Cf-Report 6 RZ
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CF-<br />
<strong>Report</strong><br />
Ausgabe 6<br />
Aktuelles aus der Mukoviszidose-Forschung<br />
Ergebnisse der 2. Wartburg Konferenz<br />
in Eisenach, 25. - 26. Juni 1999<br />
• Diabetes mellitus bei CF-Patienten<br />
• Problemkeime bei CF
2. Wartburg-Konferenz<br />
in Eisenach vom 25. - 26. Juni 1999<br />
Auf Einladung der Firma Hoffmann-La Roche trafen<br />
sich – wie im vergangenen Jahr – CF-Kliniker und<br />
andere Experten auf der Wartburg, um Schwerpunktthemen<br />
zur Mukoviszidose zu bearbeiten.<br />
Dieses Mal standen die Themen „Diabetes mellitus“ und<br />
„Problemkeime“ auf dem Programm. Herr Dr. Posselt<br />
machte für den Planungsrat deutlich, daß gerade angesichts<br />
der steigenden Lebenserwartung der Patienten<br />
der Diabetes mellitus eine zunehmend häufiger auftretende<br />
Komplikation werden wird und daß zu erwarten<br />
ist, daß die sogenannten Problemkeime in Zukunft einen<br />
noch höheren Stellenwert bekommen werden.<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Teilnehmer der 2. Wartburg-Konferenz<br />
3
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Thema des ersten Konferenz-Tages:<br />
Diabetes mellitus bei CF<br />
Typ1-Diabetes: Immunologische<br />
Aspekte<br />
Zu Beginn berichtete Herr Professor<br />
Kolb vom Diabetes-Forschungsinstitut<br />
Düsseldorf über neue Erkenntnisse aus<br />
der immunologischen Grundlagenforschung<br />
zum Diabetes mellitus Typ 1.<br />
Am Anfang dieser Erkrankung steht die<br />
genetische Disposition. Inzwischen<br />
wurden über 15 Risiko-Loci identifiziert,<br />
von denen besonders der HLAund<br />
nachrangig andere immunologisch<br />
relevante Genbereiche wichtig sind. Bei<br />
bestimmten genetischen Konstellation<br />
ist das Risiko, an Diabetes mellitus zu<br />
erkranken, bis zu 20-fach erhöht.<br />
Auf der Zeitachse gesehen, geht der klinischen<br />
Manifestation des Typ 1-Diabetes<br />
eine Insulitis voraus. Die Inselentzündung<br />
beginnt offenbar schon oft in den<br />
ersten Lebensmonaten, womöglich sogar<br />
bereits vor der Geburt. In der prä-diabetischen<br />
Phase, die Jahre oder Jahrzehnte<br />
dauern kann, nimmt die Zahl der β-Zellen<br />
im Pankreas progressiv ab. Auch bei<br />
Erwachsenen, die erst in der zweiten Lebenshälfte<br />
an Typ 1-Diabetes mellitus erkranken,<br />
bestand vermutlich bereits seit<br />
der Kindheit eine Insulitis. Beleg für den<br />
frühen Beginn ist der Nachweis von Auto-Antikörpern<br />
gegen Insulin und anderen<br />
Insel-Antigenen, die als Marker für<br />
den Prä-Diabetes z.T. schon bei neugeborenen<br />
Kindern diabetischer Eltern gefunden<br />
werden. Die Inzidenz von Inselzell-<br />
Antikörpern steigt postpartal an und erreicht<br />
im 2. bis 4. Lebensjahr ein Plateau<br />
(Abb. 1). Aus der Gruppe von Kindern<br />
mit erhöhten Insel-Antikörpern rekrutieren<br />
sich alle Patienten, bei denen der<br />
Diabetes vor der Pubertät manifest wird.<br />
4<br />
Inselautoantikörper (%)<br />
Der Typ 1-Diabetes mellitus wird also<br />
als immunologische Erkrankung betrachtet.<br />
Als Auslöser einer Immunantwort<br />
werden Faktoren aus der Umwelt<br />
diskutiert wie Infektionen, frühe Gabe<br />
von Kuhmilch als Säuglingsnahrung,<br />
Belastung mit Schwermetallen oder psychosoziale<br />
Faktoren. Enteroviren wie<br />
Coxsackie- und Rotaviren gelten als besonders<br />
aussichtsreiche Kandidaten.<br />
Klar ist, daß eine Induktion des Krankheitsprozesses<br />
innerhalb eines sehr engen<br />
Zeitfensters früh im Leben erfolgen<br />
müßte.<br />
Zwischenergebnisse einer finnischen<br />
Interventionsstudie<br />
Im Rahmen prospektiver Interventionsstudien<br />
wird versucht, die pathophysiologischen<br />
Erkenntnisse aus Tiermodellen<br />
für die Prävention des Diabetes mellitus<br />
nutzbar zu machen. In einer noch<br />
laufenden finnischen Studie erhalten<br />
Prä-/postnatale Inselautoimmunität<br />
Geburt 1 2<br />
Jahre<br />
3 4 5<br />
Abbildung 1<br />
Kinder diabetischer Eltern zunächst so<br />
lange wie möglich Muttermilch und danach<br />
entweder Nutramigen (eine extensiv<br />
hypoallergene Säuglingsnahrung)<br />
oder übliche kuhmilchhaltige Nahrung.<br />
Eine Zwischenauswertung ergab im Alter<br />
von 12 Monaten nur bei 3% der mit<br />
hypoallergener Kost gefütterten Säuglinge<br />
Inselautoantikörper, während dieser<br />
Anteil in der Kontrollgruppe mit<br />
12% deutlich höher lag.<br />
Als Mechanismus des möglicherweise<br />
negativen Effekts der Kuhmilchnahrung<br />
wird diskutiert, daß genetisch für<br />
Typ 1-Diabetes mellitus prädisponierte<br />
Säuglinge kein ganz intaktes Darm-Immunsystem<br />
haben, so daß bei ihnen die<br />
übliche orale Toleranz eingeschränkt ist.<br />
So können möglicherweise Bestandteile<br />
der Kuhmilchnahrung, z.B. eine bestimmte<br />
Form von Kasein oder auch Rinderinsulin,<br />
nach Resorption und Übergang<br />
in die Zirkulation Autoimmun-
eaktionen gegen β-Zellen des Pankreas<br />
auslösen. In der Kuhmilch befinden sich<br />
außerdem zahlreiche immunmodulatorisch<br />
wirkende Moleküle wie z.B. opioide<br />
Peptide aus der Verdauung von Kasein.<br />
Pathomechanismus der Insulitis<br />
Betrachtet man den Pathomechanismus<br />
der Insulitis genauer, so ist entscheidend<br />
für die Manifestation eines Diabetes<br />
mellitus, ob die Entzündung benigne<br />
oder destruktiv abläuft. Dafür ist wiederum<br />
die Qualität der T-Zell-Immunantwort<br />
ausschlaggebend: handelt es<br />
sich um eine von TH1-Zellen dominierte<br />
Reaktion, kommt es zur Zerstörung<br />
der ß-Zellen und zur Progression der<br />
Erkrankung und – nach Zerstörung und<br />
z.T. funktioneller Inaktivierung von 70-<br />
90% der ß-Zellen – zur klinischen Manifestation<br />
des Diabetes mellitus. Bei<br />
Vorherrschen einer TH2-Immunität<br />
bleibt die Erkrankung hingegen im latenten<br />
Stadium.<br />
Histologisch zeigten sich im Tiermodell<br />
entzündliche Infiltrate entweder<br />
um die Insel herum (benigne, TH2vermittelte<br />
Entzündung) oder direkt in<br />
der Insel (destruktiv, TH1). Ein neues<br />
therapeutisches Ziel ist, die Autoimmunreaktion<br />
nicht zu unterdrücken,<br />
sondern sie im Sinne einer Verschiebung<br />
zur TH2-Reaktion hin zu modulieren.<br />
Das Gleichgewicht zwischen TH1- und<br />
TH2-Reaktion läßt sich im Tiermodell<br />
zum Beispiel durch oral verabreichte<br />
Proteasen wie Trypsin oder Bromelain,<br />
einer Proteasenmischung aus Ananas,<br />
beeinflussen. Diese gelangen nach Aufnahme<br />
über den Darm z.T. intakt in den<br />
Kreislauf und können dort Oberflächenproteine<br />
auf zirkulierenden Immunzellen<br />
angreifen. Eine „naturheilkundliche“<br />
Immunmodulation könnte<br />
daher in der prädiabetischen Phase vielleicht<br />
den Krankheitsverlauf beeinflussen.<br />
Andere Möglichkeiten der Modulation<br />
des Immunsystems wären unspezi-<br />
fische oder Autoantigen-spezifische<br />
Impfungen oder die Gabe von β-Zellprotektiven<br />
Substanzen wie Nicotinamid.<br />
Molekulare Pathologie des Diabetes<br />
mellitus<br />
Zur molekularen Pathologie des Diabetes<br />
mellitus schilderte Prof. Burkhard<br />
Tümmler von der Forschergruppe Mukoviszidose<br />
der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover mögliche Zusammenhänge<br />
