Relationship Marketing
Das Management von Kundenbeziehungen
Das Management von Kundenbeziehungen
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ment<br />
2011<br />
<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
Das Management von Kundenbeziehungen<br />
von Alexander Iliasa<br />
Alexander Iliasa – Matrikelnummer 212528 - 8. Semester<br />
Corporate Communication<br />
bei Prof. Dr. Kiefer<br />
FOM Hochschule für Oekonomie und Management<br />
Düsseldorf , den 29.09.2011
2<br />
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ÜBER DAS SELBSTÄNDIGE VERFAS-<br />
SEN DER VORLIEGENDEN SEMINARARBEIT:<br />
Ich versichere, dass ich die vorliegende Seminararbeit selbständig verfasst und keine<br />
anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die mit dem Wortlaut<br />
oder dem Sinn nach anderen Texten entnommen sind, wurden unter Angabe der<br />
Quellen und nach den üblichen Regeln des wissenschaftlichen Zitierens nachgewiesen.<br />
Dies gilt auch für eventuelle Zeichnungen, bildliche Darstellungen, Skizzen, Tabellen<br />
und dergleichen. Mir ist bewusst, dass wahrheitswidrige Angaben als Täuschungsversuch<br />
behandelt werden.<br />
Düsseldorf, den 29.09.2011<br />
Alexander Iliasa
3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung Seite<br />
1.1 Problemstellung 4<br />
1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit 4<br />
2. Konzeptionierung des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
2.1 Grobkonzept „<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>“ 5<br />
2.2 Lebenszykluskonzept als Ausgangspunkt 5<br />
2.3 Erfolgskettenkonzept 6<br />
3. Phasen des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
3.1 Analysephase 7<br />
3.2 Strategische Ausrichtungsphase 8<br />
3.3 Operative Einsatzphase 9<br />
3.4 Implementierungsphase 10<br />
3.5 Kontrollphase 11<br />
4. Student-Consulting-Projekt (SCP): Starbucks 12<br />
5. Fazit 13<br />
Literaturverzeichnis 14
4<br />
1. Einleitung<br />
1.1 Problemstellung<br />
Bereits seit den 1990er Jahren gehen Unternehmen vermehrt dazu über, ihre Aktivitäten<br />
an den individuellen Bedürfnissen des Kunden auszurichten, um sich nachhaltig vom<br />
Wettbewerb abzugrenzen. Desweiteren liegt diese Entwicklung in der zunehmenden<br />
Heterogenität der Kundenerwartungen einerseits und in der wachsenden Homogenität<br />
des globalen Leistungsangebotes andererseits begründet. Das dritte Jahrtausend hat<br />
diese Notwendigkeit mit der Schaffung des Hyperwettbewerbs nochmals intensiviert. In<br />
diesem Wettbewerbsumfeld treten, u.a. wegen der Globalisierung und der digitalen<br />
Vernetzung, auf regionalen Märkten internationale Anbieter an und verschärfen die<br />
Konkurrenzsituation. Daher gilt es besonders in der <strong>Marketing</strong>praxis, mit einem beziehungsorientierten,<br />
längerfristigen Ansatz Erlössteigerungs- und Kostensenkungspotenziale<br />
zu realisieren und die Abkehr von einem rein transaktionsorientiertem <strong>Marketing</strong><br />
zu initiieren und erfolgreich zu bewältigen. Das Konzept des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
versucht diesen Anforderungen gerecht zu werden.<br />
1.2 Zielsetzung und Gang der Arbeit<br />
Diese Seminararbeit handelt von der Thematik des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> und hat die<br />
Zielsetzung, die inhaltlich entscheidenden Aspekte des Managements von Kundenbeziehungen<br />
kompakt darzustellen und punktuell näher zu erläutern. Desweiteren versucht<br />
sich diese Arbeit in der Herstellung eines praktischen Bezugs. Im Detail befasst sich das<br />
zweite Kapitel mit dem Grobkonzept des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> und beschreibt die<br />
Basiskonzepte des Lebenszyklus und der Erfolgskette. Das dritte Kapitel widmet sich<br />
den fünf Phasen des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>, um den Leitfaden dieses Konzeptes zu<br />
vervollständigen. Im Rahmen eines Student Consulting-Projektes wird im vierten Kapitel<br />
ein Praxisbeispiel über die Firma Starbucks herangezogen. Die Bemühung um ein<br />
angemessenes Fazit erfolgt im fünften und letzten Kapitel. Die Ausarbeitung dieses<br />
Textes bedient sich als Basisliteratur des Buches <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> von Prof. Dr.<br />
Manfred Bruhn, welches 2009 in zweiter Auflage in München erschienen ist.
