Ausgabe 72 - SP Appenzell Ausserrhoden
Ausgabe 72 - SP Appenzell Ausserrhoden
Ausgabe 72 - SP Appenzell Ausserrhoden
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sparkassenverband Baden-Württemberg. Die Stadt<br />
Stuttgart hält 1 8,9 Prozent. Den Rest teilen sich die<br />
staatliche L-Bank und die rheinland-pfälzischen<br />
Sparkassen (Die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP)<br />
ist seit 2005 eine 100-prozentige LBBW-Tochter).<br />
Landesbanken sind traditionell Zentralbanken und<br />
Dienstleister der Sparkassen. Allerdings haben sie in<br />
den vergangenen Jahren auch riskante internationale<br />
Investments getätigt und dabei hohe Verluste eingefahren.<br />
Rote Zahlen der LBBW<br />
Die Finanzkrise trieb die LBBW tief in die roten<br />
Zahlen. LBBW-Chef Siegfried Jaschinski hatte die<br />
Bank auch auf den internationalen Kapitalmärkten als<br />
"global playerle" etabliert und damit anfälliger für<br />
Krisen gemacht.<br />
Bis Ende September lief bereits ein Minus von 884<br />
Millionen Euro auf. Bis Ende Oktober erhöhte sich<br />
das Minus auf 1,6 Milliarden Euro. In Regierungskreisen<br />
heißt es, ein Jahresfehlbetrag von zwei Milliarden<br />
Euro oder mehr könne sehr schnell<br />
erreicht werden, wenn sich die Lage auf den Finanzmärkten<br />
nicht ändere. Jaschinskiwill keine Prognose<br />
für 2008 abgeben. Für 2007 hat die Bank einen Überschuss<br />
von 311 Millionen Euro ausgewiesen. 2009<br />
muss die LBBW einen kurz- und langfristigen Refinanzierungsbedarf<br />
von mehreren Dutzend Milliarden<br />
Euro stemmen.<br />
Bei der Lehman-Pleite ist die LBBW mit dreistelligen<br />
Millionenbeträgen im Obligo. Bei den Isländern<br />
war die Bank mit rund einer Milliarde Euro dabei,<br />
was bereits zu einem Abschreibungsbedarf von 350<br />
Millionen Euro geführt hat.<br />
Dabei muteten Jaschinskis Bilanzjongleure den Anteilseignern<br />
noch nicht einmal die ganze Wahrheit zu.<br />
Sie verwendeten nämlich bereits die neuen, entschärften<br />
Rechnungslegungsvorschriften, die schon<br />
bei der Deutschen Bank einen Verlust von 400 Millionen<br />
Euro in einen Gewinn von über 400 Millionen<br />
Euro verwandelt hatten. Bei der LBBW verminderte<br />
sich so der Verlust um 170 Millionen.<br />
Die Erwartungen der Eigentümer, dass sich durch die<br />
seit Juli geltenden veränderten Bilanzierungsregeln<br />
ein völlig neues Bild bei der LBBW ergibt, haben<br />
sich nicht erfüllt. Das Neun-Monats-Ergebnis habe<br />
sich unter den neuen Bedingungen um 170 Millionen<br />
Euro verbessert, bestätigte ein LBBW-Sprecher gegenüber<br />
der StZ. Seit Beginn des dritten Quartals<br />
müssen Wertpapiere nicht mehr streng nach Marktpreisen<br />
bilanziert werden. Damit ist der positive<br />
Effekt auf die Gewinn- und Verlustrechnung der<br />
LBBW aber weit geringer als etwa bei der Deutschen<br />
Bank.<br />
Zur Forderung Beschränkung der Vorstandsgehälter:<br />
Im vorigen Jahr sind rund sechs Millionen Euro an<br />
sieben Vorstandsmitglieder der LBBW ausgezahlt<br />
worden, bei einer Beschränkung der Vorstandsgehälter<br />
auf 500 000 Euro (die Regelung des Bundes)<br />
würden 2,5 Millionen Euro gespart.<br />
Aufstockung der Kapitalausstattung<br />
Durch die neuen Verluste sank die Kapitalausstattung<br />
auf 6,8 Prozent. Darum sollen die Träger, also das<br />
Land, die Stadt Stuttgart und die Sparkassen, fünf<br />
Milliarden Euro Kapital zuschießen. Das kommt<br />
überschlägig einer Aufpolsterung des Kernkapitals<br />
um 40 Prozent gleich, ausgehend vom Stand Ende<br />
Juni, als die Bank über ein Kernkapital von 12,7<br />
Milliarden Euro verfügte. Doch die Eigenmittel sind<br />
inzwischen stark geschrumpft, die Bank steuert in<br />
diesem Jahr auf tiefrote Zahlen zu.<br />
Oettingers Rettungsplan<br />
Am 21.11.2008 präsentierte Oettinger einen Rettungsplan<br />
für die angeschlagene LBBW: Die Anteilseigner<br />
der LBBW – das Land, die Stadt Stuttgart und<br />
die Sparkassen – gründen eine privatrechtliche Kapitalgesellschaft,<br />
die der LBBW fünf Milliarden Euro<br />
für ihr Grundkapital zahlt. Diese Konstruktion hat für<br />
das Land voraussichtlich den Vorteil, dass es selbst<br />
keine neuen Schulden aufnehmen muss, sondern die<br />
entstehenden Verbindlichkeiten aus dem Landeshaushalt<br />
ausgliedert.<br />
Das ist ein kleiner Trick, durch den Oettinger das<br />
Ziel, auch im kommenden Jahr einen ausgeglichenen<br />
Haushalt vorzulegen, noch nicht abschreiben muss.<br />
"Die Haushaltskonsolidierung bleibt für mich ein<br />
wichtiges, ehrgeiziges Ziel”, sagt Oettinger. Daneben<br />
besteht das Ziel, dass die LBBW die stärkste Landesbank<br />
bleibt.”<br />
Offen war zuletzt, ob der Bürgschaftsrahmen zwischen<br />
vermutlich 20 und 30Milliarden Euro vom<br />
Land oder vom Bund gestemmt wird. Allerdings setzt<br />
die Mobilisierung gewaltiger Summen zugunsten der<br />
LBBW hinter die an einer strikten Schuldenbegrenzung<br />
orientierte Politik des CDU/FDP-Kabinetts ein<br />
dickes Fragezeichen. Zudem muss die Landeshilfe<br />
von der Brüsseler Kommission genehmigt werden.<br />
Im Herbst, als in Berlin der 500-Milliarden-Euro-Rettungsschirm<br />
für die Kreditwirtschaft ausgehandelt<br />
wurde, setzte unter anderem Oettinger gegen den<br />
Willen der Bundesregierung durch, dass auch die<br />
Landesbanken unter den Schirm können, wenn sie<br />
wollen. Im Falle seiner Landesbank versucht Oettinger<br />
aber alles, damit sie es nicht muss. Dass die Landesbanken<br />
auch unter den Bundesschirm dürfen, war<br />
eine prinzipielle Frage, die Länder zahlen schließlich<br />
auch für die Aktion.<br />
16