magazin für lebensaspekte und glauben 0212 - Stiftung Gott hilft
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GOD HELPS UGANDA// NEUE MEDIEN – SEGEN FÜR EIN ENTWICKLUNGSLAND?<br />
Neue Medien –<br />
Segen für ein<br />
Entwicklungsland?<br />
Urs <strong>und</strong> Ursula Klauser haben die<br />
Arbeit für God Helps Uganda, das<br />
Entwicklungsprojekt für Waisenkinder<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Gott</strong> <strong>hilft</strong>,<br />
aufgenommen. Sie erleben das<br />
afrikanische Land im Blick auf die<br />
mobile Kommunikation als überraschend<br />
fortschrittlich, manchmal<br />
auch irritierend. Sie berichten:<br />
URS UND URSULA KLAUSER | LEITER GOD HELPS UGANDA<br />
Als wir vor beinahe 30 Jahren in Tansania als<br />
Werkmissionare für die Mbalizi evangelistic Church<br />
arbeiteten, gab es erst in wichtigen Büros oder<br />
Organisationen ein Festnetz-Telefon. Dafür Berge<br />
von Papier <strong>und</strong> Ordner.<br />
Damals musste man sich einen Abend reservieren,<br />
um nach Europa zu telefonieren. Man besuchte<br />
Fre<strong>und</strong>e, bestellte dort beim «Telefon-Operator»<br />
in der Hauptstadt eine Verbindung – <strong>und</strong> ass mit<br />
ihnen. Bis die Leitung stand, konnte eine St<strong>und</strong>e<br />
vergehen.<br />
Ursula schrieb daher in den elf Jahren in Tansania<br />
H<strong>und</strong>erte von Briefen. Doch schon 1997 entdeckten<br />
wir da Menschen auf der Strasse mit der<br />
Hand am Ohr. Das Handyzeitalter hatte Afrika erfasst!<br />
Mobile Kommunikation in Kampala<br />
2012 gibt es in Kampala, der Hauptstadt Ugandas,<br />
alles, was die moderne Kommunikation in Europa<br />
prägt – bis hin zum grossen Flachbildfernseher in<br />
den Restaurants. Dieser wird nie abgeschaltet.<br />
Wer ein Gespräch führen will, muss sich so setzen,<br />
dass er davon nicht abgelenkt wird.<br />
Über weite Teile des Landes kann man mit dem<br />
Handy telefonieren. Um immer anrufen zu können,<br />
benutzen viele Leute Handys, die zwei SIM-Karten<br />
unterschiedlicher Anbieter fassen. Etliche tragen<br />
bis zu drei Handys auf sich, um immer auf<br />
Empfang zu sein. Ob im Büro des Bischofs, in einem<br />
Regierungsbüro oder bei Fre<strong>und</strong>en – das<br />
Handy ist dabei <strong>und</strong> kann jederzeit das Gespräch<br />
unterbrechen. SMS sind weniger üblich. Das ist<br />
den meisten zu kompliziert <strong>und</strong> dauert zu lange.<br />
Das Handy als Segen<br />
In dem grossen, weiten Land hat das Handy zweifellos<br />
seine Vorteile. Ein Beispiel: Ich warte kurz<br />
nach sieben Uhr im Auto auf den Patienten, welchen<br />
wir 22 km nach Kampala ins Spital zur Kontrolle<br />
seines verletzten Beines bringen sollen. Dank<br />
der mobilen Kommunikation waren Planung <strong>und</strong><br />
Koordination leicht machbar.<br />
Ich schätze es auch, im Auto auf dem Laptop einen<br />
Text wie diesen zu schreiben <strong>und</strong> dann mit<br />
Mobile-Internet zu versenden. Mir fehlt eigentlich<br />
nur noch ein Solar-Stromladegerät, dann wäre ich<br />
perfekt ausgerüstet. Durch die neuen Medien wie<br />
Facebook oder Skype bin ich auch in Afrika zeitgleich<br />
mit Fre<strong>und</strong>en in Kontakt, sobald ich das will!<br />
Heute können sich weisse Mitarbeitende aus Europa<br />
mit ihren Familien täglich austauschen <strong>und</strong><br />
an ihrem Leben teilhaben. Früher mussten sie 6<br />
Wochen auf einen Brief warten, der vielleicht gar<br />
nie ankam. Kliniken, Büros <strong>und</strong> sogar die Marktfrau<br />
können wir anrufen, bevor wir (vielleicht vergeblich)<br />
hingehen. Wir können Bestellungen <strong>und</strong><br />
Reservationen platzieren oder Termine festlegen,<br />
ohne uns durch verstopfte Strassen zu drängeln.<br />
Auch die Afrikaner können sich eine Welt ohne<br />
Handy kaum mehr vorstellen. The World is a Village.<br />
Die wichtigen Kontakte zu den Verwandten im<br />
Land sind durch das Handy einfacher geworden.<br />
Auch in Afrika haben sich Menschen durch Bildung<br />
<strong>und</strong> das verbesserte Verkehrswesen über<br />
das ganze Land verstreut, dorthin wo es Arbeit<br />
gibt. Viele unterstützen vom Lohn ihre Familie zu<br />
Hause.<br />
Die Kehrseite<br />
Der Umgang mit den neuen Medien benötigt Disziplin.<br />
Und gutes Geld: für Handys, SIM-Karten,<br />
Computer <strong>und</strong> Internetgebühren.<br />
Auch kommen über diese Kommunikationsmittel<br />
nicht nur positive Nachrichten sondern auch negative<br />
Einflüsse ins Land. Das verändert die Kultur<br />
nicht nur positiv. Junge Frauen wollen die Mode<br />
von Europa. Man will durch Beauty auffallen. Es<br />
gibt unzählige Hairstyle- <strong>und</strong> Beautysalons. Und<br />
überfüllte Kleidershops. Mode ist ein wichtiges<br />
Thema in den Zeitungen. Auf dem Land ist die<br />
westliche Mode noch nicht ganz angekommen,<br />
einfach weil sie teuer ist.<br />
Mobile Kommunikation<br />
erleichtert Planung<br />
<strong>und</strong> Koordination<br />
Kurzes Fazit<br />
Die neuen Medien machen das Leben einfacher,<br />
schneller, bequemer, aber nicht in jeden Fall besser.<br />
Auch in Afrika scheint das klingelnde Handy<br />
wichtiger zu sein, als der Mensch, mit dem ich gerade<br />
im Gespräch bin. Wir müssen die neuen Medien<br />
kontrollieren <strong>und</strong> da einsetzten wo sie für uns<br />
nützlich sind. Und wir müssen sie im Griff haben<br />
<strong>und</strong> nicht umgekehrt.<br />
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