5<br />
2. Konzeptionierung des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
2.1 Grobkonzept „<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>“<br />
Das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> befasst sich mit dem Aufbau und der Steuerung von Kundenbeziehungen.<br />
Im Gegensatz dazu liegt der Fokus beim weitverbreiteten, transaktionsorientierten<br />
<strong>Marketing</strong> in der Anbahnung einzelner Transaktionen mit dem Kunden.<br />
Genauer definiert umfasst das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> jegliche Aktivitäten „der Analyse,<br />
Planung, Durchführung und Kontrolle, die der Initiierung, Stabilisierung, Intensivierung<br />
und Wiederaufnahme sowie gegebenenfalls der Beendigung von Geschäftsbeziehungen<br />
zu den [...] Kunden des Unternehmens mit dem Ziel des gegenseitigen Nutzens<br />
dienen.“ 1<br />
Dieses Konzept stellt folglich die Kundenbeziehungen in den Mittelpunkt aller Betrachtungen<br />
und hat es zum Ziel, diese entlang der „Loyalty Ladder“ (Treue-Leiter) zu festigen<br />
und weiterzuentwickeln. Diese Treue-Leiter beinhaltet fünf aufeinander bauende<br />
Stadien von Kundenbeziehungen, beginnend mit dem potenziellen Kunden („prospect“)<br />
und endend mit dem Stadium eines gewonnenen Verfechters („advocate“). 2<br />
Desweiteren können mit diesem integrierten Ansatz sämtliche <strong>Marketing</strong>maßnahmen<br />
eines Unternehmens zusammengefasst werden. Hinsichtlich der Betrachtungsfristigkeit<br />
hat das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> einen langfristigen Charakter. 3<br />
2.2 Lebenszykluskonzept als Ausgangspunkt<br />
Kundenbeziehungen durchlaufen unterschiedliche Phasen und sind durch einen dynamischen<br />
Charakter geprägt. Die Darstellung und Analyse dieser Phasen erfordert eine fundierte<br />
Differenzierung. Hier bietet sich das Lebenszykluskonzept als Basis für die Modellierung<br />
relevanter Lebenszyklen für das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> an.<br />
„[Bei] dem Lebenszykluskonzept werden die Konsumenten danach unterschieden, in<br />
welcher Lebensphase sie sich befinden. Die Lebensphasen werden mit Hilfe von mehreren<br />
soziodemografischen Variablen definiert.“ 4<br />
1 siehe und vgl. Bruhn, M. (2009), S.10.<br />
2 vgl. Gummesson, E. (2002), S.17f.<br />
3 vgl. Bruhn, M. (2009), S.12ff.<br />
4 siehe Müller-Hagedorn, L. (2002), S.82.
