto (Eltern, Geschwister, Freunde)<br />

Anderes, nämlich:<br />

Freizeit:<br />

In diesem Abschnitt möchten wir dich zu deiner Freizeit befragen. Freizeit ist für uns die Zeit, bei der<br />

du selbst bestimmen k<strong>an</strong>nst, was du machen willst.<br />

4. In welcher Gemeinde verbringst du deine Freizeit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Gemeinde, wo ich wohne.<br />

Gemeinde, wo ich zur Arbeit/Schule gehe.<br />

Andere Gemeinde oder Orte, nämlich:<br />

5. Wie l<strong>an</strong>ge k<strong>an</strong>nst du weg/draussen bleiben? Kreuze bei a) und b) <strong>an</strong>, was auf dich am meisten<br />

zutrifft und schätze wie l<strong>an</strong>ge du am häufigsten weg bist.<br />

a) Unter der Woche:<br />

Wird immer neu abgemacht, normalerweise bis:<br />

K<strong>an</strong>n ich selber entscheiden, normalerweise bis:<br />

Ist klar geregelt, normalerweise bis:<br />

Meine Eltern erlauben es nicht, dass ich weg/draussen bin.<br />

Ich weiss nicht.<br />

b) Am Wochenende (Freitag- und Samstag) bis:<br />

Wird immer neu abgemacht, normalerweise bis:<br />

K<strong>an</strong>n ich selber entscheiden, normalerweise bis:<br />

Ist klar geregelt, normalerweise bis:<br />

Meine Eltern erlauben es nicht, dass ich weg/draussen bin.<br />

Ich weiss nicht.<br />

190


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

6. Gibt es genügend Plätze und Räume, wo du dich aufhalten und dich mit <strong>an</strong>deren in deinem Alter<br />

treffen k<strong>an</strong>nst?<br />

Ja<br />

Nein<br />

7. Zähle alle Plätze und Räume auf, bei welchen du häufig in deiner Freizeit bist: (z.B. vor der Migros<br />

in <strong>Konolfingen</strong>, auf dem Schulhausplatz in Grosshöchstetten)<br />

8. Wo bist du in deiner Freizeit, während einer gewöhnlichen Arbeitswoche <strong>an</strong> folgenden Plätzen/<br />

Räumen und wie l<strong>an</strong>ge? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen. Kreuze die Plätze und Räume <strong>an</strong><br />

wo du in einer gewöhnlichen Arbeitswoche häufig bist und schreibe auf die Zeile, wo du ein<br />

Kreuz gemacht hast, wie viele Stunden pro Woche.<br />

Zu Hause (bei dir, Kollegen oder Verw<strong>an</strong>dten)<br />

Auf Quartierstrassen, Plätzen, Parks oder Spielplätzen<br />

In der Natur (Wald, Bach)<br />

Verein- oder Clublokal (Fussball, Musik, Kunst)<br />

Sport<strong>an</strong>lagen (Badi, Eisbahn, Fussballplatz)<br />

Jugendtreff<br />

Kino<br />

Pubs und Discos<br />

Einkaufsläden, Einkaufszentren<br />

Spielhallen<br />

9. Andere Plätze und Räume, nämlich:<br />

10. Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Es muss mir etwas für meine Zukunft bringen.<br />

Meine Freunde müssen es gut finden.<br />

Meine Familie muss es gut finden.<br />

Etwas mit meinen Freunden zu unternehmen.<br />

Dass es etwas g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deres ist als in der Schule.<br />

Dass ich meine Fähigkeiten zeigen/verbessern k<strong>an</strong>n.<br />

Dass ich das machen k<strong>an</strong>n, vorauf ich Lust habe.<br />

Dass ich mich erholen k<strong>an</strong>n.<br />

Das ich Spass habe.<br />

Anderes, nämlich:<br />

11. Mit wem verbringst du am häufigsten deine Freizeit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Alleine<br />

Mit meinen Freunden(-innen)<br />

Mit meinen Geschwistern<br />

Mit meinen Eltern<br />

Mit Verw<strong>an</strong>dten<br />

Mit meinen Nachbarn<br />

Mit meinem Freund/ Mit meiner Freundin<br />

Andere, nämlich:<br />

191


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

12. Was machst du während einer gewöhnlichen Arbeitswoche in deiner Freizeit und wie l<strong>an</strong>ge? Du<br />

k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen. Kreuze alle Beschäftigungen <strong>an</strong>, die du in einer gewöhnlichen<br />

Arbeitswoche machst und schreibe auf die Zeile, wo du ein Kreuz gemacht hast, wie viele<br />

Stunden pro Woche.<br />

Ich höre Musik<br />

Ich mache Hausaufgaben<br />

Ich unternehme etwas mir meinen Eltern<br />

Ich ruhe mich aus, entsp<strong>an</strong>ne und faulenze<br />

Ich treffe mich mit Freunden(-innen)<br />

Ich mache Sport<br />

Ich schaue TV<br />

Ich male, zeichne oder bastle<br />

Ich mache etwas am Computer<br />

Ich lese oder schreibe<br />

Ich verbringe Zeit im Jugendtreff<br />

Ich kümmere mich um mein Aussehen (Styling, Körperpflege)<br />

Ich kümmere mich ums Haustier<br />

Anderes, nämlich:<br />

13. Es gibt Dinge, die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? Du k<strong>an</strong>nst mehrere<br />

Kreuze machen.<br />

Ich habe keine Zeit.<br />

Ich habe kein Geld<br />

Meine Eltern erlauben es nicht.<br />

Es ist zu weit weg.<br />

Es gibt kein solches Angebot.<br />

Anderes, nämlich:<br />

14. Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht?<br />

15. Was machst du am Computer? Kreuze bitte die 3 häufigsten Aktivitäten <strong>an</strong>, welche du am<br />

Computer machst.<br />

Ich benutze keinen Computer.<br />

Ich chatte.<br />

Ich game.<br />

Ich lade Musik herunterladen.<br />

Ich informiere mich über Themen die mich interessieren.<br />

Ich mache etwas kreatives am Computer (Fotos oder Filme bearbeiten, etc)<br />

Ich brauche den Computer für die Hausaufgaben.<br />

Ich schaue DVD/TV.<br />

Anderes, nämlich:<br />

192


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

16. Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu?<br />

Trifft zu<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

„Es braucht jem<strong>an</strong>d, der den Jugendlichen hilft Freizeitideen zu<br />

entwickeln und umzusetzen“.<br />

„In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die die<br />

Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können“.<br />

„Es braucht Räume und Plätze, in denen die Jugendlichen selbst<br />

bestimmen können, was passiert“.<br />

„Eine erwachsene Person sollte die Anliegen und Ideen der<br />

Jugendlichen vertreten“.<br />

Trifft<br />

nicht zu<br />

Treffpunkte und Angebote:<br />

In diesem Abschnitt wollen wir wissen, in welchen Vereinen oder Clubs du mitmachst und welche<br />

