CLUBRUNDE BIER - Handelszeitung
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CLUBRUNDE BIER - Handelszeitung
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März 2009 • Ausgabe 1<br />
Clubrunde bier<br />
aufreger dosenbier<br />
discounter greifen an.<br />
konsumenten<br />
supermärkte bevorzugt.<br />
VerkaufsfÖrderung<br />
Von der aktionsstraße zur<br />
biererlebniswelt.
editorial, inhalt, impressum<br />
Von den Experten speziell für sie gezapft<br />
frische ideen für ihr Biergeschäft 2009<br />
Sie mögen gerne ein Spezialbier? Probieren Sie unser gemeinsames BierSpecial!<br />
Es war ein Bierstammtisch der besonderen<br />
Art: Einkäufer, Sortimentsmanager,<br />
Vertriebsleiter und Kaufl eute von<br />
Spar, Adeg und Pfeiffer trafen sich am 10.<br />
Februar beim Category Clubnachmittag<br />
von der <strong>Handelszeitung</strong> und Key Account<br />
im Österreichischen Wirtschaftsverlag,<br />
um mit Marketingchefs und Verkaufsleitern<br />
von Brau Union, Stiegl, Egger,<br />
Villacher und Ottakringer sowie mit Fachleuten<br />
von AC Nielsen, GfK und ECR über<br />
das Biergeschäft im Lebensmittelhandel<br />
zu reden. Konkret ging es bei dieser hochkarätigen<br />
Runde um die brandaktuelle<br />
Frage: Wie können Österreichs Lebensmittelhändler,<br />
vom NahversorgerKaufmann<br />
bis zum Verbrauchermarktleiter,<br />
gemeinsam mit den Markenbrauereien<br />
im schwierigen Jahr 2009 die Umsätze<br />
in den Bierabteilungen steigern?<br />
Ist der Preiskampf das alles beherrschende<br />
Thema oder haben unsere Bierabteilungen<br />
ihren Kunden auch über<br />
heimische Bierqualität und Bierkultur Interessantes<br />
zu vermitteln?<br />
Ausgangspunkt unserer ExpertenRunde:<br />
Alle Einkaufsmacht liegt bei Frau<br />
und Herrn Österreicher! Sie, die Konsumenten<br />
gilt es zu überzeugen, wenn das<br />
Aktionsfl ugblatt mit dem Biersonderangebot<br />
in die Wohnung fl attert, wenn sie<br />
anschließend mit dem Einkaufswagen<br />
durch den Markt kurven und, hoffentlich,<br />
die Bierabteilung ansteuern. Zu welchen<br />
Erkenntnissen über erfolgreiche Biersortimente,<br />
Bierpromotions und Bierinszenierungen<br />
die „Bierologen“ unseres Category<br />
Clubs gekommen sind, erfahren<br />
Sie, geschätzte Leserinnen und Leser,<br />
iMpREssuM<br />
Herausgeber und Medieninhaber: Österreichischer Wirtschaftsverlag<br />
GmbH, Wiedner Hauptstraße 120 – 124,<br />
1050 Wien; Key Account, Donaustraße 19, 2100 Korneuburg;<br />
Herstellungs und Verlagsort: Wien; Redaktion: Max Pohl,<br />
Tel. 01/546 64382; Dr. Hanspeter Madlberger,<br />
Tel. +43 2262 72 106; Artdirektion & Grafi k: Cecile Maria<br />
Lederer, Anzeigenleitung: Thomas Grojer, Tel. 01/546 64280;<br />
Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co. KG, Bickfordstraße 21,<br />
7201 Neudörfl .<br />
„Category Club“ ist eine Medienkooper ation der Fachzeitungen<br />
„Die <strong>Handelszeitung</strong>“ und „Key Account“ und wird beiden<br />
Medien als Supplement beigelegt. Grundlegende publizistische<br />
Richtung: Fachinformationen für Entscheidungsträger im<br />
Handel und in der Marken artikelindustrie.<br />
in diesem Special. Hopfen, Malz und die<br />
Braukunst bestimmen die Qualität eines<br />
Bieres. Die Zutaten unseres Informationsgebräus:<br />
Exklusive Marktforschungsdaten<br />
von GfK und AC Nielsen über den<br />
Bierkonsumenten und den Bierwettbewerb<br />
im Handel, vereint mit den praktischen<br />
Erfahrungen erfolgreicher Bierverkäufer<br />
aus dem Handel und namhaften<br />
Brauereien, das Ganze serviert von Fachjournalisten,<br />
die ihr Schreibhandwerk beherrschen.<br />
Mit dem Category Club beschreiten unsere<br />
beiden Fachzeitschriften gemeinsam<br />
einen neuen Weg in der Sortimentsberichterstattung.<br />
Nicht das Eigenlob der<br />
Inserenten sondern der gemeinsame<br />
Verkaufserfolg der CategoryPartner Industrie<br />
und Handel sind Gegenstand<br />
unserer Recherchen, Diskussionen und<br />
des Lokalaugenscheins in den Märkten.<br />
Wir reden mit dem Marktforscher und begleiten<br />
den Bierführer, wir besuchen Modellmärkte<br />
und PilotAbteilungen, wir beteiligen<br />
uns an der Suche unserer Leser<br />
nach dem gemeinsamen Erfolgsnenner<br />
von Brauerei und Händlermarketing.<br />
An dieser Stelle ist ein herzliches „Dankeschön!“<br />
fällig: An AC Nielsen und GfK<br />
Austria, die beiden Qualitätsführer der<br />
heimischen Handels und Konsumentenforschung,<br />
die uns auch für diese zweite<br />
Clubrunde topaktuelle und topbrisante<br />
Daten zum Marktgeschehen zur Verfügung<br />
stellten. Sie leisten damit einen<br />
wertvollen Beitrag zur Versachlichung<br />
des Sortimentsdialogs zwischen Industrie<br />
und Handel auf der Kommunikationsplattform<br />
unseres Clubs.<br />
inHalT<br />
Unser besonderer Dank gilt den teilnehmenden<br />
Handelszentralen, Großhandelshäusern<br />
und Kaufl euten. Wie bei der<br />
Milchrunde nahmen auch bei der Bierrunde<br />
Manager der Spar und der Pfeiffer<br />
Gruppe an unserer Clubveranstaltung<br />
teil. Die von Brau Union und Spar gemeinsam<br />
organisierte Präsentation der<br />
Bierwelt im Rössli Eurospar in Leobersdorf,<br />
über die wir auf den Seiten 16 und<br />
17 berichten, ist ein gelungenes Beispiel<br />
einer erfolgreichen POSPartnerschaft<br />
zwischen Markenartikelindustrie und<br />
Handel. Case Studies dieser Art wünschen<br />
wir uns auch für die kommenden<br />
ClubRunden. Erstmals durften wir auch<br />
Vertreter der Adeg begrüßen, und die Rewe<br />
ließ uns durch Pressesprecherin Corinna<br />
Tinkler wissen, dass sie „den Category<br />
Club zweifelsohne für eine sehr<br />
inter essante Einrichtung“ hält, „wo wir<br />
zukünftig, wie auch in der Vergangenheit,<br />
gerne mit dabei sind“. Unser Cate gory<br />
Club ist erfolgreich unterwegs, fi ndet in<br />
der Branche immer breitere Zustimmung.<br />
Die fachliche Ausbeute fi nden Sie<br />
auf den folgenden Seiten. Prost, auf Ihr<br />
kaufmännisches Wohl!<br />
peter Madlberger (pM), Max pohl (Mp)<br />
Editorial, Impressum, Inhalt ....................................................................................................3<br />
Marktforschung Bier im Lebensmitteleinzelhandel (PM) ...................................................4<br />
Category Management bei Bier (PM) ....................................................................................8<br />
Promotions (PM) ....................................................................................................................11<br />
Brauereien im Category Club (MP) ......................................................................................12<br />
Clubrunde Brauereien und LEH (PM/MP) ...........................................................................14<br />
Pilotprojekt Bierwelt bei Eurospar Rössli (MP) ..................................................................16<br />
Ein Tag mit Bierführer Gerhard Berger (MP) ......................................................................18<br />
Category Club bier 2009
iereinkauf Heisse marktforscHungsdaten<br />
Biereinkauf in Österreich<br />
supermärkte haben treueste kundschaft<br />
Vier von fünf Österreicher haben Bier am Einkaufszettel. Die beliebteste BierEinkaufsstätte ist der Supermarkt.<br />
Bier wird jedoch deutlich seltener eingekauft als AFGetränke. Text: Peter Madlberger<br />
Mundl, i hab dir a Bier mitbracht!“ „Eh kloar!“ Bier ist<br />
nicht nur für Sackbauers in Wien Favoriten sondern für<br />
einen Großteil der Österreicher „ein ganz besondrer Saft“ und<br />
der Biereinkauf der Haushalte folgt oft besonderen Ritualen.<br />
GfK Austria hat, exklusiv für den Category Club sein Haushaltspanel<br />
durchforstet und dabei viele interessante Fakten zutage<br />
gefördert. Datenmaterial, das dem Handel und den Brauereien<br />
vor allem bei der Planung von Bieraktionen wertvolle Dienste<br />
leisten kann. Treffsicherheit bei der Erreichung der angepeilten<br />
Kundenzielgruppe so lautet das Motto, in der Fachwelt spricht<br />
man vom Target Marketing. Für den stocknüchtern rechnenden<br />
Kaufmann bedeutet das: Höhere Effi zienz der Verkaufsmaßnahmen,<br />
bessere Erträge unterm Strich.<br />
Die GfK Analysen unterscheiden zwischen dem BierEinkaufsverhalten<br />
der Haushalte in den drei wichtigsten Geschäftstypen<br />
(Vertriebsschienen):<br />
Supermärkte (400 bis 1.000m2 )<br />
Verbraucher oder Hypermärkte (über 1.000 m2 ) und<br />
Discounter. Dazu zählen im wesentlichen die Formate Hofer,<br />
Penny, Lidl und Zielpunkt.<br />
Zwischen Bier und AFG liegen Welten<br />
Ihre besondere Aussagekraft erhalten die BierEinkaufsdaten<br />
durch die Gegenüberstellung mit den analogen Kennzahlen<br />
aus dem Bereich der Alkoholfreien Getränke (AFG). Vorweg<br />
kann man sagen: Das Einkaufsverhalten der österreichischen<br />
gfk EXklusiV füR CC: dER BiEREinkauf dER ÖsTERREiCHER unTER dER lupE<br />
Kennzahl<br />
Category Club bier 2009<br />
Haushalte bei Bier unterscheidet sich grundlegend von jenem<br />
bei Limonaden, Mineralwässern und Fruchtsäften, vor allem<br />
was den Einkauf bei den Diskontformaten betrifft.<br />
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Alkohol und AlkoholfreiGetränk<br />
zeigt sich schon bei der Reichweite. Während sogut<br />
wie kein Haushalt den Einkauf von AFGetränken verweigert<br />
(Reichweite aller Lebensmittelgeschäfte: 98,9%) haben im<br />
Durchschnitt nur vier von fünf Haushalten Bier am Einkaufszettel.<br />
82,8% der Haushalte sind Bierkunden des LEH.<br />