mit dem CFTR-Protein. Zunächst<br />
wies auch er auf die Bedeutung des Zusammenspiels<br />
zwischen TH1- und<br />
TH2-Lymphozyten hin: der Verlauf der<br />
Pseudomonasinfektion scheint nach<br />
neueren Daten als Imbalance zwischen<br />
diesen beiden Immunreaktionen aufgefaßt<br />
werden zu können. Nach den Ergebnissen<br />
der europäischen Geschwisterstudie<br />
wird die Schwere der Erkrankung<br />
Mukoviszidose durch funktionelle<br />
Polymorphismen auf dem HLA-Locus<br />
beeinflußt, ähnlich wie beim Diabetes<br />
mellitus.<br />
Zum Zusammenhang zwischen CFTR-<br />
Funktion und Glukoseaufnahme berichtete<br />
Tümmler, daß der Transport<br />
von Glukose durch ein Protein bewerkstelligt<br />
wird, das von der umgebenden<br />
Kochsalzkonzentration abhängig ist.<br />
Umgekehrt beeinflußt die Anwesenheit<br />
von Glukose die Funktion des CFTR: in<br />
Anwesenheit von Glukose steigt der<br />
Efflux um 30-40%. Die Verknüpfung<br />
dieser beiden Funktionen ist als antagonistisch<br />
anzusehen.<br />
Eine weitere biochemische Gemeinsamkeit<br />
zwischen CF und Diabetes mellitus<br />
ist, daß die Krankheit durch Blockade<br />
der Sulfonamidrezeptoren beeinflußt<br />
werden kann. In der β-Zelle des Pankreas<br />
wirkt ein bestimmter Kaliumkanal<br />
antagonistisch gegenüber der Insulinsekretion.<br />
Wird dieser Kanal mit Glibenclamid,<br />
einem Sulfonylharnstoff, blokkiert,<br />
steigt die Insulinsekretion. Glibenclamid<br />
ist bekannt dafür, daß es eine relativ<br />
hohe Affinität zum CFTR besitzt.<br />
Es blockiert den Offen-Zustand dieses<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Kanals und damit seine Funktion. Glibenclamid<br />
kann auch einen anderen<br />
Chloridkanal blockieren, den Outward<br />
Rectifier Chloride Channel ORCC, dessen<br />
Aktivität von CFTR gesteuert wird.<br />
Dieser Kanal ersetzt bei Vorliegen der<br />
CF-Mutation A455E einen Teil der fehlenden<br />
CFTR-Funktion. Diese Mutation<br />
unterscheidet sich klinisch durch einen<br />
eher milden Phänotyp von einer anderen<br />
Mutation, G551D. Gibt man experimentell<br />
bei A455E-Mutation Glibenclamid<br />
hinzu, wird der ORCC-Kanal<br />
blockiert, und funktionell resultiert dieselbe<br />
Situation wie bei der G551D-Mutation.<br />
Assoziierte Kanäle mit höherer<br />
Chloridleitfähigkeit können also die<br />
CFTR-Funktion teilweise „ersetzen“<br />
und ihre Blockade bewirkt dementsprechend<br />
eine ungünstigere Situation. Betrachtet<br />
man Gewebe, die für CF weniger<br />
relevant sind, in denen aber ebenfalls<br />
CFTR exprimiert wird, so lassen<br />
sich am Myokard bei Anwesenheit von<br />
CFTR Kaliumkanäle durch Glibenclamid<br />
blockieren. Auch das MDR1-(multi<br />
drug resistance) Protein P-Glykoprotein<br />
wird durch Glibenclamid antagonisiert.<br />
Die klinische Relevanz dieser Effekte<br />
wurde bisher nicht untersucht. Theoretisch<br />
ist denkbar, daß die therapeutische<br />
Gabe von Glibenclamid zu einer Verschlechterung<br />
einer noch vorhandenen<br />
CFTR-Funktion führen könnte. Dem<br />
steht jedoch gegenüber, daß CF-Patienten<br />
mit Diabetes mellitus regelhaft<br />
pankreasinsuffizient sind und daher<br />
keine relevante Restfunktion am CFTR<br />
haben dürften.<br />
Diagnose des Diabetes mellitus<br />
Nach dieser grundlagenforschungsorientierten<br />
Einleitung ging es in den folgenden<br />
Vorträgen um klinische Aspekte des<br />
Diabetes mellitus. Priv.-Doz. Dr. Reinhard<br />
Holl von der Kinderklinik der Universität<br />
Gießen berichtete über Diagnostik<br />
und Therapiestrategien bei Diabetes<br />
mellitus. Zunächst erläuterte Holl die<br />
neuen Empfehlungen der American Dia-<br />
5
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
betes Association (ADA) von 1999. Zur<br />
Diagnose Diabetes mellitus gibt es jetzt<br />
folgende drei Möglichkeiten (Tab,1):<br />
◆ Diabetes-Symptome (Polyurie, Po<br />
lydipsie, Gesichtsverlust) plus Blut<br />
glukose zu einem beliebigen Zeit<br />
punkt ≥ 200 mg/dl<br />
◆ Nüchternblutzucker ≥ 126 mg/dl<br />
(früher ≥140 mg/dl)<br />
◆ im oralen Glukosetoleranz-<br />
(OGT-)Test nach 2 Stunden ein<br />
Wert ≥ 200 mg/dl.<br />
Beim OGT-Test ist die korrekte Durchführung<br />
wichtig. Der Proband muß<br />
sich über drei Tage kohlenhydratreich<br />
ernährt haben (über 150 g Kohlenhydrate<br />
pro Tag). Nach 10-stündigem Fasten<br />
wird morgens um 8 Uhr der Nüchternwert<br />
bestimmt und anschließend<br />
6<br />
Nüchtern Plasma-Glukose<br />
Tagesverlauf<br />
OGTT<br />
mg/dl mmol/l mg/dl mmol/1 mg/dl mmol/l<br />
Diabetes ≥ 126 ≥ 7,0 ≥ 200 + Sympt. ≥ 11,1 + Sympt. 2hPG** ≥ 200 2hPG ≥ 11,1<br />
Gestörte<br />
Glukose- 110 – 125* 6,1 – 6,9* 2hPG = 140–199 2hPG = 7,8 – 11,0<br />
toleranz<br />
Normalbefund<br />
< 110 < 6,1 2hPG < 140 2hPG < 7,8<br />
* Impaired Fasting Clucose = Abnorme („gestörte“ Nüchternglukose)<br />
** 2hPG = 2-Stunden-Plasmaglukose bei oralem Glukosetoleranztest (75 g)<br />
Zusammenfassung I<br />
• Diagnose durch Screeningmaßnahmen<br />
• Therapie, sobald Diabetes mellitus<br />
erkannt ist<br />
Diagnostische Kriterien des Diabetes mellitus<br />
• Therapieversuch mit oralen Antidiabetika<br />
scheint vertretbar, ist aber nicht belegt<br />
• Therapieüberwachung ist unbedingt<br />
notwendig, und ggf. ist auf Insulintherapie<br />
zu wechseln<br />
der Patient mit Glukose in einer Dosis<br />
von 1,75 g/kg (max. 75 g) belastet. Zwei<br />
Stunden später liegt der venöse Plasmablutzucker<br />
im Normalfall
Stoffwechsel ist präkonzeptionell optimal<br />
eingestellt. Im Hinblick auf die<br />
Prävention von Folgeerkrankungen und<br />
Komplikationen an Nieren, Retina und<br />
Nervensystem ist von großer Bedeutung,<br />
daß die Patienten nicht rauchen.<br />
Eine sich einstellende arterielle Hypertonie<br />
soll früh behandelt werden. Bei<br />
Mikroalbuminurie sind ACE-Hemmer<br />
indiziert, die Gesamtkalorien- und Eiweißzufuhr<br />
muß dann beachtet werden.<br />
Für Mukoviszidose-Ärzte nachahmenswert<br />
sind die Bemühungen der Diabetesgesellschaft,<br />
für Qualitätssicherung<br />
und entsprechende medizinische Strukturen<br />
zu sorgen. Bisher wurden von der<br />
Deutschen Diabetesgesellschaft 24 pädiatrische<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
zertifiziert, weitere 15 Ambulanzen haben<br />
die Akkreditierung beantragt.<br />
Mediakmentöse Therapie des Diabetes<br />
mellitus bei CF<br />
Nach diesen einleitenden Vorträgen<br />
über den Diabetes mellitus allgemein<br />
wandte sich Dr. Manfred Ballmann,Medizinische<br />
Hochschule Hannover, der<br />
medikamentösen Therapie der diabetischen<br />
Stoffwechsellage zu. Der früher<br />
vorherrschende therapeutische Nihilismus<br />
ist heute nicht mehr angemessen angesichts<br />
der Tatsache, daß CF-Patienten<br />
immer älter werden und daß inzwischen<br />
auch bei diesen Patienten diabetische<br />
Spätkomplikationen wie zum Beispiel<br />
eine Retinopathie beschrieben wurden.<br />
Die Diabetesbehandlung sollte daher<br />
beginnen, sobald ein Diabetes mellitus<br />
diagnostiziert worden ist (Abb. 2) Hierzu<br />
sei es wichtig, einmal im Jahr bei allen<br />
über 10-jährigen Patienten einen<br />
oralen Glukosetoleranztest durchzuführen.<br />
Zusätzlich bestehen vielfach bei<br />
Diabetesdiagnose andere Auffälligkeiten<br />