6<br />
Die Kundenorientierung des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> erfordert die Übertragung des Lebenszykluskonzeptes<br />
auf die Entwicklung von Kundenbeziehungen. Demzufolge ergeben<br />
sich die drei relevanten Lebenszyklen „Kundenlebenszyklus“, „Kundenepisodenzyklus“<br />
und „Kundenbeziehungszyklus“. 5<br />
Der Kundenlebenszyklus wird der Tatsache gerecht, dass Kunden zu verschiedenen<br />
Lebenszeitpunkten spezifische Präferenzen haben. Diese können sich nach deren biologischem<br />
Alter orientieren (Kundenalterszyklus) oder nach deren Lebensphasen (Kundenlebensphasenzyklus).<br />
So kann beispielsweise ein Konsument aufgrund seines Alters<br />
an hochwertigen Pflegeprodukten interessiert sein und gleichzeitig Nachfrager von Babyprodukten<br />
sein, da er sich in der Lebensphase „Junge Familie“ befindet. 6<br />
Auch aus dem Kundenepisodenzyklus lassen sich für das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> relevante<br />
Implikationen ableiten. Idealtypisch kann z.B. angenommen werden, dass ein<br />
PKW-Käufer nach bestimmten Intervallen einen Bedarf an professionellen Wartungsarbeiten<br />
hat bzw. gesetzlich dazu verpflichtet ist. 7<br />
Der Kundenbeziehungszyklus befasst sich mit voraussichtlichen Ereignissen im Zeitraffer<br />
einer Kundenbeziehung. Im Allgemeinen werden Kundenbeziehungen in die drei<br />
Kernphasen der Kundenakquisition, Kundenbindung und der Kundenrückgewinnung<br />
unterteilt. Diese Phasen geben Auskunft über die idealtypische Intensität der Kundenbeziehung<br />
und über die situativen, kunden- und unternehmensbezogenen Merkmale. 8<br />
2.3 Erfolgskettenkonzept<br />
Erfolgsketten stellen eine Strukturierung von relevanten Faktoren der Kundenbeziehungen<br />
aus Nachfrager- und Anbietersicht dar. Dieser Ansatz verfolgt die inhaltliche Verknüpfung<br />
von im Zusammenhang stehenden Variablen. Empirische Beziehungsanalysen<br />
aus dem Bereich der Unternehmens- und Markenkommunikation bekräftigen, dass<br />
insbesondere die Kundenbindung dem Anbieter eine hohe Einflussnahme gewährt.<br />
In ihrer Grundstruktur besteht eine Erfolgskette aus den vier Gliedern „Unternehmensaktivitäten<br />
als Input“, „Psychologische Wirkungen beim Kunden“, „Verhaltenswirkungen<br />
beim Kunden“ und „Ökonomischer Unternehmenserfolg als Output“. Mit Hilfe<br />
5 vgl. Bruhn, M. (2009), S.53f.<br />
6 vgl. Bruhn, M. (2009), S.54ff.<br />
7 vgl. Bruhn, M. (2009), S.58.<br />
8 vgl. Bruhn, M. (2009), S.59-62.
7<br />
dieser Betrachtung kann ein Unternehmen untersuchen, welche Input-Maßnahmen welche<br />
Wirkungen beim Kunden hervorrufen und welche Wirkungen beim Kunden mit<br />
welchem ökonomischen Erfolg einhergehen. Allerdings gilt es zu beachten, dass es sich<br />
hierbei nicht um allgemein gültige Zusammenhänge handelt, da je nach Konstellation<br />
unternehmensinterne und -externe Faktoren diese Wechselwirkungen beeinflussen bzw.<br />
„moderierend“ einwirken. Verfolgt ein Unternehmen exemplarisch im Rahmen des ersten<br />
Gliedes eine objektiv hohe Fertigungsqualität als Unternehmensinput mit dem Ziel<br />
einer resultierenden Kundenzufriedenheit, kann im Detail folgende Konstellation betrachtet<br />
werden:<br />
Einerseits stellt aus Kundensicht die Leistungsqualität die Basis anderweitiger psychologischer<br />
Wirkungen dar. Diese Qualitätswahrnehmung erfolgt allerdings nach subjektiver<br />
Bewertung seitens des Kunden und kann bedeutend vom Unternehmens- bzw.<br />
Markenimage beeinflusst werden. Das Image andererseits stellt einen unternehmensexternen,<br />
moderierenden Faktor dar. 9 + 10<br />
3. Phasen des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
3.1 Analysephase<br />
Die Analysephase dient der Identifikation spezieller Problemstellungen im <strong>Relationship</strong><br />
<strong>Marketing</strong>. Basierend auf der Prämisse der Kundenorientierung ist hierbei die Situationsanalyse<br />
von großer Bedeutung, um anschließend ergebnisabhängig auf verschiedenen<br />
Ebenen eine Zielplanung zu realisieren. Bei der Situationsanalyse wird zwischen<br />
der externen Chancen-Risiken-Analyse und der internen Stärken-Schwächen-Analyse<br />
differenziert. Die externe Analyse bezieht sich auf die externen Rahmenbedingungen,<br />
innerhalb derer die relevanten Anspruchsgruppen vom Unternehmen gesteuert bzw.<br />
beeinflusst werden können. Die im Fokus stehenden Bereiche sind folgedessen der<br />
Markt, die Kunden, die Absatzmittler, die Lieferanten, die Konkurrenz und das Umfeld.<br />
Die Gruppe der Kunden kann ihrerseits einer Kundenstamm-, Kundengruppen- oder<br />
Einzelkundenanalyse unterzogen werden. Final erfolgt eine Bewertung sämtlicher<br />
Sachverhalte, um sie als Chance oder Risiko kategorisieren zu können. 11<br />
9 vgl. Bruhn, M. (2009), S.66-69.<br />
10 vgl. Bruhn, M. (2009 II), S.150.<br />
11 vgl. Bruhn, M. (2009), S.95ff.