Käuferreichweiten,Bedarfsdeckungsquoten, jährliche Einkaufsfrequenz, Durchschnittseinkauf 2008 bei<br />
Bier und alkoholfreien Getränken in Supermärkten, Hypermärkten und Diskontern<br />
Supermärkte Hypermärkte Discounter Sonstige Kanäle<br />
400 bis 1.000m 2 über 1.000m 2<br />
Bier AFG Bier AFG Bier AFG Bier AFG<br />
Käuferreichweite 53,8% 84,3% 48,6% 71,3% 38,8% 83,6% 13,2 43,6<br />
Trend Bier 07/08 - - + -<br />
Bedarfsdeckung Wert 53,6% 40,6% 43,5% 33,3% 27,3% 32,4% 30,4 12,8<br />
Trend Bier 07/08 = - + +<br />
Bedarfsdeckung Menge 51,8% 37,7% 43,5% 32,9% 30,1% 37,1% 28,5% 10,6%<br />
Trend Bier 07/08 = - + +<br />
Zahl d. Einkäufe p.a. 8,9 17,7 6,6 11,3 7,0 15,5 4,1 4,5<br />
Trend Bier 07/08 - - = =<br />
Wert/Einkaufsakt in Euro 11,7 4,5 12,4 5,6 7,2 3,7 21,2 1) 5,9<br />
Trend Bier 07/08 + + + +<br />
Liter/Einkaufsakt 9,2 7,3 10,1 9,7 6,9 7,7 15,8 1) 8,0<br />
Trend Bier 07/08 + + = +<br />
Jahreseinkauf in Euro 104,13 79,65 81,84 63,28 50,4 57,35 86,92 26,55<br />
1) Einkäufe im Getränkefachhandel<br />
Quelle: GfK
Das bedeutet andersrum: 18% Streuverluste bei einer Flugblattaktion<br />
für Bier im Vergleich zu Mineralwasser. Dessen ungeachtet<br />
zählt das Bier zu den Warengruppen mit der höchsten<br />
Reichweite.<br />
Beliebteste „Bezugsquelle“ beim Heimkonsum von Bier sind<br />
die Supermärkte, also Formate wie Spar Supermarkt, Billa,<br />
Adeg aktiv, Unimarkt oder MPreis. Dahinter folgen die Verbrauchermärkte<br />
(Merkur, Eurospar, Interspar, Magnet, Pro/Tabor/<br />
Welas etc.). Das ist insoferne überraschend, als dem gängigen<br />
Klischee vom klassische BierKisteneinkauf in Verbindung mit<br />
der WochenendEinkaufsfahrt zum nächstgelegenen Großmarkt<br />
widerspricht. Marktforscher erklären dieses Phänomen mit<br />
dem Hinweis, dass Bier nach wie vor überwiegend von Frauen<br />
eingekauft wird und diese suchen bevorzugt mehrmals in der<br />
Woche einen NahversorgerSupermarkt auf. Die große und weiterhin<br />
wachsende Beliebtheit des BierSechserträgers, zarten<br />
Frauenhänden gerade noch zumutbar, bestätigt diesen Trend.<br />
Vormachtstellung der Supermärkte<br />
Die Vormachtstellung der Supermärkte im Biergeschäft, ihr<br />
Kompetenzvorsprung gegenüber den Hard Discountern, die<br />
bei annähernd gleich großer Verkaufsfläche eine deutlich<br />
bescheidenere Rolle im Biergeschäft einnehmen (bei den AF<br />
Getränken verhält es sich anders!), zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch die GfKKennzahlen.<br />
53,8% der Haushalte kaufen ihr Bier im Supermarkt und de<br />
www.ottakringer.at<br />
biereinkauf Heisse marktforscHungsdaten<br />
cken mehr als die Hälfte, nämlich 53,6% ihres Bierbedarfs.<br />
Im Vergleich dazu kaufen nur 38,8% der Verbraucher Bier bei<br />
Hofer, Lidl & Co. Auf das Bier das sie dort in den Einkaufswagen<br />
legen, entfällt bloß ein gutes Viertel, nämlich 27,3% ihres<br />
gesamten Bierkonsums.<br />
Beim Einkauf im Supermarkt steht Bier durchschnittlich neun<br />
Mal im Jahr, also alle fünf bis sechs Wochen auf dem Einkaufszettel,<br />
beim Einkauf im Diskontmarkt nur sieben Mal, also alle<br />
sieben bis acht Wochen. Freilich handelt es sich hier um<br />
einen Durchschnittswert, denn naturgemäß kaufen die eingefleischten<br />
BierHeimkonsumenten ihr Lieblingsgetränk in viel<br />
kürzeren Zeitabständen, die gelegentlichen BierKonsumenten<br />
viel seltener.<br />
Im Supermarkt wird pro BierEinkaufsakt eine fast so große<br />
Menge gekauft wie im Verbrauchermarkt. Bei Billa, Spar und<br />
Co. sind es 9,2 Liter also fast eine Kiste, bei Merkur, Interspar<br />
und Co. beträgt die Einkaufsmenge 10,1 Liter.<br />
Beim Betrag auf dem Kassenbon holen die Supermärkte weiter<br />
auf: Hier zahlt die Kundschaft im Schnitt 64 Cent pro HalbliterFlasche<br />
oder Dose, was einen Durchschnittseinkauf in Höhe<br />
von 11,78 Euro ergibt.<br />
Beim Verbrauchermarkt ist der Durchschnittspreis wegen des<br />
höheren Aktionsanteils etwas niederiger als im SM, bei der<br />
Großfläche zahlte man 2008 im Schnitt 61 Cent/HalbliterGebinde,<br />
pro Einkaufsakt werden 12,32 Euro an der Kasse bezahlt.<br />
Fortsetzung auf Seite 6<br />
Anton und Otto meinen:<br />
„ Mit Ottakringer überwinden<br />
Sie jede Durststrecke.“<br />
Warum erfrischt mich das Ottakringer bloss so? Bloss so.
iereinkauf Heisse marktforscHungsdaten<br />
Fortsetzung von Seite 5. Warum ist Marktforschung für jeden selbstständigen<br />
Kaufmann, für jeden Sortimentsmanager im Großhandel<br />
und in den Zentralen so unerlässlich? Eine überzeugende<br />
Antwort liefern die GfKHaushaltspanelAuswertungen<br />
über die BierExklusivkäufer. Darunter versteht man jene Konsumenten,<br />
die den Gerstensaft ausschließlich in einer bestimmten<br />
Vertriebsform, also im Supermarkt oder im Verbrauchermarkt<br />
oder beim Discounter kaufen. Ob ein AdegKunde<br />
sein Bier ausschließlich bei Adeg oder auch bei Spar, Merkur<br />
oder Hofer einkauft, ist auch der besten ScannerbonAuswertung<br />
nicht zu entnehmen. Selbst KundenkartenDaten, ein in<br />
vielerlei Hinsicht hervorragendes Instrument zur Analyse des<br />
Kundenverhaltens (nicht umsonst wird über den „gläsernen<br />
Kunden“ geselschaftspolitisch heftig diskutiert) lassen keine<br />
direkten Rückschlüsse auf die Verbrauchsintensität und auf<br />
die Loyalität der Kundschaft zu. Ob und in welchem Ausmaß<br />
die eigenen Kunden fremdgehen und welche Mengen sie ins<br />
Category Club bier 2009 6<br />
gesamt konsumieren, darauf kann ein<br />
Haushaltspanel, wie jenes von GfK<br />
(mit rund 2.800 Haushalten) Antwort<br />
geben. Im Gegensatz zu den Scanner<br />
und KundenkartenDaten lassen sich<br />
PanelDaten nicht standortbezogen interpretieren,<br />
aussagekräftig sind sie<br />
vor allem für nationale und überregionale<br />
Ladenformate.<br />
Die Analyse der BierExklusivkäufer<br />
(siehe Chart) stellt dem Leistungsangebot<br />
der Supermärkte das beste<br />
Zeugnis aus:<br />
20% der Bierkunden von Supermärkten<br />
sind Exklusivkäufer, das heißt, sie<br />
kaufen ihr Bier nur im Supermarkt und<br />
nicht im Großmarkt oder beim Discounter<br />
ein. Im Vergleich dazu haben<br />
Verbrauchermärkte einen Exklusivkäuferanteil<br />
von nur 15%, Discounter gar<br />
nur von 10%.<br />
Menschen, die ihr Bier ausschließlich<br />
in Supermärkten kaufen, sind Intensivverbraucher.<br />
In ihren Haushalten werden pro Jahr 109<br />
Liter Bier konsumiert, das ist deutlich mehr als bei den Exklusivkäufern<br />
der Verbrauchermärkte (59 Liter), ganz zu schweigen<br />
von den Exklusivkäufern der Discounter (33 Liter).<br />
Noch höher liegt freilich der BierkonsumPegel bei jenen Konsumenten,<br />
die beim Biereinkauf der Schnäppchenjagdlust frönen<br />
und in allen drei Vertriebsschienen aufkreuzen. Diese<br />
Gruppe, Hauptadressaten der Flugblatt und Inseratenwerbung<br />
(Stichwort: Sonntagszeitungen), macht 18% aller Bierkäufer<br />
aus, konsumiert 38% der insgesamt im LEH verkauften Biermenge<br />
und kommt pro Haushalt auf einen Jahresbierverbrauch<br />
von 279 Litern.<br />
So wie die Bedarfsdeckung ist auch der ExklusivkäuferAnteil<br />
ein Maßstab für die Loyalität der Kunden, diese wiederum<br />
ein Spiegelbild der Kundenzufriedenheit mit der Sortimentsleistung<br />
des Händlers und damit Ansatzpunkt für Category<br />
ManagementÜberlegungen.<br />
EXklusiVkäufER unTER dER lupE<br />
Altersgruppe<br />
Exklusivkäufer<br />
Supermarkt Hypermarkt Discounter<br />
bis 34 Jahre 21,2% 22,3% 25,9%<br />
35 bis 49 Jahre 31,4% 34,1% 33,8%<br />
50 bis 64 Jahre 22,9% 24,3% 18,0%<br />
65 Jahre und älter 24,5% 19,4% 22,3%<br />
Soziale Schicht<br />
Exklusivkäufer<br />
Supermarkt Hypermarkt Discounter<br />
A-Schicht 19,7% 18,9% 12,3%<br />
B-Schicht 23,9% 31,1% 11,7%<br />
C-Schicht 34,0% 29,3% 41,8%<br />
D/E-Schicht 22,3% 20,7% 34,2%<br />
Quelle: GfK Austria
Bier-Wettbewerb der discounter<br />
penny deutlich stärker als Hofer<br />
Lidl unauffällig, Zielpunkt bei Reichweite und Bedarfsdeckung auf Rang 2. Niedriger Handelsmarkenanteil im<br />
Vergleich zu AFGetränken. Auch beim Dosenbier überwiegen die starken Brauereimarken. Text: Peter Madlberger<br />
Blondinen, ob kühl oder heiß, sind immer für Aufregung.<br />
Gut, das weiß die Welt spätestens seit Marylin Monroe.<br />
Und das gelang auch der Dose und der Flasche „Kühles<br />
Blondes“ mit Ottakringer als Absender bei ihrem Einzug in<br />
Hofer’s Bierregale vor einem Jahr. Überschäumende Reaktionen<br />
waren freilich weniger im Lager der Konsumenten, als<br />
vielmehr in den Chefetagen der Brauereien und der Handelszentralen<br />
zu registrieren. Die 97. oder 98. Variation im BranchenDauerbrenner:<br />
„Markendiskont und Diskonter marken“.<br />
So groß die Erregung, so interessant waren die Auswirkungen<br />
dieses Überraschungscoups: Wie die obenstehende<br />
GfKSpezialauswertung für den Category Club zeigt, konnte<br />
Hofer im Jahr 2008 gegenüber 2007 seine BierkäuferReichweite<br />
von 17,7% auf 21,4%, und die Bedarsfsdeckung seiner<br />
Biershopper von 8,9% auf 14,9% steigern. Die Vermutung<br />
liegt nahe, dass das „Kühle Blonde“ als gelungener<br />
HoferSchachzug zu werten ist.<br />
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass innerhalb des<br />
DiscounterMarktsegments Penny unangefochten die Poleposition<br />
im Biergeschäft einnimmt. Das Manko bei der Käuferreichweite<br />
(Hofer: 21,4%, Penny: 12,6%) erklärt sich aus<br />
der geringen Anzahl der Geschäfte. Per Jahresende hatte<br />
die ReweTochter 274 Filialen, die Aldi SüdTochter hingegen<br />