wie unerklärter Gewichtsverlust, erhöhter<br />
Nüchternblutzucker, erhöhtes<br />
HbA1C, Hypoglykämien oder Diabetes-<br />
Symptome. In der vielzitierten Arbeit<br />
von Lanng, Kopenhagen, hatten CF-<br />
Diabetiker schlechtere Lungenfunktionswerte<br />
und einen niedrigeren Body<br />
Mass Index als Kontroll-CF-Patienten.<br />
Symptome<br />
Diagnose<br />
Therapie<br />
Ziele<br />
Symptome:<br />
Polyurie, Polydipsie<br />
Gewichtsstillstand<br />
Gestörte Glukosetoleranz<br />
2Std Wert<br />
7.8 – 11 mmol/l<br />
Nüchtern<br />
BZ 6.1 – 6.9 mmol/l<br />
Glibenclamid<br />
Insulinsekretion<br />
B-Zell-Rezeptor<br />
Cave: CFTR-Hemmung<br />
Optimale körperliche<br />
Entwicklung<br />
Flexible Anpassung<br />
an Alltag<br />
BZ<br />
Präprandial<br />
4.4 - 6,7 mmol/l<br />
2Std. postprandial<br />
< 11.1mmol/l<br />
HbA1c < 8.5<br />
Verhinderung von<br />
Komplikationen<br />
Keine Hypoglykämien<br />
Diabetes mellitus<br />
Gestörte 2Std Glukosetoleranz<br />
Wert<br />
2Std > Wert 11.0 7.8–11 mmol/l mmol/l<br />
Nüchtern Nüchtern BZ 6.1–6.9 mmol/l<br />
BZ > 7.0 mmol/l<br />
Insulin<br />
Screening:<br />
- Nüchtern BZ<br />
- OGT 23Std Wert<br />
- HbA1C<br />
Normaler OGT<br />
Metformin<br />
Hepatische<br />
Insulinsensitivität<br />
Cave: Hypoxie<br />
Inselzelltransplantation<br />
Arcabose<br />
Infestinale Glukoseabsorption<br />
Cave: Kalorienzufuhr<br />
Troglitazon<br />
periphere<br />
Insulinsensivität<br />
Cave: Hepatotoxizität<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Abbildung 3<br />
7
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Durch adäquate Therapie mit Insulin<br />
glichen sich die Verläufe beider Gruppen<br />
jedoch acht Jahre später wieder an.<br />
Wirksamkeit oraler Antidiabetika<br />
Zur Frage der Wirksamkeit oraler Antidiabetika<br />
bei CF liegen bisher nur spärliche<br />
Daten vor. So zeigte eine Studie an<br />
6 Patienten nach 6-monatiger Behandlung<br />
mit 2x2,5 mg Glipizid eine Senkung<br />
der Glukose-Ausscheidung im Urin und<br />
eine Abnahme erhöhter HbA1C-Werte.<br />
Eine Arbeit von Kentrup über die Anwendung<br />
von Acarbose bei 12 Patienten<br />
mit pathologischer Glukosetoleranz<br />
zeigte, daß eine 5-tägige Behandlung<br />
mit 3x50 mg Acarbose die Fläche unter<br />
der Blutzucker-Zeit-Kurve vermindert.<br />
Eine Wirkung konnte also nachgewiesen<br />
werden, jedoch traten signifikante und<br />
relevante Nebenwirkungen auf: 67% der<br />
Patienten berichteten über gastrointestinale<br />
Probleme. Eine Arbeit zum Tolbutamid<br />
bei Patienten ohne Diabetes mellitus<br />
zeigte, daß die 4-monatige Behandlung<br />
mit 750 mg/die Wachstum und<br />
Muskelmasse der CF-Patienten verbesserte.<br />
Diese Daten faßt Ballmann so zusammen,<br />
daß die Wirksamkeit oraler<br />
Antidiabetika nicht belegt ist, ein Behandlungsversuch<br />
bei Patienten mit diabetischer<br />
Stoffwechsellage jedoch gerechtfertigt<br />
erscheint. Demgegenüber ist ein<br />
therapeutisches Eingreifen bei gestörter<br />
Glukosetoleranz ohne Diabetes mellitus<br />
in der Literatur keinesfalls belegt.<br />
Erkenntnisse zur Anwendung von<br />
Sulfonylharnstoffen<br />
Dr. Josef Rosenecker von der Kinderklinik<br />
der Ludwig Maximilians Universität<br />
in München präsentierte Eregbnisse zur<br />
Anwendung von Sulfonylharnstoffen<br />
(SH) im Rahmen des vom BMFT bis<br />
1992 geförderten Mukoviszidosevorhabens.<br />
Aus der umfassenden Datenbank<br />
mit über 1000 CF-Patienten ließen sich<br />
45 Patienten mit Diabetes mellitus identifizieren,<br />
von denen vollständige Daten<br />
vorlagen. Von diesen waren 34 mit Insulin<br />
behandelt worden, 11 erhielten eine<br />
8<br />
Sulfonylharnstoff-Therapie. Die Patienten<br />
mit Insulinbehandlung waren im<br />
Durchschnitt seit 7 Jahren und die mit<br />
SH-Therapie seit 3,5 Jahren behandelt<br />
worden. Bei Diagnose des Diabetes mellitus<br />
war die Insulingruppe mit einem<br />
Durchschnittsalter von 16 Jahren deutlich<br />
jünger als die SH-Gruppe mit 23<br />
Jahren bei Diagnosestellung. 13 der mit<br />
Insulin behandelten Patienten waren zuvor<br />
über durchschnittlich 18 Monate<br />
mit Sulfonylharnstoffen behandelt worden.<br />
Diätetische Therapie des Diabetes<br />
mellitus bei CF<br />
Zum Thema „Diätetische Therapie des<br />
Diabetes bei CF“ referierte Prof. Dockter<br />
aus der Universitäts-Kinderklinik Homburg/Saar.<br />
Traditionell war die Ernährung<br />
bei Typ-1-Diabetes mellitus sehr<br />
restriktiv. Es wurde von den Patienten<br />
verlangt, zu bestimmten Zeiten zu essen<br />
und die Aufnahme von Ballaststoffen<br />
und von Fetten zu modifizieren. Diametral<br />
entgegengesetzt dazu ist die neuere<br />
Auffassung, daß eine Diät im eigentlichen<br />
Sinne nicht nötig ist. Dabei werden<br />
die modernen Grundsätze der Therapie<br />
des Typ-1-Diabetes mellitus auch auf<br />
den CF-Diabetes (CFDM) angewendet.<br />
Klinische Studien zum Erfolg einer diätetischen<br />
Therapie bei Mukoviszidose<br />
gibt es nicht. Aus dem Jahre 1998 liegt<br />
die Publikation einer amerikanischen<br />
Konsensus-Konferenz unter der Leitung<br />
von Dr. Moran vor. Ziel ist, einen optimalen<br />
Ernährungszustand aufrechtzuerhalten,<br />
schwere Hypo- und Hyperglykämien<br />
zu vermeiden und so flexibel<br />
wie möglich mit dem Diabetes mellitus<br />
umzugehen. Mono- und Disaccharide<br />
werden nicht eingeschränkt, es werden<br />
mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag<br />
verteilt eingenommen. Der Fettanteil<br />
der Nahrung soll 40% der Energieaufnahme<br />
und die zugeführte Energie insgesamt<br />
100-120% der RDA (recommended<br />
daily allowances) betragen. Eine intensive<br />
Schulung von Patient und Familie<br />
wird befürwortet. Auf dem Weiten-<br />
burg-Treffen vor zwei Jahren wurde das<br />
Thema ebenfalls diskutiert und man<br />
kam zu ähnlichen Empfehlungen. Zusätzlich<br />
wurde geraten, den Verzehr<br />
zuckerhaltiger Getränke einzuschränken.<br />
Das aktuelle Arbeitspapier der Arbeitsgemeinschaft<br />
Diabetes mellitus im<br />
Mukoviszidose e.V. wird zur Zeit gedruckt;<br />
in Abbildung 4 sind diese Empfehlungen<br />
zusammengefaßt.<br />
Ergebnisse der Abschlussdiskussion<br />
am ersten Tag der Konferenz:<br />
Zahlreiche offene Fragen zu Diabetes<br />
mellitus bei CF können nur durch<br />
neue klinische Studien beantwortet<br />
werden.<br />
In der abschließenden, sehr lebhaften<br />
Diskussion war der Stellenwert der Insulintherapie<br />
beim Diabetes mellitus<br />
des CF-Patienten unstrittig. Unterschiedlich<br />
ist das Vorgehen in den einzelnen<br />
Ambulanzen hinsichtlich der pathologischen<br />
Glukosetoleranz, bei der<br />
noch kein Diabetes mellitus besteht.<br />
Einige Teilnehmer empfehlen, zuckerhaltige<br />
Getränke wegzulassen, geben<br />
den Patienten Blutzuckermeßgeräte mit<br />
Der AKE (Arbeitskreis Ernährung)<br />
des Mukoviszidose e.V. empfiehlt<br />
bei CFDM<br />
• ausgewogene, vollwertige, fettdominante<br />
Kost mit<br />
• 15 - 20% Eiweiß, 40% Fett und<br />
40-45% KH bei einer<br />
• Energiezufuhr von 110-150% der<br />
DGE-Norm bezogen auf LSG/BMI<br />
• keine Mengeneinschränkung, aber<br />
Mahlzeiten-Splitting<br />
• kein Verzicht auf eine Mahlzeit zur<br />
Downregulation des BZ<br />
• alle Zucker erlaubt, aber keine Bolusmengen<br />