8<br />
Die interne Situationsanalyse dient der Abwägung, mit welchen Aktivitäten das Unternehmen<br />
innerhalb des zuvor definierten Rahmens agieren sollte. Als Analyseobjekt<br />
fungieren hierbei die eigenen Ressourcen aus sämtlichen Unternehmensbereichen. Die<br />
hieraus resultierenden, unternehmenseigenen Stärken und Schwächen gilt es anschließend<br />
mit den Markterfordernissen und den relevanten Wettbewerbern abzugleichen, um<br />
die eigenen Wettbewerbsvorteile und Kernkompetenzen zu identifizieren. Eine erfolgreiche<br />
Aufbereitung dieser Informationen für das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> ermöglicht die<br />
Gegenüberstellung von interner und externer Analyse. 12<br />
Ein profundes Instrument dafür, stellt die sogenannte SWOT-Matrix (SWOT steht für<br />
die englischen Begriffe Strenghts, Weaknesses, Opportunities und Threats) dar. Diese<br />
Stärken-Schwächen-Analyse erfolgt dabei stets im Vergleich zum Hauptkonkurrenten<br />
bzw. Marktführer. 13<br />
Der nächste Schritt innerhalb der Analysephase ist die Einbeziehung der Analyseergebnisse<br />
in eine konkret definierte Zielplanung für das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>. Innerhalb<br />
dieser Planung gilt es den verschiedenen <strong>Marketing</strong>ebenen Ziele in Form von Sollzuständen<br />
hinzu zuordnen. Diese Vorgaben üben neben der Entscheidungs- und Steuerungsfunktion,<br />
auch eine Koordinations-, Motivations- und Kontrollfunktion aus. 14<br />
Das letzte Element der Analysephase befasst sich mit der Kundensegmentierung. Die<br />
diesbezügliche Intention besteht darin, die potenziellen und aktuellen Kunden in<br />
zweckmäßige Kundensegmente zu unterteilen, die hinsichtlich ihrer Marktreaktion in<br />
sich homogen und unter sich heterogen sind. 15<br />
Diese Cluster-Analyse bzw. Gruppenverbindungsanalyse bedarf eines vordefinierten<br />
Kriterienkataloges, um z.B. Kunden mit ähnlicher Kaufverhaltensrelevanz in einer<br />
Kundengruppe zu aggregieren können. 16<br />
3.2 Strategische Ausrichtungsphase<br />
Das <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> impliziert für die Unternehmen nicht nur die beziehungsorientierte<br />
Ausrichtung einzelner Aktivitäten. Vielmehr stellt sich ein nachhaltiger Un-<br />
12 vgl. Bruhn, M. (2009), S.98f.<br />
13 vgl. Bruhn, M. (2010), S.43f.<br />
14 vgl. Bruhn, M. (2009), S.100.<br />
15 vgl. Bruhn, M. (2009), S.107f.<br />
16 vgl. Clark, M.; Christopher, M.; Payne, A.; Peck, H. (1999), S.38.