421 Standorte. Über die Attraktivität eines Ladenformats<br />
in einer bestimmten Warengruppe aber gibt die Bedarfsdeckung<br />
(Messgröße für die Loyalität der Kunden) zuverlässig<br />
Auskunft. Und da kommt bei der Kategorie Bier ein Penny<br />
Markt im Durchschnitt auf 22,5 %, während Hofer nur 14,9%<br />
schafft. Vereinfacht ausgedrückt: Beim Gesamtumsatz übertrifft<br />
Hofer seinen Verfolger Penny rund um das Viereinhalbfache,<br />
beim Bierumsatz schmilzt Hofers Vorsprung gegenüber<br />
Penny wie der Schnee in der Märzsonne. Beide dürften im<br />
gesamten LEH einen Biermarktanteil von rund 3% erreichen,<br />
wettbewerb discounter und Handelsmarken<br />
Hofer liegt vermutlich knapp darüber, Penny knapp darunter.<br />
Pro Filiale verkauft Penny um rund 60% mehr Bier als Hofer.<br />
Die TrayPromotions mit 24 Bierdosen dürften bei Penny ein<br />
Umsatzhit sein. Während die Zielpunkt Märkte sowohl bei<br />
der Reichweite als auch bei der Bedarfsdeckung im DiscounterRanking<br />
den zweiten Platz belegen (und heuer mit Mundl<br />
Bier von Egger einen origi nellen Zwischenspurt einlegten),<br />
fällt Lidl, mittlerweile die Nummer zwei im Umsatzwettlauf<br />
der Discounter in beiden Disziplinen gegenüber seinen drei<br />
Hauptmitbewerbern stark ab. Bei Lidl ist das Bier offenbar<br />
nicht Frequenzbringer sondern Ergänzungsartikel. Mit österreichischer<br />
Bierkultur haben die Neckarsulmer bislang nicht<br />
viel am Hut, das kann den Sortimentsmanagern in Wr. Neudorf,<br />
Oberlaa und Sattledt nur recht sein.<br />
Biereigenmarken kommen auf 6% Marktanteil<br />
Stellt man die GfKDaten dem Sortimenten der vier DiscounterFormate<br />
gegenüber, dann ist daraus unschwer abzuleiten:<br />
Je höher der MarkenbierAnteil, desto höher die Bedarfsdeckung.<br />
Penny und Zielpunkt beweisen, dass auch<br />
Brauereimarken in der DosenbierPreis einstiegslage ihre loyale<br />
Kundschaft haben. Vor allem bei der kaufkraftschwachen<br />
Bevölkerung und bei jüngeren Konsumenten. 25% Eigenmarkenanteil<br />
im Biersortiment der Discounter, das ist viel im<br />
Vergleich zu den Supermärkten, wo die Handelsmarken gerade<br />
auf 3% Markt anteil kommen. Und niedrig, gemessen<br />
am Private LabelMarktanteil der Alkoholfreien Getränke im<br />
Diskontsektor in Höhe von 62%. Bier braucht Heimat, auch<br />
wenn es conveniencegerecht in der Dose angeboten wird.<br />
Und da ist halt die Brauerei mit ihrem über Jahrzehnte hinweg<br />
beworbenen Markennamen der kompetentere Absender<br />
als eine Fantasiemarke, die sich ein Handelsunternehmen<br />
ausgedacht hat.<br />
Category Club bier 2009 7
eCr im category club<br />
ECR-Zusammenarbeit zwischen Brauereien und Handel<br />
Worauf stoßen wir an?<br />
Bei der Logistik bleiben kaum Wünsche offen. Beim kooperativen Category Management aber steht man erst am<br />
Anfang. Das hat seine guten Gründe. Text: Peter Madlberger<br />
Das Geschäft mit dem Bier: Eine<br />
Warengruppe, in der Hersteller wie<br />
Händler ihren jeweiligen Konkurrenten<br />
einen äußerst lebhaften Wettbewerb<br />
liefern, in der Preiskampf und Aktionen<br />
das Tagesgeschäft beherrschen. Wieviel<br />
Platz ist in dieser buchstäblich schäumenden<br />
Branche für eine strategisch angelegte<br />
Marketingkooperation zwischen<br />
den Herstellern und ihren Absatzpartnern?<br />
Auf diese kniffelige Frage versucht<br />
der Category Club zumindest ansatzweise<br />
Antwort zu geben.<br />
Erster Befund: Auf der Supply Side, also<br />
bei der Logistik, gibt es keine gröberen<br />
Unstimmigkeiten. Weil der Einweganteil<br />
im Steigen begriffen ist, gewinnt die<br />
Distributionslogistik der Handelsorganisationen<br />
immer mehr an Gewicht. Im<br />
klassischen Mehrweggeschäft haben<br />
weiterhin die Brauereien die Logistikzügel<br />
Category Club bier 2009<br />
fest in der Hand. Outsorcing an neutrale<br />
Logistikdienstleister, wie das beim TK<br />
Geschäft seit langem praktiziert wird?<br />
Für die großen Brauereien kein Thema.<br />
Logistik: Rationalisierungspotentiale<br />
In der Logistik läuft einiges. Gemeint<br />
sind die Rollpaletten, wie sie von der<br />
Brau Union für die TrayStapel ihrer Dosenbiere<br />
seit einiger Zeit größeren Märkten<br />
angeboten werden.<br />
Eine echte „Marscherleichterung“ für die<br />
Mitarbeiter in den Geschäften, weil sie<br />
damit den Aktionsstapel mit dem Dosenbier<br />
rasch und kräfteschonend aus dem<br />
Lager zum Aktionsplatz bzw. in die Getränkeateilung<br />
verfrachten können. Viele<br />
fragen: Wann kommt die herstellerneutrale<br />
StandardRollpalette? Eine uraltes<br />
Streitthema der Getränkebranche wird<br />
da virulent: Standardisiertes Normgebin<br />
de (wie es dem Handel nützt) oder wettbewerbswirksames<br />
Formgebinde? Die<br />
großen Brauereien sehen sich allesamt<br />
als Markenartikler, da ist die Bereitschaft<br />
zu Branchenlösungen gering und der Profilierungswille<br />
ausgeprägt.<br />
Aus ähnlichem Grund wird die Selbstverpflichtung<br />
zur Pflege des Mehrweggeschäfts<br />
bloß routinemäßig und mit<br />
geringer Marketingunterstützung absolviert.<br />
Gut gelöst ist die Anlieferung der<br />
Sechserträger in den Mehrwegkisten mit<br />
Doppelnutzen. Die Kiste fasst 20 Einzelflaschen,<br />
oder drei Sechserträger. 20 dividiert<br />
durch sechs ergibt drei, Rest zwei.<br />
Das bedeutet: Vollgut Anlieferung: 18<br />
Flaschen pro Kiste, LeergutRücknahme:<br />
20 Flaschen pro Kiste. Kein Problem, sagen<br />
die Praktiker.<br />
Fortsetzung auf Seite 10<br />
Foto: iStock
Tipps füR CaTEgoRy ManagER iM HandEl<br />
Ein paar Denkanstöße, wie die Category Manager<br />
in den Zentralen und die Kaufleute die<br />
chronische Aktionitis durch CM-Maßnahmen<br />
überwinden könnten:<br />
1. Definieren Sie die Funktion der Warengruppe<br />
Bier innerhalb Ihres Gesamtsortiments:<br />
Betrachten Sie das Bier nicht nur als<br />
Frequenz- und Umsatzbringer, sondern auch<br />
nach Image-, Profilierungs- und Ertragskriterien.<br />
2. Analysieren Sie die Biereinkäufe Ihrer<br />
Kunden<br />
(Befragung, Kundenkarten-Daten, Zusammenarbeit<br />
mit Marktforschungsinstituten)<br />
und betreiben Sie eine genaue Aktionsergebniskontrolle.<br />
3. Richten Sie das Bier-Sortiment<br />
(Biertypen, Marken, Gebindegrößen) in<br />
Abstimmung mit Ihrem Geschäftstyp und<br />
Ihrer Verkaufspolitik an den Konsum- und<br />
Einkaufsbedürfnissen Ihrer lokalen Kundschaft<br />
aus. Beispiel: Tieferes Sortiment an Bierspezialitäten<br />
in einem Feinkost-Supermarkt.<br />
4. Befindet sich in Ihrer Nachbarschaft<br />
ein Diskontmarkt? Locken Sie die Discounter-Kunden<br />
mit Mehrwegbier-Angeboten und<br />
mit Coupons bei MW-Rücknahmeautomaten.<br />
5. Starten Sie ein Programm: Bequemer<br />
Einkauf der Massengetränke. Welche<br />
Serviceleistungen haben Sie da Ihren Kunden<br />
zu bieten? Zustelldienst, Getränke-Shop in the<br />
Shop, „kistenfreundliche“ Checkouts, Transportmittel<br />
von der Kasse zum Auto, leistungsstarke<br />
MW-Rücknahmeautomaten, Container<br />
für Einweg-Rücknahme am Parkplatz, zeit- und<br />
kraftsparende Instore-Logistik.<br />
6. Betreiben Sie Mikromarketing und<br />
sprechen Sie das Thema Regionalität so<br />
wie bei den Frischwaren, bei Bio und in der<br />
Kulinarik auch beim Bier an. Bekanntlich sind<br />
die Marktanteile der Biermarken von Region<br />
zu Region äußerst unterschiedlich. So erfuhren<br />
wir bei unseren Gesprächen mit Kaufleuten,<br />
dass beispielsweise im Weinviertel das Wieselburger<br />
vorne liegt, während im Mostviertel,<br />
also im Umfeld der Brauereistadt Wieselburg,<br />
das Kaiser Bier dominiert.<br />
7. So wie die Herkunft eignet sich auch<br />
die „Hinkunft“, nämlich die Zielgruppenansprache<br />
als Leitmotiv für Ihre Sortimentsstrukturierung.<br />
Der passende Biertyp für Frauen,<br />
für Sportler, für die Fußball-TV-Runde, für de<br />
Grillparty etc. Und natürlich das AF-Bier für den<br />
Autofahrer und für Antialkoholiker.<br />
8. Viel gibt auch die Idee der kategorieübergreifenden<br />
Verbundideen her. Der<br />
Schärdinger Bierkäse, gereift in Puntigamer<br />
Bier, brachte es immerhin zu einem Anuga<br />
eCr im category club<br />
Innovationspreis. Im Radler gingen Bier und<br />
Limo eine glückliche Ehe ein. Bier Accessoires<br />
(Gläser, Untersätze etc.) im Verbund platziert,<br />
bringen, wie die Bierwelt zeigt, schöne<br />
Zusatzumsätze.<br />
9. Wie inszenieren wir Bierkultur im<br />
Supermarkt? Indem wir das Bier nicht nur als<br />
Massengetränk und Durstlöscher sondern als<br />
Bestandteil tradionell-regionaler und zeitgeistiger<br />
Kulinarik interpretieren und anbieten. So<br />
wie der Wein gehört auch das Bier in ein Angebot<br />
nach dem Konzept der Genußregionen<br />
integriert. Zwischenruf an die Adresse der<br />
Brauereien: Österreich hat ein Weinviertel, ein<br />
Mostviertel, wo bleibt das Bierviertel?<br />
10. Für alle Verbrauchermärkte, die auch<br />
ein Restaurant betreiben: Saisonbiere und<br />
Produktneueinführungen lassen sich ideal im<br />
Verbund anbieten: z.B. Beim Kauf einer Novität<br />
Coupon für Preisvorteil beim Verkosten im<br />
Restaurant. Restauranttipp: Welcher Biertyp<br />
passt zu welcher Speise?<br />
11. Binden Sie Bier in Ihre CSR-Strategie<br />
ein. Aktuell: Unterstützen Sie die „Trockenfahrer“-<br />
Kampagne (Zielgruppe: Jugendliche) des<br />
Brauereiverbandes.<br />
12. Für Handelszentralen: Lancieren Sie<br />
ECR Pilot-Projekte für das Bier im Supply- und<br />
Demand Side-Bereich.
