ANDREAS schiestl-swarovski - felixhutt.com
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1<br />
6<br />
FOtOs: steFan BOekels, unter Verwendung FOlgender Bilder:<br />
geOrg köchler (3), recka hammann, rOBert Parigger,<br />
BaBiradPicture, mauritius; karte: Falk Verlag OstFildern<br />
8<br />
7<br />
Der Fall<br />
der zwei<br />
Über die Liebe und den Tod lohnt<br />
es immer nachzudenken:<br />
Warum erschießt sich AndreAs<br />
<strong>schiestl</strong>-<strong>swarovski</strong>?<br />
Warum rast seine Frau<br />
MArgreth auf freier Strecke<br />
gegen einen Baum? Die Kristall-<br />
Dynastie schweigt. Warum?<br />
Text: FELIX HuTT<br />
Der Kosmos Des AnDreAs<br />
<strong>schiestl</strong>-swArovsKi:<br />
[1] Als er 13 ist, stirbt seine<br />
geliebte Mutter Wilhelmine<br />
[2] Das Ehepaar am 17. September<br />
2004 im Porsche-Zentrum<br />
Innsbruck [3] Ihr Grab auf dem<br />
Gemeindefriedhof Weerberg<br />
[4] Mit seiner Firma Watercryst<br />
residiert Schiestl-Swarovski<br />
in Kematen [5] Bei Otto Plattner<br />
im Hotel Europa in Innsbruck<br />
waren die beiden gern gesehene<br />
Gäste [6] Am 20. Dezember 2006<br />
fährt Margreth Schiestl-<br />
Swarovski gegen einen Baum,<br />
stürzt im Porsche Cayenne<br />
den Weerberg hinunter, ist sofort<br />
tot [7] Swarovski-Welt:<br />
André Hellers „Kristallwelten“<br />
und der Firmensitz in Wattens<br />
[8] Das Haus am Weerberg<br />
66 67
von oben die Sonne, von unten der Nebel.<br />
Die Tiroler Berge wie ein Fleckerlteppich.<br />
Zu wenig Schnee, zu viel Grün,<br />
die Lifte arbeitslos. Der Friedhof Weerberg<br />
liegt am Hang, gegenüber vom Gemeindeamt.<br />
Das Grab an einer Mauer,<br />
im Schatten. Davor steht eine alte Dame<br />
und betet. Kopftuch, Lodenmantel, Kragen<br />
hochgekrempelt, als bliese ein eisiger<br />
Wind, dabei ist Frühling im Februar.<br />
Nicht für jede Kälte gibt es ein Thermometer.<br />
„Die Spur deiner Worte, die Spur deiner Umarmung, die<br />
Spur deines Lächelns, niemand kann sie auslöschen in uns“,<br />
steht auf zwei schlichten Holzkreuzen. Darunter die Fotos von<br />
Andreas SchiestlSwarovski und seiner Frau Margreth. Sie,<br />
von allen nur „Margee“ genannt, verunglückt am 20. Dezember<br />
2006 auf dem Heimweg, fährt gegen einen Baum. Ihr<br />
Mann, millionenschwerer Urenkel des Firmengründers Daniel<br />
Swarovski, erschießt sich einen Monat später, am 20. Januar<br />
2007, in der gemeinsamen Villa am Weerberg.<br />
Auf dem Grab liegt ein Kranz mit Schleife: „You will<br />
always be in our hearts.“ Von den Töchtern Natascha, 9, und<br />
Alexandra, 13, jetzt Vollwaisen. Zwei kleine Laternen brennen.<br />
Und die Frage nach dem Warum.<br />
UNTEN IM INNTAL, IN DAS SICH DER NEBEL<br />
WIE EIN WEISSES KISSEN BETTET, da liegt<br />
Wattens, der SwarovskiHauptsitz. Die „Kristallwelten“, der<br />
Erlebnispark, den André Heller für Swarovski geschaffen hat,<br />
locken Touristen, die vom Brenner über die A12 aus dem<br />
Urlaub kommen. Es wird geschwäbelt und gesächselt, der<br />
Shop ist voll, die Kasse auch. Swarovski, seit fünf Genera<br />
tionen in Familienbesitz, ist Österreichs Vorzeigeunternehmen.<br />
Milliardenumsätze, hochprofitabel. Sie werden die<br />
Rockefellers der Alpenrepublik genannt, mit eigener Flugzeugflotte<br />
und Weingütern in Argentinien und China. Intern,<br />
so hört man, nicht immer einig, nach außen hin einig diskret.<br />
Über Ausnahmen wie „die Fiona“ redet man nicht. Gründer<br />
Daniel Swarovski kam 1895 aus Böhmen nach Wattens, weil er<br />
hier die Wasserkraft fand, die seine Glasschleifmaschinen in<br />
Gang brachte, das Glas zu Kristall machte. Aus Angst vor<br />
Fremdeinfluss verordnete er, dass Anteile nur vererbt werden<br />
können. Das Prinzip gilt bis heute, Entscheidungen trifft der<br />