Angebote dir fehlen.<br />

17. Findest du, dass es in deiner Gemeinde wo du wohnst, genügend Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Ich weiss nicht.<br />

18. Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? Was wünschst du dir in deinem Ort, in der Region? Hier<br />

k<strong>an</strong>nst du alles aufschreiben, was für Angebote dir fehlen.<br />

193


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

19. Bist du in einem Verein oder in einem Club (kirchlich, sportlich, musisch, etc.)? Hier musst du<br />

zuerst <strong>an</strong>kreuzen, ob du in einem Verein oder Club bist und d<strong>an</strong>n be<strong>an</strong>tworte die dazu<br />

gehörenden Fragen.<br />

Ja weiter mit Fragen C,D und E<br />

Nein weiter zu Fragen A und B<br />

A) Warum bist du in keinem Verein oder Club?<br />

Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Ich habe keine Lust.<br />

Ich habe keine Zeit.<br />

Ich habe nicht genügend Geld.<br />

Meine Eltern erlauben es nicht.<br />

Meine Freunde sind auch nicht in einem<br />

Verein oder in einem Club.<br />

Es hat bereits zu Viele die mitmachen<br />

und keinen Platz mehr für mich.<br />

In meiner Umgebung gibt es keinen<br />

solchen Verein.<br />

Weil nicht alle meine Interessen damit<br />

abgedeckt werden können.<br />

Anderes, nämlich:<br />

B) Würdest du gerne in einem Verein oder<br />

Club mitmachen?<br />

Ja, nämlich:<br />

Nein<br />

nun weiter mit Frage 19<br />

C) In welchen Vereinen und/ oder Clubs bist du?<br />

D) Aus welchem Grund bist du beigetreten? Du<br />

k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Weil ich es will.<br />

Weil meine Eltern es wollen.<br />

Weil meine Freunde wollten, dass ich<br />

mitmache.<br />

E) Warum machst du in einem Verein oder Club<br />

mit? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Es muss mir Spass machen.<br />

Ich will etwas lernen.<br />

Weil es beliebt/trendy ist.<br />

Ich will etwas Gesundes tun.<br />

Damit ich neue Freunde finde.<br />

Weil ich Erfolgserlebnisse haben will (z.B.<br />

einen Match gewinnen)<br />

Ich möchte Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen<br />

können.<br />

Es wäre mir sonst l<strong>an</strong>gweilig.<br />

Weil alle meine Interessen damit<br />

abgedeckt werden können.<br />

Anderes, nämlich:<br />

nun weiter mit Frage 19<br />

194


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>:<br />

Die nächsten Fragen beziehen sich auf die Jugendfachstelle Region <strong>Konolfingen</strong>. Die Jugendfachstelle<br />

Region <strong>Konolfingen</strong> bietet Freizeit<strong>an</strong>gebote für alle <strong>Kinder</strong> ab 6 Jahren und alle Jugendliche bis 20<br />

Jahren <strong>an</strong>. Dabei legt sie besonderen Wert darauf, die Meinungen, Ideen und Wünsche der <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendlichen <strong>an</strong>zuhören und zu unterstützen.<br />

20. Hast du schon einmal von der Jugendfachstelle gehört?<br />

Ja, ich weiss auch was die macht.<br />

Ja, aber ich weiss nicht was die macht.<br />

Nein<br />

21. Welche Person(en) von der Jugendfachstelle kennst du? Es genügt, wenn du Vornamen<br />

aufschreibst.<br />

22. Welche Angebote der Jugendfachstelle kennst du? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Keine<br />

Beratung (Lehrstellensuche, Gesundheit, Liebe, etc.)<br />

Workshop in der Schule (z.B. „Liebe ist..“ oder Gewalt)<br />

Ferien und Freizeit<strong>an</strong>gebote (z.B. Sommerpass oder <strong>an</strong>dere Anlässe)<br />

Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten<br />

23. Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze<br />

machen.<br />

Keine<br />

Beratung (Lehrstellensuche, Gesundheit, Liebe, etc.)<br />

Workshop in der Schule (z.B. „Liebe ist..“ oder Gewalt)<br />

Ferien und Freizeit<strong>an</strong>gebote (z.B. Sommerpass oder <strong>an</strong>dere Anlässe)<br />

Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten<br />

24. Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet oder teilgenommen<br />

hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen (Eltern, Lehrern, Verw<strong>an</strong>dten, Bek<strong>an</strong>nten)? Du<br />

k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Ich habe noch nie <strong>an</strong> so einem Projekt mitgemacht.<br />

Sie hatten Freude, dass ich im Projekt mitmachte.<br />

Sie waren dagegen, dass ich mitmache.<br />

Es war ihnen egal.<br />

Sie wussten es gar nicht.<br />

Nach dem erfolgreichen Projekt trauten sie mir mehr zu.<br />

Seit dem Projekt nehmen sie mich ernster.<br />

Anderes, nämlich:<br />

195


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

25. Was erwartest du von der Jugendfachstelle? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Eigentlich nichts.<br />

Hilfe und Beratung bei Problemen (Schule, Familie, Suchtmittel usw.).<br />

Politische Aufklärung - Was ist Politik und wie k<strong>an</strong>n ich mich beteiligen.<br />

Angebote unabhängig von der Schule und Familie machen.<br />

Angebote wie Waldputzete und Spielplatzverschönerung.<br />

Projekte zur Schulwegverbesserung und Pausenplatzgestaltung.<br />

Billiges oder kostenloses Freizeit<strong>an</strong>gebot.<br />

Eine erwachsene Person, die sich für meine Anliegen und Wünsche interessiert und<br />

einsetzt und mir hilft Ideen umzusetzen.<br />

Dass sie viele Themen, die mich interessieren gleichzeitig <strong>an</strong>spricht.<br />

Anderes, nämlich:<br />

26. Hat es einen Jugendtreff in deiner Gemeinde wo du wohnst?<br />

Ja<br />

Nein<br />

27. Wünschst du dir einen Jugendtreff in deiner Gemeinde?<br />

Ja<br />

Nein<br />

28. Besuchst du einen Jugendtreff? Kreuze <strong>an</strong> ob du ein Jugendreff besuchst. Wenn du nie in einen<br />

Jugendtreff gehst, d<strong>an</strong>n kreuze bitte die Gründe <strong>an</strong> warum du nicht hingehst.<br />