eCr im category club<br />
Fortsetzung von Seite 9:<br />
Bestandsaufnahme: Bier-CM im Handel<br />
Zentrales Thema des Category Clubs ist,<br />
wie schon der Name andeutet, das Category<br />
Management in der betreffenden<br />
Kategorie. Uns interessiert: Wie professionell<br />
ist das CM des Handels beim Bier,<br />
welche Rollen spielen dabei die Brauereien,<br />
sind sie wertvolle Kooperationspartner<br />
oder „nur“ Berater des Handels?<br />
Auch wenn es bei diesem Produkt paradox<br />
klingt: Vieles ist beim heimischen<br />
BierCM noch unausgegoren, vor allem<br />
bei den Kernaufgaben, wie der effizienten<br />
Sortimentsgestaltung, den effizienten<br />
Produkteinführungen und den effizienten<br />
Promotions. Mit dem Ergebnis,<br />
dass die Chancenauswertung, durch „Efficient<br />
Consumer Response“ möglichst<br />
viel „Jointly Agreed Growth“ zu erzielen,<br />
noch gering ist. Und das liegt gleichermaßen<br />
an den Brauereien wie am Handel.<br />
CM-Ansätze des Handels beim Bier<br />
Da überwiegt noch immer die UraltFormel:<br />
Das Bier hat vor allem für Kundenfrequenz<br />
zu sorgen. Da ist zwar etwas<br />
Wahres dran, denn Bier zählt nach den<br />
Erkenntnissen moderner PromotionForschung<br />
neben Windeln und Bohnenkaffee<br />
zu jenen wenigen Artikeln, die einen<br />
Shopper veranlassen, die Einkaufsstätte<br />
zu wechseln. Bieraktionen sind also<br />
wichtig (das bestätigen auch die Nielsen<br />
und GfKZahlen) aber im Marketingmix<br />
des Handels werden andere VerkaufsförderungsHebel<br />
wie der nachfragegerechte<br />
Sortimentsaufbau, die übersichtliche<br />
Präsentation, der Einkaufskomfort,<br />
die Inszenierung von Innovationen, Saison<br />
und Regionalspezialitäten und die<br />
Vermittlung emotionaler Einkaufserlebniswerte<br />
vernachlässigt.<br />
Triste Gegenwart ist freilich in den allermeisten<br />
Geschäften noch immer die<br />
Kistenstraße, phantasielose Aneinanderreihung<br />
von Paletten mit Billigbieren<br />
und Aktionsangeboten. Mit der Bierwelt<br />
setzen Brau Union und Spar begrüßenswerte<br />
Initiativen zur Beseitigung dieser<br />
Mankos (siehe Bericht auf Seite 16) Die<br />
BierMarketer nehmen dabei Maß am<br />
Wein. Bei dieser Category haben die Supermärkte<br />
in den letzten eineinhalb Jahr<br />
Category Club bier 2009 10<br />
zehnten den Weg von der Doppler zur<br />
VinothekenMentalität beschritten. Jetzt<br />
ist die Zeit reif, in den Lebensmittelmärkten<br />
die Kistenstraßen durch Biererlebnis<br />
Inszenierungen zu ersetzen, wobei die<br />
emotionale Aufladung der Biermarken<br />
ein breites Spektrum von Lifestyleaffinen<br />
Präsentationen von natur und heimatverbunden<br />
bis postmodern erlaubt.<br />
Brauereien: Beinharter Wettbewerb<br />
Dass noch immer eine tiefe Kluft den<br />
BiererlebnisTraum von der Preiskampf<br />
Wirklichkeit trennt, hängt auch mit der<br />
Wettbewerbssituation im Brauereisektor<br />
und der (fehlenden) Marketingreife mancher<br />
Brauereien zusammen. Die Marketing<br />
und Verkaufsmanager der Brau<br />
Union stehen vor einem doppelten Dilemma.<br />
Bei einem Marktanteil von über<br />
50% müssen sie alles vermeiden, was<br />
gegenüber dem Handel und ihren Mitbewerbern<br />
den Eindruck von Marktmacht<br />
Missbrauch erzeugen könnte. Das führt<br />
bisweilen zu verkrampftem, übervorsichtigem<br />
Verhalten, ganz besonders in Fragen<br />
der MarketingKooperation mit dem<br />
Handel. Andererseits ist die Brau Union<br />
Teil des internationalen HeinekenKonzerns,<br />
der auf globaler Ebene in einer fusionswütigen<br />
Branche einen beinharten<br />
Wettbewerb auszutragen und zugleich<br />
als börsenotiertes Unternehmen den Erwartungen<br />
seiner Shareholder gerecht zu<br />
werden hat. Wie dramatisch die Situation<br />
ist, illustriert nebenstehende Zeitungsmeldung<br />
vom 19.2.09.<br />
Vor diesem Hintergrund an der Parole „Bei<br />
uns in Österreich ist alles anders“ festzuhalten,<br />
erfordert ein Balancegeschick, das<br />
an die artistischen Glanzleistungen des<br />
Cirque de Soleil erinnert, dessen Wien<br />
Gastspiele Zipfer seit Jahren sponsert.<br />
Charakteristisch für die österreichische<br />
Brauereilandschaft ist der grundsätzliche<br />
Unterschied zwischen der Markenstrategie<br />
des Marktführers und jener seiner<br />
Mitbewerber. Die Brau Union fährt<br />
eine klassische MonoMarkenStrategie<br />
(Gösser, Zipfer, Heineken, Schloßgold,<br />
Edelweiß etc.), Ziel ist es, durch unterschiedliche<br />
Positionierung der Monomarken<br />
die größeren Marktsegmente optimal<br />
abzudecken und eine interne Kannibali<br />
HEinEkEn BRECHEn diE<br />
gEWinnE WEg<br />
Amsterdam- Der Bierkonsum stieg, doch<br />
die Gewinne brachen ein.: Der drittgrößte<br />
Brauer der Welt, Heineken, reduzierte die<br />
Gewinne 2008 aufgrund der steigenden<br />
Rohstoffkosten und des Verfalls des<br />
britischen Pfundes um 74% auf 209 Mio<br />
Euro. Der holländische Konzern, zu dem<br />
auch die österreichische Brau Union gehört,<br />
arbeitet an neuen Sparpaketen.<br />
Meldung im „Standard“ vom 19.2. 2009<br />
sierung nach Möglichkeit zu vermeiden.<br />
Dem gegenüber setzen die meisten anderen<br />
Brauereien auf eine Dachmarken<br />
Strategie, sie wollen, vor allem aus<br />
Kostengründen, mit einer medial beworbenen<br />
ProduzentenMarke und wenigen<br />
Subbrands ihren Marktanteil festigen<br />
und ausbauen.<br />
Daraus leitet sich das Ziel ab, mit der<br />
Lead Brand einen möglichst breiten Konsumentenkreis<br />
anzusprechen. Darunter<br />
leidet häufig die Profilierung. Die Marken<br />
bzw. die Produktqualitäten werden<br />
untereinander austauschbar. Als Ersatz<br />
versucht man, über werbliche Kreativität<br />
eine Sonderstellung zu erreichen.<br />
Das gelingt manchen, wie z.B. Stiegl<br />
sehr gut, andere sind dabei weniger erfolgreich<br />
und unternehmen von Zeit zu<br />
Zeit immer wieder neue werbliche Anläufe.<br />
So kommt es dazu, dass die von der<br />
Agentur erdachte Werbung das Marketing<br />
ersetzt und nicht, wie es richtig wäre,<br />
die Markenführung den Rahmen für<br />
den Werbestil vorgibt. Solche Schwächen<br />
in der Markenführung belasten auch die<br />
CMKooperation zwischen manchen<br />
Brauereien und ihren Handelspartnern.<br />
Mangels einer ausgeprägten Markenartikelstrategie<br />
ist man bereit, sich für HandelsmarkenExperimente<br />
als Lohnproduzent<br />
zur Verfügung zu stellen. Das kann<br />
gut gehen, muss aber nicht, wie die niedrige<br />
Eigenmarkenquote beim Bier zeigt.<br />
Die Ergänzung des Key Account Managements<br />
durch ein Customer Marketing,<br />
das so wie der Verkauf zwischen Retail<br />
und Gastro unterscheidet, steckt somit<br />
beim Bier, anders als etwa bei den Soft<br />
Drinks oder bei der Körperpflege, erst in<br />
den Anfängen.
