Zum Leben - Sächsische Israelfreunde eV
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le-châjim<br />
4 | 2009 Zeitschrift der Sächsischen <strong>Israelfreunde</strong> e. V. www.zum-leben.de<br />
Gedenken an das<br />
Massaker von Hebron<br />
vor 80 Jahren
Editorial<br />
„Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von<br />
Geschlecht zu Geschlecht.“ 5. Mose 32,7<br />
Liebe <strong>Israelfreunde</strong> in Sachsen und darüber hinaus,<br />
das Jahr der Jahrestage neigt sich dem Ende<br />
zu. 70 Jahre Beginn des Zweiten Weltkrieges,<br />
60 Jahre Grundgesetz und Bundesrepublik<br />
sowie 20 Jahre Friedliche Revolution und<br />
Mauerfall sind Anlässe des Gedenkens. Auch<br />
Gottes Wort ermahnt zum Gedenken. So<br />
steht in 5. Mose 32,7: „Gedenke der vorigen<br />
Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht<br />
zu Geschlecht.“ Aus der Geschichte<br />
gilt es, Schlüsse zu ziehen für die Gestaltung<br />
unserer heutigen Gesell schaft. Gerade unser<br />
Grundgesetz spiegelt vieles an Lehren aus der<br />
finsteren Zeit der Barbarei der National-Sozialisten<br />
wider. Dafür können wir dankbar sein.<br />
Doch je länger das Geschehene zurückliegt,<br />
umso weniger sind sich auch viele Politiker<br />
der geschichtlichen Bezüge bewusst.<br />
Es ist gerade einmal 20 Jahre her, dass mit<br />
Kerzen und Gebeten bei friedlichen Demonstrationen<br />
der israelfeindlichen SED-<br />
Diktatur das Ende bereitet wurde. Dies alles<br />
und erst recht die Bespitzelung und Repression<br />
Andersdenkender durch die Stasi, die<br />
Benachteiligung von Christen in Bildung und<br />
Beruf, die Mangel- und Misswirtschaft, der<br />
Verfall unserer Städte und der Infrastruktur<br />
sowie die massive Verschmutzung der Schöpfung<br />
scheinen bei Vielen vergessen zu sein.<br />
Da bekommt die Partei, die bis 1989 noch<br />
SED hieß, seitdem nicht aufgehört hat, sich<br />
umzubenennen und für diese „Leistung“ inzwischen<br />
sogar einen Oskar bekommen hat,<br />
Stimmenzuwächse, die ihr die Rückkehr an<br />
die Macht ermöglichen. Eine Erklärung dafür<br />
steht in den Sprüchen Salomos 26,11: „Wie<br />
ein Hund wieder frisst, was er gespien hat,<br />
so ist der Tor, der seine Torheit immer wieder<br />
treibt.“ Erst recht trifft dies natürlich auf<br />
Leute zu, die trotz der seit 1945 bekanntgewordenen<br />
Verbrechen, insbesondere des<br />
Massenmordes an den Juden, national-sozialistischem<br />
Gedankengut etwas Positives abringen<br />
können.<br />
In der Bibel trägt der Hauptfeind des Volkes<br />
Israel den Namen Amalek. Im 1. Samuel 15,2<br />
steht dazu: „So spricht der HERR Zebaoth: Ich<br />
habe bedacht, was Amalek Israel angetan und<br />
wie es ihm den Weg verlegt hat, als Israel aus<br />
Ägypten zog.“ Es spricht Bände, wenn eine<br />
inzwischen verbotene Musikgruppe der Neonazis<br />
eine CD herausgebracht hat, die ausgerechnet<br />
den Titel „Amalek“ trägt und dort<br />
von „Bomben auf Israel“ grölt. Da verwundert<br />
auch die Verbundenheit mit Hamas und<br />
Hisbollah nicht. Dass sich brauner Ungeist<br />
mit den islamischen Feinden des jüdischen<br />
Volkes verbündet, hat indes eine lange Tradition.<br />
Schon der Großmufti von Jerusalem,<br />
Hadj Amin al Husseini, konnte sich der Solidarität<br />
des national-sozialistischen »Großdeutschland«<br />
sicher sein, wie Heinrich<br />
Himmler in einem Telegramm schrieb. Dafür<br />
unterstützte der Mufti die Nazis, indem er die<br />
Waffen-SS durch islamische Kämpfer aus Bosnien<br />
verstärkte.<br />
Es war jener Mufti, der bereits vor 80 Jahren<br />
in Palästina den Terror gegen die dort ansässigen<br />
Juden anzettelte. Am 23. August 1929<br />
ermordete ein islamischer Mob 67 jüdische<br />
Männer, Frauen und Kinder (Siehe Artikel:<br />
80 Jahre „TARPAT“). Viele jüdische Häuser,<br />
wie das Krankenhaus „Hadassah“, das auf der<br />
Titelseite zu sehen ist, wurden zerstört. Die<br />
britische Mandatspolizei schritt nicht ein,<br />
evakuierte aber nachher die überlebenden<br />
Juden nach Jerusalem. Damit hörte die seit<br />
mehr als 3000 Jahren in der Stadt der Erzväter<br />
Israels ansässige jüdische Gemeinde auf<br />
zu existieren.<br />
Weder damals noch beim Versuch in Europa<br />
verfolgter Juden, in das Land der Väter einzuwandern,<br />
haben die Briten eine gute Rolle<br />
gespielt. Jetzt ist jedoch ein Offizier der Streitkräfte<br />
Ihrer Majestät durch besondere Courage<br />
öffentlich in Erscheinung getreten, als sich<br />
die Vereinten Nationen wieder einmal anschickten,<br />
Israel dafür zu verurteilen, dass es<br />
gewagt hat, sich gegen die Terrorangriffe seiner<br />
Feinde zu wehren. Der frühere Kommandant<br />
der Britischen Streitkräfte in Afghanistan,<br />
Oberst Richard Kemp, hat die<br />
Israelische Armee am 16. Oktober vor dem<br />
UN-Menschenrechtsrat in Genf gegen die<br />
Vorwürfe des Goldstone-Berichts in Schutz<br />
genommen. U.a. sagte er:<br />
„… Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte<br />
haben während der Operation `Gegossenes<br />
Blei´ mehr zum Schutz der Rechte von Zivi-<br />
listen in einem Kampfgebiet getan als jede<br />
andere Armee in der Geschichte der Kriegsführung.<br />
Israel tat dies, während es einem<br />
Feind gegenüberstand, der sein militärisches<br />
Potential absichtlich hinter dem menschlichen<br />
Schutzschild der Zivil bevölkerung positionierte.<br />
...“<br />
Das hat allerdings das UN-Gremium nicht davon<br />
abgehalten, dem Goldstone-Bericht zuzustimmen.<br />
Von Genf ging damit das Signal aus,<br />
dass die Bekämpfung des Terrorismus ein Verbrechen<br />
sei. Aber was kann Israel anderes<br />
von einer Weltorganisation erwarten, in deren<br />
General versammlung im nächsten Jahr<br />
Libyen den Vorsitz übernimmt, dessen Staatschef<br />
der langjährige Terrorpate Muammar al-<br />
Gaddafi ist?<br />
Das Außenministerium des Staates Israel hat<br />
darauf die einzig richtige Antwort gegeben:<br />
„Israel wird damit fortfahren, von seinem<br />
Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch zu machen<br />
und Maßnahmen zu ergreifen, um das<br />
<strong>Leben</strong> seiner Bürger zu schützen.“ Dies deckt<br />
sich hundertprozentig mit der Aussage unserer<br />
deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
in ihrer Rede am 18. März vergangenen<br />
Jahres vor der Knesset: „Jede Bundesregierung<br />
und jeder Bundeskanzler vor mir waren<br />
der besonderen historischen Verantwortung<br />
Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet.<br />
Diese historische Verantwortung<br />
Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines<br />
Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für<br />
mich als deutsche Bundes kanzlerin niemals<br />
verhandelbar.“ Es spricht auch für die Verlässlichkeit<br />
dieser Kanzlerin als politische Erbin<br />
Konrad Adenauers, Franz-Josef Strauß´ und<br />
Helmut Kohls, wenn im Koalitionsvertrag zwischen<br />
CDU, CSU und FDP zur Bildung der<br />
neuen Bundesregierung steht: „Wir bekennen<br />
uns zur besonderen Verantwortung Deutschlands<br />
gegenüber Israel als jüdischem Staat“.<br />
Genau das heißt es, Konsequenzen aus dem<br />
Gedenken zu ziehen!<br />
Lothar Klein<br />
2 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Aktuelles<br />
2 Lothar Klein<br />
Editorial<br />
3 Lothar Klein<br />
In eigener Sache<br />
4 Wilfried Gotter<br />
Biblisches Wort<br />
5 Andrea Messig-Wetzel<br />
Tröstet, tröstet mein Volk!<br />
6 Johannes Gerloff<br />
Reue und Gedenken an das<br />
Hebron-Massaker von 1929<br />
8 Tobias G. Rink<br />
Deutschland einig Vaterland …?<br />
11 Winfried Amelung<br />
GOTT, wo warst Du in Deutschland?<br />
15 Felicitas Kugel<br />
Das Apfelbäumchen von Auschwitz<br />
16 Hartmut Petersohn<br />
Erschreckendes Schweigen über<br />
entführte Geiseln<br />
18 Gottfried Harnack<br />
Marsch für das <strong>Leben</strong><br />
20 Johannes Gerloff<br />
„Unter Bauern – Retter in der Nacht“<br />
22 Ulrich W. Sahm<br />
Kurznachrichten<br />
25 Matthias Mieth<br />
Freude in der Röhn<br />
26 Johannes Gerloff<br />
Der Schwelbrand im Herzen Jerusalems<br />
27 Johannes Gerloff<br />
Bei Tageslicht spinnefeind –<br />
Stammtischbrüder bei Nacht<br />
29 Ulrich W. Sahm<br />
Älteste hebräische Inschrift entziffert<br />
30 A. W. Willmann / T. Böttger<br />
Ein vergessener Weg<br />
32 Uwe Dziuballa<br />
Was ich vom Baseball lerne!<br />
35 Matthias Franke<br />
Mit Gottes Wort und Freunden<br />
ein Land kennen lernen<br />
38 Eneye Adana<br />
Die Leiden der äthiopischen Juden<br />
39 Uwe Fleischer<br />
„Wann kommt Ihr wieder?“<br />
40 israelreise.de<br />
Israel-Reiseangebote 2010<br />
In eigener Sache<br />
Informationen, Termine, Aktuelles und Gebetsanliegen<br />
Am 19. September fand in Markersdorf unsere<br />
diesjährige Jahreshauptversammlung zum<br />
Berichtszeitraum 2008 statt. Im Rückblick<br />
auf die Konferenz in Pirna könne wir dankbar<br />
feststellen, dass diese sowie unsere Arbeit<br />
insgesamt sowohl in Deutschland als auch in<br />
Israel öffentlich wahrgenommen wird. Das<br />
bestätigt uns darin, nicht nur diejenigen zu<br />
stärken, die in ihrem Umfeld als <strong>Israelfreunde</strong><br />
oft sehr allein stehen. Ebenso sind die politischen<br />
Akzente wichtig, die wir in einem<br />
Umfeld setzen, das häufig sehr einseitig israelkritisch<br />
informiert und eingestellt ist.<br />
Der gerade veröffentlichte unfaire Goldstone-<br />
Report bestätigt erneut, wie wenige Freunde<br />
Israel in der Welt hat. Umso wichtiger ist die<br />
Solidarität vor Ort. Die von Werner Hartstock<br />
organisierten Gruppenreisen haben sich dabei<br />
bewährt (Siehe Werbung!). Ein besonderer<br />
Ausdruck der Verbundenheit mit dem jüdischen<br />
Volk und Land sind die sächsischen<br />
Handwerkerreisen. Für 2010 sind drei Reisen<br />
nach Israel geplant, um die Wohnsituation von<br />
Holocaustüberlebenden verbessern zu helfen.<br />
Während Michael Sawitzkwi uns dazu einen<br />
Rückblick lieferte, vermittelte uns Matthias<br />
Franke Eindrücke von seiner nun schon sechsten<br />
Reise nach Äthiopien, die in diesem Heft<br />
nachzulesen sind.<br />
Als besondere Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen<br />
das in der Bibel dokumentierte<br />
Verhältnis Gottes zu seinem Volk zu vermitteln,<br />
haben sich die Vorträge von Matthias<br />
Hampel anhand der von ihm selbst gebauten<br />
Norbert Lieth : DVD<br />
Tempelmodelle erwiesen. Viele konnten sich<br />
bei unseren Konferenzen davon überzeugen.<br />
Nun befindet sich nach Stiftshütte und dem<br />
Tempel Salomos der Herodianische Tempel in<br />
Bau. Allerdings hat dieses Modell Ausmaße,<br />
die einen Transport unmöglich machen. Die<br />
Lösung sieht Matthias Hampel in einer festen<br />
Ausstellung in Oßling, seinem Wohnort in<br />
der Nähe von Kamenz.<br />
Dass all diese Aktivitäten mit viel ehrenamtlichem<br />
Engagement aber auch mit Kosten verbunden<br />
sind, ist kein Geheimnis. Als Vorsitzender<br />
möchte ich darum allen sehr herzlich<br />
danken, die Zeit, Kraft, Geldspenden und auch<br />
Gebet in die Arbeit des Vereins eingebracht<br />
haben. Unser Herr segne Sie/Euch dafür<br />
reichlich. Ihm bleibt nicht verborgen, was ihr<br />
einem von diesen seinen geringsten Brüdern<br />
getan habt.<br />
Bald geht es an die Planung der Konferenz für<br />
das nächste Jahr, die diesmal am 1. Mai im<br />
voigtländischen Reichenbach stattfindet. Da<br />
wir ausschließlich ehrenamtlich arbeiten und<br />
Zeit und Kraft der Mitarbeiter begrenzt sind,<br />
wollen wir – wie schon in Leipzig – den Umfang<br />
der Konferenzen künftig etwas geringer<br />
halten, als es für den 60. Jahrestag Israels in<br />
Pirna angemessen war. Bei allem, was wir für<br />
IHN und sein Volk und Land tun können, dürfen<br />
wir aber nicht aus dem Blickfeld verlieren,<br />
was ER für uns getan hat. Um dies zu bedenken,<br />
gebe uns unser Herr in der bald kommenden<br />
Advents- und Weihnachtszeit die<br />
nötige Stille und Ausrichtung. Schalom. LK<br />
Das gefährlichste Gift der Welt –<br />
Der Judenhass<br />
»Die Juden sind an allem schuld!« – So oder ähnlich hört<br />
man es von vielen Leuten. Weltweit nimmt der Judenhass<br />
immer mehr zu. Woher kommt dieser Hass? Wer steht dahinter?<br />
Sind die Juden wirklich an allem schuld?<br />
DVD 14,95 EUR mit DVD More than Dreams für 20,– EUR<br />
inkl. Versand.<br />
hörenswertes<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
3
Biblisches Wort<br />
Nehemia 6,16<br />
uns her waren, und der Mut entfiel ihnen;<br />
denn sie merkten, dass dieses Werk von Gott<br />
war.“<br />
von<br />
Wilfried Gotter,<br />
Schönborn<br />
Ist es nicht so, dass alle Schwierigkeiten<br />
zwischen Menschen letztendlich Kommunikationsschwierigkeiten<br />
sind? Da wir in der<br />
heutigen Zeit eine Fülle von Kommunikationsmöglichkeiten<br />
haben, werden diese oftmals<br />
dazu benutzt, die Kommunikationsschwierigkeiten<br />
zu vergrößern. Ein Problem<br />
sind dabei z.B. Journalisten, die ohne Skrupel<br />
in der Informationsbeschaffung oftmals unwahres<br />
über Christen verbreiten. Getreu<br />
dem Satz, „Eine halbe Wahrheit ist oftmals<br />
eine ganze Lüge!“ Und während sich die<br />
Wahrheit noch die Schuhe anzieht, ist die<br />
Lüge schon um die ganze Welt gelaufen. So<br />
passiert es in der letzten Zeit häufig in gebührenfinanzierten,<br />
öffentlich-rechtlichen Rundfunk-<br />
und Fernsehsendern in unserem Land.<br />
Die Folgen sind unterschiedlich – vom Aufbegehren<br />
bis zum inneren Rückzug. Auf den<br />
Punkt gebracht kann das bedeuten: In der<br />
Demokratie legalisiert der Wähler manchmal<br />
unbemerkt Entscheidungen, die sich gegen<br />
Ihn richten. Da wünschte ich mir, dass die<br />
Leute, die mit böswilligen Sendungen gegen<br />
Christen auftreten, merken, dass das Werk<br />
dieser Christen, über die sie berichten, von<br />
Gott ist. Wir als Nachfolger Jesu haben unseren<br />
Dienstbefehl vom Schöpfer dieser Welt<br />
selbst bekommen und dieser ist unsere Legitimation:<br />
„Und Jesus trat zu ihnen, redete mit<br />
Ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt<br />
im Himmel und auf Erden. Darum gehet<br />
hin und machet zu Jüngern alle Völker und<br />
taufet sie auf den Namen des Vaters und des<br />
Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret<br />
sie halten alles, was ich euch befohlen habe.<br />
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an<br />
das Ende der Welt.“<br />
Im Jahr 444 v. Chr., im hebräischen Monat<br />
Kislew , welcher sich nach unserem Kalender<br />
von Mitte November bis Mitte Dezember erstreckt,<br />
erhielt Nehemia seine Berufung von<br />
Gott zum Wiederaufbau der Stadtmauern Jerusalems.<br />
Bei seinem Aufbauwerk bekam es<br />
Nehemia mit vielen Feinden zu tun. Die<br />
schlimmsten Feinde waren dabei oftmals die<br />
Leute aus dem eigenen Volk. Trotzdem, unter<br />
Nehemias weiser Führung beendeten die Angehörigen<br />
seines Teams den Wiederaufbau.<br />
Nun ging es nur noch darum, die Tore wieder<br />
instand zu setzen. Auch die Gemeinschaft der<br />
innerhalb der Mauern wohnenden Menschen<br />
galt es zu stärken. Da es den Feinden nicht<br />
gelungen war, die Bauleute von ihrer Arbeit<br />
abzuhalten, beschlossen sie, ihre Angriffe auf<br />
Nehemia zu konzentrieren. Nehemia war ihr<br />
Motor und Anführer. Sollten die Feinde Nehemia<br />
in Misskredit bringen oder gar ganz<br />
ausschalten, dann wäre es für sie möglich,<br />
vielleicht die Stadt Jerusalem unter ihre Kontrolle<br />
zu bringen.<br />
Dem Durchschnittsbürger sind die ungeheueren<br />
Belastungen und Anfechtungen<br />
nicht bewusst, denen Menschen in Führungspositionen<br />
tagtäglich ausgesetzt sind. Ihnen<br />
wird oft die Schuld an etwas gegeben, das sie<br />
gar nicht getan haben. Andererseits kritisiert<br />
man sie für Dinge, die sie verwirklichen wollen.<br />
Ihre Äußerungen werden oftmals falsch<br />
wiedergegeben und missverstanden, wobei<br />
sie selten die Gelegenheit erhalten, das Betreffende<br />
richtigzustellen. Wenn sie schnell<br />
handeln, gelten sie als rücksichtslos. Wenn<br />
sie ruhig abwarten, wirft man ihnen Feigheit<br />
oder Gleichgültigkeit vor. Diejenigen, die<br />
geistliche Führungspositionen innehaben,<br />
sind nicht nur den Belastungen ausgesetzt,<br />
denen sich alle Führungskräfte gegenüberstehen,<br />
sondern sie haben sich auch noch mit<br />
dem Widersacher Gottes, dem Teufel, auseinanderzusetzen.<br />
So war es bereits zu Nehemias<br />
Zeiten. So ist es bis heute geblieben. In<br />
dem Kapitel, aus dem unser heutiges Wort<br />
steht, wird sehr eindrücklich beschrieben,<br />
was das Hauptziel der Feinde war. Es bestand<br />
darin, im Herzen Nehemias und seiner Mitarbeiter<br />
Furcht hervorzurufen. Dabei wussten<br />
sie, dass Furcht Glauben zugrunde richtet<br />
und die normalen <strong>Leben</strong>säußerungen zum<br />
Stillstand bringt.<br />
Nehemia aber hörte nicht auf die Lügen der<br />
Feinde. Er ging keine Kompromisse ein. Er<br />
widerstand aller üblen Nachrede. Er lies sich<br />
nicht durch Drohungen einschüchtern und er<br />
überstand alle Intrigen. „Die Mauer war fertig…“,<br />
lesen wir und dann folgt unser heutiger<br />
Text: „Und da alle unsere Feinde das<br />
hörten, fürchteten sich alle Heiden, die um<br />
Es ist also für uns wichtig aus diesem Geschehen<br />
zu lernen. Ja, es stimmt: Christen hier in<br />
Deutschland werden von so manchen Medien<br />
verleumdet. Aber, dies ist nicht zu vergleichen<br />
mit dem, was Nehemia mit seinen Bauleuten<br />
damals zu ertragen hatte. Er musste<br />
um sein <strong>Leben</strong> bangen! Vielleicht müssen die<br />
Christen in Deutschland noch viel mehr in<br />
Einheit den unchristlichen, gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen widersprechen. Der Prediger<br />
von Buchenwald, Reinhold Schneider, hat<br />
einmal gesagt: „Die Zeit erwartet unseren<br />
Widerspruch. In wesentlichen Fragen ist sie<br />
ratlos, und wenn wir mit ihr gehen, so werden<br />
wir es auch!“<br />
Dabei geht es nicht ums Meckern! Nein es<br />
geht für die Christen in unserem Land immer<br />
wieder darum, bewusst auf die Maßstäbe<br />
Gottes für uns persönlich und für unsere Gesellschaft,<br />
in der wir gern leben, hinzuweisen.<br />
Dies steht im Wort Gottes geschrieben.<br />
Dies sind die wirklich wichtigen Aussagen für<br />
heute. Und sie sind mitnichten außer Kraft<br />
gesetzt. Die zehn Anweisungen zum <strong>Leben</strong><br />
sind nach wie vor in Kraft für ein gelingendes<br />
<strong>Leben</strong>, für mich persönlich und für unser<br />
Land.<br />
Ohne Gott werden selbst jene Rechtsgüter<br />
zum Spielball der Interessen, die unter dem<br />
Schutz der Verfassung dieser Republik stehen.<br />
Und ohne Gott verfällt die Moral. Also,<br />
leben wir heute und jeden neuen Tag, den<br />
uns Gott schenkt, bewusst. Beten wir darum,<br />
dass uns Gott dazu Gnade schenkt. Damals<br />
bei Nehemia wie heute bei uns ist das Motto<br />
dasselbe: „Die Freude am Herrn ist unsere<br />
Stärke!“ Dies ist der Schlüssel!<br />
Einen Schlüssel erkennt man daran, dass er<br />
öffnet und auch schließt. Wenn es die Freude<br />
an Gott und seinem Wort ist, dann öffnet mir<br />
dieser Schüssel immer wieder neue Perspektiven.<br />
Aber er hilft mir auch, den Widerständen<br />
und manchmal auch Verleumdungen, die<br />
andere über mich verbreiten, zu widerstehen.<br />
Und es ist auch die Freude an Gottes<br />
Wort und seinen Verheißungen, die durchträgt<br />
und zurechtbringt.<br />
Wenn ich in meinen Herzen weiß, dass das,<br />
was ich tue, ein Werk von Gott ist, dann wird<br />
meinen Feinden der Mut entfallen. Sie werden<br />
merken, Gott ist mit mir. Das wünsche<br />
ich Ihnen und mir, dass Gott mit uns sein<br />
möge, heute und alle Zeit unseres <strong>Leben</strong>s!<br />
4 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Tröstliches<br />
Tröstet, tröstet mein Volk!<br />
Jesaja 40,1<br />
von<br />
Andrea Messig-Wetzel,<br />
Lugau<br />
Der Sächsische <strong>Israelfreunde</strong> e. V. will 2010<br />
wieder mit einer Handwerkerreise praktische<br />
Hilfe in Israel leisten. Seit sechs Jahren<br />
helfen Handwerker aus Sachsen Juden und<br />
Christen in ganz Israel mit Aufbau- und Renovierungsarbeiten.<br />
Im nächsten Jahr fahren vom 20. Februar bis<br />
3. April drei Gruppen nach Sderot, Jericho<br />
und natürlich nach Jerusalem. Für die Reise<br />
2010 haben sich bereits knapp 60 Handwerker<br />
und Helfer angemeldet, die in drei Etappen<br />
für je zwei Wochen in Israel sein werden.<br />
Dass während sechs Wochen hintereinander<br />
so viele Handwerker in Israel sind, ist der<br />
bisherige Höhepunkt dieser Reisen. Die<br />
Handwerker führen in Sderot für dort ansässige<br />
sozial schwache Einwohner in privaten<br />
Wohnungen Renovierungen durch. Auch in<br />
Jericho sind die Sachsen wieder für Tass Saada<br />
und seine Hilfsorganisation Seeds of Hope<br />
tätig. Der Schwerpunkt der nächsten Handwerkerreise<br />
liegt allerdings in Jerusalem.<br />
Hilfe für Holocaust-Überlebende<br />
Verschiedenen Organisationen baten die<br />
Sächsischen <strong>Israelfreunde</strong> um Hilfe für Holocaust-Überlebende<br />
in Jerusalem.<br />
In Israel leben momentan noch 180.000<br />
Holocaust-Überlebende. Täglich nimmt ihre<br />
Zahl ab und bald wird die Generation von<br />
Juden, die den Holocaust überstanden haben,<br />
ganz verschwunden sein. Viele der<br />
Überlebenden haben ihre gesamte Familie<br />
verloren und leben jetzt im Alter sehr einsam.<br />
Erschwert wird ihre Situation noch zusätzlich,<br />
da die Hälfte dieser alten Menschen<br />
unter dem Existenzminimum lebt.<br />
Verschiedene Organisationen wie die Internationale<br />
„Christliche Botschaft Jerusalem“<br />
(ICEJ) und „Israel heute“ versuchen die Not<br />
der Holocaust-Überlebenden durch Patenschaftsprogramme<br />
und Hilfsprojekte zu lindern.<br />
Die Handwerkergruppen der Sächsischen<br />
<strong>Israelfreunde</strong> werden 2010 diese<br />
Projekte mit praktische Hilfe unterstützen,<br />
da die Wohnungen vieler dieser Menschen<br />
dringend Renovierung oder auch altersgerechte<br />
Umbauten benötigen.<br />
Die Sächsischen <strong>Israelfreunde</strong> haben schon<br />
seit Langem das Anliegen, besonders Holo-<br />
Ein Projekt der Handwerker der Sächsischen<br />
<strong>Israelfreunde</strong> 2010: Renovierungsarbeiten<br />
in Wohnungen von Holocaust-<br />
Überlebenden – Werner Goldmann bei<br />
Malerarbeiten 2009 in Sderot<br />
caust-Überlebenden zu helfen. „Die Chance,<br />
Holocaust-Überlebenden zu dienen, ist ein<br />
großes Vorrecht, das wir unbedingt annehmen<br />
wollen“, so Michael Sawitzki, der Leiter der<br />
Handwerkergruppen. Viele der Handwerker,<br />
die in den letzten Jahren Helfer in Israel waren,<br />
sahen ihre Arbeit auch als ein Zeichen der<br />
Versöhnung von Deutschen und besonders<br />
Christen gegenüber dem jüdischen Volk.<br />
Arbeit kostet Kraft – Material kostet Geld!<br />
Die sächsischen Handwerker setzen für<br />
dieses Zeichen ihr Geld, ihre Zeit und ihre<br />
Kraft ein. Für das diesjährige Vorhaben Hilfe<br />
für Holocaust-Überlebende zu leisten, muss<br />
das gesamte Baumaterial von den Sächsischen<br />
<strong>Israelfreunde</strong>n finanziert werden.<br />
Die Handwerker der Sächsischen <strong>Israelfreunde</strong> 2009: Renovierung von Wohnungen sozial<br />
Bedürftiger in Sderot – Steffen Theumer bei Fliesenarbeiten<br />
Da dieses Projekt ein großes Anliegen der<br />
Handwerkerreise ist und eine Chance, besonders<br />
Opfern des Holocaust zu helfen, rufen<br />
wir zu Spenden für die Materialkosten<br />
auf. Wenn Sie die Holocaust-Überlebenden<br />
unterstützen und für das Projekt 2010 der<br />
Handwerkerreisen der Sächsischen <strong>Israelfreunde</strong><br />
e.V. geben wollen, dann spenden Sie<br />
bitte auf folgendes Konto:<br />
Sächsische <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Volksbank Mittweida eG<br />
Konto: 90 061 941<br />
Bankleitzahl: 870 961 24<br />
Stichwort: Hilfe für Holocaust-Überlebende<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
5
Historisches<br />
anderen Teilen des Landes ihre jüdischen<br />
Mitbürger an. Sieben Tage dauerten die jüdisch-arabischen<br />
Unruhen im britischen<br />
Mandat Palästina. In Jerusalem, Tel Aviv und<br />
Haifa wehrten sich die Juden. Insgesamt wurden<br />
133 Juden ermordet und mehr als 300<br />
verwundet. In Safed gab es 18 Tote. In Hebron<br />
wurden 67 jüdische Männer, Frauen<br />
und Kinder ermordet.<br />
Äxte und Messer, die von den Arabern verwendet<br />
wurden, Foto: Johannes Gerloff<br />
Reue und Gedenken an das<br />
Hebron-Massaker von 1929<br />
von Johannes Gerloff, Jerusalem<br />
„Mit Schmerz und Scham gestehen wir, dass<br />
die Offiziere der britischen Verwaltung ihre<br />
