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Pfarrblatt Sommer 2013 - Pfarre Feldkirchen

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FeldKIRCHner Bote 3<br />

GEDANKEN ZUR ZEIT von<br />

<strong>Pfarre</strong>r Kurt Udermann<br />

„Blasmusikpop“ – ein religiöses Buch !?<br />

Ingeborg Bachmann schreibt in ihrem Gedicht<br />

„An die Sonne“: „Nichts Schöneres<br />

unter der Sonne, als unter der Sonne zu<br />

sein...“ Wenn wir uns zum zweckfreien Dasein<br />

unter der Sonne noch ein gutes Buch<br />

dazu denken, dann stimmen wir vielleicht<br />

Virginia Woolf zu, die einmal schrieb:<br />

„Manchmal denke ich, der Himmel besteht<br />

aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem<br />

Lesen.“<br />

Vor einiger Zeit tagte im Amthof das „Literarische<br />

Quintett“ zum Erstlingswerk „Blasmusikpop“<br />

der jungen Autorin Vea Kaiser.<br />

Für mich war es ein kurzweiliger, interessanter<br />

und vergnüglicher Abend. Immerhin<br />

stimmte das „Quintett“ überein, das Buch<br />

als „<strong>Sommer</strong>lektüre“ zu empfehlen.<br />

Meint „<strong>Sommer</strong>lektüre“ leichten Lesestoff,<br />

den man nach kurzem Eintauchen ins kühle<br />

Nass - ohne viel Nachdenken - wieder aufnehmen<br />

kann, weil er nicht tief geht? Vielleicht.<br />

Andererseits habe ich beim Lesen<br />

des „Blasmusikpop“ selten viel gelacht und<br />

war auch wieder sehr gerührt bei manchen<br />

Szenen. Mit dem liebevollen Blick einer genauen<br />

Beobachterin weist die Autorin auf<br />

Schwächen und Vorzüge sowohl der<br />

„Bergbarbaren“ als auch der „Zivilisierten“<br />

(Städter) hin. Nachdem ich das Ende des<br />

Buches erreichte – was ich übrigens sehr<br />

bedauerte, da ich gerne weiter gelesen<br />

hätte – gab es mir mehr zu denken als so<br />

manches „ernste“ Buch. In der Eröffnungsrunde<br />

bezeichnete ich „Blasmusikpop“ als<br />

ein „religiöses“ Buch. Das will ich jetzt begründen.<br />

Johannes Gerlitzen, einer der beiden Protagonisten,<br />

ist aufgrund unvorhergesehener<br />

Ereignisse (Arbeitsunfall, Bandwurm)<br />

seinem inneren Ruf, Arzt zu werden, gefolgt.<br />

Der entbehrungsreiche Weg zur Erreichung<br />

seines Zieles hat ihn in Einsamkeit<br />

und Isolation geführt. Das war offenbar ein<br />

notwendiger Schritt in seiner menschlichen<br />

Entwicklung. Allerdings konnte er sich aus<br />

seiner Absonderung nie wieder wirklich<br />

befreien, auch nicht bei der Beschäftigung<br />

mit seinem begabten Enkel. J. Gerlitzen<br />

blieb bis zum Schluss ein gebildeter, einsamer<br />

Individualist, der erst in der Katastrophe<br />

über sich selbst hinauswuchs. Befreiung<br />

(Erlösung) fand er, als er versuchte,<br />

seinem verhassten Nachbarn und mutmaßlichen<br />

Vater seiner Tochter das Leben zu<br />

retten.<br />

Johannes A. Irrwein, J. Gerlitzens Enkel,<br />

setzte sich auch schon früh von der Masse<br />

ab. Seine geistigen Fähigkeiten führten ihn<br />

einen besonders schmerzlichen Weg der<br />

Selbstwerdung. Er hat sich selbst zum<br />

hochmütigen Außenseiter gemacht und<br />

sich dabei verrannt. Bei der mündlichen<br />

Matura hat sich sein Mangel an Offenheit<br />

zur Katastrophe verdichtet. Sein Versuch,<br />

sich das Leben zu nehmen scheiterte. Aber<br />

immerhin dämmerte ihm, dass er das eigentlich<br />

Naheliegende ignoriert hatte. Er<br />

beschloss, sich der Erforschung der „Bergbarbaren“<br />

zu widmen. Nicht er selbst hat<br />

