berg bau Zeitschrift für Rohstoffgewinnung, Energie, Umwelt - RDB eV
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Berg<strong>bau</strong><br />
Der Weltmarkt für Steinkohle<br />
angesichts globaler Verwerfungen<br />
Dr.-Ing. Eckart Pasche, Willich*<br />
Auch im Jahre 2008 blieb die<br />
Steinkohle weltweit die Primärenergiequelle,<br />
deren Gewinnungsmenge<br />
am schnellsten zunahm,<br />
und zwar um 250 Mio. t/a. Die in<br />
Deutschland Kohle verbrauchenden<br />
Unternehmen führten wiederum<br />
rund 48 Mio. t Kraftwerkskohle,<br />
Kokskohle und Koks ein. Diese<br />
Importe deckten rund 70 % des<br />
Steinkohlenbedarfs der deutschen<br />
Wirtschaft ab, wie der Verein der<br />
Kohlenimporteure am 17.06.2009<br />
in Düsseldorf bei Vorlage seines<br />
Jahresberichts 2009 betonte.<br />
Die internationalen Kohlenmärkte waren<br />
hinsichtlich des Mengenvolumens im Jahr<br />
2008 noch kaum beeinflusst von der globalen<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise. Die weltweite<br />
Kohlengewinnungsmenge wuchs erneut um<br />
250 Mio. t, wozu allein China mit 172 Mio. t<br />
beitrug. Die Weltförderung umfasst damit<br />
5 850 Mrd. t, davon rund 0,800 Mrd. t Kokskohle<br />
und 505 Mrd. t Kraftwerkskohle. Der<br />
Welthandel wuchs zwar um 23 Mio. t, damit<br />
aber schwächer als in den Vorjahren.<br />
Anfang des Jahres 2008 wurde aufgrund<br />
des Stahlbooms von einer Mangelsituation<br />
bei Kokskohle ausgegangen, die zu einem<br />
Wachstum von 25 bis 30 Mio. t führen<br />
sollte. Im vierten Quartal 2008 brach die<br />
Kokskohlennachfrage jedoch ein, was zu<br />
massiven Abbestellungen bzw. zum Verschieben<br />
kontrahierter Mengen führte.<br />
Das erste Quartal 2009 zeigte erstmals<br />
seit vielen Jahren einen Rückgang des<br />
Welthandelsvolumens insgesamt. Der Kraftwerkskohlenmarkt<br />
blieb stabil, aber ohne<br />
Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Der<br />
Kokskohlenweltmarkt brach um 25 % ein,<br />
denn vor allem die Industrieländer Asiens,<br />
Amerikas und Europas – Deutschland eingeschlossen<br />
– drosselten ihre Stahlproduktion<br />
in den letzten Monaten teils bis zu 50 %.<br />
*Dr.-Ing. Eckart Pasche<br />
Freier Fachjournalist<br />
Steene Dyk 11<br />
47877 Willich<br />
Tel. 0 21 56/61 39<br />
Fax 0 21 56/95 17 25<br />
e-Mail: eckart.pasche@epasche.de<br />
Internet: www.epasche.de<br />
Ein Großteil dieser Länder (Japan, Südkorea,<br />
Westeuropa) versorgt sich ausschließlich<br />
über den Weltmarkt mit Kokskohle.<br />
Schon seit August 2008 begannen die<br />
Kraftwerkskohlenpreise bei noch wachsendem<br />
Markt zu sinken. So fielen sie in<br />
Südafrika von rund 170 US$/t auf derzeit<br />
55 bis 60 US$/t und damit um 66 %. Die<br />
Kokskohlenpreise stiegen vor dem Hintergrund<br />
des Stahlbooms und der erwarteten<br />
Mangellage auf historische Höchstwerte<br />
an. Derzeit sind Abschläge von 60 % hinzunehmen,<br />
über noch größere Preisreduzierungen<br />
wird verhandelt.<br />
Der Verein der Kohlenimporteure erwartet,<br />
dass die Weltkohlenproduktion in diesem<br />
Jahr aufgrund der großen Stromnachfrage<br />
in Asien weiter steigen wird, dieses<br />
Wachstum aber schwächer ausfallen werde.<br />
Der Markt tendiere wieder zu einem<br />
Käufermarkt und dürfte die Weltmarktpreise<br />
für Kokskohle und Kraftwerkskohle im<br />
Jahre 2009 unter Druck halten.<br />
In Deutschland schrumpfte der Kohlenmarkt<br />
2008 um rund 5 Mio. t. Weil die Inlandsfördermenge<br />
um fast 4 Mio. t zurückgenommen<br />
wurde, blieb der Import stabil.<br />
Durch die Stahlkrise und die voraussichtlich<br />
geringere Stromnachfrage werden die Importe<br />