Pflicht, die jüdischen Bürger Hebrons während<br />
des arabischen Aufstands von 1929 zu<br />
schützen, vernachlässigt haben. Vater, vergib<br />
uns – bitten wir!“ – Mit diesen Worten einer<br />
Gedenktafel bat eine Gruppe von 30 Christen<br />
aus Großbritannien am 7. September 2009<br />
das jüdische Volk um Vergebung. Dieser Tag<br />
war nach jüdischer Zeitrechnung der 18. Elul<br />
5769 – der 80. Jahrestag des Pogroms von<br />
Hebron, bei dem im August 1929 die bis dato<br />
älteste jüdische Gemeinde der Welt ausgelöscht<br />
wurde.<br />
Nach Auseinandersetzungen um Rechte der<br />
Juden, an der Westmauer zu beten, hatte der<br />
Jerusalemer Großmufti Hadj Amin al-Husseini<br />
die Juden beschuldigt, die Moscheen auf<br />
dem Tempelberg und andere heilige Stätten<br />
des Islam zu gefährden. Am Freitag, den 23.<br />
August 1929, griffen aufgehetzte Araber in<br />
Jerusalem, Motza, Hebron, Safed, Jaffa und<br />
Darunter war auch Eliezer Dan Slonim, Direktor<br />
der English-Palestine-Bank und einziges<br />
jüdisches Mitglied des Stadtrats von<br />
Hebron. Obwohl er viele arabische Freunde<br />
hatte, die versprochen hatten, ihn zu schützen,<br />
wurden in Slonims Haus 22 Menschen<br />
ermordet, auch seine Frau und ihre beiden<br />
kleinen Kinder.<br />
Viele Hebroner Juden wurden von ihren arabischen<br />
Nachbarn versteckt und gerettet. Die<br />
britische Mandatsmacht evakuierte alle überlebenden<br />
Juden Hebrons nach Jerusalem. So<br />
fand eine 3000-jährige jüdische Besiedlung<br />
Hebrons im August 1929 ihr Ende. Einige<br />
jüdische Familien bemühten sich Anfang der<br />
1930er Jahre um eine Rückkehr nach Hebron,<br />
wurden aber 1936 zu Beginn weiterer<br />
arabischer Aufstände von den Briten wieder<br />
evakuiert. Erst nach dem Sechstagekrieg im<br />
Juni 1967 kehrten israelische Juden nach Hebron<br />
zurück.<br />
Eine offizielle, staatliche Gedenkfeier auf dem<br />
alten jüdischen Friedhof verlief in der traditionell<br />
angespannten Atmosphäre der Hebroner<br />
Altstadt ohne Zwischenfälle. Jüdische Extremisten<br />
wie Baruch Marsel oder Itamar<br />
Ben-Gvir wurde von Beamten des israelischen<br />
Inlandsgeheimdienstes jede Provoka-<br />
6 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
links: Zerstörtes Haus in Hebron, rechts: historisches Foto der Opfer des Pogroms 1929 in Hebron, Foto: Johannes Gerloff<br />
tion unmöglich gemacht. Weiträumig war das<br />
Gelände von Sicherheitskräften abgesperrt.<br />
Überlebende und Augenzeugen des Massakers,<br />
die teilweise ihre ganze Familie in dem<br />
Pogrom vor 80 Jahren verloren hatten, berichteten<br />
von ihren Eindrücken. Knesset-<br />
Sprecher Reuven Rivlin sah, wie viele der<br />
Anwesenden, eine direkte Verbindung zwischen<br />
den Ereignissen im britischen Mandat<br />
Palästina und dem heutigen arabisch-israelischen<br />
Konflikt: „Den Mördern sagen wir:<br />
Einmal habt ihr gemordet und das Land dadurch<br />
erobert. Heute werdet ihr das Land<br />
nicht bekommen, auch wenn ihr mordet!“<br />
Im Blick auf einen Friedensprozess, der eine<br />
Räumung der israelischen Siedler aus der Väterstadt<br />
Hebron vorsieht, erklärte der Vorsitzende<br />
des israelischen Parlaments eine Absage:<br />
„Wer denkt, die Zerstörung Hebrons baue<br />
Jerusalem, hat überhaupt nichts gelernt! Wer<br />
meint, durch die Räumung von Siedlungen<br />
die Existenz von Tel Aviv sichern zu können,<br />
oder denkt, durch ein Einfrieren des Siedlungsbaus<br />
könnten wir uns eine internationale<br />
Anerkennung unseres Rechtes auf dieses<br />
Land verdienen, irrt!“<br />
Der Brite Roy Thurley hatte zuvor die Untätigkeit<br />
der britischen Verwaltung beklagt und<br />
eine Mitverantwortung Großbritanniens an<br />
dem Massaker konstatiert. Der Mitinitiator<br />
der Initiative „Love Never Fails“ („Liebe versagt<br />
nie“), der Filmemacher Hugh Kitson,<br />
hatte seinen Film „The Forsaken Promise“<br />
(„Das gebrochene Versprechen“) vorgestellt,<br />
in dem er die britisch-israelische Geschichte<br />
in der Zeit vor der Gründung des Staates Israel<br />
darstellt. Die britische Mandatsmacht ist,<br />
so die Aussage des Films, ihrer Verpflichtung,<br />
die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina,<br />
in keiner Weise nachgekommen.<br />
Gedenkfeier auf dem alten jüdischen Friedhof, Fotos: Johannes Gerloff<br />
„Love Never Fails“ ist ein Zusammenschluss<br />
von mehr als 20 christlichen Pro-Israel-Organisationen<br />
in Großbritannien, die nach eigenen<br />
Angaben etwa 30.000 Christen vertreten.<br />
Der Dachverband wurde 1998 ins <strong>Leben</strong><br />
gerufen, um die Reue über 2000 Jahre christlichen<br />
Antisemitismus zum Ausdruck zu bringen.<br />
Die Initiatoren von „Love Never Fails“<br />
bemühen sich neuerdings, Ereignisse aus der<br />
britischen Mandatszeit aufzuarbeiten. Im Jahr<br />
2005 wurde eine Gedenktafel am Ort des<br />
ehemaligen britischen Internierungslagers<br />
Atlit bei Haifa angebracht.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP<br />
www.israelnetz.com<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
7
Nachdenkliches<br />
Deutschland einig Vaterland … ?<br />
Die Ost-West-Beziehung aus kulturanthropologischer Perspektive<br />
Ein Feature von<br />
Tobias G. Rink<br />
Wenn in Talkshows, Radiosendungen oder<br />
Zeitungskolumnen das Thema der Deutschen<br />
Wiedervereinigung behandelt wird, geschieht<br />
das meistens so: Die politische Dimension<br />
der Einheit wird erörtert, indem die Vorgänge<br />
im Wendeherbst '89 analysiert und mit<br />
biographischen Zeugnissen bestimmter Persönlichkeiten<br />
unterlegt werden. Die Frage,<br />
wer für den Schießbefehl an der innerdeutschen<br />
Grenze verantwortlich war und wem<br />
wir es zu verdanken haben, dass am 9. November<br />
1989 kein einziger Schuss fiel, löst<br />
bis heute lebhafte Debatten aus. Die wirtschaftliche<br />
Dimension der Einheit ist immer<br />
dann von Interesse, wenn die Berechtigung<br />
des Länderfinanzausgleiches oder die hohe<br />
Arbeitslosenrate in Ostdeutschland diskutiert<br />
wird. Inzwischen stellen Vertreter strukturschwacher<br />
Kommunen aus den alten Bundesländern<br />
immer deutlicher die Frage, warum<br />
nach wie vor so viel Geld in den Osten transferiert<br />
wird, obwohl die dortigen Autobahnen<br />
in einem viel besseren Zustand sind als die<br />
‚Buckelpisten’ vor der eigenen Haustür. Die<br />
juristische Dimension der Einheit tritt ins öffentliche<br />
Bewusstsein, sobald eine prominente<br />
Persönlichkeit beschuldigt wird, als IM<br />
der Stasi gearbeitet zu haben. Außerdem wird<br />
seit 20 Jahren darüber gestritten, ob die DDR<br />
nun als Unrechtsstaat zu bezeichnen ist oder<br />
nicht. Bei dieser Diskussion geht es um nichts<br />
Geringeres als um die Frage der Deutungshoheit:<br />
Betrachten wir die DDR aus der Perspektive<br />
der Opfer, der Mitläufer oder der<br />
Täter? – Ich sage an dieser Stelle ganz bewusst,<br />
dass alle diese Debatten ihr Recht haben<br />
und deshalb mit Anstand und Respekt<br />
geführt werden müssen. Ich finde es nur erstaunlich,<br />
dass die Frage der kulturellen Differenz<br />
zwischen Ost- und Westdeutschland<br />
kaum Gegenstand einer Erörterung ist. Dabei<br />
liegen die wichtigsten Probleme, die das Miteinander<br />
bis zum heutigen Tag erschweren,<br />
genau auf diesem Gebiet:<br />
Trotz gefallener Grenzen bleiben<br />
Differenzen<br />
Im Westen ist man sehr verwundert, dass<br />
sich so viele „Ossis“ die DDR zurückwünschen,<br />
obwohl diese wirtschaftlich am Ende<br />
gewesen ist und von politischer Bevormundung,<br />
extremer Umweltverschmutzung und<br />
zerfallenden Innenstädten geprägt war. Im<br />
Osten herrscht dagegen eine ganz andere<br />
Stimmung. Hier ärgern sich viele darüber,<br />
dass die DDR-Verhältnisse in undifferenzierter<br />
Weise abgewickelt wurden, ohne die<br />
positiven Beiträge zu würdigen. So sind zum<br />
Beispiel die Polykliniken abgeschafft worden,<br />
nur um sie Jahre später unter der Bezeichnung<br />
„Ärztehäuser“ wieder einzuführen. –<br />
Natürlich hat es in den zurückliegenden Jahren<br />
nicht nur Differenzen, sondern auch viele<br />
Annäherungen gegeben. Die letzte Fußballweltmeisterschaft<br />
brachte ein neues Wir-Gefühl<br />
hervor, das seinen deutlichsten Ausdruck<br />
im unverkrampften Gebrauch der deutschen<br />
Fahne fand. Dem vereinten Jubel folgte später<br />
die Finanzkrise, über die wir – in analoger<br />
Weise – gesamtdeutsch gejammert haben.<br />
Trotzdem sind deutlich wahrnehmbare Unterschiede<br />
zwischen Ost und West bis heute<br />
erhalten geblieben. Wir tragen zwar dieselben<br />
Designer-Klamotten, fahren die gleichen<br />
Autos und hantieren mit demselben Geld –<br />
aber wir lachen nach wie vor über verschiedene<br />
Witze, legen ein unterschiedliches Verhalten<br />
bei Bewerbungsgesprächen an den Tag<br />
und haben ein dezidiert unterschiedliches<br />
Verständnis darüber, was einen guten Leiter<br />
auszeichnet.<br />
8 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Ohne wechselseitiges Verstehen wird es<br />
nicht gehen<br />
Im Westen sehen viele Leute gar keine Notwendigkeit<br />
darin, sich mit den kulturellen<br />
Traditionen der untergegangenen DDR zu<br />
befassen (obwohl es natürlich Ausnahmen<br />
gibt). Schließlich erwartet man von den Ostdeutschen,<br />
dass sie sich an die für sie günstigeren<br />
Verhältnisse anpassen. Das geschieht<br />
zwar bei denen relativ problemlos, die (als<br />
Minderheit) in den alten Bundesländern leben<br />
oder die ‚gesamtdeutsch’ verheiratet<br />
sind. Aber in den neuen Bundesländern, wo<br />
die Mehrheit von der DDR-Vergangenheit geprägt<br />
ist, findet eher eine Art Rückbesinnung<br />
auf die eigenen Wurzeln statt. Deshalb ist es<br />
notwendig, die Differenzen zwischen Ost<br />
und West als kulturell bedingte Unterschiede<br />
ernst zu nehmen. Nur dann kann es gelingen,<br />
das Miteinander konstruktiv zu gestalten. Unterschiede<br />
sind nicht notwendigerweise Gegensätze<br />
und Ähnlichkeiten sind nicht<br />
zwangsläufig Gemeinsamkeiten. Daher stellt<br />
sich die Frage, worin sich der deutsche Osten<br />
vom Westen konkret unterscheidet.<br />
Die gesellschaftliche Dominanz von Schuldoder<br />
Schamorientierung<br />
Zuerst müssen wir verstehen, dass die<br />
kleinste Einheit der DDR-Gesellschaft das<br />
Kollektiv und nicht der einzelne Bürger gewesen<br />
ist, während im Westen ein Prozess<br />
kontinuierlicher Individualisierung stattgefunden<br />
hat. Daraus leitet sich ein ganz wesentlicher<br />
Unterschied ab, der etwas mit der<br />
Gewissensorientierung zu tun hat, die in beiden<br />
Teilen Deutschlands zu unterschiedlichen<br />
Prägungen geführt hat. Ohne an dieser<br />
Stelle auf Einzelheiten eingehen zu wollen,<br />
kann man sagen, dass jeder Mensch eine innere<br />
Disposition zu einer Gewissensreaktion<br />
besitzt, die sich als Scham- oder Schuldgefühl<br />
äußern kann. In diktatorischen Gesellschaften,<br />
die das Individuum in seiner<br />
Entfaltung blockieren, indem sie kollektive<br />
Strukturen schaffen, entwickelt sich eine Dominanz<br />
der Schamorientierung. In offenen<br />
Gesellschaften, die sich der Freiheit des Einzelnen<br />
verpflichtet fühlen, entsteht ein Übergewicht<br />
der Schuldorientierung. Dieser<br />
Unterschied ist in seiner Folgewirkung gravierend.<br />
Die Schamorientierung setzt nämlich<br />
immer die Existenz einer Gruppe voraus,<br />
in die sich jemand einordnet und vor der er<br />
sich innerlich verantwortet. Sie kann deshalb<br />
als soziale Orientierung beschrieben werden,<br />
weil die Gruppe das ethische Verhalten des<br />
Einzelnen in überproportionaler Weise bestimmt.<br />
Im Gegensatz dazu ist die<br />
überwiegende Schuldorientierung eine Gewissensprägung,<br />
die in der Anerkennung<br />
eines moralischen Maßstabes wie den Zehn<br />
Geboten besteht. In diesem Fall geht das<br />
ethische Verhalten auf Entscheidungen zurück,<br />
die der Einzelne ganz persönlich getroffen<br />
hat. Insofern ist es nicht verwunderlich,<br />
dass sich im Osten eine ganz bestimmte<br />
Gruppenorientierung entwickeln konnte,<br />
während sich im Westen der Individualismus<br />
durchgesetzt hat.<br />
Prinzip Ost: Positionierung durch Gruppenorientierung<br />
Bedingt durch die Mangelwirtschaft gab es<br />
viele Dinge offiziell nicht zu kaufen. Wer folglich<br />
ein Eigenheim bauen wollte, musste unzählige<br />
‚Vitamin-B-Beziehungen’ aufbauen,<br />
um vom Dachziegel bis zum Elektrokabel alles<br />
Notwendige zu bekommen. Von daher<br />
war es üblich, sehr freundlich und hilfsbereit<br />
miteinander umzugehen. Schließlich konnte<br />
niemand wissen, wessen Hilfe er übermorgen<br />
benötigt. Durch diese Umstände entwickelte<br />
sich eine Gemeinschaftsorientierung, die es<br />
im Westen so nicht gegeben hat. Außerdem<br />
hat die Staatsideologie dafür gesorgt, dass in<br />
der DDR-Gesellschaft Gruppenbildungen entstanden<br />
sind. Wer nicht in die sozialistischen<br />
Jugendorganisationen eingetreten ist, wurde<br />
als Bürger zweiter Klasse behandelt und durfte<br />
in vielen Fällen nicht studieren. Daher hat<br />
sich jeder genau überlegt, ob und inwieweit<br />
er sich anpasst oder nicht. In den DDR-VEBs<br />
wurden sogenannte Jahresendprämien gezahlt,<br />
die daran gekoppelt waren, dass ein<br />
bestimmter Prozentsatz der Mitglieder eines<br />
Kollektivs in Organisationen wie dem FDGB,<br />
der DSF, der SED oder einer Blockpartei verankert<br />
sein musste. Meinen Kollegen war es<br />
im Grunde egal, welche Weltanschauung ich<br />
vertreten habe. Wenn sie aber ihre Jahresendprämie<br />
nicht bekamen, weil ich durch<br />
meine bewusste Nichtmitgliedschaft die Quote<br />
verdarb, konnten sie ‚stinksauer’ werden.<br />
Durch solche Kollektivstrukturen übte der<br />
lange Arm des Staates einen permanenten<br />
Anpassungsdruck auf den Einzelnen aus<br />
(Schamorientierung). Wer als Christ seinen<br />
Glauben offen und direkt bekannte, wurde<br />
nicht selten von der Stasi beschattet und<br />
demzufolge als potentielles Problem behandelt.<br />
In der DDR gehörte man deshalb zu einer<br />
Kirche, zur SED oder zu einer ihr nahestehenden<br />
Organisation. Die kollektive<br />
Zuordnung war unvermeidlich, auch wenn es<br />
natürlich die unterschiedlichsten Kompromiss-Modelle<br />
gegeben hat. Grundsätzlich<br />
galt: Wer in diesem Staat überleben oder<br />
eben gut leben möchte, willigte in die entsprechende<br />
Zuordnung ein: Oppositionsgruppen<br />
und zum Glauben an Jesus gekommene<br />
Ex-Kommunisten gingen unter das Dach einer<br />
Kirche, während auf der anderen Seite<br />
viele Menschen die Kirchen verließen und<br />
nicht wenige davon SED-Mitglieder wurden.<br />
Prinzip West: Profilierung durch Individualisierung<br />
Im Westen war die Lage eine ganz andere.<br />
Hier hat die 68er Bewegung zwar auch gegen<br />
das Establishment und den Kapitalismus rebelliert,<br />
aber das führte nicht zu einer Beschneidung<br />
der Meinungsfreiheit oder zu<br />
erzwungenen Gruppenbildungen. Dafür gab<br />
es weder eine wirtschaftliche Notwendigkeit<br />
noch einen ideologisch-doktrinären Anpassungsdruck<br />
wie in der DDR. Ganz im Gegenteil!<br />
Die Emanzipation von nur gefühlten<br />
oder tatsächlichen Abhängigkeiten schritt unaufhaltsam<br />
voran, so dass ein profilierter Individualismus<br />
entstand, der zwar verschiedene<br />
Färbungen annehmen konnte, aber in<br />
jedem Falle streitbar und selbstbewusst auftrat.<br />
Es galt das Prinzip: Solange ich mir<br />
nichts vorzuwerfen habe (Schuldorientierung)<br />
muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen.<br />
Außerdem war jedem klar, dass Profilierung<br />
nur demjenigen gelingt, der ein hohes<br />
Maß an Bildung, Durchsetzungsvermögen<br />
und Erfolg nachweisen kann. Daher kam alles<br />
darauf an, sich bietende Aufstiegschancen<br />
entschlossen zu nutzen.<br />
Aus diesen verschiedenen Prägungen ergeben<br />
sich ganz unterschiedliche Wertmaßstäbe<br />
und Verhaltensweisen, die im Folgenden<br />
an drei Beispielen dargestellt<br />
werden sollen:<br />
Abhängigkeitsverhalten<br />
In der DDR galt es als guter, moralischer<br />
Wert, wenn sich jemand in die Gruppe einfügte,<br />
mit der er verbunden war. Menschen,<br />
die aus der Reihe tanzten und sich durch zu<br />
viel Eigenständigkeit profilieren wollten, kamen<br />
damit in keiner Gemeinschaft richtig an.<br />
Gruppenabhängiges <strong>Leben</strong> führt nämlich immer<br />
zur Zurückstellung eigener Ansprüche<br />
zugunsten des gemeinschaftlichen Interesses.<br />
Im Westen war es genau umgekehrt. Das Unangepasste<br />
und Querdenkerische galt als beachtenswerte<br />
Profilierung, von der unter<br />
Umständen innovative Kräfte ausgehen konnten.<br />
Jedenfalls musste jeder, der ein Ziel erreichen<br />
wollte, sich selbst und sein Projekt effektiv<br />
‚verkaufen’. Daraus ergibt sich folgende<br />
Differenz: Im Osten galt es als Zeichen echter<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
9
Demut, wenn jemand zuverlässig arbeitete<br />
ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.<br />
Im Westen wurde dagegen eine gesunde<br />
Selbstdarstellung nicht als Mangel an Demut<br />
verstanden, sondern als Ausdruck von Kompetenz<br />
und Durchsetzungswillen gefeiert.<br />
Kein Wunder, dass es vielen Ostdeutschen bis<br />
heute schwerfällt, in Bewerbungsgesprächen<br />
über ihre Fähigkeiten zu reden und sich<br />
selbstbewusst anzubieten.<br />
Konfliktverhalten<br />
In Ostdeutschland konnte niemand seine<br />
Meinung offen zu Markte tragen insofern sie<br />
der des Staates entgegenstand. Das war politisch<br />
gefährlich und wurde deshalb als naiv<br />
angesehen. Eine ausgeprägte Streitkultur<br />
konnte sich daher nicht entwickeln. Schließlich<br />
wusste jeder, dass die SED-Bonzen im<br />
Zweifelsfall immer am längeren Hebel saßen,<br />
sodass viele das Prinzip der Konfliktvermeidung<br />
betrieben. Im Westen war das ganz anders.<br />
Hier galt es als heuchlerisch, wenn<br />
jemand wie ein Chamäleon durch die Landschaft<br />
lief. Die eigene Überzeugung wurde<br />
vehement vertreten. Konfliktvermeidung galt<br />
als Schwäche! Man lernte im Umgang miteinander,<br />
sich in der Sache leidenschaftlich zu<br />
streiten und doch befreundet zu sein. Allerdings<br />
konnte die individuelle Profilierung im<br />
Einzelfall so stark überdehnt werden, dass<br />
eine besserwisserische und belehrende Attitüde<br />
bunte Blüten trieb. Auch hier zeigt sich<br />
eine wichtige Differenz: Der Ostdeutsche<br />
zieht sich in Diskussionen viel schneller zurück,<br />
als sein westdeutsches Gegenüber,<br />
weil er ein anderes Konfliktmanagement verinnerlicht<br />
hat. Im Osten hat sich nämlich<br />
anstelle der im Westen bevorzugten selbstkritischen<br />
Diskussion das Prinzip der gemeinschaftlichen<br />
Lösungsfindung durchgesetzt.<br />
Außerdem steht er unter dem Eindruck, in<br />
offenen Auseinandersetzungen häufig als Verlierer<br />
vom Platz zu gehen. Denn wer im<br />
Rahmen einer gesellschaftlichen Schamorientierung<br />
aufgewachsen ist, lebt sehr beziehungsorientiert<br />
und ist gegenüber dem an<br />
individueller Profilierung geübten Verhalten<br />
schuldorientierter Persönlichkeiten verletzlicher.<br />
Leiter werden wollte, ordnete sich erst einmal<br />
in die Gruppe ein und lernte so – gewissermaßen<br />
von innen her – wie effektive Leiterschaft<br />
funktioniert. Auch im geistlichen<br />
<strong>Leben</strong> spielte diese Prägung eine nicht unerhebliche<br />
Rolle. Ein guter Pastor ist stets darum<br />
bemüht, möglichst viele Mitglieder seiner<br />
Gemeinde zum Zug kommen zu lassen.<br />
Er leitet zwar das Geschehen, nimmt sich<br />
selbst aber an vielen Stellen zurück, damit<br />
andere Begabungen hervortreten können.<br />
Gleichzeitig achtet er darauf, dass die Beziehungen<br />
untereinander in Ordnung sind und<br />
dass niemand aus der Gruppe eine zu starke<br />
Dominanz entwickelt. Der Charakter eines<br />
Leiters besaß daher einen höheren Stellenwert<br />
als sein Konzept. Im Westen sind die<br />
inneren Gewichte etwas anders verteilt. Ein<br />
guter Leiter fungiert als Projektmanager, der<br />
durch fachliche Kompetenz besticht. Er<br />
nimmt sich nicht zurück, sondern zeigt anderen<br />
wie es geht. Natürlich muss man ihm<br />
auch vertrauen können. Der von ihm angestrebte<br />
Teamgeist bezieht sich jedoch ausschließlich<br />
auf das gemeinsame Projekt und<br />
nicht auf die generelle Befindlichkeit der<br />
Gruppenmitglieder. Alles, was zählt ist der<br />
Erfolg. Daher sind Konzepte und Strategien<br />
sowie Analysen und Prognosen von viel größerer<br />
Bedeutung als im Osten. Effizient ist<br />
alles, was die Leistung fördert und genau daran<br />
wird der Einzelne gemessen. Wer folglich<br />
ein guter Leiter sein will, muss seine Qualifikation<br />
und Führungsstärke unter Beweis stellen.<br />
Kein Wunder, dass in der wechselseitigen<br />
Wahrnehmung die Vaterfigur aus dem<br />
Osten als ‚Patriarch’ und der Projektmanager<br />
aus dem Westen als ‚Technokrat’ empfunden<br />
wurde.<br />
Deutschland einig Vaterland – wie werden<br />
wir eins?<br />
Ich möchte in diesem Feature darum werben,<br />
dass wir die unterschiedlichen Prägungen in<br />
Ost und West als Reichtum entdecken, der<br />
beide Seiten beflügeln und befruchten kann.<br />
Wenn wir die Pflege von Vorurteilen und<br />
Rechthaberei durch aufrichtiges Interesse und<br />
Lernbereitschaft ersetzen, kommt unter Umständen<br />
eine große Innovation zustande: Die<br />
Orientierung an der Gemeinschaft und die<br />
individuelle Profilierung werden nicht mehr<br />
als Gegensätze behandelt, sondern als einander<br />
zugeordnete und sich gegenseitig korrigierende<br />
Pole verstanden. Dann ist es möglich,<br />
voneinander zu lernen ohne die Unterschiede<br />
glattzubügeln. Statt auf das Anpassungsverhalten<br />
der jeweils anderen Seite zu warten, sind<br />
aufrichtige Reflektion und respektvolle Diskussion<br />
auf Augenhöhe gefragt.<br />
Leiterschaftsideal<br />
Im Osten gleicht ein guter Leiter – idealtypisch<br />
betrachtet – einer Vaterfigur, die sich<br />
für die ihm anvertrauten Leute mit großem<br />
Engagement einsetzt. Die so erworbene Vertrauensbasis<br />
war für das Funktionieren der<br />
Gruppe mindestens genauso wichtig wie seine<br />
fachliche Kompetenz. Wer also ein guter<br />
Auzug aus idea-spektrum,<br />
vom 16. November 1989<br />
10 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Gedenken<br />
GOTT, wo warst Du in Deutschland?<br />
In Memoriam 1944/1989/2009<br />
von Pfr. i. R.<br />
Winfried Amelung,<br />
Chemnitz<br />
Als ich kürzlich die Möglichkeit hatte, mit den<br />
aktiven Pfarrern des Chemnitzer Pfarrbezirks<br />
nach Flossenbürg zu fahren, wo ein KZ existierte,<br />
in dem auch Dietrich Bonhoeffer ermordet<br />
wurde, brach in mir wieder die riesige<br />
Frage aus meiner Studentenzeit auf: Wo war<br />
Gott in dem schrecklichen Geschehen des Holocaust,<br />
der Naziverbrechen, des deutschen<br />
Widerstandes, wo war GOTT in Deutschland?<br />
Damals versuchte ich vieles über den deutschen<br />
Widerstand zu lesen, was nur schwer in<br />
der DDR zu erhalten war. Als dann die ersten<br />
Bücher von Dietrich Bonhoeffer in der DDR<br />
aufgelegt wurden, verschlang ich die Bücher<br />
„Die Nachfolge“ und „Widerstand und Ergebung“,<br />
und las vom 20. Juli 1944 und seinen<br />
Zusammenhängen, von den entsetzlichen<br />
Gräueltaten der Nazis im Holocaust. Jahrelang<br />
hatten mich diese Fragen umgetrieben und das<br />
schreckliche „WARUM?“ immer größer werden<br />
lassen. Und nun stand ich mit meinen 75<br />
Jahren vor der Baracke in dem kleinen Ort<br />
Flossenbürg, wo auf Hitlers Befehl am 9. April<br />
1945, wenige Wochen vor Kriegsende dieser<br />
große deutsche Theologe umgebracht wurde.<br />
Viele der besten Männer und Frauen verlor<br />
Deutschland auf dem Schlachtfeld, im Widerstand<br />
und infolge der anschließenden Vertreibung.<br />
Von Juli 1944 bis Kriegsende sind mehr<br />
Menschen gestorben als in den Kriegsjahren<br />
davor! Immer wieder malte ich mir aus, wie es<br />
mit Deutschland weitergegangen wäre, hätte<br />
dieser Anschlag auf Hitler damals zum Ziel geführt.<br />
Hätte er Deutschland vor der endgültigen<br />
Katastrophe bewahrt? Uns die Ostgebiete<br />
erhalten, uns das Flüchtlingselend<br />
erspart, die Teilung Deutschlands verhindert,<br />
zu einer tiefen inneren Umkehr und Buße geführt?<br />
Fragen über Fragen standen auf und<br />
wollten Antwort. Oder waren der Größenwahn<br />
und die Rassenideologie so tief eingefressen,<br />
dass das Verbrechen des Holocaust so<br />
nicht gesühnt werden konnte? Musste Gott<br />
den totalen Zusammenbruch mit all seinen<br />
