Dokumentation 2013 - Theatertreffen
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HANNOVER<br />
Studierende der Hochschule für Musik,<br />
Theater und Medien Hannover<br />
NACH MOSKAU? –<br />
NACH TSCHECHOW<br />
nach „Drei Schwestern“<br />
Übersetzung Peter Urban<br />
ES SPIELTEN:<br />
Florence Adjidome, Björn Boresch,<br />
Carsten Faseler, Ayana Goldstein,<br />
Samuel Koch, Robert Lang, Denia Nironen,<br />
Benjamin Nowitzky, Leonie Rainer,<br />
Johannes Schuhmacher, Lisa Marie Stoiber<br />
Regie: Jan Konieczny<br />
Verlag der Autoren, Frankfurt<br />
ZUR PRODUKTION<br />
3. Jahrgang<br />
Vier Wochen Leseproben und fünf Wochen<br />
Bühnenproben<br />
Premiere 29. November 2012<br />
im Studiotheater Hannover<br />
Ursprüngliche Länge drei Stunden dreißig<br />
12 Vorstellungen der Langfassung<br />
4 Vorstellungen kurze Fassung<br />
Wer kennt sie nicht, die drei Schwestern und ihre<br />
Sehnsucht. „Nach Moskau! Nach Moskau!“<br />
Heraus aus dem eingeschränkten Leben in der<br />
russischen Provinz, weg von der herrschsüchtigen<br />
Schwägerin, die sie mehr und mehr aus<br />
ihrem Haus verdrängt. Weg von dem spielsüchtigen<br />
Bruder, der ihren Anteil am Erbe<br />
verspielt hat. Nie werden sie nach Moskau<br />
kommen. Und auch die zweite Hoffnung auf<br />
ein erfülltes Leben durch Arbeit wird scheitern.<br />
Eine realistische Bühne, ein kleiner Guckkasten<br />
mit zwei Zimmern, Enge. Dann nur das<br />
Bett der Schwestern Olga und Irina, ihre Insel<br />
im sturmgepeitschten Alltag. Obwohl die<br />
Schauspieler vom ersten Akt gerade mal den<br />
Schluss andeuten, den vierten hier ganz weglassen<br />
mussten, geht nichts vom Kern der<br />
Geschichte verloren. Sich selbst betrügen und<br />
betrogen werden. Schön drastisch gelingt den<br />
Schauspielern der Versuch im Haus der<br />
Schwestern, durch Geselligkeit etwas Heiterkeit,<br />
Ausgelassenheit zu beschwören, bis hin<br />
zum Tanz von Irina auf dem Tisch. Ingesamt<br />
herrscht eine manchmal etwas derbe Tragikomik,<br />
ein bisschen viel Russen-Klischee, dann<br />
gelingt wieder eine Zartheit, ein hübsch zweideutiges<br />
Spiel mit dem Text. Der bemüht<br />
sachlich geführte Dialog von Mascha und dem<br />
Oberst etwa wird begleitet von sexuellen<br />
Handgreiflichkeiten. Sehr komisch! Insgesamt<br />
ist die Spielweise des Ensembles etwas zu<br />
unterschiedlich, einige neigen zur komischen<br />
Nummer, andere füllen ihre Figur mehr<br />
psychologisch. Auch bemerkenswert, wie selbstverständlich<br />
Samuel Koch in das Ensemble<br />
integriert ist. Als illusionsloser Arzt im<br />
Rollstuhl zeigt er eine überzeugende Leistung.<br />
Er fährt aggressiv, er fährt komisch und immer<br />
virtuos. Jeder Blick, jeder Satz kommt ganz von<br />
innen, trocken und leise.<br />
Große Begeisterung und Preis der Studierenden<br />
für einen heiteren, temperamentvollen<br />
Tschechow. uk<br />
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