Jede Woche<br />

1 mal im Monat<br />

Konsum:<br />

Selten<br />

Nie, weil...<br />

In diesem Abschnitt wollen wir erfahren wie viel Geld du zur Verfügung hast und was du dir damit<br />

kaufst.<br />

29. Wie viel Geld hast du im Monat zur Verfügung?<br />

Ich habe keine Zeit.<br />

Dort wird Alkohol getrunken.<br />

Dort wird gekifft.<br />

Meine Eltern erlauben es nicht.<br />

Er ist zu weit weg/Er ist für mich nicht erreichbar.<br />

Meine Freunde sind nicht dort.<br />

Ich habe einfach keine Lust.<br />

Anderes, nämlich:<br />

30. Von wem erhältst du das Geld? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Sackgeld<br />

Job<br />

Nebenjob<br />

Ferienjob<br />

Anderes, nämlich:<br />

196


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

31. Für was gibst du dein Geld aus? Kreuze bitte die 3 Häufigsten <strong>an</strong>.<br />

Freizeit (z.B. Kino, Badi, Zirkus, Zoo) Comics<br />

Shoppen<br />

Bravo<br />

H<strong>an</strong>dy<br />

Zeitschriften<br />

Ausg<strong>an</strong>g<br />

Computerspiele<br />

Sport<br />

CDs, DVDs<br />

Vereinsbeiträge<br />

Kleidung, Schmuck<br />

Sparen<br />

Süssigkeiten<br />

Alkohol<br />

„Gänggele“<br />

Tabak<br />

Anderes, nämlich:<br />

C<strong>an</strong>nabis<br />

32. Hast du schon einmal? Mach bitte zu jeder Aussage ein Kreuz bei „Schon oft“, M<strong>an</strong>chmal“,<br />

Selten“ oder „Nie“.<br />

Schon oft M<strong>an</strong>chmal Selten nie<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

Etwas gestohlen<br />

Alkohol getrunken<br />

Zigaretten geraucht<br />

Gekifft<br />

Im Dorf etwas mutwillig zerstört/<br />

kaputt gemacht<br />

An einer Schlägerei<br />

teilgenommen<br />

197


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Lebensgefühl:<br />

Mit den nächsten Fragen wollen wir herausfinden, was du so denkst und welche Themen dich<br />

interessieren.<br />

33. Was denkst du, wer <strong>an</strong> folgenden Orten eher bevorzugt wird: eher Mädchen oder eher Buben?<br />

Mach bitte dort ein Kreuz wo es deiner Meinung nach zutrifft, dass Jungs oder Mädchen<br />

bevorzugt werden. Wenn du findest es wird niem<strong>an</strong>d bevorzugt, d<strong>an</strong>n mach ein Kreuz bei<br />

„Niem<strong>an</strong>d“.<br />

Eher Niem<strong>an</strong>d Eher<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

In der Schule<br />

Im Sport<br />

In Jugendräumen<br />

Zu Hause<br />

Im Verein/Club<br />

Anderer Ort, nämlich:<br />

Mädchen<br />

34. Die nächste Frage bezieht sich darauf, wie du dich selbst siehst. Wie würdest du dich<br />

beschreiben? Kreuze bitte die 3 Aussagen <strong>an</strong>, welche am meisten auf dich zutreffen.<br />

Ich bin selbständig.<br />

Ich bin ehrlich.<br />

Ich bin künstlerisch begabt.<br />

Ich bin selbstbewusst.<br />

Ich bin aufmerksam.<br />

M<strong>an</strong>chmal bin ich launisch.<br />

Ich bin zuverlässig, <strong>an</strong>dere können sich auf mich verlassen.<br />

M<strong>an</strong>chmal bin ich frech.<br />

Ich bin ver<strong>an</strong>twortungsbewusst.<br />

Ich bin etwas verschlossen, zurückhaltend und schüchtern.<br />

Anderes, nämlich:<br />

Jungs<br />

35. Mit welchen Themen möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen, welche<br />

Themenbereiche interessieren dich am meisten und welche findest du am wichtigsten?<br />

Kreuze diese 2 Themenbereiche <strong>an</strong>, von welchen du denkst, dass sie dich in den nächsten<br />

Jahren vor allem interessieren werden.<br />

Freunde finden, mit ihnen meine Erfahrungen und meine Freizeit teilen.<br />

Mich darauf vorbereiten wie es ist eine Frau oder ein M<strong>an</strong>n zu sein.<br />

Mich mit meinem Körper und meinem Aussehen ausein<strong>an</strong>dersetzen.<br />

Mich von meine Eltern ablösen und endlich unabhängig werden.<br />

Mich darauf vorbereiten einmal eine Ehe zu führen und eine Familie zu gründen.<br />

Mich drauf vorbereiten einen Beruf zu finden und meine berufliche Karriere zu<br />

pl<strong>an</strong>en.<br />

Mich mit den Regeln und den Gebräuchen der Gesellschaft ausein<strong>an</strong>der setzen.<br />

Mich darauf konzentrieren einzigartig zu sein.<br />

198


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

36. Fällt es dir leicht neue Freunde zu finden?<br />

Ja<br />

Nein<br />

M<strong>an</strong>chmal<br />

37. Wenn du Sorgen und Probleme hast, wem erzählst du sie? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Ich erzähle sie niem<strong>an</strong>dem.<br />

Meinen Freunden(-innen)<br />

Meiner Mutter<br />

Meinem Vater<br />

Meiner Grossmutter<br />

Meinem Grossvater<br />

38. Hast du das Gefühl, du weißt über Liebe und Sexualität bescheid?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Ich weiss nicht.<br />

39. Wer hat dich aufgeklärt? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Meine Eltern<br />

Mein Lehrer/ Meine Lehrerin<br />

Mein <strong>Jugendarbeit</strong>er/ Meine <strong>Jugendarbeit</strong>erin<br />

Das „Bravo“ oder <strong>an</strong>dere Zeitschriften.<br />

Durch das Internet.<br />

Durch Freunde(-innen)<br />

Andere, nämlich:<br />

Sorgentelefon für <strong>Kinder</strong><br />

Meinen Geschwister<br />

Einem Seelsorger (z.B. dem Pfarrer oder<br />

der Pastorin)<br />

Meinem Lehrer oder meiner Lehrerin<br />

Anderen, nämlich:<br />

40. An wen wendest du dich wenn du Fragen zu Liebe und Sexualität hast? Du k<strong>an</strong>nst mehrere<br />

Kreuze machen.<br />

Meine Eltern<br />

Meinen festen Freund/Meine feste Freundin<br />

Meine Freunde(-innen)<br />

Meinen Arzt/ Meine Ärztin<br />

Mein <strong>Jugendarbeit</strong>er/ Meine <strong>Jugendarbeit</strong>erin<br />

Andere, nämlich:<br />

199


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

41. Bei dem folgenden Frageblock möchten wir, dass du entscheidest ob die Aussagen auf dich<br />

zutreffen oder nicht. Mach bitte zu jeder Aussage ein Kreuz bei „Trifft voll zu“, Trifft eher zu“,<br />

Trifft eher nicht zu“ oder „Trifft gar nicht zu“.<br />

Trifft Trifft Trifft eher Trifft gar<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