schrecklichen Folgen, auch der Teilung<br />
Deutschlands, geschehen lassen? Ein <strong>Leben</strong><br />
lang begleiteten mich diese Fragen, mal<br />
schwach, mal ganz massiv und quälten mich<br />
manche Zeit. Satan wollte durch einen Wahnsinnigen<br />
eine ganze Welt sinnlos zugrunde<br />
richten. Er wollte zeigen, dass es durch Gott<br />
keine sinnvolle und gerechte Ordnung gibt. Da<br />
war nichts Göttliches, Sinnvolles zu finden.<br />
Dieser wahnsinnige Krieg war ein satanischer<br />
Großangriff auf den Glauben der Menschen an<br />
Gott und den Sieg des Guten. Der Zusammenbruch<br />
schien die Bankrotterklärung Gottes<br />
gewesen zu sein, dass er seine einst von ihm<br />
geschaffene Welt nicht besser schützen konnte!<br />
Diese Frage kann nachdenkliche Menschen,<br />
erst recht Gläubige, quälen. Konnte<br />
dieser Zusammenbruch auch die logische Folge<br />
des menschlichen Größenwahns gewesen<br />
sein? Wenn man allein bedenkt, dass Hitler<br />
bereits für den 7. November 1941 Einladungskarten<br />
für einen Kremlempfang hatte drucken<br />
lassen, weil er fest mit einem Sieg in Stalingrad<br />
rechnete. Statt dessen es folgte die totale Niederlage!<br />
Musste nicht folgerichtig dem grenzenlosen<br />
Hochmut auch der totale Absturz<br />
folgen?<br />
Der Holocaust ist eine bleibende Zäsur in der<br />
deutschen Geschichte, größer als die Erinnerungen<br />
an den II. Weltkrieg. Kriegsnarben sind<br />
Vielen geblieben, aber mit dem Aussterben<br />
der Kriegsgeneration und ihren Narben verblasst<br />
vieles angesichts des gewaltigen Wiederaufbaues<br />
und des deutschen Wohlstandes.<br />
Doch der Holocaust muss uns unverrückbar im<br />
Gedächtnis bleiben. Warum? Er ist wie ein<br />
Brandmal in unserer Erinnerung, selbst wo<br />
Einzelne oder Gruppen in Deutschland diesen<br />
geschichtlichen Tatbestand relativieren wollen,<br />
ihn vergessen machen wollen, dieses<br />
Brandmal bleibt im Land der „Dichter und<br />
Denker“, dem Land von Kant und Goethe, von<br />
Bach und Beethoven, auch wenn jüngere Generationen<br />
dazu keinen direkten Bezug mehr<br />
gewinnen wollen.<br />
Die Niederlage Deutschlands musste geschehen.<br />
Das Attentat vom 20. Juli 1944 misslang<br />
durch ein kleines Versehen, wodurch die<br />
zweite Bombe nicht scharf gemacht werden<br />
konnte und darum von Stauffenberg aus der<br />
Tasche genommen wurde. Dadurch blieb Hitler,<br />
wie er meinte, „von der Vorsehung bewahrt“<br />
und hunderte Beteiligte und Mitwisser<br />
des Attentats wurden aus Rache ermordet.<br />
Zerstörung, Tod, Vertreibung und Teilung<br />
Deutschlands nahmen ihren Lauf. Wo war<br />
Gott in Deutschland? War das alles nötig? Warum<br />
dieser kleine Fehler bei der sorgfältig geplanten<br />
Ausführung? Unzählige Menschen<br />
wurden durch diese Entwicklung vor die Frage<br />
gestellt: „GOTT, wo warst Du?“ Der jüdische<br />
Schauspieler Michael Degen wurde bei einer<br />
Lesung in der Chemnitzer Synagoge 2005 gefragt,<br />
wie er es mit seinem jüdischen Glauben<br />
halte (er hatte sich mit seiner Mutter bis 1945<br />
im Untergrund verstecken müssen). Er antwortete<br />
„Ich bin ausgetreten. Nach Auschwitz<br />
konnte ich nicht mehr an einen Gott glauben.<br />
Wer so etwas zulässt, den muss ich nicht mehr<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
11
anbeten“. Wie viele Menschen wollten einfach<br />
selbst keine Verantwortung übernehmen<br />
und schoben Gott alles in die Schuhe. Warum<br />
begreift niemand, dass wir selbst verantwortlich<br />
sind, für das was wir tun?! Wie viele Menschen<br />
glauben einfach nicht an Gott, aber<br />
schieben ihm alle Verantwortung zu für das,<br />
was bei ihnen falsch gelaufen ist. Warum wird<br />
die komplementäre Spannung von Freiheit<br />
und Verantwortung nicht verstanden?<br />
Bonhoeffer stellte sich konsequent seiner Verantwortung.<br />
„Beten und Tun des Gerechten“<br />
war für ihn nicht Lippenbekenntnis, sondern<br />
Handlungsanweisung, während Millionen<br />
noch den Versprechungen des Führers<br />
glaubten und vom Endsieg träumen wollten<br />
oder gar den Kopf in den Sand steckten. So<br />
bleibt dieses Datum des 20. Juli 1944 die Spitze<br />
eines größeren Widerstandes gegen Hitler,<br />
der aber allein geschichtsträchtig geblieben ist.<br />
Als die National-Sozialisten Juden aus dem<br />
Staatsdienst ausschlossen, sagte Bonhoeffer in<br />
einer Vorlesung: „Es ist die Aufgabe christlicher<br />
Verkündigung zu sagen: hier wo Juden<br />
und Deutsche zusammen unter dem Wort<br />
Gottes stehen, ist Kirche, hier bewährt es sich,<br />
ob Kirche noch Kirche ist, oder nicht. Es kann<br />
keinem, der sich nicht in der Lage fühlt, die<br />
Gemeinschaft des judenstämmigen Christen<br />
zu tragen, verwehrt werden, selbst aus dieser<br />
kirchlichen Gemeinschaft auszuscheiden. Es<br />
muss ihm aber dann mit letztem Ernst dies<br />
klargemacht werden, dass er sich damit von<br />
dem Ort lossagt, an dem die Kirche Christi<br />
steht.“ (Gesammelte Schriften, Bd. 2, München<br />
1959, S. 53) Wenn die Kirche diese klaren<br />
Aussagen sich zu Eigen gemacht hätte,<br />
wäre ein Bollwerk gegen diesen nazistischen<br />
Ungeist entstanden. So waren es leider nur<br />
Bundesarchiv, Bild 183-1989-1218-037, Foto: Gahlbeck, Friedrich, 18. Dezember 1989<br />
Wir vergessen dich nicht<br />
Der israelische Soldat Gilad Shalit wurde vor<br />
1230 Tagen von der Terrororganisation Hamas<br />
in den Gaza-Streifen entführt. Er befindet<br />
sich noch immer in Geiselhaft.<br />
einzelne, die mutig und klar Stellung bezogen.<br />
Bonhoeffer verfügte mit Sicherheit über sehr<br />
viel mehr Informationen als der normale Deutsche<br />
damals. Seine Beziehungen bis in höchste<br />
Kreise der Gesellschaft, des Adels und des Militärs<br />
ließen bei ihm eine große Verantwortlichkeit<br />
wachsen, die ihn stark belastete. Die<br />
Sicht der Hitlerschen Verbrechen, speziell gegenüber<br />
den Juden führte ihn immer stärker<br />
in diesen „Ruf der Verschwörung“, wie es<br />
Eberhard Bethge in seiner Biografie über Bonhoeffer<br />
beschreibt (EVA, 1986). Bonhoeffer<br />
wurde bei einem Schweizer Aufenthalt in Zürich<br />
gefragt: „Wofür beten sie eigentlich in der<br />
heutigen Lage?“ Er soll geantwortet haben:<br />
„Wenn sie es wissen wollen, ich bete für die<br />
Niederlage meines Landes, denn ich glaube,<br />
dass das die einzige Möglichkeit ist, um für das<br />
ganze Leiden zu bezahlen, das mein Land in<br />
der Welt verursacht hat.“ (Bethge, Biografie, S.<br />
834) Bonhoeffer urteilte als Christ, nicht als<br />
Patriot. Die Besten in Deutschland begriffen,<br />
dass nur eine Niederlage das Unrecht beenden<br />
konnte. Als er aus der Schweiz zurückkehrte,<br />
begannen in Deutschland die Schikanen und<br />
Verhaftungen von Juden.<br />
Als Hitler 1941 den Oberbefehlshaber des<br />
Heeres entließ, um sich selbst zum Oberbefehlshaber<br />
zu ernennen, war die verantwortliche<br />
Spitze für einen möglichen Umsturz<br />
plötzlich unwirksam geworden. Der bisherige<br />
Oberbefehlshaber Brauchitzsch hatte in vorsichtigen<br />
Sondierungsgesprächen seine Bereitschaft<br />
bekundet, nach einer Beseitigung Hitlers<br />
die Befehlsgewalt im Sinne der<br />
Widerständler für eine Beendigung des Krieges<br />
zu übernehmen. Das war nun unmöglich geworden.<br />
Bei dieser Übernahme von politischer<br />
Verantwortung konnte Bonhoeffer von seiner<br />
Kirche nicht mehr geschützt werden. Damit<br />
wuchs er aus dem Kreis der kirchlichen „Beamten“<br />
heraus und wurde innerlich sehr einsam.<br />
„Die kirchliche Lehre hatte sich ihm<br />
unter dem national-sozialistischen Angriff als<br />
gefährlich steril erwiesen”. (Bethge, Biografie,<br />
S. 895) Schon 1933 forderte Bonhoeffer im<br />
Kirchenkampf seine Kirche auf, verfolgten Juden<br />
beizustehen. Die Kirche sah dies als Randproblem<br />
und reagierte nicht. Nur einzelne<br />
begriffen ihre Verantwortung und reagierten<br />
auf dieses blinde Wegsehen mit einzelnem Engagement.<br />
In einer Vorlesung sagte er im Januar<br />
1933 „der Staat könne auch die Gestalt des<br />
Bösen annehmen, ja sogar‚ das größtmögliche<br />
Böse werden und tun.’“ Aus der Mitte der Gesellschaft<br />
fanden sich so Einzelne, die mit<br />
klarem Blick die Herausforderungen erkannten,<br />
sie mussten sich dann in exponierter<br />
Weise äußern und handeln. „Allein in der Tat<br />
ist die Freiheit“. Diese Überzeugung leitete<br />
ihn bis zum Tod. Bonhoeffer war ein sehr komplementärer<br />
Denker, dessen Weite wir wohl<br />
bis heute noch nicht ausgelotet haben. Er<br />
konnte beide Seiten einer Wahrheit sehen. So<br />
konnte er auch von seinem theologischen Verständnis<br />
Freiheit und Verantwortung als zusammengehörig<br />
begreifen, und was das Wichtigste<br />
war: Er lebte beides! Er sah in Luthers<br />
Zwei-Reiche-Lehre keine Ermunterung, sich<br />
herauszuhalten, sondern sich einzumischen.<br />
Er konnte wörtlich formulieren: „Die Kirche<br />
ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in<br />
unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie<br />
nicht der christlichen Gemeinde zugehören.<br />
Die dritte Möglichkeit besteht darin, nicht nur<br />
die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern<br />
dem Rad selbst in die Speichen zu fallen“.<br />
(bei Michael Volkmann, „Dietrich Bonhoeffer<br />
und die Juden“ Rundbrief Denkendorfer Kreis<br />
März 2009)<br />
12 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Am 6. März 1997, zur Eröffnung der 6. Tage<br />
der Jüdischen Kultur im Chemnitzer Schauspielhaus,<br />
begegnete ich dem polnisch-deutschen<br />
Maler Stan Zak Kaminski und mein<br />
Blick fiel in der Ausstellung auf sein Bild von<br />
Dietrich Bonhoeffer. Neben einem Bonhoeffer-<br />
Porträt hatte er die Zellentür in Flossenbürg<br />
gemalt mit der Inschrift „Mit Zivilcourage fing<br />
es an“! Dieser kleine Mann (130 cm), 1925 in<br />
Warschau geboren, kam nach Auschwitz und<br />
wurde wie durch ein Wunder im April 1945<br />
in Bergen-Belsen gerettet. Und er malte als<br />
Jude nicht nur Auschwitz, sondern die Männer<br />
des deutschen Widerstandes: Graf von<br />
Moltke, Graf von Stauffenberg, Martin Niemöller,<br />
Dietrich Bonhoeffer. Seine Blickrichtung<br />
galt nicht nur dem Verbrechen und dem Elend,<br />
sondern denen, die ihr <strong>Leben</strong> dafür einsetzten,<br />
diese Verbrechen zu stoppen. Als ich diesem<br />
kleinen Mann – für mich ganz groß – bewegt<br />
die Hand schüttelte und dankte, las ich an seinem<br />
Jackett eine Plakette: „Ich bin glücklich!“<br />
Da hatte ein Mensch seine schwere Vergangenheit<br />
bewältigt. Wieviel Jammergeist läuft<br />
heute durch unsere deutschen Straßen!<br />
„Da der Holocaust ein Quantensprung in der<br />
Menschheitsgeschichte des Bösen war, müssen<br />
wir fortan mit dieser nicht mehr rückgängig<br />
zu machenden Verdunklung unseres Menschenbildes<br />
leben und als Deutsche die<br />
historische Verantwortung annehmen. Was<br />
die Opfer nicht vergessen können, das dürfen<br />
die Nachkommen der Täter auch nicht vergessen.“<br />
(Aleida Assmann, die langen Schatten<br />
der Vergangenheit, S. 278)<br />
Kürzlich gelangten wir während eines kleinen<br />
Urlaubes nach Schildau am Rande der Dahlener<br />
Heide. Im dortigen Museum besichtigten<br />
wir die Gneisenau- und Schildbürgerausstellung.<br />
Ich traute meinen Augen nicht, in der<br />
Ahnentafel des Generalfeldmarschalls Neid-<br />
Ahnentafel des Generalfeldmarschalls<br />
Neidhardt von Gneisenau, Foto: W. Amelung<br />
hardt von Gneisenau (1760-1831) als Urenkel<br />
einen Claus Graf Schenk Graf von Stauffenberg<br />
zu entdecken! Aus bestem schwäbischem Adel<br />
wurde dieser 36jährige überzeugte Christ, der<br />
als Oberleutnant einer Panzerdivision nach<br />
einer Verwundung in Afrika, wo er fürchtete,<br />
zu erblinden, in das Führerhauptquartier berufen.<br />
Am 2. Juli 1944, nach der Landung der<br />
Alliierten in der Normandie wurde Stauffenberg<br />
Oberst und Chef des Generalstabes beim<br />
Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und kam<br />
dadurch in die unmittelbare Nähe von Hitler.<br />
„Wir haben uns vor Gott und unserem Gewissen<br />
geprüft, es muss geschehen, denn dieser<br />
Mann ist das Böse an sich“, so äußerte er sich<br />
gegenüber Jakob Kaiser (Annedore Leber, Das<br />
Gewissen steht auf, 1954, S.228), ehe er dann<br />
am 20. Juli 1944 das Attentat durchführte.<br />
Bonhoeffer hingegen war zwar als Gegner Hitlers<br />
verhaftet, aber erst sehr spät in unmittelbaren<br />
Zusammenhang mit dem Attentat gebracht<br />
und von Hitlers Schergen gesucht<br />
worden.<br />
Der Lagerarzt von Flossenbürg, der nicht<br />
wusste, wen er am 9. April 1945 vor sich sah,<br />
schrieb später auf: „Am Morgen des betreffenden<br />
Tages etwa zwischen 5 und 6 Uhr wurden<br />
die Gefangenen, darunter Admiral Canaris,<br />
General Oster ... und Reichsgerichtsrat<br />
Sack aus den Zellen geführt und die kriegsgerichtlichen<br />
Urteile verlesen. Durch die halbgeöffnete<br />
Tür eines Zimmers im Barackenbau<br />
saht ich vor der Ablegung der Häftlingskleidung<br />
Pastor Bonhoeffer in innigem Gebet mit<br />
seinem Herrgott knien. Die hingebungsvolle<br />
und erhörungsgewisse Art des Gebets dieses<br />
außerordentlich sympathischen Mannes hat<br />
mich auf das Tiefste erschüttert. Auch an der<br />
Richtstätte selbst verrichtete er noch ein<br />
kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefasst<br />
die Treppe zum Galgen. Der Tod erfolgte<br />
nach wenigen Sekunden. Ich habe in meiner<br />
fast 50jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je<br />
einen Mann so gottergeben sterben sehen.“<br />
Vor seiner Überführung nach Flossenbürg hatte<br />
Bonhoeffer zum Abschied noch gesagt: „Das<br />
ist das Ende – für mich der Anfang des <strong>Leben</strong>s“.<br />
Hier wird deutlich, mit welcher Entschlossenheit<br />
unter Einsatz des <strong>Leben</strong>s dieser<br />
Widerstand geleistet wurde. Die Zahl der direkten<br />
Opfer, die auf Grund des Anschlages<br />
vom 20.Juli 1944 Hitlers Vergeltung anheim<br />
fielen, wird auf 5.000 Personen geschätzt! Wo<br />
gibt es in unserer ethisch aufgeweichten Generation<br />
gegenwärtig solche Leitfiguren, die<br />
nicht einer falschen Toleranz sondern<br />
ethischen Grundsätzen folgen. Sonst wird die<br />
Toleranz zur Hure, die mit jedem schläft, keine<br />
Orientierung kennt und damit zur Beliebigkeit<br />
verkommt. Dass die Tragödie des Holocaust<br />
nicht länger als Gottes Gericht an den Juden<br />
gesehen werden kann, wie es die Kirche in der<br />
Darmstädter Schulderklärung noch formulierte,<br />
und wie es der Jude Arthur Katz in seinem<br />
„gewagten Denkanstoß“ „Der Holocaust<br />
– wo war Gott?“ schreibt, muss von uns heute<br />
klar erkannt werden. Auch in der Barmer Theologischen<br />
Erklärung vom Mai 1934 ist damals<br />
kein Wort zur Judenfrage gesagt worden. <strong>Zum</strong><br />
75. Jahrestag der Bekenntnissynode formuliert<br />
darum Bischof Prof. Friedrich Weber in seinem<br />
Aufsatz zu Recht dieses Defizit von Barmen:<br />
„… dass sie nicht mit einem Wort andeutet,<br />
dass das Christentum in einer<br />
wesentlichen Verbundenheit mit dem Judentum<br />
steht und stehen muss“ (VELKD Informationen,<br />
Nr. 127, 15. Juli 2009, S. 10). Wenn<br />
Jesus gesagt hat „Was ihr getan habt einem<br />
von diesen meinen geringsten Brüdern, das<br />
habt ihr mir getan!“ (Matth. 25,40), dann gilt<br />
es klar zu erkennen: Der National-Sozialismus<br />
bestand aus einem grenzenlosen Größenwahn<br />
und viel Dumm- und Feigheit! Doch was der<br />
Mensch sät, das wird er ernten. Im millionenfachen<br />
Schweigen und Wegschauen der<br />
Christen gegenüber dem Geschehen des Holocaust<br />
machte Gott sein Gericht am abendländischen<br />
Christentum deutlich! Nur zwölf Jahre<br />
dauerte das „Tausendjährige Reich”. Nur im<br />
völligen Niedergang Deutschlands konnte dieser<br />
Hochmut gebüßt werden. Rassenwahn und<br />
Klassenhass haben breite Schneisen und tiefe<br />
Furchen in die deutsche Seele gerissen, die bis<br />
heute nicht geheilt sind. Der deutsche Widerstand<br />
ist bis heute nicht im Bewusstsein unseres<br />
Volkes verankert! Der 17. Juni wurde in<br />
der Bundesrepublik in Erinnerung an den<br />
Volksaufstand in der DDR von 1953 als Feiertag<br />
begangen, nicht aber der 20. Juli. Haben<br />
wir als Deutsche dieses geschichtliche Ereignis<br />
wirklich in der Tiefe verstanden, um so<br />
frei zu werden von diesem verderblichen<br />
Geist? Wie sagte Martin Buber „das größte<br />
Verhängnis besteht darin, an das Verhängnis<br />
zu glauben, denn das verhindert die Umkehr“.<br />
Nur wo dieser Geist des Hochmuts im Volk<br />
überwunden wird, können wir die nächsten<br />
Herausforderungen bewältigen!<br />
Auf dem Hintergrund dieser riesigen Schuld<br />
hatten wir als Deutsche im Osten durch die<br />
Teilung Deutschlands die größere Last der Geschichte<br />
zu tragen. Mit dem Wunder der deutschen<br />
Wiedervereinigung auf dem Hintergrund<br />
des Ungarn-Aufstandes 1956, der<br />
tschechischen Reformbewegung 1968 für einen<br />
menschlicheren Sozialismus und der pol-<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
13
nischen Solidarnoć-Bewegung 1980 fand damit<br />
eine jahrzehntelange Geschichte verzweifelter<br />
Befreiungsversuche ihr glückliches, von Gott<br />
geschenktes Ende. In einem geschichtlich<br />
ganz kleinen Zeitfenster, wo Bundeskanzler<br />
Kohl noch mit Gorbatschow verhandeln konnte,<br />
gelang es 1989/90 den ostdeutschen Demonstranten<br />
mit dem Ruf „Wir sind e i n<br />
Volk!“, die Siegermächte dazu zu bewegen,<br />
der Wiedervereinigung Deutschlands zuzustimmen.<br />
Das bleibt ein einzigartiges Wunder<br />
der Geschichte. In diesem geschichtsmächtigen<br />
Handeln Gottes erkenne ich, dass Gott<br />
unserem Volk und Europa Vergebung gewährte<br />
und uns Deutschen eine neue Chance<br />
gab, demütig und dankbar in einer gereiften<br />
Verantwortung unsere Rolle im vereinten Europa<br />
einzubringen.<br />
Die Teilung unseres Vaterlands war die Folge<br />
gesamtdeutscher Schuld. Die Festlegung der<br />
Grenzen in Jalta hätte auch anders verlaufen<br />
können. Es war nicht das Verdienst der Westdeutschen,<br />
dass sie die demokratischen Besatzer<br />
bekamen, während hier die sowjetische<br />
Besatzungsmacht die kommunistische Gewaltherrschaft<br />
installierte. Darum ist es auch die<br />
ethische Verantwortung der alten Bundesländer,<br />
auf die Angleichung der <strong>Leben</strong>sverhältnisse<br />
in den neuen Bundesländern hinzuwirken<br />
– was ja in erstaunlicher Weise in den<br />
vergangenen 19 Jahren auch geschehen ist –<br />
und den Erfahrungsvorsprung in Sachen Demokratie<br />
und Marktwirtschaft nicht auszunutzen.<br />
Dankbarer und mutiger sollten wir nach<br />
dem Wunder der deutschen Wiedervereinigung<br />
mit unseren westdeutschen Landsleuten<br />
am Zusammenwachsen und gemeinsamen Gestalten<br />
unseres Vaterlandes arbeiten. Dabei<br />
sollte nicht materielle Gewinnsucht die Trieb-<br />
kraft sein, sondern der gemeinsame Wille, für<br />
Deutschland zu arbeiten, unsere Zukunft in<br />
Freiheit zu gestalten und Extremisten aller<br />
Couleur nicht das Feld überlassen!<br />
Miteinander sind wir es den Frauen und Männern<br />
vor uns schuldig, die unbeirrt im Glauben<br />
an die Treue Gottes bereit waren zur Hingabe<br />
ihres <strong>Leben</strong>s, an diese Opferbereitschaft<br />
zu erinnern und dies auch an die nachfolgenden<br />
Generationen weiterzugeben. Jede<br />
deutsche Tageszeitung sollte es als moralische<br />
Verpflichtung empfinden, darüber immer neu<br />
zu berichten, das Fernsehen darüber Filme zu<br />
zeigen, unsere Regierenden miteinander dies<br />
Geschehen zu würdigen, wie dies erfreulicherweise<br />
mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand<br />
im Bendlerblock und an vielen Orten im<br />
Land auch geschieht.<br />
Gottes Wirken kann oft erst im Rückblick erkannt<br />
werden – erkannt in Gericht und Gnade!<br />
Aber erst nach einer Zeit des tapferen und<br />
geduldigen Ertragens ist es für die Meisten zu<br />
erkennen. Und dann heißt es, fröhlich Gott zu<br />
loben, der in seinem Schweigen handelt und<br />
seine Geschichte folgerichtig bis zu Ende führen<br />
wird. Darum brauchen wir heute unter<br />
der Jugend Männer und Frauen, die ein echtes<br />
Interesse haben, die deutsche Geschichte in<br />
ihren komplizierten Zusammenhängen zu begreifen,<br />
die aber auch stolz sind auf die großen<br />
Deutschen in Geschichte, Philosophie, Wissenschaft,<br />
Musik, Theologie und vielen anderen<br />
Bereichen. Menschen, denen diese Namen<br />
noch etwas sagen, die sich anspornen,<br />
ermutigen lassen und dankbar sind, in diesem<br />
Land den Glauben ihrer Väter leben zu dürfen.<br />
Wer so Geschichte bewusst erlebt, bleibt bewahrt<br />
vor den Versuchungen durch den Zeitgeist,<br />
behält einen offenen Blick für die Armen<br />
und Schwachen, für die Irregeführten und gibt<br />
anderen Kraft und Orientierung. Vielen Deutschen<br />
verdanken wir Nachgeborenen in der<br />
Postmoderne, die auch als Spaßgesellschaft<br />
bezeichnet wird, dass wir den Blick wieder<br />
erheben dürfen. Ohne die ethischen Maßstäbe,<br />
die diese Menschen aus der Bibel empfingen,<br />
wäre Deutschland auf Dauer dem Untergang<br />
geweiht gewesen! Hier gilt das Wort aus<br />
Römer 11,18: „Wisse, nicht du trägst die Wurzel,<br />
sondern die Wurzel trägt dich.“ Dieses<br />
Bibelwort gilt nicht nur für unsere Wurzeln im<br />
Judentum, sondern auch im Blick auf unsere<br />
nationalen Wurzeln, die aus lebendigem Glauben<br />
erwuchsen und ein gutes Mittel gegen<br />
neuen Nationalismus sind.<br />
Gott, zu dir rufe ich<br />
In mir ist es finster,<br />
aber bei dir ist Licht.<br />
Ich bin einsam,<br />
aber du verlässt mich nicht.<br />
Ich bin kleinmütig,<br />
aber bei dir ist die Hilfe.<br />
Ich bin unruhig,<br />
aber bei dir ist Frieden.<br />
In mir ist Bitterkeit,<br />
aber bei dir ist die Geduld.<br />
Ich verstehe. deine Wege nicht,<br />
aber du weißt den rechten Weg für mich.<br />
Dietrich Bonhoeffer<br />
Pfr. i.R. Winfried Amelung<br />
WAmelung@t-online.de<br />
(… der an seinem 75. Geburtstag in Schildau<br />
war und vorher in Flossenbürg die Anregung<br />
für diesen Artikel erhielt.)<br />
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Eberhard Heiße<br />
Durchs ROTE<br />
MEER und andere Wüsten<br />
Das Buch "Durchs Rote Meer und<br />
andere Wüsten" erzählt die Geschichte<br />
von Eberhard Heiße. Er war<br />
in der Hitlerjugend und durchlebte<br />
bewegende Zeiten in der DDR, wo<br />
er es als bekennender Christ nicht<br />
einfach hatte, denn seine Familie<br />
stand unter ständiger Beobachtung<br />
von DDR-Spitzeln.<br />
12,80 EUR<br />
14 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Erlebtes<br />
Fotos: Felicitas Kugel<br />
von Felicitas Kugel<br />
Das Apfelbäumchen von Auschwitz<br />
Nach etwa sechs Jahren äußerst glücklichen<br />
Jahren in Israel (Jerusalem) kam auch für mich<br />
der Tag des Abschieds. Ich wusste sofort: Die<br />
Rückkehr nach Deutschland bedeutet für<br />
mich die Aufarbeitung meiner deutschen Geschichte<br />
in Auschwitz. Ein Jahr später (vom<br />
30.07. – 06.08.09) war ich dort und in weiteren<br />
fünf Todeslagern. So lernte ich nicht nur<br />
die Nachfahren kennen, sondern begegnete<br />
ebenso intensiv ihren ermordeten Vorfahren.<br />
Der Kreis schloss sich, aber nicht ganz so, wie<br />
ich es mir vorgestellt hatte.<br />
In Birkenau stand ich am „Aschefeld", einem<br />
von Wald umgebenen, inzwischen mit Gras<br />
überwachsenen Areal, wo die Asche der Verbrannten<br />
hinverstreut wurde. Vor mir lag heiliger<br />
Boden – ich betrat ihn nicht. Aber plötzlich<br />
sah ich etwas direkt vor mir am Rande des<br />
Aschefeldes: einen Apfelbaum, als Punkt am<br />
Ende eines Waldrandes. Er passte gar nicht in<br />
die Landschaft.<br />
Ich ging näher und entdeckte, dass sein ganzer<br />
Stamm völlig ausgehöhlt war, doch seine<br />
Rinde stand stark und aufrecht und trug einen<br />
schweren Ast – voller Blätter! Viele Blätter an<br />
vielen kleinen Ästen. Ich ging um den Baum<br />
herum, entdeckte auf der Seite des Aschefeldes<br />
noch mehr Zweige, alle voller Blätter.<br />
Doch das Wunder waren seine Äpfel. 33<br />
zählte ich (Die Jahre unseres Herrn?). 33 im<br />
Hebräischen bedeutet sechs. Sechs Millionen<br />
Tote – man sah sie in dem ausgehöhlten<br />
Stamm. Aber aus dem Apfelbaum kam Frucht<br />
hervor, neues <strong>Leben</strong>!<br />
Wie auf ein Wunder<br />
schaute ich auf diese<br />
Äpfel: Israel. Gott<br />
ließ es auferstehen<br />
im Sinnbild dieses Baumes. Der Ort unter<br />
dem Apfelbaum in der Bibel ist ein Ort der<br />
Liebe und des neuen <strong>Leben</strong>s, so wie er im<br />