9<br />
ternehmenserfolg nur in Kombination mit einer strategischen Ausrichtung jeglicher<br />
Maßnahmen ein. „Grundsätzliche Aufgabe des strategischen <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> ist<br />
die Identifizierung von schwerpunktmäßigen Stoßrichtungen hinsichtlich Initiierung,<br />
Aufbau und Intensivierung von Kundenbeziehungen, der Rückgewinnung abgewanderter<br />
Kunden sowie gegebenenfalls hinsichtlich der gezielten Beendigung unprofitabler<br />
Kundenbeziehungen.“ 17<br />
Desweiteren gilt es die strategischen Optionen im Rahmen der <strong>Relationship</strong>-<strong>Marketing</strong>-<br />
Ausrichtung zu eruieren und daraufhin zu prüfen, wie sinnvoll diese eine Realisierung<br />
der angestrebten Erfolgskette ermöglichen. An die festzulegenden Strategien sind gewisse<br />
Anforderungen verknüpft, damit diese ihrer Funktion als langfristig orientierten<br />
Verhaltensplan gerecht werden können. Primär haben Strategien den Zweck, eine Steuerung<br />
der strategischen Zielerreichung zu ermöglichen. Ferner ist es entscheidend, dass<br />
Strategien einen konkreten Segmentbezug herstellen, den erforderlichen Mitteleinsatz<br />
kanalisieren, potenzielle Konsequenzen identifizieren und Prüfungsparameter für die<br />
Bestimmung des Zielerreichungsgrades definieren. 18<br />
Als strategische Optionen im <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> können drei grundsätzliche Strategietypen<br />
unterschieden werden. Typus I entspricht den phasenbezogenen Strategien,<br />
die auf dem Kundenbeziehungszyklus basieren und sich konkret den Phasen der Kundenakquisition,<br />
der Kundenbindung oder der Kundenrückgewinnung zuordnen lassen.<br />
Die Geschäftsfeldstrategien bilden den zweiten Typus ab, wonach das Unternehmen die<br />
anvisierten Geschäftsfelder bestimmt. Schließlich weist Typus III die Marktteilnehmerstrategien<br />
auf, die die geplante Marktbearbeitungsausrichtung des Unternehmens beschreiben.<br />
Hierbei kommt der Netzwerkstrategie eine übergeordnete Rolle zu, aufgrund<br />
der intensiven Verflechtung jeglicher Stufen der Wertschöpfungskette. 19<br />
3.3 Operative Einsatzphase<br />
Die <strong>Marketing</strong>instrumente innerhalb der operativen Einsatzphase des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong><br />
weisen eine zweidimensionale Strukturierung auf. Die erste Dimension entspricht<br />
der klassischen Orientierung anhand der vier P`s aus dem <strong>Marketing</strong>-Mix, stehend<br />
für die Leistungs-, Kommunikations-, Preis- und Distributionspolitik.<br />
17 siehe und vgl. Bruhn, M. (2009), S.129.<br />
18 vgl. Bruhn, M. (2009), S.129f.<br />
19 vgl. Bruhn, M. (2009), S.130f.
10<br />
Der beziehungsorientierte Ansatz des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> erfordert desweiteren die<br />
zweite Dimension der Differenzierung nach dem Kundenbeziehungszyklus. Folglich<br />
gilt es zu eruieren, welches Instrumentarium der 4P optimal dazu geeignet ist, die jeweiligen<br />
Phasenaufgaben (Kundenakquisition, -bindung und -rückgewinnung) zu erfüllen.<br />
Ein mögliches <strong>Marketing</strong>werkzeug aus der Preispolitik kann beispielsweise der Einsatz<br />
von vertraglichen Wechselbarrieren in der Kundenbindungsphase sein, mit dem Ziel der<br />
Stabilisierung vorhandener Kundenbeziehungen. 20<br />
Ergänzt wird das zuvor erarbeitete Instrumentarium durch phasenunabhängige Instrumente<br />
zur Beziehungsunterstützung, die sich schwerpunktmäßig auf das Qualitäts-, Beschwerde-,<br />
Service- und Kundenwertmanagement beziehen. 21<br />
Ein besonderes Augenmerk kommt hierbei dem Beschwerdemanagement zu, da sich<br />
beschwerende Kunden es dem Unternehmen ermöglichen, für eine Problemlösung zu<br />
sorgen und Kundenzufriedenheit wieder herzustellen. Folglich sind eine kundenorientierte<br />
Beschwerdestimulierung, -annahme und -bearbeitung für die Kundenbindung von<br />
hoher Relevanz. 22<br />