überschäumende Bier-promotions<br />
Mehr aktions- als kurantumsätze<br />
Verbrauchermärkte haben den Promotionanteil von 47% auf 55% gesteigert. Warengruppenrabatte nehmen an<br />
Bedeutung zu. Discounter heizen DosenbierAktionen im Einzelhandel an. Text: Peter Madlberger<br />
Bier her, Aktion her, oder i fall‘ um! Bieraktionen sind für<br />
den um Umsatz kämpfenden Handel und für die um Umsatz<br />
kämpfenden Brauereien unerlässlich. Aber was zuviel<br />
ist, ist zu viel. Das Jahr 2008 brachte der Kategorie einen<br />
neuen Rekordwert beim Aktionsanteil. Das zeigen die Zahlen<br />
von Nielsen und GfK, die der Category Club seinen Besuchern<br />
präsentierte. Die Abgrenzung zwischen Aktionen und<br />
Dauerniedrigpreisen ist nicht ganz einfach.<br />
Nielsen rechnet alle zeitlich befristeten Price offAngebote<br />
ab einem Preisnachlass von 5% den Promotions zu. Auch<br />
die immer beliebter werdenden WarengruppenRabatte ( z.B.<br />
alle Biersorten drei Tage lang um 20% billiger), ebenso die<br />
Kundenkarten und GutscheinAktionen. Und natürlich die<br />
Mengenangebote (Kistenpreise, Aktionen für Trays mit 24<br />
Dosen). Die wachsende Vielfalt der Aktionsmodelle ist ein<br />
wesentlicher Grund für den Anstieg der Promotionsanteile.<br />
Preiskampf zwischen Verbrauchermärkten und Discountern<br />
Insgesamt stieg der Promotionanteil beim Bier von 2007<br />
auf 2008 markant. GfK weist einen Anstieg der Aktionsanteile<br />
von 43 auf 45% aus, laut Nielsen wurde im Zeitraum 4.<br />
Quartal 2007 bis 3. Quartal 2008 bei der Menge bereits die<br />
50%Marke überschritten. Im Klartext: Der Aktionsumsatz<br />
bei Bier hat den Kurantumsatz bereits überrundet!<br />
Spitzenreiter bei den BierSonderangeboten waren 2008<br />
die Verbrauchermärkte, die laut GfK ihren Promotionanteil<br />
von 47 auf 55% steigerten. Bei Nielsen ist dieser Wert noch<br />
etwas höher Die Preisschlacht zwischen den Großflächen<br />
und den Discountern prägte den Bierwettbewerb des LEH im<br />
vergangenen Jahr.<br />
Auch die Supermärkte erhöhten 2008 den Aktionsdruck<br />
bei Bier, wenngleich in geringerem Maße als die Hypermärkte.<br />
GfK weist für diese Vertriebsschiene einen Anteil von<br />
44% aus, der NielsenWert liegt leicht darüber. Die ExklusivkäuferAnalyse<br />
von GfK bescheinigt den Supermärkten eine<br />
im Vergleich zu den Verbraucher und den Discountmärkten<br />
effizientere Aktionspolitik was die Kundenbindung betrifft.<br />
Ein Promotionanteil der Discounter (Hofer, Penny, Lidl, Zielpunkt)<br />
von 40% ist auf den ersten Blick erstaunlich hoch,<br />
setzen doch die Billigmärkte übwerwiegend auf Dauertiefpreise<br />
und weniger auf eine „up and down“Preispolitik. Das<br />
zeigt auch der Vergleich mit den AFGetränken, wo für den<br />
Discountsektor ein Aktionsanteil von nur 18% ausgewiesen<br />
ist. Zu beobachten war, dass Penny und Zielpunkt 2008 mit<br />
MarkenbierMengenangeboten (DosenTrays) den Aktionswettbewerb<br />
in der Discounterszene stark aufmischten.<br />
Nach Gebinden gerechnet, steuert österreichweit das Flaschenbier<br />
mengenmäßig rund 60% zum Aktionsumsatz bei,<br />
40% entfallen auf das Dosenbier. In beiden Gebindeformen<br />
stiegen die Promotionanteile von 2007 auf 2008.<br />
promotions im Handel<br />
In der Hitze der Bierpreisschlacht sollten Hersteller wie<br />
Händler die Kernfrage nicht aus dem Auge verlieren: Welche<br />
Auswirkung haben die Aktionen auf die Umsätze und, nicht<br />
ganz unwichtig, auf die Erträge? Die Tatsache, dass ein Anstieg<br />
der Aktionstätigkeit mt einer Stagnation der Mengenumsätze<br />
einherging, sollt schon nachdenklich stimmen.<br />
Der Handel hat in den letzten Jahren mit Unterstützung<br />
durch Marktforscher und Consultants seine Aktionsanalyse<br />
Instrumente verfeinert. Wirklich gute Fachzeitschriften berichten<br />
laufend darüber und auch unsere Clubgäste konnten<br />
sich über die verschiedenen Modelle der Erfolgskontrolle informieren.<br />
Gerade beim Bier lässt sich das Thema Promotioneffizienz<br />
nicht mit der Bermerkung abtun, ohne diese intensive Aktionitis<br />
wäre 2008 ein Umsatzrückgang eingetreten. Intelligent<br />
Promoting lautet vielmehr die Herausforderung an die Branche,<br />
ganz besonders im Wirtschaftskrisenüberschatteteten<br />
Jahr 2009.<br />
Category Club bier 2009 11
Foto: BUÖ<br />
Foto: Stiegl<br />
brauereien im category club<br />
Brau union Österreich<br />
innovationen am laufenden Band<br />
Als Marktführer sorgt die Brau Union Österreich immer wieder für neue Impulse am Biermarkt. Text: Max Pohl<br />
Die Brau Union Österreich (BUÖ) –<br />
Tochter des niederländischen HeinekenKonzerns<br />
– hat 2007 knapp 590<br />
Millionen Euro Umsatz erzielt. Der Bierabsatz<br />
bei Österreichs größtem Braukonzern<br />
lag bei etwas über 5 Millionen<br />
Hektoliter (Zahlen für 2008 lagen bei<br />
Redaktionsschluss noch nicht vor). Am<br />
österreichischen Biermarkt hält die BUÖ<br />
mit Zipfer, Gösser, Schwechater,<br />
Puntigamer, Kaiser, Wieselburger<br />
& Co einen<br />
Marktanteil von rund 50<br />
Prozent. Sechs der Top<br />
TenBiermarken im Lebensmittelhandelkom<br />
kom<br />
Als erstes „Heimzapfgerät“<br />
Österreichs<br />
nimmt der BeerTender<br />
eine Vorreiterrolle am<br />
Biermarkt ein.<br />
Category Club bier 2009 12<br />
men von der BUÖ. In den vergangenen<br />
Jahren hat die BUÖ immer wieder mit<br />
Innovationen für neue Impulse am Biermarkt<br />
gesorgt. Hervorzuheben ist dabei<br />
der sogenannte „BeerTender“: Als erstes<br />
„Heimzapfgerät“ Österreichs nimmt<br />
er eine Vorreiterrolle am Biermarkt ein.<br />
Trotz mehrfacher Kopierversuche konnte<br />
das Original nicht erreicht werden: Der<br />
BeerTender ist nach wie vor das einzige<br />
Gerät am österreichischen Markt, das<br />
durch den automatisch regulierten Luftdruck<br />
ein professionelles Zapfen ermöglicht.<br />
So bleibt das Fass auch nach dem<br />
Anzapfen 30 Tage lang frisch. Das Beer<br />
Tender 4LiterMehrwegFassSortiment<br />
umfasst Heineken, Zipfer, Gösser, Puntigamer<br />
und – jetzt neu – die Weißbierspezialität<br />
Edelweiss. Mit einem Marktanteil<br />
von über 42% (Quelle: AC Nielsen, Wert,<br />
stiegl<br />
im konzert der großen<br />
Als Einzelmarke hält Stiegl Goldbräu mit den Marken des Marktführers Schritt<br />
und überzeugt mit Premiumpreispolitik.<br />
Das Credo des Salzburger Familienunternehmens<br />
lautet: gesundes<br />
Wachstum kombiniert mit hohem Qualitätsanspruch<br />
und – daraus folgend – hoher<br />
Wertschöpfung. Stiegl steigert seit<br />
Jahren im Lebensmittelhandel seinen<br />
Marktanteil und das trotz Preispremiums<br />
innerhalb der heimischen Biermarken.<br />
Der Bierausstoß stieg 2008 gegenüber<br />
dem Vorjahr um 2,6 Prozent auf<br />
986.000 Hektoliter, der Getränkeumsatz<br />
stieg auf 122,5 Millionen Euro (+ 9,4 %).<br />
Mit dem Zugpferd Goldbräu konnte Stiegl<br />
seine Führungsrolle auf dem heimischen<br />
Flaschenbiermarkt erneut bestätigen<br />
(Marktanteil bei Flaschenbier 15,5% lt.<br />
Nielsen, Wert KW 49/08). Als Volltreffer<br />
erwies sich die Produktinnovation Stiegl<br />
Paracelsus Zwickl, die im Frühjahr 2008<br />
in Österreich auf den Markt gebracht<br />
wurde. Die naturtrübe Spezialität, die<br />
ausschließlich mit österreichischen Rohstoffen<br />
aus biologischem Anbau gebraut<br />
wird, avancierte schnell zum beliebtesten<br />
Bio und ZwicklBier der Österreicher<br />
und konnte diese Position im Laufe des<br />
Jahres kontinuierlich ausbauen (Markanteil<br />
31% lt. Nielsen, YTD bis KW 49/08).<br />
Im Frühjahr 2009 soll mit einer Investitionssumme<br />
von 4,5 Millionen Euro in<br />
Wien eine neue StieglNiederlassung für<br />
die rund 30 Mitarbeiter in der Bundeshauptstadt<br />
eröffnet werden. MP<br />
Als Volltreffer erwies sich die<br />
Produktinnova tion Stiegl Paracelsus Zwickl.<br />
Foto: Egger<br />
KW 152/08) ist Edelweiss seit Jahren<br />
das meistverkaufte und mit mehr als<br />
71% auch das bekannteste Weißbier in<br />
Österreich.<br />
Für die Kalenderwoche 13/09 kündigt die<br />
BUÖ wieder eine Innovation an: Das Puntigamer<br />
Sommerbier, ein Biermischgetränk<br />
aus 70% Puntigamer und 30% Quellwasser.<br />
Laut Marktforschung (Market Agent,<br />
Juni 2007) ist es bereits bei einem Drittel<br />
der Bevölkerung bekannt, Bier mit Wasser<br />
zu spritzen. Das Puntigamer Sommerbier<br />
(mit nur 3,6% Vol. Alk.) wird als<br />
Saisonprodukt von April bis September,<br />
vornehmlich im Lebensmittelhandel im<br />
Süden Österreichs eingesetzt. Geplante<br />
Abfüllmenge 2009: 3.000 Hektoliter.<br />
Über die Inszenierung einer „Bierwelt“ am POS<br />
fi nden Sie einen Bericht auf Seite 16.<br />
EggER: 45% HandElsMaRkEn<br />
Mundl Bier<br />
für Zielpunkt.<br />
Egger konnte im Vorjahr<br />
deutlich zulegen, 60<br />
Prozent des gesamten<br />
Absatzes entfallen auf<br />
Dosenbier, 45 Prozent auf<br />
Handelsmarken.<br />
Die niederösterreichische<br />
Privatbrauerei Egger ist im<br />
Vorjahr deutlich gewachsen.<br />
Die nach der Salzburger<br />
Stieglbrauerei zweitgrößte<br />
Privatbrauerei Österreichs<br />
verbuchte einen Bierausstoß von 630.000<br />
Hektolitern, was einem Plus von 10 Prozent<br />
gegenüber 2007 entspricht. 55 Prozent des<br />
Bierausstoßes werden unter der Marke Egger und<br />
45 Prozent als Handelsmarken (wie Pittinger für<br />