Familienbeirat. Im Falle der zwei Toten, die da oben auf dem<br />
Weerberg ruhen, gilt: Stillschweigen.<br />
Es ist kurz vor zwölf, die Kirchenglocken läuten, und<br />
auf der kleinen Dorfstraße, die am Friedhof vorbeiführt,<br />
rattert ein Traktor. Bürgermeister Ferdinand Angerer sitzt in<br />
seinem Büro im Gemeindeamt. Braunes Sakko, schwarzer<br />
Rollkragenpullover mit AdidasEmblem, Jeans, grauer<br />
Schnurrbart, gemütlich. Er wolle nicht groß auftauchen in<br />
der Geschichte, weil die Familie Swarovski keine Geschichten<br />
über sich wünsche. „Die haben so viel Einfluss hier in<br />
Tirol, das glauben Sie nicht“, sagt er.<br />
Ein guter Arbeitgeber sei er gewesen, der Herr Schiestl<br />
Swarovski, habe Gärtner, Innenausstatter, Handwerker beschäftigt.<br />
Am gesellschaftlichen Leben habe das Ehepaar kaum teilgenommen,<br />
wenn man davon absähe, dass seine Frau bei der<br />
örtlichen Polizei immer wieder als Raserin aufgefallen sei. „Die<br />
hatte so ein Faible für schnelle Autos“, sagt der erste Mann im<br />
Ort und grinst, fast ein wenig bewundernd. Einmal im Jahr<br />
habe sie die Kinder aus Weerberg zum Schwimmen in den<br />
hauseigenen Pool eingeladen, ansonsten seien die beiden oft in<br />
Amerika gewesen. Dass die beiden keine Kostverächter waren,<br />
„mei, das sind halt die Gerüchte, aber richtig wissen tut’s keiner“.<br />
Und das mit dem Fluch, der angeblich auf dem Haus<br />
laste, das könne er nun überhaupt nicht nachvollziehen. Nur<br />
weil es 1973 HannsMartin Schleyer erbaute, der später von der<br />
RAF ermordet wurde, und es anschließend ein Wurstfabrikant<br />
erwarb, der kurz darauf pleiteging, und sich jetzt der Herr<br />
SchiestlSwarovski darin erschossen hat. An so einen Quatsch,<br />
so übersinnliches Zeug, daran glaube er nicht. „Aber einen Käufer<br />
zu finden, das wird jetzt schon schwierig.“<br />
<strong>ANDREAS</strong> SCHIESTL-SWAROVSKI kommt am<br />
28. Januar 1960 als Sohn von Fritz Schiestl und dessen Frau<br />
Wilhelmine SchiestlSwarovski zur Welt. Die Mutter ist die<br />
Enkelin von Firmengründer Daniel Swarovski, der Vater der<br />
Bürgermeister von Wattens. Allerhöchste Tiroler Prominenz.<br />
Man ist im Schützenverein und im Skiclub. Der „Andi“, wie<br />
ihn Familie und Freunde nennen, ist der einzige Sohn. Er<br />
hat drei ältere Schwestern, Monika, Erica und Daniela, und<br />
Als Doris Ebner von<br />
seiner Neuen erfährt,<br />
davon, dass nichts<br />
wird aus einem Leben,<br />
bis dass der Tod sie<br />
scheidet, da entscheidet<br />
sie sich für den Tod<br />
und erhängt sich. Im<br />
weißen Hochzeitskleid<br />
eine jüngere, Marietta. Als er 13 ist, stirbt seine Mutter, „an<br />
der er sehr hing“, wie eine Bekannte berichtet. „Mit dem Verlust<br />
der Mutter verlor er seine komplette emotionale Erziehung,<br />
sein Empathievermögen“, sagt einer, der ihm später<br />
begegnet. Seine Schwestern kümmern sich, Andreas Schiestl<br />
Swarovski ist zurückhaltend, gilt als sensibel. An Depressionen<br />
soll er gelitten, Medikamente genommen haben. Freude<br />
macht ihm die Jagd, auf der Technischen Hochschule in Innsbruck<br />
absolviert er eine Ausbildung zum Wirtschaftsingenieur.<br />
Ende der 1980erJahre verliebt er sich in Doris Ebner,<br />
eine Tochter aus dem Nachbarort Weer, die er schon länger<br />
kennt. Ihr Vater ist Hotelier und religiös, sein Vater einverstanden.<br />
Man verlobt sich, die Hochzeit ist nicht fern, das<br />
Kleid schon ausgesucht. „Wer viel liabt, muass vü leidn“,<br />
heißt es in Tirol.<br />
Das Leiden der Doris Ebner, zukünftige SchiestlSwarovski,<br />
war blond und Amerikanerin.<br />
Bei einem Skiurlaub in den USA lernt Andreas Schiestl<br />
Swarovski Anfang 1992 seine Traumfrau kennen – Margreth<br />