Hohenlied beschrieben wird (8,5b). Ich hörte<br />
Gottes Worte über Seinem Volk: „Mein Herz<br />
kehrt sich in mir um, ganz und gar erregt ist<br />
all mein Mitleid. Nicht ausführen will ich die<br />
Glut meines Zornes, will nicht noch einmal<br />
Ephraim vernichten“ (Hosea 11,8+9), „Ich<br />
werde für Israel sein wie der Tau. Blühen soll<br />
es wie die Lilie, und seine Wurzel schlagen<br />
wie der Libanon. Seine Triebe sollen sich ausbreiten<br />
und seine Pracht soll sein wie der Ölbaum"<br />
(14,6+7).<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
15
Erschütterndes<br />
Fotos: © denis gentile – fotolia.de<br />
Erschreckendes Schweigen über<br />
entführte Geiseln<br />
Sächsische Familie seit fünf Monaten im Jemen verschollen – Unterschriftensammlung<br />
in Auerbach/Vogtland: Die Entführung ist ein Verbrechen<br />
von<br />
Hartmut Petersohn<br />
Chemnitz/Berlin<br />
Am 12. Juni kletterten Johannes Hentschel,<br />
Ehefrau Sabine und ihre Kinder Lydia, Anna<br />
und Simon in ihren Grand Suzuki. Ehemalige<br />
Patienten des christlichen Al-Dschumhuri-<br />
Krankenhauses von Saada im Nordjemen hatten<br />
die deutschen Helfer zum Tee eingeladen.<br />
Sie wollten ihnen für die liebevolle Betreuung<br />
danken. Wenige Tage später plante das<br />
Ehepaar aus Sachsen mit den drei Kindern<br />
zwischen einem und vier Jahren nach<br />
Deutschland zu fahren, in den wohlverdienten<br />
Urlaub. Die inzwischen genesenden<br />
jemenitischen Patienten der Hentschels be-<br />
wirteten ihre Pfleger und deren Kinder am<br />
12. Juni zwischen 16 und 18 Uhr mit der<br />
typischen herzlichen Gastfreundschaft. Kurz<br />
nach 18 Uhr stiegen Hentschels wieder in<br />
ihren Suzuki, um in ihrem nordjemenitischen<br />
Zuhause den freien Tag gemütlich ausklingen<br />
zu lassen, wie Freunde und Kollegen wissen.<br />
Unterwegs wurden sie von einem Land Rover<br />
gestoppt. Männer mit langen Bärten überwältigten<br />
das Ehepaar und die Kinder – eine der<br />
immer mal wieder in dieser Region des Jemen<br />
vorkommenden Geiselnahmen. Die Bärte<br />
der Männer waren kein gutes Zeichen, sie<br />
deuteten auf islamische Extremisten hin. Seit<br />
dem fehlt von der deutschen Familie jede<br />
Spur.<br />
In der Regel laufen Geiselnahmen im Jemen<br />
immer nach dem gleichen Muster ab: Ein<br />
Stamm will gegen die Regierung in Sanaa irgendeine<br />
Forderung durchsetzen oder<br />
braucht schlicht Geld. Hat die Regierung reagiert<br />
oder ist das Geld gezahlt, werden die<br />
Geiseln unversehrt frei gelassen. In den<br />
90iger Jahren hatte es die Mitarbeiter des<br />
Krankenhauses der niederländischen Hilfsorganisation<br />
World Wide Services (WWS) in<br />
Saada auch schon einmal getroffen. In den<br />
Stammeslagern wurden die Entführten<br />
freundlich und zuvorkommend behandelt –<br />
als Gäste, so wie es der Brauch verlangt. Aber<br />
diesmal war alles anders. Von den ursprünglich<br />
neun Helfern, die sich am 14. Juni mit<br />
auf den Ausflug begeben hatten, wurden zwei<br />
deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische<br />
Lehrerin wenig später ermordet<br />
aufgefunden. Stefan Sternberg, einer der besten<br />
Kenner des Jemen, bestätigt: „Im Vergleich<br />
zu anderen Entführungsfällen ist dieser<br />
ganz und gar untypisch.“ Zwar äußert sich<br />
Sternberg erstaunt über die anschließenden<br />
Demonstrationen im Nordjemen, bei denen<br />
die Freilassung der Ausländer gefordert wur-<br />
16 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
de. Sternberg: „Das gab es hier noch nie.“<br />
Aber geholfen haben die Proteste der Jemeniten<br />
im Norden gegen die Entführung den<br />
Deutschen nicht. Von dem Ehepaar aus Sachsen,<br />
ihren Kindern und einem ebenfalls entführten<br />
britischem Ingenieur fehlt nach über<br />
100 Tagen noch immer jedes <strong>Leben</strong>szeichen.<br />
Und das scheint in Deutschland nur wenige<br />
Menschen zu stören. Der Entführung der Familie<br />
Hentschel taucht in keiner Schlagzeile<br />
mehr auf.<br />
Darüber ist Günter Schlag aus Auerbach im<br />
Vogtland entsetzt: „Es kann doch nicht sein,<br />
das deutsche Helfer in irgendeinem Land der<br />
Welt verschwinden – und es herrscht hierzulande<br />
eisernes Schweigen über ihr Schicksal.“<br />
Das hat den gebürtigen Chemnitzer so<br />
empört, dass er einen Protestmarsch zur jemenitischen<br />
Botschaft nach Berlin plante.<br />
Seine Familie hat ihn mit Mühe davon abgehalten.<br />
Seine Unterschriftensammlung, die<br />
hat sie aber unterstützt. 650 Namenszüge<br />
trägt die Liste, die Schlag Anfang September<br />
an Jemens Botschafter Mohammed L. Al Eryani<br />
schickte. In dem Schreiben „richten die<br />
Unterzeichner die eindringliche Bitte“ an<br />
den Spitzendiplomaten, „in dem Bemühen<br />
um das Auffinden der Entführten nicht nachzulassen“.<br />
„Es handelt sich um Unschuldige,<br />
die Ihrem Land helfen wollten.“ Der Auerbacher<br />
erhielt keine Antwort aus der Botschaft.<br />
Dass er das Schreiben mit der Versicherung<br />
schloss, „viele der Unterzeicher beten für Sie<br />
und die Entführten und erbitten den Segen<br />
Gottes für Ihre Arbeit“, kann nicht der Grund<br />
gewesen sein für das diplomatisch-unhöfliche<br />
Schweigen. Sternberg: „Regierung und Einheimische<br />
haben mit Christen kein Problem.“<br />
Außerdem habe er mit der Regierung<br />
in Sanaa bisher nur gute Erfahrungen gemacht.<br />
„Die schätzen die Deutschen.“ Die<br />
jedoch halten sich auffällig zurück.<br />
Schlag hatte die Unterschriftenliste auch an<br />
den deutschen Außenamtschef Frank-Walter<br />
Steinmeier nach Berlin geschickt. Darin<br />
drängt er, „den Entführten in geeigneter Weise<br />
eine Botschaft dieser Aktion“ aus dem<br />
Vogtland zukommen zu lassen. Drei Tage später<br />
hatte Schlag die Antwort aus dem Auswärtigen<br />
Amt. Darin heißt es, die Bundesregierung<br />
arbeite „mit Hochdruck daran“, das<br />
„Schicksal der Vermissten aufzuklären“ und<br />
befände sich „in engem Austausch mit den<br />
jemenitischen Sicherheitsbehörden“. Um die<br />
„Sicherheit der Betroffenen“ nicht noch<br />
mehr zu gefährden könne der eingesetzte Krisenstab<br />
„keine weiteren Auskünfte erteilen“.<br />
Auf Nachfrage, wie die Bürgerkriegszustände<br />
im Nordjemen von Berlin beurteilt würden,<br />
hieß es aus dem Auswärtigen Amt „Wir verfolgen<br />
die Situation im Jemen und hoffen auf<br />
ein baldiges Ende der Kampfhandlungen.“<br />
Aus der Rechtsabteilung des Amtes war zu<br />
erfahren, dass „der Krisenstab im engen Kontakt<br />
mit den jemenitischen Partner und den<br />
Angehörigen in Deutschland“ stünde. „Als<br />
Familie sind wir nicht besonders involviert“,<br />
kritisiert Pfarrer Reinhard Pötschke, der<br />
Schwager des Technikers im WWS-Krankenhaus<br />
von Saada, Johannes Hentschel. Er hat<br />
die die Eltern der Hentschels zu sich nach<br />
Radebeul geholt: „Wir versuchen, sie hier ein<br />
wenig abzulenken.“ Der Pfarrer hofft, dass<br />
„die Leute, die unsere Verwandten jetzt in<br />
ihrer Gewalt haben, sie gut behandeln“.<br />
Entwicklungshilfeexperte Sternberg, der den<br />
Kontakt zu dem Al-Dschumhuri-Krankenhauses<br />
hält, ist sich da nicht so sicher: Intern<br />
höre er, die Geisel seien schon lange tot. Allerdings<br />
sagten ihm Leute in der Region: Keine<br />
Nachrichten sind gute Nachrichten. „Diese<br />
Hoffnung würde ich gern teilen“, sagt<br />
Sternberg. Auch das die Geheimdienste zurückhalten,<br />
wertet er als gutes Zeichen. „Alle<br />
Informationen aus dem Krisengebiet sind auf<br />
Null heruntergefahren“, sagt ein deutscher<br />
Nachrichtendienstler. Offiziell ist aus seiner<br />
Dienststelle nichts zu erfahren. Noch nicht<br />
einmal die übliche Formel über die gute Zusammenarbeit<br />
der Dienste wird bemüht. Dagegen<br />
macht der britische Auslandsgeheimdienst<br />
MI 6 keinen Hehl daraus, das seine<br />
Mitarbeiter „am nahesten dran an der Operation“<br />
seien. Wo die stattfindet, dass sagen die<br />
Briten nicht. Es kommen gleich mehrere Regionen<br />
in Frage.<br />
Dass neben den Hentschels auch der Suzuki<br />
nicht wieder auftauchte, ist für Kenner der<br />
Region ein Anzeichen dafür, dass die Kidnapper<br />
ihre Geiseln über die Grenze nach Saudi-<br />
Arabien gebracht haben könnten. Das macht<br />
die Sache besonders schwierig, denn damit<br />
sind die „Aufklärer“ des Entführungsfalles<br />
plötzlich auch mit außenpolitischen Empfindlichkeiten<br />
konfrontiert. Und dass die Entführer<br />
lange Bärte trugen, könnte ein Indiz dafür<br />
sein, dass es sich bei den Geiselnehmern um<br />
Islam-Extremisten handelt. Sie wären mit ihren<br />
Geiseln nicht aufgefallen, denn täglich<br />
überqueren Hunderte die Grenze nach Saudi-<br />
Arabien. Das alles seien keine guten Zeichen,<br />
meint Sternberg. Er bestätigt, dass auch Somalia<br />
oder der Iran als mögliche Rückzugsorte<br />
der Entführer in Frage kämen, wenn das<br />
Kidnapping einen religiösen Hintergrund<br />
habe. Was Sternberg nicht kommentieren<br />
möchte, ist die Vermutung, die jemenitische<br />
Regierung könnte den Entführungsfall nutzen,<br />
um das den aufständischen Schiiten im<br />
Norden des Landes anzulasten. Gegen sie<br />
führt die Zentralregierung in Sanaa seit August<br />
eine militärische Offensive, in der hunderte<br />
Soldaten, Rebellen und Zivilsten getötet<br />
wurden. Die Entführung könnte der Regierung<br />
als Rechtfertigung dienen. Ein unglückseliger<br />
Mix aus widerstrebenden Interessen<br />
– typisch für die Situation im Mittleren Osten.<br />
Wer in diesem brutalen Entführungsfall<br />
die Fäden zieht, darüber möchte sich Friedberg<br />
mit Vermutungen zurückhalten, „da ich<br />
demnächst wieder in arabische Länder einreisen<br />
möchte“.<br />
Für den Auerbacher Christen Günter Schlag<br />
ist die Entführung „ein Verbrechen“. Und er<br />
ist froh, dass Sachsens Landesbischof Jochen<br />
Bohl zu Gebeten für die Entführten aufgerufen<br />
hatte. Bohl hatte erklärt, dass es zu begrüßen<br />
sei, „wenn sich Jugendliche für eine gute<br />
Sache einsetzen – hier in Deutschland und<br />
auch in anderen Ländern.“ Der Bischof hatte<br />
sich in scharfen Worten gegen Medienberichte<br />
gewandt, in denen solche „jungen<br />
Christen auf eine Stufe mit Koma-Säufern“<br />
gestellt worden waren. Er könne nicht akzeptieren,<br />
wenn Täter und Opfer auf eine Stufe<br />
gestellt würden. Auch Vorwürfe, Hentschels<br />
und ihre Kollegen im Al-Dschumhuri-Krankenhaus<br />
hätten sich leichtsinnig in Gefahr<br />
begeben, weist Jemen-Kenner Sternberg, der<br />
die Ausbildung der Helfer aus eigenem Erleben<br />
kennt, zurück. „Es ist eine hervorragende<br />
technische und kulturelle Ausbildung.<br />
Die beiden Schulen im Jemen, in der Hentschels<br />
Unterricht nahmen, „bieten ein ausgezeichnetes<br />
Sprach- und Kulturstudium an“.<br />
„Hentschels sprechen nicht nur fließend jemenitisches<br />
Arabisch, sie wissen auch bestens<br />
über die religiösen und historischen<br />
Hintergründe des Landes Bescheid“.<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
17
Unmenschliches<br />
Marsch für das <strong>Leben</strong><br />
von Gottfried Harnack<br />
Seit jeher traten und treten große Dichter und<br />
Denker, Humanisten, Friedensforscher und<br />
die Erfinder des Grundgesetzes Deutschlands<br />
vehement für das in der politischen Welt naturschwache<br />
und ungeschützte <strong>Leben</strong> ein.<br />
Zu diesem Thema werden von verschiedensten<br />
Organisationen weltweit Symposien<br />
abgehalten. Es gibt die UN-Charta für Menschenrechte<br />
oder Amnestie International, auf<br />
deren Fahnen diese Themen an erster Stelle<br />
stehen. Man stellt sich schützend und unvoreingenommen<br />
vor schutzloses <strong>Leben</strong>.<br />
Wer damit gerechnet hat, dass neutrale Medien<br />
an diesem Tag Präsenz zeigen und über<br />
dieses Ereignis wertungsfrei berichten würden,<br />
sah sich getäuscht.<br />
Selbst Tier- und Naturschützer erreichen es,<br />
wirtschaftliche Projekte wie Straßen-, Häuseroder<br />
Brückenbauten wegen einer bedrohten<br />
Existenz einer einzelnen, seltenen Fledermaus-<br />
Schmetterlings-, Raupen- oder sonstigen<br />
Tierart zu stoppen.<br />
Aus gleichem Grund trafen sich am 26. September,<br />
einen Tag vor der Bundestagswahl,<br />
<strong>Leben</strong>sschützer zum Marsch für das <strong>Leben</strong> im<br />
Zentrum von Berlin. Es waren junge Leute,<br />
ergraute Omas und Opas, Familien und Mütter<br />
mit Kinderwagen anwesend. In einem<br />
Schweigemarsch wurden 1.000 weiße Kreuze<br />
durch das Zentrum der Stadt getragen. Diese<br />
Kreuze standen für die Menge der täglich im<br />
Mutterleib getöteter Kinder, die nicht gefragt<br />
wurden, ob sie leben oder sterben wollten.<br />
Es wurde deutlich, dass das Argument „Mein<br />
Bauch gehört mir!“ zur Farce wurde. Vorher<br />
sprachen auf einer kleinen Bühne Bürger und<br />
18 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Frank Heinrich<br />
Bürgerinnen diesen nicht fassbaren Zustand<br />
an. Die Ansprachen wurden durch Liedbeiträge<br />
untermauert.<br />
Eine junge betroffene Frau berichtete über<br />
ihre Abtreibungserfahrung, die für sie in<br />
einem regelrechten Blutbad endete. Bei der<br />
vorherigen Beratung durch die Ärzte hatte<br />
man nur von einem für sie unbedeuteten Eingriff<br />
gesprochen. Unter Tränen erzählte sie<br />
von allen inneren Erschütterungen und seelischen<br />
Folgen. Sie sprach davon, dass sie nur<br />
durch eine Hinkehr zu Jesus Gottes Vergebung<br />
und Frieden für ihre Seele gefunden hat. Ihre<br />
tiefe Erschütterung setzte sich unter den Zuhörern<br />
fort, und so manche Träne wurde aus<br />
den Augen gewischt. Es wurde deutlich, dass<br />
der Frieden der Welt im Mutterleib beginnt.<br />
Diese Worte gingen unter dem tobenden,<br />
sexistischen Gebrüll der Gegner fast unter.<br />
Nur der starken Präsenz und dem Schutz der<br />
Polizei war es zu verdanken, dass es nicht zu<br />
tätlichen Übergriffen durch die Gegner des<br />
Schweigemarsches kam. Diese hatten Tage<br />
zuvor durch eine Plakataktion „1000<br />
Kreuze in die Spree“ zur Gegendemonstration<br />
aufgerufen.<br />
Trotz Polizeischutzes<br />
wurden von Gegendemonstranten<br />
einzelne weiße<br />
Kreuze<br />
entrissen und in die Spree geworfen. Der<br />
Schweigemarsch endete an der St.-Hedwigs-<br />
Kathedrale in einem anschließenden ökumenischen<br />
Gottesdienst. Beeindruckend war,<br />
dass bei der Aufstellung der Kreuzträger vor<br />
der Kirche der alte Choral „Großer Gott, wir<br />
loben dich“ angestimmt und gesungen wurde.<br />
Viele <strong>Leben</strong>sschützer bedankten sich bei der<br />
Polizei, die, wie mir schien, von allem nicht<br />
unbeeindruckt blieb.<br />
Auf Grund der Schwere, des unfassbaren Ausmaßes<br />
und der Folgen der Tötung von Kindern<br />
im Mutterleib stellt sich mir die Frage:<br />
Warum waren wir an diesem Tag so wenige?<br />
Wo seid ihr Christen, wenn Naturschützer in<br />
der Lage sind, Politiker und Bagger in ihrem<br />
Vorhaben zu stoppen? Wo seid ihr Lichter der<br />
Welt und Salz der Erde an so einem Tag?<br />
Hier hättet ihr euer Herz zeigen können!<br />
Müsste nicht ein Aufschrei durch unser Land<br />
und Gemeinden gehen? Zeigt und bekennt ihr<br />
eure Überzeugungen vielleicht nur noch in<br />
geschützten und geschlossenen Räumen?<br />
Darüber wäre nachzudenken. Jesus stand<br />
immer an der Seite der Armen, Kranken,<br />
Schwachen, Gequälten<br />
und Ausgestoßenen. Auf<br />
welcher Seite wollen<br />
wir in Zukunft<br />
stehen?<br />
Lieben, was das Zeug hält<br />
Wie Gott unser Herz verändert<br />
mit einem Vorwort von Peter Strauch<br />
Er wollte ein guter Christ sein und tun, was<br />
richtige Christen tun. Doch statt Gott ähnlicher<br />
zu werden, spürte er immer deutlicher<br />
jenen wesensmäßigen Unterschied: Gott ist<br />
Liebe und kann gar nicht anders, als maßlos<br />
zu lieben. Wie kalt war dagegen sein eigenes<br />
Herz? Wie weit entfernt war er selbst von den<br />
Menschen, denen Gottes Liebe galt?<br />
Frank Heinrich schildert ehrlich und herausfordernd,<br />
wie wir Gott näher kommen können und<br />
wie Gottes Wesen in unserem <strong>Leben</strong> Gestalt<br />
gewinnt. Er beschreibt, wie wir Gottes Liebe<br />
selbst erfahren und fähig werden, uns anderen<br />
Menschen zuzuwenden. Sein Buch macht Mut<br />
und zeigt konkrete Schritte, „zu lieben, was<br />
das Zeug hält“.<br />
ca. 128 Seiten, gebunden, 9,90 EUR<br />
ISBN 978-3-937896-83-0<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
19
Mitmenschliches<br />
Veronica Ferres & Marga Spiegel,<br />
Foto: Johannes Gerloff<br />
„Unter Bauern –<br />
Retter in der Nacht“<br />
– Holocaustfilm aus ungewöhnlicher Perspektive<br />
von Johannes Gerloff, Jerusalem<br />
„Von 70 Millionen Deutschen sind 455 als<br />
Judenretter anerkannt.“ Mit diesem Satz<br />
schließt der Film „Unter Bauern“, der am<br />
letzten Septemberabend 2009 in der Jerusalemer<br />
Cinematheque uraufgeführt wurde,<br />
bevor er im Oktober weltweit in die Kinos<br />
geht. Die israelische Holocaustgedenkstätte<br />
Yad VaShem hat 5.700 Filme über die Judenvernichtung<br />
der deutschen Nazis katalogisiert.<br />
Was ist so besonders an diesem jüngsten<br />
Holocaust-Film, der eine deutsch-holländischisraelische<br />
Co-Produktion ist und dessen<br />
Hauptrollen von Veronica Ferres, Armin Rohde<br />
und Martin Horn besetzt sind?<br />
„Unter Bauern“ erzählt die Geschichte des<br />
westfälisch-jüdischen Pferdehändlers Siegmund<br />
„Menne“ Spiegel, dem es gelingt mit<br />
seiner Frau Marga und ihrer Tochter Karin<br />
1943 der Deportation ins Konzentrationslager<br />
zu entkommen. Sein alter Kriegskamerad<br />
Heinrich Aschoff – seit 1930 stolzes NSDAP-<br />
Mitglied – versteckt Marga und Karin unter<br />
falschem Namen auf seinem Hof. Menne<br />
selbst wird von Bauer Pentrop versteckt. Der<br />
allseits bekannte Pferdehändler darf sein Versteck<br />
nicht verlassen und wird dort fast<br />
wahnsinnig. Der rote Faden der Story ist aber<br />
die Freundschaft zwischen der jungen Anni<br />
Aschoff, der Tochter des Hauses, und Marga.<br />
Als Marga Spiegel von der Wirtin im Ort erkannt<br />
wird, erfährt Anni die Wahrheit und<br />
muss sich entscheiden zwischen Linientreue<br />
oder Hochverrat.<br />
Grundlage für das Drehbuch bilden die Memoiren<br />
von Marga Spiegel, die unter dem<br />
Titel „Retter in der Nacht“ erstmals 1969 erschienen.<br />
Marga Spiegel wurde 1912 in<br />
Oberaula geboren und lebt heute in Münster.<br />
Der deutsch-jüdische Regisseur, Schriftsteller<br />
und Schauspieler Imo Moszkowicz, der 1925<br />
in Ahlen, dem Heimatort der Spiegels, geboren<br />
wurde und ebenfalls ein Überlebender<br />
des Holocaust ist, hatte die Idee, diesen entscheidenden<br />
Abschnitt im <strong>Leben</strong> der Familie<br />
Spiegel zu verfilmen.<br />
„Das ist erstmals ein Holocaust-Film, der seine<br />
Geschichte aus der Perspektive von Deutschen<br />
erzählt, die ihr <strong>Leben</strong> riskiert haben,<br />
um Juden zu retten“, betont der holländischjüdische<br />
Regisseur Ludi Boeken, dessen deutsche<br />
Großmutter vor dem Krieg einen holländischen<br />
Juden geheiratet hatte, zu ihrem<br />
Mann nach Amsterdam gezogen und zum Judentum<br />
konvertiert war. „Es sind Deutsche<br />
– nicht Holländer, Belgier oder Franzosen –<br />
die sich gegen die Gesetze des von ihnen<br />
gewählten Regimes für ihre jüdischen Mitmenschen<br />
einsetzen.“ Der Sohn der Aschoffs<br />
kämpfte und fiel als Soldat an der Ostfront.<br />
Tochter Anni war aktiv und begeistert beim<br />
Bund Deutscher Mädel (BDM).<br />
Boeken versteht es gut, diese außergewöhnliche<br />
Geschichte erzählen, wobei – das geben<br />
alle zu – manches um der Spannung willen<br />
dramatisiert wurde. Dabei zeigt er Sinn für<br />
das Absurde im Alltäglichen und auch der<br />
etwas raue westfälische Humor kommt nicht<br />
zu kurz. Gedreht wurde der Film im Spätsommer<br />
2008 unter anderem in den westfälischen<br />
Orten Dülmen, Wadersloh und Lippstadt.<br />
Der Holländer, der selbst in Tel Aviv studiert<br />
hat und fließend Hebräisch spricht, ist überzeugt,<br />
dass „viele Israelis erstaunt sein werden“,<br />
weil dieser Film, der eine wahre Geschichte<br />
ist, ihren Stereotypen über die<br />
Deutschen widerspricht. „Das waren normale<br />
Leute, keine Widerstandskämpfer, keine<br />
anti-nationalsozialistischen Politaktivisten,<br />
20 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
sondern einfache Bauern, einfach Menschen“,<br />
betont Boeken und fährt fort: „Wir<br />
wurden immer wieder gefragt: Warum erzählt<br />
ihr diese Geschichte über die guten<br />
Deutschen, wenn es so viele schlechte Deutsche<br />
gab, die so viel Schlimmes getan haben,<br />
und wenn wir noch nicht einmal alle Gräueltaten<br />
erzählt haben? – Weil diese Situation<br />
auch in anderen Kulturen vorkommen kann<br />
und weil sich auch dort eine Situation ergeben<br />
kann, in der man einfach Nein sagen<br />
muss. Ich möchte sagen: Das ist möglich! Diese<br />
Ausnahme beweist, dass so ein Widerstand<br />
im Kleinen möglich war.“<br />
Einen Tag nach der Filmpremiere ließ sich die<br />
heute 97-jährige Marga Spiegel von der<br />
Schauspielerin Veronica Ferres durch die Jerusalemer<br />
Holocaustgedenkstätte Yad VaShem<br />
führen. Ferres verkörpert Spiegel auf der<br />
Kinoleinwand und gleicht ihr erstaunlich,<br />
wenngleich sie mehr als einen Kopf größer<br />
ist. Marga und Menne Spiegel haben 34 Verwandte<br />
und viele Freunde in der Schoah verloren.<br />
Außer ihnen hat von ihrer Großfamilie<br />
niemand überlebt. Menne Spiegel ist Anfang<br />
der 1980er Jahre gestorben. Die Tochter Karin<br />
starb vor einigen Jahren an Krebs.<br />
Im Garten der „Gerechten unter den Völkern“,<br />
wo die Namen derjenigen Nichtjuden,<br />
die Juden während des Holocaust unter Einsatz<br />
des eigenen <strong>Leben</strong>s gerettet haben, in<br />
Stein gemeißelt sind, will die Film-Crew, die<br />
für die Premiere nach Jerusalem gereist ist,<br />
der Helden des Films gedenken. Die Bauern<br />
Heinrich Aschoff, Hubert Pentrop, Bernhard<br />
Südfeld, Heinrich Silkenböhmer und Bernhard<br />
Sickmann wurden von Yad VaShem als<br />
„Gerechte unter den Nationen“ geehrt. Anni<br />
Richter-Aschoff, die ebenso zu der Gesellschaft<br />
gehört, wie das Nachwuchstalent Lia<br />
Hoensbroech, die sie im Film verkörpert,<br />
zeigt auf den Namen ihres Vaters auf dem<br />
weißen Jerusalemstein.<br />
Es war der Einsatz von Marga Spiegel, der es<br />
verhindert hat, dass die Namen der westfälischen<br />
Bauern in Vergessenheit gerieten.<br />
„Der erste Brief, den wir von Ihnen, Frau<br />
Spiegel, haben, stammt von 1962, noch lange,<br />
bevor die Kommission für die Gerechten<br />
unter den Völkern gegründet wurde“, erklärt<br />
Irena Steinfeldt, Leiterin der Abteilung „Gerechte<br />
unter den Völkern“ in Yad VaShem:<br />
„Ich glaube, Sie gehören zu den Gründern<br />
dieses Projekts, die Retter zu ehren.“ „Das<br />
kommt sonst nirgends vor, dass die Opfer im<br />
Land der Täter gute Menschen suchen, um<br />
sie zu ehren“, meint einer der Teilnehmer<br />
der kleinen Gedenkfeier zu Frau Spiegel:<br />
„Man hätte doch gemeint, dass das jüdische<br />
Volk sich nach einer solchen Tragödie in seine<br />
Trauer einschließen würde, anstatt sich<br />
darum zu sorgen, dass man noch solche Leute<br />
ehrt.“<br />
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<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
21
Aktuelles aus Israel<br />
Texte und Bilder<br />
von Ulrich W. Sahm,<br />
Jerusalem Kurznachrichten<br />
Tsunami zu Moses Zeit<br />
Vor der Küste des Heiligen Landes hat es mindestes<br />
vier Tsunamis gegeben. Fünf Meter<br />
hohe Wellen könnte zwei Kilometer weit auf<br />
dem Land Zerstörungen angerichtet haben.<br />
Diese Entdeckung von Beverly Goodman von<br />
der Universität Haifa kam eher zufällig zustande.<br />
Zusammen mit Unterwasserarchäologen<br />
war Goodman auf der Suche nach gesunkenen<br />
Schiffen aus der römischen Zeit vor<br />
dem Hafen von Caesarea. In dieser von König<br />
Herodes ausgebauten Stadt residierte der Prokurator<br />
der Provinz Judäa, Pontius Pilatus.<br />
Eine in Caesarea entdeckte steinerne Inschrift<br />
erinnert an den römischen Verwalter,<br />
unter dem Jesus von Nazareth zum Tode verurteilt<br />
worden ist.<br />
Jüdische junge Israelis<br />
sind gläubig<br />
Zwei Drittel aller jungen jüdischen Israelis<br />
zwischen 18 und 35 halten sich an die Regeln<br />
ihrer Religion und halten „Glauben“ für sehr<br />
wichtig. Das ergab eine Umfrage unter 2897<br />
Israelis, die in der hebräischen Zeitung „Israel<br />
Heute“ am Freitag vor dem diesjährigen<br />
Jom Kippur (Versöhnungstag) veröffentlicht<br />
