Gender Loops Curriculum
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5.1.2 Praktische Anregungen:<br />
Geschlechterkonstruktionen im Unterricht<br />
erfahrbar machen<br />
Die folgenden Methoden wurden im Rahmen des EU-<br />
Projekts „<strong>Gender</strong> <strong>Loops</strong>“ in zwei verschiedenen Klassen<br />
einer Fachschule für Sozialpädagogik in Berlin durchgeführt<br />
und mit den TeilnehmerInnen und den beobachtenden<br />
Lehrkräften im Anschluss reflektiert und diskutiert.<br />
Die hier dargestellten methodischen Angebote sind zum<br />
Einstieg in den Themenbereich „Geschlechterkonstruktionen<br />
in einer Kultur der Zweigeschlechtlichkeit“ geeignet.<br />
Sie sensibilisieren die Studierenden für Kriterien, anhand<br />
derer Geschlechtszuordnungen gesellschaftlich und<br />
individuell vorgenommen werden. Die Methoden bieten<br />
eine gute Grundlage für das Thema „Geschlechterreflektierte<br />
Pädagogik“ 73 und für die Unterrichtseinheit „Forschendes<br />
Studieren.“ 74<br />
(1) Präsentation und Reflektion des Films:<br />
Mein Leben in Rosarot<br />
(Regie: Alain Berliner; Drehbuch: Alain Berliner und<br />
Chris van der Stappen)<br />
Der Film befasst sich mit der Frage, was von einem siebenjährigen<br />
Jungen in seinem sozialen Umfeld erwartet<br />
wird. „Mein Leben in Rosarot“ zeigt, welche Mittel<br />
und Strategien notwendig sind, um als „richtiger Junge“<br />
anerkannt zu werden und macht sichtbar, was im Alltagswissen<br />
als selbstverständlich und natürlich gilt und<br />
damit verdeckt wird. Der Film erzählt von der machtvollen<br />
Struktur der Kultur der Zweigeschlechtlichkeit<br />
und verdeutlicht, dass diese eng mit dem Thema der sexuellen<br />
Orientierung in Verbindung steht. „Mein Leben<br />
in Rosarot“ unterstreicht anschaulich, dass Geschlecht<br />
nicht in einem machtleerem Raum hergestellt wird (Doing<br />
<strong>Gender</strong>), sondern in alltäglich umkämpften Feldern<br />
wie Familie, Schule, Nachbarschaft und Arbeitsplatz<br />
etc.<br />
Filmbeschreibung:<br />
„Der siebenjährige Ludovic Fabre spielt gerne mit Puppen<br />
und möchte Kleider tragen. Er träumt von der romantischen<br />
Hochzeit mit dem Nachbarsjungen und<br />
Freund Jérôme, doch seine Umgebung in einem Pariser<br />
Vorort ist nicht sehr angetan vom Verhalten des Jungen.<br />
Seine Eltern gehen mit ihm zu einer Psychiaterin, doch<br />
auch das trägt wenig Früchte. Seine Familie wird in der<br />
Nachbarschaft mehr und mehr geschnitten. Zum Eklat<br />
kommt es, als Ludovic während einer Aufführung des<br />
Schultheaters von Schneewittchen und die sieben Zwerge<br />
das Schneewittchen auf dem Klo einsperrt, um sie während<br />
der Kussszene mit Jérôme als Prinz zu ersetzen. Die<br />
Familie bekommt die soziale Ausgrenzung in ihrer Umge-<br />
73 Vgl. Kapitel 5.2 dieses Bandes.<br />
74 Zum „Forschenden Studieren“ vgl. Kapitel 3 in diesem Band.<br />
bung voll zu spüren, eine Petition der anderen Eltern an<br />
den Schulleiter zwingt Ludovic die Schule zu wechseln.<br />
Ludovics Vater verliert seinen vorher sicher geglaubten<br />
Job und eines Morgens entdecken sie gegen ihren Sohn<br />
gerichtete Schmierereien am Garagentor“ (Filmbeschreibung:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Leben_in_Rosarot).<br />
Filmauswertung:<br />
Die Auswertung des Films im Seminar kann in zwei<br />
Schritten erfolgen:<br />
In einem ersten Schritt können die Studierenden unter<br />
den Fragestellungen:<br />
• Welche Assoziationen fallen Ihnen zu diesem Film ein?<br />
• Welche Themen behandelt der Film?<br />
erste Eindrücke besprechen. Die Antworten sollten möglichst<br />
gesammelt und nach den unterschiedlichen Rückmeldungen<br />
eingeordnet werden.<br />
In einem zweiten Schritt können Sie konkreter auf bestimmte<br />
Rückmeldungen eingehen. Weitere genannte<br />
Themenfelder können später wieder aufgegriffen werden.<br />
Mögliche Konkretisierungen:<br />
• Welche Reaktionen und Gefühle löst der Film in Ihnen<br />
aus?<br />
• Gab es Szenen, die Ihnen vertraut vorkamen? Wenn<br />
ja, warum?<br />
• Hat der Film Sie in bestimmter Weise irritiert? Wenn<br />
ja, warum?<br />
• Welche Aussagen trifft der Film zur „Kultur der<br />
Zweigeschlechtlichkeit“ und zum „Doing <strong>Gender</strong>“?<br />
(2) „Köpfe tauschen“<br />
(Christiane Kohrs stellt diese Methode in „Abenteuer<br />
Fairness“, einem Arbeitsbuch zum <strong>Gender</strong>training vor,<br />
das von Christiane Burbach und Heike Schlottau im Jahr<br />
2001 herausgegeben wurde.)<br />
Zielsetzung: Vorrangiges Ziel dieser Methode ist die Sensibilisierung<br />
für gesellschaftliche Konstruktionen von Geschlechterstereotypen.<br />
Die Studierenden machen die Erfahrung,<br />
dass der Kategorie Geschlecht Zuschreibungen<br />
und Bewertungen zugrunde liegen und dass sie selber<br />
nicht frei von stereotypen Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern<br />
sind.<br />
Die Auswertung der Methode dient weiterhin der<br />
Überprüfung, wie die Studierenden Geschlecht im Alltag<br />
wahrnehmen und inwieweit sie und andere sich bereits<br />
von Stereotypen freigemacht haben.<br />
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