November 2014
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Kunos Kolumne<br />
Foto: Simone Glauser<br />
Realität und Illusion<br />
Das bewegte Bild auf der Leinwand im dunklen Kinoraum wird geheimnisvoll<br />
durch einen hauchdünnen Film projiziert. Geschichten werden<br />
uns als Lichtspieltheater vor Augen geführt. Die Frage, was Realität<br />
oder Illusion ist, wurde durch diese Kunstform nochmals neu gestellt.<br />
Bilder in allen Erscheinungsformen beeinflussen die Empfindungen der<br />
Zuschauer. Der Erfolg der Filmindustrie mit Blockbustern und TV-Serien<br />
zeigt, dass tränenrührende oder angsteinflössende Emotionen gefragt<br />
sind. Wir sind durchaus bereit, dafür Zeit und Geld herzugeben. Offensichtlich<br />
befriedigt diese Illusionswelt ein wichtiges Bedürfnis. Im Kino<br />
und in der TV-Stube wird die Illusion zur Wirklichkeit. Unsere Freuden<br />
und Ängste beim Betrachten eines Filmes sind real. Der Mord als Lichtbild<br />
in Multicolor lässt den Angstschweiss perlen. Mit einem Bein stehen<br />
wir selbst im Film, als Stellvertreter der Wirklichkeit. Nur noch die Pommes<br />
Chips und das Bier halten uns im wirklichen Leben.<br />
Realität und Illusion sind schwierig auseinanderzuhalten, sie ergänzen<br />
einander und vermischen sich. Am Märtplatz gibt es Menschen, die sich<br />
mit inneren Ängsten auseinandersetzen müssen, da sie manchmal eine<br />
gesellschaftliche Beteiligung verhindern. Mit solchen Ängsten belastet,<br />
geht man nicht gerne zur Schule, sondern verkriecht sich lieber in seinen<br />
eigenen vier Wänden. Sind diese Ängste real oder nicht? Sicher<br />
ist, dass sich Ängste nicht abschalten lassen wie ein TV-Gerät. Solche<br />
Beeinträchtigungen lassen sich nicht einfach als Illusion deklarieren und<br />
mit vernünftigen Erklärungen «wegcoachen». Am Märtplatz unterstützen<br />
wir die jungen Menschen dabei, Ängste abzubauen oder einen besseren<br />
Umgang damit zu finden. Dabei gibt es nicht eine bestimmte Methode.<br />
Als Wegbereiter für die persönliche Entwicklung und eine gute Zusammenarbeit<br />
helfen gegenseitiges Vertrauen, Beharrlichkeit, Geduld und<br />
ein freundlicher Umgang.