Ich bin zufrieden mit meinem<br />

Aussehen.<br />

Es ist mir wichtig gut auszusehen.<br />

Ich unterscheide mich deutlich von<br />

meinen Klassenkameraden(-innen).<br />

Ich werde leicht verlegen.<br />

Ich bin ebenso begabt wie die meisten<br />

Mitschüler.<br />

Wenn ich kritisiert werde, d<strong>an</strong>n<br />

verletzt mich das sehr.<br />

Was ich mir vornehme, schaffe ich<br />

auch.<br />

voll zu<br />

eher zu<br />

nicht zu<br />

nicht zu<br />

Schik<strong>an</strong>e:<br />

Schik<strong>an</strong>ierst wirst du, wenn dir böseartige Dinge gesagt oder <strong>an</strong>get<strong>an</strong> werden, wenn m<strong>an</strong> sich über<br />

dich lustig macht oder wenn du oft geärgert wirst. Wenn du aber mit jem<strong>an</strong>dem streitest, der gleich<br />

stark ist wie du, ist das kein schik<strong>an</strong>ieren.<br />

42. Wirst du schik<strong>an</strong>iert?<br />

Oft<br />

M<strong>an</strong>chmal<br />

Selten<br />

Nie<br />

43. Wo wirst oder wurdest du schik<strong>an</strong>iert? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Nirgends<br />

Im Verein/Club<br />

Zu Hause<br />

Bei Ver<strong>an</strong>staltungen der Jugendfachstelle<br />

Bei der Arbeit<br />

In meinem Freundeskreis<br />

In der Schule<br />

Anderes, nämlich:<br />

Im Dorf<br />

200


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

44. Oftmals ist m<strong>an</strong> Zuschauer von Schik<strong>an</strong>en, was sind deine Beobachtungen, wer glaubst du wird<br />

am meisten schik<strong>an</strong>iert? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Am meisten Mädchen.<br />

Am meisten Jungen.<br />

Am meisten Schweizer Jugendliche.<br />

Am meisten Ausländer Jugendliche.<br />

Am meisten Jugendliche aus Familien, die wenig Geld haben.<br />

Andere, nämlich Jugendliche die (Beschreibung):<br />

45. Hast du schon einmal mit der Polizei zu tun gehabt?<br />

Nein weiter zu Frage 45<br />

Ja weiter zu Frage A<br />

A)<br />

Ich wurde bestohlen<br />

Ich habe gestohlen<br />

Ich wurde zusammengeschlagen<br />

Ich war <strong>an</strong> einer Schlägerei beteiligt<br />

Wegen Drogenbesitz<br />

Ruhestörung<br />

Habe was im Dorf kaputt gemacht (sprayen, etwas zerstört, etc.)<br />

Anderes, nämlich:<br />

nun weiter mit Frage 45<br />

Allgemeines zu deiner Person:<br />

Nun möchten wir von dir noch ein paar allgemeinte Informationen zu dir.<br />

46. Welches Geschlecht hast du?<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

47. In welchem Jahr wurdest du geboren?<br />

19<br />

48. Bitte kreuze die Aussagen <strong>an</strong>, welche auf dich zutrifft?<br />

Ich mache eine Berufslehre.<br />

Ich mache eine Anlehre.<br />

Ich mache ein Praktikum/ Schnupperlehre.<br />

Ich gehe ins Gymnasium.<br />

Ich bin arbeitslos/ auf (Lehr-)stellen suche.<br />

Anderes, nämliche:<br />

49. Welcher Nationalität gehörst du <strong>an</strong>? (Nationalität ist das was in deinem Pass steht)<br />

201


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Schweizer<br />

Andere, nämlich:<br />

50. Von wo kommen deine Eltern? (Nationalität)<br />

Vater:<br />

Mutter:<br />

51. Welchen Beruf hat:<br />

Dein Vater:<br />

Deine Mutter:<br />

52. Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zur Verfügung?<br />

Viel<br />

Genug<br />

Zu wenig<br />

53. Wer lebt bei dir zu Hause? Du k<strong>an</strong>nst mehrere Kreuze machen.<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Ältere Schwester, Anzahl:<br />

Jüngere Schwester, Anzahl:<br />

Älterer Bruder, Anzahl:<br />

Jüngerer Bruder, Anzahl:<br />

Grosseltern<br />

Onkeln und T<strong>an</strong>ten:<br />

Andere, nämlich:<br />

54. Wie viele Zimmer hat eure Wohnung/Haus (Ohne Küche, Bad, WC)?<br />

55. Hast du noch etwas, das du uns mitteilen möchtest?<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für deine Mitarbeit!!<br />

202


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Unterschiede zwischen dem Fragebogen aufgrund der drei Altersgruppen<br />

In der untenstehenden Tabelle werden alle Fragen oder Antwortkategorien dargestellt, welche<br />

aufgrund der Altersgruppen nicht in allen drei Fragebogen enthalten sind.<br />

o Frage 2:<br />

Antwortkategorie „Im Moment habe ich keine Lehrstelle/Arbeit und gehe auch<br />

nicht zur Schule“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 3:<br />

Antwortkategorie „Töffli“: Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9.<br />

Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />

o Frage 8:<br />

Antwortkategorie „Jugendtreff“: Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der<br />

9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Kino“: Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9.<br />

Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Pubs und Disco“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt,<br />

nur bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Spielhallen“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur<br />

bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Ver<strong>an</strong>staltungen“: Wurde bei der 6. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen nicht befragt, nur bei der 9. Klasse.<br />

o Frage 10:<br />

Antwortkategorie „Mit meinem Freund/ Mit meiner Freundin“: Wurde bei der 6.<br />

Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Ich verbringe Zeit im Jugendtreff“: Wurde bei der 6. Klasse<br />

nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Ich kümmere mich um mein Aussehen (Styling,<br />

Körperpflege)“ Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und<br />

bei den 18-Jährigen.<br />

203


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

o Frage 21:<br />

Antwortkategorie „Begleitung bei selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekten“: Wurde<br />

bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „<strong>Kinder</strong><strong>an</strong>imation“: Wurde bei der 9. Klasse und den 18-<br />

Jährigen nicht befragt, nur bei der 6. Klasse.<br />

o Frage 23:<br />

Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 25:<br />

Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 26:<br />

Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 27:<br />

Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 29:<br />

Antwortkategorie „Job“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur bei den<br />

18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Nebenjob“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur<br />

bei den 18-Jährigen.<br />

Antwortkategorie „Wochenplatz“: Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt,<br />

nur bei den 18-Jährigen.<br />

o Frage 38:<br />

Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 39:<br />

Wurde bei der 6. Klasse nicht befragt, nur bei der 9. Klasse und bei den 18-<br />