worden ist. 71,5 der Befragten wollen am<br />
Jom Kippur fasten und halten Religion „für<br />
sehr wichtig“. 84 Prozent glauben, dass es<br />
wichtig sei, die Religion und Traditionen zu<br />
hüten, aber weniger als 60 Prozent gaben an,<br />
milchige und fleischige Speisen zu trennen.<br />
Nur 43 Prozent empfinden sich an erster Stelle<br />
als Juden und danach als Israelis. Nur 38,5<br />
Prozent küssen die Mesusa (Schriftkapsel am<br />
Türpfosten), wenn sie einen Raum betreten.<br />
Stein mit der Inschrift »Pontius Pilatus«<br />
Bei der Suche nach den Wracks vor der Küste<br />
fielen Goodman eigentümliche „geologische<br />
Verwerfungen“ auf. Mit Hilfe moderner Technologie,<br />
darunter der C-14 Methode, gelang<br />
es ihr, die Verwerfungen ungefähr zu datieren,<br />
1500 vor Chr., und dann etwa 100, 500<br />
und 1100 nach Chr. Mit Hilfe von Historikern<br />
versuchte sie nun, diese Verwerfungen,<br />
die entweder die Folge von Erdbeben oder<br />
aber Unter-Wasser-Erdrutsche gewesen sein<br />
könnten, als Folge eines Erdbebens anderswo,<br />
in einen Kontext zu bringen. Wichtig für<br />
sie als Geologin ist die Tatsache, dass um<br />
1500 vor Christi der Vulkan Santorini, heute<br />
eine griechische Inselgruppe in der südlichen<br />
Ägäis ausgebrochen ist. „Dieser Vulkanaus-<br />
Herodianische Säulen<br />
bruch in der späten Bronzezeit hatte verheerende<br />
Auswirkungen auf das ganze Mittelmeer“,<br />
sagte Goodman. Möglicherweise<br />
bedeutete dieser Vulkanausbruch das Ende<br />
der minoischen Kultur auf Kreta. Nach historischen<br />
Ereignissen näher am Heiligen Land<br />
gefragt, meinte Goodman, dass das ungefähr<br />
in die Zeit des Exodus, des Auszugs der Kinder<br />
Israel aus Ägypten falle. Doch könne sie<br />
sich darauf nicht festlegen. Wer weiß, vielleicht<br />
gibt es da einen Zusammenhang mit<br />
der Geschichte, wie sich das Meer teilte,<br />
Moses und seine Gefolgsleute trocknen Fußes<br />
durchkamen und die Meeresfluten dann die<br />
sie verfolgende Armee des Pharao untergehen<br />
ließ. Das zweite Datum könnte mit dem<br />
großen Erdbeben in Antiochien nachts um 23<br />
Uhr am 13. Dezember 115 zusammenhängen,<br />
als Kaiser Trajan in Rom herrschte. Das<br />
dritte Datum, möglicherweise im Jahr 551,<br />
fällt in die Periode des Untergangs der christlichen<br />
Byzantiner und der muslimischen Eroberung<br />
des Heiligen Landes. Für das vierte<br />
Datum um 1100 macht Goodman mehrere<br />
konkrete historische Vorschläge. Sie fallen<br />
alle in die Zeit der christlichen Kreuzfahrer.<br />
Die geologischen Verwerfungen wurden an<br />
verschiedenen Stellen mit Hilfe von Bohrungen<br />
im Meeresboden untersucht und<br />
identifiziert. Die eigentliche Forschungsarbeit<br />
beginne erst jetzt, sagte Goodman auf<br />
Anfrage. Denn jetzt müsse der historische<br />
Kontext geprüft werden, ob es nur lokale Erdrutsche<br />
vor Caesarea waren oder Ereignisse,<br />
für die es auch an anderen Küstenstädten wie<br />
Aschkelon oder Akko Spuren gibt.<br />
Wasserprobleme der<br />
Palästinenser<br />
Der private Swimmingpool des Herrn el-Masri<br />
Sie haben sicherlich die Agenturberichte<br />
über die Wasserprobleme der Palästinenser<br />
gesehen. Amnesty International hat da einen<br />
großen Report veröffentlicht. Manche Angaben<br />
stimmen, andere sind plumpe Propaganda.<br />
So wird nicht erwähnt, dass im Westjordanland<br />
der Wasserverlust wegen nicht<br />
instand gehaltener Wasserleitungen bei 40<br />
(vierzig) Prozent liege, wie mir mal ein Mitarbeiter<br />
der GTZ sagte, der als Entwicklungshilfe<br />
die Wasser- und Abwassseranlagen in<br />
Bethlehem und Salfit renovierte. So wird da<br />
angedeutet, dass die Palästinenser offenbar<br />
unter Wassermangel leiden, weil die Siedler<br />
Swimmingpools und grüne Gärten besäßen.<br />
Als Illustration habe ich (teilweise erst in den<br />
22 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Kurznachrichten<br />
Ramallah – Ein Wasserbecken bei Arafats Grab<br />
letzten Tagen) einige palästinensische Swimmingpools<br />
fotografiert. Diese Bilder sind vielleicht<br />
der beste Beweis dafür, dass an dem<br />
Report irgendwas faul ist: Ich könnte Ihnen<br />
auch Bilder von grünen palästinensischen<br />
Gärten liefern. Übrigens: Seinerzeit gab es<br />
die gleiche Propagandakampagne über Wasserknappheit<br />
im Gazastreifen, ebenfalls vermeintlich<br />
wegen der Swimmingpools der<br />
Siedler. Seit 2005 sind die Siedler verschwunden.<br />
Haben die Palästinenser dort etwa heute<br />
auch nur einen Tropfen mehr Wasser?<br />
Palästinenser sind<br />
konvertierte Juden<br />
Dr. Ibrahim Basal, Dozent für Linguistik an<br />
der Beth Berl Hochschule bei Tel Aviv kommt<br />
zum Schluss, dass die „verlorenen Stämme“<br />
des Volkes Israel eher in Hebron, Nazareth<br />
und Kalkilja zu finden seien, als in Indonesien,<br />
Indien oder Südamerika. Im Dialekt palästinensischer<br />
Araber habe Basal nach Angaben<br />
der Zeitung „Haaretz“ hebräische oder aramäische<br />
Worte entdeckt, die es in keinem arabischen<br />
Dialekt außerhalb Palästinas gebe.<br />
Basal hatte seine Entdeckung beim Kongress<br />
für jüdische Studien in Jerusalem vorgetragen.<br />
Basal meint nicht Worte wie „Machsom“ für<br />
Straßensperre, die in jüngerer Zeit in die Umgangssprache<br />
der Palästinenser eingegangen<br />
seien. Vielmehr würden seit Jahrhunderten<br />
Worte wie „Dalafa“ für ein undichtes Dach<br />
verwendet, gemäß dem hebräischen Begriff<br />
„Dalaf“ für undicht. Olivenbäume stehen auf<br />
arabisch in einer „Schura“, Hebräisch für<br />
„Reihe“. Erstaunliche Ähnlichkeit mit hebräischen<br />
Wurzeln weisen auch arabische Begriffe<br />
für Kleinkind, Olivenkern und Putzen<br />
auf.<br />
„Man kann es nicht nachweisen, aber es ist<br />
anzunehmen, dass viele Juden, die im Lande<br />
lebten, erst unter den Byzantinern zum Christentum<br />
konvertierten und dann, nach der<br />
Informationen<br />
arabischen Eroberung im siebenten Jahrhundert,<br />
Moslems wurden“, versuchte Basal die<br />
hebräischen Spuren im gesprochenen Arabisch<br />
heute zu erklären. Ganz besonders die<br />
Christen im Lande seien aus der jüdisch-urchristlichen<br />
Gemeinde hervorgegangen und<br />
hätten in der Zeit nach Jesus noch Aramäisch<br />
und Hebräisch gesprochen. Später hätten sie<br />
das Arabisch ihrer Nachbarn angenommen.<br />
Der Sprachwandel sei nach Angaben von Basal<br />
stufenweise erfolgt, zumal in der maronitisch-syrischen<br />
Kirche bis heute Bibellesungen<br />
und Liturgie auf Aramäisch abgehalten<br />
würden. Überwiegend Pflanzennamen und<br />
die Bezeichnungen häuslicher Gebrauchsgegenstände<br />
könnten im heutigen Arabisch Palästinas<br />
ihre Wurzeln aus dem Hebräischen<br />
oder Aramäischen ableiten.<br />
Ahmadinedschad ist ein<br />
zum Islam konvertierter<br />
Jude<br />
„Der iranische Präsident Ahmadinedschad ist<br />
ein zum Islam konvertierter Jude.“ Das hat<br />
die britische Zeitung „Daily Telegraph“ herausgefunden,<br />
indem sie den Personalausweis<br />
Ahmadinedschads auf einem Pressefoto<br />
vergrößerte und genauer untersuchte. Während<br />
des Wahlkampfes hatte der Präsident<br />
seinen offenen Ausweis in die Kameras hoch<br />
gehalten. Dabei stellte sich heraus, dass dort<br />
sein früherer Familienname verzeichnet war:<br />
http://www.smh.com.au/world/ahmadinejad-assured-of-victory-20090613-c6fh.html<br />
Sabourjian. Die Endung des Namens „jian“<br />
deute darauf hin, dass seine Angehörigen<br />
praktizierende Juden waren. Das ist nach Angaben<br />
des israelischen Rundfunks, der in seiner<br />
Nachrichtensendung damit aufmachte,<br />
ein im Iran weit verbreiteter typisch jüdischer<br />
Name und bedeute: „Talith-Weber“. Der Talith,<br />
ein jüdischer Gebetsmantel, heißt auf<br />
persisch „Sabour“.<br />
Die Familie Ahmadinedschads sei nach seiner<br />
Geburt zum Islam konvertiert, mutmaßlich,<br />
als der Junge etwa vier Jahre alt war. Weiter<br />
heißt es beim „Daily Telegraph“, dass der Präsident<br />
nie einen Hehl daraus gemacht habe,<br />
seinen Familiennamen geändert zu haben.<br />
Doch habe er nie verraten, wie sein früherer<br />
Name lautete. Die Sabourjians stammen ursprünglich<br />
aus Aradan, dem Geburtsort<br />
Ahmadinedschads. Dieser Familienname ist<br />
auf Listen des iranischen Innenministeriums<br />
allein für jüdische Familien reserviert.<br />
Der „Daily Telegraph“ zitiert Ali Nourizadeh<br />
vom Zentrum für arabische und iranische Studien:<br />
„Dieser Aspekt des Hintergrundes von<br />
Herrn Ahmadinedschad liefert viel zu seinem<br />
Verhalten. Jede Familie, die zu einer anderen<br />
Religion konvertiert, übernimmt eine neue<br />
Identität, indem sie ihren früheren Glauben<br />
verdammt. Mit seinen anti-israelischen Äußerungen<br />
versucht er jegliche Verdächte zu seinen<br />
jüdischen Wurzeln zu vertuschen. Er<br />
fühlt sich in der radikal-schiitischen Gesellschaft<br />
verletzbar.“<br />
Ein Sprecher der israelischen Botschaft in<br />
London sagte auf Anfrage der britischen Zeitung<br />
nur: „Das ist nichts, worüber wir sprechen<br />
möchten“. Nach Angaben des israelischen<br />
Rundfunk habe auch die iranische<br />
Botschaft jegliche Stellungnahme verweigert.<br />
Jammertal Palästina<br />
Der erste Parteitag der Fatah-Partei nach 20<br />
Jahren präsentierte der Welt einen jämmerlichen<br />
Zustand der palästinensischen Innenpolitik.<br />
Die Palästinenser sind nicht nur in<br />
Hamas und Fatah, also Gaza und Westjordanland,<br />
gespalten. Die PLO, offizielle Vertreterin<br />
„aller“ Palästinenser, Ansprechpartner<br />
der Welt und Israels für Friedensgespräche<br />
und Verträge, erweist sich als chaotischer,<br />
korrupter, zerstrittener Haufen, zumal die<br />
Fatah als größter Block innerhalb der Dachorganisation<br />
das richtungsweisende Rückgrat<br />
stellt. Lächerlich war der „einstimmige Beschluss“<br />
der 2000 Delegierten, Israel des<br />
Mordes am verstorbenen Präsidenten Jassir<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
23
Kurznachrichten<br />
Arafat zu bezichtigen. Es wurden 14 Vorbedingungen<br />
für eine Fortsetzung der Friedensgespräche<br />
mit Israel formuliert. Bitteschön.<br />
Sollte Israel nicht spuren, verzichtet Fatah<br />
dann auf Staat, ein Ende der Siedlungspolitik<br />
und der Besatzung? Ohne Verhandlungen<br />
dürften sie kaum ans Ziel gelangen. Auch die<br />
militanten Parolen, bewaffneten Widerstand<br />
„gemäß dem Völkerrecht“ zu leisten, klingen<br />
nicht friedvoll. Nachdem sich die Palästinenser<br />
zweimal mit einer Intifada ins Verderben<br />
gestürzt haben, glauben die Fatahkämpfer<br />
ernsthaft, bei einem dritten Anlauf Israel bezwingen<br />
zu können? Die Bestätigung des<br />
schwachen Mahmoud Abbas im Amt war<br />
mangels Gegenkandidaten kein demokratischer<br />
Sieg. Zudem will die Fatah nicht nur<br />
Ost-Jerusalem, sondern plötzlich Ganz-Jerusalem<br />
durch Märtyrer „befreien“, also auch den<br />
jüdischen Westen.<br />
Nicht nur der tote Friedensprozess zwischen<br />
Israel und den zersplitterten Palästinensern<br />
steht auf der Kippe. Es geht auch um die Kontrolle<br />
des Westjordanlandes. Sollte die Fatah<br />
unfähig sein, Korruption und Vetternwirtschaft<br />
auszuschalten, würde neben Gaza auch<br />
das Westjordanland wie ein reifer Apfel an<br />
die islamistische Hamas fallen.<br />
Deutschland ist beliebt<br />
und vertrauenswürdig<br />
Deutschland ist vertrauenswürdiger als England<br />
und Frankreich. Es ist in „angemessener<br />
Weise“ mit seiner Vergangenheit umgegangen.<br />
Das deutsche Engagement im Nahen<br />
Osten wird „positiv“ bewertet.<br />
Das sind die Ergebnisse einer Umfrage unter<br />
1200 jüdischen wie arabischen Israelis, veranstaltet<br />
von dem Richard Koebner Minerva<br />
Zentrum für Deutsche Geschichte an der Hebräischen<br />
Universität auf Initiative des Historikers<br />
Mosche Zimmermann. Die teilweise<br />
„völlig unterwarteten“ Umfrageergebnisse,<br />
so Zimmermann, wurden am Donnerstag im<br />
Rahmen eines Symposiums israelischer und<br />
deutscher Experten für Diplomatie, Medien,<br />
Kultur und Wissenschaft vorgestellt.<br />
Die große Mehrheit der befragten Juden sind<br />
mit Deutschland sehr zufrieden, während das<br />
Ansehen Deutschland bei arabischen Israelis<br />
überwiegend schlecht sei. Ganze zwei Drittel<br />
der jüdischen Israelis (61 Prozent) äußerten<br />
sich siebzig Jahre nach Ausbruch des Zweiten<br />
Weltkriegs „sehr zufrieden“, wie die Deutschen<br />
mit dem Gedenken an den Holocaust<br />
umgegangen seien.<br />
Während jüdische Israelis das deutsche Engagement<br />
in der Nahostpolitik sehr positiv sehen,<br />
ergab die Umfrage unter den arabischen<br />
Israelis eher eine ablehnende Sicht.<br />
Gefragt wurde unter Anderem, ob Israel den<br />
Holocaust missbrauche, um Deutschland in<br />
Fragen des Nahostkonflikt zu beeinflussen.<br />
Ebenso wollten die Forscher herausfinden, ob<br />
deutsche Produkte boykottiert würden, was<br />
vor einigen Jahrzehnten aus emotionalen<br />
Gründen sehr verbreitet war.<br />
Es stellte sich heraus, dass israelische Haltungen<br />
zu Deutschland ganz entscheidend<br />
von der politischen Sicht und der Religiosität<br />
beeinflusst seien. So hätten 30 Prozent der<br />
rechtsgerichteten Israelis kein Vertrauen in<br />
die deutsche Nahostpolitik, jedoch nur drei<br />
Prozent der Wähler linker Parteien.<br />
Unterschiedlich denken auch weltlich ausgerichtete<br />
oder fromme Juden in Israel. 83<br />
Prozent der säkularen Israelis halten die Beziehungen<br />
zu Deutschland für „normal“.<br />
Diese Meinung teilen nur 48 Prozent der<br />
frommen Juden.<br />
Zimmermann stellte fest, dass die Umfrage<br />
eine erhebliche Diskrepanz zwischen der<br />
Sicht Deutschlands in der Regierung und den<br />
Medien einerseits und der Bevölkerung andererseits<br />
ergeben habe. Die Mehrheit der Israelis<br />
hätten eine „neutrale“ bis „fördernde“<br />
Haltung zu Deutschland.<br />
Der Inhaber des Lehrstuhls für deutsche Geschichte<br />
kommt aufgrund der Umfrage zum<br />
Schluss, dass die Vergangenheit keinen Schatten<br />
auf die Haltung von Israelis zum heutigen<br />
Deutschland werfe und dass die meisten Israelis<br />
Deutschland dafür würdigen, „in angemessener<br />
Weise mit der Vergangenheit umgegangen<br />
zu sein“. Überrascht habe ihn die<br />
eher ablehnende Haltung israelischer Araber<br />
zu Deutschland.<br />
Buntes aus Israel<br />
Sabbataufzüge „unkoscher“<br />
Sabbataufzüge in Hotels, Altersheimen und<br />
Hochhäusern sind „unkoscher“ und dürfen<br />
nicht mehr benutzt werden.<br />
Das haben vier Rabbiner der ultraorthodoxen<br />
jüdischen Gemeinschaft in Israel in einem am<br />
Dienstag veröffentlichten neuen Richtspruch<br />
zum jüdischen Religionsgesetz bestimmt. Sabbataufzüge<br />
fahren während des jüdischen Ruhetags<br />
ununterbrochen und halten automatisch<br />
an jeder Etage.<br />
Seit über zwanzig Jahren war es Konsens unter<br />
orthodoxen Juden, dass derartige automatische<br />
Aufzüge am Sabbat benutzt werden<br />
dürften, da kein elektrischer Knopf gedrückt<br />
werden muss, der einen Funken erzeugt und<br />
so gegen das Gebot verstößt: „Du sollst am<br />
Sabbat kein Feuer machen“.<br />
Wegen dieses Verbots benutzen fromme Juden<br />
„Sabbatuhren“, die automatisch das Licht<br />
in ihren Wohnungen zur vorgegebenen Zeit<br />
ein oder ausschalten. Aus gleichem Grund<br />
fahren gesetzestreue Juden am Sabbat kein<br />
Auto.<br />
Das neue Verbot hat nicht nur für die <strong>Leben</strong>squalität<br />
Folgen, wenn etwa fromme Juden<br />
künftig die Treppen benutzen müssen, um am<br />
Sabbat im Hotel oder in ihrem Wohnhaus in<br />
hohe Stockwerke zu gelangen. Besonders in<br />
Krankenhäusern und Altersheimen kann das<br />
tragische Folgen haben, wenn Patienten oder<br />
gehunfähige alte Menschen nicht mehr in den<br />
Operationssaal oder in den Speisesaal gelangen<br />
können.<br />
Der Richtspruch der vier Rabbiner ist umstritten.<br />
Die Bewohnerin eines Altersheims reagierte<br />
auf den Richtspruch: „Die sind zum<br />
Glück nicht meine Rabbiner. Ich richte mich<br />
nach anderen.“<br />
Kurzkommentar dazu von Wilfried Gotter:<br />
Was der Teufel nicht verhindern kann, das<br />
übertreibt er. Oder ist es etwa für ultraorthodoxe<br />
Juden in Jerusalem statt dessen koscher,<br />
Steine aufzuheben und auf Auto fahrende Touristen<br />
zu werfen?<br />
24 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Erfreuliches<br />
Freude in der Röhn<br />
Bericht von einer Israeltagung in den Christlichen<br />
Gästehäusern Hohe Rhön in Bischofsheim<br />
von Matthias Mieth (Großröhrdorf)<br />
Viele würden sagen, diese weitere Möglichkeit<br />
einer Zurüstung im Glauben und der<br />
Gemeinschaft mit christlichen <strong>Israelfreunde</strong>n<br />
aus ganz Deutschland gefunden zu haben,<br />
wäre reiner Zufall gewesen.<br />
Nun, für mich war es – wie so oft – eine klare<br />
Führung durch unseren großartigen Gott,<br />
dass ich nach ziemlich stressigen Arbeitswochen<br />
vor etwa einem Jahr auf der Suche nach<br />
einer Ausspannmöglichkeit auf die Christlichen<br />
Gästehäuser „Hohe Rhön“ in Bischofsheim<br />
aufmerksam wurde. „Natürlich können<br />
Sie bei uns ein Quartier im gewünschten<br />
Zeitraum bekommen.“ So lautete die freundliche<br />
Antwort am Telefon. Beiläufig wurde<br />
ich noch darauf hingewiesen, dass zu der Zeit<br />
gerade eine Tagung im Haus laufe, aber das<br />
würde mich ja vielleicht nicht stören. Natürlich<br />
nicht, war ich mir sicher, denn ich war<br />
gestresst und wollte die Tage zu ausgiebigen<br />
Wanderungen in einer mir bis dahin völlig<br />
unbekannten Landschaft nutzen. Aber wie es<br />
eben so ist: Wenn Gott führt, sind wir vor<br />
Überraschungen nie sicher! Die Tagung entpuppte<br />
sich als eine Israeltagung und ich als<br />
sächsischer Israelfreund geriet da mitten hinein.<br />
Ich muss wohl den Lesern unserer Zeitschrift<br />
nicht erklären, dass das Erkunden der<br />
Bergwelt der Rhön nur im bescheidenen Rahmen<br />
stattfinden konnte und ich trotzdem erbaut<br />
und wunderbar erholt nach fünf Tagen<br />
wieder zu Hause ankam. Mein Navigationsgerät<br />
hatte schon recht, als es beim ersten Einfahren<br />
ins Gelände dieser Tagungsstätte verkündet<br />
hatte: „Sie haben das Ziel erreicht!“.<br />
Aus allen Gegenden, vornehmlich West- und<br />
Süddeutschlands, treffen sich hier schon seit<br />
über 20 Jahren <strong>Israelfreunde</strong> einmal im Jahr<br />
zu gemeinsamer Bibelarbeit, Informationsvorträgen<br />
und Gebet für das alte Bundesvolk.<br />
Meine Begeisterung war offenbar ansteckend,<br />
denn jetzt, ein Jahr später, fuhr auch meine<br />
Frau mit. Und wer weiß, vielleicht haben wir<br />
nächstes Jahr schon das Auto voll!<br />
Maßgeblich gestaltet wurden die Tage in diesem<br />
Jahr durch unseren Sächsischen Israelfreund<br />
Pfarrer i. R. Winfried Amelung aus<br />
Chemnitz und Michael Schneider vom Nachrichtendienst<br />
NAI aus Jerusalem. Kompetenter<br />
konnte man wohl kaum über die Lage<br />
nach dem Gaza-Krieg, die Aussichten für die<br />
damals noch unmittelbar bevorstehende<br />
Wahl zur Knesset und die aktuellen Sorgen<br />
und Probleme im Heiligen Land informiert<br />
werden.<br />
Den Höhepunkt der Tagung bildete die gemeinsame<br />
Shabbatfeier. Weil es bei christusgläubigen<br />
Juden und Heiden eben nicht so<br />
ganz streng gesetzlich zugeht, begann diese<br />
schon, bevor am Freitagabend der dritte Stern<br />
am Himmel erkennbar war. Nachdem Michael<br />
Schneider uns die Wochenlesung in einer<br />
Tiefe ausgelegt hatte, wie ich sie selten erlebt<br />
habe, gingen wir zum kulinarischen Höhepunkt<br />
des Abends über. Wer an den vorangegangenen<br />
Mahlzeiten erlebt hatte, zu welchen<br />
Verführungskünsten das hoch talentierte<br />
Küchenteam des Hauses fähig ist, konnte sich<br />
kaum vorstellen, dass es da noch Steigerungen<br />
geben konnte. Doch es gab sie! Und<br />
mit ein wenig Stolz konnten auch wir, die aus<br />
Sachsen angereisten <strong>Israelfreunde</strong>, mit<br />
freundlicher Unterstützung des Hartmannsdorfer<br />
Brauhauses einen Beitrag dazu leisten.<br />
Bei unserer Anreise hatten wir ebendort einen<br />
Zwischenstopp eingelegt, um unseren<br />
eigenen Vorrat an Simcha-Bier aufzufüllen.<br />
Während der Bezahlung fasste ich mir ein<br />
Herz, erklärte den Hartmannsdorfer Mitarbeiterinnen,<br />
wohin wir fuhren und dass es doch<br />
super-toll wäre, wenn wir bei der Gelegenheit<br />
den westdeutschen <strong>Israelfreunde</strong>n unsere<br />
sächsisch-koschere Spezialität schmackhaft<br />
machen könnten. Und wir konnten es, denn<br />
ohne langes Federlesen bekamen wir für diese<br />
Tagung einen Kasten Simcha gesponsert.<br />
Mit einem kräftigen „LeChaim!“ wurde nicht<br />
nur auf Israel, sondern auch auf die Hartmannsdorfer<br />
Brauerei angestoßen. Und was<br />
soll ich sagen: Es mundete allen hervorragend.<br />
Am Ende waren diese Tage wie im Fluge vergangen.<br />
Erfüllt mit neuen großartigen Eindrücken<br />
verabschiedeten wir uns mit dem etwas<br />
abgewandelten Traditionsgruß: „Und nächstes<br />
Jahr in Jerusalem – zumindest aber in der<br />
Rhön.“<br />
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in dem Autowrack, doch seine Seele<br />
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Schönheit des Himmels.<br />
90 Minuten nach dem Unfall kehrte<br />
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25
Brennendes<br />
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Der Schwelbrand im Herzen Jerusalems<br />
von Johannes Gerloff, Jerusalem<br />
Es ist ein Schwelbrand, der sich seit Wochen<br />
weigert, gelöscht zu werden und mittlerweile<br />
schon mehr als Hundert Verletzte gefordert<br />
hat. Die alten Bilder von steinewerfenden<br />
Jugendlichen und Polizisten in Schutzanzügen<br />
gehen durch die Medien. Auf den Straßen<br />
von Judäa und Samaria, wie auch in den<br />
arabischen Stadtteilen Jerusalems werden<br />
Brandbomben geworfen. Wenn man fragt,<br />
weiß niemand so recht, warum sich Araber<br />
und israelische Sicherheitskräfte dieses Mal<br />
Straßenschlachten liefern.<br />
Angefangen hatte alles am 25. September<br />
2009 mit einer Freitagspredigt des ehemaligen<br />
Jerusalemer Großmuftis Scheich Ekrima<br />
Said al-Sabri. Er hatte alle Moslems aufgerufen,<br />
die Heilige Al-Aksa-Moschee auf dem<br />
Haram Asch-Scharif – wie die Araber den<br />
Tempelberg nennen – zu verteidigen. Seit<br />
mindestens einem Jahrhundert haben islamische<br />
Führer in Jerusalem immer wieder<br />
die moslemische Bevölkerung des Landes mit<br />
dem Ruf „Die Al-Aksa ist in Gefahr!“ erfolgreich<br />
gegen ihre jüdischen Mitbürger aufgehetzt.<br />
Deshalb warteten dann 200 aufgebrachte<br />
palästinensische Jugendliche am<br />
Sonntagmorgen bereits um 5.00 Uhr in der<br />
Früh auf die „jüdischen Fanatiker“, die angeblich<br />
vorhatten, die Al-Aksa-Moschee zu<br />
entweihen. Als um 7.30 Uhr dann das Mughrabi-Tor<br />
für nicht-moslemische Besucher<br />
geöffnet wurde, wurde eine französische Touristengruppe<br />
mit einem Steinhagel empfangen.<br />
Der als gemäßigt geltende palästinensische<br />
Premierminister Salam Fayyad<br />
beschrieb die Ereignisse vom 27. September<br />
als „Angriff von extremistischen jüdischen<br />
Siedlern auf den Tempelberg“ – doch die waren<br />
nie auf dem Haram Asch-Scharif erschienen,<br />
hatten noch nicht einmal die Absicht<br />
dazu geäußert. Das Haschemitenkönigreich<br />
Jordanien sieht sich selbst als Hüter der Heiligen<br />
Stätten Jerusalems. Umgehend warnten<br />
die Jordanier Israel, „weitere Provokationen“<br />
könnten „die Gewalt in der Region schüren<br />
und die Friedensanstrengungen untergraben“.<br />
Dabei ist die Provokation ganz offensichtlich,<br />
dass Israel allen Besuchern unabhängig<br />
von Rasse, Geschlecht oder Religion<br />
den Zugang zu den Heiligen Stätten Jerusalems<br />
ermöglichen will – wobei das Beten auf<br />
dem Tempelberg für Juden und Christen verboten<br />
ist. Bibeln und jüdische Gebetbücher<br />
werden bei der Sicherheitskontrolle vor Betreten<br />
des Geländes traditionell konfisziert.<br />
Der stellvertretende Anführer der islamischen<br />
Bewegung in Israel, Kamal Chatib,<br />
behauptet einen „realen und täglichen<br />
Sturm“ der Israelis auf die Al-Aksa-Moschee<br />
und eine „Eskalation der israelischen Bedrohung“.<br />
Scheich Raed Salach, der die islamische<br />
Bewegung in Israel leitet, sprach von<br />
einer „fortgesetzten Vergewaltigung der Al-<br />
Burak-Mauer, die zur Al-Aksa-Moschee gehört,<br />
und ihre Umbenennung in Klagemauer“<br />
und rief seine Nachfolger auf, die Heilige Stätte<br />
zu verteidigen. Der Berater der islamischen<br />
Bewegung in Jerusalemfragen, Ali Abu<br />
