54 Heinrich Heine Fragen zu Heines âNachtgedankenâ - Deutsch mit ...
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<strong>Fragen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Heine</strong>s „Nachtgedanken“:<br />
<strong>54</strong><br />
<strong>Heinrich</strong> <strong>Heine</strong><br />
1) In welchem Land ist <strong>Heine</strong> als er die Nachtgedanken schreibt?<br />
2) Was ist für <strong>Heine</strong> so wichtig in <strong>Deutsch</strong>land?<br />
3) Wie beschreibt <strong>Heine</strong> <strong>Deutsch</strong>land als Land?<br />
Nachtgedanken<br />
(1844)<br />
Denk ich an <strong>Deutsch</strong>land in der Nacht,<br />
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,<br />
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,<br />
Und meine heißen Tränen fließen.<br />
Die Jahre kommen und vergehn!<br />
Seit ich die Mutter nicht gesehn,<br />
Zwölf Jahre sind schon hingegangen;<br />
Es wächst mein Sehnen und Verlangen.<br />
Mein Sehnen und Verlangen wächst.<br />
Die alte Frau hat mich behext,<br />
Ich denke immer an die alte,<br />
Die alte Frau, die Gott erhalte!<br />
Die alte Frau hat mich so lieb,<br />
Und in den Briefen, die sie schrieb,<br />
Seh ich, wie ihre Hand gezittert,<br />
Wie tief das Mutterherz erschüttert.<br />
Die Mutter liegt mir stets im Sinn.<br />
Zwölf lange Jahre flossen hin,<br />
Zwölf lange Jahre sind verflossen,<br />
Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.<br />
<strong>Deutsch</strong>land hat ewigen Bestand,<br />
Es ist ein kerngesundes Land;<br />
Mit seinen Eichen, seinen Linden<br />
Werd ich es immer wiederfinden.<br />
Nach <strong>Deutsch</strong>land lechzt ich nicht so sehr,<br />
Wenn nicht die Mutter dorten wär;<br />
Das Vaterland wird nie verderben,<br />
Jedoch die alte Frau kann sterben.<br />
Seit ich das Land verlassen hab,<br />
So viele sanken dort ins Grab,<br />
Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,<br />
So will verbluten meine Seele.<br />
Und zählen muß ich – Mit der Zahl<br />
Schwillt immer höher meine Qual,<br />
Mir ist, als wälzten sich die Leichen<br />
Auf meine Brust – Gottlob! sie weichen!<br />
Gottlob! durch meine Fenster bricht<br />
Französisch heitres Tageslicht;<br />
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,<br />
Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
<strong>Fragen</strong> <strong>zu</strong> <strong>Heine</strong>s „Der Schiffbrüchige“:<br />
1) Wie wird die Frau in dem Gedicht beschrieben (Augen, Haare, Mund, Gesicht etc.)?<br />
2) Was ist typisch ‚romantisch’ an dieser Beschreibung?<br />
3) „Der Schiffbrüchige“ – in welcher Beziehung hat er Schiffbruch erlitten?<br />
55<br />
Der Schiffbrüchige<br />
(1825-1826)<br />
Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert!<br />
Und ich selber, gleich einer Leiche,<br />
Die grollend ausgeworfen das Meer,<br />
Lieg ich am Strande,<br />
Am öden, kahlen Strande,<br />
Vor mir woget die Wasserwüste,<br />
Hinter mir liegt nur Kummer und Elend,<br />
Und über mich hin ziehen die Wolken,<br />
Die formlos grauen Töchter der Luft,<br />
Die aus dem Meer, in Nebeleimern,<br />
Das Wasser schöpfen,<br />
Und es mühsam schleppen und schleppen,<br />
Und es wieder verschütten ins Meer,<br />
Ein trübes, langweilges Geschäft,<br />
Und nutzlos, wie mein eignes Leben.<br />
Die Wogen murmeln, die Möwen schrillen,<br />
Alte Erinnerungen wehen mich an,<br />
Vergessene Träume, erloschene Bilder,<br />
Qualvoll süße, tauchen hervor!<br />
Es lebt ein Weib im Norden,<br />
Ein schönes Weib, königlich schön.<br />
Die schlanke Zypressengestalt<br />
Umschließt ein lüstern weißes Gewand;<br />
Die dunkle Lockenfülle,<br />
Wie eine selige Nacht,<br />
Von dem flechtengekrönten Haupte sich ergießend,<br />
Ringelt sich träumerisch süß<br />
Um das süße, blasse Antlitz;<br />
Und aus dem süßen, blassen Antlitz,<br />
Groß und gewaltig, strahlt ein Auge,<br />
Wie eine schwarze Sonne.<br />
O, du schwarze Sonne, wie oft,<br />
Entzückend oft, trank ich aus dir<br />
die wilden Begeistrungsflammen,<br />
Und stand und taumelte, feuerberauscht –<br />
Dann schwebte ein taubenmildes Lächeln<br />
Um die hochgeschürzten, stolzen Lippen,<br />
Und die hochgeschürzten, stolzen Lippen<br />
Hauchten Worte, süß wie Mondlicht,<br />
Und zart wie der Duft der Rose –<br />
Und meine Seele erhob sich<br />
Und flog, wie ein Aar, hinauf in den Himmel!<br />
Schweigt, ihr Wogen und Möwen!<br />
Vorüber ist Alles, Glück und Hoffnung,<br />
Hoffnung und Liebe! Ich liege am Boden,<br />
Ein öder, schiffbrüchiger Mann,<br />
Und drücke mein glühendes Antlitz<br />
In den feuchten Sand.