Jährigen.<br />

o Frage 47:<br />

Wurde bei der 6. und 9. Klasse nicht befragt, nur bei den 18-Jährigen.<br />

204


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

205


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

11.2 Tabellarische Darstellung von notwendigen Ergebnissen<br />

In diesem Teil des Anh<strong>an</strong>gs, erfolgt die tabellarische Darstellung von Ergebnissen welche<br />

nicht bereits in der Arbeit selber abgebildet worden sind. Ausserdem werden Auswertungen<br />

der Kontrolle von Voraussetzungen der Tests zur Hypothesenprüfung, welche nicht<br />

durchgeführt werden konnten, dargestellt.<br />

1. Untersuchungsmodell „Die Präsenz der Jugendfachstelle wirkt der<br />

Fremdbestimmung entgegen“<br />

Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse der abhängigen Variable „Bedürfnisabdeckung“<br />

o Datengrundlage: Was ist dir wichtig in deiner Freizeit? (Frage 9), Es gibt Dinge, die<br />

du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12), Welche Aussage,<br />

bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung nach zu? (Frage 15), Warum bist<br />

du in keinem Verein oder Club? (Frage 18a), Aus welchem Grund bist du beigetreten?<br />

(Frage 18d), Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27) und Mit welchen Themen<br />

möchtest du dich in naher Zukunft am ehesten beschäftigen, welche Themenbereiche<br />

interessieren die am meisten und welche findest du am wichtigsten? (Frage 34).<br />

Beim ersten Testen, bei dem alle ausgewählten Variablen einbezogen wurden, entst<strong>an</strong>d ein<br />

Cronbachs Alpha Wert von 0.392. Es wurde sichtbar, dass mehrere Antwortkategorien<br />

weggelassen werden müssen, damit wir einen Cronbachs Alpha Wert erhalten, der im<br />

Annahmebereich liegt. Der Cronbachs Alpha Wert näherte sich zwar einer Reliabilität und<br />

stieg je nach Kombination der Indikatoren auf 0.574. Es war nicht möglich durch weglassen<br />

einer Variable einen höheren Cronbachs Alpha Wert zu erzielen, da der Trennschärfewert<br />

(Skala: Korrigierte Item-Skala-Korrelation) bei allen Items über 0.2 lag und der „Cronbachs<br />

Alpha, wenn Item weggelassen“ Wert negativ war. Dies spricht gegen die Annahme eines<br />

Modells. Damit wurde klar, dass hier kein reliabler, also in dieselbe Richtung weisender,<br />

Index erzeugbar ist und dieser somit nicht weiter in die Testung einbezogen werden konnte.<br />

206


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Frage 9<br />

Cronbachs Alpha,<br />

wenn Item<br />

weggelassen<br />

Meine Freunde müssen es gut finden .286<br />

Meine Familie muss es gut finden .255<br />

Dass ich das machen k<strong>an</strong>n, worauf ich Lust habe (umcodiert) .364<br />

Frage 12 Meine Eltern erlauben es nicht .326<br />

Frage 15<br />

Frage 18a<br />

In Zukunft möchte ich gerne bei Entscheidungen, die die<br />

Jugendlichen betreffen, mitentscheiden können<br />

Es braucht Räume und Plätze, in denen Jugendliche selbst<br />

bestimmen können, was passiert<br />

.394<br />

.394<br />

Ich habe keine Lust (umcodiert) .485<br />

Meine Eltern erlauben es nicht .375<br />

Meine Freunde sind auch nicht in einem Verein oder in einem<br />

Club<br />

Frage 18d Weil meine Eltern es wollen .405<br />

Frage 27<br />

Frage 34<br />

.370<br />

Weil ich es will (umcodiert) .448<br />

Weil meine Freunde wollen, dass ich mitmache .410<br />

Nein, meine Eltern erlauben es nicht .333<br />

Ich habe keine Lust (umcodiert) .344<br />

Mich von meinen Eltern ablösen und endlich unabhängig<br />

werden (umcodiert)<br />

Tabelle A: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnisabdeckung“<br />

.372<br />

207


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

2. Untersuchungsmodell „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />

Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />

o Datengrundlage: Welche Aussagen, bezogen auf deine Freizeit, treffen deiner Meinung<br />

nach zu? (Frage 15) und Was erwartest du von der Jugendfachstelle? (Frage 24).<br />

Bei der Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse aller Variablen, entst<strong>an</strong>d ein Cronbachs Alpha Wert von 0.160.<br />

Auch wenn die nötigen Items weggelassen werden, k<strong>an</strong>n nur ein Wert von 0.491 erzielt<br />

werden. Dieser Cronachs Alpha Wert liegt unter der <strong>an</strong>nehmbaren Grenze.<br />

Cronbachs Alpha Wert wenn item weggelassen<br />

Frage 15 Erwachsene Vertretungsperson .491<br />

Hilfe und Beratung -.103<br />

Frage 24 Unabhängige Angebote -.164<br />

Erwachsene Person .105<br />

Tabelle B: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“<br />

208


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

3. Untersuchungsmodell „Bedürfnisabdeckung durch Jugendfachstelle –<br />

Vereine/ Clubs“<br />

Häufigkeitsauszählung Bedürfnisse<br />

o Datengrundlage: Was konkret würdest du gerne tun, k<strong>an</strong>nst du aber nicht? (Frage 13)<br />

und Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage 17)<br />

Häufigkeitsauszählung der Mehrfach<strong>an</strong>tworten-Sets, für die Berechnung wie viele<br />

Bedürfnisse die <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen durchschnittlich <strong>an</strong>gegeben haben.<br />

