21.11.2014 Aufrufe

Gottes Wort - Steinerlh.de

Gottes Wort - Steinerlh.de

Gottes Wort - Steinerlh.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dies gilt aber auch für die von Mahatma Gandhi postulierten "sieben Todsün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Welt":<br />

– Reichtum ohne Arbeit,<br />

– Genuss ohne Gewissen,<br />

– Wissen ohne Charakter,<br />

– Geschäft ohne Moral,<br />

– Wissenschaft ohne Menschlichkeit,<br />

– Religion ohne Opferbereitschaft und<br />

– Politik ohne Prinzipien.<br />

Für diese Einsichten braucht es keine <strong>Gottes</strong>furcht – dafür ist lei<strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r<br />

festzustellen, dass scheinbar auch "Gläubige" von <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Todsün<strong>de</strong> noch nie etwas gehört haben. Den großen Religionen ist anzulasten,<br />

dass sie es weitgehend versäumt haben, sich mit <strong>de</strong>m Menschen zu entwickeln<br />

und ihn zu einem mündigen Bürger zu erziehen. Die „gute Tat“ z.B. ist nichts wert,<br />

wenn sie nur <strong>de</strong>shalb geschieht, weil jemand Angst vor <strong>de</strong>m Fegefeuer o<strong>de</strong>r gar<br />

<strong>de</strong>r Hölle hat. Wertvoller wäre es, <strong>de</strong>m „Nächsten“ (gemeint ist eher die<br />

„Gemeinschaft“) aus persönlicher Überzeugung zu dienen.<br />

Zusammenfassend steht für mich fest, dass <strong>de</strong>r Glaube (zumin<strong>de</strong>st im christlichen<br />

Sinne) in vielerlei Hinsicht nützlich und sinnvoll ist - solange es an <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Einsicht eines je<strong>de</strong>n Einzelnen zu einem aktiven sozialen Verhalten mangelt, er<br />

mental davon profitiert und er sich we<strong>de</strong>r fanatisch noch missionarisch gebär<strong>de</strong>t.<br />

Insofern tut die Politik gut daran, sich an christlichen Glaubenssätzen zu orientieren<br />

und die Kirchen zu stützen.<br />

Ich glaube an die Evolution und an eine Selektion durch <strong>de</strong>n Wettbewerb. Die Natur<br />

als Oberbegriff allen Seins ist nämlich <strong>de</strong>utlich sichtbar darauf ausgelegt, dass sich<br />

stets <strong>de</strong>r "Stärkere" durchsetzt und <strong>de</strong>n "Schwächeren" ausson<strong>de</strong>rt. Eine solche Stärke<br />

ergibt sich fraglos aus einer gut funktionieren<strong>de</strong>n Gemeinschaft. Diese Solidarität war<br />

zu allen Zeiten ein wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r Religionen und ist es immer noch. Wenn<br />

sich <strong>de</strong>r einzelne Mensch nun aus diesem System ausklinken und lediglich als<br />

Individuum auftreten will, müsste er dieses Prinzip durchbrechen und Stärke durch<br />

Klugheit, Verantwortungsbereitschaft und Toleranz ersetzen. Dies kann jedoch nur<br />

funktionieren, wenn alle mitmachen und wird von daher für alle Zeiten nicht mehr als<br />

ein frommer Wunsch bleiben.<br />

Der viel zitierte "mündige Bürger", <strong>de</strong>r Verantwortung auch für an<strong>de</strong>re übernimmt, ist<br />

mittlerweile eine Mär. Auch wenn diese Formulierung überspitzt und provokativ ist,<br />

besteht unser Staat anscheinend nur noch aus einem "verantwortungslosen<br />

Gesin<strong>de</strong>l". Wie will man das an<strong>de</strong>rs formulieren, wenn offensichtlich und zunehmend<br />

die bedingungslose persönliche Freiheit und/o<strong>de</strong>r die rücksichtslose Vermehrung <strong>de</strong>s<br />

persönlichen Reichtums als Lebenszweck in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rückt? Die Schere<br />

zwischen „arm“ und „reich“ immer größer wird? Nur noch das als „recht“ empfun<strong>de</strong>n<br />

wird, das einem persönlich nützt? Ohne eine solche Verantwortungslosigkeit wäre die<br />

Banken- und Finanzkrise, die uns seit 2008 beschäftigt und von <strong>de</strong>r noch niemand<br />

weiß, wie sie ausgehen wird, nicht <strong>de</strong>nkbar. Da klingt <strong>de</strong>r römische Philosoph Seneca<br />

(ca. 1 – 65 n.Chr.) eher befremdlich: „Es kann niemand ethisch verantwortungsvoll<br />

leben, <strong>de</strong>r nur an sich <strong>de</strong>nkt und alles seinem persönlichen Vorteil unterstellt. Du<br />

musst für <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren leben, wenn du für dich selbst leben willst.“<br />

-6-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!