Schaicha, behauptete dann zwei Wochen<br />
nach Beginn der jüngsten Unruhen am 9. Oktober:<br />
„Die israelische Besatzungsbehörde<br />
hat Tausende von Siedlern und extremistischen<br />
Juden mobilisiert, um während des<br />
Laubhüttenfestes ihre Rituale in der Al-Aksa-<br />
Moschee zu verrichten.“ Allein diese Behauptung<br />
des israelischen Islamisten, die jeder<br />
nachprüfbaren Realität entbehrt, ist aber<br />
schon eine „Herausforderung für die muslimische<br />
und arabische Welt“ und gilt als „böser<br />
israelischer Plan, die Al-Aksa-Moschee zu<br />
stürmen“.<br />
Offensichtlich hatten arabische Abgeordnete<br />
im israelischen Parlament Mühe, den Zug der<br />
antijüdischen Hetze nicht zu verpassen.<br />
Dschamal Sahalka wiederholte am 23. Oktober<br />
den Vorwurf, die israelische Regierung<br />
grabe unter der Al-Aksa-Moschee, was im Falle<br />
eines Erdbebens eine ernsthafte Gefährdung<br />
des Gebäudes bedeute. Sein Kollege<br />
Talab As-Sana meinte: „Israel provoziert eine<br />
Milliarde Moslems in der ganzen Welt, die<br />
nicht zögern werden, den Tempelberg mit<br />
ihrem Körper zu beschützen.“ Und: „Die israelische<br />
Polizei initiiert vermeidbare Unruhen,<br />
die in Blutvergießen enden, wenn sie<br />
Extremisten erlauben, die Al-Aksa-Moschee<br />
zu entweihen.“<br />
Dass es Moslems sind, die durch ihre Bautätigkeit<br />
in den vergangenen Jahren die Statik<br />
26 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Kurioses<br />
des uralten Geländes gefährdet haben und die<br />
israelische Polizei tatsächlich alles in ihrer<br />
Macht stehende tut, um äußerlich als Juden<br />
erkennbare Menschen vom Besuch des Tempelbergs<br />
– der für Juden die heiligste Stätte<br />
ihres Glaubens ist – abzuhalten, tut der Hetzkampagne<br />
keinen Abbruch. So griff Hamas-<br />
Politbürochef Chaled Maschaal Ende Oktober<br />
in Damaskus den Faden auf und stellte klar:<br />
„Das Schicksal Jerusalems wird durch den<br />
Heiligen Krieg und Widerstand entschieden,<br />
nicht durch Verhandlungen.“<br />
Ultra-orthodoxe jüdische Rabbiner werden<br />
derweil nicht müde, zu wiederholen, dass das<br />
Betreten des Tempelbergareals für Juden verboten<br />
ist. Der Grund dafür ist laut Schmuel<br />
Rabinowitz, dem Chefrabbiner an der Westmauer,<br />
das jüdische Gesetz: „Wir sind bislang<br />
noch nicht in der Lage, uns so zu reinigen,<br />
dass wir den Ort des Allerheiligsten betreten<br />
dürften. Wir hoffen, einmal hinaufgehen zu<br />
können. Aber die Zeit dafür ist noch nicht<br />
reif.“<br />
Wie es weitergehen wird, weiß niemand. Die<br />
Jerusalem-Post fragt sich, wann die Situation<br />
außer Kontrolle gerät. Religiöse und säkulare<br />
Juden in Israel, Orthodoxe und Antireligiöse<br />
beginnen darüber nachzusinnen, was man mit<br />
der Toleranz der vergangenen Jahrzehnte<br />
falsch gemacht hat. Was radikale Muslime in<br />
Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten<br />
als Ursache für ihren Zorn behauptet<br />
haben, scheint mehr und mehr das Ergebnis<br />
ihres Aktivismus zu werden: Das jüdische Volk<br />
blickt in Richtung Tempelberg und stellt die<br />
Frage, ob es dort nicht doch eine Zukunft hat.<br />
„Die moslemische Welt nutzt unser Fehlen<br />
auf dem Tempelberg aus und bemüht sich,<br />
alle Spuren einer jüdischen Verbundenheit<br />
mit diesem Ort auszuradieren“, erklärt Rabbi<br />
Alon Goschen-Gottstein. Gläubige Juden erinnern<br />
sich daran, dass der größte Rabbiner<br />
aller Zeiten, Rabbi Mosche Ben Maimon, im<br />
Jahr 1165 auf dem Tempelberg gebetet hat –<br />
und stellen das Verbot ihrer Rabbiner, die<br />
Heilige Stätte zu betreten, in Frage. „Mosche<br />
Dajan hat einen Fehler gemacht, als er die<br />
israelische Flagge 1967 wieder einholen ließ<br />
und die Verwaltung des Tempelbergs den<br />
Muslimen übergab“, konstatiert die Jerusalem<br />
Post in einem Editorial.<br />
Angesehene Rabbiner wie der ehemalige sefardische<br />
Oberrabbiner Mordechai Elijahu<br />
oder der Haifaer Oberrabbiner Schear Jaschuv<br />
Kohen scheuen sich nicht mehr, öffentlich<br />
den Bau einer Synagoge auf dem Tempelberg<br />
zu fordern. Die Likud-Abgeordnete Zippi<br />
Hotovely ist der Ansicht: „Je weiter wir uns<br />
vom Tempelberg zurückziehen, desto mehr<br />
nimmt die Gewalt zu – und wird sich auf andere<br />
Teile Jerusalems, wie etwa die Westmauer,<br />
ausdehnen.“<br />
Einen Monat nach der Freitagspredigt von<br />
Scheich Ekrima Sabri forderte eine Gruppe<br />
von Rabbinern und religiösen Politikern ihre<br />
Gefolgschaft auf, den Tempelberg gerade<br />
jetzt zu besuchen. Sie triumphieren über<br />
einen Erlass des Obersten Gerichts, dass Juden<br />
grundsätzlich das Recht haben, auf dem<br />
Tempelberg zu beten – was die israelische<br />
Polizei mit Berufung auf einen Regierungsentscheid<br />
aus dem Jahre 1967 und aus Angst<br />
vor moslemischer Gewalt bislang verboten<br />
hat.<br />
© Christlicher Medienverbund KEP<br />
www.israelnetz.com<br />
Bei Tageslicht spinnefeind –<br />
Stammtischbrüder bei Nacht<br />
von Johannes Gerloff, Jerusalem<br />
Heuchelei wirft der palästinensisch-israelische<br />
Journalist Khaled Abu Toameh der Palästinensischen<br />
Autonomieführung (PA) vor.<br />
Tagsüber agierten und redeten die Palästinenserführer,<br />
als hätten sie nie einen Friedensvertrag<br />
mit Israel unterzeichnet. Nachts sei dies<br />
ganz anders, wenn sie mit ihren israelischen<br />
Pendants in vornehmen Restaurants dinieren.<br />
Dank ihrer VIP-Ausweise des israelischen Verteidigungsministeriums<br />
können viele hohe PA-<br />
Vertreter in Israel frei herumreisen – im Gegensatz<br />
zu ihren „Untertanen“.<br />
In der internationalen Öffentlichkeit prangern<br />
die Palästinenser Israel als Okkupationsmacht<br />
an, die ihnen ihre Rechte verwehrt,<br />
ihr Land raubt, Unschuldige verhaftet und<br />
ermordet und wie wild Siedlungen baut.<br />
Gleichzeitig treffen sich, laut Abu Toameh,<br />
palästinensische Machthaber mit Vertretern<br />
des israelischen Sicherheitsapparates und beraten<br />
gemeinsame Maßnahmen. Und kürzlich<br />
traf sich der palästinensische Handelsminister<br />
Khoury mit dem israelischen Minister<br />
Silvan Schalom, wurde deshalb scharf kritisiert<br />
und trat zurück.<br />
So habe die Fatah-Partei im Januar während<br />
der israelischen Militäroperation in Gaza den<br />
„zionistischen Feind“ mit wertvollen Informationen<br />
über Hamas-Aktivisten und militärische<br />
Objekte versehen. Die PA bemühte<br />
sich, Israel zu überzeugen, den Krieg und das<br />
Bombardement des Gazastreifens bis zur Kapitulation<br />
der Islamisten fortzuführen. Groß<br />
sei die Enttäuschung dann – nicht zuletzt bei<br />
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas – gewesen,<br />
dass „Hamastan“ überlebte.<br />
Sobald die Waffen schwiegen und ein politischer<br />
Machtwechsel in Gaza außer Reichweite<br />
war, verklagten dieselben Palästinenserführer<br />
ihre israelischen Partner der<br />
„Kriegsverbrechen“, die sie selber eingefordert<br />
hat. PA-Vertreter verlangten, dass ihre<br />
prominenten israelischen Gesprächspartner,<br />
darunter Verteidigungsminister Ehud Barak<br />
vom internationalen Gerichtshof in Den Haag<br />
als Kriegsverbrecher abgeurteilt werden<br />
sollte. In Großbritannien gar versuchten palästinensische<br />
Anwälte, einen Haftbefehl gegen<br />
Barak und andere hohe israelische Offiziere<br />
durchzusetzen. Einige dieser israelischen<br />
„Kriegsverbrecher“ sind dafür verantwortlich,<br />
dass ihre prominenten palästinensischen<br />
Verhandlungspartner und ihre Familien in<br />
Israel kostenlos medizinisch versorgt werden<br />
– woran ein Normalbürger der Palästinensischen<br />
Autonomie auch in seinen kühnsten<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
27
Träumen nicht zu denken wagt. Abu Toameh<br />
bemängelt zudem, dass die PA zwar den<br />
Goldstone-Report vor die Generalversammlung<br />
bringen wolle – gleichzeitig aber mehr<br />
als 1.000 Hamas-Sympathisanten ohne Gerichtsverfahren<br />
in ihren Gefängnissen festhalte.<br />
Dass mit dem Goldstone-Report eine<br />
rote Linie Israels berührt wurde, zeigt die<br />
Bemerkung Benjamin Netanjahus während<br />
der Kabinettssitzung zwischen Jom Kippur<br />
und Laubhüttenfest: „Es wäre ein Todesstoß<br />
für den Friedensprozess, wenn Israels Recht<br />
auf Selbstverteidigung bestritten wird.“ Weiter<br />
sagte Netanjahu, dass in einem solchen<br />
Fall die Räumung der Straßensperren im<br />
Westjordanland, die wirtschaftliche Hilfe und<br />
andere Unterstützung der Autonomiebehörde<br />
nicht mehr fortgeführt werden könnten.<br />
Jeder, der heute mit offenen Augen durch<br />
Ostjerusalem und die palästinensischen Autonomiegebiete<br />
fährt, spürt die Spannung, sieht<br />
brennende Autoreifen und Steinewerfer.<br />
Dass von islamisch-arabischer Seite massiv<br />
und teilweise mit offensichtlichen Lügen geschürt<br />
wurde, wird vergessen, wenn Blut<br />
fließt und die Situation zur dritten Intifada<br />
eskaliert. Dann ist allen klar, dass wieder einmal<br />
der siedlungswütige Judenstaat erntet,<br />
was er selbst gesät hat – ein Gedanke, der<br />
vielen viel zu sympathisch ist, als dass man<br />
ihn der Wirklichkeit opfern könnte. Übrigens:<br />
Die tatsächliche Ursache ist wieder einmal<br />
der Aufruf arabischer Führer, die islamischen<br />
Heiligen Stätten in Jerusalem gegen<br />
die Vernichtungswut der Juden zu schützen.<br />
Dieses Argument wurde vor der Existenz<br />
eines jüdischen Staates in den zwanziger Jahren<br />
vom Großmufti Hadsch Amin el Husseini<br />
benutzt, um muslimische Massen gegen Juden<br />
aufzuhetzen. 1929 führte das zum großen<br />
Pogrom gegen die Juden in Hebron und<br />
dem Ende der kontinuierlichen 3000-jährigen<br />
jüdischen Anwesenheit in der Stadt<br />
Abrahams. In neuerer Zeit benutzte Jassir<br />
Arafat das gleiche Motiv, um die zweite Intifada<br />
auszulösen und anzuheizen. Sie wird<br />
„Al-Aksa-Intifada“ genannt, nach der Moschee<br />
auf dem Tempelberg, die vermeintlich<br />
die Juden zerstören wollen, um an ihrer Stelle<br />
ihren alten Tempel wieder neu zu errichten.<br />
Tatsache ist auch, dass das offizielle Gejammer<br />
vom wirtschaftlichen Niedergang in<br />
offensichtlichem Widerspruch steht zu dem<br />
Bauboom, den jeder Besucher in Hebron,<br />
Bethlehem, Ramallah, Nablus oder Dschenin<br />
beobachten kann. Dass selbst ein palästinensischer<br />
Journalist klagt, das Hauptproblem in<br />
Gaza sei, dass es dort zu viel Geld gebe, bleibt<br />
„unbekannt“, obwohl jeder wissen könnte,<br />
dass weder Raketen aus Sand gebastelt werden<br />
können noch Kalaschnikows auf Bäumen<br />
wachsen. Während internationale Organisationen<br />
über den wirtschaftlichen Schaden klagen,<br />
den israelische Siedlungen im Westjordanland<br />
für die Palästinenser anrichten, und<br />
Abbas nicht müde wird, auf der Weltbühne<br />
einen Siedlungsstopp zu fordern, nennen einfache<br />
Palästinenser ganz unverhohlen den<br />
Siedlungsbau als eine ihrer Haupteinnahmequellen.<br />
Würde Israel auf die Forderungen<br />
der PA-Führung und ihrer Sympathisanten in<br />
der Welt eingehen, wären die ersten Leidtragenden<br />
die dann arbeitslosen palästinensischen<br />
Bauarbeiter und ihre Familien.<br />
Sowohl der israelischen Regierung als auch<br />
allen, die sich um eine Lösung des Nahost-<br />
konflikts bemühen, müssten diese Widersprüche<br />
offenkundig sein. Stellt sich die<br />
Frage, warum die offensichtliche Doppelzüngigkeit<br />
der palästinensischen Führung so widerspruchslos<br />
hingenommen wird.<br />
Da ist zum einen die Tatsache, dass der Westen<br />
einen palästinensischen Gesprächspartner<br />
braucht – um jeden Preis. Angesichts der<br />
Hamas ist die kommunistisch-diktatorische<br />
Fatah „gemäßigt“ – wie deutsche Medien bereits<br />
eine Mäßigung der Hamas in Gaza erkennen<br />
wollen, seit diese mit brutalster Gewalt<br />
gegen die Herausforderung von Seiten<br />
der noch radikaleren Salafiten vorging.<br />
Das größte Problem könnte sein, dass die „palästinensische<br />
Straße“ vielleicht gar nicht so<br />
friedenswillig ist, wie man das in Israel, Amerika<br />
und Europa gerne sähe. Möglicherweise<br />
sind die Hamas-Bewegung und andere radikale<br />
Palästinenserorganisationen viel näher am<br />
Puls ihrer Bürger.<br />
Aus israelischer Sicht ist es schließlich vorteilhaft,<br />
wenn potentielle Unruhestifter in<br />
palästinensischen Gefängnissen sitzen – weitab<br />
von jeglicher internationalen Kritiksucht<br />
und kostengünstiger, als in israelischen Gefängnissen.<br />
Für die Israelis ist es auch vorzuziehen,<br />
wenn palästinensische Polizisten und<br />
Soldaten gegen aufgebrachte Randalierer vorgehen,<br />
als sie selbst. Deshalb ist ein klein<br />
wenig Heuchelei und Doppelzüngigkeit<br />
durchaus von Vorteil – für alle Verantwortlichen.<br />
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28 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Archäologisches<br />
Älteste hebräische Inschrift entziffert<br />
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem<br />
Die Archäologen des historischen Hügels, der<br />
auch als erster Beweis für das Königreich des<br />
David gilt und auf das Ela-Tal blickt, wo David<br />
den Philister Goliath mit einer Steinschleuder<br />
getötet haben soll, wie auch die Schriftexperten,<br />
die mit der Entzifferung der Scherbe<br />
befasst sind, stehen offenbar bei einer<br />
ausländischen Fernsehgesellschaft unter Vertrag,<br />
weder die Inschrift noch die Umschreibung<br />
der Buchstaben zu veröffentlichen. „Die<br />
wollten uns daran hindern, die Forschungsergebnisse<br />
bei unserer Fachtagung zu veröffentlichen.<br />
Aber wir ließen keine Zensur zu“,<br />
verriet im Privatgespräch einer der Veranstalter.<br />
„Nach den Vorträgen kamen die zu mir<br />
und beschwerten sich darüber, dass da ein<br />
Journalist alle auf die Leinwand geworfenen<br />
Bilder fotografiert habe“, sagte er schmunzelnd<br />
zu jenem Journalisten. Schon vorher<br />
hatte die Sprecherin der Antikenbehörde<br />
dringend empfohlen, zu der auf Hebräisch<br />
gehaltenen Tagung zu kommen, „denn die<br />
Experten stehen unter Vertrag, mit Journalisten<br />
nicht zu reden.“ Deshalb sei das wissenschaftliche<br />
Seminar die einzige Chance,<br />
etwas über die Inschrift zu erfahren. Offenbar<br />
war sonst kein anderer Journalist im Saal,<br />
denn in der israelischen Presse erschien weder<br />
eine Abbildung der Inschrift noch ein<br />
Bericht über das Seminar.<br />
Periode mit mehr als einem Stadttor bekannt“,<br />
sagte Ganor. Zu den wichtigeren<br />
Kleinfunden zählte Ganor einen Stempel mit<br />
der Abbildung eines Löwen, der sich an einen<br />
<strong>Leben</strong>sbaum anlehnt. Die Forscher können<br />
diese Abbildung noch nicht deuten.<br />
monumentale Mauer aus der Zeit Davids<br />
„Tue nicht, König, richte oder Richter, Rache,<br />
Adam (Mensch) oder Götter, Sklave, Sohn, Minister.“<br />
Eine wirre Liste mit einzelnen Worten<br />
oder ein Befehl auf Hebräisch, auf eine Scherbe<br />
mit Tinte vor exakt 3000 Jahren mit Buchstaben<br />
des Ur-Alphabets geschrieben. Das ist<br />
die älteste jemals entdeckte hebräische Inschrift.<br />
Sie ist vor einem Jahr auf Tel Kaifa in<br />
einer ummauerten Stadt aus der Zeit des Königs<br />
Davids gefunden worden. Am Donnerstag<br />
stellten gleich vier israelische Schriftexperten<br />
erstmals ihre Versuche vor, die 50 Buchstaben<br />
in fünf Zeilen mit einem Trennstrich zwischen<br />
den Zeilen zu entziffern.<br />
Die Deutung des Textes auf diesem sensationellen<br />
Fund war der Höhepunkt eines eintägigen<br />
Archäologenseminars in Jerusalem,<br />
veranstaltet von der Antikenbehörde und der<br />
Hebräischen Universität.<br />
Die 15 mal 15 cm große und 6 mm dicke<br />
Scherbe mit einem Text in proto-kanaanäischer<br />
Schrift (dem Vorläufer aller Alphabete)<br />
wurde in einem Zimmer des Kasemattentores<br />
der 700 Meter langen Stadtmauer entdeckt.<br />
Mit zwei verkohlten Olivenkernen aus dem<br />
gleichen Zimmer konnte der Fund mit der<br />
C-14 Methode einwandfrei auf die Zeit zwischen<br />
1050 und 965 vor Chr. datiert werden.<br />
Das ist die Eisenzeit II und entspricht exakt<br />
der Zeit des Königs David. Die Archäologen<br />
Die Inschrift<br />
Saar Ganor und Jossi Gurfinkel behaupteten,<br />
dass die befestigte Stadt nicht von Philistern<br />
errichtet und bewohnt war, sondern von Israeliten.<br />
Der Hügel, von Beduinen bis heute<br />
„Khirbet Daud“ (Davids Ruine) genannt,<br />
könnte mit dem biblischen Schaaraim („Zwei<br />
Tore“) identisch sein. „Wir haben bei der<br />
Grabungssaison 2009 ein zweites Stadttor<br />
entdeckt. Uns ist keine andere Stadt aus jener<br />
Löwe mit <strong>Leben</strong>sbaum<br />
Die Schriftforscher Chagai Misgav, Ada Jardeni,<br />
Aahron Damski und Schmuel Ahituv präsentierten<br />
nacheinander ihre Lesart der rund<br />
50 Buchstaben in fünf Zeilen. 30 bis 40 Buchstaben<br />
seien „klar“, sagt Misgav und müssten<br />
von links nach rechts gelesen werden. Jardeni<br />
schlägt vor, den gleichen Text von rechts<br />
nach links zu lesen. Achituv glaubt, die Buchstaben<br />
– wie bei einem japanischen Text -<br />
von oben nach unten lesen zu müssen. Als<br />
Argument erwähnt er den Buchstaben „Alef“.<br />
Der kommt mehrfach vor: aufrecht, auf dem<br />
Kopf stehend und liegend. Offen bleibt, ob es<br />
ein magischer Text sei, eine Schreibübung,<br />
eine Auflistung von Worten, wie es sie auch<br />
in der Bibel gebe oder die Vorlage für eine<br />
monumentale Inschrift. Jardeni fragte sich,<br />
was eine solche Inschrift in einem „privaten<br />
Zimmer“ zu suchen habe.<br />
Das israelische Publikum konnte problemlos<br />
den widersprüchlichen Thesen folgen. Denn<br />
die Buchstaben des ältesten Alphabets, aus<br />
dem später die lateinische, russische, arabische<br />
und griechische Schrift entstanden,<br />
sind dem modernen Hebräisch erstaunlich<br />
ähnlich. Und die entzifferten Worte versteht<br />
in Israel jedes Kind.<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
29
Finanzielles<br />
Ein vergessener Weg<br />
Er tat seine Wege kund dem Mose, den Söhnen Israel seine Taten (Ps 103,7).<br />
Viele Christen haben unseren Herrn schon<br />
als Jahwe Jireh – Gott ist dein Versorger und<br />
einige auch als El Schaddai – den Gott der<br />
mehr als genug ist, erlebt. Sein rechtzeitiges<br />
Eingreifen in wirtschaftlichen Notsituationen,<br />
seine Freundlichkeit uns auch aus<br />
selbst verschuldeten Schwierigkeiten herauszuhelfen<br />
und seine grundsätzliche gütige<br />
väterliche Versorgung zu erwarten, sind<br />
wichtige Bestandteile unseres Glaubens.<br />
Nachdem Gott den Menschen geschaffen und<br />
bevor dieser in Sünde fiel gab ihm der Herr<br />
den Schöpfungsauftrag: „Seid fruchtbar und<br />
vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht<br />
sie untertan; und herrscht über die<br />
Fische des Meeres und über die Vögel des<br />
Himmels und über alle Tiere, die sich auf der<br />
Erde regen!“ (1.Mose 1,28).<br />
Gilt dieser Schöpfungsauftrag auch für uns<br />
heute?<br />
Der Mensch wurde vom Herrn als Besitzer<br />
der Erde eingesetzt. Besitzer zu sein bedeutet<br />
für Gott: die dingliche Herrschaft<br />
auszuüben und Verwalter seines Eigentums<br />
zu sein. Der Schöpfungsauftrag<br />
wurde an keiner Stelle des Wortes<br />
Gottes im Alten oder neuen Testament<br />
zurückgenommen. Nach der<br />
Sintflut erklärt der Herr noch einmal<br />
Noah mit ganz ähnlichen Worten, was<br />
er von den Menschen erwartet (1.<br />
Mose 9, 1+2).<br />
Wie sah nun eine Umsetzung des Schöpfungsauftrages<br />
im Privatleben biblischer Personen<br />
aus?<br />
Die praktische Erfüllung des Teilauftrages:<br />
„macht euch die Erde untertan“ kann im Privatleben<br />
der Patriarchen Abraham, Isaak und<br />
Jakob, wie auch im <strong>Leben</strong> von Hiob gut beobachtet<br />
werden. Diese Männer wandelten<br />
mit Gott und waren dennoch einen großen<br />
Teil ihrer Zeit mit irdischen Angelegenheiten<br />
ihren Besitz betreffend beschäftigt. Diese<br />
Männer machten sich die Erde untertan, indem<br />
sie Land in Besitz nahmen, Häuser bauten,<br />
sich um ihre Unternehmen kümmerten<br />
(Knechte, Mägde, Vieh) und Rücklagen in<br />
Gold und Silber bildeten. Dabei vergaßen sie<br />
auch nicht, für den 1. Teil des Schöpfungsauftrages<br />
bezüglich der Vermehrung zu sorgen,<br />
denn ihnen war das Weitergeben ihrer Herrschaft<br />
und ihres Vermögens an ihre leiblichen<br />
Kinder ein Grundanliegen. Vermehrung beginnt<br />
bei drei Kindern.<br />
Was bedeutet das für uns Jünger Jesu heute?<br />
Der Herr gab uns den Missionsbefehl (Mt.<br />
28,16) „Geht nun hin und macht alle Nationen<br />
zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen<br />
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen<br />
Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was<br />
ich euch geboten habe!“. Dieser Auftrag lässt<br />
uns nicht die Möglichkeit uns wie die Patriarchen<br />
ausschließlich auf die irdische Herrschaft<br />
und die zu verwaltenden Güter zu<br />
konzentrieren.<br />
Grafik „Drittelmix“<br />
Manchmal erfordert der Missionsauftrag und<br />
Jesu Gebot der Bruderliebe sogar von uns,<br />
Teile unseres Besitzes zur Unterstützung<br />
des Vorhabens und zur Unterstützung ärmerer<br />
Geschwister aufzugeben. Dennoch gilt<br />
der Schöpfungsauftrag für uns weiterhin. Daher<br />
sollten wir uns, unseren irdischen Besitz<br />
betreffend, am Vorbild unseres Vaters Abraham<br />
orientieren anstatt die Konzepte der<br />
heutigen Finanz- und Versicherungsindustrie<br />
zu übernehmen.<br />
Schauen wir uns die Vermögensstruktur<br />
der Patriarchen noch einmal genauer an.<br />
• Besitz von Land – als Ackerland, Weidefläche,<br />
Rohstoffquelle und Bauland<br />
• Besitz von Wohneigentum<br />
• Besitz von Vieh – im weiteren Sinne etwas<br />
das sich multipliziert und eine konstante<br />
Wertschöpfung hervorbringt (z.B. ein Produktionsbetrieb)<br />
• Verantwortung über Menschen - leibliche<br />
Kinder und Angestellte / Arbeiter<br />
• Besitz von Silber und Gold<br />
Die Grafik (links) zeigt uns diesen Vermögensaufbau<br />
in der Form des sogenannten Drittelmixes,<br />
wie ihn das jüdische Volk auch während<br />
der Diaspora erfolgreich praktizierte.<br />
Interessant ist, dass es im Laufe eines<br />
<strong>Leben</strong>s mehrfach zu Situationen kommt, in<br />
denen durch mutiges Handeln ein Umschichten<br />
zu großem Wachstum des Besitzes<br />
führen kann. Um diese Chancen zu<br />
erkennen ist es unabdingbar, mit den<br />
verschiedenen Besitztümern vertraut zu<br />
sein, ansonsten bleibt man ein unbeteiligter<br />
Beobachter.<br />
Der Besitz all diese Güter ist gut, sie sind,<br />
mit Ausnahme von Wohneigentum, von<br />
Gott selbst geschaffen und Gott hat sie im 1.<br />
Buch Mose 1 so bezeichnet. Den Menschen<br />
aber nennt Gott sehr gut. Wie kommt es, dass<br />
die Menschen im Abendland des 6. Jahrtausends<br />
A.M., auch wir Christen, diese Dinge<br />
immer weniger schätzen und sogar negative<br />
Vorbehalte zu ihnen haben?<br />
Die Bibel gibt uns auch dazu Antwort.<br />
Mt. 24,2+3 Endzeitrede Jesu: Seine Jünger<br />
treten zu Jesus und fragen Ihn: Sage uns,<br />
wann wird das sein, und was ist das Zeichen<br />
deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?<br />
Jesus antwortet: Seht zu, dass euch niemand<br />
verführe! Offenbarung 3, 17+18<br />
30 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
Sendschreiben Jesu an Laodizea:<br />
Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden<br />
und brauche nichts, und nicht weißt,<br />
dass du der Elende und bemitleidenswert und<br />
arm und blind und bloß bist, rate ich dir, von<br />
mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit<br />
du reich wirst; und weiße Kleider, damit<br />
du bekleidet wirst und die Schande deiner<br />
Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe,<br />
deine Augen zu salben, damit du siehst.<br />
Die Autoren glauben, dass die Verführung,<br />
von der Jesus in beiden Schriftstellen spricht,<br />
ganzheitlich zu sehen ist und auch den materiellen<br />
Bereich umfasst. Anstatt uns, wie die<br />
Patriarchen, um die Erfüllung des Schöpfungsauftrages<br />
zu bemühen lassen wir uns<br />
mit Kreditgeld blenden und widerstandslos<br />
entmündigen und enteignen. Geld gehört<br />
nicht Gott. Jesus stellt dies in Mk 12,17<br />
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und<br />
Gott, was Gottes ist!“ fest. Das damalige Geld<br />
bestand immerhin noch aus Silber oder Gold,<br />
welches gemäß Haggai 2,8 dem Herrn gehört.<br />
Das Eigentumsrecht war allerdings durch das<br />
angebrachte Zeichen von Gott auf den Kaiser<br />