SwindellGoldsborough. Frau von Welt, aus einer guten<br />
Familie in Baltimore, Beruf: Mannequin. Beim jungen Schiestl<br />
alfred SwarovSki<br />
1891–1960<br />
Lotte SwarovSki<br />
1916–1985<br />
Erica cohEn<br />
1938<br />
Monika SchiEStL-SwarovSki<br />
1946<br />
Swarovski brennen die Sicherungen durch, „die Margee“<br />
stellt sein Leben auf den Kopf. „Den Antrag hat er mir noch<br />
auf der Rollbahn vom JFK Airport gemacht“, schwärmt sie<br />
im Juni 2006, „und statt des Ringes bekam ich eine Hygienetasche<br />
voll mit kleinen Aperitiffläschchen aus der Bordbar.<br />
Als wir dann aber in Palm Beach gelandet waren, entführte<br />
er mich zu einem exklusiven Juwelier, und ich durfte mir<br />
19 verschiedene Schmuckstücke aussuchen. Das werde ich<br />
nie vergessen!“<br />
VERGESSEN, DAS KANN DIE FAMILIE EBNER<br />
BIS HEUTE NICHT. Die Bundesstraße von Weerberg<br />
nach Wattens führt durch die kleine Ortschaft Kolsass. Den<br />
Ebners – fleißige, geachtete Leute – gehört hier das Mühlbachl,<br />
ein Hotel mit Restaurant, und die Pension Edelweiß, mit einem<br />
Souvenirladen im Erdgeschoss. Es gibt Postkarten und<br />
Schlüsselanhänger, heute wenig Touristen, weil wenig Schnee.<br />
Als Doris Ebner von der Neuen ihres Versprochenen erfährt,<br />
davon, dass nichts wird aus dem gemeinsamen Leben,<br />
bis dass der Tod sie scheidet, da entscheidet sie sich für den<br />
Tod. Sie geht auf den Dachboden ihres Elternhauses und erhängt<br />
sich. Im weißen Hochzeitskleid.<br />
Knapp 15 Jahre ist das jetzt her, darüber sprechen möchten<br />
und können weder Vater Manfred noch Bruder Wolfgang.<br />
Im hinteren Teil ihres kleinen Ladens, zwischen Kerzen und<br />
Kreuzen, steht eine Tasse, auf der die Inschrift: „Ohne dich<br />
ist alles nur halb so schön.“<br />
Die neue Doris heißt Margee, Andreas Schiestl<br />
Swarovski macht sie im Oktober 1992 zur Frau<br />
SchiestlSwarovski. Ein Umstand, den nicht alle<br />
in der Familie gutgeheißen haben sollen. Von ihrem<br />
umtriebigen Lebenswandel wird berichtet,<br />
die Familie in Baltimore sei wohl doch kein ganz so guter Stall,<br />
ihre Mutter Peggy arbeite als Eislauftrainerin, sie selbst soll<br />
im Sommer als Rettungsschwimmerin an der Ostküste gearbeitet<br />
haben. In einer Boutique in Innsbruck bleibt eine Rechnung<br />
über 45000 Schilling offen, Margee SchiestlSwarovskis<br />
Daniel SwarovSki i.<br />
1862–1956<br />
wilhelm SwarovSki<br />
1888–1962<br />
anna<br />
1896–1979<br />
wilhelmine SchiEStL<br />
geb. SwarovSki<br />
1917–1973<br />
Fritz SchiEStL<br />
1909–1996<br />
andreas SchiEStL-SwarovSki<br />
1960–2007<br />
Daniela rochELt<br />
1951<br />
Fritz SwarovSki i.<br />
1890–1961<br />
Maria EbEnbichLEr<br />
geb. SwarovSki<br />
1914–2004<br />
Marietta SaiLEr-SchiEStL<br />
1966<br />
Kreditkarten sollen nicht immer gedeckt, ein teurer Ring soll<br />
„verloren“ gegangen sein. Die Familie kümmert sich, will kein<br />
Aufsehen. Das gelingt – bis zu jenem kalten Novemberabend<br />
1993, der zur Legende wird.<br />
NOVEMBER 1993, MONTAG, GEGEN 19 UHR;<br />
das Ehepaar ist allein zu Hause. Beide im Schlafzimmer,<br />
angezogen. In der rechten Hand hält Andreas Schiestl<br />
Swarovski eine Pistole, vor ihm steht seine Frau. Er legt<br />
die Waffe auf sie an, drückt ab. Das Projektil durchschlägt<br />
Margee SchiestlSwarovskis rechte Wange und bleibt in ihrer<br />
Halswirbelsäule stecken. Sie sackt zusammen. Anschließend<br />
hält er sich die Pistole in den Mund, drückt ab. Das Neun<br />
MillimeterProjektil durchschlägt Kiefer und Gaumen und<br />
bleibt im Nasenwurzelbereich stecken. Doch der Tod, der spielt<br />
einfach nicht mit, er lässt noch gut 13 Jahre auf sich warten.<br />