3.4 Implementierungsphase<br />
Nach erfolgter Bewältigung des Planungsprozesses innerhalb des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>,<br />
im Detail beinhaltet dieser Prozess die Analyse-, Strategie- und operative Einsatzphase,<br />
dient die Implementierungsphase der tatsächlichen Umsetzung des beziehungsorientierten<br />
<strong>Marketing</strong>konzeptes im Unternehmen. Eine systematische Umsetzung entlang<br />
der Erfolgskette ist für den angestrebten ökonomischen Erfolg als finalen Output<br />
von Kundenbeziehungen unabdingbar. Besonders prägnant in dieser Konstellation ist<br />
die Tatsache, dass die Aufgabenerfüllung einer Beziehungsphase unmittelbare Auswirkungen<br />
auf das Ergebnis der darauffolgenden Phase hat. Kann beispielsweise keine angemessene<br />
Kundenzufriedenheit hervorgerufen werden, erschwert dies das Ziel der<br />
langfristigen Kundenbindung signifikant. 23<br />
Grundsätzlich beschreibt der Begriff der Implementierung einen Prozess, „[...] durch<br />
den <strong>Marketing</strong>pläne in aktionsfähige Aufgaben umgewandelt werden und durch den<br />
20 vgl. Bruhn, M. (2009), S.174 u. S.187.<br />
21 vgl. Bruhn, M. (2009), S.176 u. S.213.<br />
22 vgl. Roner, T.A. (2008), S.5ff.<br />
23 vgl. Bruhn, M. (2009), S.222.
11<br />
sichergestellt wird, dass diese Aufgaben so durchgeführt werden, dass sie die Ziele des<br />
Planes erfüllen.“ 24+25<br />
Übertragen auf den beziehungsorientierten Ansatz des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> können<br />
drei Implementierungsebenen abgeleitet werden, auf die es die konkreten Implementierungsziele<br />
abzustimmen gilt. Die Spezifizierung der Strategievorhaben bzw. der vorab<br />
formulierten Stoßrichtungen erfolgt auf der konzeptionellen Implementierungsebene.<br />
Der innerbetriebliche Aufbau von Wissen und Akzeptanz hinsichtlich der Strategie beschreibt<br />
die zweite Ebene. Die institutionelle Implementierungsebene befasst sich mit<br />
der beziehungsorientierten Anpassung der Unternehmensstruktur und -kultur. 26<br />
Die Voraussetzungen einer erfolgreichen Implementierung sind vielfältig. Einerseits ist<br />
die Selbstverpflichtung des Managements von elementarer Bedeutung, da das beziehungsorientierte<br />
Denken und Handeln der Führungskräfte inhaltlich und symbolisch<br />
entscheidend für den erfolgreichen Einsatz sämtlicher Bausteine und Instrumente ist.<br />
Desweiteren kann die Rolle einer direkten und offenen Kommunikation mit den Mitarbeitern<br />
hervorgehoben werden. 27<br />
3.5 Kontrollphase<br />
Die Kontrollphase des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> impliziert die stetige Kontrolle der <strong>Marketing</strong>aktivitäten<br />
und die Eignungsprüfung dieser Aktivitäten hinsichtlich des Zielerreichungszweckes.<br />
Diesbezüglich gilt es im Detail eine vorökonomische und eine ökonomische<br />
Wirkungskontrolle vorzunehmen. Parallel ist es zusätzlich sinnvoll, integrierte<br />
Kontrollsysteme zu nutzen, die sich auf alle vier Glieder der Erfolgskette beziehen (d.h.<br />
<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> – Psychologische Wirkungen – Verhaltenswirkungen – Ökonomischer<br />
Erfolg). Die vorökonomische Wirkungskontrolle fokussiert sich auf die unternehmens-<br />
und kundenbezogenen, psychologischen Wirkungen und die kundenbezogenen<br />
Verhaltenswirkungen. Anzuwendende Instrumente sind Merkmals-, Ereignisund<br />
Problemmessungen, die u.a. Bezug auf die Leistungsqualität, die Kundenzufriedenheit<br />
und auf die Beziehungsqualität nehmen. Die Befassung mit den unternehmens- und<br />
kundenbezogenen, ökonomischen Zielen ist der ökonomischen Wirkungskontrolle zuzuordnen.<br />
Deren Instrumentarium verfolgt zwei Kontrolldimensionen.<br />
24 siehe Kotler, P./ Bliemel, F.W. (2006), S.1176.<br />
25 vgl. Bruhn, M. (2009), S.223.<br />
26 vgl. Bruhn, M. (2009), S.223f.<br />
27 vgl. Bruhn, M. (2009), S.226f.
