03.11.2012 Aufrufe

Michael Schneider Die Göttliche Liturgie des heiligen und - Kath.de

Michael Schneider Die Göttliche Liturgie des heiligen und - Kath.de

Michael Schneider Die Göttliche Liturgie des heiligen und - Kath.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Daß die <strong>Liturgie</strong> Jerusalems einen so großen Einfluß ausübte, kam erst mit <strong>de</strong>r Zeit. Nach <strong>de</strong>r<br />

Zerstörung im Jahr 70 wur<strong>de</strong> die Be<strong>de</strong>utung Jerusalems für die weitere Entwicklung <strong>de</strong>r christ-<br />

lichen <strong>Liturgie</strong> zunächst geringer, erst unter Konstantin wuchs sie enorm an, beson<strong>de</strong>rs, als die<br />

7<br />

Stadt 325 durch das Konzil von Nikaia zu einem »Patriarchat« erklärt wur<strong>de</strong>. Unter Kaiser<br />

8<br />

Konstantin wird die gottesdienstliche Feier in Jerusalem prachtvoll ausgestaltet <strong>und</strong> das liturgische<br />

Erbe reich entfaltet, in<strong>de</strong>m die Heilsereignisse, wie die Pilgerin Egeria berichtet, an <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Orten <strong>und</strong> St<strong>und</strong>en <strong>de</strong>r biblischen Berichte festlich begangen wer<strong>de</strong>n. Der byzantinische Ritus<br />

übernimmt jetzt zahlreiche Impulse aus Jerusalem in <strong>de</strong>r Ausgestaltung <strong><strong>de</strong>s</strong> liturgischen Fest-<br />

kreises, <strong><strong>de</strong>s</strong> Kirchbaus <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Tagzeitenliturgie.<br />

Da die <strong>Liturgie</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>heiligen</strong> Jakobus recht lang ist, trat sie zunehmend in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>, so daß<br />

an<strong>de</strong>re <strong>Liturgie</strong>n an Be<strong>de</strong>utung gewannen. <strong>Die</strong> Polemik zwischen Monophysiten <strong>und</strong> Melkiten bis in<br />

das 11. Jh. hinein dürfte dazu beigetragen haben, daß die traditionellen <strong>Liturgie</strong>n von Antiochien,<br />

Jerusalem <strong>und</strong> Alexandrien aufgegeben wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> man sich ganz <strong>de</strong>r byzantinischen Tradition,<br />

speziell <strong>de</strong>r Chrysostomus-<strong>Liturgie</strong> zuwandte. Es bestehen zu<strong>de</strong>m reiche Beeinflussungen <strong>und</strong><br />

Verbindungen zur Basilius-<strong>Liturgie</strong>, auf je<strong>de</strong>n Fall hat die Jakobus-<strong>Liturgie</strong> diese beeinflußt, wie es<br />

auch Einflüsse aus <strong>de</strong>r Basilius-<strong>Liturgie</strong> gibt, nicht zuletzt in ihrer ausgeprägten Theologie <strong><strong>de</strong>s</strong> Hei-<br />

ligen Geistes.<br />

Mit <strong>de</strong>m 12. Jahrh<strong>und</strong>ert muß Jerusalem seine liturgische Eigenständigkeit aufgeben <strong>und</strong> geht in<br />

<strong>de</strong>r byzantinischen <strong>Liturgie</strong>familie auf, <strong>de</strong>ren Gr<strong>und</strong>typ sich für die Zukunft zunehmend in <strong>de</strong>r Chry-<br />

sostomus-<strong>Liturgie</strong> kristallisiert; die Jakobus-<strong>Liturgie</strong> gerät in Vergessenheit (spätestens ab dieser<br />

Zeit. Neuerdings kommt <strong>de</strong>r Jakobus-<strong>Liturgie</strong> in Jerusalem <strong>und</strong> Galiläa eine neue Be<strong>de</strong>utung zu. <strong>Die</strong><br />

Lima-<strong>Liturgie</strong> ist von ihr beeinflußt. 9<br />

7<br />

8<br />

9<br />

1. Zur Person <strong><strong>de</strong>s</strong> »Jakobus«<br />

Über die Zeit nach <strong>de</strong>r Auferstehung <strong>und</strong> Himmelfahrt <strong><strong>de</strong>s</strong> Herrn heißt es in <strong>de</strong>r Apostelgeschichte:<br />

»Sie hielten an <strong>de</strong>r Lehre <strong>de</strong>r Apostel fest <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Gemeinschaft, am Brechen <strong><strong>de</strong>s</strong> Brotes <strong>und</strong> an<br />

<strong>de</strong>n Gebeten« (Apg 2,42). An Pfingsten wird die junge Gemein<strong>de</strong> in Jerusalem zur Urzelle <strong>de</strong>r gan-<br />

zen Christenheit. Ihr erster Bischof ist Jakobus.<br />

In <strong>de</strong>n syrischen Kirchen ist es eine immer wie<strong>de</strong>r zitierte Tradition, daß »Jakobus« <strong>de</strong>r Autor <strong>de</strong>r<br />

nach ihm benannten <strong>Liturgie</strong> ist, doch ist nicht gleich klar, wer mit diesem Namen gemeint ist. Das<br />

Neue Testament überliefert uns <strong>de</strong>n Namen <strong><strong>de</strong>s</strong> Jakobus Zebedaeus, <strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r »Ältere« genannt<br />

Wenn auch »unbescha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Vorrechte <strong><strong>de</strong>s</strong> Metropoliten von Kaisareia«, wie es im 7. Kanon heißt.<br />

Vgl. hierzu C. García <strong>de</strong>l Valle, Jerusalém. Un siglo <strong>de</strong> oro <strong>de</strong> vida liturgica, Madrid 1968; H. Busse/G. Kretschmar, Jerusalemer<br />

Heiligtumstradionen in altkirchlicher <strong>und</strong> frühislamischer Zeit. Wiesba<strong>de</strong>n 1987; J.F. Baldovin, Liturgy in Ancient Jerusalem.<br />

Bramcote 1989.<br />

So <strong>de</strong>r Redaktor <strong>de</strong>r Lima-<strong>Liturgie</strong> über die Epiklese: Max Thurian, in: Ökumenische Perspektiven von Taufe, Eucharistie <strong>und</strong> Amt.<br />

Hrsg. von M. Thurian, Frankfurt-Pa<strong>de</strong>rborn 1983, 217f.; auch H.-J. Schulz, in: Gottesdienst 18 (1984) 1-4.<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!