(besaß die Münzhoheit) übergegangen – ein<br />
Vorgang der auch in der Offenbarung in Bezug<br />
auf die Menschen geschildert wird. Das<br />
heutige Geld dagegen besteht nur aus bearbeitetem<br />
Holz oder elektrischen Signalen.<br />
Aus der Alchemie und den Geheimbünden<br />
stammt der Begriff „Stein der Weisen“ – ein<br />
Verfahren mit dem man die Äquivalenz des<br />
Tauschens aufheben und unedle in edle Stoffe<br />
verwandeln konnte. Dieser Stein der Weisen<br />
wurde gefunden, bereits Goethe schildert ihn<br />
in Faust II. Es handelt sich um das Kreditgeld<br />
und es basiert auf Lüge und Täuschung. Wir<br />
benötigen Gottes Augensalbe um dieses Jahrhunderte<br />
alte Lügengespinst des Widersachers<br />
zu entlarven und um zum Vorbild der<br />
Patriarchen hinsichtlich ihrer Vermögensstruktur<br />
umzukehren.<br />
Noch können wir Geld als Tauschmittel verwenden<br />
– doch als Wertspeicher auch in<br />
Form von geldnahen Produkten wie Sparbüchern,<br />
Renten/<strong>Leben</strong>sversicherungen, Bundesschatzbriefen,<br />
Bausparverträgen, Rentenund<br />
Aktienfonds ist es absolut ungeeignet<br />
und hält uns von der Umsetzung des Schöpfungsauftrages<br />
ab.<br />
Aus der Offenbarung wissen wir, dass auch<br />
der Zeitpunkt kommen wird, wenn wir Geld<br />
nicht mehr als Tauschmittel verwenden können<br />
– doch Gott hat auch für diese Zeit vorgesorgt.<br />
Willst Du ein Teil von Gottes Lösung sein<br />
und treu die Güter verwalten, die der Herr<br />
in Deine Hand gegeben hat und noch geben<br />
will?<br />
Ein Zeugnis aus der heutigen Zeit aus dem<br />
Umfeld der Autoren:<br />
E. H. wurde in den 20er Jahren geboren.<br />
Nach dem II. Weltkrieg gründet er annähernd<br />
mittellos mit seinem Schwiegervater einen<br />
Kohlehandel in Sachsen. Das Unternehmen<br />
wuchs auf bis zu fünf Mitarbeiter heran und<br />
gedieh in den 60er und Anfang der 70er Jahre.<br />
Die Gewinne legte Hr. H. nicht einfach auf<br />
die Sparkasse, sondern als er erkannte, dass<br />
Land in der DDR völlig unterbewertet war<br />
kaufte er verschiedene Baugrundstücke und<br />
einen Bauernhof mit ca. 0,8 ha Land in Stadtnähe.<br />
In den 60er Jahren hatte er von einem<br />
verstorbenen entfernt Verwandten aus Amerika<br />
eine Unze (31 Gramm) Gold geerbt, die<br />
er bis auf weiteres aufhob. Dann Anfang der<br />
80er Jahre wurde die DDR zunehmend unternehmerfeindlicher<br />
und er wurde gezwungen<br />
seine Firma zu schließen. Damals lag der<br />
Goldpreis bei 7.000 DDR-Mark pro Unze und<br />
E. H. verkaufte seine Unze und investierte<br />
den Erlös in die Sanierung des Bauernhofes<br />
– er konnte den kompletten Außenputz damit<br />
bezahlen. Nach der Wiedervereinigung (eine<br />
Unze Gold kostete inzwischen weniger als<br />
600 DM) verkaufte er 0,4 ha seines Landes<br />
vom Bauerhof als Bauland und baute mit den<br />
Erlösen den Hof weiter zum drei Familienhaus<br />
aus. Nach der Jahrtausendwende gab er<br />
einen Teil seines Vermögens an seinen Enkel,<br />
dem der Herr gezeigt hatte, wieder in Gold<br />
zu investieren (Goldpreis 2004: 350 EUR) .<br />
Dieses Beispiel zeigt ein Stück Umsetzung<br />
des Schöpfungsauftrages im Privatleben heute.<br />
Auch die bei der Illustration des Drittelmixes<br />
angesprochenen Chancen, die ein mutiges<br />
Handeln erfordern, sind gut erkennbar.<br />
Der Besitz wurde übrigens ohne Kreditfinanzierung<br />
aufgebaut, E. H. bezahlte seine<br />
Mitarbeiter gut, unterstützte die lokale Gemeinde<br />
und versuchte nie „das letzte“<br />
rauszuhandeln. Bei seinen Entscheidungen<br />
berücksichtigte er auch die nachfolgenden<br />
Generationen (Der Gute vererbt auf Kindeskinder.<br />
Ps. 13,22).<br />
Die Autoren versprechen nicht, dass dieser<br />
Weg den die Patriarchen gingen um sich die<br />
Erde untertan zu machen, risikolos und leicht<br />
ist. Besitz kann auch zerstört werden oder<br />
verloren gehen und immer sind Entscheidungen<br />
zu treffen, bei denen uns Fehler passieren<br />
können. Dennoch sind wir alle aufgefordert,<br />
die virtuelle Scheinwelt des<br />
ungedeckten Kreditgeldes (deren Gericht erst<br />
begonnen hat) und der daraus konstruierten<br />
Produkte zu verlassen und uns wieder darum<br />
zu bemühen: die Erde untertan zu machen.<br />
Der Herr wird uns dabei helfen.<br />
August Wilhelm Willmann<br />
0371 / 84 21 420<br />
a.w.willmann@bb-finanzdienst.de<br />
Tobias Böttger<br />
0341 / 33 90 160<br />
boettger@bb-finanzdienst.de<br />
BB Finanzdienst OHG – unser Tätigkeitsschwerpunkt<br />
besteht darin,<br />
unseren Mandanten zu helfen,<br />
den Drittelmix im Privatbesitz<br />
zu verwirklichen.<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
31
Kolumne<br />
Was ich vom Baseball lerne!<br />
EXTRA: Vom 01.11.2009 bis 31.12.2009<br />
geben wir allen Sächsischen <strong>Israelfreunde</strong>n<br />
im SCHALOM Restaurant Chemnitz auf<br />
Speis und Trank 20 Prozent Preisnachlass!<br />
(Bitte tragen Sie Ihren Mitgliedsbutton zur<br />
Erkennung.)<br />
von<br />
Uwe Dziuballa,<br />
Chemnitz<br />
Am 11.09.2009 war ich mit meinem Bruder<br />
in Regensburg zum Baseball-Worldcup. Wir<br />
haben uns die Spiele Venezuela – China und<br />
USA – Deutschland angesehen. Neben der<br />
Tatsache, dass das Publikum Sieger wie Verlierer<br />
der jeweiligen Spiele gleichermaßen<br />
feierten, habe ich mich gefragt, ob es wirklich<br />
von Bedeutung ist, wie weit ein junger Mann<br />
einen Ball mit einem Holzstock schlagen<br />
kann, der mit Cirka 140 Stundenkilometern<br />
durch die Luft fliegt? Kommt es wirklich darauf<br />
an, dass mein Team siegt?<br />
Menschen leben oft stellvertretend durch ihr<br />
Team. Wenn mein Team die Meisterschaft<br />
gewinnt, gewinne ich die Meisterschaft mit.<br />
Vielleicht trifft es zu, dass wir unsere Helden<br />
auf dem Sportplatz „anbeten“, weil wir so für<br />
uns selbst Bedeutung erlangen können.<br />
In unserem eigenen <strong>Leben</strong> finden wir uns oft<br />
mit Mittelmäßigkeit ab. Wir sehen uns nicht<br />
als Menschen, die ein heroisches <strong>Leben</strong> führen<br />
und streben selten nach wahrer Größe.<br />
Unbewusst leben wir deshalb unsere „Größe“<br />
durch unsere Helden in der Welt des<br />
Sports aus.<br />
Welch ein Fehler! Wir alle können Helden<br />
sein, jeder auf seine eigene Art und Weise.<br />
Wir haben alle eine eigene World Series – bei<br />
der die Sieger der National League und der<br />
American League aufeinander treffen und<br />
derjenige gewinnt, der zuerst vier Siege für<br />
sich verbuchen kann – zu gewinnen. Wir alle<br />
sind im Spiel – keiner sitzt auf der Ersatzbank.<br />
Baseball kann uns eine Reihe von Lektionen<br />
erteilen:<br />
1. Schlagen Sie nicht jeden geworfenen Ball.<br />
Für beinahe alles im <strong>Leben</strong> gilt: Um erfolgreich<br />
zu sein, müssen wir einen guten Überblick<br />
darüber gewinnen, womit wir es zu tun<br />
haben. Wir können nicht einfach den Schläger<br />
schwingen, kopflos und ohne genau zu<br />
wissen, worin die Aufgabe besteht.<br />
Wir müssen alle Optionen genau prüfen und<br />
uns erst dann für den Schlag entscheiden.<br />
Wir müssen überlegen und nachdenken, bevor<br />
wir handeln. Wir sollten keine überha-<br />
steten Entscheidungen treffen. Drosseln Sie<br />
das Tempo und Prüfen Sie alle Aspekte, bevor<br />
Sie wählen.<br />
2. Warten Sie nicht ewig: Andererseits kann<br />
man allzu nachdenklich sein und Gelegenheiten<br />
ungenutzt verstreichen lassen. Um<br />
erfolgreich zu sein, sollten wir sorgfältig planen.<br />
Doch ab einem gewissen Zeitpunkt müssen<br />
wir den Versuch wagen und den Ball<br />
schlagen, damit er so weit wie möglich fliegt.<br />
So wie unsere Weisen sagen: „Lass’ gute Taten<br />
nicht zu lange reifen; wenn sich die Gelegenheit<br />
ergibt, eine Mizwa zu erfüllen, ergreife<br />
sie.“<br />
3. Rechnen Sie immer mit der Möglichkeit<br />
eines im Bogen geworfenen Balls: Wenn wir<br />
zu unflexibel sind, wenn wir immer einen<br />
hohen, schnellen Wurf erwarten, kann es<br />
leicht passieren, dass wir den Ball verfehlen,<br />
wenn der Pitcher (Werfer) ihn im Bogen<br />
wirft. Wir sind keine Propheten und wir haben<br />
keine Ahnung, was auf uns zukommt und<br />
was wir nicht kontrollieren können. Und<br />
wenn etwas geschieht, was den Lauf unseres<br />
<strong>Leben</strong>s ändert, müssen wir gewillt sein, es<br />
anzunehmen uns anzupassen. Wir dürfen<br />
nicht starr sein in unserem Vorstellungsvermögen.<br />
Moses lehrte uns das, als er die Gesetzestafeln,<br />
die er von G’tt erhalten hatte,<br />
um sie dem jüdischen Volk zu geben, zerbrach,<br />
nachdem er mit ansehen musste, wie<br />
das Goldene Kalb angebetet wurde. Er hatte<br />
alles gegeben, damit er die Tafeln bekam, und<br />
er betrachtete den Erhalt als die Krönung seines<br />
Schaffens. Dennoch war er in der Lage,<br />
sofort umzuschalten, als er sah, dass es nötig<br />
war.<br />
4. Verwandeln Sie einen Single in einen Double:<br />
Es gibt Zeiten, wo wir Erfolg haben, aber<br />
mit ein bisschen mehr Mühe weiter hätten<br />
kommen können. Wir beschließen eine kurze<br />
Periode des Lernens und fangen an, uns zu<br />
entspannen, wenn wir eigentlich versuchen<br />
könnten, weiter zu studieren.<br />
Dazu fällt mir die Geschichte von Rabbiner<br />
Akiwa, einem talmudischen Weisen, ein. Er<br />
begann die Tora im Alter von vierzig Jahren<br />
zu studieren und wurde zum Führer der gesamten<br />
jüdischen Nation. Viele von uns wären<br />
zufrieden damit gewesen, die Gebete auf<br />
Hebräisch lesen zu können, aber Rabbiner<br />
Akiwa verharrte nicht an der ersten „Base“.<br />
Er lief weiter und erzielte viele tausend<br />
„Home Runs“.<br />
„Jede Person ist geeignet, so gerecht wie unser<br />
Lehrer Moses zu sein“ (Maimonides, Gesetze<br />
der Buße 5,2). G’tt erwartet nicht von<br />
jedem, wie Moses übermenschliche Taten zu<br />
vollbringen. Jedoch erwartet er, dass jeder<br />
Mensch sein eigenes, persönliches Potenzial<br />
voll ausschöpft. Wenn wir unser <strong>Leben</strong> richtig<br />
leben und das Beste aus unserem persönlichen<br />
Potenzial machen, können wir so gerecht<br />
wie Moses werden. Wir müssen den<br />
Titel holen. Tatsächlich ist es immer das siebte<br />
und letzte Spiel, und unser Team liegt im<br />
allerletzten Abschnitt mit drei Mann an allen<br />
drei Basen einen Punkt zurück, und es gibt<br />
nur noch eine einzige Chance.<br />
Ein Mensch soll sich immer als aus zwei gleichen<br />
Hälften bestehend betrachten – halb<br />
schuldig und halb rechtschaffen. „Vollbringt<br />
ein Einzelner eine Mizwa, neigt sich die Waage<br />
für die Welt zum Guten. Begeht er eine<br />
Sünde, senkt sich die Waage der Welt zum<br />
Bösen hin“ (Babylonischer Talmud, Kidduschin<br />
40b).<br />
Es gibt viele Lehren, die wir aus dem Baseball<br />
ziehen können. Nehmen Sie sich die Zeit,<br />
einmal ein solches Spiel zu sehen und es dabei<br />
mit den verschiedenen Facetten des <strong>Leben</strong>s<br />
zu vergleichen.<br />
Foto: © Sly – fotolia.de<br />
32 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
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Hiermit bestelle ich vierteljährlich auf Spendenbasis für mindestens<br />
16,– EUR oder mehr pro Jahr die Zeitschrift „<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>“.<br />
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Der Jahresbeitrag beträgt 30,– EUR, ermäßigt werden Schüler,<br />
Studenten und Freunde ohne eigenes Einkommen für 20,– EUR.<br />
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Satz & Layout: Marco Köhler<br />
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Die Verfasser der einzelnen Artikel sind für ihre<br />
Artikel selbst verantwortlich. Es gilt die „Brille“ des<br />
Verfassers!<br />
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Wilfried Gotter (WG) + Lothar Klein (LK)<br />
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Winfried Amelung, Uwe Dziuballa, Ralf Gotter,<br />
Berthold Lehmann, Dr. Theo Lehmann, Matthias Hampel,<br />
Gottfried Harnack, Werner Hartstock, Hartmut Petersohn,<br />
Heinz Reusch, Michael Sawitzki, Lutz Scheufler,<br />
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(zur Vorlage beim Finanzamt)<br />
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Mittweida sind wir als gemeinnützig,<br />
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(Bis zu einem Betrag von 100,– EUR gilt<br />
dieser Vordruck als Spendenbescheinigung)<br />
Erstes koscheres<br />
Bier aus Sachsen!<br />
Kastenbestellung unter:<br />
www.simcha-sachsen.eu<br />
Benefiz-Konzert<br />
Tzahal-Orchester Israel<br />
Das<br />
erhalten Sie im SCHALOM<br />
Restaurant, www.schalom-chemnitz.de, Im<br />
„Fischladen“ – Evangelische Buchhandlung<br />
Gotter, www.willis-fischladen.de, bei der<br />
Brauerei Hartmannsdorf GmbH, www.braha.de,<br />
in der Villa Markersdorf, 09236 Claußnitz, OT<br />
Markersdorf und im Café Schoschana (Gemeindehaus<br />
der neuen Dresdner Synagoge)<br />
www.cafe-schoschana.com<br />
34 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
Jerushalayim shel<br />
sahav, Halleluja<br />
und viel mehr<br />
erwarten Sie bei einem<br />
unvergesslichen<br />
Spendenabend für den<br />
Jüdischen Nationalfond<br />
Keren Hayesod mit<br />
dem Tzahal-Orchester<br />
aus Israel.<br />
22.11.<br />
17 Uhr<br />
Kraftwerk e.V. Chemnitz<br />
Kaßbergstraße 36 · 09112 Chemnitz (gegenüber Polizeipräsidium)<br />
Veranstalter:<br />
Sächsische <strong>Israelfreunde</strong> e.V.<br />
Schalom e.V<br />
Kraftwerk e.V.<br />
Keren Hayesod
Äthiopienreisebericht<br />
Mit Gottes Wort und Freunden<br />
ein Land kennen lernen<br />
6. Reise nach Äthiopien von Pfr. Matthias Franke<br />
Text und Fotos von<br />
Pfr. Matthias Franke,<br />
Dennheritz<br />
Ab wann kann man sagen, dass man einen<br />
Menschen oder gar ein Land kennt? Bei meiner<br />
6. Äthiopienreise besuchte ich Menschen,<br />
die ich nun seit mehr als zwei Jahren<br />
kenne und ich war mit anderen zusammen,<br />
die mir vorher nie begegnet waren. Diese<br />
Reise unterschied sich mehrfach von den vorherigen.<br />
Von den beiden wichtigsten Partnern<br />
wusste ich, dass der eine während meiner<br />
Zeit im Land nur wenige Tage da sein<br />
würde und vom anderen hatte ich gar keine<br />
Rückmeldung bekommen. So konnte ich im<br />
Vorfeld nur weniges abklären. Ein Unterschied<br />
lag auch darin, dass es keine Großtreffen<br />
gab, sondern nur einige Gottesdienste<br />
und vor allem Einzelbegegnungen, die nicht<br />
ich oder ein Reisebüro hätten planen können,<br />
sondern die nur Gott selbst arrangieren konnte.<br />
Und noch etwas war anders – dieses mal<br />
war mein jüngster Sohn Gabriel mit und sicher<br />
waren diese drei Wochen für uns als<br />
Vater und Sohn die intensivsten unseres <strong>Leben</strong>s.<br />
Wir hatten niemanden, der im Vorfeld<br />
unsere Reise planen konnte, aber wir erlebten<br />
Gottes Planen und Führen in einer<br />
neuen Dimension. So hatten wir drei Wochen<br />
lang das Gefühl, jeweils in von Gott vorbereitete<br />
Situationen zu kommen.<br />
Immer schon wollte ich einmal auch etwas<br />
von den Sehenswürdigkeiten des Landes sehen,<br />
aber bei den Reisen vorher war dies<br />
höchstens nebenbei hin und wieder möglich.<br />
Da für Touristen die Inlandsflüge relativ teuer<br />
sind und wir auf alle Fälle nach Gondar mussten,<br />
entschieden wir uns für denselben Preis<br />
einen Landcruiser zu mieten. Dadurch konnten<br />
wir mit fünf Einheimischen unterwegs<br />
sein und zugleich etwas vom Land sehen. Neben<br />
unserem Fahrer waren vier jüdische Jugendliche<br />
zwischen 16 und 22 Jahren mit,<br />
die noch nie etwas von ihrem Land gesehen<br />
hatten außer ihrem Wohnort (Addis Abeba)<br />
und ihrer früheren Stadt (Gondar). Vor zwölf<br />
Jahren waren sie von Gondar nach Addis gegangen,<br />
um möglichst bald nach Israel auswandern<br />
zu können. Aber noch immer haben<br />
sie keine Chance, dass sich ihr Traum erfüllt.<br />
Drei von ihnen gehören zu einer Familie, die<br />
mich vor einem reichlichen Jahr „adoptiert“<br />
hat, der andere ist seit meiner zweiten Reise<br />
mein Übersetzer. Er ist seit seinem 6. <strong>Leben</strong>sjahr<br />
Waise. So war für uns „Touries“ und für<br />
die Einheimischen alles neu und faszinierend.<br />
Unsere Erkundungen betrafen sowohl<br />
Land und Leute als auch die Bibel. Die Frage<br />
nach Jesus bewegte die jungen Juden schon<br />
eine Weile. Ausgehend von der Frage der Jünger<br />
nach der Sturmstillung „Wer ist der?“,<br />
machten wir uns auf die Suche. Markus beantwortet<br />
in den Folgekapiteln genau diese<br />
Frage. Und wir alle haben erkannt und geglaubt,<br />
dass Er mehr ist als nur der Messias.<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
35
Äthiopienreisebericht<br />
Nun einiges zu den Projekten:<br />
Die Situation der Juden in Addis Abeba war<br />
das traurigste Kapitel meiner Reise. Als ich<br />
die Gemeinde besuchte, musste ich leider<br />
feststellen, dass ein tiefer Riss durch die jüdische<br />
Gemeinde von Addis ging. Ein Teil<br />
war mit der Leiterschaft unzufrieden und es<br />
gab einige ungerechtfertigte Unterstellungen<br />
im Blick auf die Planung der geplanten Siedlung<br />
außerhalb von Addis. Einigen geht alles<br />
zu langsam, aber sie selbst sind nicht in der<br />
Lage, die Organisation besser zu machen. So<br />
ruht im Augenblick die Arbeit in der Klinik<br />
und im Trainingszentrum.<br />
Dass die Arbeit in der Klinik ruht, ist für viele<br />
tragisch, da sie sonst keine Möglichkeit haben,<br />
medizinische Betreuung zu bekommen.<br />
beim dortigen Bürgermeister eingereicht.<br />
Leider geschah dies aber später als geplant, so<br />
dass zum Zeitpunkt meines Besuches noch<br />
keine Antwort von den örtlichen Behörden<br />
vorlag. Aber innerhalb Gondars sind einige<br />
Schritte unternommen worden, um die Notsituation<br />
zu lindern.<br />
Es konnte inzwischen ein Haus gemietet werden,<br />
in dem das zukünftige Büro und vor<br />
allem die Klinik für die jüdische Gemeinde<br />
eingerichtet werden soll. Das Gelände ist zudem<br />
geeignet, auch einige Räume für ein zukünftiges<br />
Trainings- und Ausbildungszentrum<br />
einzurichten. Wie dringend notwendig eine<br />
solche Klinik ist, wird aus dem Bericht einer<br />
jungen Jüdin deutlich. Ihre Mutter gehört zu<br />
den 48 entlassenen Lehrern. Nächste Schritte<br />
Nachmittag war, dass ich vor einer großen<br />
Gruppen von ihnen von Gottes Vaterliebe reden<br />
konnte. Es berührte mich sehr, in der<br />
Gemeinde mitzuerleben, wie eine Gruppe<br />
dieser ehemaligen Prostituierten segnend die<br />
Hände hoben, als für einen Vater mit einem<br />
behinderten Kind gebetet wurde. Wie tief der<br />
Glaube ihr <strong>Leben</strong> verändert, wurde mir u.a.<br />
deutlich, als ich eine junge Frau nach dem<br />
Namen ihrer kleinen Tochter fragte und<br />
sie antwortete: „Maranatha“ (unser Herr<br />
kommt).<br />
Die Vorbereitungen für den Landerwerb gehen<br />
aber zum Glück voran, so dass mit einer<br />
Entspannung der Lage zu rechnen ist. Am<br />
Beginn unseres Besuches war es nicht möglich,<br />
die getrennten Gruppen an einen Tisch<br />
bekommen. Erst am letzten Tag unserer Reise,<br />
wenige Stunden vor dem Abflug geschah<br />
dann doch noch das Wunder des gemeinsamen<br />
Gespräches. Zusätzlich zur angespannten<br />
<strong>Leben</strong>ssituation kommt nun im<br />
Augenblick der Riss hinzu, der durch die jüdische<br />
Gemeinde geht und das <strong>Leben</strong> noch<br />
einmal erschwert. Aus den genannten Gründen<br />
war es nur möglich, einzelne Familien in<br />
besonders schwierigen Situationen finanziell<br />
zu unterstützen.<br />
In Gondar ist die Situation eine andere. Um<br />
sich in Woleka anzusiedeln, wurde ein Antrag<br />
Gondar – zukünftige Klinik<br />
sind die Einrichtung der Klinik und die Anstellung<br />
des Personals, um die allerschlimmste<br />
Not zu lindern. Wie drückend die Not<br />
sowohl in Addis Abeba als auch in Gondar ist,<br />
wird aus dem Bericht von Eneye Adana deutlich<br />
und in der Aussage eines Vaters von<br />
sechs Kindern in Addis: „Ich gehe hungrig zu<br />
Bett und ich stehe am Morgen hungrig auf. So<br />
wie jetzt kann es nicht weitergehen!“<br />
Nun zu einigen anderen Projekten. Zunehmend<br />
ist es auf meinem Herzen, den Äthiopiern<br />
die Vaterliebe Gottes nahe zu bringen.<br />
Eine sehr erfreuliche Entwicklung nehmen<br />
die Girlshomes, in denen ehemalige Prostituierte<br />
mit ihren Kindern Zuflucht gefunden<br />
haben. Durch den Anschluss an Gemeinden<br />
haben diese jungen Frauen mit ihren Kindern<br />
eine Heimat gefunden. Ein bewegender<br />
Girlshome Mutter mit Tochter Maranatha<br />
Auch in Abdissas Waisenhaus war die Vaterliebe<br />
Gottes vor allem in Gesprächen ein<br />
wichtiges Thema. Drei von ihnen erzählten<br />
uns ihre <strong>Leben</strong>sgeschichte und ließen uns in<br />
ihre immer noch sehr verletzten Herzen sehen.<br />
Henning Mankell lässt in seinem Buch<br />
„Der Chronist der Winde“ ein 10jähriges<br />
sterbendes Straßenkind seine Geschichte erzählen.<br />
Da heißt es: „Viele Male hatte sein<br />
Vater ihm gesagt, das Schlimmste, was einem<br />
Menschen passieren könnte, wäre, auf sich<br />
allein gestellt zu sein. Ein Mensch ohne Familie<br />
sei nichts. Es sei, als gäbe es diesen<br />
Menschen nicht. Man könnte alles verlieren,<br />
seinen Besitz, sogar seinen Verstand. Aber<br />
das könnte man überleben. Nur nicht, ohne<br />
Menschen zu sein, ohne seine Familie, ohne<br />
all seine Mütter und Schwestern und Brüder.“<br />
Tiblet, Yamlorkwork und Yerus erzählten uns<br />
ihre Geschichte. Auf die Frage, was ihr größter<br />
Wunsch sei, antwortete Tiblet: „Eine Familie<br />
haben, die für mich sorgt!“ Obwohl sie<br />
eigentlich schon den Hauptgewinn haben, in<br />
Abdissas Haus eine neue Familie gefunden zu<br />
haben, wurde mir doch deutlich, wie tief die<br />
Sehnsucht in den Herzen ist. Tiblet sagte, da<br />
sei immer dieser Schrei in ihrem Herzen<br />
nach einer Familie, die für sie sorgt und auf<br />
36 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong>
meine Frage, wann denn dieser Schrei da sei,<br />
kam als Antwort: „Immer!“ Yerus (Abkürzung<br />
für Jerusalem) musste ihre muslimische<br />
Familie verlassen, weil sie an Jesus glaubt. Sie<br />
kann zurückkommen zu ihrem Vater, wenn<br />
sie wieder eine Muslima ist, aber sie will Jesus<br />
treu bleiben. Sie stellte auch mir eine<br />
Frage: „Was würdest du dir denn wünschen,<br />
wenn du an unserer Stelle wärst?“ Wir beteten<br />
lange mit den drei Waisenkindern und<br />
segneten sie und Gott beschenkte sie und<br />
holte sie an sein Herz.<br />
Das Besondere der Reise waren Begegnungen<br />
mit Einzelnen und die Erfahrung, wie Gott oft<br />
in kurzer Zeit Menschen berührte und veränderte.<br />
Dies hatte ich vorher auch schon erlebt,<br />
aber noch nicht in dieser Intensität.<br />
Obwohl wir dieses Mal keine Möglichkeit<br />
hatten, unsere Reise vorher durchzuorganisieren,<br />
hatte Gott dies auf besondere Weise<br />
getan. Gott hatte Begegnungen vorbereitet,<br />
die für uns unbeschreibbar kostbar waren.<br />
Der junge taubstumme Mann, der sich weigert,<br />
zu betteln, weil er zwei gesunde Arme<br />
hat und auf Gott vertraut, war ein Ermutiger.<br />
Almaz, die mir vor einem Jahr im Bus eines<br />
ihrer Kinder mitgeben wollte, damit wenigstens<br />
eines ihrer sieben Kinder eine Zukunftschance<br />
hat, haben wir besucht. Nach einiger<br />
Zeit nahm sie meine Hand und führte mich<br />
in einen anderen Raum. Dort zeigte sie mir<br />
Almaz mit Tochter<br />
Barmherzigkeit ist. Das habe ich hier gesehen.“<br />
Almaz trägt zu Recht ihren Namen. Der<br />
bedeutet „Diamant“.<br />
Als Letztes sei noch von einer Reise in den<br />
Südosten berichtet. Bei einem der Versöhnungstreffen<br />
hatte ich Lensa und Ester kennen<br />
gelernt. Ihr Vater war der Leiter der<br />
Mekana-Yesus-Kirche. Er wurde vor 30 Jahren<br />
von den Kommunisten umgebracht. Ein<br />
Traum von Gudina Tumsa, dem afrikanischen<br />
Bonhoeffer, ist es gewesen, den Allerärmsten<br />
im Land zum helfen. Seine Töchter haben vor<br />
zwölf Jahren begonnen, seinen Traum umzusetzen.<br />
In einem der ärmsten Gebiete haben sie die<br />
erste Schule gebaut. Sie haben etwa 250<br />
Frauenselbsthilfegruppen gegründet. Es sind<br />
fast alles muslimische Frauen, um die sie sich<br />
kümmern. Es ist eine besonders trockene Region.<br />
Dieses Jahr hatte es ganze drei Tage<br />
geregnet und die Regenzeit war vorüber. Wir<br />
beteten für Regen und am selben Tag kam ein<br />
kurzer Regen. Wir beteten noch einmal und<br />
als wir am nächsten Morgen wach wurden,<br />
hörten wir das Geräusch des Regens.<br />
Eine sehr bewegende Begegnung hatten wir<br />
