Pax Christi-Frauenwochenende - Navid Kermani
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8 <strong>Pax</strong>pOSt<br />
Klasse 9 a ließen Anne Frank in ihrem Tagebuch<br />
zu Wort kommen und brachten im Dialog mit den<br />
Texten der jungen Jüdin zum Ausdruck, was junge<br />
Menschen beim Lesen der Erinnerungen berührt.<br />
Die Bronzefigur zeigt Anne Frank auf einer Bank<br />
sitzend. Schüler, Lehrer und Besucher "ihrer" Schule<br />
haben die Möglichkeit, sich neben ihr niederzulassen.<br />
Und es wird künftig in der Anne-Frank-<br />
Schule kein Schulalltag ohne Begegnung mit der<br />
Namensgeberin und ihrem grauenvollen Schicksal<br />
während des Naziregimes vergehen.<br />
Willy Rave, Meppen<br />
Vorstehender Artikel erschien am 9. Mai 2006<br />
in der Meppener Tagespost<br />
Zu jedem Stein eine Geschichte<br />
Das Ehepaar Focken engagiert sich in Meppen für den jüdischen Friedhof und für „Stolpersteine"<br />
Seit Jahrzehnten engagiert sich das Meppener<br />
Ehepaar Enno und Erika Focken in der Friedensund<br />
Flüchtlingsarbeit. Die <strong>Pax</strong>-<strong>Christi</strong>-Mitglieder<br />
kümmern sich um den jüdischen Friedhof und<br />
wollen jetzt in Meppen gern „Stolpersteine“ gegen<br />
das Vergessen legen.<br />
„Sie möchten über uns<br />
berichten? Dann aber nicht<br />
Zuhause auf dem Sofa. Das<br />
passt nicht“, sagt Erika<br />
Focken (78) bei der ersten<br />
Anfrage dieser Zeitung. Und<br />
schlägt deshalb einen<br />
Termin auf dem jüdischen<br />
Friedhof in Meppen nahe<br />
der Riedemannstraße vor.<br />
Die Begräbnisstätte liegt ihr<br />
und ihrem Ehemann Enno<br />
(81) am Herzen. Zu dem<br />
Treffen haben sie eine<br />
Handvoll kleiner Kiesel<br />
mitgebracht. Mit einer<br />
schützenden Geste legen<br />
die Eheleute sie auf einige<br />
Gräber: ein alter Brauch, der<br />
an den Marsch der Juden<br />
von Ägypten nach Israel<br />
erinnert. In Meppen zeigt<br />
das schlichte Symbol, dass<br />
diese Menschen nicht<br />
vergessen sind.<br />
Viele Informationen über Meppener Juden<br />
gesammelt, m indestens einmal pro Woche schaut<br />
das Ehepaar auf dem von hohen Eichen<br />
überschatteten Friedhof nach dem Rechten.<br />
Sammelt Müll auf, sorgt für Ordnung – erklärt<br />
zuweilen Besuchern, dass der Ort kein<br />
„Dackelausführplatz“ ist. „Eigentlich wäre es schön,<br />
wenn eine Schule die Patenschaft übernehmen<br />
könnte“, sagt Erika Focken leise. „Aber das ist uns<br />
bisher leider nicht gelungen.“<br />
Dabei führt das Ehepaar hin und wieder Kinder und<br />
Jugendliche über das sanft gewellte Areal, das sich<br />
trotz der nahen Eisenhütte seine ruhige<br />
Atmosphäre bewahrt hat. „Wir könnten zu jedem<br />
der Grabsteine eine Geschichte erzählen“, sagt<br />
Erika Focken. Über die Jahre hat das Ehepaar so<br />
viele Informationen über Meppener Juden<br />
gesammelt, dass sie damit eine Ausstellung<br />
bestücken können. Zum Beispiel über Alma Cohen,<br />
den „Engel vom Domhof“ oder die Geschwister<br />
Alexander: „Der eine Junge ist ertrunken, der<br />
Enno und Erika Focken auf dem jüdischen Friedhof in Meppen<br />
andere an Lungenentzündung gestorben.“ Und<br />
natürlich wissen sie viel über das Schicksal jener<br />
Männer, Frauen und Kinder, die in<br />
Konzentrationslagern ermordet worden sind.<br />
So bekommen die Namen auf den Grabsteinen ein<br />
Gesicht. 20 Monumente stehen noch auf der<br />
schmalen Düne. Aber 70 bis 80 sind nach<br />
Schätzungen der Fockens verschwunden oder<br />
zerstört. „Auf keinem anderen jüdischen Friedhof<br />
haben die Nazis im Emsland so gewütet wie hier.“<br />
Beiden ist wichtig, die Erinnerung an das<br />
Geschehene wachzuhalten – nicht als stetige<br />
Anklage, sondern im Respekt an die Toten und als<br />
Auftrag an die Gegenwart. Deshalb begrüßen die<br />
Focken den Aufbau der Gedenkstätte beim