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4. Sonntag im Jahreskreis A – 2008 Mt 5,1-12a: Die ...

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Liebe Schwestern und Brüder,<br />

<strong>4.</strong> <strong>Sonntag</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahreskreis</strong> A <strong>–</strong> <strong>2008</strong><br />

<strong>Mt</strong> 5,1-<strong>12a</strong>: <strong>Die</strong> Seligpreisungen<br />

wenn ich mir wie in den letzten Tagen wieder etwas Zeit nehme, um die<br />

Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu zu betrachten, dann merke ich dabei <strong>im</strong>mer<br />

wieder, dass mit diesen Worten zwei Erinnerungen verbunden sind:<br />

<strong>Die</strong> erste hat damit zu tun, dass ich in meiner Kaplanszeit am Frankfurter Dom <strong>im</strong><br />

evangelischen Hospital für Palliativmedizin, das größtenteils wie ein Hospiz arbeitet,<br />

längere Zeit mit einer Patientin zu tun hatte, die auf den Tod zuging. Sie war durch<br />

eine Krankheit schwer gezeichnet, die ihr das Sprechen unmöglich machte. Das tat<br />

der Verständigung aber keinen Abbruch: Sie schreib munter alles nieder. Sie, Mitte<br />

fünfzig, wollte wieder in die Kirche eintreten; die Zeit ihrer Krankheit hatte sie über<br />

vieles nachdenken lassen und ihr gezeigt, was wirklich für sie wichtig war. Sie<br />

berichtete von ihrem Leben, von vielem Auf und Ab, von der Hölle einer ersten Ehe,<br />

aus der sie sich befreien konnte, von der Liebe ihres neuen Mannes, der ihr wirklich<br />

ein Begleiter und Weggefährte war. <strong>Die</strong> Monate unserer Begegnung waren von einer<br />

eigenartigen Dichte: Nach einer anfänglichen Scheu meinerseits wurde der Umgang<br />

<strong>im</strong>mer natürlicher, fast alltäglich, nein: vor allem ehrlich! Als das Ende ihres Lebens<br />

sich <strong>im</strong>mer deutlicher abzeichnete, bat sie mich eines Tages <strong>im</strong> Beisein ihres<br />

Mannes, dann, wenn es einmal soweit sein würde, die Traueransprache zu halten<br />

und die Beerdigung vorzunehmen. Und zu meiner Überraschung suchte sie sich<br />

selbst dafür als Schrifttext die Seligpreisungen aus! Für sie nicht einfach Trost,<br />

sondern <strong>–</strong> so schrieb sie es auf <strong>–</strong> eine tiefe Wahrheit!<br />

Dr. Robert Nandkisore, Januar <strong>2008</strong>


<strong>Die</strong> zweite Erinnerung ist mit meinem letzten Sommerurlaub in Israel verbunden: <strong>Die</strong><br />

Tage in Galiläa waren besonders eindrucksvoll: Das Werben Jesu um seine ersten<br />

Jünger, seine Worte an den Orten zu hören und zu lesen, wo sie zuerst gesprochen<br />

wurden. Das ging mir unter die Haut: „Selig seid ihr“ <strong>–</strong> hier hat er’s gesagt! Worum<br />

ging es da? Einfach darum, Menschen zu locken, die Jünger an sich zu binden? Mit<br />

solchen Worten, mit einem solchen Programm? Nein, Er hat von sich gesprochen:<br />

ER hat seinen Weg beschrieben, den Weg des Armen, des Sanftmütigen, des<br />

Gewaltlosen, des Hungrigen, der bei all dem eben nicht auf der Strecke bleibt. Jesus<br />

wirbt mit einem Programm, das er selbst durch sein eigenes Leben abdeckt! Jesus<br />

wirbt mit seinem Leben, deshalb heißt es ja auch in der letzten Seligpreisung: „Selig<br />

sind die, die um meinetwillen besch<strong>im</strong>pft werden!“ Er lädt ein, so zu leben, wie Er es<br />

tut.<br />

Das konnten die Jünger und die Zuhörer damals nicht wissen. Wir aber <strong>–</strong> da geht es<br />

uns besser.<br />

Wir stehen <strong>im</strong>mer wieder in Gefahr, die Seligpreisungen zu einem Sozialprogramm<br />

zu machen. So wichtig es ist, dass gerade auch für uns Christen die Benachteiligten<br />

in den Blick kommen <strong>–</strong> die ersten Christen gehörten selbst ja auch zu dieser Gruppe<br />

<strong>–</strong> so ist damit das wirklich Befreiende und Frohmachende dieses Evangeliums nicht<br />

<strong>im</strong> Blick. Es geht nicht um ein Tun, es geht um eine Haltung. Verzichte ich in meinem<br />

Leben darauf, mein „Recht“ durchzusetzen, es dem Gegner mit gleicher Münze<br />

he<strong>im</strong>zuzahlen, meine Traurigkeit zu betäuben? <strong>Die</strong> Frau <strong>im</strong> Hospiz hat am Ende<br />

ihres Lebens etwas erfahren, das sie hat glücklich sein lassen <strong>–</strong> gerade auch <strong>im</strong><br />

Wissen um den nahen Tod.<br />

Am See von Galiläa, an dem der Berg der Seligpreisungen liegt, spürte ich etwas<br />

von der Faszination der Person, die zwischen den Buchstaben der Seligpreisungen<br />

Dr. Robert Nandkisore, Januar <strong>2008</strong>


zu einem Leben lockt, das Er vorgelebt hat. Und hier, jetzt am Altar, tut Er es wieder<br />

<strong>–</strong> wenn wir es denn hören wollen. Amen.<br />

Dr. Robert Nandkisore, Januar <strong>2008</strong>


Fürbitten<br />

Allmächtiger Gott, in Deinem Sohn schenkst Du uns die Gewissheit<br />

Deiner Nähe, gerade da, wo wir arm sind. Wir bitten Dich:<br />

- Für die Armen, die Besitzlosen, die Hilflosen, die Machtlosen.<br />

(Wir bitten Dich, erhöre uns)<br />

- Für die Trauernden, die Verzweifelten, die Einsamen und Verlassenen.<br />

- Für die Gewaltlosen, die Rechtlosen, die Verlierer und Gescheiterten.<br />

- Für die Hungernden, die Süchtigen, die Sehnsüchtigen, die<br />

Suchenden.<br />

- Für die Barmherzigen, die Verzeihenden, die Helfenden, die<br />

Liebenden.<br />

- Für die, die sich von Deiner Liebe in die Nachfolge Deines Sohnes<br />

rufen lassen.<br />

- Für die Verfolgten, die Gehetzten, die Kranken, die Toten.<br />

Lass uns darüber jubeln, Deine Söhne und Töchter zu sein, der Du<br />

uns rufst in die Gemeinschaft mit Deinem Sohn und dem Heiligen<br />

Geist, jetzt in alle Ewigkeit. Amen.<br />

Dr. Robert Nandkisore, Januar <strong>2008</strong>

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