Frage 13<br />

N Prozent Prozent der Fälle<br />

Altersentsprechende Freizeitaktivitäten 2 .6% .7%<br />

Arbeiten 8 2.5% 3.0%<br />

Ausg<strong>an</strong>g 46 14.5% 17.0%<br />

Badi 16 5.0% 5.9%<br />

Besserer ÖV 3 .9% 1.1%<br />

Einkaufen 18 5.7% 6.7%<br />

Faulenzen 18 5.7% 6.7%<br />

Freizeitplätze 9 2.8% 3.3%<br />

Jugendräume 7 2.2% 2.6%<br />

Kreatives 6 1.9% 2.2%<br />

Kurse 5 1.6% 1.9%<br />

Musik 16 5.0% 5.9%<br />

Nichts 29 9.1% 10.7%<br />

Sport 93 29.2% 34.4%<br />

Suchtmittel 2 .6% .7%<br />

Tiere 2 .6% .7%<br />

Träume/Wünsche 32 10.1% 11.9%<br />

Verein 6 1.9% 2.2%<br />

Gesamt 318 100.0% 117.8%<br />

Tabelle C: Häufigkeitstabelle Frage 13<br />

209


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Fallzusammenfassung<br />

Fälle<br />

Frage 13<br />

N<br />

Prozent<br />

Gültig 270 61.5%<br />

Fehlend 169 38.5%%<br />

Gesamt 439 100.0%<br />

Tabelle D: Häufigkeitstabelle Frage 13<br />

Frage 17<br />

N Prozent Prozent der Fälle<br />

Altersentsprechende Freizeitaktivitäten 18 4.2% 6.2%<br />

Arbeiten 3 .7% 1.0%<br />

Ausg<strong>an</strong>g 5 1.2% 1.7%<br />

Badi 62 14.6% 21.4%<br />

Besserer ÖV 3 .7% 1.0%<br />

Einkaufen 48 11.3% 16.6%<br />

Faulenzen 0 0% 0%<br />

Freizeitplätze 34 8.0% 11.7%<br />

Jugendräume 18 4.2% 6.2%<br />

Kreatives 5 1.2% 1.7%<br />

Kurse 12 2.8% 4.1%<br />

Musik 9 2.1% 3.1%<br />

Nichts 63 14.8% 21.7%<br />

Sport 102 23.9% 35.2%<br />

Suchtmittel 2 .5% .7%<br />

Tiere 2 .5% .7%<br />

Träume/Wünsche 13 3.1% 4.5%<br />

Verein 21 4.9% 7.2%<br />

Gesamt 426 100.0% 146.9%<br />

Tabelle E: Häufigkeitstabelle Frage 17<br />

210


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Fallzusammenfassung<br />

Frage 17<br />

Fälle<br />

N<br />

Prozent<br />

Gültig 290 66.1%<br />

Fehlend 149 33.9%<br />

Gesamt 439 100.0%<br />

Tabelle F: Häufigkeitstabelle Frage 17<br />

Kreuztabelle <strong>Kinder</strong> und Jugend<strong>an</strong>gebote<br />

o Datengrundlage: Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend<br />

Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16).<br />

Bivariate Auswertung zur Überprüfung des Einflusses der Einwohnerzahlen in den<br />

Gemeinden und der Dauer der Präsenz der Jugendfachstelle in den Gemeinden auf die<br />

<strong>Kinder</strong>- und Jugend<strong>an</strong>gebote.<br />

Einwohnerzahl<br />

der Gemeinden<br />

Frage 16<br />

Ja Nein Gesamt<br />

0-1500 35.2% (50) 64.8% (92) 100% (142)<br />

1501-3000 36% (40) 64% (71) 100% (111)<br />

3001-4500 49.2% (90) 50.8% (93) 100% (183)<br />

Beitritt Beitritt 42.6% (166) 57.4% (224) 100% (390)<br />

Nicht- Beitritt 30.4% (14) 69.6% (32) 100% (46)<br />

Gesamt 41.3% (256) 57.7% (256) 100% (436)<br />

Tabelle G: Häufigkeitstabelle Frage 16 aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden und Beitritt der Gemeinden<br />

zur Jugendfachselle<br />

211


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse der abhängigen Variable „Bedürfnisabdeckung“<br />

o Datengrundlage: Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht,<br />

warum? (Frage 12), Findest du, dass es in der Gemeinde in der du wohnst, genügend<br />

Angebote für <strong>Kinder</strong> gibt? (Frage 16) und Welche Freizeit<strong>an</strong>gebote fehlen dir? (Frage<br />

17).<br />

Bei der Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse aller Variablen, entst<strong>an</strong>d ein Cronbachs Alpha Wert von 0.216.<br />

Auch wenn die nötigen Items weggelassen werden, k<strong>an</strong>n nur ein Wert von 0.205 erzielt<br />

werden. Dieser Cronachs Alpha Wert liegt unter der <strong>an</strong>nehmbaren Grenze.<br />

Cronbachs Alpha,<br />

Trennschärfewert wenn<br />

Item<br />

weggelassen<br />

Frage 16 Ja 0.255 0.061<br />

Frage 17 Nichts 0.216 0.169<br />

Frage 12 Es gibt kein solches Angebot“ 0.218 0.205<br />

Tabelle H: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse "Bedürfnisabdeckung"<br />

212


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

4. Untersuchungsmodelle „Stärkere Nutzung der Jugendfachstelle/-treff<br />

und vermehrt Opfer von Schik<strong>an</strong>e von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen aus<br />

einkommensschwachen Familien“<br />

Chi-Quadrat Test mit Kontrollvariable Klasse<br />

o Datengrundlage „Einkommensschwach“: Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du<br />

k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12), Warum bist du in keinem Verein/Club?<br />

(Frage 18a), Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zu Verfügung? (Frage 51), Wer<br />

lebt bei dir zu Hause? (Frage 52) und Wie viele Zimmer hat eure Wohnung? (Frage<br />

53).<br />

o Datengrundlage „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“: Wo bist du in deiner Freizeit in<br />

einer gewöhnlichen Schulwoche? (Frage 8), Was machst du in einer normalen<br />

Schulwoche in deiner Freizeit? (Frage 11), Welche Angebote der Jugendfachstelle<br />

hast du schon genutzt? (Frage 22) und Besuchst du einen Jugendtreff? (Frage 27).<br />

In der ersten Tabelle wird sichtbar, dass die Häufigkeiten der Nutzung aufgeteilt nach Klasse<br />

sich ändert. allerdings zeigt der Chi-Quadrat-Test, dass dieser nicht signifik<strong>an</strong>t ist und somit<br />

kein Zusammenh<strong>an</strong>g besteht.<br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />

6. Klasse Nutzung 100% (52) 100% (15) 100% (67)<br />

Nicht–Nutzung 0% (0) 0% (0) 0% (0)<br />

Gesamt 100% (52) 100% (15) 100% (67)<br />

9. Klasse Nutzung 62.8% (59) 60% (45) 61.5% (104)<br />

Nicht–Nutzung 37.2% (35) 40% (30) 38.5% (65)<br />

Gesamt 100% (94) 100% (75) 100% (169)<br />

18-Jährige Nutzung 59.4% (19) 48.1% (13) 54.2% (32)<br />

Nicht–Nutzung 40.6% (13) 51.9% (14) 45.8% (27)<br />

Gesamt 100% (32) 100% (27) 100% (59)<br />

Tabelle I: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />

Kontrollvariable „Alter“<br />

213


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Einkommensschwach“<br />

Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />

„Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ 6. Klasse – –<br />

9. Klasse 0.135 0.357<br />

18-Jährige 0.744 0.194<br />

Tabelle J: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />

Kontrollvariable „Alter“<br />

Chi-Quadrat-Test „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />

o Datengrundlage „Einkommensschwach“: Es gibt Dinge die du gerne tun würdest, du<br />

k<strong>an</strong>nst es jedoch nicht, warum? (Frage 12), Warum bist du in keinem Verein/Club?<br />

(Frage 18a), Wie viel Geld denkst du hat deine Familie zu Verfügung? (Frage 51), Wer<br />

lebt bei dir zu Hause? (Frage 52) und Wie viele Zimmer hat eure Wohnung? (Frage<br />