von Mono-/Dissacchariden<br />
• Einsatz natürlicher Resorptionsverzögerer<br />
(Ballaststoffe/Fett)<br />
Abbildung 4
nach Hause und schulen frühzeitig im<br />
Hinblick auf Diabetes. Nahrungssupplemente<br />
wie energiereiche Drinks sollen<br />
aus dieser Sicht von Patienten mit pathologischer<br />
Glukosetoleranz bevorzugt<br />
zu den Hauptmahlzeiten genommen<br />
werden, um einen negativen Einfluß auf<br />
die Blutglucose zu vermeiden. Andere<br />
Teilnehmer sprachen sich gegen eine<br />
Diät, gegen eine Therapie und auch gegen<br />
regelmäßige Blutzuckerselbsttests<br />
aus. Jedoch wurde allgemein als sinnvoll<br />
angesehen, ein pathologisches OGT-<br />
Testergebnis früher als erst nach einem<br />
Jahr zu kontrollieren.<br />
Methicillin-resistente S. aureus<br />
(MRSA)<br />
Am zweiten Tag der Tagung ging es um<br />
Problemkeime bei CF. Der erste Vortrag<br />
betraf Methicillin-resistente S. aureus<br />
(MRSA) und wurde von Frau Dr. Heike<br />
Bärmeier, Universitätsklinik für Kinder<br />
und Jugendliche Erlangen, gehalten. Das<br />
Antibiotikum Methicillin wurde im Jahr<br />
1951 eingeführt; MRSA gab es jedoch<br />
schon früher. Die Resistenz ist durch ein<br />
neues Penicillin-Bindeprotein begründet,<br />
das von dem chromosomalen mec-<br />
A-Gen kodiert wird. Methicillin-Resistenz<br />
ist deswegen so unangenehm, weil<br />
sie mit Multiresistenz gegenüber anderen<br />
wichtigen Antibiotika verbunden ist.<br />
Methicillin-resistente Staphylokokken<br />
weisen im Verhältnis zu nicht-resistenten<br />
Stämmen keine erhöhte Pathogenität<br />
auf. Ihr eigentliches Problem besteht<br />
in der Möglichkeit Epidemie-artiger<br />
Ausbrüche dieser multiresistenten Bakterien.<br />
In Blutkulturen wurden MRSA in<br />
Hinsichtlich der möglichen pathophysiologischen<br />
Zusammenhänge wurden weitere<br />
Fragen aufgeworfen. So ist zum Beispiel<br />
bisher nicht klar, ob bei CF zusätzlich<br />
eine Insulinresistenz besteht. Die<br />
Angaben aus der Literatur hierzu sind<br />
widersprüchlich. Einen Einfluß auf die<br />
Entwicklung des Diabetes könnte auch<br />
die chronische Entzündung bei CF haben,<br />
die zur erhöhten Zytokin-Freisetzung<br />
führt und die Inselzelle vermehrt<br />
belastet. Ob eine Belastung der<br />
Inselzelle auch durch die früher propagierte<br />
kohlenhydratreiche und fettarme<br />
Diät beeinflußt werden kann, wurde<br />
ebenfalls in den Raum gestellt. Insge-<br />
Thema des zweiten Konferenztages:<br />
Problemkeime bei CF<br />
den USA in bis zu 30% aller Fälle nachgewiesen,<br />
in Deutschland liegen die<br />
Zahlen bei 4-13%.<br />
Auch gesunde Personen können mit<br />
S. aureus kolonisiert sein. In der Normalbevölkerung<br />
beträgt die Kolonisationsrate<br />
13%, bei Klinikpersonal bis zu 100%.<br />
Methicillin-resistente Staphylokokken<br />
werden bei ca. 2% des Krankenhauspersonals<br />
nachgewiesen. Die Übertragung<br />
kann durch einen kolonisierten Patienten<br />
im Krankenhaus über das Personal auf<br />
Methicillinresistenter Staphylococcus aureus (MRSA)<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
samt waren sich die Anwesenden einig,<br />
daß die zahlreichen offenen Fragen zum<br />
Diabetes bei Mukoviszidose nur durch<br />
neue, gut geplante klinische Studien beantwortet<br />
werden können. Eine zentrale<br />
klinische Fragestellung wäre die vergleichende<br />
Behandlung mit Sulfonylharnstoffen<br />
bzw. mit Insulin direkt nach<br />
Diagnosestellung. Auch eine umfassende<br />
Bewertung der diagnostischen Kriterien<br />
für den CF-Diabetes wäre sinnvoll.<br />
Schließlich müsste eruiert werden, inwiefern<br />
Patienten mit pathologischer<br />
Glukosetoleranz von einer frühen Intervention<br />
im Hinblick auf den Verlauf der<br />
CF profitieren können.<br />
einen anderen Patienten erfolgen. Drei<br />
Stunden nach Kontakt mit dem Keim<br />
sind noch Bakterien vorhanden. Händewaschen<br />
mit Seife unterbricht die Verbreitung<br />
der Bakterien. Eine Übertragung<br />
auf gesunde Familienmitglieder<br />
wurde bisher nicht nachgewiesen. Unstrittig<br />
ist auch, daß MRSA sich nicht<br />
durch Spontanmutationen bilden.<br />
Eine Untersuchung an 479 MRSA-positiven<br />
Personen zeigte bei 11% der Betroffenen<br />
nach Aufnahme in die Klinik<br />
MRSA-Stämme traten bei 13,1% von 449 Münchener CF-Patienten auf (1985-1995) neben<br />
57,9% methicillinsensitiven Staphylococcus aureus (MSSA). Es war kein Trend zum Anstieg<br />
der Häufigkeit erkennbar. Das mittlere Alter der Patienten mit MRSA lag höher als das der<br />
Patienten mit MSSA (16,0 vs 11,8 Jahre, p
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Infektionen durch MRSA. Als Risikofaktoren<br />
wurden die Aufnahme auf die<br />
Intensivstation, chirurgische Wunden<br />
und intravenöse Verweilkatheter identifiziert.<br />
Schwerkranke, mit MRSA besiedelte<br />
Patienten sollten daher prophylaktisch<br />
antibiotisch behandelt werden, um<br />
eine Autoinfektion zu vermeiden. Im<br />
Rahmen von Epidemien ist die Behandlung<br />
derjenigen Personen sinnvoll, die<br />
nachgewiesenermaßen an der Übertragung<br />
der Epidemien beteiligt waren.<br />
Für die lokale Behandlung in der Nase<br />
bietet sich das Lokalantibiotikum Mupirocin<br />
an, die Haut kann mit Polyvidon-Jod<br />
desinfiziert werden.<br />
Bei einer Infektion durch MRSA ist Vancomycin<br />
i.v. indiziert, an weiteren Antibiotika<br />
kommen zum Beispiel Rifampicin,<br />
Chinolone oder Fusidinsäure in<br />
Frage. Grundsätzlich sollte immer diejenige<br />
Kombinationstherapie durchgeführt<br />
werden, die nach Vorliegen eines<br />
Antibiogramms als optimal identifiziert<br />
wurde. Zur Verhinderung der Ausbreitung<br />
von MRSA ist es wichtig, insbesondere<br />
in den Kliniken asymptomatische<br />
Träger zu identifizieren und eine<br />
sorgfältige Händedesinfektion zur Routine<br />
werden zu lassen.<br />
10<br />
Zur Bedeutung von MRSA bei Mukoviszidose<br />
gab Bärmeier einen Überblick<br />
über die vorliegenden Literatur (Tab. 2).<br />
In einer aktuellen Arbeit aus dem Brompton-Hospital<br />
wurde eine stark reduzierte<br />
Lungenfunktion als Risikofaktor für MR-<br />
SA-Infektionen identifiziert. Dabei war<br />
der Verlauf der Londoner MRSA- CF-Patienten<br />
nicht schlechter als der der nicht<br />
MRSA-besiedelten CF-Patienten. Auch<br />
ohne Behandlung waren die MRSA bei<br />
einem großen Prozentsatz der Patienten<br />
wieder verschwunden.<br />
In der CF-Ambulanz Erlangen wurde seit<br />
1990 bei 6 von 210 Patienten eine MRSA-<br />
Besiedelung festgestellt. Bei einem Patienten<br />
kam es zu einem starken Abfall der<br />
Lungenfunktion. Ein Patient hatte bereits<br />
bei der ersten Vorstellung in der Klinik im<br />
Alter von 4 Monaten MRSA im Rachenabstrich,<br />
wobei es sich um einen Kosovo-<br />
Albaner handelte. Der 1997 geborene<br />
Bruder hat jetzt (1999) ebenfalls MRSA<br />
mit einem identischen Resistenzmuster<br />
wie das ältere Geschwisterkind. Die Rolle<br />
der MRSA im Verlauf bei CF-Patienten<br />
ist nicht sicher belegt. Insbesondere fehlen<br />
Daten zum Spontanverlauf (Verlust<br />
der Keime) bzw. zu Eradikationserfolgen<br />
und -notwendigkeit.<br />
Autor Jahr CP-Pat MRSA.pos. Sonstiges<br />
Boxerbaum 1988 452 3% (=14) 1986, 11 verschiedene<br />
vorher 0% Stämme,<br />