Spar) produziert. Jüngster Erfolg war das exklusiv<br />
für Zielpunkt eingebraute Mundl Bier. 60 Prozent<br />
des gesamten Absatzes der Privatbrauerei Egger<br />
entfallen auf Dosenbier (0,5 Liter und 0,33 Liter).<br />
Als erste österreichische Brauerei brachte Egger<br />
im Vorjahr ein 30-Liter-Einwegfass auf den Markt.<br />
Das Fass kann vollständig recycelt werden und ist<br />
deutlich leichter als das Stahlfass, was besonders<br />
für den Exportmarkt von Vorteil sei. Auch der oft<br />
teure Rücktransport entfällt, zudem braucht der<br />
Kunde kein Pfand zu bezahlen. Das Interesse am<br />
neuen Fass ist jetzt schon groß, mit der Auslieferung<br />
wurde am Jahresende 2008 begonnen.<br />
Heuer rechnet Egger-Chef Bernhard Prosser mit<br />
einem Absatz von 30.000 Fässern. MP
auereien im category club<br />
ottakringer<br />
Wiener Charme<br />
Ob der reicht, wird sich zeigen – Ottakringers<br />
Einstieg bei Hofer polarisiert die Bierbranche.<br />
Die börsennotierte Brauerei<br />
Ottakringer hat in<br />
den ersten neun Monaten<br />
des Geschäftsjahres<br />
2008 weniger Bier und alkoholfreie<br />
Getränke verkauft.<br />
Der Gesamtausstoß<br />
ging bis September um<br />
3,7 Prozent auf 545.300<br />
Hektoliter zurück. Die Umsatzerlöse<br />
konnten trotz<br />
Kühles Blondes von Ottakringer<br />
gibt‘s seit einem<br />
Jahr bei Hofer – zum Unmut<br />
mancher Vollsortimenter.<br />
dem leicht um 2,6 Prozent auf 58,8 (Vorjahresperiode:<br />
57,3) Mio. Euro verbessert werden. Wichtigste Ursache<br />
des Mengenrückganges beim Inlandsbierverkauf<br />
– im dritten Quartal um 7,5 Prozent auf 148.886 Hektoliter<br />
– sei nach wie vor die Reaktion mancher Handelspartner<br />
in Folge der Listung von Ottakringer beim<br />
Discounter Hofer, heißt es. OttakringerChef Mag. Sigi<br />
Menz verteidigte im Gespräch mit der <strong>Handelszeitung</strong><br />
die Diskontstrategie: „Wir haben nichts falsch<br />
gemacht.“ Menz setzt auf das starke Wachstum im<br />
0,33LiterEinwegflaschenbereich. Mit Innovationen wie<br />
dem 16er Blech könne Ottakringer „Akzente setzen, jedoch<br />
keine Riesensprünge machen“. Die Bilanz 2008<br />
präsentiert Ottakringer erst in einigen Wochen, nach<br />
Informationen der <strong>Handelszeitung</strong> konnte die Wiener<br />
Brauerei im letzten Quartal aufholen und den Ausstoß<br />
gegenüber 2007 einigermaßen konstant halten. Auch<br />
das Verhältnis zu den Vollsortimentern, allen voran Rewe<br />
Austria, habe sich wieder verbessert. MP<br />
VillaCHER unTER nEuER gEsCHäfTsfüHRung<br />
Neue Führung für die Vereinigten Kärntner<br />
Brauereien, die am Heimmarkt Nummer 1<br />
sind. Mag. Johann Stockbauer, der langjährige<br />
Vorstand der Vereinigten Kärntner Brauereien,<br />
zu denen Villacher Bier und die Klagenfurter<br />
Schleppe Brauerei gehören, ging mit Jahresende<br />
2008 in Pension. Das Unternehmen wird jetzt<br />
Mag. Josef Pacher,<br />
von zwei Vorständen geführt: Mag. Clemens<br />
Mag. Johann Stockbauer<br />
und Mag.<br />
Aigner (38) und Mag. Josef Pacher (40). Aigner<br />
Clemens Aigner. (v.l.) hat die Agenden Finanzen und Technik übernommen,<br />
Pacher ist für Vertrieb und Marketing<br />
zuständig und Vorstandssprecher. Die Villacher Brauerei wurde<br />
vor 150 Jahren gegründet. 1993 wurde die Schleppe Brauerei<br />
mehrheitlich übernommen. Im vergangenen Jahr setzte das<br />
Unternehmen rund 44 Mio. Euro um, insgesamt wurden rund<br />
340.000 Hektoliter an Getränken produziert, AF-Getränke inklusive.<br />
Der Bierausstoß der Vereinigten Kärntner Brauereien AG<br />
beträgt derzeit rund 300.000 hl, 60 % des Bierabsatzes gehen<br />
in die Gastronomie, rund 40 % in den Handel. MP<br />
Foto: Category Club
ound table Handel, industrie & marktforscHung<br />
probleme und Chancen des Biergeschäfts<br />
aufbruch zu einem neuen Bierfrühling<br />
Attraktivere Gestaltung der Bierabteilung, ein gemeinsames Anliegen von Handelsketten, Kaufleuten und Brauereien.<br />
Warum in Wien das Dosenbier so dominiert. Nahversorger und Supermärkte spielen in den Bundesländern<br />
ihre Biertrümpfe gegen die Discounter aus. Moderation Round Table: Peter Madlberger und Max Pohl<br />
Rein optisch war es kein runder,<br />
sondern ein langgestreckter<br />
(Biergarten)Tisch, an dem sich im<br />
Konferenzraum des Österreichischen<br />
Wirtschaftsverlages Einkäufer aus Handelszentralen<br />
und Key Account Manager<br />
der Brauereien, Adeg Kaufmann und<br />
Brau UnionVorstandsdirektor, Marktforscher<br />
und Fachjournalisten zusammensetzten,<br />
um anhand der vorgelegten<br />
Marktdaten über das Biergeschäft zu reden.<br />
Aber rund und ohne scharfe Ecken<br />
war das Gesprächsklima. Beide Seiten<br />
gingen mit Vorsicht an das Thema heran,<br />
ein CMDialog in Anwesenheit von<br />
Medienvertretern, das war für die meisten<br />
eine neue und ungewohnte Sache.<br />
Den Anstoß für die erste Debatte lieferte<br />
ein echter Aufreger. Die spektakulär<br />
hohen Marktanteile des Dosenbiers<br />
in Wien. Nielsen will die Zahlen nicht<br />
veröffentlicht wissen, also beschränken<br />
wir uns auf Andeutungen: Während<br />
der Dosenanteil in den Geschäften der<br />
westlichen und südlichen Bundesländer<br />
bei rund einem Viertel des Bierumsatzes<br />
liegt, klettert er in Niederösterreich<br />
auf über 40% und erreicht in der<br />
Bundeshauptstadt mit über 60% seinen<br />
Rekordwert. „Das ist ja richtig spannend!“<br />
warf ECRExperte Arnold Ch.<br />
Steinbrecher ein. Eine Erklärung dieses<br />
Phänomens (das vermutlich mehrere<br />
Ursachen hat) lieferte Friedrich Rosenberger,<br />
der neue Einkaufsleiter der Spar<br />
Zentrale St. Pölten. In der Großstadt,<br />
wo es an Parkplätzen vor den Supermärkten<br />
und vor der eigenen Haustür<br />
mangelt, ist die „LastMileLogistik“ für<br />
den Konsumenten mit Bierdosen einfach<br />
bequemer zu bewerkstelligen, als<br />
mit Kisten. Das sei der Hauptgrund für<br />
den Dosenkauf, argumentierte Rosenberger<br />
und wurde in dieser Ansicht von<br />
den Bierverkaufschefs von Ottakringer<br />
(Dietmar Petz), Brau Union (Viktor Gillhofer)<br />
und Egger (Bernhard Prosser) bestätigt.<br />
Die Runde sah im Dosenboom<br />
Category Club bier 2009 1<br />
auch eine Parallele zum Siegeszug, den<br />
die Einweg PETFlasche bei den Mineralwässern<br />
angetreten hat. Der Marketing<br />
Fachausdruck vom „conveniencegetriebenen“<br />
DosenbierGeschäft: das ist der<br />
Persilschein, den sich die Branche einvernehmlich<br />
für die Dosenschlacht ausstellt,<br />
die auch heuer wieder am Programm<br />
steht.<br />
Brau Union Vorstand Alexander Gerschbacher<br />
erweitert den Blickwinkel von<br />
der Wiener auf die gesamtösterrei<br />
„Das Angebot an Mehrwegbier<br />
ist eine Bastion der<br />
Nahversorger Adeg, Spar<br />
und Nah & Frisch gegen die<br />
Discounterkonkurrenz“<br />
chische BierSituation: „Während in vielen<br />
Ländern Europas der Bierkonsum<br />
zurückgeht, halten in Österreich die<br />
Brauereien und ihre Absatzpartner gemeinsam<br />
den Biermarkt konstant“. Unser<br />
Land im EUVergleich eine Bierinsel<br />
der Seligen? Das liege vor allem an der<br />
lebendigen Bierkultur, erklärt der Top<br />
Manager, der aus der Kulturhauptstadt<br />
Europas (die Brau Union sponsert den<br />
Mega Event in Linz) angereist war.<br />
Bierkultur steht für regionale Vielfalt<br />
Bierkultur war das Stichwort für den weiteren<br />
Verlauf der angeregten und, wie es<br />
sich für ein Gespräch mit Fachmedien<br />
gehört, nüchternen Debatte. Dass Bierkultur<br />
in der österreichischen Bierwirtschaft<br />
Einzug hielt, sei auch einer Markenführung<br />
zu verdanken, die das Bier<br />
aus der Schmuddelecke der „Bierdippler“<br />
herausholte und so gesellschaftsfähig<br />
machte, meinte Gerschbacher.<br />
Bierkultur bedeutet vor allem regionale<br />
Vielfalt, wie sie auch in den Vertriebsformen<br />
der Vollsortimenter zum Ausdruck<br />
kommt. Da schwören die Wiener<br />
auf ihr Sechzehner Blech von Ottakrin<br />
ger und das neue MundlBier, das in Unterradlberg<br />
gebraut, den ZielpunktMärkten<br />
zu noch mehr Volksnähe verhelfen<br />
will. Außerhalb der Großstädte hat das<br />
Mehrwegbier seinen festen Platz. Aus<br />
den Bierkisten bauen die Kaufleute<br />
von Adeg, Spar und Nah & Frisch und<br />
Supermarktketten wie Spar, Billa und<br />
Unimarkt eine starke Bastion gegen<br />
die Hard Discounter. Eine Bastion, die<br />
sich quer durch Österreich auf Biermarken<br />
wie Stiegl (die meistverkaufte Flaschenbiermarke<br />
im österreichischen<br />
LEH), Gösser, Zipfer, Ottakringer, Wieselburger,<br />
Villacher, Fohrenburger etc.<br />
stützt. Solcherart gelingt es den Vollsortimentern,<br />
den Hard Discount beim<br />
Biergeschäft in die Schranken zu weisen.<br />
Sechs bis sieben Prozent Marktanteil<br />
von Hofer und Lidl beim Bier, da<br />
kommt beim klassischen Einzelhandel<br />
Freude auf.<br />
Thema Streckenlieferungen<br />
Bei der Umsetzung der Bierkultur in den<br />
Märkten ist noch viel Verbesserungsarbeit<br />
zu leisten. Auch darüber sind sich<br />
Brauer und HeimkonsumVersorger einig.<br />
Adeg Einzelhändler Gerhard Holub<br />
aus Laxenburg, Obmann des NÖ LEH<br />
Landesgremiums, bringt ein spezielles<br />
Bierproblem der Kaufleute auf‘s Tapet:<br />
Das Ineinandergreifen von Zentrallager<br />
Belieferung durch die eigene Handelsorganisation<br />
