85. Empirische Forschungsmethoden in der Zweit- und ... - Moodle 2
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<strong>85.</strong> <strong>Empirische</strong> <strong>Forschungsmethoden</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zweit</strong>- <strong>und</strong> Fremdsprachenerwerbsforschung 777<br />
keit von Forschung verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Softwareunterstützte qualitative Datenanalyse (z. B.<br />
mit ATLAS.ti, MAXQDA), die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Datendokumentation <strong>und</strong> Systematisierung<br />
von Kodierprozessen för<strong>der</strong>lich ist, wird seit e<strong>in</strong>igen Jahren verstärkt durchgeführt.<br />
6.3. Sprachwissenschatliche Analysen<br />
Zur Operationalisierung sprachbezogener Variablen (die <strong>in</strong> empirischen L2-Erwerbsstudien<br />
häufig die abhängige Variable darstellen) haben sprachwissenschaftliche Analyseverfahren<br />
e<strong>in</strong>en prom<strong>in</strong>enten Platz im datenanalytischen Spektrum sowohl quantitativer als<br />
auch qualitativer Forschung, wobei ganz unterschiedliche Verfahrensgruppen zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommen (vgl. Ellis <strong>und</strong> Barkhuizen 2005). L<strong>in</strong>guistische Fehleranalyse untersucht<br />
Typen <strong>und</strong> Ursachen von Abweichungen von <strong>der</strong> zielsprachlichen Norm. Interlanguage-<br />
Analysen erweitern den Fokus über den defizitären Ansatz <strong>der</strong> Fehleranalyse h<strong>in</strong>aus auf<br />
allgeme<strong>in</strong>e Merkmale von Lernersprachen, was zum Beispiel Lernerstrategien mit e<strong>in</strong>schließt<br />
(vgl. Larsen-Freeman <strong>und</strong> Long 1991: 5669). Mittels Profilanalyse (z. B. Grießhaber<br />
2006) werden L2-Sprecher anhand bestimmter l<strong>in</strong>guistischer Sprachstands<strong>in</strong>dikatoren,<br />
die <strong>in</strong>nerhalb nicht h<strong>in</strong>tergehbarer Erwerbssequenzen erworben werden müssen,<br />
auf unterschiedlichen Spracherwerbsstufen angesiedelt. Häufig arbeiten die genannten<br />
Methoden zusätzlich mit kontrastiven Sprachanalysen (vgl. Art. 52), um die Sprachdaten<br />
mehrsprachiger Probanden adäquater auswerten zu können.<br />
Neben auf spezifische Fragestellungen bezogenen Analysekategorien spielen l<strong>in</strong>guistische<br />
Maße, denen e<strong>in</strong>e Korrelation mit dem allgeme<strong>in</strong>en Sprachstand zugeschrieben<br />
wird, e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle. So werden im k<strong>in</strong>dlichen Spracherwerb beispielsweise die<br />
durchschnittliche Äußerungslänge (mean length of utterance, MLU) als Maß <strong>der</strong> morphosyntaktischen<br />
Komplexität o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Quotient aus types <strong>und</strong> token (Type-token-Relation,<br />
TTR) als Maß <strong>der</strong> lexikalischen Diversifizierung berechnet; die Zeit, die bei Plosiven<br />
zwischen Verschlusslösung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> Stimmbandschw<strong>in</strong>gung verstreicht (voice<br />
onset time, VOT), gilt als Indikator für den Grad <strong>der</strong> Bil<strong>in</strong>gualität von Sprechern.<br />
Diskursanalyse als fächerübergreifend e<strong>in</strong>gesetzte Methode untersucht darüber h<strong>in</strong>aus<br />
sprachliche Interaktionen zwischen L1- <strong>und</strong> L2-Sprechern o<strong>der</strong> zwischen L2-Sprechern,<br />
wobei beispielsweise Interaktionsmuster, soziale Rollen o<strong>der</strong> Reparatursequenzen im Fokus<br />
des Interesses stehen können (vgl. exemplarisch Henrici 1995).<br />
7. Ausblick<br />
<strong>Empirische</strong> <strong>Zweit</strong>- <strong>und</strong> Fremdsprachenforschung im Bereich DaF/DaZ hat trotz aller<br />
Fortschritte noch mit e<strong>in</strong>er Reihe von Unwägbarkeiten zu kämpfen: Längsschnittstudien<br />
s<strong>in</strong>d gegenüber Querschnittstudien unterrepräsentiert, was zum Teil auf die schwierige<br />
F<strong>in</strong>anzierung von Forschungsprojekten <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>geschränkte zeitliche Ressourcen im<br />
Rahmen von Qualifikationsprojekten von NachwuchswissenchaftlerInnen zurückzuführen<br />
ist. E<strong>in</strong>zelforschungen s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus häufig durch mangelnde Vergleichbarkeit<br />
<strong>und</strong> damit Komplementarität sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Methodologie als auch auf<br />
<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Untersuchungsgegenstände gekennzeichnet, die durch das Fehlen e<strong>in</strong>es<br />
allgeme<strong>in</strong> akzeptierten geme<strong>in</strong>samen Bezugsrahmens, aber auch durch die Komplexität