keine Therapie<br />
Branger 1994 238 9,8% Daten aus<br />
(0 – 37,5%) 6 Kliniken<br />
Givney 1997 142 5% Krankenhausstämme,<br />
2 Patienten aus einer<br />
Familie mit verschiedenen<br />
Stämmen<br />
Thomas 1998 974 2,7% (26) 9 Pat. (35%) kürzer<br />
als 1 Monat<br />
nachweisbar,<br />
27% länger als 1 Jahr<br />
Tabelle 2<br />
In der Diskussion wurde deutlich, daß<br />
die Frequenz in anderen deutschen<br />
Ambulanzen bei 1-10% MRSA-besiedelter<br />
Patienten liegt. Hygienische<br />
Maßnahmen wurden von allen Beteiligten<br />
als das “A und O “zur Verhinderung<br />
der MRSA-Verbreitung angesehen.<br />
Fokussiert werden sollte insbesondere<br />
auf das Personal inklusive der<br />
Krankengymnasten. Die Isolation der<br />
Patienten ist notwendig, ebenso wie<br />
bei anderen multiresistenten Keimen.<br />
Eine Untersuchung und Eradikation<br />
bei Familienmitgliedern wurde allgemein<br />
nicht als erforderlich angesehen.<br />
Infektionen mit Burkholderia cepacia<br />
Prof. Adolf Bauernfeind aus München<br />
gab anschließend einen Überblick über<br />
die Bedeutung von Infektionen mit<br />
Burkholderia cepacia. Junge CF-Patienten<br />
sind nur selten mit diesem Problemkeim<br />
kolonisiert, die Rate steigt jedoch<br />
mit zunehmendem Alter an. In<br />
den Essener CF-Ambulanzen waren insgesamt<br />
5% von 202 Patienten mit B. cepacia<br />
besiedelt. Zum Nachweis dieser<br />
Bakterien ist eine adäquate mikrobiologische<br />
Methodik essentiell, da Burkholderia-Arten<br />
leicht übersehen oder mit<br />
anderen Spezies verwechselt werden<br />
können. Selektivmedien, die Polymyxin<br />
E (Colistin) enthalten, müssen verwendet<br />
werden. Außerdem muß mindestens<br />
48 Stunden und manchmal bis zu einer<br />
Woche gewartet werden, um langsam<br />
wachsende Stämme erkennen zu können.<br />
In 78 deutschen CF-Zentren betrug<br />
die Kolonisationsrate mit Burkholderia-Arten<br />
4,1%, wenn Selektivmedien<br />
verwendet wurden, während nur 1,8%<br />
der Patienten als damit besiedelt galten,<br />
wenn das mikrobiologische Labor ohne<br />
Selektivmedium gearbeitet hat. Mit den<br />
üblichen Kits lassen sich die Burkholderia-Arten<br />
nicht zuverlässig als B. cepacia<br />
identifizieren.<br />
Im Jahr 1998 wurde die Taxonomie der<br />
Burkholderia-Spezies revidiert. Phänotypisch<br />
identische, aber mit konventionellen<br />
Reaktionen genetisch nicht un-
Burkholderia cepacia (früher Pseudomonas cepacia)<br />
Es wird unterschieden zwischen B. cepacia, B. multivorans, B. gladioli, B. vietnamiensis,<br />
B. pseudomallei und weiteren bisher nicht bei CF nachgewiesenen Spezies (Bauernfeind, A.,<br />
Schneider, I., Jungwirth, R., Roller, C.: Discrimination of Burkholderia multivorans and Burkholderia<br />
vietnamiensis from the Burkholderia cepacia genomovars I, III and IV by PCR. J.<br />
Clin. Microbiol. 37: 1335-1339, 1999)<br />
A. Bauernfeind<br />
terscheidbare Stämme werden in sog.<br />
Genomovara (GV) oder Genospezies<br />
zusammengefaßt. Zur sicheren Identifikation<br />
der Genomovara ist derzeit noch<br />
eine molekularbiologische Diagnostik,<br />
z.B. mit PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion),<br />
nötig. B. cepacia kommt in den<br />
Genomovara I, III und IV vor. B. multivorans<br />
entspricht dem GV II, B. vietnamensis<br />
dem GV V. Von 91 Burkholderia-Stämmen<br />
aus Deutschland gehörten<br />
31% zu den Genomovara I, III und IV.<br />
Als B. multivorans wurden 65% identifiziert,<br />
3% als B. gladioli und 1% als B.<br />
pseudomallei.<br />
Kliniker hatten schon seit Jahren beobachtet,<br />
daß der Krankheitsverlauf nach<br />
B. cepacia-Besiedelung sehr<br />
unterschiedlich sein kann. Durch die<br />
neue Klassifikation wird es möglich,<br />
den Krankheitswert der einzelnen Genomovara<br />
besser einschätzen zu lernen.<br />
Das gefürchtete B. cepacia-Syndrom mit<br />
schwerer und rasch tödlich verlaufender<br />
Erkrankung wurde in Toronto und<br />
Edinburgh durch das Genomovar III<br />
ausgelöst. Nur 12% der in Deutschland<br />
isolierten B. species sind dieser Gruppe<br />
zuzuordnen.<br />
Zu der für den Kliniker schwierigen<br />
Frage, ob es sich bei positivem Burkholderia-Befund<br />
eher um eine vorübergehende<br />
Kontamination oder um eine<br />
persistierende Kolonisation oder Infektion<br />
handeln wird, konnte Bauernfeind<br />
zeigen, daß dieses Bakterium in 80%<br />
der Fälle mindestens zweimal hintereinander<br />
nachweisbar war. Der Median<br />
lag bei 3 positiven Befunden, wobei<br />
im Extremfall auch ein Nachweis<br />
über 10 Jahre vorkam. Die meisten Patienten<br />
sind mit anderen CF-typischen<br />
Bakterien co-kolonisiert, z.B. mit P. aeruginosa,<br />
S. aureus oder S. maltophilia.<br />
Bei den im eigenen Labor nachbeobachteten<br />
15 Patienten erfolgte der Erstnachweis<br />
von B. multivorans im Alter<br />
von 9 Jahren oder später. Eine antibiotische<br />
Therapie, in der Regel mit Meropenem<br />
und Fosfomycin, eradizierte die<br />
Bakterien in 10 von 15 Fällen. Bei 11<br />
Patienten war der klinische Verlauf<br />
trotz B. multivorans-Besiedelung stabil,<br />
während 3 Patienten, die mit hohen<br />
Fieber reagiert hatten und bei denen eine<br />
Eradikation mit Antibiotikatherapie<br />
nicht möglich war, verstarben. Daraus<br />
muß gefolgert werden, daß nicht nur<br />
das Genomovar III, sondern auch die<br />
Spezies B. multivorans (GV II) zu einer<br />
drastischen klinischen Verschlechterung<br />
führen kann. Die stark erhöhte Letalität<br />
der mit B. spezies besiedelten Patienten<br />
wurde auch durch Zahlen aus der Münchener<br />
Ambulanz deutlich: In den Jahren<br />
1987-1996 verstarben 50 von 545<br />
Patienten (9,2%) und darunter 41 der<br />
501 Patienten (8,1%) ohne und 9 der 40<br />
Patienten (22,5%) mit Burkholderia<br />
species besiedelten. Das bedeutet, daß<br />
von den mit B. cepacia besiedelten Patienten<br />
etwa 2,8 mal mehr im genannten<br />
Zeitraum verstarben.<br />
Abschließend wies Bauernfeind<br />
darauf hin, daß eine Inhalationsbehandlung<br />
mit Colistin mikrobiologisch<br />
unerwünschte Effekte begünstigt.<br />
Möglich ist ein Anstieg der Erregerkonzentration<br />
oder das Auftreten<br />
zusätzlicher Spezies. Dazu können<br />
Burkholderia spp, Serratia marces-<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
cens oder Pseudomonas fluorescens<br />
mit einer erhöhten MHK gegen Colistin<br />
(≥ 16 mg/l) gehören. Diese Nebeneffekte<br />
sollte der Kliniker bei der<br />
Entscheidung zu einer pseudomonaswirksamenAntibiotika-Inhalationstherapie<br />
berücksichtigen.<br />
Stenotrophomonas maltophilia<br />
Dr. Klaus-Dieter Paul von der Universitätskinderklinik<br />
Dresden gab einen<br />
Überblick über Stenotrophomonas<br />
maltophilia. Dieser Keim hat in den<br />
letzten Jahrzehnten seinen Namen<br />
zweimal geändert: ursprünglich hieß<br />
er Pseudomonas, ab 1983 Xanthomonas<br />
und jetzt Stenotrophomonas maltophilia.<br />
Es handelt sich um ein Bakterium<br />
von mäßiger Virulenz, das wenig<br />
aggressive Proteasen und Elastasen herstellt.<br />
Stoffwechselprodukte von Stenotrophomonas<br />
maltophilia hemmen<br />
humanpathogene Pilze wie Candida<br />
oder Aspergillus fumigatus. Außerdem<br />
produzieren diese Bakterien den Stoff<br />
Maltophilin, bei dem es sich um ein<br />
