Verwertung von organischem Aushub - KSE Bern
Verwertung von organischem Aushub - KSE Bern
Verwertung von organischem Aushub - KSE Bern
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Merkblatt Bodenschutz<br />
<strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong><br />
Zweck<br />
Unverschmutzter organischer <strong>Aushub</strong> ist ein Wertstoff<br />
und gehört nicht in eine Deponie [1] . Dieses Merkblatt stützt<br />
sich auf die Richtlinien für Terrainveränderungen mit Materialzufuhr<br />
[5] und präzisiert den Fall für den organischen <strong>Aushub</strong>.<br />
Es liefert der Bauherrschaft, dem Grundeigentümer, dem Bewirtschafter<br />
und der Gemeindebehörde die notwendigen Informationen,<br />
um sauberen, organischen <strong>Aushub</strong> als Wertstoff in<br />
der Landwirtschaft oder im Naturschutz sinnvoll einzusetzen.<br />
Organischer <strong>Aushub</strong><br />
Organischer <strong>Aushub</strong> stammt aus ehemaligen Feuchtgebieten,<br />
in denen sich Moorböden bildeten. Er kommt als Schicht <strong>von</strong><br />
mehreren Dezimetern bis über 10 Metern vor. Organischer<br />
<strong>Aushub</strong> ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt und weist mindestens<br />
10 % organische Substanz auf. Material mit mehr als 30 %<br />
organischer Substanz wird als Torferde, solches mit 10–30 %<br />
wird als anmoorige Erde bezeichnet.<br />
Vorsicht<br />
Die unsachgemässe Verwendung <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong><br />
auf Landwirtschaftsböden kann zu übermässigen Mineralisierungsleistungen,<br />
Bodenverdichtungen [2] und unerwünschten<br />
Setzungen führen.<br />
In ehemaligen Torfstichen und auf anmoorigen Böden wurden<br />
zur Wiederauffüllung oder zur Erhöhung der Tragfähigkeit<br />
oft schadstoffhaltige Abfälle wie Bauschutt, Holz, aber auch<br />
Kehricht abgelagert. Neben den unerwünschten Fremdstoffen<br />
ist oft auch das organische Material selbst mit Schadstoffen<br />
belastet. Solches Material muss gesetzeskonform verbrannt<br />
oder in einer entsprechenden Deponie entsorgt werden [3] [4] .<br />
Bewilligungsverfahren<br />
Für die <strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong> ist eine Baubewilligung<br />
und/oder eine Gewässerschutzbewilligung erforderlich.<br />
Zuständig für die Baubewilligung sind die Gemeinden<br />
mit voller Baubewilligunskompetenz oder die Regierungsstatthalter<br />
[6] :<br />
• Sie verlangen <strong>von</strong> der Bauherrschaft die erforderlichen<br />
Abklärungen und Grundlagen gemäss nachstehendem<br />
Ablaufschema.<br />
• Sie leiten die Baugesuchsunterlagen den zuständigen<br />
kantonalen Fachstellen zur Beurteilung weiter.
Kantonsgebiete<br />
mit häufigen Vorkommen <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong><br />
Limpachtal<br />
Grosses Moos<br />
Gürbetal<br />
Vier Möglichkeiten zur<br />
<strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong> als Wertstoff<br />
1. Melioratives Überschütten<br />
eines landwirtschaftlich genutzten Moorbodens<br />
Ziel:<br />
Material:<br />
Auftrag:<br />
Zielfl äche:<br />
Verteilen:<br />
Düngung:<br />
Folgebewirtschaftung:<br />
Vergrössern der pfl anzennutzbaren Gründigkeit; Verzögern<br />
des Torfabbaus; erleichterte maschinelle Bewirtschaftung<br />
durch Ausgleich <strong>von</strong> kleinen Reliefunterschieden.<br />
Anmoorige Erde oder maschinell hergestelltes Gemisch aus<br />
Torferde und mineralischer Erde.<br />
Schüttmächtigkeit max. 60 cm. Das Mischungsverhältnis <strong>von</strong><br />
<strong>organischem</strong> und mineralischem Material ist material- und<br />
standortsabhängig festzulegen. Falls der Boden unter Grundnässe<br />
leidet, kann eine Kiesschlitzdrainage Abhilfe schaffen.<br />
Stoppelfeld oder Kunstwiese.<br />
In der Regel mit Raupenbagger auf den tragfähigen Boden<br />
auftragen.<br />
Die Zersetzung <strong>von</strong> kohlenstoffreichem Material kann zu<br />