53).<br />

o Datengrundlage „Opfer Schik<strong>an</strong>e“: Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage 41) und Wo wirst du<br />

schik<strong>an</strong>iert? (Frage 42).<br />

„Einkommensschwach“<br />

Nicht-Schwach Schwach Gesamt<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ Opfer 55.7% (137) 62.4% (106) 58.4% (243)<br />

Kein Opfer 44.3% (109) 37.6% (64) 41.6% (173)<br />

Gesamt 100% (246) 100% (170) 100% (416)<br />

Tabelle K: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />

„Einkommensschwach“<br />

Chi-Quadrat-Wert Signifik<strong>an</strong>z<br />

„Opfer Schik<strong>an</strong>e“ 1.837 0.088<br />

Tabelle L: Chi-Quadrat-Test „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“<br />

214


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

5. Untersuchungsmodell „Peer-Education-Projekte im Hinblick auf das<br />

Selbstbild und die Stellung gegenüber Erwachsenen der befragten<br />

Jugendlichen“<br />

Reliabilitätsstatistik der abhängigen Variablen „Stellung und Selbst<strong>an</strong>schauung“<br />

o Datengrundlage: Die nächste Frage bezieht sich darauf, wie du dich selbst siehst. Wie<br />

würdest du dich beschreiben? (Frage 33), Fällt es dir leicht, neue Freunde zu finden?<br />

(Frage 35), Bei dem folgenden Frageblock möchten wir, dass du entscheidest, ob die<br />

Aussagen auf dich zutreffen oder nicht? (Frage 40) und Wirst du schik<strong>an</strong>iert? (Frage<br />

41).<br />

Beim ersten Test, bei dem alle ausgewählten Indikatoren einbezogen wurden, entst<strong>an</strong>d ein<br />

Cronbachs Alpha Wert von 0.474, es wurde sichtbar, das mindestens eine der beiden<br />

Antwortkategorien: „Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst“ (Korrigierte Item-Skala-Korrelation von<br />

0.113) und „Kritikfähigkeit“(Korrigierte Item-Skala-Korrelation von 0.180) weggelassen<br />

werden müssten. D<strong>an</strong>ach wurde ein zweiter Versuch, einen reliablen Index zu erhalten,<br />

durchgeführt. Der Wert nähert sich zwar einer Reliabilität, der Cronbachs Alpha Wert steigt<br />

auf 0.48, jedoch ist der Wert immer noch unter 0.6, wie er sein müsste. Es ist nicht möglich<br />

durch Weglassen eines Items einen höheren Cronbachs Alpha Wert zu erzielen. Dies ist dar<strong>an</strong><br />

sichtbar, dass der Trennschärfewert und der „Cronbachs Alpha, wenn Item weggelassen“-<br />

Wert unter dem jetzt erzielten Wert liegt, womit klar wird, dass hier kein reliabler, also in<br />

dieselbe Richtung weisender, Index erzeugbar ist. Daher k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> diesen Index nicht weiter<br />

in die Testung einbeziehen.<br />

Trennschärfewert<br />

Cronbachs Alpha, wenn Item<br />

weggelassen<br />

Zufriedenheit Aussehen 0.237 .433<br />

selten oder nie schik<strong>an</strong>iert 0.256 .426<br />

selbstbewusst 0.264 .420<br />

Freunde finden 0.214 .441<br />

Begabung 0.230 .434<br />

Zielstrebigkeit 0.268 .424<br />

Ver<strong>an</strong>twortungsbewusst 0.113 0.438<br />

Kritikfähigkeit 0.180 0.455<br />

Tabelle M: Erste Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Selbst<strong>an</strong>schauung“<br />

215


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Trennschärfewert<br />

Cronbachs Alpha, wenn Item weggelassen<br />

Zufriedenheit Aussehen 0.255 .428<br />

selten oder nie schik<strong>an</strong>iert 0.216 .447<br />

selbstbewusst 0.218 .448<br />

Freunde finden 0.273 .416<br />

Begabung 0.234 .438<br />

Zielstrebigkeit 0.259 .427<br />

Tabelle N: Zweite Reliabilitätsstatistik „Selbst<strong>an</strong>schauung“<br />

Normalverteilungs<strong>an</strong>alyse der Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und<br />

„Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />

o Datengrundlage: Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon genutzt? (Frage<br />

22) und Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt mitgearbeitet<br />

hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23).<br />

Normalverteilungstests, um aufzuzeigen, ob die Daten normalverteilt sind, da dies eine<br />

Voraussetzung für die lineare Regression ist.<br />

Abbildung A: Histogramm „Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />

216


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

St<strong>an</strong>dardabweichung<br />

Schiefe<br />

Stellung gegenüber Erwachsenen 0.169 5.606<br />

Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten 0.457 0.909<br />

Tabelle O: Schiefe und St<strong>an</strong>dardabweichung der Variablen „Stellung gegenüber Erwachsenen“ und<br />

„Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“<br />

Regressions<strong>an</strong>alyse mit den Kontrollvariablen „Klasse“ „Geschlecht“ und<br />

„Wohngemeinde nach Beitrittsjahr“<br />

o Datengrundlage: Klasse, In welcher Gemeinde wohnst du? (Frage 1), Welches<br />

Geschlecht hast du? (Frage 45), Welche Angebote der Jugendfachstelle hast du schon<br />

genutzt? (Frage 22) und Wenn du bereits <strong>an</strong> einem selbstorg<strong>an</strong>isierten Jugendprojekt<br />

mitgearbeitet hast, wie waren die Reaktionen der Erwachsenen? (Frage 23).<br />

Regression, um aufzuzeigen, welchen Einfluss die Kontrollvariablen auf den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zwischen Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten und der Stellung gegenüber Erwachsenen<br />

haben.<br />

Kontrollvariable: Klasse<br />

Hier wird sichtbar, dass die Klasse keinen signifik<strong>an</strong>ten Einfluss auf die abhängige Variable<br />

„Stellung gegenüber Erwachsenen“ der befragten Jugendlichen besitzt. Bei der 9. Klasse ist<br />

der Einfluss minim und nicht signifik<strong>an</strong>t, bei den 18-jährigen ist der Einfluss auch minim,<br />

negativ und ebenso nicht signifik<strong>an</strong>t. Auch verändert sich der Korrelationskoeffizient der<br />

unabhängigen Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte“ nur sehr minim, was den<br />

Schluss ziehen lässt, dass die Kontrollvariable „Klasse“ keinen Einfluss auf die abhängige<br />

Variable besitzt.<br />

„Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />

Regressionskoeffizient Signifik<strong>an</strong>z<br />

Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte 0.099 0.000<br />

9. Klasse 0.007 0.784<br />

18-Jährige -0.007 0.784<br />

Tabelle P: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />

Kontrollvariable „Klasse“<br />

217


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

Kontrollvariable: Geschlecht<br />

Auch beim Geschlecht besteht ein sehr schwacher, nicht signifik<strong>an</strong>ter Einfluss auf die<br />