makrolidartiges Lactam handelt.<br />
Stenotrophomonas maltophilia ist ein<br />
ubiquitär vorkommender Keim, wurde<br />
z.B. auch aus Wasser isoliert und kommt<br />
ebenfalls nosokomial vor. Die korrekte<br />
Identifikation dieser Bakterien gelingt<br />
mit kommerziellen Systemen in mehr<br />
als 87% der Fälle; jedoch werden Stenotrophomonas<br />
maltophilia zum Teil auch<br />
als Burkholderia cepacia fehlgedeutet.<br />
Erkrankungen, die durch diesen Problemkeim<br />
ausgelöst werden können, sind<br />
Pneumonien, Sepsis, Harnwegsinfekte,<br />
Infektionen der Weichteile und der Haut.<br />
Zur Bedeutung von S. maltophilia bei<br />
Mukoviszidose faßte Paul die Daten aus<br />
der Literatur zusammen. Je nach Ambulanz<br />
können diese Bakterien bei bis zu<br />
19% der untersuchten CF-Patienten isoliert<br />
werden. Die Häufigkeit S. maltophilia-positiver<br />
Abstriche aus der Umgebung<br />
betrug in der Ambulanz 32%, in<br />
Wohnungen nicht kolonisierter Patienten<br />
42%, in der Wohnung kolonisierter<br />
11
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Patienten 36% und in der Klinik 17%.<br />
In 4 von 35 untersuchten Inhaliergeräten<br />
wurden S. maltophilia gefunden,<br />
während Pseudomonas aeruginosa in<br />
34 der 35 Fälle trotz Pseudomonas-Kolonisation<br />
der Patienten nicht nachgewiesen<br />
werden konnte. Ob der Krankheitsverlauf<br />
der CF durch S. maltophilia<br />
negativ beeinflußt wird, läßt sich<br />
noch nicht eindeutig belegen. In einigen<br />
Untersuchungen waren mit S. maltophilia<br />
besiedelte Patienten schwerer krank,<br />
in anderen nicht.<br />
Hinsichtlich der Prävalenz scheint es in<br />
den letzten Jahren zum Teil einen Anstieg<br />
der Häufigkeit gegeben zu haben.<br />
Im europäischen ERCF-Register beträgt<br />
die Prävalenz 4%. In den meisten Fällen<br />
wird der Keim nur einmal nachgewiesen;<br />
nur bei 11% handelt es sich um eine<br />
persistierende Kolonisation. Zur Frage<br />
der Behandlung gibt es kaum Daten<br />
aus klinischen Studien. Das Antibiotikum<br />
der ersten Wahl ist normalerweise<br />
TMP/SMX, Doxycyclin ist das Mittel<br />
der 2. Wahl. Wichtig ist die gezielte Therapie<br />
nach Resistogramm, da bis zu 70%<br />
der Bakterien gegen bestimmte Antibiotika<br />
resistent sind.<br />
12<br />
Stenotrophomonas maltophilia<br />
(früher Pseudmonas, dann Xanthomonas maltophilia)<br />
Stämme dieser Spezies traten bei 24% von 283 Münchener CF-Patienten (1985-1995) (Bauernfeind,<br />
A., Przyklenk, B.: Microbiological background for anti-Pseudomonas aeruginosa<br />
vaccination in cystic fibrosis. Behring Inst. Mitt. 98: 256-261, 1997) und bei 45% von 191 Patienten<br />
der Essener Universitätskliniken auf (1993-1999). Sie kommen signifikant öfter in<br />
Patienten mit häufiger Tobramycintherapie vor (Arleth, S., Bauernfeind, A., Bertele, R. M.,<br />
Eberlein, E., Harms, K., Przyklenk, B.: Selection of Xanthomonas maltophilia in cystic fibrosis<br />
patients by tobramycin? XIth International Cystic Fibrosis (Mucoviscidosis) Congress, Dublin,<br />
Ireland, Abstr. MP 17, 1992) und können von Patienten zu Patienten übertragen werden<br />
(Bauernfeind, A., Przyklenk, B., Eberlein, E.: Incidence of identical types of Pseudomonas<br />
aeruginosa or Stenotrophomonas maltophilia in brothers and sister with cystic fibrosis.<br />
Monatsschr. Kinderheilkd. 144: 1042-1043 1996). Die Therapiemöglichkeiten sind zumeist<br />
eingeschränkt auf Kombinationen zwischen Cotrimoxazol oder einem Fluorochinolon mit Colistin<br />
(inhalativ) (derzeit aktivste Substanz ist Moxifloxacin, Bauernfeind, A., Eberlein, E., Ratjen,<br />
F.: Susceptibility of Stenotrophomonas maltophilia to moxifloxacin and ciprofloxacin alone<br />
and in combination with colistin. 13th Annual North American Cystic Fibrosis Conference,<br />
Seattle Washington, 1999, Abstr. accepted). Hinweise für eine pathogenetische Relevanz<br />
diese Spezies ergeben sich aus den klinischen Verläufen der Patienten mit S. maltophilia als<br />
Erreger (Dr. Ratjen, pers. Mitteilung).<br />
A. Bauernfeind<br />
Diese Ausführungen und auch die Diskussion<br />
machten deutlich, daß die Bedeutung<br />
von S. maltophilia für den Verlauf<br />
der CF noch unklar ist. Nicht bekannt<br />
ist, wie zwischen einer Kolonisation<br />
und einer Infektion unterschieden<br />
werden kann, ob die Häufigkeit wirklich<br />
zunimmt oder ob die Zunahme<br />
Folge einer verbesserten Diagnostik ist<br />
und wie die Prognose der CF durch diese<br />
Infektion beeinflußt wird. Einige<br />
Teilnehmer berichteten über Patienten,<br />
die unter Besiedelung mit diesem Keim<br />
eine Verschlechterung der klinischen Situation<br />
erlebten. Doxycyclin sei z.T. unwirksam,<br />
alternativ kann mit Ciprofloxacin<br />
in einer Dosis von 2x1 g oral behandelt<br />
werden.<br />
Mykobakterien<br />
Eine weitere Gruppe von Problemkeimen,<br />
nämlich die Mykobakterien, wurde<br />
von Dr. Joachim Bargon und Dr.<br />
Hans-Reinhardt Brodt aus der Universitätsklinik<br />
Frankfurt dargestellt. Bargon<br />
berichtete von drei eigenen Kasuistiken:<br />
ein Patient blieb trotz Nachweis<br />
von M. avium klinisch völlig stabil, bei<br />
den beiden anderen gab es jedoch eine<br />
Verschlechterung bis hin zu einem FEV 1 -<br />
Abfall von > 70% auf 51% der Norm.<br />
Einen allgemeinen Überblick über die<br />
Mykobakterien präsentierte Dr. Brodt.<br />
Bei den Mykobakterien unterscheidet<br />
man knapp 60 verschiedene Spezies.<br />
Zu den häufig pathogenen Spezies<br />
gehören M. avium intracellulare und<br />
M. cansasii sowie die schnell wachsenden<br />
M. chelonae und M. abcessus. Die<br />
meisten Mykobakterien sind ubiquitär<br />
nachweisbar, zum Beispiel im Leitungswasser<br />
oder im Staub, wurden<br />
aber auch aus Waschanlagen für Bronchoskope<br />
isoliert. Zur Unterscheidung<br />
zwischen Kolonisation, Infektion und<br />
Erkrankung können Kriterin der American<br />
Thoracic Society (ATS) herangezogen<br />
werden. Hinweisend sind zum<br />
Beispiel - nach Ausschluß anderer Erkrankungen<br />
- kavernöse Infiltrate im<br />
Röntgenthorax und der mehrmalige<br />
Nachweis von Mykobakterien in hoher<br />
Keimzahl im Sputum. Bei den schnell<br />
wachsenden Mykobakterien kann es zu<br />
Gewebsreaktionen wie z.B. bei Infektionen<br />
mit Kokken, auch septische<br />
Krankheitsbilder mit Fieber und Leukozytose<br />
wurden beschrieben. Viele<br />
Keimträger zeigen jedoch keinerlei klinische<br />
Manifestationen: von 130 HIVnegativen<br />
Patienten mit positivem Mykobakterien-Befund<br />
erkrankten nur 26.<br />
Dabei gelten chronische Lungenerkrankungen<br />
als wesentlicher Risikofaktor.<br />
Zur Bedeutung der Mykobakterien für<br />
den Verlauf der CF zeigte Brodt eine<br />
Zusammenstellung von 6 Arbeiten aus<br />
der Literatur. Erkrankungen an M. avium<br />
oder M. gordonae wurden auch bei<br />
Mukoviszidosepatienten beschrieben.<br />
Hauptproblem bei CF sind die schnell<br />
wachsenden, schlecht zu behandelnden<br />
Mykobakterien, die auch mit Todesfällen<br />
assoziiert waren. Klinisch wirksame<br />
Antibiotika sind z.B. Clarithromycin,<br />
Azithromycin, Ethambutol, Rifabutin<br />
oder Amikacin. Wichtig ist, grundsätzlich<br />
eine Kombinationstherapie durchzuführen.<br />
Bewährte Therapieschemata<br />
sind in Tabelle 3 aufgeführt.