Schwer blutend schleppen sich Margee und Andreas<br />
SchiestlSwarovski ins benachbarte Haus seiner Schwester<br />
Daniela, die den Rettungsdienst verständigt. Als beide auf<br />
Tragen in die Notaufnahme der Innsbrucker UniKlinik gebracht<br />
werden, flüstert Margee SchiestlSwarovski: „I love him.“<br />
Als die Tat bekannt wird, explodiert die Gerüchteküche:<br />
kollektiver Selbstmord, so heißt es in ganz Österreich, sie<br />
haben Mayerling nacheifern wollen. Kronprinz Rudolf von<br />
Habsburg, der Österreichs Kaiser hätte werden sollen, hatte<br />
1889 sich und seine Geliebte Mary in seinem Jagdschloss in<br />
Mayerling gerichtet, weil das Umfeld ihre Liebe nicht guthieß.<br />
Die Tiroler nennen deswegen den Fall SchiestlSwarovski den<br />
„Mayerling von Wattens“.<br />
Die Erklärung der Familie: „Die Hintergründe des Geschehens<br />
liegen im persönlichen Bereich.“ Aus dem Umkreis<br />
wird verbreitet, dass SchiestlSwarovski seine Medikamente<br />
abgesetzt habe, das Ganze nur eine Kurzschlussreaktion<br />
gewesen sei. Es sei ein Unfall gewesen, die Waffe, zur Jagd<br />
bestimmt, sei nicht gesichert gewesen. Die tschechische<br />
CZ 75, Baujahr 1975, aber, die SchiestlSwarovski benutzte,<br />
ist eine halb automatische Militärpistole, zur Reh oder<br />
Hirschjagd gänzlich ungeeignet.<br />
68 69
Nach dem Skandal<br />
von 1993 attestiert<br />
Kriminalpsychologe<br />
Dr. Reinhard<br />
Haller Andreas<br />
Schiestl-Swarovski<br />
„eine Gefährdung für<br />
zukünftige Taten“<br />
und empfiehlt<br />
ein „engmaschiges<br />
Therapienetz“<br />
Beide überleben, ein plastischer Chirurg flickt Margreth<br />
SchiestlSwarovski wieder zusammen, Andreas Schiestl<br />
Swarovski bekommt ein fast neues Gebiss. Sie nehmen starke<br />
Schmerztabletten. Das Landgericht Innsbruck ermittelt, erlässt<br />
Haftbefehl gegen Andreas SchiestlSwarovski, er muss in<br />
Untersuchungshaft, aber nicht lange. Drei Gutachter sollen<br />
seine Zurechnungsfähigkeit prüfen, alle drei entscheiden auf<br />
nicht schuldfähig. Eine Kurzschlussreaktion sei es gewesen,<br />
Wiederholungsgefahr gleich null. Nur einer, der Psychiater<br />
Dr. Reinhard Haller, sieht das anders. In seinem Gutachten<br />
attestiert er SchiestlSwarovski „eine Gefährdung für zukünftige<br />
Taten“ und empfiehlt ein „engmaschiges Therapienetz“.<br />
FRASTANz IM VORARLBERG, zWEI AUTO-<br />
STUNDEN VON INNSBRUCK, EINE HALBE VOM<br />
BODENSEE. Reinhard Haller sitzt auf seiner schwarzen<br />
Ledercouch, vor dem Fenster machen die Patienten der Klinik<br />
Maria Ebene eine Rauchpause. Haller trägt einen weißen Kittel,<br />
auf den blau „Chefarzt Reinhard Haller“ gestickt ist. Darunter<br />
Hemd und Krawatte, Cordhose, an den Füßen Burlington<br />
Socken und BirkenstockSchuhe. Haller ist Facharzt für Psychiatrie<br />
und Neurologie, zudem internationaler Experte für Kriminalpsychologie.<br />
Er erstellte Gutachten für mehr als 250 Mörder,<br />
sein Bestseller „Die Seele des Verbrechers“ gibt es in dritter<br />
Auflage. Jack Unterweger oder der KampuschEntführer – ohne<br />
Haller läuft nichts, wenn in Österreich ein schwieriger Fall<br />
psychologischer Aufklärung bedarf. Bei diesem Fall müsse man<br />
sehr vorsichtig sein, hatte er am Telefon gesagt. Er unterstehe<br />
der ärztlichen Schweigepflicht, könne nicht viel über den Herrn<br />
SchiestlSwarovski, nur allgemein sprechen.<br />
Ob er überrascht sei über die Tragödie? „Man kann nicht<br />
eine Prognose abgeben und dann überrascht sein, wenn sie zutrifft“,<br />
sagt er. Er habe ja schon damals, 1994, auf die Gefahr<br />
hingewiesen.<br />
Andreas SchiestlSwarovski kommt weder in Haft noch<br />
in eine psychiatrische Anstalt. „Mich hätten sie dafür eingesperrt“,<br />
sagt einer, der nicht genannt werden möchte, „aber<br />