sich an den Haaren aus dem Sumpf gezogen,<br />

sondern sein Freund Peppi G., der Fußballer,<br />

der ihn zum Schriftführer des Fußballvereins<br />

vorschlug und ihn dadurch ins<br />

Dorfleben verstrickte.<br />

Aus der vermeintlichen Distanz des Forschers<br />

zum Forschungsgegenstand ist<br />

nichts geworden. Johannes hat sich den<br />

Wünschen der Dorfgemeinschaft nicht verweigert,<br />

sondern von ihr in Dienst nehmen<br />

lassen. Das Einlassen auf die Menschen<br />

hat ihm die Augen für die kostbare Freundschaft<br />

mit Peppi geöffnet. Er hat auch einen<br />

Blick bekommen für die Fähigkeiten der<br />

bislang verachteten „Bergbarbaren“, die<br />

besonders beim Ausrichten des Fußballfestes<br />

zur Geltung kamen. In seinem Verhältnis<br />

mit Simona lernte er, dass in Beziehungen<br />

nicht alles logisch abläuft und<br />

rational erklärbar ist. So wurde J. A. Irrwein<br />

aus seiner selbstgewählten Isolation durch<br />

das Sich-in-Dienst-nehmen-lassen von der<br />

Dorfgemeinschaft befreit. Die Mitglieder<br />

der „gerousia“ (Ältestenrat) haben sich<br />

ausschließlich nur verweigert. Sie sind die<br />

eigentlichen Blödmänner des Romans.<br />

Was ist daran religiös? Nach christlichem<br />

Menschenbild ist der Mensch Bild Gottes,<br />

ihm ähnlich. Diese Ähnlichkeit muss allerdings<br />

entfaltet werden. Wenn nun Gott kein<br />

einsamer, in sich ruhender, unbewegter<br />

Beweger ist, sondern Gemeinschaft und<br />

Austausch, Geben und Nehmen, dann erreicht<br />

der Mensch seine Bestimmung,<br />

wenn er ebenfalls in diesen Prozess des<br />

Gebens und Nehmens, des miteinander<br />

Teilens, des Austausches eintritt. Das Gegenteil<br />

wäre Kommunikationsverweigerung<br />

und Isolation. Weder extremer Individualismus<br />

noch extremer Kollektivismus<br />

führen zum Ziel. Ich glaube, die Autorin<br />

weist den Weg zwischen beiden Extremen<br />

und hat „nolens volens“ dem christlichen<br />

Gottes- und Menschenbild das Wort geredet.<br />

Am besten, Sie bilden sich selbst ein Urteil<br />

über „Blasmusikpop“. Diejenigen, die sich<br />

das „Sonnenanbeten“ verbieten, ermutige<br />

ich mit Horace Walpole zum Lesen dieses<br />

oder eines anderen Buches: „Auf dem Sofa<br />

liegen und einen guten Roman lesen ist ein<br />

Vorgeschmack der ewigen Seligkeit.“<br />

...hier spricht die<br />

FeldKirchenmaus<br />

Meine liabn Leit, es is soweit,<br />

hiaz is sie då, die Urlaubszeit.<br />

A Pause leg ma schnell noch ein,<br />

und a Ausflug soll a sein.<br />

Als Kirchnmaus vom Pfårrverbånd,<br />

nimm i die Såche in die Hånd.<br />

Am meistn tuats mir dabei taugn,<br />

in die Prospekte eine schaugn.<br />

Der Feuerberg, dås war mei Ziel,<br />

jå, weil durt erlebt man viel.<br />

Von der Gerlitzn, s' is bekånnt,<br />

siegt man eine schean ins Lånd.<br />

Im Ossiachersee noch bådn geahn,<br />

is ba der Hitz a namla schean.<br />

Am bestn war's mitn Pfårrbus fåhrn,<br />

da könnt man sicher wås daspårn.<br />

I wer den Plan hiaz fertig måchn,<br />

es muaß gelingan, s' war zan låchn.<br />

Zwa Monat nix tan tuat mir taugn,<br />

noacha wer ma weiterschaugn.<br />

Lei etwås tua i niederschreibn,<br />

wir wer ma nur in Kärntn bleibn.<br />

Dås werd jeder wohl versteahn,<br />

weil unser Landle is so schean.<br />

An liabn Gruaß von Haus zu Haus,<br />

schickt herzlichst, Eure Kirchnmaus!<br />

Maria Lueder- Scheiber

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