und Streckenbelieferung<br />
durch die Brauereien gestaltet sich<br />
nicht immer einfach. „Bei der Leergutrücknahme<br />
hapert es manchmal“, bemängelt<br />
Holub.<br />
Beim POSMarketing für das Bier sprudeln<br />
die Ideen. Da die kulinarisch inspirierte<br />
Biererlebniswelt, dort die<br />
frequenzsteigernde Bieraktion. Die<br />
Trennung des Bierangebots in einen<br />
emotionalen und nicht emotionalen Bereich<br />
wird dem Handel geraten. „Das<br />
Angebot an gekühltem Bier wird als<br />
Service sehr gerne angenommen“, be
ichten die Verkaufspraktiker. Verkostungen<br />
im Markt beschränken sich auf<br />
Innovationen und Spezialiäten. Man will<br />
die notorischen Biertrinker nicht in die<br />
Supermärkte locken. „Und jetzt wird‘s<br />
Zeit, dass wir uns das Ganze in der Praxis<br />
anschauen“, mahnt Gastgeber Max<br />
Pohl. Noch ein Schluck Vöslauer und<br />
pRioRiTäT füR diE BEkäMpfung Von fEHlaRTikEln!<br />
dann Aufbruch der Clubrunde nach Leobersdorf,<br />
wo uns schon das Team des<br />
Rössli Eurospar mit seiner Bierwelt erwartet.<br />
„Wie hat‘s Ihnen gefallen?“ „Ich<br />
freue mich schon auf die nächste Club<br />
Runde“, sagt Stiegl Key Account Manager<br />
Adolf Pernsteiner. Die Kollegen nicken<br />
zustimmend.<br />
MAG. ADOLF PERNSTEINER, KEy ACCOUNT HANDEL, STIEGL GETRäNKE UND SERVICE GMBH<br />
Was bringen qualitativ hochwerte Category Management Projekte, die viel Zeit und Geld<br />
kosten, wenn, wie in der Praxis häufig der Fall, in der Bierstraße oder im Bierregal speziell<br />
bei Aktionen starke Biermarken und -sorten ausverkauft sind? In der effektiven Bekämpfung<br />
von Out of Stock (Fehlartikel) in den Märkten liegt aus Sicht der Stiegl Brauerei das<br />
mit Abstand größte Potenzial zur Steigerung des Bierumsatzes. Erst wenn dieses Problem<br />
unter Kontrolle ist, macht es Sinn, zusätzliche Category Management Projekte nach<br />
ECR-Vorgaben durchzuführen und am POS umzusetzen.<br />
Wie kann man als Kaufmann und Marktleiter die Fehlartikel-Rate senken? Dazu<br />
übermitteln wir Ihnen folgende Tipps, die wir der deutschen LZ Direkt entnommen haben:<br />
1. Lücken aufspüren. Finden Sie Ihre individuelle Out-of-Stock-Rate heraus. Prüfen Sie,<br />
wieviele Artikel fehlen<br />
2. Kunden fragen. Legen Sie am Marktausgang ein Formular für eine Befragung auf, in<br />
dem Kunden vermerken sollen, ob Fehlartikel ein ärgernis sind.<br />
3. Bestellung der Nachfrage anpassen. Wie oft in der Woche wird geordert? Sind die<br />
Lieferabstände speziell während der Saison zu groß? Ab welcher Restmenge wird bestellt?<br />
4. Alternativen anbieten. Wenn ein Artikel vergriffen ist, platzieren Se am Regal einen<br />
Hinweis: „Dieser Artikel ist ab Montag wieder im Angebot. Vielleicht probieren Sie diesmal<br />
die neue Sorte Xy“<br />
5. Früh nachfüllen. Oft ist die Ware schon im Geschäft, aber noch nicht im Regal. Nicht<br />
alle Kunden fragen nach Ware, die erst aus dem Lager geholt werden muss. Beim Nachschlichten<br />
zuerst die Regallücken füllen und erst dann den Rest der Lieferung einschlichten.<br />
round table Handel, industrie & marktforscHung<br />
TEilnEHMER BEiM<br />
CaTEgoRy CluB BiER<br />
Alexander Gerschbacher, GF Absatz &<br />
Marketing, Brau Union Österreich<br />
Rudolf Obermair, Trade Marketing Manager,<br />
Brau Union Österreich<br />
Viktor Gillhofer, Leiter des Geschäftsfeldes<br />
LEH, Brau Union Österreich<br />
Adolf Pernsteiner, Key Account Manager,<br />
Stieglbrauerei<br />
Peter Reimann, Product Manager,<br />
Stieglbrauerei<br />
Bernhard Prosser, Geschäftsführer,<br />
Privatbrauerei Egger<br />
Dietmar Petz, Verkaufsleiter Handel,<br />
Ottakringer Brauerei<br />
Daniel Steiner, Verkaufsleiter, Villacher<br />
Brauerei<br />
Friedrich Rosenberger, Einkaufsleiter<br />
Spar-Zentrale St. Pölten<br />
Ernst Oberlehner, Zentraleinkauf Pfeiffer-Gruppe<br />
Walter Koller, Vertriebsleiter Adeg Nord<br />
Gerhard Holub, Obmann des NÖ Landesgremiums<br />
des Lebensmittelhandels<br />
Arnold Steinbrecher, Leiter Demand<br />
Side, ECR Österreich<br />
Detlef Klee, Senior Client Executice,<br />
Nielsen Österreich<br />
Gerhard Ortner-Pitzl, Division Manager<br />
Customer Research, GfK Österreich<br />
Gabriele Jiresch, Chefredakteurin, Die<br />
<strong>Handelszeitung</strong><br />
Ingrid Gether-Schlacher, Anzeigenverkauf,<br />
Die <strong>Handelszeitung</strong><br />
Max Pohl, Redakteur, Die <strong>Handelszeitung</strong><br />
Peter Madlberger, Herausgeber, Key<br />
Account<br />
Category Club bier 2009 15
ierwelt PilotProjekt der brau union ÖsterreicH<br />
CC pos<br />
im Mekka der<br />
Bierpräsentation<br />
Zum Abschluss des jüngsten Category<br />
ClubTages besuchten die Teilnehmer die<br />
von der Brau Union Österreich im Eurospar<br />
Markt RössliLichtenauer inszenierte „Bierwelt“.<br />
Text & Fotos: Max Pohl<br />
Von den gekühlten Produkten (u.a. 4<br />
Liter-Fässer für den BeerTender) wurden<br />
im Vergleich zu einem Interspar<br />
Verbrauchermarkt die vierfache Menge<br />
abgesetzt.<br />
Category Club bier 2009 16<br />
Wir sind keine Ladenbauer“, betonte<br />
Dr. Alexander Gerschbacher,<br />
Geschäftsführer Absatz und Marketing<br />
der Brau Union Österreich (BUÖ)<br />
beim Category Club. Trotzdem ist die<br />
schönste Bierabteilung im österreichischen<br />
Lebensmittelhandel eine Entwicklung<br />
des heimischen Biermarktführers<br />
(in Zusammenarbeit mit Assmann<br />
Shop Design). Die sogenannte „Bierwelt“<br />
ist ein Pilotprojekt und seit acht<br />
Monaten im EurosparMarkt Rössli<br />
Lichtenauer im niederösterreichischen<br />
Leobersdorf zu besichtigen – sie gilt<br />
mittlerweile als das Mekka der Branche,<br />
was die Präsentation von Bier im<br />
LH betrifft. „Oberstes Ziel unseres Unternehmens<br />
ist der Ausbau der Qualitäts<br />
und Innovationsführerschaft im<br />
heimischen Biermarkt. Diese innovative<br />
Idee wird sicherlich dazu beitragen,<br />
Bier als das beliebteste Getränk<br />
der Österreicherinnen und Österreicher<br />
noch stärker am Point of Sale zu inszenieren“,<br />
so Gerschbacher.<br />
Mit einem Umsatz von 525 Millionen<br />
Euro ist Bier die größte Warengruppe<br />
im Getränkebereich des Lebensmittelhandels.<br />
Diesem Umstand wird die<br />
Präsentation des Gerstensaftes am<br />
POS aber kaum gerecht. Während die<br />
Märkte in den vergangenen Jahren ein<br />
hohes Niveau in der Warenpräsentation<br />
erreicht haben, sind die Bierabteilung<br />
ein Stiefkind geblieben, sie vermitteln<br />
meist ein LagerraumFlair. BUÖ<br />
Trade Marketing Manager Mag. Rudolf<br />
Obermair erörterte die Beweggründe<br />
für die Entwicklung der Bierwelt sowie<br />
erste Erfahrungswerte. „Warum sollte<br />
nicht auch der Biereinkauf zum Erlebniseinkauf<br />
werden?“, fragte Obermair.<br />
Die höhere Wertigkeit könnte<br />
sich schließlich auch in einer höheren<br />
Wertschöpfung niederschlagen, so<br />
die Vision. Als Schlüsselfaktor nannte<br />
Obermair zunächst einmal das bieraffi<br />
ne Erscheinungsbild: Mit kupferfärbigen<br />
Elementen (statt Schwerlastregalen)<br />
wurden eine Sudhausanmutung<br />
geschaffen, die Decke abgehängt und<br />
mit LEDBeleuchtung (statt Neonröhren)<br />
versehen und die Palettenfrontseiten<br />
abgedeckt. Zur besseren Übersicht
lichkeit kommen Themenplatzierungen<br />
zur Anwendung – Bockbier, Weizenbier,<br />
Radler, alkoholfreies Bier bilden dabei<br />
die Themenblöcke.<br />
Neue Regalsysteme mit Rollen sorgen<br />
dafür, dass etwa 6er Träger immer<br />
nachrutschen und der Eindruck voller<br />
Regale erhalten bleibt. Als wichtig erachtet<br />
wird auch ein breites Angebot<br />
an gekühltem Bier.<br />
„Bierige“ Accessoires, wie Gläser, Untersetzer<br />
oder Öffner ergänzen das<br />
Sortiment. Schließlich wurden Informationsmodule<br />
eingebaut: Auf einem<br />
Flatscreen werden Imagefilme eingespielt<br />
und über einen Scanner mit<br />
Touchscreen erhalten die Kunden Informationen<br />
über das jeweils abgefragte<br />
Produkt, wie zum Beispiel die Grädigkeit<br />
und die Sorte. Diesbezüglich sind<br />
auch alle Mitbewerber der BUÖ aufgefordert,<br />
ihre Produktinformationen in<br />
das System einspeisen zu lassen.<br />
Nach der Eröffnung der Bierwelt wurden<br />
die Kunden nach ihrer Meinung gefragt:<br />
sämtliche Parameter, wie der generelle<br />
Eindruck, die Übersichtlichkeit oder die<br />
Sortenvielfalt wurden mit Bestnoten beurteilt.<br />
Aber auch die quantitativen Erkenntnisse<br />
sind äußerst zufriedenstellend: Im<br />
Zeitraum zwischen der 23. und der 52.<br />
Kalenderwoche 2008 wurden 3.421 Produktabfragen<br />
registriert, Accessoires im<br />
Wert von 4.800 Euro verkauft und von<br />
den gekühlten Produkten (u.a. 4 Liter<br />
Fässer für den BeerTender) im Vergleich<br />
zu einem Interspar Verbrauchermarkt<br />
die vierfache Menge abgesetzt. „Unsere<br />
Kunden zeigen die volle Begeisterung<br />
und ich bin stolz, dass unser Eurospar<br />
der erste österreichische Markt ist, der<br />
mit einer so attraktiven Bierwelt punkten<br />
kann“, freut sich Robert Lichtenauer, Eigentümer<br />
des EurosparMarktes. Jetzt<br />
liegt der Ball bei den Handelsorganisationen,<br />
diese Idee aufzugreifen, zu adap<br />
Unten links: DI Dr. Viktor Gillhofer zeigt, wie Produktinformationen abgefragt werden<br />
können. Unten rechts: Durch die erlebnisorientierte Präsentation der Biersorten<br />