12<br />
Die einperiodische Wirkungskontrolle erfolgt mit Hilfe klassischer Instrumente, wie der<br />
Kundendeckungsbeitragsanalyse. Gemäß der angestrebten langfristigen Beziehungen<br />
mit profitablen Kunden innerhalb des <strong>Relationship</strong>-<strong>Marketing</strong>-Ansatzes, ist eine mehrperiodische<br />
Wirkungskontrolle ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Diese nutzt<br />
hauptsächlich das Customer-Lifetime-Value-Konzept. 28<br />
Dieses Konzept ermöglicht es, einzelnen Kunden oder Kundengruppen anbieterseitige<br />
Ertragswerte, in Form eines diskontierten Investitionskalküls, zuzuordnen. 29<br />
Damit die Kontrollphase in einer „[.] systematischen Ableitung von Steuerungsmaßnahmen<br />
im Rahmen des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> [mündet,] ist jedoch eine Verknüpfung<br />
der vorökonomischen mit der ökonomischen Ebene erforderlich.“ 30 Die integrierten<br />
Kontrollsysteme ermöglichen diese Verknüpfung und die angestrebten Interdependenzanalysen.<br />
Im Detail eignen sich für den bezweckten Einsatz die multidimensionalen<br />
Verfahren der integrierten Kontrollsysteme. Diese umfassen den Kundenbarometer, die<br />
Balanced Scorecard, das EFQM-Modell und die Kosten-Nutzen-Analyse. Das EFQM-<br />
Modell (European Foundation for Quality Management) fokussiert sich auf die Analyse<br />
einer konsequenten Umsetzung der geplanten Managementaktivitäten im Rahmen des<br />
<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>. Diese Bewertung erfolgt mittels einer Kriterienschematik, die<br />
als „The 9 Criteria“ benannt ist, in welcher fünf Kriterien für Ermöglicher („enablers“),<br />
wie z.B. der Strategie, stehen und vier die resultierenden Ergebnisse („results“) abbilden.<br />
31 + 32<br />
4. Student-Consulting-Projekt (SCP): Starbucks<br />
Die Starbucks Cooperation mit Sitz in Seattle/USA ist ein weltweit agierender Anbieter,<br />
Röster und Vermarkter von Kaffeeprodukten. Starbucks arbeitet u.a. nach den Prinzipien<br />
des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> (RM). Das Unternehmen verfolgt die Verbesserung<br />
seiner Kundenbeziehungen, durch die Initiierung einer partnerschaftlichen und zielorientierten<br />
Organisationskultur in Kombination mit effektiven Kontrollsystemen. Primäres<br />
Ziel aller Aktivitäten ist der Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen, basierend auf<br />
dem Vertrauen und dem Commitment seitens ihrer Stakeholder.<br />
28 vgl. Bruhn, M. (2009), S.253f.<br />
29 vgl. Günter, B. (2006), S.244f.<br />
30 siehe Bruhn, M. (2009), S.291.<br />
31 vgl. Bruhn, M. (2009), S.291f u. S.299.<br />
32 vgl. EFQM (2011).