einen Swarovski lassen sie natürlich laufen.“ Woher die Tatwaffe<br />
kam, bleibt unklar, die Motive auch.<br />
Der experte für KriminAlpsychologie:<br />
Psychiater Dr. Reinhard Haller erstellte 1994<br />
ein Gutachten über Schiestl-Swarovski<br />
Das Ehepaar verlässt Wattens, bezieht die Villa auf dem Weerberg.<br />
Unauffällig scheidet Andreas SchiestlSwarovski, der<br />
zuvor MarketingChef war, aus der aktiven Arbeit im Unternehmen<br />
aus. Angeblich hält er bis zu seinem Tod einen Anteil<br />
von sieben Prozent, was nach unbestätigten Angaben eine<br />
jährliche Ausschüttung von 4,9 Millionen Euro bedeuten soll.<br />
An Geld mangelt es in jedem Falle nicht.<br />
Die Töchter Alexandra und Natascha kommen auf<br />
die Welt, ob und wann sich SchiestlSwarovski<br />
in psychologische Behandlung begibt, weiß keiner.<br />
In den Jahren vor seinem Tod sucht er, von<br />
der Öffentlichkeit unbeobachtet, regelmäßig die<br />
Psychologin Regina Prunnlechner in der UniKlinik Innsbruck<br />
auf. Sie bestätigt das am Telefon, wolle dazu aber weiter<br />
nun wirklich nichts sagen, schließlich sei sie eine langjährige<br />
Freundin der Familie.<br />
Über einen Kontakt seines ehemaligen Schwagers be<br />
teiligt sich SchiestlSwarovski 2000 an der kleinen Firma Watercryst,<br />
die eine Technik entwickelt hat, um den Kalkgehalt im<br />
Trinkwasser zu minimieren. Anfang 2005 übernimmt er sogar<br />
die Geschäftsführung, leitet das Tagesgeschäft. Er tritt dem Ambassador<br />
Club bei, Abteilung Unterinntal. Ein Männerverein,<br />
der sich jeden zweiten Donnerstag im Monat trifft, um soziale<br />
und wirtschaftliche Kontakte zu pflegen. SchiestlSwarovski<br />
fällt nicht besonders auf, macht sich einen Namen als kulinarischer<br />
Experte. Nur sein Handy, das liegt immer neben ihm,<br />
und wenn es klingelt, dann springt er sofort auf, rennt hektisch<br />
aus der Sitzung, berichtet ein Mitglied, das dabei war.<br />
Das Paar verhält sich zurückhaltend, bei den wenigen<br />
Auftritten, wie etwa einer Galerieeröffnung in Innsbruck,<br />
ist nicht zu übersehen, dass Margee SchiestlSwarovski<br />
erschreckend dünn ist. Aus dem Haus auf dem Weerberg,<br />
ursprünglich im Landhausstil erbaut, macht sie „Margee<br />
Mahal“, lässt Marmor aus Mexiko bringen, bestellt Vorhänge<br />
bei einer Firma in Frankreich, die schon das Schloss Versailles<br />
ausgestattet hat. Es gibt teure Teppiche, einen Erker aus<br />
Wurzelholz, eine Saunalandschaft und ein Fitnessstudio.<br />
Schätzwert: zehn Millionen Euro.<br />
FOtOs: milenkO Badzic/First lOOk/aPa-images, steFan BOekels,<br />
mit Freundlicher genehmigung des tirOler Verlagshauses<br />
„mArgee-mAhAl“: Für eine Homestory in Die Tirolerin öffnete Margreth Schiestl-Swarovski im<br />
Juni 2006 die Pforten ihres Hauses am Weerberg, das mit neureichem Prunk nicht geizte.<br />
Sie gab sich locker und ließ sich sogar überreden, sich in der Badewanne ablichten zu lassen<br />
Für eine Weile scheint es, als habe das Ehepaar die Rückkehr<br />
in die Normalität geschafft. Sie lässt eine Homestory machen,<br />
die in Die Tirolerin erscheint, mit Fotos von ihrem Prunktempel,<br />
ihrem begehbaren Schuhschrank und von der stolzen Hausherrin,<br />
plantschend in der Badewanne. Bei der Eröffnung des<br />
Innsbrucker PorscheZentrums im September 2004 zeigt sie<br />
sich von einem Porsche Carrera GT ganz angetan, berichtet<br />
stolz, dass sie ihren silberfarbenen Porsche Cayenne mit<br />
„SwarovskiGlitzerSpeziallack“ veredeln wird, und ergänzt<br />
lachend, dass sie es hasse, angeschnallt zu fahren, weshalb sie<br />
sich das Warnsystem, das ertönt, wenn der Gurt nicht aktiviert<br />
ist, habe ausbauen lassen. Da weiß sie noch nicht, dass ihr<br />
das einmal zum Verhängnis werden wird. Immer mal wieder<br />
