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jugendliche in hilfeprozessen zwischen jugendhilfe und psychiatrie

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Psychiatrie<br />

Den ersten E<strong>in</strong>druck, den Anne von der K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugend<strong>psychiatrie</strong> hatte, war: „ganz <strong>in</strong><br />

Ordnung, also war jetzt nichts, wo ich gesagt hab ´Oh Gott, Psychiatrie <strong>und</strong> anfesseln <strong>und</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Ahnung.´" (123ff.). Jedoch rief die Forderung dort bleiben zu sollen <strong>in</strong> ihr Panik<br />

hervor (vgl. 92ff.). Bedenken bereiteten Anne vor allem die unvertraute Umgebung <strong>und</strong> der<br />

Fakt „nicht zu Hause bei me<strong>in</strong>en Eltern zu se<strong>in</strong> irgendwie, wo ich mich irgendwie geschützt<br />

fühle“ (76f.). Auch das Gefühl <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik „ke<strong>in</strong>e Freiheiten“ (13) zu haben, nährten diese<br />

erheblichen Ängste. Sie versuchte sich gegen e<strong>in</strong>en stationären Aufenthalt zu wehren <strong>und</strong><br />

argumentiert rückblickend: „ich f<strong>in</strong>d´ es sehr schwierig für e<strong>in</strong>en psychisch kranken<br />

Menschen, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e vollkommen fremde Umgebung gepackt wird, das auszuhalten“<br />

(181f.). Nachdem der Aufenthalt gegen ihren Willen beschlossen wurde, saß Anne die<br />

ersten Tage we<strong>in</strong>end auf noch „gepackten Koffern“ (79).<br />

Die Mitpatient_<strong>in</strong>nen spielen für Anne <strong>in</strong> ihren Erzählungen e<strong>in</strong>e umfassende Rolle. Sie<br />

gaben ihr viel Kraft (vgl. 204f.) <strong>und</strong> motivierten sie: „Eigentlich nur dadurch b<strong>in</strong> ich dann -<br />

, hab ich dann gesagt […] ´Ok, ich probier ´s jetzt.´“ (205f.). Sie erlebte diese Menschen als<br />

sehr mitfühlend <strong>und</strong> verständnisvoll <strong>und</strong> erzählt von e<strong>in</strong>er Situation, <strong>in</strong> der sie mehrere<br />

St<strong>und</strong>en mit e<strong>in</strong>em Mitpatienten geredet hatte <strong>und</strong> getröstet wurde, „wo dann auch<br />

irgendwie (.) auch Zeit dafür war, also es war auch nicht diese Hektik, die man ja<br />

normalerweise im Alltag hat“ (240f.). Als positiv beschreibt sie auch, zu wissen: „da hat ja<br />

jeder irgendwas <strong>und</strong> man wusste das <strong>und</strong> das war <strong>in</strong> Ordnung dort, dort durfte das se<strong>in</strong>“<br />

(315f.). Außerdem erzählt sie davon, wie sie sich zusammen mit anderen Patient_<strong>in</strong>nen den<br />

Kl<strong>in</strong>ikregeln widersetzt hat: „Wir haben sehr viel Scheiße gebaut […] also gerade wenn<br />

man halt so e<strong>in</strong> bisschen e<strong>in</strong>gesperrt ist, sag´ ich mal, da kommt man halt auf dumme<br />

Ideen“ (421ff.). Dabei, so Anne, verstärkte sich auch der Zusammenhalt der Gruppe (437).<br />

Neben den positiven Aspekten spricht die junge Frau gleichzeitig auch von Zeiten, <strong>in</strong> denen<br />

sich die Patient_<strong>in</strong>nen gegenseitig entmutigt haben. Sie erklärt: „e<strong>in</strong>fach, dass wenn der<br />

e<strong>in</strong>e sich verletzt hatte, sich die anderen auch alle verletzt haben […] oder e<strong>in</strong>er total<br />

aggressiv war, dann die anderen natürlich auch darunter gelitten haben.“ (452ff.). Die<br />

eigene Motivation dabei nicht zu verlieren, fiel Anne bisweilen schwer (vgl. 460ff.).<br />

Die Betreuer_<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik beschreibt sie retrospektiv als „ganz nett“ (202), jedoch<br />

reflektiert sie, dass der Umgang mit diesen zunächst ungewohnt war <strong>und</strong> sie sich anfangs<br />

„alles zu sehr zu Herzen genommen“ (vgl. 338ff.) hat. Da sie die Betreuer_<strong>in</strong>nen bei ihrem<br />

zweiten Aufenthalt <strong>in</strong> derselben Kl<strong>in</strong>ik schon kannte, boten diese ihr e<strong>in</strong>en Rückhalt: „das<br />

hat mich e<strong>in</strong>fach so bestärkt, ja da hab´ ich mich dann wieder e<strong>in</strong>igermaßen wohl gefühlt“<br />

(525f.).<br />

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