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L i t e r a t u r / /<br />

„ B E I M I R G R E I F T A L L E S I N E I N A N D E R , L E K T Ü R E ,<br />

R E I S E N U N D S E M I N A R B I L D E N E I N E E I N H E I T. “<br />

E R N S T M Ü L L E R S C H L Ä G T B R Ü C K E N<br />

Z W I S C H E N F I K T I O N U N D R E A L I T Ä T<br />

Ernst Müller kommt zum Gespräch, wie man ihn kennt. Ruhigen Schrittes,<br />

unaufgeregt, zugewandt. Und erzählt von Goethes letzter Liebe, mit der er sich<br />

gerade beschäftigt. „Zum Abschluss des Seminars geht es um Martin Walsers<br />

literarische Adaption der Marienbader Elegie“, sagt Ernst Müller. Aus seiner liebenswürdigen<br />

Erklärung geht gleich zweierlei hervor – profunde Kenntnisse und<br />

Talent zur Vermittlung derselben sind ihm eigen. „Literatur ist ein großes Hobby<br />

von mir“, sagt er, „Mein Beruf ist der Journalismus.“<br />

Es hätte auch anders herum kommen können – wichtig ist ihm das Gleichgewicht.<br />

„Ich mag keine Extreme“, sagt er mit seinem charakteristischen kleinen Lachen.<br />

Und so schreibt er für ein Krefelder Blatt und unterrichtet an der Volkshochschule<br />

in Kempen. Wenn er als Lokaljournalist unterwegs ist, erfahre er immer etwas<br />

Neues: „Das finde ich sehr spannend – morgens die Kaninchenzüchter mit ihren<br />

Spezialkenntnissen und nachmittags der Stadtrat mit seinen politischen Entscheidungen.“<br />

Als Journalist und auch als Pädagoge kann Ernst Müller, Jahrgang<br />

1961, von den Früchten seiner „unstillbaren Neugier“ anderen reichlich abgeben.<br />

In informativen Artikeln, in anschaulichen Vorträgen, in gemeinsamer Lektüre.<br />

„Klassiker wiederentdeckt“ heißt beispielsweise die Seminarreihe, die mit Friedrich<br />

Schiller begann und schon fast 25 Jahre fortläuft. Aber auch weniger bekannte<br />

Schriftsteller hat er vorgestellt: „Ich habe auch Freude an unbekannten Dichtern“.<br />

Oder an unbekannten Werken.<br />

K R - O N E / / 3 2<br />

In seiner Heimatstadt Kempen findet Müller in einem Antiquariat einen Ritterroman<br />

des Märchendichters Hauff. Er vertieft sich und macht sich auf die Reise zur Burg<br />

Lichtenstein im Schwäbischen. Die nicht etwa Vorbild für den Roman war, sondern<br />

von einem Herzog Ulrich im Jahr 1840, erst nach der Lektüre, errichtet wurde.<br />

Fankultur im 19. Jahrhundert. Fotos von seiner Entdeckung zeigt Müller im Kursus:<br />

„Bei mir greift alles ineinander“, sagt er, „Lektüre, Reisen und Seminar bilden<br />

eine Einheit.“ Und so ist er auch auf die Idee gekommen, seine Überlegungen in<br />

einem Manuskript zusammen zu führen. Als es fertig war, sandte er es einem Verlag.<br />

Das Konzept gefiel sofort. Herausgekommen ist ein Buch wie ein Brückenschlag.<br />

Es verbindet zwei Genres: Die Reflexion über Leben und Werk des Dichters<br />

verschränkt sich mit einer kleinen Reiselektüre. „Auf den Spuren deutscher<br />

Dichter. Ein literarischer Reisebegleiter“ erschien 2012 und steht in der internen<br />

Verlagsliste auf Platz sieben der bestverkauften Bücher. „Darauf bin ich stolz“,<br />

sagt Müller, der sonst nicht zu Eitelkeit neigt.<br />

So mancher der Dichter in seinem Buch zählt zu den Romantikern, die Ernst Müller<br />

sehr mag: „An ihnen schätze ich die menschliche Wärme.“ Und außerdem sieht<br />

er in ihnen eine Generation von Schriftstellern, die erkannt haben: „Nichts ist so,<br />

wie es scheint. Die Romantiker nennen es die ‚Nachtseite der Natur‘.“ //cs<br />

In der Reihe Literatur im Club trägt Ernst Müller trägt am 20. Juni in der Mediothek<br />

aus seinem Buch vor und zeigt dazu Fotografien. Von 18 bis 19.30 Uhr. Ernst<br />

Müller: Auf den Spuren deutscher Dichter. Ein literarischer Reisebegleiter.<br />

Darmstadt 2012. 19,90 Euro, ISBN, 978-3-650-24939-5

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