werden sie oder ihr Mann in Innsbruck gesichtet, nehmen unauffällig<br />
am gesellschaftlichen Leben teil.<br />
WER IN INNSBRUCK GUT ESSEN WILL, DER<br />
GEHT zUM „O. P.“. „Zwei arme Seelen sind sie gewesen“,<br />
sagt Otto Plattner, während er im barocken Speisesaal<br />
an seiner Weißweinschorle nippt, „zwei ganz arme Seelen.“<br />
Plattner, 78 Jahre, grauer Vollbart, Krawatte, Einstecktuch,<br />
seit 18 Jahren Besitzer des Hotel Europa am Bahnhof, des einzigen<br />
Fünfsternehotels in Innsbruck, wie er stolz erzählt. Sein<br />
Restaurant habe noch keinen, aber das könne ja noch kommen.<br />
Dann erklärt er, dass er die Familie Swarovski schon seit<br />
Generationen bewirte und dass es für Menschen wie die<br />
zwei Toten früher Allerseelen gegeben habe, den zweiten<br />
November, „das war, als ich jung war, noch wichtiger als<br />
Allerheiligen“. Dass es Menschen gäbe, die immer unglücklich<br />
seien, denen man nicht helfen könne. In der Auslage liegen<br />
Krapfen. Plattner ist auch Präsident der Original Tiroler<br />
Kaiserjägermusik, früher viel gereist, und wenn es für ihn<br />
keine Erklärung gibt, dann sind es die höheren, die heiligen<br />
Mächte, die steuern. Die ihm zum Beispiel den Europatunnel<br />
vor seine Haustür gebaut haben, weshalb er jetzt immer gut<br />
ausgebucht ist. Der Herr SchiestlSwarovski und die Frau<br />
SchiestlSwarovski, das seien ganz tolle Gäste gewesen, am<br />
Abend seien sie oft zum Essen gekommen, selten zusammen,<br />
meistens allein, übernachtet hätten sie nie, manchmal einen<br />
Absacker an der EuropaBar im Foyer genommen. „Trüffel hat<br />
sie geliebt, und Weißwein“, sagt er und lacht, „egal, was auf der<br />
Karte stand, die wollte immer Trüffel – und dazu Weißwein.“<br />
Das ist auch am Mittwoch, dem 20. Dezember 2006, nicht<br />
anders. „Ich glaube, sie war hier in Innsbruck für Weihnachten<br />
einkaufen, hat vor der Heimfahrt noch was gegessen“, so<br />
Plattner. Gegen 23 Uhr verlässt Margee SchiestlSwarovski<br />
das Restaurant des Hotels, fährt mit dem Aufzug in die Tiefgarage,<br />
dann in ihrem Porsche Cayenne auf die A12 Richtung<br />
Wattens/Weerberg – eine Stunde später ist sie tot.<br />
„Eine 43-jährige Unternehmerin lenkte am 20.12.2006 gegen<br />
24.00 Uhr einen Geländewagen auf der Gemeindestraße von<br />
Weer kommend, bergwärts in Richtung Weerberg. Zirka 800<br />
Meter oberhalb des Ortsteiles ‚Weerer-Eben‘ (Freiland) geriet<br />
die Lenkerin mit dem Fahrzeug in einer Rechtskurve über den<br />
linken Fahrbahnrand hinaus und prallte frontal gegen einen<br />
Baum. Anschließend stürzte das Fahrzeug, sich mehrmals<br />
überschlagend, ca. 30 Meter über steiles Gelände ab und blieb<br />
an zwei Bäumen hängen. Die Lenkerin erlitt beim Fahrzeugabsturz<br />
tödliche Verletzungen…“<br />
So der offizielle Polizeibericht der zuständigen Polizeibehörde<br />
Schwaz. Der Fall scheint klar, ein Unfall. Ermittelt wird nicht<br />
weiter, auch Obduktionsergebnisse bleiben aus. Die Menschen<br />
vom Weerberg wissen mehr, sagen sie. Einer, dem die Pension<br />
unterhalb der Villa der SchiestlSwarovskis gehört, sagt, dass sie<br />
wie immer unangeschnallt gewesen und mit 130 Sachen bergauf<br />
gerast sei. Dass es keine Bremsspuren gegeben habe und<br />
dass man sich schon fragen dürfe, warum sie in einer Kurve<br />
einfach geradeaus fahre, die sie vorher tausendfach durchfahren<br />
habe. Der Zweifel an der Unfalltheorie, dass etwas nicht<br />
stimmen kann an der Unfalltheorie, der geht um im Dorf, zu<br />
belegen ist er jedoch nicht, nur die Fragen bleiben – bis heute.<br />
„Komisch war, dass sie sich an dem Abend von allen besonders<br />
herzlich verabschiedet hat, wie vor einer langen Reise<br />