und die Nutzung neuartiger Kommunikationsmöglichkeiten wird die Einkaufswelt<br />
des Konsumenten im Lebensmittelhandel modern und zeitgemäß erweitert.<br />
bierwelt PilotProjekt der brau union ÖsterreicH<br />
tieren und schließlich zur Serienreife für<br />
die verschiedenen Ladenformate weiterzuentwickeln.<br />
Mit der flächendeckenden<br />
Umsetzung dieser Idee wären wohl die<br />
letzten „Schandflecke“ in den Märkten<br />
ausgemerzt und gleichzeitig nachhaltige<br />
Impulse für eine steigende Wertschöpfung<br />
im Biergeschäft gesetzt.<br />
Aktionsplätze wie jener von Heineken<br />
sind von der Bierwelt getrennt.<br />
Category Club bier 2009 17
ein tag mit gerHard berger<br />
Gerhard Berger hat<br />
seinen Job erledigt,<br />
Daniela Grossinger,<br />
Getränkeabteilungsleiterin<br />
im Eurospar-<br />
Markt Wienerstraße<br />
in Linz, unter schreibt<br />
den Lieferschein am<br />
Per sonal Digital<br />
Assistant.<br />
Reportage<br />
Wenn er kommt, herrscht helle freude<br />
Unterwegs mit Gerhard Berger, Bierführer bei der Brau Union Österreich. Text & Fotos: Max Pohl<br />
iM poRTRaiT<br />
GERHARD BERGER<br />
on THE Road again<br />
558 Bierführer sind (mit 370 Lkws) für<br />
die Brau Union Österreich im Einsatz.<br />
Einer davon ist Gerhard Berger (44). Ans<br />
früh Aufstehen - um halb fünf ist Tagwache<br />
- hat sich der Vater von drei Kindern<br />
längst gewöhnt, immerhin macht er den<br />
Job schon seit 22 Jahren. Rund 30.000<br />
Kilometer spult er jährlich ab und liefert<br />
dabei etwa 22.000 Hektoliter Bier aus.<br />
Am Lkw ist Berger sein eigener Chef,<br />
in den von ihm angesteuerten Märkten<br />
ein gern gesehener Lieferant. Läuft<br />
alles nach Plan, kann er am Nachmittag<br />
schon wieder zu Hause in Sarleinsbach<br />
sein, sich seiner Familie oder sportlichen<br />
Hobbies wie dem Eisstockschießen<br />
widmen. Und sich selbst ein Zipfer<br />
gönnen. Am nächsten Tag ist er on the<br />
road again.<br />
Category Club bier 2009 1<br />
06.00 Uhr. Gerhard Berger<br />
startet seinen mit Zipfer, Kaiser<br />
& Co beladenen MAN<br />
26.310 und macht sich auf den Weg<br />
zu Lebensmittelmärkten im Großraum<br />
Linz. Jetzt kommt natürlich die unvermeidliche<br />
Assoziation mit dem prominenten<br />
Tiroler Namensvetter, dem<br />
früheren Formel1Piloten. Aber der<br />
Mühlviertler Gerhard Berger ist kein<br />
„HättiWari“Weltmeister, sondern ein<br />
gestandener Bierführer ohne Allüren,<br />
der seinen Job seit 22 Jahren bei der<br />
Brau Union Österreich (BUÖ) macht.<br />
Rund 30.000 Kilometer spult er jährlich<br />
mit dem Lkw ab und liefert dabei etwa<br />
22.000 Hektoliter Bier aus.<br />
Anders als bei der Gastro Belieferung<br />
sind die Bierzusteller für den Handel allein<br />
unterwegs. Heute begleitet Berger<br />
allerdings ein Redakteur der <strong>Handelszeitung</strong>.<br />
Die Tour wurde von der Expedit<br />
Abteilung schon am Vortag festgelegt,<br />
„aber wir sind da fl exibel, wenn einem<br />
Kunden beispielsweise die Aktionsware<br />
ausgeht, schieben wir eine zusätzliche<br />
Belieferung ein“, erklärt der 44jährige.<br />
06.15 Uhr. Es ist noch stockdunkel<br />
als wir beim Unimarkt<br />
in St. Georgen an der Gusen<br />
(Bezirk Perg) eintreffen. Bordwand auf,<br />
und los geht’s: Eine Palette Bier nach der<br />
anderen wird mit dem Hubwagen aus<br />
dem Laderaum gezogen, hydraulisch auf<br />
den Boden gehievt und in den Lagerraum<br />
verfrachtet. „Damit ist es aber nicht getan“,<br />
so Berger, „zu meinem Job gehört<br />
es auch, die benötigte Ware in den Verkaufsraum<br />
zu bringen.“ Dort kontrolliert<br />
er stichprobenartig das Ablaufdatum auf<br />
den Bierfl aschen, schlichtet nach dem<br />
Firstinfi rstoutPrinzip um und sorgt für<br />
die perfekte Präsentation der BUÖMarken<br />
am POS. Marktleiter Michael Wurz<br />
schwärmt von diesem Kundenservice:<br />
„Da muss ich mich um nichts mehr<br />
kümmern, der Herr Berger macht das al
les ganz allein.“ „Wenigstens liegt heute<br />
kein Neuschnee“, lacht Berger, „sonst<br />
hätte ich auch noch schaufeln müssen.“<br />
07.30 Uhr. Beim Lagerhaus<br />
in Steyregg ist noch niemand<br />
da, wir müssen warten. Wie<br />
lange der Arbeitstag eines Bierführers<br />
dauert, hängt immer auch davon ab, ob<br />
er die Ware sofort zustellen kann, oder<br />
sich hinter einem anderen Lieferanten<br />
anstellen muss – oder früher als das<br />
Personal vor Ort ist. Nach ein paar<br />
Minuten trifft der Marktleiter ein, und<br />
Berger kann loslegen.<br />
„Wir müssen früh anfangen, weil die<br />
meisten Märkte am Vormittag beliefert<br />
werden wollen“, so Berger, der zuerst<br />
einmal einige Paletten Leergut aus<br />
dem Lagerraum holt. Es gehöre eben<br />
Peter Zehetner, BUÖ-Gebietsleiter,<br />
Wilhelm Pichler, Getränkabteilungsleiter<br />
im Linzer Maximarkt, und<br />
Gerhard Berger (v. l.).<br />
auch zum Bierführerjob, die Kunden regelmäßig<br />
vom Leergut zu befreien und<br />
damit Platz in den Lagerräumen der Lebensmittelmärkte<br />
zu schaffen. Deswegen<br />
wird der Lkw auch nicht randvoll<br />
beladen, es muss immer genug Ladefl<br />
äche für die Retourware frei bleiben.<br />
Rund 40 Hektoliter Bier nimmt Berger<br />
heute pro Tour mit, bis zu 70 hl wären<br />
möglich.<br />
08.00 Uhr. Auf der Fahrt zum<br />
Eurospar Wiener Straße Linz/<br />
Kleinmünchen erzählt Berger<br />
aus seinem Arbeitsalltag: „Früher waren<br />
die Mengen übers Jahr konstanter,<br />
jetzt gibt es Spitzen bei Aktionen der<br />
Handelsketten und von April bis Juli sowie<br />
vor Weihnachten ist unsere Hochsaison.“<br />
Erleichtert werde die Arbeit heute<br />
durch elektronische Arbeitsmittel. Der<br />
Personal Digital Assistent (PDA) ist ein<br />
mobiler Computer, der exakt über die<br />
zuzustellende Ware Auskunft gibt, das<br />
zurückzunehmende Leergut erfasst und<br />
die Rechnung erstellt. Daniela Grossinger,<br />
die GetränkeAbteilungsleiterin im<br />
EurosparMarkt, unterschreibt auf dem<br />
Display des PDA und bekommt sofort<br />
einen Ausdruck des Lieferscheins.<br />
09.15 Uhr. Zurück am Brauereigelände<br />
steuert Berger<br />
zunächst einmal die fi rmeneigene<br />
Tankstelle an, anschließend wird<br />
der Lkw ent und neu beladen. Dabei<br />
kontrolliert der „Checker“, wie der dafür<br />
zuständige Kollege von Berger genannt<br />
wird, das Leergut und vergleicht<br />
es mit den Angaben auf der Bestandsliste<br />
am PDA. Alles hat seine Richtigkeit,<br />
nach einer kurzen Kaffeepause<br />
kann es weitergehen.<br />
10.00 Uhr. Beim Spar in<br />
der Linzer Holzstraße stellt<br />
Berger hauptsächlich 6er<br />
Roller zu. „Für uns ist die Manipulation<br />
dieser Trollys ein bisschen aufwendiger<br />
(eine speziell konzipierte<br />
Adapterplatte nimmt vier Trollys auf;<br />
Anmerkung der Redaktion) als bei den<br />
Paletten, aber für den Handel sind sie<br />
ein großer Vorteil.Da ist kein Um oder<br />
Ausschlichten mehr notwendig, das<br />
System ist ideal für jede Art der Platzierung<br />
und Lagerung“, erklärt Berger.<br />
ein tag mit gerHard berger<br />
11.00 Uhr. Auch beim Eurospar<br />
in der Derfl inger Straße<br />
liefert Berger mehrheitlich<br />
6erRoller aus. Ein weiterer Vorteil<br />
dieses Systems ist die Platzersparnis<br />
beim Leergut. Ein voller Trolly beinhaltet<br />
fünf Trays mit jeweils sechs 6erTrägern,<br />
also insgesamt 180 Flaschen,<br />
während im selben System 200 Leerfl<br />
aschen Platz fi nden.<br />
12.00 Uhr. Nach 6 Stunden<br />
Fahrzeit muss Berger die<br />
gesetzlich vorgeschriebene<br />
Pause von einer halben Stunde einlegen.<br />
Die macht er im Aufenthaltsraum<br />
im Expeditbereich der Brauerei, wo es<br />
– selbstverständlich alkoholfreie – Getränke<br />
und Tiefkühlkost gibt. Wie funktioniert<br />
eigentlich die Entlohnung eines<br />
Bierführers? Berger: „Wir bekommen<br />
ein kollektivvertragliches Grundgehalt<br />
und dazu monatlich eine Hektoliterprämie.<br />
Außerdem stellt uns die Brauerei<br />
Tennisplatz, Fitnessraum und Sauna<br />
zur Verfügung.“<br />
12.30 Uhr. Auf geht’s zur dritten<br />
und letzten Tour des Tages.<br />
Die gesamte Lieferung,<br />
sieben Paletten und drei 6erRoller, geht<br />
an den Maximarkt am Bäckermühlweg<br />
in Linz/Wegscheid. Hier übernimmt<br />
Berger auch die Rolle des Hubstaplerfahrers,<br />
karrt emsig die bestellte Ware<br />
in den Lagerraum und transportiert das<br />
Leergut ab. BUÖGebietsleiter Peter Zehetner,<br />
der eben eingetroffen ist, zeigt<br />
sich mit den Absätzen zufrieden: „Zwei<br />
Mal wöchentlich wird der Maximarkt<br />
von uns beliefert.“ Berger hat inzwischen<br />
seinen Job erledigt. Jetzt muss<br />
er nur noch zurück in die Brauerei, sich<br />
vom „Checker“ das Leergut bestätigen<br />
lassen, um 14 Uhr ist Feierabend für<br />
heute.<br />
Category Club bier 2009 19
ÖSTERREICHS<br />
WaCHSTumSSIEgER<br />
Zipfer Märzen ist der Wachstumssieger am heimischen<br />
Biermarkt. Denn mit einem Plus von über 3 Millionen<br />
verkauften Flaschen seit 2006 wächst Österreichs Premium<br />
Märzen wie keine andere nationale Biersorte.<br />
Profitieren daher auch Sie von der stark steigenden<br />
Beliebtheit von Zipfer Märzen. So wird auch 2009 für Sie<br />
ein erfolgreiches Jahr – eben ein Jahr heller Freude.<br />
+ 3 mIo. FlaSCHEn<br />
2006 2007 2008<br />
Quelle: AC Nielsen, VK Menge, Gesamtjahre 2006, 2007 und 2008.