im laufenden Jahr um 20 % zurückgehen.<br />
Die Importpreise für Kraftwerkskohle<br />
sind vom Höchstwert im August 2009 von<br />
136 E t/SKE auf 83 E t/SKE im März 2009<br />
gesunken. Der Verein der Kohlenimporteure<br />
geht von einem weiteren Rückgang auf<br />
60 bis 65 E t/SKE zum Ende dieses Jahres<br />
aus. Auch der tendenziell wieder schwächer<br />
werdende US-Dollar könnte die Importe<br />
in Euro verbilligen.<br />
Der Verein der Kohlenimporteure setzt<br />
sich auch mit dem Klimawandel auseinander<br />
und will den Weg zur „grünen“<br />
Kohle mitgehen. So betonte der Vereinsvorsitzende,<br />
Dr. Erich Schmitz, der auch<br />
Mitglied der Geschäftsführung der E.ON<br />
Kraftwerke GmbH ist: „Der Steinkohleneinsatz<br />
für die Stromerzeugung ist zunehmend<br />
davon abhängig, wie es gelingt,<br />
der CO 2 -Problematik Herr zu werden“, mit<br />
Blick auf Chancen und Potenzial einer Reduzierung<br />
des Klimagases. Dies sei keine<br />
deutsche, sondern eine globale Aufgabe.<br />
Die Internationale <strong>Energie</strong>agentur (IEA)<br />
in London schätzt, dass die Stromerzeugung<br />
auf Kohlenbasis von heute 40 % bis<br />
zum Jahre 2030 auf 45 % wachsen wird.<br />
Zusätzlich zu den heute bereits jährlich<br />
verstromten 5 Mrd. t Kohle werden demnach<br />
weitere 2 bis 2,5 Mrd. t benötigt, um<br />
die weltweite Elektrizitätsnachfrage zu<br />
decken, vor allem der Entwicklungs- und<br />
Schwellenländer Asiens, Afrikas und Südamerikas.<br />
Der <strong>Energie</strong>hunger kann nur<br />
gestillt werden, wenn neben der Kohle<br />
alle weiteren Möglichkeiten der <strong>Energie</strong>umwandlung<br />
intensiv genutzt werden. In<br />
China beispielsweise ist dies der massive<br />
Aus<strong>bau</strong> von Kernenergie, Windkraft und<br />
anderen erneuerbaren <strong>Energie</strong>n.<br />
Bis zum Jahre 2030 wird die Weltbevölkerung<br />
um 1,5 Mrd. auf 8,2 Mrd. Menschen<br />
wachsen, die alle mit Strom versorgt werden<br />
wollen. Die Erderwärmung soll aber möglichst<br />
nicht weiter steigen. Deshalb müssen<br />
bei der Kohlenverstromung Techniken<br />
eingesetzt werden, mit deren Hilfe sich der<br />
CO 2 -Ausstoß verringern bzw. vermeiden<br />
lässt. Hierzu zählt Schmitz die Wirkungsgradverbesserung<br />
und die Entwicklung von<br />
Verfahren zur Kohlendioxidabtrennung und<br />
-lagerung, wie die CCS-Technologie (Carbon-Capture-Storage).<br />
Mit der heutigen<br />
Steinkohlenverbrennungstechnik werden<br />
Wirkungsgrade von 45 % erreicht. Diese<br />
sollen mit der sogenannten 700-°C-Technik<br />
auf 50 % gesteigert werden.<br />
„In Deutschland sind zurzeit Steinkohlenkraftwerke<br />
mit einer installierten Leistung von<br />
7 600 MW im Bau, 9 900 MW im Genehmigungsverfahren<br />
und 2 300 MW in Planung“,<br />
listet Schmitz auf. Er hofft: „Bei der Umsetzung<br />
dieses Bauprogramms sowie der langfristigen<br />
Umrüstung auf CCS-Technologie<br />
könnte sich die Struktur des deutschen Steinkohlenkraftwerksparks<br />
in einen sehr Klima<br />
schonenden Zustand hin entwickeln.“ Für<br />
den CO 2 -Ausstoß erwartet er eine Reduzierung<br />
um 80 % von 111 Mio. t CO 2 im Jahr<br />
2008 auf 21 Mio. t CO 2 im Jahr 2050.<br />
Ein Standortvorteil für Deutschland<br />
könnte die Schaffung einer CO 2 -Infrastruktur<br />
werden für Emissionen, die bei<br />
der Verbrennung von Kohle, Gas und Öl<br />
entstehen. „Wichtig ist, dass auf der Klimakonferenz<br />
im Dezember 2009 in Kopenhagen<br />
die großen CO 2 -Emittenten in<br />
ein Klimaschutzabkommen eingebunden<br />
werden und es zu einem weltweiten CO 2 -<br />
Zertifikatshandelssystem kommt.“<br />
<strong>berg</strong><strong>bau</strong> 8/2009 363