oder so“, erinnert sich Otto Plattner, aber an einen Freitod, an<br />
so was glaube er trotzdem nicht. „Fohr nia schnella, as wia die<br />
Schutzengel fliagn ku!“, sagen die Tiroler zu Leuten auf der<br />
Überholspur. Margreth SchiestlSwarovski, so viel ist sicher,<br />
war für ihren Schutzengel viel zu schnell. ➝ Fortsetzung Seite 176<br />
70 71
ÜBERLAuF<br />
176<br />
Fortsetzung von Seite 71 DER FALL DER ZWEI<br />
Für Andreas SchiestlSwarovski bricht zum zweiten Mal, nach<br />
dem Tod seiner Mutter, die Welt zusammen. Eine Nichte, die<br />
früher schon als Babysitterin in Weerberg war, kümmert sich<br />
um seine Mädchen. Auch die Haushälterin ist eine große<br />
Stütze. Wie in Trance organisiert er die Beerdigung. Nicht<br />
in Wattens, sondern bei ihm in Weerberg soll seine Frau<br />
begraben werden. Bei der „Sterbehilfe Othmar Lechner“ trifft<br />
er die Vorkehrungen, am 26. und 27. Dezember werden die<br />
Rosenkränze gebetet, am 28. Dezember trägt er seine Frau<br />
zu Grabe. SchiestlSwarovski steht bis zum letzten Beileidswunsch<br />
am Grab, äußerlich gefasst. Beim Bürgermeister<br />
Angerer bedankt er sich später für die große Anteilnahme<br />
der Weerberger Bevölkerung.<br />
EINE VIERTELSTUNDE WESTLICH VON INNS-<br />
BRUCK LIEGT KEMATEN. Im Industriegebiet das<br />
unscheinbare Gebäude einer Kosmetikfirma, im Parterre<br />
zur Untermiete die Firma Watercryst. Andreas Schiestl<br />
Swarovskis letzte Wirkungsstätte. Es gibt keinen Empfang,<br />
im Büro von Klaus Leiter dudelt im Hintergrund das Radio.<br />
Klaus Leiter ist der Kopf und Macher, er hat SchiestlSwarovski<br />
die Firma und die Idee vom kalkfreien Wasser schmackhaft<br />
gemacht. Leiter ist ein bedachter, zurückhaltender Mann,<br />
keiner, der eine Show abzieht. Der Verlust des Menschen<br />
SchiestlSwarovski geht ihm nahe. Er wolle, dass man ihn<br />
so in Erinnerung behalte, wie er war: „Ein anständiger Mann,<br />
ein Idealist, der sich ernsthaft Sorgen um eine saubere<br />
Trinkwasserversorgung hier im Inntal gemacht hat“, sagt<br />
Leiter und erklärt, dass der Herr SchiestlSwarovski „mit<br />
Begeisterung“ dabei gewesen sei und dass man eng und<br />
gut zusammengearbeitet habe. Dass es ihm um das Wohl<br />
seiner Töchter gegangen sei, dass er zu einer Messe nach<br />
Dubai reisen wollte, um den Scheichs das System zur<br />
Wasseraufbereitung zu verkaufen. Über sein Privatleben<br />
habe der Herr SchiestlSwarovski wenig erzählt, nur dass<br />
er stolz auf seine Töchter sei. Und beim Totenmahl seiner<br />
Frau, da saß Leiter neben ihm, da habe er ihm gesagt, dass<br />
es seinen Töchtern anders ergehen soll als ihm, dass er jetzt<br />
für sie da sein will.<br />
Auch nach dem Tod seiner Frau sei er noch ins Büro<br />
gekommen, angeschlagen zwar, aber er habe das Tagesgeschäft<br />
trotzdem erledigt, die Finanzierung der Firma für<br />
die nächsten zwei Jahre gesichert. „Das Wichtigste“, sagt<br />
Leiter, „waren für ihn seine Töchter. Er hat sie sogar von der<br />
Schule abgeholt.“<br />
Aber warum nimmt sich einer, der für seine Kinder da<br />
sein will, das Leben? Warum raubt er ihnen nach dem Tod der<br />
Mutter auch noch den Vater? Leiter, der Ingenieur, Mann<br />
der Zahlen und Moleküle, schweigt, sagt, dass man in einen<br />
Menschen nicht hineingucken könne, dass es Probleme gäbe,<br />
die man nicht mathematisch lösen könne und dass so was<br />
doch nur Psychologen beantworten könnten.<br />
VOR DER KLINIK MARIA EBENE GEHT DIE<br />
SONNE HINTER DEN BERGEN UNTER. Auch wenn<br />
Reinhard Haller nur im Allgemeinen bleibt, so ist klar, wen er<br />
meint. Er spricht davon, dass eine Depression einen Punkt erreichen<br />
kann, wo es keinen Ausweg mehr gibt, wo man nicht<br />
mehr wahrnimmt, dass es andere Menschen gibt, die einen<br />