SPEZIES<br />
M. kansasii<br />
M. avium<br />
M. marinum<br />
M. simiae<br />
M. szulgai<br />
M. xenopi<br />
M. genavense<br />
M. haemophilum<br />
M. malmoense<br />
M. scrofulaceum<br />
M. ulcerans<br />
M. fortuitum<br />
M. chelonae<br />
1. WAHL<br />
Rifampicin (Rifabutin)<br />
+ Isoniazid + Ethambutol<br />
+ Levofloxacin (Sparfloxazin)<br />
Clarithromycin + Ethambuthol<br />
+ Rifabutin<br />
Cotrimoxazol<br />
(ev. plus Quinolone)<br />
Clarithromycin + Ethambuthol<br />
+ Rifabutin<br />
Rifampizin + Isoniazid<br />
+ Ethambutol<br />
Rifampicin + Streptomycin<br />
+ Ethambutol + Levofloxacin<br />
Clarithromycin + Ethambuthol<br />
+ Rifabutin<br />
Isoniazid + Streptomycin<br />
+ Ethambutol<br />
Clarithromycin + Rifabutin<br />
+ Prothionamid<br />
Clarithromycin + Ethambutol<br />
+ Rifabutin<br />
Cotrimoxazol + Streptomycin<br />
Clarithomycin + Cotrimoxazol<br />
+ Amikacin<br />
Clarithromycin + Amikacin<br />
+ Sulfonamide + Cefoxitin<br />
Behandlung atypischer Mykobakterien<br />
2. WAHL<br />
Rifampicin (Rifabutin)<br />
+ Prothionamid + Amikacin<br />
+ Clarithromycin<br />
Azithromycin + Ethambutol<br />
+ Amikacin + Ciprofloxacin<br />
Minocyclin oder Rifampicin<br />
+ Ethambutol<br />
Azithromycin + Ethambutol<br />
+ Amikacin + Ciprofloxacin<br />
keine bekannt<br />
Rifampicin + Cycloserin<br />
+ Amikacin + Ethambutol<br />
Azithromycin + Ethambutol<br />
+ Amikacin + Ciprofloxacin<br />
Cotrimoxazol<br />
Rifabutin + Doxycyclin<br />
+ Cycloserin<br />
Rifampicin + Cycloserin<br />
+ Clofazimin<br />
Streptomycin + Dapson<br />
+ Ethambutol<br />
Sulfonamide + Tetracycline<br />
+ Clarithromycin<br />
Clarithromycin + Tetracycline<br />
+ Imipenem<br />
BEHANDLUNGSDAUER<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
18 bis 24 Monate ohne Rifampicin<br />
sonst ev. kürzer - mindestens<br />
12 Monate negative Kulturen<br />
mindestens 12 - 18 Monate<br />
(12 Monate negative Kulturen)<br />
mindestens 3 Monate, ggf. länger<br />
mindestens 12 -18 Monate<br />
(12 Monate negative Kulturen)<br />
12 - 18 Monate,<br />
cave Resistenzentwicklung<br />
mindestens 12 -18 Monate<br />
(12 Monate negative Kulturen)<br />
mindestens 3 Monate<br />
12 - 16 Monate<br />
mindestens 9 Monate<br />
keine Angaben<br />
6-12 Monate<br />
6 - 12 Monate<br />
Tabelle 3<br />
13
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Alcaligenes und Klebsiellen<br />
Noch unklarer ist die Situation bei den<br />
Bakterien Alcaligenes und Klebsiellen.<br />
Privatdozent Dr. Felix Ratjen von der<br />
Universitätskinderklinik Essen berichtete<br />
hierzu in Vertretung von Frau Dr.<br />
Hübner von der Erwachsenen-CF-Ambulanz<br />
in Essen.<br />
Alcaligenes species (zumeist xylosoxidans)<br />
werden bei CF in einer Häufigkeit<br />
von etwa 2-10% aller Patienten gefunden.<br />
Typisierungen der in Patientenkollektiven<br />
isolierten Keime zeigten, daß es<br />
sich um z.T um unterschiedliche, z.T.<br />
um identische Stämme handelt. Manche<br />
Patienten sind chronisch mit Alcaligenes<br />
kolonisiert. Ko-Infektionen mit<br />
anderen CF-relevanten Keimen sind<br />
häufig. Die Prävalenz dieser Bakterien<br />
bei CF scheint in den vergangenen Jahren<br />
nicht zugenommen zu haben. Die<br />
klinische Bedeutung für den Verlauf der<br />
CF kann noch nicht sicher eingeschätzt<br />
werden. In einer aktuellen Arbeit wurde<br />
zwar ein Abfall der FEV1 von 63% auf<br />
57% des Solls über zwei Jahre beschrieben,<br />
jedoch blieb der Verlauf in anderen<br />
Fällen stabil.<br />
Zu Klebsiellen berichtete Ratjen, daß<br />
rund 10% der gesunden Bevölkerung mit<br />
K. pneumoniae besiedelt sind. Bei CF<br />
gehörten Klebsiellen in den 70er Jahren<br />
zu den am häufigsten nachweisbaren Keimen:<br />
in Toronto waren 1970 rund 40%<br />
der Patienten mit Klebsiellen kolonisiert.<br />
Heutzutage liegt die Prävalenz bei rund<br />
5%, wobei der Anteil von K. pneumoniae<br />
etwas größer ist als der von K.oxytoca.<br />
Diese Bakterien werden bei den meisten<br />
Patienten nur einmal nachgewiesen;<br />
chronische Besiedelungen sind selten.<br />
Klebsiellen können auch bei Patienten<br />
auftreten, die eine staphylokokkenwirksame<br />
Antibiotikatherapie erhalten. Daten<br />
zur klinischen Relevanz dieser Bakterien<br />
fehlen komplett. Da es sich in der Regel<br />
um transiente Kolonisationen handelt,<br />
ist davon auszugehen, daß ihr Einfluß<br />
auf den Verlauf der CF gering ist oder<br />
ganz fehlt.<br />
14<br />
Achromobacter (früher Alcaligenes)<br />
xylosoxidans subsp. xylosoxidans (A.x.x.)<br />
Mikrobiologisch ist diese Art charakterisiert als oxidase-positives,<br />
indol-negatives, saccharolytisches, nichtfermentierendes<br />
Stäbchenbakterium. Seine Antibiotika-Sensitivität ist<br />
nicht vorhersagbar und variiert zwischen breit sensitiv und<br />
multiresistent. A.x.x. wurde unter 180 CF-Patienten zweier<br />
Universitätskliniken in Essen im Zeitraum zwischen Februar<br />
1996 und Juli 1998 bei 16 (8,9% der Patienten) nachgewiesen.<br />
Bei 12 der 16 Patienten fand sich derselbe Stamm<br />
(RFLP-Typ). Alle Stämme waren zugleich gegen Colistin und<br />
Tobramycin resistent, beide oder eines dieser Antibiotika<br />
waren 14 der 16 Patienten inhalativ verabreicht worden.<br />
Obwohl A.x.x. bis zu zwei Jahren in den Patienten persistierte,<br />
konnte eine damit assoziierte klinische Verschlechterung<br />
nicht eindeutig nachgewiesen werden (Ratjen, F., Hübner,<br />
K., Bauernfeind, A.: Alcaligenes xylosoxidans subsp. xylosoxidans:<br />
prevalence and spread in cystic fibrosis patients.<br />
Pediatr. Pulmonol. Suppl. 17, p. 321,1998).<br />
Klebsiella<br />
Die Gattung Klebsiella besteht derzeit aus 7 Spezies. Humanpathogenetisch<br />
relevant sind darunter vor allem K. oxytoca und<br />
K. pneumoniae mit ihren Subspezies ozaenae und rhinoscleromatis.<br />
Unter 201 CF-Patienten der Essener Universitätskliniken<br />
wurden zwischen Januar 1995 und Dezember 1998 bei 7 Patienten<br />
(3,5%) K. pneumoniae, bei 5 (2,5%) K. oxytoca und bei einem<br />
K. ozaenae nachgewiesen. Persistenz von 2 bis 8 aufeinanderfolgenden<br />
Sputumproben wurde in 3 Fällen mit K. pneumoniae<br />
und bei K. ozaenae (in 8 Sputa) beobachtet. Ein Stamm (RFLP-<br />
Typ) wurde bei zwei Patienten gefunden. Drei der K. pneumoniae<br />
Stämme waren multiresistent (produzierten Betalaktamasen<br />
mit erweitertem Spektrum), zwei davon persistierten (Palm,<br />
A., Schneider, I., Bauernfeind, A., Ratjen, F.: Klebsiella spp. in cystic<br />
fibrosis patients. 6th Scientific Meeting of the European Society<br />
of Chemotherapy and Infectious Diseases, Istanbul, Turkey,<br />