einer Blockierung der Stickstoffversorgung führen. In solchen<br />
Fällen muss die Stickstoffdüngung angepasst werden.<br />
3 Jahre Kunstwiese und danach 2 Jahre Getreide (keine<br />
Hackfrüchte oder Mais). Einsatz bodenschonender Anbausysteme.<br />
Bodenprofi l: M. Müller SHL
2. Melioratives Überschütten<br />
eines mineralischen Ackerbodens<br />
Ziel:<br />
Material:<br />
Auftrag:<br />
Zielfl äche:<br />
Verteilen:<br />
Düngung:<br />
Folgebewirtschaftung:<br />
Vergrössern der pfl anzennutzbaren Gründigkeit <strong>von</strong> fl achgründigen<br />
Böden; erleichterte maschinelle Bewirtschaftung<br />
durch Ausgleich <strong>von</strong> kleinen Reliefunterschieden.<br />
Anmoorige Erde oder maschinell hergestelltes Gemisch aus<br />
Torf und mineralischer Erde. Das Mischungsverhältnis soll<br />
so eingestellt sein, dass der Humusgehalt nicht mehr als 5 %<br />
beträgt.<br />
Schüttmächtigkeit max. 60 cm.<br />
Stoppelfeld oder Kunstwiese.<br />
In der Regel mit Raupenbagger auf den tragfähigen Boden<br />
auftragen.<br />
Die Zersetzung <strong>von</strong> kohlenstoffreichem Material kann zu<br />
einer Blockierung der Stickstoffversorgung führen. In solchen<br />
Fällen muss die Stickstoffdüngung angepasst werden.<br />
3 Jahre Kunstwiese und danach 2 Jahre Getreide (keine<br />
Hackfrüchte oder Mais). Einsatz bodenschonender Anbausysteme.<br />
3. Oberflächennahes Verteilen<br />
auf mineralischem Ackerboden<br />
Ziel:<br />
Material:<br />
Auftrag:<br />
Zielfl äche:<br />
Verteilen:<br />
Düngung:<br />
Folgebewirtschaftung:<br />
Verbessern <strong>von</strong> Humusgehalt, Bodenstruktur und biologischer<br />
Aktivität durch Zufuhr <strong>von</strong> organischer Substanz.<br />
Torferde oder anmoorige Erde.<br />
Ca. 5 cm mächtig (lose).<br />
Stoppelfeld oder Kunstwiese.<br />
Mit breit bereiftem Kalkdüngerstreuer oder Mistzetter auf den<br />
tragfähigen Boden, Einarbeiten z.B. mit Grubber, Scheibenegge<br />
oder Spaten maschine, Tiefe 10 bis 15 cm.<br />
Anpassen der Folgedüngung an die mit dem organischen<br />
Material eingebrachte Nährstoffmenge.<br />
Keine besonderen Massnahmen notwendig.<br />
4. Einsatz im Naturschutzgebiet<br />
Ziel:<br />
Material:<br />
Auftrag:<br />
Verteilen:<br />
Düngung:<br />
Folgebewirtschaftung:<br />
Renaturieren <strong>von</strong> vorher abgebauten oder intensiv landwirtschaftlich<br />
genutzten Moorfl ächen.<br />
Torferde oder anmoorige Erde.<br />
Mächtigkeit in Abhängigkeit des Naturschutzziels.<br />
In der Regel mit Raupen- oder Seilbagger auf den tragfähigen<br />
Boden auftragen.<br />
Keine.<br />
Nach Vorgabe des Naturschutzes (meistens Initialpfl anzung<br />
spezieller Arten).
Checkliste<br />
zur <strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong><br />
<strong>Aushub</strong>material<br />
Haben Sie die Beschaffenheit des <strong>Aushub</strong>s abgeklärt?<br />
Besteht ein Verdacht auf erhöhte Schadstoffgehalte (Industriefl äche, Deponie)?<br />
Gibt es Bereiche, die mit Abfällen wie Holz, Bauschutt, Kehricht usw. verschmutzt sind?<br />
Wurden Menge und Qualität des organischen Materials bei der Baueingabe deklariert?<br />
Auftragsfläche<br />
Haben Sie im <strong>Verwertung</strong>skonzept die bodenkundlichen Eigenschaften der Zielfl äche aufgenommen?<br />
Sind die Vereinbarungen mit den Landeigentümern erstellt oder ist die Abnahme mit der<br />
<strong>Verwertung</strong>sstelle geregelt?<br />
Haben Sie die Folgebewirtschaftung auf der Landwirtschaftsfl äche mit dem Bewirtschafter<br />
vereinbart?<br />
Allgemein<br />
Haben Sie die Arbeitstechnik und die benötigten Geräte so ausgewählt, dass sowohl beim<br />
<strong>Aushub</strong> als auch beim Auftrag keine Schadverdichtungen oder Erosionsschäden entstehen?<br />
Haben Sie Ihr Bauprogramm so angepasst, dass Sie auf die Witterungsverhältnisse Rücksicht<br />
nehmen können (kein Arbeiten bei nassem Boden)?<br />
Haben Sie eine bodenkundliche Fachperson beigezogen?