brauchen, wo es nur noch diesen einen langen Tunnel gibt, aus<br />
dem man nicht mehr herausfindet. 15 Prozent aller Depressionen<br />
enden im Suizid, das könne man in seinem Buch nachlesen.<br />
Haller überkreuzt die Beine, mal rechts über links, dann<br />
wieder zurück. Der Name SchiestlSwarovski fällt nicht, steht<br />
aber mitten im Raum. Von Stimmungsschwankungen, die andere<br />
nicht mitbekommen, berichtet Haller, von Versäumnissen<br />
in der Kindheit, die nicht mehr aufzuholen sind, von Narben,<br />
die bleiben, von der bedeutenden Rolle einer Mutter, die für<br />
das Emotionale zuständig ist. Er habe Erkenntnisse aus den<br />
USA gehabt, damals, als er das Gutachten von dem Herrn<br />
SchiestlSwarovski erstellt habe, Studien, die den Forschern in<br />
Europa voraus waren. Deswegen sei er zu der Erkenntnis gelangt,<br />
dass es eine Wiederholungsgefahr gegeben habe, eine<br />
Therapie nötig gewesen wäre. Wer eine Waffe einmal benutze,<br />
der könne es auch wieder tun. Vielleicht wäre der Mittelweg<br />
zwischen Anstalt und Gefängnis der richtige gewesen, den es<br />
damals noch nicht gab, aber wissen tue das keiner. Für einen<br />
abgebrühten Profi wirkt Haller ziemlich bedrückt, als er sich<br />
auf dem Parkplatz mit Handschlag verabschiedet.<br />
Am Abend des 18. Januar 2007 kommt Andreas Schiestl<br />
Swarovski mit seiner Nichte und seinen zwei Töchtern zum<br />
letzten Mal zum Essen zu Otto Plattner ins Hotel Europa nach<br />
Innsbruck. Hervorragende Tischmanieren hätten die Mädchen<br />
gehabt, sagt Plattner, sehr gute Gäste seien sie gewesen.<br />
SEIT DEM TOD IHRER MUTTER SOLLEN<br />
ALEXANDRA UND NATASCHA IM BETT DER<br />
ELTERN GESCHLAFEN HABEN, so eine Bekannte<br />
der Familie. Als die Mädchen am Samstagvormittag, dem 20. Januar,<br />
aufstehen, ihren Vater nicht finden, die Tür seines Raumes<br />
abgesperrt ist, laufen sie um das Haus. Durch ein Fenster sieht<br />
Alexandra SchiestlSwarovski ihren Vater regungslos am Boden<br />
liegen. Sie rennt zur Nachbarin oder, wie andere berichten, zur<br />
Haushälterin; der Rettungsdienst wird verständigt, der gegen<br />
Mittag nur noch seinen Tod feststellen kann. Andreas Schiestl<br />
Swarovski hat sich genau einen Monat nach dem Tod seiner<br />
geliebten Frau, gut 13 Jahre nach dem „Mayerling von Wattens“<br />
und acht Tage vor seinem 47. Geburtstag selbst gerichtet.<br />
Am 26. Januar wird Andreas SchiestlSwarovski neben<br />
seiner Frau Margee auf dem Weerberger Friedhof beerdigt.<br />
Anwesend ist ein Großteil des SwarovskiClans, auch viele,<br />
die in den letzten Jahren weniger mit „dem Andi“ zu tun hatten.<br />
Aus Angst vor Fotografen und neugierigen Journalisten<br />
wird ein privates Sicherheitsunternehmen engagiert.<br />
Die Vormundschaft für die Vollwaisen soll seine Schwester<br />
Marietta übernehmen, die Vermögensverwaltung bei seiner<br />
Schwester Monika liegen. Beide lassen auf Anfrage über ihren<br />
Anwalt ausrichten, dass sie sich zu den Vorfällen nicht äußern<br />
möchten. Auch Schwester Daniela, die mit dem bekannten<br />
Tiroler Schnapsfabrikanten Günter Rochelt verheiratet ist, lässt<br />
mitteilen, dass sie öffentlich zu ihrem Bruder nichts sagen<br />
möchte. „Die Ehe von Andreas war symbiotisch. Sie haben<br />
einander abgöttisch geliebt. Keiner wollte ohne den anderen<br />
leben“, erklärt sich Margee SchiestlSwarovskis Freundin<br />
Kathrin Gräfin GoessEnzenberg das, was nicht zu erklären ist.<br />
Der Nebel über Wattens hat sich verzogen. Die alte Dame<br />
vor dem Grab bekreuzigt sich, bevor sie, an der kleinen Pfarrkirche<br />
Maria Empfängnis vorbei, zum Ausgang geht: „Manche<br />
Menschen, die können einfach nicht ohne einander leben“,<br />
sagt sie, „aber miteinander packen sie es auch nicht.“