Stellung der Jugendlichen. Ebenso verändert sich der Regressionskoeffizient der<br />

unabhängigen Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ nur unerheblich, was<br />

ebenso den Schluss zulässt, dass das Geschlecht keinen Einfluss hat.<br />

„Stellung“<br />

Regressionskoeffizient B Signifik<strong>an</strong>z<br />

Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte 0.1 0.000<br />

Geschlecht 0.01 0.635<br />

Tabelle Q: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />

Kontrollvariable „Geschlecht“<br />

Kontrollvariable: Wohngemeinde<br />

Wir werden hier nach Beitrittsjahr der Wohngemeinden splitten, um so Aussagen über die<br />

Beitrittszeit machen zu können, denn dies sollte auch einen Aufschluss über die Peer-<br />

Education-Projekte machen, insofern als dass sichtbar wird, in welchen Regionen bereits<br />

solche Projekte von der Jugendfachstelle <strong>an</strong>geboten wurde. Dabei wird eine Korrelation<br />

erwartet, denn das würde die Annahme bestätigen, dass die Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-<br />

Projekten der Jugendfachstelle einen Einfluss auf die Stellung gegenüber Erwachsenen hat. In<br />

den Daten wird sichtbar, dass sowohl keine der Kategorien der Wohngemeinden einen<br />

signifik<strong>an</strong>ten Einfluss hat, und auch dass sich der Regressionskoeffizient der unabhängigen<br />

Variable „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ nicht verändert. Trotzdem deuten die<br />

Daten darauf hin, dass es einen Unterschied zwischen den Kategorien gibt. Die Kategorie<br />

Beitritt08 hat einen schwach negativen, nicht signifik<strong>an</strong>ten Einfluss, was darauf hindeutet,<br />

dass diese Kategorie einen negativ steigenden Einfluss auf die Stellung hat. Dies würde die<br />

Theorie stützen, dass je weniger Beitrittsjahre, desto weniger Peer-Education-Projekte, desto<br />

weniger gute Stellung gegenüber Erwachsenen. Erstaunlich ist da jedoch die Kategorie<br />

Beitritt10. Hier müsste Erwartungsgemäss ein negativer, signifik<strong>an</strong>ter Einfluss auf die<br />

Stellung bestehen, da die Jugendlichen von diesen Gemeinden nicht <strong>an</strong> Peer-Education-<br />

Projekten der Jugendfachstelle teilnehmen konnten, da sie noch nicht der Jugendfachstelle<br />

Region <strong>Konolfingen</strong> <strong>an</strong>geschlossen waren. Das hier jedoch ein schwach positiver, nicht<br />

signifik<strong>an</strong>ter Wert ausgegeben wird, widerspricht dieser Annahme.<br />

218


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

„Stellung gegenüber Erwachsenen“<br />

Regressionskoeffizient Signifik<strong>an</strong>z<br />

Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekte 0.099 0.000<br />

Wohngemeinde Beitritt 2006 0.023 0.314<br />

Wohngemeinde Beitritt 2008 -0.037 0.293<br />

Wohngemeinde Beitritt 2010 0.015 0.633<br />

Tabelle R: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />

Kontrollvariable „Wohngemeinde nach Beitrittsjahr“<br />

6. Untersuchungsmodell „Entwicklungsaufgaben“<br />

Bei diesem Untersuchungsmodell sind keine weiteren Darstellungen nötig.<br />

219


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

11.2.1 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis des Anh<strong>an</strong>gs<br />

Tabelle A: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnisabdeckung“ ......................................................... 207<br />

Tabelle B: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Bedürfnis nach <strong>an</strong>waltschaftlicher Vertretung“ ................. 208<br />

Tabelle C: Häufigkeitstabelle Frage 13 .................................................................................. 209<br />

Tabelle D: Häufigkeitstabelle Frage 13 ................................................................................. 210<br />

Tabelle E: Häufigkeitstabelle Frage 17 .................................................................................. 210<br />

Tabelle F: Häufigkeitstabelle Frage 17 .................................................................................. 211<br />

Tabelle G: Häufigkeitstabelle Frage 16 aufgeteilt nach Grösse der Gemeinden und Beitritt der<br />

Gemeinden zur Jugendfachselle .......................................................................... 211<br />

Tabelle H: Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse "Bedürfnisabdeckung" ......................................................... 212<br />

Tabelle I: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-treff“ mit<br />

Kontrollvariable „Alter“...................................................................................... 213<br />

Tabelle J: Chi-Quadrat-Test von „Einkommensschwach“ und „Nutzung Jugendfachstelle/-<br />

treff“ mit Kontrollvariable „Alter“...................................................................... 214<br />

Tabelle K: Kreuztabelle „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ............................. 214<br />

Tabelle L: Chi-Quadrat-Test „Einkommensschwach“ und „Opfer Schik<strong>an</strong>e“ ...................... 214<br />

Tabelle M: Erste Reliabilitäts<strong>an</strong>alyse „Selbst<strong>an</strong>schauung“ ................................................... 215<br />

Tabelle N: Zweite Reliabilitätsstatistik „Selbst<strong>an</strong>schauung“................................................. 216<br />

Tabelle O: Schiefe und St<strong>an</strong>dardabweichung der Variablen „Stellung gegenüber<br />

Erwachsenen“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ .......................... 217<br />

Tabelle P: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />

Kontrollvariable „Klasse“ ................................................................................... 217<br />

Tabelle Q: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />

Kontrollvariable „Geschlecht“ ............................................................................ 218<br />

Tabelle R: Regressions<strong>an</strong>alyse „Stellung“ und „Teilnahme <strong>an</strong> Peer-Education-Projekten“ mit<br />

Kontrollvariable „Wohngemeinde nach Beitrittsjahr“ ........................................ 219<br />

Abbildung A: Histogramm „Stellung gegenüber Erwachsenen“ ........................................... 216<br />

220


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

221


<strong>Bedarfserhebung</strong> <strong>an</strong> <strong>offener</strong> <strong>Kinder</strong>- und <strong>Jugendarbeit</strong> in der Region <strong>Konolfingen</strong><br />

11.3 Ehrenwörtliche Erklärung<br />

„Wir bestätigen mit unserer Unterschrift, dass wir die Arbeit persönlich und dabei nur die<br />

aufgeführten Quellen und Hilfsmittel verwendet sowie wörtliche Zitate und Paraphrasen als<br />

solche gekennzeichnet haben. Wir wissen was ein Plagiat ist. Diese Arbeit wird nur am<br />

deutschsprachigen Lehrstuhl Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit eingereicht“<br />

Eingereicht am 28. Mai 2010 von:<br />

Monique Brunner: ___________________________________________<br />

Dina Hirschi: ______________________________________________<br />

Ch<strong>an</strong>tal Kamm: _____________________________________________<br />

Noemie Rom<strong>an</strong>ens: __________________________________________<br />

Christa Schär: ______________________________________________<br />

222

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