GB 3 - Druckstück 10.7.2012-rusc - farbig für HP - Evangelische ...
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Ende März besuchte ich die Katastrophenregion<br />
im Nordosten Japans, um<br />
nach Möglichkeiten zu suchen, wie wir<br />
den von Erdbeben, Tsunami und radioaktiver<br />
Verseuchung Betroffenen dort<br />
helfen können. Das größte, nach wie vor<br />
ungelöste Problem sind die Menschen,<br />
die ihre Heimat verloren haben. Es geht<br />
dabei nicht nur um den Verlust einer<br />
Wohnung oder eines Hauses. Bekanntlich<br />
sind ganze Orte unbewohnbar geworden.<br />
Japan: Leben im Container<br />
Der Stolz der Gegend waren einmal ihre<br />
Erdbeerfelder. Ich besuchte eine private<br />
Hilfsorganisation, die sich deshalb<br />
"Erdbeerchen" nennt. Sie betreibt eine<br />
"Suppenküche", in der die Obdachlosen<br />
eine warme Mahlzeit erhalten. Etwa<br />
zwanzig Kindergartenkinder nahmen gerade<br />
mit ihren Müttern und Betreuerinnen<br />
das Mittagessen ein. Sie wirkten fröhlich<br />
und ausgelassen.<br />
Nachdem ich letztes Jahr bereits die<br />
Stadt Ishinomaki besucht hatte, deren<br />
ufernahe Teile ebenso wie der von einem<br />
Fluss durchzogene Stadtkern weitgehend<br />
überflutet wurden, fuhr ich dieses Mal<br />
nach Watari, einem Ort mit 35.000 Einwohnern.<br />
Viele erinnern sich sicher noch<br />
an die Bilder eines Deiches, der überspült<br />
wurde, wobei Autos und Fischkutter mitgerissen<br />
wurden. Der Ortsteil Arahama<br />
(was nicht umsonst "Wilder Strand" bedeutet),<br />
wo sich dies zutrug, ist heute<br />
komplett verwüstet. Nur noch die Hausfundamente<br />
erinnern an die Tragödie.<br />
Einzig die erst vor wenigen Jahren erbaute<br />
Grundschule überstand die Flut; sie<br />
war auch als Zufluchtsort <strong>für</strong> diese Fälle<br />
entworfen worden. Heute steht sie aber<br />
leer: Nicht, weil sie baufällig wäre, sondern<br />
weil niemand mehr dort wohnen<br />
kann. Etwa ein Zehntel der Bewohner<br />
von Watari ist obdachlos geworden.<br />
Aber ein paar Schritte entfernt befinden<br />
sich die 560 Übergangswohnungen, die<br />
inzwischen auf Parkplätzen und anderen<br />
freien Flächen errichtet worden sind und<br />
in denen diese Kinder wohnen. Es handelt<br />
sich um Containerhäuser, die dicht<br />
an dicht stehen. Auf engstem Raum leben<br />
hier ganze Familien -- von kleinen<br />
Kindern bis zu Senioren. Intimität ist<br />
kaum möglich. Die Wohnungen haben<br />
keine Küche und kein Bad. Da<strong>für</strong> gibt es<br />
Gemeinschaftseinrichtungen, in denen<br />
man auch medizinische Geräte ausleihen<br />
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