Ablaufschema<br />
für die <strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong><br />
Ist der<br />
organische <strong>Aushub</strong> weder<br />
schadstoff belastet noch<br />
mit anderen Abfällen<br />
vermischt?<br />
nein<br />
• Verbrennung in KVA<br />
oder Entsorgung in Reaktordeponie<br />
Beurteilung durch das<br />
GSA<br />
ja<br />
Grössere Menge<br />
(>100 m 3 fest)?<br />
ja<br />
nein<br />
• <strong>Verwertung</strong> gemäss vorliegendem<br />
Merkblatt<br />
Beurteilung durch die<br />
Gemeinde im Rahmen<br />
des Bewilligungsverfahrens<br />
<strong>Verwertung</strong> in der<br />
Landwirtschaft oder im<br />
Naturschutz?<br />
ja<br />
nein<br />
• Verbrennung in KVA<br />
oder Entsorgung in Reaktordeponie<br />
Beurteilung durch das<br />
GSA<br />
• Entweder <strong>Verwertung</strong> gemäss vorliegendem<br />
Merkblatt mit detailliertem<br />
<strong>Verwertung</strong>skonzept:<br />
Beurteilung durch BSF, GSA, NSI<br />
und AGR (Zonen konformität)<br />
• oder Abgabe im Rahmen eines bereits<br />
bewilligten, regionalen <strong>Verwertung</strong>sprojekts<br />
Elemente des <strong>Verwertung</strong>skonzepts:<br />
– Ziel der <strong>Verwertung</strong><br />
– Menge und Qualität des <strong>Aushub</strong>s<br />
– Vereinbarung mit Landeigentümer<br />
– Charakterisierung des Standorts<br />
– Bodenkundliche Aufnahmen<br />
– Bauprogramm<br />
– Vorgesehene Arbeitstechnik<br />
– Pfl ichtenheft der Baubegleitung<br />
BSF<br />
GSA<br />
NSI<br />
AGR<br />
Bodenschutzfachstelle<br />
Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft<br />
Naturschutzinspektorat<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung
Gesetzliche Grundlagen und technische Anleitungen<br />
[1]<br />
Bundesgesetz über den Umweltschutz (USG) vom 7. Oktober 1983, SR 814.01.<br />
[2]<br />
Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) vom 1. Juli 1998, SR 814.12.<br />
[3]<br />
Wegleitung über die <strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong> ausgehobenem Boden (Wegleitung Bodenaushub),<br />
BUWAL, Dezember 2001.<br />
[4]<br />
Technische Verordnung über Abfälle (TVA) vom 10. Dezember 1990, SR 814.600.<br />
[5]<br />
Richtlinien für Terrainveränderungen mit Materialzufuhr (können im Internet heruntergeladen<br />
werden unter: http://www.bve.be.ch Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft<br />
Boden Erden Steine Richtlinien Weisungen Merkblätter).<br />
Kontakte Kanton <strong>Bern</strong><br />
Amt für Landwirtschaft und Natur<br />
Bodenschutzfachstelle<br />
Rütti, 3052 Zollikofen<br />
Telefon 031 910 53 30<br />
Fax 031 910 53 49<br />
Amt für Landwirtschaft und Natur<br />
Naturschutzinspektorat<br />
Herrengasse 22, 3011 <strong>Bern</strong><br />
Telefon 031 633 46 04<br />
Fax 031 633 53 13<br />
Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft<br />
Reiterstrasse 11, 3011 <strong>Bern</strong><br />
Telefon 031 633 39 60<br />
Fax 031 633 39 20<br />
Amt für Gemeinden und Raumordnung<br />
Nydeggasse 11/13, 3011 <strong>Bern</strong><br />
Telefon 031 633 77 70<br />
Fax 031 633 77 31<br />
[6]<br />
Welches Regierungsstatthalteramt für welche Gemeinde zuständig ist, kann auf<br />
www.be.ch/regierungsstatthalter festgestellt werden.<br />
Impressum / Herausgeber<br />
Bodenschutzfachstelle des Kantons <strong>Bern</strong> (2005)<br />
Amt für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft des Kantons <strong>Bern</strong><br />
Geotest AG, Zollikofen<br />
Gestaltung: aufdenpunkt.ch – Urs W. Flück, Langendorf<br />
Bezugsquelle<br />
Das Merkblatt «Bodenschutz: <strong>Verwertung</strong> <strong>von</strong> <strong>organischem</strong> <strong>Aushub</strong>» ist bei der Bodenschutzfachstelle<br />
erhältlich oder kann unter folgender Adresse kostenlos heruntergeladen werden:<br />
http://www.vol.be.ch Amt für Landwirtschaft und Natur Strukturverbesserungen und Produktion<br />
(ASP) Boden und Pfl anzenschutz Bodenschutz Informationen / Merkblätter.