13<br />
Der beziehungsorientierte <strong>Marketing</strong>ansatz wird auch in der Gestaltung der Kommunikationspolitik<br />
sichtbar, denn Starbucks fokussiert sich verstärkt auf die Entwicklung der<br />
Mund-zu-Mund-Kommunikation. Im Detail stärkt Starbucks sein Unternehmensimage<br />
durch die Beteiligung an globalen CSR-Programmen, der persönlichen Beratung seiner<br />
Kaffeelieferanten und durch gezielte Investitionen in die Personalqualität und<br />
-entwicklung. Die Effektivität und Effizienz des unternehmenseigenen RM-Ansatzes<br />
sieht Starbucks durch seine konstante Profitabilität und das stetige Umsatzwachstum<br />
bestätigt. 33<br />
5 Fazit<br />
Das Konzept des <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> ist ein beziehungsorientierter <strong>Marketing</strong>ansatz,<br />
dessen Mittelpunkt aller Betrachtungen der Aufbau und Erhalt von langfristigen<br />
und profitablen Kundenbeziehungen ist. Diese Ausrichtung basiert auf mehreren Faktoren.<br />
Einerseits führt der allgegenwärtige Hyperwettbewerb einer zunehmend globalisierten<br />
Wirtschaftswelt zu einer sich stetig erschwerenden Abgrenzung von dem Wettbewerb.<br />
Zudem sorgen u.a die anhaltende Verbreitung des Internets und das zunehmende<br />
Käuferbewusstsein für sinkende Informationsasymmetrien innerhalb des Nachfrager-<br />
Anbieter-Verhältnisses und zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten. Desweiteren ist<br />
die Anzahl der Anbieter gestiegen, während sich deren geografische Wirkungskreise<br />
vergrößert haben.<br />
Summa Summarum ist es heutzutage elementarer denn je, als Unternehmen über die<br />
Kundenpräferenzen und deren Reaktionsverhalten informiert zu sein, um erfolgreich am<br />
Marktgeschehen teilzuhaben. Allerdings reicht ein erfolgreicher Absatz zumeist nicht<br />
mehr aus, um hieraus resultierend profitabel zu sein. Es gilt vor allem sämtliche Wertschöpfungsprozesse<br />
effizient zu gestalten. Diesen Anforderungen wird ein optimal umgesetztes<br />
<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> gerecht. Es stellt ein geeignetes Instrumentarium dar,<br />
um ein kundenorientiertes Leistungsangebot zu wettbewerbsfähigen Konditionen zu<br />
gewährleisten. Ergänzend impliziert es Handlungsempfehlung für die Realisierung einer<br />
kosteneffizienten Kundenaqkuisition und –bindung. Der kritische Moment dieses Konzeptes<br />
ist die unternehmenskonforme Ableitung und Umsetzung dieser Theorie.<br />
33 vgl. Thinking Made Easy (2008).
14<br />
Literaturverzeichnis<br />
Bruhn, M. (2009): <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> – Das Management von Kundenbeziehungen,<br />
2. Auflage, München.<br />
Bruhn, M. (2009 II): Integrierte Unternehmens- und Markenkommunikation, 5. Auflage,<br />
Stuttgart.<br />
Bruhn, M. (2010): <strong>Marketing</strong>. Grundlagen für Studium und Praxis, 10. Auflage, Wiesbaden.<br />
Clark, M.; Christopher, M.; Payne, A.; Peck, H. (1999): Vom funktionsorientierten<br />
<strong>Marketing</strong> zur prozeßorientierten <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>-Kette, In: Handbuch<br />
<strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>, Hrsg.: Payne, A.; Rapp, R., München.<br />
EFQM (2011): The 9 Criteria. Aufgerufen am 28.09.2011 unter:<br />
http://www.efqm.org/en/tabid/392/default.aspx<br />
Gummesson, E. (2002): Total <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong>, 2. Auflage, Oxford.<br />
Günter, B. (2006): Kundenwert - mehr als nur Erlös: Qualitative Bausteine der Kundenbewertung,<br />
In: Kundenwert. Grundlagen - Innovative Konzepte - Praktische Umsetzungen,<br />
Hrsg.: Günter, B.; Helm, S., 3. Auflage, Wiesbaden.<br />
Kotler, P.; Bliemel, F.W. (2006): <strong>Marketing</strong>-Management. Analyse, Planung, Umsetzung<br />
und Steuerung, 10. Auflage, Stuttgart.<br />
Müller-Hagedorn, L. (2002): Handelsmarketing, 3. Auflage, Stuttgart.<br />
Roner, T.A. (2008): Kundenzufriedenheit. Beschwerdemanagement als Instrument zur<br />
Kundenbindung, Erstauflage, Hamburg.<br />
Thinking Made Easy (2008): Starbucks <strong>Relationship</strong> <strong>Marketing</strong> Strategy Sample.<br />
Aufgerufen am 27.06.2011 unter:<br />
http://ivythesis.typepad.com/term_paper_topics/2008/08/relationship-ma.html