noch im Arbeitsgebiet der Gudina-Tumsa-<br />
Foundation. Unsere Begleiter hielten an einer<br />
einfachen Hütte und wir wurden hineingebeten.<br />
Der Hüttenherr warf sich für unsere Fotos<br />
in die Repräsentationsrobe. Wir waren zu<br />
Gast bei Scheik Mukta, dem Oberhaupt von<br />
65.000 Muslimen. Er war sehr aufgeschlossen<br />
und lud uns ein, wieder zu kommen. Nun<br />
hat sich bei meinen Besuchen eine Tür zu<br />
Moslems aufgetan.<br />
An dieser Stelle möchte ich wieder allen danken,<br />
die die Arbeit in Äthiopien unterstützen.<br />
Gebetsanliegen habe ich Euch genannt. Ein<br />
ganz besonderes möchte ich Euch ans Herz<br />
legen. Ich brauche unbedingt einen Mitarbeiter<br />
vor Ort, der nach dem Rechten sieht,<br />
wenn ich nicht dort sein kann, der die Leute<br />
in den Projekten ermutigt, sie aber auch an<br />
die Pflichten und Termine erinnert. Ende<br />
April/Anfang Mai 2010 wird in Addis Abeba<br />
ein großes Gebetstreffen der geistlichen Leiter<br />
aus 45 afrikanischen Ländern stattfinden.<br />
Der Abschluss wird ein Afrika-Israel-Tag sein.<br />
Ende Juni wird es im Süden des Landes für<br />
die Sidamoregion ein großes Fest zum Abschluss<br />
der mehrjährigen Versöhnungsarbeit<br />
geben. Zu beidem bin ich eingeladen und<br />
hoffe, dabei sein zu können.<br />
Ich bin gern bereit, in Gemeinden über die<br />
Arbeit in Äthiopien zu berichten.<br />
Telefonische Anfragen unter: 03764-31 69<br />
Wer die Arbeit in Äthiopien unterstützen<br />
möchte, kann dies gerne unter folgender<br />
Bankverbindung tun.<br />
Kassenverwaltung Chemnitz<br />
Landeskirchliche Kreditgenossenschaft DD<br />
BLZ: 85095164 Konto: 108200979<br />
Verwendungszweck 1407 Ev.-Luth. Kirchgemeinde<br />
Dennheritz<br />
Kennwort: Äthiopien<br />
Wer eine Spendenquittung wünscht, gebe<br />
bitte seine vollständige Adresse an!<br />
Behinderter bei Almaz – das ist Barmherzigkeit<br />
einen geistig und körperlich schwerstbehinderten<br />
Mann, den sie bei sich aufgenommen<br />
haben, weil sie einem Ärmeren als sie es<br />
sind, helfen wollte. Dieser kann gar nichts<br />
allein tun. Er kann sich weder selbst anziehen<br />
noch waschen. Er wird auch nie Danke<br />
sagen können.<br />
Bitte unterstützen Sie auch weiterhin das Äthiopienprojekt:<br />
z.B. mit dem Kauf dieser Klappkarten, produziert von Matthias Franke aus<br />
äthiopischen Stoffmalerein, erhältlich im „Fischladen“.<br />
Telefon 03727-2701<br />
Mein Sohn sagte nach diesem Besuch: „Jetzt<br />
braucht mir niemand mehr zu erklären, was<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
37
Bedrückendes<br />
Die Leiden der äthiopischen Juden<br />
Einige tausend Juden mussten in Äthiopien<br />
bleiben. Einige von ihnen verließen ihre<br />
früheren Orte und ihre Sicherheit und kamen<br />
in die Stadt Gondar. Dies war vor etwa zwölf<br />
Jahren.<br />
Sie haben einen Traum – den Traum, ins Heilige<br />
Land, nach Israel, zu gehen, und dort mit<br />
ihren Familien wiedervereinigt zu sein... Und<br />
nun warten sie seit einer Dekade auf ihr<br />
Nach-Israel-Gehen-können. Sie geben niemals<br />
die Hoffnung auf und eines Tages wird<br />
Gott ihnen helfen, dass ihr Traum Wirklichkeit<br />
wird.<br />
Vorher, in der Zeit als NACOEJ (eine nordamerikanische<br />
jüdische Hilfsorganisation)<br />
nach Gondar gekommen war, waren die Mitglieder<br />
der Gemeinde daran beteiligt, die<br />
Steine für die Gebäude von NACOEJ zusammenzutragen<br />
und sie halfen mit, die Gebäude<br />
des Lagers von NACOEJ – die Synagoge, die<br />
Schule und andere Gebäude – zu errichten.<br />
Die Gemeinde glaubte, dass NACOEJ ihnen<br />
helfen würde, um nach Israel zu gehen.<br />
Aus welchen Gründen auch immer, NACOEJ<br />
konnte die Versprechen nicht halten, stattdessen<br />
hungerten die Juden, es fehlte ihnen<br />
an Kleidung und Unterkunft (Zuflucht) in den<br />
letzten zwölf Jahren. NACOEJ half ihnen<br />
nicht wirklich ...<br />
So gab es 55 jüdische Lehrer, die in den letzten<br />
acht Jahren die hebräische Kultur, Sprache<br />
und andere Dinge unterrichteten. Vor<br />
drei Jahren allerdings hat NACOEJ 48 Lehrer<br />
ohne Ersatz gefeuert und nur ein Rest von<br />
sieben blieb. So leiden besonders diese Lehrer<br />
unter der psychischen, ökonomischen<br />
und sozialen Krise. Die meisten von ihnen<br />
konnten keine neue Arbeit finden. Hinzu<br />
kommt, dass einige von ihnen Kinder haben,<br />
38 <strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
von Eneye Adana,<br />
16jährige Jüdin aus Gondar,<br />
Tochter einer der<br />
entlassenen Lehrerinnen<br />
doch niemand kann ihnen helfen. So ist ihr<br />
<strong>Leben</strong> erbärmlich und elend.<br />
Meiner Meinung nach ist es gut für ein Kind,<br />
wenn es mit Vater und Mutter leben kann.<br />
Wenn nicht, ist es sehr schwer für das Kind,<br />
wenn es keinen Vater hat oder den Vater verloren<br />
hat. Ebenso schwer ist es für eine Mutter,<br />
die ihren Mann und ihren Besitz verloren<br />
hat, ihren Kinder zu helfen. ... Ich finde keine<br />
Worte, die ausdrücken könnten, wie groß die<br />
Not in solchen Fällen ist.<br />
O LD A BRA H A M<br />
VIELFALT AUS ISRAEL<br />
Sandalen – Schmuck - Schals<br />
Keramik – Olivenholz - Glas<br />
Ich habe eine Frage an die Autoritäten der<br />
Israelischen Regierung:<br />
Kennen sie die Lage der Juden der äthiopischen<br />
Gemeinschaft? Und wie können sie<br />
damit leben? Vielleicht haben sie keine Informationen<br />
über uns? In meiner Vorstellung ist:<br />
Wir alle glauben an denselben Gott – wir<br />
praktizieren doch die jüdische Kultur, selbst<br />
dann, wenn wir unter schwierigen, hilflosen<br />
und hoffnungslosen Bedingungen leben ...<br />
Die meisten jüdischen Kinder, die alten Leute<br />
und andere hier leiden. Sie brauchen Hilfe!<br />
Früher war hier in Gondar eine AJDC-Klinik,<br />
in der man medizinische Hilfe und Unterstützung<br />
mit <strong>Leben</strong>smitteln bekam. Diese Klinik<br />
ist geschlossen und hat aufgehört, unserer<br />
Gemeinschaft in gesundheitlichen und anderen<br />
Problemen angemessen zu helfen ... Ich<br />
bin überzeugt, wenn sie keine Hilfe bekommen,<br />
werden viele von ihnen bald an Hunger<br />
und an gesundheitlichen Problemen sterben.<br />
Ich habe gehört, dass mehr als 7.000 Juden<br />
hier bleiben mussten und in bäuerlichen Gebieten<br />
leben. Immer noch versucht NACOEJ<br />
viele Juden von ihren Heimatorten hierher zu<br />
locken, ohne ihnen bessere <strong>Leben</strong>sbedingungen<br />
zu verschaffen. So kommen immer<br />
wieder jüdische Neuankömmlinge nach Gondar,<br />
auf ihren Gott hoffend und den Versprechungen<br />
NACOEJs vertrauend. Sie haben weder<br />
eine Vorstellung davon, wie das <strong>Leben</strong> hier<br />
in der Stadt ist noch vom Leid eines entwurzelten<br />
<strong>Leben</strong>s. Das <strong>Leben</strong> ist elend, für beide,<br />
für die, die vor langer Zeit kamen und auch für<br />
die jüdischen Neuankömmlinge. Die meisten<br />
in der Gemeinschaft leiden an Hunger, es fehlt<br />
an Kleidung. Der Mangel an Wohnraum ist<br />
bedrückend und die gesundheitlichen Problemen<br />
groß. Ich weiß nicht, wann das Leid der<br />
Juden zu Ende sein wird!<br />
Judaica – Literatur - CD´s<br />
Wein - Kaffee - Tee<br />
Gewürze - Süßes - Herzhaftes<br />
OLD ABRAHAM<br />
KAMENZER STR. 11, 01099 DRESDEN<br />
Tel. 0351-44813676, FAX 0351-44813677<br />
www.OLD-ABRAHAM.de<br />
ELFALT AUS ISRAEL<br />
Sandalen – Schmuck - Schals<br />
Keramik – Olivenholz - Glas<br />
Judaica – Literatur - CD´s<br />
Wein - Kaffee - Tee
Solidarisches<br />
„When you´re coming back?“<br />
– „Wann kommt Ihr wieder?“<br />
Passionsspiel<br />
Zschorlau<br />
von<br />
Uwe Fleischer<br />
von Uwe Fleischer<br />
Diese Frage habe ich schon oft gehört. Während<br />
unserer Besuchsreisen nach Moldawien,<br />
Rumänien oder der Ukraine wird sie uns immer<br />
wieder gestellt. Allerdings sind wir dort<br />
oftmals die„Reichen“ aus dem Westen, die<br />
ihre Spenden und Gaben verteilen, um damit<br />
wenigstens etwas Not zu lindern.<br />
Diesmal war diese Frage ohne einen solchen<br />
Hintergrund. Ein junger Mann hat sie mir im<br />
Fahrstuhl des Hauptgebäudes von Yad Sarah<br />
in Jerusalem gestellt. Ich war gerade in die 4.<br />
Etage, zur elektromechanischen Abteilung<br />
unterwegs, als ich mit dem jüdischen orthodoxen<br />
Mann ins Gespräch kam.<br />
Yad Sarah ist eine Sozialarbeit mit etwa 100<br />
Niederlassungen in Israel. Das Ziel dieser Institution<br />
ist es unter anderem: Menschen mit<br />
jeglicher Form von Behinderung, in ihren Familien<br />
oder auch ihrem gewohnten Umfeld,<br />
ein selbstständiges menschenwürdiges <strong>Leben</strong><br />
zu ermöglichen. Seit 2002 ist die Burgarbeit<br />
Leipzig mit Volontären (Freiwilligen), in dem<br />
Bereich der elektromechanischen Abteilung<br />
von Yad Sarah, tätig. Gemeinsam mit jüdischen<br />
Volontären werden Inhaliergeräte,<br />
Milchpumpen und andere medizinische Geräte<br />
gewartet. Von Deutschland aus hat die<br />
Burgarbeit Gemeinsam mit unserem Verein<br />
(Mission/Osthilfe) in den letzten Jahren, vier<br />
Schiffscontainermedizinische Hilfsgüter Yad<br />
Sarah zur Verfügung gestellt. Ich konnte mich<br />
nun davon überzeugen wie wichtig dieser<br />
Dienst ist. Täglich verließen LKW mit Pflegeausrüstung<br />
die Tiefgarage von Yad Sarah.<br />
In ganz Israel nutzen nicht nur jüdische Menschen<br />
diese Hilfe. Uri Lupolianski, Gründer<br />
von Yad Sarah und Jerusalems Oberbürgermeister<br />
bis 2008, begann mit zwei Inhalationsgeräten<br />
seiner Kinder ein Pfand- und Verleihsystem<br />
medizinischer Geräte aufzubauen.<br />
Daraus entstand das heutige Hilfswerk. Bei<br />
einer Begegnung mit ihm freute er sich über<br />
unsere deutsche Volontärsgruppe, da doch<br />
seine Großmutter eine deutsche Jüdin war.<br />
Nach ihr benannte er es Yad Sarah – „Hand<br />
der Sarah“. Was war für mich das Besondere<br />
an Diesem Arbeitseinsatz? Es war nicht nur<br />
unser praktisches Arbeiten. Das Bemerkenswerte<br />
war der Kontakt mit den älteren jüdischen<br />
Volontären. Jeder dieser Menschen<br />
hat eine einzigartige, zum Teil dramatische,<br />
<strong>Leben</strong>sgeschichte. Im Gespräch mit uns ist<br />
ihnen vieles davon in Erinnerung gekommen.<br />
Ich würde es wagen zu behaupten: Mit der<br />
Erinnerung und dem darüber reden, kommt<br />
auch Heilung. Ich glaube es ist ein historisches<br />
Ereignis und Gottes Wille, das gläubige<br />
Juden und gläubige Christen, Gemeinschaft<br />
miteinander haben. Der junge Mann<br />
im Fahrstuhl hat mir noch etwas gesagt:„Es<br />
tut uns gut, wenn ihr hier seid“.<br />
Ostern 2010<br />
Das Passionsspiel soll ein besonderer<br />
Gottesdienst, eine besondere<br />
Form der Verkündigung christlicher<br />
Botschaft sein. In 17 Szenen wollen<br />
die ca. 140 Mitwirkenden aus der<br />
Ev.-Luth. und Ev.-meth.Kirche sowie<br />
der Landeskirchlichen Gemeinschaft<br />
die biblischen Berichte vom<br />
Passionsgeschehen den Besuchern<br />
durch spielerische Darstellung nahe<br />
bringen.<br />
Kartenvorbestellung ab 01.09.2009:<br />
im Pfarramt Zschorlau, per Telefon<br />
03771/2543852<br />
oder www.passionsspielzschorlau.de<br />
<strong>Zum</strong> <strong>Leben</strong><br />
39
Reisen Sie mit den Sächsischen<br />
<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel1!<br />
„Wanderreise“<br />
14. – 25. März 2010<br />
Leitung: Werner Hartstock<br />
Sonntag, 14. März 2010<br />
Linienflug mit ELAL ab Berlin, Ankunft in Israel<br />
– Begüßung durch unsere Reiseleiterin Rahel Salquin,<br />
Transfer nach Nazareth, Abendessen und<br />
Übernachtung in Nazareth<br />
Donnerstag, 18. März 2010<br />
Golanwanderung von den mächtigen Eichen von<br />
Nebi Churi über die Nimrod-Festung nach Cäsarea<br />
Philippi zur Jordanquelle und dem Wasserfall,<br />
Abendessen und Übernachtung in Karei Deshe<br />
Montag, 15. März 2010<br />
Start in Nazareth mit Besuch der Verkündigungkirche<br />
und der Synagogenkapelle, nach einem<br />
Besuch im Shuk, dem arabischen Markt geht es<br />
weiter zur römischen Stadt Zippori, mit den<br />
prächtigen Mosaiken in der die jüdische Mishna<br />
im Jahr 200 niedergeschrieben wurde, weiter<br />
nach Cana dem Ort des ersten Wunders von Jesus,<br />
Abendessen und Übernachtung in einem alten<br />
restaurierten Beduinenhaus in Galiläa<br />
Dienstag, 16. März 2010<br />
Nach dem Frühstück über die Hörner von Hittin,<br />
dem legendären Ort der Schlacht zwischen Saladin<br />
und den Kreuzrittern, vorbei an Nebi Shueib,<br />
dem Heiligtum der Drusen benannt nach Jetro,<br />
dem Schwiegervater Moses, zum Moshav Arbel,<br />
zum Sonnenuntergang Aussicht von den Arbel<br />
Klippen auf den See Genezareth, Abendessen und<br />
Übernachtung im Moshav Arbel<br />
Mittwoch, 17. März 2010<br />
über die Arbel Klippen hinunter zum See Genezareth<br />
zu den Heiligen Stätten, an denen Jesus<br />
wirkte, Tabgha, Ort der Fisch und Brotvermehrung,<br />
Kapernaum, die Stadt Jesu mit dem Hause<br />
Petrus und der antiken Synagoge, Berg der Seligpreisungen,<br />
an dem Jesus die Bergpredigt hielt,<br />
Abendessen und Übernachtung in Karei Deshe<br />
direkt am Seeufer<br />
Freitag, 19. März 2010<br />
Früh morgens Fahrt über die Berge von Gilboa und<br />
das Gebirge von Samaria nach Gush Etzion, Wandern<br />
auf dem Patriarchenweg – dem Weg der<br />
schon Abraham über die Berge Israels geführt hat,<br />
Frischmachen fuer den Shabbat, Shabbatessen in<br />
Efrat mit deutschsprachigen Familien, Übernachtung<br />
in Efrat<br />
Samstag, 20. März 2010<br />
Besuch eines Schabbatgottesdienstes in einer Synagoge<br />
in Efrat, Studium der Thora und des Neuen<br />
Testaments im Thorazentrum von Rabbi Riskin,<br />
freier Nachmittag zum Ausruhen, Havdalah, Feier<br />
des Ausgangs des Shabbat, Abendessen und Übernachtung<br />
in Efrat<br />
Sonntag, 21. März 2010<br />
Fahrt südlich an den Rand der judäischen Wüste,<br />
von Tekoa durch die juäische Wüste hinunter zum<br />
Toten Meer, dem tiefsten Punkt der Erde, Abendessen<br />
und Übernachtung in Ein Gedi Herberge<br />
Montag, 22. März 2010<br />
Morgenwanderung im Wadi David zur Ein Gedi<br />
Quelle, dem Ort an den David vor Saul geflüchtet<br />
ist, Wandern im Wüstencanyon und Duschen unter<br />
Wasserfällen in der Oase, freier Nachmittag<br />
zum Baden am Toten Meer, Abendessen und Übernachtung<br />
in Jericho, Begegnung mit Tass Saada –<br />
ehemaliger palästinensischer Terrorist<br />
40<br />
Info-Telefon: 03765 719851
Bitte Zutreffendes ankreuzen/ausfüllen und absenden.<br />
Ja, hiermit melde ich mich verbindlich<br />
zur „Wanderreise“ an:<br />
Datum der Reise<br />
Dienstag, 23. März 2010<br />
Start des Weges in Richtung Jerusalem, Tageswanderung<br />
durch das Wadi Kelt, vobei am<br />
Wüstenkloster St. George, Fahrt nach Jerusalem<br />
und Übernachtung in Jerusalem<br />
Anmeldung<br />
Vorname, Nachname<br />
Straße und Nr.<br />
PLZ und Ort<br />
Telefonnummer<br />
Faxnummer<br />
Mittwoch, 24. März 2010<br />
Geburtsort<br />
Der Bus bringt uns auf den Ölberg mit seiner<br />
atemberaubenden Aussicht auf die Altstadt<br />
und den Tempelberg, Wanderung vom Ölberg<br />
durch das Kidrontal in die alte Davidstadt,<br />
dem Ort wo alles begann, durch das Hinnomtal<br />
zum Jaffator hinein in das Christliche Viertel<br />
der Altstadt Jerusalems, Abendtour durch<br />
das Jüdische Viertel mit Besuch der Klagemauer,<br />
Abschiedsessen in Jerusalem<br />
Beruf<br />
E-Mail-Adresse<br />
Geburtsdatum<br />
Staatsangehörigkeit<br />
Donnerstag, 25. März 2010<br />
Reisepass-Nr.<br />
Rückflug nach Deutschland<br />
Ausgestellt am:<br />
Ausgestellt in<br />
Preis: ab 1.525,– EUR<br />
Preis bei maximal 25 Teilnehmern!<br />
Reisepass gültig bis<br />
Datum/Unterschrift<br />
Ich möchte eine<br />
Zimmerwunsch:<br />
Reiserücktrittsversicherung<br />
Reisekrankenversicherung<br />
Ich möchte das Doppelzimmer teilen mit:<br />
Einzelzimmer (gegen Aufpreis)<br />
Transfer von/nach Berlin:<br />
Ich interessiere mich für einen Transfer.<br />
per Post:<br />
per Fax:<br />
per E-Mail:<br />
Werner Hartstock<br />
Dittesstrasse 34a<br />
08468 Reichenbach<br />
Telefax: 030/12345679<br />
info@israelreise.de
Bitte Zutreffendes ankreuzen/ausfüllen und absenden.<br />
Ja, hiermit melde ich mich verbindlich<br />
zur Reise „Auf den Spuren der Propheten“ an:<br />
Vorname, Nachname<br />
Straße und Nr.<br />
„Auf den Spuren<br />
der Propheten“<br />
11. – 25. Mai 2010<br />
Leitung Wilfried Gotter1<br />
PLZ und Ort<br />
Dienstag, 11. Mai 2010<br />
Telefonnummer<br />
Faxnummer<br />
Geburtsort<br />
· Ankunft am Ben Gurion Flughafen<br />
· Fahrt in Richtung Süden durch die Negev-Wüste<br />
nach Mashabe Sade<br />
· Einführungsrunde und Willkommensabendessen<br />
im Hotel<br />
· Übernachtung im Gästehaus Mashabe Sade<br />
Beruf<br />
Mittwoch, 12. Mai 2010<br />
E-Mail-Adresse<br />
Geburtsdatum<br />
Staatsangehörigkeit<br />
Reisepass-Nr.<br />
· Besuch des ehemaligen Wohnhauses Ben Gurions,<br />
dem ersten Ministerpräsident Israels. Erläuterung<br />
seiner Vision für die Entwicklung der<br />
Negevwüste<br />
· Besuch der Ramon Airforce Base, dem südlichen<br />
Stützpunkt der Israelischen Luftwaffe in<br />
der Negev Wüste. Führung über das Gelände<br />
und Gespräch mit Vertretern der IAF<br />
· Übernachtung und Abendessen in Mashabe<br />
Sade<br />
Ausgestellt am:<br />
Donnerstag, 13. Mai 2010<br />
Ausgestellt in<br />
Reisepass gültig bis<br />
Datum/Unterschrift<br />
Ich möchte eine<br />
Reiserücktrittsversicherung<br />
Reisekrankenversicherung<br />
· Führung durch die antike Nabatäerstadt Avdat,<br />
Teil der durch die Nabatäer in größerem Umfang<br />
kontrollierten Handelsrouten nach Südarabien<br />
· Wanderung durch die Wüstenlandschaft bis zur<br />
Oase Avdat, welche als Rastplatz auf der Karawanenstrasse<br />
diente<br />
· Besuch des größten Erosionskraters der Welt,<br />
des Ramon-Kraters<br />
· Übernachtung und Abendessen in Mashabe<br />
Sade<br />
Zimmerwunsch:<br />
Ich möchte das Doppelzimmer teilen mit:<br />
Freitag, 14. Mai 2010<br />
Transfer von/nach Berlin:<br />
per Post:<br />
per Fax:<br />
per E-Mail:<br />
Einzelzimmer (gegen Aufpreis)<br />
Ich interessiere mich für einen Transfer.<br />
Werner Hartstock<br />
Dittesstrasse 34a<br />
08468 Reichenbach<br />
Telefax: 030/12345679<br />
info@israelreise.de<br />
· Jeeptour durch das südliche Gebirge um die<br />
Erzväterstadt Hebron<br />
· Besuch Hebrons und der Machpela Höhle, der<br />
Begräbnisstätte der Patriarchen<br />
· Fahrt durch die biblische Landschaft nach Efrat<br />
neben Bethlehem<br />
· Gemeinsames Shabbatessen mit deutschsprachigen<br />
Familien aus Efrat<br />
· Übernachtung in Efrat<br />
Info-Telefon: 03765 719851
Reisen Sie mit den Sächsischen<br />
<strong>Israelfreunde</strong>n nach Israel!<br />
Samstag, 22. Mai 2010<br />
Samstag, 15. Mai 2010<br />
· Morgengottesdienst mit Wilfried Gotter und<br />
Johannes Gerloff<br />
· Thorastudium in der Or Thora Yeshiva mit<br />
einem Rabbiner der Abteilung für christlich-jüdische<br />
Zusammenarbeit<br />
· Mittagessen<br />
· Zeit für die Shabbatruhe am Nachmittag, optionaler<br />
Spaziergang durch Efrat<br />
· Grillen zum Shabbatausgang mit Yitzchak Sokoloff,<br />
Geschäftsführer Keshet Israel<br />
· Übernachtung in Efrat<br />
Sonntag, 16. Mai 2010<br />
· Morgenspaziergang auf dem Weg der Patriarchen,<br />
welcher bereits von Abraham auf dem<br />
Weg von Hebron zum Berg Moriah begangen<br />
wurde<br />
· Führung durch die archäologischen Ausgrabungen<br />
in Herodion, der Festung von Herodes,<br />
wo vor kurzem sein Grab gefunden wurde<br />
· Fahrt nördlich nach Ariel im biblischen Samaria<br />
· Abendessen und Übernachtung im Hotel „Eshel<br />
Ha Shomron“ in Ariel<br />
Montag, 17. Mai 2010<br />
· Rundgang auf dem Har Kabir (Berg der Landverheißung)<br />
und dem Samariterberg Garizim mit<br />
Ausblick auf das Josefsgrab<br />
· Treffen und Gespräch mit dem Bürgermeister<br />
der Stadt Ariel zur Stadtgeschichte, aktuellen<br />
städteplanerischen Entwicklungen und zur allgemeinen<br />
politischen Situation in Samaria<br />
· Abendessen und Übernachtung in Ariel<br />
Dienstag, 18. Mai 2010<br />
· Fahrt nördlich nach Haifa<br />
· Das Wirken des Propheten Elia im Karmel-Gebirge:<br />
Besuch der Elia-Höhle auf dem Karmel<br />
und der Muchraka-Kapelle mit ihrer atemberaubenden<br />
Aussicht auf die Yezreel-Ebene<br />
· Mittagessen im Beduinendorf Bir El Makzur im<br />
galiläischen Gebirge, Kennenlernen der beduinischen<br />
Kultur<br />
· Besuch in Kiryat Bialik mit seiner „sächsischen“<br />
Kolonie<br />
· Übernachtung und Abendessen am<br />
See Genezareth<br />
www.israelreise.de<br />
Mittwoch, 19. Mai 2010<br />
· Führung durch das von deutschen<br />
Christen unterstützte Zedaka-Heim für<br />
Holocaustgeschädigte<br />
· Nachmittagswanderung durch dass Wadi<br />
Amud bis nach Safed<br />
· Stadtführung durch Safed mit seiner reichen<br />
jüdisch-mittelalterlichen Geschichte<br />
und den Gräbern bedeutender Rabbiner<br />
und Gelehrten<br />
· Führung an der libanesischen Grenze mit<br />
Erläuterung der sicherheitspolitischen Situation<br />
mit dem Libanon<br />
· Besuch eines Militärstützpunktes<br />
· Übernachtung und Abendessen am See<br />
Genezareth<br />
Donnerstag, 20. Mai 2010<br />
· Fahrt durch das Jordantal in Richtung Totes<br />
Meer<br />
· Besuch Qumrans, den antiken Ruinen der<br />
erhaltenen Siedlung auf einer flachen<br />
Mergelterrasse nahe dem Nordwestufer<br />
des Toten Meeres, Fundort der Qumran-<br />
Rollen<br />
· Mittagessen in Jericho, der ältesten ununterbrochen<br />
bewohnten Städte der Welt,<br />
anschließend Gespräch mit Taas Saada,<br />
dem ehemaligen PLO-Kämpfer<br />
· Besuch des Berges der Versuchung in Jericho,<br />
wo Jesus von Satan versucht wurde<br />
· Fahrt aus der Jordansenke durch die Berge<br />
nach Jerusalem<br />
· Übernachtung und Abendessen in Jerusalem<br />
Freitag, 21. Mai 2010<br />
· Auf den Mauern Jerusalems wie einst der<br />
Prophet Nahemia<br />
· Gebetstour auf den Stadtmauern Jerusalems<br />
· Führungen durch die archäologischen<br />
Ausgrabungen der Davidstadt, der ursprünglichen<br />
Ansiedlung Jerusalems am<br />
südöstlichen Ende der Altstadt, anschließend<br />
Gang durch den 2700 Jahre alten<br />
Hiskiya-Tunnel bis zum Teich von Schiloah<br />
· Gemeinsame Feier des Shabbateingangs<br />
am Fuße der Klagemauer<br />
· Gemütliches Shabbatessen bei Ulrich<br />
Sahm, Nahostkorrespondent von n-tv<br />
· Optionaler Besuch eines Gottesdienstes<br />
· Freier Tag zur eigenen Erkundung der Alstadt<br />
und zum Ausruhen<br />
· Abendessen im Hotel<br />
· Optionaler Spaziergang durch die lebhafte<br />
Neustadt Jerusalems zum Shabbatausgang<br />
· Übernachtung in Jerusalem<br />
Sonntag, 23. Mai 2010<br />
· Vom biblischen Propheten Samuel über<br />
Johannes dem Täufer bis zum modernen<br />
Propheten Herzl<br />
· Einführung zu Jerusalem auf dem Grab des<br />
Propheten Samuel mit seiner Panoramaaussicht<br />
auf Jerusalem von Westen<br />
· Besuch des Herzl-Museums zur <strong>Leben</strong>sgeschichte<br />
Theodor Herzels und seinen Bemühungen<br />
um den Zionismus, anschließend<br />
Gang auf den Herzlberg zu den<br />
Gräbern der zionistischen Führer<br />
· Leichte Wanderung durch den Keren Kayemet<br />
Jerusalem Wald nach Ein Karem<br />
· Führung durch Ein Karem, dem Geburtsort<br />
Johannes des Täufers<br />
· Abendlicher Besuch der Klagemauer, Gang<br />
zum Christlichen Viertel durch den Hasmonäertunnel<br />
· Abendessen und Übernachtung in Jerusalem<br />
Montag, 24. Mai 2010<br />
· Freier Tag für die letzten Einkäufe<br />
· Gespräch mit Hanna Gabay, ehem. Soldatin<br />
der Untergrundorganisation Hagana,<br />
die von ihren Erfahrungen während des<br />
Unabhängikeitskrieges und der Flucht aus<br />
der Altstadt Jerusalems erzählt<br />
· Abschiedsessen und Auswertung der Reise<br />
· Übernachtung in Jerusalem<br />
Dienstag, 25. Mai 2010<br />
· Fahrt zum Ben Gurion Flughafen<br />
· Abflug nach Deutschland<br />
Preis:<br />
ab 1.460,– EUR
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Israel-Kalender Sie mitnehmen auf<br />
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Ihnen einen Einblick geben in<br />
das Land des Volkes Gottes, einen<br />
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in die Evangelische Buchhandlung „Fischladen“.<br />
Wir werden an den drei Dezember-Samstagen von 9.00 – 19.00 Uhr offen haben.<br />
Wir freuen uns auf Euren Besuch.<br />
Auch bei den Weihnachtsgeschenken gilt: AUF DEN INHALT KOMMT ES AN!<br />
14. Sächsische Israelkonferenz<br />
1. Mai 2010 in Reichenbach/Vogtland<br />
Den Juden ein Jude?!<br />
Texte aus dem Hebräerbrief und ihre Aktualität!<br />
Mit Daniel Yahav, Tiberias u.a.<br />
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Ausführliche Informationen erhalten Sie im nächsten Heft.