Absrt. G6, 1999).<br />
A. Bauernfeind<br />
A. Bauernfeind
Ergebnis der Abschlussdiskussion am<br />
zweiten Tag der Konferenz:<br />
Es ist notwendig, prospektiv Daten<br />
über Problemkeime und ihre klinische<br />
Relevanz zu erheben.<br />
In der abschließenden Diskussion<br />
wurde nochmals deutlich, wie rudi-<br />
Klinik<br />
Klinische Relevanz?<br />
Häufigkeit?<br />
begünstigende<br />
Faktoren?<br />
Monobesiedelung?<br />
Hygiene<br />
Isolation im<br />
Krankenhaus?<br />
Isolation in der<br />
Ambulanz?<br />
Therapie<br />
Indikation?<br />
Therapie?<br />
Eradikation<br />
möglich?<br />
MRSA<br />
wie bei Methicillinsensiblen<br />
S. aureus<br />
≈ 10%<br />
Antibiotika<br />
eher selten/unklar<br />
ja<br />
ja<br />
• bei klinischer<br />
Verschlechterung<br />
• bei mehrmaligem<br />
Nachweis initialer<br />
Eradikationsversuch<br />
Vancomycin +<br />
anderes Antibiotikum<br />
(immer Kombination!)<br />
unklar<br />
B. cepacia-Gruppe<br />
Variabel, bei ≈ 25%<br />
dramatische klinischeVerschlechterung<br />
2 - 7%<br />
inhalative<br />
Antibiotika,<br />
Kuraufenthalt<br />
selten<br />
ja<br />
ja<br />
immer<br />
nach Testung<br />
> 50%<br />
mentär zum Teil das Wissen um die<br />
genannten Problemkeime ist. Es<br />
wurde als wichtig erachtet, prospektiv<br />
Daten über diese Bakterien zu sammeln,<br />
insbesondere über ihre klinische<br />
Relevanz. Auch sollten das Projekt<br />
Qualitätssicherung Mukoviszidose<br />
und das Europäische CF-Register ER-<br />
Tabellarische Übersicht zu Problemkeimen bei Cystischer Fibrose<br />
Stenotrophomonas<br />
maltophila<br />
wahrscheinlich<br />
5 - 45%<br />
Häufige Therapie<br />
mit<br />
Aminoglykosiden<br />
selten<br />
nein<br />
nein<br />
nach Klinik<br />
nach Testung,<br />
am ehesten<br />
TMP/SMX,<br />
Moxifloxacin mit<br />
Colistin (inhal.)<br />
unklar<br />
Mykobakterien<br />
variabel<br />
1 - 3%<br />
unklar<br />
selten<br />
nein<br />
nein (außer TB)<br />
• nach Klinik<br />
• wiederholter<br />
Nachweis<br />
nach Testung<br />
unklar<br />
Achromobacter<br />
(Alcaligines)<br />
xylosoxidans<br />
wahrscheinlich<br />
3-10%<br />
Therapie mit<br />
Tobramycin<br />
oder Colistin<br />
selten<br />
nein<br />
nein<br />
nach Klinik<br />
nach Testung<br />
ja<br />
Klebsiella spp.<br />
unklar<br />
Therapie mit<br />
Aminopenicillinen<br />
selten<br />
nein<br />
nein<br />
nach Klinik<br />
nach Testung<br />
ja<br />
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
CF dafür genutzt werden, mehr Informationen<br />
über diese Bakterien zu erhalten.<br />
Ferner wurde angeregt, zu MR-<br />
SA und B. cepacia eine prospektive<br />
Datenerfassung in den am Wartburg-<br />
Treffen teilnehmenden Ambulanzen in<br />
die Wege zu leiten.<br />
Tabelle 4<br />
15
CF-<strong>Report</strong> 6<br />
Warum Internet?<br />
Vor kurzem wurde ich, da in Bayern<br />
aufgewachsen, nach einem Rezept<br />
für Semmelknödel gefragt. Ein Kochbuch<br />
hatte ich gerade nicht zur Hand,<br />
aber einen PC vor mir. Was also lag<br />
näher, als ins Internet zu gehen? Über<br />
eine Suchmaschine wurde ich unter<br />
http://kochbuch.unix-ag.uni-kl.de/<br />
R10.html fündig.<br />
Warum Internet für Semmelknödel? Eigentlich<br />
soll das nur ein Beispiel dafür<br />
sein, daß es kaum etwas gibt, was nicht<br />
im Internet zu finden wäre. Natürlich<br />
gibt es dort auch einige weniger schöne<br />
Seiten, aber wer Informationen<br />
sucht, wird im Internet sicher irgendwann<br />
fündig.<br />
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das Suchen etwas zu erleichtern, gibt es<br />
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• Hr. Dr. med. App, Freiburg<br />
• Hr. Dr. med. Ballmann, Hannover<br />
• Hr. Dr. med. Bargon, Frankfurt<br />
• Fr. Dr. med. Bärmeier, Erlangen<br />
• Hr. Professor Dr. med. Bauernfeind,<br />
München<br />
• Hr. Dr. med. Brodt, Frankfurt<br />
• Fr. Dr. med. Brömme, Halle<br />
• Hr. Professor Dr. med. Dockter,<br />
Homburg/Saar<br />
• Hr. Dr. med. Holl, Gießen<br />
16<br />
tungen von Kongressen, den CF-<strong>Report</strong><br />
als Internet bzw. Downloadversion,<br />
weiterführende Links zu anderen<br />
Sites zum Thema Mukoviszidose und<br />
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med. U. Stephan erstellte Schulungs-<br />
Teilnehmer<br />
• Hr.Professor Dr.med.Kolb,<br />
Düsseldorf<br />
• Hr. Professor Dr. med. Lindemann,<br />
Gießen<br />
• Hr. Professor Dr. med. Paul,<br />
Berlin<br />
• Hr. Dr. med. Paul, Dresden;<br />
• Hr. Oberarzt Dr. med. Posselt,<br />
Frankfurt<br />
• Hr. Privatdozent Dr. med. Ratjen,<br />
Essen<br />
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richtigen Semmelknödel müssen immer<br />
noch selbst gemacht werden...<br />
Dr. Max Putzenlechner<br />
• Hr. Dr. med. Rosenecker,<br />
München<br />
• Fr. Professor Dr. med. Schuster,<br />
Düsseldorf<br />
• Fr. Privatdozentin Dr.Steinkamp,<br />
Lübeck<br />
• Hr. Professor Dr. Dr. med. Tümmler,<br />
Hannover<br />
• Hr. Dr. rer. nat. Putzenlechner,<br />
Grenzach-Wyhlen<br />
• Fr. Eichacker, Grenzach-Wyhlen.
Literaturverzeichnis<br />
Vortrag Frau Dr. Bärmeier<br />
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International Journal of Systematic Bacteriology,<br />
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CF-<strong>Report</strong> 6<br />
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Vortrag Prof. Dockter<br />
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Vortrag Professor Dr. Holl<br />
(Diabetes)<br />
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17
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• Qualitätssicherung in der Pädiatrischen Diabetologie.<br />
Monatsschr Kinderheilkd 143, S 1146 (1995)<br />
• Ambulante und stationäre Durchführung von Behandlungs-<br />
und Schulungsmaßnahmen für Kinder<br />
und Jugendliche mit Diabetes sowie deren Eltern.<br />
Diabetologie Informationen 19, Heft 3, pp 216<br />
(1997)<br />
• Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische<br />
Diabetologie zur Frage einer Gewährung<br />
von Pflegegeld nach SGB XI an Kinder mit Diabetes<br />
mellitus.<br />
Diabetologie Informationen 19, Heft 4, pp 265<br />
(1997)<br />
• Untersuchungen auf diabetische Folgeerkrankungen<br />
an Augen, Nieren und Nerven bei pädiatrischen<br />
Diabetespatienten.<br />
Diabetologie Informationen 20, Heft 2, pp 124<br />
(1998)<br />
Vortrag Dr. Ratjen<br />
(in Vertretung von Frau Dr. Hübner)<br />
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Vortrag Dr. Paul<br />
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Hoffmann-La Roche AG<br />
79630 Grenzach-Wyhlen